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Medizin: "Invisible Hand" oder doch Puppenspieler?

Ein Virus geht um in der Welt – das Virus ist aus der Familie Corona und schreckt die Staaten und Märkte von China über Europa bis in die USA. Der Kapitalismus niest schon und hofft sich nicht stärker zu verkühlen

Das neuartige Corona­Virus ängstigt zu Recht ­ oder auch nicht ­ überproportional viele Menschen rund um den Globus und die Forderungen nach dem auf­den­Markt­bringen von Medikamenten und Impfstoffen gegen diese Krankheit wird allenthalben laut

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Wir sollten diesen Anlassfall hernehmen und ein Schlaglicht auf die Mechanismen der Pharmaindustrie abseits der Corona­Hysterie werfen und die „invisible hand“ des Marktes, die vielleicht eher die Hände der kapitalistischen Puppenspieler sind, sichtbar machen

Erst zu Beginn dieses Jahres gingen Meldungen durch die Medien, dass schon wieder Engpässe bei gängigen Arzneimitteln in den Apotheken zu verzeichnen wären (Deutschland, Österreich und andere Länder). Führende Experten in Europa schlagen Alarm und reden von einem weder nationalen, noch europäischen, sondern von einem weltweiten Problem.

Die Schwierigkeiten bei der Medikamentenbeschaffung haben sich ausgehend von den USA auf Europa übergreifend in den letzten 10 Jahren zunehmend verschärft Mittlerweile sind laut EMA (Europäische Arzneimittel Agentur) von den Engpässen schon ganz grundlegende, bewährte und eigentlich keinesfalls teure Krebsmedikamente betroffen, ganz zu schweigen von Medikamenten für neuere Behandlungsmethoden

Die Preise für Medikamente sind generell in den letzten Jahrzehnten enorm gestiegen und machen für einen Großteil der Menschheit, ob in entwickelten kapitalistischen Gesellschaften oder in den imperialistisch ausgebeuteten Ländern lebend, einen kaum aufzubringenden Teil des Einkommens aus, wenn man einmal ernsthaft erkrankt ist

Die führenden Vertreter der kapitalistischen Institutionen selbst führen als Ursachen komplizierte Lieferketten und die

Fixierung der Kapitalgesellschaften und kapitalistischen Eigentümer der Pharmakonzerne auf den Preis an Medikamente werden fast ausschließlich in Indien und China billig und unter ausbeuterischen Bedingungen hergestellt und dann, unter Ausstoß von Unmengen an die Menschen weiter krank machenden und das Weltklima bedrohenden Treibhausgasen, unzureichend und offenbar nicht effizient auf der Welt verteilt

An dieser Stelle zeigt sich in wenigen Sätzen die komplette Niederlage der kapitalistischen Produktions­ und Verteilungslogik: Menschen erhalten nicht die nach wissenschaftlichem Fortschritt bestmögliche Gesundheitsversorgung zu für alle leistbaren Preisen, die Umwelt wird durch eine nicht notwendige Konzentration von Produktionsstandorten in Fernost über Gebühr belastet und das alles zur Steigerung des Profits einiger weniger.

Den Tendenzen, den Gesundheitssektor angepasst an angloamerikanische

Zum Beispiel: Gilead

Im September 2018 entschied das Europäische Patentamt (EPA), dass der US-Pharmakonzern Gilead sein Patent für das Hepatitis-C-Präparat Sofosbuvir, Handelsname Sovaldi, behalten darf „Ärzte ohne Grenzen“ und andere NGOs waren gegen das Patent vorgegangen

„Die Entscheidung erlaubt Gilead ein Patent auf eine pharmazeutisch in‐aktive Komponente, die im Körper während der Synthese von Sofosbu‐vir entsteht“, erklärte die Ärzteverei‐nigung nach der Entscheidung des EPA Organisationen aus 17 europäi‐schen Ländern hatten im März 2017 beim EPA Einspruch gegen das Pa‐ tent eingelegt. Sie erhofften sich einen Durchbruch bei der Herstel‐lung von Sofosbuvir-Generika und deren Import in europäische Länder Das hätte auch ein Impuls für weite‐re Fortschritte bei der Bekämpfung von Hepatitis-C bedeuten können

Entwicklungen auch in Österreich immer mehr zu privatisieren, muss die Forderung nach einem öffentlichen Gesundheitssystem unter Arbeiter*innen kontrolle entgegengehalten werden Darüber hinaus sind Pharmaindustrien zu vergesellschaften und unter die Kontrolle der Arbeiter*innen und Patient*innen zu bringen, um rationelle und gezielte Planung der wissenschaftlichen Forschung zu ermöglichen und dadurch den wirklichen Bedürfnissen der Menschheit zu entsprechen Alternativ wird der Kapitalismus weiter die verbrecherische Verschwendung von immer mehr Ressourcen, von menschlicher Arbeit und Menschenleben fortsetzen.

Setzen wir der unsichtbaren Hand der kapitalistischen Profiteure ein Modell der selbstverwalteten Produktion und Verteilung durch die Arbeiter*innen entgegen, wo geplanterweise zum Wohle aller Medikamente auf Basis des höchsten wissenschaftlichen Standards hergestellt werden.

Corona und seine Folgen können als Katalysator dienen, diese Zusammenhänge deutlicher zu machen.

„Momentan verlangt Gilead für eine zwölfwöchige Therapie mit Sofosbu‐vir in Europa bis zu 43 000 Euro In Ländern, in denen Sofosbuvir nicht von Patenten geschützt ist, kostet sie laut Ärzte ohne Grenzen nur rund 52 Euro“, meldete die Deutsche Apotheker Zeitung Online anlässlich des EPA-Urteils

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