act 1 | MÄRZ - MAI 2010
Die Akte Andritz Kopenhagen – Floppenhagen Ökoregion Kaindorf Verlagspostamt 1100 Wien • P.b.b. DVR. Nr. 0462276 • Zulassungsnr. 02Z033302M
Ziviler Widerstand in Zeiten des Klimawandels
Internationale Greenpeace Aktionen Weltweit für den Schutz des Klimas
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Editorial
Inhalt act intro
Wenige Tage vor den UN-Klimaverhandlungen in Kopenhagen treffen sich viele Staatschefs auf dem Iberoamerika-Gipfel in Lissabon. Greenpeace besteigt den Turm von Belem und fordert die PolitikerInnen mittels Transparent auf, die Klimaerwärmung zum wichtigsten Thema zu machen. Der übersetzte Text auf dem Banner: „Unser Klima, eure Entscheidung“. Foto: GP/ Pedro Armestre
Peking, China, 12. 12. 2009 Der 12. Dezember 2009 wird zum globalen Aktionstag für den Klimaschutz. Weltweit fordern Menschen, dem Klimaschutz die notwendige Aufmerksamkeit zu widmen. Von Peking aus schicken traditionelle chinesische Trommler eine dringende Nachricht auf den Weg nach Kopenhagen: „Time is running out“ – die Zeit läuft uns davon.
Foto: GP/Teresa Novotny
Lissabon, Portugal, 30. 11. 2009
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INTERNATIONALE AKTIONEN
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EDITORIAL
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KOPENHAGEN – FLOPPENHAGEN Die UN-Klimaverhandlungen sind gescheitert. Ein Blick auf die Positionen der wichtigsten Verhandlungspartner zeigt, warum.
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UMWELTLAND IST ABGEBRANNT Österreichs Klimapolitik ist peinlich.
Sichtbar machen Heutzutage buhlen viel mehr Eindrücke um unsere Aufmerksamkeit, als wir verarbeiten können. Dennoch werden ganz wesentliche Dinge ausgeblendet. Die meisten von uns essen Fleisch, aber woher es kommt, wie die Tiere gelebt haben, wie sie gestorben sind, das wollen wir nicht so genau wissen. Wäre es nicht ehrlicher, schon den Jugendlichen in den Schulen Bilder von Schlachthöfen und Tierfabriken zu zeigen? Um der Wahrheit willen und weil erst dann ihre Essenswahl wirklich frei ist?
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„Windkraftwerke“, heißt es, „verschandeln die Landschaft.“ Doch die weithin sichtbaren Rotorblätter sind ganz leicht wieder abgebaut. Atommüll hingegen strahlt unsichtbar – jahrtausendelang. Gefahr hat selten eine Farbe, oft nicht einmal eine Gestalt.
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„NUR WER ETWAS TUT, KANN ETWAS VERÄNDERN“ Sechs oststeirische Gemeinden schließen sich zur „Ökoregion Kaindorf“ zusammen und zeigen, wie Klimaschutz funktioniert.
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ERFOLGE
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CCS: DIE NEUE RISIKOTECHNOLOGIE Die Industrie träumt davon, in Österreich abgeschiedenes CO2 unter die Erde zu pumpen – eine ganz schlechte Idee.
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FOLLOW UP
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DIE AKTE ANDRITZ Passiert irgendwo Umweltzerstörung im großen Stil, ist auffällig oft die Andritz AG in der Nähe.
Foto: Lu Guang / GP
Am Ankunftstag der Staatschefs in Kopenhagen klettern australische AktivistInnen auf die Oper von Sydney. Sie lassen vom Dach des weltberühmten Gebäudes ein 100 Quadratmeter großes Transparent herunter, das da sagt: „Schluss mit Politik. Klimavertrag jetzt“. Heute wissen wir: Am Ende siegte in Dänemark doch wieder die Politik. Foto: Dean Sewell / GP
Mexiko-Stadt, Mexiko, 4. 2. 2010 In der mexikanischen Hauptstadt entrollt Greenpeace ein 21 Meter langes Banner, auf dem der aztekische Regengott Tlaloc um Hilfe gebeten wird. Vielleicht gelingt es den führenden Weltpolitikern und der mexikanischen Regierung mit seiner Unterstützung, ein bindendes und starkes Klimaabkommen auf die Beine zu stellen. Foto: Agustin Martinez / GP
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Foto: GP/ Vinai Dithajohn
Sydney, Australien, 15. 12. 2009
Gentechnisch veränderte Organismen? Für das normale Auge nicht zu erkennen. Pestizide? Man sieht sie nicht, man hört sie nicht, tödlich sind sie dennoch. Erst unlängst hat eine gesamteuropäische Studie belegt, dass der Einsatz von Spritzmitteln die Zahl der Arten auf den Feldern halbiert. Anfang Februar erhielt die Andritz Hydro GmbH den Staatspreis für Umwelt und Energietechnologie 2010 und damit viel Aufmerksamkeit. Unsichtbar bleiben die Zerstörungen, an denen die Andritz AG andernorts beteiligt ist. Weit weg – und damit weniger sichtbar (siehe auch Seite 14). Greenpeace bemüht sich seit jeher, auch das Verdrängte, das Unangenehme, sichtbar zu machen. Denn die Wahrheit ist den Menschen zumutbar. Roman Kellner Chefredakteur des „act“
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ZIVILER UNGEHORSAM AUF DEM ROTEN TEPPICH Zwanzig Tage Untersuchungshaft nach einer symbolischen Aktion? Wie ist das mit dem zivilen Ungehorsam in Zeiten des Klimawandels?
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DAS LOS DER PROPHETEN Die Notwendigkeit von Weitblick und die Schwierigkeit, richtig zu liegen.
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FILMTIPP: JAGDZEIT
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ERBSCHAFTSRATGEBER VON GREENPEACE AKTIONSAKADEMIE 2010 LESETIPP: DAS GREENPEACE MAGAZIN
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CARTOON VON GERHARD HADERER
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EISBÄRENPATENSCHAFT ANTWORTKARTE 03
Das Ergebnis der größten Klimakon-
ferenz aller Zeiten ist enttäuschend. Rund 120 Staats- und Regierungschefs und eine nie dagewesene Weltöffentlichkeit konnten nicht verhindern, dass man bei vagen Absichtserklärungen blieb. Angesichts dieses Resultates ist diesmal selbst die übliche Schönfärberei durch die politisch Verantwortlichen ausgeblieben. Geeinigt hat man sich auf einen unverbindlichen „Kopenhagen Akkord“, in dem immerhin anerkannt wird, dass zwei Grad Erwärmung ein Problem sind, ohne irgendwelche verbindlichen Handlungen daraus abzuleiten. Einzig ein kleines Finanzpaket für Entwicklungsländer schaute noch dabei heraus.
KOPENHAGEN – FLOPPENHAGEN Bei den UN-Klimaverhandlungen in Kopenhagen siegte nationale Interessenspolitik über den Willen, ein globales Problem zu lösen. Ein Blick auf die wichtigsten Verhandlungspartner und ihre Standpunkte zeigt, warum trotz der Dringlichkeit nichts weiterging. von Bernhard Obermayr*
Alles begann 2007 in Bali. Damals hat man vereinbart, sich zwei Jahre Zeit zu nehmen, um ein neues globales Klimaabkommen zu vereinbaren. Im Kern ging es um drei Ziele: Erstens sollte Kyoto mit einer zweiten Verpflichtungsperiode und dramatisch gesteigerter Ambition fortgeschrieben werden. Zweitens suchte man ein dazu passendes Abkommen, welches auch den Nicht-Kyoto-Teilnehmer USA einbezieht. Und schließlich sollten die großen Entwicklungsländer zu verbindlicheren, aber technologisch und finanziell unterstützten Klimamaßnahmen bewegt werden. Die folgenden zwei Jahre waren geprägt von wechselseitigen Misstrauen fördernden Maßnahmen: Die USA provozierten die Welt mit ihren unwürdigen Senatsspielchen, bei denen es nicht einmal um ernst zu nehmende CO2-Reduktionen ging. Die EU langweilte mit ihrem alten Glanz als Klimavorreiter und ihren völlig unzureichenden 20 bzw. eventuell 30 Prozent Reduktion bei möglichst großzügiger Anwendung aller denkbaren Schlupflöcher. China verwirrte die Welt mit Ankündigungen, die aufgrund fehlen-
der Daten und unklarer Formulierungen nicht nachzurechnen waren. Die Verhandlungen zwischen Bali und Kopenhagen verstrichen weitgehend ergebnislos, es dominierten wechselseitige Schuldzuweisungen. In Kopenhagen stellten nun alle entscheidenden Länder ihre Innenpolitik sowie Lobbyinteressen der fossilen Industrie über die langfristigen Überlebensfragen, wie im folgenden Text nachzulesen ist. Diese beiden Blockaden müssen möglichst rasch gebrochen werden. Nur dann gibt es eine Chance, zu einer globalen Handlungsfähigkeit zu finden. Nächster und vielleicht letzter Versuch: Mexiko im Dezember 2010.
USA Barack Obama reiste als Hoffnungsträger und frisch gebackener Nobelpreisträger nach Kopenhagen. Seine Rede strotzte aber vor Untergriffen gegen China und brachte nichts Neues. Das Publikum für die Rede saß offensichtlich nicht in Kopen-
Im Endeffekt verhandelte Obama mit allen BASIC-Ländern ein schwaches Ergebnis ... hagen, sondern in Nebraska oder Kentucky und vor allem in Washington D.C. Politisch interessant wurde es in der letzten Nacht. Da platzte Obama in ein Treffen der BASIC Länder (Brasilien, Südafrika, Indien und China), um mit dem chinesischen Premier Wen Jiabao zu reden. Überliefert ist ein ungeduldiger US-Präsident, der vor der Tür rief: „Mr. Premier, are you ready to see me? Are you ready? Mr. Premier, are you ready to see me? Are you ready?“ Im Endeffekt verhandelte Obama mit allen BASIC-Ländern ein schwaches Ergebnis, rauschte zum Flughafen ab und
verkündete den Deal dort bei einer Pressekonferenz, noch ehe die Mehrheit der Länder das Papier gesehen hatte.
EU Die EU war die große Enttäuschung und der große Verlierer von Kopenhagen. Nichts war mehr übrig vom Glanz des Klimavorreiters vergangener Tage. Das Beharren darauf, mit dem 20-Prozent-Reduktionsziel ohnedies besser zu sein als der
Die EU war die große Enttäuschung und der große Verlierer von Kopenhagen. Rest wirkte tragisch, eher trotzig der Standpunkt, nur dann auf 30 Prozent zu erhöhen, wenn auch andere mitmachen, obwohl man gleichzeitig auf die wissenschaftlich notwendigen Ziele verwies. Empörend wirkte das Tricksen rund um bestehende und mögliche Schlupflöcher, die die angekündigten Reduktionsziele entwerten, verwirrend dagegen die uneinheitlichen Positionen und die unterschiedlichen Aussagen der Mitgliedsländer. Fast schon Mitleid konnte man bekommen angesichts des Entsetzens, dass die „Big Player“ USA und die BASIC-Länder etwas beschließen ohne dass die EU eine Rolle spielte. Österreich gehört übrigens innerhalb der EU zu den absoluten Bremsern (siehe Seite 7).
China Es stimmt noch immer. Den Klimawandel als Problem haben die Industrieländer verursacht, und die Pro-Kopf-Emissionen Chinas liegen immer noch deutlich unter jenen der USA oder der EU. Außerdem ist China im Bereich der erneuerbaren Energien dabei, globaler Spitzenreiter zu werden. Trotzdem wird das alles schön langsam zur willkommenen Ausrede, um keine Verpflichtungen übernehmen zu müssen.
Greenpeace-Plakate in Kopenhagen während der UN-Konferenz
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KOPENHAGEN – FLOPPENHAGEN
die drohende Streichung von Entwicklungshilfe zum Trotz hat Tuvalu seine Stimme erhoben und die Großen blamiert: Es gehe um höchstens 1,5 Grad Erwärmung, alles andere töte dieses Land und viele andere mehr; finanzielle Hilfe sei notwendig, könne aber eigene Maßnahmen der reichen Länder nicht ersetzen; es brauche eine rechtsverbindliche Lösung, und auch die Schwellenländer seien in die Pflicht zu nehmen. Tuvalu ließ kein Thema und keine Gelegenheit aus, um die Wahrheit zu sagen und unbequem zu sein. Auch wenn es natürlich das schlechte Ergebnis nicht verhindern konnte, darf man die Bedeutung Tuvalus als Gewissen der Verhandlungen nicht unterschätzen. Allein um Tuvalu nicht verstummen zu lassen, müssen die Verhandlungen in der UNO bleiben. Wo sonst können sich kleine Länder überhaupt einbringen?
Russland Der Staat ist in der Rolle der Weltmacht angekommen und genießt es, auf Augenhöhe mit den USA zu verhandeln. In der Substanz geht aber nur sehr wenig weiter, und China benutzt seine Position primär, um Verbindlichkeiten für sich selbst abzuwenden und weniger, um Druck auf die reichen Länder auszuüben. In den letzten
China benutzt seine Position primär, um Verbindlichkeiten für sich selbst abzuwenden ... Verhandlungsrunden hat der asiatische Riese dann noch verhindert, dass die Industrieländer ihre langfristigen Reduktionsziele (80 Prozent bis 2050) niederschreiben dürfen. Der Grund: Aus diesen Zielen lässt sich de facto ein Ziel für Länder wie China ableiten, wenn man global unter zwei Grad plus bleiben möchte.
Indien Indien ist immer noch das große Land mit den geringsten Pro-Kopf-Emissionen und trägt die Moral vor sich her. Im Zweifelsfall hängt man sich dann aber lieber an China an, spielt Weltpolitik und schützt eher die eigene aufstrebende Wirtschaft als die besonders betroffenen Entwicklungsländer. Durch den schwachen Gesamtprozess war Indien kaum gefordert und blieb weitgehend ruhig. Erst im letzten Plenum weigerte sich Indien dann, einen Verweis auf ein zukünftiges rechtsverbindliches Abkommen zu akzeptieren und entwertete damit den „Kopenhagen Akkord“ vollständig. Ähnlich wie China geht es Indien primär darum, die eigenen
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Verschmutzungsinteressen zu schützen und moralisch zu rechtfertigen.
Brasilien Von den großen Ländern sicher das beste. Mit einem sehr starken Interesse an Waldschutz und relativ großer Solidarität ausgestattet, hat Brasilien bis zuletzt noch viel versucht. Während etwa Obama nichts Neues anzukündigen hatte, versprach Lula, in einen Fond für die ärmsten Länder einzuzahlen, was von Brasilien noch nie gefordert wurde, um neue Dynamik in den Prozess zu bringen. Auch die freiwilligen Reduktionsziele Brasiliens können sich sehen lassen.
Südafrika Als regionale Macht nimmt Südafrika eine entscheidende Rolle ein, befindet sich aber in einer Zwickmühle. Einerseits spielt es mit China, Indien und Brasilien im Konzert der Großen, andererseits ist es den afrikanischen Ländern verpflichtet. Südafrika hat im Vorfeld tolle Ankündigungen gemacht und ist sicher ein positiver Akteur, auch wenn sich viele Länder im eigenen Kontinent noch mehr Unterstützung erwartet hätten. Am Ende wurde es aber ruhig um Südafrika.
Tuvalu Es gibt sie wirklich, die Helden von Kopenhagen. Der kleine pazifische Inselstaat Tuvalu hat sich ins Rampenlicht gestellt und den USA wie auch China die Stirn geboten – kompromisslos für die ökologische Integrität der Verhandlungen und das eigene Überleben. Allen Gerüchten über
Ein klassischer „Bad Guy“ der Klimaverhandlungen, um den es in Kopenhagen sehr ruhig geworden ist. Russland ist ein riesengroßer Verschmutzer, hat die ineffizienteste Wirtschaft, lebt vom Export fossiler Brennstoffe und ist am Thema nicht interessiert. Zudem profitiert Russland vom Basisjahr 1990 für die Reduktionsberechnung: Durch den Zusammenbruch der sowjetischen Schwerindustrie wurden automatisch Unmengen an CO2 eingespart. Das riesige Land braucht nichts zu tun und bleibt noch lange unter dem sowjetischen Niveau. Erwartet wurde, dass Russland seine Lizenz zum Untätigsein verteidigen wird. Durch den schwachen Verlauf der Verhandlungen musste Russland nicht einmal das tun. So weit, dass man sich konkreten Zahlen gewidmet hätte, ist man gar nicht gekommen. Russland saß still da und hat‘s genossen.
Japan Japan hat eine neue Regierung und eine deutlich ambitioniertere Klimapolitik. In Kopenhagen hat man davon leider nichts bemerkt. Zu gerne versteckt man sich hinter den USA und weigert sich, irgendetwas zu akzeptieren, solange die USA nichts Rechtsverbindliches tun. Einzig bei der Finanzierung für die Entwicklungsländer tat sich Japan hervor und kündigte Geldmittel in relevanter Höhe an. Fotos: Seite 4-6: Christian Aslund / GP
* BERNARD OBERMAYR ist Leiter der Klimakampagne von Greenpeace in Zentral- und Osteuropa und war währende der Klima-Verhandlungen in Kopenhagen zwei Wochen vor Ort.
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Österreichs Klimapolitik ist schlichtweg peinlich. von Roman Kellner* Eine Hymne auf das Umweltmusterland Österreich schreiben, das wäre fein. Unser kleines Land – Vorreiter beim Umweltschutz. Wegweiser, wie die Klimakrise in eine Chance umzuwandeln ist. Weltmeister beim Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Pionier bei Energieeffizienz und erneuerbaren Energien. Aber leider– nichts davon. Die Politiker hierzulande klammern sich immer noch an Errungenschaften lang vergangener Tage: die seltsame Atomruine von Zwentendorf, den hohen Prozentsatz an Wasserkraft, den Verzicht auf Gentechnik, die sauberen Flüsse und Seen. Aber all das geht auf Entscheidungen von gestern zurück, zum Teil sogar gegen den Willen der Politik. Beim ganz, ganz großen Umweltproblem unserer Zeit, dem Klimaschutz, versagt Österreich. Klimaschlusslicht Mitte November lieferte der aktuelle EUFortschrittsbericht wieder einmal Daten dazu: Österreich wird als einziges Land der „alten“ 15 EU-Staaten sein Kyoto-Ziel nicht erreichen. Statt minus 13 Prozent CO2 auf der Basis von 1990 halten wir derzeit bei plus zehn Prozent. Im „Climate Change Performance Index“ liegt Österreich unter sechzig Staaten an 42. Stelle und schneidet vor allem beim Thema Klimapolitik sehr schlecht ab. Auch bei den UN-Klimaverhandlungen in Kopenhagen zog sich Österreich gleich am ersten Tag den Unmut allzu vieler zu. Aufgrund seiner restriktiven Position in Bezug auf die Waldanrechenbarkeit, die enorm viele Klimaschutz-Schlupflöcher für waldreiche Länder bedeuten würde, erhielt unser Land von 450 internationalen Organisationen den Titel des „Fossile of the day“. Einst Umweltmusterland – heute „Fossil des Tages“. Das ist wirklich peinlich. Den Beschwichtigern und Schönrednern gehen die Argumente nicht aus: Gemessen an der Kaufkraft sei Österreichs CO2Ausstoß immer noch niedrig. Oder Österreich hätte sich seinerzeit viel zu ehrgeizige Ziele gesteckt. Einst waren da tatsächlich Ehrgeiz und
das Bestreben, zu den Ersten zu gehören. Davon ist seit Jahren keine Rede mehr. Von Taten ganz zu schweigen. Interessenspolitik geht vor notwendigen Maßnahmen. Wie anders ist es zu erklären, dass klimapolitische Ewigkeiten ein vernünftiges Ökostromgesetz verschleppt wurde? Jahrelang ist in Österreich keine neue Windkraftanlage mehr errichtet worden – weil jeglicher Anreiz fehlte.
ben es schon seine VorgängerInnen, allesamt ParteikollegInnen, formuliert. Nur wo bleibt dann zum Beispiel eine ökologische Steuerreform, die ihren Namen verdient? Frankreich oder Schweden setzen bereits auf dieses Instrument. Die Niederlande begegnen dem CO2-Ausstoß aus dem mobilisierten Verkehr mit einer umfassenden PKW-Maut. Andere Länder wiederum bieten interessante Anreize für erneuerbare Energien. Österreich? Nichts davon.
Das Potential ist da „Mein Ziel ist es, Österreich Schritt für Schritt in die Energieautarkie zu steuern“, referiert Niki Berlakovich bei einer Preisverleihung an jene, die nämlich schon etwas tun. Schön, aber so oder ähnlich ha-
Dabei hätte dieses Land ideale Bedingungen, um die Situation rasch zu ändern. „Österreich könnte das erste Land sein, das den Durchbruch erreicht und im Jahr 2020 zu 100 Prozent durch sauberen Strom versorgt ist“, meint Hans Kronberger, Präsident des Bundesverbandes Photovoltaic Austria. Das ist eine Vision! Österreich hat die geografischen und klimatischen Möglichkeiten, es hat das technische Knowhow und es hat die Menschen, die in den Startlöchern warten. Es braucht nur das „Go!“ aus der Politik. Fotos: GP / Kurt Prinz
Aktion vor und auf dem Bundeskanzleramt
* ROMAN KELLNER ist Chefredakteur des Greenpeace-Magazins „act“
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„Nur wer etwas tut, kann actreport Weil ihnen die Bundespolitik zu lahm war, haben sich sechs kleine Gemeinden in der Oststeiermark entschlossen, selbst klimaaktiv zu werden. Ambitioniertes Ziel der „Ökoregion Kaindorf“: innerhalb der nächsten zehn Jahre CO2 -neutral zu werden – aus eigener Kraft und wirtschaftlich erfolgreich. von Verena Ahne*
„Warten wir nicht auf die Zukunft – gestalten wir sie!“ Das sommergrüne Plakat mit dem riesigen Marienkäfer ist der einzige, ein wohltuender Farbfleck im Grauweißbraun dieses Jännertages, an dem ich Kaindorf besuche. Der Regionalbus hat mich bei der Ortsausfahrt ausgespuckt: Als unwissende Städterin hatte ich dem Fahrer meinen Haltewunsch erst verkündet, als mir die Ortsende-Tafel „Auf Wiedersehen“ zuwinkt. Nun stapfe ich zurück Richtung Kirche, einziger Orientierungspunkt, den ich habe. Leute sind kaum zu sehen. Es ist kalt, seit zwei Tagen liegt wieder Schnee. Eine ältere Frau, die die Straße quert, frage ich nach dem Vereinsbüro der Ökoregion Kaindorf. Sie sieht mich verwundert an. Es wirkt nicht, als wisse sie, wovon ich spreche. Auch mein Hinweis auf das farbenfrohe Plakat an der Hauswand gegenüber entlockt der Pensionistin nur ein unsicheres „Aha, ja ...“ Später werden der Initiator der Bewegung, der Geschäftsführer, eine Arbeitsgruppenleiterin staunen über diese Reaktion. Denn was auf Initiative des Vereins in knapp drei Jahren an Aktivitäten, Projekten, Workshops, Konferenzen und Großveranstaltungen stattgefunden hat, berührt jeden Bereich des kleindörflichen Lebens in der Region.
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etwas verändern “ (Mission Statement der Ökoregion Kaindorf)
Von der Idee zum Handeln „Wir sind selbst überrascht, wie schnell alles gegangen ist“, wird mir Vereinsobmann und Initiator Rainer Dunst erzählen, als wir im Büro zusammen sitzen, ich habe es dann auch ohne Hilfe schnell gefunden. Zwei Angestellte gibt es hier – Geschäftsführer und Sekretärin –, Apfelsaft (aus der Region), Kaffee (wohl eher nicht) und sehr viel Enthusiasmus. Rainer Dunst, ausgebildet in Marketing und Grafik in Graz, sieben Jahre in Wien, zwölf Jahre eine eigene Werbeagentur, die er vor knapp zehn Jahren verkauft hat, um mit Frau und Kind nach Kaindorf zurückzukehren, ist nicht nur Begründer, sondern nach wie vor ein Motor der Initiative. Ja, stimmt er zu: „Das ist noch nötig.“ Bis zu 80 Prozent seiner Zeit arbeitet er für den Verein. Unentgeltlich. Wie es dazu kam? Im Herbst 2006 wird der Klimabericht des IPCC veröffentlicht. Er macht den Marketing-Mann „total betroffen“. „Ich dachte: Wenn das stimmt, was uns die Medien da so trocken präsentieren, hat das Konsequenzen für uns alle.“ Die Politik enttäuscht: geht zur Tagesordnung über, als gäbe es kein Menetekel. Rainer Dunst ist anders. Er handelt: nimmt sich ein paar Wochen frei, verbringt Tage im Internet, wälzt Bücher. Als sich die Erkenntnis einer realen Bedrohung in ihm gefestigt hat, beschließt er, nicht auf „die anderen“ zu warten: In einem Jahr Auszeit will er eine Region zusammenbringen, die aktiv und maßgeblich etwas gegen den Klimawandel tut – und der das einen wirtschaftlichen Aufschwung bescheren soll. Das ist dem heute 43-Jährigen wichtig: Klimaschutz muss mit Wirtschaftlichkeit einhergehen, sonst funktioniert es nicht. Schnell motiviert Dunst weitere Mitstreitende: drei seiner vier Brüder. Seinen Freund Karl Schirnhofer, den Fleischgroßproduzenten, der das Unternehmen sofort großzügig unterstützt. Vor allem aber die Bürgermeister von Kaindorf, Dienersdorf, Hartl, Hofkirchen und Tiefenbach – alles Gemeinden der Pfarre Kaindorf – sowie
den Bürgermeister von Ebersdorf, so begeistert ist er von dem Konzept, dass er unbedingt dabei sein will. Im April 2007, inzwischen sind an die 70 Leute mit an Bord, wird ein Verein gegründet. Ziele werden formuliert, ein Leitbild entsteht. Oberstes Ziel ist CO2-Neutralität der ganzen Region bis zum Jahr 2020. Acht Arbeitsgruppen zu Themen wie Mobilität, Heizen und Kaufverhalten beginnen, Wege dahin zu diskutieren. „Uns ist wichtig“, betont Dunst, „dass die Veränderung aus der Bevölkerung kommt.“ Lauter Freiwillige, Mitarbeit für alle möglich. Zur Auftaktveranstaltung im Juni 2007 mit Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb ist die Kulturhalle von Kaindorf brechend voll. Danach wollten an die 120 Leute gleich mitarbeiten, berichtet der Obmann heute stolz vom großen Erfolg. Der umso beachtlicher ist, als die Idee damals auch heftigen Gegenwind hatte: In der traditionell konservativen bäuerlich-ländlichen Gemeinschaft wurden sie, die alles hinterfragen und verändern wollen, als „Ökospinner“ tituliert, die nur Geld absahnen wollten. Das hat sich inzwischen geändert. In einer neueren Umfrage gaben drei Viertel der Befragten der Initiative die Noten 1 bis 2.
Immer mehr Projekte Rainer Dunst weist auf die zahlreichen gerahmten Poster an der Wand, nur ein paar Beispiele für die vielen Aktivitäten der Ökoregion Kaindorf. Am Dämm-Musterhäuschen bin ich bereits vorbeigegangen: Es zeigt die Innentemperatur eines mit einer Glühbirne beheizten normalen Ziegelbaus im Vergleich zu einem gedämmten. Der deutliche Unterschied hat inzwischen viele Familien zur Dämmung ihrer Häuser motiviert. Dann das 24-Stunden-Biken, eine Großveranstaltung, die bereits drei Mal stattgefunden hat. Im letzten Jahr gab es 1.000 Radelnde, 200 Leute aus der Region haben mitgeholfen – wirtschaftlich ein Reingewinn, der wieder für Klimaschutzmaßnahmen verwendet wird!
Vereinsobmann und Initiator Rainer Dunst mit Gerald Dunst und Joachim Ninaus
Einige der vielen Aktivitäten der Ökoregion Kaindorf: Ökologisch malen & dämmen, das Dämm-Musterhäuschen, die Solartankstelle und die Umstellung der Region auf Ökostrom. 09
„ Nur wer etwas tut, kann etwas verändern “ Vor allem aber wird das Thema Radfahren positiv kommuniziert: Oft sei es schlicht Gewohnheit, die vom Radfahren abhalte, hat Dunst beobachtet: sich ins Auto zu setzen, um das Kind 300 Meter weiter beim Reitstall abzuliefern.
„Wir geben den Bauern und Bäuerinnen 30 Euro, wenn sie ihre Erde nachhaltig verbessern.“
Reaktivierung zweier stillgelegter Kleinkraftwerke an örtlichen Bächen. Die neuen Arbeitsgruppen zu Wind und Wasser. Das Corporate Design, das Dunst für den Verein entworfen hat, und den Zusammenschluss der Gemeindezeitungen zu einem gemeinsamen Informationsblatt, alle zwei Monate für jeden Haushalt. Dass es im Laufe dieses Jahres keine Plastiksackerl mehr geben wird. Über wiederverwertbare Becher und die Ausschank von Regionalgetränken statt Cola bei Veranstaltungen. Die neue Ökologie-Hauptschule. Energieanalysen für Haushalte. Den internen Zertifikatenhandel. Der ist wichtig. Und direkt verknüpft mit einem der Eckpfeiler auf dem Weg der Ökoregion zur CO2-Neutralität: dem Humusaufbau. Hier wird der Mann vorsichtig. Es geht um die Landwirtschaft, die Bauern und Bäuerinnen. Sie sind, nun, am schwersten zu überzeugen. Werden von der Kammer, vom Land anders informiert, im Hintergrund Lobbyisten. Vor allem aber: Es geht um Geld. Mehrkosten werden nicht akzeptiert.
Ein großer Erfolg war die Umstellung der Region auf Ökostrom. „Zuerst haben wir versucht, dass die Leute selbst den Anbieter wechseln. Das hat niemand verstanden. Dann kam die Idee, das zentral zu machen.“ Seit zwei Jahren läuft der Exklusivvertrag mit den zwei regionalen Strom-Anbietern ohne Mehrkosten für die Bevölkerung, eine einmalige Abschlagszahlung durch den Verein hat das ermöglicht. Wir reden und reden: Über ein neues Energiekonzept und Verhandlungen zur
Also will die Region Geld bieten. „Auf dem internationalen Zertifikatenmarkt ist eine Tonne CO2 ca. 13 Euro wert“, wird mir das System erklärt. „Wir geben den Bauern und Bäuerinnen 30 Euro, wenn sie ihre Erde nachhaltig verbessern.“ Zugrunde liegt die These, dass durch Humusanreicherung im Boden CO2 gespeichert wird. Seit 2007 werden dazu in der Gegend drei Versuchsflächen beackert, wissenschaftlich begleitet von der Universität für Bodenkultur. Der nachgewiesene
Langsam, langsam wandelt sich hier das Bewusstsein, unterstützt durch Aktionen wie den „Radfrühling“ – ein Sammelpass mit Gewinnspiel für zurückgelegte Fahrrad-Wege; den vom Land Steiermark mit geförderten Ausbau des Radwegenetzes; den finanziellen Beitrag zum Kauf von Elektrofahrrädern oder -rollern. Im Frühling wird in Kaindorf außerdem ein „TopFahrradgeschäft“ eröffnet, Service inklusive – bisher ein Schwachpunkt in der Region. Die Arbeitsgruppe Mobilität erarbeitet zudem ein Verkehrskonzept. Das ist eines der schwierigsten Themen, bekennt Dunst.
CO2-Eintrag aus der Luft in den Boden auf diesen drei Hektar: 274 Tonnen. Solcherart zertifiziert, so Dunst, wird es zu 45 Euro an Firmen weiterverkauft (die Differenz bleibt für den Aufbau des Systems dem Verein). Sie können nun damit werben, für eine bestimmte Zeit CO2-neutral zu sein. Die 274 Tonnen der Versuchsflächen gingen an eine ambitionierte Malerwerkstatt im Ort, den damit ersten CO2neutralen Betrieb der Ökoregion.
Humus – der sanfte Weg zum Klimaschutz Humus ist Hauptthema der Arbeitsgruppe Landwirtschaft, geleitet von Rainers älterem Bruder Gerald Dunst. Er befasst sich seit vielen Jahren mit Böden, zuerst als Berater, dann mit einer eigenen Firma, die hochwertige Erden herstellt. Mit ihm und dem Geschäftsführer des Vereins Joachim Ninaus kehre ich in die Mittagsstube von Angelika Gartlgruber ein, der Leiterin der Arbeitsgruppe Genusswirte. „Wegen der Versuchsflächen haben wir jetzt Selbstanzeige erstattet“, erzählt mir Gerald Dunst, von seiner Familie liebevoll „der Maulwurf“ genannt, beim Essen. Denn das aktuelle Wasserrecht unterscheidet nicht zwischen gebundenem und ungebundenem Stickstoff. Da humusreicher Boden aber viel Stickstoff enthält, sieht die Landesregierung das Grundwasser gefährdet. „Völliger Unsinn“, ereifert sich der zweite der Dunst-Brüder. „Im Unterschied zu Dünger, der aus den schlechten Böden ins Grundwasser geschwemmt wird, bindet ein gesunder Boden Nitrat!“
„Humus – Die vergessene Klimachance“ „Würde auf allen Ackerflächen Österreichs Kompost aufgebracht, könnte das eine CO2Bindung von mehr als zehn Millionen Tonnen betragen. Das wäre die Menge, die Österreich laut Kyoto-Protokoll einsparen müsste.“ Eine Aussage mit Sprengkraft. Davon finden sich viele in dem 74-minütigen Film, den Wolfgang Scherz im Auftrag der Ökoregion Kaindorf gedreht hat. Zahlreiche Forscher und Forscherinnen geben darin Antworten, wie eine nachhaltige Landwirtschaft in Zukunft funktionieren muss: Projekte wie das mit dem alternativen Nobelpreis ausgezeichnete Agrarunternehmen SEKEM in Ägypten oder Beispiele wie die trotz schwierigster klimatischer Bedingungen seit Jahrhunderten fruchtbar gebliebenen Ackerböden südamerikanischer Kulturen führen vor Augen, was es bringen kann, die Erde (wieder) mit Humus anzureichern: Sie wird widerstandsfähiger, speichert mehr Wasser, ist – auch ohne Kunstdünger – dauerhaft ertragreich. Vor allem aber ist sie eines: Statt CO2 zu emittieren wie alle Felder der konventionellen Landwirtschaft, wird sie, humusreich, zum CO2 -Großspeicher. Zu beziehen ist der trotz einiger Redundanzen und Längen sehenswerte Film über www.humus-derfilm.at
Erfolge Ein Jahr lang haben sie vergeblich um ei-ne Sondergenehmigung gekämpft, dann ohne Erlaubnis mit den Versuchen begonnen. Nach der Selbstanzeige laufen nun Verhandlungen. Aufgeben werden sie auf keinen Fall, die Ökoregionalisten: Sie sind überzeugt davon, dass Humus die vergessene Klimachance ist und dass eine – auch ihre eigene – Klimawende nur durch eine Verbesserung der Böden erreicht werden kann. Sogar einen Film haben sie in Auftrag gegeben, der das untermauert (siehe Kasten). Und sie veranstalten international besetzte und beachtete HumusSymposien, in denen das Thema von allen Seiten beleuchtet wird. Beim dritten Humusfachtag im Jänner konnten wieder 50 österreichische Bäuerinnen und Bauern davon überzeugt werden, es künftig mit Gründüngung, oberflächennaher Bodenbearbeitung, Kompostierung und Fruchtwechsel zu probieren – uraltem Wissen eigentlich, das erst durch Kunstdünger und schweres Arbeitsgerät in Vergessenheit geraten ist. „Vor ein paar Jahren war Humus noch kein Thema“, erinnert sich Gerald Dunst an seine Anfänge: sein Boku-Studium in Wien, wo Bodenbiologie noch keine Erwähnung fand. Die Zeit, als er mit dem „Maulwurf 1“ über Land tuckerte, seiner ersten Kompostwendemaschine, die er zusammen mit Vater Dunst, einem Mechanikermeister, entworfen und gebaut hatte. Interesse gab es damals wenig. Umso begeisterter nun sein Einsatz für eine Trendumkehr – die Freude am Thema ist in jedem Satz spürbar.
Nicht nur Erfolge Unterdessen ist das Essen gekommen. Woher stammt der Zander auf meinem Teller, möchte ich wissen, da sich die Genusswirte doch der lokalen Produktion verschrieben haben? Der fröhlichen Wirtin, die sich zu uns gesetzt hat, wachsen Kummerfalten auf der Stirn. Ja, meint sie, Fisch, der sei wirklich ein Problem. Der Zander stamme zwar vom lokalen Lieferanten, doch der beziehe
ihn vermutlich von anderswo. „Es gibt zu wenig Zander in Österreich.“ Forellen werden mit Fischmehl gefüttert, Gäste verlangen nach Lachs und Fischstäbchen, die veränderte Fischsuppe ohne Shrimps und Muscheln habe nur Unmut erzeugt ... Hier wurden zu hoch fliegende Pläne von der Realität eingeholt. „Wir haben tatsächlich darüber diskutiert, ob eine Zitrone auf dem Teller liegen darf“, erinnert sich Angelika Gartlgruber an die ersten Sitzungen der Arbeitsgruppe. „Die Regeln waren zu streng, damit haben wir viele Wirte verloren.“ Im Moment sind sie drei. Und auch sie müssen sich Angebot und Nachfrage anpassen: Im Winter gibt es kaum Gemüse und Salate (die klassischen Wintergemüse Kohl, Kraut und Rüben suche ich auf der Speisekarte allerdings vergeblich), Gäste – viele von ihnen Stammgäste – bleiben aus, wenn gewohnte Speisen auf der Karte fehlen. „Wir müssen schauen, dass wir überleben. Und es ist auch eine Preis-Leistungs-Frage.“ Trotzdem ist die Wirtin überzeugt vom eingeschlagenen Weg. „Wenn man vorne mit dabei sein will, macht man eben auch Fehler.“ Wie mit der Pflanzenöl-Tankstelle, einem der ersten Projekte (auf der Vereinshomepage nach wie vor gelobt): Nach einigen Motorschäden bei umgerüsteten Fahrzeugen tanken dort heute nur noch ein paar wenige Bauern. Schiffbruch. Der aber klar kommuniziert wurde, wie Rainer Dunst betont. Und durch den sie sich nicht beirren lassen, die Menschen in Dienersdorf, Ebersdorf, Hartl, Hofkirchen, Kaindorf und Tiefenbach. Denn sie haben erkannt und leben ihr Motto: Nur wer – trotzdem – etwas tut, kann auch etwas verändern.
Schutz vor Abholzung 2009 wird als erfolgreiches Jahr für den internationalen Waldschutz in die Geschichte eingehen: Knapp vor Jahresende besiegelt der brasilianische Präsident Lula da Silva mit seiner Unterschrift die Schaffung von neun indigenen Gebieten. Insgesamt 50.000 km2, etwa die Fläche der Slowakei, stehen damit unter Schutz – ein Großteil davon in der Amazonas-Region. Dieser Erfolg rundet eine ganze Reihe von Greenpeace-Kampagnenerfolgen im vergangenen Jahr ab: So wurden große Gebiete im kanadischen „Great Bear“-Regenwald und in Lappland unter Schutz gestellt. Ein Abkommen mit den größten brasilianischen Rinderzüchtern verhindert, dass in Zukunft noch Regenwald der Zucht von Rindern weichen muss. Der kanadische Konzern Kimberley Clark gab nach fünf Jahren Kampagne endlich nach und sagte zu, kein Urwaldholz mehr einzusetzen. Und Unilever kündigte seine Kooperation mit dem größten indonesischen Palmöl-Anbieter und Urwald-Zerstörer Sinar Mas.
Schutz vor Zyanid
Fotos: Seite 8: Bernhard Bergmann • Seite 9: Verena Ahne
Im Dezember verbietet das ungarische Parlament den Gebrauch von Zyanid beim Bergbau. Ein Riesenerfolg der von Greenpeace mitbegründeten „Cyanide-Free Hungary!“-Koalition. Zyanid wird in vielen Ländern noch immer eingesetzt, um Metalle wie Silber, Gold oder Kupfer aus dem Erz zu trennen. Mit fatalen Folgen, denn der Stoff ist extrem giftig für Mensch und Umwelt. Unfälle, wie der Deichbruch im Jahr 2000 im nordrumänischen Baia Mare, zeigen, dass diese Technologie in keinem Land der Erde mehr eine Berechtigung haben sollte.
* VERENA AHNE ist freie Journalistin in Wien.
Fotos: (von oben) Markus Mauthe / GP • GP/ Attila Soos
MEHR INFORMATIONEN und Kontakte unter www.oekoregion-kaindorf.at
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Follow up Gentechnik-Lügen
CCS: die neue Risiko technologie Die Industrie träumt davon, in Österreich abgeschiedenes CO2 unter die Erde zu pumpen – eine ganz schlechte Idee. von Jurrien Westerhof *
Die Botschaft, dass es den Klimawandel wirklich gibt, ist mittlerweile in der Wirtschaft angekommen. Auch hat man verstanden, dass schnell etwas passieren muss, wenn wir noch eine Chance Die Abscheidung von CO2 kostet sehr viel Geld und Energie. Wie sicher kann die unterirdische Lagerung wirklich sein? haben wollen, den Klimawandel zu bremsen. Manche der „Lösungen“, die man sich einfallen lässt, sind aber höchst umstritten. In einigen Staaten versucht die Atomlobby, ihre Kraftwerke als Ausweg zu präsentieren. In Österreich wollen Teile
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der Industrie jetzt die Möglichkeiten einer neuen Risikotechnologie untersuchen: CO2-Abscheidung und -Speicherung, auch bekannt als CCS (Carbon Capture and Storage). Dabei muss in einem ersten Schritt das Klimagas Kohlendioxid (CO2) aus dem Rauch von Fabriken oder Kraftwerken abgeschieden werden. Als nächstes wird es über Rohrleitungen oder per Tankwagen zu Lagerstätten transportiert, meist leeren Erdgas- oder Erdölfeldern. Dort angekommen, pumpt man es hinunter – in der Hoffnung, dass es dort ewig bleibt. So weit die Theorie. In der Praxis ist es ein sehr komplizierter Prozess. Die Abscheidung von CO2 kostet sehr viel Geld und Energie. Und die große Frage über dem Ganzen: Wie sicher kann die unterirdische Lagerung wirklich sein?
her Konzentration führt es allerdings zum Tod durch Erstickung. Weil es schwerer ist als Luft, verteilt sich das Gas über den Boden und an tief gelegenen Stellen. Diese Gefahr kennt man in Österreich aus Weinkellern: Die hohe CO2-Konzentration kostete schon so manchen unvorsichtigen Weinbauer das Leben. Im Jahr 1984 kam es in Kamerun zu einer Katastrophe, als aus einem See große Mengen Kohlendioxid aufstiegen – 1.700 Menschen und unzählige Tiere in der Umgebung erstickten. Das Risiko, dass es bei Endlagerstätten – in Österreich am ehesten im Weinviertel und in Teilen Oberösterreichs – zu Unfällen kommt, ist vermutlich gering. Allerdings gibt es weltweit noch gar keine CO2-Speicher, somit keine Erfahrungswerte und schon gar keine langjährige Erfahrung. Das Unfallrisiko mag gering sein, passiert aber dennoch etwas, sind die Folgen für die Umgebung vermutlich dramatisch.
Risikotechnologie CO2 ist ein unsichtbares und geruchloses Gas, das in geringen Mengen in der Atmosphäre vorkommt und dort abgesehen von seiner Treibhauswirkung durch die geringe Konzentration harmlos ist. Bei ho-
Ein weiterer Grund für Skepsis ist, dass das Treibhausgas ewig in den Lagerstätten gespeichert werden muss. Wer aber garantiert, dass die Lager wirklich so lange gasdicht sind? Wer haftet für eventuell
auftretende Probleme? Es ist wie bei Atommüll oder bei Staatsschuld: Wir bürden den nachfolgenden Generationen unsere Probleme auf.
Enorme Kosten Die Kosten von Kohlendioxid-Abscheidung und -Lagerung sind sehr hoch. Will man das österreichische Potential ausschöpfen, würde das in etwa zehn bis zwanzig Milliarden Euro kosten. Mit dieser Summe könnte man auch eine Million Wohnungen und Häuser sanieren, damit viele Zehntausende Jobs schaffen und einen echten Beitrag zum Klimaschutz leisten. Zudem: Die CCS-Forschung steckt noch in den Kinderschuhen, es ist mehr als fraglich, ob es vor 2020 überhaupt funktionieren wird. So viel Zeit bleibt uns gar nicht mehr, um des Klimawandels Herr zu werden. Innerhalb dieses Jahrzehnts müssen wir es schaffen, den Anstieg von Treibhausgasemissionen zu stoppen und umzukehren. Da kommt die CO2-Lagerung, wenn sie denn über-
haupt funktionieren sollte, nicht nur zu spät – sie steht auch der Entwicklung wirklicher Alternativen im Weg. In Deutschland macht sich schon jetzt eine verheerende Logik breit: Man will neue Kohlekraftwerke bauen und argumentiert, dass dank CCS die Treibhausgasemissionen kein Problem sein werden. Dass es den Strom wesentlich teurer machen wird, verschweigt man lieber. Dass man zu vier Kraftwerken ein fünftes errichten muss, nur um den Energiebedarf für die CO2-Abscheidung bereitzustellen, ebenfalls. Zusammengefasst: Ein zukunftsweisender Weg sieht anders aus. Greenpeace lehnt daher die Pläne, auch in Österreich in diese neuen Risikotechnologie einzusteigen, entschieden ab. Fotos: Seite 12: GP / Kate Davison • Seite 13: GP / Jim Hodson
* JURRIEN WESTERHOF ist Klimaexperte bei Greenpeace in Österreich.
Ein aktueller Bericht aus den USA straft die Gentechnik-Lobby Lügen. Die behauptet gerne, gentechnisch veränderte Pflanzen bräuchten weniger Pestizide. Der Report zeigt nun, dass genau das Gegenteil der Fall ist. In der nach ihm benannten Studie analysiert der Agrarökonom Dr. Charles Benbrook Daten des US-Departments für Landwirtschaft (USDA) und kommt zu dem Schluss: „Der drastische Anstieg im Verbrauch von Pestiziden hängt mit dem raschen Ausbreiten von Unkräutern zusammen, die eine Resistenz gegen Glyphosat, den Wirkstoff von Monsantos Roundup Ready, entwickelt haben.“ Diese Unkräuter vermehren sich inzwischen über Millionen von Hektar und verursachen Bauern steigende Kosten und teilweise auch Ertragsverluste. Obacht, EU!
Wehrhafte Insulaner Tschechien und die Föderierten Staaten von Mikronesien trennen 13.000 Kilometer Luftlinie und auch sonst allerlei. Dennoch leben sie auf derselben Erde, deren Meeresspiegel durch die erhöhte CO2-Konzentration in der Atmosphäre steigt. Das vom Untergang bedrohte Mikronesien hat nun gegen den Ausbau des tschechischen Kohlekraftwerks Prunerov Einspruch erhoben. Das Kraftwerk am Fuße des Erzgebirges stößt 40-mal mehr Kohlendioxid aus als die Föderierten Staaten von Mikronesien zusammen. Und da Tschechien nicht die neueste Technik einsetzt und somit nicht alle CO2Einsparpotentiale nutzt, redet Mikronesien mit. Bei Umweltverträglichkeitsprüfungen müssen Einsprüche aus dem Ausland berücksichtigt werden. Ein interessanter Präzedenzfall, bei dem Greenpeace den Inselstaat mit Informationen versorgt.
Fotos: (von oben) GP/ Alex Hofford • GP
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Die Akte Andritz
differenzierter. Immerhin haben sich im Juli vergangenen Jahres Deutschland, Österreich, die Schweiz und in der Folge alle europäischen Banken vom Ilisu-Projekt zurückgezogen – wegen der katastrophalen Folgen und der Nicht-Einhaltung internationaler Standards. Für Andritz kein Grund, seine Beteiligung zu überdenken. Ach ja, die Österreichische Kontrollbank ist auch noch mit dabei, sie scheint wenig Probleme damit zu haben, mit österreichischem Steuergeld für die seltsamsten Projekte Haftungsgarantien zu übernehmen. Aber das ist eine andere Geschichte. Andritz jedenfalls hat nicht nur nicht abgewartet, ob bei Ilisu alles mit rechten Dingen zugeht, nein, die Verantwortlichen haben sogar dafür lobbyiert, sie haben extra eine Umweltstudie in Auftrag gegeben, um dem Kraftwerk eine Art Persilschein auszustellen. Die Vorwürfe nennt Andritz „lächerlich und fragwürdig“, doch lächerlich und fragwürdig ist offenbar nur das „Global Care“ in ihrem eigenen Jahresbericht.
Damit nicht genug, auch die Abwässer haben es in sich: Täglich würden aus der Chlorbleiche rund 64.000 Kubikmeter giftige Abwässer in den Tamar-Fluss fließen und von da ins Meer. Eine enorm bedrohliche Entwicklung für eine Region, die stark vom Tourismus und von der Fischerei lebt.
Und noch mehr Tatorte Wären diesem Artikel mehr als zwei Seiten gegeben, ließe sich die traurige Liste der Andritz-Tatorte beliebig verlängern. Erst vor wenigen Wochen, so viel Platz muss sein, erhielt das brasilianische StaudammProjekt Belo Monte am Amazonas-Nebenfluss Xingu eine erste Bewilligung. Es wäre das drittgrößte Wasserkraftwerk der Erde. Fast 20.000 Menschen müssten weichen,
den mutierte. Und wieder: Andritz. Oder nochmals in Brasilien am Rio Madeira. Gemeinsam mit Madeira Energia S.A., 529 km2 überschwemmt, keinerlei Kontaktaufnahme mit indigenen Gruppen ... Nein, kein Platz mehr? Nun, dann zum Abschluss noch zwei Zitate. „Die Andritz AG ist ein Unternehmen, das notfalls auf Kosten von enormer Naturzerstörung Gewinne erzielen will“, meint Ulrich Eichelmann, Obmann von ECA Watch, jener Plattform, die gegen staatliche Förderung unverantwortlicher Großprojekte agiert. Etwas versöhnlicher Bernd Lötsch: „Auf der einen Seite sind wir stolz auf fähige international präsente Industrieunternehmen wie Andritz, auf der anderen Seite muss die Wirtschaft aber auch erkennen,
Das Ende des Tasmanischen Teufels?
f Passiert irgendwo Umweltzerstörung im großen Stil, ist auffällig oft die Andritz AG in der Nähe. von Roman Kellner*
„Global Care“ – das ist das Motto, un-
ter das die Andritz AG ihren Jahresbericht 2008 stellte. Globale Achtsamkeit oder Verantwortung also, das steht einem internationalen Unternehmen in diesen Zeiten gut an. Doch in der Praxis scheint das globale Gewissen an der steirischen Grenze zu enden. Da mischt man schon mal an Projekten mit, die Zehntausende Menschen ihre Heimat kosten oder viele Tausend Quadratkilometer Urwald ihr Dasein.
Land unter Zum Beispiel in der Südosttürkei. Da entsteht am Tigris ein Wasserkraftwerk un-
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vorstellbaren Ausmaßes: Ilisu. Der Damm einige Kilometer unterhalb der historischen Stadt Hasankeyf wird stolze 153 Meter hoch und zwei Kilometer breit sein. Ist er fertig, bleibt von der Gegend ein 313 km2 großer Stausee.
det die historische Stadt unter Wasser, ertrinken damit auch römische, byzantinische, seldschukische, ayyubidische und osmanische Spuren. Mehr als 20 Kulturen prägten die Stadt. Gut, sie hatten dafür auch 11.000 Jahre Zeit.
„Wir achten natürlich auf Standards, aber wir können nicht einfach Aufträge ablehnen, nur weil eine Nichtregierungsorganisation (NGO) dagegen ist – da verlieren wir unsere Glaubwürdigkeit bei den Kunden“, rechtfertigt Vorstandsvorsitzender Wolfgang Leitner seine Beteiligung. Eine NGO? Eine? Unlängst protestierten nicht weniger als 30 Bürgermeister der Region gegen eine mögliche Finanzierung durch zwei türkische Banken. Umweltgruppen laufen gegen das Projekt Sturm, weil viele seltene Tierarten, die es nur dort gibt, bedroht wären. Archäologen lehnen das Projekt ab, denn Hasankeyf ist nicht irgendeine Ruinenstadt: Sie erfüllt neun von zehn Kriterien, um ein UNESCO-Weltkulturerbe zu sein. Nur zum Vergleich: Die Chinesische Mauer erfüllt fünf. Verschwin-
Und dann leben da ja auch heute noch Menschen: 70.000 müssten gegen ihren Willen umgesiedelt werden. Global Care? Pah, wir machen nur unseren Job! Andere Unternehmen sehen das offenbar
Protest bei Kontrollbank-Chef Rudolf Scholten
Anderer Kontinent, anderes Verbrechen, selber Konzern: Wieder gestützt von der Österreichischen Kontrollbank, beteiligt sich die Andritz AG an der „Bell Bay Pulp Mill“ auf Tasmanien. Es handelt sich um eine riesige Zellstofffabrik, die rund 200.000 Hektar Urwald und damit den Lebensraum vieler bedrohter und nur hier heimischer Arten zerstören würde. Zum Vergleich: Das ist die Fläche von Vorarlberg. Die Vorarlberger hätten wohl etwas gegen die Totalentwaldung ihrer Heimat, und so ist es auch mit den Menschen vor Ort. Es laufen mehrere Gerichtsverfahren gegen dieses Projekt. Laut Tom Willen von der australischen Organisation The Wilderness Society ist die Zellstofffabrik bereits das Umweltthema Nummer eins in Australien. Bis zu vier Millionen Tonnen Holz soll die Fabrik jedes Jahr verschlingen, damit wäre es die drittgrößte ihrer Art – weltweit. Wo jetzt unberührte Wildnis tausendjährige und zum Teil hundert Meter hohe Bäume hervorbringt, werden dann EukalyptusPlantagen stehen. Das Ganze auf einer Insel, die jetzt schon nur noch 20 Prozent ihrer ursprünglichen Urwaldbestände besitzt. Gerodet wird für gewöhnlich mit Napalm: das könnte das Ende des Tasmanischen Teufels sein. Er ist der größte noch lebende Vertreter der Familie der Raubbeutler und nur noch in Tasmanien zu Hause; eine gefährdete und durch eine seltsame Krankheit dezimierte Art.
Bernd Lötsch mit dem bedrohten Tasmanischen Teufel Die Urwaldbestände sind gefährdet. die indigene Bevölkerung im Gebiet von Altamira geht auf die Barrikaden. Selbst die Weltbank hatte sich Ende der 80erJahre nach internationalen Protesten – unter anderem mit Popstar Sting – aus dem Projekt zurückgezogen. Den Austrobrasilianer Bischof Erwin Kräutler erinnert hier „die Arroganz der Regierungsplaner an die Zeiten der Militärdiktatur“. Mit fast schon bewundernswerter Konsequenz mit dabei: genau, die Andritz AG.
dass man auf diesem geschundenen Planeten nicht mehr alles machen darf, was Gewinn verspricht.“ * ROMAN KELLNER ist Chefredakteur des Greenpeace-Magazins „act“ Fotos: Seite 14: GP / Kurt Prinz • Seite 15: (von links) GP / Ingrid Fankhauser • Kipp Nunn
MEHR INFORMATIONEN Übrigens hat das Ganze auch mit Klimaschutz nichts zu tun. Gerade die riesigen Wasserkraftwerke sind durch die breite Abholzung und Überschwemmung, durch die wiederum Methan frei gesetzt wird, eher Klimakiller als Treibhausgasvermeider. Es ist wie überall: Sehr groß ist zu groß. Noch Platz für das Zellstoffwerk auf Kalimantan, für das die Genehmigungen der Forstbehörden fehlen? Kalimantan! Borneo! Die ausgebeutete indonesische Insel, die innerhalb weniger Jahrzehnte von einem avatarischen Paradies zu einem Fleckerlteppich von Urwald-Restbestän-
Die Kampagne „Stop Ilisu!“, auch mit Petitionsmöglichkeiten www.stopilisu.com The Wilderness Society www.wilderness.org.au Rettet den Regenwald www.regenwald.org Und weil das mit der Kontrollbank auch nicht so weitergehen kann: ECA Watch www.eca-watch.at
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ZIVILER UNGEHORSAM auf Eine symbolische Aktion während der Klimaverhandlungen in Kopenhagen brachte vier AktivistInnen 20 Tage Untersuchungshaft ein. Wie ist das überhaupt mit dem zivilen Ungehorsam in Zeiten des Klimawandels? von Jasper Teulings*
Ob das Scheitern von Kopenhagen das Aus für die internationalen Klimaverhandlungen in ihrer jetzigen Form bedeutet, darüber wird derzeit heiß diskutiert. Ein weiter reichendes Thema ist die Frage nach der Zukunft des zivilen Ungehorsams – insbesondere im Kampf für Klimagerechtigkeit.
Fahrzeugen beim dänischen Parlament vorfahren. Sie wurden durch die Hochsicherheitsabsperrung gewunken und auf den roten Teppich geleitet. In der Eingangshalle zum Bankett entrollten sie Transparente, auf denen stand: „Politicians Talk, Leaders Act“ („PolikerInnen reden, StaatsführerInnen handeln“). Sie wurden zusammen mit zwei weiteren Aktivisten festgenommen und in Untersuchungshaft gesetzt. Erst am 6. Jänner 2010 und nach erheblichem Druck seitens der internationalen Öffentlichkeit und der internationalen Diplomatie wurden die so genannten „Red Carpet Four“ (in etwa: die vier vom roten Teppich) aus dem Gefängnis entlassen.
Lange Tradition des Widerstandes Das Konzept des zivilen Ungehorsams prägte Henry David Thoreau 1849 in seinem Essay „Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat“. Laut Thoreau müsse der einzelne Mensch der Stimme seines Gewissens folgen, wenn es um Wi-
Änderung der bestehenden Gesetze oder der Regierungspolitik herbeizuführen. Was die „Red Carpet Four“ taten, ist ein klassischer Fall zivilen Ungehorsams. Nora war sich der möglichen Konsequenzen ihres Vorhabens bewusst: „Wir nehmen das Risiko auf uns, ein paar Tage im Gefängnis zu verbringen. Wenn wir den vom Klimawandel betroffenen Menschen mit unserer Aktion nur ein wenig helfen können, dann mache ich es gern.“ Allerdings nahm Nora wie wir alle an, dass die Spielregeln der dänischen Gesetze greifen würden. Man würde sie festnehmen, anklagen, bis zur Gerichtsverhandlung freilassen und dort eventuell zu einer Geldstrafe oder zu einiger Zeit Gefängnis verurteilen. Nora wurde angeklagt, aber nicht verurteilt − und 20 Tage in einer Gefängniszelle festgehalten. Die meiste Zeit ihrer Haft durfte sie keine Briefe und Bücher in Empfang nehmen und keine Familienangehörigen sehen. Über Weihnachten und Neu-
Zwei verkleidete AktivistInnen gelangen auf den „Roten Teppich“ der dänischen Queen. Sie werden gemeinsam mit zwei Kollegen verhaftet und erst nach internationalem Am 17. Dezember 2009 gelang einer Aktivistin und einem Aktivisten von Greenpeace ein besonderer Coup auf einem Bankett, das Königin Margrethe II. zu Ehren der StaatschefInnen ausrichtete, die zum UN-Klimagipfel nach Kopenhagen gekommen waren. Elegant gekleidet in einen Smoking und ein bodenlanges rotes Kleid einer Billigtextilkette, ließen sich Juan und Nora in einem Konvoi aus drei
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derstand gegen ungerechte Gesetze geht. Konkreter Anlass für diesen Essay war Thoreaus Verhaftung, weil er sich weigerte, seine Wahlsteuern zu zahlen und mit diesen den Mexikanisch-Amerikanischen Krieg und die Sklaverei zu unterstützen. Heute versteht man unter zivilem Ungehorsam zumeist einen öffentlichen, gewaltlosen und bewussten Verstoß gegen rechtliche Normen mit dem Ziel, eine
jahr war ihr überhaupt kein Kontakt zu ihrem Mann und ihren beiden kleinen Kindern erlaubt. In seiner knapp 40-jährigen Geschichte hat Greenpeace stets nach seinen Grundprinzipien gehandelt: Missstände aufdecken und friedlich dagegen protestieren. Der Protest, der zur Verhaftung der vier AktivistInnen geführt hat, ist ein Stück politisches Theater, das ganz in dieser Tradition
dem
ROTEN TEPPICH act
steht. Es wurde mit einfachsten Mitteln inszeniert und enthält auch komische Elemente. Das Greenpeace-Logo, das an der Windschutzscheibe eines der Leihwagen prangte, wurde zum Beispiel mit einem Paar Socken festgeklemmt. Ein anderes Fahrzeug trug die 007 im Nummernschild, als Anlehnung an James Bond. Das Blaulicht auf dem dritten Wagen hatte man für 6,70 Euro über das Internet erworben. Um die Inhaftierten freizubekommen, garantierte Greenpeace den dänischen Behörden, dass die AktivistInnen zum Gerichtstermin freiwillig nach Kopenhagen zurückkehren würden. Zudem sicherte die Organisation der dänischen Polizei sofort volle Kooperation zu und informierte sie umfassend über den Ablauf der Aktion. Eine Anfrage von Greenpeace, welche Details für die Ermittlungen zusätzlich benötigt würden, blieb zwei Wochen lang unbeantwortet. Die Polizei behauptete, es sei für die Ermittlungen notwendig, die AktivistInnen weiter in Haft zu lassen. Wie sich jedoch später herausstellte, wurden
Protest (im Bild: Wien) wieder freigelassen. die vier nur am ersten Tag der Haft und kurz vor ihrer Entlassung einem Blitzverhör unterzogen.
Verstöße gegen bestehende Gesetze tragen die Ungehorsamen zur Schaffung neuer Gesetze bei. Viele zentrale gesellschaftliche Fortschritte gegen Ende der frühen Neuzeit und in der neueren Geschichte sind Akten zivilen Ungehorsams zu verdanken – man denke nur an den Beginn der Amerikanischen Revolution mit der Boston Tea Party, die Abschaffung der Sklaverei, die Entwicklung der Bürgerrechte oder die Einführung des Frauenwahlrechts. Mahatma Gandhi, Martin Luther King und Nelson Mandela leisteten eine Form des zivilen Widerstands, die auf den gesetzlichen Schutz fundamentaler Rechte von Individuen hinwirkt. Bei einer modernen Form des zivilen Widerstands, wie sie im Kampf gegen den Klimawandel praktiziert wird, geht es über die Rechte von Individuen hinaus um Gerechtigkeit auf globaler Ebene. Die „Red Carpet Four“ leisteten zivilen Widerstand, um ein Demokratiedefizit zu beheben. Die Zivilgesellschaft war von den Klimaverhandlungen ausgeschlossen worden. Am Vorabend des letzten Konferenztags war weit und breit kein Abkommen zum weltweiten Klimaschutz in Sicht. Mit einem harmlosen, friedlichen Protest wollten die UmweltschützerInnen den Mächtigen dieser Welt die Dringlichkeit des Klimaschutzes vor Augen führen. Was mit dem Risiko rechtlicher Konsequenzen, das die vier bewusst in Kauf nahmen, begann, endete in einer ungerechtfertigten Haft. Der britische Anwalt für Menschenrechte Richard Harvey wirft den dänischen Behörden vor, dass eine derart in die Länge gezogene Untersuchungshaft eklatant gegen wesentliche Artikel internationaler Menschenrechtsabkommen verstößt. Da zugesichert wurde, dass die UmweltschützerInnen zum Gerichtstermin erscheinen würden, hätte man sie nicht weiter festhalten dürfen. Außerdem wäre ihnen eine angemessene, begrenzte Wartezeit auf das Verfahren zugestanden.
Kein Protest – keine Veränderung Wie die Geschichte zeigt, ist ziviler Ungehorsam ein effizientes Mittel, wenn es darum geht, Veränderungen in der Gesellschaft herbeizuführen und Gesetze gerechter zu gestalten. Durch symbolische
Die Unterdrückung friedlicher Proteste gegen ein so drängendes Problem wie den Klimawandel ist eine ernsthafte Bedrohung der Demokratie. Auf dem Klimagipfel in Kopenhagen wurde kein faires, am-
kommentar
bitioniertes und rechtlich bindendes Abkommen zur Bekämpfung des Klimawandels unterzeichnet. Deshalb sind wir, die BürgerInnen der Weltgesellschaft, gefordert, die PolitikerInnen zum Handeln zu bewegen. Um es mit den Worten des Friedensnobelpreisträgers Al Gore zu sagen: „Wenn man als junger Mensch über die Zukunft dieses Planeten nachdenkt und sieht, was gerade jetzt für diese Zukunft getan wird und was nicht, dann, denke ich, ist die Zeit reif für zivilen Ungehorsam ...“ Dr. James Hansen, Chefwissenschaftler der NASA, und Yvo de Boer, Generalsekretär des Sekretariats der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC), haben in den letzten Jahren mit ähnlichen Worten für zivilen Ungehorsam zur Rettung des Weltklimas plädiert. Ziviler Ungehorsam ist eines der wenigen Werkzeuge der Zivilgesellschaft, um Einfluss auf politische Entscheidungen zu nehmen. Kurz und knapp der Historiker Howard Zinn: „Proteste außerhalb des gesetzlichen Rahmens sind keine Abweichung von der Demokratie; sie sind für die Demokratie unerlässlich.“ * JASPER TEULINGS ist Rechtsabteilungsleiter und Anwalt bei Greenpeace International. Fotos: 16-17: (von links) Bas Beentjes / GP • GP / Ingrid Fankhauser • Klaus Holsting / GP
SKANDALPARAGRAF 278a Mindestens sechs Monate Gesamtdauer, drei Tage pro Woche, 200 Zeugen – es wird ein Monsterprozess, der da dieser Tage in Wiener Neustadt beginnt. Dreizehn Tierrechts- und TierschutzaktivistInnen werden angeklagt, nach dem umstrittenen Antimafiaparagraf § 278a eine kriminelle Vereinigung gegründet zu haben, drei Monate saßen zehn der Beschuldigten schon in Untersuchungshaft. Die vier Jahre der Ermittlungen waren von unglaublichen Ermittlungspannen geprägt und dienten in ihrer absurden Dimension ganz offensichtlich nicht nur dazu, ein paar Straftaten in Zusammenhang mit Tierschutz aufzuklären. (rok)
MEHR INFORMATIONEN: www.vgt.at 17
Die Notwendigkeit von Weitblick und die Schwierigkeit, richtig zu liegen von Wolfgang Pekny*
Das LOS der PROPHETEN Das Jahr 2010: Städte schweben wie
Luftschiffe am Himmel, am Mond floriert der Tourismus, die Strahlung des Radiums hat alle Krankheiten geheilt, Frauen sind von der Last der Geburt befreit, Ernährung gibt es in Form von Pillen, wir streben keine materiellen Genüsse mehr an – und endlich: Weltfrieden und planetare Gerechtigkeit haben Einzug gehalten. So zumindest stellten sich 20 angesehene AutorInnen unsere Gegenwart vor. Zu lesen im 1910 erschienen Buch „Die Welt in 100 Jahren“. Auf 300 Seiten wird das Los der Propheten deutlich: Die Zukunft ist ein unbeschriebenes Blatt. Wie hätten die VerfasserInnen auch die unglaublichen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts vorhersagen können? Nobelpreisträgerin Bertha von Suttner etwa, wenn sie überzeugend erklärt, warum Frieden einkehren wird, weil Krieg durch Überrüstung unmöglich werden wird. Wie hätte sie, die Humanistin, ahnen sollen, dass die Folgen selbst der schrecklichsten Waffen ohne Wimpernzucken in Kauf genommen werden würden? Oder Hermann Bahr, der das Ende der Literaten sah, weil jeder sein eigener Dichter sein würde. Wie hätte er ahnen können, dass zwar tatsächlich jeder Mensch sein Blog verfassen kann, der Inhalt aber kaum Bahrs Vorstellungen von Dichtkunst entsprochen hätte?
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Näher am Ergebnis liegt Robert Sloss mit seinem Beitrag „Das drahtlose Zeitalter“. Er beschreibt das Wunder der Funkwellen, träumt vom Telefon in der Manteltasche und sogar von immer währender Erreichbarkeit. Damit lag er näher an der Zukunft als die Techniker seiner Zeit. Dies war möglich, weil hier das Wollen beschrieben wurde, nicht das Werden. Wenig verblüffend, wollten Menschen schon lange zum Mond reisen, die Tiefe der Ozeane erforschen, über Distanzen hinweg miteinander reden – die Realisierung also nur eine Frage der Zeit. Techno-Visionäre hätten sich vielleicht auch noch vorstellen können, dass eines Tages FernSehgeräte bunte, bewegte Bilder an der Wand entstehen lassen. Doch kaum hätte jemand gedacht, dass eine Gesellschaft, die zu solch grandioser Technologie im Stande sein würde, diese hauptsächlich dazu nutzt, sich gegenseitig höchst überflüssige Produkte schmackhaft zu machen. Hätte sich ein Jules Verne vorstellen können, dass wir tatsächlich eine Weltraumstation im All betreiben, Atome spalten, übers Internet vielfach vernetzt sein werden – und zugleich dulden, dass alle fünf Sekunden ein unschuldiges Kind an Hunger stirbt? Welchen Wert haben Prognosen und Prophezeiungen, wenn sie nicht eintreten? Der Weltuntergang, der Meteorit, der globale Frieden oder das Waldsterben? Manche waren einfach falsch, aus ihnen ist nichts zu lernen. Andere bestehen fort – sind nur noch nicht wahr geworden, und wieder andere waren korrekt, obwohl sie nicht eingetroffen sind. Tatsächlich gibt es noch Wald, auch das Ozonloch hat sich nicht unendlich vergrößert und die Giftdeponien sind nicht übergequollen. Gerade hier zeigt sich die wesentlichste Rolle von
Vorhersagen: ihre Wirkung auf die Gegenwart. Es waren kein irrigen „Prophezeiungen“, sondern eindringliche Warnungen, die Maßnahmen bewirkten und damit die Prognosen widerlegten.
Der Blick in die Kristallkugel Gewiss ist, dass die Zukunft keine stabilen Gleichgewichte bringt. Je komplexer ein System, desto dynamischer seine Möglichkeiten. Und Komplexität nimmt täglich zu. Etwa alle sieben Jahre verdoppelt sich das Wissen der Menschheit. Das Potential zu technischem „Fortschritt“ wird damit in den nächsten hundert Jahren um ein Vielfaches größer sein als in den vergangenen hundert. Wer kann hier Voraussagen wagen, ohne sich im größtem Maß der Lächerlichkeit preiszugeben? Als Vordenker, für den die Zukunft der Menschheit nicht aus linearen Ableitungen besteht, sondern evolutionäre Überraschungen bereithält, möchte ich im vollen Gewahr des Scheiterns einen solchen Weitblick wagen. An Prognosen für die nächsten 100 Jahre mangelt es nicht. Kühne, dumme, unmögliche, falsche, optimistische und fürchterliche. Freilich, welche wahr sein könnten, muss uns verborgen bleiben. Wird das 21. Jahrhundert das Zeitalter des Großen, der Raumfahrt? Werden wir Mond und Mars besiedeln, gar eine intergalaktische Mission starten, auf den Spuren von Kapitän Kirk und seiner „Enterprise“? Oder wartet auf uns eher das Jahrhundert des Kleinen? Wird Nanotechnologie die großen Hochöfen ablösen, die Eigenschaft von Stoffen beliebig beeinflussbar, die Fabrik in der Hosentasche Wirklichkeit? Wird das 21. Jahrhundert das Zeitalter der Gene? Wird die genetische Disposition des Alterns endgültig entschlüsselt, werden wir uralt und dabei ewig jung bleiben können? Brauchen wir dann einen Ver-
mehrungsstopp – einen Sex-Stopp? Werden alle Krankheiten heilbar? Und für wen? Herz, Nieren, Köpfe verpflanzen und zugleich Abermillionen Tote durch Mangel an Nahrung? Wird das 21. Jahrhundert gar das Zeitalter der Versöhnung mit der Natur, werden alle technischen Prozesse in geschlossenen Kreisläufen vor sich gehen, dabei eine „Ökologie der Technosphäre“ entstehen, die die heutigen Grenzen verschwinden lässt? Wird auch der Zugriff auf Energie unerschöpflich werden, oder werden die Grenzen durch die Entropie vorgegeben, wie der Physiker H. P. Dürr warnt?
actkommentar
Gewiss ist, dass geschlossene Systeme, die auf exponentiellem Wachstum beruhen, nicht dauerhaft bestehen können. Schon mit einem Taschenrechner lässt sich der Wachstumswahn widerlegen. In nur 1.000 Jahren – weniger als einem Viertel der Zeit seit Cheops – würde bei den heute als „notwendig“ erachteten drei Prozent Wachstum das Wirtschaftsvolumen auf das Billionenfache aufgebläht. 100 Euro würden bei drei Prozent bereinigter Verzinsung zum Tausendfachen des österreichischen Bruttoinlandsprodukts anwachsen.
An Prognosen für die nächsten 100 Jahre mangelt es nicht. Kühne, dumme, unmögliche, falsche, optimistische und fürchterliche.
Wird all das zusammen Wirklichkeit, oder werden womöglich doch die Endzeitvisionen wahr: globale Zerstörung durch menschliches Versagen und technische Hybris? Oder werden sich Menschen gar durch Virtualisierung völlig von der Natur loslösen, wie Ray Kurzweil prophezeit? Ein Leben in der „Matrix“, keine 100 Jahre nach der Filmutopie.
Gewiss wird diese Kurve brechen. Oder von uns mit Vernunft gebeugt werden. Nicht maßloses Raffen, sondern kontrolliertes Schaffen, verantwortlich statt rücksichtslos, in Freiheit bewusst beschränkt, wird den Raum für Entwicklung ermöglichen.
Selbst simple Fragen, ob es um mindestens vier Grad wärmer sein wird, wie die Mehrheit der Wissenschaftler heute berechnet, oder doch um einige Grad kälter, weil die nächste Eiszeit beginnt, kann niemand mit Gewissheit beantworten. Gefühlsmäßig halte ich mich eher an die Dichter und Phantasten denn an die Techniker. „Star Trek“ ist gewiss näher an der Zukunft als die Vorstellung der Denkbeamten unserer Regierung. Jedenfalls interessanter sind jene Aspekte, die es bereits zu wissen gibt.
Irgendwie müssen wir zu so etwas wie kollektiver Verantwortung kommen. Auf der Klimakonferenz in Kopenhagen hätten wir beginnen können, das „Raumschiff Erde“ fairer aufzuteilen. Doch daran dachten die OECD-Länder nicht im Geringsten. Kaum ein Politiker fühlt sich gewählt, um an das globale Ganze zu denken, kaum einer hat den Mut, eigene ökonomische Vorteile hintanzustellen, und schon gar keiner hat das Mandat, die Lebensstile seiner BürgerInnen zu hinterfragen. Doch genau darum wird es gehen.
Was über die Welt mit Gewissheit zu sagen ist
Gewiss ist, dass ein friedliches Bestehen über dieses Jahrhundert hinaus die nächste „Great Transition“ erfordert, gemeinsame Regeln für „Raumschiff Erde“. Wie für die Besatzung jedes Raumschiffs wird
Gewiss ist, dass die Menschen nicht die Natur, sondern sich selbst beherrschen werden müssen.
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AN BORD der „Esperanza“
Das LOS der PROPHETEN es auch für die Bewohner der Erde nötig, mit der Begrenztheit umzugehen. Gewiss ist: Wir werden eine Buchhaltung für alle Ressourcen einführen und die Zuteilung global regeln. Ob das, was die Buchhalter dann jeweils in Ihren „Büchern“ erfassen, für uns Mangel oder Überfluss bedeutet, wird allein von unserer kollektiven Erfindungsgabe abhängen. Ob die Zuteilung des Vorhandenen von Rücksicht, Fairness und Selbstdisziplin geleitet sein wird oder weiter die brutalen Gesetze der Kaufkraft gelten werden, ist Teil der großen zivilisatorischen Herausforderung. Gewiss ist, dass es kein friedvolles „Zurück in die Natur“ geben kann. Mit bald neun Milliarden MitbewohnerInnen werden wir allen Fortschritt brauchen, zu dem das Menschengeschlecht fähig ist. Innovation wie Exnovation (der vom Ökonomen Niko Paech geprägte Begriff für „aus dem Kopf schlagen“). Dabei wird technologischer Fortschritt nur eine Komponente sein. Fast wichtiger sind sozialer Fortschritt und menschliche Reifung.
Was über den Menschen mit Gewissheit zu sagen ist Die „Natur“ des Menschen wird sich in den nächsten Jahrhunderten kaum verändern. Unsere Verhaltensmuster sind in Jahrmillionen der Evolution geprägt worden. Ob griechische Tragöde oder „Star Wars“ – die Handlungsmotive der Menschen sind abzählbar und vorhersagbar: das Werben um Liebe, das Buhlen um Freundschaft und Anerkennung, der epische Kampf der Helden gegen die Bösewichte haben sich seit Ilias und Odyssee kaum verändert. Was wollen Menschen? Schlag nach bei Shakespeare! Lieben und geliebt werden, angeben und bewundert werden, andere dominieren und selbst die Freiheit suchen, dazugehören und doch herausragen, gesund und fit sein. Vielleicht ewig leben und nach Glück streben? Das wird auch so bleiben. Was Glück freilich darstellt, womit wir zufrieden sein dürfen, wird vom kulturellen Umfeld bestimmt. Die Vermarktung von dem, was uns als Glück verheißen wird, ist längst Teil unseres Problems. Unser naturbedingtes Streben nach individueller Differenzierung
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hat sich vom Können zum Haben verlagert. Konsum als Ersatzbefriedigung für soziale Beziehungen ist zum kollektiven Selbstbetrug geworden. Wirtschaften dient längst nicht mehr zum Befriedigen unserer eigentlichen Bedürfnisse. Wir sind es, die der Wirtschaft dienen müssen, um das Bedürfnis nach ewigem Wachstum zu befriedigen. Während wir auf Glück nur hoffen dürfen, sollten wir Zufriedenheit anstreben: jenen Anteil von Glück, der uns statistisch fair und dauerhaft zustehen kann, ohne die Zufriedenheit anderer zu mindern.
Was über die Zukunft zu sagen ist Gewiss ist, dass mit steigendem Energieund Informationsgehalt im System die Extreme zunehmen werden. Im Wetter genauso wie in der Verteilung von Ressourcen, bei Geld und Macht genauso wie in den Positionen und Geisteshaltungen. Gewiss ist: Entwicklung passiert. Nicht linear, nicht planbar, nicht automatisch zum Besseren, höchst chaotisch, in Sprüngen, keiner Richtung folgend, außer jener der Komplexität. Damit steigt das Potential für sprunghafte Entwicklung. Eine Konstante, auf die wir bauen können, sind die noch lange nicht genutzten Fähigkeiten der Menschen als Gemeinschaft. Was uns als Individuen überfordert, kann uns im Gesamtsystem durchaus zum Nutzen gereichen, denn die Summe ist bekanntlich mehr als ihre Teile. Ab einer bestimmten Komplexität eines Systems entstehen neue Eigenschaften, die aus den Teilen allein nicht erklärbar sind. Emergenz nennen die Systemforscher dieses Phänomen, aktuell diskutiert als Cloud-Intelligence in komplexen Netzwerken. Ein Ameisenvolk ist mehr als viele Ameisen. Der Ameisenhaufen hat einen komplexen Aufbau, mit Brutkammern und Pilzzuchten, mit Klimatisierung und Notausgängen, und doch gibt es keinen Bauplan. Es gibt keine Ingenieur-Ameise, und selbst ein Treffen der zehn klügsten Ameisen würde ihnen den Bauplan nicht offenbaren. Die „Kenntnisse“ stecken in jeder von ihnen und wirken nur gemeinsam. Auch unsere Gesellschaft ist in ihrem Wirken viel mehr als die Summe ihrer Mitglieder, die Kenntnisse stecken in der
„Kultur“. Alle großen Errungenschaften der Zivilisation bauen auf Leistungen der anderen, der Früheren, des Ganzen. Selbst einem Einstein wäre in der Bronzezeit nicht E=mc 2 eingefallen, und der klügste Cro-Magnon-Mensch hätte nie antizipieren können, dass das gleiche Eisenoxid, mit dem er das Mammut an die Höhlenwand malte, von seinen Ururenkeln verwendet werden wird, um im Videoband eben dieses Gemälde fest zu halten. Wie im Weisenrat der Ameisen dürfen auch wir als „kluge Einzelne“ nicht verzweifeln, wenn das Größere nicht verstanden wird. Die gute Nachricht: Wie in jedem chaotischen System gibt es auch bei menschlichen Interaktionen den Schmetterlingseffekt. Es kann ein Lächeln sein, das 40 Jahre glückliche Ehe begründet, eine Rede, die die Menschen bewegt, gegen Diskriminierung zu kämpfen oder ein kleiner Irrtum, der eine Mauer zu Fall bringt. Worauf wir konsequent achten müssen, ist, dass der kreative Austausch unter uns, zwischen Kulturen und möglichst vielfältigen Sichten florieren kann. Wir müssen uns gegen jedes Dogma zur Wehr setzen, gegen jede Bevormundung. Wir brauchen freie Interaktionen und geistige Vielfalt, um auf die Herausforderungen der Zukunft flexibel reagieren zu können. Und wir brauchen ethische Werthaltungen, nennen wir es „Globalverstand“, um aus der Vielfalt der Optionen jene zu selektieren, die wirklich unserem gemeinsamen Wollen entsprechen. Wenn wir das beherzigen, wird die tatsächliche Entwicklung alle Prophezeiungen Lügen strafen. Diese komplexe Sicht braucht uns nicht zu entmutigen. Sie soll uns positiv stimmen. Alles, was wir tun, hat Wirkung, auch wenn wir sie nicht sehen oder vollständig begreifen. Ich habe die Chance, in meinem Tun, als Teil des Ganzen, auch das Ganze zu verändern.
* WOLFGANG PEKNY war von 1988 bis 2008 bei Greenpeace als Experte, Kampagnendirektor und Visionär im nationalen und internationalen Umfeld tätig und ist nun Geschäftsführer der Plattform Footprint. MEHR ZUM THEMA Eine Langfassung dieses Artikels finden Sie auf www.footprint.at
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Filmtipp: Jagdzeit – den Walfängern auf der Spur
Im Dezember 2007 machen sich 37 Greenpeace-AktivistInnen auf den Weg ins Südpolarmeer. Drei Monate lang durchkreuzt die Crew der „Esperanza“ die arktischen Gewässer, um japanische Walfänger aufzuspüren und von ihrem grausamen Tun abzuhalten. Normalerweise bleiben die AbenteurerInnen dabei unter sich. Doch diesmal war auch ein Filmteam rund um die deutsche Regisseurin Angela Graas mit dabei. Es dokumentierte den Alltag an Bord, die verschiedenen Seiten der arktischen Natur, die schöne und die wilde. Es führte Interviews und fing Momente ein, die nachdenklichen und die euphorischen. Es ist ein schöner Dokumentarfilm geworden, auch ein stiller; die großen Schlachtszenen bleiben aus. Er handelt von entschlossenen Menschen, die trotzdem nicht vor Heimweh oder Versagensängsten gefeit sind. Das Beste: „Jagdzeit“ weckt den Wunsch, selbst etwas zu tun. Greenpeace hat das Entstehen des Films unterstützt, ist aber weder an der Finanzierung beteiligt, noch hat die Organisation Einfluss auf die Inhalte genommen. Der Film wurde bereits auf sieben Festivals gezeigt. Auf dem Dokumentarfilmfestival München 2009 wurde er als Publikumsfavorit ausgezeichnet und erhielt auf der Naturvision 2009 den Sonderpreis der Jury.
MEHR INFORMATIONEN: www.jagdzeit-film.de
DIE FALSCHEN vor Gericht Derzeit stehen in Japan zwei Greenpeace-Aktivisten vor Gericht, weil sie den Handel mit illegalem Walfleisch aufgedeckt hatten. Die japanische Staatsanwaltschaft eröffnete im Februar ein Gerichtsverfahren gegen Junichi Sato und Toru Suzuki wegen angeblichen Diebstahls und Hausfriedensbruchs. Die beiden wurden im Juni 2008 festgenommen, nachdem sie für die Aufdeckung eines Skandals rund um das japanische Walfangprogramm wichtiges Beweismaterial sichergestellt hatten. Ihnen drohen bis zu zehn Jahre Haft.
GREENPEACE FORDERT von der japanischen Regierung einen sofortigen Stopp des sinnlosen Waltötens und die Einstellung des ungerechtfertigten Verfahrens gegen die Greenpeace-Aktivisten.
Foto: GP / Teresa Novotny
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Der Erbschaftsratgeber von Greenpeace Wie regelt man seinen Nachlass? Wie erstellt man sein Testament richtig? Was ist das allgemeine Testamentsregister? In unserem Erbschaftsratgeber finden Sie viele nützliche Tipps und Informationen zur gesetzlichen Erbfolge und zum Erstellen eines Testaments.
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PROTESTIEREN lernen Aktionsakademie 2010 Vom 12. bis zum 16. Mai 2010 findet in Steyermühl (Oberösterreich) die diesjährige Aktionsakademie statt. Attac und Greenpeace sind die Veranstalter, Global 2000 und Amnesty International treten als Unterstützer auf. In Workshops und im persönlichen Austausch wird das „Handwerkszeug“ zum aktiven
Widerstehen und zum Aufzeigen von Ungerechtigkeiten weitergegeben. Positiv, bunt, aktionistisch, leidenschaftlich, musikalisch und friedlich – so ist Protest nicht nur sinnvoll, sondern so macht er auch Spaß.
INFOS unter: www.aktionsakademie.at
AUF SEITEN der Guten Lesetipp: Greenpeace Magazin
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VORSORGEN für die Nachkommenden
Drei Weise
Dieser Ausgabe des „act“ ist eine Postkarte beigelegt, mit der Sie das „Greenpeace Magazin“ bestellen können. Sechsmal im Jahr rund 90 Seiten interessante Artikel und Bilder in hoher Qualität. Für sozial und ökologisch engagierte oder interessierte Menschen eine unerschöpfliche Quelle.
MEHR INFORMATIONEN: www.greenpeace-magazin.de
Bildredaktion: Ingrid Fankhauser, Barbara Tschann Grafische Gestaltung: www.hundundkatz.at Cartoon: Gerhard Haderer • Coversujet: Christian Aslund / Greenpeace Druck: Niederösterreichisches Pressehaus „act“ erscheint viermal jährlich auf 100 % Recyclingpapier. Ab einer Jahresspende von € 40,- wird das „act“ gratis zugesandt. Das nächste „act“ erhalten Sie im Juni 2010.
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Der Eisbär gilt wie kein anderes Tier als Symbol der Arktis. Doch sein Lebensraum ist bereits jetzt massiv vom Klimawandel betroffen. Bei Eisbären hängt der gesamte Lebenszyklus vom Eis ab – von der Aufzucht der Jungen bis zur Jagd auf Robben. Doch als Folge der Erderwärmung zieht sich das Eis immer weiter zurück. Nur die drastische Reduktion der Treibhausgas-Emissionen kann das Überleben der Eisbären sichern. Damit sind alle Länder der Welt aufgefordert, effektive Maßnahmen für den Klimaschutz zu ergreifen. Die nächste und letzte Möglichkeit dazu besteht bei der UN-Klimaschutzkonferenz im Dezember 2010 in Mexiko!
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Die Klimaverhandlungen liegen auf Eis, und den Eisbären schmilzt es unter den Tatzen weg. Helfen Sie mit, unser Klima und den Lebensraum der großen, weißen Bären zu erhalten! Die Eisbärenpatenschaft ist ein Symbol für unseren weltweiten Einsatz und unsere Aktionen zum Schutz des Klimas. Das Ziel: die Arktis als einzigartigen Lebensraum der Eisbären zu erhalten! EisbärenpatInnen erhalten ganz speziell aktuelle Informationen zu unseren Kampagnen, interessante Berichte über unsere Aktionen und jede Menge Wissenswertes zu Umweltthemen.
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Ab einer Jahresspende von € 60 freuen wir uns, Sie als Eisbärenpatin begrüßen zu dürfen. Für jeden Paten gibt es eine persönliche Urkunde und ab einer Spende von € 80 zusätzlich ein Eisbärenposter im Format 60 mal 80 cm! Wir müssen so schnell wie möglich handeln! Geben Sie Greenpeace die Kraft dafür und unterstützen Sie uns mit einer Eisbärenpatenschaft! Danke!
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