Platz für die neue Generation Im historischen Stil
Klar fällt es uns Menschen schwer, sich umzugewöhnen oder gar neues anzunehmen, wer aber sich mit der Musik Szene beschäftigt, kommt nicht drum herum, alle paar Jahre seinen musikalischen Kompass erneut zu kalibrieren und dabei vielleicht sogar sich selbst noch mal zu überraschen. Ja wie hat man früher seine Helden gehasst, wenn diese einen Stilbruch gewagt haben, nur um dann Jahre später im selben Alter angekommen den Kram zu feiern oder fast schon kopfschüttelnd auf einige Sünden von früher zurückzublicken, die damals “voll angesagt waren und einen total ansprechen”. Das schöne an der ganzen Sache ist ja, dass wir nicht mal uns dazu entscheiden müssen, die Flügel auszustrecken und sich neu zu kalibrieren, denn hier und da schafft es die ein oder andere Band tatsächlich eine Fame Lawine auszulösen, bei der man sich nur fragen kann “Mensch, wieso hatte ich die Jungs nicht schon viel früher auf dem Radar”. Unter diesem Radar flogen auch sehr lange die Propheten von Sabaton, welche so manch eine Geschichtsarbeit mit ihrem detailgetreuen Texten sicherlich retteten. Nicht nur, dass die Schweden nach ihrem legendären Auftritt beim Wacken Open Air 2016 nur so durch die Decke schossen mit eigenem Festival, großen Konzerthallen und verdammt noch mal eigenen Panzer im Bühnenrepertoire, sondern auch musikalisch klingt der schwedische Power-Metal der Jungs frischer denn je! Grund genug für uns, zum 20.jährigen Bühnenjubiläum die Truppe mal genauer zu mustern, um für euch nach zuhören, was ihr auf keinen Fall verpassen sollt. Noch dazu waren wir natürlich wieder bei den verschiedensten Festivals zu Gast, um euch hier und heute zu berichten, wer evtl. bei Rock am Ring 2020 spielt, wieso man in Frankfurt das schönste elektronic Festival begutachten kann und was genau man auf holländischen Ackern für kreative Locations erwarten darf. Oben drauf gibt es natürlich wieder einen ordentlichen Satz Interviews mit Bands wie Royal Republic, Halestorm, The Black Dahlia Murder oder Bonaparte (sehr empfehlenswert!) oben drauf und wir hoffen einfach, dass ihr mit dieser Ausgabe wieder genauso viel Spaß haben werdet, wie wir für euch, wenn wir bei strömenden Regen im nächsten Acker auf das perfekte Foto lauern.
eure gringoz Gringoz-Magazine
impressum Angaben gemäß § 5 TMG Gringoz Magazine Alexander Hoppen Rübenacher Straße 1 56218 Mülheim-Kärlich Vertreten durch: Alex Hoppen Kontakt: Telefon: 0170 – 289 46 41 E-Mail: info@gringoz-magazine.de RedakteurInnen dieser Ausgabe: Alexander Hoppen Jana Boese Linda Kasprzack Kevin Höfer Nils Boysen Jana Gall Niici Nico Simon Désirée Pezzetta ViSdPR: Alexander Hoppen, Für den Inhalt und der einzelnen Artikel ist der/die VerfasserIn verantwortlich. Diese geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Du hast Fragen, Anregungen oder Kritik auf Lager, möchtest uns mit Lobeshymnen überhäufen oder einfach mal „Hallo“ sagen? Dann schreib‘ uns über das Formular auf www.gringoz-magazine.de wir melden uns schnellstmöglich bei dir. Wenn du uns Promo- bzw. RezensionsMaterial zuschicken willst, sende dieses an: promo@gringoz-magazine.de
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17/2019
Inhaltsverzeichnis
48 INTERVIEW : KISSIN DYNAMITE
TITELSTORY : SABATON Sie gehören zu den melodischsten Geschichtsleh gerade über Europa‘s Festivalacker - Sabaton rü
50 INTERVIEW : BONAPARTE
55 INTERVIEW : HALESTORM
58 INTERVIEW : ROYAL REPUBLIC
42 REWIEWS : AMON AMARTHA, BONAPARTE BURY ME ALIVE, INFECTED WORLD MACHETE DANCE CLUB ROYAL REPUBLIC THILO DISTELKAMP, X AMBASSADORS 4
62 INTERVIEW : THE BLACK DAHLIA MURDER Gringoz-Magazine
46 TRACK BY TRACK : NEW YEARS DAY Auch 2019 kann man sagen - diese Band ist keine Szene Erscheinung
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hrern der Neuzeit und rollen mit ihrem Batalion üsten zum großen Krieg
LIVE REVIEWS : World Club Dome ................................24 Impericon Festival ...............................28 Casey ..................................................32 Paaspop ..............................................34 Mike Shinoda .......................................38 GAME REVIEW : Sea of Thieves.....................................64 SPOTLIGHTS : Exarion ................................................66
16 ROCK AM RING In alter stärke präsentiert sich eines der größten Festivals Deutschland‘s wieder mal mit bravour am Nürburgring und beweisst, dass Mut zum LineUp für Erfolg sprechen kann Gringoz-Magazine
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ONE PHOTO TELLS A STORY >> Mike Shinoda am 06.03.2019 in Oberhausen: Den Fans so nah, wie man ihn kennt.
Foto: Diana Hoppen
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SABATON
Die Ketten sind geölt, die Gewehre geladen und die Sandsack Barrikade steht. Sabaton sind bereit mit ihrem kommenden und größten Studioalbum die Welt zu erobern. Jeder, der die Live Show der Schweden schon mal spüren durfte, weiß, dass egal was wir euch berichten über diese Band, es nicht zu hoch gegriffen ist, denn Sabaton zählt zu den gefragtesten Durchstartern der modernen Metal Szene. Wir haben uns mit den beiden swedish War Machines Mitgliedern Pär und Hannes mal zusammengesetzt, um über die großen anstehenden Kapitel rund um The Great War zu sprechen. Text: Alex Hoppen Fotos: Diana Hoppen
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GRINGOZ: Wie fühlt es sich wieder an, auf deutschen Boden eure legendären Sabaton Shows zu entfachen? PÄR: Das Gefühl ist großartig, aber uns fehlt noch etwas die Erfahrung mit der neuen Stage. Um eine Show richtig zu spielen ist natürlich etwas Choreographie mit dabei und die ist noch ziemlich ungewohnt aktuell, was natürlich nicht den Spaß an einem Konzert für uns mindert. Wir sind froh wieder hier zu sein und schon mal die ersten Reaktionen auf Songs unserer neuen Platte einfangen zu dürfen – und da wir eine Fan Band sind, ist es natürlich umso schöner wieder all die Menschen zu sehen, die uns über die Jahre unterstützt haben. HANNES: Wir planen mit diesem Set zwar schon seit Jahren mittlerweile, doch wenn es einmal da ist, fühlt es sich umso frischer an.
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PÄR: Das schönste, was wir auf den letzten Shows auffangen konnten war, dass die Crowd unsere neuen Songs schon vor der veröffentlichung des Albums fast genauso gut beherrscht, wie die Klassiker – das zeigt uns, dass wir es immer noch drauf haben in Sachen Songwriting (lacht). GRINGOZ: Aktuell sieht man ja an fast jeder Ecke Werbung von euch, wurde auf dieses Album in Sachen Promotion deutlich mehr Wert gelegt, als auf die Vorgänger? PÄR: Das ist zumindest das Ziel gewesen (lacht). Das war zwar nicht geplant oder sollte die Entwicklung der Band fördern, sondern es war eher umgekehrt: Die Band wuchs mit den letzten Jahren stark an in Sachen Ansehen und Bekanntheit und so war für uns schnell klar, dass wir bereit für den nächsten Gringoz-Magazine
großen Schritt sein müssen. Ich bin aber auch froh, dass wir einen großen Teil der Strecke auf den letzten 20 Jahren eher Schritt für Schritt besteigen durften – sonst wüsste ich nicht, wo Sabaton heute steht. GRINGOZ: Aber gerade die letzten fünf Jahre waren doch ziemlich von einem Meilenstein nach dem anderen geprägt oder? PÄR: Zumindest kamen einige Sachen in den letzten Jahren etwas schneller, als davor ja. Die Welt wurde etwas aufgeschlossener für uns, wir haben uns in Gebiete gewagt, in denen wir noch nie gespielt haben und haben diese mittlerweile in unserem Tourplan fest verankert. Dadurch dass wir dann halt ein größeres Areal bespielen können, wächst natürlich auch die Aufmerksamkeit etwas schneller. Gringoz-Magazine
Das ganze fing denke ich so 2011 richtig an zu rollen. Ich glaube die folgenden zwei Jahre haben uns stark geprägt und die Band zu dem gemacht, was sie heute ist. Bestes Beispiel für die Areale wäre unsere erste Show auf Rock am Ring / Rock im Park, bei welcher wir vor einem etwas offeneren Publikum spielen mit einem breiteren Geschmack, als die meisten Metal Festivals. GRINGOZ: Kommen wir doch mal zur kommenden Platte The Great War. Das wird das erste Konzeptalbum der Bandgeschichte oder? PÄR: Nicht ganz. Wir hatten mit Carolus Rex bereits ein Konzeptalbum über das schwedische Imperium aufgenommen, wo der Handlungsbogen aber etwas breiter war. Auf unseren früheren Werken wie The Art of War würde ich auch ein eher loses Konzept zu
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TITELSTORY schreiben aber The Great War konzentriert sich wirklich spezifisch auf den ersten Weltkrieg und die damit verbundenen vier Jahre. Klar haben wir darüber bereits einige Songs geschrieben, jedoch haben wir uns mit diesem wichtigen Teil der Geschichte nie so stark fokussiert gekümmert und es fühlt sich einfach interessant an, etwas genauer mit diesen Themen umzugehen. Die Stage Produktion wurde auch komplett auf dieses Konzept angepasst diesmal, wir erzählen quasi live nun eine Geschichte, welche tragischerweise vor über 100 Jahren stattfand. GRINGOZ: Gab es außer der Thematik noch irgendwelche großen Unterschiede im Vergleich zur Produktion anderer Alben? HANNES: Rückblickend würde ich nein sagen. Unser Label gibt uns die entsprechenden Freiräume, um ein Album genau so zu schreiben, wie wir es für richtig halten. Da muss einfach der Spaß im Vordergrund stehen, da wir als Band der ganzen Kram ja auch über die nächsten Jahre live spielen müssen (lacht). Wir haben diesmal bei der Produktion auf Jonas Kjellgren gesetzt, was etwas ungewohnt war, da die letzten drei Alben mit einem anderen Produzenten einher gingen. PÄR: Das hat sich aber wirklich gelohnt, also grundsätzlich war jede Platte meiner Meinung nach für seine Zeit wirklich sehr gut produziert, aber zu sehen, dass The Great War soundtechnisch nochmal etwas anders klingt macht das ganze frischer. Klar ist auch die Thematik dahinter sehr wichtig für den Sound aber eigentlich passen wir die Thematik eher an den Sound an, nicht umgekehrt – Sabaton ist eine Heavy Metal Band und das soll auch fernab der Thematik so bleiben. Das lief bei jeden Song ziemlich gleich ab: Wir schrieben die
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Geschichte drum herum, haben dies musikalisch dann entsprechend miteinander vermischt und dann hier und da an den Lyrics noch etwas gefeilt – so funktionieren Sabaton Songs. GRINGOZ: Jetzt möchten wir natürlich von euch wissen, welcher Song auf dem Album speziell für euch der absolute Favorit ist. PÄR: Für mich ändert sich das fast täglich aktuell und wird wahrscheinlich in ein paar Tagen und Wochen eine ganz andere Antwort bekommen. Aktuell höre ich als Musiker nicht die Musik dahinter, sondern eher die Details wie was zustande kam, welche Idee vielleicht hier und da verbaut wurde, wie die Aufnahme ablief usw. das hört aber meistens nach ein paar Monaten auf und man kann eine finale Antwort darauf geben. Aktuell wäre mein Favorit aber The Attack of the Dead Men. Da ich meinem Gegenüber aber erst gerne einschätzen würde, welchen Geschmack er hat, kann die Antwort auch da sehr variieren, da ich natürlich meien beste Empfehlung dazu aussprechen will. HANNES: So sehe ich das auch. Sich auf einen Song festzulegen erscheint nicht gerade leicht. Anfangs schaue ich immer nach kleineren Fehlern, die man aus den Songs noch bügeln kann und sehe die Songs sehr kritisch an, das brauch dann ein bisschen Zeit bis ich für mich beschließen kann, dass ein neues Sabaton Songs entstanden ist. PÄR: Intern haben wir mittlerweile herausgefunden, dass die Geschmäcker da stark auseinander gehen. Gefühlt jeder in der Band könnte auf diese Frage aktuell eine andere Antwort geben (lacht). The Great War ist großartig geworden – es sprüht einfach vor Flexibilität, bleibt trotzdem im Rahmen und fühlt sich jetzt schon an, als hätten wir das ganze vor Jahren aufgenommen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man in einigen Jahren noch sagen wird, dass dieses Album zu den besten der Bandgeschichte zählen wird – vielleicht sogar das beste. HANNES: Da kann ich mich einfach nur anschließen, gut gesagt. GRINGOZ: Damit hätten wir dann wohl die Überschrift für diesen Artikel gefunden “Great War, great Album!”. PÄR: Ich weiß wie das klingt, irgendwie sagt ja jeder zur neuesten Platte, dass e wahrscheinlich die beste ist, aber noch nie war die Reaktion intern als auch bei der Presse so positiv vorab, wie bei dieser Platte. Das bestärkt natürlich unsere Meinung. Oder vielleicht waren die 400 Journalisten, welche schon ihr Feedback gaben einfach gekauft, das kann natürlich auch sein (lacht). Gringoz-Magazine
GRINGOZ: Und Fields of Verdun als erste Single war ja auch ein klasse Aufmacher für das Album. PÄR: Das lustige daran ist, dass genau dieser Song nicht mal annähernd ein Favorit für einen von uns aus der Band ist. Er war zwar der perfekte Song, um Sabaton vorzustellen und ein Video von zu drehen, aber ich glaube der große Song Liebling wird das von keinem mehr – trotzdem natürlich ein klasse Song! GRINGOZ: Vor der Single kam ja noch der Song Bismarck raus, wieso findet der sich nicht auf dem Album wieder? PÄR: Als erstes muss man dazu sagen, dass das Album sich komplett um den ersten Weltkrieg dreht und die Bismarck Ära ja eher um zweiten Weltkrieg Anklang findet. Aber dieser Song wurde schon vor längerer Zeit geschrieben und produziert, gehört also nicht zum Prozess von The Great War. Bismarck war eher ein Geschenk von uns an die Fans zu unserem 20-jährigen Bühnenjubiläum. Es gab verschiedene Ideen dazu und im Endeffekt wurde es dann dieser Song mit dem wohl aufwendigsten Musikvideo der Bandgeschichte. Wir hätten auch einfach eine BestOf Platte raushauen können oder in unserem LiveSet etwas einbauen können, doch wir wollten uns auf die Zukunft konzentrieren und uns nicht auf alte Erfolge ausruhen, so entstand dann dieser neue Song. Auch ein Jubiläums Festival hätte nicht viel gebracht, weil wir zum Jubiläum alle Fans erreichen wollten, was hätte ein Festival in Europa den Fans auf Amerika zum Beispiel gebracht – mit Musik erreicht man weltweit einfach am besten die Fans. Wir haben auf unserer Homepage
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einen Service eingerichtet, wo Fans uns ihre Lieblingsthematik per Mail zukommen lassen können und das nutzen wir auch als Feedback für kommende Projekte. Lustigerweise ist die größte Thematik, die wir laut den Fans mal unterbringen sollen Star Wars, das passt leider aktuell nicht so ganz in Sabaton. Aber das Thema was am zweitmeisten aufkommt, war die Geschichte rund um die Bismarck. GRINGOZ: Ein Übergang zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg wäre auch ziemlich geil gewesen oder? HANNES: Ich glaube das hätte etwas den Rahmen gesprengt (lacht). PÄR: Ich glaube noch jetzt denken viele, dass Bismarck auf der kommenden Platte erscheinen wird, wir hoffen natürlich, dass es eine positive Überraschung für die Fans sein wird, wenn statt Bismarck noch ein neuer Song auf der Platte anklang findet. GRINGOZ: Ihr Habt es schon angesprochen, das Musikvideo zu Bismarck war einfach der Hammer. PÄR: Das verdanken wir alles unserer Kooperation mit einem Spieleentwickler namens Wargaming. Die haben World of Tanks und World of Warships entwickelt. Über die letzten Jahre haben wir musikalisch viel zu diesen Projekten beigetragen und diese auf Messen unterstützt, anders wäre ein Sabaton Konzert auf der Gamescom zum Beispiel nicht möglich gewesen. Wargames hat uns dafür dann bei der Produktion des Musikvi-
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deos stark unter die Arme geholfen und uns Türen geöffnet, welche wir als Band niemals hätten betreten können. GRINGOZ: Seid ihr denn generell an Videospielen interessiert? HANNES: Absolut. Ich denke die Verbindung zwischen Videospielen und Musik war schon immer gegeben. Videospiele sind etwas kreatives und wie bei allen kreativen Prozessen kann man diese perfekt musikalisch begleiten und gerade in der heutigen Zeit ist die Brücke zwischen den beiden Themen stärker denn je. Wir kennen eine menge Bands, welche Videospiele zocken. PÄR: Es gibt so viele Spiele da draußen, welche zu Sabaton passen. Wir verfolgen auf Youtube der öfteren Fans, die eigene Videos zu Spielen veröffentlichen mit unseren Songs im Hintergrund und das fühlt sich einfach großartig an. GRINGOZ: Ihr sagtet schon der Star Wars Thematik ab, aber könnt ihr euch vorstellen in der Zukunft mal in einer Fantasy Epoche Songs zu veröffentlichen? HANNES: Da seh ich uns gerade nicht. PÄR: Das Problem daran ist, dass es nicht historisch ist. Wir beziehen unsere Texte von wahren Begebenheiten. Wenn also morgen der dritte Weltkrieg ausbricht und wir in einem Atomkrieg leben müssen, kann man sich auch darauf einstellen, dass wir spätestens zum 40-jährigen Bandbestehen diese Thematik aufgreifen werden. HANNES: Ein Terminator oder Star Wars Album wäre natürlich klasse, aber aktuell steht sowas nicht auf dem Plan – aber sag niemals nie! Gringoz-Magazine
LIVE REPORT „Ich will zurück zum Nürburgring...“ – so oder so ähnlich ging doch der deutsche Hit eines Headliners der diesjährigen Rock am Ring Ausgabe, oder? Wir blicken jedenfalls in diesem ausführlichen Bericht noch mal zurück auf die 34. Ausgabe des legendären Festivals und möchten euch erklären, wieso gerade dieses Jahr trotz wechselhaftem Wetter zu den stärksten Festivals ihrer Marke gehörte und ihr euch natürlich auf das Jubiläum 2020 freuen solltet.
rock
Klar, offiziell beginnt Rock am Ring zum Wochenende hin, doch sind wir mal ehrlich: Der durchschnittliche Ringrocker ist spätestens 14 Tage bevor die erste Band spielt schon im Ring-Modus, greift Angebote im Supermarkt ab, besorgt sich erneut ein Zelt, welches garantiert länger als ein Jahr hält, und befasst sich mit dem Spielplan in gefühlt 20 verschiedenen Angehensweisen. Verzichtet man hierbei eher auf Alligatoah um bei Tenacious D zu lauschen? Kann man jeweils die besten Parts bei den Metalcore-Giganten von Bring me The Horizon und Architects gleichzeitig schauen? Kann mein Gewissen es ertragen, die Party Sause von SDP fallen zu lassen, um endlich mal Tool live zu erleben? Fragen über Fragen, die aber alles in allem eines Bestätigen: Das Rock am Ring LineUp sprießt 2019 geradezu vor Mega Acts! Ob das Comeback der Ärzte oder eine der finalen Shows von Slayer, hier wird jeder Geschmack durch die drei vorhandenen Bühnen und verschiedenen Programme bedient. Wer fernab der Bühnen nach Unterhaltung suchte, konnte dies bei den Ständen der Sponsoren zu genüge finden, ganz egal ob damit chillen in der Rockstar Longue, ein starker Ritt auf dem Breakdance, eine Karaoke Party vor bis zu 2000 Ringrockern oder der fast schon kultige Aufstieg mit dem Rock am Ring Riesenrad, hier findet sich für jeden was, aber vor allem Bands! Dabei schaffte MLK es besser denn je, Rock am Ring in eine Art Festival Vergnügungspark zu verwandeln, in dem die Zeit nur so wegschmilzt, spätestens hier kann man wahrscheinlich das Anfangszitat unseres Berichtes etwas besser nachvollziehen. Doch fangen wir nun wirklich mal von vorne an und reden erst mal über die Anreise zum Nürburgring, welche dank guter Vorplanung fast problemlos ablief – klar kann man bei ungf. 40.000 Autos über drei Zufahrtsstraßen nicht erwarten, am ersten Festivaltag um 12 Uhr problemlos zum
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Zeltplatz seiner Wahl anzufahren, aber durch eine große Umfrage in den Social Media Kanälen konnte man sowohl als Organisator als auch Festivalbesucher die größten Anreisezeiten einsehen und entsprechend sich darauf einstellen bzw. umplanen, hierbei ist keine Information zu viel verlangt und hat sicherlich das ein oder andere Stau Desaster verhindert. Ist das Camp erstmal aufgebaut und die ersten Proviant Kisten Gringoz-Magazine
am ring 2019
aufgebraucht/getrunken, dient zentral ein riesiger LIDL Rockshop als Kauf- und Sammelpunkt für alle Bedürfnisse. Mit über 20 Kassen und einem dreistelligen Personalkreis konnte man hier an bis zu 16 Stunden täglich alles benötigte einkaufen, was auf Rock am Ring so gebraucht wird. Der erste Tag protzte nur so vor Variationen und einzigartigen Highlights, während eher standardGringoz-Magazine
mäßige Ring-Acts hier auf den Nebenbühnen ihr Dasein fristeten. Während das Metal Genre auf der Alterna Stage teilweise ein viel zu großes Publikum anlocke, gerade zu Acts wie Bad Wolves oder While She Sleeps, durchlebte die Krater Stage einen fast typischen Ring Tag mit Cage The Elefant, Foals (klasse Show!), SDP sowie Bonez MC & RAF Camora – das wirklich spannende hierbei war aber der Headliner Slot von The 1975,
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LIVE REPORT welchen sich dieser Act zurecht mit jahrelangen Show Highlights erspielt hat. Richtig Interessant wurde es aber auf der Volcano Stage, wo der Altersdurchschnitt für dieses Tag wahrscheinlich doch schon um zwei Jahrzehnte angehoben wurde, so reichten sich hier Megastars wie Alice in Chains, Halestorm, die Supergroup Deadland Ritual, Gitarrengott Slash sowie die beiden Giganten The Smashing Pumpkins und Tool das Mikro gegenseitig in die Hand. Gerade letztere sorgen mit einer treuen Fanbase und einer einzigartigen Liveshow dafür, dass der ein oder andere musikalisch unterlegte Moment wahrscheinlich Geschichte schrieb, dafür sorgten unter anderem auch die neuen Leinwände der Hauptbühne, welche sich nun über die gesamte Bühne erstreckt. Hier kann man übrigens auch erwähnen, dass trotz wirklich starker Windböen es selbst in der dritten Welle noch ein gutes Konzerterlebnis zu jeder Zeit gab, was technisch gesehen sicherlich nicht einfach zu realisieren war. Hätte man uns vor fünf Jahren erzählt, dass 2019 Slayer eine ihrer letzten Shows auf dem Ring spielt, Bring Me The Horizon Co-Headliner werden, Die Antwoord auf einer Metal Bühne spielen, Sabaton endlich den Ring rockt und die Ärzte ihr Comeback mit Country Road einstimmen, wären wir stark davon überzeugt gewesen, dass wir an diesem Tag wohl ein Flunkyball Match zu viel gespielt haben, aber dass all diese Dinge auch noch eintreffen und das an einem Tag, ließ bereits Wochen vor Festivalstart unser Herz höher schlagen – okay, im Fall von Bring Me The Horizon war das eher durch einen Krampf zu verdanken, aber auch die überraschten! Jetzt fragt ihr euch wahrscheinlich, wie man diese ganzen Top Acts nun bestaunen kann, ohne was anderes zu verpassen – die Lösung: gar nicht. Leider kumulieren Slayer mit den Ärzten musikalisch nicht optimal, zumindest wäre eine Version von Schrei nach Repentless in unseren Augen etwas, wofür wir noch nicht bereit sind. So wurde die etwas lautere Musik an diesem Tag auf die Krater Stage gelegt, um das Ärzte Comeback am Abend auf der großen Volcano Stage perfekt in Szene zu setzen, doch keine der Bühnen musste dafür Abstriche machen! Die Alterna Stage hat an diesem Tag leider etwas verloren, da durch das starke alternativprogramm (ihr erkennt das Wortspiel?) hier als namhafter Name leider nur Alle
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LIVE REPORT
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Farben als Latenight Special für großen Andrang sorgten. Dafür gab es auf der Krater Stage direkt mal zwei Hände voll Bands auf die Ohren mit I Prevail, The HU, The Fever 333, Starset, Thee Days Grace, Architects, Sabaton (!!!), SLAYER und Die Antwoord. Gerade Sabaton waren bereits die Tage davor als der heimliche Headliner des Festival gekührt worden von der großen Masse. Das LineUp an dieser Bühne gleicht einem modernen Wacken an diesem Tag. Doch natürlich kann die Hauptbühne da mithalten. Wer als Opener mal Underoath aus dem Hut zaubert, nur um anschließend mit den österreichischen Chartstürmern von Seiler und Speer anzukommen, weiß wo die Stärke von MLK liegt – gern gesehenes Ring Programm kombiniert mit interessanten Ausnahmeacts (wir erinnern uns an Tenacious D vor Billy Talent 2012). Spätestens zu Feine Sahne Fischfilet war vor der Hauptbühne an eine spätere Anreise zu anderen Acts nicht mehr zu denken, wer hier um 17 Uhr nicht Stand, brauchte nicht mal zu hoffen, einen Blick auf die Ärzte zu erhaschen. Wir schreiben es nur zu ungern, aber Bring Me The Horizon haben es tatsächlich geschafft auf der Hauptbühne als Co-Headliner und ihrem neuen Set, welches nicht mal an Metalcore erinnert, zu überzeugen – auch wenn die Band als “Metalcore Giganten” angekündigt worden sind, muss man sich von diesem Gedanken einfach lösen und sie als eine wirklich gute Liveband mittlerweile betiteln, welche Genreübergreifend als Band gut abliefern kann, ohne eine große Ikone aus der Band dabei zu betonen. Als die Sonne endlich unterging, war es Zeit für das absolute Highlight der diesjährigen Rock am Ring Ausgabe – Die Ärzte! Mit viel zu großem Backdrop und dem richtigen Witz an der perfekten Stelle spielten die Jungs ein 150 Minuten Set nur so runter, welches fast so spontan und unterhaltsam wirkt, als hätte man jahrelang nur für diesen Auftritt geübt. Da ist es nur um so schöner, dass das gesamte Set nur zwei Tage vor der Premiere nochmal um 15 Minuten gelängt wurde zugunsten aller. Die jährliche Nachfrage bei dem Trio aus Berlin hat sich gelohnt – danke MLK! Wer nach dieser Show noch stehen konnte, durfte den wahrscheinlich einzigartigsten und fast sonderbarsten Act von 2019 nicht verpassen, Die Antwoord feierten ihr Debüt auf der Krater Stage und bewiesen erneut, dass ein harter Umschwung der Musikgenres gerade auf Rock am Ring kein Risiko mit sich Gringoz-Magazine
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LIVE REPORT bringt. Wenn ein Festival nach zwei Tagen bereits so wirkt, als wäre man eine Woche auf den Beinen, hat man wohl alles richtig gemacht und einfach versucht, jeden Moment der letzten zwei Tage aufzunehmen und zu genießen, wer bis hierhin nicht mal eine Blase am Fuß hat, hat doch eh nur bei der Rockstar Area geschlafen, doch damit ist jetzt Schluss. Grob gesagt liefert die ALterna Stage heute ein bisschen Feeling der Talent Stage aus den frühen 2000er Ausgaben mit sich und bringt mit Bands wie Like A Storm und Adam Angst verschiedene Durchstarter der Szene auf eine Bühne beisammen. Wer schon genug Plan von der Szene hat kann auf der heutigen HipHop Krater Stage zu Kontra K, KC Rebell, Alligatoah oder Bastille seinen Spaß haben, während auf der Hauptbühne bereits ab 15 uhr keine Nackenmuskulatur geschont wird. Wer in den USA die Stadien füllt, kann auch am frühen Nachmittag am Ring spielen und sich auf seine Fanbase verlassen, Godsmack liefern den perfekten Beweis dafür, wieso diese Band noch lange nicht fertig ist und wir wieder dringend eine Tour der Jungs brauchen! Danach reisen wir einige Jahrhunderte zurück in die Zeit der Vikinger, um den sanft, brutalen Tönen von Amon Amarth gepaart mit einer spektakulären Pyro Show zu lauschen – und zu fühlen. Vollzeit Viking Johan Hegg sorgt hierbei mit einer Präsenz für ordentlich Eindruck, mit oder ohne Thors Hammer. Wenn sie nicht gerade das ein oder andere Talent ins Team Buzzern, müssen auch mal The Bosshoss zeigen, wieso sie zur Primetime auf dem Jurysitz verweilen dürfen, leider artet das gesamte Set in einer eher peinliche Stimmungskanone aus, bei welcher es nicht mal hilft, wenn man den halben Wellenbrecher auf die Bühne holt, denn insgeheim wartet ab hier doch fast der Großteil der Massen nur noch auf die beiden letzten Bands. Doch gerade wenn man im Vorprogramm von Jack Black spielen muss, ist es keine Schande, wenn die Vorfreude des Publikums sich eher zum nächsten Act neigt. Tenacious D heizt für Slipknot die Massen ein, zuletzt konnte man von so einer Kombination nur auf dem Download Festival 2008 schwärmen, als erstere für Metallica vorglühen durften, dass wir das so knappe 11 Jahre später im deutschen Format erleben dürfen, ist eine kleine Sensation. Gewohnt mystisch und episch präsentierte Tenacious D nicht nur ein Konzert, sondern eine ganze Show mit Geschichte, schauspielerischer Höchst-
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leistung und natürlich dem gewohnten Witz – nicht umsonst gehört die Kombo zu den kultigsten Acts der letzten Jahre. Auch schaffte es die Band mit den Perlen ihres aktuellen Albums (welches kaum einer mitbekommen hat, dass es überhaupt existiert) sowie der Klassikern die perfekte Symbiose zu schaffen – wir möchten das ganze auf 120 Minuten Spielfilmlänge gerne noch mal sehen! Wer dachte, dass mit der untergehenden Sonne auch die Temperaturen sinken, hat seine Rechnung wohl nicht mit Slipknot abgeglichen, welche durch einen bombastischen Auftritt nicht nur die Eifel zum beben brachten, sondern weltweit vor einem Millionenpublikum im LiveStream erneut zeigten, wer zu den Top-Künstlern der modernen Metalszene gehört. Im neuen Design und neuen Masken gehörte die Show bei Rock am Ring zu den ersten ihrer Art zur kommenden Ära der Band, welche im August ihre nächste Platte veröffentlicht – und als Fan sei gesagt, dass diese Performance zu den besten zählte, welche seit dem tragischen Ableben von Paul Gray 2010 verübt wurde. Die beiden Neuzugänge Jay Weinberg und Alex Ventrulla dürfen sich als vollständige Mitglieder nun endlich frei auf der Bühne bewegen, Corey Taylors Vocals erinnern an die gute alte IOWA Zeit und verdammt noch mal, das Bühnenset bietet vom Design her mehr Unterhaltung als The Bosshoss unserer Meinung nach. Insgesamt war Rock am Ring 2019 eine gelungene Achterbahn auf verschiedensten Ebenen. Den typischen Aussagen, dass am Ring immer die selben Acts spielen wurde mit Tool, Die Antwoord oder gar Seiler & Speer paroli geboten (man achte auch darauf, dass keine der Bands im selben Genre segeln), ein Comeback wurde gebührend gefeiert und wahrscheinlich jeder Ringrocker kam auf seine kosten. Ein kleiner Kritikpunkt wäre die Überschneidung von Slayer und den Ärzten, da in der Vergangenheit schon öfter mit den Problemen der Headliner umgegangen wurde und dies zum Beispiel 2015 gut gelöst wurde – aber das alles ist meckern auf höchstem Niveau. Rock am Ring ist wieder bei der vollen Stärke und gefragt wie zu den besten Zeiten und wir freuen uns gemeinsam mit euch, zum 35 jährigen Jubiläum nächstes Jahr hoffentlich wieder einen gelungenen Mix aus Nostalgie Acts und Durchstarten begrüßen zu dürfen. Unser heißer Tipp für 2020 eine Formation aus Los Angeles, welche allem Anschein nach aktuell das nächste Comeback des Jahres vorbereitet – wir sind gespannt. Gringoz-Magazine
LIVE REPORT
WORLD CLUB DOME >> 07.06.2019 – 09.06.2019 – FRANKFURT AM MAIN / DEUTSCHLAND
Text und Fotos: Kevin Höfer An diesem langen Pfingst-Wochenende ist einiges los in Festival-Deutschland. Neben den Rockgiganten Rock am Rin und Rock im Park sowie dem Sputnik Spring Break in Sachsen, gibt es für Freunde der elektronischen Tanzmusik Etwas in Frankfurt am Main auf die Ohren. Bereits zum siebten Mal macht der World Club Dome Station in der Commerzbankarena und verwandelt die hessische Bankenstadt zum restlos ausverkauften „größten Club der Welt“. Passend zur Verkündung des ersten DJ Sets von der ISS, ist das Thema der diesjährigen Sommer-Edition „Space“. Überall lässt sich das Motto wiederfinden: in der aufwendigen Gestaltung der Zombie-Stage, imposanten WeltraumShows zum Eröffnen und Schließen des Festivals und in Walking Acts von Star Wars. Diese posieren nicht nur für abertausende Fotos, sondern haben
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auch die Aufgabe die einfliegenden Stars auf dem Helikopterlandeplatz zu begrüßen. Danach erfolgt die Eskorte durch die aufgebaute Kolonnade mit Fotos von Künstlern der vergangenen Jahre bis hin zum Unterschreiben auf der eigenen Säule, bevor es noch zum Interview oder direkt in die Arena ging. Der Himmel über Frankfurt ist uns gnädig gestimmt und so wird bis auf eine Ausnahme am Freitag das ganze Wochenende unter exzellentem Festival-Wetter getanzt und gefeiert. Aufgrund eines angekündigten Sturmtiefs werden am Freitag die Aktivitäten im Außenbereich, und damit auch das Konzert von Paul Kalkbrenner in der Pool Area, vorzeitig beendet. Allerdings tut dies der Stimmung keinen Abbruch, sodass einfach in dem überdachten Eintracht Frankfurt Stadion weiter gefeiert wird. Hier tritt neben den großartigen Acts Le Shuuk, Nervo und Marshmello auch der überragende Armin van Buuren auf. In dem Gringoz-Magazine
105minütigen Set bringt er die Halle zum Beben und beweist zurecht, warum er der King of Trance ist. Für uns begründet sein fulminanter Auftritt eindeutig das Highlight am Freitag. Am Samstag geht das Programm dann in die Vollen und startet auf allen 13 Bühnen ab 11:30 Uhr voll durch. Besonders cool gemacht ist das Bühnenbild auf dem Frankfurter Berg, der heute von Elrow gehostet wird, und ein quietschbuntes Zauberland abgibt. Zu lässigen Klängen tanzten die Besucher gemeinsam mit den verrückten Darstellern unter dem größten Konfettiregen, den man sich vorstellen kann. Ein weiterer Hingucker ist die Dixie-Stage, die versteckt zwischen den gleichnamigen Klohäuschen liegt, wo heute zu 90’s & Ibiza Classics ordentlich die Post ab geht. Bis zu den Headlinern am Abend kann man sich auf dem weitläufigen Gelände inklusive Schwimmbades wunderbar die Zeit vertreiben. Und die Headliner am Abend hauen gleich mal ordentlich rein. Timmy Trumpet legt nach W&W und Nicky Romero auf und veranstaltet die reinste Abrissparty. Das Publikum flippt zu den Klängen der Trompete völlig aus und eskaliert aufs Feinste. Wer damit noch nicht genug bedient war, kam spätestens um 21:45 Uhr auf seine Kosten. Zu dieser Zeit betritt niemand Geringeres als Steve Aoki die Bühne und hat die Crowd ab der ersten Sekunde fest im Griff. Die Halle ist dermaßen energiegeladen, dass die Luft zu vibrieren scheint. Jetzt hält es niemanden mehr auf den Füßen; ob man will oder nicht, man muss tanzen und sich bewegen. Master Aoki nutzt dies geschickt zu seinen Gunsten und bringt auch seine klassischen Tortenbomben zu dem Song „Cake Me“ sicher in die begeisterte Menge.
Kurz nicht aufgepasst und auf einer der VIP Afterparties die Nacht durchgezecht ist auch schon wieder Sonntag, der ganz unter dem Zeichen „Music, not genre“ steht. Neben dem exzellenten Elektro Line-Up mit Alison Wonderland, Neelix, David Guetta und Dimitri Vegas & Like Mike lassen sich auch andere Namen im Spielplan lesen. Der, vorher in den sozialen Medien hauptsächlich negativ diskutierte, Auftritt von Capital Bra fällt dabei als Erstes ins Auge. Viele haben sich gefragt, was ein Rap-Artist auf einem Elektro-Event zu suchen hätte. Doch sie alle taten dem erfolgreichsten Künstler der Geschichte (gemessen an der Anzahl der Nummer-Eins-Hits) Unrecht, da die Outdoor Mainstage dermaßen gut besucht war, dass sich kaum noch ein freies Plätzchen mit Blick auf die Bühne erhaschen ließ. Aber am Ende will natürlich niemand enthusiastisch mitgesungen haben… Ein weiterer untypischer Act kam mit den Mädels von Chefboss daher, die man in den letzten Jahren eher auf Festivals wie dem Deichbrand oder Hurricane bestaunen durfte. Nun standen sie bei strahlendem Sonnenschein
Ein Wermutstropfen ist, dass die viel umworbene Weltpremiere von Steve Aoki featuring Timbaland mit lediglich zwei gemeinsamen Songs doch recht mager ausfällt. Wer sich also auf ein weltweites Unikat gefreut hat, dürfte enttäuscht worden sein. Ebenso fraglich ist der kurze Auftritt der Black Eyed Peas in den letzten Minuten der Show. Steve Aoki verkündet euphorisch, dass seine Freunde extra den langen Weg aus Kalifornien auf sich genommen haben, um heute Abend mit uns zu sein und dann haben sie ein paar kurze Worte und sind, ähm naja wie soll man sagen, wieder gegangen. Welchen Grund dieser mysteriöse Auftritt der Band haben sollte, bleibt uns und den anderen Festivalgästen leider verborgen. Gringoz-Magazine
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LIVE REPORT in Frankfurt und haben die Bühne ordentlich gerockt. Das anfänglich etwas verhaltene Publikum taute mit der Zeit und der enormen Lockerheit von Frontfrau Alice Martin Stück für Stück auf und tanzte gemeinsam mit der Chefboss Crew um Tänzerin Maike Mohr ausgelassen. Wir können nur sagen, dass sich die Background-Tänzer von Jason Derulo vom Vortag eine Scheibe von der krassen Choreographie der Hamburgerinnen hätten abschneiden dürfen. Sonntagabend wird es kurz nochmal unübersichtlich. Aus internen organisatorischen Gründen werden die Hauptacts Robin Schulz, Don Diablo, David Guetta und Dimitri Vegas & Like Mike auf der Mainstage Indoor munter durchgetauscht. Bis auf diese kleine Unstimmigkeit gibt es an der Organisation und ihrer Umsetzung aber nichts zu meckern und es
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wurde im Großen und Ganzen ein reibungsloser Festivalablauf ohne dramatische Zwischenfälle präsentiert. Alles in allem haben, dem Veranstalter zufolge, an diesem Wochenende mehr als 180.000 Menschen aus über 70 Nationen gemeinsam die elektronische Musik zelebriert. Unter Hochwetter ist die Stimmung zu jeder Zeit ausgelassen gewesen und die Freude für die einzelnen Acts elektrisierend. Der Versuch ebenso Rap oder Pop mit in das Line-Up einzubauen kam nicht so schlecht an, wie nach der massiven Kritik im Vorhinein zu vermuten galt. Teil des „größten Clubs der Welt“ zu sein ist auf jeden Fall ein Gefühl wie von einem anderen Planeten und wir freuen uns auf die nächste Ausgabe 2020. Parallel zum Festival haben die Big City Beats die nächsten Termine und Frühbucherpreise rausgehauen.
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LIVE REPORT
IMPERICON FESTIVAL >> 20.04.2019 – LEIPZIG / DEUTSCHLAND
Text: Mona Riahi Fotos: Kevin Höfer Mit dem LineUp für das diesjährige 9. Impericon Festival in Leipzig haben sich die Veranstalter selbst ein Bein gestellt, denn mit Hollywood Undead als Headliner eines Metalcore-/HardcoreFestivals war die Veranstaltung am Ostersamstag vorab schon kontrovers diskutiert worden. Schließlich folgt die Band unter anderem Vorreitern wie Heaven Shall Burn oder Parkway Drive. Das Impericon Festival hat sich seit Beginn im Jahre 2011 einen Namen in der deutschen und europäischen Festivallandschaft gemacht und hinterlässt im vergangenen Jahr noch mit einem
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überzeugend starken LineUp eine Schneise der Verwüstung in fünf Städten. Auch 2019 sind wieder 20 Bands auf zwei Bühnen geladen und geben sich von 10 Uhr bis Mitternacht die Klinke in die Hand – der Unterschied aber ist die Konstellation. Den diesjährigen Impericon-Bandwettbewerb hat Rising Insane gewonnen. Die Bremer MetalcoreBand steht somit als Opener um 10.10 Uhr auf der Lonsdale Stage in einer sich nur langsam füllenden Messehalle. Es sei jedoch erwähnt, dass sich für den recht frühen Start an einem Samstagmorgen schon mehr Menschen vor Ort verzeichnen ließen als im Vorjahr. Mit Holding Absence kann den bisher eingetrudelten Gäste allerdings noch nicht so richtig eingeheizt werden. Gringoz-Magazine
Für diejenigen, die es an diesem Samstag krachen lassen wollten, ging es erst am frühen Abend mit Deez Nuts, Nasty und Emmure so richtig mit dem Violent-Dancing und einigen Kampfsportaktivitäten los. Mittlerweile muss man auch schon länger an den Bierständen und der Bar anstehen, da die meisten Gäste sich wohl eher das Abendprogramm des diesjährigen LineUps zu Gemüte führen wollen. Mit der Lonsdale Boxing/Acoustic Stage haben sich die Veranstalter für dieses Jahr etwas Neues überlegt. Die Akustik-Sets von Jesse Barnett und Defeater laufen innerhalb eines Boxrings ab, bei dem der Sound leider ständig durch die Soundchecks an den großen Bühnen übertüncht wird. Auch die Aufmachung eines Boxrings als Location für eher sanfte und ruhige Töne der Akustik-Acts sollte vielleicht noch einmal überdacht werden.
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Würde sich da nicht vielleicht eine „Chill-Out-Area“ mit Sitzsäcken und Teppichen besser machen? Zum Ende des Tages hin geben Callejon und Caliban noch einmal Vollgas und überzeugen beide mit einer sehr interaktiven Show mit Wasserbällen und Lasern. Die Stimmung wird durch weitere zahlreiche Effekte noch mehr angeheizt und wird schließlich von dem „Ausreißer des Abends“, den Donots, nur dankend entgegen genommen. Die Band hat sich für den heutigen Abend einen kompletten Abriss zu Ehren ihrer mittlerweile 25-jährigen Bandgeschichte vorgenommen und schmettern Klassiker wie „Stop the Clocks“, „Calling“ und „So long“ nur so dahin. Die Menge ist begeistert und schnell wird klar, dass die deutsche Punkrock-Band ihre Daseinsberechtigung bei diesem Festival hat.
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LIVE REPORT
Der Hauptgrund für Viele, bis zum Abend durchzuhalten, ist der eigentliche Headliner des Festivals. Stick to your Guns zelebrieren mit einem gut sortierten Set alte wie neue Songs und bringen die Crowd noch einmal ordentlich zum Beben. Als der letzte Riff von den Saiten geht, merkt man relativ schnell, wie sich die Messehalle zu Leeren beginnt. Der Zauber des Abends ist für viele dann nach knapp 12 Stunden wieder vorbei. Das Publikum, welches sich vor der Monster Stage für Hollywood Undead zu versammeln beginnt, besteht größten-
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teils aus den jüngeren Gästen. Mit viel Feuerstrahlern, Lichteffekten und Klimmbimm versucht die Band ihren recht eintönigen neuen Songs mehr Glanz und Anklang bei den Menschen zu verleihen. Doch eines steht fest; die Band hat für einige aus der Szene musikalisch ihren Zenit schon längst überschritten. Es bleibt nur zu hoffen, dass aus dem „Fehlgriff“ gelernt wird und somit für das 10jährige Jubiläum im nächsten Jahr wieder ein anderer Wind durch die Halle Eins der Leipziger Messe wehen kann. Einer, der am Ende wiederum eine Schneise der Verwüstung hinter sich her zieht. Gringoz-Magazine
LIVE REPORT
CASEY >> 02.05.2019 – HAMBURG / HAFENKLANG >> SUPPORT: GATHERERS, ACRES
Text und Fotos: Jana Boese Fast ein Jahr nach ihrer Letzten Hamburg Show sind Casey erneut im Hafenklang zu Gast – für ihre letzte Tour wie die Band im Dezember 2018 verkündete. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die meisten Konzerte der Tour ausverkauft sind. Als Support sind Gatherers aus New Jersey und Acres aus South Coast dabei. Es ist die erste Europatour von Gatherers. Die Post-Hardcore Band hat seit ihrer Gründung 2011 bereits drei Alben veröffentlicht. Die erste Band des Abends spielt bereits vor einem sehr gut gefüllten Zuschauerraum. Frontmann Rich Weinberger nimmt den kompletten Raum der zugegebenermaßen nicht sehr großen Bühne während des Konzerts ein. Er krümmt und windet sich, springt auf die Zuschauer zu oder sinkt auf die Knie. Die Setlist der Band steht auf Küchenrolle geschrieben.
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Kurze Zeit nach dem energiegeladenen Set von Gatherers betritt die zweite Band des Abends die Bühne. Deutlich ruhiger aber nicht weniger energiegeladen eröffnen Acres ihr Set. Im August wird das Debütalbum der Band erscheinen aus dem bereits ein paar Songs gespielt werden. Während der Umbaupause gibt es einige Technische Probleme, weshalb die Band erst eine Viertelstunde später beginnen kann. „Hey, we are a band called Casey“, eröffnet Tom das Konzert. Die Bühne ist geschmückt mit rosa Blumen, auch das Mikro ist bedeckt mit Blumen. Inzwischen ist der Zuschauerraum komplett gefüllt. Vor dem Konzert hatte Tom persönlich dafür gesorgt das einige Fans, die während des Konzerts nicht hätten stehen können, an den Rand der Bühne gesetzt werden. Und auch Gringoz-Magazine
während des Konzert gibt es eine kleine Unterbrechung für einen Fan. Das Publikum ist textsicher aber bleibt weitestgehend ruhig, die Abschiedsstimmung ist deutlich spürbar, für viele Fans ist dies das letzte Konzert der Band. Und auch die Band scheint sich dessen bewusst und so kullern bereits beim dritten Song die Tränen bei Frontman Tom. Durch die technischen Schwierigkeiten können Casey nicht ihr ganzes Set spielen. Schließlich verabschiedet er sich von seinen Fans, jedoch mit dem Hinweis man solle ihn später noch am Merchandise besuchen. Caseys letztes Konzert in Hamburg ist vorbei, auch einigen Fans sind während der Show die Tränen gekommen. Zugaben wird es an diesem Abend keine mehr geben. Mit den Worten „We were a band called Casey and it’s time for us to bury our love“ verabschiedet sich Tom von den Fans, von denen viele nach dem Konzert noch unschlüssig in der Location stehen bleiben. Der Abschied fühlt sich noch immer ganz unwirklich an. It’s time for us to bury our love – Danke Casey für die vielen Gänsehautmomente mit euch.
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LIVE REPORT
PAASPOP FESTIVAL >> 19.04.2019 – 21.04.2019 – SCHIJNDEL, NIEDERLANDE
Text & Fotos: Kevin Höfer Ausländische Festivals erlangten in den vergangenen Jahren immer mehr Beliebtheit bei uns deutschen - dabei hat man hierzulande mit dem Wacken Open Air es geschafft, sich eine internationale Festival Pilgerstätte zu erbauen, bei welcher so manch ein Veranstalter noch was lernen kann. Doch etablierte Festivals gibt es auch außerhalb des Landes in einer großen Anzahl und das schon länger als das oben genannte Metal Festival. Richten wir also mal unseren Blick auf einen nahen Nachbarn, welcher ja theoretisch schon fast zu uns gehört. Bereits zum 41. Mal feiern tausende begeisterte Menschen ausgelassen und friedlich am Osterwo-
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chenende auf dem Paaspop Festival bei bis zu 26 Grad im beschaulichen Städtchen Schijndel in den Niederlanden. Eine sehr treue Fanbase und der Mut zum Design sorgte über die letzten Jahre dafür, dass das Paaspop eine kreative Pilgerstätte für Fans eines breiteren Musikgeschmacks darstellt. Das Festival verzaubert seine Besucher jedes Jahr aufs Neue, sei es mit den hochkarätigen Acts, den aufwendigen und bis ins kleinste Detail gebauten Bühnen oder dem Rahmenprogramm rund ums Festival. Mit könnte fast sagen, dass das Passpop Festival eine holländische Version eines Burning Man feat. Parookaville darstellt, was das Rahmenprogramm angeht. Böse Zungen könnten sogar behaupten, dass auf das Rahmenprogramm fast mehr Fokus gelegt wird, als auf die Bands, Gringoz-Magazine
welche bei solch einer schönen Kulisse wirklich eher die Kirsche auf der Torte darstellen. Gringoz Magazine ist am Samstag vor Ort und uns erwarten Acts wie Lukas Graham, Dropkick Murphys, Oscar And The Wolf, Pendulum, Noisia und weit über 100 weitere Acts. Gerade die Dropkick Murphys ziehen das Publikum in das große Hauptzelt. Auch wenn die Band gefühlt omnipräsent ist, schafft es diese Gruppe immer wieder, die Massen zu bewegen. So auch beim Paaspop, wo der Andrang vor dem Zelt zeitweise so groß ist, dass ein Einlassstopp ausgesprochen werden muss. Eine Situation, welche an diesem Wochenende aber eher die Ausnahme darstellt. Aber auch abseits der Musik hat das Festival so Einiges zu bieten. Wir würden sogar so weit gehen, dass nicht musikalisch Begeisterte Zuschauer hier auch ein sehr schönes Wochenende verbringen können ohne großen Alkoholkonsum. Wer möchte, kann live und hautnah einen Stripclub besuchen oder Looping Louie in Menschengröße spielen- oder wie wäre es mit etwas Comedy? Vielleicht zur Abwechslung mal ein Theaterstück anschauen? Gerade in diesen Punkten zeigt sich das Paaspop von seiner besten Seite in gleicht damit eher einem Erholungsort. Wem es bei den sommerlichen Temperaturen zu heiß wird, kann auch in den extra aufgebaut Pool springen. Bei gut 25 Grad im Schatten wird diese willkommene Abkühlung von
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einigen Festivalbesuchern dankend angenommen - wir würden uns sogar nicht wundern, wenn genau dieser Aspekt in den nächsten Jahren weiter ausgebaut wird. Vielleicht wäre ja eine Bühne in einem Pool genau dass richtige für das Paaspop. Das Festival suggeriert dem Publikum das Flair einer großen Kirmes. Wettertechnisch hätte es das Paaspop für Mitte April nicht besser treffen können. Und sollte das Festival mal nicht nur Eitel Sonnenschein abbekommen, ist das auch nicht schlimm. Alle zehn Bühnen sind in Zelten untergebracht, so dass kein Besucher nass werden muss oder sogar friert, was im April ja auch nicht ungewöhnlich wäre. Zudem haben wir in Deutschland des öfteren ja mit Unwetterproblemen zu kämpfen, welche ganze LineUp Änderungen mit sich bringen - da kann man in den Niederlanden nur drüber lachen mit dieser Konzeption. Wer jetzt übrigens umgekehrt denkt, dass diese Zelt bei größerer Hitze die perfekten Orte für Konzerte sind, um ein Bratwürstchen in der Luft zu grillen, kann beruhigt werden. Durch eine spezielle Durchlüftung der Zelte, steigen die Temperaturen kaum bis gar nicht über die gewohnten Club Konzert Szenarien hinaus. Die Holländer wissen einfach, wie man Festivals veranstaltet und dabei sogar noch ein Auge auf das Preis-Leistungsverhältnis hat. Wo man hier für
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LIVE REPORT ein gesamtes Wochenende samt Speis und Trank auf dem Gelände incl. Ticket noch finanziell im Rahmen bleibt, ist bei manch großem Festival allein das Ticket für eine weitere Hypothek verantwortlich. Schön wäre, wenn das auch auf Deutschen Festivals so klappen würde. Das Paaspop Festival bietet fast jedem Genre eine Bühne. Egal ob EDM, Hardstyle, Rock, Punk, Metal, HipHop, Schlager, Jazz und was es nicht sonst noch so alles gibt. Jeder kommt hier auf seine Kosten. Alle, die einmal ein geiles Festival mit vielen unterschiedlichen Musikgenres erleben möchten, sind beim Paaspop Festival genau richtig. Hier bekommt man noch was für sein Geld- Egal, ob richtig gute Acts oder ein schönes Rahmenprogramm. Tickets für die 42. Ausgabe des Paaspop
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Festivals bekommt ihr ab dem 24. April um 19 Uhr auf der Festival-Homepage. Wir blicken mit einem lachendem und einem weinendem Auge auf die schöne Zeit zurück und freuen uns auf unseren VorSommer Urlaub im nächsten Jahr schon natürlich wieder in Schijndel. Abschließend kann man einfach nur sagen, dass es sich selbst als deutscher Festivalgänger lohnt, den Blick mal über den Tellerrand hinweg zu werfe, und zu schauen was die Nachbarn sowohl preislich als auch inhaltlich zu bieten haben. Wir ziehen unseren Hut vor dieser Leistung und bedanken uns natürlich beim Veranstalter für diese ein Einladung - es war garantiert von unserer Seite aus nicht das letzte mal.
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LIVE REPORT
MIKE SHINODA >> 06.03.2019 – OBERHAUSEN / TURBINENHALLE >> SUPPORT: DON BROCO
Text: Alex Hoppen Fotos: Diana Hoppen Knappe 20 Monate sind seit dem tragischen Ableben von Linkin Park Frontmann Chester Bennington vergangen, wenige Woche danach sah man im Oktober die Band das letzte mal zusammen auf der Bühne Performen, doch für Mike Shinoda fing der wahre Prozess dort erst an – offen verkündet er in L.A., dass er zum verarbeiten solcher Ereignisse oft Musik schreibt und stellte in der gleichen Rede auch direkt seinen eigenen Song Looking For An Answer zu diesem seelischen Tiefschlag vor – die musikalische Geburt für das kommende Album Post Traumatic fand damit statt. Die im Januar folgende EP ebnete den Weg für das gleichnamige Album im Juni, auf welchem sich
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Vollblutmusiker Shinoda wie auf einem Progressalbum durch die fünf Phasen der Trauer – Leugnen, Zorn, Verhandeln, Depression, und Akzeptanz rapt, singt und vor allem durchlebt. Und heute – am 06.03.2019 stehen wir als begeisterter Linkin Park Solidier endlich hier, um eben jenen Progress auch zu fühlen und zu erleben. Zuviel Respekt vor der WarmUp Tour im August war noch da, um von dieser für euch zu berichten, doch knappe 20 Monate später fühlen wir uns bereit, mit euch zusammen hier diesen Weg zu gehen – oder? Eingeleitet wird der Abend von der fest verankerten Opener Band Don Broco, welche bereits auf der WarmUp Tour Mike quer über die Erdkugel stets begleitete. Nach den ersten Takten merkt Gringoz-Magazine
man auch sofort wieso, denn die Mischung als englischem Rock gepaart mit groovelastigen Beats lädt sofort zum mitspringen ein und verleiht uns auf den ersten Blick gar nicht so das Gefühl eines quälenden Openers, der uns nur die Zeit vom eigentlich Headliner wegnimmt. Nicht nur uns, sondern die gesamte Turbinenhalle hatten die Jungs spätestens zum zweiten Song voll im Griff, sodass die viel zu kurzen 30 Minuten Spielzeit wie im Flug vergingen. Gefühlstechnisch brachten Don Broco dabei selbstredend mehr Freude und gute Laune rüber, als das eigentliche Thema des Abends widerspiegeln soll, und während der Umbaupause wurde dies wahrscheinlich dem ein oder anderen Fan auch bewusst, denn klar wurde hier und da ordentlich geredet und diskutiert, aber in den Minen einzelner Konzertbesucher konnte man nur zu gut auslesen, dass nicht nur Interesse und ein schöner Konzertabend heute im Vordergrund stehen. Mike selbst eröffnete den Abend mit dem aktuellsten Fort Minor Song Welcome, welcher wahrscheinlich als kreatives Nebenergebnis vom Do It Youself Album The Hunting Party von Linkin Park
entstanden ist und 2015 seinen Weg auf die verschiedenen Streamingportale fand – schöner Opener. Wir möchten hierbei nur ungern Song für Song den Abend durchgehen, denn hochachtungsvoll anzumerken ist, dass Mike Shinoda seine Setlist für jeden Abend recht spontan zusammenstellt und sich so jedes Konzert seiner Tour mit einigen Highlights durchaus vom anderen Unterscheidet. Das betrifft nicht nur die Reihenfolge der Songs sondern auch die direkte Songauswahl, wodurch Oberhausen zum Beispiel als erste Station auf der Tour den Klassiker Numb in einer emotionalen Piano Version hören durfte. Generell zählten die Linkin Park Songs hier zu dem wahren Highlight des Abends, bei denen, die wie bereits beim Hollywood Bowl einzeln bewiesen, die Menge den Part von Chester Bennington übernimmt – als Fan eine schöne Geste, seinen Beitrag zu leisten und dazu auch wirklich sehr berührende Momente, denn spätestens hier fällt auf, was eigentlich selbstverständlich oder logisch ist: Egal ob vor 10 Jahren bei der Project Revolution Tour, den kalten Stunden vor der Halle wartend auf der A Thousand Suns Tour 2010 oder dem
LIVE REPORT Mega Auftritt bei Rock am Ring 2012 oder 2014 – wir sind alle hier, die selben Menschen, nur alle um eine sehr tragische Erfahrung reicher. Dadurch wirkt generell die Menge heute Abend sehr familiär und gerade bei Songs wie Waiting For The End könnte man zwischen den Zeilen eine Nadel fallen hören.
viel durchmachte Abend für Abend seine Dämonen durchlebt auf eine musikalische Art und Weise, um sowohl sich als auch all die Fans zu unterstützen – man kann an dieser Stelle Mike gar nicht genug dafür danken, dass er diese Stärke jeden Abend in den verschiedenen Ländern erneut unter Beweis stellt.
Mike selbst schafft es durch seine Geschichten und Erlebnisse mit Chester den Abend wirklich aufzulockern und beweist uns wie zu den besten Linkin Park Zeiten die volle Kreativität hinter dem Projekt – sei es ein wirklich geniales MashUp aus Waiting For The End / Where´d You Go, dem vielfältigen Umgang mit Piano, Gitarre und Synthesizer oder der Tatsache, dass dieser Mann der so
Wir können zum Schluss euch einfach nur die Worte auf den Weg mitgeben, welche auch Mike an diesem Abend unter anderem uns mitgab: Nicht jeder Tag muss immer der beste sein oder dazu gehören, es reicht manchmal auch, wenn er okay ist – in diesem Fall hast du uns persönlich jedoch ein wahres emotionales Highlight beschert Mike, vielen Dank für alles.
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PUBLIC BLACKOUT “BLOOM“ 06.09.19
ALBUM RELEASE PARTY
Erhältlich bei:
Tickets bei:
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16.09.19 | 18 Uhr Yoko Club Valentinskamp 47 20335 Hamburg Tickets 10€
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REVIEWS
amon amarth
bonaparte
Mit The Berserker hauen uns Amon Amarth ihr elftes Studio Album um die Ohren. 12 Songs erstrecken sich über 56 Minuten und liefern uns somit das neue Material der Schweden, auf das wir seit inzwischen drei Jahren warten. Beim ersten Hören des Albums, bleibt zugegeben gar nicht allzu viel hängen. Das Album rast praktisch an einem vorbei und hinterlässt das Gefühl, man habe gerade ein Amon Amarth Album gehört, was ja auch der Fall ist. Also auf zum nächsten Anlauf und wie auch beim ersten Hören sticht sofort das Intro des Openers – Fafner’s Gold – und somit des Albums hervor, welches mit den ruhigen Klängen einer Akkustikgitarre den Weg zu den bekannten Viking Melodic Death Metal Klängen ebnet, für die wir das Quintett kennen und lieben. Crack The Sky liefert im Refrain schon gleich die Schlachtgesänge für die Liveauftritte der Schweden und glänzt zeitgleich noch mit der gewohnten „Headbangability“. Schnelle Riffs, brachiale Drums und Growls liefern uns Amon Amarth auch auf dem elften Studio Album noch zu Hauf, während man in Ironside und dem bereits erwähnten Crack In The Sky auch mal ganz überraschend mit Clean Vocals daherkommt, welche man von Frontmann Johan Hegg bisher nur aus dem Song Aerials kannte, wobei es sich bekanntlich um ein System of A Down Cover handelt. Diese fügen sich jedoch ganz gut in das Gesamtbild des Albums ein und machen doch durchaus Lust auf mehr. Man kann sagen, dass The Berserker mit jeder neuen Schlacht wächst und man auch nach wiederholten Durchhören noch Elemente entdecken kann, die einem ohnehin schon starken Album noch die richtige Würze verleihen. Amon Amarth präsentieren sich hier selbstbewusst und bleiben sich dabei dennoch treu. Die Platte findet sich locker in den oberen Gefilden der Diskografie wieder und ist ein Muss für jeden Fan.
„Alles nur noch Beat“, heißt es in Das Lied vom Tod auf Bonaparte‘s neuer Platte. Was mir passiert ist, wenn man den Soundtrack zu Beck’s letzter Sommer weglässt, der sechste Longplayer des Schweizer Wahlberliners. Von der überdrehten visual Punk Schiene der Nuller Jahre ist nicht viel übrig geblieben. Was sich bereits beim Vorgängeralbum The Return of Stravinsky Wellington abzeichnete, wird konsequent weitergeführt. Jundt verabschiedet sich von der distanzierten Zirkuswelt und taucht in für sein Projekt neue Klangwelten ein. Er geht sogar noch zwei Schritte weiter: Das Album ist fast komplett auf Deutsch eingesungen. Außerdem ist er ins westafrikanische Abidjan gereist, hat sich mit der dortigen Musikszene verknüpft und diese Eindrücke direkt auf der Platte verarbeitet. Aber nicht nur Größen wie Fatoumata Diawari oder Bob de Narr finden sich als Gastmusiker auf Was mir passiert, sondern auch die alten Bonaparte Homies Bela B. und Farin Urlaub von den Ärzten beim kritischen Elektropunk-Song Big Data oder Jundt’s Landsfrau Sophie Hunger, mit der er den Coversong dene wos guet geit auf Schwiizerdütsch neu eingesungen hat. Der Grundtenor der Platte ist der persönlichste, den es bei Bonaparte bislang gegeben hat. Einfühlsam und offen reflektiert Jundt über die Liebe, Beziehungskonzepte und seine Familie, ohne dabei in schlagereske Klischees abzudriften. Untermalt von Afrobeats gelingt ihm der Spagat zwischen der sich -nicht nur musikalisch- im Umbruch befindenden Elfenbeinküste und Berlin, der pulsierenden Hauptstadt Deutschlands. Grenzen gibt es auf diesem Album nicht. Der moderne Bonaparte schreibt Songs für Herz und Geist, bewegt sich weg vom genusssüchtigen Livemoment der früheren Tage und es steht ihm gut. „Bring Bonaparte back auf die Karte“ heißt es in Warten. Dieser Vorsatz ist mit Erfolg gelungen.
Nico Simon
Désirée Pezzetta
Berserker
Was mir Passiert
sound konzept hörspass 42
sound
4,5
konzept
4,8
hörspass Gringoz-Magazine
bury me alive
infected world
Bury Me Alive sind ein neuer Stern am Musikhimmel. Erst letztes Jahr haben sich die fünf Musiker aus Österreich zusammengeschlossen, jetzt erscheint ihr Debütalbum Unexpected Miseries. Der Titel des Albums greift bereits die Hauptthematik der meisten Tracks auf, das aktuelle Verhalten der Menschheit im Bezug auf Umwelt und andere Probleme. Das Album ist somit voll mit Kritik an der Gesellschaft. Zuerst gibt es ein ein-minütiges Intro, das Spannung aufbaut und klingt, als könnte es aus einem Videospiel kommen. Der Übergang zum zweiten Track, Falling Apart, ist fließend und Sänger Dominik Bischof erlangt mit der Frage „Are you there?“ die Aufmerksamkeit des Zuhörers. Falling Apart ist ein schneller Song mit melodischen Gitarren, der im Kopf bleibt. Die meisten Songs auf dem Album zeichnen sich aus durch schnelle Strophen mit starken Screams und melodische Refrains mit eingängigem Gesang, wie zum Beispiel bei No Regrets und Humanity’s Collapse. Die Texte sind dabei besonders aussagekräftig. Gerade Humanity’s Collapse macht aufmerksam auf die Klimakatastrophe und stellt diese als das Ende der Menschheit dar. Danach geht es ruhig weiter mit Forever, einem emotionalen Liebeslied. Es bleibt nicht bei dem einen ruhigen Track, auf den nächsten gesellschaftskritischen Song, New World, folgt ein Interlude, das nur aus Gitarrenklängen besteht. Das Album endet mit Diseased World, einem starken letzten Track. Unexpected Miseries ist ein starkes erstes Album für Bury Me Alive. An manchen Stellen gibt es sicher Verbesserungsbedarf, zum Beispiel wiederholen sich einige Songs zu oft, aber insgesamt ist es ein gutes Metal-Album, das vor allem durch die kritischen Texte überzeugt.
Infected World erinnern uns so ein bisschen an diese fette Raupe aus Disney´s Das große Krabbeln – vor drei Jahren mit der EP als Raupe bemustert und schon gut amüsiert worden und jetzt ziemlich genau zwei Jahre nach der Neuformierung ist diese Band vergleichbar mit einem wunderschönen Schmetterling, der uns anschließend mit einem musikalischen Sextape beehrt – trotzdem süß irgendwie. Ob der damit verbundene „Ohr“gasmus auf eintrifft, klären wir für euch in unserem knallharten Review. Die erste Achterbahn dauert ziemlich genau 1:35 Minuten in welche wir uns durch ein schlagerhaftes Intro mit tiefsinnigen Äußerungen gegenüber weiblicher Mitmenschen bis hin zum ersten harten Riff Gewitter auf Ansage schlängeln, spätestens hier sollte jeder Hater wissen, dass wir uns inmitten eine Trancecore Platte befinden. Thematisiert wird hierbei nicht nur das Lieblingsthema aller RTL II Zuschauer und Kerninhalt vieler größerer Videoportale ab 18, sondern auch Erzieherische Maßnahmen und Hinweise wie in Bärenkampf oder diese typischen „Boah ihr habt so recht!“-Songs, bei denen man sozial einfach total abgewrackt sein muss. Dass hierbei bewusst in die Partyfußspuren von Genregrößen wie Eskimo Callboy getreten wird, ist zwar offensichtlich, schadet aber dem Album in keinster Weise. Wir brauchen einfach mal wieder eine Partyplatte die sich selbst nicht so ganz ernst nimmt. Das beweist die gute Laune, welche wir beim Reinhören in dieses Sextape verspürten, als auch das extrem starke Featuring von To The Rats And Wolve auf der Platte. Mit all diesen Aspekten und der Tatsache, dass Trancecore 2019 eine etwas kleinere Fanbase hat, wie vor einigen Jahren, ebnet sich Infected World mit ihrem Debüt Album dennoch den Weg, um in den kommenden Monaten die Clubs und Parties ordentlich zu rocken.
Unexpected Miseries
Sextape
Jana Gall
Alex Hoppen
sound konzept hörspass Gringoz-Magazine
sound
4,2
konzept
3,8
hörspass 43
REVIEWS
machete dance club
royal republic
Was kann man nur von Machete Dance Club halten? Mit neonfarbenem Cover, One Piece Logo und einem verdammt coolen EP-Titel, der beim nächsten Club Besuch und 4 Bier intus sicherlich spaßig auszusprechen ist, haben die Jungs sich letztes Jahr geformt, um mit frischen Wind die Szene zu stürmen, ob das mit einem 4-Song starken EP Debüt so einfach funktioniert, erfahrt ihr bei uns. Musikalisch bewegt sich das Münchner Quartett hier fast schon auf unberechenbaren Boden und so schafft es die Band uns binnen 14 Minuten das ein oder andere Mal ordentlich zu überraschen. Hier treffen harte Gitarrenriffs und poppige Synthesizer zum richtigen Takt genau den Nerv, den wir so nur von Genregrößen wie Don Broco kennen, dabei schafft es die Kombo auch bei härteren Passagen fast kaum mit gutturalem Gesang auszukommen und trotzdem im Metal Genre anklang finden zu können. Wir erleben einfach bei jedem der vier Songs ein kleines Highlight, was Lust auf mehr macht. Cheap Motel eröffnet mit einem Knall die große Bühne, Give Me Your Heart (Sweat) ist mit diesem Beat der nächste Anwärter auf eine Youtube „Try not to Headbang Challenge“ während wir bei M.A.M.A uns ein bisschen in Michael Jackson Gewässern aufgehoben fühlen und mit dem großen Abschluss von Love You spukt uns Melodie als auch Refrain noch durchaus länger im Kopf. Insgesamt haben Machete Dance Club mit diesem Debüt es geschafft ihr Talent und Engagement unter Beweis zu stellen und mit ihrem ersten Eindruck sich in die Köpfe unserer Redaktion gespielt. Wir prophezeihen dieser Band, dass wir nicht das letzte mal von den Jungs gehört haben und freuen uns schon wahnsinnig darauf, die Kraft und Kreativität hinter A Trip Outta Hell Into Heaven And Back hoffentlich schon bald in Form einer LP zu bestaunen.
Die schwedische Kombo Royal Republic legt mit Club Majesty ihren vierten Longplayer vor, der partywütige Rockfans in Verzückung geraten lässt. Seit mehr als zehn Jahren tummeln sie sich nun im Musikzirkus und haben allem Anschein nach die Weltformel für beständigen Erfolg und eingängige Riffs gefunden. Daher verwundert es nicht, dass die Mannen auch auf ihrem neuen Album das tun, was sie am Besten können- rocken, bis der Arzt kommt. Das Album ist von Anfang an auf Party gebürstet. Nun lehnen sich Royal Republic auf Club Majesty für ihre Verhältnisse schon weit aus dem Fenster. So hört man auf dem Opener Fireman & Dancer neben mehrstimmigen Gesang in QueenManier auch ein Saxophon. You can’t fight the Disco hingegen hat deutliche Indieanleihen, die ebenso ihren Landsmännern von Mando Diao eingefallen hätten sein können. Apropos Indie, Boomerang (wieder mit Bläsern) klingt, als hätten Franz Ferdinand sich ein Stelldichein mit Kiss geliefert und diese Mischung macht den Track zum Hit des Albums. Das sexuell aufgeladene Like a Lover zeigt wieder eine ganz andere Seite der Band: Konzentriert auf das Wesentliche präsentieren Royal Republic hier in feinstem Bluesrock das intensivste Stück auf Club Majesty. Never change a winning team konnte bei Royal Republic zuletzt getrost zu never change a winning tune umgedichtet werden- weitere berühmte Beispiele für dieses Schema gibt es zur Genüge. AC/DC, Kiss, The Hives… schließlich keine schlechte Gesellschaft! Auf Club Majesty jedoch macht die Band musikalisch gleich mehrere Schritte nach vorne. Das Rad wird nicht neu erfunden, aber die geschickte Kombination aus neuen und alten Sounds, gepaart mit eingängigen Melodien und Texten, machen das Album zu einer im wahrsten Sinne runden Sache.
Alex Hoppen
Désirée Pezzetta
A Trip Outta Hell Into Heaven And Back
sound konzept hörspass 44
Club Majesty
sound
4,2
konzept
4,2
hörspass Gringoz-Magazine
thilo distelkamp
x ambassadors
Man tut sich bei kompletten Alben von Songwritern/Solokünstlern oft schwer, meist fehlt es an Spektrum oder der klangliche rote Faden wird etwas zu genau genommen und nach drei Songs hat man alles gehört, dass das auch anders geht, beweist nicht nur ein rothaariger Engländer in so manchen Stadium, sondern auch Thilo Distelkamp aus dem schönen Koblenz. Geliefert wird bei seinem aktuellen Langspieler eine große Palette an Songs, welche man fast als BestOf gelten lassen kann. Inhaltlich auf tiefster Gefühlsebene stöbernd, ertappen wir uns selbst bei dem ein oder anderen Moment, in dem komplette Zustimmung zwischen uns und der Stimme aus den Lautsprechern herrscht. So richtig zuordnen kann man das Gesamtwerk streng nach dem Motto „Klingt wie…“ nicht, sondern entdeckt hier und da den ein oder anderen Aspekt eines bekannten Künstlers, durch den sowohl der Hörer als auch Thilo Distelkamp wahrscheinlich geprägt wurden (wagen wir jetzt einfach mal zu behaupten). Wir schwelgen bei Songs wie What I´ve Become in tiefsen Erinnerungen, was durch den absoluten Hit My Memory (Maroon 5 hätte damit Platz 1 belegt) nochmal getoppt wird, nur um uns bei Circus mal von der rockigen Ader anstecken zu lassen. Insgesamt sprudelt die Platte, welche Anfangs erst als EP geplant war, nur so vor Ideen und Kreativität, sodass man sich natürlich fragt, wo die Reise noch hin geht – wir sind jedenfalls angefixt und wollen mehr! Kleine positive Anmerkung zum Schluss: Wer das Album auf Dauerschleife hört, kommt in den Genuss, dass das Ende perfekt zum Anfang passt und es damit quasi unendlich wirkt – schöne kreative Idee.
Neun Jahre ist es her, seit das Trio aus Brooklyn angefangen hat, zusammen unter dem Namen X Ambassadors aufzutreten. Vier Jahre später schafften sie es mit Jungle das erste Mal in die deutschen Charts, wirklich bekannt geworden sind sie spätestens 2015 mit ihrer Hitsingle Renegades. Jetzt erscheint ihr zweites Album Orion. Bereits die beiden Singles klingen vielversprechend. Hey Child fängt den Zuhörer mit einer eingängigen fröhlichen Melodie ein und hat das Potential, zu einem richtigen Sommerhit zu werden. Boom dagegen klingt am Anfang nach einem Partylied, wird nach der Hälfte jedoch rockiger durch mehr Gitarreneinsatz. Recover enthält sogar Gospelelemente wie Orgel und einen Chor, für Abwechslung ist also gesorgt. Wie auch auf ihrem ersten Album sind ein paar emotionale Nummern dabei, History überzeugt durch die überwältigende Stimme des Sängers Sam Harris zusammen mit einer Akustikgitarre. Rule ist ein ruhiges romantisches Liebeslied und auch I Don’t Know How To Pray bleibt bei den ruhigeren Tönen und handelt von Zweifeln am Glauben bei all den Schlechten Dingen, die täglich passieren. Der Song ist voll von Verzweiflung und bricht nach den Worten „and God said…“ ab, um zu zeigen, dass es keine Antwort auf die verzweifelten Gebete gibt. Das Album endet jedoch motivierend mit dem Lied Quicksand, in dem Sam Harris singt, dass die Welt ihn im Moment wie Treibsand runterzieht, er aber bald wieder auf solidem Boden stehen wird. X Ambassadors ist eine talentierte Band, die Popmusik und Emotionalität perfekt miteinander verknüpfen kann. Auf ihrem neuen Album ist für jede Gemütslage was dabei, Selbstzweifel, Liebeskummer und Optimismus, zu allem gibt es ein passendes Lied. Das Album klingt erwachsen und ehrlich und schafft es sogar, das Debütalbum VHS zu übertreffen.
Wasted Youth Wasted Truth
Orion
Alex Hoppen
Jana Gall
sound konzept hörspass Gringoz-Magazine
sound
3,5
konzept
4,5
hörspass 45
TRACK BY TRACK
NEW YEARS DAY Unbreakable Female Fronted Metal wird auf ewig ein diskutables Thema bleiben. Wenn man es aber schaffte sich in der Szene einen Namen zu machen, kriegt man zumindest die nötige Beachtung, um dieses Thema mal auf den Tisch zu bringen. Das zumindest kündigte New Years Day mit ihrem neusten Silberling groß an und sagt damit allen Kritikern einen Kampf an – ob dieser Faust Austausch funktioniert erfahrt ihr in unserem TrackByTrack Review. Text: Alex Hoppen
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Track 1: Untethered Angel... Brachialer Opener, welche die besten Eigenschaften von New Years Day perfekt vermischt, abgesehen vom etwas zu elektronischen Refrain ein echter Kracher direkt zum Anfang.
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Track 2: Miss Understood... Als würden New Years Day mitlesen, wurde mit Miss Understood nicht nur einer der besten Songs des Albums hier rausgehauen, sondern gleich das bisschen Kritik gegenüber des Openers komplett ausradiert. Starke Message und kraftvoller Gesang ergeben hier ein kleines Highlight. Gringoz-Magazine
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Track 3: Skeletons... Hier kommt die wahre stärke der Band durch die Fusion zwischen Pop und Metal heraus. Für frische Fans könnte dies der durchgängigste und most Outstanding Song der Bandgeschichte sein.
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Track 4: Unbreakable... Die Botschaft aus dem zweiten Song bleibt auch im titelgebendem Track bestehen, wenn auch etwas durcheinander – gerade in den Strophen zeigt sich hier ein leicht anstrengendes Tempo welches sich aber dank mitsing Refrain gut ausgleicht.
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Track 5: Shut Up... Kein schlechter Song aber nach den vier Krachern muss mal in einem Genre zurückgefahren werden. Die Nummer ist weder lahm noch unspektakulär, kommt aber nicht an die Power der vorgelegten Songs ran.
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Track 6: Done With You... Mit wem auch immer hier abgerechnet wird, die Nachricht ist Programm und zieht sich mit kraftvollen Riffs durch den ganzen Song. Eiskalt und auf den Punkt gebracht ist diese musikalische Rechnung ordentlich verpackt und bleibt im Ohr.
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Track 7: Poltergeist... Den Song könnte man als kleine Powerballade ansehen. Ruhigere Gefilde gepaart mit Ohrwurm Refrain und einem ordentlichen Nachdruck von Synthesizern geben den Song die entsprechende ruhe, ohne dabei auf einer Metal Platte langweilig zu wirken.
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Track 8: Break My Body... Haben die Jungs von Papa Roach hier ihre Finger im Spiel gehabt? Sowohl vom Text als auch der Melodie fühlen wir uns hier 10 Jahren jünger und feiern diese gelungenen Ausflug in NuMetal Gewässer.
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Track 9: Sorry Not Sorry... Kein großes Highlight da der Sing wie der kleine Bruder von Poltergeist wirkt. So langsam wiederholen sich musikalische Aspekte und Aussagen etwas.
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Track 10: My Monster... Man merkt die Orientierung an Größen wie In This Moment in diesen Song stärker als irgendwo anders. Das ist überhaupt nicht schlecht und kommt im New Years Day Stil wirklich gut zur Geltung.
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Track 11: Nocturnal... Sehr elektronisch, schnell und taktvoll wird uns in den letzten Zügen noch mal eine ganz andere Seite gezeigt die wir von früheren Alben kennen.
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Track 12: I Survived... Da lobt man fast durchgehend die Platte und gegen Ende diese frische Brise, nur um im letzten Song dann einen kleinen Durchhänger zu erleben. Hier wird nichts neues erfunden oder aufgefrischt. Man kann diesen Song als Filler ansehen, um die 40 Minuten Marke zu knacken, das Album hätte aber auch ohne das Stück funktioniert.
fazit: New Years Day schafften es mit Unbreakable nicht nur eine starke und authentische Message rauszuhauen, sondern uns fast die gesamte Laufzeit köstlich zu unterhalten ohne dabei große Variationen zu erschaffen. Die Band hat es geschafft mit diesem Album einen Diamanten für ihre Diskographie zu formen. Gringoz-Magazine
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INTERVIEW
KISSIN‘ DYNAMITE
Kann man die musikalisch erfolgreiche Flut von Kissin Dynamite überhaupt noch stoppen? Die bespielten Hallen der Band haben sich in den letzten vier Jahren gefühlt verdoppelt, aus dem Radioprogramm sind sie nicht mehr wegzudenken und auch die einzelnen Konzerte die Band sind teilweise restlos ausverkauft. Nach der Veröffentlichung vom Erfolgsalbum Ecstasy im Jahr 2018, wurde es nun noch mal Zeit für uns, noch mal einen kleinen Live-Check in Form eines Interviews einzurichten, um nachzuschauen, ob die Band ihren Zielen noch treu ist. Dazu haben wir Basser und Halbzeit Tourguide Steffen auf ein Wort gebeten. Text: Alex Hoppen Fotos: Carsten Hoppen
GRINGOZ: Blicken wir doch mal etwas zurück, seit knapp 1,5 Jahren seid ihr fast NonStop am touren und promoted so vor großem Publikum eure aktuelle Platte, zehrt so was an der internen Stimmung? STEFFEN: Überhaupt nicht. Wir sind super Happy mit allem, was uns gerade nach jahrelanger Arbeit passiert. Erst die Powerwolf Tour, dann die Album Veröffentlichung, jetzt die eigene große Tour und noch dazu haben wir super Resonanzen bei wirklich jeder Show aktuell. Wenn man das erste mal in eine Stadt kommt und dort die Leute einfach Spaß haben, fühlt sich das super gut an und beflügelt uns direkt für die nächsten Shows.
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GRINGOZ: Ist die aktuelle Tour denn Rückblickend eure erfolgreichste Tour oder gab es schon mal was vergleichbares für euch? STEFFEN: Da muss ich gar nicht lange drüber nachdenken, es ist definitiv die größte Headliner Tour, die wir je gespielt haben. GRINGOZ: Klassische Frage: Wie fühlt es sich an wenn du dir so selbst dabei zuhörst? STEFFEN: Super geil natürlich! GRINGOZ: Auf dem Merchandise eurer Fans schmückt sich der Spruch „Bring Back Stadium Rock“ – was bedeutet das speziell für dich? Gringoz-Magazine
STEFFEN: Den Slogan haben wir uns auf die Fahne geschrieben, weil die Bands, welche in Stadien passen leider aussterben. Auch wenn es nicht unbedingt um das Stadion an sich geht, sondern einfach auch das Gefühl. Dabei muss die Sonne scheinen, die Leute sollen alles um sich herum vergessen und einfach Spaß mit uns haben und genau das macht diesen Stadium Rock aus für uns. Wir hoffen natürlich, dass wir genau dieses Gefühl auch vermitteln.
und unsere Fans, die uns gerade so gut unterstützen uns noch Treu sind.
GRINGOZ: Wie geht es denn nach der Tour weiter? STEFFEN: Im Herbst steht noch eine Tour im Inund Ausland an, worüber wir leider noch nicht viel verraten dürfen. Danach kommt wahrscheinlich erst mal eine kleine Tour Pause, die wir uns hoffentlich auch verdient haben (lacht).
GRINGOZ: Ihr habt Anfang 2019 eine Orchester Version vom Song Heart of Stone veröffentlicht. Könnt ihr euch in dem Stil ein komplettes Konzert vorstellen? STEFFEN: Kann gerade ich mir sehr gut vorstellen, leider ist dahingehend überhaupt nichts geplant aktuell.
GRINGOZ: Wo siehst du euch denn in fünf Jahren? STEFFEN: Meiner Meinung nach die beste und klassischste Frage (lacht). In fünf Jahren seh ich uns hoffentlich noch ein bisschen weiter verstreut auf der ganzen Welt, der Spaß noch erhalten ist
GRINGOZ: Hättest du für dich vor 15 Jahren einen Tipp von heute, den du dir damals gerne auf den Weg gegeben hättest? STEFFEN: Da fällt mir gerade nichts ein, da ich noch die selben Dinge falsch mache, wie damals (lacht).
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GRINGOZ: Wenn ihr einen Soundtrack zu einem Film schreiben dürftet, was für ein Film wäre das? STEFFEN: Da kann ich leider nur für mich sprechen aber in den kommenden Game of Thrones Ablegern fände ich einen Soundtrack von uns super genial.
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INTERVIEW
BONAPARTE
Tobias Jundt, das Mastermind hinter Bonaparte, hat für den 14. Juni 2019 ein neues Album angekündigt. Was mir passiert heißt es und es unterscheidet sich eklatant besonders von den Frühwerken des Projekts. Monsieur Bonaparte ist nach Afrika gereist, genauer nach Abidjan, hat sich in die dortige Musikszene integriert und die gewonnenen neuen Eindrücke, teilweise mit der Unterstützung von Gastmusikern, auf Platte gepresst. Ich treffe also Tobias Jundt, dessen künstlerisches Schaffen ich seit über zehn Jahren verfolge, in einem Berliner Hinterhof, um mit ihm über sein neues Album zu sprechen. Es ist ein wunderschöner Sommertag in der Hauptstadt, die Stimmung ist entspannt. Tobias ist schon da und trägt einen auffälligen blauen Tarnanzug. Text & Fotos: Désirée Pezzetta
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GRINGOZ: Erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast. Ich habe das neue Album natürlich schon gehört und ich finde es toll. Aber es ist schon was ganz Anderes. Tobias: Ja, das kann man so sagen. GRINGOZ: Wir sollten da mal drüber sprechen. Also fangen wir doch ganz von vorne an. Warum Abidjan? Hattest du bereits Connections zu der dortigen Musikszene? Tobias: Zu Beginn hatte ich einen einzigen Kontakt. Später merkte ich dann plötzlich, dass ich doch schon Einige kannte, von denen ich nicht wusste, dass sie von dort kommen, wie Alpha Blondie zum Beispiel, der lebt ja da, ein Urvater der Abidjaner Musikszene. Oder ein anderer schweizer Produzent, Dodo, der in Abidjan geboren ist- wusste ich nicht! Oder Fatoumata Diawara, die auf Cameroon singt, die zwar in Bamako wohnt, aber auch in Abidjan geboren ist! Irgendwann merkt man so, alle Wege führen nach Abidjan. Also ich hatte diesen einen Kontakt, den Holländer Isa Azier, der Für ein Plattenlabel arbeitet und nach Abidjan zog und versuchte, sich mit der Szene dort zu verknüpfen. Das hat zwar alles nicht so funktioniert, wie geplant, aber er ist immer noch da, weil ihm das Leben, die Musik und die Szene dort so gut gefallen. Irgendwann meinte er zu mir: „hey, komm mal her!“ Und dann hat mich mein Manager in den Flieger gesetzt, weil er weiß, wie ich ticke…Mit Berlin war es damals für mich ja auch nichts anderes. Ich kam nach Berlin, mit meinem roten Fiat, La Rossa, und wollte auch eigentlich gar nicht hier her. Ich habe die Stadt nicht gesucht. Im Gegenteil, für mich war Berlin schon out, nachdem es in den 80ern und 90ern cool war. Ich bin dann aber eingetaucht und habe reflektiert was hier an Techno und Punk los war. Das habe ich dann zusammengeworfen. Und die frühen Platten waren ja auch ein bisschen elektronisch, aber mit Gitarrengeschrummel. Das war ein Hybrid. Die neue Platte ist ein Hybrid aus Afrobeats, wenn man das so generalisieren will, denn es sind ja verschiedenste Einflüsse aus verschiedensten Ländern und aus modularen Synthesizern die da auch noch nicht wirklich reingehören. Das wird aber sicher noch kommen. Dazu noch deutschsprachiger Gesang. Ich werfe oft Dinge zusammen. Ich beginne etwas zu kochen und gucke dann. Was würde passieren, wenn wir Chili reinwerfen und noch Sauerkraut. So habe ich immer Musik gemacht. Der frühe Bonaparte war natürlich immer auf den Live Moment bedacht. Ich Gringoz-Magazine
wollte spielen. Und ich habe auch über hundert Konzerte pro Jahr gespielt, also eigentlich physisch gefühlt die ganze Zeit. Und es war herrlich. Das hat sich definitiv mit der Gründung der Familie verändert, die ja auf dieser Platte zum ersten Mal so richtig thematisiert wird, In „neues Leben“ sage ich sogar 2009. Ich gehe also zeitlich relativ früh in die Bonaparte Geschichte rein. Was danach passiert ist hört man aber auch in der Musik. Sorry we‘re open war bereits ein Konzeptalbum, auf dem es darum ging, dass ich keine neue Platte schreiben und schon gar nicht auf Tournee gehen wollte. Eigentlich war es ein Antikonzeptalbum: Tschuldigung, wir haben immer noch offen. Bei der neuen Platte habe ich gar nicht an Livemomente gedacht. Wir werden das Material spielen im November. Aber wie… das überlege ich mir noch. GRINGOZ: Das wäre auch eine Frage gewesen, wie du die neuen Songs live umsetzen wirsteine Zirkusshow wie zu Too Much und My horse likes you Zeiten bietet sich da nicht so an. Tobias: Es ist mir sehr wichtig, dass ich einige der Musiker, mit denen ich zusammengearbeitet habe, auch einladen kann live mit mir zu performen. Wir arbeiten noch an den Visas. Klar könnten das auch andere Musiker machen, aber das möchte ich nicht. Das wird natürlich was ganz anderes als ein Punk Trio. Deshalb habe ich jetzt diesen April diese Punkshows gemacht, da warst du ja da. Das wird aber so nicht mehr funktionieren. Lulu Rafano ist im Ruhestand, Molly ist in den USA, Kate ist sehr busy mit ihren eigenen Projekten, Federica könnte noch, die ist jung. Mein Bruder würde wieder mitmachen, wenn alle alten Tänzer dabei wären, aber das geht halt nicht, er versteht einfach nicht, dass Tänzer nicht immer und ewig können. Der ist Glücksspieler, der kann immer! *lacht* Im Sommer mache ich es einfach nur als Trio, das gab es nur in den wirklichen Anfangstagen, noch bevor ich mit Tänzern und Performancekunst gearbeitet habe. Es war so toll im April. Es hat einen kindischen Spaß gemacht, die alten Songs rauszuballern. Tyler Pope von LCD Soundsystem ist halt auch so ein wahnsinniger Bassist, das hatte Magic. Das Punktrio… das ist halt Die Ärzte Formula. *lacht* Gitarre Bass Schlagzeug geht immer. GRINGOZ: Aber du hattest doch Cashpunk mit Christian Ulmen, oder war das nur für den Film Beck’s letzter Sommer? Tobias: Haha, das war totaler Fake, die Band gab es nie!
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INTERVIEW GRINGOZ: Word! Aber ich dachte, ihr hättet schon vor dem Film mal zusammen Musik gemacht! Tobias: Nee, das war alles gefaked! Wir haben das alles bei einem Bonaparte Konzert gedreht. Christian Ulmen und ich hatten nie eine Band zusammen. Wir kennen uns, wir sind Freunde, ich habe auch die dritte Staffel Jerks vertont, das ist alles meine Musik. Das ist aber free Jazz. Der frühe Bonaparte Drummer Moritz Baumgärtner ist dabei, ne Trompete- es ist schon der Bonaparte Kosmos, Müsst ihr mal gucken, die neue Jerks Staffel, die kommt bald! Also wie gesagt, ich mach schon immer mal Sachen mit Christian, es ist alles immer nur halb gelogen. GRINGOZ: Ha! Also dass Cashpunk nur für den Film war, dachte ich mir, aber ich war mir sicher, ihr hättet wirklich ein Projekt zusammen gehabt vorher. Tobias: Ja, wir haben es irgendwann auch selbst geglaubt. Tobias lacht herzlich. Man muss den Quatsch nur lange genug behaupten. Klar, ich war auch WIRKLICH Teil der Ramones, ich HABE die Band gegründet, ich habe alle diese Songs geschrieben… aber ich hatte Bühnenangst, deswegen habe ich mich im Hintergrund gehalten. Also wirklich, „Hey Ho“, das ist ein klassischer Bonaparte Song, das hört man doch! GRINGOZ: Was mir passiert ist die erste Bonaparte Platte, bei der ich mich auch an andere Künstler erinnert gefühlt habe. „Weinbar“ klingt ein bisschen nach Peter Heppner. Tobias: Noch nie gehört, schick mir das mal! GRINGOZ: Der hat früher auch mal was mit Joachim Witt gemacht, so ein bisschen gruftimäßig. Tobias: Ja, das liegt vielleicht auch an dem langen Melodiebogen. Das könnte auch von Manu Chao sein *singt*. GRINGOZ: Ich finde, es sind immer so Akzente. Ein bisschen nach Knef klingt es auch. Wobei, da hast du doch mal was zusammen mit Bela B. gecovert. Tobias: Das war einfach ein Text aus ihrer Schublade und wir haben ein Lied draus gemacht. Ein Text auf einem Stück Schreibmaschinenpapier, den hat sie nie gesungen. Bela und ich haben dann die Musik komponiert. Aber das ist auch eine gute Anekdote! Mensch, heute lassen wir aber einige Bomben platzen!
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GRINGOZ: Und „was mir passiert“ klingt schon auch nach Bilderbuch. Tobias: Ja, ich zitiere sie ja sogar! Mein Haus aus Stroh ist ja mein Bungalow. Ich habe aber Alokos für die Late night Show. Weil das Essen in Abidjan besteht meistens aus Aloko, also die Kochbanane, Reis, dann immer Fisch oder Hähnchen- Vegetarisch ist eh immer schwierig, wie so oft auf reisen. Vegetarismus ist eine Krankheit. Dem früheren Keyboarder von Bonaparte, Uri, mussten wir immer ein Schild basteln: Kann kein Fleisch essen. Alle waren sehr betroffen, weil der Arme eine Fleischallergie hat. GRINGOZ: In „Boycott everything“ hast du ja auch jede Nation schon mal auf das Wesentliche runtergebrochen. Tobias: Ja, sehr richtig. Im aktuellen Fall ist es schon heikel, weil ich eine Afrika-Romantik beschwöre. Als wäre das Leben da unten total easy. Mit einer Romantik zu spielen ist immer gefährlich, in allem. In der Liebe, der Politik und im Leben. Wir fuhren dann so im Taxi, wir haben alle den Song gehört, aber die anderen haben natürlich den Text nicht verstanden. Man kann sich jetzt natürlich streiten, ob das gut ist, in so einer klischeebehafteten Art zu singen. Aber der Rest der Platte ist ja nicht so. Ich mag es, mit Ironie und Klischees zu spielen. Natürlich gibt es Leute, die sagen, das kann man jetzt nicht so machen, weil Bilder generiert werden, von denen man wegkommen will. Der Song ist auch einer aus der dritten Phase der Produktion. Es gibt Songs, wo eigentlich nur noch meine Stimme übrig ist vom ursprünglichen Demo. Das ist bei „Chataeu Lafite“ so, da spürt man weniger von mir. Da gibt es die Sachen diese krasse Hybride zwischen meiner Welt- Synthesizer, Sound. Aber Produzenten aus Afrika. Das wären dann zum Beispiel „Warten“ oder „Cameroon“, „Ich koche“. Da zahnen zwei Welten ineinander. Songs wie „Was mir passiert“ oder „Ja ja“, das bin 100% ich, in meiner Kammer und imitiere Eindrücke. Wie bei der Too Much-Platte, ich bin ganz alleine, nehme auf und komponiere in der Stimmung, die ich aufgesogen habe. Das klingt dann etwas verdeutscht, weniger wild. GRINGOZ: Gibt es denn too much bei Bonaparte? Tobias: Gute Frage. Ich muss eh überlegen, was ich als Nächstes mache. Vielleicht wirklich mal was total Abgefahrenes. GRINGOZ: Du hast selbst gesagt, dass du sehr Gringoz-Magazine
viel von dir gibst auf der neuen Platte, dass sie sehr persönlich ist. Schlummert das schon immer in dir, diese Seite von Bonaparte? Früher war deine Musik schon sehr weit weg von dir selbst, sehr distanziert. Tobias: Das hat sich auf der letzten Platte schon angekündigt. die war aber noch nicht so nah dran. „Melody X“ war auch nur eine Geschichte, die ich erzählt habe, in der dritten Person. Ich musste wieder eine eigene Sprache finden, mit dem Deutschen. Hätte ich da einen früheren Bonaparte gemacht, klänge ich wie Deichkind. Das macht Spaß, das ist Party, aber ist natürlich total unpersönlich. Das wollte ich nicht. Es ist schwierig, entweder man landet bei Bands, die man schon kennt oder die Melodie wird ein Schlager. GRINGOZ: „Apotheke, Apotheke“ und „Jaja“ haben schon ziemliche Trap Anleihen. Hörst du Trap auch privat? Tobias: Nicht zwingend, aber es ist ja allgegenwärtig. Ich finde es schön, dass mal wieder andere Tempi und Gefühle möglich waren. Dass ein Song aus Mood und Vibes bestehen kann und nicht ein klassisch aufgebautes Stück sein muss. Wenn ich im Studio mit Künstlern arbeite -ich mache ja sehr viel Ghostwriting und Ghostproduction, ist da natürliche die Hälfte Trap. Bei Apotheke habe ich bewusst vesucht, den Trap rauszuhalten, weil es eigentlich ein wahnsinnig guter Trap Song gewesen wäre. Ein klarer Hit.
Aber wäre jetzt auch irgendwie unfair, wenn ich eine Zeile rauspicken würde. GRINGOZ: Siehst du deine Zukunft an einem Ort oder möchtest du lieber im Diplomatenstyle alle paar Jahre mit Sack und Pack deinen Wohnort wechseln, um neue Inspiration zu finden? Tobias: Die Frage mit Sack und Pack ist leider ist nicht ganz so einfach heutzutage. Aber ich werde sicher nicht immer an einem Ort sein. Ich lebe zwar immer noch in Berlin, war aber in den letzten zwei Jahren trotzdem oft in Abidjan. GRINGOZ: Und was kommt als nächstes? Indien? Tobias: Hast du gerade Indien gesagt? Ich hab‘ grade wirklich an Indien gedacht! Haha, das ist ja krass! Ja, warum nicht? Aber vielleicht vorher noch mal nach Afrika oder den Südiran, weil da Afrika noch einen Einfluss hat. Oder Äthiopien. Die Middle East Thematik interessiert mich sehr, da ist man musikalisch richtig am Anschlag, das ist für mich fast nicht verständlich… wunderschön! Japan war immer ein Thema, genauso wie Indien.
GRINGOZ: Stimmt schon, es sind vor allem Flächen, aber den Trap bekommst du nicht ganz raus. Schon wegen der Thematik des Songs. Tobias: Ja, sehe ich auch so. Der Text ist total Trap. Drauf sein, das Gefühl zu haben, nicht in diese Welt zu passen. Also als richtiger Trap Song wäre das ein sicherer Hit. GRINGOZ: Sag mal, was ist eigentlich deine Lieblingszeile auf dem Album? Tobias: Ha, zu „Warten“ haben wir ein Video gemacht, voll nebenbei. Total low budget, auch wenn es nicht so aussieht. Zwei Leute mit jeweils einer Kamera haben gefilmt und wir haben es dann einfach zusammengeschmissen. Von der Idee her ist es wohl „Was mir passiert“. Aber auch sowas Bescheuertes wie: „23 Gänge – Tesla hat nur einen“ (aus: Ich koche). Ins Herz geschlafen ist auch ein Song, den ich sehr mag. „Ich will nur noch das was mir passiert, aber das will ich wirklich“, das finde ich schon am Prägnantesten. Gringoz-Magazine
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INTERVIEW
HALESTORM
Es könnte aktuell kaum besser laufen für Halestorm, die letzte Platte war für einen Grammy nominiert,unzählbare Festival Auftritte 2019 werden gerade bespielt und Star Ikone Lizzy Hale darf auf den Bühnen Europas mit ihrer eigenen Signature Gitarre rocken – und wir haben jetzt noch nicht mal die Tour im Herbst erwähnt, welche durch die großen Hallen Deutschlands führt. Wir fühlten uns ein wenig geehrt, auf Rock am Ring mit dieser Band über all diese Meilensteone geredet zu haben und möchten euch natürlich nicht vorenthalten, was ihr nicht verpassen solltet. Text: Alex Hoppen, Foto: Jimmy Fontaine
GRINGOZ: Vielen Dank für eure Zeit! Wie ist denn gerade so die Stimmung bei euch? LIZZY: Einfach unglaublich. Wir sind wirklich froh darüber, dass Rock am Ring wieder an seinem Heimatplatz angekommen ist. AREJAY: Oh ja! Wir haben 2016 auf dem Zeppelinfeld gespielt, da wurde wegen des Unwetters leider unser Gig abgesagt, das war ein ziemliches Hin und Her damals. LIZZY: Ja wir wurden ziemlich oft zur Bühne und zurück geschickt, bis wir dann final uns dem Catering Service zuwenden durften. AREJAY: Aber wir konnten wenigstens die Red Hot Chilli Peppers uns anschauen. GRINGOZ: Das wäre dann dieses Jahr euer drittes mal am Ring, ist man da noch aufgeregt? LIZZY: Das sind wir immer vor einem großes Auftritt, das wichtigste ist, dass wir wieder die Hauptbühne bespielen dürfen und das in vollen Zügen genießen dürfen. AREJAY: Und wir spielen im Vorprogramm von Tool! Wie geil ist das denn?! GRINGOZ: Hier ist natürlich nicht Schluss, was stehen denn noch so für Festival Highlights bei euch an? LIZZY: Das sind eine ganze Menge, Fortarock wird dieses Wochenende zusätzlich zu Rock im Park und Rock am Ring bespielt, das legendäre Download Festival steht bei uns an, Graspop, Pinkpop und ich hab hierbei wahrscheinlich noch eine ganze Menge toller Festivals vergessen, auf die wir uns sehr freuen. AREJAY: Was wir lieben, ist die Dynamik der europäischen Festivals, nirgends auf der ganzen Welt ist ein musikalisches Spektrum so groß wie hier – ich glaube einen Festivaltag mit Tool und The 1975 wird es so nirgends jemals wieder Gringoz-Magazine
geben – einfach verrückt genial. Genauso wie Slipknot und Bastille. GRINGOZ: Und Slash! AREJAY: Verdammt ja Slash! GRINGOZ: Doch reden wir nicht über Slash sondern mal über Gitarren, Lizzy – wie ist es, seine eigenen Signature Gitarre in der Hand zu halten? LIZZY: Einfach unglaublich, das gute Stück wurde in Zusammenarbeit mit Epiphone kreiert und hat sehr viele Parallelen zu der Gibson Signature, welche ich vor einigen Jahren spielte, aber die hier ist etwas günstiger (lacht). Ich möchte einfach, dass auch Kinder sich eine solche Gitarre irgendwie leisten können und damit evt. anfangen ihre ersten Konzerte zu spielen. GRINGOZ: Und innerlich ist es bestimmt ein riesen Meilenstein, diese Gitarre auf den Markt gebracht zu haben. LIZZY: Unbedingt! Wenn du meinem 15-jährigen Ich erzählen würdest, dass das alles mal passieren würde, wäre ich sicherlich durchgedreht. GRINGOZ: Wir hatten vor wenigen Wochen ein Interview mit einer deutschen Band, welche den Slogan „Bring back Stadium Rock“ pflegt, trifft dieser Slogan auch auf euch zu? LIZZY: Der ist geil! Wir sind eine absolute Live-Band, wir nutzen nicht mal einen ClickTrack oder sonstige künstliche Elemente, daher trifft dieser Satz voll auf uns zu. AREJAY: Da geht manchmal auch einiges schief, aber insgesamt bleiben wir uns da treu mit! (lacht) LIZZY: Wir versuchen selbst in dem kleinsten
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INTERVIEW Club jeder Tour alles zu geben, als stünden wir in einem Stadion und ich glaube, dass die damit freigesetzte Energie genau das ist, was eine Halestorm Show ausmacht. GRINGOZ: Schauen wir doch mal auf den Herbst, da steht ja eure Headliner Tour an. LIZZY: Wir können es kaum abwarten, diese Tour über Deutschland rollen zu lassen, wir haben in diesem LineUp ja schon in den Staaten gespielt und als wir das erste mal unterwegs waren, war uns nicht klar, dass wir das unbedingt auch auf den anderen Kontinenten präsentieren möchten, da dies eigentlich eine Tour unter Freunden war als Experiment. Aber das ganze ging voll auf und nun stehen wir hier und können offen über diese Tour sprechen, das ist einfach nur schön. GRINGOZ: Wir haben mit Nikki von New Years Day vor wenigen Tagen über diese Tour gesprochen und er kann es auch kaum abwarten.
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AREJAY: Ich liebe diesen Kerl, ein klasse Performer und einer der besten Menschen, die ich je treffen durfte. GRINGOZ: Zum Schluss möchten wir gerne noch wissen, was genau Rock´N´Roll für euch ist? LIZZY: Das erlebe ich bei jedem Konzert, wenn das Intro läuft und Arejay bereits auf der Bühne einheitzt, ist der Schritt für mich ins Rampenlicht immer wie eine Achterbahn, da fühlt sich jeder Schritt wie Beton an aber sobald du vor diesem unglaublichen Publikum stehst, geht es nur noch ab und das Adrenalin sprudelt so aus dir heraus, das ist es für mich. AREJAY: Für mich ist Rock´N´Roll etwas rebellisches. Es gibt so viele Formen davon, dass man es einfach nicht genau einschätzen kann und genau das macht mir Spaß. Dieses Genre hat sich so weit entwickelt, dass es echt schwer ist, alles in eine Schublade zu stecken.
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INTERVIEW
ROYAL REPUBLIC
Die Schwedische Rockband „Royal Republic“ steht momentan in Deutschland in aller Munde. Vor kurzem veröffentlichte das Quartett aus Malmö ihr 4. Studioalbum „Club Majesty“. Pünktlich zur Festivalsaison, wo die Jungs nicht fehlen dürfen, haben wir uns mit Frontmann Adam Grahn unterhalten und dabei über das neue Album, die Tour und noch einige andere Themen geplaudert. Im Herbst kommen die Schweden dann mit ihrem neuen Album auf Tour durch Europa. Text: Nils Boysen, Kevin Höfer Fotos: Adina Scharfenberg
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GRINGOZ: Hallo Adam. Stell dich und deine Band doch bitte einmal kurz vor, für die Leute, die euch vielleicht noch nicht kennen. Wer seid ihr, woher kommt ihr und was macht ihr so für Musik? ADAM: Wir sind Royal Republic! Wir sind eine schwedische Band und uns gibt es seit etwa 2008 – Wir sind nun also schon knappe 11 Jahre alt – Wahnsinn!. Wir haben bisher 3 Alben veröffentlicht und das vierte Album „Club Majesty“ erscheint am 31.05. Es ist unser vielseitigstes und ehrlichstes Album bisher. Von Genres und Genreschubladen halten wir allerdings nicht so viel – lasst euch überraschen. GRINGOZ: Okay, wir sprachen gerade schon vom neuen Album. Eure neue Platte „Club Majesty“ erscheint ja am 31.05. Wie unterscheidet sich das Album von euren Vorgängern? ADAM: Ich glaube es ist unterscheidet sich gar nicht so sehr. Ich meine, ihr kennt vielleicht unser letztes Album „Weekend Man“. Es war unser drittes Album und damit irgendwie prägend auch für unseren persönlichen Sound und unsere ganze Bandidentität. Wir haben damit endlich unseren Gringoz-Magazine
eigenen, kleinen Platz im Musikdschungel gefunden. „Club Majesty“ ist eigentlich einfach eine Erweiterung davon. Wie ich schon gesagt habe, wir mögen keine Genres und generell keine Grenzen. Für manche Leute und Labels sind Genres sehr wichtig: Rock-dies, Pop-Rockdas, Hip-Hop-das. Ihr könnt unseren Stil nennen wie ihr wollt, aber mir ist das egal. Ich habe kein Problem damit, innerhalb eines Labels in einem bestimmten Genre genannt zu werden. Ich mag es nur einfach nicht, so auf diese Weise Musik zu machen, denn wenn wir eine gute Idee haben, wollen wir sie umsetzen, egal ob sie innerhalb des Genres liegt oder nicht. Und wir wollen uns dann nicht sagen lassen, dass wir diese oder jene Idee nicht nutzen können, nur weil sie nicht in die klassische Definition von „rock“ passt, versteht ihr? GRINGOZ: Also würdest du euer neues Album eher als einen Mix aus verschiedensten Genres beschreiben, wenn ich das Wort „Genre“ hier nennen darf? ADAM: Ja! Also ich weiß nicht so wirklich, wie ich es nennen soll. Aber wir sind eine sehr vielschichtige Band. Also wir mögen viele verschiedene Dinge. Man kann es als Rock bezeichnen, oder sogar als Pop. Es ist funky, groovy, souly, dancy, ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht hast du ein gutes Wort dafür? GRINGOZ: Hm, ich weiß nicht. Ich finde vielseitig trifft es schon ganz gut und das ist ja auch gut so! Also, was sind deine Lieblingssongs auf dem neuen Album? ADAM: Ich mag „Fireman &Dancer“ sehr, das ist der Opening-Track. An diesem Song haben wir wohl am längsten gearbeitet, aber dafür war er auch zuerst fertig. Es schien nur richtig, dass es die erste Single war und auch als Opener macht sich der Song sehr gut, finde ich. Er zeigt einfach, wo es auf dem Album langgehen wird und fasst das Feeling und den Vibe des Albums ganz gut zusammen. Aber es ist eben immer noch rockig und hat diesen Punch. Der Punkt ist, dass wir hauptsächlich eine Entertainment-Band sind. Wir schreiben im Grunde keine so tiefgründigen Texte, sondern mögen Sachen, die uns dazu bringen tanzen und springen zu wollen und wir hoffen, dass es dasselbe mit den Leuten macht, wenn sie diesen Song hören. Also „Fireman & Dancer“ ist definitiv einer der Songs und auch „Anna-Leigh“, die aktuelle Single gehört dazu. Ich bin wirklich sehr stolz, dass wir Gringoz-Magazine
diesen Schritt gegangen sind. Das war nämlich eine dieser Entscheidungen, bei denen die meisten Bands gesagt hätten „Nein, das können wir nicht machen, das ist zu dies oder zu das“. In unserem Fall ist das egal, wir haben keine Grenzen. Manche Leute sagen, wir sollten mehr Grenzen haben „ihr könnt dies nicht, ihr könnt jenes nicht, ihr könnt kein Saxophon auf die CD packen…blablabla“… das macht mich irgendwie aggressiv! GRINGOZ: Bekommt ihr denn viel Input von euren Produzenten? Oder lasst ihr euch da eher weniger reinreden? ADAM: Naja, also egal mit wem man arbeitet, man braucht einen respektvollen und professionellen Umgang, aber wie schon gesagt, wir waren nie eine Band, die sich gern sagen lässt, was sie tun und lassen soll. Das war schon seit Beginn so, als wir die Band gegründet haben. Wir sind letzten Endes trotzdem bei einem großen Label gelandet. Die meinten dann so „Ihr seid eine großartige Liveband und ihr schreibt tolle Songs, ABER wir brauchen mehr Story, wir brauchen Schlagzeilen. Es gibt nichts, was euch interessant macht, also könnt ihr bitte mehr so sein… mehr Rock´n´Roll und so weiter…“ Wir haben am Ende natürlich nichts davon gemacht, weil wir einfach wir selbst sein wollten. Einmal wurde uns sogar angeboten auf Kosten des Labels einen Nachtclub zu crashen. Sie sagten „Ihr geht dahin, wir stellen sicher, das ein Fotograf von der Presse da ist. Ihr lasst euch dort fotografieren und wir bezahlen für alles.“ Natürlich ist das nicht passiert, aber das ist irgendwie die Geschichte unseres Lebens: Die Leute wollen uns ständig sagen, was wir tun sollen, aber wir haben uns immer dagegen gestellt und sind immer unseren Weg gegangen. Mit dem zweiten Album zum Beispiel haben wir gegen jeglichen Rat eine komplette Kehrtwende im Sound gewagt. Daraus haben wir gelernt und irgendwie machen wir das immer noch. Ein weiteres Beispiel: Als wir die Demo zu unserer Single „Fireman & Dancer“ eingeschickt haben, sagte der Manager: „Es ist ein toller Song. Aber ihr könnt nie im Leben, unter keinen Umständen, ein Saxofon auf dem Album haben. Das Radio wird den Song nicht anfassen, wenn ihr das macht“. Wir haben dann kurz überlegt in jeden Song ein Saxofon zu packen, nur um sie zu ärgern…Aber die Radios spielen den Song nun und ich glaube die Leute wissen, das wir nicht nachgeben und das wir unser Ding machen. Wenn die Songs dann gefallen finden, dann werden sie an Bord kommen
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INTERVIEW und die Sachen spielen. Ich meine, man kann sich nicht immer gegen alle auflehnen und sich stur stellen, dann würde niemand mehr mit uns arbeiten. Manchmal muss es dann doch ein gesundes Maß an Diskussionen geben und manchmal schließen wir dann einen Kompromiss. Aber das passiert wirklich selten. GRINGOZ: Am 31. Mai werdet ihr eure Release Show in Berlin spielen. Warum gerade Berlin und nicht zum Beispiel bei euch zu Hause in Malmö? ADAM: Ich weiß nicht. Ich glaub es war einfach ein kürzerer Weg zum Label. Die waren zu faul nach Schweden zu kommen. (lacht) Die Wahrheit ist wir haben einfach viele wichtige Teile unserer Crew in Berlin. Das Management, einige vom Label und auch die Menschen, mit denen wir das Album gemacht haben. Also wir haben dort eine gesunde Anzahl an Freunden und auch Fans, also ich denke das wird cool! GRINGOZ: Also hast du eine spezielle Bindung zu Berlin? ADAM: Ja, das kann man so sagen. Ich war ein Paar Mal dort, bevor wir die Band gegründet haben, aber seitdem haben wir alle eine besondere Beziehung zu Berlin. Ich weiß gar nicht, wie viele Shows wir dort gespielt haben, es sind zu viele, um sie zu zählen. Und wir haben dort auch buchstäblich gelebt für die Produktion von 2 Alben. Also wir können uns jetzt sogar in ein Taxi setzen, ohne uns vorzukommen wie ein Idiot, das ist schon cool! GRINGOZ: Schon nächste Woche startet ihr eure Festivaltour durch Europa. Gibt es ein Festival, auf das ihr euch besonders freut? ADAM: Ja, da sind einige. Wir hatten ein Paar Sommer mit wahnsinnigen Tourplänen. Wir haben dann 40 oder 45 Shows gespielt. Das waren viel zu viele. Du stirbst quasi, nachdem du damit fertig bist. Diesen Sommer ist es etwas entspannter. Ich glaube es sind so um die 20–25 Shows. Das Highfield-Festival in Deutschland ist definitiv ein Highlight jedes Jahr. Hurricane und Southside werden auch großartig. Und wir spielen dieses Jahr auch auf dem „Sweden Rock Festival“, was hier bei uns stattfindet. Da waren wir zuletzt 2014, das wird auch gut werden. Das coolste für mich wird aber wahrscheinlich das Festival in meiner Heimatstadt „Karlskrona“. Was eigentlich verrückt ist, weil es die kleinste schwedische Stadt ist, in der wir spielen, aber trotzdem headlinen wir die
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Main-Stage um Mitternacht. Wir haben tatsächlich sogar mehr Tickets für Karlskrona verkauft als für das Konzert in Stockholm, also das wird definitiv etwas Besonderes für mich. GRINGOZ: Das klingt unglaublich! Und nach den Festivals geht ihr dann direkt auf eure Albumtour durch Europa und die UK. Welche Rolle spielt Deutschland dabei für euch? Gibt es Unterschiede zwischen den deutschen Fans und den Anderen? ADAM: Hm, ich glaube es gibt gar nicht so den riesen Unterschied zwischen den Fans. Deutsche Fans sind aber definitiv unter den lauteren Fans und ich sehe zum Beispiel eher Moshpits in Deutschland als in der UK. Aber ansonsten nicht wirklich. Ich kann nicht sagen, dass einige Fans besser sind und andere schlechter. Schwedische Fans zum Beispiel und da schließe ich mich mit ein, wenn ich auf ein Konzert gehe, stehen einfach nur rum. Das ist einfach deren Art, da kann man nichts machen. Natürlich ist das manchmal eine Herausforderung, wenn man auf der Bühne ist, aber generell ist das auch kein Problem. GRINGOZ: Was sind so deine Lieblingskünstler oder Bands, mit denen du zum Beispiel gern mal auf der Bühne stehen würdest oder einen Song produzieren? Egal ob lebend oder tot. ADAM: Definitiv die Beatles. Ich kann mir keine Band vorstellen, die einen größeren Einfluss auf die Musikwelt generell gehabt hat. Sie haben so viele Türen geöffnet, so viele Sounds kreiert. Und sie machten das alles, ganz ohne sich an irgendwelche Grenzen zu halten. Sie starteten mit Popsongs wie „Hold your hand“, „She loves you” und so weiter, und dann wurden sie total freaky. Das war ein großes Risiko. Wenn sie dieses Risiko nicht gegangen wären, dann hätten wir das heute vielleicht alles nicht. Kein Abbey Road und auch nicht diesen ganzen Teil der Musikgeschichte. Wer weiß… GRINGOZ: Also könnte man euch in gewisser Weise mit den Beatles vergleichen? ADAM: (lacht) Ich wäre nicht arrogant genug, um zu sagen, wir sind wie die Beatles. Aber sie sind definitiv eine Band, die wir bewundern und zu der wir aufschauen. Also in vielen Aspekten versuchen wir irgendwie ihrem Weg zu folgen. GRINGOZ: Das ist definitiv kein schlechter Weg. (lacht) Wie seht ihr denn das Jahr 2019? Das neue Album, die Festivals, eure Europatour… was erwartet ihr von diesem Jahr? Gringoz-Magazine
ADAM: Ich erwarte eine Menge verspätete Flüge, schlechte Flughäfen, Schlange stehen, aber ich freue mich auch wahnsinnig darauf, wieder auf Tour zu gehen. Das ist einfach der Grund, warum wir überhaupt Alben produzieren. Wir haben die Band damals gegründet, weil wir auf der Bühne sein und performen wollten, also ich brenne darauf wieder on Tour zu sein. Vor allem, weil es 9 Monate gebraucht hat, das Album aufzunehmen. Wir haben in der Zeit keine einzige Show gespielt. Vor ein Paar Wochen haben wir in der Schweiz die erste Show seit letztem August gespielt. Das ist wirklich immer eine lange Durststrecke, wenn man quasi im Studio „gefangen“ ist und nicht spielen kann, aber umso mehr freue ich mich jetzt, dass wir wieder spielen können.
zum Beispiel auch beim DFB-Pokal-Finale 2015 in Berlin. Und um ehrlich zu sein, mag ich auch Fußball als Sport mehr als je ein einzelnes Team. Eigentlich ist es mir egal, ob es nun Barcelona, Union Berlin oder Bayern München ist. Ich mag den Sport einfach wirklich. Aber wo wir grad dabei sind, Bastian Schweinsteiger war ein großer Held für mich. Mit seiner Einstellung und diesem unermesslichen Willen einfach nie aufzugeben. Philipp Lahm war ein ähnlicher Spieler, der sich einfach nur auf das Spiel fokussiert und auch nicht so ein großes Ego hat. Also natürlich ist er selbstbewusst, aber du weißt schon, was ich meine. Aber generell mag ich deutschen und englischen Fußball wirklich sehr, aber es ist wirklich mehr der Sport als ein einzelnes Team.
GRINGOZ: Noch eine kleine Off-Topic-Frage. Ich habe gelesen, dass du ein Fan von Bayern München bist. Die haben ja gerade die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Hattest du Zeit, das zu verfolgen? ADAM: Ja, das habe ich. Ich hab sogar das letzte Spiel gegen Frankfurt sogar gesehen. Es war ekstatisch, als Robben und Ribéry eingewechselt wurden und beide auch noch getroffen haben. Es war ein toller Abschied für die beiden. Aber ich war
GRINGOZ: Vielen Dank für deine Zeit, Adam. Gibt es noch etwas, was du den Fans mit auf den Weg geben willst? ADAM: Nicht wirklich! Kauft eure Tickets, denn sie werden langsam knapp. (Lacht)Kauft eure Tickets, gebt uns Geld (Lacht noch mehr) GRINGOZ: Das werden wir ausrichten. Besten Dank und viel Glück mit eurem Album und der Tour!
INTERVIEW
THE BLACK DAHLIA MURDER The Black Dahlia Murder touren gerade durch die UK, Europa und Russland. Wir hatten Glück auf dem Leipziger Impericon-Festival am Ostersamstag ein kleines Pläuschchen mit Brian Eschbach führen zu dürfen. Hinter dem Tourbus, neben einem leider leeren Grill setzten wir uns am Nachmittag mit einem barfüßigen, Chips-mampfenden Brian für eine viertel Stunde in die Sonne, senierten über das Leben und bekamen einen kleinen Einblick zum IST-Stand der Band. Text: Mona Riahi, Fotos: Florian Bergau
Gringoz: Hey Brian, wie läuft‘s gerade so? Ihr seid schwer am touren, richtig? Brian: Ohja, wir starteten mit ein paar Shows in England, waren danach in Schottland und sind weiter nach Irland. Richtig cool war es dann in Norwegen auf dem Inferno-Festival. Dort hat uns der harte Kern der Black-Metal-Szene total herzlich in Empfang genommen und wir fühlten uns mit unserer Songauswahl richtig gut aufgehoben. Ich hab dort tatsächlich zum 1. Mal Dimmu Borgir gesehen, die ich seit meinem 16. Lebensjahr vergöttere. Die hatten eine Megashow mit viel Feuer und Lichteffekten, das fand ich klasse. Dort ist das Publikum sowieso ein total anderes als hier auf dem Impericon zum Beispiel; hier fühlen wir uns tatsächlich eher wie „Gäste“. Dort in Norwegen hast du die richtig harten Black Metaler. Aber es ist auch schon unsere 3. Show auf dem Impericon und die Crowd hatte noch nach einer Zugabe gebeten, von daher fügen wir uns scheinbar doch ganz gut in das eher melodische Hardcore-LineUp und wir werden mit Sicherheit wiederkommen. Gringoz: Das ist auch gut so! Wenn man so viel und oft unterwegs ist, gibt es da einen Ort für dich, den du mittlerweile schon fast als dein Zuhause betiteln könntest? Hast du schon einen Lieblingsort definieren können? Brian: Oh wow. Manchmal ist Heimat ein Ort, manchmal ist es aber auch nur ein Gefühl. Ich fühle mich an so vielen verschiedenen Orten Zuhause; ich bin glücklich die Band zu haben, ein tolles Publikum, tolle Fans … daher ist es für mich eher ein Gefühl, als ein Ort. Was ist denn für dich „Heimat“? Du musst es nicht jetzt beantworten,
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aber einfach mal sacken lassen und drüber nachdenken … ist tatsächlich eine gute Frage. Gringoz: Soooo… jeder weiß, dass ihr alle 2 Jahre ein neues Album raus bringt. „Nightbringers“ kam 2017 raus, wir sind jetzt in 2019 – du weißt, auf was ich hinaus will *lach*? Brian: Ich kann nur so viel sagen, dass wir definitiv an neuem Material arbeiten, aber ich weiß nicht, wann das Album tatsächlich dann erscheint. Das Meiste vom Album ist geschrieben, ist fertig und wir sind tierisch aufgeregt, wie es ankommen wird bei euch. Wir werden die nächste Zeit also noch ein bisschen an den einzelnen Songs feilen, welcher Song an welcher Stelle auf dem Album am besten passt. Den Titel vom Album haben wir auch schon, aber den darf ich euch natürlich leider nicht verraten *zwinker zwinker* tut mir leid! Gringoz: Ja klar, das müssen wir leider so akzeptieren … aber wir sind auch schon mehr als gespannt! Wenn du ab morgen kein Musiker mehr sein könntest, welche Karriere würdest du als nächstes anstreben? Brian: Du, ich kann mir das total gut als UBER-Fahrer vorstellen. Bisschen connecten mit den verschiedensten Menschen und Nationalitäten. Aber am besten etwas, zu dem ich um 9 Uhr morgens Gringoz-Magazine
antanzen müsste und um 17 Uhr wieder gehen könnte. Etwas, von dem ich abends dann tatsächlich auch abschalten kann und es nicht bis in den nächsten Tag schleppe. Das wäre was für mich. Ich bin jetzt 40, ich bräuchte in meinem nächsten Job etwas mit nem „easy Flow“. Das ganze Band-Ding nimmt natürlich deine gesamte Zeit in Anspruch. Immer. Ständig. Ich kann da nie ganz runterfahren, muss ständig an etwas denken. Da wäre so ne einfache, unkomplizierte Arbeit schon was Feines. Gringoz: Kann ich voll und ganz nachvollziehen. Ich hab mir als Student damals auch einfacher getan, aber da musste man doch noch ab und zu mal was für die Uni machen *lach*. Eine meiner letzten Fragen; findest du auch, das Mädels in der Dark/Black-Metal Szene total schwach vertreten sind? Kannst du dir erklären, wieso das vielleicht so ist? Gringoz-Magazine
Brian: Alles was ich dazu sagen kann ist; „MAKE METAL YOURS!“ Die Welt verändert sich, Frauen werden immer stärker, emanzipierter. Ich finde nicht, dass ihr Mädels unterrepräsentiert seid. Gringoz: Kannst du uns zum Schluss noch ein kleines Review über die vergangenen zwei Jahrzehnte als TBDM geben? Was hast du über dich und/oder über das Leben in der Band gelernt? Brian: Was ich gelernt habe ist auf jeden Fall, dass wir Menschen uns viel ähnlicher sind, als dass wir uns voneinander unterscheiden. Wir haben zwar verschiedene Startpunkte im Leben, verschiedene Kulturen, aber am Ende des Tages will jeder eigentlich das Gleiche vom Leben; Liebe, Geborgenheit, Komfort, eine Gemeinschaft. Für mich selbst wünschte ich, ich könnte noch ein paar andere Sprachen sprechen *lach*.
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GAMES REVIEW
SEA OF THIEVES
Liegt es an unserem Flair für Piraten, oder wieso kommen wir in unseren Gaming Rubriken nicht von Piratenschiffen und Seemonstern weg? War Johnny Depp zu seinen besten Zeiten etwas zu gut in seiner Rolle als Captain Jack Sparrow, sodass wir die letzten beiden Kinofilme nun mit unseren eigenen Abenteuern kompensieren müssen? Jedenfalls hat uns mal wieder das Südsee Fieber gepackt und uns samt Nussschale und Säbel in die wunderbare Welt von Sea of Thieves gesetzt – wieso wir nach über einem Jahr nach Release noch mal reinschauen und unsere Kreuzfahrt schöner denn je empfinden, verraten wir euch in einem Nach-Test. Text: Alex Hoppen
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Gringoz-Magazine
Jeden Fan ist wahrscheinlich klar, dass der holprige Start der Marke vor einem Jahr nicht gerade sanft ablief, schnell gab es für die Community nichts zu tun, es wiederholte sich zu viel und irgendwie wurde man das Gefühl nicht los, dass alles was man tut, garnicht bis hin zu kaum für Ruhm und Ehre unter anderen Piraten sorgt, egal wie viele Tonnen an Schätzen wir bereits geplündert haben, die nächste 4-Köpfige Neulings Crew könnte dem eigenen Piraten Dasein ziemlich schnell ein Ende bereiten, ohne überhaupt zu merken, welchen wahrlichen Schurken sie da gerade auf das Geisterschiff manövriert haben. Doch der harte Kern blieb und konnte nun zum Anniversary-Update einen wahren Schatz finden. Erneut stechen wir in See und begutachten die raue See wie in unseren ersten Stunden auf Deck, denn hier hat sich einiges getan – nicht nur, dass es nun eine eigene Story Kampagne gibt, welche wir allein oder mit bis zu 3 weiteren Freunden erleben können, wir können uns als Crew nun auch direkt in Arena kämpfen gegen vier andere Banden auf See durchschlagen und in einem äußerst spaßigen Spielmodi nur so die Holzplanken um die Ohren schießen. Wer es lieber ruhiger angehen will, kann mit der neuen Jagd Fraktion zum Meisterangler werden und verschiedenste Fischarten und Tiere in der gesamten Welt jagen – Sammelsucht garantiert. Ihr werdet spätestens dann verstehen was wir empfinden, wenn ihr es schafft, alle Schuppentiere in der Welt euer eigenen nennen zu dürfen und diese bei einem Atmosphärischen Sonnenuntergang sogar noch zu verzehren. Optisch haben die drei spielbaren Schiffsmodelle auch ein kleines Upgrade bekommen, so kann man ähnlich wie in dem zuvor angedeuteten Filmen mit zwei Harpunen vorne am Schiff noch viel angenehmer nur so um die Felsen manövrieren und so evtl. einen spielentscheidenden Zug machen, der einen die eigene Fuhre an Schatzkisten eines ganzen Abends rettet. Der Entwickler Rare hat es mit diesem Update geschafft, sowohl PVP als auch PVE Fans entsprechend mit Content zu füttern und Sea of Thieves für die Piraten MMO Fans wieder lukrativ zu gestalten, bleibt nur zu hoffen, dass solche großen Updates nicht wie der Name es sagt “jährlich” kommen, sondern gerne in kleineren Abständen. Denn genau dieses Update zeigt, dass mit Sea of Thieves noch nicht mal annähernd das komplette Potential ausgeschöpft wurde. Gringoz-Magazine
grafik sound steuerung
3,6
atmosphäre spielspass 65