Studentenmagazin Grüne Wiese 15

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Gr端ne Wiese 15 | Studentenmagazin der Hochschule Wismar | Juli 2011 | kostenlos

Die zerRevoluz e Ausgab

Wohnen

in Haus und Braus

Mitbewohner-Check Salzwiesen in Gefahr Die Kuschelmonster Frege-Fragen Stromfresser Mensa


Eine Gruppe von unterqualifizierten Laiendarstellern stellt das Covershooting der aktuellen Gr端nen Wiese nach.


Die dickste Wiese aller Zeiten Leservolk! Keine Ahnung, wie wir darauf kommen, aber ich glaube fast daran, dass ihr alle irgendwo wohnt. Japp. Und Titelthemen machen sich echt gut, wenn es alle betrifft. Also gibt‘s ab Seite 25 mal eben ein Titelthema rund um‘s Wohnen. Im Laufe der langen Arbeit an dieser Ausgabe und dem Titelthema schlichen sich verwandte Themen ein: Es gibt einen Gewinnerentwurf für den Neubau von Haus 6 (Seite 70), zwei Fachbereiche, die sich viel mit Wohnen auseinandersetzen (ab Seit 74) und genügend Gründe sich über die Stadt und deren Umgang mit dem sogenannten „gotischen Viertel“ aufzuregen (Seite 90). Weg von Zuhaus, ab auf den Campus: Hier gibt es auch genug Aufreger oder einfach Dinge, die der gemeine Student nicht oder nur durch Professorenbrille mitbekommt. Projekte wie die Net.Uni (Seite 76) und das Robert-Schmidt-Institut (Seite 43) sowie der Bericht des Landesrechnungshofs zur Hochschule, WINGS und HWS (Seite 46) gehen uns Studenten an, also durchlesen und mitdiskutieren (Die nächste Senatssitzung ist am 14. Juli, hinkommen und staunen!). Zu diesen Themen erreichten uns auch viele Leserbriefe, zwei davon auf Seite 6. Praktisch wäre an dieser Stelle ein Aufruf, weiter Leserbriefe zu schreiben. Tut das! Aber abdrucken können wir sie nicht, denn dies hier ist die vorerst letzte Ausgabe deines Studentenmagazins Grüne Wiese. Keiner mehr da. Ein Abschiedsbierchen gibt‘s auf der vorletzten Seite. Tschüß! info@gruenewiese.info

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Inhalt 6

Leserbriefe

56 Salzwiesen in Gefahr

8

Kurznachrichten

57

Schönheitschirurgie

18

AStA fördert nicht alles

58

Stromfresser Mensa

20 Frege-Fragen

59 Was für ein Mensaner bist du?

22

60 10 Dinge ...

Du hast gewählt – Wahlergebnisse

24 AStA Kubb-Turnier

61

43

62 Dorfdiskotest

Das Schmidtstitut

Jura-Show

44 bio.

66 Das Essperiment

46 Unternehmerische Hochschule

70 Das neue Haus 6

48 Eine Diplomarbeit macht Schule

72

Filmtipps von vorgestern

50 Die Kuschelmonster

74

Architekten machen Wohnen

53

Kalender

76 Net.Uni

54

Popkulturkritik

79 Rezept der Woche 80 Ein Abend mit Supershirt 82 Trojanisches Partypferd 84 Wadans Welt

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86 Rap aus Wismar 88 Das lyrische Begleitblatt 89 Sag's Gabi 90 Gotisches Viertel 92 Die Putzleute 94 Campuseltern 95 ELSA 96 Comic "Liebes Wismar" 98 Rätselspaß

Stöckchenwerfen auf hohem Niveau – die Grüne Wiese berichtet vom 2. AStA Kubb-Turnier. 4


25 Wie wohnt wismar 26 32 35 40 42

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Wie wohnst du? Der Putzplantest Mitbewohner-Check Studentenwohnheim Wer wohnt wo?

Wie kann studentisches Wohnen in Wismar aussehen? Grüne Wiese wagt einen Blick in außergewöhnliche Wohnungen.

IMPRESSUM An der Grünen Wiese haben mitgegärtnert Georg Hundt (gh) (V.i.S.d.P.), Richard Stickel (rst), Johann Mikkat (jm), Cordula Hinkfoth (ch), Katharina Grabowski (kg), Franziska Pönisch (fp), Nina Schumann (ns), Catleen Hofbauer (cc), Luisa Johannsen (lj), Sarah-Sophie Heißner (sh), Antje Groth, Christina Holzke (th), Melita Thiemann (mt), Martin Heidenreich, Tina Bartels Fotos: Christoph Meyer, Georg Hundt, Oliver Blohm Illustrationen: Franziska Junior, Nina Schumann, Katharina Grabowski, Tina Bartels Studentenmagazin Grüne Wiese c/o AStA der Hochschule Wismar PF 1210, 23952 Wismar

92 Die Feschen Feger: Wir begleiten Hans-Dieter und Helga Moll bei ihrer Arbeit.

Wiesenmädchen und Wiesenhund: Odette Ekkenga und Bootsmann www.gruenewiese.info info@gruenewiese.info Nr. 15, Juli 2011, 2500 Exemplare Der Druck der Grünen Wiese ist finanziert aus Mitteln der studentischen Selbstverwaltung, die Redaktion unabhängig. 5


LESERBRIEFE Kritik geht anders Irgendwie kommen sie einem immer bekannt vor, die regelmäßigen Stellungnahmen und Darlegungen des Rektorats, aber auch vieler engagierter Professoren, vor allem der Fakultät Wirtschaft. Ein „Ja-unbedingt-Kritik-aber-bitte-nurpositive“-Stil. Egal, ob es um den Umgang mit der Biografie Gottlob Freges [Seite 20], um die Argumentation eines offenen Briefs einiger Professoren zum regelrechten Durchwinken der Beschlussvorlage „Net.Uni“ im Akademischen Senat [Seite 76] oder den scheinbaren Grundzweifel an der Sinnhaftigkeit des Präsenzstudiums geht – ein kompromissloser neoliberaler Führungsanspruch schimmert überall durch. Jedes Wort moralischer und grundsätzlicher Bedenken wird als kontrarevolutionär, ketzerisch, sogar diffamierend und letztlich persönlich beleidigend aufgefasst, kathegorisch abgelehnt und man selbst als Opfer dargestellt. Um die Aufgaben der Hochschule, freie Lehre und freie Forschung, geht es dabei immer weniger. Wie lange ist es eigentlich noch hin, bis das Präsenzstudium aus Kostengründen eingestellt und die Hochschule Wismar nur noch die Grundversorgung für einen kommerziell ausgerichteten Bildungsbetrieb ist? „Bildung ist Ware“, sagte Hochschulrektor Grünwald vor kurzem in einem Interview mit dem Deutschlandfunk [Seite 46]. Warum wird dabei aber nie darüber diskutiert, was die Gefahren einer Ausbildung sind, die nur noch nach wirt6

schaftlichen Interessen ausgerichtet sind: Schließlich bezahlen (!) die Studenten die Professoren nun relativ direkt. Da bekomme ich wirklich große Angst davor, bald im Arbeitsleben mit meiner Generation Hochschulabsolventen zusammen arbeiten zu müssen. Golo Hammel, Studiengang Busfahren [Anm. d. Red. in Klammern gefasst]

Wo kann ich die Bilder dann sehen? Hallo ihr da, ihr macht doch immer so viele Fotos auf den Partys. Also, dieser komische „Rotbart“ gehört doch zu euch, oder? Wo bleiben denn diese ganzen Bilder? Bin nämlich ganz oft drauf. Auch mit meinen Kumpels und so. Will das jetzt auch endlich mal irgendwo sehen. Oder gibt’s die auf eurer Internetseite? Ja, das ist wieder mal typisch für euch Zeitungsfuzzis… einfach Bilder von Leuten knipsen und denn nicht sagen, wo’s die gibt. Das müsst ihr doch sagen, ey! Mac Ker, der auf den Fotos drauf ist


Ablenkung durch Fernstudiengänge? Liebe Grüne Wiese-Redaktion, seit einigen Jahren studiere ich nun schon BWL hier im Wismar. Es ist mein erstes Studium, weshalb ich schwer beurteilen kann, ob die äußerst raren Sprechstundentermine einiger Professoren normal sind. Auch hat man bei manchen Lehrbeauftragten den Eindruck, sie wären mit ihren Aufgaben als Honorarprofessoren der Fernstudiengänge stark anderweitig beschäftigt. Viele meiner Freunde finden das. Könntet ihr nicht einmal über dieses Problem schreiben? Ist das wirklich so, dass die Fernstudiengänge einige Professoren zu sehr ablenkt? Wie ist die Situation an anderen Fakultäten, wie an anderen Hochschulen?

Dringend: Hochschulpolitische „Machenschaften recherchieren“

Ich finde es unmöglich, dass sich die Redaktion der Grünen Wiese offensichtlich selbst Leserbriefe schreibt. Und nicht einmal besonders Gute. Ein Skandal! Darüber sollte mal berichtet werden – z.B. in der Grünen Wiese!

Liebe Wiese, man redet und regt sich ja stets über die Geschehnisse in der Politik auf, doch bei unserer Hochschulpolitik bleiben anscheinend alle stumm und gelassen. Solltet ihr nicht, liebe Wiese, als unser Sprachorgan die Welt da draußen anschreien? Für alle (und das sind wohl nahezu alle Studenten) die nicht wissen worum es geht: im Zuge der Entwicklung zu einer unternehmerischen Hochschule werden gewisse zweifelhafte Unternehmungen getan, die unsere gesamte Studiensituation negativ beeinflussen. Um nur einige Punkte zu nennen: Professoren arbeiten zu besseren Konditionen für die Fernstudiengänge, die Tochtergesellschaften besitzen Verwahrkassen („schwarze Kassen“), um an dem Haushalt der HS vorbei zu wirtschaften und es wurden unrechtmäßig 58 (!) Fahrzeuge über die HS geleast, an Mitarbeiter und außenstehende Dritte vergeben. Und auch wenn all diese Punkte vehement bestritten, geleugnet und gerichtlich lamentiert werden, irgendwas steckt doch da im Busch, also: es grünt so grün im Wald, wollt ihr denn über diesen Wildwuchs nicht mal schreiben?

Richard Stickel, Wiesagist

E. Donna

Nancy Goldstern, BWL Liebe Nancy, leider können wir viele deiner Fragen aufgrund der kurzen Zeit (vorerst) nicht beantworten. Einige kritische Ansätze zu dieser Thematik findest du aber auf den Seiten 46 und 76 dieser Ausgabe.

Leserbrief-Skandal

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Lichtgewitter am Haus 7 Am 10. Juli 2011 gab es seit zwei Jahren wieder einen Kurs mit dem ungewöhnlichen Namen „Dynamic Lighting Design“ an der Fakultät Gestaltung. Es ist ein Kurs unter der Leitung von Herrn Professor Rohde, der im Rahmen des internationalen Studiengangs Architecture Lighting Design angeboten wird, aber auch für die Studenten der Studiengänge Innenarchitektur und Kommunikationsdesign und Medien offen steht – also interdisziplinär ist.

Das aufwändig illuminierte Haus 7 – leider nur für einen Abend.

Das Ganze dreht sich um verschiedene Leuchten aus LEDs, die einzeln angesteuert werden und unterschiedlichste Farben erzeugen können. Da diese Technik sehr teuer und schnell veraltet ist, wurde hierfür ein Sponsor gesucht und gefunden. Philips hatte sich bereit erklärt, zahlreiche Leuchten unterschiedlichster Art zum Studieren und Ausprobieren für eine Workshop-Woche bereitzustellen sowie mit Rat und Tat bei der Realisierung und technischen Umsetzung zur Seite zu stehen. Diese Leuchten sind dazu gemacht, Architektur zu erleuchten bzw. urbanen Strukturen eine andere Atmosphäre zu geben. Beim Dynamic Lighting spielen außerdem wechselnde Eindrücke, Farben, Schatten und Muster eine Rolle. Dieses Jahr sollte vor allem ein Motto rund um Andersartigkeit und Diffenziertheit – kurz Interkulturelles – transportiert werden. Herausgekommen sind drei lebhafte Lichtinstallationen der abstrakteren Art, die den gläsernen Treppentrum, die Brücke zwischen Haus 7C und 7B sowie die Fassade von Haus 7B mit farbigem Licht bespielten. Die Präsentation der Ergebnisse fand im Beisein vieler Schaulustiger mit Bierchen, Gegrilltem und Musik von 21:00 bis 1:00 Uhr statt. th

Neue Studiengänge in Warnemünde Die von den Hochschulrektoren aus Mecklenburg-Vorpommern im Januar 2011 unterschriebene Zielvereinbarung der Hochschulen beinhaltet unter anderem, dass an der Hochschule Wismar die Studiengänge Marine Engineering, Schiffs8

elektrotechnik und Logistik entwickelt werden. Außerdem wird ein Institut für sicheren und effektiven Seeverkehr aufgebaut. Der Bereich Seefahrt in Warnemünde wird saniert und zudem ein Neubau errichtet. gh


Adam Riese und Hirschkopf Eva Über einem Hirschkopf prangert „Bock beim Startup von einem neuen sozialen Netzwerk mitzuwirken?“. Überall auf dem Campus erregen die schwarz-weißen Poster Aufmerksamkeit. Was hat es damit auf sich? Die Drahtzieher sind vier Studenten, die im Rahmen der „Studentischen Forschungs- und Entwicklungsteams“ den Schritt zum internationalen Unternehmertum wagen. Das Ziel ist es, ein innovatives soziales Netzwerk zu gründen und sich neben Facebook und Co. zu etablieren. Übermut? Sicherlich eine große Herausforderung, der sich aber die Teammitglieder mit Ambition und Ehrgeiz stellen. Unterstützt wird das Ganze durch das Wirtschaftsministerium und das Gründerbüro, insbesondere von Herrn Dr. Hartmut Domröse und Frau Kati Wolfgramm. Durch dieses interdisziplinäre Projekt möchte der Initiator Dimitrij Korniyenko (2. Sem. BWL) etwas Neues schaffen. Die Kommunikationsdesignerin Juliane Sagert nutzt die Möglichkeit, um praxisorientiert ihr Diplom zu schreiben, Hawbir Khorshed (2. Sem. WR) und Enrico Kahl (4. Sem. MB) möchten praktische Erfahrungen sammeln und sich persönlich weiterentwickeln. Diese vier Köpfe aus verschiedenen Fachrichtungen und unterschiedlichen Nationen ergeben nach Adam Riese summa summarum viele grenzenlose Ideen. Wir werden bald ein neues Netzwerk im World Wide Web nutzen können, welches nicht nur Leute verbinden, sondern auch den eigenen Lifestyle inspirieren wird. Wir dürfen also gespannt sein. PM

www.gruenewiese.info

at d n ‘ t a w ich eigentl ? ing fürn D Dat is nen QR-Code. Mit deinem Mobiltelefon kannst du den mit deiner Kamera scannen und kommst beispielsweise direkt auf eine Webseite. Bei den meisten jüngeren Smartphones ist standardmäßig ein entsprechendes Programm mitgeliefert. Andere Programme für viele Plattformen, zum Beispiel „UpCode“, findet man auf www. mobile-barcodes.com Dieser Code da oben führt dich auf die Website unseres bescheidenen Magazins. Dort kannst du in den letzten Heften schmökern und Brandneues via twitter und facebook erfahren. In dieser Ausgabe gibt es weitere QR-Codes, die dich zu Quellen und an geheimnisvolle Orte führen. gh

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Meine erste Ü30-Party Mit 25. Als „Partyfotograf“ (wobei das Nennwort dabei ironisch erscheint) hat man allerlei kleine Privilegien: Man zahlt eigentlich nie Eintritt, das ein oder andere Freigetränk ist obligatorisch und man kommt in Bereiche, die der gemeine Besucher nicht betreten darf. Oder eben in Bereiche, die dem gemeinen unter 30-Jährigigen versagt bleibt. Zum 35. Geburtstag des unter Studenten eher aus Legenden bekannten Mensakellers im florierenden Stadtteil Friedenshof fand im „Großen Saal“ eine Ü30-Party mit „Live“Musik „Waterloo – a Tribute to ABBA“ und „Cover Shake“ statt. Letztere Coverband verstand es ausgezeichnet zu beweisen, dass sie den Kern, den Witz, den Charme einzelner Titel überhaut nicht versteht. „Heavy Cross“ von „The Gossip“ – ein grandios komponiertes und gespieltes Feuerwerk musikalischer Form – präsentieren die Liedschüttler in einer eigenen Leierkasteninterpretation, bei dem sogar die farbigen Bühnenleuchten rhythmischer erschienen. Ansonsten die volle Dröhnung aller 1-2-Tipp-Hits, bekannt vom heimischen Dorfbums. Das musste genossen werden. Das zur Musik passende Biergartengestühl beherbergte nur diverse halbausgetrunkene Alkoholika – einige in Gläsern, die meisten aber in Form von Pfützen auf dem Tisch. Es braucht nicht einmal die volle Länge einer weiteren Neuschöpfung feinsten Industrieliedgutes, bis sich ein in den Nacken tätowiertes Auge samt 38-jähriger scheinbar weiblicher Trägerstatur, wohnhaft in der näheren Umgebung, auffällig breitbeinig auf eine Bank setzt und lüstern rüber guckt. Flucht! gh 10

Wo hast du deine Wiese sprießen lassen? Der letzten Ausgabe (GW13, April 2010) legten wir eine Tüte Rasensamen bei, nach dem Motto „Lass deine Ideen sprießen!“. Björn sammelte gleich fünf Tüten aus den Ausgaben seiner Kommilitonen und verschönerte den Hinterhof seiner Wohnung im Schatterau. Monique verriet uns, dass sie die Samen zur großen Freude einer Vierjährigen auf einem Hof in Retgendorf (Schweriner See) ausgesät hat. Peter sieht seinem Hausmeister so gern beim Unkrautjäten zu, dass er ihm einige kleine Freuden bereitet hat. ... gh

Werde Blockie! Du hast Spaß am Umgang mit Menschen, hast Bock auf neue Freunde, bist der ein oder anderen alkoholischen Substanz nicht direkt abgeneigt und kannst auch anpacken? Krach-Bum, werde Blockie! Einfach im Block 17 fragen oder Mail an mail@block17.de schicken.


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Veröffentliche deine Arbeiten! Egal welcher Studiengang Veröffentliche deine Arbeiten! Zeige deinen Freunden, Kommilitonen, anderen Profs, potentiellen Arbeitgebern, der Hochschule, der Welt was du kannst! Egal welcher Studiengang, egal was für ne Arbeit! Das geht ganz einfach auf www.podfolio.de – ein Projekt der Hochschule Wismar!

Alumniportal eingestellt!? Das Alumniportal der Hochschule Wismar bietet allen Absolventen die Möglichkeit, auch nach Beendigung des Studiums in Kontakt zu bleiben. Eine Funktion, die neben „Farmville“, „Wie teuer sind deine Sünden“ und „Glücksnuß!“ auch in Facebook zur Verfügung steht. Wozu braucht man dann noch ein eigenes Portal? Neben der Möglichkeit, mit Freunden vom Campus in Verbindung zu bleiben, kann der Alumnus andere Mitglieder in einer praktischen Datenbank, geordnet nach Studiengang und -jahr, suchen. Johann Mikkat: Zur Zeit ist das Alumniportal aber leider abgeschaltet, weil auf eine neue Software umgestellt wird. Marc Zuckerbergs Stundensatz liegt bei 3,80 Euro. jm

Was ist eigentlich die Studentenbühne Wismar? Du wolltest dich auch schon immer mal am Theaterspielen erproben? Oder du hast Bock, bei der Organisation oder technischen Umsetzung eines Theaterstücks mitzuhelfen? Dann ist das Projekt „Studentenbühne“ deine Chance, ganz groß herauszukommen. Professionelle Anleitung ist garantiert: Initiiert wurde das Projekt vom Theater- und Medienwissenschaftler Matthias H. D. Hofmann. Mehr Informationen zur Studentenbühne findest du in der Stud.IP-Gruppe „Studierendenschaft“. jm

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NORTE 2 – Werden und Sein

Tier des Monats

Gestaltungsstudenten präsentieren die zweite Ausgabe ihres Magazins 184000 Zeichen in 30000 Wörtern, verteilt auf 16 Beiträge, füllen 6,5 Quadratmeter Papier, die aufgereiht auf einer Papierbahn von 2 mal 12,5 Metern ein Magazin ergeben: Wenn man sich die nagelneue zweite Ausgabe des studentischen Magazins der Fakultät Gestaltung zu Gemüte führt, stellt man fest, dass diese bloße Aneinanderreihung numerischer Fakten zu seiner Beschreibung wohl kaum ausreicht. Das stereothematische Magazin debütierte im Sommer 2009 unter dem Motto „Ordnung und Chaos“. Mit dem Vorsatz, an den Erfolg der ersten Ausgabe anzuknüpfen, machte sich vor über einem Jahr eine neue Redaktion daran, die zweite Ausgabe auf die Beine zu stellen. Ein neues Themenpaar war relativ schnell gefunden: Werden und Sein eben. Die anschließende Ausarbeitung war dagegen ein langwieriger Prozess, bei dem eine Menge Ideen zusammen kamen, viele davon auch wieder verworfen wurden oder sich erst mit der Zeit zu dem jetzigen Heftinhalt entwickelten. Der eigene Anspruch an die Qualität und den „roten Faden“ war sehr hoch. Nun ist es endlich geschafft! Auf der DIA, der Jahresausstellung der Fakultät Gestaltung vom 7. bis 9. Juli im Haus 7, werden die Redakteure ihr druckfrisches Werk vorstellen. Auch die Form des Heftes ist wieder ein Hingucker: NORTE 2 ist nicht einfach ein normales Heft, sondern eine nahezu endlos lange Papierbahn, die man 12

Ernst Ernesto Engerling aus Eberswalde und Nils Nilpferd vom Nigerdelta sind inzwischen gute Freunde geworden. Jeden Sonntag treffen sie sich im Ozeaneum Stralsund zum Water Boarding. Oft ist auch Bruno Backstein und Karl Klammer dabei. Nur Zusi Zucker ist spurlos verschwunden.

dank der Zickzack-Falzung zwar wie gewohnt lesen, aber die Beiträge auch auf ihrer ganzen Länge ausklappen kann. Diese Besonderheit wurde von den Gestaltern der Ausgabe aufgegriffen und für die einzelnen Beiträge so noch ein optischer Mehrwert geschaffen. Konsequenterweise finden sich in den zwei Inhaltsverzeichnissen (Das Heft lässt sich auch von zwei Seiten aufschlagen) keine Seiten-, sondern Zentimeterangaben, unter denen sich die Artikel finden lassen. Mehr Informationen bekommt ihr auf der DIA oder im Internet unter www.nortemagazin.de – Reinschauen lohnt sich! PM


Rohes Ei in Wismar Von Kernenergie mag man halten, was man will – genau wie von der Antiatomkraftbewegung. Immer wieder mal sollte man aber ruhig sagen und zeigen, was man denkt, wie man zum Zeitgeschehen steht, z.B. zu Laufzeitverlängerungen und Co. Das aber verlangt den richtigen Rahmen und die richtigen Aktionen. Vor allem im AKW-freien Flächenland Mecklenburg-Vorpommern (abgesehen vom Zwischenlager Lubmin) müssen Ochsenköppe und Greife erst lange und gut überzeugt werden. Schade eigentlich, dass die kleinen Wismarer Demos im April und Mai 2011 zwar von schöner Stimmung und witzigen Aktiönchen, nicht aber von Konsistens, viel Mut und (auch im Wortsinn) Größe geprägt waren. gh

Es gibt einen Psychologen auf‘m Campus?

SERIE

Du kennst dich auf dem Campus Wismar noch nicht wirklich aus? In dieser Serie erfährst du von allen wichtigen Einrichtungen. Heute: Die Psychologische Beratung. Die psycho-soziale Beratungsstelle des Studentenwerks Rostock hilft Studenten bei der Bewältigung von Alltags- und Studienstress. Rund 40 Beratungskontakte gab es 2010, Erstkontakte überwiegen, selten kommt jemand mehr als einmal im Semester. Zehn Studenten sind derzeit in psychologischer Beratung. Du hast Sorgen oder weißt nicht so recht weiter? Die Beratungsstelle hilft dir, eine Lösung zu finden. Bei Bedarf werden Betroffene an weiterführende Beratungsstellen, Gruppen in besonderen Lebenslagen oder Therapeuten vermittelt.

Sozialberatung Frau Anke Wichmann Mi.: 9.00 – 13.45 Uhr (14-tägig, gerade Kalenderwoche) Haus 21, Raum 104b Tel. Wismar: 03841 / 753 426 Tel. Rostock: 0381 / 45 92 94 36 anke.wichmann@studentenwerk-rostock.de

Eierlauf und Jonglieren mit dem rohen Ei Atomenergie? Witziges Aktiönchen der Wismarer Antikernenergiedemonstrationen

Psychologische Beratung Fr.: 13.00 – 15.00 Uhr (14-tägig, ungerade Kalenderwoche) Haus 21, Raum 109 Terminvergabe über die Sozialberatung 13


mikkat mekkert

Die Weißweinfalle Wenn Frauen zu viel trinken

„Mehr als jeder vierte Alkoholkranke in Deutschland ist eine Frau.“ (n-tv.de) So oder so ähnlich titelten Nachrichtenportale anlässlich der Jahrestagung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung zum Thema „Alkohol – für Frauen (k)ein Problem?“ am 5. Oktober 2010. Das sind doch mal Schlagzeilen, die sich sehen lassen. Nun wird auch endlich die Männerdomäne „Alki“ von Frauen erschlossen. „Gefährdet sind vor allem diejenigen mit gutem Job und Familie. Sie greifen zur Flasche, weil sie Stress haben.“ (news.de) Alles eine Folge der Emanzipation? Erst erobern Frauen Führungspositionen, machen die Vorstände „farbiger und schöner“, wie Josef Ackermann das so treffend formulierte, und dann das. Fakt ist, die Präventionsarbeit richtet sich noch zu wenig auch an Mädchen und Frauen. Wenn in einem Land 370.000 Frauen alkoholsüchtig sind und 2.400 Mädchen im Alter von 10 bis 15 Jahren stationär wegen einer Alkoholvergiftung behandelt werden müssen, dann läuft gehörig was falsch. Aber die mediale Auswalzung dieser ernsten Thematik ohne jegliche kritische Betrachtung ist prägend für oberflächliche Berichterstattung und unreflektiertes Zusammenkopieren von Agenturmeldungen. jm 14

Campus Open Air 2011 – Line-up steht Ach Gott, ja, das Line-up des CampusOpenAir Wismar 2011... So richtig geil ist es ja nicht. Spaß-aber-trotzdem-nur-vomFicken-Berlin-Rapper „K.I.Z.“, Dorfelektrodiskostars „Northern Lite“, postpubertäre „Indie“rocker „Herrenmagazin“, heimeliger Mädchenpop von [wird noch nicht verraten] und die „eindeutigen“ Kabelsalat-Gewinner „Blindtext“ (siehe Seite 23). Aber ganz ehrlich: Leicht war‘s für die Leute vom AStA dieses Jahr nicht: Erst ein heftiger Personalwechsel mit kaltesWasser-Effekt, lasche Leitung, dann einige voreilige Entscheidungen, auf einmal die neue „Konkurrenz“ in Doberan und ein regelrechtes Wegschnappen der geilen Bands. Außerdem: In den letzten elf Jahren des Bestehens des CampusOpenAir Wismar ist echt fast alles, was vom Budget und Konzept passt, bereits gebucht worden. Und wenn schon – lasst uns hingehen und Spaß haben, verdammt! CampusOpenAir Wismar, 24. September 2011, Campus. gh

neue Beiträge auf Podfolio.de Neuer, heißer Kram auf dem Portal für die Studienprojekte wismarer Studenten, podfolio.de: eine geile Dokumentation des „Dynamic Light Workshops“ (die bunten Lichter neulich an Haus 7; Seite 8), Typofi lme und alle Ausgaben von Wismars Jugend- und Studentenfernsehen „Planke“. Lade dein eigenes Zeug hoch! Alle Infos siehe Spalte ganz rechts. gh


Themen, die es leider nicht ins Heft geschafft haben In all den Jahren haben wir uns ´ne Menge Mist als Themen ausgedacht. Nur einen Bruchteil davon konnten wir umsetzten. Da es vorerst keine Ausgabe der Grünen Wiese geben wird, hier eine Auswahl der Themen, die es nie in eine Ausgabe geschafft haben: • wie die Hochschule Wismar mit ihren Mitarbeitern umgeht • Alkohol/Drogen unter Studenten • Hochschulsport Tauchen • Strom in Wismar: mal anecken vs. Stadtwerke Wismar – Diskussion • Klatsch & Tratsch im Café Lissi • Exkursion: Deutsch-Polnischer Studiengang Wirtschaftsinformatik in Stettin/ Wismar • Laborexkursion: Fotostudio und -labore; Laborexkursion: Halle 5 in Warnemünde • Was ist eigentlich ein Stegreif? • Komplex „Arbeiterkind“: Die meisten Studenten stammen aus Akademikerfamilien • Kritik „Studieren in Fernost“ • Komplex „Wenn‘s mit dem Studium nicht klappt“ • Fiete von Thiem und seine Jungs: Boxen als Antiaggressionstraining in Wismar • die große Tankstellentesttour • Streetart vs. Sachbeschädigung – eine Diskussion unter Studenten

ENDLICH

gibt es mal die Möglichkeit, sein

eigenes Jugend- und Studentenfernsehen

zu machen und da läuft es auch schon nach x Jahren mehr oder weniger aus. Das soll‘s gewesen sein? Planke, so der einträchtig nordische Name der Sendung, die auch in einem Zeitfenster auf WismarTV ausgestrahlt wird, hatte nicht einmal die Gelegenheit, sich so richtig zu entwickeln und schon spielt kaum einer mehr mit. Dabei kann man dort endlich mal zeigen, was man selbst im Fernsehen sehen möchte, sei es auch nur das Regionalprogramm. Gerade über Letzteres wird immer viel gemeckert und gelacht. An vielen Stellen zurecht, gar keine Frage, aber warum dann nicht einfach besser machen? Keine Zeit? Zeit hat niemand von uns. Es soll ja auch nicht jeder gleich Chefredakteur oder Aufnahmeleiter werden, sondern einfach seinen kleinen aber wichtigen Teil beitragen. Wenn jeder nur ein bisschen macht, opfert niemand zu viel Zeit und Kraft und das Programm wird vielfältig, interessant und schweinegeil. Übrigens: das gilt genauso für

StuPa, AStA, Fachschaftsräte,

NORTE und deine

Grüne Wiese!

Also: einfach mitmachen, gibt auch Profikameramänner und so. Also bei Planke: Filmbüro MV | Bürgermeister-Haupt-Straße 51 – 53 | Telefon 03841 - 618 100 | Mail: info@filmbuero-mv.de | MedienwerkstattSendungen auf www.podfolio.de gh 15


„Warum gibt‘s in Wismar keinen legalen Ort zum Sprühen?“ fragen sich etliche wismarer Straßenmaler schon seit Langem. Immer nur in irgendeiner Halle im Friedenshof oder halblegal auf verlassenen Industriegebieten, wie der ehemaligen Fleischerei in der Rostocker Straße, zu mullern, fetzt auch nicht. Alles voll, keiner kann‘s bestaunen und in den stinkenden, schimmelnden Hallen rumzuhängen ist auch nicht unbedingt die Erfüllung. In den Städten der Umgebung, Rostock, Schwerin, Lübeck und Co. sind legale Flächen zum Malen kein Problem. Wieso aber in Wismar? Welterbestatus? Doch nicht außerhalb der Altstadt. Es war wohl ein Wahlkampfversprechen von Bürgermeister Thomas Beyer, solche Wände auf- oder bereitzustellen. Nach Angaben einiger wismarer Sprüher besteht nun nach der

Mr. Nice verstopft die Kanne ungern umsonst.

Wahl im Rathaus aber kein Interesse mehr daran. Wie wäre es denn, wenn auf einmal ganz viele Leute Briefe ins Rathaus schicken und um legalen, attraktiven Sprühplatz bitten? gh

Studentenmagazin im Internetz Die Kollegen vom Rostocker Studentenmagazin heuler haben sich ins Netz getraut. „Der heuler erhält dadurch die Chance, auch kurzfristig und mit stärkerem Bezug zum Leser auf die Probleme der Universität zu reagieren oder wichtige Infos an die Studenten weiterzugeben“, lässt Chefredakteurin Elisabeth Woldt durchblicken. Rostock ist um die Ecke, viele wismarer Studis kommen von dort, immer mal ein Blick auf www.heulermagazin.de zu werfen lohnt! Gefühlte tausend Jahre sind die Kollegen von Moritz aus Greifswald 16

online und dokumentieren hervorragend alle Seiten des studentischen Lebens in Nordvorpommern: www.moritz.de Und wann rückt die Grüne Wiese endlich mit einer Onlineausgabe raus? Gute Frage. Derzeit gibts auf www.gruenewiese.info „nur“ die gedruckte Ausgabe zum Digitalblättern und Links zu facebook und twitter. Letztere allerdings sind auch nicht unspannend! „Like“ und „follow“ uns: facebook.com/ gwmagazin und twitter.com/gwmagazin. Mehr Infos zur wackeligen Zukunft deines Magazins auf der vorletzte Seite. gh


Gemütliches Festival um die Ecke! Auf ins Dörfchen Jamel (14 Kilometer südwestlich von Wismar), auf zu „Jamel rockt den Förster“! Am 5. bis 7. August gibt‘s Rock von um die Ecke zu hören. Für entspannte fünf Euro gibt‘s GitarrenIndie-Rock-Pop aus Hamburg von GoUK, Pop-Punk-Rock aus Hamburg von Holly Would Surrender; Donauwörther und Berliner Pop von Twisted Shoes, Mittelalterrock von Ragnaröek, Schweriner Oi-Punk Rock‘n‘Roll von 3/4 Noin, psychedelische BluesGrooveRock-Klänge von An Electric Acalanche aus Rostock, die punkigen Etepetete aus Berlin und Lüblow und das Düsseldorfer Blues-Rock-Power-Trio der Kris Pohlmann Band. War Jamel nicht dieses Nazi-Dorf? Jupp. Und dieses Open-Air-Rockfestival ist der Beweis, das Jamel mehr als Neonazis hat. Bereits das fünfte mal findet das Festival statt. Das Ehepaar Lohmeyer (sie Schriftstellerin, er Musiker) zogen vor einigen Jahren aus Hamburg auf Jamels alten Forsthof und halten die Fahne der Normaldenkenden hoch. Aus persönlichem Bedürfnis und ohne wirklich Geld stellen sie nun bereits zum fünften Mal das Nordwestmecklenburger Rockfest auf die Beine. Dafür gab es in diesem Jahr den PaulSpiegel-Preis für Zivilcourage. Auch wir alle sollten die Arbeit der Lohmeyers anerkennen: Indem wir einfach hingehen. Bands nicht bekannt genug? Scheiß drauf! Drei Tage Urlaub auf dem Bauern.. nee, Forsthof mit Livemucke für fünf Euro? Geiler geht‘s doch gar nicht. gh

KOLUMNE

Grüne Friese

Die Kolumne vom „Fristyler“ Jörg Zecher Lausige Untermieter Ich selbst bin gerade umgezogen und habe daher am eigenen Leib erfahren, wie schwer man hier in Wismar etwas Passendes findet. Eine Laus müsste man sein – Wohnungssuche wäre dann kein Problem; auf dem Campus gäbe es ja genug gemütliche Behausungen. Es gäbe Wohnungen in allen Ausstattungen und in allen Farben; mit „Laminat“ in dunkelbraun oder hellweiß, auch schwarzes wäre vielleicht dabei. Ich könnte mir fast täglich ein bis zwei Modelle ansehen, bis ich die richtige Form und Farbe gefunden hätte. Mir wäre ja auch egal, wo diese Butze liegen würde. Eine Einkaufsmöglichkeit in der Nähe bräuchte es nicht, denn ernähren könnte ich mich gut vom Fußboden. Haustiere hätte ich auch und zwar in Form zahlreicher Milben auf der Kopfhaut meiner Vermieter. Am liebsten wären mir Unterkünfte mit fertiger Innenausstattung – ein paar Schuppenflechten oder diese coolen weißen Hautschüppchen, die ständig vom Kopf mancher Leute rieseln. Damit würde ich mich richtig schön einrichten. Und wenn es eine Dürre gäbe, würde ich mir einen Blockie suchen, der regelmäßig Party macht. Dann wäre auch die alkoholische und musikalische Grundversorgung gesichert. Aber eigentlich bin ich ganz froh, keine kleine Laus zu sein, denn leider sind die Vermieter stets darauf bedacht, ihr Eigennutzungsrecht geltend zu machen und schmeißen die Läuse mit ziemlich harten Methoden aus ihren Behausungen. Auf ein lausfreies Semester, Euer Friseur. 17


Warum AStA und StuPa nicht alles fördern können – und wollen Ja, ja, diese Typen vom AStA und die vom StuPa: Ich hab gehört die schwimmen im Geld und können uns nicht mal die Fahrt zur Exkursion bezahlen oder meinem Kumpel bei den hohen Kosten seiner Abschlussarbeit unterstützen! T NICHT STIMM LLEGE ! KO , Z GAN Immer wieder hört man solche Vorwürfe. Der AStA oder das StuPa unterstützen wirklich vieles: Sie übernehmen Fahrtkosten, unterstützen fakultätsübergreifende studentische Projekte und Studentenpartys, veranstalten selbst hochrangige Konzerte für (fast) keinen Eintritt oder finanzieren ein gewisses Studentenmagazin. Aber regelmäßig müssen sie Haben die Unterstützungsbitten ablehnen. einfach keine Lust? Ist das Geld schon weg? Wonach wird das entschieden?

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Zu aller erst nach den ganz klaren Aufgaben: Der Allgemeiner Studierenden Ausschuss (AStA, Exekutive) kann nur über Belange entscheiden, die Studenten von mehr als einer Fakultät betreffen. Geht es um Fachschaftsinterne Angelegenheiten, ist der jeweilige Fachschaftsrat zuständig. Dabei kann der AStA über Beträge bis zu 150 Euro selbstständig entscheiden. Über alles darüber hinaus, sowie Beschlüsse der Fachschaftsräte muss das Studierendenparlament (StuPa, Legislative) entscheiden. Für alle Anträge gilt: Es sollte ein allgemeines Interesse für die Studierendenschaft (also alle Wismarer Studenten) bestehen. Satzungsbedingt darf der StuPa zum Beispiel auch keine Projekte der Hochschule selbst oder Lehrmittel (co)finanzieren oder selbiges zulassen.

Ein Beispiel: Peter und Hans, beide am Ende ihres Kommunikationsdesignstudiums angekommen, haben die Diplom-Idee des Jahrhunderts: Eine perfekt ausgeleuchtete Fotoproduktion, die allerdings äußerst kostenaufwändig ist. Jetzt möchten sie, dass der AStA die Produktionskosten mit 200 bis 1000 Euro unterstützt. Studenten wie vieler Fakultäten sind betroffen? Eine, also eindeutig Angelegenheit des entsprechenden Fachschaftsrates (hier IDA). Wie viele Studenten sind von dieser Förderung betroffen? Exakt zwei. Gibt es dadurch eine Bereicherung des Studiums oder des studentischen Lebens (an der Fakultät)? Gibt es einen weitreichenden oder dauerhaften Nutzen für Wismarer Studenten? Nein. Abgelehnt. Der Druck deines Studentenmagazins Grüne Wiese wird vom StuPa, also auch von dir finanziert. Warum wird das gefördert und die Fotoproduktion von Peter und Hans nicht? U.a. weil hier über dreißig Studenten aller Fakultäten die Möglichkeit haben, sich auszuprobieren und dabei Wismars Studentenleben bereichern, Probleme aufzeigen und Leistungen würdigen. Keiner der Redakteure bekommt auch nur einen Pfennig.


Gerade unter Professoren und Mitarbeitern wird sich scheinbar immer wieder der Spruch „Brauchst du Geld, geh zum AStA“ erzählt. Ein bestimmter Dekan trat vor Kurzem sogar mit der Aufforderung an den AStA, den Druck des fakultätseigenen Vorlesungsverzeichnisses zu finanzieren. Da fällt einem nichts mehr zu ein.

Wie soll man reagieren, wenn man sich fast schon selbst ausbeutet, damit die Sache gut wird und sich dann solche Sätze gefallen lassen muss? Und wie soll man reagieren, wenn der Vorwurf folgt, man würde bewusst Fördermittel zurückhalten, weil sich viele gar nicht damit auseinander setzen, welche Möglichkeiten StuPa, AStA und Fachschafträte überhaupt haben? Aber es geht auch anders: Wie in der letzten Ausgabe (GW13, April 2010, Seite 68: „Nicht nur 5 Euro im Semester“*) bereits kommentiert, gibt es ASten die sich bereits um 230.000 Euro verschuldet haben, weil sie wenig selbstkritisch und kontrolliert eine Art CampusOpenAir machten. So geht es also auch. In den darauffolgenden Semestern ist dann die studentische Selbstverwaltung komplett arbeitsunfähig, weil erstmal Schulden abzubauen sind. Dann vielleicht doch lieber der ein oder andere abgelehnte Förderungsantrag? Du siehst das anders, hast schlechte Erfahrungen mit StuPa, AStA oder einem Fachschaftsrat gemacht? Oder ganz im Gegenteil: Du dachtest immer das sind solche politischen Wichtigtuer und hast nun einen guten Eindruck? Was auch immer, her mit deiner Story! Mail an info@gruenewiese.info Du siehts nicht durch was AStA, StuPa und der ganze Kram überhaupt ist und wie da wer zu wem steht? Auf Seite 22 ist es noch mal stark zusammengefasst. Ansonsten ist eine Recherche bei unserer Freundin Wiki bestimmt nicht erfolglos. gh 19

Durch deine Beiträge: Fünf Euro im Semester innerhalb des Semesterbeitrags. Aber das ist derzeit längst nicht alles: Vor langer, langer Zeit erhob die Hochschule zwar den Beitrag für die Studierendenschaft, nur konnte den keiner Nutzen, da es keinen AStA gab. Die angesammelte horrende Summe durfte rein rechtlich aber auch nicht zurück gezahlt werden. So kam der erste Nachwende-AStA Wismars zu einem beachtlichem sechsstelligen Startkapital. Schnell wurden die Beiträge von zehn auf fünf Euro reduziert und von Innenrevision der Hochschule und Landesrechnungshof (die StuPa, AStA und Fachschaftsräte prüfen) kam eine Auflage auf den Tisch: Diese Rücklage ist im Rahmen der Satzung (!) abzubauen. Ja es stimmt, noch heute ist einiges Geld da. Damit wird unter anderem der (zum Gesamtbudget äußerst geringer) Eigenanteil am CampusOpenAir Wismar oder der Druck deines Studentenmagazins Grüne Wiese finanziert. Gern wird aber übersehen, dass AStA und StuPa trotz reichhaltiger Kultur mit diesen Mitteln äußerst sparsam umgehen: Gut 30.000 Euro werden allein dadurch jährlich gespart, dass sich StuPa, AStA und Fachschaftsräte nicht, wie bundesweit üblich, eine finanzielle Aufwandsentschädigung zahlen.

* auch online nach zu lesen: http://issuu.com/ gruenewiese/docs/gw13_web/68

Aber wie kommen AStA und StuPa an die ganze Kohle?


Frege-fragen

Die zu kurze Geschichte einer Diskussion Was ist aus der Debatte um Gottlob Freges politische Ansichten geworden? Seit unserem Artikel über die politischen Ansichten Gottlob Freges in der Grünen Wiese 01/2009, hat sich einiges getan. Zur Erinnerung: Gottlob Frege, bedeutender Mathematiker, Logiker, Philosoph und bekanntester Sohn Wismars verfasste im hohen Alter antisemitische Tagebucheinträge, die aus heutiger Sicht nach einer offenen Distanzierung verlangen. Das an der Hochschule Wismar ansässige FregeZentrum veranstaltete in gemeinsamer Initiative mit Prof. Trebeß‘ eine Podiumsdiskussion, die unseres Erachtens jedoch scheiterte, da die konträren Meinungen nicht zu einem konkreten Ergebnis führten und die Veranstaltung viel zu kurz war, als dass alle Meinungen darüber, was nun zu tun sei, zu Ende gehört werden konnten. Das Frege-Zentrum fürchtet das Abstempeln Freges als Antisemit und damit das Schmälern der Anerkennung seiner Leistungen. Jedoch würde nach Ansicht der Redaktion der Grünen Wiese eine weitere öffentliche Diskussion mit stärkerer Beteiligung von Professoren und Studenten gerade dies verhindern und zum Verständnis beitragen. Ein großes Problem bei diesem Vorhaben war und ist jedoch das mangelnde Interesse an Frege. Die Reaktionen zur letzten Frege-Broschüre halten sich in Grenzen, die Frege-Ausstellung im Zeughaus war nach opulenter Eröffnung nur sporadisch besucht worden. Auch gibt es nach wie vor 20

Das Studentische Interesse an Gottlob Frege ist überschaubar – woran liegt es? kein nennenswertes studentisches Interesse. Das Unwissen und, noch gefährlicher, das Halbwissen über Frege, insbesondere seiner politischen Ansichten, führt aber zu falschen Vorstellungen über diese wichtige wismarer Persönlichkeit. Hier sind sich alle Beteiligten einig. Prof. Schott und Prof. Bernd vom FregeZentrum sehen mehrere Gründe. Zum einen fordere Freges Werk eine tiefe Auseinandersetzung, will man es verstehen – „das ist nicht jedermanns Sache“, so Prof. Schott. Frege kann man nur verstehen, wenn man ihn in die historischen Verhältnisse einordnen kann und das verlange viel Vorwissen. „Wir versuchen schon oft, einen populärwissenschaftlichen Zugang zu schaffen“, erläutert Prof. Schott, „aber


wenn man einen wirklichen Zugang haben möchte, muss man schon ziemlich tief in wissenschaftlich-philosophische Erörterungen einsteigen.“ Das Frege-Zentrum möchte in absehbarer Zeit keine wiederholte Diskussion um Freges politische Ansichten eröffnen, da ohnehin alles gesagt und hinlänglich bekannt sei. Ist das nun das Ende der Debatte? Nein! Denn die damalige Podiumsdiskussion führte indes doch noch zu einem Ergebnis: Prof. Trebeß nahm die zu kurz gekommene Diskussion als Ausgangspunkt, eine Broschüre zusammenzustellen, die sowohl die Tagebucheinträge Freges, offizielle Schreiben, Pressestimmen und den E-Mail-Verkehr beteiligter Personen mit einschließt. So wurde alles Nötige zusammengetragen, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Die Diskussion ist damit nicht beendet, sondern vielmehr eröffnet. Interessenten finden die Broschüre „Gottlob Freges politisches Tagebuch und die Hochschule Wismar – die zu kurze Geschichte einer Diskussion“ in der Wismarer Frege-Reihe. Im nächsten Jahr soll ein Buch veröffentlicht werden – „Gottlob Frege – Ein Genius mit wismarer Wurzeln“, welches den Gewinnern des Frege-Preises anstatt der bisherigen Broschüre mitgegeben werden soll. Dieses soll leichter verständlich und somit ein größerer Anreiz gerade für Studenten sein, sich mit Freges Werk zu beschäftigen. Wer bis dahin nicht warten möchte, dem seien die Broschüren „Die Freges aus Wismar“ und „Denkt doch einmal logisch“ empfohlen. Auch sie sind etwas leichter verständlich. Die Hefte kosten zwischen ein und vier Euro und sind direkt über das Frege-Zentrum oder in der Bibliothek erhältlich. rst

Betonmöbel deluxe

Foto: Stefan Zickert / diffikult.de „Einfach mal Möbel aus Beton gießen“ dachten sich die Architekturstudenten Thomas Batz und Stefan Zickert, beide längst in die Arbeitswelt entschwunden. Da bedienten sich die beiden auch schon mal einer Styroporverpackung von Tiefkühltorten, um eine Schüssel herzustellen. Mittlerweile hat Thomas eine selbstgegossene bleischwere Arbeitsplatte in der Küche und Stefan erfreut sich an seinen individuellen und schönen Leuchten, denen er den Markennamen diffikult verlieh. Der Blog stilsucht.de schreibt dazu: “The Real Concrete Tube ist eine Pendelleuchte aus Beton. Wie der Name bereits verrät, hat der Lampenschirm eine strenge Zylinderform und das kühle Material Beton, betont die Strenge noch zusätzlich. Die kleinen Unebenheiten und Fehler in der Oberfläche der Leuchte beleben sie allerdings auch. Die filigrane Halterung und das detailverliebte Textilkabel machen The Real ConcreteTube zu einem wirklich großartigen Objekt.“ Auch die Leuchte „Charlotte“ beeindruckt. Leider gibt es (bisher?) weder Schüssel, noch Leuchten und Arbeitsplatte zu kaufen. Naja, für Paketfahrer wohl auch besser. gh 21


Du hast gewählt! Das Ergebnis

StuPa 890 Stimmen (15,31%) Georg Hundt (KuM), Martin Buttler (fern WR), Youssef Ben Hilma (Ing.), David Pangerl (WR), Anne-Sophie Woll (Arch.), Christina Ahrens (Fern WR), Theresa Harms (WI), Martin Westphal (IA), Jochen Lutz (Fern WR), Erwin Schmaus (Fern WR), Sebastian Eggert (Wirtschaft), Maria Boddenberg (WR), Phillipp Ludwig (Arch.), Antje Diederichs (WR), Petra Held (Fern WR) FSR Bauingenieurwesen 103 Stimmen (27,91%) Martin Kunze, Uwe Antoscheck, Alexander Fibelkorn FSR Innenarchitektur, Design, Architektur (IDA) 119 Stimmen (20,00%) Benjamin Rätz (Arch.), Carolin Boldt (Arch.), Lea Waidmann (KuM), Peter Machoy (PD)

Was macht eigentlich dieser... Wahlausschuss? Er besteht aus drei Studenten, die bei Streitigkeiten während des Wahlverfahrens die Wahlordnung auslegen. Sie dokumentieren die Wahl, geben nach Personenkontrolle die Wahlzettel heraus, beaufsichtigen die Stimmauszählung und stellen das Wahlergebnis fest. Wahlleiter? Er sichert in Abstimmung mit der Hochschulverwaltung, die technische Vorbereitung und Durchführung der Wahl. Er hat das Wahlverfahren so durchzuführen, wie die Wahlordnung der Studierendenschaft dies vorsieht. 22

FSR Elektrotechnik und Informatik (EuI) 36 Stimmen (12,90 %) Ibrahim Mohamed, Alexander Kühn, Danny Fiddecke, Thomas Zippel, Stefanie Maier, Asmae Bethi FSR Maschinenbau/ Verfahrens- und Umwelttechnik (MVU) 88 Stimmen (17,64%) Ulrike Stelzig, Christopher Krüger, Angelina Ring, Birger Freymann, Johannes Hofmann, Meik Dankert FSR Wirtschaft 211 Stimmen (17,67%) Cathleen Bley (WR), Michael Skirlo (WR), Jan Bublitz (WI), Norman Brügmann (WI), Antje Diederichs (WR), Karina Viktoria Pankow (TaBC), Henning Otto (BWL) FSR der Fernstudenten (WINGS) 240 Stimmen (9,87%) Martin Buttler, Christine Ahrens, Petra Held, Jochen Lutz, Sabine Wolfram, Erwin Schmaus, Jasmin Dunz

Studierendenparlament (StuPa)? Das höchste studentische Gremium, von dir als Student gewählt und 15 Mitglieder stark. Das StuPa wählt und beaufsichtigt den Allgemeinen Studierenden Ausschuss (AStA) und versorgt ihn mit Aufgaben. AStA und StuPa vertreten deine Rechte innerhalb und außerhalb der Hochschule. Fachschaftsrat (FSR)? Im Prinzip der AStA auf Fachschaftsebene, ebenfalls von dir als Student direkt gewählt. Fakultätsrat? Ist das höchste demokratische Gremium der Fakultät. Hier sitzen zwei bis drei studentische Vertreter.


FSR Seefahrt 79 Stimmen (22,19%) Caspar Krüger, Stefan Finke, Georg Finger, Marco Hohmann, Olaf Rose Fakultätsrat Ingenieurwissenschaft Martin Kunze (Bau), Stefan Finke (Nautik), Alexander Kühn (EuI) Fakultätsrat Wirtschaft Cathleen Bley (WR), Hedda Bluschke (Fern WR) Fakultätsrat Gestaltung Sylvia Barthel (KuM), Hannes Schüler (KuM), Martin Brumm (Arch.) Akademischer Senat Uwe Antoscheck (Bau), Norman Bredefeld (Arch.), David Pangerl (WR), Hedda Bluschke (Fern WR)

Akademischer Senat? Das höchste demokratische Gremium der Hochschule. Er ernennt und beaufsichtigt zum Beispiel das Rektorat und berät über den Körperschaftshaushalt, Studien- und Prüfungsordnungen, etc. Vier Studenten haben hier ein Wörtchen mitzureden. gewählt wird jährlich, jüngst am 11. Mai 2011.


Es hat *Klack* gemacht Das Geräusch, das die kleinen Holzklötzchen machen, wenn sie umgeworfen werden, ist vor allem jetzt im Sommer oft auf dem Campus zu hören. Erwachsene Menschen werfen mit Stöckchen und haben am 7. Mai 2011 sogar einen offiziellen Wettbewerb daraus gemacht. Die Grüne Wiese war live dabei, als auf derselbigen vor Haus 1 bereits das zweite Campus Kubb Turnier – veranstaltet vom AStA der Hochschule Wismar – ausgetragen wurde. Als sich die Kubber im Morgengrauen versammelten, war klar: Das wird kein leich-

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s! hen, fertig, lo An die Stöckc ) se ei Pr (und Die Rangliste k: lic rb be Ü im es tiful Sunglass 4. PLATZ: Beau ock 17) (Biergläser Bl ine Box (Gutsche 3. PLATZ: Luck rn) bo gs d Kühlun für Kletterwal Klick Klack 2. PLATZ: Team erkurse im (Surfschnupp nter Zierow) Wassersportce ’INGs 1. PLATZ: Kubb r Wasserfü en rt ka es (Tag ) un skianlage Zach

ter Wettkampf. Während sich im letzten Jahr lediglich vier Teams der Herausforderung stellten, waren diesmal 15 Teams vertreten. Namen wie „Die Kleinholzraspler“, „Stockbrecher AG“ oder „Die Gottesgleichen“, die vermutlich der psychologischen Kriegsführung dienen sollten, konnten dabei leider nur selten die immanenten Versprechen einlösen. Erfreulich ist jedoch, dass sich viele Teams studiengangsübergreifend gebildet haben. So wurde das spannende Turnier von Studenten aller Fakultäten bestritten – von Anfängern wie Maeh (Block 17), der zum ersten Mal überhaupt Kubb spielte, bis zu den Kubb’Ings, dem Deutschen Kubb Meister 2010. Doch auch die Anfänger hatten keine Schwierigkeiten, die einfachen Regeln sofort zu verstehen. Das beliebte schwedische Outdoor-Spiel, das auch Wikingerschach genannt wird, ist schnell erklärt: Man muss mit dem runden Holz auf das eckige Holz (= Kubb) werfen und zum Schluss nur noch den König umhauen. Und schon hat man gewonnen. In der Praxis scheint es allerdings nicht ganz so einfach zu sein. Erklärungsversuche der Turnier-Teilnehmer: „Die Sonne hat geblendet!“ Oder auch sehr beliebt: „Der Wind war schuld!“ Hin und wieder hörte man auch Anschuldigungen wie „Du hast übertreten!“, was deutlich zeigt, wie verbissen einige um den Sieg kämpften. Am Ende haben sich die Kubb’Ings den 1. Platz geholt. Doch der Sieg war keineswegs klar, denn das „Team Klick Klack“ gab sich nicht so leicht geschlagen. Verlierer gab es ohnehin nicht, da alle Teilnehmer nicht nur eine Menge Spaß hatten, sondern auch noch Freikarten und Freigetränke vom Block 17 erhielten. ch


e nt i W oh w ar? sm i W

tis ut M r na e Woh , d , g it Ze eren nun d ie h he d n o a l c e W an ma ner ein ch ei eigen ür m noch t a m e st .F om au n erst mer us i b re k h l a n c e a m i s H e i h nt Aus es d imz ein des de e t h tu und sei S nh oc ha en ässt lt – Woh n. D iese h d uc hä in W rto erl r je re t Fü im v heit er e pka üne ü f p ng mm He egen G od n Pa e Gr nu r ko ai l i e e h D W g e e. kla “ m ch Wo ein ’s au haus de nern lich n t h se hn tu n Zu as ewo „wo i p e k itb mer die ihr it M Zim e wi n m te rt, este eins e i b h kl m as . erc ch et, a st d nnt d elb ö k n fi d s en ch un 25 25


Wie wohnst du?

Wohnheim, Wohngemeinschaft, Loft, Villa, Speicher, Bahnhofsklo – Grüne Wiese fragte sich, wie studentisches Wohnen in Wismar eigentlich aussieht. Eins ist untergegangen: Das selbstgebaute Hochbett. Verrückte Wohnungen mit verrückten Bewohnern gibt‘s dafür umso mehr.

Charmantes Einzelreich Micha wohnt allein. 42 Quadratmeter, 120 Euro lauwarm plus Kohlen kaufen oder Holz sammeln. Einrichtung: Alles, was sympathisch ist. Und wenn nichts zu bekommen ist, baut sich Micha schon mal ein Regal aus Bananenkartons: Vier Kisten hoch, zwei breit, miteinander und an die Wand geschraubt. Manche „Fächer“ sind verstärkt, bei manchen werden mit einer Strebe davor die Spraydosen am herausfallen gehindert. Die Teile dazu sind natürlich alle Fundstücke von den Bahngleisen direkt vor der Tür – versteht sich. Unweit die Hochbrücke, ganz nah die sich anbrüllenden Nachbarn, das Kampfhundegebell, die klappernden Bierdosen, das Etagenklo. Und das Beste: Man fühlt sich hier richtig wohl. Die CD- und Plattenregale behüten echte Schätze und bilden mit den anderen Echtholzfurnierregalen, dem goldgelben Kachelofen von SOMAG-Meissen Baujahr 1960, dem genauso alten wie eleganten maschinengeknüpften Seidenteppich, dem längst vertrockneten pflanzlichen Topf etwas und dem Plattenspieler eine

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schier unglaubliche Einheit. Garniert wird das ganze von einer Bambuslaubtapete an nur einer, der geschmacktragenden Wand. Meine Oma, sie wäre inzwischen einhundert Jahre alt, hatte sich in jungen Jahren den gleichen Kleiderschrank gekauft, der hier in einer dunklen Zimmernische versteckt ist. Darunter ein Radiowecker mit großen roten Digitalziffern, der als (nicht zwingend positive) Designlegende der späten 80er Jahre gelten könnte. Dass das vor langer Zeit modisch weiß handlackierte Radio aus den 60ern vom Klassenfeind (Philips Philetta de Lux) stammt, fällt nicht auf. Spätestens Details wie die nicht vorhandene Türklingelabdeckung, eine 5,25-Zoll-Diskette im Bilderrahmen oder die Stecklingszucht mittels eines zusammengebundenen Paperback-Romans, durch den Wasser aus einer Tupperschüßel gesaugt wird (der Roman heißt auch noch „Verheißene Erde“) machen den Charme dieser Wohnung aus. Schade, dass es sie nicht mehr gibt. Micha ist Anfang 2011 nach beendetem Kommunikationsdesignstudium nach Leipzig gezogen. gh


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Die Partykommune Auf den ersten Blick wirkt der Altbau in der Schweriner Straße 7 recht unscheinbar, doch in Hochschulkreisen genießt er fast schon einen legendären Ruf, denn mindestens einmal im Semester öffnet die Hausgemeinschaft ihre Tore und lädt auf zwei oder drei Floors zur Verwüstung ihrer Räumlichkeiten ein. Nach dem Auszug der Punks aus dem 2. Obergeschoss vor einigen Jahren finden auf den Fluren zwar keine Konzerte mehr statt und auch Vorgärten werden nicht mehr niedergewalzt, dennoch haben die Bewohner den Ruf als eine der besten privaten Partylocations von Wismar bewahrt. Es wäre auch äußerst schade, wenn man die hervorragenden Gegebenheiten ungenutzt ließe:

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Das Haus beherbergt nämlich insgesamt drei großzügig geschnittene 4er-WGs, die allesamt von Studenten bewohnt werden sowie eine Dachgeschosswohnung, in der ein junger Mann wohnt, der sich weitestgehend aus dem studentischen Treiben heraushält. Aufwarten kann das Haus mit Dielenböden, hohen Decken und hier und da ein bisschen Stuck – ein klassischer Altbautraum mag man jetzt denken, doch dieses Haus hat auch so seine Tücken. Das hat auch die Hausverwaltung bemerkt und das Haus nahezu aufgegeben. Zwar wurde die Wohnung im Erdgeschoss – nachdem der dort ansässige Arzt die Flucht ergriffen hatte – vor nicht allzu langer Zeit renoviert, aber ansonsten ist die Bau-


substanz des Hauses äußerst marode. Das merkt man immer in solchen Momenten, wenn den Leuten aus dem 1. Obergeschoss mal die halbe Badezimmerdecke auf den Kopf fällt, die Bewohner im 2. Obergschoss Lamellenpilze neben ihrer Dusche entfernen müssen, die dort über Nacht gewachsen sind oder man auch wochenlang ohne heißes Wasser beim Duschen auskommen muss. Die Bewohner haben jedoch gelernt, sich mit solchen Lapalien zu arrangieren, wissen sie doch um den einzigartigen Charme ihrer Behausung. Die WG-Historie der Schweriner Straße Nr.7 ist lang und lässt sich kaum mehr nachvollziehen. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen in diesem Haus (fünf Neueinzüge innerhalb eines Jahres sind keine Seltenheit), welches auch gerne als Gestalter-Auffangstation belächelt wird – diese stellen momentan ca. 80% der Hausbewohner. Was dieses Haus darüberhinaus besonders macht, ist eine Art familiäres Kommunengefühl: Kickern in der Erdgeschoss-WG, Filmabende im Heimkino der WG im 1. Obergeschoss oder gemeinsames Grillen auf dem kleinen Rasenstreifen hinter dem Haus, welches euphemistisch als „Garten“ tituliert wird, sind keine Seltenheit und von jedem neuen Bewohner wird stillschweigend vorausgesetzt, dass auch er bereit ist, sich in die Hausgemeinschaft einzubringen und Traditionen wie das gemeinsame Enten-Essen zu Weihnachten aufrechtzuerhalten. So ein Zusammenhalt innerhalb einer Hausgemeinschaft ist selten und sorgt für eine heimilige Atmosphäre – bringt den Bewohnern gleichzeitig aber auch den Ruf ein, ein sehr elitärer und selbstverliebter Haufen zu sein. Nun ja, Hauptsache die Parties sind gut. kg

Bitte melde dich! Die Meldepflicht gilt vielfach als notwendiges Übel. Wer hat schon Lust, seine kostbare Freizeit im Einwohnermeldeamt zu verbringen? Deshalb wird der Gang zur Behörde gerne auf die lange Bank geschoben. Gefährlich, denn bei Überschreitung der Meldefrist drohen hohe Bußgelder. „Ich dachte, ich hätte drei Monate Zeit, mich umzumelden?“, lautet dann oft die verwunderte Frage. Pustekuchen. „Wer eine Wohnung bezieht, hat sich innerhalb einer Woche bei der Meldebehörde anzumelden.“ So steht es im Landesmeldegesetz für Mecklenburg-Vorpommern. Unterschieden wir darüber hinaus zwischen Hauptwohnsitz (der Wohnung, in der man sich am Meisten aufhält) und (mehreren) Nebenwohnsitzen. Auf Nebenwohnsitze entfällt die die so genannt Zweitwohnsitzsteuer, eine kommunale Aufwandsteuer. Allerdings sind Studenten von dieser befreit, sofern der Zweitwohnsitz die Wohnung der Eltern ist, und sie von den Eltern finanziell abhängig sind. Einen Anreiz, seinen Hauptwohnsitz möglichst schnell in Wismar anzumelden, bietet die Stadtverwaltung mit dem Begrüßungsgeld für Studenten. Dieses kann man im Rathaus .... beantragen. Das Einwohnermeldeamt befindet sich in der Dr.Leber-Straße 2/2a.

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Die verrückteste WG Gegenüber vom Bahnhof, direkt über‘m Bahnhofshop! Man sagt, das Wichtigste an einer Immobilie sei auf jeden Fall die Lage. Doch jeder, der zum ersten Mal diese WG (be)sucht, hat – trotz der detaillierten Beschreibung – Schwierigkeiten, den Eingang zu finden. Carolin und ihr Freund Mario – den man in Wismar als Maui kennt – wohnen schon seit zwei Jahren hier. An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass es sich nicht um eine schnöde Wohnung (geschweige denn eine „normale WG“) handelt, sondern um ein ganzes Haus – 100 m2 über 5 Etagen. Dabei macht allein die Partyküche eine gesamte Etage aus. In ihr wird selbst durch die Aufteilung des Kühlschranks eine klare Vorstellung vom eigentlichen Zweck der Küche vermittelt. Oben: Bier. Unten: Sekt. Ganz unten: Wodka. Eine der ersten Feierlichkeiten trug den Titel „Goodbye Summer of ’09“. Den Strandsand in der Wohnung zu verteilen, war dabei noch das geringste Problem. Doch wie bekommt man Sommerbräune im November? Ganz einfach: Indem man sich dunkles Make-up auf Gesicht und Arme schmiert. Und ein besonders engagierter Partygast hatte sogar einen „gebräunten“ Oberkörper. Die spontane Reaktion von Maui, der am nächsten Morgen die braunschwarzen Flecken an der Wand entdeckte: „Ich wollte schon immer ne Party machen, wo ich hinterher renovieren muss.“ Auf den legendären Partys von Caro und Maui haben sich sogar schon Paare gefunden. Wie beispielsweise auf einer der letzten, als gestestet wurde, wie viele Leute ins Bad passen. Es sind übrigens 22. Wobei acht davon in der Dusche Platz fanden.

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Vorn gehen die Fenster nach draußen auf. So wird das Putzen zu einem akrobatischen Akt.

Doch wer denkt, hier wird immer nur Party gemacht, der irrt. Mario, der sein Multimediatechnik-Studium schon abgeschlossen hat, prangert an: „Wenn da welche im 16. Semester sind, haben sie den Absprung nicht geschafft.“ Das „Partyhaus“ von Caro und Maui ist wohl die erste StudentenWG, in die auch Eltern gern zu Besuch kommen – nicht nur wegen dem schönen Balkon und dem beeindruckenden Blick auf die nachts angestrahlte Nikolaikirche. So eine einzigartige Wohnung ist gewiss nicht leicht zu finden. Bei der Suche behauptete Maui einfach gegenüber der Maklerin „Ich brauch ’ne Wohnung, wo ich laut sein kann, denn ich bin DJ und spiel meiner Freundin oft was vor.“ Und wie angekündigt ist es hier tatsächlich schon das eine oder andere Mal etwas lauter geworden. „Ob schon mal die Polizei hier war?“ Caro grinst. „Ja, aber sie haben die Tür nicht gefunden.“ ch


Villa Duschkochbad In einer alten Villa, nahe der Altstadt, lebt die kleine Ingenieurskommune. Das Anwesen hüllt sich in unfügsames, wildes Gebüsch. Es ist geheimnisvoll in dem Haus, überall schmücken alte Möbel aus einer anderen Zeit die dunklen Räume. Das Pendel der Wanduhr wippt hin und her. Ein roter, abgeschabter Teppich schlängelt sich herrschaftlich die Treppe hinauf. Die Türen quietschen, die Dielen knarren. Hier wohnten einst Dori (24), Mario (25) und Frau K. (103) zusammen. Dann ging Frau K. ins Altersheim und lies die beiden Studenten allein zurück. Das Leben in der alten Villa ist alles andere als gewöhnlich. Ab und zu verirren sich blutsaugende Fledermäuse ins Haus oder

brütende Meisen in die antiquierte Gasheizung. Die Dusche befindet sich direkt neben der kunterbunt zusammengewürfelten Küchenzeile. Sie ist allerdings undicht und so läuft das Wasser unter dem Linoleumboden quer durch den Raum, runter in die Küche von Frau K. Einen Heizkörper gibt es in dem Duschkochbad nicht. Als hier noch geduscht werden konnte, wurde im Winter der Backofen zum Heizen genutzt. Ähnlich kühl ist es in der rosafarbenen Toilettenzelle. Sie verströmt einen fiesen Duft, denn die alten, undichten Leitungen riechen unangenehm. Also wird ausgiebig gelüftet. Problem: Im Winter gefriert das Wasser im Klo! cc

Duschen, Zähneputzen, Brötchenschmieren – HighspeedMorning im Duschkochbad

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Immer schön sauber bleiben! „Saubermachen ist das halbe Leben!“, lautet ein altes deutsches Sprichwort. Manche leben für die andere Hälfte. In einer Wohngemeinschaft kann das zu der einen oder anderen Spannung führen. Verschiedene Putzpläne können helfen, einen angenehmeren Zustand hervorzurufen – oder der Kommunikation aus dem Weg zu gehen. Ich stelle mir vor, in der Wohnküche kitzelt der Duft von Orangen-Potpourri und Meister Proper Meeresfrische meine Nase. Im Kühlschrank stehen alle Lebensmittel liebevoll nach Farben und Haltbarkeit sortiert. Selbstverständlich sind alle Dinge, die mir gehören, unberührt in meinem Fach. Unsere Keramikabteilung im Bad ist so stark geputzt, dass ich eine Sonnenbrille aufsetzen muss, bevor ich eintrete. Leider sah meine Realität im Wohnheim anders aus. Die Unterseite meines Sofas im Wohnzimmer wurde als unerschöpfliche Parkplatzressource für heimatlose Pizzakartons entdeckt. Auch wenn ich den Namen meiner spanischen Mitbewohnerin immer noch nicht aussprechen konnte, wusste ich anhand des Duschabflusses, dass sie

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einen schier endlosen Vorrat an Haaren hat und wie oft sie sich rasiert. Mein ErstiBWL-Mitbewohner wollte hin und wieder seinen guten Willen zeigen und hat immer im Beisein einer anderen Person den Plastikmüll alle zwei Wochen rausgebracht. Allerdings war sein Pizza- und Tiefkühlessenkonsum auch am höchsten und damit verstopfte er entsprechend schnell den Plastikmüll. Ich habe ab und zu mein und das Geschirr meiner Mitbewohner abgewaschen. Auch hin und wieder Müll rausgebracht, ein bisschen geputzt. Konventionelle Putzpläne Meine Mitbewohnerin, Lehramt-Studentin für Mathe und Geschichte, hatte ein relativ hohes Verständnis von Sauberkeit Mit kleinen handgeschriebenen Zetteln schenkte sie uns ihre Aufmerksamkeit.


Einige Zeit nach meinem Einzug hatte sie eine Putzdrehscheibe mit unseren Namen ausgedruckt, aufgehängt und einen Post-it gleich dazu geklebt: „Bitte benutzen!“ Die Drehscheibe funktioniert nach dem Prinzip Rotierende Aufgabenverteilung. Es gibt festgelegte Aufgaben für jeden. Nach einer Woche rotiert man. Dadurch wird es angeblich abwechslungsreicher und die Bude bleibt, vorausgesetzt man hält sich an den Putzplan, über einen längeren Zeitraum sauber. Allerdings hat es nie ein Gespräch über festgelegte Aufgaben gegeben und so hat jeder nach eigenem Sauber- und Unsauberkeitsverständnis mal einen Fussel aufgehoben oder einen Fleck weggewischt, den er zufällig im Kühlschrank nach Entfernen seines zwei Wochen alten Schimmelherdes „Ist-es-Gorgonzala-oder-doch-derEmmentaler-egal-mal-sehn-wie-sichdie-Duftmarke-weiterentwickelt-Ding“, entdeckt hat. Wie von magischer Hand geführt, rutschte der Pfeil an der Drehscheibe mit proportionaler Geschwindigkeit zum Wachstum des grau-bräunlichen Flusenteppichs auf dem PVC-Boden in Küche und Wohnzimmer weiter. Der Zustand ging irgendwann auch mir auf die Nerven und ich habe im Internet recherchiert. Wenn man ein ähnliches Sauberkeitsverständnis hat, kann der – ich nenne ihn – „Ein-Strich-fürs-schlechte-Gewissen-Plan“ helfen. Eine Tabelle mit Namen und Aufgaben ist leicht ausgedruckt.

Die Aufgaben, die man im Laufe eines Monats macht, gehen auf das Striche-Konto. Wie der Name schon sagt, wird an das freudsche Über-Ich appelliert und man sieht endlich, was die anderen so machen. Digitale Putzpläne Die Spanne des Sauberkeitswillens ging bei uns sehr weit auseinander. Um den Plan für putzfaule Mitbewohner aufzupeppen, empfiehlt sich ein Belohnungsystem, bei dem man je nach Aufwand ausgewählten Aufgaben Punkte zuteilt. Beispiel: Für

Müll wegbringen gibt es fünf Punkte, für Boden putzen zehn Punkte usw. Jeder Mitbewohner muss nun bis zum Ende eines Monats 100 Punkte erreicht haben. Für den nächsten Monat kann sogar schon vorgearbeitet werden und wenn einer das Punktelimit nicht erreicht, muss in eine Kasse eingezahlt werden. Genial! Es gibt diverse Portale wie z.B. www.roomiepla.net. Man muss nichts ausdrucken und kann ganz bequem seine erledigten Aufgaben eintragen, Putzpläne erstellen, Einkaufslisten machen, sogar kommunizieren, und alles: ohne aus seinem Zimmer zu gehen. Ebenfalls vorhanden ist eine automatische Putzzuordnung. Das heißt, wer für die Wohngemeinschaft am wenigsten aktiv war, wird für Aufgaben als Nächste/r vorgeschlagen. Funktioniert also ähnlich wie

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StudiVZ oder Facebook. Leider schien der Schritt, den man machen musste, um sich anzumelden bei den meisten zu groß, obwohl alle bei Facebook angemeldet waren und die AGB-Klausel um einiges einfacher war. Mit 2 von 5 Leuten: keine Chance für diesen Plan. Der Geschirrturm erreichte Wolkenkratzerdimensionen und die anfangs recht aufheiternden Zettel mit Putzanweisungen, die meine Mitbewohnerin in Küche und Bad klebte, bekamen einen aggressiveren Ton: „Für den Vollidioten, der es noch nicht wusste: wenn der Mülldeckel nicht zu geht, dann liegt es wahrscheinlich daran, dass der Müll RAUSGEBRACHT werden muss!!“ Ihr Geschirr bewahrte sie fortan in ihrem Zimmer auf. Putz-Party Du und deine WG, ihr seid Freunde fürs Leben? Das Feiern zusammen funktioniert gut, aber mit der Ordnung hapert‘s? Wir waren zwar keine Freunde, aber der Hausmeister ist beim Anblick dessen, was wir aus einem Wohnraum gemacht haben, ohnmächtig geworden. Es gab eine Menge Ärger und ein WG-Krisenrat wurde einberufen. Schritt für Schritt sind Suppentüten und eingelegte Konserven ehemaliger Mitbewohner, bei denen nicht entzifferbar von welchem Kontinent sie stammen schon seit Ewigkeiten die Winkel von Kühlschränken und Regalen verstopften, entsorgt und alles geputzt worden, was nicht bei „1-2-Polizei!“ sauber war. Wer gerne feiert, kann daraus auch ein Event machen. Mit einem Kasten Bier, Musik und Handfeger kann die Party vor der Party losgehen. Das einzige Hindernis ist, einen gemeinsamen Tag dafür zu finden. Aber

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wenn man ohnehin schon Zeit zum Feiern findet, dann hat man am Tag danach mit Sicherheit auch Zeit zum Reinemachen. Putztalente fordern Wir haben Aufgaben verteilt, eine WGHaushaltskasse eingeführt. Es war das erste Mal, tatsächlich face-to-face, das überhaupt direkt über Sauberkeit gesprochen wurde, was stört und welche Aufgaben man lieber als andere erledigt. Zieht man den Geruch von vier Tage alten Apfelgriepschen beim Müllwegbringen schrumpeligen Spülhänden vor? Liebt der andere nichts mehr, als zu entscheiden, welche Spülmittelsorte er zum Abwaschen nimmt? Perfekt. Jeder hat seinen Bereich, für den er zuständig ist und bis wann in der Woche dieser zu erledigen ist. Und am besten man macht den Mund auf, wenn einen etwas stört. Dafür braucht man dann auch keinen Putzplan. Ansonsten gibt es noch ein anderes Sprichwort, aus China: „Ein jeder kehre vor seiner eigenen Tür, dann wird die ganze Straße sauber.“ ns


Mitbewohner-Check Das Wohnen in einer WG hält oft viele Hürden bereit. Und die (folgen-)schwere Entscheidung über die Auswahl der Mitbewohner ist dabei nur der Beginn. Bei den vielen Typen von Mitbewohnern – sei es der Laut-Unter-der-Dusche-Singer, der Konsequent-Den-PutzplanIgnorierer oder der Benutzte-Taschentücher-Im-Flur-Verlierende-Dauerkranke – ist Kompatibilität natürlich nicht immer gewährleistet. Mach jetzt den Test: Wer wohnt in deiner WG? Und was für ein Mitbewohner-Typ bist du eigentlich?

BesserWisser mit Lackschuhen Seine geputzten Lackschuhe glänzen genauso wie seine Haare. Deshalb wird dieser spezielle BWL-Student auch liebevoll „Schmalzlocke“ genannt. Obgleich sexuell unentschlossen, tritt er doch sehr bestimmt gegenüber seinen Mitbewohnern auf. Mit den Worten „Ich hab schon alles durchkalkuliert!“ verbietet er seinen Mitbewohnern von März bis November die Heizung anzumachen. Er ist ein Streber durch und durch. Und wenn ihn jemand beim Lernen stört, droht er gleich mit einer 7,52%igen selbstvollzogenen Mietkürzung.

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Sunny-Boy

Der Sunny-Boy liebt Frauen. Und die Frauen lieben ihn. Besonders seine Kochkünste sind beeindruckend. Dass er lediglich ein einziges Gericht kochen kann, merken die Mädels nur, wenn sie ein zweites Mal wiederkommen – also nie. Wenn andere morgens zur Vorlesung gehen, kommt er gerade von der letzten Party und fragt im Vorbeigehen noch schnell seine Mitbewohner nach Kondomen. Als Organisationstalent kommt der Sunny-Boy nicht ohne sein permanent klingelndes Handy aus. Es sei denn, er bringt gerade die aktuell Auserwählte mit seinem Gitarrenspiel zum Schmachten – die drei Akkorde haben schließlich auch schon Dieter Bohlen als „Dosenöffner“ gedient.

Esoterik-Braut Die 40 Jahre sieht man der Esoterik-Braut kaum an, da sie ihre selbstgemachte Avocado-Gurken-Creme nicht nur für ihre makrobiotische Ernährung, sondern auch als Ganzkörpermaske einsetzt. Wenn ihr die Tarot-Karten allerdings verraten, dass jemand aus der WG schon wieder Tomaten im Discounter gekauft hat, wird sofort der WG-Rat einberufen, um über das sensible Gleichgewicht der Natur zu sprechen. Von einigen als Öko-Tussi verschrien, wird sie nicht müde, den Rest der Welt zu belehren, immer und immer wieder ... Die harmoniesüchtige Esoterik-Braut kämpft nicht nur mit Yoga und Räucherstäbchen gegen Castortransporte, sondern hilft ihren Mitbewohnern auch dabei, ihre Chakren zu finden und liebt das gemeinschaftliche vegane WGKochen.

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Putz-Pedantin Putzen, putzen, putzen! Sie wedelt den Staub und feudelt das Klo. Ihr Revier markiert die Putz-Pedantin nicht nur mit Zitronenduft und Bergfrühling, sondern auch mit Aufklebern auf ihren Lebensmitteln im Kühlschrank. Dank der Post-Its im Vorteilspack verteilt sie auch sonst überall dezente Hinweise via Zettelchen, z.B. neben diversen Zahnpastaspritzern ihrer Mitbewohner auf dem Badezimmerspiegel. Diese wissen ihren ausgeprägten Putzfimmel leider nicht zu schätzen und führen ihr unausgeglichenes meckerndes Wesen darauf zurück, dass die Putz-Pedantin wahrscheinlich noch Jungfrau ist – Sex kann immerhin ziemlich schmutzig sein.

I-don’t-give-a-fuck-Typ „I don’t give a fuck!“ ist das Motto des Kiffer-Messies, dessen natürlicher Feind der Stress ist. Er genießt das Studentenleben im 17. Semester und sieht alles „ganz easy“. Während andere in ihren starren Denkmustern verankert sind, vermeidet er alles, was zu aufwendig ist – das ständige Lernen, das Putzen der WG und besonders die von vielen so überbewertete Körperhygiene. Doch dem I-don’t-givea-fuck-Typen ist nicht alles egal: Er erfreut sich an selbstgebackenen Keksen und wenn er des nachts einen Fress-Flash bekommt, sind auch die Süßigkeiten seiner Mitbewohner nicht sicher. Zum Entsetzen seiner Mitbewohner reduzieren sich nicht nur die Leckereien, sondern auch das WG-Besteck in der Küche drastisch. Wer glaubt, im Zimmer des Kiffer-Messies fündig zu werden, muss zunächst dem beißenden Geruch ausweichen, um sich dann zu fragen: Sind die fehlenden Gabeln und Messer nun unter den Klamottenbergen oder in den blauen Säcken in der Ecke seines Zimmers? Was soll’s. Die Ordnung findet schon allein ihren Weg... wenn sie WILL.

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Geek-Nerd-Kellerkind Der fahle Hautton des Geek-Nerd-Kellerkinds erstrahlt erst in vollem Glanz durch die Beleuchtung seines PCs. Hinter verschlossener Zimmertür, die der Vermeidung von unnötigem Tageslicht dient, verbirgt sich dieser soziale Krüppel, der im Fernstudium Mathe und Informatik studiert. Seine Mitbewohner bezeichnen ihn als „still und unauffällig“. Dabei gestaltet sich die Kontaktaufnahme doch soo einfach – sie müssten ihn nur über Teamspeak bei WOW anquatschen.

Püppi Mit ihren Fake-Nails hängt sie liebevoll ihre Strings im Wohnzimmer auf – gleich neben ihrem Shirt mit der Aufschrift „Tussi“. Sie steht auf alles was rosa ist und glitzert. Denn durch ihre Ausbildung zur Event-Managerin weiß Püppi, worauf es ankommt: Präsentation ist alles. Und so schminkt sie sich nicht nur, wenn sie abends in den Mensakeller geht, sondern auch, bevor sie unter die Dusche steigt. Konsequent verteilt sie ihre Cremes und Tiegelchen, ihre Aufheller und Abdunkler in der gesamten WG. Püppis aufdringliche Präsenz – seien es die blonden Haare im Abfluss, die ekelhaft süße Parfüm-Fahne oder das permanente Klackern mit den Absätzen – wird lediglich durch einen Blick in ihren pornösen Ausschnitt entschädigt.

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Mr. Mysterious

Mr. Mysterious zahlt pünktlich seine Miete, obwohl er kaum in der WG zu sehen ist. Er isst nicht, trinkt nicht, geht nicht auf’s Klo. Das Schloss an seiner Zimmertür ist nach dem Austausch dreifach gesichert. Ob er sich im Zimmer befindet? Man weiß es nicht. Doch eins weiß man: Er hat Kontakte. Das bestätigen auch die schwarzgekleideten Männer, die man gelegentlich im Flur trifft. Die sporadisch auftretenden Geräusche aus seinem Zimmer lassen auf rituelle Tieropfer oder eine Luke unterm Bett schließen. Sollten seine Mitbewohner doch mal einen Blick in sein Gemach erhaschen, erwartet sie ein Anblick steril wie im Katalog. In der gesamten WG hat er keinen persönlichen Gegenstand außer einer kleinen schwarzen Box in der Küche, die abgeschlossen ist. Ob Steffen Schmidt sein richtiger Name ist? Knowbody knows! ch

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Jeder wohnt für sich allein, im Studentenwohnheim Dreckig, laut und teuer. Die Studentenwohnheime im Wismarer Viertel Friedenshof haben einen schlechten Ruf. Oft wird hier geklaut, vor allem Fahrräder. Und immer diese Mieterhöhungen, das kann doch keiner bezahlen. Doch was ist dran? Wie fühlen sich die Bewohner, was sagt das Studentenwerk Rostock? Eine Umfrage sollte Klarheit schaffen. Die traurige Bilanz der Aktion: Von den rund 550 verteilten Umfragebögen fanden nur 14 den Weg zurück in die Redaktion. Über 70 landeten sofort in den Papierkörben neben den Briefkästen, das sind mehr als zehn Prozent – eine repräsentative Umfrage sieht anders aus. Offensichtlich ist die Not doch nicht so groß. Neun der 14 Teilnehmer fühlen sich im Wohnheim wohl. Grund sind nette Mitbewohner, sowie die Nähe zu Kommilitonen und Campus. Aber auch Verbesserungswünsche bleiben nicht aus. Einigkeit herrscht, wenn Ausstattung und Sauberkeit der Küchen bemängelt werden. Gerüchten zufolge soll es in einigen Küchen weder Gefrierfach noch Backofen geben, sollen Herdplatten alles andere als funktionieren. Aber woran liegt‘s? Sicherlich nicht an der reinen Boshaftigkeit des Studentenwerks. Die Küche reinigt sich nicht von selbst und der Herd geht auch nicht von alleine kaputt. Kritisiert wird auch der Internetzugang: Forderungen nach der freien Wahl des Anbieters oder Abschaffung der Passwortabfrage (wir berichteten: Grüne Wiese 14, Seite 32) werden laut.

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Viele sagen, das Wohnen sei zu teuer geworden, die Mietnebenkosten werden regelmäßig erhöht. Der Energieverbrauch in den Wohnheimen steigt kontinuierlich, auch der Wasserverbrauch, gleichzeitig wurden 2009 die Energiepreise dreimal angezogen. Mieterhöhungen von monatlich zwölf Euro, wie im Frühjahr 2010, sind die Folge. Und weil das Leben im Wohnheim nach dem Solidaritätsprinzip funktioniert, gibt es auch keine getrennten Nebenkostenabrechnungen. Wer immer brav den Wasserhahn schließt, nicht gleichzeitig Fenster und die Heizung aufreißt (vorzugsweise noch im Winter) und immer das Licht ausmacht, sobald er den Raum verlässt, bezahlt also genauso viel wie derjenige, dem das alles total egal ist.


Neue Wohnheime

Wenn dann noch zwei Personen in einem Einbettzimmer wohnen (solche „Blindmieter“ soll es ja geben), verschiebt sich das Verhältnis weiter Richtung Ungerechtigkeit. Aber wer soll das bitte schön kontrollieren? Hier sind die Tutoren gefragt, hier geht es um die Kommunikation der Bewohner untereinander und hier scheint das eigentliche Problem zu liegen. Denn mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer gaben an, gar nicht oder nur selten mit ihren Mitbewohnern zu reden. Da kann das Zusammenleben ja auch nicht funktionieren. Aber genau darum geht es doch. Wer ins Studentenwohnheim zieht, lässt sich überraschen. Dazu gehört die Motivation, andere Menschen kennenzulernen und miteinander auszukommen, sowie der Wille, gemeinsam das Leben im Wohnheim zu gestalten. Das Studentenwerk bietet dafür nur den Rahmen. jm

Plattenbauten sind out, der stilbewusste Student wohnt im Altbau. Aber saniert, bitte schön. Denn in der Altstadt nahe dem Bahnhof hat das Studentenwerk Rostock drei neue Wohnheime eröffnet. Zwar ist der Weg zum Campus etwas länger, aber dafür sind die gängigen Kneipen umso dichter. In der Wasserstraße 16/17 wurde ein Haus aus der Gründerzeit rekonstruiert, gewohnt wird in 24 Einbettzimmern in Dreier-WGs. Jede WG hat Holzdielen, eine Raumhöhe von drei Metern und einen Balkon zum Hof. Die Miete beträgt monatlich 195 bis 255 Euro, je nach Größe des Zimmers. Gemessen am Mietdurchschnitt in der Altstadt liegen diese Preise im Mittelfeld. Kaum noch zu retten war ein 130 Jahre altes Haus in der Wasserstraße 3. Es wurde vollständig entkernt, nur noch die Fassade ist geblieben. Direkt daneben entstand der Neubau Fischerstraße 4. In den beiden Gebäuden gibt‘s nun zehn Appartments (210 bis 320 Euro), vier Einbettzimmer in ZweierWGs (195 bis 255 Euro) und drei Maisonettenwohnungen (420 bis 440 Euro).

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Kartenbasis: © OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA / www.openstreetmap.org

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• Ingenieur • Wirtschaftler • Gestalter

Ingenieure in der Dauerparty „Wohnheim“, Gestalter am Dauerchillen an der frischen Grube und Wirtschaftler bei Mutti in Hinterwendorf und Damhusen? Wenn man schon das ein oder andere Jahr in dieser kleinen Stadt wohnt, kennt man mindestens in jeder zweiten Straße jemanden, der sein Domizil dort aufschlug. Aber wer wohnt wo im Welterbe Wismar? Nur zehn Prozent der Einwohner leben in der Altstadt, darunter überdurchschnittlich viele Studenten. In den Zahlen, nicht

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aber in der Karte erkennbar: vor allem Gestaltungsstundenten wohnen hier und in den Wohnheimen leben vor allem Ingenieure. Der zugrundeliegende Datensatz der Hochschule Wismar (vielen Dank dafür) ist nur mäßig repräsentativ: von 1245 Adressen befinden sich nur 812 in Wismar, die Daten stammen von 2010 und in der Grafik kann jede Adresse nur als ein Punkt dargestellt werden. rst/gh


Schmidtstitut gegründet An der Hochschule Wismar wurde vor Kurzem das Robert-Schmidt-Institut gegründet, um Forschung, Entwicklung und Wirtschaft mehr miteinander zu verzahnen. Dafür wurde das Gründerbüro, der Karriereservice, das European Centre for Engineering and Business Education (ECEBE) und die Wirtschaftstransferbeauftragte mit ihren Aufgaben zusammengefasst, wodurch die Aktivitäten des unternehmerischen Handelns der Hochschule gestärkt werden sollen. Das ist ein weiteres sichtbares Zeichen für das Fortschreiten der Umgestaltung unseres Bildungsträgers zur „Unternehmerischen Hochschule“ – einer Einrichtung, in der vor allem unternehmerisch gedacht, gehandelt und gelehrt werden soll. Die Namensgebung ehrt den Hochschulgründer Robert Schmidt, jedoch gehen dadurch die vorher aussagekräftigen Bezeichnungen der Einrichtungen verloren. Hoffen wir, dass sich der Name etabliert und jeder versteht, was hinter ihm steckt.

Hochschulrektor Norbert Grünwald ist Leiter des Robert-Schmidt-Instituts und hat damit maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidungen der zusammengefassten Einrichtungen. Es gibt jedoch auf dem Campus sowohl unterschiedliche Ansichten zum Konzept der Unternehmerischen Hochschule als auch einige kritische Stimmen, die in der großen Entscheidungsgewalt Grünwalds ein Problem sehen. „Für die Eröffnung des Robert-Schmidt-Institutes gab es weder die nach der Grundordnung erforderliche Beteiligung des Senates noch einen Rektoratsbeschluss“, betont ein Senatsmitglied. Das Robert-Schmidt-Institut wird bis Ende 2013 mit 200 000 Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds unterstützt. Auch dies mag eine wichtige Ursache für die Gründung gewesen sein. Denn abgesehen von der neuen Struktur und dem Namen sind doch die Aufgaben der Beteiligten weitestgehend die gleichen geblieben. rst

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Die einen meinen, Bio sei nicht gesünder. Die anderen sagen, Bio isst man aus Überzeugung. Worum es beim Produkt Bio wirklich geht? Ein Klärungsversuch. Dass Bioläden die mit den knubbeligen Äpfeln sind, kann man schwer widerlegen. Tatsache ist: So ist die Natur. Da darf man noch in der Obstkiste wühlen, bis man sein auserwähltes Obst entdeckt hat. Das weckt den natürlichen Jagdinstinkt und macht Spaß. Im Supermarkt bekommt man solche Ware gar nicht erst zu Gesicht. Wer will so etwas schon kaufen? Hier erhält man, gleich lang und dick, genormte Karotten in der Plastikschale. Damit man gut und günstig in Masse produzieren kann. Wie eine ECHTE Möhre aussieht, weiß doch heute kein Kind mehr. Finden kann man Riesenmöhren auf dem Wismarer Wochenmarkt. Dem frischen Gemüseduft folgend, gelangt man direkt zum Stand von Biobauer Wittwer. Man merkt schnell, was hier auf dem Tresen liegt, wurde mit viel Liebe angebaut. Die XXL-Karotte (26 cm lang, 5 cm dick, 323g schwer) imponierte und wurde direkt mitgenommen. Mit solch einem Mörderteil konnte man noch Eindruck schinden bei den Studiengenossen. Im Selbstexperiment haben wir verschiedene Lebensmittel dem Geschmackstest unterzogen. An der Optik ließ sich wenig fest machen. Am Geschmack hingegen schon. Die richtige Bestimmung von Bio und Nicht-Bio gelang selten. Schmeckt Bio besser? Definitiv ja, aber mit Ausnahmen. Wo zum Beispiel der Unterschied vom normalen Discounterkeks zum Bioprodukt gewaltig war, kann man letztendlich schwer zwischen biologischem Hintergrund und gutem Keksrezept unterscheiden. Oft ist man das übersüßte farbenfrohe Lebensmittel aus dem Supermarkt gewohnt und steht dem natürlichen Geschmack des Bioproduktes zunächst kritisch gegenüber. Der Biomozzarella aus der Region zum Beispiel war überaus gewöhnungsbedürftig und landete schnell wieder auf dem Teller. Der Unterschied zwischen Konventionellem und biologisch hergestellten Lebensmittel wird vor allem bei natürlichen Produkten wie Obst und Gemüse am deutlichsten zu erschmecken sein. Die Riesenmöhre zumindest war ein Genuss. Es ist letzten Endes schwer, eine allgemein gültige Aussage zu treffen. Darüber hinaus bestätigt der Preisvergleich, dass der Einkauf im Biomarkt immer noch doppelt so teuer ist. 44


biofakten. • Die meisten Menschen kaufen ihre Bioprodukte im Supermarkt. Nur etwa ein Drittel bezieht diese aus dem Bioladen oder vom Wochenmarkt. • Die am häufigsten gekauften Biolebensmittel sind Eier, Obst und Gemüse. Am wenigsten werden Bio-Babynahrung und Bio-Süßigkeiten gekauft. • Die Hälfte kauft zumindest gelegentlich Biolebensmittel, ein Drittel jedoch nie. • Die meisten Menschen finden es gerechtfertigt, dass Bioprodukte teurer sind, als Produkte aus konventionellem Anbau. Maria, Master Innenarchitektur, arbeitet in „Der BioLaden“ in der Bademutterstraße und demonstriert wie so eine Biomöhre gern mal aussehen kann. Längst kaufen nicht mehr nur Ökos in Biomärkten ein. Das Bewusstsein verändert sich stetig hin zu einer gesünderen, ausgewogeneren Ernährung. Aber ist Bio wirklich gesünder? Es gibt viele Kriterien die für Bio stehen: Artgerechte Tierhaltung, geringere Schadstoffbelastung, der ökologische Faktor, die Liebe zur Umwelt oder die regionale Herkunft. Oftmals sind es diese Faktoren, die in der Wahl Bio oder Nicht-Bio entscheidend sind, weniger, dass es besser schmeckt. Dass Bio wirklich gesünder sei, ist bislang noch nicht nachgewiesen. Bio ist eine Einstellung. Es geht hierbei nicht nur, wie oft fälschlicherweise gedacht wird, um den eigenen Nutzen, sondern viel mehr um eine bessere Umwelt. Fazit: Bio is(s)t man aus Überzeugung. cc

• Das Bewusstsein für Markenartikel bei Bioprodukten scheint einen weit geringeren Wert zu haben, als bei herkömmlichen Produkten. • Aspekte wie Vermeidung von Pestiziden, Frische und Qualität, Einhaltung von Sozialstandards und faires Einkommen für Erzeuger, ein Beitrag zum Klimaschutz, die Bekanntheit des Erzeugers oder das Öko-Warenzeichen sind den Menschen beim Einkauf von Biolebensmitteln am wichtigsten.

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Verluste erwirtschaftet, zu hohe Honorare bezahlt Unternehmerische Hochschule Wismar von Olaf Baale, „Campus & Karriere“, Deutschlandfunk

Das Konzept Unternehmerische Hochschule wird in Wismar konsequent vorangetrieben. Das Centrum für Hochschulentwicklung Gütersloh bestärkt das Rektorat in seinen Bemühungen. Allerdings rügt der Landesrechnungshof Mecklenburg-Vorpommern wirtschaftliche Aktivitäten der Hochschule. Der schwerwiegendste Vorwurf betrifft die hochschuleigene Service GmbH. In dem 60 Seiten starken Landesrechnungshofbericht heißt es, gravierende Fehler der Verantwortlichen beim Telekommunikationsprojekt Campus Mobile hätten zu Verlusten in Höhe von circa 200.000 Euro geführt. Dabei geht es um ein campuseigenes Mobilfunkangebot, das sich als Fehlgriff erwies und bei den Studierenden auf wenig Interesse stieß. Norbert Grünwald, Rektor der Hochschule Wismar: „Ich denke, dass wir dort Fehler gemacht haben, definitiv, dass wir auch einige Dinge nicht voraussehen konnten. Wir haben natürlich dann versucht, das so schnell wie möglich abzuwickeln und den Schaden zu begrenzen. Trotzdem ist natürlich ein immenser Schaden entstanden, völlig richtig.“ Schaden begrenzen bedeutet, Ausstieg aus Campus Mobile, die Verluste des privatwirtschaftlichen Tochterunternehmens trägt die Hochschule. Kritik gibt es zudem an der WINGS GmbH, ebenso wie 46

die Service GmbH ein hochschuleigenes Tochterunternehmen. Die WINGS GmbH vermarktet und organisiert Fernstudiengänge, Online-Studiengänge und Weiterbildungen. Die Lehrtätigkeit übernehmen überwiegend Professoren der Hochschule, für deren Nebentätigkeit Honorare gezahlt worden seien, die weit über dem liegen, was Hochschulen üblicherweise bezahlen dürfen. Auch seien in Zusammenhang mit der Nebentätigkeit Pkw an Hochschulmitarbeiter verkauft oder Leasingverträge geschlossen worden. Prorektor Kai Neumann, zuständig für die WINGS GmbH: „Der Landesrechnungshof hat die gesamten Aktivitäten, die wir seit Jahren privatwirtschaftlich organisieren, unter einer öffentlich-rechtlichen Brille betrachtet. Das ist natürlich wie Feuer und Wasser, das passt nicht zusammen. Sie können nicht privatwirtschaftlich handeln und dann nach öffentlich-rechtlichen Maßstäben geprüft werden.“ Konsequenzen müssen die Verantwortlichen kaum fürchten. Die WINGS GmbH gilt bundesweit als Erfolgsmodell und wird vom Centrum für Hochschulentwicklung Gütersloh zur Nachahmung empfohlen. In nur wenigen Jahren hat sich die Hochschule Wismar zu einem der bundesweit führenden Anbieter für Fernstudiengänge entwickelt, 2800 Fernstudierende zählt die Hochschule mitt-


Mehr zum Thema in dieser Ausgabe Seite 76 Projekt: Net.Uni Seite 6 Leserbrief „Kritik geht anders“ Seite 7 Leserbrief „Dringend: Hochschul politische „Machenschaften recherchieren“

lerweile. Unterrichtet wird in München, Frankfurt, Leipzig, Hannover und neuerdings auch im Ausland. Die Studiengebühren betragen 1000 bis 3000 Euro pro Semester, das Online-Studium – derzeit wird nur Wirtschaftsrecht angeboten – kostet 79 Euro im Monat. Seit 2006 läuft in Wismar das Modellprojekt Unternehmerische Hochschule. Ausgangspunkt waren die Prognosen für dramatisch sinkende Studierendenzahlen in Ostdeutschland. Bis 2020 werden die öffentlichen Mittel aller Hochschulen in Mecklenburg-Vorpommern um 20 Prozent gekürzt. Proteste gegen die Kürzungen, kam man in Wismar überein, bringen die Hochschule nicht weiter. Stattdessen wollte man sich nach neuen Finanzierungsquellen umsehen. Noch einmal Hochschulrektor Norbert Grünwald: „Mittlerweile hat sich ja international ein ganz großer Bildungsmarkt etabliert. Bildung ist eine Ware geworden, man kann dazu stehen, wie man will. Wir wollen uns auf diesem Bildungsmarkt platzieren, und dann Finanzlücken, die dann entstehen durch zusätzliche Einnahmen, die wir auf diesem Bildungsmarkt generieren, auffüllen.“ Doch dieser Weg, die Verbindung von öffentlich-rechtlichem Präsenzstudium und privatwirtschaftlich organisiertem Fernstudium, stößt innerhalb der Hoch-

schule auf Kritik. Mittlerweile stehen sich zwei Lager gegenüber: Die eine Seite meint, der Unternehmerischen Hochschule gehöre die Zukunft, die andere Seite hält dagegen, die privatwirtschaftlichen Aktivitäten gehen zulasten des Präsenzstudiums. Zu den Gegnern der Unternehmerischen Hochschule gehört Achim Trebeß, Kulturwissenschaftler an der Fakultät für Gestaltung. „Für das Präsenzstudium ist durch die Unternehmerische Hochschule bisher nichts herausgekommen. Dass etwas verloren geht, wenn die Hochschule kein Geld einspielt, ist bisher nicht zu sehen. Ich denke, man darf den Staat nicht aus seinem Bildungsauftrag entlassen.“ Der Landesrechnungshofbericht befeuert die seit Jahren schwelenden Auseinandersetzungen zwischen Gegnern und Befürwortern der Unternehmerischen Hochschule. Mittlerweile, sagt Achim Trebeß, gebe es an der Hochschule Wismar ein sehr verbreitetes Unbehagen. „Wir erleben eine Zurückdrängung des Einflusses der demokratischen Selbstverwaltung an der Hochschule. Wir erleben eine Hochschule, die immer stärker auf ihre Leitung und auf ihren Rektor zugeschnitten ist, und das hat sich als sehr negativ erwiesen, das zeigt gerade der Bericht des Landesrechnungshofes, das zeigt aber auch die Stimmung an der Hochschule selbst.“ 47


Eine Diplomarbeit macht Schule

Student entwirft visuelles Erscheinungsbild für die Große Stadtschule in Wismar Wieviel hat der Otto-Normal-Student der Hochschule Wismar eigentlich mit der Stadt zu tun, in der er lebt? Klar, er wohnt möglicherweise irgendwo in der Altstadt, kauft vielleicht regelmäßig im Supermarkt um die Ecke ein, trinkt gelegentlich mal ein Feierabendbier in der Kneipe nebenan. Doch darüber hinaus spielt sich sein Leben vermutlich doch die meiste Zeit auf dem Campus ab und über städtische Belange herrscht weitestgehend Unwissen. So übersieht man leider viel zu oft, dass diese in vielen Fällen durchaus eine gute Grundlage für studentische Projekte darstellen können. Dass so eine Kooperation zwischen einer städtischen Einrichtung und der Hochschule bzw. ihren Studenten sehr fruchtbar sein kann, beweist die Diplomarbeit von Maximilian Schneider. Der Student des Studienganges Kommunikationsdesign und Medien machte es sich zur Aufgabe, ein visuelles Erscheinungsbild für die Große Stadtschule, Geschwister-Scholl-Gymnasium, im Herzen der Wismarer Altstadt zu entwickeln. Die Idee dazu hatte er bereits im Jahre 2008. Damals gestaltete er im Rahmen einer Aus-

Das zukünftige Logo der Großen Stadtschule, Geschwister-Scholl-Gymnasium 48

Maximilian Schneider nach seiner Diplomverteidigung schreibung einen Flyer zum Tag der offenen Tür für die Schule, wobei ihm auffiel, dass die Bildungseinrichtung weder über ein offizielles Logo noch über ein einheitliches Farbsystem verfügte. In Absprache mit dem Direktor des Gymnasiums entstand dann die Idee ein eigenständiges Corporate Design zu entwickeln. Als Arbeitsgrundlage dienten ihm zunächst zahlreiche Fragebögen, die er von den Lehrern und Schülern des Gymnasiums ausfüllen ließ. Dabei interessierte den Diplomanden besonders, welches Selbstbild sie von ihrer Schule haben und welche Werte durch ein Logo nach außen transportiert werden sollten. Nach intensiver Recherche und unzählbaren Stunden vor Computerbildschirm lag dann Ende Mai das Ergebnis vor: ein neues Logo samt Geschäftsausstattung und Leitsystem.


Ein zentrales Anliegen war es Maximilian Schneider dabei, die Qualitäten der Schule nach außen zu kommunizieren, die Wahrnehmung als Schulgemeinschaft zu stärken und interne Abläufe durch eine einheitliche Gestaltung zu optimieren. Auch auf die Verbindung von Tradition und Moderne legte er in seinem Entwurf großen Wert. So griff er mit den vier neogotischen Türmen eine architektonische Besonderheit des Schulgebäudes auf, abstrahierte diese und kombinierte sie mit einer freundlichen Farbgestaltung. Durch einen großzügigen Weißraum werden zudem Transparenz und Offenheit suggeriert. Neben der praktischen Umsetzung ist auch eine umfangreiche Theoriearbeit Bestandteil seines Diploms. In dieser setzte sich Maximilian Schneider mit den Aufgaben und Ansprüchen einer modernen Bildungseinrichtung auseinander und stellte sich dabei die Frage, inwiefern diese überhaupt so etwas wie ein Corporate Design benötige. Schließlich sei ein Logo auch immer eng mit einer Marke, Branding und einer Wiedererkennung in Wettbewerbssituationen verknüpft, so Schneider. Da eine Schule aber kein Wirtschaftsunternehmen sei, sondern sich stattdessen in staatlicher Trägerschaft befinde, müsse deshalb untersucht werden, welche Kommunikationsstrategien dem Erscheinungsbild einer Schule dann zugrunde liegen müssen. Begeistert von seiner umfangreichen Arbeit zeigten sich im Anschluss an seine Präsentation auch die Betreuer Prof. Hanka Polkehn und Prof. Achim Trebeß, der bereits ankündigte, dass die Theoriearbeit in naher Zukunft als Hochschulpublikation veröffentlicht werden wird. kg

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Robert „Robat“ Seegler (Kommunikationsdesign & Medien, 12. Semester) und Henriette „Schmedde“ Grabs (Produktdesign, 10. Semester)

Doktor Oktor, die Rapids und andere Monster Ihr beide produziert – unabhängig voneinander – eure eigenen Kuscheltiere. Wie kam es dazu? schmedde: Als ich klein war, habe ich Kleider für meine Puppen genäht. Im Studium entwickelte sich dann der Drang etwas Genähtes zu entwerfen. Die ersten Kuscheltiere sind noch mit der Hand entstanden. Dann hat Robert diese Nähmaschine angeschleppt … 50

robat: Es ist ein mordsschweres, altes Teil, das ich auf dem Sperrmüll entdeckt hatte. Ich wusste nicht mal, ob sie funktioniert. Aber das Label Singer klang vielversprechend. Im Atelier konnten wir beide davon profitieren. Zu der Kuscheltierserie habe ich mich von Schmedde mitreißen lassen.


Konntet ihr denn nähen? robat: Durch die Singer hab ich mich reingefuchst. Sie hat einen Wackelkontakt, so dass sie ohne Fußpedal loslegt und nach einer Weile immer schneller rattert. Da musste ich zwangsläufig schnell gut werden. schmedde: Ich bin auch eher Autodidakt. Die Kuscheltiere sind ein bisschen so geworden wie Stoff und Nähmaschine es wollten. Wie habt ihr das Aussehen eurer Tierchen entwickelt? robat: Ich hatte vorher eine Reihe von Seemonstern mit der Feder gezeichnet, aus denen ich Buttons gemacht habe. Einige mussten unbedingt in eine dreidimensionale Form. schmedde: Vorher habe ich im Skizzenbuch bewusst schön gezeichnet. Mir fehlte der Mut, auch Scheiße im Skizzenbuch zu haben. Von Professor Pfennig habe ich den Anstoß bekommen, Kohle oder dicken Bleistift zu benutzen. Dadurch hat sich das Verkrampfte gelöst und es haben sich die kleinen Häschen „Rapids“ entwickelt. Wo ist der Unterschied zu anderen Kuscheltieren? schmedde: Ich mag ungewöhnliche Kuscheltiere. Die Rapids wurden sogar als „Arsch mit Ohren“ bezeichnet. robat: Meine Tiere sind eine Mischung aus Realem und Fiktivem, die eine Geschichte vereint: Mc Diver, der das Leben über Wasser satt hat, beschließt in die Tiefsee zu ziehen, die er gemeinsam mit seinem Alter Ego und besten Freund, dem Seepferdchen mit Überbiss, erkundet.

Du hast eine andere Figur, die Dr. Oktor heißt. Ist das ein Bösewicht? robat: (lacht) Er ist Zahnarzt und könnte als Krake zumindest acht Patienten gleichzeitig „behandeln“. Aber nein, die Monster verkörpern eher melancholische Charaktere – in etwas infantilen Geschichten verpackt. Demnach sind Kinder eure Zielgruppe? schmedde: Bei mir schon. Meine Kuscheltiere sind sehr reduziert, haben keine Augen, keinen Mund, drücken somit null Emotionen aus. Denn man braucht einem Kind nicht vorzugeben, ob das Kuscheltier traurig oder glücklich ist. So werden sie mehr gefördert Fantasie zu entwickeln. Du kannst auch einen Kreis mit Ohren dran machen und jeder würde sagen „Ach, das ist ein Hase!“ robat: Ich hatte keine Vorstellung von einer Zielgruppe. Aber es sind bislang definitiv Erwachsene und nicht Kinder, die sich für die Tiere begeistern. Vor allem Designstudenten. Hast du schon Kuscheltiere verkauft? schmedde: Auf der Leipziger Buchmesse habe ich ein paar verkauft, ansonsten einige verschenkt. Ich habe kaum Zeit und das Internet finde ich dafür zu unpersönlich, da man die Reaktion der Leute nicht direkt erleben kann. Außerdem fällt es mir noch schwer, Geld dafür zu verlangen. Wenn ich z.B. ein Kind sehe, dass ein Kuscheltier in die Hand nimmt, würd ich es ihm schenken. Unabhängig vom Verkauf – ist das Projekt für euer Studium relevant? robat: Gar nicht und dann wieder ganz und gar. Die Kuscheltiere wurden nie be51


notet, die Seemonsterzeichnungen hingegen schon. Ich mache viele „freie“ Projekte in meinem Studium, weil es für mich eine Lernzeit durch Ausprobieren ist. schmedde: Das Rapids-Projekt hat mich auch in meinem Studium weitergebracht. Meine Entwurfszeichnungen sind nun weniger starr und technisch, sondern der Betrachter kann etwas interpretieren. Bei Kommilitonen, die mit Lineal und Bleistift zeichnen, ähnelt es einer Computerzeichnung. Doch ein Computer ist beschränkt, eine Hand dagegen unbeschränkt! Durch den schwungvollen Strich entwickeln sich neue Wege. Neue Wege? schmedde: Ja, andere Studenten denken sehr geradlinig, da sie im Studium gezwungen werden, Aufgaben stupide abzuarbeiten. Man gestaltet nach gewissen Regeln und lebt nach gewissen Regeln. Aber das Regelnaufbrechen ist wichtig. Einfach einmal „Schwachsinn“ machen, fehlt im Produktdesign. Wenn Entwurfszeichnungen verkrampft sind, leiden darunter auch die Produkte. robat: Ich fände es schade, wenn das Studium diese Zeit nicht hergeben würde. Im Berufsleben wartet die Arbeitsteilung auf mich und es wird dann schwieriger, vom Schreibtisch wegzukommen. Jetzt ist die Gelegenheit, selbst vorm Sieb zu stehen und zu drucken. Eure Empfehlung an Kommilitonen ist, so viel wie möglich auszuprobieren? schmedde: Was ich mache, ist nicht nur Studium, sondern Lebensinhalt. Es ist nicht einfach vorbei, wenn ich aus der Hochschule rauskomme. Wenn ich Ferien hab, hab ich keine Ferien. 52

robat: Vor allem die Winterferien... das sind die Ferien, in denen ich am meisten schaffe. schmedde: Die radikale Trennung zwischen Studium, Job, Hobby, Party usw. versteh ich überhaupt nicht. Wenn ich eine Idee habe, kann ich doch nicht sagen „Nö, ich bin gerad nicht im Job, ich schalt jetzt ab.“ Gestaltung ist keine Fließbandarbeit. Da muss man mit dem Herzen dabei sein. Wir haben doch den geilsten Job, den man sich vorstellen kann! Weil wir mit unserem Kopf, mit unserer Fantasie, Sachen erschaffen können. Als Gestalter kannst du wieder Kind sein. Du darfst bekloppt sein. Und was ist mit denjenigen, die kein Design studieren? schmedde: Das ist doch für jeden wichtig: ein Kraftpool, eine Auszeit. Man muss kein gestalterisches Studium machen, um über den Tellerrand hinauszugucken. Nicht nur im Design ist Querdenken wichtig. Ich finde schlimm, dass das im Studium nicht gefördert wird. Wie geht es mit den Kuscheltieren weiter? robat: Ich habe eine Marke entwickelt, unter der ich weiter Postkarten und Plakate oder auch Kuscheltiere usw. entwerfen will. Unabhängig von Studium oder Auftraggeber. Ein Auffangbecken für alles, worauf ich Lust habe oder wozu meine Ideenflut mich zwingt. schmedde: Bei mir ist das genauso. Ich möchte mich auch außerhalb des Studiums kreativ beschäftigen, aber eher hobbymäßig. Mir ist wichtig, auch eine Sache für mich zu behalten, wo mir kein Professor sagt, wie ich es machen soll. Sonst wird mir vielleicht die Freude daran genommen. In diesem Sinne: Viel Freude weiterhin!


Wann?

15. Juli 22 Uhr

7. bis 9. Juli

D Jahres IA ausste llung Faku

25. Juli 15 Uhr

ltät G estalt ung

30. Juni bis 3. Juli 25. Juli 20 Uhr

25. Juli 21.30 Uhr 7. Juli bis 06. Aug ust 25. Juli 21.30 Uhr

8. bis 10. Ju li

Wann?

Was?

Wo?

13. Juli 19.30 Uhr

Kino im Filmbüro „Von Menschen und Göttern“

Bürger-MeisterHauptstraße

15. Juli 21.30 Uhr

Open Air Kino „Black Swan“

Zeughaushof

17. Juli 8 Uhr

Antik- und Trödelmarkt

Altstadt

22. Juli 21.30 Uhr

Open Air Kino „Kokowääh“

Zeughaushof

29. Juli 21.30 Uhr

Open Air Kino „The Kings Speech“

Zeughaushof

2. August 19.30 Uhr

Kino im Filmbüro „Drei“

Bürger-MeisterHauptstraße

5. bis 7. August

Rockfestival “Jamel rockt den Förster”

Jamel bei Gressow

19. bis 21. August

Schwedenfest mit Livemusik

Altstadt Wismar

9. September

Wanderausstellung der DIA

Baumhaus

Was?

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Die kleine Popkultur-Kritik

... Und wer trägt deine Jeans? Mittlerweile wird der popkulturell interessierte Internetnutzer nahezu wöchentlich Zeuge eines neuen Hypes. Hat man Glück, sind es nur kleine Kätzchen, hat man Pech, ist es ein Video von Justin Bieber, das viral die Welt erobert. Der kanadische Popbubi mit der Helmfrisur hat vorgemacht, wie man heutzutage dank Webcam und Youtube zum Millionär werden kann – der Kinderstar ist plötzlich wieder en vogue. Dies erkannten auch die krisengebeutelten Plattenfirmen und casten seitdem amerikanische Schulhöfe leer. Zur Freude der internationalen Pädophilenbewegung. Dank Internet sind sie mittlerweile für jeden von uns zum Greifen nah: die von Andy Warhol prognostizierten 15 Minuten Ruhm. Können muss man nicht viel – Hauptsache man hat eine Webcam und einen Internetanschluss. Begonnen hat das Elend mit einem kanadischen Milchbubi namens Justin Bieber, der sich im heimischen Kinderzimmer beim Singen mit der Kamera filmte, die Videos ins Netz stellte, dann von Plattenbossen entdeckt und gefördert wurde. Seitdem wird das Internet von einer Heerschar Bieber-Klone bevölkert, die es ihm gleich tun wollen. Begibt man sich auf Recherche, wird man von einer Sturmflut onomastischer Unfälle überrollt: Sie hören auf Namen wie Abby Victor, Devon Fox, Rebecca Black, Ariana Dvornik oder Alana Lee. Schaut man dann genauer hin, stellt man fest, dass hinter all den kleinen Pop-

Wir empfehlen hiermit der geneigten Leserschaft das Nachschlagen der im Text genannten Interpreten in den einschlägigen Online-Videoplattformen, um sich selbst ein Bild zu machen. Ungeduldige können auch den QR-Code nutzen.

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sternchen eine Firma namens Ark Music Factory steckt, die im Fließbandverfahren zielgruppengerechte Hits und Videos nach Schema F produziert und die Teenies dabei gnadenlos verheizt, die mit ihren 12 oder 13 Jahren kaum in der Lage sind, einzuschätzen, wofür sie denn da eigentlich gerade ihr Gesicht, ihre Stimme und ihren Körper hergeben. Das musikalische Spektrum der simpel gestrickten Songs reicht dabei vom präpubertierenden harmlosen Pop bis hin zu stampfendem Kirmestechno. Stets begleitet von afroamerikanischen Möchtegern-Rappern, die übrigens immer nur eine marginale Rolle im Videoclip spielen dürfen und niemals mit dem Protagonisten zusammen im Bild erscheinen. Gerüchten zufolge sind sie Leibeigene der Aufnahmestudios. Die textlichen Dimensionen dieser Marktteilnehmer lassen sich auf Schwärmereien für das andere Geschlecht oder das Ausleben me-

Musikvideo Rebecca Black – „Friday“


dialer Süchte der westlichen Industrienationen beschränken. Oder wie die elfjährige US-Amerikanerin Jenna Rose es zu singen pflegt: „Staring out my window, I brush my hair, Getting close to meet my friends but I don‘t know what to wear. Commercial shows on my TV, about these cool Designer-Jeans. That I put on at the mall, change the channel and I see Hannah Montana is wearing my jeans. Ashley Tisdale is wearing my jeans. Keke Palmer is wearing my jeans.“ Genau: ein Song, in dem drei Minuten über eine Jeanshose gesungen wird und der damit ungefilterter Ausdruck eines Besitzanspruches im vorgeschäftsfähigen Alter ist. Im Musikvideo steigt Jenna dann mit ihren zehn (!) besten Freundinnen in ihren hippen Mini One und fährt (!) in die Shopping Mall um drei endlose Leid...Liedminuten später endlich die blöden Kuhhirtenhosen zu tragen. Jeder weitere „Vorschlag“ rechts der Videos in den Videoplattformen eröffnet das Bild eines regelrechten neoliberalen Grundpädophilismus. Interessant: einerseits bekommt man selbst hierzulande mit dem Argument der Kinderpornoproduktions-

Musikvideo Jenna Rose – „My Jeans“

prävention für nahezu verfassungswidrige Gesetze absolute Mehrheiten (Stichwort Online-Stoppschild/Zugangserschwerungsgesetz) und kriminalisiert Personen mit soziomentaler Störung (Pädophilie), statt ihnen zu helfen. Andererseits nutzt man im Bereich des Warenumschlags selbst vor-vor-pubertierende Altersangehörige für die Vermittlung einer perversierten, übersexten Wertvorstellung: Bereits die Postwurfsendung von „Ernstings Family“ oder Neckermanns BestellKatalog zeigen coole, sexy Kids, die coole, sexy Klamotten in sexy Posen präsentieren. Und nachdem das Paket mit den sexy Tops für die Grundschul-Tochter von der Post geholt ist, geht‘s zur Demo gegen diesen Triebtäter, der zehn Jahre eingesessen hat und nun in unserer sauberen Straße wohnt – oder was?! Schöne perverse Welt. Fast so schön wie die von Rebecca Black in ihrem Video zum Song „Friday“, der als archetypisch für das Phänomen des hirnbefreiten Kinderpops gilt. Muss man gesehen haben; kein Klischee, das ausgelassen wird: Eine verrückte Autofahrt mit den minderjährigen Freunden auf dem Rücksitz eines Cabrios, abends eine coole Party und dazu ein Text, der vermutlich von einem zugekoksten Produzenten geschrieben wurde. Wir sind uns sicher: Dafür kommt er in die Hölle! gh/kg

Musikvideo Alana Lee – „Butterflies“

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Wiese der Woche Spezial

Salzwiesen in Gefahr! Das im Nordosten der Wismarer Bucht gelegene Salzhaff ist das einzige innere Küstengewässer der deutschen Ostsee, dessen Boden fast vollständig mit Unterwasserwiesen bedeckt ist. Durch den niedrigen Wasserspiegel und den geringen Zustrom von Süßwasser bildeten sich rundherum Salzwiesen, die sich durch eine hohe Artenvielfalt auszeichnen. Hier findet man Pflanzenarten wie Salzbinsen, Salzstraußgras und das seltene Wismarer Hügelfingerkraut, eine erst vor zehn Jahren klassifizierte und vom Aus-

sterben bedrohte Art. Zudem sind die Salzwiesen Brut-, Rast- und Überwinterungsplatz für viele Wasser- und Watvögel, wie Rotschenkel, Austernfischer und Sandregenpfeifer. Vielerorts ist allerdings nicht mehr viel von den ursprünglichen Salzwiesen übrig. Nach Deichbaumaßnahmen v.a. ab Ende der 70er Jahre unterblieben regelmäßige Überflutungen mit Salzwasser. Stattdessen wurden durch die industrialisierte Land-

Foto: Andreas Herrmann, Rerik

Du möchtest dich für Naturschutz in Wismar und Umgebung engagieren?

Salzwiesen am Boiensdorfer Werder, ganz links am Horizont die Insel Poel

Wismarer Hügelfingerkraut (Potentilla Wismariensis) in der Wismarbucht 56

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND) ist Mitglied in der Projektgruppe Wismarbucht und engagiert sich von Rerik aus für die Flora und Fauna der Region. Schwerpunkt der Arbeit ist das Monitoring v.a. der Surfer und Kiter sowie des Flugbetriebes, der v.a. vom Flugplatz Zweedorf ausgeht. Weitere Aktivitäten beinhalten die Beteiligung an Vogelzählungen, Ausfahrten mit dem Buchtranger, gesellige und lehrreiche Exkursionen zu Themen wie „Alternative Energien“, Beteiligungsverfahren bei gemeindlichen Bauvorhaben u.v.m. Der BUND heißt Mitstreiterinnen und Mitstreiter jederzeit willkommen – engagierte Studenten erhalten Sonderkonditionen. Weitere Infos: www.bund-salzhaff.de www.naturschutz-wismarbucht.de


Das Salzhaff ist Teil des Landschaftsschutzgebietes Küstenlandschaft Wismar-Bucht und Teil eines der größten und erfolgreichsten Naturschutzprojekte Deutschlands: „Das grüne Band am Ostseestrand“.

wirtschaft große Mengen Dünger eingetragen und damit die Flora und Fauna stark belastet. Zwar wurden zwischen Pepelow und Rerik vor einigen Jahren die Deiche wieder geöffnet – wodurch sich die Salzwiesen und ihre Lebensgemeinschaften langsam wieder erholen – doch es traten neue Gefahren auf den Plan. Touristen, Freizeitsportler und Studenten surfen und kiten gern am Salzhaff und stören so die schützenswerten Arten. In einer großen Initiative haben daher sämtliche um die Bucht ansässigen Wassersportvereine, Angler, Fischer und Naturschützer Regeln für einen umweltverträglichen Wassersport aufgestellt. Seitdem müssen Surfer und Kiter auf andere Gebiete wie die Wasserflächen vor Boiensdorf/Pepelow, Timmendorf (Poel) und die Wohlenberger Wiek ausweichen. Im Salzhaff und anderen sensiblen Gebieten überwacht ein Buchtranger Verstöße gegen diese Befahrensregeln. Eine weitere Störquelle ist der Flugplatz Zweedorf bei Rerik. Durch den Fluglärm werden ansässige Arten und besonders die Brutgebiete zahlreicher Vögel empfindlich beeinträchtigt. Für die Stilllegung des Flugplatzes setzt sich die BUND-Ortsgruppe Salzhaff-Rerik seit Jahren ein. Die Redaktion der Grünen Wiese begrüßt diese Initiativen für den heimischen Naturschutz. Nur so bleiben uns die Salzwiesen und deren tierische und pflanzliche Bewohner noch lange erhalten. rst

Die Schönheitschirurgie in Zeiten des Cyberspaces Mit „Wer-kennt-es-nicht“ würde ich diesen Artikel gerne beginnen, nur kenne ich leider niemanden, der ernsthafte Probleme mit seinem Körper hat und deshalb zu einem Schönheitschirurgen geht. Aber selbst in Wismar muss es eine gewisse Anzahl von Personen geben, die das Bedürfnis haben, ansonsten hätte sich wohl kaum die Praxis von Dr. med. Ralph Battermann am Marktplatz schon 6 Jahre lang gehalten, dachte ich zumindest. Die allgemein bekannten Probleme waren für mich klar: Falten, zu kleine oder zu große Brüste, Fettüberschuss. Dabei werden diese Probleme in Zeiten des Cyberspaces ganz einfach und im Handumdrehen nichtig. Während wir doch sowieso schon mehr online als offline sind, kann doch niemand mehr hinter den Bildschirm schauen und die Fettringe oder Falten sehen. In den Communities wahrt man sein echtes Aussehen hinter den Fotos. Und die lassen sich via Zauberstab und Bereichsreparaturstempel doch ganz leicht modifizieren, bereit um sie als Profilbild oder Foto in ein „Das-bin-ich“Album hochzuladen. Und was bleibt nun für die Schönheitschirurgie übrig? Für Dr. med. Ralph Battermann geht der Berufsalltag jedenfalls weiter. Der kämpft nämlich eisenhart dafür, nicht mit einem Schönheitschirurgen in Verbindung gebracht zu werden. Er kümmert sich um die echten Leiden des Menschen: um Schäden und Verletzungen an den Händen, Tumorbeseitigungen und andere ästhetische Eingriffe. sh 57


Spätestens seit dem Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg der Laufzeitverlängerung deutscher Atomkraftwerke sind auch die wismarer Studenten für Energiefragen sensibilisiert. So fällt es natürlich auf, dass der in der Mensa ausgehängte Energieausweis einen um 60% höheren Stromverbrauchskennwert aufzeigt, als der Vergleichswert für die Gebäudekategorie „Mensen“. Auf Nachfrage beim Bereichsleiter Bautechnik des Studentenwerkes Rostock, Herrn Fensch, wird uns erklärt, warum der Verbrauch so hoch ist. „In der Mensa Wismar werden, verglichen mit anderen Mensen, verhältnismäßig wenig Essen zubereitet – jedoch bei fast gleichem Energieaufwand für das Kochen, Be- und Entlüften, [...].“ Größere Mensen arbeiten dadurch automatisch wirtschaftlicher – das macht es schwierig, den Energieausweis bei produzierenden Gebäuden richtig zu deuten. Ein ambitionierter Energiesparer wird sich mit dieser Tatsache trotzdem nicht zufriedengeben, gibt es doch immer überall noch ein gewisses Einsparpotenzial durch Modernisierungsmaßnahmen wie sie bei der Ausstellung des Energieausweises vorgeschlagen werden. „In Zukunft sind vom Land MV keine Umbaumaßnahmen

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Stromfresser Mensa Täglich tausende von Essen zu kochen verbraucht sehr viel Energie. Grüne Wiese hat herausgefunden, warum die Mensa beim Energieausweis so schlecht abschneidet.

geplant“, bestätigt Herr Fensch, „da bei der Errichtung des Gebäudes schon vieles bedacht worden ist“. So wird die Abluft des Speisesaals für eine Wärmerückgewinnung genutzt und die große Fensterfront besitzt hochwärmegedämmte Scheiben. Gekocht wird allerdings nicht ausschließlich mit Strom – die Kochkessel werden mit Dampf aus einem Dampferzeuger erhitzt, der mit Erdgas betrieben wird. Weiterer Einsatz von Erdgas oder gar das Kochen mit offener Flamme würde sich zwar positiv auf den Energieausweis auswirken, hätte aber einen hohen Sicherheits- und Wartungsaufwand zur Folge. Doch zurück zum Strom: Das Studentenwerk Rostock ist Mitglied in der StromEinkaufsgemeinschaft des Landes Mecklenburg-Vorpommern, wodurch sehr günstige Einkaufspreise erzielt werden können. Jüngst wurde dort beschlossen, dass der Preis nicht mehr das einzige Entscheidungskriterium beim Stromeinkauf sein soll und dass der Ökostrom-Anteil erhöht werden soll. Wer in der Mensa demnächst am Energieausweis vorbeigeht, sollte also keinen Schreck bekommen: Die Mensa ist ein Stromfresser – aber einer von den guten. rst


Was für ein Mensaner bist du? Der Mitesser

„Kann ich da mal von probieren? Nur ein Stück!“, hört man den Mitesser von der Seite betteln. Das Essen auf der anderen Seite des Tisches sieht eben immer ein bisschen leckerer aus, gesteht er sich ein und mopst sich in unscheinbaren Momenten sein Mittag von anderen Tabletts zusammen. Dabei sei das ja nur eine „milde Gabe an bedürftige Mensaner“, beteuert er. Naja, wenn er wirklich mal nichts abbekommen sollte, gibt‘s an der Tablettabgabe ja noch „beste Reste“.

Der Mensa-Fan

Der Mensa-Fan wirft sich beim Gang in die heiligen Räume zuerst rutiniert vor die goldenen Mensatabletts und läd dann die Kollekte auf seine Mensa-Gold-Card. Äußerlich erkennt man ihn an der blauen Schirmmütze und seiner Autogrammkarten-Sammlung aller Mensamitarbeiter. Zu Hause kocht der Mensa-Fan mit großen Fett-Kanistern, paniert fast alles, was er isst und besitzt eine Schöpfkelle, mit der man 10 Leuten gleichzeitig das Essen auffüllen kann – wenn mal Besuch kommt.

Was heißt eigentlich ... LIPAKO wurde 1991 als Schweriner LichtPausen- und Kopieranstalt GmbH gegründet und betreibt seit 2000 auch einen Copyshop in Wismar. Moment – Lichtpausen? Damit sind Vervielfältigungen gemeint, die mit dem fotografischen Verfahren der Diazotypie entstehen (umgangssprachlich auch Blaupause genannt). Dabei wird das Original an das Lichtpauspapier ange-

LIPAKO?

presst und mit einer UV-Lampe belichtet. Anschließend werden unter Einsatz von Ammoniakdämpfen die unbelichteten Teile gefärbt – eine Kopie entsteht. Das Verfahren eignet sich besonders für technische Zeichnungen und Pläne, wurde aber mit zunehmender Verbreitung von Plottern und Digitaldruckmaschinen weitestgehend abgelöst. rst 59


10 DINGE 1.

Was ist das eigentlich für eine Architektur, in der die da residieren? Keine Farbe an den Wänden und Fenster in Fußbodenhöhe?!? Ist das so viel besser als etwas, das ganz unzweifelhaft mal eine Kaserne war?

2. 4.

die ich an KuMs* nicht leiden kann von Fgrcuna Fpuhfgre

3.

Diese Leute vereinnahmen den Anspruch auf Schaffenskrisen und aus zu viel Selbstergründung erwachsende Persönlichkeitsstörungen vollkommen für sich als „Künstler“. Was bleibt da einem Wirtschaftler oder Ingenieur noch? – Burnout?

Und dann das Chipkartensystem, hinter dem sie ihre Festung verbarrikadieren. Wie oft muss man sich da die Beine in den Bauch stehen, bis endlich jemand mit Zugang kommt. Dabei will man doch einfach nur in irgendeinem Atelier gratis saufen.

Irgendwann fangen sie alle an, Webseiten zu bauen. Die sehen zumeist auch gut aus – solange man nicht in den Quelltext schaut.

Blutige Handys?

Die Studenten des Master-Studiengangs Wirtschaftsrecht zeigen in einer JuraShow, was sie können. 60

*

KuM: Studiengang Kommunikationsdesign und Medien

Ein aktuelles Thema muss interdisziplinär aufbereitet und so vermittelt werden, dass die Problematik auch Nichtjuristen verständlich und unterhaltsam nahegebracht werden kann. Unter dem Titel „Blutige Handys – Regeln für transnationale Konzerne“ warfen die Akteure am 16. Juni 2011 einen kritischen Blick auf Rohstoffgewinnungsprozesse in der dritten Welt. Nachdem im vergangenen Jahr die Wirtschaftsrechtstudenten nicht zuletzt durch aktuelle An-


5. Seit wann wird eigentlich das gute alte „Ist doch auch Werbung für dich“-Argument abgeschmettert, wenn man um kostenlose Wertarbeit bittet? Ist ja schließlich auch Werbung für die!

Auch ne Meinung? Schreib uns einfach! info@gruenewiese.info

7. Immer erzählen sie dir, was ein Mac doch für Vorteile hat, aber dann kommen sie doch an mit ihren Problemen. Zum Glück haben die Dinger eine halbwegs normale Unix-Shell...

6.

9.

Wie trennscharf ist das eigentlich noch, sich seinen ach so viel höher ausgebildeten Geschmack mit bunten Farbtupfern aus dem reichhaltigen Fundus des kulturellen Trash der westlichen Welt zu garnieren?

Vom Aktzeichnen wird durchweg mit einer aufgesetzten Beilhäufigkeit gesprochen, die sehr wohl erkennen lässt, dass das eben DOCH nicht so gewöhnlich und selbstverständlich ist, mit nackten Menschen konfrontiert zu werden, wie sie einen glauben machen wollen.

8.

Das Fetischobjekt Rollhocker muss man als Außenstehender wohl nicht verstehen. Oder gutheißen.

lässe den Datenverkehr in sozialen Netzwerken thematisiert haben, bewegt man sich in diesem Jahr auf einer noch globaleren Ebene. Die Studenten gehen der Rohstoffabbaupraxis in der dritten Welt nach, auf welcher die Entwicklung und Fertigung technischer Gerätschaften in den Industrieländern unter besonderen ökonomischen Aspekten aufbaut. Die Rolle der transnationalen Konzerne, die in diesem Prozess mit Sonderrechten und Privilegien operie-

10. Und dann noch ankommen und fragen: Kannst du nicht mal für unsere Zeitung einen au g e nz w in ke r n d e n Lästerartikel über uns schreiben? Ist ja auch Werbung für dich...

ren, wird dabei besonders beleuchtet. Die Masterstudenten zeigen ein realistisches Bild der Gesamtsituation. Die politischwirtschaftlichen Verflechtungen werden besonders aus dem juristischen Blickwinkel betrachtet und mit einem Appell versehen. Die Initiatorin der Jura-Show, Professorin Dr. Jantina Nord, wird in diesem Semester durch ihre Kollegin Professorin Dr. Friederike Diaby-Penzlin vertreten, die damit auch die Masterstudenten bei der Jura-Show betreut. Die Grüne Wiese wünscht sich solch ambitionierte dramaturgische Aufbereitung auch in anderen Studiengängen PM/Red. 61


So ein Party-Animal hat es schon nicht leicht in der ländlichen Einöde Mecklenburg-Vorpommerns: Fernab seines natürlichen Lebensraumes, der glitzernden Clublandschaft der Großstadt, muss es seine Wochenenden entweder an trostlosen Bushaltestellen oder aber der örtlichen Tankstelle verbringen, immer in der Hoffnung, dass es einem Artverwandten begegnet, der mit ihm die Flucht ergreift. Für alle Party-Animals, denen das nicht möglich ist, hat der Wochenendpartygott zum Glück ein Paralleluniversum geschaffen, in dem sie ihrem Verlangen nach Rausch und Ekstase nachgeben können. Die Rede ist von einem Ort, an dem junge Menschen viel zu enge und viel zu kurze Sachen tragen. Ein Ort, an dem man Eins-Zwei-Tipp tanzt. Ein Ort, der zu Ostern auf seinen Flyern für die „Dicke Eier“ Party wirbt. Ein Ort, der oftmals den letzten Zufluchtsort für Castingshow-D-Promis darstellt. Und ein Ort, an dem man endlich mal keine Gespräche über Theodor Adorno oder die Relativitätstheorie führen muss: Die Dorfdisko! 62

Mit guten Verkehrsanbindungen an PartyHotspots wie Rostock, Hamburg oder Berlin ist das Vorhandensein einer Diskothek im näheren Umkreis für uns ungefähr so notwendig wie ein Sandkasten in der Sahara. Und wenn wir in Wismar feiern wollen, organisieren wir die Partys sowieso selbst. Eigentlich schade – haben wir doch als in Mecklenburg-Vorpommern Aufgewachsene fast alle einschlägige Erfahrungen mit der Halbwelt Dorfdisko und wurden durch sie doch in gewissem Maße party-sozialisiert, auch wenn viele von uns das heute gerne verdrängen. Allein deshalb interessiert es uns als Grüne Wiese-Redaktion außerordentlich, was die ländliche Partykultur anno 2011 so zu bieten hat. Höchste Zeit also für eine investigative soziokulturelle Milieustudie! In den unendlichen Weiten MecklenburgVorpommerns ist die Dorfdisko recht häufig anzutreffen. Das Gebäude an sich ist meist ein ehemaliges Jugendzentrum oder


eigens errichteter Containerbau. Nicht schön, aber das macht ja nichts. Sobald es dunkel wird, startet ohnehin die Lasershow, um die Partymotten des Landkreises anzuziehen. Auch in Wismar und Umgebung wimmelt es nur so von derartigen Amüsierbetrieben, sodass die Wahl der Partylocation für unseren Redaktionsaus-

flug recht schnell auf das KA! im Nachbarort Dorf Mecklenburg fällt. „Dorf Mecklenburg“ – allein schon der Name! Er schafft es, in nur zwei Wörtern, den Charakter unseres Bundeslandes aufs Vortrefflichste zu beschreiben. Und dann verfügt dieser Ort auch noch über eine Dorfdisko! Wo sollten wir tanzen, wenn nicht dort?! Doch vor das Vergnügen hat der liebe Partygott ja bekanntlich den Schweiß gesetzt. Wenn wir in die Disko fahren, dann auch bitte mit einem authentischen Erscheinungsbild oder zumindest in einem Outfit, was wir vorurteilsbeladen wie wir sind, für authentisch halten. Zu diesem Zwecke werden Ein-Euro-Shops und KikFilialen gestürmt, um uns mit nötigen Accessoires auszustatten: Basecaps, die zu klein sind, um auf normalgroße Köpfe zu passen sind ebenso dabei wie Leggins mit Animalprints, Abziehbild-Tattoos (für das Arschgeweih versteht sich) oder Glitzertaschen. Glitzer ist überhaupt das Thema des Abends. Mit vornehmer Zurückhaltung kann man in so einer Dorfdisko bestimmt nichts reißen, glauben wir.

Nachdem die Outfit-Frage geklärt ist, beginnt der spaßige Teil des Abends: das traditionelle Vorglühen. Hier begeben wir uns auf Zeitreise und lassen -wie vor 10 Jahrennichts außer Moscato und Sauren Apfel in unsere Gläser. Leider bleibt für Trinkspiele nicht besonders viel Zeit, da wir unseren Zug nicht verpassen dürfen. Ja genau, standesgemäß reisen wir mit der Regionalbahn in die Dorfdisko. Normalerweise hätten wir unsere Eltern gefragt, die dann eine Fahrgemeinschaft hätten bilden können, aber diese waren leider nicht abkömmlich. So schnappen wir uns den restlichen Schaumwein und grölen uns Richtung Bahnhof. Dort angekommen muss dann erstmal ausgeknobelt werden, ob wir schwarzfahren sollen oder man für die kurze Fahrt in ein Ticket investiert. Zum Glück nimmt uns dann ein sehr aufmerksamer Fahrkartenkontrolleur diese Entscheidung ab. Nach sechs Minuten sind wir schließlich da: Im Niemandsland Dorf Mecklenburg. Nun gilt es, zwei Stunden totzuschlagen. Die Peinlichkeit zu früh zu erscheinen, wollen wir uns definitiv ersparen und suchen deshalb die nächstgelegene Bushaltestelle auf. Ein iPhone untermalt unsere Suche musikalisch mit dem Scooter-Hit „Hyper Hyper“. Ach ja, die Busse. Da sind wir also, lassen den Moscato kreisen und reden wirres Zeug. Stets bemüht, den Gossenslang in unsere Konversation einfließen zu lassen. Das fällt uns nicht immer leicht. Fast hätten wir schon wieder Adornos Kritische Theorie diskutiert, aber gegenseitig ermahnt sich die Gruppe, das Gesprächsniveau auf einem niedrigen, inhaltsleeren Level zu halten – notfalls auch durch Androhung von Gewalt. Das Anpöbeln vorbeifahrender Autos und das Urinieren ans Haltestellenhäuschen holen uns zum Glück auf den Boden der Tatsachen zurück. 63


Kurz nach 24 Uhr machen wir uns dann auf den Weg Richtung Tanztempel. Nach drei Minuten liegt er vor uns: ein schmuckloser, recht unscheinbarer Flachbau. Umweht von einer Aura der Resignation und Kleinbürgerlichkeit. Hier ist nichts cool oder underground, sondern einfach nur zweckmäßig. Während man zu unserer Dorfdiskozeit, Ende der 90er Jahre, auch noch minderjährig in jeden Club gekommen ist,

gilt hier heute: Eintritt erst ab 18! Muskulöse Männer in Tribalshirts am Eingang überprüfen unsere Namen auf der Gästeliste, weisen uns den Weg und erklären uns, warum heute abend nicht viel los sein wird: „Is ja Monatsende, nich – Hartz IV kriegen die ja erst nächste Woche wieder, wa.“ Ach so, das hat das sorglose Studentenpack natürlich nicht bedacht. Aber egal, wir wollen jetzt tanzen – wenn‘s sein muss auch allein. Wir legen unsere Sachen wie Pauschaltouristen ihre Handtücher schnell noch in einer Sitzecke ab und stürmen dann die Tanzfläche, als gäbe es kein Morgen mehr. Hier offenbart sich mal wieder die Besonderheit der Dorfdisko: Kein langes Rumstehen, vorsichtiges Beobachten oder Abchecken der Leute. Wir benehmen uns, als gehöre uns der Laden und zeigen den anderen fünf anwesenden Gästen wie man gefälligst in der D.I.S.C.O. zu tanzen hat. Mit unserer extravertierten Tanzperfomance ziehen wir sogleich die Blicke der anderen Diskogänger auf uns. Von der Bande aus haben sie uns auch wirklich sehr gut im Blick. Liegt die tiefergelegte 64

und geflieste Tanzfläche doch genau in der Mitte des Saals, umsäumt von geräumigen Sitzecken Marke „American Diner“ und der Bar. Man fühlt sich ein wenig so, als tanze man in einem Swimmingpool. Ein weiterer Pluspunkt einer schlecht besuchten Dorfdisko ist außerdem der Fakt, dass der DJ nahezu jeden Musikwunsch erfüllt. So stehen wir auch alle fünf Minuten bei ihm, um uns „Ghostbusters“ oder den „Disco-Pogo“ zu wünschen. Unser Schamgefühl haben wir heute draußen mit unseren Jacken abgegeben. Aber hier kennt uns niemand und deshalb geht es an diesem Abend nicht ums Coolsein. Dafür kann man schließlich ins Berghain oder den Golden Pudel Club gehen. Und „what happens at the Dorfdisko stays at the Dorfdisko“, denken wir uns. Hier sind wir umringt von blonden Mädels, Typ Zahnarzthelferin und schmächtigen, blassen Typen, die alle noch bei Mutti zu wohnen scheinen. Absolutes Freak-Highlight an dem Abend ist ein Mann in Frauenklamotten, den wir aufgrund seiner Ähnlichkeit zum Prince


of Darkness nur „Ozzy“ nennen. Ein Transvestit in der Dorfdisko, wer hätte das erwartet?! Wir schauen ihm/ihr den ganzen Abend fasziniert dabei zu, wie er/sie unbeholfen auf seinen/ihren High-Heels tanzt und keine Gelegenheit auslässt, auf Tuchfühlung mit den weiblichen Gästen zu gehen. Kein Mädchen, das an dem Abend nicht von ihm/ihr angetanzt wird – solange bis er/sie in einer Sitzecke einschläft und von der Security des Ladens verwiesen wird. Schade. Ebenso schade ist es, dass die Cocktailbar schon um zwei Uhr schließt. Für uns dann fast Grund genug zu gehen. Aber nach drei Stunden völliger Verausgabung auf der Tanzfläche, etlichen Bieren und Gruppenfotos mit den anderen Gästen haben wir unser Soll auch erfüllt. Wenn‘s am schönsten ist … etc. pp. Aus dem KA! muss man sich im Übrigen nicht vom verschlafenen Vati im Jogginganzug mit dem Auto abholen lassen, sondern kann bequem mit dem ShuttleBus nach Hause fahren. Hätten wir der Vollständigkeit halber auch gerne getan,

aber wir haben dann doch unseren „Vati“ dabei. Ein dazugestoßenes, nüchternes Redaktionsmitglied, das über einen fahrbaren Untersatz verfügt, besteht darauf, uns persönlich nach Hause zu kutschieren. Doch wir sind alle zu aufgekratzt, um jetzt schon schlafen zu gehen. Todesmutig wie wir sind, lassen wir die Partynacht dann im Mensakeller ausklingen. Wenn schon, denn schon. Dort mag es uns jedoch nicht gelingen, die ausgelassene Stimmung, die im KA! herrschte, erneut heraufzubeschwören. Zu viele Eitelkeiten und Aggressionen verderben uns den Partyspaß. Und unbeholfene Transvestiten gibt es hier auch nicht. Wir beschließen daher, uns die schönen Erlebnisse des Abends nicht vom Mensakeller und seinen Besuchern kaputt machen zu lassen und treten den Heimweg an. Mit dem Wissen, dass die dörfliche Partykultur auch im Jahr 2011 noch genauso schrullig und uncool ist wie eh und je. Aber es muss ja auch nicht immer das Berghain sein. Manchmal machen einen auch Tribalshirts, Moscato und Shakira sehr glücklich. kg 65


Das Essperiment Eine Woche ohne Geld.

Mein erster Gedanke zu diesem Selbstversuch: Ha! Kann doch nicht so schwer sein, schließlich hab ich jeden Monat am Ende kein Geld. So schiebe ich den Versuch auch ans Ende des Monats, ich bin ja nicht doof. Mein Plan ist es, drei Tage vorher einzukaufen, doch plötzlich ist Tag 1 und ich hab es nicht geschafft. Das Frühstück fällt trotzdem nicht aus, denn ich habe mich vorausschauend bei meinem Freund für eine Nacht eingenistet. Plötzlich fühl ich mich wie ein Parasit. Haste Geld, biste was, haste keines, biste nichts. Stimmt das? Ach was, in einer Beziehung ist das ja was anderes. Doch so richtig werde ich dieses Gefühl nicht los. Genauso wie den Hunger am Ende des zweiten Seminars. Magen an Kopf: „Hunger!“. Kopf an Magen: „So schlimm?“. Magen knurrt an Kopf: „Ja!“. Kopf an Magen: „Pech, der Körper muss zum Senat.“ Da sitzen wir: ich, mein Kopf 66

und mein Magen im Senat und ich fühl mich wieder wie ein Parasit, schließlich war ich schon drei mal Kekse holen. Dieses Gefühl verstärkt sich, als von links der Klingelbeutel für die Kaffeekasse kommt. Ich linse etwas verschämt und neidisch zu meinen flüssigeren Sitznachbarn rüber und reiche den Beutel möglichst unauffällig weiter. Natürlich fühle ich mich dabei besonders beobachtet und sinniere darüber, was wohl wer jetzt über mich denken könnte. Bevor jedoch mein Kopf seine Füße in die Hand nimmt und meine Gedanken Purzelbäume schlagen, widme ich mich wieder dem Senat. Danach geht es zu Spanisch. Sonst zerbreche ich mir hier meine Zunge beim Sprechen, heute aber den Kopf darüber, wie ich am Ende bezahlen soll. Zu meinem Glück werde ich von einem Freund ausgelöst und vor der spanischen Inquisition gerettet. Ich gehe nach Hause, der


erste Tag ist geschafft und ich auch. Am nächsten Morgen verschlafe ich, was zum Vorteil hat, dass ich nicht frühstücken kann und somit noch etwas für den Abend habe. Nach den ersten zwei Stunden in der Hochschule meldet sich dann doch wieder mein Magen. Die Fronten zwischen Kopf und Magen verhärten sich. Mein Freund schlichtet durch eine Einladung in die Mensa und ich nehme mir vor, ihn für den Friedensnobelpreis zu nominieren. Am Abend dann blicke ich auf dem Heimweg sehnsüchtig zu Netto rüber, auch wenn dieser geschlossen hat. Irgendwie geht mir das Geld beziehungsweise das Kein-Geld derzeit gar nicht mehr aus dem Kopf. Es ist Freitag und ich kann nicht weg, hab ja kein Geld. Nicht, dass ich an diesem Abend irgendwo hin wollte, aber der Gedanke, ich könnte, wenn ich Geld hätte, beschäftigt mich dann doch. Am nächsten Morgen fühl ich mich wie ein falscher Fuffziger und nur die Aussicht auf ein gutes letztes Frühstück tröstet mich über den schlechten Schlaf hinweg. Ich hole die letzten Reste aus meinem Kühlschrank und freue mich königlich auf diese Mahlzeit. Es klingelt. Seufzend gehe ich zur Tür, schließlich läuft mir ja das Frühstück nicht weg. Doch als ich wiederkomme, ist es weg! Einzig und allein mein Hund liegt auf zwei Zentimeter an den Boden gepresst in der Ecke. Nach dem ersten Schock

mache ich eine Phase der Wut, dann eine der Frustration und danach eine der Verzweiflung durch. Ich beschließe, meinem Hund erstmal die kalte Schulter zu zeigen und das Drama um das Stück Käse und etwas Butter (viel mehr war es ja auch nicht) zu beenden. Am Ende dieses zweiten Tages dämmert mir dann langsam, dass der Rest der Woche doch nicht so einfach wird. Am nächsten Tag gehe ich solidarisch mit meinem Freund einkaufen. Alles um mich herum bettelt mich an, gekauft zu werden. Die Milch schreit „Konsumier mich!“, der Käse johlt „Kauf mich!“ und die Erbsen kichern hämisch. Die nächsten zwei Tage verbringe ich mit den Resten aus Kühlschrank und Speisekammer. Am Mittwoch habe ich dann nur bis mittags Seminar. Eigentlich müsste ich noch ein paar Sachen für die Hochschule kaufen. Stattdessen stehe ich wie ein bettelarmes Kind auf dem Heimweg vor Schaufenstern und drücke mir die Nase platt. Dabei erwische ich mich, wie ich missgünstig ein kleines Kind mit etwas Süßem in der Hand beobachte. Irgendwie bringt mir diese Woche meine Abgründe näher. Allerdings auch die Erkenntnis, dass kein Geld ausgeben auch seine Vorteile hat. Da ich bei allem Studieren esowieso kaum Freizeit habe, verbringe ich diese zumindest nicht mehr vor Regalen und an Kassen. Dennoch entschließe ich mich, mein Pfand in Bares zu verwan67


deln und versuche mich in meiner Wohngemeinschaft als Flaschensammler. Und obwohl der erwartete große Fund ausbleibt, reicht es für eine Schokolade und ich bin zufriedengestellt. Am nächsten Tag gehe ich ohne Geld in die Mensa. Ziellos treibe ich mich vor den Theken umher, in der Hoffnung auf ein Wunder. Und dieses steht gerade links von mir in der Schlange. Eine Kommilitonin, von der ich mir dann doch nach einigem Zögern etwas Geld leihe. Wieder fühle ich mich ein wenig parasitär. Im Geiste nenne ich mich jetzt nur noch Plankton und bin mir sicher, dass ich zwei Wochen später in einem Abfalleimer leben werde. Einzig die Tatsache, dass dieses Experiment nicht mehr lange dauert, beruhigt mich. Als dann der letzte Tag anbricht, verspüre ich eine enorme Erleichterung. Etwas besser gelaunt gehe ich heute allen Dingen, die Geld kosten könnten, aus dem Weg. Ich gehe nicht zur Mensa, vermeide Süßigkeitenautomaten wie schwarze Katzen und drücke mich vor Spanisch. Den Nachmittag verbringe ich dann mit dem kostengünstigen Aufräumen meines Zimmers und zur Belohnung fi nde ich auch noch Schokolade unter einem Papierstapel. Diese versüßt mir die nächsten paar Stunden beim Lernen. Völlig vertieft schaue ich auf die Uhr. Zwei Stunden nur noch. Ich überlege mir schon mal vorsorglich, was ich mir alles um null Uhr an der Tankstelle kaufen könnte. Kurz schwelge ich in einer Welt aus Coca Cola und Schokoriegeln, widme mich danach aber schnell wieder der Uni. Jetzt bloß nicht die Nerven verlieren. Als ich das nächste Mal auf die Uhr schaue, ist es zwei Uhr. Jetzt fühle ich mich viel zu müde zum Einkaufen und gehe lieber ins Bett. Doch auch am nächsten Tag habe 68

ich zum Einkaufen keine Zeit, viel zu viel zu tun mit Projektarbeit. An Tag zehn auch nicht. An Tag elf komme ich dazu fünf Minuten vor Schluss noch schnell einen minimalistischen Einkauf zu machen. An Tag 12 wieder nicht. Tag 13 auch nicht. Tag 17 noch immer nicht. An Tag 21 hab ich kein Geld mit, als ich an der Kasse bezahlen will und an den nächsten fünf Tagen komme ich wieder nicht dazu. Genau einen Monat später sitze ich an meinem Schreibtisch und schreibe diesen Artikel zu Ende. Ich rechne aus: Ich war in der Woche vor dem Experiment und in den Wochen danach (bis auf drei Einkäufe mit weniger als zehn Artikeln) nicht mehr einkaufen. Kurzum: Ich war seit sechs Wochen nicht mehr richtig einkaufen. Mir wird bewusst, dass mein Problem in der Zeit des Experimentes nicht das Kein-Geldausgeben-können war, sondern das keine Zeit dafür zu haben. lj


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STUDENTENMEINUNG

Das neue Haus 6 Die Architekten finden es mal wieder schön, die Bauingenieure irgendwie nicht. Der ehemalige Panzerunterstand, heute das Laborgebäude, ist sicher nicht das Sahnehäubchen auf dem Campus. Deshalb wurde bereits im vergangenen Jahr ein Architekturwettbewerb ausgerufen: An der anonymen Ausschreibung haben 70 Büros aus ganz Deutschland teilgenommen. Das Architekturbüro Lepel & Lepel aus Köln setzte sich durch. Die Architekten gewannen einst auch den Wettbewerb für das Gebäude der Fakultät Gestaltung und dürfen sich mit dem Neubau des Haus 6 nun zum zweiten Mal auf dem Campus verewigen. Schon nächstes Jahr soll es losgehen. So richtig glücklich sind die derzeitigen Studenten mit dem vorgelegten Entwurf aber nicht. „Ich weiß gar nicht, ob ein Neubau nötig ist bzw. ob es nicht auch ausreichend gewesen wäre, den Münter-Bau einfach zu sanieren und die wesentlichen Gestaltungselemente zu erhalten. Natürlich ist es schöner in einem modernisier70

ten Bau zu studieren, aber auch nur wenn das Konzept durchdacht ist.“, so eine Studentin der Fakultät für Ingenieurwissenschaften. Irgendwie scheinen sie an ihrem Panzer-unterstand zu hängen. „Fachliche Inhalte kann man auch auf einem alten Stuhl verstehen.“ Besonders das vollständig verglaste Erdgeschoss, in dem sich die Labore befinden werden, führte zu großen Kontroversen. „Niemand will sehen, wie wir Betonwürfel herstellen bzw. anschließend wieder zerstören. Außerdem könnte es dabei auch zu Schäden im Glas kommen, wenn beim Druckversuch die Betonsplitter umher fliegen.“ Anscheinend haben die Studenten Angst etwas kaputt zu machen. Die Idee dahinter ist, die Forschung für alle sichtbar zu machen – jedoch dürfe nicht jeder Forschungsauftrag so öffentlich präsentiert werden. Die angehenden Bauingenieure fühlen sich mit diesem Gedanken unwohl. Es darf gerne hell und transparent sein, aber nur bis zu einem gewissen Maße. „Ich möchte mich nicht wie ein Affe


im Glaskasten fühlen.“ Auch die Funktionalität scheint noch nicht vollends auf die Bedürfnisse abgestimmt zu sein. „Fraglich ist, was mit der Kranbahn passiert, die ja bisher durch die volle Hallenlänge verläuft. Wenn da nur Glas ist und das dann noch in kleine ‚Werkstätten‘ unterteilt wird, hat man für die Kranbahn natürlich keinen Platz mehr. Da dürfte dann das Herumrücken von Maschinen zu einer komplizierten Aufgabe werden.“, so die 24-Jährige. Die Gestalt des Neubaus sieht einen kompakten Baukörper vor, der vor den Bestand gesetzt wird und in einer Linie mit Haus 7b abschließt. Das Ganze soll mit einer Konstruktion aus Stahl und Glas umhüllt, die Baracke an der Straße abgerissen werden. Dadurch ergibt sich ein reizvoller Platz, optisch wird sich das Gebäude gut in das von den Architekten mitgestaltete Umfeld einfügen. „Über die Gestaltung mache ich mir auch keine Sorgen, so lange es hinterher nicht aussieht wie ein buntes Zirkuszelt.“ Der Entwurf ist mit den Nutzern entwickelt worden. Jedoch weist er an einigen

Stellen Nachbearbeitungsbedarf auf. Vermutlich fehlte der direkte Bezug zum Arbeitsablauf eines forschenden Studenten. Vielleicht wurden im Vorfeld auch zu wenige Ingenieure zur Zweckmäßigkeit befragt. Darüber wird oft unter den Studenten diskutiert. „Niemand von uns sagt, dass wir vom künstlerischem Aspekt mehr Ahnung haben, aber wir trauen uns doch zu, den praktischen Bezug eher herstellen zu können. Der Konsens unserer Gespräche war letztendlich, dass wir uns gewünscht hätten, mehr in die Entwürfe und Planungen einbezogen worden zu sein. Vielleicht hätte dann der Entwurf auch von Seiten der Bauingenieure mehr Anklang gefunden.“, erklärt die Studentin und regt damit an, die zukünftigen Nutzer in der weiteren Bearbeitung zu integrieren. So könnte man Missverständnisse im Vorfeld vermeiden und alle Beteiligten zufrieden stellen. Die Entwurfsidee ist vorhanden und sie ist ein wertvoller Beitrag zur Verschönerung des Campus. cc

Die Architekten Lepel & Lepel zeigten schon bei Haus 7 ihre Bauhaus-Leidenschaft. Auch ihr Entwurf für Haus 6 sieht die klassische Peter-Behrens-Idee der offenen Werkhalle vor. Die Ingenieursstudenten sehen das anders. Visualisierungen: Lepel & Lepel Architektur, Innenarchitektur, Köln 71


Ausgegraben – Filmtipps von vorgestern

Die Polizei steht vor einem Rätsel: Eine blutige Frauenleiche, aber keine Waffe und kein Motiv. Doch dann entpuppt sich das vermeintliche Blut als Tomatensaft und der Fall ist klar: Killertomaten bedrohen die Menschheit! Dies ist der Auftakt der dreiteiligen Monsterhorrorsaga „Angriff der Killertomaten“, die es zu Kultstatus gebracht hat und das ganz ohne Monster! Denn die totbringenden Tomaten sehen aus wie handelsübliches Gemüse, lediglich etwas größer. Trotz allem schaffen sie es, die Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen; dem geneigten Zuschauer jedoch entlocken sie nur hysterische Lachanfälle. Das Budget muss wirklich sagenhaft klein gewesen sein, denn in keiner Szene wird gezeigt, wie ein Mensch von einer Tomate zur Strecke gebracht wird, die Tomaten kullern fröhlich Berge hinunter (dank der Schwerkraft) und Treppen hinauf (dank aufwendiger Rückspultechnik). Wenigstens kann die Verwendung der billigeren Alternative zu Kunstblut mit der Logik der Geschichte begründet werden. Was als Persiflage der B-Movies der 50er Jahre von Ed Wood („Plan 9 From Outer Space“) gedacht war, tappt selbst in die Falle der unfreiwilligen Komik. Zu oft blitzt grottiger Humor durch die Dialoge, der erahnen lässt, 72

dass bei den Dreharbeiten keiner wusste, was er tat. Doch gerade deshalb ist dieser Film genauso einzigartig wie seine Vorbilder aus den 50ern und unbedingt sehenswert. Highlight: Ein tatsächlicher Helikopter-Crash, der es sogar in den Film geschafft hat. USA 1978, 87 Min. Regie: John De Bello | Darsteller: David Miller, George Wilson, Sharon Taylor & viele Tomaten

Traurig, aber wahr: Das Rockband-Klischee hat heutzutage nahezu ausgedient! Statt Sex‘n‘Drugs heißt es heute oftmals nur noch Yoga‘n‘Tea und anstatt Hotelzimmer zu zertrümmern, tummeln sich Rockstars lieber auf Spendengalas für Leprakranke. Nichts gegen einen gesunden Lebensstil und Gutmenschentum, aber für den skandalgeilen Musikkonsumenten ist das nur leidlich unterhaltsam. Zum Glück gibt es mit „This is Spinal Tap“ ein filmisches Dokument, das uns einen Einblick in die „guten alten Zeiten“ gibt. Protagonisten sind die abgehalfterten Musiker der Heavy-Metal-Band Spinal Tap, die Anfang der 80er Jahre nochmal versuchen, an alte Erfolge anzuknüpfen und bei den


Vorbereitungen zu ihrer Comeback-Tour von einem Werbefilmer, gespielt von Regisseur Rob Reiner, begleitet werden. Selbstredend, dass dabei sämtliche Metalbands der jüngeren Geschichte als Vorbilder für die Band im Film herhalten müssen: Angefangen von Anspielungen auf bandinterne Streitigkeiten bis zum typischen Heavy Metal-Umlaut im Bandnamen. Dass es sich bei den Bandmitgliedern um äußerst einfältige Musiker handelt und die Drummer ständig auf kuriose Weise aus der Band (und dem Leben) scheiden, trägt außerdem zum hohen Unterhaltungswert des Films bei. Die Musiker werden zwar von Schauspielern verkörpert, die im Film dargebotenen Songs, die blumige Namen wie „Big Bottom“ oder „Sex Farm“ tragen, wurden jedoch von den Akteuren selbst komponiert und eingespielt, weshalb es dieser halbfiktiven Band immer noch möglich ist, reale Auftritte zu haben. Dass man an Spinal Tap auch heutzutage nicht vorbeikommt, beweist nicht zuletzt ihr Gastauftritt bei den Simpsons. In diesem Sinne: Let there be ROCK! USA 1984, 80 Min. Regie: Rob Reiner | Darsteller: Christopher Guest, Michael McKean, Harry Shearer, Rob Reiner

Nun ist es leider so, dass es häufig erst der Tod eines Künstlers ist, der uns dazu veranlasst, sich wieder einmal mit seinem Schaffen auseinanderzusetzen. Das ist zwar schade, im Fall von Christoph Schlingensief, der im August 2010 verstarb, aber durchaus lohnenswert. Der Aktionskünstler/Schauspieler/Hörspielautor/Talkmaster/Film-, Theater- und Opernregisseur, der sich nie

um irgendwelche Konventionen scherte, inszenierte Mitte der 90er Jahre mit „United Trash“ ein … ja,was eigentlich? Drama, Musical, Actionfilm, Sexkomödie? So richtig entscheiden kann sich der Film nicht, der Titel fasst jedoch das Geschehen, was sich uns in knapp 80 Minuten darbietet, sehr treffend zusammen: Im Grunde genommen geht es um einen schwulen UNO-General und seine Frau in Afrika, außerdem um eine V2-Rakete von Adolf Hitler, die der UNO-General dem ortsansässigen Diktator mitbringt, womit dieser den amerikanischen Präsidenten zu töten beabsichtigt. Die sexuell unbefriedigte Frau vom schwulen UNO-General hat derweil eine Affäre mit einem österreichischen Bischof, von dem sie auch ein Kind bekommt, welches auf den Namen Jesus Peter Panne hört und als neuer Messias verehrt wird. Weil ihm dann beim Spielen eine Murmel in der Nase stecken bleibt, muss der Heiland von einem Arzt, der beim KZ-Arzt Dr. Mengele in der Ausbildung war, operiert werden. Nach dieser Operation befindet sich aber blöderweise eine Vagina auf seinem Kopf, aus der es unaufhörlich dampft und zischt. “United Trash“ gleicht einer Reise nach Absurdistan und reiht sich nahtlos ins Schlingensief‘sche Œuvre ein. Wer seine respektlosen, provokanten, mitunter auch ordinären Inszenierungen schätzt, wird auch „United Trash“ einiges abgewinnen können. Und wen der Inhalt dieses Films noch nicht zu fesseln vermag: Nackte Brüste gibt es übrigens auch! D 1996, 79 Min. Regie: Christoph Schlingensief | Darsteller: Udo Kier, Kitten Natividad, Joachim Tomschewsky fp/kg 73


Wohnen machen

Jawohl, wir haben einen Fachbereich Architektur an der Hochschule. Natürlich wird sich dort, wie auch im Bereich Innenarchitekur, immer wieder mit dem Wohnen beschäftigt. Hier eine jüngere Auswahl von Projekten.

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Leben über dem Rhein

...war das Thema eines Studentenwettbewerbs des Baustoffherstellers Xella. Zu entwickeln war eine Wohnbrücke mit Geschäften, Restaurants und Treffpunkten über den Rhein in Duisburg, die gleichzeitig Fußgängern und Radfahrern schlicht und einfach die Rheinüberquerung ermöglicht. Während Annika Ott die Fläche direkt über dem Rhein vollständig mit Wohneinheiten überbrückte, entschied sich Bernardo Grasselli für eine offene Variante, in der der Großteil des Flusses nur durch eine fragil anmutende Fußgängerbrücke überspannt wird, um die Sicht nicht zu blockieren. Dabei legte Bernardo die Büros in das Gebäude am stadtseitigen Flußufer. Die Wohnungen befinden sich in den unteren vier Etagen des größeren Haupthauses, darüber befinden sich in zwei Etagen Geschäfte und Restaurants in offener, luftiger, parkartiger Atmosphäre. Eine kleine Marina integriert sich kreisrund in den Grundriss des Wohnblocks. Vom „Fließen des Wassers“ ließ sich Annika zu neun auf- und abtauchenden Bändern inspirieren, die sich überschneiden und überlagern. Auch in ihrem Entwurf finden sich auf der urbaneren Seite des Rheins die Geschäfte, auf der ruhigeren, ländlicheren Seite die Wohnbereiche, allerdings deutlicher getrennt. Ein Wellnessbereich liegt in der untersten Etage, die einen freien Blick auf den darunter liegenden Rhein zulässt. gh


...aber ohne Dachschräge. Ein kleiner Altbaublock in einem Innenhof sollte einen Aufbau, einen „Rooftop“ erhalten. Zwei Wohnungen und ein Atelier sollten darin Platz finden. Katrin Schwarz entschied sich in ihrer Bachelor-Thesis für eine kontrastreiche Lösung: Die Dachbebauung grenzt sich durch die außergewöhliche Form ab, ohne dabei die städtebauliche Struktur zu stören, da sich das Ensemble in einem Innenhof befindet. Die Wohnräume sind im Aufbau untergebracht. Viel Glas, viel Licht und eine angenehme, offene Raumteilung sorgen hier für eine gute Wohnqualität. Die von Alvar Aalto inspirierten Möbel schaffen eine Beziehung zur Außengestaltung. Der zweigeschossige, dunkelgraue Altbau ist mit weißen Lamellen bestückt, die auch einen Sichtschutz der Schlaf- und Badezimmer bieten. In der unteren Etage befindet sich das Atelier und die Garage. gh

Björn Neumann bearbeitete in seiner Bachelor-Thesis ein „Seniorenwohnheim der Zukunft“ auf einem vorhandenen Grundstück in Warin (23 Kilometer südöstlich von Wismar). „OMA + OPA“ ist ein 101 Meter hohes Haus mit Blick auf den Großen Wariner See, teilweise sogar auf die Ostsee. Drumherum allerlei Schnickschnack wie Tiefgarage, Minigolf, langer Steg auf den See, Ententeich samt künstlichem Berg; drinnen Wohngemeinschaften mit stärkerem Fokus auf die Unterscheidung von privaten und öffentlicheren Bereichen. Die Wohnungen sind zu Clustern von drei Etagen zusammengeschlossen. Björn analysierte, dass das Stadtbild Warins durch das Hochhaus nicht gestört wird, sondern durch seine Lage etwas außerhalb der Stadt, der Landschaft sogar einen angenehmen, Orientierung bietenden Charakter verleiht. gh

Seniorenturm in Warin

Leben im Dach


Projekt: Net.Uni

www.enn das alles so einfach wäre. Am 20.Mai 2011 trat die Hochschule Wismar auf ihrer Webseite mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit, die den Start der „net.uni“ ausrief. Ein Projekt, dass es sich im Rahmen des Programms „Hochschule 2020“ zum Ziel macht, ausgewählte Studiengänge der Hochschule Wismar in naher Zukunft als Online-Studiengänge anzubieten. Die Hochschulleitung sieht diesen Schritt als Fortsetzung der Erfolgsgeschichte der „Unternehmerischen Hochschule“ (Grüne Wiese April 2007) und hofft, ihre Vorreiterstellung auf dem Bildungsmarkt zu sichern und auszubauen. Auch von außen trifft das Projekt „Net. Uni“ auf positive Resonanz, denn das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern begrüßt die Gründung der „Internet-Universität“ und ist gewillt, die Hochschule Wismar beim Aufbau, finanziell zu unterstützen. Bei der Umsetzung des Konzepts soll in Zukunft auf die Erfahrungen der hochschuleigenen Firma WINGS GmbH, zurückgegriffen werden. Diese habe sich, nach Aussage des Rektors, mit der Steuerung und Organisation von Fernstudiengängen und dem bereits existierenden Online-Studiengang Wirtschaftsrecht be­währt. Das Besondere an der „Net.Uni“ ist, dass sie als zentrale wissenschaftliche 76

Einrichtung mit einer neuen Organisationsstruktur Studiengänge verantwortet, was bisher allein Aufgabe der Fakultäten war.

Wirtschaftsinteressen und Bildung vertragen sich wie Feuer und Wasser. Mit anderen Worten: Mit der zukünftigen „Net.Uni“ soll ein weiterer nicht unwesentlicher Teil der Hochschule Wismar dem Prinzip „unternehmerische Hochschule“ angeschlossen werden. Das Rektorat begrüßt und fördert diese Tendenz zur Privatisierung seit Jahren, doch ein nicht geringer Teil an Professoren, Dozenten und Studenten, sieht diese Entwicklung eher kritisch. Von ihnen wird die Meinung vertreten: Wirtschaftsinteressen und Bildung vertragen sich wie Feuer und Wasser. Michael Sommer, Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) machte in der aktuellen Ausgabe des Magazins des Deutschen Studentenwerks „DSW Journal“ (Heft 2 | Juni 2011) darauf aufmerksam, dass sich das Verhältnis von


Hochschule zu Staat und Gesellschaft immer weiter verschiebt. Die Privatisierung des Bildungswesens sieht er als fatale Entwicklung, da die daraus resultierenden Schritte in Richtung Deregulierung, im Widerspruch zur Demokratisierung der Hochschulen stehen. Die wachsende Autonomie von Bildungseinrichtungen (z.B. Privatschulen) und die Streichung von Geldern seitens des Staates ist eine Tendenz, die schon heute bestimmten Bevölkerungsschichten, vorwiegend den sozial schwächeren, den Zugang zu Bildung verwehrt. Dazu zählen zum Beispiel auch die Einführung von Studiengebühren und die Erhöhung von Semesterbeiträgen zur Stopfung finanzieller Löcher. Eine weitere Gefahr stellt der zunehmende Einfluss der Wirtschaft auf die Bildungsinhalte dar. Das grundsätzliche Streitthema „Unternehmerische Hochschule“ hält bereits seit einigen Jahren an. Dabei haben sich die Fronten verhärtet, wobei die Fraktion „Hochschule 2020“, allen voran das Rektorat, ihren wirtschaftsorientierten Kurs unbeirrt beibehält.

Inwieweit kann die Beibehaltung der Qualität der Studieninhalte garantiert werden? Doch abgesehen vom grundsätzlichen Problem der zunehmenden Privatisierung des Bildungswesens, geben die noch

wenig durchdachten Pläne zur Verwirklichung des Projekts „Net.Uni“ Anlass zu Bedenken. Kritiker sind der Meinung, dass viele grundlegende Fragen, noch unzureichend geklärt sind: Wie genau erfolgt die technische Umsetzung? Wie viel würde die Einrichtung der „Net.Uni“ kosten (einen Businessplan gibt es zwar, nur ist dieser sehr grob erstellt und schlecht nachvollziehbar)? Gilt das Versprechen des Bildungsministeriums, das Projekt „Net.Uni“ finanziell zu unterstützen, auch noch nach der Landtagswahl im September 2011? Wie viel Mitspracherecht haben die einzelnen Fakultäten bei der Umsetzung des Konzepts (genaue Regelungen gehen aus der Satzung nicht hervor, ein Veto-Recht wurde ihnen jedoch nicht zugesprochen)? Inwieweit kommt der Gewinn der „Net.Uni“ der Hochschule Wismar zugute, z. B. mit der Schaffung von Professorenstellen für Bereiche, in denen Stellen gestrichen werden mussten, die aber für ein gutes Studium unbedingt erforderlich sind? Aber vor allem: Inwieweit kann die Beibehaltung der Qualität der Studieninhalte garantiert werden? Wichtige Fragen, die noch vor dem Beschluss der Einrichtung der „Net.Uni“ hätten geklärt werden müssen. Doch scheint das Rektorat weder auf einen kritischen Diskurs aller Parteien Wert zu legen, noch lässt es sich für die Klärung der Fragen die nötige Zeit. Begründung: Man will den Anschluss an die rasenden Entwicklungen im Internet- und Online Bereich nicht 77


@ verlieren. Der wahre Grund für die Eile könnte jedoch ein anderer sein: Das derzeitige Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommerns braucht kurz vor der Wahl im September ein Erfolgserlebnis, mit dem es hausieren gehen kann, und lockte die Hochschule Wismar mit einer zurzeit noch vagen Anschubfinanzierung unter der Prämisse, dass die Entscheidung für die Errichtung der „Net.Uni“ möglichst rasch fällt. Aber das ist Spekulation.

Auch hier scheint man sich bei der Realisierung von Projekten an dem Handlungsmuster der letzten Jahre zu orientieren: Der Schadensbegrenzung im Nachhinein. Das Projekt wurde beschlossen, ohne im Vorfeld im Detail über „Für“ und „Wider“ bzw. „Ob“ und „Wie“ zu sprechen sowie deutlich zum machen, wie die Kosten der Organisation und der Entwicklung dieser neuen Studiengänge gedeckt werden. Auch hier scheint man sich bei der Realisierung von Projekten an dem Handlungsmuster der letzten Jahre zu orientieren: Der Schadensbegrenzung im Nachhinein. Zitat aus dem Offenen Brief von drei Professoren der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften an den Akademischen 78

Senat, das Rektorat und die Fakultätsleitungen der Hochschule Wismar vom 7. Juni 2011: „Unternehmerisch üblich“ haben sie [Konzepte wie die Net.Uni] sich dann selbstverständlich nach einer vereinbarten Zeit einer kritischen Evaluation zu unterziehen und sind auch zu beenden, wenn sie sich als wenig erfolgreich erwiesen haben.“ Einige fühlen sich jetzt wahrscheinlich unweigerlich an das gescheiterte Projekt „Campus Mobile“ erinnert, dass nach überstürzter Einführung hinter den Erwartungen der Hochschulleitung zurückblieb. „Campus Mobile“ musste gehen, was blieb waren 200.000 Euro Schulden (siehe Seite 46). fp

Info

„Campus Mobile“ War ein 2004 eingeführtes campuseigenes Mobilfunkangebot der HS Wismar, das entgegen der Erwartungen bei den Studierenden auf wenig Interesse stieß. Das Projekt wurde 2006 eingestellt, wobei die Verluste der Hochschule Wismar Service GmbH (HWS) von ca. 200.000 Euro die Hochschule trug.


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Die Legende vom trojanischen Partypferd Studenten feiern gerne. Das ist nichts Neues. Besonders gern feiern sie, wenn sie in einer Stadt wie Wismar studieren, in der es außerhalb des Campus’ nicht viele Gelegenheiten dazu gibt. Sehnsüchtig werden daher Mottoparties und Bergfeste herbeigesehnt. Auf so ein Bergfest freuten sich Ende März auch die BWLer des Matrikels 09 – dachte man zumindest.

Viel Zeit zur Vorfreude blieb nicht, denn wie die anderen Studiengänge erfuhr ein Großteil der BWLer erst durch den Flyer wenige Tage zuvor von seinem eigenen Bergfest, das am 31. März 2011 im Foyer von Haus 7A stattfinden sollte. Da stellt sich natürlich die Frage, wer dann hinter der Organisation steckte, wenn es nicht die ahnungslosen Bergfest-Studenten waren? Angemeldet wurde die Feier ordnungsgemäß zu Beginn des Semesters von einer Studentin der Hochschule – so weit, so gut. Doch dann gab es im Vorfeld mehr und mehr Ungereimtheiten, die darauf hindeuteten, dass hinter der Veranstaltung wirtschaftliche Interessen stecken könnten: unter anderem war es der bereits erwähnte Flyer, der Außenstehende hellhörig machte. Aufgrund seiner Gestaltung und der aufgeführten DJs knüpften viele schnell Parallelen zum Mensakeller und

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so entstand das Gerücht, dass unter dem Deckmantel einer Studentenparty ein wirtschaftliches Unternehmen von dem sogenannten „Bergfest“ profitieren wollte. Recherchen ergaben auch, dass die Ankündigung zur Party bereits vor der offziellen Zusage für das Foyer durch die Verwaltung von Haus 7 existierten und darüberhinaus weit über die Campus-Grenzen hinaus verteilt worden waren – eher ungewöhnlich für studentische Parties, die nur auf dem Hochschulgelände beworben werden dürfen. Es war dann der AStA, der gegenüber der Verwaltung von Haus 7 den Verdacht äußerte, dass hinter dem Bergfest aller Wahrscheinlichkeit nach der Mensakeller steckt und die Studentin, die die Party offiziell angemeldet hat, nur als „Strohfrau“ diente. Allerdings konnte die Party nur aufgrund dieser Spekulationen nicht abgesagt werden. Am Tag des „Bergfestes“ fiel Beobach-


tern dann auf, dass die Organisatoren der Party beim Aufbau im Foyer von Haus 7A erstaunlich gut ausgerüstet waren; professionelles Partyequipment wie Tresen bzw. Bar und Lichtanlage, das sich doch deutlich von den oftmals improvisierten studentischen Aufbauten unterschied, wurde da ausgeladen und zügig aufgebaut. Parallel zur Party im Haus 7 gab es übrigens an diesem Abend auch im Block 17 eine Veranstaltung, wie jeden Donnerstag. Darüber echauffierte sich im Vorfeld auf der Facebook-Seite der Grünen Wiese ein gewisser Urs Klee. Er warf dem Block 17 vor, mit Hilfe des AStA dem Erfolg einer studentischen Party im Haus 7 im Wege zu stehen. „Warum wird ein Bergfest, eine Party von Studenten für Studenten, von einem wirtschaftlich arbeitenden und auf Gewinnerzielung ausgelegten Verein (sonst wären sie gemeinnützig) sabotiert und mit Hilfe des AStA versucht zu blockieren?“, fragte er damals und empfahl uns, diesem Thema doch in der nächsten Ausgabe dieses Magazins Aufmerksamkeit zu schenken. Dass der Block 17 ein eingetragener Verein ist, der all seine Einnahmen in die Vereinsarbeit steckt, welche dann wieder den Studenten zugutekommen, ist ihm dabei scheinbar entgangen. Ebenso entbehrt der Vorwurf der Vetternwirtschaft zwischen AStA und Block 17, den er im weiteren Verlauf seines Eintrags äußerte, jeder Grundlage. Zu einem weiteren Meinungsaustausch mit Urs Klee sollte es dann allerdings nicht mehr kommen, da dieser kurz darauf sein Facebook-Profil gelöscht hat. Nachforschungen ergaben, dass es an der Hochschule Wismar nie einen Studenten mit diesem Namen gegeben hat. Die Verschwörungstheoretiker unter uns waren sich natürlich sicher, dass „Urs Klee“ aus dem Dunstkreis des Mensakellers stam-

men musste. Ebenso wie jene Studentin, die als offizielle Veranstalterin in Erscheinung getreten ist. Selbige hatte übrigens kurz vor Redaktionsschluss Kontakt mit der GrünenWiese-Redaktion aufgenommen und versicherte uns per E-Mail, dass alles mit rechten Dingen zugegangen sei und unsere Vorwürfe haltos wären. Tja, aber leider sprechen alle Indizien dagegen. Apropos dagegen: Als dann die Vermutung über unlautere Machenschaften am Vorabend der Party auch unter den übrigen Studenten die Runde machte, formierte sich schnell Widerstand. Insbesondere die Studenten der Fakultät Gestaltung empörten sich über die nicht legitime Vereinnahmung ihrer Räumlichkeiten und riefen zur Sitzblockade vor Haus 7 auf, die zur Gegenparty wurde und scheinbar ein größerer Erfolg war, als die hinter der Glaswand. Weil sie sich um ihre Party betrogen fühlten, verfassten die BWLer des betroffenen Matrikels zudem eine Petition, in der sie forderten, der Mensakeller-Party den Status einer Studentenparty abzuerkennen. Die Verwaltung der Hochschule ist dieser Forderung zwar nachgekommen, doch aufgrund von Terminschwierigkeiten bekam die Fakultät keine Möglichkeit mehr ihre Party im Sommersemester 2011 nachzuholen. In Zukunft möchte man solche Vorfälle natürlich vermeiden. Deshalb sollen ab sofort Anträge auf studentische Parties samt Finanzierungsplan auch im Vorfeld beim AStA eingereicht werden, der dann genaue Prüfungen vornimmt und der Verwaltung von Haus 7 das O.K. gibt. In jedem Fall eine sinnvolle Maßnahme, um kommerziellen Veranstaltern den Zugang zum Hochschulgelände zu verwehren und damit die einzigartige Partykultur der Studenten zu bewahren. kg

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T L E W S N WADA Hämmern, rumpeln, krachen, wumsen, knacken, zischen, Sirenengehäule. Ab und zu ein zielgerichteter, kräftiger Ruf. Inmitten einer lauten, gigantischen, stählernen Kulisse hocken die Schwerstarbeiter auf den Knien und ackern. Echte Bären sind das, die Schweißer in Wismars Werft, der größten Montagehalle Europas.

Versammlung. Der neue Eigner der Werft stellt sich und den neuen Namen der Werft vor. „Wadan Yards“. Den Blicken der Schiffsbauer und Schweißer sieht man an, wie egal ihnen diese Veranstaltung ist. Für den Zuschauer ist der Auftritt des neuen Chefs Burlakow aus dem fernen Moskau schwer zu ertragen ist. Fragen? „An die Arbeit!“ heißt es schlicht und nicht ohne

Ein Film über den Wert der Arbeit. Die Dokumentation zeigt die Geschichte eines Traditionsunternehmens in MecklenburgVorpommern, das in den vergangenen Jahren immer mehr zum Spielball globaler Unternehmen geworden ist. Die Fakultät Gestaltung der Hochschule Wismar hat die Produktion des Filmes „Wadans Welt“ mit technischer und personeller Beistellung unterstützt. Professor Jochen Wisotzki, der im Studiengang Kommunikationsdesign und Medien lehrt, ist Co-Autor und Dramaturg des Films. Die Studentinnen Anne Thomschke und Andrea Köster haben als Kamerafrau beziehungsweise bei den Tonaufnahmen mitgewirkt.

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proletarisch-pragmatischem Witz. Später wird Vorarbeiter Christian Schröder es auf den Punkt bringen: „Eigentlich ist mir egal, wem der Laden gehört. Ich bin verantwortlich für die Schweißerei auf der Dockkante und ich will hier morgens um Sechs zur Schicht kommen.“ Finanzkrise. Niemand ist mehr in der Lage, Schiffe zu kaufen. Fast fertige Schiffe können nicht abgekauft werden. Die Werftarbeiter sitzen zu Haus, erleiden einen Werteverlust. Wenig später werden einige von ihnen wieder eingestellt – zu deutlich schlechteren Bedingungen und schon wieder für einen neuen Eigner, Nordic Yards. Dieter Schumanns Film „Wadans Welt – über die Würde der Arbeit“ ist Wismar, ohne über Wismar zu reden. Er zeigt den Idealismus und Stolz dieser einfachen und handfesten Männer, begleitet sie am vorläufig letzten Arbeitstag und am ersten Tag der Wiederbeschäftigung. Schumann kommentiert nicht, gerät nicht in die Versuchung über die Hintergründe der Krise oder die wahren Absichten des Eigners zu berichten. Aufrichtig bleibt er in der Perspektive dieser sympathischen Kerle, die nicht verstehen können, was da gerade passiert. Das müssen sie auch nicht. Wir Studenten müssen von unseren Professoren nicht gesagt bekommen, dass wir diejenigen sind, die die Handwerker und Arbeiter anweisen werden. Schon am Anfang des Studiums zeigt sich das im Verhalten eines Jeden von uns. Was es aber für ein Gefühl sein muss, wenn „dein“ Unternehmen untergeht, dass du und deine Väter ihr gesamtes Leben mit ihren eigenen Händen mit aufgebaut haben, zeigt uns dieser Film. Da steht das Wasser

nach der Versammlung mit dem Insolvenzverwalter nicht nur vor dem Werfttor, sondern auch in den Augen dieser Bären. 35 Jahre buckelte Roland, einer der Protagonisten des Films, in der Werft. „Aber im Profiling wollen sie uns ja beibringen, dass das gar nicht mehr gut ist heutzutage. In den USA wechseln sie alle paar Jahre, das gehört wohl zum guten Ton – Also das kann ich nicht nachvollziehen.“ Die Skepsis eines Mannes, der wahrscheinlich mehr von diesen riesen Pötten zusammengeschweißt hat, als die meisten von uns bisher gesehen haben. Ein Mann, der gerade ein Haus baute und ein Auto kaufte, weil er dachte, dass jetzt endlich der richtige Zeitpunkt ist – wurde doch gerade noch von vielen Aufträgen gesprochen. Die russische Eisbrecherflotte müsse zum Beispiel erneuert werden. Gegenwärtig arbeitet Roland für Zweidrittel seines ursprünglichen Gehalts. „Vor dreißig Jahren im Osten hätte man solche Leute zu Helden erklärt, heute wird ernsthaft darüber nachgedacht, ob und wie man sie durch Zeit- oder Leiharbeiter ersetzen kann. Welch ein Irrtum, welch ein Wahnsinn!“, resümiert Regisseur Schumann, selbst Wismarer Kind und Seemann. Thomas Rickers von der IG-Metall Lübeck/ Wismar blickt nach vorn und kommentiert, „Man sagt immer, die Hoffnung stirbt zu letzt. Aber das ist falsch: die Hoffnung darf nie sterben.“ Studenten, Wismarer, Rostocker (der andere Standort von Wadan Yards ist Warnemünde!), Interessierte und Desinteressierte: Guckt euch diesen Film an! Dringend für BWL-Studenten empfohlen! gh 85


Wismob Ciddy RAP AUS WISMAR

Ja klar, der Freund des deutschen HipHops längst vergessener Tage wird beim Rap aus Wismar und Umgebung kein Revival feiern. Was manche Jungs vom Dorf umme Ecke oder Wismar-City so drauf haben, verdient aber mindestens ein offenes Ohr. Hier zwei Filetstücke. Die Wismarer Crew Mceeklopädie ist in Wismob-Ciddy leider viel zu wenig präsent, wer sich mit der Szene auseinandersetzt kommt aber nicht an ihnen vorbei. Zum Glück. Gesprächsstoff ist die erste und lang erwartete Scheibe der Jungs und mit 79 Minuten randvoll. In etlichen Jahren haben sich etliche Songs angesammelt, 22 davon haben es auf‘s Album geschafft. Allesamt frische Stücke mit geilen klassischen Beats von Type n‘ Benz und ausgefuchsten Texten von Booza, Guntergrund und Mafozero. Mass, Double Jay, Der Lückenfüller und Vaporizzer legen heiße Gastauftritte hin, von Letzterem ist auch bald eine eigene Platte zu erwarten.

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Das Angenehmste an Geprächsstoff: Es geht noch um die Tugend Storytelling. Die Trilogie Western zum Beispiel ist die wohl fresheste Cowboy-und-Indianer-Story aller Zeiten. Auch den Lokalfaktor haben Mceeklopädie sympathisch ausgespielt, wie in Leibliches Wohl zusammen mit Vaporizzer: Tatsächlich ein ganzes Lied über hervoragende Möglichkeiten der Nahrungsbeschaffung in unserer Hansestadt.

„Viele scheiß Bistros treiben bloß die Preise hoch; speisen wir Gourmets da aus Versehen, kann man Streitschlichter holen; Unser leibliches Wohl liegt nur wenigen am Herzen; weswegen wir die paar erwähnen bis Drecksläden leer sind...


Wo es das gelungene Musikwerk gepresst und in schönem Digipack gibt? „Auf den Straßen Wismars“ sagen die Jungs, unter el-paulos.blog@gmx.de sagen andere. Natürlich ist die Platte „for Promotion only“, regelmäßig verlieren Interessierte aber acht Silbermünzen bei Übergabe. Die „mit dem smootheren Sound“, „Zarn & Fiasko – hör da mal rein, die kommen aus meinem Dorf!“ sagte ein Kommilitone vor zwei Jahren und schob dabei das Album Fixpunkt (2005) auf den MP3-Player. Offen für Neues aber nicht unkritisch wandern die Kopfhörer in die Ohren und die Überraschung begann: Zwar hier und da ungelenke aber im Ganzen stilvolle und tiefe Texte von Landeshauptstadt-Soul, über Liebesrap zur bitterbösen politischen Abrechnung in der Arbeitsgruppe Wendekreis zusammen mit Mister Racoon. Die Beats müssen sich dabei natürlich auch nicht verstecken.

Auch Zarn & Fiasko bieten Lokales. Im sogenannten NWM-Song gibt‘s Erinnerungen an unbeschwertere Zeiten und geile Sommer. Viele der genannten Dörfer hatten wohl selten so viel Aufmerksamkeit wie in diesem ehrlichen und hier und da ironischen, nie aber dörflichen Review. Viele Songs kommen aber auch mit Großstadtflair daher. Kein Wunder, die beiden kommen zwar aus Nordwestmecklenburg, hingen aber, bevor sie sich kennen lernten, in Schwerin und Hamburg rum. Beide Alben werden von tiefem Witz, vielen guten Wortspielen und dicken Beats bestimmt, was die Langlebigkeit und immer wiederkehrende Freude daran sichert. Liebevolle Anspielungen an die Crème de la Crème der deutschen Reimkunst früher Zeiten bleiben nicht aus. Danke dafür! Und natürlich gibt es auch Ghettoshit in Wismar. Ist Tieklis in diesem Text erwähnenswert? Eigentlich nicht. gh

Illustration des neuen Mceeklopädie-Albums, gemacht von Guntergrund

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check auch www.zugeschmiert.de, www.el-paulos.blog.de

Schöner kann man einfach nicht Wismars Lokale beschreiben, egal ob Pinks Hot Dog oder Subway, ob Asia Wok oder die gute alte Mensa.

„Ich hab nen Sinn im Leben gefunden – unsere wunderschönen, gemeinsamen wenigen Stunden. Alles was wir brauchen ist ein wenig Geduld und leise plätschernden Regen von oben.“


DAS LYRISCHE BEGLEITBLATT

Wismars Wetterfahnen Aus dem Wald auf den LKW aufs Schiff, in die Wismarbucht, auf Eggers Betriebshof, in die Produktionshallen. Entrindet, gereinigt, gedrechselt. Die lecker Hackschnitzel auf‘s Band längs ausgerichtet, oben drauf quer ausgerichtet, ganz oben drauf wieder längs ausgerichtet. Gepresst, gepresst, gepresst, gelagert, zerschnitten, eventuell mit Dekorpapier beklebt und ab dafür. Grobspanplatten oder fachmännisch „oriented structural board“ (OSB). Bauplatten. Amerikaner und Australier bauen ihre Wohnhäuser hauptsächlich damit. 18 holzverarbeitende Werke hat die österreichische

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Egger-Gruppe, das siebzehnte steht in Wismar. Anfang Dezember durften das 17 Studenten aus allen Fachbereichen der Hochschule Wismar von innen betrachten. Hier werden nicht nur drei Schichten zu einer Platte verpresst, sondern auch in drei Schichten gearbeitet. Die meisten der 800 Beschäftigen warten die Anlagen und eilen mit dem Rad über‘s Gelände. In den Hallen sieht man wenig Arbeiter, über den Hallen ständig Dampf aus den Schloten fliegen. Die „Wismarer Wetterfahnen“ werden sie genannt. Anfang Dezember zeigen sie eisigen Polarwind aus Nordost. gh


Sag‘s Gabi Liebe Gabi, ich bin seit Kurzem mit einer Fernstudentin zusammen, aber wir haben uns irgendwie schnell auseinandergelebt. Ich sitze in der Mensa, sie ist nicht da. Ich liege am Strand, sie sonnt sich neben mir – per Skype. Hat unsere Liebe noch eine Zukunft? PS: der Sex ist auch nicht besonders toll. Präsenzo Lieber Präsenzo, bei einer Beziehung zu einer Fernstudentin muss man sich vorher darüber im Klaren sein, dass Welten aufeinander treffen. Bei Partnern aus unterschiedlichen Kulturkreisen sind Missverständnisse vorprogrammiert. Wenn du studierst, arbeitet sie, wenn du feierst, studiert sie und wenn du schlafen gehst, steht sie auf. Du solltest darüber nachdenken, ob euch trotz der vielen Unterschiede doch noch etwas verbindet. Darauf solltet ihr mit viel Verständnis füreinander aufbauen. Verbindet euch nichts, solltet ihr euch wirklich trennen. Deine Gabi

Sehr geehrte Gabi, die Beziehung zu meiner Hochschule ist zur Zeit etwas angespannt. Sie behauptet immer, ich wäre so besitzergreifend und würde alles bestimmen wollen. Dabei will ich doch nur Zeit sparen, bis sie sich mal für irgendwas entschieden hat. Sie will immer nur lernen, lernen, lernen – und wer bringt die Kohle nach Hause? Ich glaube, sie vertraut mir nicht mehr ganz. Was soll ich tun? Norbert Lieber Norbert, in Beziehungen passiert es schon mal, dass man etwas vermeintlich gut Gemeintes für den anderen tut und sich wundert, wenn dieser es nicht zu schätzen weiß. Das Zauberwort heißt Kommunikation! Hast du sie schon mal gefragt, was sie eigentlich will? Du schreibst, dass sie immer lange braucht, um Entscheidungen zu treffen. Gib ihr die Zeit! Und redet miteinander! Wie soll sie dir denn vertrauen, wenn sie nicht weiß, was du tust? Deine Gabi 89


eine unendliche Geschichte:

Wismars „Gotisches Viertel“ „Stein auf Stein, das wird fein”, schrieb eine Familie aus Berlin auf einen Spendenstein für die Marienkirche. Einer von vielen, die dieses Jahr noch verarbeitet werden sollen. Dann ist erstmal wieder Schluss. Jedes Jahr wird der Umriss des alten Kirchenschiffes der Marienkirche Stück für Stück aufgemauert. Erst waren es nur ein paar Steinreihen, doch mittlerweile ragt die Mauer in der Sargmacherstraße kaum drüber schaubar in die Höhe. Da merkt selbst der Unbeteiligte, dass irgendwie niemand so recht weiß, was dort eigentlich entstehen soll. Auch die alte Schule, ein gotischer Profanbau aus dem 14. Jahrhundert, welcher im 2. Weltkrieg zerstört wurde, trägt dazu bei, als schwebe ein riesiges Fragezeichen über dem gotischen Viertel. Erst ausgebuddelt, dann dem Winter ungeschützt ausgesetzt und nun unschön eingesargt. Über einen Wiederaufbau wird heftig diskutiert. Was ist da eigentlich los in der Hansestadt? Ein Tauziehen in der Bürgerschaft. Die einen wollen die Marienkirche und die alte Schule wieder aufgebaut sehen und somit die letzte offene Wunde in Wismars Altsstadt schließen. Sie träumen von einer mittelalterlichen Baustelle 90

Wie reizvoll ist der jetzige Schotterplatz? ähnlich Guedelon in Frankreich, auf der mit ursprünglichen Techniken und ohne Strom gearbeitet wird. Die anderen sehen keinen Sinn in einer Nachbildung von Historischem, welchem keine Nutzung zugewiesen werden kann. Zudem koste es Geld, was Wismar nicht habe. Da fällt es schwer zusammen ein Entwicklungskonzept für das gotische Viertel zu erarbeiten. Und bevor das nicht existiert, möchte man ungern an den Bestand herangehen. Das jedoch hat die ehemalige Bürgermeisterin Rosemarie Wilcken nicht sonderlich interessiert. Sie stand hinter dem Projekt Wiederaufbau und investierte fröhlich, die für das Projekt bereit gestellten Fördergelder. Fraglich ist nur, ob es sich hier mehr um eine Investition für die Touristen, als um eine notwendige Maßnahme für die Stadt und ihre Bürger handelte. Zudem besteht die Gefahr, dass durch den Neuaufbau ein Bedeutungsverlust des wirklich Historischen entsteht. Diese Aufmauerung diene dem Bilden von Raumkanten, um einen Ort der Ruhe und der Andacht zu schaffen. Nur scheint der Schotterplatz so ganz und gar nicht zum Verweilen einzuladen. Selten sieht man Bürger der Stadt, die sich dort aufhalten und sich gar auf eine der zwei Bänke setzen, um Ruhe zu suchen. Im Grunde halten sich selbst die Touristen nicht lange auf. Einmal quer,


Umsetzung in einer Art „Zukunftswerkstatt“

einmal längs und schnell wieder zurück in den Bus. So ist der derzeitige Eindruck vom Marienkirchplatz. Da hat auch eine Mauer nichts dran geändert. Doch wie kann die Zukunft von einem attraktiven städtischen Kleinod aussehen? Zum einen sollte man sich ins Bewusstsein rücken, dass Wismar oft erst handelt und dann nachdenkt. Dies hat auch schon der Bau der neuen Markthalle am Hafen gezeigt, wo die Nutzung immer noch unklar ist. Fraglich ist hierbei nur, wie sich das eine kleine Stadt leisten kann, wo noch einige Schulen dringenden Sanierungsbedarf aufweisen. Zudem hat die Stadt mit der zwanzigjährigen Rekonstruktion von St. Georgen bereits eine Kulturkirche. Was soll man mit einer zweiten?

Zunächst wurde beschlossen, mit ausgewählten Bürgern der umliegenden Bebauungen die Sanierung zu erörtern. Das ist vielen allerdings zu wenig. Die Bürger der gesamten Stadt sollen gemeinsam ein Konzept für das gotische Viertel entwickeln. In der Stadtplanung ist dies in vielen Städten schon seit Jahrzehnten gängig. So könnte die Umsetzung in einer Art Zukunftswerkstatt stattfinden, in der Jung und Alt ihre Vorstellungen deutlich machen und darüber diskutieren. Familien, Studenten, Gewerbetreibende aber vor allem Kinder und Jugendliche sollen sich an der Gestaltung beteiligen. Aus diesem Beitrag wird folglich ein Leitbild zusammengefasst und nochmals mit den Bürgern erörtert. Doch das Wichtigste für eine Stadt ist, ihre Bewohner schon bei der Planung mit einzubeziehen. Es könnte ein freundlicher belebter Platz entstehen, mit öffentlichem Grün, welches im Sommer Schatten spendet und den Bürger zum gemütlichen Miteinander, zum Kommunizieren und gesellig sein, zum Schmökern und Zeitvertreiben einladen soll. Ein Ort von Bürgern der Stadt gestaltet und genutzt. Vielleicht sollten wir mit der Vergangenheit abschließen und ein modernes gotisches Viertel schaffen, in dem dennoch der Charakter bewahrt bleibt. Die Kirche ohne Turm und der Turm ohne Kirche. cc 91


Herr Moll von „keer ut“ und die studentische Putzkolonne der Mottoparty „Schlaraffenland“ im Mai 2011

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Ausklang in Moll

oder: nach der Party ist vor der Party Um drei Uhr stehen sie auf, um den Studenten den Dreck hinterherzuräumen. Müllsäcke vor der Ateliertür, die wohl mitgenommen werden sollen; mehr Zigarettenasche auf den Treppen als in den Aschenbechern, säuische Zustände auf den Klos. Helga und Hans-Dieter Moll reinigen zusammen mit Frau Schulz jeden Morgen die Arbeitsräume der Fakultät Gestaltung – die Häuser 7 und 10. Über die Unvernunft und Sorglosigkeit mancher Studenten können sich die Molls dabei nur wundern: „Nase geputzt, Taschentuch auf den Flur geworfen – das muss doch nicht sein!“. Vor allem Partys in Ateliers, Foyer oder Haus 10 können anstrengend sein, „Die lassen ihre Flaschen fallen und wir sollen sie ihnen wie selbstverständlich hinter-

herräumen!“ ärgert sich Helga Moll. „Aber in letzter Zeit macht das Saubermachen nach Festen auch Spaß“, ergänzt Herr Moll, „man kennt sich inzwischen. Die Organisatoren und Türsteher sind absolut in Ordnung! Neulich musste ich auch mit zwei Mädels tanzen, weil ich‘s ihnen angeblich geschuldet habe“. Bedauerlich finden die Besenherrscher allerdings die zusehends fehlende Partykultur. Immer weniger kommen mit „Maske auf‘m Kopf“, viele „saufen sich voll und pöbeln uns dann an.“ Alles in allem macht dem Ehepaar Moll die Arbeit auf dem Campus aber Spaß. Hans-Dieter Moll ist jetzt 70 und wird in Rente gehen, sobald es eine „Ablösung“ gibt, „Ich fühle mich aber jung, das arbeiten macht richtig Spaß!“ gh

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Im Mai 2007 sitzt Linda in der Eignungsprüfung für Kommunikationsdesign und Medien. Sie wurde angenommen. Was sie erst Monate später weiß: Sie ist schwanger. Sofort bemühen sie und ihr Freund Christopher sich um einen Platz in der Campuskita – leider erfolglos. Auch wenn sich die Hochschule mit dem Titel „familiengerecht“ schmückt, ein Anrecht auf einen Kitaplatz haben die Kinder der Studenten deswegen nicht. Zwei Monate nach Studienbeginn ist Linda beurlaubt um von ihrer Heimat Erfurt aus die Weichen für ein Studium mit Kind zu stellen. Christopher nimmt sich ein halbes Jahr Elternzeit um diese für Behördengänge zu nutzen. Doch auch hier gibt es Schwierigkeiten, denn Mutter- oder Elternschaft wird nicht als Grund akzeptiert BAföG zu beziehen. Als Magda auf der Welt ist, wird ein Platz in der Campuskita frei. Die Erzieher sind liebevoll und kompetent, und Linda und Christopher zufrieden. Doch im Studienalltag zeigen sich Probleme. Zwar ist die Campuskita bis 19 Uhr geöffnet, viele Lehrveranstaltungen gehen jedoch über diese Zeit hinaus. Die Möglichkeit eines Teilzeitstudium wäre hier hilfreich, aber die gibt es im Studiengang Kommunikationsdesign leider nicht. So machte Linda sich mit Unterstützung der Professoren einfach selbst eins. Mittlerweile haben sie auch Freunde gefunden, die sich um die kleine Magda kümmern und im Elternbeirat der Kita engagieren sie sich auch. Ihr Vordiplom legte Linda im vierten Semester ab, viele ihrer Kommilitonen machten ihres erst im fünften. gh


und Betriebswirte

Wirtschaftsrechtler aufgepasst! Seit Januar 2011 gibt es den ELSA-Wismar e.V. als 43. Mitglied des ELSA-Deutschland e.V. auf dem Campus der Hochschule Wismar. ELSA steht für European Law Students‘ Association und ist die weltgrößte Jurastudentenvereinigung, die Möglichkeiten zur umfangreichen Weiterbildung bietet. Dabei profitiert ELSA von einem europaweiten Netzwerk und ermöglicht Juraund Wirtschaftsrechtstudenten aus ganz Europa miteinander in Kontakt zu treten und sich auszutauschen. Z. B. durch das Praktikumsaustauschprogramm STEP (Student Trainee Exchange Program), bei dem rechtsbezogene, bezahlte Praktika in ganz Europa vermittelt werden, welche in Kanzleien, Gerichten, Behörden, Banken, Rechtsabteilungen oder internationalen Organisationen absolviert werden können. ELSA unterstützt seine Mitglieder zudem bei der Wohnungssuche oder bei der Klärung notwendiger Formalien. Doch das ist nicht alles. ELSA bietet auch Seminare, Konferenzen und „Workshops“ unter Anleitung, in denen u.a. Gerichtsverhandlungen simuliert werden. Man erhält Einblick in die Kunst des Debattierens und behandelt strittige und kontroverse Themen auf Podiumsdiskussionen. Die Teilnahme an Aktivitäten bei ELSA e.V. erlaubt es, wertvolle Erfahrungen zu sammeln, die einem im späteren Berufsleben zugute kommen könnten, z. B. im Bereich Organisation, Projektmanagement und Teamarbeit.

Wer sich informieren will, kann das unter www.elsa-germany.org/de/ bzw. auf der Facebook-Seite von ELSA-Wismar e.V. tun, oder den Stammtisch im Block 17 besuchen, der jeden ersten Dienstag im Monat um 20:00 Uhr stattfindet. fp Kontakt: ELSA Wismar e.V. Philipp-Müller-Straße, H 16 23966 Wismar Germany Ansprechpartner: Vereins-Präsident: David Pangerl E-Mail: ELSA-Wismar@hs-wismar.de

Eine weiteres neues Angebot

für Wirtschaftsrechtstudenten und Betriebswirte wird in naher Zukunft Student Union of Economists and Corporate Lawyers sein. Die Vereinsgründung ist voraussichtlich Anfang September abgeschlossen und spätestens Anfang Oktober sind erste Exkursionen geplant. Wer sich über die kommenden Veranstaltungen erkundigen will bzw. allgemeine Infos benötigt oder aktives Mitglied werden will, melde sich bei: StudentUnion@gmx.de Ansprechpartner: Jens Bierstedt und Christian Hilpert (Vereinspräsidenten 2010/2011) 95




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Abgegrast. Dies ist die vorläufig letzte Ausgabe deines Studentenmagazins Grüne Wiese. Die meisten Redakteure lebten sich jetzt bereits vier Jahre an sechs Ausgaben aus, lernten ne Menge über Recherche und Publikation, Wort und Text, Layout und Grafik, Interviewen und Berichten, Austeilen und Einstecken, Zusammenarbeiten und Diskutieren. War geil, aber jetzt ist gut. Wir haben stets versucht, viele Seiten der Medaille und trotzdem Meinung zu zeigen. Auch mal wiedersprüchliche Ansichten in einem Heft zu bieten, mit Spaß aber auch Wut, zum Entdecken und Nachfragen anzuregen. Spätestens an den Themen dieser Ausgabe ist klar geworden, wie wichtig ein unanhängiges Meinungsmagazin für die Hochschule, für die Hansestadt Wismar, für

das Land Mecklenburg-Vorpommern ist. Kaum ein Medium in MV hat Meinung und Mut – in Wismar keins! Gänsehaut? Dann schnapp dir Freunde und Feinde und leg die 16. Ausgabe der Grünen Wiese hin. Über Jahre arbeiteten wir uns hoch, um endlich einen pathetischen Abschlußtext schreiben zu können. Daher nehmen wir den Henri-Nannen-Preis... Gottlob-FregePreis... Lilienthal-Designpreis... DIA-Preis... Preis etlicher durchgearbeiteter Nächte gern in Zahlung. Vielleicht sehen wir uns bald im Web. Dann ist die Grüne Wiese zwar ohne Druckfehler, aber leider auch nur noch Lokaltwitter. die hiermit ehemalige Redaktion



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