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Meininger Hotels: Schlafsäle und Städtetrips

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Kaffee & Tee

Kaffee & Tee

Individueller Auftritt: Jedes Meininger Hotel besticht durch seinen eigenen Charme. Links das Meininger Roma Termini, rechts Einblicke in die Häuser in Budapest (oben links und untere Reihe Mitte), Mailand (großes Bild rechts), Lyon und Paris (kleine Bilder von links nach rechts) sowie in Wien (untere Reihe links) und Berlin (untere Reihe rechts)

Schlafsäle und Städtetrips

Doros Theodorou, CCO Meininger Hotels, blickt im Interview zurück auf ein ereignisreiches Pandemiejahr. Ein Gespräch über Klassenfahrten und Konzeptanpassungen, Neueröffnungen und Nachhaltigkeit. Die Fragen stellte Peter Erik Hillenbach

Die Corona-Krise hat die gesamte Hotellerie hart getroffen. Mit welchen Einschränkungen hatten Sie im vergangenen Jahr zu kämpfen? Waren alle Ihre Hotels geschlossen oder konnten Sie noch einzelne Gäste begrüßen? Wir waren und sind zweifelsfrei wie jede andere Hotelmarke stark von den Auswirkungen betroffen. Im Frühjahr 2020 mussten wir den Hotelbetrieb auf ein Minimum reduzieren und haben nur in Häusern, wo es möglich war, weiterhin Gäste begrüßt. Die Reisebeschränkungen, strenge Hygienemaßnahmen und große Umsatzeinbußen haben es uns im vergangenen Jahr nicht leicht gemacht. Dennoch haben wir 2020 1,3 Millionen Betten verkauft. wurden jedoch abgesagt. Waren Sie deshalb noch einmal mehr eingeschränkt? Die Vorschriften für Gruppenreisen, vor allem Klassenfahrten, waren hart für unser Geschäft. Normalerweise machen Gruppenreisen rund 25 Prozent unseres Umsatzes aus. Letzten Sommer mussten wir umdenken. Wir haben uns auf Familien und Freizeitreisende konzentriert, die im Inland reisen, um die kurzfristig gestiegene Nachfrage bestmöglich zum Ausgleich ausbleibender Klassenfahrten zu nutzen. Die Zimmerauslastung in Großstädten wie Berlin und Hamburg haben während der Sommermonate unsere Erwartungen zwischenzeitlich übertroffen, dort hatten wir Auslastungsraten von über 80 Prozent.

Wie bewerten Sie die staatlichen Hilfen wie etwa Kurzarbeit, die in Deutschland während der Pandemie zur Verfügung stehen? Machen Sie Gebrauch von Unterstützungsangeboten? Deutschland hat eines der besten Arbeitszeitsysteme in ganz Europa. Wir sind froh, dass wir unser Headoffice mit über 200 Angestellten in Berlin haben und Kurzarbeit beantragen konnten. Das war sehr hilfreich. Die Unterschiede innerhalb Europas sind groß. Beispielsweise fallen die Hilfen in Deutschland, Österreich und Dänemark besser aus als in anderen Ländern, wo wir Hotels betreiben. Sie haben den Familien recht schnell lokale Kulturangebote ebenso wie regionale Freizeit- und Naturerlebnisse im Umfeld Ihrer urbanen Standorte empfohlen. Welche Konzeptanpassungen haben Sie darüber hinaus vorgenommen? Neben dem Hygienekonzept war es wichtig, für Transparenz und Vertrauen in der Kundenkommunikation zu sorgen. Dafür haben wir einen Bereich auf unserer Website mit Reiseinfos zu den Meininger-Destinationen und den Hygienestandards in unseren Hotels geschaffen. Flexiblere Stornierungsbedingungen, neue Raten und zeitlich begrenzte Promotions haben unser Angebot zusätzlich erweitert und Gästen ein Höchstmaß an Flexibilität und attraktiven Buchungskonditionen geboten. Neue Produkte wie Longstay-Aufenthalte ab 14 Tagen kamen ebenfalls hinzu.

Offensichtlich hatten Sie hiermit Erfolg. Wie werden Sie die gemachten Erfahrungen auf die folgenden Jahre übertragen? Rechnen Sie ab diesem Sommer mit einer verstärkten Nachfrage nach innereuropäischen Städtereisen, auch von Familien? Wir erwarten, dass viele Menschen wieder Städtetrips unternehmen, sobald die Beschränkungen gelockert werden. Die Zahlen von 2020 geben uns Zuversicht und sind eine zuverlässige Quelle für diese Schlussfolgerung. Aus unseren Analysen wissen wir, dass das Produkt Meininger letztes Jahr unterschiedliche Zielgruppen zur gleichen Zeit auf die gleiche Weise angesprochen hat. Gerade Familien waren letztes Jahr ein starkes Segment für uns und wir rechnen mit ähnlichen Ergebnissen für 2021.

Sie unterhalten 29 Hotels in 17 europäischen Städten. Vermutlich mit ebenso vielen unterschiedlichen Regularien und Vorgaben. Wie händeln Sie das in den einzelnen Ländern? Ja, das war besonders zu Beginn der Pandemie eine Herausforderung. Unsere Teams für Arbeits- und Gesundheitsschutz arbeiteten wie auch schon zuvor eng mit dem Regionalmanagement zusammen. Die Umsetzung der Hygiene- und Sicherheitsstandards verlief dank guter Koordination und Kommunikation zwischen den Teams und Ländern reibungslos.

Sie haben in diesem Frühjahr gleich vier neue Hotels eröffnet, und das in hochpreisigen Märkten. Warum warten Innsbruck, Zürich, Genf und Bordeaux auf ein Meininger Hotel? Die flexible Zimmerstruktur, kombiniert mit der Möglichkeit, ein Bett im Schlafsaal zu mieten, ermöglicht die Ansprache von preissensiblen Gästen – ein Segment, in dem wir weiterhin in ganz Europa großes Potenzial sehen. Wir freuen uns über die diesjährigen Neueröffnungen und planen unsere ambitionierte Expansion in Europa auch langfristig fortzusetzen.

Ihr Hybrid-Konzept setzt auch auf einladende öffentliche Bereiche wie Gästeküche, Gamezone oder Lobby. Können Sie diese Bereiche in Zeiten von Kontaktreduzierungen überhaupt noch anbieten? Unter Beachtung regionaler Vorschriften und mit Hilfe des Meininger Hygiene- und Sicherheitskonzepts können die Gemeinschaftsbereiche auch weiterhin genutzt werden. Unsere Maßnahmen umfassen zum Beispiel markierte Laufrouten und Wartebereiche. Diese helfen, sich nur auf ausgewiesenen Wegen in eine Richtung zu bewegen und den Sicherheitsabstand zu anderen einzuhalten. Zudem haben wir das Reinigungspensum in den öffentlichen Bereichen deutlich erhöht und intensiviert. Gästen steht Händedesinfektionsmittel in öffentlichen Bereichen kostenfrei zur Verfügung. Unsere Goldene Regeln für einen sicheren Aufenthalt erinnern Gäste an vielen Orten im Hotel an alle wichtigen Verhaltensregeln.

ZUR PERSON Doros Theodorou, Chief Commercial Officer (CCO) der Meininger Hotels, besitzt neben der britischen auch die griechisch-zypriotische Staatsbürgerschaft. Er verfügt über fast 20 Jahre Erfahrung im strategischen Sales und Marketing und damit einhergehend über ein umfangreiches Fachwissen in der Hospitality- und Tourismus-Industrie. Bevor er Teil der Meininger Hotels Geschäftsführung wurde, war er bei Sunhotels by Webjet als CCO tätig und trug maßgeblich zum Aufbau einer erfolgreichen globalen Sales- und Marketing-Struktur bei. Zuvor war er in leitenden Positionen mit steigender wirtschaftlicher Verantwortung bei TripAdvisor, Kuoni Global Travel Services and Gulliver’s Travel Associates (GTA) tätig. Bei Meininger Hotels treibt er die strategische Ausrichtung der Commerce-Abteilungen, beschleunigtes Wachstum sowie den Wettbewerbsvorteil von Meininger auf dem internationalen Low-Budget Hotelmarkt voran.

Themenwechsel. Eine eigene Nachhaltigkeitsbeauftragte kann wahrlich nicht jeder Hotelier aufbieten. Welchen Schwerpunkt besetzt Ihre Expertin? Wird es im Jahr des Plastikverbots eher das Thema Verpackung und Müllvermeidung sein oder berührt ihr Aufgabengebiet zum Beispiel auch Bereiche wie Lebensmittelverschwendung, Energieeffizienz und E-Mobilität? Das Thema Nachhaltigkeit betrifft alle Unternehmensbereiche und passiert abteilungsübergreifend in enger Zusammenarbeit mit allen Hotels. Aufgrund des Produkts, das die Meininger Hotels verkörpern – vergleichbar mit einem Budget-Hotel – verbrauchen wir weniger Strom und Wasser als beispielsweise ein Vier- oder Fünf-Sterne-Haus mit Minibars, Restaurant, Pool und Sauna. Darauf ruhen wir uns nicht aus. Beispielsweise haben wir in allen Hotels Bewegungsmelder und Perlatoren für einen geringeren Energie- und Wasserverbrauch integriert. Auch die Beteiligung von Gästen und Mitarbeitern spielt eine wichtige Rolle, denn Nachhaltigkeit beginnt mit Bewusstseinsschaffung. So haben wir Gäste vor Corona dazu ermutigt, den Kaffee doch lieber im Hotel zu konsumieren, statt mit dem Einwegbecher auf Sightseeing-Tour zugehen. Das ist nicht nur gemütlicher, sondern spart ganz nebenbei auch noch Abfall. Vor der Pandemie war es auch möglich, auf die Zimmerreinigung zu

Flexible Zimmerstrukturen und einladende öffentliche Bereiche bilden den Kern der Meininger Hotels

Poolbillard oder Working-Spaces sind nur ein Teil vom umfangreichen Angebot der Meininger Hotels in den einzelnen Häusern verzichten, um Ressourcen zu schonen. Durch den erhöhten Verbrauch von Einwegutensilien, Desinfektions- und Hygienemitteln ist Corona in dieser Hinsicht schon ein Rückschritt. Wir sind jedoch froh, dass wir in Zeiten geringer Auslastung und Reisebeschränkungen unsere Häuser an einigen Standorten für die Unterbringung der Bundeswehr, Polizei und andere Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen oder das Deutsche Rote Kreuz bereitstellen konnten. Abgesehen davon engagieren wir uns auch weiterhin im Rahmen sozialer Projekte an unseren Standorten, indem wir etwa Einrichtungen und Organisationen mit Kleider- und Lebensmittelspenden unterstützen. Die Hotelteams organisieren auch eigeninitiativ Aktionen, in diesem Jahr zum Beispiel im Zusammenhang mit der Earth Hour und dem Earth Day. Wir drehen Schrauben, wo wir können, um jeden Tag ein bisschen besser zu werden.

Wie und für welche Projekte, Ideen und Chancen haben Sie die Krise sonst noch genutzt? In 2020 haben wir es geschafft, kurzfristig Prioritäten zu verschieben und Ressourcen zu kanalisieren. Uns ist es gelungen, das Thema der Digitalisierung voranzutreiben und in Innovation und Wachstum zu investieren, einschließlich der Neueröffnungen in diesem Jahr. Beispielsweise wurde die Funktion, Buchungen

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