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Ari meint

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Stricken

Stricken

ERZÄHLT aus dem Leben eines 18-Jährigen

WENIGER IST MEHR

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Wenn ich heute so um mich sehe, habe ich immer mehr das Gefühl, mich in einer ständigen Zeit der Extreme zu befinden. Alles ist gross und laut, die Strassen sind monströs, die Werbeplakate schreien einem ihre Produkte ins Gesicht. Ich bewege mich in einem Sumpf der Superlative. Immer schneller hetzen die Leute von A nach B, das eine Ziel zu erreichen, dient heute fast bloss nur noch dazu, das nächste anzustreben. Niemand bleibt mehr stehen. Das Gedankengut heutzutage scheint zu sein, dass Stehenbleiben mit Rückschritt gleichgesetzt wird. Schon immer war es so, dass Menschen, wenn sie von etwas begeistert waren, es schnell verabsolutierten. Plötzlich gab es nur noch diesen einen Film, dieses eine Buch oder eben auch diese eine Idee, dieser eine Gedanke. Das Massvolle ist uns irgendwie noch nie im Blut gelegen. Immer muss man alles ausreizen. Die Grenzen austesten. Bis zur Decke vorstossen. Bis man irgendwann den Tunnel durchbricht und nur noch vor rauchenden Trümmern seiner Idee steht. Wieso ist es unsere Eigenart, etwas derart in die Höhe zu treiben, bis das Fundament zusammenkracht? Wieso können wir nicht mehrere halbgrosse, aber stabile Türme nebeneinander bauen? Was gefällt uns daran, immer noch tödlichere Bomben zu bauen? Wieso bauen wir riesige Einkaufszentren, in denen ein ganzer Nationalpark Platz hätte, wo es fünfzig Melonen für fünfzehn Franken gibt, aber keine einzige, die frisch ist? Wieso brauchen wir zwölf Generationen von IPhones? Wieso muss das Internet noch schneller werden? Auch wenn ich mir die Wahlen in den Vereinigten Staaten ansehe, kommt mir das wieder in den Sinn. Wieso hat das Land zwei riesige Parteien anstelle von zehn kleineren? Ich merke das auch an meiner Schule. Vor einigen Wochen ist ein neues Online-Spiel entdeckt worden, es heisst «Among Us». Das Spielprinzip ist einfach, man sitzt mit seinen Freunden in einem Raumschiff und muss Aufgaben lösen. Jedoch sind zwei deiner Freunde kaltblütige Killer, die alle umbringen und das Raumschiff sabotieren wollen. Dabei dürfen sie aber nicht bemerkt werden. Der Rest der Crew hat die Aufgabe herauszufinden, wer die Mörder sind, und diese aus dem Raumschiff zu werfen. Das Spiel spielen jetzt alle an unserer Schule, ich auch. Und genau hier finde ich den Kern meiner Aussage. Die Situation ist nämlich eskaliert. In den Stunden spielen es einige Schüler heimlich weiter. In den Pausen sitzt man zusammen und spielt. Zuhause spielt man weiter. Man spielt ständig. Die Schule musste Massnahmen ergreifen. Jetzt stürzt das Internet ab, sobald jemand das Spiel öffnet. Ich fände es schön, wenn man mal einen Gang runterfahren würde. Ich glaube, die Welt braucht dringend einmal Urlaub. •

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