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GrossmütterRevolution

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Das Schlusswort

Das Schlusswort

De Foifer und sWeggli

Klein, aber mein! Ich wohne seit meiner Scheidung vor vielen Jahren in einer kleinen Eigentumswohnung. Beruhigend zu wissen, dass mir keine Mietzinserhöhung oder der Sanierungsplan einer Immobilienfirma und damit die Kündigung drohen. Meine Wohnung ist ebenerdig, falls irgendwann nötig rollstuhlgängig und ein kleiner Einkaufsladen liegt direkt um die Ecke. Selbst idyllische Spazierwege beginnen direkt vor meiner Haustüre. Im Haus wohnen nur vier Parteien: ich und eine ebenfalls ältere Frau, ein alleinstehender Mann und ein Paar mit drei kleinen Kindern. Die perfekte soziale Mischung: Wir Alten hüten hie und da die Kinder, die Mutter ist ein handwerkliches Genie, der Vater erfüllt unsere Transportwünsche (Liegestuhl in den Keller, Altpapier an den Strassenrand), und der junge Mann repariert alle Macken unserer PCs. Wir schauen zueinander und wir grillieren, plaudern, lachen oder philosophieren gemeinsam. Unsere spontanen Treppenhaus-Gespräche sind legendär. Ich fühle mich in diesem sozialen Umfeld pudelwohl und sogar während der Pandemiezeit war ich niemals einsam. Also alles in Butter? Bisher ja, aber nun zeigen sich nicht nur bei mir, auch bei unserem Haus langsam einige «Alterserscheinungen». Das

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Dach muss erneuert und isoliert werden. Die Heizung wird auf erneuerbare Energie umgestellt und für unseren langjährigen, pensionierten Hauswart müssen wir einen Nachfolger suchen. Nun heisst es Offerten, aktuelle Energie-Studien, wissenschaftliche Analysen, Heizungs- und Installationspläne studieren und eben (siehe oben) ist auch RUTH FRIES noch die passende Bewerbung auszuwählen. aus Wallisellen ist diplomierte Ich möchte viele andere Dinge tun und hatte

Fundraiserin und war früher absolut keine Lust, mich mit all diesen Frain der TaubblindenBeratung des Zentralvereins für das Blinden gen zu beschäftigen. Aber meinen sicheren wesen tätig. Sie ist Mitglied des Altershafen zu verlassen oder gar in eine ge-

Matronats und seit Beginn der schützte Wohnform zu wechseln, kam nicht

GrossmütterRevolution dabei. in Frage. Was nun? Nach einigen schlaflosen Nächten habe ich mich entschlossen, die Wohnung – inklusiv Wohnrecht für mich auf Lebzeiten – meiner Tochter zu überschreiben. Eine wunderbare Idee. Nun füllt sich ihr Mail-Account mit den ungeliebten Offerten, sie nimmt an den endlos langen Eigentümer-Sitzungen teil und sie ist nun für alle Kontakte mit der Verwaltung zuständig. Meine Tochter findet es spannend und ich bin entlastet. Perfekt! Mit dieser grossen Umstellung habe ich nun die passende Wohnform: Unkündbare Wohnung und ich muss trotzdem keine weittragenden Entscheidungen treffen. Wahrlich «de Föifer und s Weggli»! •

GROSSMÜTTERREVOLUTION: FRAUEN*STREIK 2021

Revolutionäre Grossmütter erinnerten am 14. Juni in verschiedenen Regionen an bestehende Diskriminierungen und stellten Forderungen. Wir waren in Aarau, Basel, Bern, Langenthal, Luzern, Richterswil und Zürich mit dabei und machten mit kreativen, eindrücklichen Aktionen die nach wie vor unbefriedigenden Zustände sichtbar: Die Lohnliste zeigt die Wertehaltung unserer Gesellschaft ungeschminkt und gnadenlos. Notstand in der Pflege, die Wut über prekäre Arbeitsverhältnisse, die ungleich verteilte Care-Arbeit, sexuelle Gewalt usw. Die Balance finden – suchen! – zwischen Wünschbarem und Machbarem, Resignation und Engagement, bezahlter und unbezahlter Arbeit, Müssen und Wollen, Haushalt und Musse, Gotteslohn und Spitzensalär. Damit der Balanceakt zwischen den verschiedenen Lebensaufgaben, gesellschaftlichen und sozialen Engagements gelingen kann, muss Gleichberechtigung endlich umgesetzt werden. Wie lange es wohl noch dauert, bis systemrelevante Tätigkeiten angemessen honoriert werden? Wir bleiben dran! grossmuetter.ch

Die Balance finden: Die GrossmütterRevolution am Frauenstreik 2021

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