Gringoz Magazine #14

Page 1



Deutschland liest Egal was

Was als lokale Marketing Aktion für Städte gilt, kann man doch auch auf ein ganzes Land ausweiten, oder? Zumindest scheint es so, ohne jetzt in politische Gewässer zu rudern, dass durch aktuelle Proteste mehr Wut als Menschlichkeit die große Show beherrschen. Der Drang, etwas zu sagen, ist größer denn je, und sollte auch in diesen Zeiten auf keinen Fall nachlassen, jedoch schadet mehr Besonnenheit in manchen Fällen überhaupt nicht, daher unser Tipp: Einfach mal hinsetzen und ein Magazin lesen – uns zum Beispiel! Durch die Medien wird aktuell so viel Angst und Wut bei den Menschen produziert, dass man die schönen Seiten des Medienkonsums nicht mehr vor Augen hat. Wir wollen jetzt nicht dazu aufrufen, eure Werte oder Einstellung für uns zu vernachlässigen, denn diese machen euch ja zu dem Menschen, der sich diesen Kram tatsächlich durchliest, aber entspannt euch einfach mal wieder etwas. Lest ausnahmsweise mal wieder etwas ohne die politische Würze oder der Saat des Hasses von Dritten. Nach so einem Vorwort sind wir euch wahrscheinlich auch ein paar Worte zu dem eigentlichen Inhalt des Magazines schuldig, so konnten wir Deutschlands aktuelle Durchstarter des Hardrock auf ein paar Worte beten, um uns alles über ihr aktuelles Album und die nahe Zukunft zu erzählen, welche durch einen großen Labeldeal auf Kissin‘ Dynamite zukommt. . Zudem haben wir bei bekannten Bands wie Knocked Loose, Stick To Your Guns, Underoath und vielen tollen weiteren mal nach dem aktuellen Stand der Dinge nach gehört. Ja ihr habt richtig gelesen – Underoath im aktuellen Magazin! Teenieherzen der frühen 2000er – wo seid ihr?! Wer dagegen eher wissen möchte, was so in den fordersten Reihen der coolsten Gigs der letzten Wochen abging, kann bei unseren Live Reviews vom Green Juice in Bonn bis hin zur Partyszene in Ibiza mitreisen. Wir versuchen und natürlich immer zu verbessern und haben deshalb eine neue Rubrik mit dem Namen Behind The Song eröffnet - checkt das unbedingt auch mal aus. Schaltet einfach mal alle Sorgen ab und genießt diese mit Herzblut geschaffene Ausgabe von uns. Sie ist für euch und soll einfach von diesem großen dunklen, negativen Klumpen in Deutschland zumindest ein bisschen mal Ablenken – Urlaub mit Gringoz quasi. Spaß haben, statt Frust und Wut aufbauen.

impressum Angaben gemäß § 5 TMG Gringoz Magazine Alexander Hoppen Rübenacher Straße 1 56218 Mülheim-Kärlich Vertreten durch: Alex Hoppen Kontakt: Telefon: 0170 – 289 46 41 E-Mail: alex@gringoz-magazine.de RedakteurInnen dieser Ausgabe: Alexander Hoppen Jana Boese Linda Kasprzack Kevin Höfer Nils Boysen Jana Gall Niici Nico Simon Désirée Pezzetta ViSdPR: Alexander Hoppen, Für den Inhalt und der einzelnen Artikel ist der/die VerfasserIn verantwortlich. Diese geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Du hast Fragen, Anregungen oder Kritik auf Lager, möchtest uns mit Lobeshymnen überhäufen oder einfach mal „Hallo“ sagen? Dann schreib‘ uns über das Formular auf www.gringoz-magazine.de wir melden uns schnellstmöglich bei dir. Wenn du uns Promo- bzw. RezensionsMaterial zuschicken willst, sende dieses an: promo@gringoz-magazine.de

eure gringoz Gringoz-Magazine

3


Inhaltsverzeichnis

4

KISSIN‘ DYNAMITE Mit ihrer Ankündigung zum sechsten Studioalbum und einem großen Plattendeal überraschte uns Anfang des Jahres die schwäbische Hardrock Band Kissin‘ Dynamite durchweg positiv.

6

INTERVIEWS UNDEROATH KMPFSPRT KNOCKED LOOSE

14

REVIEWS SONIC SKIES, CROSSFAITH, RISE AGAINST, THE AMITY AFFLICTION, HALESTORM, BEYOND THE BLACK, DESASTERKIDS UVM.

26

TRACK BY TRACK BURY TOMORROW

32

FESTIVAL REPORT GREEN JUICE IBIZA

34

INTERVIEWS THE GLORIOUS SONS MACHETE DANCE CLUB STICK TO YOUR GUNS

42

BEHIND THE SONG I don´t like Mondays - Der Montag steht vor der Tür und die Arbeit, die Schule oder das Studium grüßen unheilvoll.

52

SPOTLIGHT Ultraschall - Rockig! Funkig! Alternativ? Vereinzelt müsste jeder sich bereits mit diesen Genre´s auseinander gesetzt haben und kann sicherlich einige bekannte Größen aufzählen

54 Gringoz-Magazine



TITELSTORY

KISSIN‘ DYNAMITE

6

Gringoz-Magazine


Mit ihrer Ankündigung zum sechsten Studioalbum und einem großen Plattendeal überraschte uns Anfang des Jahres die schwäbische Hardrock Band Kissin‘ Dynamite durchweg positiv. Diese Neuigkeiten nach ihrem letzten Chart Erfolg von 2016 sprach zu 100% für das Quintett aus BadenWürttemberg. Was ihr also vom neuen Album Ecstasy erwarten könnt, wo die Reise für die Band mit ihrem neuen Plattendeal jetzt hingeht und welche Kleiderordnung auf ihrem eigenem Festival zugange wäre, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Interview mit Jim. Text: Alex Hoppen, Fotos: Carsten Hoppen

GRINGOZ: Was ging denn die letzten sechs Monate bei euch ab? Da ist ja schon viel passiert. JIM: Ich würde den Zeitraum sogar verlängern. Vor über einem Jahr haben wir beschlossen, ein neues Album zu machen und uns Gedanken gemacht, in welche Richtung die nächste Platte gehen soll. Beim Schreiben der ersten Tracks fiel uns auf, dass das Ganze in eine sehr sommerliche Richtung geht, was wir auch beibehalten wollten. So ein bisschen Stadium Rock und Cabrio Feeling sollte die Platte beeinflussen – Back To The Roots halt. Das hat sich mit Generation Goodbye ja schon angedeutet, dass wir weniger experimentell wurden, und wieder zurück zum Classic Rock gehen. Anstatt die Aufnahmen allerdings in den sozialen Medien zu posten mit Updates und Bildern, haben wir beschlossen einfach gar nichts dazu zu veröffentlichen und zu behaupten, wir wären jetzt erst mal alle im Urlaub. Wenn man anfängt, darüber zu berichten, entsteht automatisch so ein Druck und gewisse Erwartungen, die wir dem Album nicht anmerken lassen wollten. Gringoz-Magazine

7


TITELSTORY

Auch live haben wir bis Mai kein Konzert gespielt, was für mich persönlich ziemlich schlimm war, denn ich bin so ein Typ, der muss einfach live spielen, denn es ist das geilste, was es überhaupt gibt. GRINGOZ: Wenn schon letztes Jahr das neue Album entstand, gab es dann bezüglich eures Plattendeals mit Sony irgendwelche Einflüsse seitens des Labels? JIM: Eigentlich nicht – wir hatten da komplett freie Hand. Ich glaube, es wäre auch schwer, daran etwas zu ändern, nach über zehn Jahren in dieser Band, denn wir wissen durch diese Erfahrung, was uns und den Fans gefällt. GRINGOZ: Die richtigen Auswirkungen durch diesen Labeldeal wird man wahrscheinlich ja erst jetzt so langsam merken, oder? JIM: Auf jeden Fall! Mit einem Label im Rücken, dessen Hauptsitz in Los Angeles ist, schreit es förmlich danach, dass es für uns hoffentlich mal über den großen Teich geht. Das wäre der absolute Traum! Europa haben wir mit der Powerwolf Tour im Herbst ja so weit abgedeckt und schauen gerade auf das Frühjahr 2019. Ich hoffe ja wirklich, dass wir es noch mal wie 2013 hinkriegen, in Japan zu spielen oder es tatsächlich mal in die Staaten geht. GRINGOZ: Was wäre denn für dich persönlich schöner: Eine Headliner Tour quer über den Kontinent, oder bei einer richtig großen Band als Main Support jeden Abend eine große Venue zu eröffnen? Bestes Beispiel: Iron Maiden sind ja auch letztes Jahr mit The Raven Age im Flieger quer über die Erdkugel geflogen. JIM: Also wenn du mit genau diesem Beispiel kommst, dann auf jeden Fall Maiden! (lacht) Ich denke der Mix macht es aus. Die letzte Sup-

8

port Tour von uns war 2012 mit Dragonforce und das bringt Vor- und Nachteile mit sich. Als Support sind dir erst mal die Zahlen egal, denn du machst einfach deinen Gig, hast mehr Zeit zum feiern, kommst später zum Soundcheck in die Halle und hast einfach viel mehr Freizeit. Als Headliner bleibt das alles auf der Strecke, weil du halt einfach morgens um 12 schon Aufbauen musst, dann kommen noch Interview Termine vielleicht dazu, hast kaum Zeit dir die Städte anzuschauen und Abends kommst du als letzter von der Bühne und alle sind schon im Bett oder weg. Umso schöner wird die Powerwolf Tour für uns, um endlich mal wieder die Städte mit genug Zeit auf der Uhr auch mal Tagsüber zu sehen. GRINGOZ: Gibt es denn schon irgendwelche Festivals für 2019, die ihr auf dem Radar habt? JIM: Da gibt es natürlich zig Sachen, die ich mir wünschen würde, aber das liegt ja leider nicht in unserer Hand. Wacken haben wir dieses Jahr ausgelassen, also wäre das 2019 definitiv wieder ein Wunschtermin für mich. Summer Breeze wäre genial und ein riesen Highlight für mich wäre es, wenn wir es mal zu Rock am Ring / Rock im Park schaffen würden, weil ich finde, dass die auch mal geilen 80er Hardrock auf die Ohren verdienen. International wäre das Download Festival oder Hellfest echt mal eine Ansage. Das Problem an diesen Metal Festivals ist, dass wir schon echt viele Gigs vor dieser Art Publikum hatten, man kennt uns größtenteils dort und feiert uns, oder findet uns halt scheiße. Am Ring wäre das einfach mal die Gelegenheit für ein breiteres Publikum, unsere Musik zu hören und sich seine Meinung zu bilden, denn diese Zielgruppe erreichst du nicht gerade direkt, wenn du immer nur auf der eigenen Hardrock Tour in den Clubs spielst oder eben auf den Metal Festivals. GRINGOZ: Kommen wir noch mal auf den Begriff Stadium Rock zurück – wäre das Stadion für dich so ein Ort, an dem du unbedingt live spielen willst, oder siehst du euch aktuell noch eher als Act für die größeren Clubs? JIM: Es wäre mega geil im Stadion nochmal zu spielen und den Sound von Ecstasy auf einer großen PA einfach in den Raum zu schleudern. Ich persönlich lasse beim spielen immer gerne den Blick so schweifen in die Ferne und genieße Gringoz-Magazine


einfach die Aussicht. Letztens auf dem Alpen Flair gab es auch wieder so einen besonderen Moment, da stehen tausende von Menschen vor der Bühne und weit hinten in der Ferne hat man noch einen super Blick auf das Alpen Panorama – einfach unbeschreiblich. Natürlich spiele ich auch gerne in Clubs, da dort die Nähe zu den Fans einfach eine ganz andere ist, Hauptsache live! GRINGOZ: Dann wäre das Greenfield Festival ja auch was für euch. JIM: Boah auf jeden Fall! GRINGOZ: Wart ihr da schon mal? JIM: Leider nur als Besucher, aber die Aussicht im Tal ist einfach wunderschön. Das Metalfest in Slowenien ist da auch ganz vorne mit dabei, Urlaub und Festival in einem. GRINGOZ: Gibt es eigentlich einen direkten Vergleich zwischen eurem vorherigen Album Generation Goodbye, welches sich ja kritisch mit den sozialen Medien und der heutigen Jugend auseinandersetzt, und dem sommerlichen Ecstasy? JIM: Musikalisch hat es sehr viel gemeinsam. Der Song She Came, She Saw hätte so zum Beispiel auch super auf Ecstasy funktioniert. Die Message ist natürlich eine ganz Andere. Du musst nicht auf jedem Album die Leute belehren und mittlerweile wurden es nach Generation Goodbye auch immer weniger Smartphones auf unseren Konzerten. Es war uns zu der Zeit einfach wichtig, dieses Statement zu bringen aber jetzt ist die Zeit für etwas leichtgängiges Richtung Back To The Roots. Money, Sex and Power war ja auch so eine Platte, welche meiner Meinung nach sehr zeitlos daherkommt. Der sommerliche Look von Ecstasy kommt vielleicht daher, dass unser Sänger Hannes ja seit drei Jahren in Flensburg lebt und auch seit letztem Jahr dort ein Motorboot besitzt. Den meisten Teil von Ecstasy haben wir dort geschrieben und ich geh von aus, dass dieses Erlebnis uns natürlich stark beeinflusst hat. Das Album schrieb sich zwischen grillen und am Strand liegen quasi allein, was auch mal interessant war. Davor haben wir immer deutlich mehr Songs geschrieben im Studio und dann die besten Stücke ausgewählt. Dieses mal kam fast jeder fertige Song so auf die Platte, was auch für diese angenehme Arbeitsatmosphäre spricht. Gringoz-Magazine

GRINGOZ: Wenn wir gerade über das Songwriting reden: Hättet ihr Bock mal ein KonzeptAlbum aufzunehmen? JIM: Ich würde es zumindest nicht ausschließen. So ein Konzeptalbum lebt natürlich von seinen zusammenhängenden Texten und Andi, der die meisten Texte bei uns schreibt, ist da auch lyrisch genau richtig veranlagt. Doch jetzt ist erst mal Ecstasy dran und muss ordentlich abgespielt werden und alles weitere schauen wir dann in zwei Jahren. Ist natürlich auch schwer, so was live herüberzubringen, da würde es sich ja anbieten dann das ganze Album zu spielen wegen der Geschichte. GRINGOZ: Oder einfach ein Musical draus machen: The Rocky Horror Picture Show – Kissin‘ Dynamite Version? JIM: Das wäre natürlich auch eine Idee. (lacht) GRINGOZ: Schauen wir noch mal auf 2017 und dem damaligen Wacken Auftritt. Damals stand dein Vater mit einigen Freunden in den Medien, als diese aus dem Schwabenland komplett zu Fuß zum Wacken Open Air wanderten – wie kommt man denn auf so eine Idee? JIM: Das war so eine verrückte Wette, welche vor einigen Jahren entstanden ist, wo er meinte, dass er zum Festival wandert, wenn wir dort mal spielen würden. Das nahm ich damals natürlich nicht ernst, ist dann aber letztes Jahr Realität geworden. Wir haben ja lange gekämpft, um endlich mal auf Wacken spielen zu dürfen und als das ganze Publik wurde, hat er sich drei Kumpels geschnappt und sich zwei Wochen vor dem Festival auf dem Weg gemacht hat. Allerdings ist diese Truppe auch top organisiert und machte schon öfter solche Touren mit, daher war das Ganze eher ein weiterer Trip von den Jungs mit einem größeren Ziel. Ich und Andi waren, als wir klein waren, auch schon mit ihm unterwegs und haben die Zugspitze zu Fuß erklommen.

9


TITELSTORY

GRINGOZ: Wie wäre es denn mal mit einem eigenen Dynamite Festival? Wäre das nicht hochexplosiv? JIM: Darüber haben wir schon oft geredet. Zwar nur so aus Spaß aber ich denke, dass sich mit

10

diesem Gedanken jeder aus der Band anfreunden könnte. Über die Jahre hast du ja einige Bands schon sehr gut kennengelernt, sodass die erste Ausgabe mit befreundeten Bands gefüllt wäre, was das ganze auch sehr familiär machen würde. Als Location fände ich es Gringoz-Magazine


genial, das Ganze mit einem Strand zu verbinden. GRINGOZ: Was wäre denn bei eurem Festival ganz anders, als man es bisher kennt? Gringoz-Magazine

JIM: So eine Kleiderordnung wäre mal geil. Zum Beispiel wären nur 500 Gramm Klamotten am Körper erlaubt, wie man das verteilt, ist jedem selbst überlassen. Dazu gibt es dann nur Bitburger und unsere Whiskey Bratwurst. (lacht)

11


ONE PHOTO TELLS STORY >> Immer noch was zu sagen. A Traitor Like Judas auf ihrer aktuellen Farewell Tour.


Foto: Diana Hoppen


INTERVIEW

UNDEROATH

Underoath standen jahrelang für christlichen Metalcore. Das ist allerdings schon seit einiger Zeit nicht so, da sich nicht mehr alle Bandmitglieder dem religiösen Christentum zugehörig fühlen. Wir haben uns mit dem Keyboarder Chris getroffen und uns unter anderem auch darüber unterhalten, wie er es mit der Religion hält. Text: Désirée Pezzetta, Fotos: Niici Photography

Gringoz: Hallo, stell dich doch bitte erst mal kurz vor. Chris: Hi, mein Name ist Chris und ich spiele Keyboards bei Underoath. Gringoz: Als ich von eurem neuen Album erfahren habe, habe ich ein weiteres perfekt produziertes und musikalisch herausragendes

14

Album erwartet, mit Texten, die nicht anecken. Ich war dann sehr überrascht, als ich mir die Lyrics durchgelesen habe und dachte mir, da geht jemand durch eine schwere Trennung nach einer toxischen Beziehung, bis mir auffiel: Das ist die Beziehung zu Gott. Mich hat das gefreut, weil ich immer das Gefühl hatte, ihr beschneidet euch durch diese Überkorrektheit und die Religion selbst. Gringoz-Magazine


bezeichnen würde und er nicht, aber das hat nichts an unserer Beziehung geändert. Er wollte einfach abklären, dass er sagen kann, was er sagen will, ohne mir vor den Kopf zu stoßen. Aber weißt du, das Wichtigste ist doch, dass man ehrlich ist und wenn er sich zurückhält und nur die Hälfte rauslässt, dann macht das doch keinen Sinn. Gringoz: Das wäre auch meine nächste Frage gewesen, ob ihr alle euren Glauben verloren habt? Chris: Wir sind alle erwachsen geworden bezüglich unseres Glaubens. Keiner von uns ist mehr der, der wir vor 10 Jahren waren. Wir haben viel erlebt und viel gesehen, aber das ist eben für jedes Bandmitglied anders. Wir respektieren uns trotzdem alle gegenseitig. Seit 2011 sind wir ja auch keine christliche Metalcore Band mehr, aber irgendwie machen alle jetzt erst ein Fass deswegen auf. Das ist halt immer noch in den Köpfen der Menschen und wir haben uns ja auch so identifiziert, bis es eben nicht mehr so war und in diesem Moment haben wir das aber auch sofort weggelassen. Gringoz: Wie waren denn die Reaktionen eurer Fans auf diesen Wandel? Ihr hattet ja bestimmt auch so hardcore Christen-Fans. Chris: Das war auch sehr individuell. Manche waren super verständnisvoll, manche richtig sauer. Aber die Leute haben schon gemerkt, dass wir

Chris: Das ist interessant, weil die Texte 100% Aaron und Spencer sind, aber es gibt einen Haufen parallelen auch zu uns anderen. Wir als Ganzes hatten schon immer einen Filter darauf, was wir sagen wollten und wie wir uns dann damit wohlfühlten, es auszudrücken, weil wir eben als christliche Band gelabelt wurden. Wir haben schon eine Menge der Dinge früher gesagt, aber halt durch die Blume. Als wir anfingen die Musik für dieses Album zu schreiben hatte ich eine Unterhaltung mit Spencer und er sagte zu mir: wenn das das letzte Stück Kunst ist, das ich der Welt gebe, dann möchte ich sicher sein, alles gesagt zu haben, was ich sagen wollte. Wir sind zwar keine christliche Band mehr, aber wir sind privat an verschiedenen Punkten in unserem Leben und unserem Glauben. Spencer und ich haben darüber gesprochen, weil ich mich immer noch als Christen Gringoz-Magazine

15


INTERVIEW immer noch Dieselben sind und eben das sagen und tun, was richtig für uns ist. Es macht ja auch keinen Sinn unehrlich zu sein und als christliche Band weiterzumachen, wenn man es nicht mehr ist. Gringoz: Wie steht es denn um die Identität der Band- ihr hattet ja einige Besetzungswechsel in eurer langen Karriere. Chris: Ich habe mit 26 angefangen bei Underoath zu spielen, während der Highschool, als uns noch keiner kannte und keiner zu unseren Auftritten kam. Die meisten kennen uns eh erst nach 2004 und seitdem ist es auch genau dieses Line Up. Wenn man auf Wikipedia schaut, sieht man natürlich ne Menge Leute, aber das war ja nur Spielerei. In den letzten 15 Jahren hatten wir einen Wechsel. Wir identifizieren uns alle 100% mit Underoath als Band und nicht als Marke. Gringoz: Ihr habt acht Jahre für das neue Album gebraucht. Hattest du Angst, dass das euer persönliches Chinese Democracy wird? Chris: Nein, wir haben ja 2010 das vorletzte Album rausgebracht, dann waren wir auf Tour und dann haben wir uns erst mal aufgelöst. Als wird dann wieder zusammenkamen, haben wir ca. ein Jahr an dem Album gearbeitet und das ist ja gar nicht so lange und schon gar kein Chinese Democracy *lacht*. Gringoz: Wie lief der Entstehungsprozess des Albums ab? Habt ihr alle Songs vorab fertig oder schließt ihr euch eine Weile im Studio ein und klabüstert dort alles aus? Chris: Also da wir uns ja vorher ein paar Jahre lang aufgelöst hatten, war es bei diesem Album so, dass wir alle individuell Musik geschrieben und dieses Material zusammengeschmissen haben. Wir haben uns dann zwei Monate im Studio eingeschlossen und davon haben wir einen Monat an Material gearbeitet und einen Monat aufgenommen.

hat. Das würde ich auch gerne, aber ich könnte das wohl nur, wenn ich ebenfalls all das durchmachen müsste. Also ja, Hiob, wobei ich das direkt bereuen würde *lacht*. Gringoz: Welcher Simpsons Charakter wärst du gerne? Chris: Apu! Er genießt sein Leben, hat ein florierendes Geschäft und kann all diese Squishies gratis trinken! Gringoz: Gibt es etwas, was du am Touren in Europa lieber magst, als in den USA? Chris: Wir machen oft dieses Festivals in Europa und das ist toll, weil wir vor vielen coolen Leuten spielen dürfen und befreundete Bands treffen. Aber auch, dass wir durch die Vielfalt auf solchen Festivals Bands sehen, die wir sonst niemals auf demselben Event treffen würden. Justice oder The Prodigy, das ist echt super. Gestern war es Marylin Manson und Volbeat und das macht Spaß. Ich werde dafür bezahlt, mir tolle Bands anzuschauen, ich kann mich nicht beklagen! Gringoz: Kommt bald eine Headliner Tour in Europa? Chris: Wir hoffen, nächstes Jahr zurückzukommen. Wir spielen ein paar Shows im UK, aber für den Rest Europas ist noch nichts geplant. Gringoz: Vielen Dank für das Interview! Chris: Kein Problem, ich habe zu danken!

Gringoz: Welcher Charakter aus der Bibel wärst du gerne Chris: Ohje... Klingt komisch, aber ich glaube, ich wäre gerne Hiob. Also nicht, dass ich das, was er alles durchgemacht hat, erleben möchte, aber am Ende seines Leidens hatte er bestimmt eine Vorstellung davon, wer Gott ist, die sonst keiner

16

Gringoz-Magazine



INTERVIEW

KMPFSPRT Mit einer kommenden Herbsttour und dem neuen Silberling Gaijin im Gepäck, ist aktuell und demnächst keine Stadt vor KMPFSPRT sicher. Trotzdem nahm sich Gitarrist und Sänger David auf dem Green Juice Festival in Bonn die Zeit, um mit uns über das Festival, dem richtigen Katerfrühstück und die Vergangenheit zu quatschen. Text: Denise Profittlich, Fotos: KMPFSPRT

Gringoz: Also die erste Frage ist natürlich wie fandet ihr’s eben? WIe war es für euch auf der Bühne? David: Ich fands total geil, ich hatte so viel Spaß. Ich kam von der Bühne runter und hab meinen Sänger genommen und meinte nur ‘Boah wie geil war das denn! ’ und er meinte nur, es war total furchtbar, weil seine Fußpedale falsch eingesteckt waren und ihm wohl vier Mal während der Show das Kabel rausgerissen ist und seine Gitarre war immer weg und er musste dann da rumfummeln und das Kabel wieder reinstecken. Er konnte dann nicht richtig singen und so. Ich hab das alles gar nicht mitbekommen, weil ich so viel Spaß hatte auf meiner Seite. Deshalb würd ich sagen, es ist 50/50. Die eine Hälfte der Band hatte ne richtig geile Show, die andere eher weniger. Das war es aber auch nur von unserer Seite aus, also das Publikum war echt großartig!

David: Boah, das ist echt schwierig. (Überlegt) Das ist wirklich richtig schwierig, denn das wechselt sehr oft. Also ich würde sagen der beste Song auf dem Album ist Schwarz aber mein Lieblingssong ist das jetzt nicht unbedingt. Mein Lieblingssong ist glaube ich Asche, weil der diese unglaubliche Geschwindigkeit hat. Ich komme ja aus der Hardcore Szene und ich liebe Songs die schnell sind, deswegen ist Asche so mein Song, aber der beste Song ist wohl trotzdem Schwarz. Gringoz: Schwarz ist super, für mich ist der beste wohl Trümmer... David: Ah, das ist auch schön. (lacht) Das war der erste Song, den ich geschrieben habe für das Album. Das war aber auch der Song, nach dem unser Schlagzeuger dann auch ausgestiegen ist, weil er meinte, dass will er nicht.

Gringoz: Wie ist es mit Gaijin jetzt auf Tour zu sein? Kam das Album gut an?

Gringoz: Was war euer Highlight auf dem Greenjuice dieses Jahr?

David: ja, das ist super. Wir haben bei Gaijin so viel Spaß die Songs live zu spielen und es ist auch einfach total geil zu sehen, wie viele Leute einfach die Texte schon mitsingen von den Songs. Wir haben jetzt gerade in Bochum gespielt vor kurzem und haben da irgendwie 250 Leute in so nen kleinen Club reingequetscht und der Schweiß tropfte von der Decke. Das war vor Gaijin definitiv noch nicht so. Da merkt man auch, wie viele Leute das Album nochmal zu unserer Band dazu gebracht hat.

David: Also unser Highlight außer der eigenen Show war glaub ich Abramovic zu sehen. Die find ich sehr geil und das sind mega mega nette witzige Typen. Mit denen haben wir auch schon öfter zusammengespielt. Aber auch Backstage rumzuhängen mit so vielen anderen, coolen Bands mit denen man Spaß hat ist ein Highlight. Es ist auch sehr familiär hier. Das ist jetzt auch schon unser zweites Mal hier und wir kennen schon viele Leute und ja, die haben leckeres Bier, leckeres Essen und bei dem guten Wetter fühlt es sich echt so an, wie in den Ferien. Dann spielt man kurz zwischendurch mal ein paar Songs, um dann wieder in die Ferien zu kommen. Dafür liebe ich den Festivalsommer und auch das Green Juice sehr.

Gringoz: Es ist auch echt eine geile Platte. Was würdet ihr denn sagen, ist euer Lieblingssong davon oder was ist deiner?

18

Gringoz-Magazine


Gringoz: Wo wir eh gerade beim Festivalsommer sind. Was war denn dein und euer persönliches Highlight diesen Sommer generell? David: Da gab es zwei. Das eine war glaub ich das Southside und das Deichbrand. Das waren halt beides Shows wo wir nicht wussten, wie werden die Leute uns aufnehmen, weil wir ja schon ne ziemlich laute Punkband sind und das sind ja größere Festivals, wo jetzt nicht nur Leute hinkommen die Punk hören. Beim Southside haben wir eröffnet, als allererste Band am Donnerstag und das Zelt war so voll mit über tausend Leuten. Das hätten wir halt nie erwartet. Beim Deichbrand war es dann ähnlich, da mussten die irgendwann den Bereich sperren und es kamen keine weiteren Leute mehr rein. Und wenn das was ist womit du absolut nicht rechnest und dann von der Bühne runter guckst auf so viele Leute, die da sind, weil du diese Musik spielst ... das kann man mit Worten gar nicht beschreiben. Gringoz: Was findest du denn besser? Konzerte oder Festivals? David: Das ist immer eine ganz schwere Frage, weil man das kaum miteinander vergleichen kann. Bei Festivals liebe ich das drumherum sehr. Man spielt mit so vielen Bands und man sieht auch viele Bands. Auf dem Open Flair jetzt letztens zum Beispiel Bad Religion, das war so die Band meiner Kindheit und Jugend. Die dann zu sehen auf derselben Bühne auf der wir gespielt haben, das ist schon ganz besonders. Aber wenn ich überlege, sind die geilsten Shows wohl die in nem verschwitzten Raum mit 200 Leuten, wo der Schweiß von der Decke tropft und man einfach danach sterben kann. Das ist das beste überhaupt. (lacht) Gringoz: Ihr seid ja dann auch verdammt nah am Publikum … David: ja, du bist halt einem Meter nur entfern von den Leuten, die dir ins Gesicht schreien und das ist halt das Beste, was es gibt. Hier [auf Festivals] hast du halt diese Distanz, aber dafür hast du dann auch den Blick über diese größere Menge und das sieht halt auch echt geil aus. Wenn man dann viele Leute erreicht, die einen früher auch Gringoz-Magazine

noch nicht kannten, dann ist das auch etwas sehr Schönes. Deswegen kann man eigentlich auch nicht wirklich sagen entweder oder bei der Frage Festival oder Club sondern sollte sagen ‘und’ Gringoz: Kommen wir noch mal kurz zurück zum Green Juice: wen hättest du gern noch dabeigehabt? David: Weezer fänd ich richtig schön. Also wenn die ihren Weg aus Amerika hier hinfinden würden, fänd ich das absolut großartig (lacht). Die Descendents dürften gerne kommen und natürlich auch unsere Kumpels von Adam Angst. Also wenn die da sind könnten wir auch auf jeden Fall sofort mit fünf Leuten Bier trinken. (hebt seinen Bierbecher und prostet in die Luft) Fjørt war ja auch hier dieses Jahr, leider nicht am selben Tag wie wir, das ist der größte Wehmutstropfen. Ja und bei Adam ... Wir sind jetzt scheinbar immer im versetzten Jahr. Gringoz: Nun eine Frage vom Campingplatz. Wo kommt der Name KMPFSPRT her und wo sind die Vokale hin verschwunden? David: Okay. Der Name kam, als wir die Band gegründet haben und gemerkt haben: ‘oh wir spielen in einer Woche unser erstes Konzert und wir haben noch keinen Namen. Wir brauchen einen’. Wir haben halt vorher nur in englischsprachigen Bands gespielt wie Fire in the Attic oder Days in Grief, wo man halt englische Namen hatte. Das ist sehr viel einfacher. Wenn du auf Deutsch nen coolen Namen willst ist das viel schwerer. Wir haben dann lange hin und herüberlegt und irgendwann kam dieser Geistesblitz. Kampfsport ist irgendwie geil und wir machen harte Musik, da passt das. Uns war das dann aber ein bisschen zu martialisch und dann haben wir uns überlegt, wenn wir die Vokale weglassen, sieht das nicht ganz so brutal aus und passt besser zu uns. Wir sind ja eigentlich ganz lieb so. Gringoz: Findest du? Find das sieht ohne Vokale viel aggressiver aus. Außerdem ist es doch total im Trend, Vokale aus Namen zu verbannen. David: (lacht) Auch nicht schlecht. Ja, also dann haben wir uns gedacht: ohne Vokale sieht das viel aggressiver aus und das passt, weil wir so aggressive Typen sind, dann haben wir die Vokale einfach weggelassen. (lacht noch einmal herzhaft)

19


INTERVIEW Gringoz: So und wenn ihr jetzt den ganzen Tag auf einem Festival gewesen seid, noch ein paar Bierchen getrunken habt, was gibt’s dann bei euch zum Katerfrühstück am nächsten Morgen? David: mmh … wahrscheinlich Tofu-Rührei. Tofu-Rührei ist ein sehr gutes Katerfrühstück. Gringoz: Mit Knoblauch? David: ja, auf jeden Fall mit Knoblauch! Mit ganz viel davon und frischen Tomaten. Wir haben ja morgen schon das nächste Festival und da muss man dann auf jeden Fall gucken, dass man bis zum Konzert wieder in den Griff bekommt. Was auch immer hilft ist, wenn man ankommt schnell ein Konterbier trinken. Also Tofu-Rührei, Konterbier und sehr viel Kaffee. Gringoz: Okay. Weiter geht’s. Nehmen wir mal an wir wären in einem Paralleluniversum… David: ...oh geil. Ich liebe Paralleluniversen! Gringoz: Wärst du ein Superheld oder ein Bösewicht? David: Ach, ich wär so gern ein Bösewicht … aber ich fürchte, wenn ich mich entscheiden müsste, meine Mutter war scheinbar zu gut zu mir, wäre ich wahrscheinlich ein Superheld. Aber keiner von diesen spießigen Superhelden, sondern einer, der auch mal fünfe Grade sein lässt und auch mal ne Brücke kaputt macht. Gringoz: ...also so wie Deadpool? David: ja, Deadpool kann ich mir ganz gut vorstellen. Irgendwo zwischen Deadpool und Spiderman, weil den mochte ich früher als Kind ganz gerne. Der war nicht so weit weg, wie die anderen Superhelden, wie Batman oder so, der halt ein scheiß Millionär ist und da in seinem blöden Schloss lebt. Gringoz: Was sagst du zu dem neuen Spiderman: Homecoming? David: Oh, den hab ich noch nicht gesehen. Ich bin halt kein Fan von dem neuen Spiderman, also für mich war Tobey Maguire der Spiderman. Ich kann mit dem neuen, ich weiß gar nicht, ob das noch Andrew Garfield ist, nichts anfangen. Für mich das

20

Tobey Maguire, Punkt. Aber ich wird ihn mir wohl mal angucken. Gringoz: Was für eine Superkraft hättest du dann? David: Fliegen! Da brauch ich gar nicht lange nachzudenken, weil mit Fliegen kannst du so viel Lösen. Es gibt so viele Situationen, wo man von unangenehmen Leuten umgeben ist oder man weiß nicht, wie kommt man aus der Situation raus und Fliegen löst jedes Problem. Kein anderer kann das, aber wenn du irgendwo hinwillst, du fliegst. Du brauchst auch nicht acht Stunden in nem Bus sitzen mit neun Leuten zusammengequetscht. Gringoz: Wenn du stark wärst könntest du ja auch einfach den Bus nehmen und damit wegfliegen. (Lachen) David: oh, das wäre auch ne Superkraft, ich dachte ich könnte nur eine haben, aber wenn du das schon anbietest (lacht). Dann würde ich fliegen und hätte extreme Kraft. Obwohl, ich glaube eigentlich braucht man gar keine extreme Kraft... (denkt nach) Gringoz-Magazine


Erfahrung habe ich da gemacht, wie es ist Ausländer zu sein. Das kann man sich so ja auch gar nicht so richtig vorstellen, wie das ist, wenn man ja selber weiß ist und in Deutschland lebt. Man kennt das dann vielleicht aus Erzählungen oder aus dem, was man liest, aber wenn man dann in einem Land lebt, wo man selber aufeinmal die Minderheit ist, wegen seines Aussehens, dann merkt man auf einmal, wie krass das ist. Das man auch nicht raus kommt aus diesem Ding. Du sagst dann ‘hey ich bin David’ aber die Leute sehen gar nicht David, sondern nur den Ausländer. Das war eine wirklich krasse Erfahrung und das ist auch in den Titel Gaijin mit eingeflossen. Gringoz: Wenn ihr in der Zeit springt, was macht ihr in fünf Jahren? Rock am Ring Hauptbühne? David: (lacht) also, wenn die uns buchen, jederzeit. Aber das sehe ich jetzt nicht wirklich, weil wir nicht anfangen werden Songs zu schreiben die Massenkompatibel sind. Deshalb seh’ ich Rock am Ring Hauptbühne eher nicht, außer einer von denen ist so nett und denkt sich ‘oh denen geben wir jetzt mal ne Chance’. Gringoz: Vielleicht um die Brücke kaputt zu machen als Superheld? David: ja, aber das kriegt man bestimmt auch ohne irgendwie hin. Vielleicht, wenn man an der Statik was macht. Die Brücke soll ja auch nicht kaputt gehen, jetzt auch nachdem das in Italien passiert ist, das ist ja nicht schön. Aber vielleicht einfach so ein bisschen oben das Geländer verbiegen … Gringoz: Was habt ihr eigentlich vor KMPFSPRT noch gemacht? David: Unser ganzes Leben lang Musik. Die Band davor war Fire in the Attic, das waren Richard, Dennis und Plotzki, also alle außer mir. Die haben damals auch tatsächlich so Rock am Ring Hauptbühne gespielt. Die waren in ihrem Bereich so in der Zeit auch ziemlich am Start. Ich hab zu der Zeit noch in Japan gelebt, in Tokio und hab da so eine kleine Punkband gehabt, die keiner kennt. Aber wir haben da in Tokio sehr viele Konzerte gespielt (lacht). Gringoz: daher auch der Name Gaijin? David: daher der Name Gaijin tatsächlich. Die Gringoz-Magazine

Gringoz: wo würdest du gerne mal noch spielen wollen? David: gute Frage. Es gibt ja das CBGB in New York nicht mehr. Da hätte ich sehr gerne mal gespielt, weil da ungefähr alle Bands mit denen ich groß geworden bin, ihre größten Konzerte gespielt haben. Wir haben auch schon SO36 gespielt im Berlin, das war auch was wo ich gesagt hab, da will ich unbedingt mal spielen. Dadurch, dass wir auch so lange schon so viel spielen, haben wir vieles schon abgehakt. Also außer der Rock am Ring Hauptbühne (lacht), Highfield wäre auch mal schön. Ansonsten spielen wir immer gerne da wo wir gerade sind, im Bla in Bonn, im Underground in Köln, was es ja jetzt leider auch nicht mehr gibt. Gringoz: vielleicht noch zum Pell Mell? David: ja, das wäre auch cool. Da hab ich schon oft von gehört. Das fehlt noch auf der Liste. Pell Mell wäre cool. Gringoz: Dann bleibt noch zu sagen von unserer Seite vielen Dank für das coole Interview und dann sieht man sich vielleicht ja nächstes Jahr auf dem Pell Mell wieder.

21


INTERVIEW

KNOCKED LOOSE Knocked Loose sind in ihrer Heimat USA eine richtig große Nummer. Kürzlich haben Terror für die Jungs eröffnet, die alle gerade mal um die 20 sind. Grund genug für uns, ein Interview mit Brian und Isaac zu führen und ihnen mal auf den Zahn zu fühlen. Text: Désirée Pezzetta

Gringoz: Wie würdest du deine Musik meiner 90jährigen Oma beschreiben?

einer Band sein, ich wollte das nur zum Spaß machen. Aber dann ging alles so schnell, dass es eben doch ernst wurde. Isaac: Wir haben beide schon vorher in Bands gespielt und obwohl wir gleich im ersten Jahr unter Vertrag von einem lokalen Label genommen wurden, hatten wir keine Ahnung, dass wir mal aus unserer Heimatstadt rauskommen würden. Klar wollte ich das immer, das war immer mein Traum.

Brian: Es ist sehr, sehr aggressiver Rock n Roll. Isaac: Es ist sehr, sehr laut und sehr gemein. Sehr beängstigend.

Gringoz: Du sagtest, du warst in der Schule, als du angefangen hast, also was ist dein Durchschnittsalter in der Band?

Gringoz: Laut ist fantastisch. Ihr habt die Band 2013 gegründet und im selben Jahr unterschrieben und alles hat sich sehr schnell entwickelt. War das euer Ziel, als ihr die Band gegründet hast?

Brian: Ich war auf dem College, als wir angefangen haben, ich werde bald 25. Ich bin der zweitälteste und er *zeigt auf Isaac* ist der jüngste. Isaac: Ich bin 20. Als ich anfing, mit den Jungs zu spielen, war ich noch auf der Highschool. Offensichtlich habe ich seitdem meinen Abschluss gemacht, aber ich ging direkt von der Highschool auf Tournee und eigentlich habe die Schule

Gringoz: Stellt euch doch erst mal vor. Mein Name ist Brian und ich singe in „Knocked Loose“. Mein Name ist Isaac und ich spiele Gitarre in „Knocked Loose“.

Brian: Überhaupt nicht, ich war zu dieser Zeit in der Schule und ich wollte nicht einmal ernsthaft in

22

Gringoz-Magazine


verlassen, um mit dieser Band zu touren. Den Abschluss habe ich dann online gemacht. Gringoz: Wo seht ihr „Knocked Loose“ in fünf Jahren? Brian: Na hoffentlich sind wir dann größer! Es ist irgendwie schwer, fünf Jahre voraus zu denken, weil alles noch so schnell geht. Das Ziel ist, einfach weiter zu wachsen. Isaac: So wie ich das sehe – niemand in dieser Band hätte das erwartet. Ich wollte einfach immer in einer Band sein, die weltweit tourt. Wir denken nie zwei, drei, vier, fünf Jahre weiter, weil wir alle sehr unterschiedlich sind und persönlich unterschiedliche Pläne und Ziele haben. Also, ich denke, dass „Knocked Loose“ ein großer Teil unseres Lebens ist und wir machen es Schritt für Schritt. Wir haben keinen Plan. Gringoz: Eure erste EP hieß Popkultur, was für eine Band wie euch ein wirklich interessanter Name ist, weil man Popkultur nicht unbedingt mit der Art von Musik, die ihr spielt, verbindet. Warum habt ihr diesen Namen gewählt? Brian: Eigentlich nur, weil es eine totale Antithese ist. Es war irgendwie so, dass wir nie als Popkultur betrachtet werden und wir uns über die Popkultur lustig machen. Gringoz: Nun, Popkultur ist ja ein weites Feld. Im

Gringoz-Magazine

Moment findet da ein Umbruch statt. Wenn wir uns die Popkultur anschauen, haben wir auch die Metal-Bands, wir haben Nirvana, die alle Teil der Popkultur geworden sind. Glaubst du, dass Metalcore in ein paar Jahren auch ein großer Teil der Popkultur sein wird? Brian: Ich denke jetzt mehr denn je. Metalcore wird immer mehr Mainstream und die Bands werden größer und bekommen mehr Möglichkeiten. Isaac: Sehe ich auch so, gerade hier in Europa. Parkway Drive aus Australien zum Beispiel. Eine Hardcore Metal Band aus einer Surftown und jetzt.... wir haben ein Hotel die Straße runter und davor hängt ein Plakat für deren neue Platte. Sie gehören wahrscheinlich zu den größten MetalBands der Welt grade. Und jetzt sind sie so wahnsinnig groß geworden, dass sie an Einfluss gewinnen. Gringoz: Gibt es ein popkulturelles Ereignis, das Sie persönlich oder musikalisch beeinflusst hat? Brian: Als ich jünger war, habe ich gerne ich Musikvideos im Fernsehen geschaut auf MTV, MTV 2, Headbanger‘s Ball und solche Sachen. Ich schätze, man könnte das als Popkultur bezeichnen. Isaac: Es gibt einen Song auf unserer letzten Platte, der mit dem Tod von Prominenten aus der Musikindustrie zu tun hat. Das ist ein dunkles

23


INTERVIEW Thema, aber die Zahl der Todesfälle und Selbstmorde, gerade in der letzten Zeit, ist wirklich verrückt. Alles ist gerade total crazy. Schau dir Amerika an: Wir den schlechtesten Präsidenten aller Zeiten, die Polizei ist absolut geisteskrank, alle diese berühmten Todesfälle… Gringoz: Wenn ihr euer eigenes Festival zusammenstellen könntet: Welche Band sollte außer euch noch spielen? Brian: Disembodied. Und wir würden es in Oldham County tun, wo wir herkommen. Isaac: Wir wollten schon immer eine größere Show in unserer Heimatstadt. Ich würde gerne Disembodied ins Boot holen, weil sie so einen großen Einfluss auf „Knocked Loose" hatten. Gringoz: Schreibt ihr neues Material im Studio, auf Tour oder im Proberaum? Brian: Definitiv nicht auf Tour, das könnten wir nicht. Wir haben uns aber kürzlich tatsächlich ein Studio gemietet, um dort ohne Ablenkung zu schreiben. Wenn wir zuhause sind, kommt immer was dazwischen, weil wir mit unserer Familie und Freunden abhängen wollen und dann kommt nichts dabei raus. Aber ein paar Wochen, in denen man nichts anderes zu tun, außer aufzustehen, an neuen Sachen zu arbeiten, aufzunehmen und wieder schlafen zu gehen, das ist sehr produktiv und war das Klügste, was wir machen konnte. Isaac: Das war genau das, was wir brauchten, um Songs für die neue Platte zu generieren. Es war eine sehr positive Erfahrung für uns und ich denke, dass wir das in Zukunft wieder so machen werden. Gringoz: Apropos Tour. Wie ist das denn mit dem Lagerkoller? Brian: Den gibt es definitiv. Auf jeder Tour kommt der Moment, in dem dir alles auf die Nerven geht. Ich kenne die Jungs so lange und weiß genau, welche Knöpfe ich drücken muss, um sie auf die Palme zu bringen. Es geht viel um Verständnis, Toleranz, Vertrauen und Ehrlichkeit. Man muss versuchen, voneinander zu lernen. Es ist normal, sich nicht immer zu verstehen. Die Frage ist nur, ob eine Band das verkraftet. Wenn ja, dann überlebt sie auch. Isaac: Wenn man sich Bands anschaut, sie fünf, zehn oder mehr Jahre konstant auf Tour sind, dann merkt man, dass es einfach zu einem

24

Business wird. Man muss auch mit Leuten arbeiten können, mit denen man privat nicht 24/7 rumhängen will. Wer gesund touren will, muss lernen, die Grenzen der Menschen zu respektieren. Wir sind auf Tour und wir haben Spaß zusammen, aber jeder hat seinen Freiraum und tut, was er braucht. Nicht jeder muss die ganze Zeit das Gleiche tun. Und so überleben Bands lange, denn schließlich ist es nicht alles „oh, ich gehe auf Tour und feiere rund um die Uhr“. Gringoz: Ist eine Headliner-Tour für Europa geplant? Brian: Noch nicht, aber wir haben definitiv darüber gesprochen. Wir waren ein paar Mal hier und fangen an, ein Gefühl dafür zu entwickeln, welche Art von Venues und welches Line Up für uns am besten sind. Isaac: Wir sind jetzt so ziemlich jedes Jahr in Europa, wir haben es dieses Jahr zweimal geschafft, weil wir diese Impericon-Festivals gemacht haben. Headliner zu sein ist etwas, an dem ich persönlich sehr interessiert bin. Ich denke, es ist einfacher, Menschen auf einer Clubtour in intimer Atmosphäre für sich zu gewinnen, auch wenn weniger Leute auftauchen. Gringoz: Mal off Topic – habt ihr eine Lieblingsserie auf Netflix? Brian: Shameless! Isaac: Ich habe mir Table of Chefs angeschaut, eine Show über knallharte Köche, die abgefahrenes Essen machen. Gringoz: Habt ihr schon deutsches Essen probiert? Isaac: Ich weiß nicht wirklich, was deutsches Essen ist? Gringoz: Bratwurst. Brian: Ja, das haben wir auf dem Weihnachtsmarkt mal gegessen. Und Schnitzel hatten wir auch schon. In München waren wir dann im Hofbräuhaus, das war auch echt lecker und cool dort. Isaac: Auf Tour werden es leider doch meistens Sandwiches vom Catering. Wir würden gerne mehr deutsches Essen entdecken. Bringt uns deutsches Essen! *lacht* Gringoz-Magazine



REVIEWS

beyond the black

crossfaith

Beyond The Black – Eine noch recht junge Band, welche schon einiges an Drama miterlebt hat. Innerhalb von zwei Jahren veröffentlichten die Mannheimer zwei Alben, nur um dann mal die gesamte Besatzung, abgesehen von Sängerin Jennifer Haben, auszutauschen. Genügend Kritikpunkte bringt die Synphonic Metal Band also auf jeden Fall mit. Wie nun die neue Platte Heart Of The Hurricane klingen wird, nachdem mal eben fünf Mitglieder ausgetauscht wurden? Sage und schreibe 64 Minuten neue Musik, verteilt auf 15 Songs präsentiert uns das Sextett und „Hysteria" hat die schwierige Aufgabe, einen vernünftigen Auftakt zu gestalten. Was schon in den ersten Sekunden auffällt: Es klingt vertraut. Gewohnt kraftvoll, harmonierende Instrumente, die den Gesang perfekt umspielen und ein schon fast episches Bild abgeben. „Million Lightyears" dürfte zu mindestens zu Beginn für einige überraschte Gesichter sorgen, denn zum gewohnten Gesang Jennifers gesellt sich noch eine männliche Stimme, welche dem Song eine ganz eigene Note verleiht und ein gelungenes Duett darstellt. Nicht weniger episch, dafür wesentlich innovativer ist hingegen „Beneath A Blackened Sky", welcher mit Chorgesängen abgerundet wird und so ein verdammt starkes Gesamtbild abgibt. Abschließend gilt es zu sagen: Die Band klingt immer noch weitestgehend wie vor zwei Jahren. Fünf neue Mitglieder, wenig Innovation. Musikalisch hat sich wenig getan und Fans der Band, dürfen dementsprechend erleichtert aufatmen. Mit Heart Of The Hurricane liefern die Mannheimer eine geballte Ladung Beyond The Black, welche sowohl dem eingefleischten Anhänger, als auch dem Neueinsteiger gut gefallen dürften.

Wo Crossfaith 2015 mit Xeno gerade dabei waren, zwar nicht die Szene neu zu erfinden, aber immerhin im Kopf zu bleiben, kam den Jungs kurz danach die absolut genial verkorkste Idee, zwei EP´s zu veröffentlichen, welche im Zusammenspiel einer echt billigen Fahne im Wind gleicht. Die erste EP mit dem Namen Freedom war ein gut gescheiterter Versuch, EDM deutlicher denn je mit Metal zu vermischen und bot außer dem starken Featuring mit Rou Reynolds von Enter Shikari (welche sich lustigerweise musikalisch auch gerade total verlieren) leider nichts. Das merkte dann auch Crossfaith anhand der Fanstimmen und ruderte mit der zweiten EP Wipeout komplett zurück zu den Wurzeln. Im direkten Vergleich könnte man meinen, dass bei beiden Werken verschiedene Bands zugange waren. Zum Auftakt der Platte gibt es mal wieder ein elektronisches Intro auf die Ohren, welches allerdings durch einen höllisch schlechten Ansager, welcher wahrscheinlich aus dem Tekken Universum stammt, an jeglicher Form von Atmosphäre verliert. Der Übergang zum ersten richtigen Song mit dem Namen Catastrophe lässt uns leider nur erahnen, ob Crossfaith insgeheim hiermit die nächsten 45 Minuten anspricht, aber immerhin gibt es mit The Perfect Nightmare anschließend einen Song zu hören, welcher wie ein Schlag ins Gesicht der Kritiker (das sind wir) daherkommt und ein wahres Inferno auslöst, welches an die besten Slipknot Zeiten erinnert – leider ist dieses 4-minütige Werk auch wirklich der einzig gute Song auf der Platte (hätte sich verdammt gut auf einer EP gemacht by the way). Grob zusammengefasst ist alles hiernach leider nur das perfekte Beispiel dafür, dass die Band keinerlei Ahnung hat, wo sie sich musikalisch aktuell befindet.

Heart Of The Hurricane

Ex_Machina

Alex Hoppen Nico Simon

sound konzept hörspass 26

sound

3,6

konzept

1,5

hörspass Gringoz-Magazine


desasterkids

foxing

Nach ihrem letztem Album 030, melden sich Desasterkids nach 3 Jahren wieder zurück mit ihrer dritten Platte – Superhuman die am Freitag den 03.08.18 erscheint. Der erste Song, Break Me überzeugt zunächst mit einer guten Mischung aus Brutalität und ein paar ohrwurmtauglichen Melodien. Doch nach dem zweiten mal anhören wird es schon recht langweilig. Ebenso bei dem nächsten Song, Walking Alone. Man bekommt das Gefühl, dass der Fokus lediglich auf die Musikalische Komposition gelegt wurde, und der Gesang in den Hintergrund fällt. Neben den Songs Bulletproof, Oxygen und Pentagram die wir bereits als SingleAuskopplung zu hören bekommen haben, punktet die Scheibe für mich lediglich noch mit den Songs, Dark Days und Chasing Ghost. Dark Days schafft es mit einem Mix aus klarem Gesang und seinen aggressiven Shouts zu überzeugen, während Chasing Ghost mit dem Chor-Gesang unerwartet beeindruckt. Am wenigsten überzeugend sind Slave und Dead on the Inside. Der Refrain von Slave ist sehr eintönig und klingt ebenfalls eher langweilig. Dead on the Inside klingt zunächst vielversprechend und überzeugt mit dem düsteren und melodischen Gesang. Doch man wartet vergebens darauf, dass der Song noch richtig losgeht und endet mit einem ernüchternden Beigeschmack. Im großen und ganzen überrascht Superhuman mit einem Mix aus elektronischen Klängen und ein paar gut umgesetzten Breakdowns und im Vergleich zum Vorgänger Album 030, klingt die Platte auch definitiv reifer, aber der Eindruck vom Einsteigercore besteht weiterhin. Was nicht zuletzte daran liegt, dass die stärksten Songs des Albums bereits lange zuvor, als Single ausgekoppelt wurden und das Album dadurch nicht mehr viel zu bieten hat.

Gute Indie-Rock-Bands zu finden, ist nicht schwierig. Eine zu finden, die heraussticht, ist eher eine Herausforderung. Für jeden, der das gewisse Etwas sucht, könnten Foxing genau richtig sein. Nearer My God ist das dritte Studioalbum der Band aus Missouri und ist ein großer Schritt in eine neue Richtung. Das Album wirkt leichter als der Vorgänger Dealer (2015), behandelt jedoch ebenso bedrückende Themen. Texte wie „I can’t see what’s there, I can’t see anything at all„ aus Grand Paradise oder „Do you want me at all„ aus dem Titelsong Nearer My God wirken verzweifelt und verdeutlichen die Angst und Unsicherheit, die immer wieder thematisiert wird. Gerade Grand Paradise ist ein spannender Song. Während der Anfang eben diese bedrückende Stimmung widerspiegelt, wirkt das Ende schon fast verzweifelt fröhlich und wie ein Lied zum mitsingen. Heartbeats erinnert an einen träumerischen M83 Song, während Gameshark ein schneller, beengender und nervöser Song ist. Unverkennbar wie immer bleibt Sänger Conor Murphys einzigartige Stimme. Vor allem im Vergleich zu ihrem Debütalbm The Albatross (2013) ist Nearer My God rockiger, schneller und enthält mehr Gitarre. Es eignet sich mehr für größere Hallen und ebnet der Band den Weg genau dahin. Das Album ist abwechslungsreich und spannend, wiederholt sich jedoch auch an manchen Stellen und hat mit langweiligeren Liedern wie Bastardizer auch Schwachstellen. Alles in Allem ist Nearer My God ein gewagter Schritt von Foxing, der aber definitiv in die richitge Richtung geht.

Superhuman

Nearer My God

Jana Gall

Melissa Hülsermann

sound konzept hörspass Gringoz-Magazine

sound

3,0

konzept

3,6

hörspass 27


REVIEWS

halestorm

kissin dynamite

Vicious nennt sich das vierte Studioalbum des Quartetts aus Pennsylvania, welches auf den Namen Halestorm hört. Black Vultures stellt den Auftakt für die Platte dar und gibt schon einen guten Vorgeschmack darauf, was Halestorm mit Vicious vorhaben. Ein brachiales Riff eröffnet den Song, welcher während den Strophen in einen etwas ruhigeren Klang wechselt, nur um im Refrain wieder mit voller Kraft nach vorne zu preschen. Besagter Refrain wird wahrscheinlich noch lange Zeit in unseren Köpfen herumschwirren, wie die im Song erwähnten Vultures am Himmel kreisen. Genau an diesem Punkt machen die anschließenden Songs „Skulls„ und „Uncomfortable„ auch weiter. Ein hartes Riff zu Beginn, etwas ruhigere Strophen und ein Refrain, welcher im Kopf bleibt. Ein ganz klares Highlight des Albums stellt „Killing Ourselves To Live„ dar. Die rotzige Stimme der Sängerin kombiniert mit dem Solo, runden den Song ziemlich gut ab und der Sing-Along Refrain stellt die Krönung für diesen Song dar. Painkiller und der namensgebende Track Vicious sind zwar ähnliche Riffmaschinen, befinden sich allerdings nicht auf dem gleichen Niveau. Härter als Into The Wild Life aber bei weitem kein The Strange Case Of …. Damit lässt sich der neue Silberling Halestorms wohl am besten beschreiben. Doch wenn eines beim Hören des Albums klar wird, dann ist es wohl, dass die Band gar nicht versucht hat, sich an ihren vorherigen Werken zu orientieren. Vicious stellt definitiv eine gute Erweiterung für die hauseigene Plattensammlung dar und ist das Reinhören mehr als wert.

Der fast schon angedrohte Major Deal nach der letzten Chart Platte Generation Goodbye hat zusammen mit der Ankündigung zum 6. Album der Band schon ein paar Bauchschmerzen verursacht. Ändert der Deal etwas? Werden die Jungs jetzt als das deutsche Guns N‘ Roses mit Einheitsbrei verkauft? Gott sei Dank ist und wird keiner dieser Ängste zur Realität, denn mit Ecstasy zeigt sich die Band erwachsener denn je und haut einfach mal die Sommerplatte des deutschen Hardrock 2018 raus. Ob gute Laune und erwachsen werden zusammen funktioniert, erfahrt ihr in unserem Review. Dem Opener entsprechend haben Kissin‘ Dynamite das Feuer in sich – wissen Fans schon seit Langem und bleibt auch bei Ecstasy so, doch was das ganze so besonders macht, ist die Tatsache, dass der Spagat zwischen der typischen, musikalischen Erfolgsformel der Band und der Idee, eine sommerliche „Ich fahre mit meinem Cabrio am Strand entlang und lebe in den Tag“-Platte zu veröffentlichen, an jeder Ecke klappt. Gewürzt mit der richtigen Portion des Erwachsenwerdens, spiegeln Songs wie Sill Around, Breaking The Silence, Waging War und Heart of Stone nicht unbedingt typische Kissin‘ Dynamite Songs wider, aber sicherlich gehören diese zu den ausgereiftesten, die die Band je geschrieben hat. Doch nicht alles ist neu und reifer – Fans der letzten Alben werden vor allem mit den Songs I´ve Got The Fire, You´re Not Alone und dem Titeltrack Ecstasy ihren Spaß haben. Insgesamt haben Kissin‘ Dynamite wieder einmal bewiesen, dass auch der nächste Schritt wieder nach vorne ging, und haben mit Bravour die nächste Entwicklungsstufe erreicht. Man könnte fast sagen, dass wir die deutsche Antwort auf Gotthard gefunden haben.

Vicious

Ecstasy

Nico Simon

Alex Hoppen

sound konzept hörspass 28

sound

3,8

konzept

4,2

hörspass Gringoz-Magazine


mad caddies

mayday parade

Nach vier Jahren brachte die US-amerikanische Ska-PunkBand Mad Caddies am 15.06 ihre zehnte Platte, als Cover-Album raus. Punk Rocksteady bedient sich den verschiedensten Songs, die für ihre jeweiligen Songwriter stehen. Angefangen mit einem Cover von Sorrow – Bad Religion hin zur Reggae Version des Songs She von Green Day, über weitere Covers von Propagandhi, NOFX, Misfits, Against Me! oder Descendents. Nur um mal ein paar Bekannte zu nennen. Mit Punk Rocksteady hat die 7-Köpfige Band, bestehend aus Chuck Robertson, Sascha Lazorm, Keith Douglas, Eduardo Hermandez, Todd Rosenberg, Graham Palmer und Dustin Lanker, ein durch und durch grandioses ReggaeRock Album kreiert, an welchem auch insbesondere Michael John Burkett – besser bekannt als Fat Mike – dran beteiligt war. . Die Songs auf dem Album sind wahre Herausforderungen. Für Punkrock Fans erstmal unvorstellbar wie sich die Songs im Reggea-Gewandt anhören. Selbst für Leute die z.B. weniger mit Bad Religion anfangen können ist der Song Sorrow, der Sommer Ohrwurm schlecht hin. Der Gesang des Albums sorgt für den perfekten Kontrast zwischen der allgegenwärtigen Reggea-Musik und der wuchtigen aber dennoch sanften und begleitenden Stimme von Chuck Robertson. Trotz allem wirkt das Album aber vor allem für Leute die sich nicht unbedingt mit dem Genre identifizieren können, nach einer Weile eher langweilig. Die zwischenzeitlichen Einsätze von härteren Melodien, wie durch Gitarren und Drums holen einen aber meistens wieder zurück zum Song. Im Gesamten ist es ein gelungenes Cover Album, welches den Mad Caddies und ihrer Musik, aber auch den anderen Künstlern sehr gerecht wird.

Seit sie 2006 Tales Told By Dead Friends rausgebracht haben sind Mayday Parade bekannt für eine Mischung aus traurigen Liedern über Herzschmerz und fröhlichen Liedern mit viel Gitarre. Auch auf ihrem sechsten Studioalbum Sunnyland dürfen wir uns wieder über die gewohnte Mischung freuen. Bereits das Gitarrenintro bei Never Sure versetzt uns gedanklich an einen heißen Sommertag bei der Vans Warped Tour, an dem man all seine Lieblings-Pop-Punk Bands sieht. Ähnliche Songs lassen sich immer wieder auf dem Album finden, wie zum Beispiel How Do You Like Me Now oder If I Were You. Auch die traurigen Herzschmerzlieder sind mehr als genug vertreten. Always Leaving und Take My Breath Away sind ebenso ruhige Songs, kommen aber emotional nicht an Where You Are heran. Auch der nostalgische Song Sunnyland fällt in diese Kategorie. Es wird in Kindheitserinnerungen geschwelgt und darüber nachgedacht, wie gerne an doch die Zeit zurückdrehen würde. Ein weiteres Highlight ist Is Nowhere, bei dem die Band so richtig Gas gibt und zum wütenden Mitschreien einlädt. Das Album hat auch mit ein paar schwächeren Songs zu kämpfen, wie zum Beispiel Satellite oder Looks Red, Tastes Blue, die so klingen, als hätte man sie bei anderen Bands schon 20 Mal gehört. Etwas schade ist auch, dass das Album eher an die älteren Mayday Parade Alben erinnert. Eins haben Mayday Parade mit diesem Album gezeigt: Ihr Talent für traurige Songs haben sie über die Jahre nicht verloren. Nach mehr als zehn Jahren sind sie ihrem Sound absolut treu geblieben, obwohl ein bisschen frischer Wind vielleicht auch Mal gut tun könnte.

Punk Rocksteady

Sunnyland

Jana Gall Melissa Hülsermann

sound konzept hörspass Gringoz-Magazine

sound

3,1

konzept

3,9

hörspass 29


REVIEWS

rise against

sonic skies

Mit Ghost Note Symphonies Vol. 1, das am 27.07. erscheint, geht wohl für jeden, der auch die ruhigen Töne zu schätzen weiß ein Traum in Erfüllung, denn die vier Musiker haben zehn Songs von ihren Alben ausgewählt, neu eingespielt und in ein ruhiges Gewand gekleidet und obwohl es sich bei den ausgewählten Songs durchweg um bekannte Lieder handelt sind es doch völlig neue Songs. Die neuen Arrangements variieren zwischen akustischen und halbakustischen Begleitungen, die jedoch alle eins gemein haben: sie setzen Tims Stimme in den Fokus, ohne jedoch als musikalische Leistung in den Hintergrund zu rücken. Die Compilation ist ein wahrer Gewinn für jeden Rise Against Fan, wie auch für diejenigen, die es lieber melodisch mögen und kein Problem damit haben, eine dreiminütige Gänsehaut zu bekommen, bei einem Song wie „Like the Angel" zum Beispiel. Natürlich durfte auf der Platte auch „Savior" nicht fehlen und dieser Song haut einfach um. Generell sind die Ghost Note Symphonies sehr gefühlvoll und bewegend. Die erschienenen Singles, „House on Fire", vom letzten Album „Wolves" (2017), sowie „Like the Angel" und „Voices off Camera", beide von „Revolution per Minute" (2003) geben hier einen sehr guten Vorgeschmack. Zusammengefasst: hört es euch an! Die „Ghost Note Symphonies" sind in meinen Augen genau das, was uns von Rise Against noch gefehlt hat und eine sehr schöne Ergänzung in jeder Plattensammlung. Die Songs sind gut ausgewählt und das „Vol. 1" lässt es schon erahnen, es wird nicht die letzte Compilation dieser Art gewesen sein. Wir sind gespannt drauf!

Metalcorebands gibt es wie Sand am Meer und sie gleichen sich oft wie ein Sandkorn dem anderen. So aber nicht bei Sonic Skies. Die Band aus Hameln überzeugt mir ihrem 13 Tracks Album Drifter auf ganzer Linie. Die Platte liefert die einmalige Gelegenheit, sich knappe 40 Minuten einfach fallen zu lassen und in Gedanken mit voller Kraft und Energie in einem Moshpit zu stehen und seinen Frust über die Welt herauszulassen. Die Leidenschaft, die in der Musik von Sonic Skies steckt, ist in jedem Song spürbar. In Tracks wie Gears und Hearts steckt so viel musikalisches und lyrisches Potenzial, dass Sonic Skies ohne Probleme – auch im Bezug Intensität und Aussagekraft der einzelnen Stücke des Albums – mit Bands wie Stick To Your Guns, Parkway Drive und August Burns Red mithalten können. Auch der Song Wanderer, der im ersten Moment wegen des Titels an Heaven Shall Burn erinnert, ist ein Track der positiv aus der Masse hervorsticht. Die Gitarrenriffs sind exzellent in Szene gesetzt. Wüsste man nicht, dass es sich hier um eine Deutsche Band handelt, könnte man meinen Sonic Skies kommen aus UK oder den Staaten. Leider fehlen dem rastlosen und kraftvollen Album die Ruhepole. Aber ist das genau die Intention der Band? 40 Minuten Eskalation, keine Pause, Nichts zum runterkommen. Das ist Geschmackssache und somit bleibt jedem selbst überlassen, was er davon hält.

Ghost Note Symphonies Vol. 1

Drifter

Kevin Höfer

Denise Profittlich

sound konzept hörspass 30

sound

4,5

konzept

4,1

hörspass Gringoz-Magazine


the amity affliction

zsk

Ein musikalischer Umschwung ist immer schwer zu beurteilen. Wo die einen den totalen Ausverkauf der Band vorwerfen, sind Zusprüche zu mehr Mut und Kreativität auf der anderen Seite fast schon Standard, aber eines ist sicher: Fans kommen und gehen mit so einem Schritt. Wenn es jedoch der Band hilft, sich in ihrer aktuellen Lebenssituation besser mit dem Sound, den sie spielen, zu identifizieren, muss selbst der eingefleischteste Fan diesen Schritt akzeptieren. So, und jetzt nehmen wir mal das neuste Werk von The Amity Affliction auseinander, denn das ging dann leider doch etwas nach hinten los. Zwar ist Misery kein Totalschaden, verlangt aber auf großer Strecke mehr Fanliebe, als Begeisterung – ihr müsst jetzt ganz stark sein. Wo der sehr gesunde Mix zwischen Pop/Rock und Metalcore auf dem Vorgänger This Could Be Heartbreak noch sehr gut funktionierte, drücken The Amity Affliction auf der aktuellen Platte voll auf die Tube und fahren geradewegs Richtung Synthesizer Sound à la That´s The Spirit von Bring Me The Horizon. Der Unterschied ist leider nur, dass es eben jenes Album bereits gibt und im Jahre 2018 nicht unbedingt neu erfunden werden muss. Wobei neu erfinden hierbei noch fast nett daher kommt. Was fast schon skurril an Misery ist, ist die Tatsache, dass die Songs zum Ende hin incl. Bonustrack deutlich an fahrt aufnehmen und Fans wahrscheinlich eher gefallen werden, als der Opener samt Songs wie D.I.E, Misery, Burn Alive (der Name ist halt Programm) oder Drag The Lake, denn technisch ist die Platte von vorne bis hinten super Produziert und würde als Debüt wirklich gut funktionieren. Misery wird ganz sicher seine Hörer finden und wie gewohnt einschlagen, jedoch würden wir uns wünschen, dass bei der nächsten LP wieder etwas mehr TAA zu hören ist.

Mit dem ersten Song der Platte Es müsste immer Musik da sein beschreiben sie folgendes Szenario: Es ist Sommer 2018 und du hörst zufällig ein bestimmtes Lied. Du hörst nicht nur das Lied – zack du bist wieder bei Rock am Ring 2014 – du verbindest einfach unendlich viele Gefühle und Momente mit diesem einen Lied. „Auch wenn es mal so richtig scheiße ist, dann bleibt da immer noch die Musik" – Musik ist einfach mehr. Den Glauben an sich selbst, findet man vor allem in Unzerstörbar. Das Lied ist ein gewaltiger Arschtritt. Der Refrain: „Du bist – du bleibst – unzerstörbar" wird begleitet von einzigartigen Schlagzeug Elementen wie man sie eben von ZSK kennt. Die besten Lieder ist der absoluter Abrisssong des Albums, begleitet von niemand anderem als Guido von den Donots. „Es ist schön, dass du hier bist, aber schade das du kein Bier bist." Mehr muss man dazu wohl gar nicht sagen – Bierdusche inklusive. Für Make Racist afraid again – haben sich ZSK Unterstüzung von Chris #2 Barker von Anti-Flag geholt. Mit dem Song setzen sie wie eh und je ein Zeichen gegen Rechtsextremismus. Der letzte Song „Wellen brechen" kommt wohl ziemlich unerwartet. Beim Einsatz des zweiten Refrains, können sicherlich, bei jedem der selbst eine wichtige Person verloren hat, ein paar Tränen kullern. Hallo Hoffnung, ist ein Album vollgepackt mit vielerlei Emotionen. Im Gegensatz zu Herz für die Sache orientiert sich die Platte nicht nur an politischen Themen. Mit Hallo Hoffnung rückt vor allem eins in den Vordergrund, womit sich wohl jeder identifizieren kann: Freundschaft und Zusammenhalt, auch in schwierigen Zeiten. Das Album ist definitiv einen Kauf wert und macht Bock auf die Live-Auftritte.

Misery

Hallo Hoffnung

Alex Hoppen

Melissa Hülsermann

sound konzept hörspass Gringoz-Magazine

sound

2,8

konzept

4,1

hörspass 31


TRACK BY TRACK

BURY TOMORROW Black Flame Schon in der letzten Ausgabe überzeugten die Jungs von Bury Tomorrow uns in einem charmanten Interview, in dem natürlich das aktuelle Album Black Flame nicht zu kurz kam. Nachdem die Band ihre Meinung schon gebildet hat, sind jetzt wir dran. Dazu kommt natürlich ein ausführliches TrackByTrack Review nur infrage! Text: Alex Hoppen, Foto: BURY TOMORROW

32

01

Track 1: No Less Violent... Aus tiefen Wassern erhebt sich mit diesem Song ein Metal Riff Gewitter wie kein Zweites. Kräftige clean Vocals von Gitarrist Jason Cameron schmücken den Song dazu perfekt aus.

02

Track 2: Adrenaline... Das Tempo wird von angehoben, ohne an Brachialität zu verlieren. Djent bestimmt den Sound und lässt uns nicht zur Ruhe kommen. Eine recht schnelle Nummer, welche durchaus für sich steht, aber nach dem Opener auch nur die Stange hält. Gringoz-Magazine


03

Track 3: Black Flame... Der titelgebende Track des Albums und musikalische kleine Bruder vom Klassiker An Honourable Reign, stellt durch seine perfekte Kombination aus härte und clean Vocals ein klares Highlight des Albums dar.

04

Track 4: My Revenge... Sehr stimmiger Metalcore Track, welcher im richtigen Takt daherkommt und sich im Refrain als wahrer Groove Gigant herausstellt. Jason ist in diesem Song nicht nur als Begleiter zu hören.

05

Track 5: More Than Mortal... Der Wechsel zwischen schnell und schwer zwischen den Songs überzeugt uns! Auch hier wird das Tempo wieder angehoben, ohne dabei an Härte zu verlieren. Wer hier still steht, ist beim falschen Album.

06

Track 6: Knife of Gold... Dieser Song verlangt alles ab von Bury Tomorrow. Danny bringt seine Stimme auf ein neues Level und damit diesen Song in eine absolute live Hymne verwandelt.

07

Track 7: The Age... Der poppigste Song des Albums, welcher trotzdem als vollwertiger Bury Tomorrow Song daherkommt und eine perfekte Fusion zwischen Rock und Metal darstellt. Man merkt, dass hier experimentiert wurde und der Versuch sich auszahlt.

08

Track 8: Stormbringer... Der Name ist Programm! Wenn Knife of Gold eine härtere Entwicklungsstufe hätte, wäre das wohl dieser Song. Dieser Track lässt selbst den härtesten Kritiker überzeugen, dass Bury Tomorrow mehr als nur eine Szene Band sind.

09

Track 9: Overcast... Es wird wieder etwas verspielter und langsamer. Ein guter Kontrast zur gesamten Platte gepaart mit den Stärken von Songs wie No Less Violent. Positiv anzumerken ist auch, dass der gesamte Song über eine Länge von fünf Minuten die Stimmung hält.

10

Track 10: Peacekeeper... Das große Finale von Black Flame lädt noch mal zum Mitspringen ein, ist aber im Großen und Ganzen kein Highlight, da man hier und da die Parts alle schon so weit gehört hat auf dem Album, dennoch ein würdiger Abschluss einer gelungenen Platte.

fazit Mit Black Flame schafft es Bury Tomorrow erneut ihren unverkennbaren Sound auszubauen, ohne dabei in alte Muster zu fallen. Zu dem Album und der immer größer werdenden Fanbase steuert Bury Tomorrow mit direktem Weg darauf zu, zu den Größten ihres Genres in wenigen Jahren zu zählen. Gringoz-Magazine

33


FESTIVAL REPORT

GREEN JUICE FESTIVAL >>17. + 18. AUGUST, 2018, BONN

Text: Denise Profittlich Foto: Mellisa Hülsermann Was ein Wochenende auf dem Green Juice 2018. Vom 17. – 18. August hat sich mitten im Bonner Wohngebiet eine tanzwütige Menge versammelt, um einmal so richtig abzugehen und bei kaltem Bier den musikalischen Hochgenuss zu zelebrieren. Wir sind für Gringoz schon Donnerstagabend vor Ort gewesen und haben das in diesem Jahr neu dazu gewonnene Camping-Areal ausgecheckt. Dieses hat sich zwar nicht komplett gefüllt, was aber wohl niemanden gestört hat, denn so konnte man die dort entstandene Freifläche perfekt für Gruppenaktivitäten wie Flunky Ball oder morgendliches Bieryoga nutzen. Was will der Festivalbesucher mehr, bevor am Nachmittag die ersten Konzerte starten? Schaut man sich die Konzerttage der Reihe nach

34

Gringoz-Magazine


an, ist der Freitag doch ein wenig härter ausgefallen, als der Samstag. Schon bei der zweiten Band, 8Kids wird gemosht was das Zeug hält und die ersten Staubwolken steigen gen Himmel. Generell ist das Wetter, nach dem Regendrama des Vorjahres sehr gnädig. Leichte Regenschauer in der Nacht zum Freitag und am Freitagmorgen, aber pünktlich zum Festivalbeginn kommt die Sonne raus. Der Platz füllt sich stetig mit Menschen, während das Programm weiter fortschreitet. Fjørt liefern eine wirklich fabulöse Show ab und machen direkt noch einmal deutlich was Sache ist, als Sänger David Frings sein Statement zur politischen Lage gibt – und da ist er auch nicht weit. Der erste Gänsehautmoment, als es plötzlich aus weit mehr als tausend Mündern schreit „Alerta, Alerta Antifascista“ und man das Gefühl bekommt, dass man doch eine große Gemeinschaft ist, die dasselbe denkt und fühlt. Die Message ist einfach: keine Grenzen, keine AFD, kein rechtes Gedankengut. Diese Stimmung greift auch Montreal direkt wieder auf, die als Co-Headliner wenig später die Bühne stürmen. Man hätte die Begeisterung vorab vielleicht nicht vermutet, da doch bei einigen der Schmerz tief saß, nach der Absage von Zebrahead die eigentlich diesen Slot gespielt hätten, doch Montreal schafft es vom ersten Lied an zu begeistern und liefern eine Stunde lang die perfekte Punkparty. Was natürlich kein Wunder ist, bei

Gringoz-Magazine

Songs mit Ohrwurmgarantie wie Kino?! Oder Endlich wieder Discozeit und es wird noch besser. Da steht doch plötzlich Ingo von den Donots auf der Bühne um die Stoppuhr zu machen, bei 120 Sekunden – und wehe eine Sekunde länger! Und dann steht auch schon der erste Headliner des Wochenendes auf der Bühne. Die Donots eröffnen mit „Geschichten vom Boden“ eine grandiose Show, fordern ihr Publikum heraus, springen, tanzen, haben Bock. Da wird gehüpft, gemosht, ein Circle Pit an den nächsten gereiht, zu den besten neuen Songs und den englischsprachigen Klassikern von früher. Gern wird sich auch mal zum Verschnaufen auf den Boden gesetzt und gerudert, um dann mit Staub um sich werfend, wieder in die Luft zu springen und das Green Juice Gelände zum Beben zu bringen. Peter der Punkpiepmatz hätte seine Freuden gehabt (unser Beileid an dieser Stelle für den armen, toten Vogel). Generell hat die Anekdote vom kleinen Vogel für einige Lacher gesorgt und immer wieder Einzug in die Show gefunden, bevor es mit der Zugabe erst ein krachendes Finale mit

35


FESTIVAL REPORT We’re not gonna take it gibt. Der letzte Song des Set So long gibt dem ganzen einen irgendwie nostalgisch, emotionalen aber auch wirklich schönen Abschluss. Der Samstag im Gegensatz schon weitaus lockerer mit Indie Klängen unter anderem von den Leoniden und Von wegen Lisbeth, glänzt pausenlos mit strahlendem Sonnenschein. Schwer zu sagen wie viele sich im nahegelegenen Freibad noch einmal abgekühlt haben, aber auch bei gefühlten 30 Grad sind schon am frühen Nachmittag genügend Menschen vor der Bühne. Besonderes Highlight des zweiten Festivaltags war definitiv die Show von KMPFSPRT (deren netten Gitarristen wir für ein Interview nach der Show noch entführen durften). Die beginnen ihr Set direkt mit Trümmer und so können die Fans sich direkt zum Opener des neuen Albums einsingen und eintanzen. Die Stimmung hält sich bei Van Holzen dem Gefühl nach leider nicht so stark oben, wie zuvor bei KMPFSPRT, die aber trotzdem eine gute Show abliefern. Aber hier liegen die Vorteile klar auf der Hand, denn von den wundervollen Menschen vor und hinter den Kulissen abgesehen macht das Green

36

Juice auch seine Größe aus. In den Pausen zwischen den Bands kann man es sich an einem der vielen Stände gemütlich machen, ohne den Blick auf die Hauptbühne zu verlieren, oder an der VRS DJ Stage noch einmal das Tanzbein zu Techno Klängen schwingen – und auch wenn man die ersten Reihen einmal verlässt ist es nicht schwer wieder gute Plätze im Bereich vor der Bühne zu bekommen. Auch schön ist es, wie viel Liebe zum Detail in allem steckt, seien es die Crew Mitglieder, die alles für die Zufriedenheit der Besucher tun bis zu den Aktivitäten, die einem geboten werden. Erst hier eine Runde Jenga spielen, dann in die Fotobox gehüpft und zum Schluss noch schnell eine Kleinigkeit essen – die Umbaupausen vergehen wie im Flug. Man hört und sieht von überall – ja sogar aus der Kloschlange. Den Vorabend läuten die Leoniden ein, die mit ihren lockeren Indiesongs ein gemütlich berauschendes Gefühl schaffen. Es ist irgendwie wie ein Konzert im eigenen Garten, mit Grillparty und allen guten Freunden. Man schwelgt ein bisschen und genießt einfach die Sonne, den Sommer und das Leben. Und auch bei Von Wegen Lisbeth hält sich

Gringoz-Magazine


dieses unbeschwerte Gefühl. Es steigert sich immer weiter. Man wird wieder wilder, schwingt das Tanzbein zu den teilweise ungewöhnlich anmutenden Klängen dieser Band, die auch mal ein Triangel als Ernst zunehmendes Instrument mit auf die Bühne nimmt. Die Jungs füllen ihre Stunde mit jeder Menge guter Laune und hauen eine geniale Zugabe raus in der sie endlich das lang ersehnte Wenn du tanzt zum Besten geben und mit dem darauf folgenden Meine Kneipe wohl keine Wünsche offen lassen. Und dann bricht auch schon die letzte Umbaupause an. Einmal noch warten, einmal noch die Stände unsicher machen bevor The Subways als Headliner des Samstagabends auf die Bühne springen. Mit diesem letzten Act gibt das Green Juice Festival noch einmal alles – und noch mehr. Die britischen Punkrockhelden feuern mit ihrer Setlist ein wahres Feuerwerk ab. Die unbeschwerte Stimmung des Vorabends entlädt sich in einer ausgelassenen Party, in der die Staubwolken noch einmal bis zur Bühnendecke in die Luft pulvern. So punkig die beiden Jungs um Bassistin Charlotte Cooper daherkommen, so zuckersüß ist es, wenn die zierliche Blondin, in der doch so viel

Gringoz-Magazine

Power steckt, sich auf Deutsch beim Publikum bedankt und man sieht, wie viel Spaß sie einfach bei der Sache haben. Das viel zu schnelle Ende kommt dann aber mit einem gewaltigen Finale. Kein The Subways Konzert ohne Rock’n’Roll Queen und kein Festivalabschluss ohne ein richtiges Feuerwerk. Man weiß beim Tanzen nicht mehr wo man hinschauen soll, in den Himmel, auf die Bühne und gibt sich ein letztes Mal einfach dem Moment hin. Und so endet das Green Juice Festival nach zwei Tagen mit etwas Wehmut. Während die Menge sich langsam auflöst und zu den Ausgängen strömt bleiben wir noch eine Weile sitzen und resümieren, bei einem gemütlichen Bierchen, das Wochenende. Das Green Juice ist definitiv etwas Besonderes – ein Fest das einen mit viel Liebe fürs Detail einfängt Es ist nicht das größte Festival, trotzdem hat es einen ganz eigenen Charme, dem man verfällt und wir verlassen das Gelände mit einem etwas melancholischen Herz, denn es hätte gern auch noch ein Tag mehr sein dürfen – zum Glück gibt es noch eine Nacht auf dem Campingplatz, um die Realität noch ein wenig länger zu vertreiben.

37


FESTIVAL REPORT

IBIZA >> UNSERE ERLEBNISSE VOM 09.07.2018 - 15.07.2018

Text/Foto: Kevin Höfer Jeder, der etwas auf elektronische Musik gibt, fährt mindestens einmal in seinem Leben nach Ibiza. Jeder DJ, der ansatzweise erfolgreich ist, hat mindestens einmal auf dieser Insel gespielt. Viele der DJs wie Dimitri Vegas und Like Mike, die bereits schon Platz Eins der hundert besten DJs weltweit waren, haben hier einen ihrer Wohnsitz und produzieren regelmäßige Nummer 1 Hits und Songs, die ohne Probleme die 60 Millionen Klicks bei YouTube schaffen. Die beiden Brüder sagen selbst: Ibiza versprüht diesen gewissen Charme. Die Freiheit, zu sein wer man will. Es gibt nur ein Gesetz auf Ibiza: Respektiere jeden, dann wirst du auch respektiert. Dimitri Vegas und Like Mike sind auch 2018 wieder Resident DJs im weltbekannten Hotel Ushuaia und legen dort alldienstäglich von Juni bis September auf. Dabei haben sie oft

38

Gringoz-Magazine


hochkarätige Support DJs mit am Start. So können sich Fans z.B dieses Jahr zusätzlich auf Steve Aoki, Diplo, Nervo usw. freuen. Und das zum Spottpreis von 40–50€! Wo sieht man diese Acts schon mal in Deutschland vor nur gut 5.000 Leuten? Eben, nirgends. Ibiza hat eben dieses gewisse Extra. Diese Leidenschaft zur Musik gibt es kaum anderswo, auf der Welt. Und das merkt jeder der einmal da war. Das Ushuaia landete dieses Jahr sogar auf Platz 2 der 100 besten Clubs der Erde – und Ibiza hat einige Clubs, die in den Top 100 sind. Das Hi Ibiza ist auf Platz 5, das Pacha auf Platz 8, das Amnesia auf Platz 12, das DC-10 auf Platz 15, das Privileg auf Platz 42 und das Sankeys auf Platz 69. Das beweist doch nur, dass diese Insel einfach perfekt fürs Partymachen ist. Hier wird auch jedes Genre der elektronischen Musik bedient. Von EDM, Trance, Drum & Bass hin zu Techno und sogar HipHop, ist für jeden etwas dabei. So spielen dieses Jahr z.B auf der Insel David Guetta, The Chainsmokers, Kygo, Armin Van Buuren, French Montana, Kölsch, Paul Van Dyk, Robin Schulz, Alesso, Kungs Tini Tempah, Wiz Khalifa, Martin Garrix, Sigma, Pendulum, Eric Pydz, Tale of Us, Deadmau5 und viele mehr. Es

Gringoz-Magazine

wird also nicht langweilig. Von Montag bis Sonntag, vier Monate lang hat jeder Club geöffnet und präsentiert der Welt die besten DJs. Allein das Ushuaia präsentiert von sieben Tagen der Woche an vier Tagen davon vier DJs der Top 10 der Welt. Welcher Club kann das von sich behaupten? KEINER. Und das ganze vier Monate lang. Jeder, der Festivals in Europa besucht wie das Tomorrowland, das Airbeat One oder das SMS Festival weiß wie es ist, wenn der Sound auf einen eindrischt, diese Emotionen, wenn die Gefühle mit einem durchgehen und man einfach nur glücklich, ist die Musik zu spüren und zu feiern. Dieses Gefühl ist auf der Insel noch viel intensiver. Nicht nur, weil man viel näher an die Acts rankommt, sondern auch, weil man noch deutlicher spürt, warum die DJs diese Musik machen. Nicht nur für sich, sondern für die Fans, für das Leben was sie prägt und gezeichnet hat und diese Insel ist zum ausleben dieser Gefühle und der Momente genau der richtige Ort. Wir selbst besuchten diesen Sommer die Shows von Dimtri Vegas und Like Mike im Ushuaia und Armin Van Buuren im Hi Ibiza Club. Beide DJs stehen aktuell auf Platz 2 & 3 der Besten 100 DJs weltweit. Kein Wunder also, dass die Shows es auch in sich haben und auch mal etwas

39


FESTIVAL REPORT länger gehen, als das klassische Festivalset. So spielen z.B DV&LM gute zwei Stunden und der Holländische Trance König Armin Van Buuren sogar drei Stunden. Die Clubs sind edel und teuer. So zahlt man für eine Cola rund 10€ und für ein kleines Bier 15€. Aber die Locations sind es echt wert. Auch ist es kein Problem die Stars zufällig zutreffen. So hatten wir das Glück z.B. spontan Martin Garrix über den Weg zu laufen.

40

Der DJ ist bereits zum zweiten Mal auf Platz 1 der Top 100 DJs und das grade mal mit 22 Jahren. Somit ist er der jüngste DJ dem dies je gelang. Wir können nur jedem empfehlen, einmal nach Ibiza zu fliegen und sich selbst einen Eindruck von der dort zelebrierenden Szene zu machen. Wir versprechen euch, ihr werdet nicht enttäuscht.

Gringoz-Magazine



INTERVIEW

THE GLORIOUS SONS The Glorious Sons aus Kanada sind eine Band, die wir in Deutschland noch nicht so sehr auf dem Schirm haben. Dabei sind die Jungs im Rest der Welt äußerst erfolgreich. Welttourneen, Radiohits und ein Opener Slot für die Rolling Stones sprechen für sich. Wir hatten die Möglichkeit, die Emmons Brüder zu einem Interview zu treffen. Text: Désirée Pezzetta, Fotos: Niici

Gringoz: Hallo, vielen Dank, dass ihr euch Zeit für uns nehmt. Wie geht es euch? Brett und Jay: Uns geht es super, der Auftritt gerade lief super und wir sind entspannt. Und selbst? Gringoz: Danke, wir fanden den Gig auch hervorragend. Stellt euch doch erst mal vor. Brett: Hi, ich bin Brett und ich singe bei The Glorious Sons. Das ist mein Bruder Jay, er spielt Gitarre! Jay: Ich spiele Gitarre! Brett: Ich spreche immer für ihn *lacht*

Gringoz: Ihr habt gerade wieder angefangen auf Tour zu gehen und euer Zeitplan ist ganz schön eng. Europa, USA, Australien. Seid ihr bereit, die Welt zu erobern? Brett: Wir kommen gerade aus Australien zurück und werden erst im Juli verschnaufen können, nach fünf Monaten auf der Straße. Wir sind natürlich jederzeit bereit, die Welt zu erobern, sonst wären wir nicht in diesem Business. An manchen Orten sind wir erfolgreicher, als woanders, aber generell läuft es sehr gut für uns, auch wenn es noch eine lange Reise sein wird.


Gringoz: Und ihr steht ja noch am Anfang! Wie fühlt es sich an, dass ihr in ein paar Tagen für die Rolling Stones eröffnen werdet? Jay: Das ist ein ziemlich großes Ding für uns. Wir sind mit der Musik der Stones aufgewachsen, das sind Idole. Unsere Mutter ist riesen Stones und Mick Jagger Fan und die Musik der Stones ist Teil unseres Familienerbes. Mutter hat uns immer erzählt, wie sie in den 80ern auf deren Konzerte gegangen ist und jetzt, 40 Jahre später, kommt unsere ganze Familie und unsere Freunde nach Frankreich und sieht uns zu, wie wir in Marseilles für die Stones eröffnen. Das ist für uns alle total surreal, aber auch die Chance unseres Lebens. Brett: Ich möchte nicht sagen, dass das schon unser Zenit ist, aber das ist schon eine Sache, die man als Familie für immer in Erinnerung behält. Das waren ja Götter, als wir aufwuchsen.

Brett: Unsere Kreditkarte hat auch nicht funktioniert. Jay: Da lernt man erst mal zu schätzen, wenn etwas daheim funktioniert. Alles sieht so gleich aus, ist aber eben nicht Dasselbe. Wenn man sich nicht gut vorbereitet ist man aufgeschmissen, sobald man aus seiner kleinen Blase wie dem Tourbus oder der Venue raus tritt. Das muss man alles lernen. Aber hey, das gestern war echt lustig und mein Highlight bislang. Ich bin trotzdem froh,

Gringoz: ...und sind sie immer noch! Brett: Ja! Das wird episch. Jay: Das kann man auf unseren Grabstein schreiben! Brett: Nein, sag das nicht, das klingt total bescheuert. Eines Tages werden die Stones für uns eröffnen *lacht*. Gringoz: Wenn ihr einen Song mit den Rolling Stones performen könntet, welcher wäre das? Brett: Wild horses, das ist einer unserer Lieblingssongs. Jay hatte mal eine Freundin, die Angie hieß und hat immer diesen Song gesungen, also lieber nicht Angie. Jay: Aber ich kann den verdammt gut singen! Gringoz: Was ist der große Unterschied zwischen Touren in Europa und Übersee? Jay: Offensichtlich sprachliche und kulturelle Barrieren. Man muss die kleinen aber feinen Unterschiede im Alltag neu lernen, jedes Mal, wenn man in ein neues Land kommt. Letzte Nacht sind wir betrunken an einem Bahnhof bei Bremen gestrandet und es hat uns zwei Stunden gekostet um rauszufinden, wie man ein Taxi ruft, weil mein Telefon nicht funktioniert hat. Gringoz-Magazine

dass wir es nach Hause geschafft haben *lacht* Gringoz: Lasst uns mal über eure Musik sprechen. Zwischen eurem letzten Album The Union und dem neuen Album Young beauties and fools. Brett: Wir hatten so eine Art Identitätskrise und mussten erst mal rausfinden, wohin wir als Band wollen. Wir wollten auf keinen Fall noch mal dasselbe Album machen. Wir waren so viel auf Tour, dass sich unser Songwriting total verändert hat und wir einen Weg finden mussten, das in unsere Musik zu implementieren, um das Album fertig zu machen. Dann haben wir zu Beginn auch keinen Produzenten gefunden und all das zusammen hat den Prozess etwas verlangsamt. Jay: Wir glauben ja auch an uns und haben uns eventuell etwas zu viel Zeit gelassen, als der internationale Durchbruch mit The Union kam. Es gibt also eine Reihe von Gründen. Aber im Nachhinein würden wir trotzdem nichts anders machen, sonst wäre das Album nicht so geworden, wie es jetzt ist. Man muss immer zur rechten Zeit am rechten Ort sein. Und Young beauties and fools

43


INTERVIEW hat uns wirklich eine Menge Türen geöffnet. Brett: Ich möchte auch nicht arrogant klingen, aber wir haben versucht ein perfektes Album zu machen. Klar hätten wir einfach zehn Songs zusammenschmeißen können, locker, aber wir wussten, dass diese zehn Songs uns nicht repräsentieren würden, also haben wir uns die Zeit genommen und lange herumgebastelt, um aus der Fülle an Material das Beste rauszuholen. Gringoz: Der Entstehungsprozess des Albums war ein bisschen anders, als vorher. Ich habe gelesen, ihr habt das Album sehr schnell aufgenommen? Brett: Die Leute glauben, dass wir 15 Songs in 17 Tagen geschrieben und aufgenommen haben, aber das stimmt so nicht ganz. Wir hatten über

welche Instrumente und welche Produktion wir benutzen sollten und so. Das sind L.A. Popproduzenten, die auf einmal mit einer Rock n Roll Band arbeiten. Wir wollten wie eine Rockband im Jahre 2018 klingen und nicht wie eine 1977er Band. Sie waren wirklich wie Bandmitglieder, eine wundervolle Erfahrung. Gringoz: Wenn man 250 Songs hat, dann braucht man schon jemanden, der einem bei der Auswahl hilft, oder? Jay: Naja, da waren eben auch viele Fragmente dabei. Brett: Wenn man Musik schreibt, denkt man am nächsten Tag, das ist der beste Song ever, aber nach ein paar Monaten hat man 20 solcher Songs und man verliert die Magie des Anfangs. Da muss man sich richtig durchfuchsen. Gringoz: das ist ja eine sehr persönliche Platte, Brett, fällt es dir nicht schwer, dich so verletzlich vor einem großen Publikum zu präsentieren?

250 Songfragmente, die in den letzten drei Jahren entstanden sind und die wir durchgegangen sind. Wir haben nicht mehr so viel gejammt, weil wir konstant auf Tour waren und einfach nur müde, als wir nach Hause kamen. Also habe ich viel Akustisches geschrieben. Mit Hilfe unserer Produzenten Fred, Tom und Ryan haben wir dann gefiltert und die Songs komplettiert. Ohne unsere Produzenten wäre das Album nie zustande gekommen und wir hätten niemals diesen internationalen Erfolg gehabt. Deswegen erwähne ich sie immer explizit in jedem Interview. Sie haben sofort den Wert meines persönlichen und philosophischen Stils erkannt und auch, wie ich meine persönlichen Erfahrungen darin verarbeitet habe. Dann sagten sie: wir wollen genau diese Songs haben! Jay: Sie erlaubten Brett seine rauen Emotionen rauszulassen und epische Songs draus zu machen und haben ihn ermutigt, noch tiefer zu gehen. Das hatten wir in der Vergangenheit nicht. Brett: Ja, das haben sie. Und sie haben uns auch geholfen, unsere Musik moderner zu machen,

44

Jay: Brett war immer wie ein offenes Buch und er hat die meisten texte geschrieben. Er war schon immer sehr expressiv und für ihn ist es sehr natürlich, sehr viel von sich zu erzählen- und auch für sein Umfeld Brett: Ja, weil ich soooo viel rede! Wenn wir zwei jetzt den ganzen Tag zusammen verbringen würden, wüsstest du am Ende wahrscheinlich 15 Dinge über mich, die du gar nicht wissen hättest wollen. Ich bin eine sehr offene Person. Vielleicht erzähle ich einfach zu viel über mich und das ärgert mich auch. Ich habe quasi 150 beste Freunde *lacht*. Gringoz: The Union war schon eine große Nummer, daher finde ich es sehr mutig, dass ihr mit der neuen Platte moderne Wege geht. Hattet ihr gar keine Angst, dass ihr damit auf die Nase fallt? Jay: Wir sind ja nicht doof! Wir wussten zwar nicht, wie der Sound ausfallen nicht und wir dachten uns, die Fans werden es mögen. Klar, wenn man ein paar verliert, dann ist das halt so, aber wir hätten nicht nochmal dasselbe Album machen wollen. Und dann wären wir garantiert auch nicht heute hier. Brett: Ich möchte nicht dieselben Songs wie mit 18 schreiben. Klar hatten wir ein wenig Angst, aber Gringoz-Magazine


letztendlich waren wir so happy und zufrieden mit dem, Album, dass es uns echt egal war. Alle unsere Freunde sagten uns: „Ihr müsst härter werden!“ Und ich dachte mir: „Ihr habt gar keine Ahnung, was ich muss und was ich will.“ Ich schreibe meine Musik, die zu den Leuten sprechen wird. Gringoz: Und ihr hattet recht, dieses Album ist noch erfolgreicher, als der Vorgänger. Damit habt ihr den Juno Award gewonnen, vorher wart ihr nur nominiert. Und acht Singles in den Radio Top Ten in Kanada!

heute so verwirrt sind, es sind viel zu viele Informationen, die wir aufnehmen und keiner verarbeiten kann. Wir haben Führer, an die wir nicht glauben, ok, vielleicht nicht in Deutschland, aber für mich ist die Welt immer noch ein wütender Platz. Es sollte alles nicht so simpel sein. Es geht mehr um die Lyrics und darum, dass die Musik Menschen berührt, nicht alles darf so weichgespült sein. Ich mag Synth Pop, aber es gibt noch genug Raum für harte Musik. Jay: diese „Bubblegum“ Musik vergessen die Leute doch nach 2 Minuten wieder. Gringoz: Habt ihr jetzt euren Sound gefunden?

Jay: Wir hatten seit dem ersten Tag einen unglaublichen Support vom Radio, trotz aller musikalischen Wechsel. Gringoz: Die Popkultur lehrt uns ja auch, dass es nicht mehr eine laute Revolution sein muss, sondern auch leise Töne Erfolg haben. Weil unsere Eltern ihre Revolution mit so viel Krach gemacht haben. Jetzt geht es eher in die tiefgründige und emotionale Richtung. Jay: Ja, auf jeden Fall! Brett: Ich denke, es gibt immer Raum für harte Rock n Roll Musik, und die Leute brauchen jemanden, der ihnen wütend vorausgeht, weil alle

Jay: Wir entwickeln uns ständig weiter und werden bestimmt nicht nochmal dieselbe Platte machen. Brett: Ja, wir werden weiter unsere Musik schreiben und hoffen, die Leute damit zu erreichen. Gringoz: danke für das Interview und eure Zeit! Brett und Jay: Danke dir, das war ein großartiges Interview!


INTERVIEW

MACHETE DANCE CLUB

Auch junge Bands haben nun mal in Anbetracht ihrer Gründung eine Geschichte zu erzählen. Dass aber die Herren von Machete Dance Club nach nur wenigen Monaten genug Stoff zum erzählen haben, um ein Jahresbuch zu füllen, hätten wir nicht erwartet. Daher mussten wir uns einfach selbst überzeugen von alle dem, was sich seit der Gründung im Juni so ergeben hat für die Band. Text: Alex Hoppen

GRINGOZ: Hey Guys, erzählt uns doch mal gerade ganz grob was über eure Band. CHRIS: Hey, wir sind Machete Dance Club, wir sind quasi im vierten Monat und haben uns alle eher zufällig kennengelernt. Vor ein paar Wochen hab ich mit unserem ehemaligen Gitarristen beim Leo im Studio einen Song aufgenommen, das war der Song Love You, welcher jetzt auch als erste Single von Machete Dance Club veröffentlicht wurde. Leo fand das ganze Projekt so geil, dass er vorschlug daraus eine Band zu machen, da er noch einen ganz passablen Drummer kannte, darf man das so sagen? TOBI: Nur pasabel. (lacht) CHRIS: Das Ganze hat auch sehr geil harmoniert im Studio, wodurch wir uns quasi sagten „Warum nicht, versuchen wir´s“ – und dann ging das ziemlich schnell von 0 auf 100 und hält bis jetzt an.

46

GRINGOZ: Das alles innerhalb von vier Monaten ist schon ziemlich hart. Woher nehmt ihr diese Ausdauer und was genau trieb euch die letzten Monate an? TOBI: Der Zeitdruck hält uns ganz schön auf trap. Wir haben uns im Juni dazu entschlossen im Herbst eine kleine Tour zu spielen, welche am 4. Oktober in Göttingen beginnt, zum Zeitpunkt der Beschlusses hatten wir aber wirklich nur einen Song und die letzten drei Monate sind eigentlich nur unter hohem Druck abgelaufen. Ständig gab es Deadlines und dazu kommt noch das Songwriting. Logo, Internetpräsenz, Social Media Kanäle und all das hatten wir ja während der Booking Phase noch nicht. Das musste alles nebenbei sorgsam abgearbeitet werden. Das klingt jetzt alles super stressig und ist es wahrscheinlich Gringoz-Magazine


auch, aber es macht uns einfach Riesenspaß, da wir jeden Tag einen Schritt weiter kommen. GRINGOZ: Was passiert denn da noch die nächsten Wochen bis zum Start der Tour? CHRIS: Primär haben wir ein Auge auf das Songwriting weil der ein oder andere Song noch verstecktes Potential beinhaltet. Im September werden wir dann noch versuchen tagsüber eine Bühne zu mieten, um einfach die Songs auch außerhalb des Proberaums auszuprobieren, damit wir im Oktober 100% live geben können. GRINGOZ: Gibt es denn vor der Tour außer dem Song Love You noch was auf die Ohren? TOBI: Wir haben vor kurzem erst beschlossen, dass wir am Tag des Tourauftaktes in Göttingen dort zum Dennis von den Guano Apes in das Studio gehen und dort die zweite Single Cheap Motel soweit fertig aufnehmen. Nach der Session fahren wir dann direkt in den Club und spielen dort unsere Show. Nach der Tour ist dann das Ziel, dass wir die zweite Single audiotechnisch veröffentlichen und im Dezember dann das Musikvideo dazu nachliefern. GRINGOZ: Respekt! Zusammengefasst habt ihr dann sechs Monate nach Bandgründung zwei Singles samt Musikvideo, eine komplette Deutschland Tour und eine standhafte Bandpräsenz im Internet auf dem Buckel. CHRIS: Ich glaube was uns noch dazu antreibt ist nicht nur jedes Mitglied in der Band, sondern auch die Leute von außen, welche Feedback geben, uns unterstützen oder demnächst einfach in den verschiedenen Clubs zu unserer Musik abfeiern. Dazu kommt die Überzeugung von uns allen zu diesem Projekt, Machete Dance Club ist bei weitem keine Firma sondern einfach ein geiles Hobby von uns, an was wir glauben und ich denke, dass diese Glaube uns auch den nötigen Ehrgeiz gab, das alles in so kurzer Zeit auf die Beine zu stellen. GRINGOZ: Wie muss denn der durchschnittliche, zukünftige Machete Dance Club Fan ticken, sodass er euch mag? TOBI: Oah, das ist eine fiese Frage. (lacht) CHRIS: Ich finde es immer ganz geil, wenn man dem Ganzen einfach offen und ehrlich entgegenGringoz-Magazine

tritt. Es ist uns scheiß egal, ob man hinten im Club in der letzten Ecke steht und sich ein Bier gönnt, statt vorne an der Bühne zu stehen. Hauptsache man hat seinen Spaß und fühlt sich wohl mit unserer Musik. TOBI: Das schöne an der Frage ist, dass wir eigentlich keine richtige Antwort liefern können. Wir sind weder eine Skatepunk- oder Metalband, welche sich in ihrem Stil bewegen muss. Meiner Meinung nach kann man uns nach einem Song aktuell nicht in eine Schublade stecken und die nächsten Songs variieren ja auch nochmal musikalisch. So ist es eigentlich gerade unmöglich einen durchschnittlichen Machete Dance Club Fan momentan zu bestimmen. GRINGOZ: Wo wir gerade von den nächsten Songs reden, wie klingt denn Cheap Motel so? TOBI: Sehr vielfältig. Architects Fans werden zu beginn hier und da die Riffs erkennen, dann kommen noch 80s Synthies, Funk und Groove dazu, nur um am Ende in Metalcore Riffs auszubrechen. Das alles zusammen mit einer super poppigen Vocal Line macht den Song sehr interessant. GRINGOZ: Gibt es bei euch intern das ein oder andere Album, bei welchen ihr alle sagen könnt, dass euch dieses inspiriert hat? TOBI: Ob es uns inspiriert hat kann ich nicht sagen, aber wir alle feiern die letzten beiden Werke von Bring Me The Horizon, das letzte Album von Enter Shikari war auch ziemlich geil. Was uns als Musiker jedoch wirklich geprägt hat war Don Broco, deren aktuelle Platte ist einfach der Hammer und wurde beim Videodreh rauf und runter gehört. CHRIS: Ich weiß nicht ob man das sagen darf, aber während den Aufnahmen wurde auch ein bisschen SXTN gehört. (lacht) GRINGOZ: Das wichtigste zuletzt: Was kriegen wir 2019 von euch zu hören. TOBI: Da kommt natürlich unsere EP endlich raus, danach würden wir dann gerne wieder auf Tour gehen und uns auch jetzt schon auf die Festivals im Sommer fokussieren. Da nehmen wir echt alles mit was wir kriegen, da uns allein der Gedanke schon gefällt, Machete Dance Club auf den verschiedenen Festivalbühnen des Landes zu entfachen.

47


INTERVIEW

STICK TO YOUR GUNS

Während des Festivalsommers stand uns Jesse von Stick to your guns für ein weird case scenario Interview Rede und Antwort. Es wurde viel gelacht, aber die kniffligen Fragen brachten Jesse auch ganz schön ins Grübeln. Wie er eine Zombieapokalypse überleben oder die Welt in 3000 Jahren sieht, erfahrt ihr hier: Text: Désirée Pezzetta Fotos: STICK TO YOUR GUNS / Niici

Gringoz: Wie würdest du eure Musik einem Außerirdischen beschreiben? Jesse: Oh Himmel. Also wie ich unsere Musik Leuten beschreibe, die quasi „Außerirdische„ sind und nichts mit unseren Sachen anfangen können, ist so: Meine Mutter ist stolz auf mich, aber sie hasst meine Musik! Gringoz: Wie würdest du die Zombie Apokalypse überleben?

48

Jesse: Gar nicht! *lacht* Als Kind war ich bei den Pfadfindern, hab also ein paar Überlebenstricks drauf und kann ganz gute Knoten binden. Moment, ich kann Boot fahren! Vielleicht könnte ich so überleben, das kommt mir ja jetzt erst! Ich würde also aufs offene Meer hinaussegeln. Allerdings weiß ich nicht, was ich essen sollte, da ich Veganer bin, da müsste ich mich wohl umstellen und fischen. Im Falle einer Zombiapokalypse könnte ich kein Veganer mehr sein Gringoz-Magazine


derzeitige Rolle kennt und das, obwohl sie die Welt regiert. Ich würde mich mit den Mäusen verbrüdern und gegen die Menschheit kämpfen! Gringoz: Wenn die deine Tattoos gegen Wünsche eintauschen könntest, würdest du es machen und was wäre im Falle dein erster Wunsch? Jesse: Kann ich danach wieder tätowiert werden? Gringoz: Auf keinen Fall! Jesse: Würde ich trotzdem sofort machen, ich mag meine Tattoos, aber so wichtig sind sie mir auch nicht. Mein erster Wunsch wäre, dass mein Hund und ich am selben Tag sterben. Er könnte zwar ohne mich leben, aber ich nicht ohne ihn. Gringoz: Klingelt es bei dir bei dem Zitat: „So long and thanks for the fish?„ Jesse: Ich kenne nur „So long and thanks for all the shoes!„ von NOFX. Ist das andere aus einem Film? Gringoz: Ja, aus Per Anhalter durch die Galaxis! Und danach wirst du immer ein Handtuch bei dir tragen! Jesse: *lacht* Nie gesehen, das werde ich wohl nachholen müssen.

Gringoz: Doch klar, gibt ja ne Menge Pflanzen im Meer! Jesse: Stimmt, ich könnte Seegras essen! Jedenfalls würde ich mir ein Boot krallen und erstmal abhauen. Wenn die Zombies natürlich schwimmen können, bin ich im Arsch! Ich könnte mich ihnen auch anschließen. Gringoz: Stell dir vor, die Welt wird von Mäusen regiert. Welche Rolle hätte die Menschheit wohl? Jesse: Puh, das kann ich mir nur schwer vorstellen, weil Mäuse so klein sind und man sie leicht zerquetschen kann. Aber natürlich würde ich das aus moralischen Gründen nicht machen. Ich weiß nicht, was die Menschheit für eine Rolle hätte, ich bin mir nicht mal sicher, ob die Menschheit ihre Gringoz-Magazine

Gringoz: Was denkst du, wie wird die Welt in 3000 Jahren aussehen wird. Dystopie, Utopie, was auch immer Jesse: Natürlich eine Utopie! Apokalyptische Szenarien sind doch langweilig. Ich möchte auch keine Konversation mit solchen Endzeitfanatikern betreiben. Ich hoffe, dass die Dinge besser werden *lacht*. Ich hoffe, dass es dann eine Gesellschaft gibt, die gelernt hat sich und alle anderen Lebewesen zu schätzen und zu respektieren. Gringoz: Möchtest du lieber in die Vergangenheit oder die Zukunft reisen? Jesse: Oh Mann, was du alles fragst! *lacht* Ich möchte gerne die Dinosaurier sehen… Ja, ich will zurückreisen! Ich möchte die Welt sehen, bevor der Mensch sie zerstört hat und bei der Zukunft habe ich da eher ein ungutes Gefühl!

49


INTERVIEW Gringoz: Also lieber zurück zu den Dinos, auch auf die Gefahr hin, von einem gefressen zu werden?

Gringoz: Würdest du lieber einen mit Snoop Dog durchziehen oder Burger essen mit David Hasselhoff?

Jesse: *lacht* na, das ist doch ein ehrenhafter Tod!

Jesse: Easy! Ich kiffe zwar nicht, aber natürlich Snoop Dog! Southern California! Das ist Teil meiner Kultur *lacht*

Gringoz: Die nächste Frage ist ziemlich heikel: wenn du eine Sache sofort beenden könntest, wäre das Krebs oder Tierquälerei. Jesse: *denkt angestrengt nach* Ich habe das Gefühl, ich muss Krebs sagen… Ich denke, das sind verschiedene Sachen. Tierquälerei ist eine Entscheidung der Menschen. Obwohl, man kann auch entscheiden, wie gesund man lebt, um eventuell keinen Krebs zu bekommen, gesund essen und so. Ich hoffe allerdings, dass die Menschen irgendwann mit sich selbst so im Reinen sind und sich selbst mental, physisch, spirituell und emotional so lieben und akzeptieren, dass beides verschwindet. Ich sage Krebs. Gringoz: Stell dir vor, du tourst in Europa und es gibt kein Vapiano mehr und du musst zu Nandos gehen! Würdest du jemals zurück nach Europa kommen? Jesse: Auf gar keinen Fall, nie mehr! *lacht* Spaß beiseite: Es gab eine Zeit vor Vapiano und wir haben es überlebt und waren glücklich, dann haben wir Vapiano entdeckt und waren noch glücklicher. Aber es gibt eine ganze Reihe von tollen veganen Restaurants in Europa, ich würde also überleben.

Gringoz: Du musst dich entscheiden, wer wärst du lieber? Wobei „lieber„ hier wirklich ein bisschen hoch gegriffen ist: Donald Trumps Frisör oder Kim Jong Uns Personal Trainer? Jesse: Oh mein Gott… hm, also, ich denke, ich tendiere zum Frisör. Ich muss ja nicht mit seiner Politik d’accord gehen, was ich definitiv nicht tue. Ich könnte jederzeit gehen und es ist weniger Arbeit. Fitnesstrainer müssen jeden Tag mit ihren Kunden trainieren und sich unterhalten, und das auch noch in Nordkorea- die würden mich gar nicht mehr rauslassen. Gringoz: Und Kunden erzählen ihren Frisören bekanntermaßen all ihre Geheimnisse, also könntest du die Welt retten! Jesse: Ja, ich könnte Trump erpressen! *lacht* Gringoz: Danke für das Interview, Jesse!

Gringoz: Welche Simpsons Figur wärst du gerne? Jesse: Ganz klar Bart! Trouble Maker! Ich mache auch nur Ärger, aber habe ein Gewissen. Das passt also. Gringoz: Würdest du einen eurer Songs lieber mit Patti Smith oder Britney Spears performen? Jesse: Patti Smith! Gringoz: Was, echt? Aber Britney ist auch Punk! Sie hat sich die Haare abrasiert und ein Rockstar-Leben geführt! Jesse: Britney tut mir total leid, sie war einfach nur ein Köder für die Musikindustrie und wurde von allen ausgenutzt.

50

Gringoz-Magazine



BEHIND THE SONG

I DON’T LIKE MONDAYS VON DEN BOOMTOWN RATS

Text: Désirée Pezzetta Jede Woche dasselbe unangenehme Gefühl: Der Montag steht vor der Tür und die Arbeit, die Schule oder das Studium grüßen unheilvoll. Stress und Ärger, oh weh, oh wei! Zum Glück gibt es ja den schmissigen Popsong I don’t like Mondays von den Boomtown Rats (das sind die mit Bob Geldof, der auch Do they know it’s Christmas verbrochen hat). Aber um was geht es in dem Lied eigentlich? Schauen wir doch mal genauer hin: Ers tmal die trockenen Fakten: I don’t like Mondays erschien 1979 und war der größte Erfolg der Boomtown Rats von Bob Geldof. In UK erreichte das Stück Platz 1, in Deutschland immerhin noch Platz 6 und in den USA nur Platz 73. So weit, so fame. Inspiriert wurde Geldof durch die 16-jährige Brenda Ann Spencer, die am Montag, den 29. Januar 1979 mit einem halbautomatischen Gewehr aus einem Fenster ihres Elternhauses auf das gegenüberliegende Gelände der Grover Cleveland Elementary School in San Diego schoss. Dabei tötete sie den Schulleiter,

52

den Hausmeister, verletzte einen Polizisten und acht Schüler. Als Begründung für ihre Tat gab sie einem Journalisten am Telefon und der Polizei bei der Verhaftung die Antwort: „Ich mag keine Montage. Dies [die Schießerei] belebt den Tag.“ Na dann. Bob Geldof schrieb den Song, nachdem er während eines Radiointerviews beobachtet hatte, wie die Nachricht über den Amoklauf aus dem Faxgerät des Radiostudios herauskam. In seiner Autobiographie Is That It? von 1987 schrieb Geldof: „Aber während der Sender die Platte laufen ließ, begann das Telex neben mir zu klackern. Ich sprang rüber, um die Nachricht aufzuschnappen, die es ausspuckte. Während ich dort saß, lehnte ein junges Mädchen namens Brenda Spencer mit einer Pistole aus ihrem Schlafzimmerfenster und schoss auf Leute in ihrer Schule auf der anderen Straßenseite. Was dann passierte, erschien mir als einzigartig amerikanisch. Ein Journalist rief sie an. Sie nahm den Hörer ab, an und für sich schon eine bizarre Unterbrechung, wenn man dabei ist, wildfremde Menschen umzubringen. Er fragte sie, warum sie das tut. Sie überlegte kurz Gringoz-Magazine


und sagte dann: ‚Nichts los. Ich mag keine Montage.“ Tell me why? I don’t like Mondays Tell me why? I don’t like Mondays Tell me why? I don’t like Mondays I want to shoot The whole day down Puh, gar nicht mal so 1 nicer Song vong Bedeutung her, oder? Wurde später dann noch von etlichen Punkbands und sogar Bon Jovi und der wundervollen Tori Amos gecovert. Aber wenn ihr glaubt, das sei der einzige Hit, der fröhlich daherkommt und eigentlich nur um Tod und Verderben geht, liegt ihr falsch! Hiermit verpasse ich euch den Ohrwurm zu Foster the People‘s Pumped up kicks. Schonmal genauer hingehört? Robert‘s got a quick hand He‘ll look around the room, he won‘t tell you his plan He‘s got a rolled cigarette, hanging out his mouth he‘s a cowboy kid Yeah found a six shooter gun In his dad‘s closet hidden oh in a box of fun things, I don‘t even know what But he‘s coming for you, yeah he‘s coming for you

All the other kids with the pumped up kicks You‘d better run, better run, faster than my bullet Mark Foster, der Sänger von Foster the People (nicht zu verwechseln mit dem deutschen Mark Forster, der den neuen Duck Tales Song singt!), wurde selbst in der Schule gehänselt und die Cousine des Bassisten der Band überlebte nur knapp das Columbine Schulmassaker. Foster sagte selbst, es sei ein FUCK YOU Song gegen Hipster, der genau diese aber auf die Tanzfläche bringt. Goal achieved! Da wir gerade bei Columbine sind: Neben dem bereits erwähnten Manson mochten die Täter auch gerne KMFDM und da besonders Stray Bullet. Handelt zwar nicht von einem Amoklauf, aber der Text geht eben um das Auserwählt- und Erhaben Sein und der Rhythmus kann durchaus mit Schüssen in Verbindung gebracht werden. Auch der Finne Pekka-Eric Auvinen unterlegte sein Youtube Video, in dem er seinen Amoklauf ankündigte, bei dem 2007 acht Menschen starben, mit genau diesem Song. I am your apocalypse I am your belief unwrought Monolithic juggernaut I‘m the illegitimate Son of God Harter Tobak für unsere erste Ausgabe von Behind the Song, aber wie ihr seht, lohnt es sich mal genauer hinzuhören. Bis zum nächsten Mal!

Oh lala! Robert hat offensichtlich ein bisschen zuviel Counterstrike gespielt und Marilyn Manson gehört und ist jetzt ready to go, aber nicht so, wie es Republica in den 90ern gemeint haben! All the other kids with the pumped up kicks You‘d better run, better run, out run my gun All the other kids with the pumped up kicks You‘d better run, better run, faster than my bullet All the other kids with the pumped up kicks You‘d better run, better run, out run my gun Gringoz-Magazine

53





Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.