8 minute read

Das glänzende, Elend indiſcher Frauen ......... opacoduge 21 Chrijtenrade eee eee

nannt hat, und die Gärten, wo ſi<h einſt Könige und Königinnen aufhielten. Mir wollte es aber nicht genügen, nur die glänzende Außenſeite der untergegangenen Herrlich-

keit zu ſehen, ſondern mich verlangte vor allem, einmal einen Vlick zu tun in die unterirdiſchen Kerker, wo die in Un- gnade gefallenen Frauen auf Befehl ihres kaiſerlichen Gatten eingeſperrt und gehängt wurden.

Advertisement

Der Führer leugnete erſt das Vorhandenſein ſolcher Burgverließe, aber nachdem wir ihm ein größeres Trinkgeld verſprochen hatten, ließ er ſich dazu herbei, ſie uns zu zeigen.

Er öffnete auf einer Seite des Palaſtes cine Falltür und führte uns in eine Menge unterirdiſcher Zimmer, wo die Königinnen, die in Ungnade gefallen waren, eingeſchloſſen, gefoltert und den Qualen des Hungers preisgegeben wur- den, bis ſie wieder von der geſtrengen Majeſlät freigelaſſen wurden. Danach zündete er cine Fackel an und führte uns

an das äußerſte Ende des Kerkers in ein Gewölbe, das gerade unter dem „Jasminturm“ fic) befand. Yn dieſer finſteren, ahte>igen Zelle befand ſich in der Mitte ein tiefer,

finſterer Schacht, und gerade quer über dieſem Schacht war ein dider Balken in den Wänden eingemauert, der dazu diente, die unglüdclichen Frauen zu hängen, welche einſt als Königinnen auf dem Throne geſeſſen hatten, aber nun von

ihrem grauſamen Gatten oft unr einer ihnen unbekannten Urſache willen zu dieſem fcimpfliden Tode verurteilt worden waren. Jhre Leichname wurden dann in den finſteren Schacht hinabgeworfen und unten von dem Waſſer

eines Kanals in die Dſchamna geſhwemmt, wo ſie von den Krokodilen gefreſſen wurden.

Könnten die Wände erzählen, was für Geſchichten un- menſchlicher Grauſamkeit und unſäglichen Jammers fönn-

ten ſie mitteilen! Droben in dem Königszimmer des Jasminturmes ſhwelgten die grauſamen Herren mit ihren Frauen, fie ſangen ihre Lieder in ausgelaſſener Fröhlichkeit, und drunten im Gewölbe unter dieſem Zimmer erſchollen die Wehklagen der gefolterten und dem Tode preisgegebenen Frauen. Da3 war die Herrlichkeit der indiſchen Kaiſerinnen !

Chriſteurace.

(Gin Vild aus dem ruſſiſh-japaniſchen Kriege.) Ein junger ruſſiſher Marineſoldat, der bei der erſten Beſchießung von Port Arthur ernſtlich verwundet und dann beurlaubt zur Wiederherſtellung ſeiner Geſundheit fic) in Stalien aufhielt, erzählte einem franzöſiſchen Berichterſtatter über den Tod von zwei japaniſchen Offizieren, welde beim Verſuch, eine Cijenbahnbriide zu ſprengen, gefangen wor- den waren, folgendes : ; i So ſehr id) Patriot bin und den Japanern Unterliegen wünſchte, fo konnte ih dod) nicht anders, als ihre Hin- richtung grauſam finden. Die beiden Tapferen erregten auch “allgemeine Bewunderung, als fie vor das Kriegsgericht ge- führt wurden, ſo ſehr ſah man ihnen die Willigkeit an, aus Liebe zu ihrem Vaterlande zu ſterben. Die Prozeſ- verhandlung war kurz, denn beide geſtanden alles bereit- willig ein. Der ältere der beiden gab beim Verhör ſeinen Namen und Rang als Oberſt Jokoka, 44 Jahre alt, an. Der jüngere gab den Namen Fokki, Hauptmann, 31 Fahre alt, an und ſette hinzu: „Buddhiſt.“ Er war alſo cin Heide. Dies bewog den Vorſißer des Kriegsgerichts, den älteren der beiden zu fragen : „Sie, Oberſt, ſind Sie der-

ſelben Religion?“ „Nein“, erwiderte dieſer, „ih bin ein Chriſt !“ Auf das hierdurch hervorgerufene Erſtaunen fuhr der Oberſt fort: „Jch bin zwar echter Japaner, aber ich bin durch die herrlihen Worte von Chriſto zum Chriſtentum bekehrt worden.“

Nach kurzer Verhandlung beantragte der Staatsanwalt den Tod durch den Strang, und nachdem tags darauf die Beſtätigung des Urteils durch den General Kuropatkin ein-

getroffen war, nur mit der Änderung, daß der Tod des Er- ſchießens gewährt werde, wurde das Urteil den beiden Offi- zieren verkündet. Der Oberſt bat um die Erlaubnis, ſeiner Familie ſchreiben zu dürfen. Dann umarmte er den Haupt- mann. Da ſprach dieſer zum Oberſten: ,,Sch ſterbe ruhi- ger als Sie. Sch habe meine Pflicht gegenüber meinem

Vaterlande und meiner Gottheit erfüllt, aber Sie ſind nur mit dem Vaterlande in Ordnung.“ Auf die Frage des Oberſten, wie er das meine, ſagte der Hauptmann: „Sie, Oberſt, haben mir immer von der Vortrefflichkeit des Chriſtentums über andere Religionen geſagt, aber ob Sie wohl ganz im reinen ſind mit den Vorſchriften, ‘die Jhr Chriſtus in der Bergpredigt gibt?“ Da antwortete der

Oberſt: „Jch wollte Sie eben bitten um Jhre Einwilligung zu einer Tat, wie ſie Chriſtus gern will. Wie Sie wiſſen,

bleiben mir etwa tauſend Rubel Geld übrig. Mein Wunſch wäre, es dem ruſſiſchen Kommandanten zu übergeben, da- mit es dem ruſſiſchen Roten Kreuz für unſere verwundeten Feinde zukomme.“ „O“, meinte der Hauptmann, „wenn es Jhnen, Oberſt, eine Freude ijt, den Feinden das Geld zu geben, ſo bin id) einverſtanden.“

Der ruſſiſhe Kommandant war ſehr verwundert, als ihm der Oberſt die Bitte um Zuwendung des Geldes für ruſſiſche Verwundete ausſprach ; aber er verſprach, den Wile [en au3zuführen. Während dann dicht vor der Hinrichtung der Hauptmann noch ein Bad nahm, ließ der Oberſt fich die Bergpredigt vorleſen und verfolgte die Vorleſung in ſeinem japaniſchen Neuen Teſtament, und als die Stelle Matth. 5, 44. und 46. geleſen war, tat er ſein Buch zu und bewegte mit geſchloſſenen Augen betend ſeine Lippen. Zu dem Gefährten aber ſprach er: „Hauptmann, ih bin ge- wiß, daß JEſus mir Sünder gnädig iſt.“ Gleich darauf wurden ſie hinausgeführt zur Todesſtätte, wo fic) jedem von ihnen gegenüber zwölf ruſſiſhe Soldaten aufitellten. Die Schüſſe krachten. Die beiden Tapferen ſanken um. Sie waren ſofort tot. (Nach Red). Weſtph. Luth. Wochenbl.)

Geſchichte eines ansſäßigen Chineſen.

Es ging recht geſchäſtig zu an dem Tſao-hu-(Grasſce:) Tore der großen Stadt Wutſchang. Ein junger Mann ſaß da am Eingang und hielt den Vorübergehenden cine verſtümmelte Hand betielnd entgegen. „„Aa-fung““ (ein Ausfagiger), rief er von Zeit zu Zeit mit klagender Stimme. Aber die wogende, geſchäftige Menge achtete kaum auf ihn; wenig Worte des Mitleids waren es, die er zu hören be- kam, und noch weniger waren der Pfennige, die auf ſeine Decke fielen. .

Wong Keh-ſchang konnte fic) nicht um Hilfe an JEſum wenden, denn er wußte nichts von thm; aber JEſus ſelbſt — in der Perſon eines Miſſionars — ſtand vor ihm. „Du biſt ausſäßig?“ „Ach ja, wehe mir, ich bin's!“ „Kannſt du dich nicht ſelbſt geſund machen?“ ,, Sch, mich geſund machen? Ach nein! Je mehr ich verſuche, deſto ſhlimmer wird's mit mir.“ „Ja, es iſt wahr, du biſt ganz hilflos.“ „Ja, ganz hilflos. Niemand bekümmert fid) um mich, nie- mand kennt mid. Beh habe keinen Freund. Mich hungert, aber niemand reicht mir Speiſe. Jch bin unglücklich, dod die Leute lachen darüber.“ „Einer kümmert ſich um’ dich.“ „Wer — wer iſt das?“ „Fch will es dir erzählen.“ Und der Mann Gottes ſeßte ſich nieder und erzählte dem armen Ausſäßigen von dem einen, der ſih um ihn bekümmert ; erzählte ihm von dem Ausſahz, der ſ{hlimmer ift als der äußerliche, von der Sünde; erzählte ihm auh von dem großen Liebesopfer, dem Brunnen, der von Sünde und Un- reinigkeit rein wäſcht. Wie der Ausſäßige zuhörtie! „JEſus kümmert ſich auch um mich?“ „Ja, JEſus liebt auch dich.“ „Er will mir helfen?“ „Ja, vertraue nur auf ihn.“ „Wo kann ih ihn finden?“ „Komm mit mir; ich will ihn dir zeigen !“ „Mit dir kommen? Wohin? Jch muß hier ſißen und betteln.“ „Komm mit mir! JEſus wird für dich ſorgen.“

Und der Miſſionar — einen Toren, einen Fanatiker werden ihn vielleicht die Weltmenſchen nennen — -nahm den Ausſäßigen mit in fein Haus, in ſein eigenes Haus. Warum auch niht? Fit nicht auch eines Ausſätigen Seele wert, gerettet und ſelig zu werden? Jm Hauſe des Miſ- fionars bekam der Ausſäßige etwas zu ſpüren von der Liebe Chriſti, die ausgegoſſen iſt in das Herz ſeiner Jünger, und er hörte die tröſtlihe Botſchaft von JEſu, dem Retter. Wong Keh-ſchang ward ein Chriſt.

Wir treten in ein kleines Schulzimmer an der Stadt- mauer. Sieh, wer fist da an des Lehrers Play? Unſer Wong Keh-ſchang iſt es. Die ausſäßige Hand ‘iſt in ſau- beres weißes Linnen gehüllt. Ein chriſtliher Arzt, wenn er auch die Krankheit nicht heilen kann, hat ihre Shmerzen gelindert. Der Tag iſt heiß, die Fliegen ſummen träge durch den Raum, die Buben ſhwißen über ihren Büchern. Wong hat ſein Haupt kahl geſchoren, er trägt einen leichten, hellen Sommerro>. Wie zufrieden und gliietlid) er aus-

ſieht! So unterrichtet er täglih ſeine Schüler, erzählt

ihnen die Geſchichte ſeiner Bekehrung und ermahnt die Kinder, an Chriſtum zu glauben.

Fern von Wutſchang in Schenſi, der nördlichſten Pro-

vinz des rieſigen chineſiſchen Reiches, iſt cin kleiner Gottes- aer; cine Schar trauernder Miſſionsgeſchwiſter ſteht an einem offenen Grabe. Bekehrte Chineſen weinen leiſe, man fann es aus ihren Augen leſen, daß ſie aufrichtig betrübt ſind. Ein ausſäßtiger Mann iſt es, dem die Trauer gilt. Wong Keh-ſchang hat ſein Werk vollendet. Ausſäßig, wie er war, frog ſeiner zunehmenden Schmerzen und Schwäche, hat er cine Schar von Miſſionspionieren in das ferne Suz nere begleitet, von dem ſehnlihen Wunſche beſeelt, daß es ihm verſtattet ſein möchte, von der Liebe JEſu Zeugnis ab- legen zu dürfen. Dort hat der Ausſaÿ ſein Zerſtörungs- werk zu Ende gebracht. Und in himmliſcher Herrlichkeit ſchaut nun Wong Keh-ſchang den Heiland, „der ſih um ihn befümmerte“. Set iſt er „rein“, und alle Shwachheit um

und an iſt von ihm nun abgetan.

Manutherlei aus der Miſſion und für die Miſſion.

(Von R. LK.) Nach dem Jahresberiht der St. Pauls- Neger-

miſſionsſtation in New Orleans ſind faſt 300 Kinder in der Wochenſchule, die Neger haben $651.60 für kirchliche Bivece aufgebracht, und zwanzig neue Glieder wurden wäh- rend des Jahres aufgenommen. Leider mußten drei Glie-

der wegen ſchweren Ärgerniſſes ausgeſchloſſen werden. Ver- ſchiedene andere ſind weggezogen oder ‘abgefallen. Die

Station zählt 137 kommunizierende und 23 ſtimmbereh- tigte Glieder. Es wurden 23 getauft, 10 Kinder und 6 Er- wachſene konfirmiert, 16 Paare getraut, 15 Perſonen be- erdigt. ees

Miſſionar Weinhold von Manjura ſchreibt: „Ein Vlik über das vergangene Jahr zeigt, daß troy aller Schwie- rigkeiten und troß der bitterböſen Oppoſition ſeitens der Römiſchen das Werk hier nicht rüc>wärts, ſondern vor- wärts geht.“ Leider ijt Miſſionar Weinholds Geſundheit wieder ſehr angegriffen. Die Kommiſſion bedauert es ſehr, daß es ihr bis jest noh nicht gelungen ijt, einen Nachfolger zu gewinnen, der bereit wäre, ſtatt ſeiner in jenes überaus wichtige Miffionsfeld einzutreten. Gott wolle dieſes bald gelingen und dann unſern teuren Bruder Weinhold auch recht bald wieder geneſen und erſtarken laſſen. Liebe Leſer, \chließt dieſe Angelegenheit in eure tägliche Miſſionsfürbitte mit ein.

Dic Kommiſſion wurde beauftragt, für die Anſtalt

in North Carolina ein größeres Grundſtück zu kaufen und darauf zwe>entſprehende Gebäude zu errihten. Für dieſen Zwe> wurde der Kommiſſion die Summe von $10,000.00 bis $15,000.00 zugewieſen.“ So heißt es im Berichte über die Verhandlungen der Synodalkonferenz über die Negermiſſion. Wie gern würde die Kommiſſion dieſen

This article is from: