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Deutsche Winzer der Wein Trophys 2021

Einzigartig von besten Lagen

Alljährlich verleiht die Redaktion des Gourmetmagazins Falstaff ihre Wein-Trophys. Eine davon ehrt den „Winzer des Jahres“. Zum Spitzen-Trio für die Entscheidung 2021 gehörten Thomas Haag vom Weingut Schloss Lieser (Mosel), Rudolf May vom gleichnamigen fränkischen Weingut und Jens Heinemeyer vom Weingut solveigs im Rheingau. Gewonnen hat Thomas Haag. Wie steht es bei den drei Winzern um ihre Leidenschaft für Wein? Dazu eine kurze Recherche von Hans-Herbert Seng

Thomas Haag konzentriert sich ausschließlich auf Rieslinge von naturnah bewirtschafteten Steillagen der Mittelmosel. Tatkräftige Unterstützung erhält er von seiner Familie, darunter Sohn Niklas und Tochter Lara, die ebenfalls zu WeinProfis ausgebildet sind Das Weingut Schloss Lieser in Lieser/Rheinland-Pfalz wurde von Familie Haag in den 1990er Jahren in einem sanierungsbedürftigen Zustand ohne Kunden- und ohne Flaschenweinbestand gekauft und Jahr für Jahr „mit viel Enthusiasmus und Herzblut aufgebaut“. Thomas Haag: „Wir sind heute ein rein persönliches Familienweingut und auch die neue Generation teilt die Leidenschaft und Liebe zum Wein und unterstützt uns tatkräftig im Betrieb. Während unsere Tochter Lara nach dem Studium in Geisenheim und im Burgenland sowie mehreren Praktika im Ausland auf den Vertrieb und Export des Weinguts fokussiert ist, steht unser Sohn Niklas uns nach seiner Ausbildung zum Winzer und neben seines Önologie-Studiums im Keller und Außenbetrieb fleißig zur Seite.“ Zum Weingut zählen mittlerweile 24 Hektar in bis zu 80-prozentigen Steillagen der Mittelmosel. Diese zeichnen sich vor allem durch ihre blauen Schieferverwitterungsböden aus: „Das Lagen-Portfolio, verbunden mit einer natürlichen Ertragsreduzierung, hundert Jahre alte Reben und die selektive Handlese in mehreren Durchgängen sind wichtige Säulen unserer Arbeit.“ Der Ausbau der Weine im Rahmen einer sehr naturnahen Bearbeitung der Weinberge folgt dem Prinzip „so wenig wie möglich, so viel wie nötig“. Nach schonender Pressung vergären alle Weine spontan mit eigenen Naturhefen, „so wird ihnen Raum und Zeit gewährt, um sich selbst zu entwickeln“. Zu den Terroir- und Herkunftsweinen gehören neun VDP.Grosse Lagen. Haag: „Es sind mit die einzigartigsten und spannendsten der Region – und jede dieser bekannten Lagen ist individuell in ihrer Stilistik, deren Steigung, Mikroklima und Boden.“

www.weingut-schloss-lieser.de

Individuelle, charaktervolle und langlebige Weine zu kreieren ist natürlich auch die Leidenschaft von Rudolf May und seiner Familie in Retzstadt. Fokussiert sind sie vorrangig auf Silvaner und dann noch auf Spätburgunder. „Bei uns ist der Muschelkalk vorherrschend.“ Dies ist äußerst vorteilhaft für die beiden Rebsorten. Zudem legt man größten Wert auf alte Weinberge in besten Lagen. Diese Kombination, verbunden mit intensiver handwerklicher Tätigkeit im Weinberg, führt zu absoluten Spitzenweinen. Auch Nachhaltigkeit ist wichtig, „deshalb arbeiten wir seit fast zehn Jahren ökologisch“. Für den Ausbau im Keller gilt „kontrolliertes Nichtstun“ mit natürlichen Hefen, keine Enzyme und sonstige Hilfsmittel. Den Weinen bleibt ordentlich Reifezeit im Holzfass.

www.weingut-may.de

Hauptsächlich charaktervolle fränkische Silvaner, aber auch Spätburgunder, sind die Leidenschaft von Rudolf May und seiner Familie Last not least profiliert sich Jens Heinemeyer (solveigs) damit, dass seine Weine die eigenen Erfahrungen als Winzer mit der besonderen Herkunft der Weinwelt widerspiegeln: „Ein Wein, der seine Herkunft herausarbeitet, der einzigartig mit seiner Herkunft ist, langlebig mit Entwicklungspotenzial, der diese Zeit braucht und vertragen kann.“ 1995 war es dann soweit, dass er dies alles an einem Ort mit den natürlichen Ressourcen in Eigenverantwortung umsetzen konnte: gewachsene Weinkulturlandschaft mit ebensolchem Rebenbestand auf dem roten Phyllit-Schiefer am Rhein um Assmannshausen. Warum geht das gerade dort? Weil es nach Burgund das zweitälteste Terroir der Rebsorte Pinot Noir ist. Angelegt von den Mönchen aus Citeaux (Zisterzienser), die mit Kloster Eberbach wesentlichen Einfluss auf die Weinkultur rund um den Rhein hatten und ihre Arbeit in Burgund hier fortsetzten. Viel mit Riesling, aber auch mit der mitgebrachten Sorte aus Burgund, die auf diesen Steilhängen einen neuen einzigartigen Charakter erbrachte. Alle solveigs-Weine werden seit 1995 gleich erzeugt – egal welche Lage oder welcher Jahrgang. Detailliert zählt Jens Heinemeyer auf: selektive Arbeit am Rebstock, Gärung mit den eigenen Hefen auf den Schalen nach Weinbergen getrennt, Klärung nur durch Sedimentation, keine Schönung, keine technischen Prozesse wie Filtration et cetera, zwei Jahre Ausbau im Fass mit Ablauf aller biologischen und physikalischen Prozesse, Füllung ohne Filtration mit moderater Weinschwefelung, die nach einem Jahr Fassreife erfolgt.

www.solveigs.de

Jens Heinemeyer setzt seine WinzerLeidenschaft mit Pinot Noir auf rotem Phyllit-Schiefer am Rhein um und präsentiert seine Weine interessierten Kennern zur Verkostung gerne in entsprechender Atmosphäre in der „Schatzkammer“

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