Februar / M채rz
DAS SCHWEIZER HANDBALL-MAGAZIN
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DAS INTERVIEW
JULIAN KRIEG
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EDITORIAL
IM WM-OK-PFLICHTENHEFT STAND AUCH: EIN TEAM LIEBE LESERIN, LIEBER LESER Schön, dass man sich in den Schweizer Medien Sorgen um den Handball macht. Die Kommentatoren fanden es «daneben», wenn nun auch Nationalmannschaften «gekauft» werden könnten. Am schönsten war schon die Beschwörung unserer Fussball-Nati, deren «Secondos» unser Nationalgemüt doch immer wieder trefflich aufwallen lassen. Wir fiebern mit, denn es sind unsere. «Unsere Jungs», was qualifiziert einen Sportler dazu? Der rote Pass muss unbedingt dabei sein – ist es im Handball auch. Hand aufs Herz und kräftig singen bei der Hymne – da ist die Aufgabe als Katar-Nationalspieler ungleich schwieriger, weil musikalisch und sprachlich anspruchsvoller. Verdächtig ist natürlich, dass man als frischgebackener Handball-Wüstensohn so viel verdienen kann. Zahlt ein Verein oder ein – ziviler – Mäzen, ist es offenbar in Ordnung. Zugegeben: Es braucht etwas Gewöhnung. Und dass alle internationalen Meisterschaften in Arabien stattfinden – muss das sein? Versucht man eine Sportart zu «internationalisieren», ist die Gratwanderung vorprogrammiert. Und die IHF agierte wirklich nicht gerade sehr glücklich, als sie die WM nach Katar vergab, dann aber Australien auslud, um Deutschland mit einer Wild Card zu beglücken … – tempi passati. Am unglücklichsten bei dieser WM im Wüstensand war sicher, dass sie der Normalzuschauer nicht sehen konnte. Aber dafür können die Veranstalter nichts. Ich fürchte auch, das Problem wird uns weiterhin verfolgen. Irgendwann werden die öffentlich-rechtlichen
Sender beim Poker um die Rechte nicht mehr mithalten können. Wie lange wird die Fussball-WM noch «frei» zu sehen sein? Sportlich hat die WM dann doch noch den «richtigen Sieger» gefunden. Die Franzosen waren am Schluss wieder die stärkste Mannschaft. Aber die Mannschaft Katars hielt mit. Das zeigt, wie gut ein Trainer Valero Rivera immer noch ist. (Wobei man ihn weder bei Barcelona noch bei der spanischen Nationalmannschaft kaum je so aufgeregt gesehen hat.) Diese Mannschaft hat funktioniert. Sie spielte sich vielleicht in einen «Flow» oder hatte einen Lauf, aber Handball spielen konnte sie. Und mindestens in den letzten beiden Spielen war auch die Spielleitung völlig in Ordnung. Die Polen wussten gar nicht recht, wie sie sich hinstellen sollten. Ihre Abwehr fand nie zu einer Ordnung und die polnischen Recken irrten umher und wurden genarrt. Dass Katar ins Finale kam, lag an den schwachen Polen, eher nicht, weil Katar so gut spielte, und es lag sicher nicht an den Schiedsrichtern. Und es brauchte im Finale eine bärenstarke französische Mannschaft. Die auch wegsteckte, dass es im Abschluss zu Beginn nicht gerade optimal lief. Sportlich ist gegen einen Vize-Weltmeister Katar nicht viel einzuwenden. Da war spielerische Qualität, da war taktische Schulung, fighting spirit und vieles mehr – man sah, da wurde gearbeitet. Natürlich unter optimalen Bedingungen, das schon. Finanziell dürften wenig Wünsche offen geblieben sein. Aber das hatten wir auch schon: Die rumänische Wundermann-
schaft der 1960er-Jahre, die Sbornaja des Anatoli Jewtuschenko – auch da stellte man sich die Frage, ob nicht «das System» da einen Vorteil biete, den man im Westen nicht kompensieren könnte. «Staatsamateure» nannte man die Ost-Mannschaften damals. Aber ohne Talent ging‘s nie. Alle die grossen Mannschaften, ob aus Ost oder West oder Nord, sie hatten auch die überragenden Spieler. Eingebürgert wurde übrigens auch in Europa. Wer spielte nicht alles für Deutschland? Nicht nur die Stars der einstigen DDR, sondern auch mal ein Bogdan Wenta. Und wie war das mit Siarhei Rutenka? Oder mit Talant Duishebajew? In der Schweiz hatten wir einen gewissen Robbie Kostadinovich, den man auch noch einbürgern musste. Heute zählt eher anderes. Wie viele Spieler einer Nationalmannschaft spielen in einer starken Liga? Am besten in der Bundesliga oder in Spanien? Da sollten wir uns in der Schweiz Gedanken machen. Denn da sind Qualitäten gefragt, nicht nur Banknoten. Viel Spass beim Lesen wünscht
Christoph Bopp, Redaktor
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INHALT
03 EDITORIAL 05 INHALT
IMPRESSUM
06 TRIBÜNE
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Ausgabe 1 | Februar/März 2015 |
08 SHL – FINALRUNDE
28. Jahrgang | ISSN: 1663-6937
- Robbie Kostadinovic ersetzt Arno Ehret Verlag, Redaktion handballworld | c/o Makoli AG | Bahnhofstrasse 88 | CH5430 Wettingen | Telefon +41 56 437 03 13 | Telefax +41 56 437 03 15 | verlag@handballworld.com | www.handballworld.com Zobrist
Verlagsleiter
Daniel
Marketing/Kommunikation
Katja Bopp | Anna-Lena Stach Lesermarkt Zeri Nasufi Redaktionelle Mitarbeiter Christoph Bopp (CB) | Marco Ellenberger (ME) | Fabian Hägler (FH)| Werner Reimann (WR) | Stephan Santschi (SS) | Alexander Kuszka (AE) | Björn Pazen (BP) | Ernesto Piazza (EP) | Meinrad Stöcklin (MS) | Alexander Wagner (AWA) | Lukas Wernli (LW) Fotografen Michael Heuberger | René Jäger | Martin Deuring | Roland Peter | Alexander Wagner | Adrian Ehrbar | Stéphanie Engeler Erscheinungsweise, Abonnemente handballworld erscheint sechsmal im Jahr | Einzelausgabepreis Fr. 8.50 | Jahresabonnementspreis Fr. 49.– (inkl. 2,5% MwST) | Ausland: zuzüglich Postgebühren Druck, High-End-Datenaufbereitung Stämpfli Publikationen AG | Postfach | 3001 Bern Adressänderungen Unter Tel. Nr. 058 200 55 90, schriftlich an die Verlagsadresse oder per E-Mail an verlag@handballworld.com.
- Pfadi und Kadetten für Play-off gesetzt - Bei Otmar übernimmt Predrag Borkovic 16 SHL – ABSTIEGSRUNDE Wer zieht den Kopf aus der Schlinge? 18 MENTALTRAINING Siegen beginnt im Kopf 20 NATIONALLIGA B Endingen und der RTV Basel wollen hoch 22 15 FRAGEN Julian Krieg, Pfadi Winterthur 24 NATIONALMANNSCHAFT Zwischen Elan und Skepsis
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26 WELTMEISTERSCHAFT MÄNNER Frankreich standesgemäss, Katar überrascht 32 STREET-HANDBALL 34 SPL1 - ATV/KV BASEL Endlich wieder Ruhe eingekehrt 38 UNFALLPRÄVENTION 41 FRAUEN EUROPAMEISTERSCHAFT
44 LESERREISE 46 SCHLUSSPFIFF
DAS SCHWEIZER HANDBALL-MAGAZIN
WILL MIT OTMAR IN DIE PLAY-OFFS
Norwegen holt zum 6. Mal EM-Gold
© Nachdruck gestattet mit dem Hinweis «aus dem handballworld – www.handballworld.com»
Februar / März
JACUB SZYMANSKI
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CAMILLA HERREM 6. EM-GOLD: GROSSER JUBEL IN NORWEGEN
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DAS INTERVIEW
JULIAN KRIEG
TRAINERWECHSEL BEI GC UND OTMAR
EINMALIG
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Thierry Omeyer und Jérôme Fernandez Foto: IHF / OK KATAR
05.02.2015 12:02:22
NIKOLA KARABATIC «L‘EQUIPE TRICOLORE» QUALIFIZIERT SICH DANK WM-GOLD DIREKT FÜR OLYMPIA 1/15 handballworld
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MASTER CUP
U17-JUNIOREN MIT 3 SIEGEN
Im Uhrzeigersinn: Sabrina Amrein, Lenny Rubin, Männer U17, Frauen U18, Lea Scüpbach.
Der bereits zur Tradition gewordene MasterCup von Mitte Januar bildete für Schweizer Juniorinnen- und Junioren-Nationalteams bei Partien gegen internationale Konkurrenz eine willkommene Gelegenheit zu einer Standortbestimmung. Dabei zeigten die U17-Junioren gegen Frankreich starke Leistungen. Aber auch die U19-Junioren reagierten nach einem schwachen Auftakt gegen Ungarn mit einer klaren Leistungssteigerung. Gespielt wurde diesmal in Einsiedeln, Wolhusen, Emmenbrücke und Zug. Bei allen drei Auftritten behielten die Schweizer U17-Junioren gegen Frankreich die Oberhand. «Während zweieinhalb Spielen haben die Spieler meine Vorgaben erfüllt», resümiert Trainer Thomas Umbricht die Leistungen in der Innerschweiz. So gesehen zeigte er sich mit dem Gebotenen seiner Truppe «sehr zufrieden.» Allerdings relativierte er auch: «Die Franzosen traten mit den Jahrgängen 1999 an, wir dagegen hauptsächlich mit 1998-er-Spielern.» Diese Konstellation verschaffte ihm jedoch auch die Möglichkeit, einigen jüngeren Akteuren Spielpraxis auf diesem Niveau zu geben. Umbricht legte gegen Frankreich ebenfalls die Priorität auf die Deckung. Sein Hauptaugenmerk galt der 6-0-Abwehr mit guten
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Torhütern (Staub/Milosevic) und einem funktionierenden Innenblock. Diesen bildeten die beiden Spieler mit Jahrgang 1999 – Novak (Kadetten Schaffhausen) und Vanat (SG Léman Genève). Als Trainer von einem Nachwuchsteam befinde man sich immer wieder im Spagat zwischen «Resultate liefern und Potenzialspieler perspektivisch fördern», sagt Umbricht. In dieser Beziehung seien die drei Begegnungen gegen die Franzosen mit den 1999-er-Jahrgängen ideal gewesen. Noch im letzten Oktober hatten die Schweizer an einem Vierländerturnier in Frankreich gegen den Gastgeber mit seinen 1998-er-Spielern 26:30 verloren.
U19-JUNIOREN GEGEN GRADMESSER Nach einem ersten Spiel ohne echte Siegchance – bis zur 53. Minute waren die U19-Junioren gegen Ungarn 15:23 in Rückstand geraten – rehabilitierte sich die Truppe von Trainer Michael Suter in der zweiten Begegnung. «Wir konzentrierten uns darauf, was wichtig ist», sagt er. Diese Partie, welche letztlich mit einem 29:29-Remis endete, war für ihn «ein Highlight so früh im Jahr.» Denn Suter sieht im Gegner Ungarn ein Team, das auf diesem Niveau aktuell zu den besten Nationen Europas gehört. Die U20-Frau-
en kassierten nach einem 35:22-Auftaktsieg gegen die Slowakei gegen Slowenien und Deutschland zwei deutliche Niederlagen. Ebenfalls zwei Niederlagen (Tschechien, Deutschland) setzte es für die U18-Frauen ab.EP
RESULTATE MASTER CUP 2015 MÄNNER U17
Schweiz – Frankreich
24:21 (11:12), Schweiz – Frankreich 29:23 (17:8), Schweiz – Frankreich 25:17 (14:11)
MÄNNER U19
Schweiz – Ungarn 20:24
(10:12), Schweiz – Ungarn 29:29 (11:10)
FRAUEN U18
Deutschland – Zuger Aus-
wahl 36:14 (15:7), Schweiz – Tschechien 26:27 (13:12), Tschechien – Deutschland 19:20 (9:9), Schweiz – Zuger Auswahl 26:17 (12:6), Schweiz – Deutschland 16:29 (9:12), Tschechien – Zuger Auswahl 36:22 (14:11)
FRAUEN U20
Deutschland – Sloweni-
en 30:25 (8:10), Slowakei – Schweiz 22:35 (8:18), Deutschland – Slowakei 27:20 (10:9), Schweiz – Slowenien 21:32 (12:14), Slowenien – Slowakei 26:23 (15:11), Schweiz – Deutschland 27:35 (9:15)
TRIBÜNE
Am Neujahrswochenende vom 2.– 4. Januar 2015 stand der Beachhandball Schweizermeister aus Basel, Copaca-Bâle, am Internationalen EBT Beachhandball Turnier in Einsiedeln im Einsatz. Copaca-Bâle hatte es in der Gruppe A mit zwei Deutschen, einem Holländischen, einem Polnischen und einem weiteren Schweizer Team zu tun und konnte die Gruppe mit 5 Siegen als Gruppenerster abschliessen. Im Halbfinale kam es zu einem Revanche Kampf aus dem Champions Cup Turnier von Gran Canaria gegen Camelot aus Holland. Dieses Mal konnte CopacaBâle das Spiel für sich entscheiden und gewann die erste Halbzeit 18:16 und die zweite Halbzeit 21:20. Im Finale konnte Copaca-Bâle den Sieg gegen den polnischen Meister aus der Gruppenphase nicht bestätigen. Es schlichen sich zu viele Fehler ein und sie fanden im Angriff keine optimalen Mittel, um die starke Verteidigung der Polen wie in der Gruppenphase zu knacken. So gingen beide Halbzeiten klar mit 16:6 und 20:10. Doch auch mit diesem zweiten Platz erhält Copaca-Bâle wichtige Punkte für eine Qualifikation zum EBT Finale 2016.
Bild: Foto Wagner
COPACA-BÂLE GUTER ZWEITER IN EINSIEDELN
Nik Tominec (HC Kriens-Luzern)
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22.08.14 16:42
NLA FINALRUNDE
WENN DER ERFO
ALLEINE NICHT REICHT
GC Amicitia steht erstmals seit 2010 wieder in der Finalrunde. Trotz des Erfolgs wird Chefcoach Arno Ehret abgesetzt. Der ehemalige Meistertrainer Robbie Kostadinovic (41) kehrt nach fünfeinhalb Jahren Absenz ins Handballgeschäft zurück. Über Ambitionen, unterschiedliche Meinungen und Irritationen im Zürcher Traditionsverein. Text: Stephan Santschi Fotos: Adrian Ehrbar, Foto Wagner Es tat sich Erstaunliches in der Winterpause bei GC Amicitia. Trotz Rang fünf und der Qualifikation für die Finalrunde kam in der Saalsporthalle Unruhe auf. Die Zürcher gaben Anfang Januar nämlich die Trennung von Trainer Arno Ehret bekannt und präsentierten auch gleich dessen prominenten Nachfolger: Robbie Kostadinovic Leach. Die Neubesetzung erfolgte im Rahmen einer zukunftsorientierten Vorwärtsstrategie, wie der Medienmitteilung zu entnehmen war. Doch was heisst das konkret? Und weshalb entschied man sich just nach dem grössten sportlichen Erfolg seit 2010 für diese Massnahme? «Wir dürfen nicht nur auf den aktuellen Moment schauen. Wenn man sich neu orientieren will, braucht man eine Alternative. Und die haben wir nun. Ein Mann wie Kostadinovic ist nicht immer auf dem Markt. Vor zwei Jahren, als wir Ehret engagierten, war er der richtige Trainer für uns. Wir können uns für seine Arbeit nur bedanken», erklärt Sportchef Walter Müller. Die Neuorientierung umschreibt Müller so: «Wir haben die grösste Nachwuchsabteilung der Schweiz. Das kostet uns einiges an Geld. Künftig wollen wir davon mehr profitieren.» Die Zürcher, die in der Vergangenheit den finanziellen Kollaps abwenden konnten, möchten stärker auf die eigenen Junioren setzen. Diese Entwicklungsarbeit traute man Ehret nicht zu. «Arno Ehret ist vom Typ her ein Nationaltrainer. Er ist es sich gewohnt, mit den Besten zu spielen – auch heute noch. In unserer Nachwuchsabteilung haben wir ein riesiges Potenzial. Doch dafür hat Arno nur wenig Interesse gezeigt», sagt Müller. Zwischen der 1. Mannschaft und der U19-Equipe bestehe ein Loch. «Wir können nicht einen Sidorowicz, einen Bringolf oder einen Lier kaufen, wir müssen die Spieler selber ausbilden. In Gossau traten wir aber beispielsweise nur mit neun Feldspielern an.» Was Müller damit meint: Dort, wo Junioren auf der Ersatzbank hätten sitzen können, blieben die Plätze leer.
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Zwei Eckpfeiler der ersten Saisonhälfte sind bei GC Amicitia nun nicht mehr dabei: Coach Arno Ehret musste Robbie Kostadinovic Platz machen und Roman Sidorowicz wechselte zu Pfadi Winterthur.
EHRET NERVT DIE ART UND WEISE Arno Ehret tut sich schwer mit der Trennung. Der 61-jährige Deutsche, der das Schweizer Nationalteam als Trainer im Jahr 1993 zum vierten WM-Platz führte und an drei Europameisterschaften (2002/04/06) coachte, sagt: «Ich hatte in Zürich eine gute und sehr spannende Zeit. Schade, dass sie mit diesem Misston endet.» Ihm sei klar, dass der Verein die Schwerpunkte setze. «Die Art und Weise der Trennung fand ich aber eher unglücklich. Aussenstehende haben vor mir Bescheid gewusst. Das hat mich irritiert.» Unter diesen Voraussetzungen machte es für ihn keinen Sinn mehr, die Mannschaft noch bis zum Saisonende zu coachen, wie es GC Amicitia ursprünglich geplant hatte. «Die notwendige Vertrauensbasis war für mich nicht mehr gegeben und ausserdem hat der Verein so die Möglichkeit, den Rest der Saison für die Neuorientierung zu nutzen. Also war es nur logisch, dass wir uns auf eine sofortige Trennung verständigten.» Ehret ist erstaunt, dass man
nach den Fortschritten der letzten Jahre nicht mehr auf ihn setzt. «Man sollte immer schauen, wo man herkommt. Die Rahmenbedingungen waren nicht einfach. Vor jeder Saison mussten wir wegen der vielen Abgänge eine neue Mannschaft zusammenstellen.» Als er vor zwei Jahren begann, lag GC Amicitia auf dem vorletzten Tabellenplatz. Dem Vorwurf, dass er der Jugend in Zürich zu wenig Beachtung schenke, entgegnet er: «Unter meiner Führung haben sich Roman Sidorowicz und Ron Delhees für die Nationalmannschaft empfehlen können, andere wurden in der NLA zu Stammspielern. Wir verfügten über eine relativ junge Mannschaft.» Er stösst sich in erster Linie aber nicht an der Argumentation der Vereinsführung, sondern an deren Kommunikationsweise. «Man hätte dieses Thema ja gemeinsam anschauen können. Doch das ist nicht geschehen.» Fakt ist: Wenn es um das Potenzial der Nachwuchsabteilung geht, driften die Meinungen der Vorstandsverantwortlichen und jene von
GC AMICITIA ZÜRICH
OLG «ICH HATTE ANFRAGEN VON NLA-VEREINEN. DESHALB SCHAUTE ICH MIR WIEDER EINIGE SPIELE AN. MIR GEFIEL, DASS VIELE JUNGE SPIELER MIT POTENZIAL UND EHRGEIZ DEN WILLEN HABEN, EINE INTERNATIONALE KARRIERE ANZUSTREBEN.»
Wieder voll motiviert an alter Wirkungsstätte: Der neue GC Amicitia Trainer Robbie Kostadinovic im Hallenfoyer.
Ehret tatsächlich auseinander. Falls der Verein am Ziel Finalrunde festhält, sieht Ehret für die nächsten zwei Jahre keinen weiteren Junior mit Aussichten auf grössere NLA-Einsätze. Sportchef Müller sieht das anders, nennt als Erstes Simon Schild, der im Januar am internationalen Nachwuchsturnier in Zug mit der Schweizer U19-Nationalmannschaft in den Blickpunkt rückte. Gegen Ungarn, das auf dieser Altersstufe zum Besten der Welt zählt, warf er aus acht Versuchen acht Tore und hatte wesentlichen Anteil am 29:29-Remis. Magnus Staub und Thomas Koller seien weitere Zürcher Junioren, die man noch nicht kenne. Aber bald kennenlernen könnte, so Müller. KOSTADINOVIC IST HEISS AUF HANDBALL Dafür sorgen soll nun also Robbie Kostadinovic. Der 41-jährige Aargauer kehrt an die alte Wirkungsstätte zurück. Bereits von 2006 bis 2009 trug er bei den Zürchern an der Seitenlinie die Hauptverantwortung.
Damals, vor der Fusion mit den Grasshoppers, führte er den ZMC Amicitia zu zwei Meistertiteln und in die Champions League. Danach verabschiedete er sich in die Privatwirtschaft, wurde Unternehmer und gründete eine Personaldienstleistungsfirma. Vor knapp drei Jahren sagte er in einem Interview mit «handballworld» prägnante Sätze wie «ich spüre den Schweizer Handball nicht», «der Handballverband ist ein lahmer Betrieb», «eine Rückkehr reizt mich nicht». Doch nun will es der 181-fache Ex-Internationale wieder wissen. Ausgerechnet als Nachfolger für Ehret, den er als einer seiner «Mentoren» bezeichnet. Und mit leicht verändertem Namen: Kostadinovic schreibt sich wieder ohne «h» am Ende, so wie es eigentlich korrekt ist. Die Handballfans kennen ihn jedoch als Kostadinovich. Er selber lächelt und klärt auf: «Kostadinovich war sozusagen mein Künstlername. Den legte ich mir für Atlanta zu, damit man meinen Namen auch in den USA richtig aussprach», sagt er in Anlehnung an die Olym-
pischen Spiele 1996, an denen die Schweiz teilnahm. Doch was hat bei ihm das innere Feuer für Handball wieder zu entfachen vermocht? «Ich hatte Anfragen von NLAVereinen. Deshalb schaute ich mir wieder einige Spiele an. Was mir gefiel, dass viele junge Spieler mit Potenzial und Ehrgeiz den Willen haben, eine internationale Karriere anzustreben. Was mir missfiel: Sie haben dafür zu wenig Einsatzzeiten.» Mit dieser Denkweise passt er perfekt zu den Plänen von GC Amicitia. Kostadinovic beziffert sein Pensum bei den Zürchern vorerst auf 60 Prozent. Im Gegensatz zu Ehret, der eine Beratungsfirma besitzt, wird Kostadinovic die Funktion als Trainer hauptamtlich ausführen. Sein Vertrag ist bis 2017 datiert. Sein Ziel: Spieler mit Potenzial für die NLA und die A-Nationalmannschaft ins Team integrieren und regelmässig in die Playoffs kommen. Kostadinovic möchte den Zürchern und dem Schweizer Handball mit seiner Entwicklungsarbeit etwas vom früheren Glanz zurückgeben. o 1/15 handballworld
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NLA FINALRUNDE
Sie alle kämpfen mit ihren Vereinen um eine möglichst gute Finalrundenplatzierung: von links oben im Uhrzeigersinn: Goran Cvetkovic (Pfadi Winterthur), Reto Friedli (Wacker Thun), Vukasin Stojanovic (Kriens-Luzern) und Nikola Cvijetic (Kadetten Schaffhausen).
PFADI STEHT VOR «UNGLAUBLICH HARTER ZEIT»
Die Finalrunde hat begonnen, der Kampf um den Meistertitel spitzt sich zu. Mit Pfadi Winterthur, Kadetten Schaffhausen und Wacker Thun liebäugeln gleich drei Mannschaften mit Rang eins. Besonders intensiv werden die nächsten Wochen für Pfadi, das mit der Gruppenphase des EHFCups eine Doppelbelastung zu bewältigen hat. Text: Stephan Santschi Fotos: FOTODANY / Foto Wagner Wacker Thun und die Kadetten Schaffhausen können ein Liedchen davon singen. Beide taten sich schwer mit der Zusatzbelastung Europacup. Wacker war letzte Saison wegen der Spiele in der Champi-
ons League derart ausgelaugt, dass es sogar die Playoffs der vier besten NLA-Teams verpasste. Und die Schaffhauser mussten sich in der Vorrunde der laufenden Spielzeit nicht weniger als fünf Mal nationalen
Konkurrenten geschlagen geben, weil der Fokus auf den internationalen Herausforderungen lag und man zudem wie Wacker im letzten Jahr viele Verletzungen zu beklagen hatte. «Diese Zeit war sehr intensiv. Nun wird Pfadi sehen, was es heisst, in den Genuss einer solchen Doppelbelastung zu kommen. Mit dem Schweizer Cup ist es sogar eine Dreifachbelastung», sagt Gabor Vass, der Teammanager der Kadetten.
WINTERTHUR WIEDER IM RAMPENLICHT RANGLISTE MÄNNER NLA
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Stand: 09.02.2015
DIE MOBILIAR TOPSCORER
1. Pfadi Wnterthur
19/30
Marcel Hess
2. Kadetten Schaffhausen
19/28
Manuel Liniger
105
3. Wacker Thun
19/27
Lukas von Deschwanden
127
4. TSV St. Otmar St. Gallen
19/21
Tomas Babak
86
5. GC Amicitia Zürich
19/20
Mario Jelinic
111
6. HC Kriens-Luzern
19/17
Vukasin Stojanovic
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Am 14. Februar beginnt für Pfadi die Gruppenphase im EHF-Cup gegen die Konkurrenz aus Norwegen (Haslum), Deutschland (Hamburg) und Slowenien (Gorenje Velenje). Innerhalb von sechs Wochen wird die Mannschaft 13 Spiele bestreiten – sechs im EHF-Cup und sieben in der NLA-Finalrunde. In Winterthur sind sie sich der delikaten Ausgangslage bewusst. «Wir stehen vor einer unglaublich harten Zeit. Wir müssen ver-
meiden, dass wir Ende März, wenn es in der Schweiz richtig losgeht, bereits ausgelaugt
spieler Peter Kukucka, der wegen Rückenproblemen bisher praktisch die ganze Saison
«ES WAR IMMER UNSER ZIEL, AN DIE GLORREICHEN ZEITEN ANZUKNÜPFEN» SACHA VON DER CRONE, GESCHÄFTSFÜHRER PFADI
sind. Es geht darum, nicht in Schönheit zu sterben, sondern die Punkte mit Effizienz zu holen», umreisst Pfadis Geschäftsführer Sacha von der Crone die Marschroute. Er ist froh, dass man den Kader in der Winterpause mit einem starken Spieler hat erweitern können. Von GC Amicitia wechselte der Schweizer Nationalspieler Roman Sidorowicz zu Pfadi. Die Winterhurer schauen den Spielen im EHF-Cup mit viel Vorfreude entgegen. «Endlich sind wir wieder dort, wo wir einmal waren. Es war immer unser Ziel, an die glorreichen Zeiten anzuknüpfen», blickt von der Crone zurück auf die grossen Nächte in der Champions League in den Neunzigerjahren, als man zweimal sogar bis in den Viertelfinal vorstiess. «Die Spiele im EHF-Cup sollen bei uns für eine positive Energie sorgen. Wenn es sportlich läuft, ist die Belastung einfacher wegzustecken.»
KADETTENS PETER KUKUCKA IST ZURÜCK
NLA-Qualifikationssieger Winterthur will den ersten Rang in der Finalrunde halten. Streitig machen wird ihm diese Position der Titelverteidiger aus Schaffhausen. Dieser bestreitet im Februar zwar auch noch zwei internationale Spiele. Die grösste Belastung
verpasste. «Physisch ist Peter wieder topfit», sagt Vass und verkündet gleich auch die Auflösung des Vertrags mit Damir Doborac. Der 34-jährige Bosnier war vor der Saison kurzfristig für die Spielmacher-Position verpflichtet worden und wechselte nun zu Hüttenberg in die zweite Bundesliga.
RÜCKSCHLAG FÜR WACKER IM CUP
Das dritte Team, welches mit Rang eins liebäugelt, ist Wacker Thun – der Doublegewinner der Saison 2012/13. In der Qualifikation vermochten sich die Berner Oberländer stetig zu steigern und entwickelten vor allem eine erstaunliche Heimstärke. Mit 1‘073 Zuschauern kamen pro Spiel nirgends so viele Fans in die Halle wie in Thun. Wacker-Trainer Martin Rubin schätzt das Potenzial seines Teams sogar höher ein, als jenes des Erfolgsteams von 2013. «Damals spielten alle an ihrer oberen Leistungsgrenze, wir schwammen auf einer Welle. Nun haben wir unseren Toplevel noch nicht erreicht», so Rubin. Dass Steigerungspotenzial vorhanden ist, zeigte
GC AMI UND ST. OTMAR MIT NEUEN TRAINERN
St. Otmar St. Gallen (ab Seite 12), GC Amicitia (Seiten 8 und 9) und Kriens-Luzern werden derweil um den letzten Platz in den Playoff-Halbfinals kämpfen. Sowohl die St. Galler als auch die Zürcher gehen
«NUN WIRD PFADI SEHEN, WAS ES HEISST, IN DEN GENUSS EINER SOLCHEN DOPPELBELASTUNG ZU KOMMEN.»
«GRUNDSÄTZLICH DENKE ICH, DASS ES SCHWER SEIN WIRD, UNS IN EINER BEST-OF-5-SERIE ZU SCHLAGEN»MARTIN RUBIN, WACKER THUN hat die Mannschaft aber hinter sich. Zumal der Einzug in den Achtelfinal der Champions League eher unwahrscheinlich ist. Die Schaffhauser müssen beide ausstehenden Spiele gegen Szeged und Dünkirchen gewinnen, um noch in die Top 4 der Gruppe D vorzustossen. Die Schaffhauser verfügen wieder über mehr Substanz, als noch in der ersten Saisonhälfte. «Die Verletztenliste wird kleiner», informiert Manager Vass. Mit Ausnahme von Ruben Schelbert sollten Ende Februar alle Akteure wieder einsatzbereit sein – auch Spielmacher und Schlüssel-
Funke hat gefehlt», berichtet Rubin. Diese Schlappe nehme man als Warnung mit in die Finalrunde. Auf die Zielsetzung hat sie aber keinen Einfluss. «Wir möchten noch das eine oder andere Team in der Tabelle überholen und nach Möglichkeit als Erster in die Playoffs kommen. Dann könnten wir vom Heimvorteil profitieren. Dann ist alles möglich. Grundsätzlich denke ich, dass es schwer sein wird, uns in einer Best-of-5-Serie zu schlagen», so Rubin.
GABOR VASS, TEAMMANAGER KADETTEN
mit einem neuen Cheftrainer in die zweite Saisonhälfte. Bei St. Otmar wird Jan Filip durch Predrag Borkovic ersetzt, in Zürich folgt Robbie Kostadinovic auf Arno Ehret. Überraschungsmannschaft GC Amicitia muss zudem wichtige Spielerverluste verarbeiten – Spielmacher Roman Sidorowicz wechselte zu Pfadi Winterthur, Linkshänder Ron Delhees fällt mit einem Kreuzbandriss aus. In Kriens-Luzern ist derweil alles beim Alten geblieben. «Nach einer zähen Qualifikation können wir ohne Druck aufspielen und werden alles daran setzen, den vierten Platz noch zu erreichen», gibt sich der Krienser Geschäftsführer Nick Christen kämpferisch o
dabei gleich das erste Pflichtspiel in diesem Jahr. Wacker verlor den Cup-Viertelfinal auswärts gegen Bern Muri mit 26:34. Eine herber Rückschlag für Wacker, den sich Rubin nicht so recht erklären kann. «Wir waren vorne und hinten zu wenig gut. Bereits VIERTELFINALS im Abschlusstraining GC Amicitia Zürich II (1.) – Kadetten Schaffhausen 29:42 (17:20) spürte ich, dass wir TV Endingen (NLB) – RTV 1879 Basel (NLB) 25:27 (10:15) Dinge tun, die man BSV Bern Muri – Wacker Thun 34:26 (16:11) von uns sonst nicht kennt. Der letzte Lakers Stäfa – Pfadi Winterthur 24:34 (5:17)
SCHWEIZER CUP MÄNNER
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NLA FINALRUNDE
BORKOVIC, GMÜR
UND DAS GUTE OMEN Mit einem neuen Trainer nimmt auch St.Otmar die Finalrunde in Angriff. Jan Filip, der die Mannschaft in den letzten 3 Saisons jeweils in die Finalrunde und einmal sogar in die Play-offs führte, wird durch seinen bisherigen Assistenten Predrag Borkovic ersetzt. Der Wechsel löst nicht alle Probleme. Text: Peter Eggenberger Fotos : Nicola Zoller / ZVG. und Foto Wagner
Dominique Gmür, der sportliche Leiter von St.Otmar, hat einige schlaflose Nächte hinter sich. Er musste im Januar dem bisherigen Trainer Jan Filip mitteilen, dass er nicht erst für die neue Saison, sondern schon für die Finalrunde ersetzt werde. Gmürs Aufgabe war aus verschiedenen Gründen delikat. Gmür selber hatte Filip für die Saison 11/12 als Spielertrainer von den Kadetten Schaffhausen geholt. Filip weilte im Januar als Nationaltrainer Tschechiens bereits in Katar an der WM. Im Kader Tschechiens standen drei Spieler von St.Otmar: der Goalie Martin Galia und die beiden Rückraumspieler Jakub Szymanski und Tomas Babak. Schliesslich waren auch die Resultate in der Meisterschaft unter Jan Filip nicht schlecht. Das Team erreichte mit ihm in allen vier Saisons die Finalrunde und einmal die Play-offs. Schon vor Weihnachten hat-
te St.Otmar bekannt gegeben, dass der Ende Saison auslaufende Vertrag mit Filip nicht verlängert werde, weil man «neue Akzente setzen» wolle. Sowohl Gmür als auch der neue Präsident, Hans Wey, geben «gewisse Abnützungserscheinungen» im Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer als einen der Gründe an. Auch Filip selber sah ein, dass vier Saisons genug sein könnten. Während Filips WM-Abwesenheit leitete der Assistenztrainer Predrag Borkovic das Training, und das offenbar zum Wohlgefallen von Vorstand, sportlicher Leitung und Mannschaft. «Wir stellten uns bald die Frage, ob es überhaupt noch Sinn mache, die Finalrunde mit Jan Filip zu absolvieren», so Wey und Gmür. Weil in Borkovic der mögliche Nachfolger schon im Verein tätig war, konnte er sofort zum Cheftrainer befördert werden. «Damit vermeiden wir Konfliktsituationen zwischen ihm und Filip», ergänzt Gmür. Borkovic und Filip sind nicht nur unterschiedliche Typen – hier der impulsive Borkovic, dort der eher ruhige Filip -, sondern haben auch divergierende Philosophien. Borkovic war der Baumeister der stabilen Defensive, die in der Hauptrunde die drittbeste der Liga
«WICHTIG IST, DASS DIE SPIELER WIEDER ZU 100 PROZENT HINTER DEM TRAINER STEHEN.» JOST BRÜCKER, SPIELER war. Borkovic war schon um die Jahrtausendwende unter Robert Hedin und Halid Demirovic Assistenztrainer bei St.Otmar und kennt den Klub und das Umfeld bestens. 2008 führte er Fortitudo Gossau als Cheftrainer in die NLA und schaffte mit dem Klub in der Folge dreimal den Ligaerhalt. Seit Januar 2014 war er wieder Assistenztrainer bei St.Otmar. Er soll mit dem Verein das Saisonziel Play-offs erreichen. «Dieses Ziel ist ambitioniert, aber realistisch», sagt Borkovic. «Wir müssen aber unbedingt mehr Konstanz erreichen.» Die Ausbeute von 21 Punkten in der Hauptrunde liege trotz ungenügenden Leistungen gegen Mannschaften aus der zweiten Tabellenhälfte im Rahmen der Erwartungen.
GROSSE SPIELER-TRAINER TRADITION
Tomas Babak, Mobiliar Topscorer bei St. Otmar St. Gallen, hier im Durchbruch gegen die Wacker Thun Verteidiger, will auch in der Finalrunde mit seinen Toren helfen, dass die St. Galler die Play-offs erreichen werden.
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Jan Filip setzte die Tradition bei St.Otmar mit renommierten Spielertrainern fort, die 1957 in der ersten NLA-Saison mit dem späteren Bundesrat Kurt Furgler begann. Filip kam mit der Empfehlung von über 200 Länderspielen, einer EM als Torschützenkönig und acht Saisons Bundesliga nach St.Gallen. Der rechte Flügel war indessen weniger erfolgreich als zwischen 1994 und 2001 der Däne Erik-Veje Rasmussen und der Schwede Robert Hedin. Die
TSV ST. OTMAR ST. GALLEN
beiden erreichten sechsmal die Top 4 (vgl. Kasten), und Hedin führte 2001 St.Otmar zum bisher letzten Meistertitel. Gmür gibt sich in zwei Punkten selbstkritisch: «Ein Spielertrainer auf der Position des Flügels ist wohl keine so gute Lösung, wie es Rasmussen und Hedin auf jener des Rückraums waren», konzediert er und fügt an, dass Filip ab Juli 2014 im Nebenamt die tschechische Nationalmannschaft habe führen dürfen, sei wohl auch nicht optimal gewesen. Jan Filip akzeptiert die Entscheidung des Klubs «im gegenseitigen Einvernehmen». «Der Zeitpunkt der Bekanntgabe im Januar war nicht ideal. Aber es gehört zum Geschäft», sagt er und will nicht gegen St.Otmars Verantwortliche nachtreten, sondern wünscht dem Klub «alles Gute». Filip sieht keine Fehler seinerseits und würde das Meiste wieder genau gleich machen. Ob er allenfalls ein Jahr früher als Ende der vergangenen Saison auf die Rolle als Spieler hätte verzichten sollen, lässt er offen. Er gesteht aber, dass die Doppelrolle eines Spielertrainers «sehr, sehr intensiv» sei. Die Doppelfunktion Klubtrainer und Nationaltrainer erachtet Filip nicht als Ursache für Probleme: «Das hatte keinen Einfluss auf die Leistungen von St.Otmar.» Bei der Suche nach einer neuen Stelle war sein Mandat als Nationaltrainer Tschechiens, das noch zwei Jahre läuft, indessen ein Problem. Je ein Klub aus der 1. und der 2. Bundesliga sagte ihm deswegen ab. Filip kann sich vorstellen, vorübergehend nur als Nationaltrainer Tschechiens zu arbeiten. Sein Ziel ist aber ein Vertrag in Deutschland. Filip hatte engen Kontakt zu seinen drei Landsleuten im Kader von St.Otmar. Alle haben einen Vertrag bis Ende der nächsten Saison. Es wird sich zeigen, inwieweit Filips sofortiger Weggang einen Einfluss auf ihre Leistungen und ihre Bereitschaft, die Verträge zu erfüllen, haben wird. Insbesondere für den erst 21-jährigen Babak
war Filip eine Art Vaterfigur. Nicht nur in dieser Beziehung sind Gmür und Borkovic gefordert. Der linke Flügel Andreas Wild wechselt auf die neue Saison zu Fortitudo Gossau, der Kreisläufer Björn Fröhlich zu GC Amicitia. Die Zukunft des Kreisläufers Filip Pendic und der beiden Rückraumspieler Dominik Jurilj und Mirko Milosevic war bei Redaktionsschluss offen. Alle anderen Spieler haben noch einen Vertrag für die nächste Saison. Auch der linke Flügel Jost Brücker, der am Yellow-Cup sein Debüt in der Nationalmannschaft gegeben hat, bleibt für ein weiteres Jahr in St.Gallen. «Ich bin überzeugt, dass ich mich bei St.Otmar so entwickeln werde, dass ich mich in der Nationalmannschaft etablieren kann», sagt Brücker. Der Verein sei professionell geführt. Die Wahl von Borkovic sei auf der Hand gelegen. Mit ihm habe er seine künftige Rolle in Offensive und Defensive besprochen. Brücker glaubt, dass St.Otmar den Play-off-Final erreichen kann. «Wichtig ist, dass die Spieler wieder zu 100 Prozent hinter dem Trainer stehen. Das habe ich zuletzt unter Jan Filip etwas vermisst», sagt Brücker, der als langfristiges Ziel einen Wechsel in die Bundesliga nicht ausschliesst.
NEUER PRÄSIDENT WEY SORGT FÜR FRISCHEN WIND
Der seit Juli 2014 amtierende Präsident Hans Wey, der vor seiner Pensionierung Verwaltungsratspräsident beim renommierten Wirtschaftsprüfungsunternehmen PricewaterhouseCoopers war, möchte mit attraktivem, erfolgreichem Handball wieder mehr Zuschauer in die Kreuzbleiche-Halle locken und mehr Sponsoren gewinnen. Während in der Saison 2002/03 noch 1770 Zuschauer pro Spiel erschienen, sind es in der laufenden
INTERVIEW PREDRAG BORKOVIC SIND SIE ÜBERRASCHT, DASS SIE AB SOFORT ALS NACHFOLGER VON JAN FILIP TRAINER VON ST.OTMAR SIND? Predrag Borkovic (Bild rechts), neuer Trainer von St. Otmar St. Gallen: Ich bin nicht überrascht. Ich habe mir zur Trainersituation keine Gedanken gemacht. Das ist Sache des Vereinsvorstands und der sportlichen Leitung. Es war immer mein Wunsch, St.Otmar als Cheftrainer zu coachen. WAS WERDEN SIE ANDERS MACHEN ALS JAN FILIP? Was er in dieser Saison aufgebaut hat, behalten wir zu grossen Teilen bei. Es war nicht alles falsch, und die Spieler haben sich daran gewöhnt. Ich habe aber eine andere Philosophie als er und werde das Training umgestalten. Ich war bei St.Otmar schon Assistenztrainer unter Robert Hedin und Halid Demirovic. Sie beide hatten wie Filip Ideen, von denen ich begeistert, und solche, von denen ich enttäuscht war. Für einschneidende Veränderungen ist der Zeitpunkt nicht günstig. Ich werde die Mannschaft neu motivieren und taktische Anpassungen vornehmen. Ich denke an Deckungsvarianten mit anderen Spielern als in der Hauptrunde. Wir beginnen im Training jetzt mit 3-2-1, werden aber in der Meisterschaft beim 6-0 bleiben. Die Defensivleistung in der Hauptrunde war zufriedenstellend.
DIE OFFENSIVLEISTUNG NICHT? Das ist richtig. Es ist wesentlich einfacher, in der Defensive Verbesserungen zu erreichen als in der Offensive. Unsere Offensive hat Defizite. Wir haben oft einfache Tore nicht erzielt, die zweite Welle nicht gut gefahren. Wir müssen neue Elemente einbauen, aber eher im Hinblick auf die nächste Saison. WELCHES SIND IHRE SCHLÜSSELSPIELER FÜR DIE FINALRUNDE? Natürlich sind der Torhüter Galia und die Rückraumspieler Szymanski, Babak und Banic, die zusammen in der Hauptrunde 233 Tore erzielt haben, wichtige Stützen. Aber ich erwarte von den restlichen Spielern deutlich mehr als in der Hauptrunde, damit die genannten Schlüsselspieler noch besser werden. Denn auch diese haben Steigerungspotenzial.
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NLA MÄNNER
Saison nur 803. Das ausgeglichene Budget des schuldenfreien Vereins beträgt 1,7 Millionen, wovon 1,4 Millionen für die NLA-Equipe. Dazu steuert die Gönnervereinigung Club 2000 nicht weniger als 0,6 Millionen bei. Nach den schweren finanziellen Turbulenzen aufgrund überhöhter Ambitionen, als 2007 zuerst 0,5 Millionen und 2009 gar 0,8 Millionen Schulden verzeichnet werden mussten und der Konkurs nur dank einer rigorosen Sanierung abgewendet werden konnte, bewegt sich der Verein wieder in ruhigen finanziellen Gewässern. Und Wey geht
ST. OTMARS KLASSIERUNGEN IN DEN LETZTEN 20 JAHREN SAISON NAME FUNKTION SCHLUSS KLASSIERUNG 94/95 95/96 96/97 97/98 98/99 99/00 00/01 01/02 02/03 03/04 04/05 05/06 06/07 07/08 08/09 09/10 10/11 11/12 12/13
Erik-Veje Rasmussen Erik-Veje Rasmussen Erik-Veje Rasmussen Erik-Veje Rasmussen Robert Hedin Robert Hedin Robert Hedin Halid Demirovic Halid Demirovic Alex Bruggmann Alex Bruggmann Alex Bruggmann Enver Koso Per Carlen Pal Kocsis Pal Kocsis Markus Burger Markus Burger Dan Hansen Aliaksei Usik Jan Filip Jan Filip
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Jan Filip
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gleich selber auf Sponsorensuche. «Die finanziellen Turbulenzen haben zum Glück der Marke St.Otmar nicht geschadet», hat er festgestellt. Wey hatte bei Amtsantritt gesagt, er wolle die St. Otmar-Familie wiederbeleben. Die Förderung des Nachwuchses, die in der jüngeren Vergangenheit zeitweise vernachlässigt worden ist, ist ihm ein besonderes Anliegen, nicht nur wegen des Familiengefühls, sondern auch weil dort gute Spieler für die NLA-Mannschaft heranwachsen können. St.Otmar stellt in der U19, U17 und U15 je ein Elite-Team und hat mit einem neuen Nachwuchschef sowie der Bestellung eines Vereinsentwicklers entsprechende Schritte getätigt. «Wir wollen klar der Juniorenverein in der Ostschweiz sein», sagt Wey. Das wäre umso eher möglich, wenn wieder einmal der Meistertitel gewonnen würde. Ein gutes Omen gibt es jedenfalls: Beim letzten Meistertitel im Jahr 2001 hiessen der sportliche Leiter und der Assistenzcoach gleich wie bis vor einigen Tagen … o
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Otmar-Trainer Jan Filip musste in seiner vierten Saison, der ersten als «nur» Trainer, im Januar die Kündigung hinnehmen.
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NACHRUF
MIT KARL MORDASINI VERLIERT DER SCHWEIZER HANDBALL EINE AUSSERGEWÖHNLICHE PERSÖNLICHKEIT Am 10. Dezember 2015 ist der in Handballkreisen bestens bekannte Karl Mordasini nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 78 Jahren gestorben. Neben seiner beruflichen Tätigkeit während 25 Jahren bei der Alusuisse-Lonza in Neuhausen, von 1985 bis 1996 als Direktor, hat sich Karl Mordasini vor allem im Handball einen Namen gemacht. Text: Hans Christoph Steinemann
Der gebürtige Zürcher war vor seinem Umzug 1971 nach Neuhausen lange im Zürcher Regionalverband (u. a. als Präsident des Handball Regionalverbandes Zürich) engagiert gewesen, sein Stammclub war Rotweiss Wollishofen (1./2. Liga). 1984 übernahm er in Schaffhausen als Nachfolger von Kurt Baader das Präsidium der Kadetten-Handballabteilung. In seine Amtszeit bis 1988 fiel 1985 die erste Verpflichtung eines ausländischen (Spieler-)Trainers. Den Kontakt und die Freundschaft zum allseits geschätzten Ungarn Pal Kocsis hielt er bis zu seinem Tod. Auch als dieser 1990 ein erstes Mal nach St. Gallen ging und später zweimal zu den Kadetten zurückkehrte (1992 und 2008). Anspruchsvolle Ämter bekleidete Karl Mordasini auch im nationalen Handballverband (SHV): 1974 war er Mitbegründer des SHV, 1979 wurde er ins Verbandssportgericht (VSG) und 1989 zum VSG-Präsidenten gewählt. Nach fünf Jahren an der Spitze trat er zurück. An der Delegiertenversammlung 1994 in La Chaux-de-Fonds wurde Mordasini zum Ehrenmitglied des Schweizerischen Handballverbandes gewählt. Von 1997 bis 1999 übernahm der Neuhauser nach seiner Pensionierung (1996) mit dem Nationalligapräsidium erneut einen zeitaufwendigen Handballjob. Sein Interesse galt neben den Kadetten auch der Schweizer Nationalmannschaft und der Nachwuchsförderung. Zuletzt war er unter anderem als offizieller Supervisor des Schweizerischen Handball-Verbands aktiv. Auch nach der Jahrtausendwende engagierte er sich in hohem Alter stark für den Handballsport. Bei den Kadetten war er bis zuletzt regelmässiger Matchbesucher und bei vielen Spielern, Trainern oder Funktionären waren die Ratschläge des Fachmannes, der immer kollegial kommunizierte, stets sehr gefragt. Bei den Kadetten-Handballern
Karl Mordasini in seiner Funktion als Nationalliga-Präsident bei der Eröffnungsrede anlässlich eines Handball All-Star-Games.
wurde der frühere Präsident Karl Mordasini, der u. a. dem Panathlon-Club Schaffhausen angehörte und Präsident der Sport-Toto-Kommission des Kantons Schaffhausen war, 2010 mit anderen zum lebenslangen Freimitglied ernannt. Der Schweizer Handball verliert mit Karl Mordasini eine aussergewöhnliche Persönlichkeit, die zeitlebens enorm viel Herzblut in den Handballsport investierte. Den Angehörigen spricht der Schweizerische Handball-Verband und die ganze o Handball-Familie ihr tief empfundenes Beileid aus.
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NLA ABSTIEGSRUNDE
Von links: Suhr Aarau Spieler Robert Konecnik beim Ausführen des Siebenmeters, Predrag Milicic, ab neuer Saison Trainer bei den Lakers, muss es diese Saison noch als Spieler richten. Der Berner Linskaussen Oliver Räz beim Gegenstoss, Markus Jud bis anfangs Februar Lakers Trainer und ab
PAUKENSCHLAG VOR DEM STARTSCHUSS Ende Januar gab der HSC Suhr Aarau bekannt, dass Markus Jud ab der Saison 2015/16 neuer Trainer des HSC Suhr Aarau wird. Ausgerechnet Markus Jud, der seit über 7 Jahren die sportlichen Geschicke bei Lakers Stäfa leitet und mit seinem Team gegen den Abstieg in die NLB kämpft. Doch dazu wird Jud nicht mehr kommen, er wurde von seinem Verein anfangs Februar beurlaubt. Genau gleich wie Guido Frei bei den Aargauern. Text: Alexander Kuszka Fotos: Foto Wagner und ZVG. WIR WAGEN DIE FOLGENDE PROGNOSE: Bern Muri und Gossau werden mit dem Abstieg nichts zu tun haben, weil beide Teams stabil sind und das Selbstverständnis besitzen, genügend Potential für die kommenden Aufgaben zu haben. BSV-Trainer Lukas Magnaguagno warnt: «Abstiegskampf ist eine ganz andere Geschichte als Finalrunde. Wir sind aber auf dem Papier das stärkste Team und haben in den bisherigen 6 Direktbegegnungen 10 von möglichen 12 Punkten geholt!» Und dass die Mannschaft in Form ist, zeigte der Cup-Viertelfinalsieg gegen Wacker Thun und der Startsieg in der Abstiegsrunde gegen Suhr Aarau. Sein
«WIR HABEN GEGEN BERN MURI, STÄFA UND SUHR AARAU 9 VON 12 MÖGLICHEN PUNKTEN GEHOLT. DAS SOLLTE UNS SICHERHEIT GEBEN!» ROLF ERDIN, TRAINER TSV FORTITUDO GOSSAU
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Pendant vom Buechenwald, Rolf Erdin ist ebenfalls optimistisch: «Wir haben gegen Bern Muri, Stäfa und Suhr Aarau 9 von 12 möglichen Punkten geholt. Das sollte uns Sicherheit geben!» Diese Ausgangslage bleibt auch nach der knappen Auftaktniederlage in Stäfa gegen die Lakers bestehen. Sowohl in Muri als auch im Fürstenland herrschte in der Winterpause Ruhe. In Bern wurden die Verträge mit Valentin Striffeler und Luca Mühlemann verlängert und der scheidende Trainer Lukas Magnaguagno konnte sein Team in Ruhe auf die kommenden Partien vorbereiten: «Wir haben die Finalrunde nicht erreicht. Doch für jeden Spieler ist es jetzt ein Lernprozess, bei welchem die Spieler sehr viel mitnehmen können.» Gossaus Rolf Erdin weiss, dass sein Team vor allem in den Heimspielen einen Vorteil hat: «Wir können wieder in der umgebauten Buechenwaldhalle spielen!»
ABSTIEGS-ZWEIKAMPF
Suhr Aarau und Lakers Stäfa werden wohl bis zum Schluss gegen den Abstieg spielen, weil bei beiden Teams in den vergangenen
Juni beim HSC Suhr Aarau. Der Ex-Internationale René Barth führt Stäfa durch die Abstiegsrunde. Beim HSC Suhr Aarau coacht in der Abstiegsrunde der verletzte Topscorer Mischa Kaufmann und ersetzt somit Guido Frei, sein Co-Trainer bleibt Patrik Fend.
Wochen zu viel Unruhe herrschte und diese «ES GIBT IMMER EINEN BESSEREN ZEITPUNKT. auch Auswirkungen auf die sportliche LeisICH BIN DER MEINUNG, DASS IMMER RASCH tung haben wird. Aus sportlichen Aspekten haben die Aargauer alles richtig gemacht und KOMMUNIZIERT WERDEN SOLL, DAMIT ES KEINE den für ihre Philosophie besten Kandidaten als neuen Cheftrainer auserkoren. Doch dass GERÜCHTE GIBT. VON DIESEM ASPEKT HER WURDE dieser Entscheid unmittelbar vor Beginn der ALLES GUT ABGEWICKELT!» Abstiegsrunde mitgeteilt wurde und dadurch für viel Aufregung sorgte, ist etwas unglückEX-LAKERS-TRAINER MARKUS JUD lich. Nicht nur die Lakers mussten improvisieren und Markus Jud nach dem Cupspiel anfangs Februar gegen Winterthur (24:34) mitgeteilt, dass er im Sommer ein Amt freistellen, wo nun bis Ende Saison der alt-Internationale René Barth als Trainer wirken im Nachwuchsbereich übernehmen soll. wird, bis dann Predrag Milicic auf die neue Saison übernimmt. Weiterhin wird Shooter Gleichzeitig machte die Vereinsführung Pascal Vernier wegen seiner noch nicht ganz ausgeheilten Gehirnerschütterung nicht ihren Topscorer Mischa Kaufmann zum auflaufen können und mit Beau Kägi wechselt der aufstrebende Linksaussen zu Suhr neuen Coach, da er verletzungsbedingt Aarau, wo er Jonas Buholzer ersetzen wird, der keinen neuen Vertrag mehr erhält. Auch für mindestens rund 8 Wochen ausfallen beim HSC Suhr Aarau konnte die positive Nachricht über die Verpflichtung von Markus wird. Die Unruhe in beiden Teams kann Jud für die kommende Saison nicht alles kaschieren. Coach Guido Frei wurde per Ende Ex-Lakers-Trainer Markus Jud verstehen, Januar beurlaubt («wegen unterschiedlicher Auffassungen über die Führung der Mann- aber für ihn gab es keine andere Möglichschaft», so die Vereinsmeldung) und dem Co-Trainer Patrik Fend wurde jetzt schon keit, den Wechsel zu kommunizieren: «Es gibt immer einen besseren Zeitpunkt. Ich bin der Meinung, dass immer rasch kommuniziert werden soll, damit es keine Gerüchte gibt. Von diesem Aspekt her wurde alles gut abgewickelt!» Und zur sportlichen Ausgangslage meint Markus Jud: «Der BSV Bern Muri hat das grösste Potential. Wenn sie sich klar sind, in welcher Position sie sich befinden, werden sie schon RANGLISTE MÄNNER NLA Stand: 09.02.2015 DIE MOBILIAR TOPSCORER nach wenigen Spieltagen den Ligaerhalt 1. BSV Bern Muri 19/17 Marco Kurth 93 gesichert haben. Gossau hat in den letzten Jahren bei allen 4-Punkte-Spielen reüssiert 2. TSV Fortitudo Gossau 19/11 Christoph Piske 107 und dadurch den Ligaerhalt geschafft. Die 3. Lakers Stäfa 19/11 Filip Maros 101 ersten 4-5 Runden werden den Weg wei4. HSC Suhr Aarau 19/8 Mischa Kaufmann 94 sen, es wird richtig spannend.» o 1/15 handballworld
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MENTALTRAINING
MIT PSYCHISCHER
STÄRKE SPORTLICHE ERFOLGE
FEIERN! Um ein erfolgreicher Spitzensportler zu sein genügt es nicht nur körperlich stark zu sein und möglichst viel zu trainieren. Dazu gehört eindeutig mehr! Ein extrem wichtiger Aspekt auf dem Weg an die Spitze ist die psychische und mentale Stärke. Diese Stärke wird jedoch oft vernachlässigt und führt zu gravierenden Fehlern. Text: Mark Schelbert Foto: Foto Wagner
Die mentale Stärke stabilisiert die körperliche und psychische Gesundheit und steigert die Leistungsfähigkeit von einem Spitzensportler. Wenn hingegen ein Sportler mental «schwächelt», kommt es zu den typischen Trainingsweltmeistern. Im Training erbringen sie Topleistung, aber im Wettkampf scheitern sie meistens. Lesen Sie nachfolgend über die die drei
Der ehemalige Profi-Handballer Mark Schelbert hat sich zum Mental- und Persönlichkeitstrainer weitergebildet. Schelbert-Mindcoaching bietet Einzel- und Gruppencoachings im Bereich des psychischen Trainings und der Leistungssteigerung an. Das Vertrauen in sich selbst wird gestärkt und der Druck des Alltags verringert, wodurch sich das wahre, individuelle Potential eines jeden entfalten kann.
häufigsten Fehler die begangen werden und wie man Sie vermeiden kann.
1. KLARE ZIELE SETZTEN
Einer der grössten Fehler ist es, sich als Sportler keine klaren Ziele zu setzten. Die wichtigsten Fragen bei der Zielfindung sind: Was will ich genau? Schneller werden, mehr Kraft entwickeln, meine
WAS WILL ICH GENAU? SCHNELLER WERDEN, MEHR KRAFT ENTWICKELN, MEINE AUSDAUER STEIGERN ODER EINEN STAMMPLATZ HABEN IN EINEM TOP-TEAM? 18
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Ausdauer steigern oder einen Stammplatz haben in einem Top-Team? Der nächste Schritt ist das WARUM dahinter zu finden. Denn dieses warum ist entscheidend für die Motivation. Warum will ich dieses Ziel erreichen? Welche Motivation treibt mich an? Welches Feuer brennt in mir? Es ist wichtig sich für ein Ziel zu entscheiden für das man brennt. Ein Ziel wofür es sich lohnt in jedem Training voll Gas zu geben. Erst wenn man sich entschieden hat, wohin man wieso gehen will, ist man bereit sein volles Potenzial abzurufen.
FOKUS
Nachdem die Motivation für die Zielerreichung geklärt ist, kommt die Frage: Wie erreiche ich dieses Ziel. Viele Sportler versuchen gleich am Anfang herauszufinden wie sie besser, schneller oder stärker werden können. Sie trainieren dann zwei bis drei Wochen motiviert drauf los und dann ist der Enthusiasmus wie weggeblasen. Kein Wunder, denn sie wissen ja gar nicht WARUM sie das eigentlich machen.
2. MIT DRUCK UND STRESS UMGEHEN KÖNNEN
Im Handball stossen die Spieler oft an ihre Grenzen. Vor Wettkämpfen sind Athleten häufig aufgeregt und haben Angst, dass sie ihre Leistung nicht abrufen können. Diese Gedanken ans Scheitern erzeugen Gedankenmuster, die sich dann negativ im Spiel bemerkbar machen.
stimmtes Lied zu hören. Wenn die Gedankenmuster während eines Spiels wieder auftauchen, kann man mit dem für sich passenden Mittel dagegen wirken.
3. FOKUS SETZEN
Unter Fokus versteht man die Fähigkeit seine mentale Kraft auf eine bestimmte Sache zu lenken. Dieses Fokusbewusstsein ist im Wettkampf extrem wichtig. Oft wird einem vom Trainer gesagt: Du musst einfach fokussiert sein. Aber worauf soll man sich fokussieren? Auf den Schiedsrichter, auf den Hallenboden, auf die Mitspieler oder auf den Torhüter? Jeder Spieler hat einen anderen Fokus im Spiel und in der Mannschaft. Es gibt drei verschiedene Fokus die beachtet werden müssen. Der Grundfokus der Sportart. Dies ist beim Handball der Ball. Der mannschaftliche Fokus, der auf die Taktik
SELBSTVERTRAUEN UND DAS VERTRAUEN IN DIE EIGENEN FÄHIGKEITEN IST DAS A UND O, UM IM SPIEL SEINE VOLLE LEISTUNG ABZURUFEN. Selbstvertrauen und das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ist das A und O, um im Spiel seine volle Leistung abzurufen. Deshalb darf die psychische und mentale Stärke niemals unterschätzt werden. Wenn man zwar im Training immer Tore wirft, aber dann in den Spielen immer daneben wirft, entstehen bei uns negative Gedankenmuster. Diese Muster führen dazu, dass in der gleichen Situation automatisch wieder dieses Muster abgerufen wird und man dann natürlich wieder nicht das Tor trifft. Dadurch entsteht eine typische Erfolgsblockade. Viele Athleten versuchen diese Blockaden zu lösen in dem Sie noch mehr und härter körperlich trainieren. Sie scheitern dann in den entscheidenden Situationen aber doch wieder. Damit solche Blockaden gelöst werden können, muss ein Athlet zuerst erkennen welche Situationen diesen Druck auslösen. Wann genau spürt man diesen Druck? Wenn der Zeitpunkt definiert ist kommt die Frage: Was denkt man in dieser Situation und wie reagiert der Körper darauf? Wenn diese Gründe klar sind, kann man sich fragen: Was hilft mir dabei dieses Verhalten zu ändern? Das kann beim Erkennen dieser Situation ein tiefes Durchatmen sein, sich auf eine bestimmte Sache konzentrieren oder Musik bzw. ein be-
im Angriff und in der Abwehr gerichtet ist. Dort ist es wichtig, dass man weiss was die eigene spezifische Aufgabe im Team ist. Und als Letzter noch der persönliche Fokus. Dieser baut auf die Stärken und die Schwächen des einzelnen Spielers auf.
Wie kann der Spieler mit seinen Fähigkeiten zum Erfolg der Mannschaft beitragen.
UNTER FOKUS VERSTEHT MAN DIE FÄHIGKEIT, SEINE MENTALE KRAFT AUF EINE BESTIMMTE SACHE ZU LENKEN. Die Spieler die ihren Fokus lenken können und Herr ihrer Gedanken sind, können sich im Wettkampf auf die wichtigen Dinge konzentrieren und blenden Nebensächlichkeiten einfach aus.
TIPPS UND TRICKS UM EIN NOCH ERFOLGREICHERER SPORTLER ZU WERDEN
Vom 14. bis 15. März 2015 findet in der Schweiz der grösste Kongress zum Thema Lebenserfolg statt. Während zwei Tagen erhalten Sie von den besten Experten Insider-Tipps und sehr viel Know-how rund um das Thema Erfolg. Es wird Ihnen nicht nur langweilige Theorie vermittelt, sondern anhand von praktischen Beispielen und Übungen gezeigt, wie auch Sie Ihren Durchbruch zum sportlichen Erfolg schaffen! o
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HEISSER
AUFSTIEGSKAMPF
Der RTV Basel reist als «Underdog» ans Final4 in Olten: Gegen Endingen setzte sich die Truppe von Trainer Silvio Wernle im Duell der beiden Topteams der NLB 27:25 (15:10/21:21/25:22) nach Verlängerung durch. In der Meisterschaft bleibt das Team von Trainer Zoltan Cordas jedoch weiterhin an der Spitze. Zudem haben die Endinger die Trainerpersonalie für die nächsten beiden Saisons neu besetzt. Text: Ernesto Piazza Fotos: Foto Wagner / Gerry Frei
Oben: Christian Riechsteiner (TV Endingen) im Cupspiel gegen den RTV Basel. Unten: Basel-Keeper Pascal Stauber ist immer noch ein sicherer Wert.
Würenlingen, Klingnau, Siggenthal, Baden und Wettingen: An nicht weniger als fünf Orten trägt der TV Endingen seine Heimspiele aus. Bei dieser Konstellation sehen sich die Verantwortlichen permanent mit der Herausforderung konfrontiert, die dazugehörende Infrastruktur wie beispielsweise die Bandenreklamen, hin und her zu zügeln. Und bei einem Team ohne eigentliche Heimhalle erstaunte die Ansage des Speakers vor dem Cup-Viertelfinal gegen den RTV Basel ebenfalls nicht. Er bedankte sich bei der Damenriege des STV Würenlingen. Sie hatte die Halle für diese Begegnung den Handballern zur Verfügung gestellt.
EIN JAHRHUNDERTPROJEKT Doch diese «Misere» dürfte schon bald ein Ende finden. Nach etwas mehr als einem Jahr der Vorbereitung steht der Start der GoEasy Sportund Freizeitarena in Siggenthal vor dem Durchbruch. Die Eröffnung der ersten Halle ist – wenn alles optimal läuft – für Ende 2015 geplant. Die Arena wird mit zwei Sporthallen, eine davon für 2‘000 Zuschauer, ausgestattet sein. Der TV Endingen wird in Zukunft seine Heimspiele in der neuen Arena durchführen können. «Darauf freuen wir uns», sagt der Geschäftsführer der «Endinger Handball GmbH» Christian Villiger. Über diese Gesellschaft wird der TVE-Spitzenhandball seit 1998 abgewickelt. Werner Locher, der ebenfalls der GmbH-Geschäftsleitung angehört, blickt bereits nach vorne und mutmasst. «Möglich, dass dieser für uns wichtige Meilenstein auch der Mannschaft nochmals Schub verleiht.» Und in den Augen von Villiger ist die Arena für den Verein «ein Jahrhundertprojekt.»
«MÖGLICH, DASS DIE NEUE HALLE FÜR UNS ALS WICHTIGER MEILENSTEIN AUCH DER MANNSCHAFT NOCHMALS SCHUB VERLEIHEN WIRD» CHRISTIAN VILLIGER, GESCHÄFTSFÜHRER TV ENDINGEN
GÖPFERT SORGTE FÜR DEN UNTERSCHIED Doch vorderhand muss sich Endingen mit der Handball-Gegenwart beschäftigen. Allzu sehr trauerte Locher nach dem verlorenen Cupfight gegen den RTV Basel dem verpassten Einzug ins Final4 allerdings nicht nach. «Sicher wäre es schön gewesen, wie in der Saison 2012/13, diesen Coup erneut zu schaffen.» Und weiter sagte er nach den 70 Minuten: «Die Niederlage sei zwar ärgerlich, aber überhaupt kein Beinbruch.» Die Aargauer scheiterten an entschlossen auftretenden Baslern. Florian Göp-
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fert und Max Dannmeyer trafen immer wieder aus dem Rückraum. Im Tor zeigte Ex-Nationaltorhüter Pascal Stauber seine nach wie vor vorhandene Klasse. Als sich Endingen nach einem 10:15 Pausenrückstand mit einer besseren Deckung und einem stark haltenden Keeper Dario Ferrante wieder auf 20:20 herankämpfte, retteten sich die Gäste in die Verlängerung. Bei den zweimal fünf Minuten Overtime sorgte vor allem Florian Göpfert für den Unterschied. «Diesmal ist die Mannschaft auch ganz anders aufgetreten als noch bei der Niederlage gegen Zofingen», sagte ein sichtlich zufriedener RTVTrainer Silvio Wernle hinterher.
NEUER LINKSHÄNDER Dass das Ausscheiden aus dem Cup dem TVE einen Knacks im Hinblick auf den weiteren Verlauf der Saison geben könnte, glaubt Werner Locher nicht. Es sei vielleicht sogar ein Plus, dass der Fokus jetzt nur noch auf der Meisterschaft liege. Fehlen für den Rest der Saison wird den Endingern allerdings Nemanja Sudzum. Der Bosnier, der im bisherigen Saisonverlauf 47 Tore für den Leader geworfen hat, muss sich seine Schulterverletzung operieren lassen. Für den Linkshänder stösst ab sofort Alen Kulenovic aus Bosnien-Herzegowina zu den Aargauern. Der Vertrag des 203 cm grossen Linkshänders läuft vorerst bis Mai 2015 und wird ausserhalb des Vereinsbudgets finanziert.
INTAKTE BARRAGE-CHANCEN Während Endingen den NLA-Aufstieg nimmt, wenn er sich ergibt, strebt der RTV Basel gemäss einer Medienmitteilung dieses Ziel offiziell an. «Kadermässig dürften wir in der NLB über das beste Team verfügen», sagt Silvio Wernle. «An einem guten Tag sind wir in dieser Liga nicht zu schlagen.» Er weiss aber auch, «dass wir – sollte es nicht laufen – vieles falsch machen können. Was den ersten und damit direkt aufstiegsberechtigten Platz betrifft, haben wir es im Moment nicht mehr in den eigenen Händen», sagt Wernle. Sollten die Basler hinge-
«KADERMÄSSIG DÜRFTEN WIR IN DER NLB ÜBER DAS BESTE TEAM VERFÜGEN. AN EINEM GUTEN TAG SIND WIR IN DIESER LIGA NICHT ZU SCHLAGEN» SILVIO WERNLE, RTV BASEL
gen Rang zwei erreichen, sind die Chancen in den beiden Barrage-Partien gegen Suhr/Aarau, Lakers Stäfa oder Gossau sicherlich intakt. Offen ist, ob der RTV-Trainer auch in der nächsten Saison bei den Baslern in dieser Funktion arbeitet. Entsprechende Gespräche – auch über die Kaderzusammensetzung – würden momentan zwischen Präsident Alex Ebi, Teammanager Oliver Haevel und ihm geführt, sagt er.
NEUES TRAINERDUO Was jedoch die Trainerpersonalie in Endingen betrifft, haben die Verantwortlichen bereits einen neuen Nagel eingeschlagen. Genauer gesagt: Es sind deren zwei: Michael Spuler und Fabian Ammann werden die Mannschaft per 1. Juni 2015 für die nächsten zwei Saisons übernehmen. Für das Eigengewächs Spuler, das trotz verschiedener Angebote dem Verein über all die Jahre die Treue hielt, ist dieser Schritt nicht komplettes Neuland. Er war in der letzten Saison – als Zoltan Cordas aus gesundheitlichen Gründen ausfiel – bereits einmal eingesprungen. Zudem hatte er innerhalb des Vereins bereits Trainerfunktionen als 1.-Ligasowie als Juniorentrainer inne. Fabian Ammann spielte beim TV Endingen als Kreisläufer und linker Flügel und war beim TVE schon Assistenztrainer. Bekannt wurde er vor allem durch sein Engagement für den Skispringer Simon Ammann bei Swiss Ski.
AUCH BADEN LIEBÄUGELT «Wenn sich für uns eine Möglichkeit ergibt, würden wir natürlich gerne Zweiter werden», sagt Trainer Björn Navarin. Nach dem erfolgreichen Start ins neue Jahr schnuppert der STV Baden am Barrageplatz. Der Städtli-Teamverantwortliche, der nach zwei Saisons als Spieler-
trainer jetzt erstmals als Trainer beim STV arbeitet, zeigt sich einerseits überrascht über das aktuelle Leistungsvermögen seines Team, «weil man diese Platzierung wegen des grossen Umbaus in der Mannschaft nicht unbedingt erwarten konnte.» Andererseits findet er es eine tolle Sache, wie seine Truppe mitziehe. Mit dem Zuzug des 33-jährigen britischen Internationalen Steven Larsson (von Ligakonkurrent Chênois Genève) kurz vor Neujahr haben die Badener zu den vielen jungen Akteuren noch Routine dazugewonnen.
STARKER SHOOTER Während der TVE und der RTV ihren Blick nach vorne richten, geht es für Absteiger Altdorf in erster Linie um eine Platzierung zwischen Rang drei bis fünf, wie Trainer Daniel Lussi sagt. Obwohl in der Mannschaft ein recht grosser Umbruch stattfand, betrachtet er dieses Ziel als realistisch. Nicht nur er stiess zum Team, mit dem kroatischen Linkshänder Marko Koljanin (111 Tore und Rang 2 in der NLB-Topskorerliste) konnten die Urner auch einen sehr guten Shooter verpflichten. Zudem übernahm mit Mario Obad ein weiterer Kroate die Funktion des Spielertrainers. Und Lussi weiter: «Von der letztjährigen Stammsechs sind nur noch ein bis zwei Spieler mit dabei.» Neu im Kader des NLB-Teams figurieren dagegen fünf U19-Junioren. «Obad, der zuletzt in Frankreich bei Crétail und Angers spielte, setzt mit der Mannschaft auf einen schnellen und attraktiven Handball», so der 32-Jährige. Obad ist mit der Situation in Altdorf zufrieden, weiss aber noch nicht, ob er im Urnerland bleibt. «Die Gespräche mit dem Verein werden es zeigen», sagt er. o
RANGLISTE MÄNNER NLB STAND: 09.02.2015
Michael Spuler übernimmt ab neuer Saison das Traineramt beim TV Endingen.
1. TV Endingen 16/26 2. RTV 1879 Basel 16/22 3. STV Baden 16/20 4. HC KTV Altdorf 16/19 5. SG GS/Kadetten Espoirs 16/19 6. Yellow Winterthur 15/17 7. TV Steffisburg 16/17 8. HSG Siggenthal/Vom Stein Baden 16/16 9. TV Möhlin 15/13 10. HSC Kreuzlingen 16/13 11. TV Zofingen 16/12 12. SG Horgen 16/12 13. CS Chênois Genève 16/10 14. TV Birsfelden 16/6
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15 FRAGEN
VOM RAUFBOLD ZUM BUNDESLIGA-
KRIEGER Julian Krieg avancierte letzte Saison im Dress von Pfadi Winterthur zum Topscorer der NLA. Ab Sommer erntet der 27-jährige Rückraumspieler dafür die Früchte – er wird zu Balingen in die Bundesliga wechseln. Davor verrät er, welche Frage ihn am meisten nervt. Und er äussert sich zu seiner Einstellung gegenüber Horrorfilmen. Text: Stephan Santschi Fotos: zVg.
WIE SCHAUEN SIE DEM ABENTEUER BUNDESLIGA ENTGEGEN? Ich freue mich riesig, diese Chance zu bekommen und damit geht auch ein Traum in Erfüllung. Ich bin in Gummersbach aufgewachsen und mit Bundesligahandball gross geworden. Ich habe Pfadi Winterthur aber nicht als Sprungbrett betrachtet, der Wechsel in die Schweiz im Jahr 2010 kam kurzfristig zu Stande und war von mir nicht forciert worden. In Winterthur habe ich mich menschlich und in Sachen Spielverständnis weiterentwickelt. Zudem habe ich europäisch spielen können. IM LETZTEN JAHR HABEN SIE EIN MASCHINENTECHNIK-STUDIUM ABGESCHLOSSEN. WERDEN SIE NEBEN DEM HANDBALL DEN ERLERNTEN BERUF AUSÜBEN KÖNNEN? Ich werde auf jeden Fall versuchen, ein wenig Erfahrung in meinem Beruf zu sammeln. Ich durfte mich schon bei einer Firma aus der Region Balingen vorstellen und werde dann ab Sommer etwas neben dem Sport arbeiten. Die aktive Handballkarriere wird irgendwann zu Ende sein. Es ist sicher nicht schlecht, dann schon eine gewisse Berufserfahrung zu haben.
«In Winterthur habe ich mich menschlich und in Sachen Spielverständnis weiterentwickelt.» 22
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GERÜCHTEWEISE HIESS ES EINMAL, SIE KÖNNTEN EINGEBÜRGERT UND IN DER SCHWEIZER NATIONALMANNSCHAFT SPIELEN. WAS WAR DA WIRKLICH DRAN? Ja, das war sicher lustig. Ich weiss auch nicht, wo das herkam. Ich bin von Leuten aus dem Umfeld darauf angesprochen worden und war auch ein bisschen überrascht. Ich habe gar keine Ahnung von dem Einbürgerungsverfahren in der Schweiz, aber ich bekam dann in einer Unterhaltung mit, dass man eine gewisse Zeit hier leben oder eine Schweizerin heiraten muss. Nichtsdestotrotz war das nie eine Option für mich. Und nebenbei bemerkt erfüllte ich auch keine dieser Bedingungen. ALS KIND WAR ICH … … ein Raufbold, wie meine Mutter immer erzählt. Ich hatte ständig Streit mit dem Nachbarsjungen, heute einer meiner besten Freunde. Daraufhin hat mich meine Mutter beim Handball angemeldet, wo ich meine Energie anderweitig loswerden sollte. Kurze Zeit später war er dann auch beim Handball. WELCHEN TAG WERDEN SIE NIE VERGESSEN? Die Geburt meines Sohnes Mats! WELCHES IST IHR LIEBLINGSORT? Wenn ich zu Hause bei meinen Eltern bin, gehe ich sehr gerne mit meinem Vater in die Garage und wir restaurieren mein altes Motorrad. MORGENS BIN ICH … … eher ruhig, aber kein totaler Morgenmuffel.
JULIAN KRIEG
«Ich freue mich riesig, diese Chance zu bekommen und
damit geht auch ein Traum in Erfüllung.» WAS GEFÄLLT IHNEN AN EINER FRAU? Ich glaube, einen bestimmten Typ habe ich nicht. Ich finde einfach wichtig, dass man zusammen lachen aber auch ernst reden kann. Die Chemie muss stimmen. WOVOR FÜRCHTEN SIE SICH? Horrorfilmen! ICH BIN KEIN FAN VON …? … Horrorfilmen! WAS WÜRDEN SIE ALS ERSTES NACH EINEM MILLIONENGEWINN IM LOTTO TUN? Ich würde mir einen alten Mercedes 300 SL Gullwing kaufen. WELCHEM ARTIKEL KÖNNEN SIE BEIM SHOPPEN NICHT WIDERSTEHEN? Ich gehe gerne Shoppen. Bei Klamotten muss es mir einfach sofort gefallen und dann nehme
ich sie oft mit. Wenn ich durch Musikläden ziehe, werden es meistens mehr Platten, als geplant. WELCHE FRAGE NERVT SIE AM MEISTEN? Ich werde noch oft gefragt, ob ich mich nach viereinhalb Jahren in der Schweiz eingelebt hätte… WELCHEN PROMI WÜRDEN SIE GERNE ZU EINEM NACHTESSEN TREFFEN? Phil Collins wäre nicht schlecht, ich höre gerne Genesis-Alben aus der Peter-Gabriel-Ära und finde ihn einen unfassbar guten Schlagzeuger und Musiker. Da hätte ich schon noch so ein bis zwei kurze Fragen. WAS MÖCHTEN SIE UNBEDINGT NOCH ERLEBEN? Einen Titel mit Pfadi Winterthur gewinnen. o
SO ODER SO?
ZUR PERSON Name Krieg Vorname Julian Geburtstag 18. Juli 1987 Geburtsort Gummersbach Wohnort Winterthur Nationalität Deutsch Zivilstand ledig, Freundin Denise Beruf Handballer Hobbies Musik hören, Alte Motorräder Position Rückraum rechts Grösse/ Gewicht 1,98m / 105 kg Verein Pfadi Winterthur Vorherige Stationen VfL Gummersbach (Nachwuchs), SG Schalksmühle-Halver (3. Deutsche Liga) Grösste Erfolge Aufstieg in die Deutsche 3. Liga, Topscorer NLA 2014 Länderspiele -
ÖV
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NATIONALMANNSCHAFT MÄNNER
Der rechte Flügel Jonas Dähler und Kreisläufer Luca Mühlemann setzen sich am Yellow Cup gegen die weissrussischen Abwehrspieler erfolgreich durch.
DIE SCHWEIZER ZWISCHEN ELAN UND SKEPSIS Vor etwas mehr als einem Jahr war es, im Dezember 2013, als die Schweizer Nationalmannschaft erstmals von Rolf Brack gecoacht wurde. Gegen Weiss-russland (31:25), Russland (31:35) und Ägypten (27:28) wehrte sie sich beachtlich, belegte am Ende aber nur den letzten Rang des Yellow-Cups.
«DIE ERKENNTNIS, ENGE SPIELE GEWINNEN ZU KÖNNEN, IST VIELLEICHT DAS WICHTIGSTE, DAS WIR MITNEHMEN KÖNNEN» ROLF BRACK Im Januar fand nun die Neuauflage des traditionellen Vierländerturniers in Winterthur statt. Es diente Brack nach zwölfmonatiger Amtszeit als Abschluss der ersten Entwicklungsphase. Als Gelegenheit, erstmals resultatorientierte Testspiele auszutragen, wie er sagte. Die Bilanz lässt sich sehen. Die Schweiz beendete das Turnier auf dem zweiten Rang, schlug die Slowakei (31:29) und Weissrussland (26:25), den späteren WM-18., und war auch nahe an einem Erfolg gegen den WM-15. Tunesien (24:26). «Die Erkenntnis, enge Spiele gewinnen zu können, ist vielleicht das Wichtigste, das wir mitnehmen können», bilanzierte der 61-jährige Deutsche das intensive Wochenende. Dreimal miss-
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Das Schweizer Nationalteam machte am Yellow-Cup in Winterthur eine gute Figur, war anschliessend bei den Testspielen in Österreich aber überfordert. Die Bilanz nach einem Jahr mit Trainer Rolf Brack zeigt: Die Leidenschaft ist gross, doch die neuen Ideen haben die Mannschaft noch nicht wesentlich weitergebracht. Text: Stephan Santschi Fotos: Foto Wagner riet den Schweizern dabei die erste Halbzeit, dreimal waren sie fähig, nach dem Seitenwechsel eine klare Steigerung folgen zu lassen. Brack freute sich über die Leidenschaft und die Fähigkeit zur Korrektur, «die Umsetzungsqualität ist vorhanden». Schon ziemlich nahe an die Vorstellung, wie die Schweiz unter seiner Führung spielen soll, kam die zweite Halbzeit gegen Weissrussland. Die Defensive stand sehr kompakt, Goalie Andreas Portmann hielt stark und die Schweizer kamen gleich mehrfach zum schnellen Gegenstossspiel. «Wenn Abwehr und Konter stimmen, sind 80 Prozent des Erfolgs bereits erklärt», so Brack. Insgesamt machte er bei den Gegenstössen aber noch immer zu viele dilettantische Ballverluste aus. «Die darf sich eine Mannschaft mit hohen internationalen Zielsetzungen nicht leisten.»
SCHMID: «DAS GIBT ES WOHL NUR BEI UNS» Zusammenfassend durfte Rolf Brack mit den Auftritten am Yellow-Cup zufrieden sein. Das positive Bild der Schweizer Nationalmannschaft relativierte sich aber nur wenige Tage später im Rahmen der beiden Testspiele beim späteren WM-13. Österreich. Die Schweiz hielt jeweils in der ersten Halbzeit mit, brach nach dem Seitenwechsel allerdings völlig ein – zwei
Wind, einen neuen Spirit, wir gehen mit einem anderen Elan und einer anderen Einstellung ans Werk. Wenn ich aber nur unsere Resultate anschaue, stelle ich fest, dass wir nicht weiter gekommen sind.» Er glaubt zwar, dass man vom internationalen Mittelfeld nicht weit entfernt sei. Die Siege gegen die Slowakei und Weissrussland sprechen dafür, auch das Remis im September gegen Deutschland. «In den Pflichtspielen werden uns aber nach wie vor die Grenzen aufgezeigt», so Graubner. Die Statistik zeigt insgesamt ein betrübliches Bild: Brack verlor mit der Schweiz 16 von 23 Spielen (5 Siege, 2 Remis). Die WM 2015 in Katar wurde verpasst, in der Qualifikation zur EM 2016 steht man nach zwei Spielen mit null Punkten auf dem letzten Platz. Einziges Erfolgserlebnis: Der Sieg gegen Estland in der EMVorqualifikation im letzten April. Fakt ist aber auch: Die Schweiz spielte unter Brack bisher fast ausnahmslos gegen starke bis sehr starke Konkurrenz. 11 der 15 Gegner nahmen an der WM im Januar in Katar teil. Die Mannschaft braucht Duelle gegen überlegene Konkurrenz, um ihre Qualitäten zu verbessern. Sie braucht die von Brack geforderte taktische Flexibilität, um nachhaltig Fortschritte zu erzielen. Sie braucht Profis, die im Ausland wertvolle Erfahrungen sammeln. Aber sie kann nicht zwei Schritte auf einmal machen. Grosse Talente sind in der Schweiz seit längerem ausgemacht, doch das Manko an jugendlicher Frische war in der Vergangenheit zu lange zu eklatant, als dass es nun innert Kürze behoben werden könnte. «Die Alterslücke zwischen Alt und Jung ist riesig. Ich würde aber nicht weiterhin für die Nationalmannschaft spielen, wenn ich keine Entwicklung sehen würde», sagte Abwehrchef und Kadetten-Profi David Graubner.
ZWIESPALT WEGEN BRACKS METHODEN
Am Ende resultierte gegen den nachmaligen WM-Teilnehmer ein 26:25 Sieg.
Kanterniederlagen waren die Folge (23:32/28:38). Ohne Daniel Fellmann, Luca Mühlemann und Manuel Liniger mangelte es ihr an Substanz. Captain David Graubner hielt fest: «Der Yellow-Cup darf als sehr gelungen bezeichnet werden. In Österreich waren wir dann aber müde und in unseren Mitteln eingeschränkt.» Für Spielmacher Andy Schmid sind es diese Leistungsschwankungen, die eine Teilnahme an grossen Turnieren verhindern. Der Profi der Rhein-Neckar Löwen sagte: «Uns mangelt es an der Konstanz. An guten Tagen können wir mit guten Handballnationen mithalten. Doch wir
«DER YELLOW-CUP DARF ALS SEHR GELUNGEN BEZEICHNET WERDEN. IN ÖSTERREICH WAREN WIR DANN ABER MÜDE UND IN UNSEREN MITTELN EINGESCHRÄNKT.» DAVID GRAUBNER haben zu wenig gute Tage.» Für die nächste WM-Qualifikation seit 1995 fehle viel. «Die Österreicher, die wir vor einigen Jahren noch diskussionslos geschlagen haben, verfügen mittlerweile über mehrere Bundesligaprofis, die sich Woche für Woche auf höchstem Niveau beweisen müssen», erklärte Schmid. Und fügte an: «Solche Einzelspieler fehlen uns. Nicolas Raemy beispielsweise i3st ein hoffnungsvolles Talent, doch auch er nimmt in seiner Karriere kleine Schritte. Wegen einer internen Suspension fehlt uns zudem Kreisläufer Alen Milosevic. Seine Absenz ist eine kleine Katastrophe, hier muss endlich reiner Tisch gemacht werden.» Wenn man gegen Österreich nur mit Rückraumspielern am Kreis spiele, werde es halt sehr schwer. «Das gibt es auf diesem Niveau wohl nur bei uns», so Schmid.
Ob der zuweilen unkonventionelle Taktikfuchs Brack den Schweizer Handball nachhaltig zu fördern versteht, kann zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beurteilt werden. Brack, im Geiste ein akribischer und leidenschaftlicher Klubtrainer, hat sich zwar besser in seine Rolle als Nationaltrainer hineinleben können. Von Überforderung aufgrund einer zu grossen Fülle an Informationen ist nicht mehr die Rede. Rund läuft dem Vernehmen nach aber nicht alles, es herrscht in der Mannschaft keine bedingungslose Aufbruchsstimmung, phasenweise seien die Trainings noch immer sehr chaotisch. Nächste Aufschlüsse über den Stand der Dinge bietet das Heimspiel in der EM-Qualifikation gegen Tschechien. Am 29. April benötigt die Schweiz in Schaffhausen einen Sieg, um nicht vorzeitig die Segel streichen zu müssen. Der WM-17. Tschechien stellt aber wie die anderen Gruppenteilnehmer Frankreich (Weltmeister) und Mazedonien (WM-9.) eine hohe Hürde dar. «Wir müssen da schon realistisch bleiben: Das wird eine deutlich schwierigere Aufgabe als ich direkt nach der Auslosung im vergangenen Sommer gedacht habe. Tschechien ist der Favorit», sagte Brack und betonte: «Wir müssen nicht nur gut, sondern sehr gut spielen, um eine Überraschung schaffen zu können. Die WM hat klar gezeigt: Wir haben die mit Abstand schwierigste Gruppe in der EM-Qualifikation gezogen.» o
SCHWEIZ MISST SICH MIT STARKER KONKURRENZ Brack sieht sich mit seiner Mannschaft auf einem guten Weg. Wesentliche Fortschritte hat die Schweiz unter dem langjährigen Bundesligatrainer aber noch nicht machen können. David Graubner sagte: «Wir verspüren frischen
Noch ist vieles zum Haareraufen: Nationaltrainer Rolf Brack.
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WELTMEISTERSCHAFT KATAR
DIE EXPERTEN HABEN ES WIEDER
ALLEN GEZEIGT Nach dem Triumpf von Doha sind wieder alle drei Handballtrophäen in französischem Besitz. Fernandez und Omeyer sind zum vierten Mal Weltmeister, Deutschland und Katar überraschen positiv und in Russland gehen die Lichter aus. Vive la France! Auch die französischen Fans begeisterten mit ihrem Look.
Text: Björn Pazen Fotos: IHF, OK Katar
Wer in neun Jahren acht Titel gewinnt, darf guten Gewissens als Übermannschaft bezeichnet werden. Wer zum zweiten Mal nach 2010 gleichzeitig alle drei Trophäen des Welthandballs, Olympia, EM und WM sein eigen nennt, darf fast schon als ausserirdisch bezeichnet werden. Aber die Franzosen bleiben auf dem Teppich, nennen sich einfach nur «die Experten (les experts)». Nach dem hart umkämpften 25:22-Erfolg im Finale von Doha gegen Gastgeber Katar sind die Franzosen mit fünf Titeln alleiniger Rekordweltmeister. Thierry Omeyer, in Katar zum besten Torwart und besten Turnierspieler gewählt, sowie Kapitän Jerome Fernandez waren an vier dieser Trophäen beteiligt, auch das gab es noch nie. Nach dem EM-Titel von Herning ein Jahr zuvor waren die Franzosen der grosse Favorit auf
den französischen Erfolg: «Wir haben diese Goldmedaille absolut verdient, weil wir ein grossartiges Turnier gespielt haben.» Omeyer war es zu verdanken, dass Frankreich Spanien als Weltmeister im Halbfinale mit 26:22 entthronte, die beiden Ex-Welthandballer Nikola Karabatic und Daniel Narcisse waren es, die das Finale gegen Katar entschieden. «Wir haben sensationelle Einzelspieler, aber für uns zählt nur die Mannschaft», sagt VierfachWeltmeister Fernandez. AUCH OHNE LUC ABALO ÜBERRAGEND Frankreich hatte im gesamten Turnierverlauf nur einen Punkt gegen Island in der Vorrunde abgegeben, dann Argentinien und Slowenien in Achtel- und Viertelfinale deklassiert. Eine überragende Abwehr war der Grundstein, im
dene Generation. Wahnsinn, wie schnell dieser Wachwechsel vollzogen wurde», sagte Jungstar Kentin Mahe. Voller Stolz war auch Trainer Claude Onesta, unter dem die «Experten» seit 2006 dreimal WM-Gold, dreimal EM-Gold und zweimal Olympia-Gold gewannen. «Diese Mannschaft ist unglaublich», sagte der Erfolgstrainer, der jetzt schon den Fokus auf das nächste Grossereignis legt: «Nun wollen wir natürlich auch Olympiagold.» Als Weltmeister von Doha ist Frankreich direkt für Rio qualifiziert.
«WIR SIND EINE FAMILIE, IN DER FAMILIE HILFT JEDER DEM ANDEREN, DAS IST UNSER ERFOLGSREZEPT.» THIERRY OMEYER
Gold, und sie liessen in Doha keinen Zweifel daran, nach 1995, 2001, 2009 und 2011 wieder Weltmeister zu werden, und als erstes Team die neugestaltete WM-Trophäe in Empfang zu nehmen. «Wir sind eine Familie, in der Familie hilft jeder dem anderen, das ist unser Erfolgsrezept.» Auf diesen einfachen Nenner bringt Omeyer
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Angriff gab es nicht den Shooter, sondern die Franzosen waren von allen Positionen gefährlich, egal ob alt (Fernandez, Sorhaindo, Guigou) oder Jung (Portes, Mahe, Acambray, Barachet). Und dabei musste der Weltmeister sogar auf einen seiner Besten verzichten: Rechtsaussen Luc Abalo musste verletzt absagen. «Wir sind jetzt schon die neue gol-
Die Nationalmannschaft von Katar freut sich über Zarko Markovic (rechts) brillierte mit total 67
Daniel Narcisse stemmt den neuen WM-Pokal (links), die jubelnden Franzosen haben nun wieder alle drei Handball-Trophäen (Olympia, EM und WM).
KATAR UND POLEN ÜBERRASCHEND IN DEN MEDAILLENRÄNGEN Und was kam hinter der «Equipe tricolore»? Hinter Gastgeber Katar (siehe eigener Artikel) sicherte sich nicht weniger überraschend Polen die Bronzemedaille. Noch vor der WM und somit ein Jahr vor der HeimEuropameisterschaft stand Trainer Michael Biegler in der Kritik, mit dem Halbfinaleinzug und Edelmetall hat sich diese jedoch erübrigt. Im Halbfinale hätten die Polen sogar Katar schlagen können, doch am Ende fehlte
«FRANKREICH WAR ZU GUT, UND GEGEN POLEN FEHLTE UNS DIE LOCKERHEIT»
die gewonnen Silbermadaille, als wäre es Gold. Toren in neun Spielen.
Jubelnde Polen: Nach Verlängerung und Penaltyschiessen bewingen die Polen den Weltmeister 2013 Spanien und dürfen sich über die Bronze-Medaille freuen.
MANUEL CADENAS, NATIONALTRAINER SPANIEN
erstens die Kraft und zweitens gab es einige umstrittene Schiedsrichterentscheidungen gegen die Polen. Dass Weltmeister Spanien das Halbfinale erreichen würde, damit hatten die meisten Experten gerechnet. Dort unterlag man unglücklich gegen Frankreich, im Bronzespiel gab man dann aber eine klare Führung aus der Hand, um gegen Polen nach Verlängerung 28:29 zu verlieren.
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WELTMEISTERSCHAFT KATAR
DIE WM IN ZAHLEN «Frankreich war zu gut, und gegen Polen fehlte uns die Lockerheit», sagte Trainer Manuel Cadenas, der in Katar auf Startorwart Arpad Sterbik verzichten musste. Doch aus dessen Schatten trat der junge Gonzalo Perez de Vargas heraus, einer von insgesamt zwölf Spielern des FC Barcelona bei der WM. 6 TEAMS HOLEN BEGEHRTES OLYMPIA-QUALIFIKATIONSTICKET Dass Spanien überhaupt um die Medaillen kämpfen konnte, lag an einem kollektiven Blackout der Dänen in den Schlusssekunden des Viertelfinales. Alle hatten sich schon auf Verlängerung eingestellt, als Joan Canellas freie Bahn hatte und zum 25:24 traf. Der Vize-Weltmeister und Vize-Europameister, der als Mitfavorit gestartet war, hatte die hohen Erwartungen nicht erfüllen können. Dennoch: Am Ende stand nur diese eine Niederlage auf dem Konto, was aber nur Platz fünf bedeutete. «Wir haben unser Ziel, das Finale, verpasst, da ist es egal, wo wir nachher landen. Es war eine
Doha. Nur dank einer IHF-Wildcard am Start, hatte Neutrainer Dagur Sigurdsson die Mannschaft komplett verjüngt, und die spielte frech und frei auf, wurde ungeschlagener Gruppensieger und wurde dann erst im Viertelfinale von Katar gestoppt. «Wir sind super zufrieden, auf diese Leistung können wir aufbauen», sagte der beste Deutsche, Kapitän Uwe Gensheimer. RUSSLAND UNTER WERT GESCHLAGEN Katzenjammer herrschte hingegen bei den Russen, die durch eine Vorrundenniederlage gegen Brasilien das Achtelfinale (wie auch Tschechien, Weissrussland und Bosnien) verpassten und wo Trainer Oleg Kuleschow vor dem Aus steht. In der Hammergruppe D hatten die Russen kurz vor Schluss immer geführt, dann aber die entscheidenden Partien alle verloren, von der Lockerheit der vergangenen beiden Jahre war nichts mehr zu sehen. Insgesamt erreichten fünf nicht-europäische Mannschaften die K.o.-
«Wir haben unser Ziel, das Finale, verpasst, da ist es egal, wo wir nachher landen. Es war eine Enttäuschung» MIKKEL HANSEN Enttäuschung», sagte Ex-Welthandballer Mikkel Hansen. Wie Katar, Polen, Spanien, Kroatien und Deutschland haben sich die Dänen allerdings das Ticket für die Olympia-Qualifikation gesichert. Die Deutschen waren neben den anfangs überragenden Schweden die grosse Überraschung in
Runde (zwei mehr als 2013), mit Ausnahme Katars war für den Rest aber im Achtelfinale Schluss. In zwei Jahren gastiert die Handballwelt beim Weltmeister, und es wäre kein Wunder, wenn es zum ersten Mal nach 2007 (Deutschland) wieder ein o Gastgeber ganz oben steht.
FINALE Katar – Frankreich 22:25 SPIEL UM PLATZ 3 Polen – Spanien 29:28 n.V. HALBFINALS Polen – Katar 29:31 / Spanien – Frankreich 22:26 VIERTELFINALS Kroatien – Polen 22:24 / Katar – Deutschland 26:24 / Slowenien – Frankreich 23:32 / Dänemark – Spanien 24:25 ACHTELFINALS Österreich – Katar 27:29 / Slowenien – Mazedonien 30:28 / Spanien – Tunesien 28:20 / Kroatien – Brasilien 26:25 / Deutschland – Ägypten 23:16 / Polen – Schweden 24:20 /Frankreich – Argentinien 33:20 / Island – Dänemark 25:30 VORRUNDEN RANGLISTE GRUPPE A 1. Spanien 5/10, 2. Katar 5/8, 3. Slowenien 5/6, 4. Brasilien 5/4, 5. Weissrussland 5/2, 6. Chile 5/0 GRUPPE B 1. Kroatien 5/10, 2. Mazedonien 5/8, 3. Österreich 5/5, 4. Tunesien 5/5, 5. BosnienHerzegowina 5/2, 6. Iran 5/0 GRUPPE C 1. Frankreich 5/9, 2. Schweden 5/7, 3. Island 5/5, 4. Ägypten 5/5, 5. Tschechien 5/4, 6. Algerien 5/0 GRUPPE C 1. Deutschland 5/9, 2. Dänemark 5/8, 3. Polen 5/6, 4. Argentinien 5/5, 5. Russland 5/2, 6. Saudi-Arabien 5/0 SCHLUSSKLASSEMENT GOLD: FRANKREICH, SILBER: KATAR, BRONZE: POLEN, 4. Spanien, 5. Dänemark, 6. Kroatien, 7. Deutschland, 8. Slowenien, 9. Mazedonien, 10. Schweden, 11. Island, 12. Argentinien, 13. Österreich, 14. Ägypten, 15. Tunesien, 16. Brasilien, 17. Tschechien, 18. Weissrussland, 19. Russland, 20. Bosnien, 21. Iran, 22. Saudi-Arabien, 23. Chile, 24. Algerien ALL STAR TEAM TORWART Thierry Omeyer (FRA) LINKSAUSSEN Valero Rivera jun. (ESP) RÜCKRAUM LINKS Rafael Capote (QAT) RÜCKRAUM MITTE Nikola Karabatic (FRA) RÜCKRAUM RECHTS Zarko Markovic (QAT) RECHTSAUSSEN Dragan Gajic (SLO) KREIS Bartosz Jurecki (POL) BESTER TURNIERSPIELER Thierry Omeyer (FRA) TORSCHÜTZENKÖNIG Dragan Gajic (SLO) - 71 Treffer TORSCHÜTZEN 1. DRAGAN GAJIC (SLO): 71 Tore, 9 Spiele 2. ZARKO MARKOVIC (QAT): 67 Tore, 9 Spiele 3. UWE GENSHEIMER (GER): 54 Tore, 9 Spiele 4. Rodrigo Salinas (CHI): 52 Tore, 7 Spiele 5. Rafael Capote (QAT): 48 Tore, 9 Spiele 6. Valero Rivera (ESP): 47 Tore, 9 Spiele 7. Kiril Lazarov (MKD): 45 Tore, 6 Spiele 8. Siarhei Rutenka (BLR): 43 Tore, 7 Spiele 9. Robert Weber (AUT): 42 Tore, 6 Spiele 10. Ivan Cupic (CRO): 41 Tore, 9 Spiele 11. Mikkel Hansen (DEN): 39 Tore, 9 Spiele 12. Federico Pizarro (ARG): 37 Tore, 6 Spiele
Der entthronte Weltmeister Spanien: Nach Verlängerung unterlag die Equipe von Trainer Manuel Cadenas Polen mit 28:29.
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VON DOHA NACH RIO Weltmeister Frankreich hat sich für die Olympischen Spiele direkt qualifiziert. Katar, Polen, Spanien, Dänemark, Kroatien und Deutschland haben ihre Tickets für die Olympiaqualifikationsturniere im April 2016 gebucht. Die übrigen sechs Teilnehmer (zwei aus Europa und Asien, je einer aus Afrika und Pan-Amerika) werden in den Kontinentalentscheidungen zwischen Oktober 2015 und Februar 2016 entschieden. Die jeweiligen Sieger dieser Turniere qualifizieren sich direkt für Rio.
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WELTMEISTERSCHAFT KATAR
Katarische Fans mit Trommeln, Klatschen, Perücken und Sonnenbrillen unterstützten ihr Team frenetisch.
VALERO RIVERA UND DAS WUNDER VON DOHA
Der spanische Trainerfuchs hat aus der katarischen Multikulti-Truppe in weniger als zwei Jahren den Vizeweltmeister geformt und erntet dafür grösstes Lob. Text: Björn Pazen Fotos: IHF Die Niederlage war gerade besiegelt, da hüpften sie dennoch übers Feld, tanzten eine halbe Stunde später vor der Überreichung der Silbermedaillen durch die Halle, sprangen auf dem Podium umher, mehr hätte die katarische Mannaschaft auch nicht gejubelt, wenn es am Ende Gold geregnet hätte. Das «Wunder von Doha» ist auch so vollkommen gewesen, ohne dass die WM-Gastgeber am Ende Sieger wurden. «Im ersten Moment waren wir natürlich traurig. Wenn du in einem Finale stehst, willst du natürlich auch gewinnen. Aber für uns fühlt sich Silber mit etwas Abstand wie Gold an», sagte Katars Torwart Danijel Saric. Der katarische Verband hatte sich viel Kritik während der WM anhören müssen: Gekaufte Fans, eine gekaufte Legionärstruppe, selbst der Vorwurf der Schiedsrichterbestechung stand im Raum. Doch aus allen Anschuldigungen der katarischen Mannschaft und vor allem Trainer Valero Rivera einen Strick zu drehen, würde die Leistung des WM-Gastgebers herabwürdigen. Trainerfuchs Rivera gewann nach Gold mit Spanien zwei Jahre später Silber mit Katar. Dem 61-Jährigen gebührt das grösste Lob ob dem Wunder von Doha, das erstmals eine nicht-europäische Mannschaft in ein Männer-WM-Finale einzog.
«ICH BIN UNENDLICH STOLZ AUF MEINE SPIELER. WIR HATTEN EINEN TRAUM, UND DEN HABEN WIR BIS ZUM ENDE AUSGEKOSTET, AUCH WENN ES GANZ KNAPP NICHT ZUM TITEL GEREICHT HAT» VALERO RIVERA
Sein Konzept ist aufgegangen: Sichtlich stolz, Valero Rivera, Silber-Medaillen-Gewinner und Trainer von Katar.
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FRANKREICHS GROSSES LOB
«Ich bin unendlich stolz auf meine Spieler. Wir hatten einen Traum, und den haben wir bis zum Ende ausgekostet, auch wenn es ganz knapp nicht zum Titel gereicht hat», sagte Rivera: «Dass wir so weit kommen, damit hatte wohl niemand gerechnet.» Das grösste Lob gab es vom Finalgegner Frankreich: «Das war der stärkste Konkurrent, gegen den wir im gesamten Turnier gespielt hatten. Was mein Freund Valero in Katar aufgebaut hat, verdient die höchste Wertschätzung. Ich denke, mit dieser Mannschaft wird auch in Zukunft zu rechnen sein», sagte Weltmeistertrainer Claude Onesta, und fügte an: «Valero ist es gelungen, aus Einzelspielern ein Team zu formen, das absolut konkurrenzfähig ist. Deutschland und Polen wirft man ja nicht so nebenbei aus der WM.»
DER ENTSCHEIDENDE HANDY-ANRUF
Eine Woche nach seinem 60. Geburtstag und zwei Wochen nach dem WM-Titel 2013 hatte Valero Riveras Handy geklingelt. Es war der katarische Handballverband. «Herzlichen Glückwunsch und noch was: Wollen Sie unser Trainer werden?» Man wurde sich schnell einig, Rivera verabschiedete sich im April 2013 vom spanischen Verband, übernahm im September das Team von Borut Macek, der zu seiner Kündigung immerhin noch eine Rolex erhielt. «Hätte ich diese Gelegenheit verstreichen lassen, es wäre der grösste Fehler meines Lebens gewesen», sagt der Spanier, der vor seinem Engagement beim spanischen Verband 72 Titel mit dem FC Barcelona gewonnen hatte, inklusive fünf Champions-League-Trophäen in Folge von 1996 bis 2000. Der katarische Verband liess ihm alle Freiheiten, er konnte nicht nur sein Team zusammenstellen, sondern hatte seine Spieler auch immer dann zur Verfügung, wenn er es wollte. «Ich kann die Nationalmannschaft trainieren wie eine Vereinsmannschaft, das ist ein unschätzbarer Vorteil», sagt Rivera. Viele Topspieler wurden als «Neuzugänge» angefragt, am Ende waren nur die Tormänner Danijel Saric vom FC Barcelona (der Einzige, der nicht für einen katarischen Verein aufläuft) und Goran Stojanovic richtig grosse Namen. Der 2,07-Meter-Kreisläufer Borja Vidal war zuvor Basketballer, bevor ihn Rivera vom Handball überzeugte. Heute ist er auch Patenonkel seines Sohnes Valero Rivera junior. Bertrand Roine war beim französischen WM-Titel 2011 eher ein Mitläufer, den Kubaner Rafael Capote kannte vor der WM niemand, am Finaltag wurde der wurfgewaltige Rückraumspieler ins All-Star-Team berufen - genau wie sein Mannschaftskamerad Zarko Markovic, der hinter dem Slowenen Dragan Gajic auch zweitbester WM-Torschütze wurde. Markovic war vor einem Jahr aus dem Kader des HSV Hamburg gestrichen worden und schloss sich dann El-Jaish und Katar an.
TRAINER RIVERA HAT DAS OPTIMUM HERAUSGEHOLT
Es ist eben die Gabe Riveras, aus diesen Mittelklassespielern das Optimum herauszuholen, aus Einzelspielern unterschiedlichster Nationalitäten und Kulturkreise eine funktionierende Einheit zu formen. «Als erstes habe ich ihnen Disziplin beigebracht, als zweites stand Abwehr, Abwehr, Abwehr auf dem Programm», beschreibt Rivera seine Anfänge mit seiner Mannschaft, die, man glaubt es kaum, vor der Heim-WM noch nie ein einziges Weltmeisterschaftsspiel gegen einen europäischen Gegner gewonnen hatte. Nach vier Monaten führte er Katar zur ersten Asienmeisterschaft, im Oktober 2014 folgte der Titel bei den Asienspielen. Und nun das WM-Finale. «Wir sind Valero Rivera zu unglaublichem Dank verpflichtet. Man kann seine Arbeit nicht genug preisen», sagt Ahmed Al-Shaabi, Präsident des katarischen Handballverbands. Denn Rivera hat geschafft, was noch unglaublicher ist: physische Robustheit. Er spielte die WM quasi mit neun Spielern durch, die Experten hatten spätestens im Viertelfinale gegen Deutschland (26:24) mit einem eklatanten Leistungsabfall gerechnet. Zwar bauten die Katarer in den Schlussphasen vor dem Finale immer ab, aber nie so, dass sie das Spiel verloren, wie auch bei der unglaublichen Halbfinalleistung, dem 31:29 gegen Polen. Sie boten auch Frankreich bis zum Schluss Paroli, erst 70 Sekunden vor dem Abpfiff war die Partie entschieden.
GEGEN JEDEN GEGNER OPTIMAL VORBEREITET
Daneben ist es Riveras Verdienst, dass Katar auf jeden Gegner ideal eingestellt war. In akribischer Kleinarbeit hatte er die Schwächen des Gegners gefunden. «Wir waren extrem gut vorbereitet - auf alle Eventualitäten», sagt der Franzose Bertrande Roine. Riveras Vertrag in Doha läuft noch bis 2016, nach der WM ist er erst einmal für ein paar Wochen in seine Heimatstadt Barcelona. Dort wird er dann am nächsten Schlachtplan arbeiten: dem Weg nach Rio. «Wir haben jetzt den nächsten Traum: uns erstmals für Olympia zu qualifizieren. Wir werden noch härter arbeiten, um diesen Traum zu realisieren.» Wie bei der WM hat Katar auch beim asiatischen Olympiaqualifikationsturnier im Oktober Heimrecht. Die grosse Frage ist aber, was nach den Olympischen Spielen kommt, sollte sich Katar qualifizieren. Rivera hatte schon lange vor der WM geäussert, dass er sich eine noch längerfristigere Zusammenarbeit vorstellen könnte. Es bleibt also spannend in Katar, auch welche Spieler bleiben werden und welche nach ihrem herausragend bezahlten Abenteuer (die Rede ist von 100‘000 Dollar pro Sieg bei der WM) der Wüste den Rücken kehren. o
Nicht immer waren die Handballhallen an der WM in Katar wie am Finalwochende randvoll gefüllt (links). Kulisse in Doha mit übergrossem goldenen Handballer.
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SHV MINI-STREETHANDBALL
«EIN RIESENGAUDI FÜR DIE KINDER» Im Rahmen des grossen Länderspiels vom 2. November in Basel hat der Schweizerische Handball-Verband (SHV) erstmals ein MiniStreethandballturnier durchgeführt. Die Resonanz auf das Pilot-Projekt war enorm: Sämtliche Plätze waren schon zwei Wochen vor dem Anlass ausgebucht. 52 Teams mit über 400 begeisterten Kindern übten sich in der neuen Spielform mit dem Softball (Streethandball), die auf Unihockeytore ausgetragen wird. Dank den weichen Bällen und den vereinfachten Regeln ist Mini-Streethandball schon für Kinder ab fünf Jahren geeignet. Text: Marco Ellenberger Fotos: Foto Wagner
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Glänzende Kinderaugen, grosses Spektakel – und Mini-Streethandball, soweit das Auge reicht. In der grossen Nebenhalle der St. Jakobshalle standen an diesem Sonntagvormittag die Kinder und eine neue Handball-Spielform im Vordergrund. Auf sechs Feldern massen sich die Kinder aus vielen Teilen der Schweiz, warfen zahlreiche Tore, jubelten, lachten. «Es geht wirklich hin und her, es ist ein Riesengaudi für die Kinder», sagte ein Teambetreuer. Und eine Kollegin von ihm ergänzte: «Es ist interessant, dass das Spiel so schnell ist und so viel passiert – und es doch so einfach zu verstehen ist. Ich glaube, diese Spielform ist für den Turnunterricht in der Schule super geeignet.» Die Aussage unterstreicht der Blick auf das Regelblatt: Dieses ist nämlich auf ein Minimum reduziert. «MiniStreethandball ist für alle sofort spielbar, weil es nur ganz wenige Regeln gibt. Dank dem nahen Wurfkreis und dem weichen Ball sind viel mehr Tore und damit gerade für die Kinder auch viel mehr Erfolgserlebnisse möglich», sagt Nicole Gwerder, die Kindersport-Verantwortliche des SHV. Die vereinfachten Regeln sind der eine Vorteil von MiniStreethandball, der weiche Ball ist ein anderer. «DER BALL IST DEUTLICH EINFACHER ZU FANGEN UND ZU WERFEN. DADURCH SIND DIE KINDER VIEL VERSPIELTER, ES KÖNNEN ZUM BEISPIEL AUCH TRICKWÜRFE GEMACHT WERDEN. UND VOR DEM WEICHEN BALL HAT NIEMAND ANGST», sagt Nicole Gwerder. Bei der Ausarbeitung der Regeln stand klar die Idee im Vordergrund, die Ausbildung und den Spass der Kinder zu fördern. Weil es keinen Körperkontakt gibt, ist es das Ziel, möglichst offensiv und ballorientiert zu verteidigen, statt nur zu reagieren. Die Qualität
von laufen, passen, werfen und fangen soll dadurch deutlich verbessert werden. Weil ausserdem nur vier Spieler pro Team auf dem Feld stehen und es viel mehr Tore gibt – nicht selten endete eine viertelstündige Partie mit insgesamt über 30 Treffern – erhöhen sich auch die Anzahl der Erfolgserlebnisse für alle Kinder. Im Gegensatz zu anderen Spielformen sind es nämlich nicht mehr nur die Grossen und Starken, die Tore erzielen können. In der St. Jakobshalle herrschte während des gesamten Sonntagvormittags Hochbetrieb. Neben dem Turnier gab es für alle Mannschaften nämlich auch einen polysportiven Teamparcours zu absolvieren. Ebenfalls standen verschiedende Geschicklichkeitsspiele zum Ausprobieren und Austoben zur Verfügung, unter anderem eine Torschusswand, eine Speedmessanlage oder eine Mohrenkopf-Wurfmaschine. Ausserdem erhielt jedes Kind eine Tasche mit mehreren Geschenken, die von SHV-Partnern dankenswerterweise zur Verfügung gestellt wurden, so beispiels-
weise eine Trinkflasche von FitLine, Kopfhörer von Blick oder ein Springseil von Spar. Im Anschluss an das Turnier wohnten die Kinder dem mit 6‘700 Zuschauern ausverkauften Länderspiel der Schweiz gegen Frankreich bei. Als Highlight wurden in der Pause die vier Kategoriensieger geehrt. Vor der grandiosen Kulisse übergaben die beiden damals verletzten Nationalspieler Manuel Liniger und Michal Svajlen die Preise. Im Anschluss an die Partie nahm sich die Nationalmannschaft dann eine ganze Stunde Zeit, um sämtlichen Autogrammwünschen der mehreren hundert Kinder und Fans nachzukommen. Der SHV blickt insgesamt auf einen sehr gelungenen Anlass und ein gelungenes Pilotprojekt der neuen Spielform im Kinderhandball zurück. Es gilt nun, die Spielform weiterzuentwickeln und weitere Erfahrungen zu sammeln, damit Mini-Streethandball künftig schweizweit verbreitet werden kann. o
MINI-STREETHANDBALL* – DIE NEUE SPIELFORM GRUNDSÄTZE: Mini-Streethandball wird mit einem Weichball (Streethandball) in einem Kleinfeld (Einfachturnhalle) auf zwei Unihockeytore gespielt. Die Tore stehen nicht an der Grundlinie, sondern zwei Meter innerhalb des Feldes drin (es kann entsprechend um die Tore herum gespielt werden). Einen Strafraum gibt es nicht, als Begrenzung genügt ab der Stufe U9 ein zweimal zwei Meter grosses Quadrat vor dem Tor (Unihockey-Torraum). Auf der Stufe U7 wird gänzlich auf einen Torraum verzichtet. Es wird mit vier gegen vier Spielern gespielt. Der Torwart der Mannschaft in Ballbesitz muss ebenfalls in den Angriff – Regeln: Mit dem Ball darf höchstens drei Schritte gelaufen werden (ab U9). Auf der Stufe U7 darf solange mit dem Ball gelaufen werden, bis eine Berührung durch den Gegner erfolgt. Der Ball darf höchstens drei Sekunden gehalten und nicht mit dem Fuss gespielt werden. Die Verteidigung muss offensiv versuchen, den Ball zu erobern. * = Mini-Streethandball hat derzeit noch den Status eines PilotProjekts. Bis zur definitiven Einführung sind daher Regelanpassungen für die weitere Optimierung der Spielform möglich. Anzeige
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SPL 1 FRAUEN
Die Baslerin Eliane Estermann geht im Spiel gegen Yellow Winterthur in den Abschluss.
BASELS TRENDWENDE
NACH DER HORRORSAISON Manager und Trainer entlassen, Spielerinnen-Exodus und Fast-Abstieg: Die Baslerinnen gingen letzte Saison durch schlimme Zeiten. Nun ist wieder Ruhe eingekehrt: Dank dem neuen Chefcoach Alex Ernst. Der 38-jährige Deutsche hat mit dem ATV/KV Basel Grosses vor. Text: Stephan Santschi Fotos: Robert Varadi
«Wir sicherten den Ligaerhalt in den letzten zehn Minuten der Saison. Nein, das will man eigentlich nicht mehr erleben.» Alex Ernst blickt mit gemischten Gefühlen auf das Heimspiel gegen Uster zurück. Im April 2014 war es, als Basel Regio am letzten Spieltag der Auf-/Abstiegsrunde mit den punktgleichen Zürcherinnen um den verbliebenen Platz in der SPL1 kämpfte. Die Baslerinnen gewannen die umstrittene Partie trotz Pausenrückstand (11:14) mit 23:21. Es war das frenetisch umjubelte Happy End einer ansonsten völlig missratenen Saison. Alex Ernst fungierte dabei als Feuerwehrmann. Im Februar hatte er den Job des entlassenen Trainers Thomas Mathys übernommen und anschliessend das arg schlingernde Schiff wieder auf Kurs gebracht. «Das Potenzial im Team war vorhanden. Es ging vor allem darum, nach all den Querelen und Uneinigkeiten wieder Ruhe reinzubringen», erklärt Ernst, der von 2010 bis 2011 während etwas mehr als einem Jahr als Assistenztrainer bei Spono Nottwil engagiert war.
UNRUHE UND ENTLASSUNGEN
Schief gegangen war in Basel davor so ziemlich alles. Die Cupfinal-Teilnahme und der Einzug in den Europacup im
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«DAS POTENZIAL IM TEAM WAR VORHANDEN. ES GING VOR ALLEM DARUM, NACH ALL DEN QUERELEN UND UNEINIGKEITEN WIEDER RUHE REINZUBRINGEN» ALEX ERNST
Jahr 2013 machten Lust auf mehr. Doch anstatt mit ausländischen Verstärkungen die Liga aufzumischen, stürzte Basel ab. Der sportliche Erfolg blieb aus, Manager Peter Sammarchi musste ebenso gehen, wie später Trainer Mathys, der das Team 2011 in die SPL 1 geführt hatte. Zudem verliessen mehrere Spielerinnen während der Saison das gespaltene Team. Es war ein reges Kommen und Gehen, schliesslich umfasste die Basler Einsatzliste 2013/14 nicht weniger als 28 Namen. «Es kamen viele Nationalitäten zusammen. Das führte zu Sprachproblemen. Die Kommunikation auf dem Platz diente nicht mehr der Zusammenarbeit», erklärt Ernst. Kurioserweise durfte er dabei schon im Herbst 2013 für zwei Wochen als Unterstützung von Mathys in Basel
ATV/KV BASEL
innert sich Ernst. Noch Ende Oktober musste man für den Cup-Sechzehntelfinal beim LK Zug 0:10-Forfait geben, weil man zu wenig Spielerinnen hatte. «Das sorgte für Unmut, aber es ging einfach nicht. Wir wären beispielsweise ohne Goalie nach Zug gereist.» Mittlerweile haben die Baslerinnen dank einigen Rückkehrerinnen und eigenen Juniorinnen wieder eine schlagkräftige Truppe beisammen, in der Captain Flaka Dervisaj, Monika Pelka und Eliane Estermann Führungsrollen zustehen. «Wir sind sehr homogen besetzt und treten wieder als Mannschaft auf. Das ist nicht mehr so, wie in der letzten Saison», stellt Ernst zufrieden fest. Das drückt sich auch in den Ergebnissen aus. Der ATV/KV Basel, zu Beginn der Saison vielerorts als Abstiegskandidat Nummer eins gehandelt, hat sich nach unten ein kleines Polster zugelegt. «Grundsätzlich sind wir zufrieden, auch wenn wir sicher etwas weiter sein könnten», bilanziert Ernst.
MAJA SOMMERLUND IST ABGEREIST
aushelfen. Unterschiedliche Philosophien machten eine weitere Zusammenarbeit zwischen Mathys und seinem späteren Nachfolger aber unmöglich.
Für eine Teilnahme an der Finalrunde der besten vier Teams ist es aber noch zu früh. «Dafür sind wir noch zu inkonstant», so Ernst. Darüber hinaus haben Equipe und Coaching-Staff der Basler eine herbe Schwächung hinnehmen müssen. Maja Sommerlund, die 40-jährige Dänin, die zwölf Jahre lang Profi war und in Deutschland und Spanien Meisterin wurde, ist Ende 2014 nach Dänemark abgereist. Die kräftige Kreisläuferin amtete als «gleichberechtigte» Co-Trainerin, wie Alex Ernst sagt. «Wir bedauern beide die Trennung, wir haben uns sehr gut ergänzt. Maja fand in der Schweiz aber nicht den Job als Lehrerin, den sie sich vorgestellt hatte. Deshalb ist sie mit ihrer Familie heimgekehrt.» Sommerlund war mit ihrer Erfahrung und ihrem Knowhow nicht nur in der Trainingsarbeit, sondern auch als Spielerin am Kreis von grossem Nutzen. «Sie konnte zwei Verteidigerinnen beschäftigen und sich trotzdem durchsetzen oder eine Teamkollegin anspielen. Sie hatte auf dem Platz eine gewisse Präsenz», sagt Ernst.
NEUSTART MIT NEUEM NAMEN
BASEL WILL AN DIE SPITZE
Linkshänderin Tanja Senn geht für Basel in den Abschluss. Rechts mit der Nummer 5 beobachtet ihre Teamkollegin Monika Pelka-Fedka die Aktion.
«GRUNDSÄTZLICH SIND WIR ZUFRIEDEN, AUCH WENN WIR SICHER ETWAS WEITER SEIN KÖNNTEN» ALEX ERNST
Die Scherben sind nun aber grösstenteils aufgewischt, die Baslerinnen sind auf dem Weg zu neuen Zielen. Mit neuem Namen übrigens, aus Basel Regio wurde im Sommer ATV/KV Basel. Damit soll die Identifikation mit den beiden Stammvereinen ATV Basel-Stadt 1862 und TV Kaufleute Basel gestärkt werden. Weitere Abgänge sorgten derweil für grossen Handlungsbedarf in der Teamzusammenstellung, «Mitte Mai hatten wir noch keinen vollzähligen Kader beisammen», er-
Die Tatsache, dass man Sommerlund in der Schweiz keine berufliche Perspektive habe bieten können, zeige den Aufholbedarf im Verein. «Für die Strukturen hat man in den letzten Jahren zu wenig gemacht», so Ernst. Angesprochen seien unter anderem das Marketing und die Vernetzung. Dort müssten jene Ansprechpartner generiert werden, die Sommerlund «Lohn und Brot bieten können», wie es Ernst formuliert. Vorderhand setzt man sich in Basel deshalb eher bescheidene Ziele. «Wir wollen uns den Ligaerhalt sichern», sagt Ernst. In den nächsten Jahren strebe man allerdings wieder nach höheren Weihen. «Wir sind noch weit entfernt von dort, wo wir hinwollen. In die Phalanx der Top 3», betont Ernst. Immerhin konnte nach der Schreckenssaison schon mal die Trendwende eingeläutet werden. o
SCHWEIZER CUP FRAUEN VIERTELFINALS TV Zofingen – DHB Rotweiss Thun 21:25 (15:12) Spono Nottwil – LC Brühl 22:24 (9:14) Yellow Winterthur II (1.) – LK Zug 25:41 (11:19) Basels Mobiliar Topscorerin Timea Mezei skort im Spiel gegen Zug.
Auf dem zweiten Bild (Topscorer Shirt) ist Timea Mezei
Yellow Winterthur – BSV Stans 33:22 (13:5)
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HANDBALL HIGHLIGHTS
Bei der soeben zu Ende gegangenen Handball-Weltmeisterschaft in Katar war der grösste Spieler des Turniers über 2,08 Meter. Der kleinste in dieser Kategorien gerade mal 1,70 Meter. Noch gravierender waren die Gewichtsunterschiede: Diese betrugen unglaubliche 60 Kilogramm zwischen dem schwersten und dem leichtesten Teilnehmer. Bei diesen Unterschieden versteht man, dass jeder Handballspieler verschiedene Anforderungen an seine Sportschuhe stellt. ASICS bietet jedem Spielercharakter das ideale Modell, um die persönlichen sportlichen Fähigkeiten optimal auf die Spielfläche zu übertragen. www.asics.ch
GEL-FIREBLAST UPDATES Mit diesem neuen Hightech-Schuh in SPEEDAuslegung werden vor allem die schnellen Spieler ihren Spass haben. Mit SPEED I.G.S., einem flachen Mittelsohlenniveau und einer verbreiteten Vorfussbasis bringt er allerbeste Voraussetzungen für ein schnelles Spiel mit. Zudem ist der Schuh, der auch von Nationalspieler und ASICS-Botschafter Andy Schmid getragen wird, sehr leicht und hilft daher auch für noch mehr Speed.
Aussensohle mit neuem FLEXKERBEN-Set-up, das den Vorfuss entkoppelt und so für viel Flexibilität trotz verbreiterter Vorfussbasis sorgt. WET GRIP RUBBER (hier grau), das bei hoher Traktion und feuchten Böden optimale Griffigkeit gewährlistet. Der integrierte PIVOT-Drehpunkt sorgt für eine effektivere Drehbewegung im Vorfussbereich und ermöglicht so schnellere Richtungswechsel. DUOMAX®-Element zur Erhöhung der lateralen Stabilität im Mittel- und Vorfussbereich. Neues, in den Vorfuss gezogenes EXTENDED PROPULSION TRUSSTIC SYSTEM für Stabilität im Mittelfussbereich und mehr dynamische Vortriebsenergie.
ANDY SCHMID MIT GEL-FIREBLAST Nationalspieler Andy Schmid, neu ASICS-Botschafter, spielt seit dieser Saison bei seinem Klub, den Rhein Neckar Löwen und in der Nationalmannschaft mit dem Modell GEL-FIREBLAST von ASICS. Dieser Schuh passe bestens zu ihm und erfülle auch alles was ihm bei seinem Handballschuh wichtig sei, erzählt er uns begeistert. «Der Schuh ist leicht und trotzdem sehr widerstandsfähig, er unterstützt mich bei meinem schnellen Spiel und genau das brauche ich».
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Dynamic Wrap: Technologie für mehr Halt und Sicherheit sowie volle Leistungsfähigkeit. 1/15 handballworld
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UNFALLPRÄVENTION
«DIE VERBÄNDE KÖNNTEN MEHR TUN» Die Suva fördert seit über 20 Jahren die Unfallverhütung in der Freizeit. Im Sommer endet dieses Engagement in den meisten Ballsportarten. Betroffen ist auch der Handball. Heinz Wyss, der Kampagnenleiter Ballsport bei der Suva, nimmt Trainer und Verbände mit in die Verantwortung. Text: Stephan Santschi Fotos: Adrian Ehrbar / ZVG.
Übungen von «Sport basics» setzen auf eine verbesserte Rumpfstabilisation. Symbolbilder mit der SPL2-Spielerin Murielle Schöni vom HV Herzogenbuchsee.
HEINZ WYSS, 2011 HAT DIE SUVA DIE «SPORT BASICS» LANCIERT. ZIEL WAR ES, DAS VERLETZUNGSRISIKO IN DEN BALLSPORTARTEN ZU SENKEN. WIE FÄLLT DIE BILANZ AUS? Heinz Wyss: Generell sind wir von der Umsetzung des Präventionsprogramms in den Verbänden etwas enttäuscht. Die Umfragen bei den Trainern in J+S-Kursen zeigten: Die Bekanntheit der «Sport Basics» hat in den letzten Jahren abgenommen. Zwischen 2012 und 2014 sank die Kenntnis bei Trainern, die erstmals befragt wurden, von 78 auf 63 Prozent. Es gibt Verbände wie im Handball, in denen der Anteil der Trainer, welche die «Sport Basics» kennen, recht hoch ist. Andernorts, etwa im Unihockey, ist es eher enttäuschend. Viele befragte Trainer gaben uns wiederholt zu verstehen, Heinz Wyss, Kampagnenleiter Ballsport bei der Suva. dass die Vermarktung der «Sport
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Basics» nicht gut genug sei. Doch das ist nicht alleine unsere Aufgabe. Wir treten als Vermittler auf, stellen Inhalte und Geld zur Verfügung. Für die Umsetzung und Bekanntmachung bei den eigenen Mitgliedern sind jedoch die Verbände zuständig. NUR 29 PROZENT DER 2014 ERSTMALS BEFRAGTEN TRAINER SETZTEN DIE «SPORT BASICS» RICHTIG UM. IM HANDBALL MACHTEN ES 2013 UND 2014 NUR 38 PROZENT DER BEFRAGTEN COACHES RICHTIG. DAS IST ALARMIEREND. Dabei haben wir die Hürde für «Sport Basics richtig machen» noch tief angesetzt. Es bedurfte hierzu während zwei Monaten in den Trainings lediglich zweier Übungen, die mindestens fünf Minuten lang gemacht wurden. Wir rätseln selber über die schlechten Zahlen. Sind die Trainer überfordert? Wir stellten ihnen einen Werkzeugkasten mit Massnahmen zur Verletzungsvorbeugung zur Verfügung, vermutlich benutzten sie aber lieber schon bekannte Trainingsmethoden. NUR 14 PROZENT DER BEFRAGTEN TRAINER NENNEN DIE «SPORT BASICS» ALS ANGEWANDTE MASSNAH-
SUVALIV – SPORT BASICS
ME ZUR VORBEUGUNG VON VERLETZUNGEN. Vielleicht tun es ja mehr, sie wissen aber nicht, dass die Übungen in die Kategorie «Sport Basics» gehören. Fest aber steht: Uns ist es zu wenig gelungen, in den Verbänden die Bedeutung der «Sport Basics» für die Verletzungsvorsorge zu vermitteln. Die Instruktoren müssten diese Übungen in den Trainerkursen vertieft erklären. WIE BEGRÜNDEN DIE TRAINER DEN VERZICHT AUF DIE «SPORT BASICS»? 2014 sagten 50 Prozent der befragten Trainer, dass sie bereits ähnliche Übungen durchführen würden. Die meisten Kraftübungen im Sport betreffen die Mobilisation. Dazu zählt beispielsweise das Training mit Gewichten. Die «Sport Basics» setzten aber auf die Stabilisation. Die Körperspannung spielt hier eine enorm wichtige Rolle. So werden etwa Rumpfbeugen ohne Hilfsmittel gemacht. Das hat einen ganz anderen Effekt. Ein sehr starker Muskel ist das eine. Wenn aber die Stabilisationsmuskulatur nicht kräftig genug ist, kommt es zu Bänder- und Sehnenverletzungen oder zu Leistenproblemen. Genau hier setzten die «Sport Basics» an. Die Gesellschaft, die sich im Alltag vermehrt in sitzender Tätigkeit befindet, ist für Ballsportarten oft nicht mehr gut genug trainiert. Das erhöht das Verletzungsrisiko. Wirkungsvolle Prävention ist anspruchsvoll. AM ENDE DIESER SAISON STELLT DIE SUVA IHRE PRÄVENTIONSBEMÜHUNGEN IM HANDBALL, BASKETBALL, VOLLEYBALL UND UNIHOCKEY EIN. WESHALB? Mehr können wir nicht mehr machen. Ein Nachfolgeprogramm auf die Beine zu stellen, würde keinen Sinn mehr machen. Unter dem Label «SuvaLiv» betreiben wir seit 1994 Unfallverhütung in der Freizeit, so etwas hat es davor nicht gegeben. Wir haben insgesamt rund 20 Millionen Franken investiert. Die Unfallzahlen stiegen damals stetig, mittlerweile sind sie in den Ballsportarten ziemlich stabil. Zudem ist es sehr schwierig, einen hieb- und stichfesten Wirkungsnachweis, der Kosteneinsparungen belegen würde, an unsere Geschäftsleitung und unseren Verwaltungsrat zu liefern. Unsere Zahlen bezogen wir jeweils aus Umfragen in
den J+S-Kursen. Dort trainieren 82 Prozent der Coaches Kinder- und Jugendteams. Zu unserem Zielpublikum gehören aber Personen die 16 Jahre und älter sind. Deshalb kommt es nun zu einer strategischen Neuorientierung. WAS HEISST DAS KONKRET? Die Suva zählt rund 115‘000 Betriebe mit 2 Millionen Versicherten zu ihren Kunden. Unsere Präventionsbemühungen werden künftig auf sie ausgerichtet sein. Bei unseren Kunden spielen Ballsportarten eine kleinere Rolle. Unser Fokus wird künftig auf der breiten Masse liegen, auf Volkssportarten, wie Fussball, Velofahren oder Schneesport. Wir kümmern uns auch um Stolper- und Sturzunfälle und legen den Fokus künftig vermehrt auf die betriebliche Gesundheitsförderung. WAS HEISST DAS FÜR DIE VERBÄNDE DES HANDBALLS, BASKETBALLS, VOLLEYBALLS UND UNIHOCKEYS, DIE DURCH DAS RASTER FALLEN? Die «Sport Basics» können weiterhin bei uns gratis bezogen werden. Ein Budget für Prävention im Ballsport wird es aber nicht mehr geben. Damit fallen jährliche Zahlungen von rund 250‘000 Franken weg. Auch die Fairplay-Trophy wird es in diesen Sportarten nicht mehr geben. In diesem Bereich hätten die Verbände mehr tun können. Teilweise wussten die Gewinner der Fairness-Preise ja nicht einmal, weshalb sie ihn bekommen hatten. Hier kann ich den Fussball loben: In fast allen Regionalverbänden entscheiden bei gleicher Punktzahl nicht die Torverhältnisse, sondern die Fairnesspunkte über die Rangierung. Dort hat das Fairplay einen grösseren Stellenwert. o
VERLETZUNGSRISIKO SENKEN – UND DIES ERST NOCH GRATIS 2011 lancierte der Unfallversicherer Suva die «Sport Basics», um das Verletzungsrisiko in den Ballsportarten zu minimieren. Diese Kampagne besteht aus 6 Basisübungen («Basics») und 4 Zusatzübungen («Basics plus»). Die Übungen beugen den häufigsten Verletzungen bei den Ballsportarten und beim Unihockey vor: Verletzungen der Sprunggelenke und Bänderverletzungen im Knie, gefolgt von Rücken- und Schulterverletzungen. Der Schwerpunkt wird auf das Kräftigen und Stabilisieren der betroffenen Körperregionen gelegt. Die Übungen lassen sich auch zu Hause einfach ausführen. Die DVD kann bei der Suva gratis bestellt werden, die App «Sport Basics» kann man im App Store und im Google Play Store gratis downloaden. Entwickelt wurde das Programm von Kerstin Warnke, Fachärztin für Orthopädische Chirurgie und Sportmedizin.
Die kombinierte Sport Basics Plus Übung: Hier werden Beinachse und Rumpfrotation gleichzeitig stabilisiert.
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PRODUKT-TIPP
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DAS «NOTFALL-GEL» FÜR ALLE SPORTLER – BZW. DR. SCHÜSSLER CREMEGEL FERRUM PLUS 3 & 8 Doch wie sehr man auch vorsorgt: Verletzungen sind beim Sport oft unvermeidlich. Glück hat, wer das Schüssler Creme Gel Ferrum 3 & 8 dabei hat. Egal ob Prellung, Zerrung, Bluterguss oder Quetschung – die enthaltenen Schüssler Salze helfen schnell und zuverlässig. Gegen alltägliche Beschwerden wie Sonnenbrand, Verbrennungen oder Mückenstiche ist diese Creme ebenfalls bestens geeignet.
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TIPP:
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FRAUEN EUROPAMEISTERSCHAFT
Rekordsieger Norwegen holte sich in Ungarn seinen sechsten EM-Titel.
AM ENDE FEIERTE WIEDER EINMAL
NORWEGEN Sechster EM-Titel und Olympiaticket für den Rekordsieger Norwegen. Dahinter auf den weiteren Medaillenrängen mit Spanien und Schweden die beiden positiven Überraschungen der EM, welche in Ungarn und Kroatien ausgetragen wurde. Dagegen enttäuschten Russland, Serbien, Dänemark, Deutschland und die Gastgeber. Text: Björn Pazen Fotos: EHF
Frauenhandball ist manchmal unberechenbar und birgt Überraschungen, die es normalerweise bei Männern nicht so geben würde. Das aktuellste Beispiel ist die Frauen Europameisterschaft 2014 in Kroatien und Ungarn. Die grossen Favoriten scheiterten mehr oder weniger früh, Aussenseiter feierten auf dem Podium ausgelassen ihre Medaillen, und die einzige, wenn auch nicht unbedingt derart souverän vor-
«WIR HATTEN EINEN TRAUM, ALS WIR ZUR EM ABREISTEN, UND WIR HIELTEN AN DIESEM TRAUM BIS ZUM ENDE FEST» THORIR HERGEIRSSON, TRAINER
hergesagte Konstante, war Norwegen. Die Mannschaft des isländischen Trainers Thorir Hergeirsson verlängerte ihre kontinentale Erfolgsserie mit dem sechsten EM-Titel und wurde völlig verdient Europameister. 1/15 handballworld
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FRAUEN EUROPAMEISTERSCHAFT
NORWEGEN BEREITS FÜR RIO 2016 QUALIFIZIERT
Jubelnde Spanierinnen (oben) und jubelnde Schwedinnen (Mitte) feiern nach Spielende und freuen sich über die Silber- und Bronze-Medaille. Die beiden Norwegerinnen Heidi Löke am Kreis (links) und Nora Mörk beim Abschluss.
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Begleitet von einem ungarischen Gospelchor und einer eher seltenen Version von «We are the champions» jubelten die Skandinavierinnen auf dem Siegerpodest in Budapest nach einem am Ende souveränen 28:25-Finaltriumpf gegen die Überraschungsmannschaft Spanien. Dieses holte nach 2008 zum zweiten Mal EM-Silber und scheiterte wie vor sechs Jahren an Norwegen. «Wir hatten einen Traum, als wir zur EM abreisten, und wir hielten an diesem Traum bis zum Ende fest», sagte Hergeirsson, der den «grossen Jackpot» für seine Mannschaft hervorhob: «Wir sind jetzt direkt für die WM 2015 in Dänemark - und noch wichtiger - für die Olympischen Spiele 2016 in Rio qualifiziert. Das heisst, wir können in den nächsten Jahren in Ruhe weiterarbeiten, ohne den Druck irgendwelcher Qualifikationsspiele.» Bei den beiden vergangenen Turnieren hatte der Doppel-Olympiasieger Gold verpasst. Bei der EM 2012 unterlag man nach zwei Verlängerungen im Finale gegen Montenegro, vor einem Jahr scheiterte man schon im WM-Viertelfinale an Gastgeber Serbien und schon da hatte Spielmacherin Karoline Breivang, die wie Linn-Kristin Riegelhuth-Koren ihren fünften EMTitel feierte, vorausgesagt: «Wir kommen zurück, wollen wieder Gold.» Und daran haben sich die Norwegerinnen dank ihrer herausragenden Abwehr und ihrem bekannten Gegenstossspiel sowie einer Überraschungstorfrau gehalten. Dabei hatten sie vor der EM erhebliche Rückschläge zu verkraften: Die weltbeste Torfrau Katrine Lunde ist schwanger, Abwehrchefin Marit Malm Frafjord fiel frühzeitig aus, beim letzten Testspiel zog sich Linkshänderin Linn Sulland noch einen Mittelfussbruch zu. Und gleich im ersten EM-Spiel verletzte sich die neue Nummer eins, Kari Grimsbö. Doch ihre Nachfolgerin Silje Solberg sprang hervorragend ein, war mit 15 Paraden der Turm in der Schlacht im Finale, wurde als beste Torfrau des Turniers ins All-Star-Team gewählt. Dort fanden sich auch Kreisläuferin Heidi Löke und Sulland-Ersatz Mörk, die im Finale mit sieben Treffern glänzte, wieder. «Wir haben ein breites Kader, in das wir viele junge Spielerinnen erfolgreich eingebaut haben», sagte Trainer Thorir Hergeirsson: «Und wenn Lunde, Frafjord und Sulland zurückkommen, sind wir noch stärker.» Norwegen war wahrlich nicht als Topfavorit gestartet, hatte sich dann aber kontinuierlich gestei-
«EIN HERAUSRAGENDES TURNIER. DAS WAR DIE BESTE WERBUNG FÜR UNSERE HEIM-EM IN 2016» TRAINERIN HELLE THOMSEN, SCHWEDEN gert. Schon in der Hauptrunde gab es eine herausragende Partie gegen den späteren Finalisten Spanien, zudem wurden Dänemark und Rumänien in der Vorrunde seziert. Die einzige Niederlage gab es gegen Ungarn im letzten Hauptrundenspiel, als man schon als Gruppensieger feststand. SPANIENS TOPSPIEL GEGEN FAVORIT DÄNEMARK Nur im Finale, als Spanien zwischenzeitlich mit fünf Toren führte und kurz vor Schluss zwei grosse Ausgleichschancen vergab, wankten die Norwegerinnen, fielen aber nicht. Und so kam es, dass am Ende wieder die Skandinavierinnen jubelten. Die unterlegenen Spanierinnen brauchten aber nicht lange, bis die Tränen getrocknet waren. «Wir haben Silber gewonnen, nicht Gold verloren», sagte Rechtsaussen Carmen Martin, die ebenfalls ins All-Star-Team gewählt wurde. In der Vorrunde hatten die Ibererinnen Gastgeber Ungarn geschlagen, nach zwei Hauptrundenniederlagen folgte ein Traumspiel gegen Top-Favorit Dänemark, der den Halbfinaleinzug sicherte. Und dort entthronte Spanien Titelverteidiger Montenegro in einer wahren Abwehrschlacht, in
der Torfrau Silvia Navarro die grosse Heldin wurde. Und somit war auch der montenegrinische Finaltraum ausgeträumt - und dass es nicht einmal Bronze wurde, lag an den überraschend starken Schwedinnen, die in Isabelle Gullden die beste Turnierspielerin und Torschützenkönigin stellten. «Ein herausragendes Turnier», analysierte die neue Trainerin Helle Thomsen: «Das war die beste Werbung für unsere Heim-EM in 2016.» Alles andere als Werbung für die «eigene WM 2015» war das Abschneiden der wenig konstanten Däninnen. Nachdem das Halbfinale verpasst wurde, forderte die dänische Presse den Kopf von Nationaltrainer Jan
und trat zurück. Die direkte Konsequenz des kroatischen Scheiterns war indes in der Hauptrunde unübersehbar: Trotz Freikarten versammelten sich selten 1000 Zuschauer in der 13‘000 Fans fassenden Arena Zagreb. Und auch in den ungarischen Spielorten blieben viele Plätze leer: «Wir haben uns mit den Ticketpreisen verkalkuliert, sie waren einfach zu hoch», entschuldigte sich Verbandspräsident Ivan Vetesi. Sportlich hatten die Magyaren «mindestens» mit dem Halbfinale gerechnet, als ihr einziger Weltstar Anita Görbicz aber schwanger ausfiel, wurden die Hoffnungen gedämpft. Am Ende sprang ein enttäuschender sechster Platz heraus. 2 GROSSE SCHON IN DER VORRUNDE AUSGESCHIEDEN Damit liegt Ungarn in einer Linie mit anderen grossen Handballnationen: Rekordweltmeister Russland und der WM-Zweite von 2013
«WIR HABEN SILBER GEWONNEN, NICHT GOLD VERLOREN» RECHTSAUSSEN CARMEN MARTIN VON SPANIEN
Pytlick, und der Verband feuerte den zweifachen Olympiasieger noch vor Weihnachten. Damit steht Pytlick in einer Reihe mit einem weiteren Coach: Vladimir Canjuga. Er zog nach dem blamablen Vorrundenaus von Gastgeber Kroatien die Konsequenzen
RANGLISTE EM 2014 IN UNGARN UND KROATIEN GOLD Norwegen (direkt qualifiziert für die WM 2015 & die Olympischen Spiele in Rio, Brasilien) SILBER Spanien BRONZE Schweden 4. Montenegro, 5. Frankreich, 6. Ungarn, 7. Niederlande, 8. Dänemark , 9. Rumänien , 10. Deutschland , 11. Polen, 12. Slowakei , 13. Kroatien , 14. Russland, 15. Serbien, 16. Ukraine
RESULTATE HALBFINALS Montenegro - Spanien 18:19 (8:13), Norwegen - Schweden 29:25 (13:16) SPIEL UM PLATZ 5 Ungarn - Frankreich 25:26 (13:16) SPIEL UM PLATZ 3 Schweden - Montenegro 25:23 (11:12) FINAL Norwegen - Spanien 28:25 (10:12)
DAS EM-ALL-STAR-TEAM Wie schon bei der EM 2010 kommt die wertvollste Turnierspielerin aus Schweden: Nach Linnea Torstenson war es nun Isabelle Gullden, die mit 58 Treffern auch EM-Torschützenkönigin wurde. Mit drei Spielerinnen im All-Star-Team stellt Europameister Norwegen das grösste Kontingent. Erstmals durften die Fans in einer Online-Abstimmung ihr All-Star-Team wählen, das in die finale Auswahl einging. TOR Silje Solberg (NOR) LINKSAUSSEN Maria Fisker (DEN) RÜCKRAUM LINKS Cristina Neagu (ROU) RÜCKRAUM MITTE Kristina Kristiansen (DEN) KREIS Heidi Loke (NOR) RÜCKRAUM RECHTS Nora Mörk (NOR) RECHTSAUSSEN Carmen Martin (ESP) BESTE ABWEHRSPIELERIN Sabina Jacobsen (SWE) BESTE TURNIERSPIELERIN Isabelle Gullden (SWE) TORSCHÜTZENKÖNIGIN Isabelle Gullden (SWE, 58 Tore)
Serbien schieden wie Kroatien schon nach der Vorrunde aus, wobei Serbien einen zwischenzeitlich Sieben-Tore-Vorsprung gegen die Slowakei verspielte, nachdem man gegen Frankreich in der ersten Hälfte nur drei Tore erzielt hatte. Ebenfalls mit langen Gesichtern kehrten Deutschland (Zehnter) und Rumänien (Neunter) nach Hause. Vor allem mit Blick auf die Olympischen Spiele dürfte der Frauenhandball wieder Überraschungen bieten - spätestens bei den WM-Playoffs im Juni. o WM-QUALIFIKATION Mindestens drei grosse Handballnationen werden bei der Weltmeisterschaft 2015 in Dänemark fehlen, denn in den Qualifikationsspielen im Juni 2015 kommt es unter anderem zu den Duellen Deutschland - Russland, Serbien - Rumänien und Kroatien - Schweden. Da im Gegensatz zu früheren Europameisterschaften nur der Titelträger (neben Gastgeber Dänemark) direkt für die WM qualifiziert ist, müssen auch die Medaillengewinner Spanien und Schweden in den Play-offs ran, die am Finaltag in Budapest ausgelost wurden.
DIE ÜBERSICHT DER WM-PLAY-OFF SPIELE: Frankreich - Slowenien, Deutschland - Russland, Serbien - Rumänien, Niederlande Tschechien, Ukraine - Polen, Montenegro - Island, Österreich - Ungarn, Spanien - Slowakei und Kroatien - Schweden.
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LESERREISE – VELUX EHF FINAL4
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SCHLUSSPFIFF
«DIESE TAKTIK IST KEIN HIRNGESPINST»
Peter Bachmann ist als erster Schweizer ein EHF-Mastercoach. Damit verfügt der 57-jährige Berner Sekundarlehrer über die höchste Trainerausbildung. Der aktuelle Chefcoach der SPL1-Frauen von RW Thun spricht über seine Diplomarbeit und persönliche Ziele. Text: Stephan Santschi Foto: ZVG.
PETER BACHMANN, WIE GESTALTETE SICH DIE HÖCHSTE TRAINERAUSBILDUNG? Sie besteht eigentlich aus zwei Teilen: Einerseits der Titel des Mastercoachs, den man lebenslang trägt. Zweitens die EHF Pro Coaching Lizenz, die ich alle zwei Jahre erneuern muss. Die Ausbildung bestand aus drei wöchentlichen Kursen. Referate, praktische Übungen mit Demo-Teams in der Halle und der Besuch von Handballspielen an der EM der Männer in Dänemark und jener der Frauen in Ungarn standen auf dem Programm. Uns wurde sehr viel Inhalt geboten und es kam zu vielen, interessanten Begegnungen. Elisabeth Riechsteiner, die ehemalige Ausbildungschefin des SHV, hatte mich damals darauf aufmerksam gemacht und im Nachhinein zeigt sich, dass es eine super Entscheidung war. IN DER DRITTEN WOCHE KAM ES ZU VORTRÄGEN ÜBER EIN SELBST AUSGEWÄHLTES THEMA. SIE ENTSCHIEDEN SICH FÜR «TORHÜTER DURCH EINEN ZUSÄTZLICHEN FELDSPIELER ERSETZEN». WESHALB? Als die schnelle Mitte aufkam, war das für mich bereits ein innovatives Thema. Als ich Trainer von Wacker Thun war, haben wir die Liga zwischen 2003 und 2005 mit der schnellen Mitte überrannt. Als ich dann sah, dass Rolf Brack mit Balingen den Torhüter durch einen zusätzlichen Feldspieler ersetzte, begann ich 2008 als Trainer von Bern Muri, in Unterzahl den Goalie rauszunehmen. Ich wurde damals belächelt. Heute praktizieren wir es mit RW Thun in jedem Spiel. Gegen Basel in der Meisterschaft spielten wir jüngst im Angriff während des ganzen Spiels mit einer Feldspielerin mehr. Diese Taktik ist kein Hirngespinst, keine verrückte Idee. Sondern von A bis Z ein Konzept. WOLFGANG POLLANY, DER LEKTOR IHRER ARBEIT UND SELBST EHF-MASTERCOACH AUS ÖSTERREICH, LOBTE SIE FÜR IHRE ARBEIT IN DEN HÖCHSTEN TÖNEN. WIE REAGIERT DIE KONKURRENZ AUF IHRE TAKTIK? Die Kommentare sind sehr interessant (lächelt). Die einen reagieren richtig, andere machen «Chabis». Ich möchte aber nicht weiter darauf eingehen, weil ich unsere Vorteile gerne noch etwas erhalten möchte. Wir haben hier einen Wissensvorsprung. Klar ist: Wir ersetzen den Goalie durch eine zweite Kreisläuferin. Dadurch erhalten wir zwischendurch Tore ins leere Gehäuse, das lässt sich nicht ganz verhindern. Unter dem Strich überwiegt aber das Positive. Wir gewinnen mit dieser Taktik Spiele. Wir müssen allerdings darauf achten, dass wir das Angriffsspiel bei sechs gegen sechs nicht verlernen. Die Auslösungen sind zwar die gleichen, aber das Spiel ein anderes.
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VERSUCHT DIE KONKURRENZ NICHT DEN GLEICHEN WEG ZU GEHEN? Es gibt Trainer, die in Unterzahl oder in Notsituationen mit einem Feldspieler mehr spielen lassen. Mehr aber noch nicht. Ich bin gespannt, wie lange es dauert, bis andere nachziehen. WAS NUTZT IHNEN DIE EHF PRO COACHING LIZENZ? Ich bin in meiner Arbeitsweise bestätigt worden, sie besteht im internationalen Vergleich. An den Kursen waren viele Nationaltrainer anwesend, mit ihnen habe ich mich auf Augenhöhe befunden. In Anbetracht der Teams, die ich coachen kann, ändert diese Lizenz nichts. Es sind aber Bestrebungen im Gange, dass man künftig die Pro-Lizenz braucht, um beispielsweise in der Champions League coachen zu können. IHR VERTRAG BEI RW THUN DAUERT NOCH BIS 2016. STREBEN SIE MIT DER HÖCHSTEN TRAINERAUSBILDUNG NICHT NACH GRÖSSEREN HERAUSFORDERUNGEN? Nicht auf Teufel komm raus. Ich bin nicht darauf angewiesen und bemühe mich auch nicht aktiv um ein Engagement im Ausland. Als Schweizer hat man es ohnehin schwer. Im Gegensatz dazu bekommt sogar eine isländische Strassenlampe einen Job bei einem internationalen Verein, nur weil sie aus Island kommt. BERN MURI SUCHT NOCH EINEN TRAINER. WAR DAS FÜR SIE KEIN THEMA? Nein, nein. Das war gar kein Thema. (Bachmann verliess Bern Muri 2010 im Unfrieden, Anm. d. Red.) o
SHV | Schweizerischer Handball-Verband FSH | Fédération Suisse de Handball SHF | Swiss Handball Federation
Der Schweizerische Handball-Verband (SHV) vertritt gesamtschweizerisch die Interessen aller Handballspielenden. Die Hauptaufgabe des SHV ist das Management aller Verbandsaufgaben und die Schaffung der bestmöglichen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Weiterentwicklung des Handballsports sowohl für die Breite, als auch für den Leistungssport in der Spitze. Für unseren Sitz suchen wir eine unternehmerisch denkende, initiative Persönlichkeit als
GESCHÄFTSFÜHRER/CEO (M/W) Ihre Aufgaben: • Sie sind zuständig für die operative Leitung des SHV, die Umsetzung der Strategie und der Budgets. Sie führen die Geschäftsleitung anhand eines Mehrjahresplans. • Sie sind die Schnittstelle zwischen der operativen Tätigkeit und dem Zentralvorstand und sind verantwortlich für das Berichtswesen. • Fachliche und personelle Führung sowie Förderung aller Mitarbeitenden des SHV, Koordination, Begleitung und Unterstützung sämtlicher ehrenamtlich engagierten Mitarbeitenden. • Sie vertreten den Verband gegen Innen und gegen Aussen, sowohl gegenüber Profis als auch gegenüber Ehrenamtlichen, wie auch gegenüber Wirtschaft, Behörden und Verbänden. • Sie sind Ansprechpartner der 240 Handball-Vereine der Schweiz. • Ein Hauptbestandteil Ihrer Tätigkeit ist die Entwicklung des Handballs auf allen Stufen mit Schwerpunkt in den Bereichen Marketing und Kommunikation, inkl. Medienpartnerschaften, Fernsehen und Sponsorensuche. • Sie übernehmen in der laufenden Neuorganisation des Verbands («Struktur 2020») eine tragende Rolle. Ihr Profil: • Diese Position verlangt eine frontorientierte, kommunikative Persönlichkeit mit hoher Sozialkompetenz, kontaktstark, verantwortungsbewusst und zukunftsorientiert mit einer akademischen oder adäquaten betriebswirtschaftlichen Ausbildung. • Sie verfügen über eine breite Erfahrung im Sportumfeld und sind in der Schweizer Sport- und/oder Sponsoringszene hervorragend vernetzt. • Sie bringen mehrjährige Führungs- und Managementerfahrung, womöglich im Change-Management, sowie Knowhow im Medienbereich mit. • Ihre Kernkompetenz liegt in den Bereichen Marketing und Kommunikation. • Begeisterungsfähigkeit, Engagement und der Wille, erfolgreich zu sein. • Sprachen: Deutsch, Französisch, Englisch. Bitte richten Sie Ihre Bewerbung mit vollständigen Unterlagen an Peter Leutwyler, Vizepräsident SHV, Löwensteinstrasse 11, CH-8212 Neuhausen. Peter Leutwyler (peter.leutwyler@bluewin.ch, +41 79 404 73 17) steht Ihnen bei Fragen gerne zur Verfügung. Weitere Informationen zum Schweizerischen Handball-Verband finden Sie unter www.handball.ch.
Schweizerischer Handball-Verband , Talgut-Zentrum 25, Postfach , CH-3063 Ittigen b. Bern Telefon 031 370 70 00, Telefax 031 370 70 09, shv-fsh@handball.ch, handball.ch
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