CREATED BY: GUSTAVMAG – ART WORK: LIONEL GAILLARD
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Zik / Wobble wobble wobble
Zik / FME
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Freerideattitude / FMX: what’s new
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Art / Artyou
Une Ville Un Regard / Vevey
Gustav17 Welcome to
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RETTET DAS GENETISCHE ERBE DER SUPERHELDEN
Es ist nicht einfach ein Superheld zu sein. Man muss wahnsinnig stark sein, super schön, harte Handarbeit leisten ohne je dreckige Nägel zu haben, man muss extrem intelligent sein, dominant und zugleich beruhigend, die Hässlichen retten und die Schönen beeindrucken, viel Geld und einen riesigen Schniedel haben... und all das schön verpackt in einem XXS Kostüm. Das ist ein enormer Druck, selbst für einen Superhelden. Das Problem der Superhelden von heute? Die übermächtigen Superheldinnen und ihre neue Supermacht: Facebook. Sie lieben es dort ihre Heldentaten zu posten um bei ihren Freundinnen anzugeben, à la „Jaaa, ich habe heute die Handtasche einer Oma gerettet und das ganz alleine“. So kann man als Superheld vor seiner Kundschaft schnell an Glaubhaftigkeit verlieren. Denn auch die Omas sind auf Facebook. Und was macht ein Superheld der bei dieser weiblichen Konkurrenz sein Gesicht verliert? Er lässt sich von jenen trösten, die ihn verstehen: die anderen Superhelden. So schnell geht es und hat sogar einen Namen: die gesellschaftliche Homosexualität. Glaubt uns, die Superhelden sind vom Aussterben bedroht. Keine Fortpflanzung, keine Superhelden. Die Klimaerwärmung beunruhigt uns natürlich schon, doch die Rettung des genetischen Erbes der Superhelden darf auch nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
Par Anne-Laure M.
FRESH MEAL
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Text: Crew Design: Livia van Haren
FRESH MEAL
LOOXCIE Die Marke Looxcie stellt einen sehr leistungsfähigen Headset-Camcorder vor. Dieses Gerät ermöglicht Videoaufnahmen mit Ton und besticht durch seine Kompaktheit. Man kann also genau das aufnehmen, was man mit eigenen Augen sieht und eigenen Ohren hört. Und das ist noch nicht alles, Looxcie hat die Kamera nicht nur funktionell voll ausgestattet, sondern ihr auch ein äusserst ansprechendes Design verpasst. Die Speicherkapazität beträgt 5 Stunden und das Gerät komprimiert automatisch früher gemachte Aufnahmen, wenn der Speicherplatz für laufende Aufnahmen knapp wird. http://techcrunch.com/2010/09/14/look-youtube-nohands-looxcie-introduces-wearable-camcorder/
FINEPIX REAL 3D W3 VON FUJIFILM Fujifilm erweitert das Sortiment ihrer 3D-Digitalkameras um die FinePix REAL 3D W3, quasi den kleinen Bruder der FinePix W1, die 2009 herauskam. Die Kamera mit 3D-Videofunktion und HD-Qualität für den Hausgebrauch ist kleiner und leichter als ihre Vorgängerversion und mit allen 3D-Fernsehern kompatibel. Sie ist mit einer grossen LCD-Anzeige (3.5″ und 1.15 Megapixel) ausgestattet worauf man 3D-Bild- und Videoaufnahmen direkt und ohne 3D-Brille betrachten kann. Dank der Kombination von zwei Objektiven und zwei synchronisierten Bildsensoren können mit der Fujifilm Real 3D-Technologie alle Objekte aufgenommen werden. Der neue RP (Real Photo)-Prozessor 3D verarbeitet die von den zwei optischen Blöcken (Objektive und Sensoren) erfassten Bilddaten und verknüpft diese zwei Bilder, um ein 3D-Bild (Foto-
oder Videoaufnahme) in HD-Qualität zu erhalten. Auf der Rückseite des Gehäuses befindet sich eine benutzerfreundliche Bedienungseinheit, die einen schnellen Zugriff auf die Modi 2D- und 3D-Aufnahme sowie der Ansicht der Aufnahmen gestattet. Eine einfache Verbindung zum 3D-Fernseher via HDMI-Kabel genügt, um die mit dem W3 gedrehten Filme auf dem Grossbildschirm geniessen zu können (hierbei sind jedoch die speziellen mit dem Fernseher gelieferten 3D-Brillen notwendig). Die FinePix REAl 3D W3 ist seit Mitte September im Handel erhältlich. IDJ MUSIC MIXING STATION FOR IPAD Dieser Dual Deck-Mixer von Psychic Factory ist Ipad-kompatibel und erlaubt das Bearbeiten von Tracks mithilfe der verschiedenen Funktionalitäten des Apple-Tablets, wie z.B. von Garageband oder anderen noch unveröffentlichten Anwendungen. NOKIA KINETIC CONCEPT PHONE Jeremy Innes-Hopkins, ein junger britischer Designer, hat mit dem „Nokia Kinetic Concept Phone“ ein interessantes neues Mobiltelefonkonzept entwickelt, bei dem sich das Telefon bei einem ankommenden Anruf oder einer Nachricht aufrichten kann und dies dank einem eingebauten System, das digitale Daten in kinetische Energie umwandeln kann. „THE RAY“ IM STIL DES EAMES LOUNGE CHAIR Die dänische Marke Davone Audio hat ihre zweiten Luxus-Lautsprecher entworfen und produziert. Nach „Rithm“ ist dieses neue Lautsprecher-Set je von gebogenen Schichtholzschalen aus Nussholz ummantelt und wird von Metallfüssen getragen.
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KÜCHE „GOUTTE D’O“ BY DE DIETRICH X ERWAN LESTANG ET MIKAEL BITTON Inspiriert vom Kreislauf des Wassers, ist das Ziel dieser ökologischen Küche die Optimierung des Ressourcenverbrauchs. Ein spezielles System ermöglicht die Weiterverwendung der Wärmeemissionen des Kühlschrankkkompressors zur Erwärmung von Wasser. Sogar das Design dieser Küche wurde so durchdacht, dass kein Wasser verlorengeht. Ihre Halbmondform erinnert an einen Wassertropfen, der uns wiederum an den Wert dieser Ressource erinnert. SPACE INVIDER COUCH BY IGOR CHAK Ein ausgezeichneter Sessel ist die „Space Invader Couch“ vom Designer Igor Chack, der sich vom berühmten Videospiel der 80er Jahre hat inspirieren lassen. Umgesetzt in Leder und Schaumstoff mit Formgedächtnis, sowie zwei Glasflächen.
PENTAX RS 1000 / NB 1000 Hier die zwei neusten Gadgets des Hauses Pentax, die RS 1000 und die NB 1000. Das Konzept ist bei beiden die spielerische Personalisierung des Gehäuses, bei dem die Teile der Frontseite auswechselbar sind. Für die Version NB 1000 hat Pentax mit der japanischen Marke Nanoblocks zusammengearbeitet, was den Benutzern erlaubt, das Gehäuse nach Lust und Laune zu gestalten.
Text: Crew Design: Livia van Haren
COL-LETTO BED BY LAGO Das „Col-Letto Bed“ ist eine Kreation des italienischen Herstellers Lago und ein sehr attraktives Bett mit der Besonderheit, mit einer Art Kragen versehen zu sein, was das Gefühl verstärkt, in einem Nest zu liegen. Oder in einem Geschenkpaket, Hundekorb… SUBSTAINS PRODUCTS BY LARS AMHOFF & CHRISTIN KRAUSE Der Zusammenarbeit von Lars Amhoff und Christin Krause zu verdanken, konzentriert sich The Substain auf die Gestaltung von Designaccessoires und modernen Möbeln. Unter der letzteren Kategorie ist eine Serie von interessanten Produkten, darunter dieser obskure Tisch, zu entdecken.
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Design: Livia van Haren
1. CONVERSE X THE DUFFER OF ST. GEORGE JACK PURCELL MID In einer neuen Zusammenarbeit präsentieren Converse und The Duffer of St. George den Jack Purcell Mid Sneaker in zwei Farben.
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2. OAKLEY GEARBOX WATCH Enthüllt während der Baseworld 2010 ist die Gearbox eine Uhr der jüngsten Generation des industriellen Stils und Designs von Oakley. Sie ist aus rostfreiem gebürstetem Stahl gefertigt und das Design kann sich sehen lassen!
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3. “ONE SIZE FITS ALL” EXHIBITION BY IVANO ATZORI – Masks by Neil Barrett, Vivienne Westwood, Missoni, Raf Simons and Others Sie trägt die Handschrift von Vivienne Westwood und wurde an der sehr renommierten „One Size Fits All“ in Mailand ausgestellt. 4. MONCLER GRENOBLE TWEED JACKET Ge-ni-al. Diese Mischung aus Tweed und der klassischen Daunenjacke von Moncler ist einfach ein Traum einer Jacke. 5. (IN)DECOROUS TASTE Die amerikanische Stylistin Lauren Tennenbaum beschreibt sich selbst als exzentrisch, exzessiv, sogar aggressiv und hat eine grosse Schwäche für Biker, alte Familienfotos und die Welt des Rock. Vielleicht hat sie dieses künstlerische Umfeld dazu gebracht, ihre unglaublichen Schuhkreationen bis ins Unendliche mit Leder, Nieten und Kristallen (für ein bisschen Glam) zu bearbeiten. Das Resultat ist genauso beeindruckend wie ihr Talent. 6. SKULLCANDY X JAY-Z: ROC NATION AVIATOR-KOPFHÖRER Skullcandy gibt eine wichtige neue Zusammenarbeit für die neuen Kopfhörer bekannt (nach Snoop Dogg, NBA, …) und zwar diesmal mit einem der wichtigsten Hip-HopKünstlern überhaupt: Jay-Z. Es handelt sich dabei um das erste von mehreren gemeinsamen Projekten mit dem Label Roc Nation, die in der Zukunft vorgesehen sind und wurde Ende September 2010 in Form von drei Kopfhörern vorgestellt. Die Kollektion trägt den Namen Roc Nation Aviator – der Name ist Programm –, ist aus Leder, glossy, erhältlich in den Farben braun, schwarz und weiss mit dem Schriftzug Roc Nation. 7. DIE KORSETTS VON MAYA HANSEN Sehr trendy, aber ein Accessoire fehlt: knallbunte Tattoos. Inspiriert von grellen Farben und der fantastischen Welt der Cupcakes und Naschereien, stellt die spanische
Designerin Maya Hansen ihre neue, mit grosser Sorgfalt gearbeitete Korsettkollektion mit dem Namen „Cake corsets“ vor. Süüüüss! 8. ADIDAS X JEREMY SCOTT OBYO Adidas und Jeremy Scott setzen diesen Winter ihre gemeinsame Kollektion unter dem Label Originals by Originals (ObyO) fort. Never change a winning team… Das gilt auch für diese Linie, die sich zwischen Sportswear, Streetwear und… Verkleidung bewegt.
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9. MASSGESCHNEIDERTE SCHUHE VON OYEE DESIGN Nach den coolen Pumps der französischen Marke Ndeur (heute Creativ Sweatshop), nimmt sich Ayçin Doğan aka Oyee Design zu brave Schuhe vor und versieht sie mit einer Prise Humor, Farbe und Zeichungen. 10. 6DPI EYEWEAR BY SAMAL DESIGN „6dpi“, das retro-futuristische Brillenkonzept des Designers Dzimitry Samal aus Paris, zeigt in schwacher Auflösung die unscharfe Form einer Brille. 11. SEIFEN VON NATURALYNN SOAPS Mit ihrem Duft von Cupcakes, Oreos und Mini Donuts haben uns die aussergewöhnlichen Seifen von Naturalynn auf Etsy aus einer kleinen Boutique in Puerto Rico sofort betört. Und sie eignen sich ausgezeichnet zur Dekoration des Badezimmers! 12. JC DE CASTELBAJAC X SOUTH PARK Für die, die JC de Castelbajac noch nicht kennen: Die Spezialität des Designers besteht darin, seine Schnitte der Spitzenklasse mit der Welt der Zeichentrickfilme zu vermählen, wie er es beispielsweise bereits mit einigen Disney-Charakteren zeigte. Hier ein Stück seiner Von South Park inspirierten Kollektion. JACKE PACO VON RIP CURL Frauenlederjacke mit dem beliebten Vintage-Touch. Erhältlich in den Pro Stores in Lausanne, Genf und Zürich
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Text: Prénom Nom Design: Livia van Haren
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1. TARADUFF Unter dem Namen Taraduff finden wir Strickware nach Grossmutters Art, hübsch und wirksam gegen die Kälte, oder auch nicht.
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2. DC ROYAL 2010 BY ROB DYRDEK 2010 begonnen, setzt Skater Rob Dryek seine Zusammenarbeit mit DC Shoes fort und stellt neue Farbversionen für den DC Royal vor. Das rote Paar besteht oben aus einem Mix aus Nubuk und Leder, während das schwarze Paar aus Lackleder und Mesh gefertigt ist. Die Zunge ist mit Schuamgummi gefüllt und die Aussensohle aus abriebfestem Kautschuk.
10. Carhartt x UDG DJ Bag Sehr interessant diese Kollaboration von Carhartt und UDG, genannt DJ Bag. Die Tasche ist aus original Canvas von Carhartt hergestellt und besteht aus verschiedenen Fächern für Platten, einen Laptop, und alles, was ein DJ so braucht. 11. Denim Billabong Girls Die Jeans von Billabong werden aus den besten Denimstoffen hergestellt. Die Kollektion bietet eine grosse Auswahl an verschiedenen Schnitten (Haremhose, Boyfriend, Slim), Farben und Waschungen und garantiert damit einen einzigartigen Style für jede Situation.
3. SUITCASE STICKERS Wie findet man heraus ob die Zollbeamten Humor haben? Indem man in diese Sticker mit vorsichtig gesagt kontroversen Motiven investiert. Der Hersteller lehnt jede Haftung im Bezug auf die Konsequenzen ab.
12. CONVERSE X JOHN VARVATOS Neue Converse aus Nubuk aus der Kollektion Winter 2010 von John Varvatos. John Varvatos ist ein amerikanischer Modedesigner, der unter anderem bereits bei Calvin Klein und Ralph Lauren war.
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13. DA DA für Quiksilver Ärmellose Jacke – PU-Beschichtung auf der Rückenseite – Sherpa-Kragen – Schulterpassen aus Leder – MetallID auf der linken Tasche – Aufsteck-Innendruck - Maschinenwaschbar
5. COOL MOTORCYCLE HELMETS Liebe auf den ersten Blick waren diese genialen Motorradhelme, die mit Siebdrucken von realistischen Fotos versehen sind, die so ausgefallen sind wie schräg. Ausgedacht von den kreativen Köpfen des kasachischen Studios Good! 6. Hurley x Livery Design Gruppe x Dalek Fixed Gear Bikes Zusammenarbeit in Sachen Bike von Hurley und Livery Design Gruppe. Artwork vom Künstler Dalek. 7. G-Shock G-001 Wie immer voll ausgerüstet mit funktionellen Gadgets, fröhlichen Farben und einer ganz anderen Form als die Modelle dieses Sommers. 8. SUPREME X JOHN BALDESSARI 9. Amos James Jarvis “Caleb” Figure Süss
14. PQ GAME OVER What else… 15. KOSTÜM TANNE-DIE-NACH-OMA-RIECHT Oder wie man zeigt, dass man als Eltern Verantwortung zu tragen weiss. 16. KEETCH Keetch man lucchador del MeXXXXico.
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Bei uns wird von einer einverständlichen Scheidung gesprochen, die Amis nennen es „eine sanfte Scheidung“ – und die wird gefeiert! Ihre Rache hat die Form eines süssen Desserts. Wir sind begeistert von dieser Idee, Kuchen sprechen zu lassen. Scheidungstorten, etc., wir sehen da Potenzial!
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Text : Anne_Laure M. Layout : daïan
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Bring PET-Flaschen zur端ck, sonst fehlen sie woanders. Aus leeren PET-Flaschen macht man nicht nur neue Flaschen, sondern auch hochwertige Textilien und daraus Zelte. PET kann umweltfreundlich und zu 100% wiederverwertet werden. Bring deine PET-Flaschen zum Sammelcontainer.
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BY HAROSHI
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DIESER SKATER/KÜNSTLER, EINE ENTDECKUNG DER PLSMIS GALLERY IN TOKIO, HAT UNS MIT SEINER INTERPRETATION DES RECYCLINGS VERBLÜFFT. Die Lebensdauer eines Skate Decks ist begrenzt. Doch sich davon zu trennen kann schwerfallen, zu wichtig sind die Gefühle und Erlebnisse, die man damit verbindet. Haroshi entschloss sich, daraus Kunst zu machen: „Als Skater fühle ich mich verpflichtet, die Skate Decks weiterzuverwenden und die Möglichkeiten auszuloten, wie man ihnen neues Leben einhauchen kann. Ich weiss, welche Beziehung man zu seinem Skate aufbauen kann und dies möchte ich wiedergeben in Form von schönen Objekten, an denen man hängt und denen man Sorge trägt. Die Arbeit von Harvest, meinem Unternehmen, geschieht aus der Sichtweise des Skaters und Künstlers, dass man die Herkunft dieser Decks würdigen sollte. Wenn die Leute, die ich mit meiner Kunst berühre, beginnen, ihre Einstellung bezüglich des übermässigen Konsumverhaltens zu ändern und sich dem Recycling zuzuwenden, dann ist mein Ziel erreicht.“ Text: Crew Design: Livia van Haren
Hier also die Rubrik für den Gentleman-Künstler-Draufgänger in euch. In allen Ecken und Enden der Welt verdoppeln Architekten und Designer mit gutem Geschmack (obwohl…) ihre Kreativität und ihre Inspirationsquellen um dem Konzept der herkömmlichen Hotelunterkunft eine neue Dimension zu geben. Hotel-Kunst… … oder doch eher -Kitsch? Na, erahnt man vielleicht die Herkunft dieses neuen Hotels im Bauhaus-Stil, das unter Eingeweihten als V8 bekannt ist? Die Affinität zu allem was mit dem Auto zu tun hat und der Einrichtungsstil, der… wie soll man sagen… speziell und dazu passend ist, gehören hier zum Lebensstil… Stuttgart. Das Konzept könnte nicht simpler sein: In ein altes Flughafengebäude investieren, es in ein Themenhotel umwandeln mithilfe von alten (und weniger alten) Karosserien von VW Käfern, Mercedes
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Text : Anne_Laure M. Layout : daïan
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oder Cadillacs, die zu Betten werden, drumrum ein bisschen Kitsch, fertig. Tankstelle, Drive-InKino, Tuning, Carwash, Road 66… Hier können die schrägsten Fantasien so richtig ausgelebt werden. Hingegen befreien wir uns subito von jeglichen Irrtümern bezüglich der Erschwinglichkeit dieser Kämmerlein – nichts fürs schmale Portemonnaie! http://v8hotel.de/en/hotel.html
DO YOUR HUNDETASCHE YOURSELF Épater ses amis avec trois francs six sous de budget, c’est très faisable. Il faut être un tant soit peu «manouel», nous le sommes… Dotés de démerdise, nous le sommes encore… Avoir un sens de la créativité qui ne soit pas donné à tout le monde, nous l’avons toujours. Partager ses savoirs, même les secrets, faisant partie des nobles causes… Soyons nobles!
Petite fiche je bricole et je vous emmerde no17 Wie führt man seinen Hund stilvoll spazieren? Indem man sich zuerst einen Hund mit Klasse aussucht, wie etwa Monsieur Rourke oder Mademoiselle Hilton. Doch es gibt nichts Uncooleres als den vier Pfoten dieses Hundes auf der Strasse hinterherlaufen zu müssen und so ist es laut dem Knigge der Schickeria auch streng verboten. Aus diesem Grund haben wir uns überlegt wie wir unseren Hund stilvoll, praktisch und billig spazieren führen können. Unsere Lösung: die Hundetasche.
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Was ihr dafür braucht:
Anleitung:
- 1 Brutus - 1 Teppichmesser - 1 Handtasche
- Man suche eine Handtasche aus, die der Länge des Hundekörpers entspricht. - Man schneide Öffnungen für die Vorder- und Hinterbeine, für den Schwanz und für den Kopf in die Tasche. Und das war’s schon.
Preis: 5.70 für das Teppichmesser vorausgesetzt, dass ihr eine alte Handtasche umfunktioniert. Das Ganze kostet mehr wenn ihr in eine neue Handtasche investieren wollt. Zeitaufwand: 1 ½ Minuten Schwierigkeitsgrad: einfach
Wir bedanken uns bei Jacques und Chou Chou, dass sie uns ihren Brutus anvertraut haben. Ein Dankeschön geht auch an NIXON für das Sponsoring dieser wahnsinnig schönen und schicken Handtasche.
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PSYCU Wie werde ich ihn los – in 9 Schritten Text: Tatiana Tissot & Anne Laure M. Illustrations & Layout: badaboum.ch
Denn auch wir Mädchen können fies sein.
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1. Ihn andauernd fragen, ob er uns liebt „Liebst du mich?“ „...ja mein Schatz.“ „Liebst du mich?“ „...aber sicher doch!“ „Wie fest liebst du mich?“ „Öhh...“ Jetzt hat er die Falle gewittert. Er wird sich noch einmal aufrappeln und versuchen der Frage aus dem Weg zu gehen. „Wieso sagst du mir nie, dass du mich liebst? ...Pfffff“ oder „Wenn du mich lieben würdest, dann hättest du mir die neuste Louis Vuitton Tasche geschenkt.“ Solche Äusserungen sollte man so oft wie möglich wiederholen, egal ob am Telefon wenn er im Geschäft ist oder in der Öffentlichkeit. Und sollte er rachsüchtig werden, dann hilft lautes Losheulen.
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2. Freundesentzug Seine Freizeit mit albernen Ausreden einschränken: „Mit deinen Freunden ist es mühsam. Und die Fussbal-Bier-Abende schlagen auf deine Neuronen und deinen Bauch.“ Wie? Indem ihr ihn zu Frauen-Abenden zuhause verdonnert und zwar mit jenen Frauen ohne die ihr keine Entscheidung fällt und denen es nicht peinlich ist ihn mit einem Blick anzuschauen der sagt „wir haben schon viel von deinen genitalen Attributen gehört“. Und am Wochenende dann das klassische Programm: am Samstag Shoppen und am Sonntag Familienessen, das hilft immer. „Am Freitagabend? Du hast mir doch versprochen mit mir in den Aquagymkurs zu gehen?“ 3. Sexentzug als Bestrafung „Essen, Auto, Sex... kein Sex? Wieso kein Sex?!! Welcher Abfall? Welcher Geburtstag? Essen, Auto... Essen, Auto, Se... ah nein. Essen, Auto...“ Das wird er bestimmt nicht lange aushalten. 4. Zu früh zu grosse Pläne ankündigen Während er schläft flüstert ihr ihm ins Ohr „Heirat!“ „Baby!“ und beobachtet wie er dabei sein Gesicht verzieht (und wie sich seine Eier unfreiwillig zusammenziehen). Oder auch lautstarke Aufschreie, jedes Mal wenn ihr in der Stadt einen Kinderwagen sieht „Schaaatz, so einen möchte ich dann auch haben!“. Vorausgesetzt natürlich, dass er keine Nachwuchspläne hegt.
Doch auch Klunker können Angst machen: „Ich liiiiebe den Ring den meine Freundin Samantha von ihrem Liebsten bekommen hat. Weisst du wie er ihr den Heiratsantrag gemacht hat?“ Falls er der Sache mit Humor aus dem Weg gehen will, mit seiner Antwort „von hinten?“ Dann hilft ein lautstarkes „ Wie kannst du ein solch wichtiges Thema so auf die leichte Schul-
ter nehmen... blablabla...“ Und noch eine wirksame Strategie: seine Ersparnisse ins Spiel bringen. „Schatz, meinst du dass wir in zwei Jahren etwas Geld entbehren können? In der Zeitung steht, dass dann eine gute Zeit sei um in Immobilien zu investieren!“ 5. Ihm die Lust am Sex nehmen Nichts leichter als das: Im Winter wie im Sommer die UGGs an den Füssen, das klassische „Heute nicht, ich habe Migräne“ oder das noch nervigere „Fass’ meine Titten nicht so an, du verformst sie noch“ und vom „Nein, nicht so“ wollen wir gar nicht sprechen und auch nicht vom „Nein, nicht da“, den heissen String wird durch Omas hautfarbene Stützwäsche ersetzt und seine Erektionslust wird im Nullkommanichts verschwinden. Und falls er ein Spermatomator sein sollte und den Hint nicht versteht, so lautet die radikale Lösung: Gebt ihm das Gefühl mit seiner Schwiegermutter im Bett zu liegen, denn diese Hürde überkommt selbst der nicht so schnell. 6. Eifersucht
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„Träume ich oder hast du wirklich mit der Nachbarin gesprochen??!!“ „Aber die ist doch mindestens schon 70???“ „DRECKSKERL! Selbst vor den Alten machst du nicht Halt!!!“ Das ist die Gemeinheit in Person. Wenn ihr diese Taktik nun lautstark und schrill im Bus bei jeder Gelegenheit auspackt so ist euch der Erfolg garantiert, denn er mag es nicht wenn sein Ego untergraben wird.
7. Zehn Mal am Tag anrufen Und das bis er mit einem entnervten „Scheisssseee!“ aufhängt. Das ist ein klares Anzeichen dafür, dass ihr euer Ziel beinahe erreicht habt. Nun heisst es durchhalten. 8. Schmollen Am besten setzt er ihn jeden Tag euren berühmt-berüchtigten PMS Symptomen aus. 9. Ihm ein Praktikum mit mehreren Etappen auferlegen: - Ich pisse nicht neben die Schüssel, ich trete einen Schritt näher ran und vergesse mein Machogehabe (praktische Übung mit Videoinstruktion / 50 Stunden) - Ich werfe meine dreckige Wäsche in den Wäschekorb ohne unterwegs mein Ziel aus den Augen zu verlieren (50 Stunden) - Bügeln in zwei Etappen (Annäherung / Anwendung) - Kochen für Dummies – pädagogische Einführung in die Welt der Haushaltsgeräte – Instandhaltung des Kühlschrankes – meine erste Quick Soup ohne Anbrennen (150 Stunden) Und dann? Wenn er euch verlassen hat dann weint ihr euch zuerst einmal bei euren Freundinnen aus, die euch sagen werden „Siehst du, ich wusste es doch“ und dann sucht ihr euch einen Neuen. Er hat euch trotz allem nicht den Laufpass gegeben? Dann solltet ihr vielleicht die ganze Situation nochmals überdenken.
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Athlete: Ryan DeCenzo Photocredit: (c)Crispin Cannon/Red Bull Photofiles Location: Downtown, Toronto, Canada
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Athlete: Tobias Wicke Photocredit: (c)rutgerpauw.com/Red Bull Photofiles Location: California, United States of America
Athlete: Tobias Wicke Photocredit: (c)rutgerpauw.com/Red Bull Photofiles Location: California, United States of America
Athlete: Travis Pastrana Photocredit: (c)Christian Pondella/Red Bull Photofiles Location: Los Angeles, CA, USA
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EINE STADT STELLT (SICH) AUS Text: Anouk Schumacher Pics: http://www.images.ch Design: Livia van Haren
Artist: JR
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Artist: Mario Del Curto
Alle wissen es, Vevey ist bevölkert von kleinen blonden Mädchen, auf der Alp von rotgesichtigen Opis grossgezogen, die seeeeehr laaaaangsam spreeechen, ihre Nachmittage damit verbringen, Jass zu klopfen, bevor man zu einem guuuuten Fooondue zusammenkommt (gar nicht einfach den Akzent geschrieben richtig rüberzubringen, lässt eurer Fantasie freien Lauf). Wie in jeder kleinen Schweizer Stadt, trifft man sich zum Apéro „chez Dédé“, muss man doch die nächsten Ferien besprechen, die man im Chalet verbringt, wo man sich die Zeit mit Gruyère knabbern vertreibt und sich die Kehle mit Fendant benetzt. Im Bereich extremere Aktivitäten könnte der Sonntagsspaziergang ans Seeufer, mit Blick auf die Berge wohlverstanden, gut das Highlight der Woche sein. So jedenfalls stellen es sich unsere europäischen Nachbarn vor, die sich gerne mal über uns Schweizer,
immer neutral, reich aber geizig und vor allem sehr gemächlich, lustig machen.
Gustav hat es sich zur Aufgabe gemacht, die nationale Ehre zu verteidigen. Wir haben uns vor Ort begeben, Stift und Papier zu Hand, um uns ein Bild des Geschehens zu machen. Ein Spaziergang durch Vevey ergibt folgende Resultate: Obdachlose aus New York, ein Wirrwarr von Chinesen, ein Kinosaal, ein blauer stummer Mann, eine Nonne, die dank einem YoutubeVideo von Gott angerufen wurde, Mafiapaten und ihre Familien, eine ungewöhnliche Bar, die direkt aus einem David Lynch-Film stammen könnte, ein Shoppingcenter das kurzfristig zum Museum wurde usw. usw. Stellt sich heraus, Vevey ist eine Stadt, in der ganz gut was läuft (ja, man findet coole Bars, gut bestückte Plattenläden und sogar Eleeeektropartys) und
auch im künstlerischen Bereich tut sich seit ein paar Jahren etwas, vor allem dank Images, dem Festival der visuellen Künste in Vevey. An diesem zweimal jährlich stattfindenden Event werden an verschiedenen Orten zahlreiche Ausstellungen organisiert und die Stadt wird buchstäblich mit Bildern bedeckt.
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Artist: Li Wei
Artist: Renate Buser
Steigt man in Vevey aus dem Zug, sieht man die Ruinen der industriellen Vergangenheit von Vevey neue Leben gewinnen: Die alten Ateliers Méchaniques am Ortseingang scheinen wieder genutzt zu werden und zwei alte Waggons, von neuem mit zur Front fahrenden Soldaten bestückt, bringen einen zurück in die Vergangenheit. Dahinter steckt der Künstler JR, den wir nicht mehr vorstellen müssen und von dem wir bereits in einer Ausgabe gesprochen haben. Er hat für das Projekt „Unframed“ Fassaden mit Kultfotos von Robert Capa oder Man Ray, aus den Sammlungen des Musée de l’Elysée in Lausanne, verkleidet. An dieser Stelle grüssen wir eine imposante Prostituierte, die an der Fassade des alten Gefängnisses zu sehen ist (die Türe findet man zwischen ihren Beinen…)
und ein gigantisches Minarett, das an einem Silo klebt. Ein gelungener Denkzettel bezüglich gewisser Abstimmungen, die man lieber vergessen würde. Wo bleibt denn da nun die legendäre Schweizer Neutralität?! Auf dem Weg zum alten Shoppingcenter EPAUniprix, welches heute das neuralgische Zentrum des Festivals bildet, machen wir einen Zwischenhalt vor einem gigantischen Trompe l’Oeil-Werk: der riesigen Reproduktion des Innenlebens des Hôtel des Trois Couronnes auf dessen Fassade (Renate Buser). Während einem Rundgang am Seeufer kann man sich eine schöne Reihe von Open Air-Ausstellungen zum Thema „Intrusion“ – passend, denn aussen auszustellen ist ein Eindringen in den öffent-
lichen Raum. Hier kann man Bilder von Atombomben sehen (Michael Light), einen Einblick in die geschlossene Welt der Nonnen gewinnen (Toni Greaves) oder unglaubliche Portraits von Malick Sidibé wehen, in dessen Bildern man das kokette Mali der 60er Jahre und stolze Besitzer von Schlaghosen zu sehen bekommt. Die Looks sind also einen Besuch Wert und die Fotos auch. Überrascht hat uns auch ein Platz vor einem Haus, das ganz mit Holzbrettern verbarrikadiert wurde. Durch ein Loch kann man im Innern Fotos von M. Schulmann sehen, einer paranoiden Figur, die sich um jeden Preis vor der Aussenwelt schützen will (Matthieu Lavanchy). Verlässt man diese wunderbare Welt der Kunst, erreicht man schliesslich das ExEPA-Gebäude.
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Artist: Gran Caldo
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Seit mehr als fünf Jahren geschlossen, zieht das Shoppingcenter nun dank dem Festival wieder Scharen von Leuten an. Man könnte beinahe glauben, man befinde sich in Berlin in diesem stillgelegten Komplex, der für den Anlass wieder einigermassen in Stand gebracht wurde. Auf mehreren Etagen finden sich Fotoausstellungen, insbesondere die Arbeiten der Preisträger des siebten Grand prix international de la photographie de Vevey und des fünften Grand prix européen des premiers films, einen Kinosaal, Drucke von David Lynch, aber auch eine Bar, die direkt aus einem seiner Filme stammen könnte. Geplant von den Vereinen RATS und Grand Caldo, bietet dieser trostlose Ort, wo die rostende Tankstelle neben einem dubiosen Moteleingang steht, Darbietungen, die Choreographie, Musik und Kunst vereinen. Im Untergeschoss der Ex-EPA, wo man das Gefühl hat, sich in einem Bunker zu bewegen, können die Video-Kunstwerke der Sammlung Ketterer-Ertle entdeckt werden. Unser Lieblingsstück: Eine animierte Tapete, aus dessen superkitschigem Motiv
eine Hirtin erscheint, die auf den Zuschauer schiesst (Brigitte Zieger). Sich auf den Weg nach Vevey zu machen, gibt einem auch die Möglichkeit, die Konzerte und Filmvorführungen, die anlässlich des Festivals organisiert werden, zu erleben. Man geht das Risiko ein, einem komischen Typen zu begegnen, ein Ding aus blauem Kautschuk, das nicht spricht, aber mit dem Besucher – ob aus Vevey oder nicht – interagiert (André Kuenzi). Am Alimentarium sind die Werke von Li Wie zu sehen, einem chinesischen Künstler, der gewisse Probleme mit der Schwerkraft zu haben scheint. Die Bilanz dieses Besuchs ist also ein Festival, das verschiedene Projekten in Hülle und Fülle anbietet und Vevey ein neues Gesicht verleiht. Die Tatsache, dass sowohl einheimische, als auch internationale Künstler vorgestellt werden, stellt Zaungäste, wie Kenner zufrieden mit Ausstellungen wie The Room Series von Hans Op
de Beeck. Nach der industriellen Krise, die alle traf und der Stadt arg zusetzte, scheint „Ville d’Image“, das 1999 von der Stadtverwaltung gegründete Label für Vevey, etwas gebracht zu haben. Sehr günstig für die Entwicklung dieser Kultur des Bildes ist die Anwesenheit von Institutionen wie dem Musée Jenisch oder der bekannten Fotoabteilung der Ecole des Arts Appliquée. Das Resultat überrascht und wir sind begeistert. Unbedingt weiterverfolgen, der Termin in zwei Jahren für die nächste Ausgabe ist Pflicht
VeVey
ART
ARTYOU 054
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Der Name ist zwar neu, aber nicht die Ausstellung. Das Konzept der Artyou (bis anhin unter dem Namen Artig bekannt) bringt bei einer alljährlichen Ausstellung aufstrebende und bereits etablierte Talente zusammen, die vom immer wachsenden Art Network von Artstübli organisiert wird. Dieses Jahr fand bereits die fünfte Edition statt und die Neuheit bestand darin, dass SWATCH MTV Playground als neuer Hauptpartner auftrat. An der Ausstellung sah man unter anderem Aryz, Grito & Ripo (ESP), Blackyard (BE), Reto Ehrbar & Emmanuel Denier (ZH), Rodja Galli (BE), Donovan Gregory (ZH), Marco Klefisch (ITA), Mäkka (BS), Sipho Mabona (LU), Moving Colorz (BS), Onur (SO), The Schwarzmaler (BE), SMASH137 (BS), Amadeus Waltenspühl (LU), WES21 (BE) und Stefan Winterle (GER). Es gab Livepainting Aktionen, kombiniert mit einem zweckmässig guten Musikprogramm, wobei besonders die äusserst interessante Performance von Element auf Griptape hervorgehoben werden muss. Kunst, Musik, Sport: diese Ausstellung, die das GUSTAVmag mit Freuden als Partner unterstützte, überraschte vor allem durch seine Vielfältigkeit. Die helvetische Kunstszene muss sich keine Blösse geben. Hier eine Auswahl, getroffen und kommentiert von Philipp Brögli, Gründer der ARTYOU. WAS? Graphic Design – Illustration – Street Art – Installationen WANN? 15.-18. September 2010 WO? «The Satisfactory», Utengasse 15, 4058 Basel, Schweiz Text : annelaure_m. Layout : daïan
artyou.ch
Rodja Galli St. Cicloso, Mixed media on wood, 2010 Swatch MTV Playground «Art Battle» - Livepainting präsentiert von Chris Bachmann. Jeden Abend standen acht Künstlern 90 Minuten zur Verfügung in denen sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen und die weisse Leinwand mit Techniken ihrer Wahl in Meisterwerke verwandeln konnten. Das Publikum entschied per Applaus, wer eine Runde weiterkommt.
Stefan Winterle Graffparc, Stencils & Spraypaint on MDF, 2010
ARYZ Barcelona
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A Artyou l’atmosphère
SWATCH MTV Playground Thomas (PHEKS) Bestvina www.tbestvina.ch «Die Idee hinter dieser Leinwand war eine abgenutzte Mauer zu erschaffen, wie man sie häufig in Berlin oder Hamburg sieht und in diese brüchige Umgebung eine Uhr einzubauen. Als Künstler aus der Graffiti-Szene habe ich als Basis ein Graffiti gemalt und dann die Uhr und den Schriftzug mit Zeitungs- und Posterausschnitten überklebt. Am Schluss habe ich dann Sandpapier benutzt um dem Werk einen urbanen und abgenutzten Schliff zu verpassen.»
KennnyNeed ist die zweite Hälfte von InnocentINK mit einem originellen englischberndeutschen Wortspiel als Namen. Er wuchs unter dem Einfluss von viel zu vielen Comics und Zeichentrickfilmen auf, stammt ursprünglich aus Bern und lebt heute in Zürich. «Die Idee oder die Bedeutung eines Werkes ist immer eine ganze Geschichte. Besonders toll finde ich es, wenn sich die Leute ihre eigene Interpretation zu den Bildern zurechtlegen. Ich muss zugeben, dass ich ziemlich nervös war, als man mir eröffnete, dass am Schluss eine Uhr in der Mitte der Leinwand zu sehen sein soll. Im Zug nach Basel habe ich dann spontan verschiedene Ideen kombiniert die einer Uhr entsprechen könnten, oder auch einfach der Zeit. Ich bin dabei von den Lyrics eines Songs von Mos Def mit dem Thema Zeit ausgegangen, genauer gesagt dem Track «Hurricane» von Common. Meine Idee basierte auf dem Spruch «Time is King» und der dahintersteckenden Aussage, dass wir alle Sklaven der Zeit sind. Das Dreieck soll die Zeit darstellen. Zur Linken ist die Vergangenheit und zur Rechten die Zukunft. In der Mitte sehen wir die durch einen Vogel symbolisierte Gegenwart, was verdeutlichen soll wie schnell die Zeit vergeht. Sie kann nicht festgehalten werden.» KennnyNeed www.flickr.com/photos/kennnyNeed/ www.facebook.com/pages/innocent-INK/220304688665?ref=ts
painting with the groove
MOVING COLORZ Text: Anouk Schumacher Pics: http://www.movingcolorz.com Design: Livia van Haren
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MIT SEINER CREW RUFF’N’X HOLTE ER 2007 DEN ERSTEN PREIS IM SCHWEIZER BREAKDANCE-WETTBEWERB BATTLE OF THE YEAR UND KAM UNTER DIE ERSTEN ZEHN IM WETTBEWERB BATTLE OF THE YEAR INTERNATIONAL. SEINE SPANISCHE ABSTAMMUNG ZEICHNET SICH IN SEINEN BEWEGUNGEN UND HUMORISTISCHEN POSEN AB.
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Christian Martinez, aka La Furia, ist gelernter Sportlehrer der die Damen zum Sabbern und die Herren zum Staunen bringt. Bryan Haab ist seines Zeichens Schweizer-Kanadier und in der Kunstwelt zuhause, spezialisiert auf interdisziplinäre Kreationen. Er arbeitet am Projekt Dust of Famous People für die Unterstützung der sozialen Gleichheit auf der Welt und hat die Soul Works Foundation gegründet, mit dem Ziel eine internationale Gemeinschaft von visuellen Künstlern zu schaffen.
Sehr schön, doch warum erzählen wir euch von diesen beiden Typen? Weil sie ein Kunstprojekt auf die Beine gestellt haben, das Potential hat. Ihre Performances kombinieren Breakdance, Farbe, Licht und Musik. Sie finden ebenso in Galerien wie auch in Skateparks statt und bieten den Zuschauern ein einmaliges Erlebnis: der Raum ist komplett dunkel, die einzige Lichtquelle ist das Ultraviolett. Und wenn man sich bereits zu fragen beginnt was das alles soll, setzt die Musik ein und Tänzer in weissen Bodysuits beginnen sich auf die am Boden befestigte Leinwand zu werfen. Die Bodysuits sind mit fluoreszierender Farbe bedeckt, die eine jede Bewegung der
Tänzer auf der Leinwand festhält und um sich spritzt, wobei auch das Publikum nicht verschont wird. Zum Glück haben wir aus einer Kleidernot heraus das alte T-Shirt mit den Löchern unter den Achseln angezogen.
Es wird vom Prinzip ausgegangen, dass hinter jedem Kunstwerk eine physische Geste des Künstlers steht. Moving Colorz ist das würdige Kind des Action Paintings. Die akrobatischen Bewegungen des Breakdance werden als Maltechnik genutzt. Der Künstler ist nicht mehr bloss Maler eines Bildes, sondern wird zu einem integralen Teil des Werkes. Der Akzent liegt auf der schaffenden Geste, die dann selbst zum Kunstwerk wird, genau wie auch die Leinwand, die daraus resultiert. Dieser materielle Zeuge der Performance ist eine visuelle Repräsentation der Bewegung und des Rhythmus des Breakdance der aber auch Platz für eine persönliche Interpretation lässt. Ein Interview mit den Initianten dieses groovigen Projektes.
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Gustav: Wie habt ihr euch kennengelernt und vor allem, wie ist die Idee für das Projekt Moving Colorz entstanden, das Tanz und plastische Kunst vereint? Bryan: Das Projekt entstand an einem Abend für Künstler, den ich zum Thema „Walk the Talk“ mit dem Ziel organisierte aufzuzeigen, dass der Lifestyle und künstlerische Handlungen eine physische Spur in unserer Umwelt hinterlassen. Ich habe mir überlegt, dass ein akrobatisches Projekt die spannendste Art und Weise wäre um auf diese Herausforderung zu antworten. So habe ich mich auf die Suche nach einem Breakdancer gemacht, der sich nicht ziert seine Hände (und alles andere) schmutzig zu machen. Christian stach sofort mit seinem Enthusiasmus hervor. Er war bereits fasziniert von den Spuren, welche die Schuhe nach den Trainings auf dem Boden hinterliessen. Nach unserer ersten Performance wurde uns schnell klar, dass es nicht bei diesem einen Versuch bleiben würde. Gustav: Was soll das Projekt in euren Augen repräsentieren? Was ist das Ziel von Moving Colorz? Bryan und Christian: Die vordergründige Idee ist es eine Spur der akrobatischen Bewegungen festzuhalten und sie dem Publikum in Form eines Kunstwerkes zugänglich zu machen, an dem man sich auch noch nach der Performance erfreuen kann. Es ist die Bezeugung dessen was stat-
tgefunden hat und erlaubt ein Nachdenken über die physische Komponente des Rhythmus, lässt aber auch Platz für eine freie Interpretation. Natürlich wollen wir auch dem Breakdance seinen Platz in der grossen Welt der Kunst geben. Gustav: Ist das Resultat, die Leinwand, genauso wichtig wie die Performance oder soll der Akzent wirklich auf der Bewegung des Künstlers liegen? Bryan und Christian: Mit dem Projekt versuchen wir das Beste der beiden Welten zu vereinen. Auf der einen Seite steht eine super Show und auf der anderen Seite die Spuren der Körper der Tänzer, die sie auf der Leinwand hinterlassen. Wir haben auch Leinwände in unserem Studio kreiert, bei denen der Tanz nicht Teil des Prozesses war. Diese Leinwände installieren wir jeweils bei unseren Performances, was jedes Mal zu einer einmaligen Atmosphäre beiträgt. Gustav: Moving Colorz ist schon ziemlich herumgekommen, habt ihr vor auf diesem Weg weiterzugehen? Habt ihr noch andere Projekte? Bryan und Christian: Wir arbeiten beide auch an unseren Soloprojekten, doch wir haben auch Lust das Potential von Moving Colorz zusammen weiterzuentwickeln. Zur Zeit sind wir vor allem in der Schweiz und in Frankreich tätig, doch wir hoffen bald auch auf internationaler Ebene aktiv zu werden.
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ËSTÏBAB (a.k.a «le Bulg’»)
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A Inside my lolotte
Danse avec les cacks
Fred
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Fingaskating
I just wanna be your sex tool
Text : Anouk Schumacher Layout : daïan
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Exit Through the Gift Shop hat bereits in den USA für Polemik gesorgt und wird nun bald in unseren Kinos zu sehen sein. Die perfekte Gelegeheit für ein Portrait des Mr. Brainwash also, das Phänomen im Mittelpunkt dieses Films des legendären Banksy.
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Lernt man Mr. Brainwash, aka MBW, kennen, schwankt man zwischen Genervtheit und Faszination. Eines ist sicher, es handelt sich um ein wahres Original. Fern des konventionellen Bildes, das man von einem Strassenkünstler hat, würde man ihn eher für einen Mafiaboss halten mit seinem Panamahut auf dem Kopf und der Ray Ban Aviator auf der Nase. Er hat die Gewandtheit eines Italieners und wenn man sich das einzige Interview, das es von ihm auf dem Netz gibt, ansieht, sieht man in wild gestikulieren und er scheut sich auch nicht, spontan bei einer gespielten Verhaftung durch die Polizei mitzumachen. Und dennoch, keine Spur eines italienischen Akzents in seinem Englisch, hingegen ist da dieser unverkennbare French Touch, der niemandem entgeht. Nicht weiter überraschend, denn Thierry Guetta, wie er wirklich heisst, ist in Frankreich aufgewachsen, bevor er nach L.A. auswanderte. Wir konnten über ihn erfahren, dass er einen Hang zum obsessiven und ehrgeizigen Projekten hat, wie beispielsweise einen Film, den er Ende der 90er Jahre zu drehen beschloss, der DER ultimative Dokumentarfilm über Street Art werden sollte… Und bis heute unvollendet ist! Jedenfalls ist das auch der Zeitpunkt, als er begann diverse Künstler zu verfolgen, vor allem Banksy und Shepard Fairley. Einige hundert Stunden Film später entschied er, die Jagd nach dem Wildtier des urbanen Dschungels reiche nun und tauschte seine Kamera gegen ein Arsenal von Spraydosen aus. Noch immer nicht von seiner obsessiven Seite geheilt, zählt sein Werk hunderte von Graffitis, Stickers, Schablonen und Leinwände. Seine aktuelle Show ist eine gigantische Ausstellung unter dem Tital «Icon remix» im Meatpacking District, dem momentan ultrahippen Quartier in New
York. Davor gab es seine erste Einzelausstellung 2008, «Life is Beautiful», die seinen Aufbruch in die Welt der Kunst markierte. Die Ausstellung 2008 umfasste mehr als 300 Gemälde, Skulpturen und Prints, sowie eine monumentale Installation aus Schuhen und einer Umsetzung des legendären Gemäldes «Nighthawks» von Edward Hopper in Lebensgrösse. In dieser «bescheidenen» Sammlung stellte MBW auch die Serie «Campbell’s Tomato Spray» aus, inspiriert von Andy Warhols berühmten Suppendosen, aber bei ihm durch Spraydosen ersetzt. Die Provokation funktioniert und hat grossen Erfolg. Doch worauf basiert dieser Erfolg? In der Reihe der Künstler, die sich die Werke anderer aneignen, nimmt sich auch MBW sowohl die Arbeiten seiner Kollegen, als auch die grossen Klassiker der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts vor. Er lehnt sich an Jackson Pollock an, indem er Farbfontänen gegen Wände schiesst, reproduziert «Fountain», das Pissoir von Marcel Duchamp und fügt Graffiti hinzu, ausserdem scheint er besonders fasziniert von Warhols Pop Art zu sein. Wie Warhol nimmt sich MBW als Sujets Objekte aus dem Alltag vor und ist vom Konzept der Ikone fasziniert, daher die vielen Werke, auf denen Elvis Presley, Jimmy Hendrix oder - weniger Rock’nRoll – Obama zu sehen sind. Schenkt man seinen Worten Glauben, so bewegt sich seine Herangehensweise zwischen Provokation, Ironie und Humor und hat zum Ziel, die Leute zum Lachen zu bringen und ihnen die positiven Aspekte des Lebens aufzuzeigen, ob sie es wollen oder nicht. Als er sich die Strasse als Hauptausstellungsraum aussuchte, so tat er dies, weil er möchte, dass sich niemand seiner Gehirnwäsche entziehen kann. Es gibt keinen besseren Weg,
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eine effiziente kollektive Lobotomie durchzuführen, als seine Kunst allen zugänglich zu machen, auch jenen, die daran nicht weniger interessiert sein könnten. Diese Begründung mag seltsam scheinen, etwas philosophisch gar, aber wenn man das Renommee von MBW betrachtet, so scheint es zu funktionieren. Ausserdem ist es seine Unterschrift, die auf der Compilation «Celebration» (2009) von Madonna zu finden ist. Man stelle sich die Begeisterung des
Künstlers vor, mit der Königin der Provokation zusammenzuarbeiten (ok, das war bevor uns Lady Gaga mit ihren Fleischroben und unmöglichen Frisuren auf die Nerven ging). Was verrückte Projekte angeht so bleibt auch die Eröffnung seiner Ausstellung in New York unvergessen. Nicht einmal ein gebrochener Fuss hätte ihn auf dem Weg zum Erfolg aufhalten können. Um seinen Fuss zu schonen kam er in einem unidentifizierbaren Gefährt an, einer Kreuzung zwischen Fahrrad und Roller. Und, wir sind absolut verblüfft, er zog seine Show durch, wenn auch zugegebenermassen unterstützt von zig Assistenten. Diese Art nicht unerheblicher Unterstützung jedoch, Kunst, die einen ein bisschen zu sehr an die Werke anderer erinnert und dann noch die Tatsache, dass eine ziemliche Summe Geld mit im Spiel ist - genug Gründe für böse Zungen um das Talent von MBW in Frage zu stellen. Und genug Gründe um uns an seiner Existenz zweifeln zu lassen. Was, wenn ich euch sagen würde, dass das alles nur eine riesige Farce sein kann, ein von Banksy und seinen Kumpels ausgedachter gewaltiger Scherz? Der Typ hat etwas einer Karikatur und Informationen über ihn sind schwer zu finden, ah und seine Website wie durch Zufall in Bearbeitung. Der ihm gewidmete Film wirft ebenfalls Fragen bezüglich der Glaubhaftigkeit auf (werft einen Blick auf den Artikel «Exit Through the Gift Shop» über ihn in dieser Ausgabe). Das wäre ein wahrer Geniestreich von Banksy. Egal was sich hinter MBW auch verbirgt, seine Persönlichkeit, sein Stil und die zweifelhaften Beziehungen, die
er zur Kunstwelt unterhält, werfen grundlegende Fragen zur urbanen Kultur, der Street Art-Bewegung und deren Markt auf. Der Fall MBW zeigt die perfekte Kristallisation der Gegensätze, welche sowohl Street Art wie auch dessen Erfolg innewohnen. Denjenigen, die bereit sind Millionen von Dollars in ein Modephänomen zu stecken wird so auch – ziemlich brutal – eine lange Nase gedreht. http://www.mrbrainwash.com/
Lachaussée ART
Text: Anouk Schumacher Layout: daïan
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Wir konnten es uns nicht entgehen lassen, Julien Lachaussée zwischen seiner Zusammenarbeit mit dem Magazin Sang Bleu, der Vorbereitung eines Buches und der Ausstellung seiner Bilder der Werbekampagne für Edwin Jeans für uns zu gewinnen. Der Arbeitsort dieses Fotografen ist das Pariser Pflaster - und wir sind nicht überrascht, jemand mit dem Namen Chaussée ist nun wirklich dazu prädestiniert - und er ist immer auf der Suche nach starken Persönlichkeiten und ungewöhnlichen Orten. Ein Künstler wie man sie liebt, der mit dem Skateboard unter den Füssen begann, bis er die Kamera in den Händen hielt. Geboren 1976 in Paris, hat Julien eine wahre Leidenschaft für die Tattookunst, die in seinen Werken allgegenwärtig ist, und taucht mit einer Selbstverständlichkeit in die urbane Kultur ein. Selbst sagt er, sein Geschmack und seine Träume hätten ihn dazu gebracht, mit der Welt der Strasse mit all ihren guten und schlechten Begegnungen in Kontakt zu treten. Bei seiner detailgetreuen Herangehensweise und den sorgfältig ausgearbeiteten Szenerien bevorzugt er die analoge Fotografie wegen ihrer Authentizität. Striptänzerinnen, Biker und andere ungewöhnliche Charaktere posieren für seine Portraits, die ganz ohne grossen Firlefanz auskommen. Das Resultat: starke Aufnahmen mit einer guten Dosis Humor, die er sich bereit erklärt hat für uns zu kommentieren. Link: www.julienlachaussee.com
Die Umsetzung dieses Fotos war sehr schwierig, da wir uns nicht von der Security schnappen lassen durften. Mit entblösstem Oberkörper eine Kirche zu betreten ist natürlich verboten, aber ich wollte dieses Projekt wegen seinem Rock’n’Roll-Touch machen. Das war im Rahmen einer Arbeit für einen Künstler, für den ich Portraits schiessen sollte. An diesem Tag war das Licht in diesem Teil des Gebäudes unglaublich und wir wollten unbedingt dort Fotos machen, aber wir wurden bei unserem ersten Versuch von der Security rausgeworfen. Da ich aber nicht einer bin, der so schnell aufgibt, sind wir einen Kaffee trinken gegangen und dann zurückgekehrt.
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Das ist Justin, ein Hutmacher aus London, der mir von einem Freund vorgestellt wurde. Ich habe ihn zum letzten richtigen Barbier in Paris gebracht. Nachdem er sich den Schnurrbart hatte stutzen lassen, war die Ă&#x201E;hnlichkeit mit dem Plakat unglaublich. Das ist eine meiner liebsten Aufnahmen.
Meine Version des Familienportraits, mit einer guten Dosis Humor, wie ich es mag. Aufgenommen wurde es in einer Rockbar in Paris.
Ebenfalls ein Foto f端r den Kalender des Tattoo Art Fest, aufgenommen am Schiessstand eines Kommissariats in Paris.
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Tin-Tin in seinem Wohnzimmer. Dieses Foto gehört zur Werbekampagne, die ich für Edwin Jeans gemacht habe. Für diese Kampagne habe ich mit Bekannten von mir gearbeitet, aber auch mit Leuten, die mir von der Marke vorgeschlagen wurden. Das Wichtigste für mich ist, starke Persönlichkeiten zu finden. Das Skelett gehört zur Wohnzimmerdeko von Tin-Tin. Wir haben ihm eine Perücke verpassen und eine Pose kreiert, die dem Skelett etwas Weibliches gibt.
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Das Modell arbeitet in der Tattoo-Kunst. Ich habe diese Portraits nach einem Zusammentreffen geschossen, das mich sehr ber端hrt hat und diese Person bedeutet mir seither sehr viel. Bei mir geschieht sowas oft.
Diese Aufnahme war für den Kalender des Tattoo Art Fest 2011. Wieder „Liebe auf den ersten Blick“, die ihren Anfang auf Facebook hatte. Wir haben viele Mädchen in Frankreich, Deutschland und Belgien gecastet, aber ich liebte ihren Style, wie eine Pariser Version des amerikanischen Teenagers, sie war perfekt für uns. Ich versuche so oft wie möglich Skater in meinen Projekten zu involvieren. Das ist mein persönlicher Touch, da ich ja selbst aus dieser Szene komme.
Das sind Christian und sein Hahn, die ich bei einem Auftrag f端r das Hot Rod Magazin Powerglide traf. Es war eine Reportage 端ber den Loud Muffler Car Club, die wir in Frankreich und Belgien gemacht haben. Ich mache gern Sachen, die mir neu sind, z.B. Fotos von Autos, Harleys, etc., was auch alles einen wesentlichen Teil dieser Szene ausmacht.
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Diese Aufnahme gehört ebenfalls zur Werbekampagne von Edwin. Das war etwas speziell, da einer meiner beiden Bosse posiert hat, aber er nicht wollte, dass man ihn erkennt. Ansonsten war ich frei bei der Zusammensetzung des Sujets, also habe ich ihm diese Clownmaske aufgesetzt. Mit seinem El Diablo-Tattoo gab ihm das einen Serienkiller-Vibe. Die Position seiner Hände trägt auch zur etwas seltsamen Atmosphäre bei. Alle Fotos dieser Kampagne wurden relativ rasch aufgenommen, etwa in einer halben bis dreiviertel Stunde pro Bild. Da nähert man sich der Lifestyle-Fotografie, im Gegensatz zu anderen Arbeiten, bei denen die ganze Inszenierung viel sorgfältiger aufgebaut wird und die Vorbereitung enorm viel Zeit in Anspruch nimmt.
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Text : anouk_schumacher Layout : OneKon7
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Emre Turhal Beim Schreiben zählen wir schon lange nicht mehr die Stunden die wir hinter den Computerbildschirmen verbringen, die ausgeweiteten Pupillen und Dosen von immer-fit-Drinks in unseren Händen die draufgehen wenn wir für euch die kleinen Perlen zu entdecken versuchen. Und als wir endlich die Arbeit von Emre Turhal, einem jungen US-amerikanischen Künstler mit türkischen Wurzeln, entdeckten stand fest, dass die Nachtruhe noch etwas länger warten musste. Dieser Geek der numerischen Kunst beherrscht die graphischen Tools und anderen Informatik-Spielzeuge mit einer enormen Geschicklichkeit und kreiert damit Kunstwerke, die Fotografie, Vektorgrafik und Typographie perfekt vereinen.
niert. Und dennoch geht von seinen explosiven Werken ein beinahe feenhaftes Universum aus, voller Arabesken, Nebelschwaden, Schmetterlingen und vielsagenden Ausdrücken. Es wimmelt von kleinen Details, die es zu entdecken gilt und die auch einen Rock-Aspekt beinhalten, was das Ganze noch interessanter macht. Jeder der die Unebenmässigkeit der Werke zu schätzen weiss, wird sich vor Turhals genialer Beherrschung der Technik verneigen. Wir stellen hier eine Auswahl seiner Werke vor, um euch zu zeigen, zu was dieser Typ fähig ist. Wenn ihr nun Blut geleckt habt, dann nichts wie los auf seine Internetseite deviantART.
Seine Welt scheint uns fremd, und seine Farbpalette wird meist von düsteren Tönen domi-
Links: http://www.emreturhal.com/ http://emreturhal.deviantart.com/gallery/
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BAD PAPYS Text: Tatiana Tissot (/TAT) Layout: daïan
DIE GOLFWAGEN TUNER-GANG Granny und Grandad sausen mit ihren glänzenden Wagen vom Pickleball-Feld zum Quartierladen. Mit dem aufgemotzten Golfwagen, um genau zu sein. Ein geboosteter Motor, eine augenfällige Lackierung: herzlich Willkommen in The Villages, Florida, einer Alterssiedlung in welcher der Golfwagen THE Way of Life verkörpert...
Der Wagen – kastanienbraun und gold – ist ein Nachbau des Street Rod Ford von 1934. Auf der Motorhaube glitzern in goldenen Buchstaben die Namen der beiden Lover „Jane and Joe“. Joe Kobar verbringt jede freie Minute damit den gemeinsamen Golfwagen aufzumotzen. Er wohnt mit seiner Frau in einer der grössten Alterssiedlungen der Welt: The Villages in Florida. Die Besonderheit dieses Resorts? Kaum einer der 77’000 Bewohner ist nicht im Besitz eines Golfwagens. „Das fühlt sich an wie Moped oder Skateboard zu fahren“ erzählt Joe Kobar mit seiner perfekten weissen Haarpracht und seinem HawaiiShirt mit Segelboot-Verzierungen. „Im Golfwagen fühlt man sich einfach frei“. Um die Senioren in diese Mega-Residenz zu locken hiess der Slogan Anfangs der 80er Jahre „Gratis Golf für den Rest deines Lebens!“ Und
das stimmt, denn auf dem Gelände stehen den fitten Senioren vierundzwanzig Golfplätze zur Verfügung. Daher rührt auch die Notwendigkeit, dass alles mit dem elektronischen Golfwagen zugänglich sein muss. Die Langsamkeit der Motoren erlaubt es den rüstigen Rentnern während der Fahrt die Landschaft zu bewundern und verpflichtet die Fahrer ebenso im Vorbeifahren ihre Nachbarn zu grüssen, was den Gemeinschaftssinn enorm fördert. Und schliesslich braucht man auch kein richtiges Auto, wenn das Wetter Tag für Tag blendend ist und man bedenkt, dass man in The Villages nie in Zeitnot ist, da sich alle Bewohner im Ruhestand befinden. Ein Spital, ein Wallmart und Tanztee: alles was das Herz der Senioren begehrt befindet sich in der Nähe und kann in aller Ruhe auf den 140 Kilometern abgesperrter Strassen erreicht werden.
Voll aufgeladen reicht die Batterie für siebzig Kilometer. Nach einer Spritztour zu einem der zwölf Seen in der Umgebung in denen man Fischen kann, ist noch genügend Saft übrig um schnell auf dem Pickleball-Feld vorbeizuschauen, wo die wilden Siebzigjährigen sich in jenem Sport messen, der wohl am besten als Hybrid zwischen Ping-Pong und Tennis beschrieben wird. Am Abend treffen sich die vor Lebenslust strotzenden Senioren dann im Pub. Ein kleines Bierchen, eine Live-Band und dann ab ins Bett. Denn die meisten ‚Villagers’ beginnen ihren Tag in aller Herrgottsfrühe um vier Uhr morgens – die Gewohnheit... Die Golfwagen-Tuner-Gang Im Streetrod Club treffen sich die Bad Boys von The Villages. Wie in einer Harley-Gang sind auch hier die rund 500 Anhänger, darunter auch Kobar,
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verrückt nach Tuning. Ihr Ding ist es, ihre Golfwagen zu pimpen, um aus ihnen Nachbildungen der Klassiker der 30er Jahre zu basteln: Roadster, Fire Trucks oder Stretch Limos. Einige von ihnen stecken bis zu 20’000 $ in das Tuning ihrer Gefährte. Der unumstrittene Star der Residenz ist im Moment eine kanariengelbe Imitation eines Hummer H3 mit Krokodilleder-Innenausstattung, Neonröhren und einer Stereoanlage mit 1’400 Watt Leistung, welche die ruhebedürftigen Senioren aus ihrem Mittagsschlaf reisst und ihnen die wenigen Haare zu Berge stehen lässt, die ihnen noch geblieben sind. Normalerweise fahren die Golfwagen mit maximal 30 km/h. Doch einige Tempowütige boosten die Motoren und erreichen somit bis zur doppelten Geschwindigkeit, auch wenn sie damit riskieren ihre Dritten bei einem Zusammenprall mit der Mauer zu verlieren. Und auch wenn die Polizisten Besseres zu tun haben, so ist ein Golfwagen der mit 60 km/h durch die Gegend kracht doch gegen das Gesetz. Wie man seinen Golfwagen aufmotzt – eine Anleitung Für 500$ bekommt man eine Geschwindigkeitserhöhung von 5 mph. Dann ersetzt man noch den Motor und wechselt die Reifen gegen grössere aus und schon fühlt sich der Golfwagenfahrer wie im siebten Himmel. Was die Sicherheit betrifft ist nicht alles rosarot. Sicherheitsgurte gibt es beispielsweise keine, was letztes Jahr ein Leben gefordert hat. Eine Seniorin wurde aus ihrem Golfwagen geschleudert und ist auf dem Asphalt von The Villages verendet. Doch wenn sich die Senioren nicht wie Superman aufführen würden, dann wären sie auch sicher, verspricht uns der Sprecher des Ren-
tner-Ressorts, Gary Lester. „Der Golfwagen ist ein sicheres Gefährt, sowohl in wirtschaftlichen, sozialen, als auch ökologischen Belangen.“ Und nicht nur das, Lester beteuert auch, dass die Golfwagen „gut für die Seele“ seien. „Wenn dein Nachbar in seinem Garten ist, dann kannst du nicht einfach vorbeifahren ohne ihn nicht zu grüssen.“ So werden die Golfwagen zum Symbol eines neuen Lebensgefühls. Andere Gemeinschaften – etwa in den US-Staaten Arizona und Georgia – folgen bereits dem Vorbild von Florida. Und wieder einmal haben wir etwas von unseren Freestyle-Opis gelernt.
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Illustrations: Estibab Text: Anne-Laure M
FAMOUS APE Autumn Selection
Die Boutique FAMOUS APE mit ihrem interessanten, auf Artwork basierenden Konzept stellt hier exklusiv ihre neue Brand-Selection für den Herbst vor. Wieso uns das interessiert? Weil hinter dem bekannten und angesehenen Namen FAMOUS APE ein Boutiquenkonzept steht, das ausschliesslich mit sorgfältig ausgewählten Marken zusammenarbeitet, deren Artwork und Produkte Funktion und Zeitgeist perfekt vereinen. Was genau ist FAMOUS APE? Das sind zwei Boutiquen in Zürich und Genf, die Street Wear, Street Fashion, urbane Accessoires und Gadgets im Sortiment haben, die man nicht an jeder Ecke antrifft. Die Gründerin der Boutiquen ist bekannt für ihr ausserordentliches Gespür, die Trends von morgen vor allen anderen wahrzunehmen, wodurch sie sich in der Street- und Attitude-Gadget-Szene einen Namen machen konnte. Famous Ape • •
Rue de la Rôtisserie 17 - 1204 Geneva Im Viadukt – Bogen 20 - Viaduktstrasse 47 - 8005 Zürich
famousape.net
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CHRIS BURKARD An diesem Tag in Buchupero in Chile hatte es gerade aufgehört zu regnen, der Offshore-Wind war sehr stark, ebenso der Wellengang. Schwierige Bedingungen also. Wir sind an einen Ort gegangen, den die Locals als „rarely breaks“ bezeichnen. Es hatte überall Wellen und ich hatte nicht die geringste Idee, wie ich so eine Stelle auf ein Bild bannen sollte. Ich habe mich entfernt und eine erhöhte Stelle auf einer Düne ausgesucht. Der Shore Break war so gross und Sprühnebel schoss so hoch, dass ich die besten Wellen verpasste. Noch nie habe ich unter solchen Bedingungen gearbeitet. Dann plötzlich spielten Licht, Swell und Wind in perfekter Harmonie zusammen. Ein Moment wo die Zeit innehält angesichts dieser Erhabenheit der Natur. Als Peter Mendia diese Welle nahm, regnete durch den Backwash golden ein 3 Meter hoher Schauer auf ihn herab. Magisch.
FREERIDE ATTITUDE
Photographer: Chris Burkard Athlete: Peter Mendia Location: Buchupero, Chile Camera: Nikon D700 | Lens: 70.0.200.0 mm f/2.8 | ISO: 125 | F-Stop: f6.3 | Shutter Speed: 1/1000
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REDBULL ILLUME Dieses Konzept spricht uns an, da es für einmal diejenigen, die sonst hinter der Kamera Grosses schaffen, ins Rampenlicht stellt. Eine Hommage an die Künstler, die die Gabe haben, die Zeit stillstehen zu lassen.
Die Preisverleihungszeremonie des weltweit wichtigsten Fotowettbewerbs im Bereich Extremsport fand am Trinity College im Herzen Dublins statt. Warum gerade das Trinity College? Diese im 16. Jahrhundert gegründete Universität ist eine der renommiertesten der Welt. Reich an Geschichte und künstlerischen Talents, spielt sie eine führende Rolle in der Kulturgeschichte Irlands. Zu ihren berühmtesten Studenten gehörten unter anderem Oscar Wilde, Bram Stoker (Dra-
cula) und ausserdem ist das berühmte Book of Kells in ihrem Besitz. Red Bull Illume? Das ist ein Riesenevent: 4337 angemeldete Fotografen aus 112 Ländern und insgesamt 22‘764 eingereichte Bilder. Die 50 Fotos im Final werden an von Red Bull organisierten Ausstellungen auf der ganzen Welt gezeigt. Dieser Fotowettbewerb wird von 53 Jurymitgliedern entschieden, darunter den Herausgebern grosser Magazine wie dem Surfer Mag, Surfing Magazine, Men‘s Health, National Geographic und USA Today. Der Gewinner des diesjährigen Contests ist Chris Burkhard, ein 24-jähriges Talent aus Kalifornien mit diesem Foto, welches in Buchupero in Chile bei Sonnenuntergang aufgenommen wurde und Peter Mendia beim Surfen einer seiner letzten Wellen des Tages zeigt.
Š Chris Burkhard
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Š Silvano Zeiter
THOMAS STOCKLI Die Idee war, einen Jump in der Pipe auf sehr schlichte Weise aufzunehmen und die Kurve mit dem Licht zu formen. Ohne Photoshop. Ende März hatte ich es endlich geschafft, mich mit Markus zu treffen, um dieses Projekt in die Tat umzusetzen. Er hatte keine Ahnung, wie ich ihn ablichten wollte, aber nach einigen Versuchen war die Osmose zwischen Rider, Fotograf und Lichtverhältnissen perfekt. Wir haben nur eine Stunde gebraucht, um meine Vision der Snowboard-Kunst festzuhalten. Photographer: Thomas Stöckli Athlete: Markus Keller Location: Davos, Switzerland Camera: Canon EOS 5D | Lens: EF70-200mm f/2.8L IS USM | ISO: 100 | F-Stop: f5.6 | Shuttler Speed: 1/250
SILVANO ZEITER Ein letzter Saisontag auf dem Simplonpass. Ich wollte meinen neuen Blitz ausprobieren. Martin, Rafael und ich haben also eine Mauer aus Schnee gebaut, gewartet bis sie hart war und dann ein Loch mit einem Meter Durchmesser gemacht. Die Mission war schwierig, da die Auto-Scheinwerfer die einzige Lichtquelle für die Rider waren. Martin musste mehrere Versuche machen, um mit dem Kopf durch die Öffnung zu kommen. Und da ich ein Close-Up so nahe an den Ridern stehend machte, musste ich nach jedem Shoot zurückspringen. Trotzdem konnten wir einige schöne Ollie-Through-the-Hole-Aufnahmen machen. Dann merkten wir, dass die Batterie des Autos leer war. Glücklicherweise trafen wir auf einige Typen vom Militär, die uns aushalfen. Unser Shooting endete so mit diesem Bild. Photographer: Silvano Zeiter Athlete: Martin Seller Location: Simplon, Switzerland © Thomas Stockli
ISO: 200 | F-Stop: f 8.0 | Shutter Speed: 1/200
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© Roberto Alegria
ROBERTO ALEGRIA Gegenlichtaufnahmen werden in Skate-Shootings nicht oft eingesetzt, ich bin jedoch ein grosser Fan dieser Art von Beleuchtung. Also habe ich mich entschieden, mit einem für diese Disziplin unüblichen Hintergrund zu arbeiten, nämlich ganz in weiss, wie in einem Studio. Dahinter habe ich starke Blitzgeräte positioniert und Inigo davor einen sehr coolen Trick machen lassen. In meiner Vision hatte ich mir zwei Trucks vorgestellt, die eine Lücke schaffen. Also habe ich mir die Lastwagen von zwei Kumpels ausgeliehen und einen genug grossen Raum ohne den geringsten Lufthauch organisiert. Den Rest hat Inigo erledigt. Photographer: Roberto Alegria Athlete: Inigo Igarza Location: Vitoria Gastelz, Alava, Spain Camera: Canon EOS-1D MarkII | Lens: 50.0mm | ISO: 100 | F-Stop: f5.6 | Shutter Speed: 1/250
DOMINIC ZIMMERMANN Diese Bild habe ich in einer Nacht zu Beginn der Saison aufgenommen. Es war sehr kalt und der Schnee sehr hart. Diese Blöcke, die ich als Kulisse benutzt habe, wurden während des zweiten Weltkriegs gebaut, um deutsche Panzer von der Zentralschweiz fernzuhalten. Photographer: Dominic Zimmermann Athlete: David Bertschinger Location: Einsiedeln, Switzerland Camera: Nikon D300 | Lens: 10.5 mm f/2.8 ISO: 200 | F-Stop: f 3.2 | Shuttler Speed: 1/250
© Dominic Zimmermann
STERLING LORENCE Wir als Mountainbiker können uns glücklich schätzen, dass wir die Chance haben, die Berge dieser Welt, ihre Landschaften, ihre Atmosphäre und ihre Wälder zu erleben. Ich liebe den Effekt dieser Stämme, besonders derjenigen, die eine weisse Rinde haben. Dieser Wald bot mir alles, was ich mir wünschen konnte: Gerade, symmetrische und weisse Stämme. Die Magie dieser Kulisse kombiniert mit dem Talent von Matt Hunter haben zu diesem von mir langersehnten Bild geführt. Photographer: Sterling Lorence Athlete: Matt Hunter Location: Kamloops, BC. Canada Camera: Canon EOS-1D Mark III | Lens: EF70200mm f/2.8L USM | ISO: 500 S-Stop: f 3.2 | Shuttler Speed: 1/1250
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© Sterling Lorence
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Š Miguel Lopez Virgen
MIGUEL LOPEZ VIRGEN Ich habe diese Sequenz in Guadalajara aufgenommen, ein Ort, der sehr berühmt ist für seine Skatekultur und seine Spots. Ich war ein bisschen nervös, weil ich noch nichts hatte, womit ich am Red Bull Illume teilnehmen konnte und nur noch wenige Tage übrig waren, um meine Teilnahme einzureichen. Also habe ich entschlossen, Nachtaufnahmen der Schatten meiner Skaterkumpels zu machen. Wir hatten einige Sequenzen gemacht und zurück in meinem Studio wurde mir klar, so etwas hatte man schon tausendmal gesehen. Da hatte ich die Idee, nur die erste Aufnahme der Sequenz mit Alfredo zu nehmen und von den restlichen Aufnahmen nur den Schatten zu verwenden. Um dieses Bild zu beschreiben, habe ich es „The Climax“ genannt. Photographer: Miguel Angel Lopez Virgen Athlete: Alfredo Salcido Location: Gadalajara, Mexico Camera: Canon EOS 30D | Lens: 28.0mm | ISO: 1000 | F-Stop: f3.5 | Shuttler Speed: 1/250
FREERIDE ATTITUDE
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Snowboard versus collab vs x vs versus Text : Vic Audine Layout : OneKon7
Seit einigen Jahren haben „Collaborations“ und „Featurings“ die Markenregale fest im Griff. Doch woher rührt diese Schwärmerei für die Zusammenarbeit von Marken und Künstlern? Und wie sieht die Zukunft aus? Sind die Marken bereits zu weit gegangen? Gustav startet einen Versuch dieses Phänomen aufzuklären.
Es wurde längst zu einem Trend: die Marken versuchen sich immer häufiger mit Produkten, Künstlern oder anderen Trendzeichen zu profilieren. Doch diese neue Welle hat auch ihren Preis, nämlich das Risiko zu einem Teil einer grossen Masse zu werden. Und auch die Snowboardszene wurde nicht verschont: seit zwei Jahren gibt es kein Halten mehr. Früher begnügten sich die Marken damit die Board-Dekos mit der Handschrift eines Designers oder Künstlers zu versehen. Doch heute wurde diese Handschrift zu weit mehr, nämlich zu einer Marketing-Notwendigkeit. Burton Warhol, Bataleon Para, K2 mishka, Nidecker lomo, 686 New Balance, DC Peter Saville, Ndk Pamela Anderson, usw. Heutzutage wird jede Kollaboration gerne gesehen, solange sie bloss „trendy“ ist. Paul Smith, Adidas, Carhartt, Nikita, Married to the mob, c3s, KFC, Bob Marley, Kid Robot, Rogue Status, Fender, Playboy, Ducati, Peter Saville, Handy Howell… Die Liste der Willigen ist lang und die Kombinationsmöglichkeiten unersättlich, deshalb ist es auch praktisch unmöglich eine umfassende Liste aller bisherigen Kollaborationen zu erstellen. JMZ, Designer von pulp68 und Nidecker, erzählt uns was er davon hält: „Seit dem Beginn des Projekts ‚Pamela Anderson’ mit Nidecker, habe ich dazu gedrängt, dass ein Teil des Gewinns an die Organisation PETA geht, denn wenn man schon einen Namen benutzt, so sollte man zumindest auch die Anliegen dieser Person unterstützen. Man darf auch nicht vergessen, dass sich die Snowboardszene vor fünfzehn Jahren alles erlauben konnte (und es auch tat). Marken wie H-Street, Lamar oder Joyride hatten betreffend ihrer Dekos nicht den geringsten Druck. Sie machten ganz einfach was ihnen gefiel und das war’s. Die Snowboardszene war damals noch äusserst kreativ und vor allem auch provozierend, was heute absolut nicht mehr der Fall ist, da alles durchdacht, kalkuliert, dem Marketing angepasst und geplant ist und somit so steril geworden ist, dass Kollaborationen
der einzige Weg zurück zur Kreativität sind. Welche Marke wagt es heute noch wie damals Joyride, eine Deko zu machen, auf der Ronald McDonald mit einer Axt in der Hand einer Kuh hinterher rennt?“ Doch einige Marken scheinen diese neue Tendenz auszunutzen. So etwa auch Burton, die zuerst mit ihren Warhol Boards einen Hype auslösten und dann letztes Jahr mit einer Basquiat-Kollektion auf den Markt kamen (Warhol und Basquiat gehören demselben Artnetwork an). Doch des Guten nicht genug: wir entdeckten auch noch die Alien Workshop X Warhol Skateboards, und dreimal dürft ihr raten... Alien Workshop gehört Burton. Ihr mögt euch nun fragen, wieso sich die Marken den ganzen Aufwand machen. Haben sie etwa keine kompetenten Designer mehr an Bord? Begonnen hat alles im Luxussegment, denn die grossen Marken haben schon immer versucht sich mit Leuten zusammen zu tun, die ein exzellentes Know-how für Produkte besitzen, die eigentlich nichts mit den Marken selber zu tun haben. So kam es zur „Star-tifizierung“ der 90er, in der man ein Produkt mit einem Künstler in Verbindung brachte, meist einem Sportler, wie es auch heute noch häufig vorkommt, wobei man sich schon ein manches Mal ein Lächeln verkneifen musste. Inmitten der 2000er Jahre kam es zum grossen Boom der Partnerschaften im Streetwear und Sneakers Segment, was die ganze Maschinerie ins Rollen brachte. Bei Nike standen die Leute Schlange, als die „SB“-Serie herauskam, in der ein jedes Modell eine Hommage an einen Künstler war. Namen wie Futura, Unkle oder Staple krallten sich bald auch in den Ohren der Mittelklasse-Kunden fest. Und auch die Snowboardszene wurde schnell von diesem Phänomen erobert, auch wenn durch die Produktionsbedingungen nicht so schnell darauf reagiert werden konnte. Da die Kollektionen im Snowboardbiz bereits ein
WOHIN GEHT DER KOLLABORATION TREND?
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bis zwei Jahre im voraus entworfen werden, konnte die Industrie nicht mit der Geschwindigkeit rivalisieren, die etwa Streetwear-Marken zu Tage legten, welche im Durchschnitt vier Kollektionen pro Jahr entwerfen. Die charismatischsten Künstler wurden schnell von den grossen Marken monopolisiert, doch die wenigsten Designer hatten Skrupel sich auch an konkurrierende Marken zu verkaufen. Para etwa, ein holländischer Künstler, hat im selben Jahr seine Dienste sowohl Nike als auch Adidas und Vans zur Verfügung gestellt. Und das Gleiche tat Ed Banger mit Nike und Etnies. In diesem Fall darf man wohl nicht mehr von grossartigen Kollaborationen sprechen, sondern vielmehr von „ich nehme alles was ich kann, solange es noch geht“. Es ist schwierig zu sagen wie weit das noch gehen wird, doch eines kann mit Sicherheit gesagt werden und das ist, dass der Bewegung langsam die Luft ausgeht. Heute ist es mit den kurzlebigen Marken und dem Buzz von vor einigen Jahren vorbei, der von Produktionen wie 10deep oder Krooks & Castle gezeichnet wurde. Die Marken wie auch die Kunden haben die Schnauze voll davon als Trend-Labor genutzt zu werden. Vielmehr wird auf sichere Werte gesetzt. Das neue Modewort lautet heute „Authentizität“ und das auch in der Welt des Snowboards. Man ist auf der Suche nach dem vergangenen Ruhm, den ehemaligen Designern und illustren Unbekannten die so tun als ob die letzten zwanzig Jahre nie geschehen wären, denn das waren die wahren Helden. Doch in zwanzig Jahren haben sich trotzdem auch viele Dinge verändert, nicht zuletzt dank der Erfindung des Internets, das es den neugierigen Kunden erlaubt schnell an Informationen zu kommen. Da fällt es schwer offenkundig über den fiktiven Erfolg einer Marke zu lügen. Wir sind weit von jener Zeit entfernt, als „Mad House“ Pro-Modelle mit inexistenten Namen herausbrachte um die Leute glauben zu lassen, dass diese in den Staaten der absolute Burner sind.
Doch wie nun die Zukunft von Kollaborationen aussieht weiss niemand, denn was das Mittelklassesegment betrifft ist die Tendenz noch neu und wird daher sicherlich noch einige Zeit anhalten. Man findet also alles und wirklich alles, von Coca Lagerfeld bis zu Ikea Sims Videospielen. Zum Glück blieb die Snowboardszene bis anhin noch von solchen Mainstream Kollaborationen verschont... obwohl... Nidecker Stimorol, ASnowboard Corona, Wild Duck Energizer, da gab es wohl doch schon einige. Und dennoch kann ein Rückgang dieser Tendenz festgestellt werden. Wenn wir bedenken, dass vor einigen Jahren noch alles mit offenen Armen Willkommen geheissen wurde, kann man heute doch eine selektivere Auswahl ausmachen. Nicht zuletzt ist dies auch eine finanzielle Entscheidung, denn die Künstler, die damals noch keiner kannte, haben den Braten gerochen und die Preise für ihre Dienste in die Höhe schnellen lassen. Und auch die Marken wissen wie der Hase läuft und nutzen die Medien um einen Hype um ‚ihre’ Künstlern zu kreieren. Leider hat das auch seinen Preis und so kam es, dass das Marketingbudget für ein solches Projekt in den letzten Jahren verzweifacht werden musste. Einerseits muss das Produkt gefördert werden und andererseits auch das Artwork und damit, Hand in Hand, auch der Designer. Einige Marken haben bereits den Rückwärtsgang eingelegt und rücken wieder das Produkt – und nicht den Designer – in den Vordergrund. Vorreiter dieser „Back to the Roots“ Bewegung ist etwa NDKreactive mit dem Snowboard THE HELVET UNDERGROUND, dessen Deko aus einem einzigen Satz besteht: „good board do not need trendy design“ auf der Unterseite des Snowboards und „want more, do it by yourself“ auf der Oberseite.
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Š Predrag Vuckovic/Red Bull Photofiles Robbie Maddison, Trick: Body Volt Red Bull X-Fighters Madrid, Spain
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FMX Text : Anne_Laure M. Layout : daïan
What’s new? Was gibt es Neues in der fabelhaften Welt des FMX? Ist es überhaupt noch möglich die technischen Grenzen weiter auszulotsen? Und falls ja, wie?
Debriefing der X-Fighters Tour 2010 mit Mat Rebeaud und Marc Mauron, Team Manager von Swatch Die Tricks Die letzten drei Jahren waren von der Erfindung neuer Tricks geprägt und die Tendenz 2010 war nun diese Tricks auszubauen, wie etwa der Back Flip Tsunami, der Back Flip Dead Body (Levi) oder der Suicidal Back Flip No Hand von Payerne (Mat Rebeaud). Der Body Volt von Maddo war genau genommen keine Neuheit, da er bereits von Kyle Loza bei den Best Tricks der X-Games 2008 performt wurde. Doch seine Ausführung in einem Run hatte dieses Jahr Premiere, genau wie auch der Back Flip Double Seat Grab. Was sich dieses Jahr augenfällig verbessert hat ist der Flow den die Rider in ihren Runs an den
Š Joerg Mitter/Red Bull Photofiles Levi Sherwood, Trick: Back Flip Dead Body Red Bull X-Fighters Madrid, Spain
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Schwimmen, Joggen, Rudern, Yoga, Moto Cross zwei bis dreimal pro Woche... die FMX Rider wurden zu echten Athleten. Um neue Tricks zu üben ist die Schaumwanne immer noch die effizienteste Lösung. Und warum verbringen die Rider mehrere Monate pro Jahr in Kalifornien? Ist das Training dort besser? «Nein, das liegt bloss an den meteorologischen Bedingungen. Im Winter können wir in der Schweiz einfach nicht trainieren.» Die Motorräder Die 2-Takt Motorräder sind immer noch die Favoriten im FMX. Ihr Gewicht wurde wohl verrinTag legten. Und auch die Variationen haben sich gert, doch noch nicht genug um mit ihnen Tricks entwickelt: das Repertoire an Tricks ist grösser wie den 3’6 durchzuführen. und die Kombinierung verschiedener Tricks im Eine andere Tendenz geht hin zu 4-Takt Motorselben Jump ist auch in Mode gekommen. rädern, die zwar leistungsstärker aber auch viel schwerer sind. Alle japanischen Marken entwicDie Rider Alles ist gezügelt: die Tendenz geht hin zur ge- keln 4-Takt Räder, doch keine 2-Takter. KTM nauen Überlegung, zum Feintuning und weg von ist somit die einzige Marke die 2-Takt Räder den Trashereien. Die Rider konzentrieren sich entwickelt, die zu den Referenz-Motorrädern auf die Dimension, die Geschmeidigkeit und den des FMX wurden. Erfolg ihrer Tricks. Die Pisten Der einzige Newcomer der sich dieses Jahr in Dieses Jahr wurde es wieder weniger technisch: der Szene etablieren konnte ist der Neuseeländer mehr Platz zwischen den Sprüngen und einfache«Rubber-Kid», alias Levi Sherwood. Er ist die re Abläufe. Und das aus Sicherheitsgründen. Dies Offenbarung des Jahres. 18 Jahre alt, gesch- stellte sich jedoch als Fehldenken heraus wenn meidig, hochbegabt und mit Back Flips auf den man bedenkt, dass der Schwierigkeitsgrad nicht Rampen aufgewachsen (er kommt nicht aus dem mit dem Niveau der Pisten übereinstimmte und Cross). Er gehört zur neuen Generation des FMX. sich die Rider somit mit den extremsten Tricks Und wie ist er in der Arena der Grossen gelan- bekämpfen mussten um den entscheidenden Undet? Entdeckt wurde er in einem Trainingscamp terschied zu machen. Deshalb gab es auch noch für junge Rider von Red Bull wo er die Chance nie so viele Verletzte wie dieses Jahr. Nächstes bekam sich bei den X-Fighters unter Beweis zu Jahr werden die Parks also wieder technischer stellen. Später konnte er sich auf der Tour sch- und das nur zu unserem Vorteil, denn damit werden die Sprünge an Geschmeidigkeit und nell profilieren. Technik gewinnen. Das Training In diesem Bereich gab es eine wichtige Entwic- Die Bewertung klung. Beim aktuellen Niveau des FMX kann man Die Bewertung wird immer klarer mit fünf Kritees nicht mehr erlauben ohne einen trainierten rien definiert, wobei jedem Kampfrichter eine Körper anzutreten. Zu viele Verletzungen, und zum Teil schlimme, haben die Rider zu einem intensiven Training gezwungen. Stretching,
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klare Bewertungsaufgabe zugetragen wird. Entweder ist er für die Challenge Execution, für die Use of Course, den Stil oder die Variation der Tricks zuständig. Das fünfte Kriterium ist das Publikum (Applausometer). Die Beziehung zwischen Ridern und Judges ist gut, denn die Kampfrichter werden geschult, getestet und für die Tour gebucht. Das Resultat: es gibt viel weniger Kritik an der Bewertung. Die neue Destination – eine Offenbarung der Tour Ohne Zweifel staubt Moskau diesen Titel ab, mit einem Park der an die ursprünglichen Red Bull X-Fighters erinnern lässt. Mehrere Rampen, mehrere Sprungdistanzen, mehrere Pisten, eine lange Fun Box... alles in allem ein fetter Park wie ihn die echten Rider lieben. Die Kulisse, der Rote Platz, war eindrücklich und das Publikum, 40’000 Leute, liessen Erinnerungen an die Anfänge des FMX hochkommen: keine Kenner und somit total begeistert davon was man mit einem Motorrad alles machen kann, heiss und ausdrucksstark. Einfach nur genial! Gibt es für nächstes Jahr Pläne für Verränderungen? Die X-Fighters planen eine Tour die uns den Atem rauben wird, doch mehr dürfen wir im Moment noch nicht verraten.
© Joerg Mitter Math Rebeaud, Trick: Suicidal Back Flip No Hand de Payerne Red Bull X-Fighters Rome, Italy
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HAST DU
BANKSY GESEHEN?
Der Street Artist ohne Gesicht jetzt im Kino Text : Tatiana Tissot (/TAT) Layout : daïan
Exit Through the Gift Shop wird als Dokumentarfilm angepriesen und handelt von Street Art Künstlern wie Banksy, Invader oder Shepard Fairey – Helden des Vandalismus, die auf ihren Touren mit der Kamera begleitet werden. Hinter der Kamera steht ein neugieriger Cineast namens Thierry Guetta... und trotzdem trägt der Film die Handschrift von Banksy. Banksy – König der Eulenspiegelei. Dokumentarfilm oder Fiktion? Man weiss es nicht so genau. Ab November in den Schweizer Kinos! Die Geschichte ist unglaublich: Thierry Guetta, ein in L.A. lebender Franzose ist ein cooler Typ, der seine Zeit damit verbringt alles zu filmen das ihm begegnet, so etwa seine Frau und Kinder. 1999 entdeckte er per Zufall bei einem Familienbesuch in Frankreich die Aktivitäten seines Cousins in Paris, der kein Geringerer als Invader höchstpersönlich ist. Ganz genau, der Vater der bekannten Space Invader Mosaike, die dem Videospiel-Klassiker entlehnt sind und in allen Städten – von Kathmandu bis Barcelona – zu finden sind. Fasziniert von der Szene startet der Filmliebhaber ein Dokumentarfilmprojekt um einen tieferen Einblick in die Szene zu erhalten und beginnt damit seinen fantastischen Cousin zu filmen. Et voilà: die Geburtsstunde von Exit Through the Gift Shop. Guetta traf dank Invader die wichtigsten Figuren der Szene, wie etwa Shepard Fairey, der Mann hinter Obamas «Hope»-Plakaten, der davor bereits durch seine Andre the Giant Has a Posse Kampagne bekannt wurde, deren Sticker Anfangs der 90er Jahre wie Pilze aus dem Boden der amerikanischen Strassen schossen und die Skaterszene als Katalysator nutzte. Auch ein anderer André kommt Guetta vor die Linse, nämlich der französische Graffiti-Künstler, auf dessen Konto die Monsieur A. Männchen auf den Pariser Mauern Ende der 90er Jahre gehen, ein Strichmännchen in rosa, das den Passanten zuzwinkert und mal mit einem Zylinder, dann wieder mit unzähligen Beinen anzutreffen ist. Auch Borf, Swoon, Neck Face, Dan Witz und viele mehr tauchen an der einen oder anderen Stelle im Film auf. Die Bewegung hat sich aus der Graffitiszene heraus entwickelt, wobei die Street Artisten heute mit vielfältigen Materialien und Techniken arbeiten: Stickers, Matrizen (Schablonen), Collagen, Poster oder auch Skulpturen, etwa nach dem Vorbild von Joshua Allen Harris,
dessen Müllsack-Kreaturen auf den Lüftungsschächten der New Yorker Metros zum Leben erwachen. Guetta interviewt seine Darsteller dieser Gegenkultur und dokumentiert ihre Arbeit im Atelier und auf ihren Streifzügen durch die Städte. Ein Wort fasst Guettas Arbeit gut zusammen: Action! Denn die Ausflüge enden auch schnell einmal in einer Verfolgungsjagd mit der Polizei.
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Auf den Spuren des legendären Banksy Doch in Guettas Jagdbeute fehlt noch der Grösste: Banksy. Eine wahre Legende, dessen Gesicht noch nie eine Menschenseele gesehen hat, was unweigerlich zur geheimnisvollen Aura des englischen Künstlers beiträgt. Seine Werke lenken mit ihren humoristischen und subversiven Seiten auf geniale Art und Weise von der urbanen Kulisse ab und werden für mehrere Tausend Euro verkauft. Ratten, Affen, Polizisten oder Kinder werden auf seinen Streifzügen durch die Strassen zum Leben erweckt. Banksy engagiert sich auch für die Redefreiheit mit der Offenbarung seiner politischen Meinung in Form von lebensgrossen Kunstwerken in der ganzen Stadt. So malt er zum Beispiel die Hoffnung auf die israelische Mauer oder er schleicht sich in Museen ein, um seine Leinwände neben den klassischen Meisterwerken aufzuhängen, als ob nichts wäre. Die Besucher des Louvres fanden 2004 etwa eine neue Mona Lisa, mit einem grossen Smiley-Kopf à la Banksy im Museum vor. „Es ist magisch, dass er sich von mir filmen liess. Ich hatte das Gefühl in ihm das fehlende Puzzle-Teil zu finden“ erzählt ein begeisterter Thierry Guetta im Trailer von Exit Through the Gift Shop. Der Titel ist übrigens eine ironische Anspielung auf Vergnügungsparks, bei denen der Ausgang immer zuerst durch den Giftshop führt. Die Freundschaft zwischen Guetta und Banksy wurde vollends besiegelt, als Banksy vor Guettas Kameralinse im Disneyland neben einer Achterbahn eine aufblasbare Nachbildung eines Guantanamo-Opfers installierte. Es wird viele geben die es sich bloss in den dunklen Kinosälen bequem machen werden, um ein bisschen Banksy-Luft einzuatmen. Er kommt im Film vor – wenn auch nur selten. Und wie immer bleibt er sich treu: verhüllt, ohne Gesicht, die Stimme verzerrt. Nachdem er Thierry Guettas Vorschlag angenommen hatte, musste er schnell feststellen, dass dieser nicht im Stande war einen Dokumentarfilm zu drehen. Er hatte weder die Intention noch die Kapazität. Das erklärt auch den Untertitel von Exit Through the Gift Shop: «Die unglaubliche wahre Geschichte des besten Graffiti-Dokumentarfilms aller Zeiten den es nie gab». Und wie es der Zufall so will nahm der Street Artist selber die Zügel in die Hand und der Dokumentarfilm wurde fortan zu einem «Banksy Movie». Und das ist noch nicht alles: Banksy brachte Guetta dazu selbst zum Street Ar-
tisten zu werden, genau wie die Typen die ihn so faszinierten. Eine Idee die er später nach eigenen Angaben bereute, als er die Ausmasse sah die sein Pseudonym Mr. Brainwash annahm, unter dem sogar ein CD-Booklet für Madonna entworfen wurde. Ein echter Prankumentary? Die Geschichte ist zu schön um wahr zu sein und so beanstanden die Kritiker seit dem Erscheinen des Films im Frühling in den USA den Schabernack der getrieben wurde. Verfluchter Banksy! Er ist bekannt als König der Eulenspiegelei. Der Film erreichte auf dem Tomatometer von Rotten Tomatoes 97%, einer allen zugänglichen Kritikseite made in America. Bei der Vorpremiere am Independent Filmfestival Sundance in Utah fand der Film die Zustimmung des Publikums. An diesem Festival wurde vom Festivaldirektor auch ein Brief des Künstlers vorgelesen, in dem dieser schwört: «Alles ist wahr, vor allem jene Stellen, an denen gelogen wird». Eine amerikanische Journalistin beweihräuchert Banksy sogar mit der Aussage ein neues Genre geschaffen zu haben, den Prankumentary, ein Scherz-Dokumentarfilm. Letzten Juni sorgte etwa eine 89jährige Grossmutter an einer Pressekonferenz in Camden Town in London für eine verblüffende Enthüllung: sie sei Banksy! Sie gab zu über Einzäunungen zu klettern und dann ihre Graffitis zu sprayen – und das zum puren Zeitvertreib. Was ist nun wahr? Ist Thierry Guetta bloss eine fiktive Person, die in Banksys Fantasie entstanden ist, genau wie eben erwähnte Oma? Doch der Mann existiert... aber ist seine Künstleridentität, Mr. Brainwash, eine Erfindung des englischen Künstlers? Ist ja eigentlich auch egal, Banksy unterhält, verwirrt, tut alles um die Welt zum Besseren zu ändern und verspricht uns eine DVD von Exit mit exklusiven Brillen, um den Film in 2D zu sehen. Doch zuerst geht die Pilgerreise diesen November in die Schweizer Kinosäle.
DIE INSEL DER MUSIKALISCHEN RANDERSCHEINUNGEN
8. EMERGING MUSIC FESTIVAL (EMF) 2.-5. September 2010, Rouyn-Noranda, Kanada
NISHOWNIBUSINESS
Text: Prénom Nom Design: Livia van Haren
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NÖRDLICH VON MONTRÉAL, IM HERZEN DER WÄLDER UND SEEN BEHERBERGT DIE MINENSTADT ROUYN-NORANDA SCHON SEIT ACHT JAHREN EIN FESTIVAL, DAS IN SEINER ART GENAUSO UNGEWÖHNLICH WIE AUCH VORBILDLICH IST.
Eine weitläufige Gegend durchlöchert von unzählbaren Seen und zwischendurch, inmitten dieser Postkarten-Landschaft die sich bis an den Horizont erstreckt, einige kleine Städtchen und Dörfer, die zur Zeit der Entdeckung des Kupfer- und Goldvorkommens Anfangs des letzten Jahrhunderts errichtet wurden. Die Stadt Rouyn-Noranda, mit ihrer anarchischen Architektur mit britischen, französischen und amerikanischen Einflüssen gehört zu diesen Minenstädten. Davon gibt es gerade einmal fünfundsiebzig, rund um einen ebenso malerischen wie verschmutzten See gelegen; 40’000 Einwohner, die während der zweiten Kolonisierungswelle von Osteuropa nach Kanada kamen und hier und da ihre Spuren hinterliessen, etwa in Form von orthodoxen und ukrainischen Kirchen. Nur gerade 700 Kilometer nordwestlich von Montréal gelegen und doch Welten entfernt. In dieser Gegend, im Schatten der zwei grauen Giessereitürmen von Rouyn-No-
randa, in denen das Kupfer der benachbarten Minen verarbeitet wird, erwartet niemand ein Musikfestival vorzufinden, das charmant und zugleich anspruchsvoll anmutet oder etwa ein internationales Filmfestival oder eine hervorragende Blueskonvention. Doch in den letzten Jahren hat sich die Region Abitibie-Témiscamingue genau dem Aufbau solcher kultureller Angebote gewidmet, eine der am schwächsten bevölkerten Regionen Quebecs – in der das grüne und das güldene Gold nie besonders gut miteinander auskamen. Das Ziel ist nicht zuletzt sich vom grossen Bruder Montréal zu befreien. Und tatsächlich wird das EMF auch ausserhalb der Region immer bekannter. Die achte Edition, die dieses Jahr vom 2. bis 5. September stattfand, erreichte sogar einen Besucherrekord mit 17’000 Festivalgängern. Vier Tage dauerte der Spass, während denen der Puls der Heimatstadt des Sängers Richard Desjardins im Rhythmus der 63 Konzerte schlug und sie sich in eine wahre Musikhauptstadt der Belle Province verwandelte (denn das Festival zieht rund einen Drittel seines Publikums von ausserhalb an).
Verstreut über die ganze Stadt und das Ufer des Osisko-Sees, in Bars, Kunstgalerien, umfunktionierten Kirchen, Klubs und Outdoor-Bühnen trifft man auf die quebecschen, kanadischen, frankophonen und amerikanischen HeadlinerBands, auf deren Gesicht ein ebenso breites Lächeln wie auf jenen der rund 150 freiwilligen Helfer zu sehen ist, die sich um das reibungslose Ablaufen des Festivals bemühen. Der Bürgermeister von Rouyn-Noranda, Mario Provencher, darf zu Recht stolz sein. Im Vorfeld des Festivals hat er bereits angekündigt, dass „das EMF mit seinen 80 Journalisten und zahlreichen internationalen Profis das grösste kanadische Festival ausserhalb der Metropolen ist. Zudem hat es einen richtigen Kulturhype ausgelöst und zu vielen neuen Veranstaltungen des Genres geführt.“ Sandy Boutin, Programmgestalter und Direktor des EMF, geht sogar noch weiter: „Der Erfolg des EMF rührt ebenfalls daher, dass die Bewohner von Rouyn-Noranda stolz sind für das EMF zu arbeiten. Diese starke Identifikation trägt enorm zur Gastfreundschaft des Festivals bei. Jeder spürt diese einzigartige Atmosphäre: die
Künstler wie das Publikum, die Medien wie die Profis.“ Die Wärme und Grosszügigkeit des Festivals können durchaus mit jenen des Paléo Festivals oder des Bad Bonn Kilbi in der Schweiz verglichen werden. Wenn nun nicht der Regen diese achte Edition des EMF überschattet hätte, hätte man von einem durch und durch perfekten Event sprechen können. Dieses dezentralisierte EMF, das sich in der Musikszene längst einen Namen gemacht hat, hat sein Budget in den letzten acht Jahren verzehnfacht, von 60’000 auf 700’000 Dollars und ihr Live-Angebot verdreifacht, von 22 auf 63 Konzerte und auch die Anzahl der Bühnen ist von 4 auf 13 angestiegen. So dürfen die Ohrenschmäuse heute im intimen Rahmen eines Kabaretts, auf einem schönen Marktplatz oder auch in einer spartanischen Country-Bar genossen werden. Doch das oberste Gebot ist und bleibt die Entdeckung junger Talente. Auch wenn am EMF bereits bekanntere Künstler, wie etwa Martha Wainwright, Howe Gelb von Giant Sand, Karkwa, Damien Robitaille, Melvins oder Pierre Lapointe aufgetreten sind oder
auch eingefleischte Festivaliers wie Cabine, Gablé, Chapelier fou oder die Bionicologists, so sind es doch eher unbekannte Formationen wie La Patère rose (Elektro-Rock), eine Salomé Leclerc, die an Sophie Hunger erinnert, Chantal Archambault (Chanson) oder La Carabine (PostRock) die am EMF entdeckt werden. Ein weiteres Charakteristikum des EMF ist der einfache Lagerplatz der Künstler am Seeufer, was in der kommunitären Tradition des Festivals verankert ist und von den frühen Jahren herrührt, als das Festival die wenigen Subventionen dazu nützte, Unterkünfte für die ausländischen Profis zu buchen. Das EMF ist das einzige Festival, das trotz seines kleinen Budgets über eine eigene Radiostation und ein Fanzine verfügt die das Wort verbreiten. Doch das EMF ist auf dem besten Weg in der Verfolgung seiner Ziele: neue kanadische Talente im Land bekannt zu machen und seine Reputation ständig zu verbessern. Ende 2009 konnte das Festival sogar einen Félix (Musikpreis) in der Kategorie „Veranstaltung des Jahres“ abstauben und das neben Grössen wie dem Festival de la Chanson in Granby, dem
Festival International de Jazz de Montréal oder dem FrancoFolies in Montréal und auch das M pour Montréal belohnt das originelle Projekt und unterstützt das EMF in seiner Erforschung musikalischer Neuentdeckungen.
Wobble Wobble Wobble ZIK
Text : Ron Layout & illustration : OneKon7
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SEIT NUNMEHR ZWEI JAHRZEHNTEN VERDANKEN WIR ENGLAND DIE HAARSTRÄUBENDSTEN UND UNDERGROUNDIGSTEN ELEKTRO-SPRÖSSLINGE DER SZENE. NACH DEM JUNGLE, DEM DRUM’N’BASS ODER AUCH DEM SPEED GARAGE HAT LONDON VOR KURZEM EIN NEUES BABY DAS LICHT DER WELT ERBLICKEN LASSEN: DEN DUBSTEP. DIE HAUPTSTADT BLEIBT SICH TREU UND BRINGT MIT DEM DUBSTEP EINE GEHEIMNISVOLLE, DESTABILISIERENDE UND WAHNSINNIG INNOVATIVE STRÖMUNG HERVOR. WAGEN WIR ALSO EINEN KURZEN BLICK AUF DIESES AUFSTREBENDE ELEKTROGENRE. Obwohl bereits zehn Jahre seit der Geburtsstunde des Dubsteps vergangen sind, hat die Musikrichtung in der westlichen Welt erst vor kurzem einen wahren Hype ausgelöst. Doch selbst dieser Hype ist noch lange nicht vergleichbar mit jenem intergalaktischen, der von House oder anderen Minimal/ Tech-Richtungen ausgelöst wurde. Der Dubstep bleibt trotz seiner Verankerung im Elektro seinen Einflüssen treu und in seinem Kern undergroundig. Doch was ist Dubstep denn nun eigentlich? Es ist tatsächlich nicht ganz einfach mit Worten zu erklären. Der Dubstep geniesst den Einfluss vieler verschiedener Musikrichtungen, wie etwa dem Reggae, dem Drum’n’Bass, aber auch dem Hip-Hop oder Big Beat und ist somit zugleich ein Hybrid aus den verschiedensten Stilen, aber auch eine eigenständige und originelle Musikrichtung. Die Originalität steckt allem voran in der einmaligen Atmosphäre, welche die Musik erzielt und von der das fantastische Glücksgefühl herrührt, das einen beim Zuhören überkommt. Reverbs, Delays, mysteriöse Melodien zu röhrenden Basstönen und wiegenden Rhythmen die widerhallen und sich in den Tiefen unserer Seelen verlieren. Kurz gesagt ist der Dubstep für die einen die Musik der schlimmsten Komasäufer und für die anderen ein wahrer und mythischer Kult. Der Dubstep wird durch seine Unzugänglichkeit und zugleich durch seine Einladung, die Zuhörer auf eine innere Reise zu entführen charakterisiert, während andere Elektro-Strömungen ihre Erfüllung darin sehen, den Menschen in ein instinktives Etwas zu verwandeln. Der Dubstep erblickte in den südlichen Vierteln Londons das Licht der Welt und blieb in seinen ersten Lebensjahren nur einigen wenigen Bands vorbehalten, die von den bedingungslosen Anhängern des Drum’n’Bass, Dub oder Hip-Hop als Spinner, ja sogar Reaktionäre angesehen wurden. Zu diesen Wagemutigen gehörten etwa Loefah, Skream oder Benga, die auch heute noch – zehn Jahre später – zu den unbestreitbaren Grössen des Genres zählen. Doch der Dubstep hat sich auch
rund um Ammunition Recordings entwickelt, einem Label, das Tempa und Big Apple hervorbrachte und zum ersten Dubstep-Label der Szene wurde. Und auch die allwöchentlichen FWD>> (forward)-Abende, die von einem Londoner Club zum nächsten zogen und voll und ganz dem damals noch embryonalen Musikstil gewidmet waren, trugen das Ihrige zum Erfolg des Dubsteps bei. Erst 2002 wurde der Dubstep aus seinem Nest geschubst und begann mit der ersten und zugleich mythischen Kompilation Dubstep Allstar zu fliegen, die von DJ Hatcha gemixt wurde. Zur selben Zeit wurde auch DMZ gegründet, ein Kollektiv bestehend aus einigen DJs, Produzenten und Investoren. Nun da die Grundsteine gelegt waren, entwickelte sich der Dubstep zu einem eigenständigen Elektro-Genre mit einer eigenen Identität, einer eigenen Laufbahn und einem eigenen Publikum, das voll und ganz begeistert war. 2006 erlebte der Dubstep dann den Durchbruch ausserhalb Englands, nicht zuletzt dank der BBC Radiosendung Dubstep Warriorz, gehostet von Mary Ann Hobbes, und der neuen Platte Midnight Request Line von Skream, die in der Rolle der Botschaftshymne der Strömung agierte und den Dubstep einem weiten Publikum zugängig machte. Seither bekunden immer mehr Produzenten ihr Interesse am Dubstep und der Musikstil entwickelte sich immer weiter und fand seinen eigenen Platz in den Medien. Dubstep Abende – inspiriert von Sound System, Dub und Jungle mit ihrer Niederfrequenz und rituellen Aspekten – werden zu unumgänglichen Events der meisten europäischen und amerikanischen Elektro-Clubs. Die enormen und wiegenden Basstöne, welche die Hauptcharakteristik des Dubsteps ausmachen, entführen das Publikum auf einen vibrierenden Trip. Eine interstellare Reise ist da garantiert. Der Dubstep ist also wie gemacht für Liebhaber der meditativen Musik, der fetten Basstöne, der Kracher, der Feuerwerke und anderen Scherze, die mit scheuen Augen und mit im Nebel verlorenen Seelen bewundert werden.
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TRUE NORVEGIAN BLACK METAL 120
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Text : Ron Layout : OneKon7
GOOD NEWS: DER NORWEGISCHE BLACK METAL DER 90ER LEBT! DER NACHWUCHS IST DA UND DAS TROTZ DEN ABWEICHUNGEN ZUM FM, DIE DEM GENRE IN DEN LETZTEN ZEHN JAHREN DAS LEBEN SCHWER MACHTEN. EINE NEUE SZENE IST AUF DEM VORMARSCH, DIE BEZEUGT, DASS DER BLACK METAL NICHT AUF EINE MUSIK VON GRIMASSEN SCHNEIDENDEN PANDAS BESCHRÄNKT WERDEN DARF DIE ETWAS AGGRESSIVER IST ALS DER HEAVY METAL. DENN IHR MÖGT EUCH SICHERLICH DARAN ERINNERN, DASS DER BLACK DAMALS DER INBEGRIFF DES MUSIKALISCH UMGESETZTEN BÖSEN WAR. AUCH WENN WIR RISKIEREN ALS REAKTIONÄRE DAZUSTEHEN, NEHMEN WIR EUCH MIT AUF EINE REISE IN DIE VERGANGENHEIT. Fangen wir also am Anfang an. Der Black Metal und seine primitive Szene sind eine vielseitige Angelegenheit: zugleich schön und dreckig auf dem Album, brutal live auf der Bühne und manchmal sogar noch heftiger abseits der Bühne. Obwohl die Musikrichtung zu grossen Teilen von angelsächsischen Heavy-Trash Bands wie Venom, Mercyful Fate oder auch Slayer inspiriert wurde, so wurde die wahre Black Metal Bewegung doch in Norwegen gegründet. Wenn man von der Begründung des Black Metals spricht,
muss zwangsläufig auch der Name von Bathory fallen, einer schwedischen Band, die mit ihrer Gründung Anfangs der 80er Jahre die Grundsteine einer ersten Black Metal Welle legte. Weitere und nicht minder wichtige Einflüsse des Black Metals der 90er sind die Schweizer Musiker von Celtic Frost, deren erste drei Alben von 84 bis 87 die Weichen für den skandinavischen Black Metal gestellt haben. Wir dürfen also stolz sein, denn auch die Schweiz hat einmal mehr ihren Beitrag geleistet.
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Auch wenn man sagen könnte, dass der Black Metal als Gegenstück zur westlichen Death Metal Bewegung entstanden ist, so war das nicht etwa um der Muse zu folgen, sondern ganz im Gegenteil um noch etwas drauf zu setzen und von der kompletten Glückseligkeit zu profitieren, die ein Leben im Eissturm und 10-monatiger Dunkelheit pro Jahr mit sich bringt. Satte Gitarrentöne, verzerrte Schreie, Produktionen mit 4-Spur-Technik und vor allem eine grosse Dosis Misanthropie, Unbehagen und Okkultismus verpackt in Musik und voilà das schreckliche Kind ist geboren. Wenn man nun also davon spricht, dass der frühe Black Metal eine der düstersten Musikbewegungen ist, welche die Welt je gesehen hat, so basiert das nicht nur auf der nach Hoffnungslosigkeit schreienden Musik und der eisigen und schaurigen Welt die sie kreiert, sondern auch auf verschiedenen morbiden Vorkommnissen in Verbindung mit einigen Ikonen des Genres. Es ist nicht einfach den genauen Grund für die Brutalität der Szene zu finden. Mögliche Erklärungen sind der soziale Druck, der mit der Verstaatlichung des Alkohols in Skandinavien einherging. Da man schon zum Verbrecher wurde wenn man bloss mal an einer Flasche nippte, endete jedes Fest schnell als krimineller Tatort. Das Gefühl den Staat zu hintergehen wurde dadurch zur Alltäglichkeit, die moralischen Grenzen verblassten und es wurde für einige schwierig ungesunde von gesunde Fantasien zu unterscheiden. Zumindest ist das eine Theorie. Doch da wären immer noch diese unheimlichen Anekdoten die den Black Metal zu einer Bewegung machen vor der man sich fürchtet. Man nehme zum Beispiel den Selbstmord des Sängers von Mayhem, einer der Gründungsbands des Genres, im Jahre 1991 mit einem Schuss in den Kopf. Er wurde später vom Gitarristen der Band blutend und auf dem Boden liegend aufgefunden. Dieser stellte aus den Splittern des Schädels Amulette für die Nächsten des Sängers her und machte ein Foto der Leiche, das für ein späteres Albumcover benutzt wurde. Ein weiteres Beispiel ist Varg Vikernes, Gründer von Burzum und Galionsfigur der norwegischen Black Metal Bewegung. Ihm wird vorgeworfen mehrere Kirchenbrandstiftungen begangen und obenerwähnten Gitarristen mit Messerstichen ermordet zu haben. Oder auch das Konzert von Gorgoroth in Krakau, der
Geburtsstadt Johannes Paul II., dessen Bühnendeko aus vier maskierten und gekreuzigten Menschen, auf Pfählen aufgespiessten Schafsköpfen und geschätzten 80 Litern Blut bestand trägt zum Unbehagen bei, das der Black mit sich bringt. Man kann also behaupten, dass neben der Musik und dem Image modrigen Leidens auch die Realität zum Horror dieser Splittergruppe des Metals beitrug. Doch obwohl die meisten der Gründungsväter der Bewegung im Dunkeln blieben trat der ursprüngliche Black Metal aus dem Schatten des Undergrounds der skandinavischen Städte hervor. Da die Musik so offensichtlich eine künstlerische und soziale Inkarnation des Bösen darstellt, zieht sie schnell das Interesse von Liebhabern des Extremen auf sich. Und so kam es, dass ab Mitte der 90er Jahre die Stunde des Ruhmes geschlagen hat. Doch dies hatte seine positiven wie auch negativen Seiten: ein weltweites Begehren einiger weniger Künstler, die Aufwertung einer gewalttätigen und doch auch emotionalen Musik und zu guter Letzt auch die kommerzielle Vermarktung der Szene. Es ist klar, dass Facepainting und makabre Anekdoten auch bei den jungen Metalfans gut ankamen.
BLACK METAL: EINE VIELSEITIGE ANGELEGENHEIT?
So kam es also, dass parallel zum traditionellen Black Metal eine eher kitschige Nebenszene entstand. Die Musik klang wie der Heavy Metal von Iron Maiden und Metallica und das Glamour-Image liess an Kiss und Alice Cooper erinnern. Die wahre Boshaftigkeit der Anfänge wurde nun zur puren Inszenierung. Die depressiven Gründer wurden von grimmigen und grimassenschneidenden Typen mit Nietengürteln ersetzt und die dreckigen Klänge liessen Platz für fette Produktionen mit chirurgischer Präzision. Wir wollen damit nicht sagen, dass dieses Pendant zum Black Metal per se schlecht ist, doch man muss zugeben, dass der erwünschte Erfolg doch schon viel kalibrierter ausfiel und zugleich ging auch etwas von der ursprünglichen Düsterheit verloren. Doch das scheint ganz gut zu funktionieren, wenn man bedenkt, dass einige der bestverkauften Platten von genau solchen Black Metal Bands stammen. So etwa Puritanical Euphoric Misanthropia von Dimmu Borgir oder auch Sons of Northern Darkness von Immortal. Zwei exzel-
lente Alben mit einem unbestreitbaren kommerziellen Erfolg, die aber nicht mehr dem Black Metal entsprachen, wie er vor dem ganzen Medienrummel war. Zusammengefasst kann gesagt werden, dass es heute zwei verschiedene Black Metal Szenen gibt. Die eine wird charakterisiert durch die tiefe Bedrücktheit einer Handvoll skandinavischer Underground-Figuren und die andere ist ein modernes Pendant zum Heavy Metal der 80er mit ein bisschen weniger Glamour, aber derselben Exzentrik, viel Schminke, Grimassen und grotesker Krassheit. Glücklicherweise für die anfängliche Bewegung hat es in den letzten Jahren durch einige neue Formationen eine Auferstehung der ursprünglichen Musik und der primitiven Black Metal Szene gegeben. Diese neue Szene spielt wieder Black Metal wie einst Mayhem, Darkthrone, Emperor oder andere Gründungsformationen. Die Bewegung wird Ambiant-Black oder PostBlack genannt und ist zwischen anderen extremen und experimentellen und zugleich modernen Rockströmungen entstanden, wie etwa Drone, Doom, Funeral, usw., die mit ihrer schweren und traurigen Atmosphäre alle eine Hommage an die erste Black Metal Welle der 90er sind. Die überproduzierten Produktionen, Tourneen in grossen Stadien und anderer Grössenwahnsinn haben somit ein Ende gefunden, denn die neue traditionelle Black Szene verkriecht sich lieber wieder in den Untergrund. Zu dieser Neugeburt des Black gehören etwa die Alben von Xasthur, ganz im Sinne des frühen Black Metals: dreckig und Low Budget. Aber auch die Franzosen von Death Spell Omega, deren Schweigen und Verweigerung live aufzutreten die traditionelle Misanthropie des Black verkörpert gehören zu dieser neuen alten Szene. Zu guter Letzt sollen auch noch die Wolves in the Throne Room genannt werden, eine Band deren Heiligtum die verlassenen Landschaften der USA sind, wie auch die norwegischen Wälder für viele ursprüngliche Blacks ein Pilgerort waren, die an die gepriesene Wikinger-Vergangenheit des Landes erinnern. Der Black Metal hat viele verschiedene Phasen durchlebt: von der Höllenmusik bis hin zum kitschigen Glam-Metal mit geschminkten Kids und schlussendlich zu einer musikalischen Neuentdeckung der guten alten Zeiten. Der Black hat in den letzten zwanzig Jahren schon so ziemlich alles gesehen und hat unserer Meinung nach diese Rückschau mehr als verdient.
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