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Bildung & Wissen KURZ NOTIERT ...
Kinder Lese- und Bewegungstag im Racket Center Nußloch
Am Mittwoch, den 12.07.2023, richtet die Steuerkanzlei WSB mit schlatter.law nach dem großartigen Erfolg im letzten Jahr erneut den Kinder Lese- und Bewegungstag im Racket Center Nußloch aus. Unter dem Motto „Move on – Talent Kids werden fit für die Zukunft“ dürfen Schüler der 4. Klassen der Grundschulen aus Nußloch, Leimen und Umgebung Autorenlesungen lauschen und sich im Wechsel bei sportlichen Aktivitäten verausgaben. Die Förderung der körperlichen sowie geistigen Aktivität steht dabei im Vordergrund, da gerade die Kombination aus Sport und Konzentration die Lernfähigkeit und die Persönlichkeitsentwicklung enorm steigert.
Master of Science
Voller Freude und Stolz gratulieren wir unserer ZAP Gesundheitstrainerin Moti Zolfaghari zu ihrem bestandenen Master of Science in Gesundheitssport! Mit ihrer Masterarbeit zum Thema „Auswirkungen von Sport auf Erschöpfungssymptome bei Brustkrebspatientinnen“ hat sie einen anerkennenswerten Beitrag zur Gesundheitsforschung geleistet und sich dahingehend im gesundheitsorientierten Training spezialisiert.
Liebe Moti, wir sind sehr glücklich, dass du Teil unseres Teams bist. Für deine Unterstützung sind wir sehr dankbar. Wir sind uns sicher, dass du mit deinem Wissen und deinen Fähigkeiten einen wertvollen Beitrag für die Gesundheit und Lebensqualität unserer ZAP Mitglieder leisten wirst. Dein erfolgreicher Masterabschluss ist ein bedeutender Schritt auf deinem Lebensweg und wir wünschen dir für die Zukunft nur das Beste.
Lehrer-Gesundheitstag im Zentrum Aktiver Prävention
Am 13.03.2023 war das Zentrum Aktiver Prävention (ZAP) im Rahmen eines Lehrer-Gesundheitstags Gastgeber für rund 40 Lehrerinnen und Lehrer der Max-Weber-Schule Sinsheim.
Durch ein abwechslungsreiches Angebot von Fachvorträgen und sportlichen Aktivitäten wie Viet Thai Chi, Yoga oder funktionellem Rückentraining erhielten die Lehrkräfte einen umfassenden Einblick in die aktive Prävention. Die Wirksamkeit des gesundheitsorientierten Trainings konnten sie damit unmittelbar erleben.
Darüber hinaus konnten die Teilnehmenden mit verschiedenen Gesundheitstests ihre Rumpfkraft, ihr Gleichgewicht, ihre Körperzusammensetzung und ihre Dehnfähigkeit bestimmen lassen und bekamen Rat von den ZAP Gesundheitstrainer/-innen.
Regelmäßig finden weitere Gesundheitstage für pädagogische Einrichtungen, Firmen und Kommunen statt. Dazu informiert Sie Daniela Völker, Leiterin des Zentrum Aktiver Prävention, gerne.
Mensch und Genuss
Über Genuss und persönlichen Geschmack, Genusslernen und Genießen mit gutem Gewissen für ein gelingendes, weil genießendes Leben von Matthias
Zimmermann
Meine Erinnerung an eine Begebenheit im fernen China vor 15 Jahren:
Der chinesische Geschäftspartner genoss es sichtlich, uns Deutsche vor den Augen seiner Entourage in die stilvollste Bar, die Hangzhou zu bieten hat, einzuladen. Gelegen am wunderschönen Westsee ließ das außergewöhnliche Ambiente uns vor Erstaunen den Mund offenstehen. Als „Herr im Ring“, wie er sich gerierte, wurde ihm unverzüglich die Weinkarte offeriert. Er bestellte den teuersten Rotwein, den der Club zu bieten hatte. Der Clubchef ließ es sich nicht nehmen, die Flasche persönlich an unseren Tisch zu bringen und dem gut betuchten Gast zur Begutachtung unter die vermeintliche Kennernase zu halten. Die Kurzsichtbrille hochgezogen, studierte der neureiche Jungunternehmer das französische Etikett. Mit großer Geste wies er an, die Flasche zu entkorken. Nach andächtigem Riechen am Korken konnte man die Erleichterung beim Servicepersonal förmlich spüren, denn: Der Wein wurde für gut befunden und einer jungen Servicekraft das behutsame Abfüllen des edlen Tropfens in einen ausladenden Dekanter gestattet. Selbiger wurde sodann herumgereicht. Jeder an unserem Loungetisch durfte daran riechen, bevor der Gastgeber des Abends höchstselbst den Weingenuss zum Höhepunkt führte – mit einer Dose Sprite, die er gekonnt und mit einem lauten Zischgeräusch öffnete, um den Inhalt langsam, damit’s nicht zu sehr schäumt, in den Dekanter zu gießen. Dann noch einmal gut durchgeschüttelt, und schon floss das Gemisch in die edlen Kristallgläser, was von den Chinesen mit einem anerkennenden Raunen goutiert wurde.
„Ganbei“ – mit einem Trinkspruch wurde das Glas in einem Zug geleert. Der chinesischen Delegation stand das besondere Genussereignis ins verzückte Gesicht geschrieben. Nur die Mimik des Herren in dem Spiegel mir gegenüber zeigte ein Bild höchster Verwunderung, was nicht nur an dem befremdlichen Geschmackserlebnis lag, das mir beschieden wurde. Nun ja, wie sagten schon die alten Römer (vielleicht auch die alten Chinesen in ihrer Sprache – wer weiß das schon?): „De gustibus non est disputandum“.
Lässt sich über Geschmack wirklich nicht streiten? Was eigentlich ist Genuss? Ist es etwas, das man sehen kann – in den Gesichtern der anderen? Etwas, das jeden Menschen einzigartig und Kulturen als solche erkennbar werden lässt? Kann man Genuss lernen? Die Geschmäcker sind nun mal verschieden, und die Art, was und wie man genießt, identitätsstiftend. Und wenn einem etwas nicht schmeckt – zum Beispiel Rotwein gemischt mit Sprite – bezieht sich das keineswegs nur auf kulinarische Genüsse. Es kann einem auch die Meinung eines anderen und dessen Verhalten nicht schmecken. Auch ein Buch oder ein Musikstück, ein Gemälde oder eine Landschaft, können ein Gefühl des Missfallens auslösen oder eben großartigen Genuss bereiten.
Apropos, was von der Erinnerung an damals übriggeblieben ist: es war ein unvergesslicher Abend, man verstand sich prächtig – auch über Sprach- und offenkundige Genussdifferenzen hinweg, denn: es wurde viel und herzhaft gelacht …!
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Was Genuss mit Lachen zu tun hat. Wenn gelacht wird, ist dies ein universelles Zeichen für einen Genussmoment. In jedem Kulturkreis ist Lachen ein Ausdruck der Freude, des Unbeschwertseins und sich frei oder befreit Fühlens – sofern das Lachen ehrlich, also nicht gespielt und auch nicht aufgesetzt ist. In China gehört die freundliche Mimik zum gut geübten, allgegenwärtigen Erscheinungsbild. Gleichwohl ist bekannt, dass es mit unbeschwertem Freiheitsgenuss in dem fernöstlichen Großreich schon immer schwierig war und von Mal zu Mal schwieriger wird.
Im normalen Umgang miteinander löst das Lachen Wohlwollen und Zugewandtheit aus. In autoritären Hierarchien aber kann ein Lachen an falscher Stelle, zum falschen Zeitpunkt und in der falschen Gesellschaft dem Freiheitswunsch ganz schnell drastisch entgegenstehen. Über Jahrhunderte hinweg – und in autokratischen Kulturkreisen noch heute –erweckt Lachen den Verdacht der Mächtigen. Wer erinnert sich an Sean Connery in Umberto Ecos Bestsellerverfilmung
Der Name der Rose? Als William von Baskerville lieferte er sich einen beeindruckenden und bedrückenden Schlüsseldialog mit dem ehrwürdigen Jorge: „Sprich keine leeren Worte oder solche, die nur Gelächter hervorrufen“, schreit Jorge von Burgos in seiner Bibliothek, als unter den studierenden Mönchen plötzlich Heiterkeit ausbricht. „Der heilige Franziskus war dem Lachen sehr wohlgesonnen“, erwidert der Franziskanermönch. „Lachen ist ein teuflischer Wind, der die Gesichtszüge aufs unnatürlichste verzerrt und den Menschen wie wilde Affen aussehen lässt“, meint Jorge, worauf William von Baskerville belehrt: „Affen lachen nicht, Lachen ist eine Eigenschaft des Menschen“. Als er ergänzend dazu aus dem zweiten Buch der Poetik der Komödie zitiert, begibt er sich auf dünnes Eis. In diesem verschollenen Buch bezeichnet Aristoteles das Lachen als ein Instrument der Wahrheit. Die Kirche des Mittelalters jedoch will von aufklärerischen Schriften griechischer Philosophen nichts wissen. Jorge stellt sogar in Abrede, dass das Buch je geschrieben wurde.
Aufklärung, Wissenschaft und Wahrheit rütteln an der Macht der Obrigkeit. Den Menschen Genuss und Freude zu versagen, macht sie beherrschbar und zu gefügigen Untertanen. Wer hingegen genießt, macht sich etwas zu Nutze – „giniozan“, so der Wortstamm, aus dem der Begriff Genuss hervorgegangen ist. Der Mensch aber solle sich nichts zu Nutzen machen. Sein Nutzen gilt allein dem Herrn und seinen Stellvertretern auf Erden. Oder einem Autokraten, einem Diktator oder einer herrschenden Partei, deren Lehre einem Milliardenvolk als Quasi-Religion vorgesetzt wird. Zwischen einem untertänigen, gefälligen Lächeln und einem selbstbewussten, genusserfüllten Lachen ist ein himmelweiter (und ein politischer) Unterschied.
Was Genuss mit Demokratie zu tun hat. Im so genannten freien und demokratischen Westen steckt, als vermeintliches Überbleibsel europäischer Kirchengeschichte, im Genuss auch immer etwas Schädliches. Eigenoder Selbstnutz gilt als verpönt. Gegönnt wird ungern –anderen schon gar nicht und auch nicht sich selbst, denn: Ist es nicht so, dass irgendwer irgendwann irgendwo leiden muss, damit wir hier und jetzt genießen dürfen? Jesus hat kein genusserfülltes Leben geführt, sondern seine Glaubenslehre auf einen grauenvollen Tod am Kreuz und natürlich auf seine Wiederauferstehung gegründet. Also wenn schon Genuss, dann muss er sinnhaft, in demütiger Bescheidenheit und gerecht erfolgen. So gesehen kann Genuss im Angesicht der traurigen Weltenlage um uns herum ohne ein schlechtes Gewissen eigentlich gar nicht stattfinden, oder?
So wird der Genuss zur Gewissensfrage. Die Liste dessen, was außerhalb der political correctness liegt, wird sowieso immer länger. Fleisch und Alkohol, Flugreise und Autofahren, Nacktbaden oder Pelztragen? Genuss scheint es nur in Verbindung mit Scham zu geben!
Verboten ist all das nicht (allenfalls das Nacktbaden im öffentlichen Freibad). Denn in einer freiheitlichen und marktwirtschaftlich organisierten Demokratie ist das nun mal weitestgehend so: man bezahlt – und genießt. Es bedarf weder einer überirdischen noch einer hoheitlichen Legitimation, denn Genuss ist ein Freiheitsrecht, über Jahrhunderte erkämpft und Teil der Würde des Menschen, die unantastbar ist. So steht es in unserer demokratischen Verfassung. Die Ableitung daraus kann ein bisweilen sehr eigenwilliges Freiheitsverständnis offenbaren: ausgelassenes Tanzen unbedingt auch an jedem Feiertag, Grölen und Fluchen wie ein Bierkutscher im Fußballstadion und Völlerei mit unbotmäßigem Alkoholgenuss bei Festivitäten nach dem „All-you-can-eat-and-drinkPrinzip“ gehören zum Bild der modernen Öffentlichkeit in liberalen Kulturen.
Als strafbare Sünde findet sich derlei Gebaren in keinem demokratischen Gesetzbuch, sondern nur in den zehn Geboten. Dazu etwas zum Lachen (oder nicht – je nach Geschmack und Gewissen): Als Moses vom Berg Sinai herabsteigt, präsentiert er seinem Volk zwei Steintafeln mit den Worten: „Hört mal, liebe Leute, ich hab´ Gott unseren Herrn auf nur noch zehn Gebote runterhandeln können, aber eine schlechte Nachricht bleibt: Ehebruch ist immer noch dabei“. Heute darf man diesen Witz erzählen und darüber lachen – das ist weder eine Straftat noch eine Ordnungswidrigkeit, sondern allenfalls eine Geschmacksfrage, die beim eigenen Ehepartner Befremden auslösen könnte. Früher aber hat das Kirchenrecht den Sadisten in ihren Kreisen großartige Genussmomente beschert, wenn ein solcher Gotteslästerer an sie ausgeliefert wurde. In vielen islamischen Ländern ist das noch immer so!
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Was Genuss mit Freiheit zu
tun hat.
So vielfältig und ambivalent, schamerfüllend und befreiend kommt er daher, der Genuss – und ist dabei stets sinnlich, lustvoll und reflexiv. Wahrer Genuss kann nicht von oben herab verordnet werden. Auch Geschmack ist nichts, wozu eine Obrigkeit jemanden qualifiziert. Stattdessen ist das, was dem Genuss vorausgeht, ein intimes, identitätsstiftendes Merkmal für Individuen einer demokratischen, pluralen und freiheitlichen Gesellschaft. Es ist der persönliche Geschmack, der Vielfalt und kulturellen Ausdruck erzeugt. In der freien Welt entscheide ich als Individuum selbst darüber, was mir gefällt und was nicht. Und niemand anders!
Die Freiheitsidee und die menschliche Biologie machen das individuelle Genusserleben zu dem, wonach es sich zu streben lohnt: „Folge Deinem Geschmack, denn das Leben wird lebenswert durch Genuss“! Wem der Genuss versagt wird, lebt in innerer Dunkelheit, wo auch die geistige Freiheit kein Licht spenden kann.
Genussversagen kann in politischen oder gesellschaftlichen, kulturellen oder religiösen Umständen begründet liegen. Glaubenssätze, die der Katechismus im Laufe der religiösen Sozialisation einem Katholiken tief ins Gehirn gepflanzt hat, nehmen Einfluss darauf, ob ein genießendes Leben gelingt oder nicht. An Angehörigen bestimmter Glaubensrichtungen sind Einflüsse aus Reformation, Humanismus, Aufklärung, Laizismus, Säkularisation und damit das Zugeständnis individueller Selbstbestimmtheit weitestgehend vorbeigegangen. Ohne demokratische Rechtsstaatlichkeit sind sie einer Prägung, die das menschliche Bedürfnis nach Genusserleben reglementiert und bisweilen verdammt, ungleich stärker unterworfen. An die Stelle von Genuss tritt nicht selten die Selbstkasteiung oder, bei religiösen Fundamentalisten aller Art, sogar die Selbstgeißelung (was in diesem Fall allerdings den Masochisten großartige Genussmomente beschert). Dem Katholizismus muss man immerhin zugutehalten, dass es den Beichtstuhl gibt, wo man Ablass erfährt – ohne zu bezahlen, wie man das früher tun musste! Und wenn wahrer Genuss wirklich eine Sünde ist (oder vielleicht sogar sein muss), ist mit der letzten Ölung sowieso alles geheilt.
Was Genuss mit Biologie zu tun hat.
Genussversagen kann auch ganz fundamentale Ursachen haben, nämlich biologische, denn: grundlegend für jede Form von Genusserleben ist die ausgeprägte Funktionsfähigkeit unserer Sinne. In der Wissenschaft werden fünf Sinne benannt: der gustatorische (schmecken – was möglicherweise dazu führt, dass Geschmack immer gern mit Essen und Trinken gleichgesetzt wird), der olfaktorische (riechen), der visuelle (sehen), der akustische (hören) und der taktile (spüren).
Eine Corona-Infektion war in diesem Sinne für viele Betroffene ein Lehrstück der besonderen und beängstigenden Art. Dazu eine Anekdote aus eigener Erfahrung, die ausgerechnet einer Winzerin – die weibliche Seite ist in diesem Berufsbild bedauerlicherweise noch immer unterrepräsentiert – zum Schaden gereichte. Und das kam so: Es begann mit Hals-
GOLF-SCHNUPPERKURS
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Weitere Informationen finden Sie in der Auslage im Racket Center oder unter www.gchl.de kratzen an einem Tag etwa zwei Wochen vor Ostern 2021, einhergehend mit einem Gefühl der Schlappheit, aber nichts, was davon abhalten sollte, sich zum Abendessen eine Flasche Wein zu öffnen. Der Weißburgunder meiner Lieblingswinzerin aus Arzheim in der Pfalz war frisch und gut gekühlt. Und er schmeckte – wie Spiritus aus einem Metallbecher. Ein Schockmoment. Mir dämmerte da was. Statt ein Gläschen in die Kehle gabs ein Stäbchen in die Nase. Zwei Striche auf dem Teststreifen brachte Gewissheit, bestätigt durch einen geruchsfreien Windelwechsel bei meiner damals einjährigen Tochter: Ich war Corona-positiv und litt unter einer sensorisch-neurologischen Störung meines Geschmacks- und Geruchssinns. Was mir beim Wickeln zweifellos einen Vorteil verschaffte, war für mich als Weingenießer eine Katastrophe –und für die Winzerin der Verlust eines guten Kunden. Das allerdings, dies sei hier öffentlich beteuert, werde ich mit einer großen Bestellung wieder heilen – allein schon der Fairness wegen, denn sie konnte ja nun wirklich nichts dafür! Zu meinem großen Glück war diese gravierende Erfahrung nur eine vorübergehende.
Viele Menschen jedoch leiden als Folge einer Coronainfektion bis heute an neuronalen Störungen und Beeinträchtigungen der Geschmacks- und Geruchssensorik. Kulinarische Genüsse sind ihnen seitdem versagt. Die Einschränkung der Lebensqualität, wenn Essen und Trinken nicht mehr schmecken, ist unbeschreiblich schlimm und für die Psyche extrem bedrückend. Corona hat nicht nur Menschen mit körperlichen Einschränkungen hinterlassen, sondern viele auch in Depressionen gestürzt, die über eine lange Zeit hinweg behandelt werden müssen und enorme Kosten für das Gesundheitswesen zur Folge haben.
Unabhängig davon, ob das Schicksal der Natur oder gesellschaftliche Normen dem genießenden Leben entgegenstehen: Oftmals offenbart sich der Wert des sinnlichen Genusses erst dann, wenn man einen Wein nicht schmecken, Frühlingsblumen nicht riechen, andere Menschen nicht sehen, eine zarte Berührung nicht spüren oder Musik nicht hören kann. Der Genuss aus einer Erinnerung oder einer Phantasie, die unserem Gehirn entspringt, kann ein sinnliches Erleben nicht ersetzen. Die Folgen für Psyche und Lebensqualität sind dramatisch. Gerade Einschränkungen beim Hören haben enorme Auswirkungen auf das menschliche Seelenheil, wenn die Kommunikation und damit die soziale Interaktion verloren gehen. Weltweit leben 1,5 Milliarden, in Deutschland rund 10 Millionen Menschen, mit Hörverlust.
Ludwig van Beethoven – ausgerechnet ein musikalisches Jahrhundertgenie – war schon als junger Mann hörbehindert und bei aller Genialität ein unduldsamer Zeitgenosse mit depressiven Zügen: „Wie ein Verbannter muss ich leben“, sagte er zu seinem Schicksal, das ihm sein Klavier- und Bratschenspiel mit anderen Musikern vergällt, dadurch zum Komponieren (so gesehen ein Segen für die Nachwelt) und mit alldem einhergehend in immer furchtbarere Einsamkeit genötigt hat. Ein großer Verehrer des Ausnahmekomponisten war der Alt- bundeskanzler Helmut Schmidt, der bei einer Ansprache zum Festkonzert der Deutschen Nationalstiftung sagte: „Es ist ein großer Schmerz meines Alters, dass ich nach weitgehendem Verlust meines Gehörs Musik nicht mehr vernehmen kann“. Danach verließ er den Hamburger Michel, bevor das Orchester anfing zu spielen – er ertrug es nicht, statt feinsinniger Musik nur noch eine undefinierbare Geräuschkulisse wahrzunehmen. Seit der frühen Jugendzeit spielte der ehemalige Bundeskanzler Klavier und genoss die Musik bestimmt auch als Ausgleich zu seiner Beanspruchung als führender Politiker des Landes. Der Star-Pianist Justus Frantz und enger Vertrauter hielt mit seinem Mitleid nicht hinter dem Berg: „Es ist eine Tragödie für einen so wunderbaren Musiker und musisch gebildeten Menschen. Es tut mir schrecklich leid.“ Helmut Schmidt, der sein Herz wahrlich nicht auf der Zunge trug, muss unter dem Verlust seines geliebten Musikgenusses fürchterlich gelitten haben.
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Was Genuss mit Bewegung zu tun hat.
Und wie ergeht es jemandem, der aufgrund einer Erkrankung oder Verletzung in seiner Bewegung eingeschränkt ist? Wenn er nicht mehr Gehen, Rennen oder Klettern, Tanzen, Radoder Skifahren kann? Dann ist ein beträchtlicher Genussverlust die Folge. Welcher Sinn ist es, der dabei abhanden kommt und der eigenen subjektiven Wahrnehmung ein Genusserleben verwehrt? Die Wissenschaft führt einen „sechsten Sinn“ an: den Gleichgewichtssinn. Dieser aber kann die Minderung der Lebensqualität, die mit einer Bewegungseinschränkung einhergeht, nur bedingt erklären. Die Suche nach einer Erklärung dafür, was Bewegung mit Lebensqualität zu tun hat, führt zum sogenannten kinästhetischen Sinn.
Kinästhetik ist eine Wortschöpfung aus den altgriechischen Wörtern kineō (bewegen) und aisthesis (Wahrnehmung, Empfindung) und meint folglich „Bewegungsempfindung“. Dieser Sinn ist Grundvoraussetzung für die unbewusste, automatisierte Steuerung von Bewegungsabläufen. Beobachtet man Spitzensportler, zum Beispiel Tennisspieler (Roger Federer), Turner (Fabian Hambüchen) oder Skifahrer (Marc Girardelli), ruft die Qualität, mit der sie ihre Bewegung steuern, höchste Bewunderung hervor – vor allem bei denjenigen, die selbst solche Sportarten ausüben und die erforderliche motorische Leistungsfähigkeit nachvollziehen können. Drei Sinnesmodalitäten der so genannten Propriozeption sind für die Steuerung der Lage, der Kraft und der Bewegung des Bewegungsapparates (Knochen und Gelenke, Muskulatur und Faszien sowie Nerven und Rezeptoren) verantwortlich. Eine Störung dieses sensorischen Sinnessystems macht Alltagsbewegungen, die im Laufe eines Lebens entwickelt und verinnerlicht wurden, schwierig und die automatisierte Feinsteuerung hochkomplexer Wurf-, Schlag- oder Turnbewegungen unmöglich.
Natürlich liegt der Verlust an Lebensqualität darin begründet, nicht mehr so ohne weiteres von A nach B zu gelangen, bei körperlichen Aktivitäten gemeinsam mit anderen dabei sein oder gar an Wettkämpfen teilnehmen zu können. Vor allem ist es der Genuss an der Bewegung selbst, der versagt bleibt: das Gefühl von harmonisch fließenden Abläufen im Zusammenspiel der Bewegungsorgane und damit auch das Empfinden von motorischem oder sportlichem Können. All das ist z. B. im Falle einer Verletzung mitunter plötzlich weg!
Natürlich genießen Sportler den Erfolg, auch das Ansehen und das ganze Drumherum, das mit ihren Erfolgen einhergeht. Aber das Tun an sich, das perfekte Gefühl für den Ball, das Wasser, den Schnee oder das Turngerät, die anscheinende Leichtigkeit einhergehend mit der Überzeugung, Herr seines Metiers zu sein – das ist es, was dem Sportler Genuss bereitet. Ganz nüchtern physiologisch betrachtet liegt die Motiva- tion, sich immer wieder den Bewegungsherausforderungen eines Trainings oder eines Wettkampfes zu stellen, darin, ein „neurologisch-zerebrales und metabolisches Optimum“ zu erreichen. Das Gehirn und das periphere Nervensystem, die (endokrinen) Körperdrüsen und das muskulär-fasziale System spielen perfekt zusammen. Die körpereigenen Energiebereitstellungssysteme arbeiten maximal effizient.
Den Zustand höchster Konzentration, einhergehend mit automatisierten, feinmotorischen Bewegungen, empfinden Sportler als „Einswerden von Körper, Geist und Seele“, oder „Einssein mit sich selbst“. Manche berichten davon, quasi aus sich herauszutreten und sich selbst bei ihrer Handlung zuzuschauen. Sie hätten dabei den Handlungserfolg bereits vorher, also antizipativ, vor Augen und spüren ein wohltuendes Gefühl der Sicherheit, der sie von jedem Selbstzweifel befreit. Zum Beispiel beschreiben Ballsportler sehr überzeugend, bereits in dem Moment, in dem der Ball den Fuß, die Hand oder den Schläger verlässt, genau zu wissen, wo der Ball im Tor oder im Spielfeld landen wird.
Von außen beobachtet offenbart sich dieser besondere mentale Leistungszustand in einer Leichtigkeit im Tun, einer optimale Bewegungsdynamik und einer anmutigen Balance: Michael Groß („flieg, Albatros, flieg“) schien über das Wasser zu fliegen, Marc Girardelli auf Schienen zu gleiten und Roger Federer über den Platz zu schweben. Wie beschrieb das der US-Autor David Foster Wallace? Roger Federer beim Tennisspielen zuzuschauen, ist eine „religiöse Erfahrung“!
Der US-amerikanische Psychologe ungarischer Herkunft und Mitbegründer der so genannten positiven Psychologie, Mihály Csíkszentmihályi, hat dafür einen Begriff geprägt: den „Flow“! Dieser Flow steht für jeden Sportler als die höchste Form des Genusserlebens. Ein Höchstmaß an psychophysischer Beanspruchung dank eines perfekten Bewegungsflusses, eines idealen Konzentrationszustands und einer
Mit Sicherheit für Sie da
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Securitas ist Deutschlands größter Anbieter professioneller Sicherheitsdienste. Mit 120 Niederlassungen sind wir bundesweit für Sie da – auch in Heidelberg und Mannheim.
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68219 Mannheim
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0621 / 976 905 01 optimalen Leistungsbereitschaft wird als positiv interpretiert und als wohltuend empfunden. Wer immer wieder Flow erlebt, kann schwerlich davon lassen. Sportlern, das zeigen viele Karrierebeispiele, fehlt ein Stück Glück, wenn es nicht gelingt, nach dem Karriereende auf einem anderen Gebiet zu ähnlichem Genusserleben zu gelangen (Damit ist nicht das Essen gemeint. Ehemalige Sportstars, die erkennbar völlig aus der Form geraten sind, gibt es genug). Es geht darum, sich –überzeugt vom eigenen Können und Gelingen – voll und ganz einer Sache zu widmen.
Was Genuss mit Lernen zu tun hat. Psychologen sprechen von „entspannter Konzentration“, also ganz bei der Sache zu sein und gleichzeitig „loszulassen können“, damit Automatismen einer Handlung auch wirklich automatisiert stattfinden können. Je motorisch komplexer Handlungen sind, desto weniger sind sie bewusst steuerbar. Ziel jedes Lernens ist es, Handlungen auch unter Druckbedingungen zu stabilisieren.
Muss man es aber wirklich auf das sportliche Leistungsniveau der genannten Sportstars bringen, um Genuss zu erleben? Auf jedem Leistungsniveau kann es gelingen, durch physische Beanspruchung und mentale Fokussierung bei gleichzeitigem Entspanntbleiben ein (relatives – also dem persönlichen Leistungsvermögen entsprechendes) Handlungsoptimum zu erreichen. „Ich habe mich in einen Rausch gespielt“, hört man nicht nur von Top-Athleten, sondern z. B. auch vom Kreisligatennisspieler. Voraussetzung dafür ist allein die Fähigkeit, seine Sinne scharf zu stellen: die Augen, um den Ball früh zu sehen. Die Ohren, um akustische Signale zu empfangen, das Gespür, wie der Schläger in der Hand liegt und letztlich den Bewegungssinn, um optimal zu handeln. Allein der Geschmacksinn hat Pause.
Der gustatorische Sinn aber ist für den kulinarischen Genuss unabdingbar. Er ist in der Lage, dank der Rezeptoren im
Mundraum, die sich im Wesentlichen auf der Zunge befinden, die Geschmacksreize ins Gehirn zu senden. Dort werden sie als süß, sauer, salzig, bitter oder umami – ein neuerer Begriff für fleischig, würzig bzw. „herzhaft“ – interpretiert. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Durchschnittsmensch etwa 180, gute Schmecker ca. 400 Rezeptoren pro Quadratzentimeter Zunge aufweisen.
Geschmackssinn allein reicht für kulinarische Genüsse nicht. Der Geruch einer Speise, die Art der visuellen Darbietung eines Produkts oder der Speise und auch der Biss – also das haptische, das taktile Empfinden je nach Konsistenz der Mahlzeit (man denke nur an die „Penne al dente“) –sind für das kulinarische Gesamterleben wichtig. So gilt die gustatorische Wahrnehmung als diejenige, die am meisten von anderen Sinneseindrücken mit beeinflusst wird.
Ernährungswissenschaftler sind mittlerweile davon überzeugt, dass die Fähigkeit, Essen und Trinken genießen zu können, erheblich auf das Essverhalten und damit auf die Gewichtsregulation wirkt. Die Zeit, die man sich für das Essen nimmt, und das räumlich-soziale Umfeld, in dem man speist, gelten in diesem Zusammenhang als maßgebliche Einflussfaktoren auf das, was man „gesunde Ernährung“ nennt.
Also: Statt Kalorienzählen lieber das Geschmackempfinden schulen. Was für den Sport unmittelbar einleuchtet, gilt auch für die Kulinarik, das Lesen, Musikhören oder andere reizintensive Phänomene: der Weg zum Genuss führt über das Lernen. Um Texte schnell zu lesen und zu erfassen, bedarf es des Lernens und der Übung. Gleiches gilt für das Musikhören, die Ausbildung eines feinsinnigen Gehörs für die Tonalität einer Komposition. Für den Parfümeur mit seinem feinen Näschen für die Nuancen eines Dufts und für Önologen beim gustieren eines schönen Weißweins ist es ebenso unabdingbar, durch langes Lernen die Geschmackssinne so zu schärfen, um ein Genussexperte zu werden.
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