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Experimentieren

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«DAS BESTE ZUM SCHLUSS»

Wie wollen Sie im Alter wohnen? Wir haben bei Schweizer Prominenten nachgefragt. Ihre Antworten zwischen ganz nüchtern und utopisch.

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Von GERALDINE CAPAUL (Redaktion)

«Genau so wie jetzt und so lange wie möglich. In einer überblickbaren Wohnung, mitten in der Stadt, ruhig, mit Garten und ohne Auto, mit angenehmen Nachbarn in unterschiedlichem Alter, mit meinen Kindern und Freunden in Gehdistanz. Danach haben wir lange gesucht, vor einem halben Jahr sind wir hier eingezogen.»

LUKAS HARTMANN (77) ist Autor und Grossvater von zwei Enkelkindern. Für das ältere hat er das Kinderbuch «Die magische Zahnspange» geschrieben. Sein aktuelles Buch «Schattentanz. Die Wege des Louis Soutter» ist im Diogenes-Verlag erschienen. lukashartmann.ch

«Mein Mann und ich werden mit unserer Katze Ninja in eine sogenannte Seniorenresidenz ziehen. Und keine Erinnerungsstücke: Weg mit dem Ballast! Wir wol- len in Luzern bleiben, wo wir einen grossen Freundes- kreis haben. Ob wir viel unterwegs sein werden, hängt von unserer Gesundheit ab und auch von der Gesundheit dieser Welt im Allgemeinen. Und da bin ich skeptisch. Abenteuer, Entdeckungen? Warum nicht? Aber wir wollen uns nicht übermässig anstrengen. Wir haben viel erlebt und viel gesehen. Tut mir leid, aber im Alter sind wir bequem geworden. Wir übernachten nicht mehr in der freien Natur oder in einem Jeep, sondern lieber in einem guten Hotel mit Pool, Sauna und Frühstücksbüffet!»

FEDERICA DE CESCO (83) ist Autorin. Sie arbeitet an einem neuen Buch, das im Europa-Verlag erscheinen wird. Zuletzt herausgekommen: «Das Erbe der Vogelmenschen», Euopa-Verlag 2020. «Böse Zungen behaupten, Musikmachen sei keine richtige Arbeit. Deshalb kann ich mich auch nicht pensionieren lassen und muss immer weitermachen. Spass beiseite: Ich möchte meine berufliche Tätigkeit so lange wie möglich aufrechterhalten. So bleibe ich neugierig und dem Leben verbunden. Wir wohnen in einem Dreifamilienhaus. In einer der Wohnungen lebt auch eines unserer Kinder. Die Familie ist mir wichtig und wir haben das Glück, dass all unsere Lieben in der Nähe sind. Wir sind vor zehn Jahren in unser ‹Generationenhaus› umgezogen, weil es uns für die Zukunft viele Optionen bietet. Altersgerecht ist unser Haus nicht, aber sollte es einmal nötig sein, werde ich mir fürs Treppensteigen einfach ein bisschen mehr Zeit nehmen. Einen Wunsch hätt' ich noch: Jung sterben, aber so spät wie möglich!» PETER REBER (72) ist Liedermacher und Sänger. Er hat zwei Enkelkinder, für die er gerade in seinem Garten eine Seilrutsche und ein Baumhaus baut. peterreber.ch

«Inspiration? Das Bewährte behalten, aber stets offen für Neues bleiben. Alterswohnung oder altersgerecht umgebautes Eigenheim? Wir leben in einem Dreigenerationen-Haus und möchten das so beibehalten. Ausland oder Schweiz? Schweiz. Umgeben von Erinnerungsstücken oder befreit von angesammeltem Ballast? Von beidem etwas. Allein, zu zweit oder gemeinsam mit Kindern und Enkelkindern? Beruflich sind wir mit der ganzen Familie unterwegs, dann sind Reisen zu zweit oder mit Freunden am schönsten.» ANNEMARIE (58) und HANSUELI OESCH (62) gehen mit ihrer Musikergruppe Oesch’s die Dritten im Herbst auf Ihre verschobene «Die Reise geht weiter»-Tournee. Sie haben ein Enkelkind. oeschs-die-dritten.ch

«Nachdem mein Mann und ich bislang (fast) alles im Leben geteilt haben, möchte ich auch das Lebensende mit ihm teilen. Die Spitex weiss Bescheid. Wir mögen’s nicht so gerne fremdbestimmt. Wenn nicht Demenz oder eine andere Krankheit unser Alter diktieren wird, dann bitte auch keine Auslagerung in ein Altersheim oder dergleichen. Das Alter und dessen Ende daher am liebsten in unserem Haus, das wir vor bald 20 Jahren schon rollstuhlgängig konzipiert haben. Wir achteten bereits damals darauf, dass die ehemaligen Kinderzimmer ohne viel Aufwand zu Schlafzimmern für das Pflegepersonal umfunktioniert werden könnten. Und so bin ich zuversichtlich, dass ich, begleitet von meinen Kindern und Enkeln, von meinen Vertrauenspersonen mit den Füssen voran aus dem Haus getragen werde. Mein Mann und ich haben nicht vor, wiederzukommen, sondern uns dann in einer anderen Welt wiederzufinden: Das Beste zum Schluss!»

ELLEN RINGIER (69) ist unter anderem Stiftungsratspräsidentin von elternsein.ch und Herausgeberin vom Elternratgeber Fritz & Fränzi. Sie und ihr Mann haben drei Enkelkinder. «Wir wohnen in einer Wohnung in einem Dreifamilienhaus. Als wir dort vor 20 Jahren eingezogen sind, waren unsere Söhne eben ausgeflogen. Es ist auf die Bedürfnisse eines Zweifamilien-Haushaltes ausgerichtet, in der Nähe des öffentlichen Verkehrs, von Restaurants und Läden. Da möchten wir bis ins hohe Alter leben.»

BENEDIKT WEIBEL (74), ehemaliger SBB-Chef, hat sechs Enkelkinder. Er schreibt heute unter anderem Bücher. Am 6.September erscheint «Wir Mobilitätsmenschen. Wege und Irrwege zu einem nachhaltigen Verkehr», Verlag NZZ Libro.

«Das ist momentan unsere aktuelle Frage! Wir sind vor 13 Jahren von unserem Bauernhof mit viel Umschwung in eine grosse Attika-Wohnung gezogen. Seit Mitte der 80er-Jahre haben wir parallel dazu einen Zweit- Wohnsitz auf Teneriffa. Da wir mittlerweile dazu neigen, mehr Zeit dort verbringen zu wollen, stellt sich die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, die grosse Wohnung in der Schweiz zu verkaufen und eine kleinere zu mieten?»

TONI VESCOLI (79) ist Musiker. Er und seine Frau Ruth (87) haben ein Enkelkind. tonivescoli.net

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