Gringoz Magazine #11

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Unabhängiges Fanzine mit News, Reviews, Interviews, Games und Verlosungen zu Musikern, Konzerten und Festivals jedes Genres.

Ausgabe 11/2018

Überraschend

FJØRT

Wieder auf Fahrt

MASSENDEFEKT

Endlich wieder live

HOLLYWOOD UNDEAD



Wir schlafen nie In Kalifornien träumen wir

... so heißt es im Song „California Dreaming“ auf der neuen Platte von Hollywood Undead, welche wir in dieser Ausgabe verdammt noch mal als Hauptstory euch präsentieren dürfen! Wie cool ist das denn?! Bei einem sehr gemütlichen Gespräch im Herzen von München erzählen uns die Jungs alles über ihre intimsten Geheimnisse, Comics und natürlich den Weg nach oben, der aus Kalifornien kein leichter war. Irgendwas scheint im Boden dieses Fleckchens zu sein, dass so viele geniale Interpreten aus diesem Teil der Erde kommen. Über Metallica bis Linkin Park über Green Day und noch mal schnell an Guns N´ Roses vorbei – hier bleibt kein Wunsch offen. Da kommen uns spontan Fragen auf, wie es wohl ist, wenn James Hetfield sich Sonntag morgen mal wieder darüber aufregt, dass Axl Rose zusammen mit Billie Joe Armstrong seinen Pool mit gelber Lebensmittelfarbe befüllt hat in der Nacht. Muss spaßig da drüben sein. Wie viele Ausgaben es wohl dauert, bis wir uns dort absetzen dürfen? Naja, bis es soweit ist; präsentieren wir euch erst mal weiterhin aus dem gar nicht mal so warmen Deutschland. Über die Temperaturen haben wir uns auch beim Interview mit Sebi von Massendefekt aufgeregt und auch das neuste Werk von Feine Sahne Fischfilet blieb nicht unberührt von uns – hierzu dürft ihr auf keinen Fall das Interview mit Gitarrist und Sänger Christoph verpassen. Sehr informativ! Als Track by Track Reviews haben wir diesmal zwei direkte Gegenteile bemustert. Mit Black Veil Brides und Machine Head kann hoffentlich jeder irgendwo was anfangen, auch wenn sich im Review zeigt, dass beide Bands sich wenig entwickelt haben. Anders glänzen unsere Review teils stark, teilswirklich sehr fragwürdig. Bei Black Label Society, Long Distance Calling, Ultraschall, Donots, BRDigung, Mike Shinoda und vielen weiteren ist so ziemlich alles dabei, was ein Jahrzehnt von Musik an Höhen und Tiefen vorzuweisen hat. Traditionell wünschen wir euch natürlich viel Spaß beim Durchstöbern unserer Ausgabe.

impressum Angaben gemäß § 5 TMG Gringoz Magazine Alexander Hoppen Rübenacher Straße 1 56218 Mülheim-Kärlich Vertreten durch: Alex Hoppen Kontakt: Telefon: 0170 – 289 46 41 E-Mail: info@gringoz-magazine.de RedakteurInnen dieser Ausgabe: Alexander Hoppen Jana Boese Linda Kasprzack Kevin Höfer Nils Boysen Jana Gall Niici Nico Simon ViSdPR: Alexander Hoppen, Für den Inhalt und der einzelnen Artikel ist der/die VerfasserIn verantwortlich. Diese geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Du hast Fragen, Anregungen oder Kritik auf Lager, möchtest uns mit Lobeshymnen überhäufen oder einfach mal „Hallo“ sagen? Dann schreib‘ uns über das Formular auf www.gringoz-magazine.de wir melden uns schnellstmöglich bei dir. Wenn du uns Promo- bzw. RezensionsMaterial zuschicken willst, sende dieses an: promo@gringoz-magazine.de

eure gringoz Gringoz-Magazine

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Inhaltsverzeichnis HOLLYWOOD UNDEAD Fans feiern sie, Kritiker dachten das Genre wäre tot. Die Nu Metal Formation aus Kalifornien rockt auf 2018 und das größer denn je - was die Live-Shows betrifft.

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REVIEWS BLACK LABEL SOCIETY, DEADHEADS, ULTRASCHALL, FALL OUT BOY, LONG DISTANCE CALLING, OF MICE & MEN, ABOVE & BEYOND, LOKOMOTOR, AVATAR, MASSENDEFEKT

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INTERVIEWS FEINE SAHNE FISCHFILET, ANDRÉ WELLMANN MASSENDEFEKT FJORT

22

SHORT REVIEWS KING MASTINO, RADIO HAVANNA, DONOTS, STEREO DYNAMITE,GREAT COLLAPSE, MIKE SHINODA, BRDIGUNG, FEINE SAHNE FISCHFILET

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LIVE REVIEWS ESCAPE THE FATE, FLOGGING MOLLY, FJORT

44

TRACK BY TRACK BLACK VEIL BRIDES MACHINE HEAD

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GAMING Monster Hunter World

54

SPOTLIGHTS DISPELLER, FALLING BREAKDOWN, LIOTTA SEOUL, QUIRON

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TITELSTORY

W Y L

D O O

D N U

D A E

L O

H

„Fuck this shit let‘s start a riot!“ Das Werksviertel im Osten von München ist voll mit Menschen, die Tonhalle schon seit Wochen ausverkauft und die Laune könnte selbst bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und Schnee nicht besser sein. Schon vor dem Einlass dröhnt Hollywood Undead aus Handyboxen und keine Stunde später stehen gute 2.000 Fans erwartungsvoll vor der Bühne und singen die Hymne des Abends; „Everywhere I go“. Nur wenige Konzerthallen sind schon vor der Vorband so aufgeladen und laut wie die Tonhalle an diesem Abend. Text: Denise Profittlich, Fotos: Melissa Hülsermann

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Als die Vorband Astroid Boys dann die Bühne betritt und den Abend mit einem Mix aus Hip Hop und Rock eröffnet, hat man das Gefühl nur noch aus Vorfreude zu bestehen. Denn eins ist klar, das wird ein guter Abend. Mit guter Laune, lauter Musik und ein wenig Interaktion mit dem Publikum schaffen die Waliser es die Betriebstemperatur der Fans schon um einiges zu steigern und die Songs laden zum ausgelassenen Springen ein. Sobald das letzte Lied ertönt und die Astroid Boys die Bühne verlassen beginnt erneuter Gesang; „Everywhere I go bitches alwasys know, that Charlie Scene has got a weenie that he loves to show“. Es ist definitiv die Hymne des Abends und man kann kaum erwarten Hollywood Undead endlich zu sehen. Dann gehen die Lichter aus. Endlich ist es soweit. Gringoz-Magazine


Hollywood Undead betreten einer nach dem anderen die Bühne und eröffnen ihre Show mit „Whatever it takes“, von ihrem im Herbst des Vorjahres erschienenen Album „V“. „So put your hands up high and wave them side to side“ Gesagt getan, denn gefühlt jeder Arm ist in der Luft, die Tonhalle singt und tanzt vom ersten Takt an mit den Jungs aus Kalifornien, die mit ihren bunten Masken auf der Bühne eine Party der ganz anderen Art zelebrieren. Für V gab es sogar drei Masken für jedes Bandmitglied, denn diese sind sowohl Markenzeichen, als auch Aushängeschild der Band und begleiten die ersten drei Songs. Als nächstes folgt mit „Undead“ ein älterer Song, eine Auskopplung von Swan Songs. Generell kann man sagen,, dass die Jungs es Gringoz-Magazine

schaffen, eine perfekte Mischung aus alten und neuen Songs zum besten zu geben, doch auf ihre Hymne warten die Fans bislang vergebens. Die Stimmung jedoch kocht nach wie vor über, was wahrscheinlich auch der Interaktion von Charlie Scene und dem Publikum zuzuschreiben ist, denn dieser ruft plötzlich zum Messen der Künste auf, schnappt sich einen jungen Mann und lässt diesen locker flockig gegen Johnny 3 Tears im Battle der Gitarren antreten. Weiter geht die wilde Fahrt mit einigen Covereinlagen. „Tainted Love“ in der Hollywood Undead Version wird genauso bejubelt wie der eingeworfene Refrain des Rammstein Songs „Du hast“. Charlie Scene betont aber sofort mit „Isch liebe disch“ im schönsten Califorina Akzent, dass er seine Fans alles andere als hasst. Generell eines der Highlights des Abends, denn Hollywood Undead beginnen ihren Song „Another way out“ mit einigen Passagen aus „Livin on a prayer“ von Bon Jovi, um während des Songs die Tonhalle zum Sitzstreik mit anschließender Sprungeinlage einzuladen und enden mit dem bereits erwähnten „Du hast“ von Rammstein. Das ganze wird begleitet von einer passenden und gut inszenierten Lichtshow, Nebel und kleinen Pyroeinlagen, die sicher nicht nur die erste Reihe aufwärmten. Als Zugabe gibt es dann auch endlich das lang ersehnte und von den Fans durchweg gesungene „Everywhere I go“ und bringt die Tonhalle noch ein letztes Mal zum eskalieren, bevor die Kalifornier mit „Hear me now“ einen grandiosen Abend beenden. Und wie grandios dieser Abend war merkt man noch beim verlassen des Geländes, denn aus jedem Auto tönt dasselbe Lied und der Bürgersteig ist gefüllt mit singenden und gut gelaunten Menschen. Selten hat ein Konzert so begeistert, wie dieses und man wird sich wohl noch lange an einen aufgeladenen Abend erinnern.

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INTERVIEW

HOLLYWOOD UNDEAD – Ein Interview über 10 Jahre im Musikbusiness, den eigenen Comic und schnarchende Tourmanager Es ist vierzehn Uhr dreißig und eiskalt im Osten von München, doch in ein paar Stunden werden die Jungs von Hollywood Undead so richtig einheizen und die Tonhalle zum kochen bringen. Gringoz Magazine hat Charlie Scene und J-Dog schon im Voraus zum Interview getroffen und einige Interessante Dinge in Erfahrung gebracht. Text: Denise Profittlich, Fotos: Melissa Hülsermann

GRINGOZ: Zuerst einmal, habt ihr eine gute Zeit beim Touren durch Deutschland und durch ganz Europa ? CHARLIE: Ja, wir freuen uns jedes Mal, wenn wir generell nach Europa kommen und ganz besonders auf die Shows in Deutschland. Das macht jedes mal sehr viel Spaß. Die deutschen Fans sind verrückt und es macht Spaß für sie zu spielen. J-DOG: Deutschland ist zu einem unserer größten Märkte geworden mit einigen der größten Shows die wir spielen. GRINGOZ: Muss wohl daran liegen, dass wir hier so gerne Musik live erleben und Konzerte besuchen. Wie fühlt es sich denn an hier zu Touren ? Gibt es unterschiede zu euren Konzerten in den USA?

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CHARLIE: Es ist kälter hier. (lacht) J-DOG: Unsere Shows hier in Europa sind größer als in den USA. Das ist wohl der größte Unterschied. GRINGOZ: Wie viele Leute kommen denn so im Durchschnitt zu euren Shows ? CHARLIE: Das kommt immer ganz drauf an, in den Staaten sind es meist so zwischen 1.500 und 2.000 Leuten, hier kann es alles sein zwischen 1.500 und 5.000 Fans pro Show. GRINGOZ: Wir haben Ausschnitte eurer Show in London gesehen. Die Location dort sah recht klein aus ... CHARLIE: Ja, wir haben zwei Abende dort gespielt. Gringoz-Magazine


J-DOG: Genau, direkt zwei Mal.

Köln passiert. (beide lachen)

CHARLIE: Normalerweise spielen wir in größeren Locations, aber Wir haben das Konzert aufgeteilt, weil wir in einer kleineren Location spielen wollten. Also gab es zwei Konzerte in kleinerer Umgebung, um das ganze auch intimer zu machen.

GRINGOZ: Wer hat denn am Tag danach den größten Kater ?

J-DOG: Ich glaube die nächsten sieben Konzerte sind alle ausverkauft, davon manche mit 4.000 verkauften Tickets, manche nur mit 1.500. Dazwischen variiert es.

J-DOG: Ja, ich kenne das zwar auch einen Kater zu haben, aber ich hab mich mittlerweile dran gewöhnt.

CHARLIE: Wer den größten Kater hat ? Eindeutig unser Sänger.

GRINGOZ: Wo gibt es denn die besten Partys? In welchen Städten geht ihr am meisten Feiern, oder geht ihr gar nicht raus, nach einer Show?

CHARLIE: Ich bereite mich einfach sehr gut vor. Ich nehme Vitamine gegen den Kater und trink vor und während des Feierns viel Wasser, aber nicht jeder macht sowas.

J-DOG: Budapest.

GRINGOZ: Ja, das soll wirklich helfen.

CHARLIE: Budapest, Prag, Deutschland. Also überall in Deutschland. (beide lachen)

CHARLIE: Tut es! J-Dog und ich sind richtige Partypros, aber naja, es gibt auch andere .. (beide lachen)

J-DOG: Auf jeden Fall Berlin. CHARLIE: Hier feiern wir auch immer, oder? Wir gehen ins Hofbräuhaus, machen das ganze Touristenzeug und ja, dann feiern wir bis vier Uhr morgens und wissen nicht mehr wo wir sind. GRINGOZ: Was war bisher euer lustigstes Ereignis auf Tour? CHARLIE: Mh, unser Sänger hat sich in die Hose gemacht, weil er nichts getrunken hat, bevor er auf die Bühne gegangen ist. Wenn er das nicht tut wird er nervös und ja, dann passiert sowas. J-DOG: Ich glaube das erste Mal ist das sogar in

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GRINGOZ: So jetzt kommt unsere erste lustige Frage; wer schnarcht denn am lautesten im Tourbus ? CHARLIE: Wer am lautesten schnarcht? Beide: Unser Tourmananger. J-DOG: Ja, definitiv unser Tourmananger. Er klingt, als würde er umgebracht werde, mit einer Kettensäge. Ungefähr so. [immitiert Kettensägengeräusche] CHARLIE: Oh ja, das ist echt schlimm. Wir wollen ihn ja zwingen eine Maschine zu tragen dagegen ..

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INTERVIEW

J-DOG: Oder wir feuern ihn einfach. GRINGOZ: Was uns noch interessiert ist das zehn jährige Jubiläum von Swan Songs. Wenn ihr könntet würdet ihr etwas ändern in den vergangenen zehn Jahren, oder würdet ihr wieder alles gleich machen? CHARLIE: Ja, ich würde ein paar Sachen ändern. Ich würde gern versuchen weniger zu bereuen. J-DOG: Das ist schwer zu sagen. Es ist immer einfach Dinge im Nachhinein zu bereuen, aber ich lerne aus den Erfahrungen. Wir sind einfach froh, dass wir immer noch eine Band sind und immer noch auf Tour gehen. Viele Bands schaffen es gar nicht so lange wie wir, wohingegen wir sogar immer noch größer und größer werden und das ist nach 10 Jahren schon krass. Also ein paar Sachen könnten wir ändern, aber wir sollten uns auch nicht zu sehr beschweren. GRINGOZ: Inwiefern habt ihr euch durch die Arbeit in der Musikbranche verändert, oder seid ihr immer noch dieselben Personen, wie

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damals, bevor ihr angefangen habt Musik zu machen? CHARLIE: Als wir angefangen haben Musik zu machen waren wir noch jung, fast noch Kinder und hatten keine Ahnung vom Business. Wir haben uns die Vorteile genommen, die wir bekommen konnten und haben einiges durchgemacht. Das hat uns mehr Bewusstsein für das ganze Business gegeben. Zum Beispiel lassen wir niemand anderen Vorteile aus uns ziehen und wir haben erkannt, dass alle Leute versucht haben uns das Geld aus den Taschen zu ziehen. Mittlerweile überwachen wir das mit Adleraugen, oder eigentlich macht Johnny 3 Tears das. Ja, er kann das wirklich gut. J-DOG: Es verbittert dich irgendwann. In den ersten fünf Jahren unserer Karriere sind wir echt ausgebeutet worden. Es ärgert einen irgendwann einfach, wenn du anfängst Musik zu machen, weil du die Musik liebst und dann fängst du an Geld mit deiner Musik zu verdienen und jeder will dir dieses Geld sofort wegnehmen. Das macht viele Bands und viele Musiker kaputt, aber wir sind jetzt klüger. Gringoz-Magazine


GRINGOZ: Trotzdem liebt ihr es noch Musik zu machen ? CHARLIE: Ja, klar. Das hat nichts mit der Musik zu tun, mit den Auftritten oder dem schreiben von Musik. Die Businessseite ist etwas komplett anderes. Wir versuchen uns da auch so gut es geht rauszuhalten. Es ist ja so, dass einer in der Band das sehr gut kann und fast schon besessen davon ist, also lassen wir ihn das machen und konzentrieren uns auf alles andere.

weiß, was die Menschen denken, aber das will ich nicht hören und dann wäre es cool unsichtbar zu sein, damit ich weiß, was die Menschen machen, aber eigentlich will ich mit denen gar nichts zu tun haben. Deshalb will ich weg von den Menschen. CHARLIE: Ja, geht mir genauso. GRINGOZ: Mögt ihr Comics ? CHARLIE: Ehm, ja.

J-DOG: Wie zum Beispiel feiern gehen und ... schnarchen. (beide lachen) GRINGOZ: Wenn ihr einen neuen Song schreibt, wie kann man sich das vorstellen ? Sitzt ihr alle zusammen und einer kommt mit seiner Idee auf die anderen zu, oder wie läuft das ab ?

J-DOG: Ja, wir haben sogar unseren eigenen Comic, der gerade erschienen ist. Also ja, ich würde sagen wir mögen Comics, weil wir sogar einen gemacht haben. GRINGOZ: Kann man die in Deutschland auch kaufen ?

CHARLIE: Das ist immer anders. Manchmal bringt jemand einen Song zu den anderen Bandmitgliedern. Wir arbeiten mit Produzenten zusammen und manchmal geben wir ihnen einfach Ideen von einem Schmierblatt. Es ist echt jedes mal anders. Also meistens kommt einer zum anderen mit einer Idee und dann arbeiten wir als Band daran, oder ? Ich mein, J-Dog und ich haben beide eigene Studios in unseren Häusern, wo wir Musik produzieren und Melodien schreiben und diese dann der Band zeigen. So machen wir es in den meisten Fällen würde ich sagen.

CHARLIE: Ich glaube nicht, aber die Leute, die ein Meet and Greet gewinnen bekommen einen Comic. Hier ihr könnt auch welche haben.

GRINGOZ: Wenn ihr gezwungen wäret euren Namen zu ändern, wie wäre er dann ?

CHARLIE: Stranger Things, Better Call Saul und Black Mirror.

J-DOG: (überlegt kurz) Guns & Robots.

J-DOG: Ja, Black Mirror ist echt gut. Es gibt im Moment echt ein paar verdammt gute Serien.

GRINGOZ: Seid ihr eher Marvel Fans, oder DC Fans ? CHARLIE: Marvel. J-DOG: Ja, definitiv Marvel. GRINGOZ: Sehr gut, das wollten wir doch hören. Was ist denn eure Lieblingsserie momentan ?

GRINGOZ: Die nächste witzige Frage. Wenn ihr Superkräfte haben könntet, welche Kraft würdet ihr wählen und was würdet ihr damit tun ?

GRINGOZ: Game of Thrones oder Walking Dead, was mögt ihr lieber ?

Beide: Fliegen. Eindeutig fliegen.

CHARLIE: Game of Thrones. Eindeutig. Ich hab irgendwo in der fünften Staffel das Interesse an Walking Dead verloren.

GRINGOZ: Würdet ihr dann die Welt retten oder sie zerstören ? J-DOG: Ich würde versuchen die Welt zu verlassen. (lacht) Erst hab ich gedacht es wäre cool, wenn ich Gedanken lesen könnte, damit ich Gringoz-Magazine

J-DOG: Ich hab das Interesse in der ersten Staffel verloren, das war mir irgendwie zu kitschig. Ich hab echt versucht es zu mögen, aber es hat nicht geklappt. Guck es dir nicht an, wenn du es nicht gesehen hast, das ist echt schlecht.

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INTERVIEW GRINGOZ: zum Abschluss kommen wir nochmal zurück zu euren Konzerten. Habt ihr irgendein bestimmtes Ritual, bevor ihr auf die Bühne geht ?

GRINGOZ: Wie viele Interviews stehen euch noch bevor heute ? CHARLIE: 100. (lacht) Nein, keine Ahnung. Ein Paar.

CHARLIE: Ja, wir hören James Brown jedes Mal. J-DOG: Manchmal trinken wir echt viel. CHARLIE: Wir machen immer diese Atemübung, bei der du die Arme über den Kopf streckst, ungefähr so. [hebt beide Arme über den Kopf und streckt sich] Das soll Stress reduzieren und ich mache es vor jedem Konzert für ungefähr 30 Sekunden. Es setzt auch Endorphine und Testosteron frei, das ist sehr gut. Also wenn ihr euch irgendwann mal nicht gut fühlt, probiert das echt aus. Ihr seid nach ein paar Sekunden viel entspannter.

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J-DOG: Oh, schau. Da ist Jack, die Schnarchnase. Hey, Jack. [Der Tourmananger streckt den Kopf zur Tür rein] JACK: Ihr Lügner! (alle lachen)

Damit endete ein packendes Interview mit Hollywood Undead. Doch die Antwort auf die Frage wer nun wirklich am lautesten schnarcht, bleibt wohl ungeklärt.

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ONE PHOTO TELLS STORY >> Nathan Gray am 06.02.2018, Baumhausbar, Berlin


Foto: Adina Scharfenberg Photography


REVIEWS

above & beyond

avatar

Above & Beyond zählen längst zu den Megastars der Tranceszene und das weit über Europa hinaus. Mit ihrer neuen Platte „Common Ground„ gelingt dem britisch-finnisches Musikproduzenten wieder ein Album der Superlative. Die Platte wirkt nicht gehetzt oder einfach dahin produziert. Nein, sie wirkt klug durchdacht. Hier passt einfach jeder Beat. Hier wird so präzise und bewusst gearbeitet wie selten. Dies ist aber auch kein Wunder, denn Above & Beyond haben so einige grandiose Leute dafür ins Boot geholt. So gastieren z.B. Richard Bedford, Justine Suissa, Marty Longstoff & Zoe Johnston. Zoe Johnstons Stimme hört man bereits seit 2004 regelmässig auf den Platten der Band. Die Scheibe ist rundum gelungen. Es gibt keine Außreißer, denn jeder Track geht ins Ohr und da bleibt er auch. Die Songs laden ein für den perfekten Partyabend, können aber genauso bei einem entspannten Beisammensein mit Freunden laufen. Was einem bei Above & Beyond auch hier wieder auffällt, ist die Qualtiät der Produktion. Das ist schon ein wenig die Referenz bei EDM, was Viele nie erreichen. Das Album lässt sich gut hören, aber wie auch schon bei ihren Vorgängerplatten erwartet uns hier nichts Neues. Man könnte nun natürlich behaupten, dem Projekt gehen die Ideen aus. Aber lieber etwas, was sich wiederholt und dafür gut ist als neue Wege zu wagen, die vielleicht nicht das sind, wofür die Band in dem Sinne eigendlich steht. Auffällig ist mal wieder die Häufigkeit, mit der Zoe Johnston auf der Platte vertreten ist. In drei von dreizehn Songs gibt sie ihre Stimmte zum Besten. Ein Dauergast seit Jahren, der nicht mehr weg zu denken ist. Fazit: Das Album überzeugt mit seiner hochqualifizierten Produktion. Uns erwartet nichts Neues, aber das was uns erwartet ist grandios und genau so lieben wir Above & Beyond.

Wir Avatar Fan´s haben es nicht gerade leicht. Nicht nur, dass das die schwedische Metal Formation gerne mal von der breiten Masse mit blauen Aliens von Pandora oder gar einem glatzköpfigen, zaubernden Jungen verwechselt wird, sondern als Fan ist es auch ziemlich schwer, diese Band in einem Gespräch mit ein paar Sätzen zu beschreiben. Wo man bis vor wenigen Tagen noch sagen konnte, dass die Band ein Konzeptalbum über eine verdammte Eule und ihren Krieg gegen die Adler schildert, schaffte es die Band mit ihrem neusten Werk tatsächlich noch in Sachen Wahnsinn zu überraschen. Wie der Name des Albums schon vermuten lässt, ist der Inhalt des Albums auf einen von der Band erfundenen Staat zurückzuführen, in dem ähnlich wie im Mittelalter ein König regiert. Als wäre das nicht schon verrückt genug, wurde auch in Sachen Klang ordentlich in der Kiste gekramt – so ziemlich jeder Einfluss des härteren Genre´s findet hier anklang. Ja wenn man das mal zusammenfassen würde, könnte man meinen, dass AC/DC, Iron Maiden und Avatar Himself diesem Staate beiwohnen. Auch in Sachen Tempo variiert die Platte stark. Vom epischen Intro über ein acht minütiges Oldschool Metal Meisterwerk mit dem Namen Legend of the King (bis hierhin könnte das Album von Manowar sein) bis zu einem sehr lastigen und krachenden Deathmetal Song namens King´s Harvest – alles wird geboten und nichts kommt zu kurz … außer das Album selbst. Avatar Country ist ein sehr experimentelles Album, welches Fans dieser chaotischen Band sicherlich begrüßen werden. Mit gerade einmal zehn Songs, wovon vier nur instrumental veranlagt sind, wirkt das eigens benannte Land eher wie ein kleines Dorf. Wer es schaffte, zuvor den Konflikt Eule vs. Adler so detailliert wiederzugeben, der hätte sich beim eigenen Staat doch etwas mehr Mühe geben können.

Common Ground

Avatar Country

Kevin Höfer

Alex Hoppen

sound konzept hörspass 16

sound

4,4

konzept

3

hörspass Gringoz-Magazine


black label society

deadheads

Um schnell jegliche Gerüchte über uns loszuwerden, dass wir BestOf Platten rezensieren – Nein! Auch wenn der Name es vermuten lässt, ist Grimmest Hits kurz gesagt weder ein BestOf, noch findet das Wort „Hits„ im Titel für uns irgendeine Bedeutung auf dieser Platte – frech dazu noch, dass es laut Titel sogar mehrere Paradoxen dieser Art hier geben soll. Nachdem Frontmann Zakk Wylde vor zwei Jahren wieder mit seinem Soloprojekt durchstartete, sollte man meinen, dass als Kontrast dazu es bei Black Label Society ordentlich krachen sollte, wie auf den alten Scheiben, stattdessen erleben wir hier allerdings größtenteils einen flachen Sound, welcher mit kaum Highlights über 55 Minuten länge das ganze Album wie drei Tool Konzerte hintereinander wirken lässt – und zwar immer mit dem selben Set! Der neue Sound orientiert sich zwar stark an den Wurzeln des Genres, kommt aber nach dem zweiten oder dritten Durchlauf eher wie ein Black Sabbath Demo Tape daher. Technisch ist die Platte dafür auf dem höchsten Niveau. Allein Riffs wie in Disbelief lassen da jedes Fanherz höher schlagen, leider versinken die großen Moment einzelner Songs immer wieder im überzogenen Grundkonzept des Albums, wodurch diese nur schwer zur Geltung kommen. Der beste Track der Platte ist erstmals in der BLS Geschichte ein ruhigerer Song namens The Day That Heaven Had Gone Away was zwar nicht schlimm ist, aber im Grunde genau das Problem offen legt, was vielen Fans nicht gefallen wird – es fehlt einfach der Wumms! Vielleicht ging all die Kreativität in Book Of Shadows II rein, vielleicht wollte man einfach mal der alten Zeit ein Tribut schenken oder vielleicht wollte ein Label nach vier Jahren endlich mal eine neue Platte für die kommende Tour von der Band und es wurde über den Herbst ein halbherziges Album bespielt – wer weiß das schon.

Wer auch immer das Gerücht streute, dass der Rock N´ Roll sei, hat wohl in seinem Verteiler keinerlei Adresse aus Schweden gehabt, denn das Quartett Deadheads macht auch weiterhin eine gute Figur in diesem Genre und lässt auch 2018 den Rock erstrahlen. Die Formel dahinter ist so einfach , wie auch genial. Direkt von Minute 1 an peitscht This One Goes to 11 nur so durch die Boxen in Form von einer klassisch verzerrten Gitarre in Kombination mit taktvollen Drums. Dabei werden in den 38 Minuten voller Rock wahre Hits wie Don´t Mind the Ghost oder Too Lost to Be Found geboren, welche so auch schon vor 20 Jahren in Stadien Anklang gefunden hätten. Das Kern des Albums ist jedoch, dass wir zwar eine kaum variierende Scheibe hier vorliegen haben, man sich aber in keinem der elf Songs jemals langweilt oder sich das Album mit einem der beiden Vorgänger messen muss. Dafür sorgt eine riesen Palette an genialen Riffs und natürlich der Oldschool Gesang von Frontmann Manne Olander, dessen Stimmbänder eindeutig drei Jahrzehnte zu spät sich entwickelten, aber dennoch ein Geschenk der heutigen Zeit sind. Mit so eine Kombi werden sogar die recht modernen Major Festivals vor den großen Bühnen ein super Programm bekommen. Mit ihrem dritten Studioalbum beweisen Deadheads wieder einmal, dass lediglich die Inspiration von alten Bands gepaart mit neuen Ideen vollkommen ausreicht, um so ein gigantisches Genre in der heutigen Zeit am Leben zu halten – die noch sehr junge Band ist mit ihrer aktuellen Diskographie durchaus der Weg nach oben sicher. Wir sind noch sehr gespannt, was wir alles von den Jungs zu hören kriegen.

Grimmest Hits

This One Goes to 11

Alex Hoppen

Alex Hoppen

sound konzept hörspass Gringoz-Magazine

sound

2,6

konzept

3,6

hörspass 17


REVIEWS

fall out boy

lokomotor

Nachdem der Erscheinungstermin von September auf Januar verschoben wurde, ist es jetzt endlich so weit: Fall Out Boy sind zurück mit ihrem siebten Studioalbum Mania und das Warten hat sich definitiv gelohnt. Lange ist es her, dass die Band aus Chicago mit ihrem ersten Album Take This To Your Grave durchstartete. Nach all den Jahren ist ein Stilwechsel absolut keine Überraschung. Von unsicherem Pop-Punk ist daher nicht mehr viel zu hören, dafür macht eine breite Auswahl an Musikrichtungen das Hören interessant. Von Hymnen, die für Stadien und Arenen gemacht sind, über langsame Liebeslieder bis zu Reggae-Elementen ist alles dabei. Schon der erste Song, Stay Frosty Royal Milk Tea, bietet einen spannenden Einstieg, es wäre der perfekte Opener auf der nächsten Tour. Die Thematik des Songs, man selbst sei sein größtes Hindernis und hätte die Kraft, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, ist auch in anderen Liedern, wie Champion, wiederzufinden. Beeindruckend ist vor allem Patrick Stumps Stimme. Der Sänger habe den Gesang, so sagt er in einem Interview mit Popbuzz, extra alleine im Studio aufgenommen, um mehr aus sich herauszukommen und selbstbewusster zu wirken. Das ist ihm gelungen und auch der Rest der Band scheint mit Mania mehr aus sich herauszuholen. Schon mit der ersten Single stand fest, dass dieses Album sicher das bis jetzt gewagteste Studioalbum der Band ist. Gewagt bedeutet jedoch nicht schlecht, im Gegenteil. Einen Schritt weiter zu gehen und sich an neuen Stilrichtungen zu wagen könnte einigen anderen Bands gut tun. Fall Out Boy haben mit Mania gezeigt, dass es gut tut, sich weiterzuentwickeln. Auf ihrer Europatour im April können sie dann zeigen, wie sich die neuen Lieder in vollen Arenen anhören.

Nach Jahrelanger Vorbereitung ein durchdachtes und komplexes Debüt zu veröffentlichen, liegt nicht jedem Künstler. Doch Lokomotor zeigen, dass dieses Konzept sowohl für Band als auch Hörer durchaus geglückt ist. Mit Wir sind wurde ein Album veröffentlicht, welches wie der Titel schon sagt, komplett für sich stehen kann und Pop Herzen höher schlagen lässt. Ein Song ist ein guter Song, wenn er durch verschiedenste Interpretationen oder Stimmungen immer noch der selbe Song ist, dass dieser Satz auf fast alle Titel der Platte zutrifft, spricht für sich. Ob der sehr aufbauende Opener Wir sind jetzt, das taktische Wunderwerk mit dem Namen Tanz mit mir oder gar die emotionale Hit Single Hallo Leben, mit welcher sich so ziemlich jeder identifizieren kann, die Palette an Songs ist ewig, zumindest gefühlt. Dieses Album sprudelt nur so vor Vielfältigkeit, kein Wunder wenn man bedenkt, dass jedes Bandmitglied sowohl auf der Platte als auch live mehr als nur einem Instrument verschrieben ist. Dieser positive Aspekt kommt auf dem Album sehr zugute, was auch in der Variation der Songs zu hören ist. Besonders stark finden wir Songs wie Hallo Welt, Wanderer, Wir sind jetzt und Herein – wir möchten nur anmerken, dass diese Empfehlung vier der neun Songs beinhaltet und die anderen fünf nicht sonderlich weit dahinter stehen. Eine absolute Hörempfehlung von uns für Fans des deutschen Pop Genres.

Mania

Wir sind

Alex Hoppen

Jana Gall

sound konzept hörspass 18

sound

5

konzept

4,2

hörspass Gringoz-Magazine


long distance calling

massendefekt

Die deutsche Postrock Band Long Distance Calling aus Münster veröffentlicht am 02. Februar mit „Boundless„ bereits ihr sechstes Studioalbum in 12 Jahren Bandgeschichte. Die neue Platte kehrt anscheinend zu den Anfängen der Band zurück und klingt trockener und stilistisch wie die ersten beiden Platten „Satellite Bay„ & Avoid The Light„. Was einem sofort auffällt, ist die geringe Anszahl der Songs auf dem Album. Das Album umfasst gerade einmal acht Songs, was für ein Album unserer Meinung nach etwas wenig ist. Immerhin schafft es die Band aber, mit diesen 8 Songs voll und ganz zu überzeugen. So z.B. beim Song „The Far Side“. Hier kommt wirklich die perfekte Mischung von Gitarre, Bass und Synthesizern zum Einsatz. Diese Mischung, diese Übergänge der Instrumente wirkt trotz der unterschiedlichen Elemente einfach gekonnt. Sie sind perfekt aufeinander abgestimmt, was nicht jede Band schafft. Der Song „Ascending„ zeigt uns deutlich die gewohnte Härte von Long Distance Calling, die sich am Ende des Songs noch einmal so richtig entlädt. „Like A River„ verzichtet ganz auf die metallischen Klänge. Dafür bekommen wir ein Geigenspiel zu hören, welches sehr traurig oder sogar dramatisch klingt. Mir dem Abschlusssong „Skydivers„ macht die Band etwas, was vielleicht nicht Jedem gefallen könnte. Auf dem Höhepunkt des Songs ist es einfach vorbei. Das Album ist zu Ende. Ohne Punkt und ohne Komma. Es wirkt überraschend, ist aber vielleicht genau das Richtige für eine Long Distance Calling Platte. Eine Ende, was kein Ende ist und uns auf Neues vorbereiten soll. Die Band hat trotz der wenigen Songs ein Album geschaffen, was Altes, Bewehrtes und Neues perfekt miteinander verbindet und das macht Long Distance Calling zu einen der besten Bands die Münster aktuell zu bieten hat.

Smart, energisch und vor allem wieder laut lassen die Jungs aus Düsseldorf es auf Pazifik ordentlich knallen. Auch wenn der Albumtitel ähnlich wie Echos etwas beruhigendes mit sich bringt, sind tiefe Wasser garantiert nicht still. Schon der gleichnamige Opener lässt jeden Zweifel wegspülen, dass Pazifik einfach nur ein poppiger Nachfolger wird. Die Verstärker klirren wieder auf voller Lautstärke, Sebi bringt seine Stimmbänder ans Äußerste und verdammt nochmal: Das Ding groovt nur so daher! Mit Pazifik wurde ein perfekte Deal zwischen alt und neu geschlossen, der Fans beider Lager zusammenbringt – wenn es da überhaupt mal zwei Lager gab. Klanglich könnte man meinen, dass sich ein bisschen was von anderen Düsseldorfer Größen abgeschaut wurde – Wo ich dich finde bringt jedes Oldschool Herz zum höher schlagen und könnte so wahrscheinlich auch in ein aktuelles Broilers Set perfekt reinpassen. Umso schöner, dass es ein Massendefekt Song ist – und das mit Recht! Ein absolut geniales Kontrasthighlight der Platte ist der Song In/die Hölle, welcher unserer Meinung nach als erste Single hätte veröffentlicht werden müssen, nur um all die verwirrten Gesichter auf den Social Media Kanälen zu bewundern. Hört ihn euch an, habt Spaß und betrachtet nicht alles mit eurer ernsten Brille, mehr als empfehlenswert! Insgesamt liefern Massendefekt mit Pazifik wieder einmal ein knallig gutes Punk/Rock Album ab, welches Kritikern der letzten Platte mehr zusagen wird. Fans werden den un-verkannten Stil der Band weiterhin finden und somit ist Album Nr. 7 eine weitere Ebnung einer sehr steilen BestOf Liste. Checkt auch unser Interview mit Frontmann Sebi in diesem Magazin aus.

Boundless

Pazifik

Alex Hoppen Kevin Höfer

sound konzept hörspass Gringoz-Magazine

sound

4,2

konzept

4

hörspass 19


REVIEWS

of mice & men

ultraschall

Nach dem Aus von Frontmann Austin Charlile, der die Band durch seinen Bekanntheitsgrad durchaus populär machte, fragten sich sowohl Fans als auch Kritiker, ob mit Bassist Aaron Pauley als neuer Frontmann die Band eine Zukunft hat. Klar übernahm dieser stets die Cleanvocals bei den Songs, doch wie soll ein Mann gleich für zwei Musiker spielen? Das Konzept ging bereits letzten Sommer auf den Festivals sehr gut auf und auch die erste Singleauskopplung ließ beide Fraktionen mit großer Begeisterung auf das kommende Album warten. Was kann man zur neuen Scheibe groß sagen? Nun – anders als die bereits veröffentlichten Songs greifen die meisten Stücke nicht mit dem neuen Konzept, sondern klingen teilweise wie Demo Songs aus der Zeit der ersten beiden Alben. Die Songs waren damals schon Klasse und prägten die Band auf ihrem Weg, doch gerade wenn man in der neuen Formation schon Hymnen wie Unbreakable und Back To Me vorab raushaut, sollte man den Rest des Albums doch ähnlich gestalten, statt Fans nichts anderes als ein The Flood in neuer Besetzung zu bieten. Natürlich gibt es außer den Singles noch recht gute und neue Songs auf der Platte wie das durchaus kraftvolle Instincts oder On The Inside aber so richtig kommt unter denen auch nur das große Finale in Form des Songs If We Were Ghosts raus, da dieser sich einfach abhebt und die neuen Möglichkeiten mit Aaron an den Vocals am besten liefert und darstellt. Mit Defy liefern Of Mice & Men ein klassisch gewohntes Album ab, was zwar nicht schlecht ist, aber viele Möglichkeiten in einheitlich gewohnten Brei umwandelt. Man muss nichts Neues erwarten oder liefern, nur wer ein Comeback schon mit so aussagekräftigen Single´s ankündigt, sollte das auch entsprechend durchziehen.

Die meisten von euch werden diese Band nicht kennen, aaaaber..das solltet ihr! ULTRASCHALL heißen sie.. Kennt ihr sie? Nein? Na dann wird es allerhöchste Zeit. Hinter dem Namen stecken 4 Jungs aus dem Raum Koblenz und sie sind die Erfinder des „Alternativ Funk Rock„. Wie sich das anhört? Verdammt gut! Ihre Depüt EP „Art Zu Sein“ erschien im November 2017 und beinhaltet leider nur vier Songs.. Eigentlich steh ich nicht so auf deutsche Lieder...aber manchmal... ja da gibt’s so ein paar Ausnahmebands. Und ja, ich habe mir wirklich nach dem vierten Song gewünscht, es gäbe noch mehr Songs von Ihnen. Wenn man sich die Lieder anhört... da würde man am liebsten mit schreien und in einen Pit springen. Die Jungs gehen in ihren Songs einfach richtig ab! Melodische Gitarrenriffs, fette Beats und dann diese Stimme, die einfach nur mega gut zu den Songs passt! Kaum zu glauben, dass die Band noch ziemlich klein ist. Es ist eigentlich unmöglich. Vor allem, wenn man sich dann auch noch ihr neues Video zu dem Song „Art zu sein / Maskerade„ anschaut. Es ist nicht eins von diesen selbstgedrehten Videos, die man irgendwo in der Garage aufnimmt. Das Video schaut richtig professionell aus! Zieht euch die Songs rein und unterstützt die Band ein wenig, denn sie haben es wirklich verdient! Wenn die Jungs so weiter machen, werden sie sicherlich bald die ersten größeren Hallen rocken und wer weiß, was dann noch alles kommt! Ich hoffe jedenfalls, dass sie so weiter machen und dran bleiben! Ihr solltet auf jeden fall in „Tendenziell verliebt“ und „Art zu sein / Maskerade“ reinhören... einfach super! Ohrwurmpotenzial.

Defy

Art zu sein

Alex Hoppen

Niici

sound konzept hörspass 20

sound

2,7

konzept

4,5

hörspass Gringoz-Magazine



FEINE


SAHNE FISCHFILET Sie rebellieren in den Charts und den verschiedenen Radiosendern, wie keine andere Band – Feine Sahne Fischfilet polarisiert Fans und Kritiker auch 2018 weiterhin von ihrer positiven Seite. Wir haben uns mit Gitarrist und Sänger Christoph einmal zusammengesetzt, um das aktuelle Momentum anzuhalten und über das neue Album und die Zukunft zu plaudern. Text: Kevin Höfer, Fotos: Jana Boese

GRINGOZ: Erst mal das wichtigste: Wie geht es euch aktuell? Außer, dass es vielleicht etwas zu kalt bei euch ist. CHRISTOPH: Ja, uns geht es super momentan. Gerade ist unser neues Album „Sturm & Dreck„ raus gekommen, wofür wir dann doch insgesamt anderthalb Jahre Arbeit, Energie und Kreativität aufgebracht haben. Schön, dass es jetzt so ab geht, die Platte so dermaßen in Umlauf kommt und wir uns mit unserer Musik und unseren sozialen und politischen Botschaften des Albums Gehör verschaffen können. Diese ganze Promosache ist natürlich auch etwas Kräfte zerrend, aber das ist eine sehr schöne Anstrengung die wir gerne dafür in Kauf nehmen. Wir genießen das gerade alles sehr. Bald gehen wir dann auf Tour mit der Platte. Viele Konzerte sind schon ausverkauft und wir haben so Bock die Lieder endlich live mit den ganzen Leuten zu erleben. Super Sache! Ein bisschen ist es so, bildlich gesprochen, als wenn man die letzten Jahre viel gesäht hat im Garten und in die Aufzucht neuer Pflanzen viel Arbeit und Liebe reingesteckt hat – und jetzt erntet man halt ab. Bis jetzt eine gute Ernte...wir scheinen alle satt zu werden. (lacht) GRINGOZ: Ihr kommt ja aus Mecklenburg-Vorpommern – einem Bundesland, in welchem eine Partei viele Wähler hat, gegen die ihr euch zurecht regelmäßig stark macht. Wie fühlt sich das als Band aus der Region an? Nehmt ihr das alles nach Friedrich Nietzsche legendären Satz: „Was mich nicht umbringt, macht mich stärker!“? CHRISTOPH: Also inzwischen sind es ja zwei rechte Parteien die viele WählerInnen haben. Die Gringoz-Magazine

AfD hat hier über 20% der Stimmen zu den Landtagswahlen bekommen. Die NPD ist zwar raus aus dem Landtag, aber weiterhin infrastrukturell und personell gut verankert in vielen ländlichen Regionen und Städten in M/V. Letztendlich ist das aber nicht erst seit gestern so und der Erfolg der rechtspopulistischen und rassistischen AfD fällt nicht einfach so vom Himmel. Das war ja alles abzusehen und schockiert uns auch nicht dahingehend. Das ist nicht neu. Das ist eine Zustandsbeschreibung und auf der Straße und im Alltag schon längst Realität. Jetzt halt auch in den Parlamenten. Die Gesellschaft steht sehr weit rechts. Wir wollen uns mit unseren Aktionen wie der „Noch nicht komplett im Arsch – Zusammenhalten gegen den Rechtsruck„ – Kampagne auf die Leute konzentrieren die sich diesem Rechtsruck noch entgegenstellen und sich für eine solidarische und vielfältige Gesellschaft einsetzen. Wir wollen ihnen Kraft geben und sie unterstützen. Praktisch sind wir dann in die sehr ländlichen Regionen gegangen, um dort mit den Leuten vor Ort kulturelle und attraktive Events zu veranstalten, die es dort sonst kaum und viel zu wenig gibt. Das werden wir in Zukunft auch immer wieder tun. Dieses Rezept macht momentan für uns am meisten Sinn und entzieht langfristig den rechten Parteien und Organisationen am Besten den Nährboden. Seitdem wir Jugendliche sind, haben wir es mit Angriffen von Nazis zu tun und seit jeher sind wir somit antifaschistisch aktiv. Auch mit der Band. Das drücken wir ja auch in unseren Texten aus. Wir versuchen uns durch die ganzen Aktionen gegenseitig zu stärken, ein positives Gefühl zu vermitteln und sagen: „Hier geht noch was. Ihr seid nicht alleine.“ Also selbstbewusst nach vorne gehen. Das hilft und ist effektiv. Und mit dem Satz von Nietzsche kann man auf jeden

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INTERVIEW

Fall kommen. Der passt da sehr gut rein in unser Lebensgefühl in M/V und unterstreicht unsere positive Herangehensweise ans Leben, trotz des starken Gegenwinds. GRINGOZ: Eure neue Platte enthält natürlich auch die ein oder andere politische Note – wie würdet ihr den Nachfolger von „Bleiben oder gehen“ im direkten Vergleich beschreiben? CHRISTOPH: „Sturm & Dreck“ ist etwas unmittelbarer und direkter in vielen politischen Aussagen, als „Bleiben oder gehen„ es war. Zudem auch positiver darin. Damit will ich aber die politischen Aussagen auf „Bleiben oder gehen„ und deren Ausdruck nicht runter reden. Damals haben wir gewisse Aussagen in der lyrischen Form indirekter geäußert, weil wir es so gefühlt haben. Und unsere Grundstimmung war damals auch etwas düsterer. Was natürlich auch spannend ist und rüber kommen muss. Ich bin da sehr stolz auf unsere Lyris auf „Bleiben oder gehen“. Unsere Texte stammen immer direkt aus uns selbst und unseren Erfahrungen und Erlebnissen die wir machen. Das hatte dann dieses mal eine für mich sehr wertvolle Unmittelbarkeit und Direktheit in den Texten und ist in vielen Texten dann mit Absicht einfach gehalten in der Lyrik. Halt auch, weil wir das so gefühlt haben. Durch diesen Vorgang und die unmittelbaren sehr persönlichen Geschichten versuchen wir immer höchstmöglich authentisch und ehrlich zu sein. Es ist ein bisschen wie ein Tagebuch. Es scheint so, als wenn das viele Menschen berührt. Das ist natürlich was sehr schönes. Die Texte entstehen aus uns und unseren Reflektionen der gemachten Erlebnisse. Wie immer ist es auch auf „Sturm & Dreck„ ein Mix aus persönlichen, politischen Texten, die oft ineinander wirken und nicht voneinander zu

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trennen sind. Sehr hautnah ist das zu erkennen in „Suruc“ oder „Angst frisst Seele auf“. Persönlich und höchst politisch zugleich. GRINGOZ: Werfen wir einen Blick auf die aktuelle Tracklist von Sturm & Dreck, fällt uns direkt der Song „Angst frisst Seele auf“ ins Auge – könnt ihr zu diesem uns was erzählen? CHRISTOPH: Diesen Song hat Monchi für Katharina König-Preuß geschrieben und er soll ihr und im allgemeinen Menschen Kraft geben die in ihrem Kampf gegen Nazis immer wieder bedroht und angegriffen werden. Der Song setzt sich auch mit der großen eindringlichen Frage der Angst auseinander. Angst ist da und menschlich. Wir wollen uns von ihr aber nicht lähmen lassen. Katharina ist eine sehr gute Freundin von uns und arbeitet im NSU-Untersuchungsausschuss mit. Sie macht da sehr starke Arbeit für die Aufdeckung von Nazistrukturen und geht den Nazis gehörig auf den Sack. Davor haben wir sehr viel Respekt. Sie wird oft bedroht von Nazis und bekommt auch Morddrohungen von diesen Schweinen. Der traurige Höhepunkt dieser Drohungen war ein Song einer Neonaziband namens „Erschießungskommando„. In diesem Song singen die Nazis davon, wie sie Katharina umbringen. Unser Song „Angst frisst Seele auf„ soll ihr Kraft geben, Mut machen und versuchen einen Umgang mit solchen stark belastenden Erlebnissen auf künstlerischer Ebene zu finden. GRINGOZ: Was sind eure persönlichen Favoriten Songs auf dem Album? CHRISTOPH: Wir sind wirklich sehr von allen zwölf Songs auf „Sturm & Dreck“ überzeugt. Wir mögen sie alle. Jeder hat aber bestimmt ein paar Gringoz-Magazine


Favoriten, ganz normale Sache und halt völlig subjektiv. Bei mir sind es „Alles anders“, „Zuhause“ und „Dreck der Zeit“. Liegt wahrscheinlich daran, weil ich für alle drei den Text geschrieben habe und ich von diesen überzeugt bin. Musikalisch liebe ich die drei genannten Songs natürlich auch. Wie gesagt: schwierig, weil alle stark sind, wie ich finde. GRINGOZ: Nehmen wir an, ihr könntet ein „Feine Sahne Festfilet“ Festival (oder halt die zweite Auflage von Wasted in Jarmen Open Air) gestalten, mit euch im LineUp natürlich, wie würde dieses Auflage aktuell nach eurem Geschmack aussehen? CHRISTOPH: Naja, also das „Wasted in Jarmen“ Festival haben wir jetzt ja schon zwei mal organisiert und es war beide Mal wundervoll und richtig geil. Also, es steht zwar noch nichts fest, aber wenn dann würden wir wieder ein drittes Mal das „Wasted in Jarmen“ Festival veranstalten mit vielen tollen Bands und weiteren Attraktionen. Wie die Jahre zuvor, bloß halt wieder etwas größer und anders. Das wäre dann das optimale „Festfilet“. So würde das aussehen.

ist, außer halt für Nazis, Rassisten und menschliche Arschlöcher. Darum geht’s in der Message. Das „Jamel rockt den Förster“ macht das ähnlich. Klar, sind Festivals immer Orte des Hedonismus und das ist auch gut so, aber wenn so viele Menschen zusammen kommen, gilt es sich auch auf politischer Ebene auszutauschen. Immer eine super Möglichkeit um Inhalte rüber zu bringen. Wir haben immer auch Vorträge im Programm und füllen das Programm des Festivals immer wieder auch mit politischen Aktionen. GRINGOZ: Wie sieht 2018 in einer groben Zusammenfassung für euch aus? CHRISTOPH: Ich kann zwar nicht hellsehen, aber wir werden als Band ein spannendes und aufregendes Jahr haben. Wir werden wahrscheinlich viel erleben auf künstlerischer und politischer Ebene. Tolle Touren mit dem Album, ein starker Festivalsommer. Sowieso einen schönen Sommer. Viel politischer Struggle. Man wird sich oft auf der Straße wieder treffen, um gegen rassistische Zustände und Nazis vorzugehen. Offensiv uns selbstbewusst natürlich. Das Jahr wird ganz nach unserem Albummotto: Stürmisch und dreckig in allen Lebenslagen. Positiv, wie auch negativ.

GRINGOZ: Findet ihr es wichtig, wenn Festivals außerhalb eines LineUp´s auch eine gewisse Message dem Publikum vermitteln? Beispiel hierfür wäre ganz klar das Jamel rockt den Förster Festival. CHRISTOPH: Ja, selbstverständlich finden wir das wichtig. Das haben wir ja mit dem „Wasted in Jarmen“ Festival die letzten Jahre immer gemacht. Auf dem Land Kultur schaffen und rechte Hegemonien brechen. Ein vielfältiges und linkes großes Festival auf dem Dorf schaffen, was für alle offen Gringoz-Magazine

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INTERVIEW

ANDRÉ WELLMANN

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„Mein Name ist André, 30 Jahre alt und stamme ursprünglich aus Obererbach und bin in erster Linie für für das Booking auf dem Pell-Mell Festival zuständig. Am Festival selbst übernehme ich dann auch die Bandbetreuung.“

Es ist immer wieder eine Ehre, über lokal bekannte und im Herzen wachsende Festivals zu bereichten. So traf es sich ganz gut, dass wir seit diesem Jahr als Medienpartner das Pell-Mell Festival präsentieren dürfen. Um unseren inneren Stolz mal ein bisschen runterzuschrauben haben wir uns mit Organisator André Wellmann getroffen und mit ihm mal etwas über das Pell-Mell Festival sowie den ganzen Zauber, der vor und nach dem Festival vonstatten geht gesprochen. Rausgekommen ist ein sehr informatives Interview, welches Festivalisten unter euch auf keinen Fall verpassen sollten. Text: Alex Hoppen, Fotos: Diana Hoppen / Pell-Mell Festival

GRINGOZ: Hey André. Was genau bereitet ihr gerade um diese Jahreszeit knapp 7 Monate vor dem Festival vor? Ist ja doch noch ein bisschen Zeit. ANDRÉ: Eigentlich sind wir schon seit ein paar Monaten dran. Im November vergangen Jahres hat die erneute Planung begonnen. Sprich die ersten Anfragen für das Bandbooking sind an die Agenturen raus gegangen. Aber in diesem Jahr sind auch viele weitere Teams (wir unterteilen das in Hauptbereiche) bereits unter Hochdruck an der Arbeit. So z.B. die Sponsoring-Akquise, das Camping-Team etc. GRINGOZ: Wie hat das ganze denn angefan-

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gen? Das Pell-Mell Festival hat ja doch schon einige Jahre und ein Jubiläum hinter sich. ANDRÉ: Das stimmt. In diesem Jahr feiern wir unseren 13. Geburtstag. Vor dieser Zeit, sind wir als junge Kerle selbst auf den regionalen Festivals (Out Of Ordinary z.B.) gewesen und dachten irgendwann, wir könnten auch so etwas organisieren. Erprobt wurde das Ganze in zwei Rock-Nächten u.a. mit den legendären Bubonix in der Erbachhalle. Getragen von dem Erfolg gings dann ans Open Air, welches – gelinde gesagt – miserabel verlaufen ist. Kaum Besucher, Regen und Kälte (es waren abends um 22 Uhr so um die 5 Grad im Sommer und die wenigen Leute die da waren sind nach hause). Ein Festival war dann eben doch was Gringoz-Magazine


anderes. Aber, wir wollten uns nicht so schnell unterkriegen lassen und haben es im darauf folgenden Jahr (u.a. mit Jupiter Jones – damals kannte sie noch keiner) noch einmal versucht. GRINGOZ: Gab es Situationen, in denen ihr sagtet „Das war´s jetzt, wir hören zur nächsten Saison auf.“ – falls ja: Was sind die Gründe hierfür? ANDRÉ: Ungefähr 13 Mal (lacht!), ja. Das, was wir tun, machen wir in unserer Freizeit. Alles ehrenamtlich und aus Spaß an der Sache und der Musik. Wenn man dann nach 9–10 Monaten Arbeit mit einem dicken Minus aus dem Festivalwochenende raus geht, ist das mehr als demotivierend. Man sucht nach Gründen, findet eventuell auch welche, aber kann sie gar nicht abstellen. Das soll nicht heißen, dass wir immer Minus gemacht haben, aber uns ist durchaus klar, was es heißt, in einem Jahr zusätzlich Veranstaltungen machen zu müssen um ein Polster aufzubauen. GRINGOZ: Was war für dich persönlich das absolute Highlight auf dem Pell-Mell Festival? Nicht mal auf Bands bezogen, sondern eher vom Festival her. ANDRÉ: Da gibt es tatsächlich viele kuriose Geschichten, welche auch irgendwie zu einem Highlight wurden. An eine kann ich mich sehr gut erinnern: Wir haben im Ort eine ältere Dame (damals sicher schon um die Mitte 70) welche am

nahegelegenen Friedhof am Grab ihres Mannes die Blumen pflegte und danach in Richtung Campingplatz pilgerte. Was keiner ahnen konnte war, dass sie eine Flasche Westerwälder Kümmel dabei hatte und diesen fleißig an die Camper verteilte, welche sichtlich einen riesen Spaß an der Aktion hatten. GRINGOZ: Gab es in den letzten Jahren als Organisator des Ganzen die ein oder andere Erinnerung, die dich heute noch zum lachen bringt? ANDRÉ: Oh ja! In einer der ersten Jahre lief beim Abbauen Sonntags Mittags Blümchen „Herz an Herz“ über die Festivalanlage. Ein denkwürdiges Ereignis. Man war jung ... und hatte kein Geld ;). GRINGOZ: Wie kann man euch vor und während dem Festival am besten unterstützen? ANDRÉ: Eine gute Frage. Wir freuen uns am meisten darüber, wenn man uns beim Verteilen von Flyern und Plakate unterstützt. Hier haben wir seit ein paar Jahren ein Streetteam, welches uns gut unterstützt, aber auch größer sein könnte. Am Festival selbst sind uns Besucher am liebsten, welche sich nicht unglücklich verletzen oder den Festivalbetrieb „aufhalten“. Aber i.d.R. ist das nicht der Fall. Wir haben nämlich meist durchweg positive Erfahrungen gemacht. GRINGOZ: Wie schafft ihr es überhaupt das nötige Kleingeld, gerade in den ersten Jahren für die Bands aufzutreiben?


INTERVIEW ANDRÉ: In den ersten Jahren haben wir tatsächlich privat jeder 300 € als Vorschuss geleistet um überhaupt Wechselgeld zu haben oder eben die angesprochenen Bands direkt am Festival bezahlen zu können. Das ist Gott sei Dank nicht mehr nötig. GRINGOZ: Und heute mit einem erfolgreichen Multi Festival ist das stressigste an der ganzen Sache das Aussuchen der Farbe für den nächsten Benz? Einigen Festival wird ja tatsächlich vorgeworfen, mit den Ticketpreisen zu übertreiben und sich das alles selbst in die Tasche zu stecken – was genau beinhaltet denn dieser Ticketpreis? ANDRÉ: Muahahahaaa! Wie bereits erwähnt ist das alles verdammt knapp kalkuliert. Man möchte natürlich nicht drauflegen, aber reich wird man ganz sicher nicht an solch einem Festival wie unserem. Wenn mal etwas hängen bleibt wandert das 1:1 in das nächste Jahr. In unserem Fall

beinhaltet es einfach alles: von der Band über ein Baustromaggregat bis hin zu den Dixi-Toiletten. GRINGOZ: Wie stehst du zu Regionssperren? ANDRÉ: Tja, ein leidiges Thema. Leider hat es uns tatsächlich schon häufiger getroffen, man mag es kaum glauben. Wenn aber in einer Mail einer Agentur XY steht, dass man die Band wegen des Festivals XY nicht bekommen kann, ist das echt frustrierend. Aus wirtschaftlicher Sicht für mich nicht mal nachvollziehbar, da eine Band die auf einem großen Festival um drei Uhr Mittags spielt, bei uns Headliner wäre und sicher keine 10 Leute davon abhält zu einem großen Festival zu gehen. Wie dem auch sei, großes Festival, großer Einfluss, die Preise steigen. Dem muss man sich leider beugen und schränkt die Auswahl von Jahr zu Jahr mehr ein. GRINGOZ: Die Kommunikation zwischen Festival Orga und dem Publikum ist oft nur auf Social Media Basis gegeben/möglich. Wir geben dir hier nun in Farbe die Chance, direkt was an eure Besucher zu richten als letzte Worte ;). ANDRÉ: Dann möchte ich versuchen einen Mythos zu beseitigen: Das Pell-Mell Festival wird NICHT von den Organisatoren des Tells Bells organisiert :) Wir haben die Jungs und Mädels sehr lieb, aber das Pell-Mell hat nichts mit Villmar zu tun. Spaß bei Seite: wir freuen uns jedes Jahr aufs Neue über die immer weiter wachsenden Zuspruch und Interesse an unserer Arbeit. Das entlohnt dann doch ein bisschen für die Mühen in den vorangegangen Monaten.



MASSENDEFEKT Ja sind die Jungs von Massendefekt denn wahnsinnig?! Nicht nur, dass es sowieso schon im Februar viel zu kalt ist, da veröffentlichen die Düsseldorfer doch tatsächlich noch ein Album mit dem Namen Pazifik – einer der Orte, an die wir aktuell am wenigsten denken möchten! Wobei die Platte durchaus im Kopf bleibt (mehr dazu lest ihr in unserem Review). Wir haben uns vor der anstehenden Tour mit Frontmann und Songwriter Sebastian Beyer (ab hier Sebi) noch mal ausgetauscht, auf einen heißen Kaffee natürlich.

Text: Alex Hoppen, Fotos: Christian Thiele

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GRINGOZ: Bevor ihr euch da draußen in der Kälte durch die Städte spielt, wie geht es euch jetzt gerade? SEBI: Wir proben noch ein bisschen, wir hatten bisher die neuen Nummern noch gar nicht so oft gespielt. Ansonsten hab ich noch ein paar Promo Termine für das aktuelle Album und das war´s auch schon. Quasi Promo und Proben ist gerade angesagt (lacht). GRINGOZ: Ihr habt vor kurzem euer Musikvideo zum Track „Pazifik“ raus gehauen, welcher die Story von „Schlechter Optimist“ weitererzählt. Wie kamt ihr überhaupt auf die Idee so eine Storyline aus verschiedenen Songs zu spinnen? Gringoz-Magazine

SEBI: Als aller erstes hatten wir einfach Bock mit ICONOGRAPHIC zusammenzuarbeiten, da ich ein riesen Fan von deren Projekten bin. Als der Kontakt zustande kam, hab ich mich mit Michi von ICONOGRAPHIC zusammengesetzt und ihm vorgeschlagen, dass wir vor Release noch zwei Musikvideos veröffentlichen möchten und ob wir das hinkriegen. Der war sofort Feuer und Flamme und nach einem kurzen Brainstorming war die Story auch schon grob da und dann nahmen wir das in Angriff. GRINGOZ: Du sagtest gerade zwei Songs, hört die Story dann nach dem Song „Pazifik“ auf oder wird das ganze noch irgendwie weitererzählt? So wäre das ja schon ein krasser Cliffhanger.

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SEBI: Das Ende kann man sich halt aussuchen, da kann jeder für sich entscheiden, ob es eher gut oder schlecht ausgeht. Oder vielleicht machen wir auch noch ein drittes, müsste ich mal vorschlagen. Aber eigentlich ist nach dem zweiten Musikvideo Ende.

che Sachen immer zum Vorschein oder vom Aufbruch, das sind so Themen die beim Schreiben einfach stetig einem in den Sinn kommen. Aber grundsätzlich standen diese beiden Songs wie gesagt für sich und als es dann zu der Idee mit den Videos kam, merkten wir, dass wir die beiden ganz gut verbinden können.

GRINGOZ: Also aktuell hätten wir mehr Bock auf ein drittes Video, als auf Star Wars Episode 9.

GRINGOZ: Könntet ihr euch denn vorstellen, ein Konzeptalbum aufzunehmen?

SEBI: (lacht) Ja mal kucken, vielleicht ist die ganze Story auch nicht so ganz rübergekommen. Da wir bei der Produktion aktiv beteiligt waren, wissen wir natürlich, was wir uns an welcher Stelle so dachten, daher erscheint das für uns halt rein logisch, dass es so endet, wie es nunmal endet. Vielleicht müssen wir da echt noch ein bisschen was dranhängen – mal schauen.

SEBI: Bin ich auf jeden Fall ein Fan von und wäre sofort dabei, wenn die Story dahinter stimmt! Das erinnert mich an das geniale Konzeptalbum American Idiot (2004) von Green Day. Oder Life of Agony hatten als Debüt damals auch ein sehr geniales Konzeptalbum. Ich muss unbedingt mal kucken wie die anderen Jungs dazu stehen aber ich persönlich hätte Bock drauf.

GRINGOZ: Du meintest, die Idee zu den zwei Musikvideos kam erst nach den Aufnahmen zum aktuellen Album, war es also nicht von vornherein klar, dass diese zwei Songs auf einer bestimmten Ebene zusammenhängen?

GRINGOZ: Noch mal zum aktuellen Album zurück: Gibt es so Tracks, die du unbedingt jedem ans Herz legen würdest?

SEBI: Ja genau. Jeder Song steht auf Pazifik so für sich. Es gibt natürlich immer wiederkehrende Themen, wie bei fast allen Bands, oder um es zusammenzufassen: Eigentlich singen wir ja eh immer über das Gleiche ;). Da kommen persönli-

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SEBI: Ich finde „Schlechter Optimist“ sowohl musikalisch, als auch vom Gesangsstil her sehr gut. Wenn man politisch angehauchte Musik hören will, kann ich „Zwischen Löwen und Lämmern“ empfehlen, und „Pazifik“ selber finde ich auch sehr gelungen. Das wären so meine Top3.

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GRINGOZ: Wie kam es denn zum absoluten Kontrastsong auf der Platte namens „In/die Hölle“?

GRINGOZ: Geht´s denn nach der Tour noch auf Festivals oder heißt es dann erst mal aufwärmen für euch?

SEBI: Wir hatten einfach Spaß. Wir wollten einfach mal wieder wie früher eine Spaßnummer. Einfach ein bisschen Selbstironie rein und abgehen. Auf so was hatten wir halt Bock und es war auch echt ein sehr lustiger Tag im Studio. Wir schrieben den Text zum Song wirklich an einen Tag und ich glaube wenn man uns freien Lauf gegeben hätte, wäre das Endergebnis noch viel schlimmer ausgefallen (lacht).

SEBI: Auch in Sachen Festivals kommt noch was, da darf ich aber leider noch nichts verraten. Aber bis zu einer Ankündigung hierzu wird es nicht mehr lange dauern.

GRINGOZ: Ende Februar steht wieder eure Traditionelle Album-Release-Show an, welche wie bereits beim Vorgänger auf einem Schiff sich abspielt. Wie kam es denn dazu? SEBI: Ganz einfach, die letzte Release Show hat richtig Spaß gemacht, wodurch eigentlich relativ schnell klar war, dass wir für Pazifik wieder auf einem Schiff spielen wollen. Es passt halt auch wirklich perfekt zum Albumtitel Pazifik. GRINGOZ: Sagen wir mal es gäbe keine Grenzen bei so einer Aktion: Wie würde die Release Show zum nächsten Album aussehen? Jetzt wollen wir aber mal die Vision von einem Traumgig hören! SEBI: Lass das ganze doch mal auf so einen Dampfer oder einem großen Kreuzfahrtschiff stattfinden, keine Ahnung. Auf der AIDA vielleicht, so eine Woche Release Party am Stück, das wäre geil! GRINGOZ: Alle Alben in voller Länge bitte! Kommen wir von der Kreuzfahrt nochmal zurück zur anstehenden Tour, nach eurem Release Gig geht es im März und April ja auf große Tour mit den Killerpilzen und Korsakow, freut ihr euch denn schon auf die kommenden Shows? SEBI: Ja natürlich. Die eigene Tour ist immer geil, man hat einfach Spaß mit den Bands und den Freunden in den verschiedenen Städten und natürlich das erste Feedback der Fans auf die neuen Songs. Wir freuen uns natürlich auch die Killerpilze als Support begrüßen zu dürfen, auch wenn die leider noch ein bisschen Probleme mit ihrem Image haben, das hängt denen noch ein bisschen hinterher, dennoch eine großartige Band! Gringoz-Magazine

GRINGOZ: Ihr seid ja quasi Teil der düsseldorfer Antwort auf die Big 4 (Metallica, Megadeth, Slayer, Anthrax) – nur dass es in eurem Fall Rodgers, Massendefekt, Broilers und Die Toten Hosen sind. Wie wäre es denn mal mit einem gemeinsamen Konzert? Die düsseldorfer Big 4!? SEBI: Joah also ich wäre dabei! Das ist ja mittlerweile schon eine eigene Bewegung bei uns, also das Genre düsseldorfer Punkrock existiert wirklich und wir sind natürlich stolz darauf, Teil dieser Gruppierung zu sein. GRINGOZ: Kommen wir zum Schluss zu eurem Jahresabschlusskonzert, dieses findet traditionell in Düsseldorf statt und erinnert uns spontan an den X-Mas Bash der Emil Bulls in München. Hättet ihr auch mal Bock euer Abschlusskonzert in Form eines Festivals auf zwei Tage verteilt zu veranstalten? SEBI: Dafür wäre ich vollkommen offen, aber ich bin jetzt erst mal froh darüber, dass wir den nächsten Schritt wagen und mal eine größere Halle zum Jahresende bespielen. Da haben wir schon ein wenig schiss vor. In Form eines Festivals das ganze zu Veranstalten klingt auch wirklich nicht schlecht, gerade weil man ja mit den Jahren so viele befreundete Bands kennengelernt hat mit denen man gerne die Bühne teilt. Wieso also nicht einfach mal zwei Abende mit denen gemeinsam feiern?

aktuelle cd: pazifik 33



FJØRT Spätestens mit seinem aktuellen Album „Couleur„ hat sich das Aachener Dreiergespann FJØRT an die Speerspitze der Post-Hardcore-Szene im deutschsprachigen Raum katapultiert. Wir trafen mit Chris Hell (Gesang, Gitarre) und David Frings (Bass, Gesang) zwei Drittel der Band vor dem ausverkauften Konzert der kürzlich vergangenen „Couleur„-Tour in Stuttgart, um über das FJØRT’sche Geheimrezept, den Entstehungsprozess der neuen Platte und den Status quo von „unbequemerer Musik“ [sic] in Deutschland zu sprechen. Text: Linda Kasprzack, Fotos: Jannik Holdt, Andreas Hornoff

GRINGOZ: Ihr habt vor nicht allzu langer Zeit euer neues Album veröffentlicht, das ziemlich erfolgreich war – sowohl in den Charts als auch die Kritiken waren eigentlich durchweg positiv. Ihr seid auch aktuell auf Tour, wo fast jede Stadt mittlerweile ausverkauft ist. Wie fühlt sich das für euch an? Und vor allem: Glaubt ihr, dass das schon die Spitze des Eisbergs ist oder dass da noch viel mehr auf euch wartet? CHRIS: Das ist natürlich alles total fantastisch für uns, also dass wir gerade hier sowas machen dürfen. Dass wir jetzt auf Tour sind und in Läden fahren, wo wir wissen, der Laden ist voll und Leute kommen, die Bock haben, ’ne Show von uns zu sehen. Aber Dinge wie solche Charts-Sachen interessieren uns ja eigentlich gar nicht. Also das ist ja nichts, wo du denkst „Boar, das wär mal cool„ oder so. Das ist so ’ne Sache, die halt passiert. Das Schöne daran ist einfach, dass du merkst, dass Leute, die harte, unbequeme Musik supporten wollen halt auch Platten kaufen. Und das ist ein super schönes Signal für Bands wie uns, also aus unserem Genre. Was einfach nicht selbstverständlich ist, dass das so weit… ja, nicht in den Mainstream geht, aber einfach viele Leute das supporten. Und das ist echt toll. Wir genießen das sehr auf dieser Tour, dass es jetzt so fantastisch ist. Wir spielen jetzt schon größere Läden, als wir es letztes Mal gemacht haben und die sind jetzt irgendwie auch voll. Man kann das gar nicht so richtig packen. Wenn das so weitergeht, wär das natürlich toll, aber man denkt da jetzt nicht „Boar, wie kann das jetzt noch weitergehen?„ oder so. Gringoz-Magazine

Für uns ist das erst mal krass, wahnsinnig toll und wir genießen das jetzt gerade sehr, dass wir einfach ’ne echt tolle Zeit haben. GRINGOZ: Ich hab das auch in einem anderen Interview gelesen, dass ihr euch da so drüber freut, weil es einfach ein Erfolg für harte Musik in Deutschland allgemein und ein echt cooles Zeichen ist. DAVID: Wir hatten jetzt so ein Loch in dieser etwas unbequemeren, geschrienen Musik und das hatten wir auch mitgekriegt. Wir spielen schon lange in Bands, die auch teilweise härtere Musik machen und es gab dann ich glaub so vor fünf oder sechs Jahren das richtige Tief, wo alle nur noch auf elektronische Klänge gestanden haben. Und gar nicht mehr dieses wirklich beschäftigen mit Musik abgegangen ist. Im ganz tiefen subkulturellen Bereich immer irgendwie, aber um im subkulturellen Bereich mitzuspielen, musst du dich schon sehr gut und sehr tief informieren können. Das ist bei manchen einfach nicht so, die die Leute einfach nicht kennen oder so. Da gibt’s blöd gesagt ganz viele Leute, die sagen „Rock sind für mich Die Toten Hosen„. Und es ist schön, dass diese härtere Musik von uns jetzt so’n bisschen mehr Anklang findet und dadurch andere Bands diesen Weg dann auch weitergehen. Und dadurch diese Subkultur immer so’n Stückchen näher an die Leute rangebracht wird. Das ist sehr schön. GRINGOZ: Was glaubt ihr denn allgemein, was so euer Erfolgsgeheimnis ist? Oder „Erfolgsgeheimnis„ ist vielleicht das falsche Wort –

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INTERVIEW aber einfach, was das Phänomen FJØRT für die Leute, die euch hören und die zu euren Konzerten kommen, ausmacht? DAVID: Also dieses Wort „Erfolg„, genau wie du sagst, das ist dann glaube ich immer das Wort, wie man es misst, das versuchen wir immer sehr wegzudrängen. Man kann das immer nur bei uns intern in der Gruppe FJØRT beobachten – nimm unsere Crew, die immer mit unterwegs ist, auch noch dazu – dass wir keinerlei Reibereien intern haben. Wir nennen das immer die „Kinderkrankheiten„, die man aus anderen Bands kennt, wenn man sich über Songs streitet, über Strukturen von Songs, über Videos und so. Manchmal hat man einfach verschiedene Meinungen. FJØRT ist in sich geschlossen – inklusive Label, Booking-Agentur und Crew und vor allem bei uns im Kern der Band – einfach kompromisslos auf einer Linie. Wir müssen uns nicht kaputt machen an Kleinigkeiten. Wenn so’n Riff kommt bei uns im Songwriting dann sagen wir „Boar, das trifft uns alle direkt„ oder halt nicht. Wir debattieren wenig und geben diesem Projekt auch viel Zeit. Es ist ja auch nicht so, dass alles einem zufliegt. Wenn man zum Beispiel ein geiles Video drehen will, muss man sich vorher Gedanken machen. Ich glaub, das merken die Leute dann live. Die merken, dass wir sehr behutsam mit diesem ganzen Ding umgehen und daraus dann diese Energie kommt. Ich glaub, es interessiert dann Leute auch einfach, wie das live aussieht und darum kommen dann vielleicht auch so viele. GRINGOZ: Ihr habt ja mittlerweile drei Alben und zuvor eine EP veröffentlicht – wenn ihr mal so auf das Gesamte zurückblickt, was würdet ihr sagen ist das Album, das der bisherige Meilenstein eurer Geschichte ist oder vielleicht auch so ein Wendepunkt für euch war? CHRIS: Eigentlich ist bei uns der Prozess des Platte schreibens und aufnehmens immer derselbe – und zwar, dass wir alles da rein legen, was wir haben zu diesem Zeitabschnitt. Ich würde irgendwie keins der Alben aus Bandsicht hervorheben, weil es für uns einfach alles sehr wichtige Songs sind. Also ja, ist schwer zu sagen. Ich glaube, es war für uns natürlich nochmal ein großer Push oder eine schöne Sache, dass wir mit „Kontakt„ [zweites Album von FJØRT, Anm. d. Red.] bei Grand Hotel Van Cleef [Label der Band, Anm. d. Red.] untergekommen sind, was natürlich einfach ein riesiger Multiplikator ist. Dann hören

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dich halt auf einmal noch ein paar mehr Leute. Das ist ja immer das, was du als Band gerne möchtest mit deiner Mucke. Erstmal muss sie ja jemand überhaupt hören, bevor er sich ein Bild davon machen kann. Ob es dann gefällt oder nicht, aber dass es überhaupt an Leute herangetragen wird, das vereinfacht es natürlich immens. Das war natürlich super für uns und da haben wir auch so einen kleinen Step gemerkt, dass dann

mehr Leute kamen, die das gehört und mitgekriegt haben und dann eben gesagt haben „Ey, ich find das gut„. Das ist natürlich ’ne tolle Sache. GRINGOZ: Ihr habt für „Couleur„ das erste Mal mit einem Produzenten, Philipp Koch von Heisskalt, zusammengearbeitet. Wenn ihr den Entstehungsprozess von diesem Album und euren Platten davor vergleicht – habt ihr für euch herausgefunden, was ihr besser findet oder womit ihr besser bzw. einfacher arbeiten könnt? Also mit oder ohne Produzent? DAVID: Wir arbeiten denke ich immer sehr im abgeschlossenen Bereich an Songs, also wir Drei zusammen. Lassen da auch ganz, ganz lange überhaupt keinen rein. Also auch nicht das Label oder irgendwelche engeren Freunde. Das ist für uns immer unser privates Baby, was gebaut wird, wenn wir Songs schreiben. Wir haben irgendwann mitgekriegt, dass Phil produziert und sehen ihn in diesem Bereich, den wir machen, als sehr, ich nenn‘ es jetzt mal blöd gesagt „belesen„ an. Er hat ein Gefühl für Melodien, ein Gefühl für Akkorde, Gringoz-Magazine


ein Gefühl für Härte. Für uns war es glaube ich im Schreibprozess der Platte einfach sehr wichtig, noch eine weitere Person von außerhalb dabei zu haben, der wir auch einfach mal unsere Demos, die dann schon relativ fertig produziert sind, geben und sagen „Ey, was hältst’n davon?!„. Dieser Spiegel war ganz gut. Dass Phil in manchen Bereichen zum Beispiel sowas gesagt hat wie „Ey, das ist ein mega geiler ausladender FJØRT-Part,

also weil ihr wusstet, dass er geile Sachen produzieren kann? DAVID: Ich denke mal der Hauptfaktor war die Freundschaft und auch die Anerkennung seiner Leistung in der Band Heisskalt. Wir haben keine Ahnung in dem Bereich wer produziert und wer was kann, wir haben immer Songs selber gemacht. Wir haben gesagt, wenn wir mal jemanden mit reinnehmen, der dann im Prinzip eine gleichwertige Stimme hat, dann jemanden wie Philipp, der so dabei ist. Ob Philipp jetzt bei der nächsten Platte auch mitarbeitet oder ob wir es komplett alleine machen… Also das sind immer so Sachen, die sich entwickeln, aber die Arbeit jetzt war sehr erfolgreich. Sehr befriedigend. (lacht) GRINGOZ: „Couleur„ wird aktuell von vielen als eine der wichtigsten Post-Hardcore-Platten gehandelt. Was ist denn für euch persönlich momentan die wichtigste Platte oder auch die wichtigste Band, wenn ihr euch vielleicht nicht auf ein Album festlegen könnt?

der dauert anderthalb Minuten, aber für mich braucht der Song diesen Part nicht„. Man verläuft sich manchmal in seinen eigenen Songs. Dann haben wir das als Spiegel bekommen und überlegt, ob wir den Part brauchen oder nicht, haben es gegengehört und dann war es auch wieder so eine 50/50-Entscheidung, ob wir sagen „Okay, lass uns mal den Weg gehen„ oder „Nee, laber mal Scheiße„. Phil hat dann auch teilweise bei Texten gesagt, dass er es etwas zu poetisch an der Stelle findet und wir dann so „Ja, aber das gehört da hin„. Also ich glaub dieser Spiegel und dieses zusammen erarbeiten von Sounds im Studio war sehr erfolgreich mit ihm. Und es ist ein super geiler Typ, der auch über die Maße hinaus im Studio gearbeitet hat. Phil hat wie wir alle 16-Stunden-Tage gemacht. Wir haben uns 14 Tage lang in Rage aufgenommen im Toolhouse Studio. Da kann man vor ihm nur den Hut ziehen. Guter Typ einfach. GRINGOZ: Kam die Zusammenarbeit über die Freundschaft, weil ihr ja auch privat mit Heisskalt befreundet seid, zustande oder wirklich nur aus diesem Produzenten-Aspekt heraus, Gringoz-Magazine

DAVID: Wir sind sehr krasse Musik-Konsumenten, also wir konsumieren sehr gerne Musik. Wir finden das auch immer ganz erstaunlich, wenn Künstler sagen können, dass sie jetzt eine Platte schreiben und sich von jeglicher Musik abschotten. Wir hören sehr viel quer durch die Gebiete – ob es Indie-Pop ist, ob es Punk-Rock-Platten sind, Rap-Sachen… Wir sind einfach sehr, sehr offen und dann zu sagen, was sehr wichtig ist… Das ist halt immer die Frage, was so aussagekräftig wichtig ist. Ich glaub aussagekräftig wichtig hat uns persönlich das Album „Europe Is Lost„ von Kate Tempest sehr abgeholt. Das war zum Beispiel ’ne Rap-Platte. Wenn es dann um Melodie-Bögen oder sowas geht, finde ich mich aber nicht bei einer Künstlerin wie Kate Tempest wieder. Da ist man dann eher bei einer Band wie Black Foxxes, die hat uns sehr mitgenommen im letzten Jahr, das ist so ’ne Punk-Rock-Band aus UK. Und auch immer wieder Bands aus dem kleineren, subkulturellen Bereich wie die Jungs von EAST, die wir heute dabei haben. Oder auch die Jungs von ÊTRE oder von Lirr., das waren Platten, die uns sehr abgeholt haben. Und ich glaub durch die Bank die letzte Kettcar-Platte. Das war so ein Album, wo ich dachte „Dass das aus dieser Band jetzt noch rauskommen kann – krass!„. GRINGOZ: Eigentlich hast du, David, schon so

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INTERVIEW ein bisschen darauf hingeführt, aber ich will euch trotzdem nochmal fragen: Wenn ihr an die deutschsprachige Post-Hardcore-Szene und auch erweiterte Post-Hardcore-Richtung denkt, habt ihr da irgendwelche Geheimtipps an Bands auf Lager, die man mal auschecken sollte oder wo ihr sagt, dass da in Zukunft etwas Großes draus werden könnte? DAVID: Viele Bands kommen ihrer Verantwortung sehr nach, diese jungen Bands zu fördern. Zum Beispiel Turbostaat oder Heisskalt. Wir versuchen das, seitdem bei uns viele Leute kommen, genau so zu machen. Sprich Bands, die uns auffallen und die sehr sehr geil sind, aber die keiner auf dem Schirm hat, mit auf Tour zu nehmen. Heisskalt hatte mit Lygo eine Band am Start, die wir auch mega abgefeiert haben. Eine Band aus Köln, die auch sehr neu ist mit sehr Turbostaat-lastigem Sound, ist Hey Ruin. Es gibt so viel zu entdecken in kleinen Läden und das machen immer mehr Leute. Und diese Bands bekommen dadurch immer mehr Aufwind. CHRIS: Ja, das ist immer so. Aber es ist schon cool. Auch, dass zum Beispiel Lirr. nun auch bei Grand Hotel Van Cleef untergekommen sind, ist schön. Da merkst du mal wieder, dass unbequeme Mucke, mit der man sich befassen muss und die nicht einfach ist, trotzdem so eine Plattform hat. Das ist immer sehr schön zu beobachten. DAVID: So soll es weitergehen. Das ist ja das Schöne daran. Es gibt dieses ellebogenmäßige in unserem Bereich nicht. Wir haben das auch so

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kennengelernt in Aachen: Bands, die mehr Leute erreichen, greifen den Kleineren unter die Arme und bringen sie weiter nach vorne. Das ist so ein Prinzip, was total geil ist. Ich weiß nicht, ob das im Pop-Sektor so funktioniert, keine Ahnung. Aber wenn wir die Möglichkeit dazu haben, werden wir das bis auf Ewigkeiten so durchziehen, weil das einfach wichtig ist. Man merkt dann auch die Dankbarkeit von Bands, die EAST-Jungs sind zum Beispiel total geflasht, die spielen heute die dritte Show vor ausverkauftem Haus. Die sind mega happy. Man hat einfach ’ne gute Zeit miteinander. GRINGOZ: Das ist die Hauptsache. – Von unserer Seite aus war’s das nun auch schon, wollt ihr an dieser Stelle noch irgendwas loswerden? Irgendwelche letzten Worte, Grüße, Danksagungen? CHRIS: Einfach vielen Dank an jeden, der Bock hat, mal reinzuhören oder vorbeizuschauen auf ’ner Show. Wir freuen uns immer wieder wahnsinnig über jeden, der kommt und immer, wenn wir neue Gesichter sehen. Also wer Bock hat, checkt’s mal aus, wenn’s gefällt: super, wenn nicht: auch okay. Aber vielen Dank einfach dafür. DAVID: Und Danke auch an euch als Magazin für’s darüber schreiben. Das ist halt auch immer ganz wichtig und wiedermal so ein MultiplikatorFaktor, dass ihr einfach mehr Leuten als wir es können zeigt, was so abgeht da draußen. Ihre Meinung müssen sich die Leute eh selber bilden, aber geil, dass ihr euch die Zeit dafür nehmt.

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SHORT REVIEWS BRDIGUNG | FEINE SAHNE FISCHFILET | DONOTS GREAT COLLAPSE | KING MASTINO | MIKE SHINODA RADIO HAVANNA | STEREO DYNAMITE

BRDIGUNG Zeitzünder Ein Punkrock Album mit dem Namen Zeitzünder und einer Laufzeit von 56 Minuten – wir greifen schon mal vorab und spoilern euch, dass wir da echt schlimmstes Erwartet haben. Bei einer solchen Laufzeit macht nach der Hälfte oftmals die Kreativität schlapp und man hört ab Song 6 das selbe Album nochmal. Dass gerade die Jungs von BRDigung den Zahn der Zeit quasi richtig deuten und eine absolute Überraschung im modernen und vielseitigen Stil abliefern, lässt uns da natürlich vor Freude aufspringen. Schon die Vorgängeralben lieferten mit

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meist über 50 Minuten eine steile Platte, welche sich aber schnell in typischen Punkrock Mustern verfängt und so zwar technisch gut waren, aber sich nie abhoben. Auch wenn man dieses Ziel mit Zeitzünder auch nicht direkt verfolgt hat (wir denken da mit einem Schmunzeln an den Hit Song Mein Lied im Radio), sprudelt das Album doch aus dem typischen Gemisch aus Punkrock und Metal, gepaart mit einigen elektronischen, als auch akustischen Highlights. Das ganze Album wirkt dabei nicht wie das sechste Studioalbum einer Band, die seit 15 Jahren im Geschäft ist, sondern eher wie ein frisches Debüt, welches innerhalb kürzester Zeit in den Clubs der Republik durch die Decke gehen wird. BRDigung zeigen, dass man sich auch heute noch mit modernen Mitteln neu erfinden kann, ohne in den bösen Mainstream zu driften.

FEINE SAHNE FISCHFILET Alles auf Rausch Am 12. Januar erschien endlich das lang ersehnte, fünfte Album von Feine Sahne Fischfilet „Alles auf Rausch“. „Es geht los!“, brüllt Frontmann Monchi im ersten Song „Zurück in unserer Stadt“ des Albums ins Mikrofon. „Wir sind zurück in unserer Stadt, mit zwei Promille durch die Nachbarschaft“ heißt es weiter. Offensichtlich hat sich für die Jungs aus Mecklenburg-Vorpommern nicht allzu viel geändert. Bereits jetzt ist klar, dass dieses Album weit über die Punkszene hinaus für Diskussionen sorgen wird. Persönliche, politische Geschichten und gemeinsame Erlebnis-

se verschwimmen hier miteinander und werden so verarbeitet. „Ich kann immer noch nicht singen und spiel jetzt bei Rock am Ring“, so beschreibt Monchi im Song „Alles auf Rausch“ den für die Band selbst scheinbar überraschenden, eigenen Erfolg. Die Themen mit denen sich die Band auf diesem Album beschäftigt sind für die Fans keinesfalls neu. Es geht ums Saufen, die Provinz und natürlich der Kampf gegen Rechts. Ernste Themen werden dabei mit schlaflosen, versoffenen Nächten kombiniert. Jeder Song trifft genau den richtigen Ton und vermittelt einem sofort das richtige Gefühl. Feine Sahne Fischfilet sind mehr als nur Punk. Die Kraft und Leidenschaft mit der sie sich stark machen und auf jedem Konzert ihre politische Botschaft unter die Leute bringen ist bewundernswert. Sie beschweren sich jedoch nicht einfach nur sondern sind auch beGringoz-Magazine


reit anzupacken , wie sie bereits mit ihrer Kampagne zur Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern „Noch nicht komplett im Arsch“ bereits unter Beweis gestellt haben. Feine Sahne Fischfilet ist aus der deutschen Musikszene nicht mehr wegzudenken.

DONOTS Lauter als Bomben Mit „Lauter als Bomben“ präsentieren die Donots bereits ihr zweites deutschsprachiges Album. Wieder einmal schafft es die Band, die Erwartungen zu erfüllen, die sich die Fans jedes Mal wünschen. Mit Rauschen (auf jeder Frequenz) schickt die Band eine klare Ansage gegen Pegida, AFD und Gringoz-Magazine

Co. und halten uns den Spiegel direkt vor die Nase. Wir hätten uns jedoch gerade in der jetzigen politischen Lage etwas mehr von der Band gewünscht, als nur diesen einen Song. Weil wir gerade wissen, das die Band AFD, NPD und Co. den Kampf ansagt hat und diesen auch kämpft. Mit 13 Songs bieten die Donots wieder einmal eine ordentliche und solide Auswahl an Songs, die neu sind, aber keine großen Überraschungen bieten. Die Songs sind alle unglaublich verschieden. Die neu Scheibe hat ein gutes Mischungsverhältnis zwischen Rockhymnen und poppigen Songs geschaffen, die deswegen aber nicht weniger schlecht sind. Eine Donots- Platte, wie wir sie eben kennen. Experimentierfreudiges finden wir auf dieser Platte vergebens. Wir haben jedoch etwas den Punk vermisst. Aber ist das Album besser oder schlechter als der Vorgänger? Sie hal-

ten ihr Niveau und genau das ist das, was wir wollen.

GREAT COLLAPSE Neither Washington now Moscow ... again Great Collapse gehören zu den wenigen Supergroups in der Musikszene. Die Band bestehend aus ehmaligen und aktuellen Bandmitgliedern von Bands wie Strike Anywhere, Rise Against, Nations Afire & Set Your Goals. Am 26. Januar erschien ihr zweites Studio Album „Neither Washington Nor Moscow…Again“. Die Scheibe befasst sich auf fast 32 Minuten ( 11 Songs ) Spielzeit mit den Thematiken Sexismus, Politik, Rassismus und weiteren The-

men. Alles Themen, die aktueller nicht sein könnten, aber für eine Hardcore/Punk Platte auch kein neues Thema sind. Thomas Barnett (Strike Anywhere) lässt seiner Frustration freien Lauf über das, was aktuell in der Welt alles so tagtäglich passiert und brüllt dieses in den Songs auch heraus. Den Typischen Rise Against und Strike Anywhere Einfluss merkt man sehr deutlich. Jeder der Songs könnte somit auch ohne Probleme von einem der anderen Bands stammen. Aber ist das schlimm? Nein, ganz im Gegenteil es ist vielleicht genau das, was wir wollen? Soliden Punk und Hardcore, den wir so von Rise Against und Strike Anywhere gewohnt sind, aber diesmal eben nur auf einer Platte zusammengefasst. Es erwartet uns nichts Neues. Wie auch schon bei der Vorgängerplatte erreichte es die Band, ein Album zu schaffen, was einfach dazu einlädt, am Wochenende

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SHORT REVIEWS

seinen Lieblingsclub zu besuchen und einfach mal wieder richtig abzumoshen und seinen Frust über die Probleme, die die Welt beherrschen, abzuladen. Great Collaspe halten mit ihrer zweiten Platte das Niveau wie auch bei ihrem Debutalbum „Holy War“. Eine Platte, die solide und gut bestückt mit tanzbaren Songs ist.

KING MASTINO Medusa Mit ihrem mittlerweile fünften Studioalbum rockt das italienische Quartett King Mastino nach wie vor die internationale Alternative und Indie Szene. Fans von verschrammten Gi-

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tarren und kratzenden Gesang kommen hier voll und ganz zum Genuss – und das bei Riffs mit ganz klarem Ohrwurm-Faktor. Allein der Titeltragende Track Medusa hört sich durch seinen Stil so alt und klassisch an, dass er fast ein früherer Hit von den Foo Fighters oder Oasis sein könnte. Grund für solche Hits könnte aber auch das Gespür der Band sein, nach fast 10 Jahren im Business und fünf Alben in der Tasche wissen die Jungs einfach, wie man rockt. Für die große Festivalbühne sind King Mastino leider zu speziell, doch für echte Fans des rauen Rocks kann man diese Band nur empfehlen. Die einzige Deutshland Show der Band ist leider auf der aktuellen bereits gespielt, doch sobald dieser Act wieder in Deutschland auf Tour ist, werden wir euch natürlich darüber wie gewohnt in bester Qualität informieren.

MIKE SHINODA Post Traumatic EP Sieben Monate sind seit dem Suizid von Chester Bennington und den damit verbundenen Anstoß zu dieser EP vergangen. In den letzten Monaten schrieb der Kopf von Linkin Park an dieser EP, in welcher er alles nach dem Tod seines besten Freundes verarbeitet und in einer 100%ig selbstgemachten EP veröffentlicht. Vom Schnitt der Musikvideos, dem Recording sowie Mastering ist hier alles von Mike Shinoda selbst gemacht worden und so ist es für Fans das schönste Mal, was man dem ganzen setzen kann.

Beginnen tut das Ganze mit A Place to Start, einem kurzes Opener Track in dem die offensichtlichen Gefühle des Künstlers dargestellt werden und in die sich wahrscheinlich vielerlei Fans rein versetzt fühlen. Tief sitzt die Wunde bei Linkin Park und wird auch weiterhin schmerzen, doch dieser Song ist ein erstes positives Ergebnis dieses unglücklichen Werdegangs und wird am Ende des Songs mit Ausschnitten aus damaligen Anrufen von Freunden gekrönt, welche Mike ihr Mitgefühl ausdrücken wollten. Over Again widmet sich inhaltlich über den Verlauf der ersten Wochen und Monate und der damit verbundenen Memorial Show Ende Oktober. Doch es ist nicht der Inhalt, welcher für den Song spricht sondern der Klang von Mike´s Gesang – verzweifelte Wut gepaart mit einem Refrain der traurig und wahr zugleich ist bereitet uns Gringoz-Magazine


einen der traurigsten Ohrwürmer der letzten Jahre und eine Gänsehaut macht sich bei jenem breit, der sich auch nur annähernd in diese Situation reinfühlen kann. Mit dem finalen Track Watching As I Fall kommen Fort Minor Fans voll auf ihre Kosten. Deftige Beats mit Ohrwurm Melodie! Auch hier wird die verzweifelte Wut aus Over Again thematisiert. Post Traumatic EP erzählt eine traurige aber dennoch schöne Geschichte – Fans der Band wissen, dass Mike mit dem Schreiben von Songs sein Durcheinander im Leben stets ordnet und er selbst auf Touren damit nicht aufhören kann. Umso schöner ist es, dass Mike uns mit diesen drei Songs an der Verarbeitung der letzen Monate Teil haben lässt. Auch eine Tour soll im Raume stehen, sobald es dazu erste Infos gibt, halten wir euch natürlich auf dem Laufenden. Gringoz-Magazine

RADIO HAVANNA

Songs, aber dennoch hörenswerte. Hier solltet ihr unbedingt in den Song „Phoenix„ reinhören. So ein schöner Song mit einem tollen Text. Alle Songs laden zum tanzen, rebellieren und mitsingen ein. Dafür kommen Radio Havanna auch auf Tour!

Utopia Das neue Radio Havanna Album „Utopia„ ist bereits das sechste Album der deutschsprachigen Punkrock-Band aus Suhl. Insgesamt bietet euch die Platte 12 Songs und ist in zwei Teile aufgeteilt: Teil A und B. Teil A fängt mit dem grandiosen Track „Utopia„ an, welcher den Fans Hoffnung schenken soll! Da sich die Jungs auch aktiv für politische und gesellschaftliche Themen engagieren, geben sie das auch in ihren Songs wieder wie zum Beispiel in ihrem Song „Faust hoch„. Auf der B Seite befinden sich etwas mehr poppige und etwas ruhigere

STEREO DYNAMITE By(e) Default Eigentlich versuchen wir mit unseren Reviews immer aktuell zu bleiben, dass uns in der letzten Ausgabe dann aber doch ein Juwel abhanden gekommen ist, muss natürlich nachgebessert werden – das Ergebnis dazu lest ihr hier. Mit ihrer dritten Veröffent-

lichung in der Hand gehen die Freiburger Musiker gegen jeden Standard vor und vermitteln in ihrer aktuellen EP ein wichtiges aber auch durchaus positives Gefühl: Man kann auch mal entgegen aller Erwartungen diesen trotzen! Zum Glück ist nur der Inhalt der Platte gegen jede Erwartung, denn By(e) Default entpuppt sich als kurzer aber durchaus gelungener Sampler für alles, was von dieser Band hoffentlich dieses Jahr noch kommen wird. Allein das große Feature im Song Judge Us mit Emil Bulls Frontmann Christoph von Freydorf verspricht Fans des härteren Gemüts einiges – doch auch ohne Unterstützung liefert der Rest der EP alles, was das musikalische Herz begehrt. Die Band klingt einfach frisch in ihrem Handwerk und wir hoffen, dass zumindest in einer Sache mit dem Standard vielerlei Bands mitgehalten wird – Jungs: Her mit der nächsten LP!

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LIVE REPORT

ESCAPE THE FATE >> 25.01.2018 – KÖLN – ESSIGFABRIK >> SUPPORT: SHIELDS, SET TO STUN

Redakteur: Alex Hoppen Fotos: Diana Hoppen Wenn der Eyeliner beim Discounter wieder knapp wird, man die alten Emo Shirts von vor zehn Jahren wieder rauskramt und mit Freunden, die man noch aus der alten Zeit in der Szene kennt, auf einem Stück Pappkarton vor einer Konzerthalle auf den Einlass wartet, dann müssen Escape The Fate in der Stadt sein. Regelmäßig steht Deutschland ganz oben als Tourstation bei den US-Rockern, was vor allem für das treue und textsichere Publikum spricht. Vor zwei Jahren spielten die Jungs noch in der Live Music Hall, heute geht es in die Essigfabrik, welche vor allem durch einen breiten Zuschauerbe-

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reich als Konzertbesucher durchaus lukrativer wirkt. Eröffnet wurde der Abends von der Band Shields aus England, welche mit einem modernen Mix aus Metal und Hardcore dem Publikum erste Bewegungen entlocken konnten – leider blieb die große Sause aus und die Menge wirkte größtenteils versteift, was wir heute einfach mal der Kälte und der natürlich schweren Aufgabe als Opener Support zuweisen möchten, denn die Jungs beherrschen ihr Handwerk. Weiter ging es mit einer nicht ganz so leicht zu beschreibenden Band aus den Staaten. Set To Stun beschrieben ihren Musikstil als Sci-Fi-PostHardcore … wir nennen es einfach mal bunt gemischter Sound, der mit einem Schmunzeln beGringoz-Magazine


trachtet werden sollte. Müssten wir dem ganzen einige Beispielbands zuordnen, wäre es eine Mischung aus System Of A Down feat. Thy Art Is Murder incl. Bring Me The Horizon in Kooperation mit KING810 – sowas halt. Entsprechend kam der durchmischte Stil auch beim Publikum an, Fans der Band feierten die erste Live Performance auf deutschem Boden und die die Set To Stun nicht kannten, werden in ein paar Tagen wissen, ob die Band absoluter Schrott in ihren Ohren ist, oder absolut genial. Der Höhepunkt des Abends stand aber noch aus und ließ uns direkt zum Start in nostalgische Gewässer gleiten. Mit This War Is Ours wurde die absolute Klassiker Hymne direkt zum Start in den Ring gehauen und zog das Publikum sofort in den Bann. Auch wenn ein Mütze tragender und leicht gelangweilt wirkender Craig Mabbitt nicht den besten Eindruck lieferte, konnte das die Menge nicht mehr stoppen. Allgemein bestand das Set der Band eher aus Songs des gefeierten zweiten Albums, als aus einem guten Mix der letzten fünf und vor allem dem kommenden Album. Mit nur drei Songs vom im

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Februar erscheinenden Album I Am Human könnte man fast meinen, die Band hatte Angst, vorab diese Songs zu spielen, da das Publikum zu neuen unveröffentlichten Songs nie wirklich mitfeiert – da wurde die Rechnung aber zum Glück nicht mit der ETF Fanbase gemacht. Gerade Songs wie Do You Love Me, welche erst im Dezember als Single erschienen, wurden so Text sicher gebrüllt, wie die Klassiker – absolute Topleistung heute Abend Köln! Dennoch wirkte der gesamte Auftritt eher unauthentich, als wirklich live. Den Stil, der heute Abend hier größtenteils präsentiert wird, vertreten die Jungs optisch schon lange nicht mehr und insgesamt wirkt die Performance eher vorgetragen als „Hey, wie sind jetzt hier und haben Bock auf ne geile Show mit euch geilen Fans!“, das konnten auch Coversongs von Guns N´ Roses und My Chemical Romance (Zufall?) nicht retten – dennoch blieb für Fans der alten Alben kein Wunsch offen und wenn man dem Publikum richtig zuhörte, weiß man, dass auch das kommende Album bereits jetzt gefeiert und in hoffentlich zwei Jahren wieder lauthals mitgesungen wird.

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LIVE REPORT

FJORT >> 30.01.2018 – HAMBURG – KNUST >> SUPPORT: LIRR

Redakteur: Kevin Höfer Fotos: Jana Boese Mit ihrem aktuellen Album „Couleur“ stürmten Fjørt die Charts. Ausverkaufte Hallen & Clubs in ganz Deutschland, der Schweiz & Österreich bespielten sie auf ihrer Tour. Fjørt sind aktuell eine der besten deutschen Post-Hardcore-Bands unserer Zeit. Gestern spielte die Band ihr letztes Konzert der Tour im Hamburger Knust. Natürlich Sold Out. Obwohl das Konzert auf einem Dienstag stattfand, hinderte dies die Band natürlich nicht daran, auch erst um 20 Uhr die Türen zu öffnen und um

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21 Uhr mit dem Programm loszulegen. Um 21 Uhr betrat der Support des Abends, die Flensburg Band Lirr, die Bühne. Obwohl die Band noch relativ jung ist, zeichnet sie sich durch die Präzision aus, wie sie mit dem Publikum und den Instrumenten umgeht. Gewaltiger und brachialer Hardcore Sound, der mit dem gewissen Etwas um die Ecke kommt. Die Band klingt wie eine Mischung aus Fjørt, mit einer leichten Brise von Being as An Ocean und mit der Würze von Baston Manor. Also ein perfekter Opener für Fjørt, auch wenn der Sound echt mal wieder unteririsch war. Dies liegt aber entweder am Knust oder am Mischer, ich weiß es nicht. Die Hoffnung, Gringoz-Magazine


das es bei Fjørt soundtechnisch anders ausgehen würde, wurde leider nicht erfüllt. Die Show, die Band, die Stimmung im Pit und sonst was war grandios, aber der Sound machte das alles etwas kaputt. Immer wieder sucht Bassist David sowohl körperlich wie auch kommunikativ den Kontakt zum Publikum und animiert es. David hat sichtlich Spaß. 16 Songs begleiten uns durch den Abend. Eine gesunde Mischung aus Altem und Neuem. Gerade mit dem Song „Paroli“ wird es gewohnt politisch. Ein Song gegen Rassismus. David spricht zum Publikum und macht uns allen klar, auch wenn Fans von Fjørt es bereits wissen, das wir kämpfen müssen. Nicht auf Facebook , nicht im Internet

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sondern im hier und jetzt. Die glücklichen Gesichter, die die Band an diesem Abend ihren Fans ins Gesicht zaubert, wird man nicht so schnell vergessen. Eine wirklich sympathische Hardcore Band, die man sich immer und immer wieder Live geben kann. Wir hoffen, das Fjort im Sommer viele Festivals spielen werden und auch Ihr in den Genuss kommt, sie einmal Live zu erleben.

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LIVE REPORT

FLOGGING MOLLY >> 29.01.2018 – HAMBURG – „MEHR!“-THEATER >> SUPPORT: SONDASCHULE, VAL SINESTRA

Redakteur: Kevin Höfer Fotos: Jana Boese Der Traum eines Folk-Punk Fan wird wahr! Dropkick Murphys bestätigten letztes Jahr im Oktober, das sie gemeinsam mit Flogging Molly im Februar 2018 auf Tour gehen werden. Leider wurden nur zwei exklusive Shows in Mannheim und Dortmund bestätigt. Aber die Folk-Punk Fans können aufatmen. Denn Flogging Molly bestätigte noch Solo-Termine für Hamburg, Berlin und München. Die Show gestern in Hamburg war auch zugleich der Tourauftakt für Flogging Molly. Als Support

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hatte die Band niemand Geringeres als Sondaschule & Val Sinestra. Val Sinetra eröffneten den Abend. Die Band ist nicht das erste Mal mit auf Tour. Bereits im Spätsommer letzten Jahres war die Band als Support für die irisch-US-amerikanische Band als Vorgruppe mit dabei. Sie heizten dem Publikum ordentlich ein. Vereinzelt merkt man den Fans an, das sie die Band schon von der letzten Tour mit Flogging Molly kannten. Als nächstes war die Ska-Punk Band Sondaschule aus Oberhausen dran und brachte die Meute so richtig zum Schwitzen. Eine explosive Mischung. Deutscher Ska funktioniert eben genauso gut wie Englischer. Kein Wunder, immerhin gibt es die Gringoz-Magazine


Band auch schon gut 20 Jahre. Die Band weiß einfach nach alle den Jahren, vielen Konzerten und Festivalauftritten, welche Knöpfe sie bei der Masse drücken müssen und das funktioniert 1 A. Die Stimmung wird von Minute zu Minute besser. Kein Wunder, die meisten hier sind scharf auf den Headliner und dann ist es endlich soweit. Flogging Molly betraten die Bühne. Das recht ältere Publikum zeigte gleich zu Beginn, das sie ohne Mühe mit den jungen Leuten heutzutage mithalten können. Von Beginn an hatte man nicht das Gefühl, in einer Konzerthalle zu sein. Nein, sondern in einem Pub, einem großen Pub, wo der Schweiß nur so von der Decke tropft, das Bier in Strömen floss und jeder den Spaß seines Lebens

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hatte. Nichts desto trotz hätte man sich Flogging Molly vielleicht doch lieber in einer kleineren Location gewünscht und besser vorstellen können. Ich persönlich finde, die Band passt nur auf Festivalbühnen und in kleine Clubs, aber das ist nur meine Meinung. Der Stimmung tat es jedenfalls keinen Abbruch. Die Band spielte an diesem Abend rund 18 Songs und es waren jede Menge Klassiker wie „Drunken Lullabies“, „Swagger“ und „Within A Mile Of Home“ dabei. Songs, die eben auf keiner vernünftigen Party fehlen dürfen. Flogging Molly waren auch heute eine sichere Investition, wenn es darum geht, einen geilen Abend zu haben. Egal ob Montags oder Samstags. Wir kommen jederzeit wieder gern vorbei.

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TRACK BY TRACK

BLACK VEIL BRIDES Vale Für einfältige Vertreter des härteren Genres sind sie ein absolutes NoGo, für die Kajalindustrie ein riesen Gewinn und für unsere weltoffenen Leser sind es Black Veil Brides, welche sich mit ihrem fünften Studioalbum ein weiteres mal auf die Blogs und Covers dieser Welt mogelt und uns erneut beweist, daß fest verfahrene Genres einfach nicht mehr zeitgemäß sind. Ob das Konzept auch bei Album Nummer fünf zieht, erfahrt ihr in unserem ausführlichen Track-By-Track. Text: Alex Hoppen

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Track 1: Incipiens Ad Finem... Ein simples Intro mit einem 4-Zeiler, welches etwas Spannung aufbaut – mehr nicht.

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Track 2: The Last One... Die Atmosphäre aus dem Intro wird mit Piano und cleanen Gitarrenpassagen übergeleitet, nur um dann in einem groovigen Metal Gewitter aufzugehen, bei dem kein Kopf still bleiben kann. Zusammen mit den typischen Ohrwurm Refrains der Band ein klasse Opener.

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Track 3: Wake Up... Die Single des Albums haut sich nur so durch unseren Gehörgang, bietet aber neben den Singalongs nach vom vorherigen Song wenige Highlights – hält aber die steile Stimmung des Albums weiterhin oben. Das verdächtige Van Halen Solo sollte selbst Kritiker umstimmen. Gringoz-Magazine


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Track 4: When They Call My Name... Etwas zu früh kommt die erste kleine Ballade des Albums, leicht schnulzig aber dennoch gewohnt, arbeitet die Band sich durch einen Song gepaart mit tpyischen Singalongs, Streichmusik und Palm Mute Passagen.

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Track 5: The Outsider... Es geht langsam Richtung Bullet For My Valentine – die Epicness der doppelten Lead Gitarren zusammen mit dem gefundenen Groove der Platte macht diesen Song zu einem der stärkeren der Platte.

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Track 6: Dead Man Walking... Das Meisterwerk des Albums entpuppt sich als 8-minütiges opulentes Softrock Spektakel, welches so auch als finaler Track hätte stehen können. Über ein harmonisches Solo, Streichparts und einer vollen Schippe Atmosphäre kann sich hier jeder Fan freuen. Track 7: Our Destiny... So klingt also Breaking Benjamin auf Black Veil Brides Art. Leicht geklaute gesangliche Melodien, die an ein Tagebuch einer gewissen Jane erinnern, verblassen jedoch recht fix, da die Band mit ihrem Stil den Song auch eine persönliche Note aufdrückt – nur die Klatsch Passagen hätten nicht sein müssen. Track 8: The King of Pain... Was zu Anfang wie der verdammt schlechte Titel eines noch schlechteren Filmes klingt, ist neutral betrachtet leider auch musikalisch kein großes Highlight – wir hätten hier eher mehr Dramatik erwartet statt so ziemlich alles, für was man die Band bereits kennt. Kein wirklich neuer Song. Track 9: My Vow... Wow! Als hätte man unsere Kritik am vorherigen Track gelesen, wird uns hier direkt mal wieder Metal um die Ohren gehauen. Das Tempo wird angezogen und die Luftgitarre wird wieder mal vor den Lautsprechern gezückt – geiler live Track, der auf Platte perfekt das Konzept auflockert.

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Track 10: Ballad of the Lonely Hearts... Keine große Sache, aber auch nicht schlecht. Melodisch geht Frontmann Andy Biersack leider etwas unter bei dem recht taktvollen Zusammenspiel der Band, aber dennoch kein Track, den man überspringen müsste.

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Track 11: Throw the First Stone... Es geht ein bisschen Richtung Stoner Rock (passt sogar zum Titel), jedoch auch nur auf instrumentaler Ebene. Man hat als Hörer langsam das Gespür für die Lieblingsmelodien des Sängers, welche sich leider oft wiederholen.

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Track 12: Vale (This Is Where It Ends)... Mit ihrem letzten Song schafft es Black Veil Brides fast noch mal uns sentimental auf das gesamte Werk zurückzublicken, der gefundene Groove wird mal beiseite gelegt und eine Ballade à la Saviour von vor sieben Jahren geliefert. Nostalgische Fans können das Feuerzeug zücken und sich zurücklehnen.

fazit Die Band aus Übersee hält auch bei ihrem fünften Studioalbum die Zügel fest in der Hand und bringt abermals eine Platte heraus, die zwischen zugänglichen Metal und Post Hardcore sich platziert. Lobend anzumerken ist, dass Vale ohne viel Wiederholung abläuft und abermals die recht große Kreativität der Band offenlegt. Gringoz-Magazine

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MACHINE HEAD Catharsis Wir hatten ja schon ein bisschen Angst davor, das aktuelle Werk von Frontmann Rob Flynn zu bewerten – nicht nur weil dieser sich auf seinen Social Media Kanälen lauthals über jede negative Kritik beschwerrt, sondern weil es verdammt nochmal auch Mastermind Rob Flynn ist – wir trauten uns dennoch diese Platte zu bemustern und sind zu einem klaren Urteil gekommen. Text: Alex Hoppen

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Track 1: Volatile... Trotz überlanger Tracklist wird direkt losgeschossen. Voller Hass arbeitet sich die Band durch diesen Track, welcher inhaltlich an die Demonstrationen in Charlottesville im letzten Jahr erinnern soll.

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Track 2: Catharsis... Ein sehr mutiger und offener Song, welcher atmosphärisch die Stärken der Band hervorhebt. Man merkt, dass dieser Song der wohl bedeutenste der Platte ist und Stärken aus der heutigen Zeit und der eines Beautiful Mourning erinnert.

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Track 3: Beyond the Pale... Der mittlerweile dazugehörige Groove wurde wieder entdeckt und knapp 10x verstärkt auf die Platte gepresst. Track 4: California Bleeding... Es wird rockig – leicht flache Thematik lässt jedoch das gesamte Konzept des Songs verblassen und weist keinerlei Stärken auf. Da rettet selbst die heutzutage als Standard angesehene Härte von langsameren Metal Passagen kein Kind mehr. Gringoz-Magazine


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Track 5: Triple Beam... Wurde hier ein Demo Tape aus den früheren Tagen neu erarbeitet? Es geht wieder mal gen Nu Metal ohne dabei peinlich Oldschool zu wirken. Schicker Kontrast zum Rest der LP.

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Track 6: Kaleidoscope... Kraftvoll geht es weiter und lässt keinen Nackenmuskel still stehen. Zugängliche Refrains runden dabei das Metal Gewitter perfekt ab.

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Track 7: Bastards... Da ist es! Was für Suicide Silence Doris war ist dieser Song für Machine Head – oder auch nicht? Natürlich ist er unüblich Soft aber das experimentelle Folk Experiment glückt und wird von uns als eine perfekte Hommage an Tom Petty gesehen.

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Track 8: Hope Begets Hope... Es geht wie für Machine Head typisch weiter, nur leider ohne große Höhepunkte. Das geniale Solo rettet aber den Track noch mal.

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Track 9: Scream at the Sun... Einer der ersten Tracks, welcher für das Album stand und so klingt er auch. Man kann ihn problemlos den neueren Werken der Band zuordnen, bleibt aber bei der großen Palette an genialen Songs nicht wirklich kleben. Zumal das Wort Scream hier mit Katzengejammer verwechselt wurde.

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Track 10: Behind the Mask... Das Darkness Within von Catharsis – mehr kann man dazu nicht sagen. Wurde alles schon vor drei Alben aufgenommen.

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Track 11: Heavy Lies the Crown... Dieser Song hätte problemlos als Opener dienen können. Historisch als auch musikalisch genial! Ein Konzeptalbum auf acht Minuten gepresst.

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Track 12: Psychotic... So langsam merkt man die gezwungene Überlange des Albums an – bis wir uns überlegten was man dazu schreiben kann war der Song durch – das sagt, denke ich, alles. Oder?

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Track 13: Grind You Down... Ein bisschen Slipknot in den letzten Zügen schadet bekanntlich nie. Gepaart mit den Nu Metal Parts der ersten Songs entpuppt sich dieser Song als einer der stärkeren Tracks.

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Track 14: Razorblade Smile... Absolute Live Hymne! Thrash Fans kommen wieder mal auf ihre Kosten – welcher Oldschool Fan also mit den neueren Songs nicht viel anfangen kann, hat zumindest einmal auf dem Album die Chance aufzublühen.

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Track 15: Eulogy... Die inoffizielle Fortsetzung vom Song Bastards – nur als episches dunkles Outro. Schöner Schluss eines etwas zu lang geratenen Albums.

fazit Irgendwie ähnelt Catharsis einem BestOf Album – es hat so ziemlich alle Ebenen der Band vereint auf eine Überlänge und driftet damit auch gefährlich in poppige und softere Bereiche ab. Trotzdem ist das ganze bei weitem kein Ausverkauf, sondern wirklich experimentell zu sehen. Gäbe es je eine Fanbase zu den Machine Head Alben, könnte jede davon sich irgendwo mit Catharsis anfreunden. Gringoz-Magazine

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GAMES REVIEW

MONSTER HUNTER WORLD

Eine der beliebtesten Action Grinding Spiele für Konsolen auf dem japanischen Markt macht mit seinem neusten Teil wir einmal Schlagzeilen. Der neue Titel Monster Hunter World vereinigt wie der Name schon sagt erstmals die Welten der aktuellen Konsolengeneration und lässt die Reihe in einem modernen Licht mit aktueller Grafik schöner erscheinen als je zuvor. Ob das Großwildabenteuer neben dem optischen auch spielerisch Punkten kann lest ihr bei uns. Text: Alex Hoppen

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Es hätte ja auch einfach mal glatt laufen können. Auf dem Weg in die neue Welt als einer der Top Jäger hätte unser erster Tag doch auch einfach bei einem kühlen Bier unter Gleichgesinnten enden können oder? Stattdessen müssen wir unsere Flotte noch vor Ankunft in der neuen Welt retten, indem wir auf dem Rücken eines gigantischen Lava Monsters balancieren und versuchen das schlimmste zu verhindern. Dabei werden wir natürlich von unserer Gruppe getrennt, nur um später im uralten Wald zu landen und uns durchs Buschwerk Richtung Camp zu schlagen, wobei wir natürlich auch noch einen Haufen Monster umhauen müssen.

auch zurücklehnen und das Spiel als durchgespielt betrachten, für jeden der gerne kompetitiv solche Sachen angeht, geht es hier erst los. Das kann jeder für sich entscheiden. Großes Manko ist jedoch die auf Konsolen abgestimmte Fassung, welche es spätestens im Herbst vielen PC Spielern böse aufstoßen lässt. Egal was man macht, man muss erst mal recht lange Ladezeiten in Kauf nehmen, bevor man überhaupt in ein neues Gebiet oder eine neue Mission kommt. Das zusammen mit der recht happigen Steuerung in Gefahrensituationen tut dem ganzen jedoch keinen Abriss und Fans der vorherigen Teile sollten sich das neue Abenteuer auf keinen Fall entgehen lassen.

Was sich aber danach uns offenbart ist jede Sekunde wert gewesen. Eine wunderschöne Basis, welche kreativ aus Schiffsteilen zusammengebaut wurde und welche von den verschiedensten Jägern bewohnt wird, macht Monster Hunter lebendiger denn je. Von hier aus koordinieren wir unseren Jäger durch verschiedenste Missionen, die meist die Erkundung neuer Gebiete oder das Fangen/Töten gefährlicher Monster beinhaltet. Das klingt auf den ersten Blick nicht sehr variabel, macht aber in der Praxis zusammen mit anderen Jägern super viel Spaß! Vor allem das Verhalten der Monster in den verschiedensten Terrains bietet genug Variation und ein erfahrener Jäger studiert diese Verhalten und passt sich so jeder Situation und jedem Monster individuell an. Dieser Lernprozess macht auch nach 40 Spielstunden noch Spaß. Die recht unspektakuläre Hauptstory führt uns knapp 50 Stunden durch das Spiel und bringt uns nach und nach alles nötige bei. Veteranen werden dieses Nice-To-Have als Anpassung für den westlichen Markt sehen, da man in den vorherigen Teilen auch durch Niederlagen und Fehler das Spiel lernen musste, statt dass einem ein Mentor Mission für Mission erklärt was man wie machen muss. Nach dieser Hauptstory geht es jedoch erst richtig los. Der Schwierigkeitsgrad steigt rapide an und man muss wirklich anfangen, sich mit Rüstungssets auf eine der 16 verschiedenen Waffentypen zu spezialisieren und diese zu meistern, sonst ist man in der neuen Welt schnell Monsterfutter. Da das Tutorial schon eine sehr lange Laufzeit hat, können Gelegenheitsspieler sich danach Gringoz-Magazine

grafik sound steuerung

3,6

atmosphäre spielspass 55


SPOTLIGHT

DISPELLER PostMelodicWhatevercore aus Darmstadt Man könnte meinen wir sind bei der Überschrift etwas ausgerutscht, doch um den genauen Stil dieser Band festzulegen, muss man das ganze hören statt lesen. Tatsächlich verschreiben sich Dispeller eher dem Post Hardcore, als irgendeinem anderem Genre. Dass aber der Melodic Part hierbei eine entscheidende Rolle spielt, hört man heutzutage nur noch selten – damit meinen wir nicht etwa, dass ein Gitarrist mit clean Vocals und catchy Refrains uns hier schmalzige Parts um die Ohren donnert, sondern viel mehr das instrumentale Zusammenspiel der Band. Beim hören ihrer aktuellen Live Session EP, welche auf allen gängigen Kanälen zur freien Behörung bereitsteht, wirkt das ganze Projekt anfangs wie eine Inspiration von Animals As Leaders, bis die kraftvollen Vocals von Frontmann Jan-Eric

line up Vocals Guitar Guitar Bass Drums -

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einsetzen und dem ganzen noch mal einen ordentlichen Schwung geben. Gegründet hat sich das Quartett 2016 und konnte bereits auf der ein oder anderen Bühne ihr energiegeladenes Live Set zum besten geben. Eine EP ist aktuell in Produktion und soll noch dieses Jahr veröffentlicht werden. Die Kirsche oben drauf bildet dann eine Tour quer durch Deutschland und Österreich, auf welcher das Debüt ausreichend bespielt wird. Dispeller sind gerade erst losgelaufen, was uns hier in ein paar Jahren erwarten könnte, kann aktuell noch niemand sehen. Daher sollte jeder Liebhaber des härteren Genre´s diese Band auf dem Radar behalten. Keep your ears open: Da kommt was Ordentliches auf euch zu!

Jan-Eric Thomas Simon Till Jano

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FALLING BREAKDOWN Nu Metal aus Wolfenbüttel Kennti hr noch diese Zeit vor knapp zehn Jahren, als alle Metal Acts, welche auch nur ein bisschen Crossover in ihrem Musikstil enthielten, in irgendeine Metalcore / Post Hardcore Schiene gestopft wurden? Viele Größen spielten ab dort offiziell dann sowas wie „Alternative Rock“ – doch es gibt auch Fans der damaligen Zeit, welche dieses Genre nicht vergessen haben udn er heute erneut aufblühen lassen. Bereits 2009 gegründet haben Falling Breakdown noch das Zeug dazu, diesen Underground Flair von früher aufleben zu lassen. Ihre ersten beiden Alben drehen sich musikalisch dabei um Größen wie System Of A Down, Limp Bizkit oder die Slipknot Debüt Ära. Dabei schafft es die Band wirklich dieses Genre im Ganzen zu packen und zum besten zu geben, ohne zu Gefährlich in eine der Bands reininterpretiert zu werden. Wir haben hier quasi die deutsche Hoffnung des Nu Metals. Wenn man die Songs so hört fühlt man sich direkt 15 Jahre jünger und wir bekommen wieder Bock, alte Klassiker neu aufleben zu lassen. Dass dieses Konzept auch heute noch eine Fanbase hat, beweisen die unzähligen Shows der Jungs, bei denen sie sich bereits die Bühne mit Größen wie The Green River Burial, Royal ReGringoz-Magazine

public, Anti-Flag, Kyle Gass Band, Massendefekt, A Traitor Like Judas und vielen weiteren teilen durften. Wer jetzt angefixt ist, hat wie gesagt mit zwei Alben auf allen gängigen Streamingportalen genug zu tun und kann sich bereits mitte 2018 auf ein neues drittes Album der Jungs freuen, welches dann auch hoffentlich mit einer passenden Tour bespielt wird.

line up Vocals Guitar Guitar Bass Drums -

Daniel Peter Jens Lennart Maik

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SPOTLIGHT

LIOTTA SEOUL Alternative Rock aus Koblenz Eine Band aus der Heimatstadt zu präsentieren, war bis jetzt leider nie möglich, umso schöner, dass es mit Liotta Seoul endlich einen präsentierbaren und einzigartigen Act gibt, den sich Fans von Nirvana, Radiohead oder Placebo nicht entgehen lassen sollten. Die musikalischen Wurzeln des Terzett´s liegen zwar in verschiedenen Metal- und Hardcorebands, doch die daraus gewonnene Erfahrung und Reife führte die Jungs zu dem Stil, den sie heute unter dem Bandnamen Liotta Seoul präsentieren. Obwohl die Band erst zwei Jahre Bestand feiert, wurde letztes Jahr das erste Debüt in Eigenproduktion aufgenommen und gemastert. Das selbst-

line up Sven Int-Veen Lukas Stein Nicolas Becker

produzierte, nach der Band benannte Album gibt diesen solipsistischen Prozess perfekt wieder, und konfrontiert den Zuhörer mit ambivalenten Kollaborationen von energetischen Rock, einer unheimlichen, tristen Grundstimmung, blanker Verletzlichkeit, gnadenlos kreischender Synthesizer und eingängigen Hooks. Die, vom kanadischen Muttersprachler, geschriebenen Texte handeln von adoleszenter Angst, nachhaltigem Pessimismus, Selbstkritik und stiller Bewunderung für den Nihilismus. Auf Grund der abenteuerlichen Herangehensweise beim Songwriting, beherbergt das Album eine breite Palette verschiedener Songs, die im Wesen alle immer noch den Sound von Liotta Seoul tragen. Dass man für diese gewisse Grundstimmung nicht die alten Platten aus den 90ern rausholen muss, sondern auch mal moderne Alben in diesem Stil findet, lockert die Szene ungemein auf. Liotta Seoul sind somit ein kontrastreicher Gewinn für die aktuelle Szene und werden sicherlich in naher Zukunft noch einige Male euch in den verschiedenen Medien begegnen. Sollten sich zu diesem Act Neuigkeiten anbahnen, erfahrt ihr es bei uns natürlich als erstes.

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QUIRON Metal aus Bremen Quiron – Das sind fünf Männer aus Bremen „und umzu“, die sich dem Musik machen und speziell dem Metal verschrieben haben. Angefangen hat alles 2009 mit unterschiedlichen Einflüssen verschiedener Bands und Genres, die sich auf dem 2012 erschienenen Debütalbum „Villain“ bereits eindrucksvoll wiederspiegelten. Selbiges markierte für die finale Besetzung von Quiron aber auch den Abschluss einer turbulenten Ära. Bereits mit ihrem Erstlingswerk konnten sich die Jungs namhafte Events sichern und mit einer hochgelobten Performance u.a. auf dem Reload Festival in Sulingen, oder auch als Support für die Band Van Canto im Tivoli Bremen auftrumpfen. Diese prägenden Ereignisse, im Zusammenspiel mit der Leidenschaft für das Musik machen, waren es auch, die die Jungs motivierten, ein weiteres Album zu produzieren. Mit einem nun klar definierten Songwriting, stets fokussiert auf ein 100%iges Ergebnis, schufen die Jungs in Eigenregie ein Werk, das endlich ihren hohen Ansprüchen an sich selbst gerecht wurde und den Sound der Band noch unverkennbarer und vor allem einheitlicher machen sollte – „Deathward“ war geboren. Im Jahr 2017 erschienen, bekam Quiron schon viele positive Resonanzen zum zweiten Album der Bandgeschichte. Gringoz-Magazine

Die Arbeit ist getan und die Zeit ist gekommen nun auch wieder die ganze Bandbreite an QuironQualität Live zu performen und das Publikum mit ihrer authentischen Art zu unterhalten. Aber vor allem ist und bleibt es die Musik, die die Jungs lieben. Wer es nicht glaubt, überzeugt sich am besten selbst davon!

line up Vocals Guitar Guitar Bass Drums -

Flo Stefan René Bas(s)ti Marco

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