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GRANDHOTEL GIESSBACH
Die Zeitoase
Die Reise zum Grandhotel Giessbach ist auch eine Zeitreise. Fährt man per Auto, stellt sich mit jedem Höhenmeter mehr Ruhe ein. Nimmt man das Schiff, klettert man mit einer 140-jährigen Standseilbahn den berühmten Wasserfällen entgegen, die seit 1840 abends beleuchtet werden.
Ist man im Hotel angekommen, tut sich eine neue alte Welt auf. Die von Belle Epoque Turmspitzen, von historischen Wandgemälden, von alten gepflegten Parketten und auch von Dutzenden historischer Pflanzensorten wie der Hortensie Thomas Hogg aus dem Jahr 1876 oder der Dalie White Aster von 1879, welche in liebevoller Kleinarbeit von Pro Specie rara gepflegt und der Nachwelt erhalten werden.
Nach vielen Renovationen erstrahlt das vom Umweltschützer Franz Weber in einer beispiellosen Aktion 1983 (für das Schweizer Volk) gerettete Hotel, über welches seither die Stiftung wacht, in neuem Glanz. Höhepunkt war 2004 die ICOMOS-Auszeichnung als internationales historisches Hotel. Nach Jahren des Aufbaus hat ein passioniertes Team den Erfolg des Hotels mit seiner 22 Hektaren grossen Parkanlage, für welche zukünftig ein Ranger verantwortlich zeichnet, Jahr um Jahr gesteigert. Erstmals wird das Hotel nun ganzjährig seine Tore öffnen für Gäste, welche beim traumhaften Abendblick über den Brienzersee die Zeit vergessen wollen.
Mark von Weissenfluh, Sie zeichnen mit viel Engagement für die Leitung verantwortlich.
Wir stecken unser Marketinggeld in die Erzielung von Mehrwert für unsere Gäste. So haben wir einen Nostalgiepass geschaffen, der unseren Gästen den kostenlosen Zugang zur Brienzersee Schiffahrt, zur historischen Rothornbahn (auch mit Dampflokomotiven betriebene Zahnradbahn bis 2244m) und zum Ballenberg Freilichtmuseum bietet. Und wir weiten die Saison aus…
Das entspricht nicht wirklich dem Trend…
Wir lieben es antizyklisch zu handeln (alle lachen). So reaktivieren wir gerade den Gemüsegarten von 1897, nach dem Motto «vom Garten auf den Teller». Kein neuer Trend, sondern etwas, was vor 100 Jahren schon da war. Nachhaltigkeit fliesst auf vielen Ebenen ganz natürlich in den Giessbach-Alltag ein: wir nutzen Fleisch vom Bauer nebenan, haben einen eigenen Imker, damit unseren eigenen Bienenhonig, arbeiten an einer eigenen Seife mit einer der letzten französischen Familien-Manufakturen auf diesem Gebiet.
Ein extrem hoher Stammgästeanteil?
Viele, die sich 1983/84 an der Rettung des Hotels beteiligt haben, kommen bis heute hierher, resp. deren Nachkommen. Internationale Gäste sind manchmal erstaunt, dass das Hotel nicht nur eine historische Fassade hat, sondern auch im Inneren Geschichte lebt. Wir wurden ja vom Kunstmuseum Bern mit Werken ausgestattet, darunter solche von Davinet oder Giron mit seinem fast 7m breiten Grossformat ‚Schwingfest in den Alpen‘, eine schöne Hochzeits- und Feierkulisse.
Man spürt Eure Begeisterung…
Wir wissen, dass ein solch altes Haus nie perfekt sein kann, gemessen an den heutigen Bedürfnissen. Gerade dies macht aber den Charme aus und ist der Grund, weshalb wir alle mit Herzblut und Begeisterung hier zu Werke gehen. Das ist auch der Grund für eine grossartige Teamarbeit.
Der Wasserfall?
... übt immer noch eine magische Anziehungskraft aus, wird von vielen Gästen als Kraftort empfunden. 2019 war der oberste Befehlshaber der chinesischen Armee war mit einer Delegation bei uns. Er entwischte kurz seinen Betreuern und liess sich vom Rauschen des Wasserfalls verzaubern! Er war beeindruckt vom Frieden und der perfekten Ausrichtung der Hotelanlage mit See und Wasserfall à la Feng Shui.
Auch in der Küche habt ihr einen Zauberlehrling?
Unser Executive Chef Lukas Stalder hat seit anfangs 2018 hervorragende Arbeit geleistet. Wir streben überall Bioqualität an, von den Eiern über das Kalb bis zum eigenen Tofu und Einmachfrüchten. Tiere werden vollverwertet, vegan, vegetarisch gehört dazu. Das Weinsortiment wird mit kleinen Familienbetrieben ausgeweitet. Gesundheit und Kräuter mit einem Experten wie dem emeritierten Professor und Experten Klaus Amman, genauer anzuschauen, entspricht unserem Qualitätsanspruch. Mit einem Archivar treiben wir die Digitalisierung des riesigen Archivs voran.
Was bietet der Winter?
Da wird unsere Location äusserlich ruhiger. Eis dämpft die Gischt des Wasserfalls. Innen wandelt sich unser „Märchenschloss“ von November bis März zu einer „privaten“ Eventlocation, die ihresgleichen sucht. Schweizer und internationale Musikgrössen können an den Giessbach Sessions hautnah miterlebt werden, an Unplugged Konzerten im Salon Belle Eopque vor nur gerade 200-250 Gästen. Tagsdarauf frühstückt man gemeinsam. Eine ganz spezielle Atmosphäre, meditativ und elektrisierend zugleich.
WWW.GIESSBACH.CH
3855 Brienz | Switzerland
Daniel Chardon im Gespräch mit Mark von Weissenfluh, Hoteldirektor im Grandhotel Giessbach