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Numa Group: Interview Christian Gaiser
by GW VERLAG
Technologie und Stil
Einzigartige Reiseerlebnisse für eine neue Klientel, ermöglicht durch cleveres Scouting und den Einsatz smarter Software: Numa (vormals Cosi Group) will den Hotelbetrieb revolutionieren und expandiert derzeit in ganz Europa. Ein Gespräch mit CEO und Co-Founder Christian Gaiser. Die Fragen stellte Peter Erik Hillenbach
Herr Gaiser, warum brauchen wir eine neue Art zu reisen? Was gefällt Ihnen nicht am jetzigen Angebot? Das bisherige Angebot passt nicht mehr in die Zeit. Denn Corona hat auch die Tourismusbranche durcheinandergewirbelt, viele Menschen reisen schon heute anders. Flüge werden auf absehbare Zeit teuer bleiben, also bucht man lieber nur ein- oder zweimal, ist dafür länger unterwegs. Weil für viele Menschen die Zeit der dauerhaften Anwesenheit in den Büros vorüber ist, verknüpfen sie Reisen und Arbeiten. Man kann seinen Video-Call auch von Barcelona aus durchführen, um nach Feierabend eine Weltstadt zu genießen. Und bei Geschäftsreisenden gibt es den Trend zum „Bleisure Travel“, womit die Begriffe Business und Leisure zusammengeführt werden. Der Geschäftsreisende ergänzt seinen Trip mit Sightseeing. Eine neue Generation Reisender wächst heran, diese wünscht sich authentische, zeitsparende Hotels. Das bestätigt auch eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov aus dem September: 82 Prozent der Befragten verzichten derzeit auf Geschäftsreisen, 55 Prozent wollen ihr geschäftliches Reiseverhalten auch nach der Pandemie nicht ändern. Urlauber bevorzugen immer mehr ServicedApartments anstatt klassischer Hotels.
Sie halten herkömmliche Hotels für spießig, zugeknöpft und gesichtslos. Starke Worte. Ist das die Arroganz der Millennials gegenüber den Boomern? Oder sind Sie nur ungeduldig?
Christian Gaiser, CoFounder und CEO der Numa Group
Eindrücke aus den Berliner Numa-Hotels Belfort (großes Foto), Munico und Nook (von links) sowie aus dem Numa Wood Hotel in Wien Ich habe großen Respekt vor allen Hotelbetreibern. Ich selbst bin in einer Hotelierfamilie groß geworden und kenne die harte Arbeit in den Häusern. Gerade deshalb liegt es mir am Herzen, die vor allem wegen der Coronakrise kämpfende Branche bei der Transformation zu unterstützen. Die Häuser müssen der neuen Zeit angepasst werden. Dazu gehört zwingend ein Digitalisierungsschub, um die neue Kundengeneration zu erreichen, die ihre Reisen mit dem Smartphone steuert. Die Branche sollte auf die Menschen hören. Wir sind gelangweilt von der Uniformität des Angebots – beim Einkaufen, Reisen und in der Gastronomie. Überall dominieren die bekannten internationalen Marken. Bei den Verbrauchern wächst die Sehnsucht nach originellen, regional inspirierten Angeboten. Mit Numa wollen wir Reiseaufenthalten eine Seele geben. Unsere Häuser sind keine anonymen Betonburgen, sondern sie betten sich sensibel in die jeweilige Nachbarschaft ein.
Technologie und Stil sind sicherlich ein spannender Mix. Reichen diese beiden Zutaten für ein erfolgreiches, tragfähiges Konzept oder fügen Sie weitere Ingredienzien hinzu? Selbstverständlich wird unser Konzept ständig an die Rahmenbedingungen und Kundenvorlieben angepasst. Diese Flexibilität spricht für uns. Seit Beginn der Pandemie bevorzugen die Kunden längere Aufenthalte, darauf haben wir reagiert. Die Folge: Unsere Numa-Häuser hatten 90 Prozent Auslas-
Mediterran und verspielt: Auch das Numa Hotel Roca in Barcelona lebt vom lokalen Spirit
ung selbst in dieser für die gesamte Branche herausfordernden Phase. Unsere Expertise für Technologie und internationale Online-Hotelvermarktung wurde hier hart geprüft und am Ende eindeutig durch die Zahlen bestätigt.
Die Hotels, mit denen Sie kooperieren, sind ausgesprochen urban, mittendrin, kieznah und haben das gewisse Etwas. Können Sie einige Beispiele etwa aus Berlin nennen und spezifizieren, was die genannten Häuser gemeinsam haben? Wir legen Wert auf die Erhaltung der Geschichte der jeweiligen Häuser und deren Einbettung in ihr nachbarschaftliches Umfeld. Schauen Sie beispielsweise das Nook, eines von vier Häusern in Berlin. Es liegt in Mitte, einem der dynamischsten und modernsten Bezirke der deutschen Hauptstadt. Entsprechend ist auch die Gestaltung dieses Hauses: modern, weltstädtisch. Dafür sorgen auch unsere Innenarchitekten, die überall das Interieur sensibel auf einen zeitgemäßen Stand bringen. Die Ausstattung sämtlicher Häuser ist hochwertig und detailverliebt. Wir legen zudem hohen Wert auf erstklassige Internetverbindungen, die auch professionelle Ansprüche maximal bedienen. Und eine kostenfreie Minibar rundet das Numa-Angebot ab.
Sind Häuser in ländlichen Regionen ausgeschlossen? Nein, für diese Häuser haben wir Numa Go entwickelt, unser Franchiseangebot für die Hotellerie. Numa Go ist überall einsetzbar und bietet allen Hotelbetreibern Upgrades auf unsere neuste, erheblich kosteneinsparende Technologie. Numa Go macht bestehende Hotels und kleine Hotelketten wieder wettbewerbsfähig, auch in Zeiten von Corona. Der oft noch sehr analog funktionierenden Hotelbranche bieten sich im digitalen Zeitalter großartige Möglichkeiten, selbst in Zeiten der Pandemie. Numa Go reduziert den operativen Aufwand der Hotelbetreiber und senkt damit erheblich die Kosten. Das System bietet eine digitale Rezeption und gewährleistet eine individuelle Gästebetreuung rund um die Uhr. Unsere Technologie ermöglicht intelligentes Pricing und breite Vermarktungskanäle. Das umfangreiche Numa-Reporting bietet in Echtzeit Übersicht über alle relevanten Zahlen.
Wie finden Sie Häuser, die zu Ihnen passen? Sind Ihre Scouts unterwegs oder kommen passende Hotels auch auf Sie zu? Wir nutzen viele Optionen: In der Tat sind für uns Scouts in allen relevanten Märkten unterwegs. Zusätzlich verfügen wir über ein großes internationales Netzwerk in der Branche. Und schließlich kommen Hotelbetreiber seit Bekanntwerden unserer herausragenden Auslastungs-Ergebnisse in der Pandemie oft selbst auf uns zu.
Sie beziehen die Umgebung des jeweiligen Hotels stark in Ihr Angebot ein, legen also sehr viel Wert auf Lokales. Auch hier die Frage: Wer checkt das für Sie, arbeiten Sie eng mit Locals zusammen und wie finden Sie die? Ohne erfahrene Spezialistinnen und Spezialisten in unserem Team wäre unsere Arbeit nicht zu leisten. Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter prüfen zusammen mit Experten aus unserem Netzwerk vor Ort die verschiedenen Objekte und sorgen dafür, dass sie an unsere Standards angepasst werden können.
Das Reiseerlebnis beschränkt sich nicht nur auf den Standort der jeweiligen Hotels. Sie sprechen eine Klientel an, die mit dem Smartphone aufgewachsen ist. Entsprechend digital ist die Ansprache an die Gäste. Was bieten Sie dem Gast im Einzelnen an? Wir bieten ein komplett digitales Reiseerlebnis, ganz ohne physischen Kontakt und Rezeption vor Ort. Die Gäste erhalten einen digitalen Schlüssel für den Self-Check-in und Check-out direkt auf ihr Smartphone. Numa Guest Experience-Teams sind rund um die Uhr per Smartphone für die Gäste erreichbar und unterstützen sie auch bei besonderen Wünschen. Heißt: Wir begleiten den Gast und geben gerne Empfehlungen zu Aktivitäten und Erlebnissen in der Umgebung. Dieses Angebot nennen wir Curated Recommendations. Numa will nicht nur einfach Übernachtungsmöglichkeiten bieten, sondern ein Rundum-Aufenthaltserlebnis mit möglichst vielen speziellen lokalen Momenten.
Gibt es bei aller digitalen Affinität nicht auch eine gewisse Sehnsucht nach analogem Erleben? Wie befriedigen Sie die? Ich würde das eher als Sehnsucht nach authentischem Erleben bezeichnen, und diese gibt es mehr denn je. Deshalb legen wir viel Wert darauf, dass die Geschichte der jeweiligen Häuser und deren Einbettung in ihr nachbarschaftliches Umfeld erhalten bleiben. Schauen Sie sich unser Numa Wood in Wien an – ein Hotel aus Holz, mitten in der pulsierenden Großstadt, ein außergewöhnliches Erlebnis für alle Gäste. Die Technik im Hintergrund dient ja nur der schnellen und bequemen Abwicklung der notwendigen Prozesse. Die Zimmer als zentrale Erfahrung der Gäste sollen Erlebnisse bieten. Daran arbeiten unsere Innenarchitekten. Wir bieten eine hochwertige und für Viele oft überraschende Ausstattung, zum Beispiel Matratzen des Schweizer Premiumherstellers Swissfeel.
Ebenso wichtig ist das Angebot, das Sie dem Hotel machen. Welche Leistungen umfasst Ihr digitales Paket für den Hotelier? Wir helfen dabei, zusätzliches Umsatzpotenzial zu erschließen und den Personalmangel abzufedern. Konkrete Beispiele dafür sind unser smartes digitales Schließsystem, unser intelligentes Pricing Tool, was bis zu eintausend Mal am Tag die Preise verändern kann. Eine erhöhte Anzahl an Vertriebskanälen rundet unser Angebot ab. Offenbar treffen Sie nicht nur bei Ihrer Zielgruppe einen Nerv – die Auslastungsquote während der Pandemie kann sich sehen lassen –, sondern auch bei Ihren Investoren. Immobilienentwickler sowie Branchenexperten zählen zu Ihren Geldgebern. Welche nächsten Schritte werden nun von Ihnen erwartet? Wir konnten die Anzahl unserer Objekte in diesem Jahr um 300 Prozent steigern. Die Londoner Agentur Koto hat für uns die neue Marke Numa entwickelt, mit der wir jetzt die internationale Expansion begonnen haben. So sind wir seit April auch im spanischen Markt bereits sehr erfolgreich präsent, seit Oktober in Italien. Weitere Länder in Europa werden zügig folgen. Dafür sind wir operativ und personell gut vorbereitet. So stieß in diesem Jahr Alexander Lobov zu uns, der zuvor Technologieexperte bei Uber war. Bei uns gehört er als COO auf höchster Ebene zum Führungsteam der Numa Group. Seit Oktober haben wir mit Philipp Rohweder als Director Real Estate einen ehemaligen Corestate-Top Manager an Bord, der als Spezialist im Bereich Alternative Living (Micro Living, Serviced Apartments und Student Housing) das Numa Real Estate-Team führt.
Werden nach Florenz, Barcelona, Wien und Berlin bald ähnliche Hotspots dazukommen? Numa zielt auf belebte Stadtteile und die Hauptnachfragetreiber für Touristen und Geschäftsreisende in Europas Hotspots. Wie schon gesagt: Wir stehen in zahlreichen, weiteren europäischen Ländern kurz vor dem Markteintritt und werden uns auch dort auf Hotel- und Gewerbeimmobilien in zentralen Lagen der großen Städte konzentrieren. www.numastays.com
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