AKTUELL
LEHREN AUS DER CORONA-KRISE
Politik, Handel und Lebensmittelproduzenten hatten zu Beginn der Covid-19-Krise alle Hände voll zu tun, die Versorgung der Bevölkerung aufrechtzuerhalten. In einem virtuellen Tischgespräch tauschen sich Elisabeth Köstinger, Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Hannes Royer von Land schafft Leben und Frank Hensel, Vizepräsident des Handelsverbands, über ihre Erkenntnisse aus dem Lockdown aus. Gesprächsleitung / Rainer Brunnauer
Wochen war es sehr spannend, wie wir die Notfallkonzepte, die in diesem Ausmaß noch nie zum Einsatz gekommen sind, in die Praxis umsetzen. Rückblickend hat das sehr gut funktioniert, vor allem, weil alle Beteiligten sehr offen miteinander geredet haben. Ich erinnere mich an Krisensitzungen mit dem Lebensmit-
Offenheit. Die Bundesministerin schätzte die Gesprächsbereitschaft der Stakeholder während der Krise.
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telhandel. Man darf nicht vergessen: Da sitzen Konkurrenten an einem Tisch, die natürlich auch eigene Interessen und Ziele haben. Das ist nicht immer friktionsfrei, hat aber in Summe gut funktioniert. Österreich hat zu keinem Zeitpunkt relevante Versorgungsengpässe gehabt. FH: Es gab angespannte Situationen, aber die Lieferfähigkeit – selbst beim Toilettenpapier, wo vielleicht nicht immer die ganze Palette, sehr wohl aber jederzeit Produkte verfügbar waren – war durchgehend gegeben. Die Frage, wie wir mit dem Virus umgehen, der Kundenschutz, prophylaktische Maßnahmen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bis hin zur Beschaffung von Hygieneartikeln wie etwa Spender, die über Nacht ausverkauft waren, dann die Maskenthematik – das alles wurde sehr gut gemeistert. Hut ab vor allen Beteiligten! HR: Innerhalb der ersten drei Wochen haben sich die Zugriffe und Interaktionen auf unseren digitalen Medien vervielfacht. Die Menschen haben sich auf einmal wirklich zu interessieren angefangen: Wie werden Lebensmittel hergestellt? Was ist wichtig? Das war vorher in dem
Aufmerksamkeit. Der Obmann von Land schafft Leben freut sich über ein gestiegenes Bewusstsein für heimische Lebensmittel.
Ausmaß nicht vorstellbar, wie es in dieser Zeit passiert ist. Ich habe bei meinen Vorträgen ab dem Jahr 2017 immer wieder auf das Thema Versorgungssicherheit hingewiesen. Da wurde ich oft fast ausgelacht: Wie kann man im Jahr 2017 daran denken, dass jemals irgendetwas ausgehen könnte? Das hat mich nachdenklich gestimmt. Jetzt, drei Jahre später, waren wir genau mit dieser Situation konfrontiert. retail: Das Konsumverhalten hat sich im Ausnahmezustand verändert, etwa durch den Wegfall des Außer-Haus-Verzehrs oder
/ Q3/2020
Fotos / BMLRT | Gruber, beigestellt
retail: Frau Ministerin, viele Rahmenbedingungen für die Versorgung der Bevölkerung mit Lebensmitteln fallen in Ihren Zuständigkeitsbereich. Wie lautet Ihr Resümee des Lockdowns? EK: Besonders in den ersten