Gringoz Magazine #13

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Unabhängiges Fanzine mit News, Reviews, Interviews, Games und Verlosungen zu Musikern, Konzerten und Festivals jedes Genres.

Ausgabe 13/2018

Wir waren live dabei

DAVID HASSELHOFF Frisch entflammt

BURY TOMORROW

2018

ROCK AM RING



Runde Sache

Auch bei Rock am Ring Wer das Cover unserer 13. Ausgabe betrachtet, muss sich nicht fragen, ob wir wieder voll retro im Jahre 2017 gelandet sind, denn tatsächlich steht die Juni Ausgabe, wie auch letztes Jahr, voll im Fokus von Rock am Ring. Das hat nicht nur damit zu tun, dass dieses Event eine große Story ist, sondern auch mit der Tatsache, dass viele der im Magazin vorkommenden Interviews bei Rock am Ring entstanden und entsprechend geschrieben wurden. Daher widmen wir diese Edition nochmals voll dem Festival am Nürburgring. Wir hatten im Vorfeld riesigen Respekt vor der 13. Ausgabe und zwar nicht nur weil wir abergläubisch sind, sondern auch weil wir Einiges geändert haben. Wir sagen Adé zu unseren geliebten Shortreviews und haben diese mit einem einheitlichen Bewertungssystem versehen, damit ihr nicht nur ausgewählte Alben vollständig von uns rezensiert bekommt, sondern alle! Zusätzlich haben wir unseren recht großen Interviewblock in zwei Hälften unterteilt, damit der generelle Lesespaß bei unserem Magazin vielseitiger ausfällt. Ihr seht, uns liegt es sehr am Herzen, dass wir nicht nur nach Schema F für euch arbeiten, sondern so, wie es uns (und hoffentlich auch euch) Spaß macht. Doch was genau beinhaltet jetzt unsere Unglücks-Ausgabe? Fette Interviews mit Bury Tomorrow, Nothing More, Itchy und Co. dürften selbst den letzten Leser überzeugen, das Magazin mindestens zweimal in die Hand zu nehmen. Dazu haben wir uns natürlich wieder in die ersten Reihen der Clubs gestürzt, um über Acts wie ALAZKA und Nathan Gray zu berichten. Da alle guten Dinge drei sind und wir sowieso gerne das machen, was wir wollen, kriegt ihr noch unser erbarmungsloses und geniales Review zu David Hasselhoff in Bestform oben drauf (Ja, WIR dürfen das). In unseren oben angesprochenen Reviews findet ihr kleine Perlen wie From Ashe To New, Parkway Drive, Five Finger Death Punch, Godsmack, Marsimoto und viele weitere Künstler, die insgesamt eine bunte Mischung bilden, sich aber einem schwer zu überzeugenden Pulk an Redakteuren stellen mussten. Zuletzt geben wir euch unsere Spotlights mit, die wir mit den beiden Bands Vertilizar und V.E.R.S.U.S ausgestattet haben. Wir hoffen, dass wir euch mit dieser Ausgabe auch im Sommer köstlichst unterhalten können und dass ihr im August natürlich wieder einschaltet ... ach reinlest.

impressum Angaben gemäß § 5 TMG Gringoz Magazine Alexander Hoppen Rübenacher Straße 1 56218 Mülheim-Kärlich Vertreten durch: Alex Hoppen Kontakt: Telefon: 0170 – 289 46 41 E-Mail: alex@gringoz-magazine.de RedakteurInnen dieser Ausgabe: Alexander Hoppen Jana Boese Linda Kasprzack Kevin Höfer Nils Boysen Jana Gall Niici Nico Simon Désirée Pezzetta ViSdPR: Alexander Hoppen, Für den Inhalt und der einzelnen Artikel ist der/die VerfasserIn verantwortlich. Diese geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Du hast Fragen, Anregungen oder Kritik auf Lager, möchtest uns mit Lobeshymnen überhäufen oder einfach mal „Hallo“ sagen? Dann schreib‘ uns über das Formular auf www.gringoz-magazine.de wir melden uns schnellstmöglich bei dir. Wenn du uns Promo- bzw. RezensionsMaterial zuschicken willst, sende dieses an: promo@gringoz-magazine.de

eure gringoz Gringoz-Magazine

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Inhaltsverzeichnis

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ROCK AM RING Auch dieses Jahr lockte eines der größten Major Festivals Deutschlands wieder tausende Ringrocker zu ihrer zweiten Heimat

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INTERVIEWS PART I GRETA VAN FLEET ENGEL AVATAR

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REVIEWS PARKWAY DRIVE, GODSMACK, WHEEL, HOOBASTANK, DESTINATION ANYWHERE, PEALS, SNOW PATROL, MARSIMOTO, FIVE FINGER DEATH PUNCH UVM.

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TRACK BY TRACK A PERFECT CIRCLE BULLET FOR MY VALENTINE

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LIVE REVIEWS DAVID HASSELHOFF NATHAN GRAY ALAZKA

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INTERVIEWS PART II BURY TOMORROW NOTHING MORE ITCHY

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GAMING MOONLIGHTER

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SPOTLIGHTS V.E.R.S.U.S VERTILIZAR

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rock am

TITELSTORY

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ring 2018

Auch dieses Jahr lockte eines der Major Festivals Deutschlands wieder zehntausende Ringrocker zu ihrer zweiten Heimat, dem Nürburgring, um an drei vollen Festivaltagen zu guter Musik, viel Action und ein bisschen Regen zu feiern. Wir waren für euch natürlich auch wieder vor Ort, um von einem der schönsten Wochenenden des Sommers zu berichten. Wieso das Ringwetter der Special Act der Herzen war und wie krass der Metal am Ring regiert, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Bericht. Ein Blick auf das LineUp lässt uns schon im Voraus erstrahlen, da einfach die Perlen jedes Genres gut kombiniert dieses Wochenende hier auf dem Ring spielen. Wer den Rock ’n’ Roll zelebriert, kann dies bei Greta Van Fleet, Muse oder den Foo Fighters tun. Für HipHop-Fans gibt es ordentlich von Casper, Bausa oder Raf Camora auf die Ohren und die puren Festivalisten unter euch, die gerne feiern und einfach die Atmosphäre genießen, erleben sicherlich das ein oder andere Highlight bei Trailerpark, Hollywood Undead oder Thirty Seconds To Mars. Haben wir noch was vergessen? Ach ja, natürlich gibt es auch für die Metal-Leistungssportler unter euch ein wahres Bankett an Acts. Wer seine Nackenmuskulatur in Stimmung bringen will, kann dies bei Avenged Sevenfold, Kreator, Bullet For My Valentine und natürlich Parkway Drive tun. Wie ihr seht, ist wiedermal für jeden Geschmack das richtige LineUp dabei und selbst wir sind überrascht, wie herzhaft wenige blutige Überschneidungen es dieses Jahr zu beklagen gibt. Der einzige große Schnitt ist, dass Asking Alexandria gleichzeitig zu Bullet For My Valentine spielen, was sicherlich durchaus auch auf einer Bühne zu realisieren gewesen wäre. Aber bei zwei Acts an drei Tagen ist das natürlich meckern auf höchstem, von uns gewohntem, Niveau. Doch blicken wir erst mal auf die Tage vor Rock am Ring, welche mit der ein oder anderen spaßigen Anreise glänzen, denn fast 100.000 Ringrocker wollen ja bekanntlich nicht Freitagmorgen gemütlich zum Festival fahren, sondern brauchen schon im Voraus ordentlich Party und Bier. Dabei kann dieses Jahr zum ersten Mal das Camping Ticket separat zum Festivalticket ergattert werden,

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TITELSTORY was dem Veranstalter MLK natürlich mit einer bestimmten Anzahl am Campern kalkulieren lässt und dem nicht-kampierenden Volk die Möglichkeit gibt, deutlich billiger ein Festivalticket zu kaufen – gut überlegter Schachzug seitens der Veranstalter. Wer sich jedoch zum Campen durch-ringt, kann dies wieder in den drei bekannten Kategorien General, Green Camping, Rock ́n ́Roll und Experience machen. So können Ringrocker sich vorab ent scheiden, ob ihnen das reguläre Camping mit Zelt reicht oder ob man lieber mit viel zu lauter Anlage und eigens gebauter Sauna das Festival genießt. Ja, sogar ein eigenes kleines Häuschen neben der Hauptbühne ist mit dem richtigen Geldbeutel drin. Insgesamt hat MLK das Angebot der letzten Jahre deutlich positiv ausgebaut, wobei der Ur-Kern der Fangemeinde sich ein klassisches General- und „Mach fast alles was du willst„-Feeling zurückwünscht. Schauen wir uns die Bühnen an, so gibt es, wie bereits in Mendig und RaR 2017, die bekannte Volcano Stage, die für die Headliner gedacht ist. Die Crater Stage, welche das Gegenstück zur Volcano ist, aber unserer Meinung nach – durch den guten Sound und der weitreichenden Aussicht von weiter hinten – für Besucher besser geeignet und natürlich die Alternastage, die ehemals die Clubstage war und für die kleineren Perlen des Festivals gedacht ist. Wer die letzten Jahre mitverfolgt hat wird sich jetzt natürlich fragen, was mit dem Club Tent passiert ist, in dem die letzten drei Jahre zu später Stunde bis zum Morgengrauen Elektro-Künstler für Party sorgten. Nun, das hat sich wohl einfach nicht rentiert, da das Rock am Ring Publikum eben auf Live-Musik steht. Aber als Besucher ist man auch mit den drei genannten Stages durchaus für ein perfektes Rock am Ring Wochenende mit allerlei Action und Spaß in jedem Genre bedient. Dennoch hätte der leicht holprige Start Rock am Ring fast zum dritten Jahr in Folge etwas den Spaß verdorben. Heftige Unwetter machen sich schon Donnerstagabend über dem Gelände und den drumherum zeltenden Rockern breit und sorgen für die ein oder andere recht nasse Nacht. Der Regen hält sich sogar tatsächlich bis zum nächsten Tag und macht die Eröffnung des Festivals durch Greta Van Fleet zu einem feuchten Vergnügen – Ringwetter, du hast mal wieder dein Versprechen gehalten und kommst als Gast zu Rock am Ring. Dass dieser ungebetene Besucher

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TITELSTORY aber pünktlich zum Start des Sets von Callejon auf der Crater Stage wieder gehen würde, hätte Sekunden vorher wahrscheinlich keiner gedacht. Gerade als der Regen richtig zu peitschen beginnt und es für unsere Fotografen fast unmöglich ist, diese Momente für euch einzufangen, entscheidet sich das Ringwetter wohl dazu etwas Niveau zu zeigen und zum Song Schwule Mädchen das Weite zu suchen – und zwar für das gesamte restliche Wochenende! Jetzt kann der Spaß also losgehen! Ein kleiner Vorteil für die Harten, die die ersten Stunden im Regen ertragen haben, ist die ziemlich überschaubare Zuschauerzahl auf dem Gelände bis 15 Uhr . Während es in den letzten Jahren bereits nach der zweiten Band kaum in den dritten Wellenbrecher zu schaffen war, kann man dieses Jahr mit etwas Glück sogar noch in die begehrte erste Welle durchmarschieren. Keine schlechte Sache, denn gerade am Freitag, dem heimlichen Tag der Headliner, gibt es auf den verschiedenen Bühnen die meisten Highlights zu sehen. Ohne Probleme kann man hier drei Mal die Bühne wechseln, um sagen zu können, man hat den größten Teil der Highlights des ersten Tages erlebt. Mit Hollywood Undead, Jonathan Davis und Enter Shikari auf der Crater Stage ist man schon gut bedient, doch auch die brachiale Bühnenshow von Casper sollte man nicht verpasst haben – eindeutig der Headliner der Herzen, denn der danach folgende Auftritt von Thirty Seconds To Mars ist eher das, was viele Fans als ein reguläres Konzert statt einem grandiosen Gig wie im Jahre 2013 bezeichnen würden. Wer danach noch Lust auf Wandern hat, geht wieder zurück auf die Crater Stage und schaut sich einen -ausnahmsweise nicht betrunkenen Marilyn Manson- RaR Auftritt an, der durchaus als Top Performance gelten kann. Der Samstag steht ganz klar im Namen der Crater Stage, da der Großteil der Ring-Gemeinde mit dem Programm der Volcano Stage nichts anfangen kann. Fast bis zum Co-Headliner bleibt diese Bühne so leer, wie im vorherigen Jahr 30 Minuten nach Einlass, was ganz klar an der recht flachen und schwachen Besetzung der Bühne liegt, aber durchaus auch verstärkt durch das verdammt knallige Aufgebot auf der Crater Stage wird. Hier kann zu Bury Tomorrow, Bullet For My Valentine, Parkway Drive und Avenged Sevenfold direkt an einem Tag alles beschaut werden, was sich manch ein Metalhead für ein ganzes Festival wünscht.

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TITELSTORY Und sogar die Alternastage kann durchaus positiv glänzen mit Acts wie Heisskalt oder Don Broco. Jedoch macht ein LineUp wie Muse, Snow Patrol und Kaleo eher Laune auf Schunkelstimmung statt Rock ́n ́Roll. Doch genau hier kommt eine der Stärken des Nürburgringes zum Vorschein, nämlich dass selbst bei großem Andrang auf eine einzige Bühne, die Kapazitäten dieser Stage nie erschöpft sind und einige Nachzügler die Band lediglich hören statt zu erleben. Davon profitierten sowohl die eingeschlafenen Fans vor der Volcano Stage als auch die noch leicht angetrunkenen Campingrocker. Der Sonntag ist für die Rock am Ring Gemeinde meist der schwerste Tag. Zusammen mit der Gewissheit, dass hier die großen Highlights wie Foo Fighters und Gorillaz als must see Acts gelten, treffen hier das Bedürfnis nach geiler Live Musik und der Drang nach Erholung vom Festivalwochenende aufeinander. Zwei Tage Party und noch ein paar mehr davor beim Camping, lassen den ein oder anderen Körper langsam erschlaffen und man fühlt sich 20 Jahre älter. Hier heißt es den inneren Schweinehund nochmal zu überwinden und sich ein letztes Mal auf das Gelände zu schleppen. Wer das einmal geschafft hat, weiß wie schnell man wieder durch die ganz spezielle Ring Atmosphäre auf 100% ist. Auch wenn die meisten Menschen heute nur wegen Trailerpark, Foo Fighters, Rise Against und den Gorillaz sichtlich am Merch erschienen sind, wird am frühen Nachmittag dadurch der ein oder andere sicherlich auf die weiteren Attraktionen des Geländes aufmerksam. So ist der Luna Park mit seinem Kirmes Feeling wie jedes Jahr eine Ruheoase am Sonntag, während bei Ständen von Rockstar und Co. der höchste Andrang herrscht, um an gratis Energydrinks zu kommen oder einen der begehrten Liegestühle zu ergattern. Ja, wir sind uns sogar sicher, dass die Nachfrage nach Liegestühlen am Sonntag höher war, als die auf die erste Reihe der Volcano Stage an den Tagen zuvor. Die Alternastage steht am Sonntag ganz klar im Zeichen des Metalcores mit Bands wie Caliban, Avatar (verpasst hierzu nicht unser geniales Interview in diesem Magazin), Thy Art Is Murder oder dem Finale mit Meshuggah. Doch auch abseits dieser Bühne wurde laut gefeiert. Während die Foo Fighters mit ihrem eigens benannten Merch Stand den ganzen Tag ein äußerst lukratives Geschäft betreiben, stehen schon pünktlich zum Einlass die ersten Trailerpark Fans an der

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TITELSTORY Crater Stage, um am späten Abend hier eine der gefragtesten Festival Formationen Deutschlands zu erleben. Als Kirsche oben drauf gibt es später sogar noch Bilderbuch, welche durch ihren einzigartigen Stil durchaus wissen, wie man ein so junges Publikum begeistert. Anders als am Vortag geht es an der Volcano diesmal den ganzen Tag heiß her. Mit Good Charlotte, Rise Against und den Foo Fighters wird hier ein amerikanisches Wunschprogramm gefunden, das den ersten Wellenbrecher fast für den gesamten Tag füllt. Wer um 16 Uhr eintrifft, um bei den Foos vorne zu stehen, wird mit der bitteren Realität konfrontiert. Dabei überzeugen die Foo Fighters ihr Publikum zwar bis in die letzte Reihe, können aber die versprochene Spielzeit von 2,5 Stunden nicht halten und müssen ihr Set, aufgrund der angeschlagenen Stimme von Frontmann Dave Grohl, um 20 Minuten verkürzen – bis zu diesem Zeitpunkt liefern die Jungs allerdings wie 2015 kräftig ab und geben uns ein wohlwollendes Gefühl eines würdigen Finales. Für jeden der danach noch nicht genug hat, gibt es auf der Crater Stage die Gorillaz mit ihrem Rock am Ring Debüt und einer grandiosen Live Show noch bis nach Mitternacht zu sehen. Ein Festival geht im großen Stil zu Ende und zeigt sich stets von seiner besten Seite. Wir haben trotz müder Knochen noch nicht genug und lassen das Festival nicht nur vor der Bühne ausklingen, sondern bleiben noch eine letzte Nacht auf dem Campingplatz, bevor es am Tag danach für ein Jahr wieder in die erste Heimat geht. Insgesamt konnte der Fluch der letzten zwei Jahre endlich gebrochen werden, wir hatten 2018 ein komplettes Rock am Ring ohne Unwetter oder große Ausfälle im LineUp. Doch leider hat die Vergangenheit durch solche Ereignisse der Marke Rock am Ring ein wenig geschadet, wodurch dieses Jahr ein Ausverkauf nicht annähernd in Sicht war. Wir hoffen, dass sich diese Zahlen wieder dem Standard zuordnen können und wir zukünftig wieder ein erfolgreiches Rock am Ring aus Sicht der Besucher und Veranstalter begrüßen können. Die kleinen Bremsen über das Wochenende hinweg konnten schnell wieder in Gang gebracht werden – so denn Regen fiel, gab es im nächsten Moment eine geile Band zu sehen und wo das LineUp schwächen aufzeigte, wurde auf den Nachbarbühnen nur umso stärker gerockt. So

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zeigte sich das Festival von seiner durchaus starken Seite – als Major Festival. Man kommt nicht zum Ring, um Bands eines bestimmten Genres zu feiern, sondern man reist Jahr für Jahr hier hin, um verdammt nochmal Rock am Ring Bands zu sehen und mit der Zeit kennt man natürlich 60% des LineUps aber man kann in den folgenden Jahren eine Show stets als ein Wiedersehen empfinden. Und genau diese Stärke lockt uns Jahr für Jahr zu diesem Festival. Es sind die Bands, die zweite Familie von fast 100.000 Mitgliedern, manchmal auch die leicht überteuerten Imbissbuden und einfach dieses Ring Flair in der Eifel.

Und auch nächstes Jahr pilgern wir wieder gen zweite Heimat, diesmal auf ärztliche Empfehlung, denn Die Ärzte höchstselbst werden ihre zwei einzigen Deutschland Konzerte nach sechs Jahren Pause bei Rock am Ring und Rock im Park verrichten. Die Vorverkauf hat bereits begonnen und auch ihre solltet schnellstmöglich euren Sommerurlaub 2019 um dieses Erlebnis upgraden. Wir sehen uns am Ring!

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ONE PHOTO TELLS STORY >> Die Ärzte überraschenderweise bei einem Beatsteaks Konzert am 09.06.2018, Waldbühne Berlin


Foto: Adina Scharfenberg Photography


INTERVIEW

GRETA VAN FLEET

Kleine Premiere – die meisten Bands, die sich in den Zwanzigern befinden und die wir zum Interview bitten durften, spielten sehr gängige Genres wie Rock, Metal oder Indie. Dass wir mit Greta Van Fleet nun eine junge Band im Stile von Led Zeppelin begrüßen dürfen, passiert nicht alle Tage. Wir haben das Classic Rock Wunder aus Michigan auf ein kleines Vorstellungsgespräch gebeten und können sagen: Die Jungs rocken nicht nur die Bühne! Text: Alex Hoppen, Fotos: Diana Hoppen

GRINGOZ: Heißt es für euch „Willkommen in Deutschland“ oder „Willkommen zurück“? Wir konnten keinerlei Gigs hier finden, die ihr in der Vergangenheit gespielt habt.

kleinen Tour hier in Deutschland, wo es nach Hamburg, Berlin und Köln ging. Das gab uns schon mal einen kleinen Einblick in euer Land. *lacht*

JAKE: Tatsächlich das zweite mal.

GRINGOZ: Aktuell seid ihr ja ziemlich gefragt, vor wenigen Wochen erschien eure aktuelle EP und gerade plant ihr euer Debüt Album?

DANNY: Wir waren vor zwei Monaten auf einer

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DANNY: Nur ein bisschen jünger. Es ist natürlich eine große Ehre so betitelt zu werden und dem müssen wir erst mal gerecht werden. GRINGOZ: Gibt es denn schon einen groben Release Zeitraum für euer erstes Album? JAKE: Wir versuchen es noch dieses Jahr hinzukriegen – Oktober ist aktuell angedacht. Aufgenommen ist soweit alles und es fühlt sich klasse an, aber das Mixing wird zeigen, ob wir nochmal im Studio etwas hinzufügen müssen oder nicht. GRINGOZ: Generell wird euer Genre ja als Classic Rock bezeichnet. Wie würdet ihr es nennen? JAKE: Man kann schon sagen, dass wir unsere größte Inspiration daraus zogen, aber bis zur Highschool hat uns eher der Blues und Folk begeistert. Dann kam der Classic Rock dazu und wir haben unseren eigenen Stil genau dazwischen gefunden. Ich würde es einfach Rock‘n‘Roll nennen. DANNY: Das Problem ist, dass es von diesem Genre so viele verschiedene Interpretationen gibt. GRINGOZ: Ihr durftet heute als erste Band Rock am Ring eröffnen. Wie fühlte es sich an, auf dieser großen Hauptbühne zu stehen?

JAKE: Ja genau. Allerdings fokussieren wir uns gerade erst mal auf die Tour, wir sind das erste Mal in Europa auf Festivals unterwegs und haben von den meisten Stationen auch ehrlich gesagt nie vorher gehört. Morgen bereits sind wir auf einem Festival, das ähnlich klingt wir Rock am Ring hier. Das heißt Rock im Park. GRINGOZ: Das ist das selbe Festival, nur in der Stadt und auf der anderen Seite von Deutschland. JAKE: Es ist verdammt cool, dass wir dort auf der Zeppelin Stage spielen. *lacht* GRINGOZ: Perfekter Übergang! Ihr Jungs werdet in den verschiedenen Medien ja als das nächste Led Zeppelin bezeichnet. Gringoz-Magazine

JAKE: Erwartet haben wir erst mal nichts. Unser Material kam vor zwei Monate hier raus, also haben wir mit einem deutlich kleineren Publikum gerechnet. GRINGOZ: Nehmen wir mal an ihr spielt in ein paar Jahren wieder hier, ein bisschen später im Timetable, so als Headliner – wen hättet ihr gerne im Vorprogramm? DANNY: Thirty Seconds To Mars, die heute headlinen, dürfen dann gerne vor uns spielen. *lacht* JAKE: Das ist eine gute Frage. Es ist echt schwer aktuell einzuschätzen, welche Bands in ein paar Jahren relevant für uns und vor allem für dieses Festival wären. Wir haben gesehen, dass es verdammt viele Genres auf diesem Festival gibt und das finden wir wirklich klasse, da man dann im Programm super variieren.

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INTERVIEW

ENGEL Mit über 13 Jahren im Geschäft und als fester Bestandteil der schwedischen Metal Szene sind Engel nicht nur ein weiteres Projekt von Mastermind Niclas Engelin, sondern spätestens seit Threnody aus dem Jahre 2010 eine sehr relevante Band der Metal Szene. Kurz vor der Veröffentlichung des mittlerweile erschienenen Albums Abandon All Hope (2018) haben wir uns mit Gitarrist Marcus zusammengesetzt, um über das Album, kommende Touren und natürlich schwedische Musik zu tratschen. Text: Alex Hoppen

GRINGOZ: Hey Marcus, wir haben ja schon länger nichts mehr von euch gehört, was war denn die letzten Jahre bei euch so los?

GRINGOZ: Wo wir gerade von Mikael reden, das war ja sein zweites Album mit euch, gab es da große Unterschiede zum Vorgänger?

MARCUS: Das war eine ziemlich krasse Achterbahnfahrt. Es hat sich bei uns einfach alles verschoben. Als wir letztes Jahr im Studio waren, um unser neuestes Album aufzunehmen, stellten wir fest, dass wir noch nicht genug Material dafür hatten und mussten diesen Prozess nochmal aufbereiten. Dass war zu diesem Zeitpunkt sehr anstrengend, hat sich aber im Nachhinein durchaus für uns gelohnt, da Abandon All Hope damit nochmal eine ganze Ecke besser wurde.

MARCUS: Definitiv! Der Vorgänger Raven Kings war ja bereits geschrieben, als Mikael in die Band kam, somit hat das letzte Album leider keinerlei Einflüsse von ihm. Wir haben durch das Touren Mikael und sein Gesangstalent jedoch als komplett neues Instrument für uns entdeckt und konnten dieses in Abandon All Hope perfekt verwenden. Ich denke Fans werden einen deutlichen, qualitativen Unterschied bemerken.

GRINGOZ: Also sollte euer aktuelles Album bereits 2017 erscheinen?

GRINGOZ: Ihr werdet als Teil der Göteborger Death Metal Musikszene bezeichnet, was zeichnet diese Szene aus?

MARCUS: Ja genau. Dazu kam noch, dass unser Frontmann Mikael Vater wurde und sich zusätzlich dazu nochmal alles etwas verzögerte. Aber hey, wir sind heute genau da wo wir hin wollten und es fühlt sich großartig an, dass Abandon All Hope fertig ist.

MARCUS: Das ist glaube ich so ein Ding, das man nur in Schweden richtig verstehen kann. Die Göteborger Szene hat ein ganz spezielles Gespür für das Zusammenspiel von Melodie und Härte. Es klingt einfach anders als zum Beispiel die Stockholmer Szene. Unsere Wurzeln liegen irgendwo bei Iron Maiden und das haben wir halt in den Melodic Death Metal übernommen. GRINGOZ: Schwedische Metal Bands sind in Deutschland ja nicht mehr wegzudenken. MARCUS: Das merken wir auch immer wieder wenn wir die Touren von befreundeten Bands sehen, die einen starken Fokus auf deutsche Städte haben. Auch das Wacken Open Air hat wahrscheinlich eine Grundformel, die besagt,

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dass mindestens drei schwedische Metal Bands im Booking beinhaltet werden sollten. *lacht* GRINGOZ: Wie wäre es denn mal mit einer schwedischen Metal Tour? MARCUS: Das klingt großartig! Wenn ich so drüber nachdenke hat das durchaus Potential. Das sollten wir im Hinterkopf behalten. GRINGOZ: Lustig wäre doch sicherlich eine Tour mit Engel, In Flames und We Sell The Dead, damit Niclas sich live mal richtig austoben kann. MARCUS: Genau darüber haben wir letztens erst gescherzt, dass der Kerl kreativ einfach keine Grenzen hat aktuell. Gringoz-Magazine

GRINGOZ: Kriegen wir euch denn 2018 noch im Zuge einer größeren Tour in Deutschland zu sehen? MARCUS: Gewünscht ist es auf jeden Fall. Wir wollen Ende des Jahres definitiv auf eine größere Europa Tour gehen, nur nach dem ganzen Songwriting Hin und Her haben wir auch erst nachdem das Album final im Kasten war angefangen, uns mit einer Tour auseinander zu setzen, deswegen gibt es da aktuell leider noch keine festen Termine. Aber ich will versprechen, dass wir spätestens 2019 wieder in Deutschland und der direkten Umgebung zu sehen sein werden – vielleicht sogar in Form einer Swedish Death Metal Tour, wer weiß.

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INTERVIEW

AVATAR

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Wie schaffen es Avatar nur, diesen Seiltanz erfolgreich zu bewältigen? Nonstop Touren, stetig wachsende Konzerthallen und dann funktioniert der eigene Staat, der der Menschheit erst letztes Jahr durch ihr neuestes Album vorgestellt wurde, auch noch so gut. Avatar Country heißt das gelobte Land, das unter der Herrschaft von König Jonas mit vielerlei Mythen gespickt ist. Wir haben uns mit Frontmann Johannes mal zusammengesetzt und etwas hinter die Mauern dieses Landes geschaut und natürlich auch einen Blick in die Zukunft gewagt. Text: Alex Hoppen, Fotos: Diana Hoppen

GRINGOZ: Eigentlich fragen wir zuerst, wie es jemandem so geht, aber: Du hast da einen verdammt coolen Stock! JOHANNES: Danke – dieser Stock ist tatsächlich einzigartig, da er nicht mehr hergestellt wird. Den ersten habe ich kaputt geschlagen, den zweiten hab ich im Flugzeug vergessen und den dritten hab ich jetzt von einem Fan gekauft, weil diese Stöcke von der eigentlichen Firma nicht mehr hergestellt werden. GRINGOZ: Ihr seid ja schon eine ordentliche Weile auf Tour. JOHANNES: Das ist sogar unsere vierte Tour in diesem Jahr. Erst waren wir in den USA, dann in Europa, anschließend mit kurzer Pause wieder in den USA und hier sind wir wieder. Da dieses Tourleben aber so intensiv war, fühlen sich die drei Wochen Pause, die wir hatten, wie eine Reunion an wenn, wir heute Abend wieder auf der Bühne stehen. Vor dieser Festivaltour haben wir an 60 von 120 Tagen auf der Bühne gestanden. GRINGOZ: Und das alles nicht nur aus Spaß, sondern ihr habt ja ordentlich Werbung für euer eigenes Land gemacht oder? Wie kam es überhaupt zu der Idee, das letzte Album (Avatar Country) dem eigens benannten Staat zu widmen? JOHANNES: Wir wussten schon ewig, dass unser König der wahre König ist (Gitarrist Jonas ‚Kungen‘ Jarlsby). Man kann es auch auf älteren Alben in den Booklets nachlesen, da schrieben wir stets „Special Thanks to the Kungen“, was auf schwedisch König heißt. Unser Land wurde sogar schon in den vorangegangenen Werken samt Flagge gezeigt. Im Musikvideo zu New Land vom Vorgänger kann man diese bereits sehen – den Zusammenhang haben unsere engsten Fans sehr schnell Gringoz-Magazine

erkannt. Letztes Jahr haben wir dann für uns beschlossen, dass die Zeit gekommen ist, Avatar Country´s Grenzen zu öffnen, Menschen reinzulassen und die ganze Geschichte zu erzählen. GRINGOZ: Aber es sind auf dem Album noch nicht alle Geschichten von Avatar Country erzählt worden oder? JOHANNES: Nein natürlich nicht, die Geschichte von Avatar Country geht über tausende von tausenden Jahren zurück. Es ist sehr komisch und kompliziert, da sich alles um unseren König dreht, der unsterblich zu sein scheint. Auf unserer neusten CD haben wir zum Beispiel den Song King After King, welcher von einem Mythos handelt, von dem es heißt, dass er wahr ist. Und zwar stirbt ein König in einer Schlacht zusammen mit seinen Soldaten. Nach dem Fall galoppiert sein Pferd hinauf in die Berge und kommt am nächsten Tag wieder runter – zusammen mit dem König! Da fingen sich die Bewohner von Avatar Country an zu fragen, ob es ein Klon, ein Bruder oder vielleicht sogar ein Alien sei, aber Genaueres wurde da nie festgestellt. Fakt ist aber, dass der König wieder da ist. Wie eine Reinkarnation. Wir gehen davon aus, dass unser heutiger König dank diesem Wunder noch der selbe ist, wie der, der diesen Staat vor tausenden von Jahren gegründet hat. Wir glauben daran, können uns aber natürlich nicht sicher sein. Denn auch wenn die Legende von tausenden von Jahren spricht, so ist die Zeitmessung in Avatar Country eine ganz andere als hier in eurem Europa. Hier ist es jetzt 2018, in China sind wir glaube ich im Jahre des Hundes aber in Avatar Country befinden wir uns aktuell im Jahr des Königs. Das war auch letztes Jahr das Jahr des Königs und nächstes Jahr befinden wir uns wieder mal im Jahr des Königs. Wenn wir uns nun also alte Dokumente anschauen und dort steht geschrieben, dass irgendwas am 1. April im Jahr des Königs stattfand, dann wissen wir leider

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INTERVIEW nie wie lang das schon her ist, aber wir wissen ganz sicher, dass unser König als Mythos andere Völker bereits begeistert hat. Wenn wir uns die Geschichte der Reinkarnation anschauen, stellen wir fest, dass es das schonmal in der Geschichte der Menschheit gegeben hat – und zwar bei Jesus! Somit muss unser König also mindestens 2000 Jahre alt sein, damit er die Geschichte von Jesus inspirieren konnte. GRINGOZ: Gehen wir mal davon aus, der König ist ein Alien. Gäbe es dann einen Avatar Planet da draußen? JOHANNES: Das ist rein logisch möglich ja. Alles ist möglich. Wir können nur vermuten, denn unser König erzählt uns die Geschichte nicht. GRINGOZ: Wo treibt es euch denn dieses Jahr noch so hin auf Tour? JOHANNES: Wir sind jetzt erst mal nur auf Festival Tour und machen danach eine Pause, Kinder werden im Avatar Country geboren und wir wollen uns mal wieder unserem Privatleben widmen, da der Jahresanfang so intensiv war. Danach sind wir sicherlich wieder unterwegs, bis der Zeitpunkt kommt, an dem wir ein neues Album schreiben wollen. Ideen haben wir schon, aber es ist noch

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nichts Festes. Bei Avatar Country war die Idee dahinter so deutlich, dass wir alle am selben Strang zogen und wussten, was wir da auf Platte zaubern wollten. Da hatten wir knapp einen Monat geschrieben, 14 Tage im Studio verbracht und schon standen wir am Set zum ersten Musikvideo. So schnell waren wir noch nie und ich glaube, das wollen wir auch ehrlich gesagt nie mehr so miterleben. Deswegen möchte ich Avatar Country gerade erst mal wirken lassen, denn was uns sehr wichtig ist, ist die Tatsache, dass jedes Album sich komplett von den anderen unterscheidet. Klar soll Avatar stets Metal sein aber das ist auch das einzige Versprechen, was wir unseren Fans geben werden.Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Lieder zu schreiben, die wir selbst noch nicht bei uns gehört haben. Um nun also herauszufinden was wir als nächstes wollen, brauchen wir ein bisschen Zeit. GRINGOZ: Könnt ihr euch denn vorstellen, irgendwann nochmal über Avatar Country zu schreiben? JOHANNES: Ich habe gelernt „Never say never“ zu Allem zu sagen, man sieht es ja bei Bands wie At The Gates, bei denen eine einzige Reunion Show zu einer letzten Tour, dann zu einem letzten Album und nun zu einer funktionierenden Band

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seit über zehn Jahren wurde. Ich kann gerade nur sagen, dass es keine Pläne zu weiteren Songs über Avatar Country gibt und wir versuchen unserem Konzept treu zu bleiben. GRINGOZ: Woher kam der Mut dazu, stets etwas Neues zu veröffentlichen? Von Fans hört man immer, dass man euren Stil erkennt, auch wenn man jedes Album neu bewerten muss, aber der eigene Stil ist da. So was findet anfangs natürlich nicht direkt eine Zielgruppe. JOHANNES: Der Grundstein des Ganzen war eigentlich unser Album Black Waltz aus dem Jahre 2012. Wir haben bis dahin alles versucht und haben uns gefühlt die letzten Jahre im Kreis gedreht. Als wir dann beschlossen haben, dass Black Waltz unser letztes Album wird wollten wir jeden Einfluss von außerhalb raus lassen und unser eigenes Album schreiben, das wir selber mögen so als Abschied. Quasi unser persönliches „Fuck You World“ Album. Diese Einstellung war genau die, die man braucht, um ein gutes Metal Album zu schreiben. Das merkt man auch live. Ich glaube kein Genre ist live und auf CD so ehrlich wie Metal Metal. Dieser Ehrlichkeit haben wir uns verschrieben und dann natürlich ein Album geschaffen, welches uns weit nach vorne brachte und auf einmal waren wir

weltweit auf Tour.Seit dem sagen wir uns bei jedem Album, dass wir es schrieben, als sei es unser letztes. Da stellen sich dann die Grundfragen wie „Was wollen wir jetzt machen?“ und „Was ist für uns jetzt wichtig.“. Mit dieser Einstellung macht man sich dann deutlich mehr Gedanken über die Kunst, als über das verdammte Radio. Lustigerweise war genau das der Schlüssel um auf den verschiedenen Radiokanälen dieser Welt zu landen. Was auch wichtig ist, ist die Band selber. Queen zum Beispiel: Another One Bites the Dust, Bohemin Rhapsody und Break Free sind drei komplett unterschiedliche Lieder, welche aber alle von der selben Bandkonstellation geschrieben wurden. Man erkennt einfach die Band dahinter und das liegt nicht an irgendwelchen Verstärkern oder Effekten, sondern an den Musikern. Wir versuchen uns so wenig an musikalische Regeln wie nötig zu halten, da wir die Menschen sind, die diese Musik schreiben. Nicht irgendwelche Regeln. GRINGOZ: Und ich glaube mit genau so einer Einstellung schafft man es dann auch ein Album in zwei Monaten fertig zu kriegen. Gibt es denn schon Pläne für 2019 der haltet ihr es mit der Tour genau wie mit euren Alben? JOHANNES: Doch natürlich. Wir haben schon ein Auge auf 2019 geworfen. Wichtig ist dabei die Frage, wo wir noch nicht waren. Zum Beispiel muss Ost-Europa noch viel mehr von uns bespielt werden, sowie Asien und ich persönlich bin sehr an Südamerika interessiert. Ich denke wir werden uns da noch mit einer Tour befassen, die hoffentlich in solche Länder geht, bevor wir uns dem Studio widmen.

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REVIEWS

desert mountain tribe

destination anyhwere

Es ist immer schwer, dem gefeierten Debüt mit einem Nachfolger gerecht zu werden. Das dachten sich wahrscheinlich auch die Jungs von Desert Mountain Tribe und gingen mit einem komplett anderen Anlass an den Nachfolger zu Either That or the Moon ran. Abgeschieden in einem Studio auf einer Insel wurde Om Parvat Mystery genau das, was man schon nach den ersten zwei Songs hört. Trotz sehr kurzer Laufzeit breitet sich von Anfang an eine gewisse Psycho Atmosphäre bei uns aus, was bereits beim Debüt der Fall war. Wie kann ein modernes Album der Neuzeit nur so klassisch klingen? Für jüngere Hörer definitiv keine leichte Kost, wenn auch schon hier und da Bezüge zu Depeche Mode herausstechen. Man muss schon ein bisschen Liebe für den Sound der späten 70er Jahre mitbringen, um mit Om Parvat Mystery warm zu werden. Wer den Schritt aber wagt, wird auf 37 Minuten Spielzeit sicherlich nicht enttäuscht. Songempfehlungen hierfür sind World, High Drive und das wirklich schicke Finale in Form des Songs Chemical Genius. Insgesamt kann man sagen, dass die spannende und noch junge Reise von Deset Mountain Tribe sicherlich noch kein Ende finden wird und wir das nächste unberechenbare Album in wenigen Jahren begrüßen können. Wir sind auf jeden Fall gespannt, was das kreative Trio aus dem Londoner Underground noch zu bieten hat.

Im Rheinland verbindet man mit der Band Destination Anywhere eine Menge Spaß, Party und unvergessene Momente auf Ringrocker Parties oder gefragten Clubs im Siegerland. Ob sich diese Stimmung mit dem neuesten Tonträger der SkaPunk Formation hält, erfahrt ihr in unserem (Achtung Wortwitz) Bombenreview. Bereits Anfang des Jahres lieferten die Donots mit einem ähnlichen Namen einen riesen Knaller ab und dieser Hall scheint bis in den Mai vorgedrungen zu sein. Wer sich jetzt fragt wie wir von Destination Anywhere zu den Donots kamen, der sollte bei Bomben mal genauer hinhören, zwar liefert die Band inhaltlich noch genau das ab, was Fans erwarten, jedoch wirkt die Stimmung etwas kritischer als sonst. Raue Töne machen sich deutlich öfter breit, als auf allen Vorgängern zusammen und regen zum Nachdenken statt Party machen an. Doch Bomben ist mit Sicherheit kein Stimmungskiller sondern kann man durchaus als Entwicklung betrachten. Man wird älter, die große Ska Sause von früher wird zwar immer noch gefeiert, aber mit Bedacht. Dafür kommen die absoluten Stimmungskracher umso schöner um die Ecke. Der Opener Dancefloor ist Programm und Mode & Drogen bleibt uns noch drei Songs später im Ohr kleben. Mit dem Song Hollywood endet die große Achterbahnfahrt zwischen Moral und Spaß, die, auf emotionaler Ebene zu akustischen Klängen, die Band von einer Seite zeigen, die man so noch nicht kennt. Bomben ist ein wahrer Kracher und mit großer Wahrscheinlichkeit der nächste Schritt nach oben für Destination Anywhere.

Om Parvat Mystery

Alex Hoppen

Bomben

Alex Hoppen

sound konzept hörspass 26

3,0

sound konzept hörspass

3,5 Gringoz-Magazine


fanta4

five finger death punch

Es ist wieder Fanta-Zeit – damit erschien am vorletzten Freitag das zehnte Album der Stuttgarter Jungs. Erst vor vier Jahren feierten sie ihr 25-Jähriges Bestehen und brachten ihr neuntes Studio Album Rekord raus, nun begeben sie sich dieses Jahr zunächst auf Open-Air Tour und Ende des Jahres auf Captain Fantastic Tour in 19 Städten. Captain Fantastic ist das, was man von den Fantastischen Vier erwartet. Fantast-isch. Das Album startet mit dem gleichnamigen Song und lässt auf epische Spannung hoffen. Textlich beinhaltet der Song gelungene Anekdoten, die die Superhelden-Fraktion wahrscheinlich schmunzeln lassen. Die Beats sind top und die Wut auf die gescheiterten Superhelden ist spürbar. Tunnel ist typisch Fanta 4, die Reime bleiben im Kopf und der Refrain lädt zum Mitsingen ein. Der vermutlich größte Ohrwurm ist und bleibt das Feature mit Clueso. Musikalisch ist es der Sommer Radio Song des Jahres. Fanta & Clueso Fans sowie Radio-Hörer werden es feiern, aber ab da ist die Spannung auf ein episches Album auch schon verflogen. Textlich hat jeder Song die ein oder andere Zeile die zwar bockt aber im Gesamtpaket ist es sehr ernüchternd und erfüllt nicht ganz die Vorstellung an das, was man sich unter einem Captain Fantastic vorstellt.

Nach Problemen mit dem alten Label und auch einigen internen Unstimmigkeiten, melden sich Five Finger Death Punch mit ihrem siebten Studio Album And Justice For None zurück und präsentieren uns ca. 50 Minuten neue Musik verteilt auf 13 Tracks. Die erste Singleauskopplung Fake und der darauffolgende Track Top Of The World begrüßen uns, wie wir es von 5FDP kennen. Brachiale Riffs kombiniert mit der gewohnten Kombination aus Shouts und Clean Vocals und dem richtigen Maß an Eingängigkeit in den Refrains. Mit Sham Pain zeigt sich das Quintett von einer etwas experimentelleren Seite. Der Song weißt klare Spuren von Nu Metal auf, während sich der Text lyrisch mit den Problemen beschäftigt, mit denen sich die Band in den letzten Jahren auseinandersetzen musste. Der anschließende Track Blue On Black stammt im Original aus der Feder von Kenny Wayne Shepherd und bekommt die übliche Cover Song Behandlung ab: Durch härtere Riffs und die fast schon rauchige Stimme von Sänger Ivan Moody verleiht die Band dem Track die gewohnte Death Punch Note. Mit Songs wie I Refuse und Will The Sun Ever Rise kommen auch die Fans auf ihre Kosten, welche Five Finger Death Punch für ihre ruhigeren und melodischeren Songs schätzen. Ersterer glänzt durch die emotionalen Lyrics beziehungsweise Moodys Art, diese zu präsentieren und ein Akustiksolo, welches den Song perfekt abrundet. Bei zweiterem handelt es sich eher um eine Halbballade, die ein wenig an Wrong Side Of Heaven erinnert. Abschließend lässt sich sagen, dass sich Five Finger Death Punch mit And Justice For None an ein paar neuen Dingen versucht haben, ihren Wurzeln aber generell treu geblieben sind. Das Album ist ein klares, bissiges Statement dafür, dass die Band mit der Vergangenheit abgeschlossen haben und ihren Weg wiedergefunden haben. 5FDP par excellence!

Captain Fantastic

And Justice For None

Melissa Hülsermann

Nico Simon

sound konzept hörspass Gringoz-Magazine

2,7

sound konzept hörspass

4,0 27


REVIEWS

from ashes to new

gloria volt

Mit From Ashes To New entpuppte sich bereits zu Zeiten der ersten EP aus dem Jahr 2013 etwas, was gerade in der Nu Metal Szene dringendst gebraucht wird – was Frisches! Zwar blieb dieses Genre auch beim zweiten Studioalbum irgendwo erhalten, doch verwaschen sich so langsam die Sounds mit denen anderer Größen – und wir reden hier nicht von den Bands, die Anfang der 2000er den Markt eroberten. Aus moderner Sicht hört sich The Future wirklich gut an – fette Riffs, klasse Drums und insgesamt wirklich gut produzierte Songs, daher ist das bisschen Gemeckere, das wir hier jetzt an den Tag legen, wirklich auf höchstem Niveau zu betrachten aber: Der Scheibe fehlen einfach die Wurzeln. Zu sehr klingt alles nach aktuellen Bands wie Dead By April oder Sonic Syndicate. Nur noch verschwommen nehmen wir die sehr gut eingesetzten Synthesizer der ersten Werke wahr und die recht weinerliche Stimme von Neu-Frontmann Danny Case klingt bei einzelnen Songs wie Crazy, Broken oder Nowhere to Run zwar wirklich gut und bleibt im Kopf, ersetzt aber leider nicht die sehr vielseitige und emotionale Stimmgewalt von Chris Musser. Die Vielfalt lässt auf The Future generell zu wünschen übrig und macht From Ashes To New zu einer (trotzdem recht guten) Modern Metal Band, welche durch catchy Refrains und wirklich gute Riffs ihre Fans dennoch sicherlich nicht enttäuschen wird. Kurz gesagt haben wir hier ein fett produziertes Album mit einigen Highlights, welches allerdings aus einer weitaus kreativeren Feder stammt und so viel besser hätte klingen können.

All The Way Down – so lautet der Titel des dritten Studioalbums der Schweizer Hardrock Band Gloria Volt. Drei Jahre ist die Veröffentlichung des Vorgängers inzwischen her und nun meldet sich die Band zurück. Der Eröffnungstrack Dreamer gibt dem Hörer auch schon einen guten Eindruck davon, was ihn weiterhin erwartet. Hohe, schnelle Gitarrenklänge, welche schon fast einen leichten AC/DC Flavour vermitteln, gepaart mit eingängigen Lyrics. Genauso machen Never Ever und Lose Alone auch weiter. Mit Keep This Time (In Your Heart) zieht die Band etwas ruhigere Seiten auf. Die klassische bad love song Ballade eben. Sänger Fredi setzt eher auf etwas seichteren Gesang, der von einer harmonischen Gitarre unterstrichen und mit einem harmonischen Solo abgerundet wird. Nach diesem kurzen Intermezzo findet das Quintett zu ihrem klassischen Hardrock Sound zurück. Live My Life präsentiert uns ein Riff, das sich in Kombination mit dem Refrain wahrscheinlich noch in ein paar Tagen als hartnäckiger Ohrwurm festgesetzt hat. Der eingefleischte Hardrock Fan wird mit All The Way Down durch aus seinen Spaß haben, was mit 34 Minuten und acht Songs allerdings ein eher kurzes Vergnügen wird. Das Album baut auf einem soliden Grundstein auf, allerdings will der Funke nicht so ganz überspringen, weshalb das Quintett mit der Zeit etwas generisch klingt.

The Future

All The Way Down

Nico Simon

Alex Hoppen

sound konzept hörspass 28

2,8

sound konzept hörspass

3,2 Gringoz-Magazine


godsmack

hoobastank

Vier Jahre ist die Veröffentlichung von Godsmacks 1000hp nun her, welches von den Fans eher weniger gut aufgenommen wurde. Mit ihrem siebten Studioalbum When Legends Rise will die Band nun nachlegen und sich wie ein Phoenix aus der Asche erheben. Den Auftakt macht direkt der Titeltrack des Albums, welcher uns mit einem kraftvollen Riff begrüßt und während der Strophe in einen ruhigeren, melodischen Ton übergeht. Mit dem Refrain des Songs verschaffen uns Godsmack einen Ohrwurm, der sich wahrscheinlich über Tage halten wird – danke dafür. Nicht weniger stark legt das Quartett mit der Singleauskopplung Bulletproof und Unforgettable nach. Für sich alleine stehend sind alle drei Songs definitiv sehr stark, doch folgen sie alle dem gleichen Konzept, welches sich doch sehr schnell auswäscht. Anders sieht das mit Songs wie Take It To The Edge und Under Your Scars aus. Ersterer startet ebenso kraftvoll wie seine Vorgänger, hält diese Intensität allerdings und verfällt nicht in das gleiche Muster. Zweitgenannter startet mit den Klängen eines Klaviers und zeigt sowohl lyrisch als auch instrumental, dass die Band durchaus auch ruhigere Töne anspielen kann. Das emotionale Solo stellt hier ganz klar die Krönung des Ganzen dar. Mit Say My Name und dem abschließenden Track Eye Of The Storm ziehen Godsmack noch einmal härtere Saiten auf und geben dem Album ein brachiales Finish vom Feinsten. Beide Tracks finden sich auch definitiv in der Top 3 des Albums wieder. Mit When Legends Rise finden Godsmack zwar nicht zurück zur Qualität und Härte ihrer ersten Alben, präsentieren sich allerdings von einer neuen Seite, die definitiv mehr als nur hörbar ist.

Sechs ganze Jahre ließen uns die Amerikaner warten, bis nun endlich Push Pull erschienen ist. Vor zwei Jahren begannen Hoobastank, die 2004 durch den Radiohit The Reason auf dem gleichnamigen Album weltweite Bekanntheit erreichten, mit den Aufnahmen für das aktuelle Album. Mit der Zeit ist einiges passiert, die Jungs wurden älter und was sich bereits auf der Platte Fight or flight leicht andeutete: Der Sound ist im Vergleich zu alten Platten wesentlich softer und auch deutlich ausproduzierter, aber auch verspielter. Das ist keine ungewöhnliche Entwicklung und dämmt damit auch nicht zwingend den Hörspaß dieser Platte. Denn Hörspaß gibt es in der Tat: Es braucht zwar ein Paar Durchgänge, aber die Mischung macht durchaus Laune. Tracks wie More Beautiful oder Push Pull eignen sich hervorragend für einen entspannten Dancefloor. There will be another one schlägt eher ruhigere nachdenklichere Töne an und Buzzkill (Before you say goodbye) ist mein persönlicher Favorit. Ein Song der ein gewisses Selbstbewusstsein wiederspiegelt und die Harmonien der Band perfekt einsetzt. Insgesamt lässt sich die Platte sehr gut hören und wird, auch dank Doug Robb´s genialer Stimme, nicht langweilig nach mehrmaligem Hören. Dennoch wird es vermutlich auch kein Album, das die Musikwelt besonders lange beschäftigen wird, da es leider dann doch irgendwie an einigen Ecken und Kanten fehlt.

When Legends Rise

Push Pull

Nils Boysen

Nico Simon

sound konzept hörspass Gringoz-Magazine

3,3

sound konzept hörspass

3,3 29


REVIEWS

marsimoto

parkway drive

Unser liebster Maskenträger ist zurück! Das Alter Ego von Marteria ist mit seinem neuen Album „Verde„ am Start und überzeugt wieder einmal mit seiner hochgepitchten Stimme und seinen kifferfreundlichen Songs. Kifferweisheiten inklusive. 14 Songs, die abgefuckter, ehrlicher und direkter nicht sein könnten, erwarten uns aus Verde. So z.B der Song Chicken Terror, den viele Fans bereits auf der Marteria Tour 2017/18 erleben durften, wenn Marteria in sein altes Ego Marsimoto schlüpft. Der Song wird aus der Perspektive eines in der Industrie gehaltenen Huhnes erzählt. Selten hat sich Marsimoto mit so ernsten Themen auseinander gesetzt wie in diesem Album, stellt diese aber spielerisch und geschickt dar. Im Song Der Beste Freund des Menschen, zeigt uns der Marsianer die Kehrseite des technischen Fortschritts. Wir lassen uns einnehmen von der Technik und nutzen nur noch diese anstatt uns auf die wichtigen Dinge und die Freuden im Leben zu konzentrieren. So lautet es z.B im Song: „Willst doch nur bellen, beißen, spielen. Hast nur noch Augen für deinen besten Freund.„ Marsimoto ist aber nicht allein auf seinem Album zu hören. Trettmann steuert im Song Immer wenn ich High bin seine ganz persönliche Geschichte zum Thema Kiffen bei. Aber auch Casper, Bonez MC, Audio88 und einige andere sind auf dem Album zu hören. Marsimoto hat mit diesen 14 Songs erneut bewiesen, dass er einmalig ist. Egal ob er in gewissen Andeutungen wortspielerisch agiert oder in seinen Texten Gesellschaftskritik aufnimmt. Die Texte entstehen unverwechselbar aus der Sicht und dem Idealismus eines kiffenden Marsianers. Das Album kann nahtlos an seine vier Vorgänger anknüpfen und wird alte wie neue Marsimoto-Fans überzeugen.

Parkway Drive sind mit einem Paukenschlag zurück! Anders als vorher aber stärker denn je. Metalcore ist zwar noch nicht Vergangenheit für die australische Band, wird hier aber auf der neuen Scheibe keine wirkliche Rolle spielen. Das Album beschäftigt sich viel mit der Thematik Verlust und Trauer. Der Opener Wishing Wells knallt wie gewohnt brutal um die Ecke. Zunächst wird ganz langsam Spannung aufgebaut, die sich schließlich mit voller Kraft entlädt. Der 35-jährige Frontmann Winston nutzt diesmal neue Elemente wie Rapparts beim Song Shadow Boxing und klaren Gesang bei Cemetery Bloom um seiner Trauer und seinen Verlusten gerecht zu werden. Parkway Drive beweisen damit wiedereinmal, dass sie mehr können als nur laut herumzuschreien und so ihre Gefühle preiszugeben. Die Scheibe hat zwar nur 10 Songs, bietet aber in jedem dieser Songs eine unglaubliche Vielfalt, die in diesem Genre eher selten ist. Auch wenn sich immer mehr Bands ausprobieren und neue Effekte und Sounds ins Boot holen, klingt kaum eine Band immer noch so gut wie vorher. Nur Parkway Drive schaffen es trotz der Soundveränderung, sich selbst und ihren Fans treu zu bleiben. Die Single Prey lädt schon fast zum Mitsingen ein, wobei jeder der bereits auf einem Parkway Drive Konzert war weiß, dass bei fast jedem Song aus Herzenslust und mit großer Leidenschaft mitgesungen wird. Der letzte Song The Colour Of Leaving, ist ein Song, den man sicherlich mehrfach hören muss um die Tiefe und die Trauer, die dahinter steckt die vor allem das ganze Album wiederspiegelt, zu verstehen. Gerade die letzen Zeilen erklären einem auch, wie der Titel des Album zustande gekommen ist. Parkway Drive haben sich neu gefunden und sind sich trotzdem treu geblieben.

Verde

Reverence

Kevin Höfer

sound konzept hörspass 30

Kevin Höfer

4,5

sound konzept hörspass

4,8 Gringoz-Magazine


peals

shinedown

Für ein selbst benanntes Album gibt es meist zwei Gründe. Entweder feiert man das Debüt Album mit einem solchen Namen oder man ist an einem Punkt in der Karriere angekommen ist, an dem man sagt, dass dieses Album voll und ganz für die Band steht. Hierbei handelt es sich allerdings tatsächlich um Grund Nummer drei: Man benennt sich von December Peals in Peals um und als Neustart gibt es das selbst benannte Album oben drauf – so geht´s also auch. Viel geändert hat sich durch den anderen Namen außer einer Menge Erfahrung nicht. Schon zu älteren Werken der Münsteraner hätten wir sagen können, dass wir diesen Sound aus jeder Ecke von Kalifornien erwarten, aber sicherlich nicht aus Nordrhein-Westfalen. Umso positiver sind wir vom neuen Werk Peals überrascht. Hier wird auf 11 Songs Fans der Red Hot Chilli Peppers, Oasis oder The White Stripes dieser raue, rockige Alternative Sound geboten, für den wir die Wegbereiter dieses Genres so feiern. Leider ist das auch die Schwierigkeit mit diesem Album, klar ist der Sound klasse und wir haben hier ein top Album, aber man merkt auch die Bezüge an jeder Ecke, was und nach mehrmaligen hören den Eindruck hinterlässt, dass Peals zwar ein gutes Album ist, aber leider wenig Innovation mit sich bringt. Fans des Alternative Rock werden hier sicherlich auf ihre kosten kommen, aber es bleibt des öfteren der Eindruck zurück, dass man diesen Song schon mal so von einer anderen Band gehört hat. Dennoch muss man so eine Umsetzung auch erst mal hinkriegen und dafür ziehen wir unseren Hut.

Mit ihrem neuen Studioalbum „Attention Attention„ fordern Shinedown nach drei Jahren wieder unsere Aufmerksamkeit ein. Um diese zu ergattern liefern sie uns knapp 50 Minuten neue Musik verteilt auf 14 Songs. Den Auftakt macht die im Vorfeld veröffentlichte Single Devil, welche die Messlatte schon einmal hochlegt. Noch ehe man sich versieht, bringt einen das eingängige Riff dazu, zu mindestens mit dem Fuß auf dem Boden zu tippen. Anders verhält es sich bei dem Song Black Soul, welcher in den Strophen eher auf ruhigere, elektronische Töne setzt und im Refrain wieder mit der Shinedown typischen Härte glänzt. Im gleichnamigen Song Attention Attention packt Sänger Brent Smith einen an Rap grenzenden Stil aus, welcher mit einer Ohrwurm Hook abgerundet wird, welchen man sich problemlos auf Livebühnen vorstellen kann. Wo wir schon von Liveshows sprechen.. Der Song Pyro schlägt genauso ein, wie es der Name vermuten lässt – schnell, laut und kraftvoll. Zwar weniger laut und schnell, dafür mit der selben Intensität glänzt Monster. Auch die anderen Songs des Albums wissen sich zu behaupten, besonders hervorzuheben ist hier der Song special, welcher nicht nur als einziges in komplett kleinen Lettern geschrieben ist, sondern eine emotionale Ballade darstellt, die eine Gänsehautatmosphäre erschafft. Attention Attention lässt sich nahezu schon als ein Konzeptalbum beschreiben. Jeder Song zeigt auf eine andere Art und Weise auf, das etwas in der heutigen Gesellschaft falsch läuft. So schwingt bei jedem Song ein etwas bitterer Beigeschmack mit, was wohl der einzige negative Aspekt ist, den man finden kann. Das Quartett präsentiert hier ein abwechslungsreiches Album, welches sich mit vielen neuen Facetten präsentiert und dabei dennoch vertraut klingt.

Peals

Attention Attention

Alex Hoppen

Nico Simon

sound konzept hörspass Gringoz-Magazine

sound

3,3

konzept hörspass

4,7 31


REVIEWS

snow patrol

strung out

Sieben Jahre mussten Fans der britischen Band Snow Patrol auf neue, gefühlvolle Klänge warten . Aber für alle Fans vorweg: Das warten hat sich gelohnt! Das Quintett um Frontsänger Gary Lightbody bringt wieder einiges mit und steht dem letzten Werk Fallen Empires im Sound in nichts nach. Eine Mischung aus Songs, die nach vorne gehen und sicher live eine gute Figur abgeben und Songs, die von Traurigkeit und Melancholie geprägt sind. Es ist also für alle Gefühlslage gesorgt. Bereits der Opener Life on Earth kommt mit einem Ohrwurm-Refrain daher und leutet die Platte stark ein. Mit Don´t Give In folgt direkt ein weiterer Song, der durchaus zum mitwippen und singen einlädt. Die prägnante Stimme das Frontmanns gibt dem Song dann noch seine ganz eigene Stimme. Weitere Songs, die zum Mitsingen einladen sind zum Beispiel Empress und Wild Horses. Wer es etwas gefühlvoll mag und sich auch gern nur zum Lauschen mal ins Bett legt, dem seien What if this all the love you ever get und Life and Death ans Herz gelegt. Insgesamt liefert die neue Platte all das, was man von den Jungs bisher gewöhnt ist und es wird defintiv nicht langweilig. Man darf gespannt sein, die Ergebnisse auch auf der Tour zu bestaunen.

Was kann man so machen, wenn man schon fast 30 Jahre im Musikgeschäft dabei ist und ein BestOf schon auf den Markt ist? Man liefert einfach mal eine 8-Song starke EP ab mit akustischen Ohrwürmern ab, welche aber auch ohne Probleme als typische Strung Out Songs im lauten Format hätten gespielt werden können. Ja ihr habt richtig gelesen, Black out the Sky ist nicht das nächste große Album der Kalifornier sondern eine ruhige EP. Die Inspiration zu so einen Schritt ist in Zeiten von Rise Against zwar nicht neu, aber immerhin mutig, kreativ und vor allem interessant. Nachdem die Alben immer lauter wurden aus dem Hause Strung Out, wird mit der EP also die Kehrtwende gemacht, nur um nochmal zu beweisen, welch kraftvolle Schreibkunst die Band vorzuweisen hat. Klar müssen stark verwurzelte Fans der Band mit den ruhigen Tönen erst mal klar kommen, wer sich aber auf das Experiment einlässt, wird sehr schnell merken, dass es sich um eine typische Strung Out Platte handelt. Jeder der dennoch irgendwo das Gute an der ganzen Sache sucht, kann sich als Trostpflaster den Fakt hingeben, dass gerade durch die ruhigen Töne Frontmann Jason Cruz von der Stimme her eine hohe Ähnlichkeit zu Emil Bulls Frontmann Christoph aufweißt, und die spielen ja auch gerne mal ruhigere Stücke. Also Kopf aus dem verwurzelten Genre Hintern und genießt Black out the Sky. Die nächste laute Platte kommt bestimmt!

Wildness

Black out the Sky

Nils Boysen

Alex Hoppen

sound konzept hörspass 32

4,3

sound konzept hörspass

4,0 Gringoz-Magazine


the dean ween group

wheel

Reisen wir mal kurz zurück in die 90er Jahre, in denen viele Künstler ihre persönliche musikalische Muse gefunden haben und diese fortwährend ausbauen. Da gab es doch eine dieser Bands, welche abseits der Straße zwar soundtechnisch dem gängigen Rock / Grunge folgten, jedoch durch ihren Witz und Ironie besonders viel Aufmerksamkeit auf sich zogen – zumindest im Rahmen ihrer Zielgruppe. Jedem, der damals Ween verpasst haben sollte, kann hier nur ans Herz gelegt werden, diese Band dringend nachzuholen! Denn auch 2018 rocken wir zu 50% dieser Band noch bei neuen Songs ab. Zwar hat Mastermind Dean Ween im Laufe der Zeit mit dem ewig plagenden Fluch der ersten Werke zu kämpfen und sein Soloprojekt kommt bei Weitem nicht an die alten Platten wie 12 Golden Country Greats ran, aber besser ein kleiner Gluckser beim hören, als gar drauf verzichten! Mit einem Aufgebot von über 40 Musikern wurde das zweite Album aus seiner Feder zwar definitiv nicht schlecht, aber wie es doch so schön heißt: Viele Köche verderben den Brei. Wo Ween einst mit inhaltlicher Vielfalt daher kam, glänzt Rock2 eher im Instrumentalen Bereich – lange Solos im Klang der späten 70er Jahre lassen hier Nostalgie beim ein oder anderen Hervorrufen, ist aber im Jahre 2018 leider nicht mehr zeitgemäß – ein schöner klanglicher Tribut, aber mehr auch nicht. Dabei sind die Ansätze von Rock2 durchaus gelungen! Dean Ween schafft es zwar nicht das Feuer von Ween neu zu entfachen, aber für ein kleines WarmUp reicht es vollkommen. Songs wie Pussy in My Pillow gehören zu den stärkeren auf der Platte und sind inhaltlich wie gewohnt amüsant, wenn da nicht diese instrumentale Ausschweifung im letzten Drittel des Songs wäre.

Mit ihrer ersten EP The Path aus dem letzten Jahr rockten sich die Finnen von Wheel bereits in unsere Herzen, doch statt nach der ersten Bemusterung ein Album rauszuhauen, wird es eben nochmal eine EP um noch mehr Laune auf ein hoffentlich bald kommendes Album zu machen, denn The Divide steht The Path in nichts nach! Technisch knüpft The Divide an den Vorgänger sehr gut an und bringt sogar eine sehr positive Entwicklung mit sich, welcher dem Progressive Genre gerne mal missfällt – wir wissen bereits dass die Jungs klasse Musiker sind, daher sind große instrumentale Passagen mit Überlänge zwar gerne gesehen, aber kein Muss! Dieses Motto schreibt sich auch die aktuelle EP auf die Brust, denn es wird deutlich mehr auf den Groove und die unverkennbar schöne Stimme von Frontmann James Lascelles gesetzt, welche uns in Kombination fast schon in Meditation versetzt, wie es zuletzt Dream Theater mit Awake geschafft haben. Auch wenn mit dem Song It´s Over Now lyrisch das Kapitel The Divide geschlossen wird, hoffen wir natürlich, dass nach dieser EP endlich ein Debütalbum folgt, welches genau hier anknüpft – Wheel geben dem Progressive Genre endlich wieder Relevanz im neuen Glanz und werden sicherlich nicht das letzten mal in unserem Magazin auftauchen.

Rock2

The Divide EP

Alex Hoppen

Alex Hoppen

sound konzept hörspass Gringoz-Magazine

3,5

sound konzept hörspass

3,2 33


TRACK BY TRACK

A PERFECT CIRCLE Eat the elephant

Eat the elephant also heißt das erste Album der Supergroup um Maynard James Keenan und Billy Howerdel seit 14 Jahren. So ein Elefant ist ja schon eine ziemlich große Hausnummer und fast eineinhalb Jahrzehnte eine lange Zeit. Dementsprechend elephantös war auch die Erwartungshaltung an das erste Full length Album nach eMOTIVe. Während Maynard die letzten Jahre lieber Bacchus als Apollo war und sich in seinem Weinberg verkrochen hat, ist ihm fast die ganze Band abhandengekommen. Text: Désirée Pezzetta, Foto: Tim Cadiente

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Track 1: Eat the Elephant... Nach einem jazzigen Intro entfaltet sich Keenes Stimme in gewohnt unvergleichbarer Manier aber mit relativ einfallsloser Harmonie über dem minimalistischen Soundteppich. Nicht der Auftakt, den sich die Fans gewünscht haben. Track 2: Disillusioned... Ziemlich 80ies kommt der Track daher und klingt fast ein bisschen wie Depeche Mode zu ihrer Personal Jesus-Zeit… aber dann kommt eine klassische APC Hook und man ist fast wieder versöhnt, zumindest bis zum schwer nachvollziehbaren, wieder zu minimalistischen Interlude, das sämtlichen Drive aus dem Song nimmt und besser für sich allein gestanden hätte. Gringoz-Magazine


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Track 3: The Contrarian... Oha, das gezupfte Harfenspiel beginnt vielversprechend und sofort schaltet das Hirn auf die Lateralus Platte von Tool um, aber dann: Wieder viel zu brave Gesanglinien, zu minimalistische Songführung. Die letzten 1.5min klingen abermals verdächtig nach Depeche Mode, diesmal nach Black Celebration. Track 4: The Doomed... Hallo, now we talk! Das klingt schon FAST wie a perfect circle! Gitarrenriffs, edgy Gesang und Beat- die ersten 3 Songs sind schon fast vergessen, obschon auch wieder ein unnötiger Zwischenteil einschiebt. Track 5: So long and thanks for the fish... Huch, sind das die Killers, oder springt die Platte….Platte….Platte? Als offensichtliche Hommage an Per Anhalter durch die Galaxis und gespickt mit Querverweisen auf einige im für die Popkultur rabenschwarze Jahr 2016 verstorbene Stars steht dieser vordergründig fröhliche Popsong in Antithese zum Text. Track 6: TalkTalk... A perfect Circle sind zurück! 14 Jahre und 5 Tracks haben wir sie vermisst, aber mit dem ersten Riff von TalkTalk sind sie wieder da. Die dreckigen Gitarren, die unglaublich gut arrangierten Harmonien, Keenes Stimme voller Druck, Schmerz und Gefühl bei glasklarer Intonation, bedacht eingesetzte Instrumentalparts. Der Anspieltipp des Albums. Track 7: By and down the river... APC nehmen die Spannung zu Beginn wieder etwas raus und liefern mit By and down the river eine nette Midtempo-Nummer, ein wenig postrockig, mit schönen mehrstimmigen Parts, die das Lied deutlich aufwerten und das zum Vorschein bringen, was die Band ausmacht.

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Track 8: Delicious... Schockverliebt ab dem ersten Ton. Delicious reiht sich lückenlos in die Reihe mit 3 libras und sleeping beauty ein. Verspielte Melodien, Keenes Stimme im Vordergrund, individuelle Harmoniefolgen und wieder dieses unverwechselbare Gefühl.

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Track 9: DLB... Die einzige komplett instrumentale Nummer des Albums. Sehr pianolastig und nicht gerade modern.

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Track 10: Hourglass... Stellen Sie sich vor, Combichrist, Marilyn Manson und Wham! nehmen zusammen einen Song auf- so klingt Hourglass. Viel Piano, viel Industrial, aber auch viel Pop und ein bisschen Goth/Doom. Wilde, jedoch eingängige Mischung.

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Track 11: Feathers... Feathers wurde vorab schon live performt. Ein nettes kleines Stück Musik, mit –wieder- ganz viel Piano und Popgesang. Eine ruhige Nummer mit tiefgründigem Text und ja, Piano.

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Track 12: Get the lead out... Der letzte Song des Albums beginnt mit einem Piano. Danach ein Alt-J angehauchtes Stakkato und Scratching.

fazit Alles in allem ist Eat The Elephant nicht das Album, das man nach 14 Jahren von A Perfect Circle erwartet hätte. Andererseits sind 14 Jahre eben auch eine verdammt lange Zeit und Maynard James Keenes und Billy Howerdel hatten über eine Dekade lang die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Soundtechnisch ist das Album natürlich einwandfrei, auch textlich gibt es nichts zu bemängeln. Ob man zusammen mit der Band neue musikalische Wege beschreiten will, muss jeder Fan für sich selbst herausfinden. Gringoz-Magazine

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TRACK BY TRACK

BULLET FOR MY VALENTINE Gravity Gravity ist nach dem 2015 veröffentlichten Venom das neue Album von Bullet for my Valentine und schon beim ersten Hören fällt auf, dass der Stil ein paar neue Nuancen bekommen hat. Auf den elf Tracks beweisen die Jungs jedoch, dass sie sich in ein neues Gewand gekleidet, aber dabei nicht ihren Ursprung vergessen haben und präsentieren ein gelungenes Album, das Spaß macht. Text: Denise Profittlich

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Track 1: Leap of faith... Der erste Song des Albums beginnt mit einigen elektronischen Einflüssen, die zwar neu sind, aber der Qualität des Songs nichts anhabenkönnen . Der Song steigert sich danach schnell zu einem typischen Feuerwerk aus harten Gitarrenriffs und dem melodischen Gesang von Matthew Tuck. Ganz klar, Leap of faith macht Lust auf mehr. Track 2: Over it... Die erste Singleauskopplung ist ein solider Song, der aber weder heraussticht, noch untergeht. Im Grunde genommen ein ganz standardmäßiger Song von Bullet for my Valentine mit einigen Neuerungen. Einzig der Refrain geht schnell ins Ohr und bleibt dann auch eine Weile dort. Gringoz-Magazine


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Track 3: Letting you go... Zu Beginn ruhig und auch hier werden elektronische Klänge zur einzigen Begleitung der Vocals. Doch nach der ruhigen ersten Minute setzt der wütende Refrain einen Kontrast und beschleunigt das Tempo des Songs um Einiges. Eine abwechslungsreiche vierminütige Achterbahnfahrt, die alles bietet, was einen Song der Jungs aus Wales ausmacht. Track 4: Not dead yet... Kraftvoll und Aussagekräftig. Die Message: Wir leben und können alles tun, was wir wollen. Der Song ist eine Hymne, die zum lauten Mitgrölen gemacht ist und jedem ein gutes Gefühl gibt, der sich den Song anhört. Track 5: The very last time... Die erste Ballade des Albums und beginnt ruhig und nachdenklich. Der Beat ist schlicht und synthetische Klänge untermalen den Gesang. Erst in der zweiten Strophe kommt eine melodische Gitarre hinzu und die Intensität des Songs steigert sich zum Ende hin in ein aufgeladenes Finale. Track 6: Piece of me... Von Anfang an schnell und laut. Der Text ist sehr einprägsam und lädt seine Zuhörer zum sofortigen Mitsingen ein, bevor der Song mit einigen Shouts sein Finale erreicht. Ein Song, der live gut funktionieren wird, aber auch beim mehrfachen Hören noch Spaß macht. Track 7: Under again... Dieser Song fügt sich perfekt in das Album ein. Textlich aussagekräftig und musikalisch definitiv nicht vergleichbar mit den Songs, die wir von BFMV gewöhnt sind, vereint es doch die neuen und alten Einflüsse der Band in sich und ist so ein guter Mittelpunkt des Albums.

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Track 8: Gravity... Titelgebend für das Album ist Gravity auch ein Aushängeschild des Albums. Gravity hat alles, was ein Song haben muss um im Ohr zu bleiben und Spaß zu haben einmal angehört, eine Ohrwurmgarantie.

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Track 9: Coma... Hier wird ganz deutlich, wie experimentierfreudig die Band auf diesem Album ist. Coma ist hart, sowohl was die Riffs, als auch den Text angeht, der tief blicken lässt und dem geneigten Zuhörer einiges über den Frontman der Band verrät.

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Track 10: Don’t need you... Nach einem kurzen Intro wird es laut. Die Strophen des längsten Songs des Albums sind fast durchgehende Shouts und liefern dem Album alles, was wir bis dahin vielleicht noch vermisst haben. Der typische Wechsel zwischen den wüsten Strophen und cleanem Gesang, lädt zum Headbangen und Abgehen ein und wird sicherlich auf den nächsten Konzerten für die richtige Stimmung sorgen. Track 11: Breathe underwater... Den Abschluss der Platte bildet eine weitere Ballade. Matt Tucks Stimme schafft es, einem eine Gänsehaut über den Rücken zu jagen und der Song bildet einen ruhigen, aber dennoch starken Abschluss für ein grandioses Album.

fazit Gravity ist ein gelungenes Album, auf das man sich vor allem live sehr freuen kann. Die neuen Elemente bereichern die Songs und zeigen, dass die Jungs sich musikalisch weiterentwickelt haben. Die Songtexte sind dabei teilweise sehr emotional, was aber auch musikalisch genau umgesetzt wird und ein schönes Gesamtpaket abliefert. Definitive Hörempfehlung. Gringoz-Magazine

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LIVE REPORT

DAVID HASSELHOFF >>16.04.2018 – NÜRNBERG – ARENA NÜRNBERG

Text: Désirée Pezzetta Foto: dpa Berlin, 1989: Ein junger Mann mit dunklen, gelockten Haaren, Klavierschal und leuchtender Lederjacke bringt mit seinem missverstandenen SmashHit „Looking for freedom„ (im Original von Marc Seaberg) die Mauer zu Fall und initiiert die Wiedervereinigung Deutschlands. Amerika hat es abermals geschafft, Glückseligkeit und Frieden in die Welt zu bringen. Nürnberg, 2018: Ein alter Mann mit noch erstaunlich vielen Haaren, Klavierschal und leuchtender Lederjacke schmettert, mehr schlecht als recht, seinen Smash-Hit, der auf Bayern 1 oft als „Auf der Straße nach Süden„ (gesungen von Tony Marshall) zu hören ist. Niemand liegt sich weinend in den Armen, kein Weltfrieden, keine finale Weisheit.

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Aber von vorne: Ob sich die Menschen an diesem Abend aus Sensationslust oder ehrlichem Fantum dazu entschlossen haben, das David Hasselhoff Konzert in der Nürnberger Arena zu besuchen, bleibt unklar. Die Stimmung ist jedoch vor Konzertbeginn schon ausgelassen und das obwohl auf Wunsch des Veranstalters bis zur Pause kein Alkohol ausgeschenkt wird. Große Teile des Publikums kommen aber bereits mit einem ordentlichen Pegel in der Arena an. Der völlig überteuerte Merch (z.B. 20€ für einen Jutebeutel) ist ebenso skurril wie die Konzertbesucher. Das Bild des als Mitch Buchannon verkleideten Fans, der ein „Don’t hassle the Hoff„ Shirt kauft, wird sich für immer in das kollektive Gedächtnis brennen. Daneben gibt es noch die original Baywatch Sonnenbrille, Schlüsselanhänger, goldene Shirts, Poster, CDs, ein Kompendium Gringoz-Magazine


von Hasselhoffs Karriere- alles, was das Fanherz begehrt also. Die Security an diesem Abend trägt Anzug. Im Allgemeinen scheint es, als würde man mit allen Mitteln versuchen, die fehlende Seriösität der Veranstaltung zu forcieren. Theatergongs kündigen den Beginn des Konzertes an. 20:05 Uhr- das Licht erlischt und auf der Leinwand, die den ganzen Bühnenhintergrund einnimmt, wird ein 5minütiges Video eingespielt, das die Höhepunkte der Hasselhoff’schen Karriere Revue passieren lässt. Mal als Schauspieler in seiner legendären Rolle als Knight Rider, dann als weltgewandter und weitgereister Beau, David am Brandenburger Tor, David in KITT, David in roter Badehose- immer mit einem Augenzwinkern, das verrät, dass The Hoff sich selbst auch nicht ganz ernst nimmt. Warum seine Fans jedoch eher über als mit ihm lachen, scheint ihm per dato imme noch nicht klar zu sein. Das Publikum gröhlt, jeder will die Ikone der späten 80er sehen und da erscheint Er, (nur) die ersten Takte von Looking for freedom schmetternd. Alt ist er geworden, mittlerweile 64 Jahre, ein bisschen verloren wirkt er auf der großen Bühne und überfordert mit dem Starkult, der ihn umgibt. The Hoff gibt direkt mit einem rockigen Medley Gas. Seine Liveband steht optisch mit ihren „wilden„ Outfits und Tattoos in totaler Antithese zu dem, was wir in den nächsten 2.5h um die Ohren geblasen bekommen. Zwischen den 26 Songs, die es an diesem Abend zu hören gibt, erzählt David Hasselhoff aus seinem aufregenden Leben. Seine Ansagen klingen nicht nur einstudiert, sie sind wahrscheinlich abgelesen. Auch inhaltlich erinnern sie mehr an eine ZDF-Retortenschlagershow, denn an ehrliche Worte eines Entertainers, der vielleicht zu Unrecht in die Trash-Ecke gestellt worden ist. Fast schon stolz berichtet er, dass das Video zu Hooked on a Feeling das meistgeklickteste des Internets war, weil es so schlecht ist. David Hasselhoff singt live. Das ist unbestritten bei der Fülle der Einsätze, die er verpasst. Seine Intonation ist bei Weitem nicht lupenrein und er erweckt den Eindruck, er habe sich nicht genügend auf die Tour vorbereitet. In Anbetracht des durchschnittlichen Ticketpreises von 80€ ist das fast schon frech. Dafür ist er seinen Fans ganz nah, schüttelt Hände, verteilt Luftküsse, geht, begleitet von einer Entourage an Securities, durch das ganze Publikum. Neben seinen Hitsingles wie Do The Limbo Dance, Crazy For You und Night Rocker setzt The Hoff auch auf Songklassiker wie Country Roads, Gringoz-Magazine

Sweet Caroline und After Manana Mi Ciello. Kennt ihr nicht? Fragt mal eure Großeltern. Das Publikum bekommt, was es will. Ein Revival ihres Jugendstars, die Erinnerungen an sorglose Sonntage mit dem Knight Rider, Kinderzimmerparties zum Sound von Looking for freedom, ein paar Strahlen der Sonne am L.A. Beach und zum großen Finale eine Brise des Wind of Change 1989. Verzweifelt bemüht, der Show einen künstlerischen Anspruch zu verleihen, covert The Hoff David Bowie’s Heroes, welches teilweise auf Deutsch gesungen wird. Dennoch kann nichts darüber hinweg täuschen, dass David Hasselhoff seinen Zenit weit überschritten hat. Man vermisst die Spielfreude bei seinem Auftritt, im Gegenteil, nur selten scheint er seine Melancholie zu überwinden und sich von der Begeisterung des Publikums anstecken zu lassen. Etwas steif quält er sich auch durch den zweiten Teil der Show. Der Antiheld der Popkultur, dem das Image des burgerverzehrenden, gefallenen Sunnyboys anhaftet, persifliert sich an diesem Abend selbst. Daher ist die Frage, ob das schon Punkrock ist, gar nicht so fehl am Platz. Er muss wissen, dass viele seiner Fans den Starkult ironisch meinen und er zieht trotzdem knallhart durch. The Hoff is a Punk Rocker, jedenfalls ein bisschen.

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LIVE REPORT

NATHAN GRAY >>24.05.2018 – BERLIN – HEIMATHAFEN NEUKÖLLN

Text: Désirée Pezzetta Fotos: Adina Scharfenberg Heute findet im Heimathafen Neukölln ein ganz besonderes Konzert statt: Nathan Gray, der Sänger von Boysetsfire ist mit seiner Soloshow erneut in Deutschland und macht dabei Halt in Berlin. Während ihn Anfang des Jahres keine Mitmusiker begleitet haben, wird er auf dem zweiten Teil der Tour unterstützt von der Cellistin Isabelle und dem Gitarristen/Keyboarder Ben. Wer bereits auf einem der sehr intimen Konzerte des ersten Tourabschnitts im Februar 2018 war weiß, dass ein höchst mitreißender und emotionaler Abend bevorsteht. Die Venue ist heute bestuhlt und schon einige Minuten nach Einlass sind die ersten Reihen

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belegt. Um 21 Uhr ist der Saal dann fast vollständig gefüllt. Bevor das eigentliche Konzert beginnt, tritt Nathan, nur mit seinem Buch in der Hand und der Lesebrille auf der Nase, die Bühne. Er beginnt augenblicklich einen direkten Dialog mit dem Publikum und liest ausgewählte Passagen aus „Until the darkness takes us„ vor. Gewohnt offen und charismatisch erläutert er sein geschriebenes Wort. Es geht um Selbstfindung, die Überwindung eigener Grenzen, den Mut, Missstände jeglicher Art anzusprechen und immer wieder den Ernst gemeinten Rat, sich Hilfe bei Freunden oder anderen Leidensgenossen zu suchen, wenn man an einer schier ausweglosen Situation zu verzweifeln droht. Gringoz-Magazine


Nach diesem bewegenden Auftakt gönnt uns Nathan noch ein paar Minuten, um das eben Gehörte zu verarbeiten, bis er, nun mit seiner kleinen Liveband, abermals vor das Publikum im Heimathafen tritt. Die Anwesenden, noch sichtlich ergriffen, lauschen aufmerksam und respektvoll den vielen Songs des Abends, die immer wieder durch weitere Erlebnisse aus Nathans bewegtem Leben erläutert werden. Neben Boysetsfire Klassikern wie „Fall from grace“ oder „Walk astray“ liegt der Fokus aber natürlich auf den Stücken des Nathan Gray Soloprojektes. Zusammen mit ihm machen wir Bekanntschaft mit seinen Dämonen und begleiten ihn auf der Reise, diese zu überwinden. Der wohl am schwersten zu verdauende Song ist „Echoes“, der von sexuellem Missbrauch handelt. Im Gegensatz zum Februar-Konzert in Nürnberg, wo ihm die Stimme bricht, performt Nathan das Stück diesmal souverän und mit erhobenem Haupt. Ganz stark und definitiv DER Gänsehautmoment des Abends. Aber auch die anderen Darbietungen strotzen vor Emotionen: „Away with ghosts“, „dark fire“ oder „Burn away“ , sind nur einige nennenswerte Songs, die wir heute hören dürfen. Die Kombination mit Gitarre, Keyboard und Cello sowie Backgroundgesang ist mehr als stimmig und eine ausgezeichnete Bereicherung des Live Sets. Es gibt wohl niemanden im Saal, der sich nicht in der einen oder anderen Ausführung des Protagonisten wiederfindet. Neben all dem Leid und den dunklen Erinnerungen, die Nathan Gray mit uns teilt, steht dennoch immer der Ernst gemeinte Appell, dass alles gut werden kann, wenn man sich selbst zugesteht Hilfe zu suchen und sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Das strahlt auch er selbst aus, sieht er doch wesentlich gesünder und mit sich zufriedener aus, als noch im Februar. Nathan ist im Reinen mit sich und will vielleicht gerade deshalb anderen helfen, die noch einen weiten Weg vor sich haben. Die Atmosphäre ist friedlich, aufgeschlossen, positiv- fast freundschaftlich. Die Barriere zwischen Künstler und Publikum ist komplett aufgehoben. Das Konzert endet mit „Alone“, aber das war an diesem Abend niemand, und wird es auch in Zukunft nicht sein. Gringoz-Magazine

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LIVE REPORT

ALAZKA >> 25.04.2018 – HAMBURG – LOGO >> SUPPORT: WE CAME AS ROMANS, POLARIS, THE PLOT IN YOU

Text: Jana Boese Fotos: Jana Boese Es gibt wohl kaum eine deutsche Band, die zur Zeit so viel unterwegs ist, wie die Melodic Hardcore Band Alazka. Die Jungs aus Recklinghausen waren erst letzten Monat in Japan, jetzt geht es direkt in Deutschland weiter. Neben einigen Impericon Festivalshows, sind sie mit We came as Romans, Polaris und the Plot in You auf Tour. Die Show im Hamburger Logo ist bereits seit Wochen ausverkauft. The Plot in You haben ihre neue Platte DISPOSE im Gepäck. Die Band ist bereits seit Ende Februar mit We Came As Romans in den Staaten unterwegs, jetzt geht es für die Jungs in Deutschland direkt weiter. Sie beginnen verspätet, das

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bereits ungeduldig wartende Publikum verzeiht der Band jedoch ohne zu zögern. Der Sound ist gut, das Publikum hängt an den Lippen von Sänger Landon Tewers. Polaris starten etwas lauter und energiegeladener als ihre Vorgänger. Auch sie haben erst im November ein neues Album veröffentlicht, über das sich die Fans an diesem Abend freuen können. Die Jungs aus Australien geben auf der Bühne alles, jedes Bandmitglied ist pausenlos in Bewegung. Das Publikum wird automatisch von der Stimmung der Band mitgerissen. Bei We Came As Romans kommt es erstmalig zu Gedrängel im Publikum – abgesehen von dem Moshpit, der sich auch schon bei den voran gegangenen Bands gebildet hatte. Der Sound lässt im Verlauf leider etwas nach und wird Gringoz-Magazine


schlechter. Trotzdem gab die Band auf der Bühne weiterhin alles und die meisten Fans ließen sich davon auch nicht sonderlich stören, viele von ihnen waren schließlich nur für diese Band gekommen. Auch bei Alazka ist der Sound leider nicht besser. Im Publikum sind inzwischen einige Lücken, viele sind bereits nach We Came As Romans gegangen, ein Fehler wie sich später

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herausstellen wird. Die Band ist in absoluter Höchstform, es gibt viele Crowdsurfer und auch Kassim wirft sich das eine oder andere Mal ins Publikum um wenige Zentimeter unter der Decke zu kleben während er weiterhin singt. Die heimlichen Stars des heutigen Abends waren eindeutig die beiden Support-Bands Polaris und The Plot in You. Aber auch die anderen Shows konnten sich sehen lassen.

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INTERVIEW

BURY TOMORROW

Sie gehören zu den aufstrebensten Metalcore Bands des vereinigten Königreiches, spielten unzählige Festivals auf europäischen Boden und bringen demnächst ihr fünftes Album binnen neun Jahren raus. Es scheint, als hätten Bury Tomorrow alles richtig gemacht. Doch bevor Mitte Juli das Album Black Flame die Welt in Flammen setzt, haben wir uns mal mit den Brandstiftern Dani und Jason uns mal getroffen, um über dieses Album zu sprechen. Text: Alex Hoppen, Fotos: Jana Boese

GRINGOZ: Eigentlich kann man euch ja aus Deutschland und seinen Festivals nicht mehr ausstreichen oder? Wie fühlt sich der Tourstart heute bei Rock am Ring an?

Stimmung da draußen hat uns so gepusht, dass wir einfach einen richtig schönen Gig spielen konnten.

JASON: Sehr gut – wir hatten eine fantastische Show vor ein paar Stunden und lieben es immer hier in Deutschland spielen zu dürfen.

GRINGOZ: Wir waren natürlich auch vor Ort und ich glaube es gab noch nie eine so große Crowd zum Start des Tages vor der Crater Stage.

DANI: Da es die erste Show der Tour war hatten wir ein bisschen Respekt davor, direkt in Fahrt zu kommen, aber diese unglaubliche Crowd und die

JASON: Wow, vielen Dank! Das ist unglaublich, dass wir auf Rock am Ring spielen dürfen, da wir noch nie hier waren. Wir wussten einfach nicht

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was uns erwartet, da das LineUp ja doch sehr bunt gemischt ist. GRINGOZ: Ihr teilt euch heute die Bühne mit Künstlern wie Bullet For My Valentine, Avenged Sevenfold und Parkway Drive – mit der letzten Band hattet ihr ja schon eure Erfahrungen live. DANI: Ja wir haben sogar Winston eben schon gesehen, durch die Zeitumstellung ist der aber glaube ich gerade eben erst aufgestanden. *lacht* GRINGOZ: Sprechen wir mal ein bisschen über euer kommendes Album – Black Flame. Das klingt ja schon sehr böse. JASON: Ja der Name steht ziemlich für sich oder? Wir haben lange überlegt, ob wir diesen Namen nehmen sollen, da er für eine Metal Band doch sehr offensichtlich ist. Aber je mehr wir am Album gearbeitet haben, desto mehr wussten wir, dass dieser Name genau der richtige ist. DANI: Das Album handelt auch ein bisschen von unserer 10-jährigen Erfahrung im Tour Geschäft und unserer Beziehung zu unseren Fans, ohne die

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wir all das hier niemals hätten machen können. Das haben wir versucht auf Black Flame ein bisschen in Szene zu setzen. GRINGOZ: Dürfen Fans denn in Sachen Musikstil irgendwelche großen Änderungen auf Black Flame erwarten? JASON: Im Vergleich zum Vorgänger Earthbound sind wir glaube ich vielseitiger geworden. Earthbound hat aus meiner Sicht genau einen Klang und bei Black Flame haben wir noch ein paar Facetten hinzugefügt. Insgesamt fasst unsere erste gleichnamige Single genau das zusammen, was man vom Album erwarten kann aber es weicht auch etwas von diesem Schema ab. Es gibt wirklich Songs die brutal, melodisch oder sogar langsamer sind. Wir haben uns diesmal wirklich an das Limit gebracht, erwartet etwas anderes, aber nur im Guten. DANI: Man kann trotzdem sagen, dass man uns als Band direkt erkennen wird und wir hoffentlich keinen Fan enttäuschen werden. JASON: Wir schreiben unsere Musik ja für unsere Fans also diese können zu 100% ein Bury Tomorrow Album erwarten.

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INTERVIEW DANI: Wenn auch vielleicht ein schlechtes aus der ein oder anderen Sicht. *lacht* GRINGOZ: Wenn ihr euch drei Songs des Albums aussuchen könntet, welche ihr den Fans am ehesten ans Herz legen wolltet, um das Album vorzustellen, welche wären das? DANI: Als erstes natürlich die erste Single Black Flame, diese fasst genau das zusammen, für was das Album steht. JASON: Da bin ich deiner Meinung – danach wird es echt schwer, da das Album wie gesagt sehr vielfältig ist. Aber ich wähle dazu noch Knife of Gold und More Than Mortal. Das sind so die drei Songs, welche live hoffentlich gut funktionieren. GRINGOZ: Wir sahen auf euren Social Media Kanälen zum Release der neusten Single Knife of Gold das Black Flame Logo auf einer Weltkarte an den verschiedensten Orten. Ist da eine Message dahinter? JASON: Genau! Wir sagten ja bereits, dass Black Flame eine Art Fanalbum ist und wir möchten unsere Fans an den verschiedensten Orten dieser Welt verbinden. GRINGOZ: Aktuell befindet ihr euch ja auf

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Festival Tour, bevor im Juli Black Flame erscheint. Aber wir finden aktuell keine Pläne für eine Tour zum neuen Album – kommt da noch was? JASON: Vielleicht – die Woche vor dem Release ist leider sehr anstrengend für uns, da wir nochmal ordentlich das Album promoten werden. Aber natürlich wird es eine Tour zum Album geben. DANI: Wir müssen ein bisschen aufpassen, da wir im April bereits Shows hier gespielt haben, jetzt sind wir drei Wochen hier und da wäre eine Tour nächsten Monat doch etwas viel. Wir kommen definitiv wieder, wahrscheinlich sogar noch dieses Jahr, aber das wird alles noch geplant. GRINGOZ: Eine der Bands, mit denen ihr am meisten in Deutschland tourt, ist Caliban - . DANI: Oh ja! Ich liebe die Jungs. GRINGOZ: – und die veranstalten zu jedem Album immer eine kleine intime Release Tour mit 1–2 Shows in sehr kleinen Clubs für die Fans, könnt ihr euch so was vorstellen? DANI: Das haben wir sogar in England schon gemacht. Ziemlich coole Sache und ich hoffe, dass wir das in Zukunft auch mal hier in Deutschland veranstalten dürfen.

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INTERVIEW

NOTHING MORE

Würde 2018 im Zeichen einer Band stehen, so wäre Nothing More wohl für diesen Titel nominiert . Genauso wie die Jungs nach 15 Jahren Bandgeschichte einfach mal dieses Jahr mit drei Grammys´ nominiert wurden in den Kategorien Best Rock Song, Best Rock Performance und Best Rock Album. Bevor wir also 2019 nur noch sehr schwer an diese Band drankommen, weil Stadien dicke Wände haben, baten wir Mark und Daniel zu einem Gespräch. Text: Alex Hoppen, Foto: Nothing More

GRINGOZ: Wie geht es euch gerade so? Frisch in Europa angekommen?

Ring und Rock im Park vor vier Jahren. Welches der beiden Festivals ist euer Favorit?

DANIEL: Wir sind total jetlagged, könnten uns aber aufgrund der Vorfreude auf die Tour nicht besser fühlen.

DANIEL: Da bin ich ganz klar bei Rock am Ring aufgrund der History hinter dieser Rennstrecke. Mit gefällt die Umgebung total und als wir das letzte Mal vor vier Jahren hier aufgetreten sind, spielte eine unserer Lieblingsbands Karnivool ein paar Stunden nach uns auf der selben Bühne und es war einfach eine geile Zeit. Wir verbinden viele Erinnerungen mit diesem Festival. Da ist dann aber auch Rock im Park mit eingeschlossen natürlich.

MARK: Das hätte ich gerade nicht deutlicher ausdrücken können. Ich bin total müde aber die Show heute war klasse und die ganze Atmosphäre hier hält mich einfach wach. GRINGOZ: Ihr wart ja schon mal auf Rock am

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GRINGOZ: Auch wenn ihr jetzt überall auf der Welt unterwegs seid, können Fans stets mit euch dank Social Media in Kontakt bleiben und ihr informiert diese natürlich auch über eure Kanäle regelmäßig mit Updates. Wie wichtig ist Social Media für euch? MARK: Man muss in Sachen Social Media halt sehr aufpassen, dass man nicht abstumpft. Es ist total leicht immer mal wieder ein Foto zu machen und zu sagen „Hey, schaut mal wo wir sind“, daher versuchen wir das ganze etwas unterhaltsamer für unsere Fans zu machen. Allein der Fakt, dass wir Fans haben die sich dafür interessieren was wir außerhalb ihrer Reichweite so machen ist natürlich eine absolute Ehre. Auch vorteilhaft ist, dass ich natürlich gerne wissen möchte was meine Freunde machen, also ist Social Media nicht nur für uns eine Plattform um sich mitzuteilen, sondern auch für uns, um mit unseren Freunden und Familien in Kontakt zu bleiben über die Wochen hinweg. GRINGOZ: Reden wir mal über eure Grammy Nominierungen. Drei Nominierungen für das letzte Album sprechen ja für sich. Was denkt

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ihr ist der große Unterschied zwischen dem aktuellen Album The Stories We Tell Ourselves und dem letzten, welches ihr nach eurer Band benannt habt? MARK: Ganz klar die Erfahrung. Mit jedem Album wird man selbst in Sachen Songwriting besser und kriegt einfach ein besseres Gespür dafür, was funktioniert. Das Album davor war in keinster Weise schlecht, aber The Stories We Tell Ourselves ist einfach der nächste Schritt gewesen, welcher dann auch noch für ordentlich Aufwind gesorgt hat. DANIEL: Jedes Album hatte hiervor auch eine Tradition. Und zwar hat unser Sänger Jonny bei jedem Album als Drummer mitgearbeitet und zusätzlich die Texte geschrieben. Ben kam zum letzten Album erst dazu und war auch der erste Drummer, welcher uns in Sachen Songwriting unterstützt hat. Davor war das stets Jonny´s Part. Dadurch konnte Jonny sich komplett auf seine Position als Frontmann konzentrieren und wurde nicht immer wieder aus dieser Rolle gerissen. Es hat unsere Musik enorm bereichert, dass wir uns jeder auf seinen

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INTERVIEW Part konzentrieren konnten und das alles insgesamt perfekt harmoniert hat. GRINGOZ: Ihr seid im Moment mitten im Auge des Sturms eurer persönlichen Welttour. Seid Monaten unterwegs und das geht noch Monate so weiter. Können wir mal kurz durchgehen, was jetzt noch so ansteht? MARK: Mein absolutes Highlight wird der Support von Guns‘N‘Roses in ein paar Wochen in Barcelona sein, das ist einfach unglaublich. DANIEL: Und im Juni sind wir viel mit unseren neuen Freunden von Stone Sour unterwegs. Sowohl auf Festivals, als auch auf eigenen Konzerten. Dann ende des Monats geht es wieder zurück in die Staaten, wo wenige Tage später eine 7-Wöchige Tour für uns beginnt mit Breaking Benjamin und Five Finger Death Punch. GRINGOZ: Habt ihr schon Pläne, ob ein neues Album 2019 kommt? MARK: Gute Frage! Wir haben aktuell noch nicht angefangen zusammen zu schreiben. Ich glaube jeder für sich hat schon ein paar Ideen aber gesammelt haben wir noch nicht. Wir wollen 2019 erst mal Länder bespielen, welche in der Vergan-

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genheit gar nicht oder kaum von uns bespielten wurden sind. Wie zum Beispiel Japan oder generell Asien. GRINGOZ: Oder noch mal Deutschland?! DANIEL: Da bin ich mir sogar ziemlich sicher, dass es uns wieder hier her treiben wird. Aber ich denke auch, dass wir 2019 an einem neuen Album schreiben werden. Das heißt zwar nicht, dass auch 2019 ein neues Album kommen wird, aber es wird zumindest mal in Angriff genommen. GRINGOZ: Ihr hattet vor zwei Jahren eure Tour in Europa komplett abgesagt, was war denn da los? DANIEL: Das war damals tatsächlich Aufgrund der Tatsache, dass unser damals noch unfertiges Album mehr Aufmerksamkeit brauchte. Wir waren schon einige Wochen im Studio und auch eine Tour mit Disturbed stand an, aber es war uns zu diesem Zeitpunkt wichtig, uns The Stories We Tell Ourselves zu widmen. Im Nachhinein die richtige Entscheidung, wenn man mal die ganzen Reaktionen unserer Fans betrachtet aber zu diesem Zeitpunkt war es wirklich ein kleines Risiko für uns. Aber es hat sich ja zum Glück gelohnt, dass wir da etwas langsamer waren. *lacht*

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INTERVIEW

ITCHY Itchy, die sympathische Punkrockband aus Eislingen an der Fils, ist über die Grenzen Deutschlands für ihre legendären Liveauftritte bekannt, und das nicht zuletzt, weil sich die Gruppe schon seit 2000 im Musikgeschäft tummelt. Mit knapp 1000 Livegigs, sieben Longplayern, einer eigenen Plattenfirma und einem -gar nicht mal so dünnen- Buch kann man hier guten Gewissens von alten Hasen sprechen. Aktuell machen Itchy nicht nur wegen ihrer fast ausverkauften Tour von sich Reden, sondern auch wegen ihres Engagements für Pro Asyl. Sie haben eine Spenden-Verlosungsaktion ins Leben gerufen, bei der sie eine, von vielen Musikern signierte, Ukulele unter denjenigen verlost haben, die eine Spende an die oben erwähnte Organisation abgaben. Außerdem setzen sie sich für die Säuberung der Ozeane von Plastikmüll ein. Klasse Sache, wie wir finden. Wir haben Panzer und Sibbi vor dem Gig in Erlangen mal auf den Zahn gefühlt und Interessantes erfahren. Text: Désirée Pezzetta, Fotos: Itchy

GRINGOZ: Als ich erzählt habe, dass ich Itchy interviewen werde, kam sehr oft die Reaktion: Ach, Itchy Poopzkid! SIBBI: Das kann vorkommen! GRINGOZ: Auf Amazon zum Beispiel ist auf euren alten Alben das „Poopzkid“ durchgestrichen. Ihr stampft jetzt aber nicht alles ein und lasst neu pressen, oder? PANZER: Nein, die physischen Produkte bleiben natürlich so bestehen, damals sind sie ja auch

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unter diesem Namen erschienen und das passt auch so. Wir versuchen jetzt halt bei Spotify usw. den zweiten Teil abzukleben um bei den Hörern, die neu dazukommen, keine Verwirrung zu stiften. Im Großen und Ganzen war es bis zur vorletzten Platte Itchy Poopzkid und jetzt eben nur noch Itchy. Wir sind wirklich froh, dass wir es gemacht haben und fühlen uns deutlich wohler damit. GRINGOZ: Das kann ich gut verstehen, vielleicht wächst man aus so einem Namen auch raus oder wird erwachsen- das habt ihr ja auch Gringoz-Magazine


selbst gesagt, wobei ich finde, vom Sound her seid ihr ja immer noch so fresh wie früher. PANZER UND SIBBI: Yeahhh, fresh! GRINGOZ: Aber ist das nun ein Sell Out? Jetzt mit neuem Namen und immer größerer Hörerschaft, gibt es bald Kuscheltierchen von euch? SIBBI: Die Frage haben wir uns tatsächlich nicht gestellt, Sell out, nee, aber wenn wir Shows ausverkaufen, freuen wir uns natürlich. GRINGOZ: Euch gibt es ja seit 2000 und ihr habt ja dieses hervorragende Buch (Anm. d. Red.: How to survive as a Rockband) geschrieben, das ja sehr kurzweilig zu lesen ist. Ich konnte mich nicht entscheiden zu welcher Geschichte ich euch daraus befrage, weil ich bei jeder lachen musste. Was war denn nun aus eurer Sicht wirklich das Aller-, Allerschlimmste, das ihr erlebt habt. War es, als Panzer vergessen hat, seinen Amp aufzudrehen? PANZER UND SIBBI: Nee, sowas ist Alltag! *lachen* Das ist nichts Besonderes. SIBBI: Wir haben mal die Hälfte von unserem Equipment zuhause im Aufzug vom Proberaum vergessen und das leider erst nach 500km beim Aufbau des Konzerts gemerkt. Das war schon schlimm. Und auch schlimm dumm. GRINGOZ: True, aber kann auch vorkommen. Was habt ihr dann gemacht? Die Vorband gefragt? PANZER: In der Tat haben wir unsere Vorband angeschnorrt und *lacht* wir haben wirklich die Hälfte im Aufzug von unserem Proberaum stehen lassen! Das heißt, wir haben einfach den Aufzug bis zur Hälfte ausgeladen, das Zeug in den Bus rein und die andere Hälfte einfach drin gelassen. Da haben wir gedacht „das wird schon da sein“. War es halt nicht. GRINGOZ: Denkt ihr, dass man zu alt sein kann, um Punk zu machen? PANZER: Finde ich nicht! Ich war vor kurzem bei den Rolling Stones – ist jetzt zwar keine Punkband, aber trotzdem eine Rock n Roll Band. Ich weiß gar nicht, wie alt die sind- so 120 Jahre Gringoz-Magazine

ungefähr. Das ist für mich ein total würdevolles Altern. Ich finde das auch gar nicht peinlich. Wir waren auch letztes Jahr mit Bad Religion auf Tour, eine Punkrock Legende, und wenn man das so macht wie die, dann ist das absolut cool. Ich finde es auch bewundernswert mit welcher Lockerheit und Coolness die da jeden Tag auf die Bühne gegangen sind und auch nette Typen ohne Starallüren oder so einen Scheiß geblieben sind. Ich glaube, man kann den Job schon richtig lange machen, solange man Freude dran hat. GRINGOZ: Ihr macht das ja jetzt schon echt lange und ihr seid durch viel Scheiße gegangen… Was für einen Tipp habt ihr für aufstrebende Nachwuchsbands, damit die nicht nach den ersten zwei Gigs wieder aufgeben? SIBBI: Eigentlich sind wir gar nicht so durch die Scheiße gegangen mit unserer Band, zumindest haben wir es, wenn wir in der Scheiße waren, nicht als solche wahrgenommen. Am Anfang ist man halt ein Niemand und man spielt vor niemandem und muss die Leute davon überzeugen mal zu einer Show zu kommen oder eine Platte zu kaufen. Man muss einfach immer weiter dran glauben und nicht aufgeben und spielen, wo auch immer es nur geht. Wir haben überall gespielt früher und sind auch, wann immer möglich, aus dem Heimatumkreis raus. Teilweise sind wir mit dem Wochenendticket 10 Stunden zu einem Ort gefahren und haben da ein Konzert gespielt und danach mit dem Zug wieder nach Hause gefahren, einfach, um mal raus zu kommen. Das sollten die jungen Bands auch tun. Und nicht mit der Einstellung rangehen „wie werde ich am Schnellsten berühmt„, sondern nur mit der Musik anfangen, wenn sie richtig Bock darauf haben- wir haben das tatsächlich immer noch. GRINGOZ: Vinyl, CD oder Kassette? SIBBI: CD ist mein Wahlmedium, wobei wir auch immer Vinyl produzieren, wegen der Haptik. Kassette habe ich schon ewig nicht mehr gehört, der trauere ich auch nicht wirklich nach. Klar war das romantisch früher mit den Mix Tapes oder Songs aus dem Radio aufzunehmen, wobei Streaming schon auch seine Vorteile hat. Aber wir setzen immer noch auf die CD. PANZER: Ich bin wahrscheinlich einer der letzten Menschen, die immer noch Geld für Musik ausge-

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INTERVIEW ben. Ich kaufe mir auch seit einigen Jahren Schallplatten – sehr viele! SIBBI: Aber jemand, der 10 Euro im Monat für Streaming zahlt, gibt auch Geld für Musik aus. PANZER: Ja, 10€ – ich gebe bestimmt das 10fache aus! SIBBI: HUNDERT EURO im Monat? Krass! Das mache ich nicht. GRINGOZ: Ihr seid ja bestimmt auch öfters in Berlin. Was passiert denn da, wenn ihr dort Schwäbisch sprecht? Hilft euch da euer Promistatus oder kriegt ihr trotzdem aufs Maul? SIBBI: Das ist überhaupt kein Problem! Wenn wir Eigentumswohnungen oder ganze Straßenzüge kaufen und dann weiterverkaufen, dann müssen wir halt kurz Hochdeutsch sprechen, aber ansonsten ist das eigentlich kein Problem. PANZER: Man muss sagen, die Berliner sind echt nett zu uns, obwohl wir nicht verheimlichen, dass wir Schwaben sind. Wir sagen das auch jedes Mal, wenn wir dort auf der Bühne stehen. SIBBI: „Wir sind gekommen, um eure Stadt einzunehmen! Die Schwaben sind wieder da!“ Da muss man schon ein bisschen damit spielen. Tatsächlich haben wir viele Freunde in Berlin, die uns das nicht übel nehmen. Aber das sind auch ganz viele Schwaben *lacht* Vielleicht liegt’s daran, dass wir nur mit Schwaben verkehren. GRINGOZ: Ich muss euch als Schwaben fragen: Wie macht man denn die perfekten Kässpätzle? SIBBI: Da gehen bei uns die Meinungen weit auseinander! Gestern wäre es fast zur Bandauflösung gekommen, weil Max und ich es nicht fassen konnten, dass Panzer sich so aufgeregt hat, dass es Kässpätzle mit Bergkäse gibt. Dabei weiß jeder Kässpätzlekenner, dass man Kässpätzle aus mehreren Käsesorten macht- unter anderem mit einem Bergkäse, der dieses Würzige mit reinbringt, zusammen mit Emmentaler, der den normalen Käsegeschmack beisteuert. Ich kann jetzt hier mal mein Lieblingsrezept durchgeben…. PANZER: Bist du eigentlich ein Schaber oder eine Spätzlepresse?

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SIBBI: Ich bin eine Spätzlepresse! Ich mach jetzt hier Werbung: Das Spätzlewunder von Buchsteiner, das ist die beste Spätzlespresse, die es gibt, weil sie verschieden große Löcher hat! Daher kommt das am Nächsten an von Hand geschabte Spätzle ran. Heutzutage kaufen die Leute so eine Plastikvorrichtung und denken dann sie schaben Spätzle. Ist aber nicht so! Geschabt werden Spätzle mit einem langen, alten Messer. Von einem Holzbrett. Das ist eine Kunst, eine Wissenschaft! Geschabte Spätzle schmecken natürlich besser als alle anderen Spätzle. PANZER: Ich finde es grade total interessant, dass das die Frage war, auf die du am Emotionalsten antwortest. GRINGOZ: Ihr setzt euch ja mit eurer UkulelenAktion für Pro Asyl ein. Warum gerade dafür? PANZER: Pro Asyl deswegen, weil wir es eine super unterstützenswerte Organisation finden und wir immer noch in Zeiten leben, in denen fast jede Woche Menschen im Mittelmeer ertrinken. Es ist einfach schrecklich zu sehen, wie die reichen Länder sich abschotten, die ärmeren Länder ausbeuten und sich dann darüber beschweren, wenn die Menschen flüchten müssen. Als Deutscher ist es auch schwierig durch die ganzen Rüstungsexporte, die Deutschland so absegnet, weil damit diese Kriege geführt werden. Ich finde es daher absolut legitim, dass sich Menschen auf die Flucht begeben, um irgendwo hinzukommen, wo es ihnen und ihrer Familie vielleicht ein bisschen besser geht. Pro Asyl kämpft für jeden Einzelfall und setzt sich ein und daher dachten wir, wir könnten diese Ukulelen-Aktion dafür nutzen, ein bisschen Geld zu sammeln und haben jetzt schon über 1000 Euro zusammen. GRINGOZ: Zum Thema Vorbildfunktion: Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es in eurem Song „All we know„ auch darum, nicht wegzuschauen oder zu verdrängen, sondern hinzugehen und Zivilcourage zeigen. Seht ihr euch da verpflichtet das zu propagieren, gerade in der heutigen Zeit? PANZER UND SIBBI: Ja! *lachen* SIBBI: Natürlich ist das auch eine Sache, die wichtig ist – Zivilcourage. In diesem Song ist das eben das Thema, weil wir das ansprechenswert fanden. Gringoz-Magazine


PANZER: Wie bei allen Dingen ist es immer einfacher und bequemer sich wegzudrehen und so zu tun, als hätte man es nicht mitbekommen und sich dann aus der Verantwortung zu nehmen. SIBBI: Das ist im Prinzip mit jedem Problem dasselbe: Es ist einfacher alles weit von sich fern zu halten und sich keine Gedanken darüber zu machen, als zu handeln. GRINGOZ: Ihr setzt euch ja auch für den Schutz des Meeres ein! Möchtet ihr da was drüber erzählen? PANZER: Meeresschutz ist so das Thema, an dem wir schon am Längsten mit verschiedenen Organisationen rumwerkeln. Im Moment arbeiten wir mit Ocean Care zusammen, das ist eine Organisation aus der Schweiz, die auch mit einem Infostand auf Tour dabei ist. Dadurch, dass wir das Meer sehr lieben, haben wir festgestellt, dass es unglaublich wichtig ist es zu schützen und was dafür zu tun. Wir versuchen gerade die Aufmerksamkeit unserer Hörer mit unterschiedlichsten Aktionen auf dieses Thema zu lenken. Vor allem die Plastikmüllverschmutzung ist da ein großes Ding- dafür gab es auch das Musikvideo mit kritischem Inhalt. Wir haben es tatsächlich auf dieser Tour geschafft, die Einwegbecher aus dem Barbetrieb rauszunehmen und unsere eigenen Mehrwegbecher verwenden zu lassen. Als ich nach dem Konzert durch den Club in Frankfurt gegangen bin, lag da kein einziger Becher auf dem Boden und das ist ein echt gutes Gefühl. Wer schon mal auf Konzerten war, auf denen es Einwegplastikbecher gibt, der weiß, wie der Saal danach aussieht und alles fliegt direkt in den Müll. Wir haben es auf dieser Tour geschafft, 10.000e solcher Becher einzusparen. Das durchzuboxen war ein Kraftaufwand und hat uns einige Diskussionen gekostet, aber im Endeffekt war es das wert. Das ist auch die Message: Plastik einzusparen und sich für den Schutz von Etwas einzusetzen ist immer Arbeit und Aufwand, aber irgendjemand muss mal damit anfangen, sonst wird es halt nichts. Wir sind froh, dass wir das machen und finden es schön, dass Ocean Care mit dabei sind auf der Tour.

möglichst nur Glasflaschen, aber oftmals ist es den Clubs nicht umsetzbar. Es ist schwierig und klappt auch nicht immer und wir ertappen uns selbst dabei, dass wir teilweise gar nicht anders können, als aus Plastikflaschen zu trinken, weil nichts anderes da ist. Aber darum geht es eigentlich gar nicht so sehr, sondern uns wäre wichtig, dass sich jeder ein bisschen bewusster wird was abgeht und wenn jeder Mensch drauf achten würde, weniger Müll zu produzieren, dann ist schon alles super. Darum geht’s. Plastik ist ja nicht per se was Schlechtes, man muss nur aufpassen, dass man es nicht unnötig verwendet oder wegwirft. Eine Banane z.B. hat eine natürliche Haut, da braucht es keine Plastikverpackung mehr. PANZER: Es ist auf jeden Fall ein Prozess und gut, dass wir ihn angefangen haben. GRINGOZ: Wenn ihr zum Dank für den Einsatz für den Ozean einen Meeresbewohner nach euch benennen dürftet- was wäre das? SIBBI: Eine Seegurke! PANZER: Ja, so siehst du auch aus! Bei mir wäre es der Pottwal- bestes Tier der Welt! GRINGOZ: Ich dachte, ein Seeigel würde zu euch passen. PANZER: Hm, vielleicht für Max… SIBBI: Nee, Max ist so eine dicke, fette Qualle!

GRINGOZ: Gerade auf Tour stelle ich es mir verdammt schwer vor, auf Nachhaltigkeit zu achten. Wie setzt ihr das um? SIBBI: In unserem Rider steht natürlich, Plastikflaschen sollen vermieden werden und im Backstage Gringoz-Magazine

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GAMES REVIEW

MOONLIGHTER

Habt ihr euch auf einem Konzert schon mal gefragt, woher der Merchstand seine Produkte hat und wievielt Arbeit überhaupt dahinter steckt, um diese Shirts für (je nach Band) viel Geld unter das Volk zu bringen? Vielleicht übertreiben wir ein bisschen, wenn wir hier klare Parallelen zum aktuellen Spiel Moonlighter herstellen, aber anders als bei den meisten Spielen, spielen wir hier einen aufstrebenden Verkäufer, der als Zweitjob nachts in Dungeons sein Unwesen treibt, um tagsüber das gesammelte Zeug an andere Abenteurer zu verkaufen – wer weiß, vielleicht ist das Nachtleben unserer geliebten Mercher ja fast genauso spannend. Ob das Prinzip aufgeht, erfahrt ihr in unserem Game Review. Text: Alex Hoppen

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Gringoz-Magazine


Dass Monster schnetzeln in einem Rollenspiel zum guten Ton gehört, wissen wir ja schon lange. Dass wir uns als Verkäufer aber mal beweisen müssen, um unser Dorf durch die hohe Nachfrage an neuen Schwertern und Co. durch neue Kunden zum Wachstum anzuregen ist mal ein interessantes und neues Spielprinzip. Verpackt wird das ganze RPG in eine klassische 8-Bit Grafik, die schon seit mehreren Jahren nicht mehr als veraltet, sondern stimmig gilt. Dadurch kommt durchaus ein Zelda Feeling auf, welches das Kind der 90er in uns anspricht. Die verdiente Kohle aus unserem (Merch)Laden können wir dann wiederum einsetzen, um unser schönes Dorf zu erweitern oder unseren Charakter selbst auszurüsten, damit dieser in noch gefährlichere aber durchaus lukrativere Dungeons gehen kann. Damit bleibt die Motivationskurve stets oben und man weiß einfach, dass all das sammeln von Objekten irgendwo einen Sinn hat, vor allem, da man als Charakter selbst den Verlauf der Gegenstände bestimmt, die man sammelt. Man muss diese nach einem Abenteuer nämlich selbst in seinem Laden platzieren und den perfekten Preis für Kunden finden. Da gibt es kein Limit und im schlimmsten Fall verkauft ihr eure extrem seltene Ausrüstung für einen echten Schnapper – aber dieser Lerneffekt ist es, der nach Stunden des Spielens Moonlighter noch interessant macht. Man entwickelt einfach mit der Zeit ein Gespür für die Waren und findet seinen inneren Verkäufer. Dungeons wären natürlich keine Dungeons, wenn nicht auch packende Bosskämpfe mit dabei wären. So passiert es nicht selten, dass zum Beispiel ein riesiger Golem der den ganzen Bildschirm ausfüllt sich zwischen uns und dem begehrten Schatz am Ende eines Dungeons stellt. Spätestens hier packen wir den Verkäufer in uns einmal kurz weg, um den Abenteurer aufleben zu lassen. Dieser Drahtseilakt zwischen beiden Rollen macht das Spiel abwechslungsreich und zu keiner Minute der knapp 20 stündigen Spielzeit langweilig. Insgesamt sollte niemand in Moonlighter die große RPG Hoffnung 2018 sehen. Für einen netten Abenteuer Spaß zwischendurch oder das Wochenende ist es jedoch ein genialer Zeitvertreib und verkürzt uns die Wartezeit auf andere Größen wie The Elder Scrolls VI, Cyberpunk 2077 oder Fallout 76. Gringoz-Magazine

grafik sound steuerung atmosphäre

3,5

spielspass 57


SPOTLIGHT

V.E.R.S.U.S Rock/Metal aus Frankfurt Wer bei der Vorstellung einer Deutschrock Band aus Frankfurt unser Magazin am liebsten direkt verbrennen will, kann sich erstmal beruhigen. Noch haben wir Geschmack und wollen euch stattdessen ein neues Juwel aus der Mainmetropole vorstellen: V.E.R.S.U.S.

line up Vocals, Guitar Bass DrumsGuitar, Vocals-

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Nils Eddie Konrad Sepp

Die Jungs aus Frankfurt spielen eine Mischung aus Rock, Metal und Punk, welche ehrlicher nicht sein könnte. Ohne sich inhaltlich in eine politische Ecke drängen zu lassen, drehen sich die Texte auf dem 11 Song schweren Debüt vor allem um die eigene knallharte Meinung und hauen diese dem Hörer schön im Takt um die Ohren. Die ersten Durchgänge ließen bei uns den Eindruck einer Supergroup aus Broilers und Betontod zurück. Dieser Voll-In-Die-Schnauze-Sound überzeugt wahrscheinlich gerade in kleineren Clubs, in denen die Band zur Zeit ihr Dasein fristet. Doch nicht nur die rauen und harten Töne können hier angeschlagen werden. Das beweist das instrumentale Stück und Zungenbrecher El sol naciente en la oscuridad (wünscht euch den Song mal live grölend bei fünf Bier). Wenn wir übrigens von Songs sprechen sei anzumerken, dass diese Formation erst seit knapp einem Jahr besteht und ihr Debüt am 08.06.2018 erschien! Checkt das also unbedingt mal aus. Die Idee hinter der Band geht auf und wird mit Sicherheit binnen kürzester Zeit seine Fans finden. Wir sind jedenfalls gespannt, welche Schwingungen V.E.R.S.U.S noch so in den Clubs und auf der heimischen Anlage verursachen wird. Gringoz-Magazine


VERTILIZAR Post-Grunge/Alternative Metal aus Wels Kennt ihr diesen Moment, wenn ihr eine Band entdeckt, die es bereits seit über einem Jahrzehnt gibt und die jeden Moment ihr unkreatives BestOf Album rausbringen könnten, um noch mal richtig Kohle zu verdienen und ihr euch fragt: Wieso entdecke ich diese Band denn erst jetzt? Nun wir können euch beruhigen, denn eure nächste laute Lieblingsband haben wir hier und heute im Spotlight für euch. Frisch im Dezember letzten Jahres gegründet, treten Vertilizar von Anfang an aufs Pedal und haben nicht nur bereits eine ordentlich breite Social Media Präsenz um sich errichtet, sondern können sich auch mit drei Songveröffentlichungen binnen vier Monaten durchaus mit Größen wie Green Day messen, welche ja bekanntlich mal drei Alben in einer kurzen Zeitspanne veröffentlichten. Musikalisch klingen Vertilizar so, als hätte man Seether auf eine 5-wöchige Reise durch Australien mit James Hetfield geschickt, nur um anschließend den letzten Schliff durch Godsmack Frontmann Sully Erna verpasst zu bekommen, oder anders gesagt: Diese Band schafft es mühelos einen groovigen Metal Sound zu erschaffen, welcher sich nahtlos mit ruhigeren clean Parts vereinen Gringoz-Magazine

kann, nur um im nächsten Moment wieder ordentlich Fahrt aufzunehmen. Auch technisch ist hier zu großen Studioproduktionen kein Defizit zu erkennen. Wer sich selbst von Vertilizar überzeugen will, kann dies natürlich bei allen bekannten Streaming Portalen tun. Wer auf erste Live Termine hofft, muss sich allerdings noch etwas gedulden, denn eine ausgereifte Tour soll nicht vor 2019 stattfinden. Wir werden uns das Spektakel definitiv nicht entgehen lassen!

line up Vocals, Guitar Guitar Bass Drums -

Oliver Florian Simon Thomas

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