ZUKUNFT
WIE OMNICHANNEL DAS NEUE MARKTGEFÜGE PRÄGT
Die Situation der vergangenen Monate führte zu einer Transformation von Handelsunternehmen. Omnichannel-Strategien spielen dabei eine wichtige Rolle. Dies geht auch aus dem Omnichannel Readiness Index des Handelsverbands in Zusammenarbeit mit MindTake Research, Google Österreich und g-Xperts hervor. Text / Rainer Brunnauer
ie an sich unerfreuliche Ausnahmesituation durch die Covid-19-Pandemie hat der Transformation von Handelsunternehmen neuen Schwung verliehen. Digitale Vertriebskanäle halfen Händlern während der strengen Beschränkungen des öffentlichen Lebens, Umsatzausfälle im stationären Handel etwas abzufedern. Die richtige Mischung aus Angeboten auf digitalen Kanälen und in stationären Geschäften steht nun – im Vorfeld einer möglichen zweiten Infektionswelle in der kühlen Jahreszeit – im Fokus strategischer Überlegungen.
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WIE BEDEUTEND IST OMNICHANNEL NOCH? Das deutsche EHI Retail Institute untersucht seit 2015 jährlich die Entwicklung des Omnichannel-Sektors im gesamten deutschsprachigen Raum. In den letzten fünf Jahren hat sich die Zahl der Omnichannel-Händler beinahe verdoppelt. Doch 2019 schwächte sich diese
ARGUMENTE FÜR OMNICHANNEL-ANGEBOTE Omnichannel-Lösungen gelten weiterhin als „Musthaves“ und sind bei Kunden nach wie vor stark gefragt, so das Ergebnis der Studie. Bereits vor dem Lockdown spielten allerdings zwei voll-
kommen andere Faktoren eine entscheidende Rolle. Einerseits ist das die Reduzierung der Flächen und ein dadurch begrenztes stationäres Sortiment. Dies äußert sich etwa in einer weiteren Differenzierung stationärer Konzepte als „Touchpoints“ mit an den Standort angepassten Angeboten wie auch in Informations- oder Serviceleistungen. Andererseits hilft die Kombination von Online- und Offlinekanälen, die Forderung der Kundinnen und Kunden nach mehr Nachhaltigkeit zu erfüllen. Besonders beliebt sind etwa Click & Collect, In-Store-Return oder InStore-Order, die helfen können, Heimzustellungen und damit Kosten sowie Umweltbelastungen zu reduzieren.
HEMMNISSE FÜR DIE UMSETZUNG Nina Langer kommt, auf die Studie gestützt, zu dem Schluss, dass die langsamere Implementierung von Omnichannel-Maßnahmen nicht an rückläufigem Interesse liegt: „Vielmehr geben die Unternehmen an, die Umsetzung sei zeit- und ressourcenintensiv. Im Hintergrund wird daran jedoch gearbeitet, um dies in operativer Exzellenz an den Kunden auszu/ Q3/2020
Fotos / 123rf
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Ausnahmesituation. Die Anpassung von Geschäftsmodellen, wie etwa die stärkere Onlinepräsenz der Retailer, zeichnete sich kurz nach dem Lockdown in einer vom Handelsverband in Auftrag gegebenen Studie ab.
Entwicklung auffällig ab. Die Studie „Omnichannel Commerce 2019“ des EHI zeigte nur noch leichte Zuwächse bei den OmnichannelAngeboten. „Wir wollten herausfinden, warum die Handelsunternehmen plötzlich langsamer verzahnte Angebote umsetzen. Ist die Umsetzung der Services zu komplex oder sind diese für weitere Händler uninteressant? Ist Omnichannel überhaupt noch Thema?“, so Nina Langer, Projektleiterin des Forschungsbereichs E-Commerce. Den Fragen widmet sich auch die Untersuchung „Connected Retail 2020“, die das EHI Mitte Juni veröffentlicht hat. Dafür wurden 38 Handelsunternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz analysiert. In Interviews wurden Branchenentscheider zum Status quo, den Trends im E-Commerce-, Omnichannel- und Plattformgeschäft befragt.