politik&kommunikation N° 121 – Thema: Rising Stars

Learnings aus den ­digitalen Kampagnen zur Bundestagswahl

politik & kommunikation

Analyse des Machtsystems Gauland

Quadriga Media Berlin GmbH ISSN 1610-5060 Ausgabe IV/2017 — Nº 121 www.politik-kommunikation.de

So arbeitet die Parteizentrale der FDP

RISING STARS 2017 Diese Nachwuchspolitiker sollten Sie kennen

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Editorial

Zeit für Machttechnik

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ach der Wahl ist vor der Wahl. Wann auch immer der nächste Urnengang statt­finden wird – es dürfen Wetten zwischen März 2018 und September 2021 abge­ schlossen werden. Doch die als „Son­ dierung getarnten Koalitionsverhand­ lungen“ (Zitat Christian Lindner) und ihr abruptes Ende haben auch einen Vorteil: Erschien vielen der zurück­ liegende Bundestagswahlkampf als nahezu frei von Emotionen und Kon­ turen, so wird nun wieder mit Lei­ denschaft auf Unterschiede hinge­ wiesen. Energiepolitik, Familien­ nachzug, Bürgerversicherung – seit einigen Wochen erkennen die Wäh­ ler wieder umso mehr, welche Partei welche von den politischen Wettbe­ werbern unterscheidbare Zukunfts­ vision für Deutschland hat.

Als politik&kommunikation in der vergangenen Ausgabe ausführlich die Systematik von Verhandlungen zum Zustandekommen einer neuen Regie­ rung thematisierte, konnten wir nicht ahnen, wie stark derzeit über solche machttechnischen Fragen diskutiert wird: Nach dem Aus von Jamaika ertön­ ten aus der FDP Klagen über „metho­ dische Fehler“ bei der Planung der Sondierungsgespräche – etwa diese im großen Kreis statt in Kleingruppen zu beginnen. Aus der Union wurde Kri­ tik laut am Arbeitsstil der grünen Ver­ handler, deren häufige Rückkopplun­ gen es erschwert hätten, zu konkre­ ten Ergebnissen zu kommen. Und die

FDP-Unterhändler wiederum mussten Kritik dafür einstecken, dass sie den Abbruch einseitig vollzogen und allein statt mit den Spitzen der anderen Par­ teien vor die Kameras traten. Es zeigt sich: Auch fernab konkreter Inhalte kommt es in hohem Maße auf Strate­ gie und Timing an.

In dieser Ausgabe setzen wir unsere Tradition fort, frühzeitig auf politische Talente aufmerksam zu machen. Als Rising Stars 2017 stel­ len wir Nachwuchs­politiker vor, die bereits mit unter 35 Jahren Beacht­ liches geschafft haben und bald für noch mehr politische Furore sorgen dürften (ab Seite 20). Was aus ihren Vorgängern geworden ist – Minis­ terpräsident, Fraktions­vorsitzende, General­sekretär oder Politikausstei­ ger –, betrachten wir ebenso gespannt (ab Seite 34).

Mehr als doppelt so alt wie die Youngster ist der neue AfD-Fraktions­ vorsitzende Alexander Gauland, des­ sen Machtsystem einen genaueren Blick wert ist (ab Seite 44). Eben­ falls neu unter der Reichstagskuppel sind die wiedergeborenen Liberalen, mit deren Bundesgeschäftsstelle wir unsere Serie über die Parteizentralen fortsetzen (ab Seite 50).

Auf ein gutes Jahr 2018 – nicht nur beim Verhandeln! In das neue Jahr haben wir übrigens auch den Politik­ award verschoben. Unsere Jury fährt „auf Sicht“, wer sich letztlich die Lor­ beeren verdient hat …

Viel Freude beim Lesen wünscht

Georg Milde Herausgeber

politik & kommunikation

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Inhalt Ausgabe IV 2017

80 PA-Managern geht’s prima!

Das Berufsfeld Public Affairs in Zahlen von Carolin Zeller, Elisa Lopper und Christian Thorun

86 Experimentieren first, Bedenken second!

Selbstattestierte Alternativ­ losigkeit führt in die politische Sackgasse. von Viktoria Bittmann

Die Zukunft gehört den Mutigen

12 Election Circle

44 Politik per Handschlag

54 Berlin, Du bist so wandelbar

Machtsystem und Berater des AfD-Fraktionschefs Alexander Gauland von Maria Fiedler

Fotostrecke von Jana Legler

16 Buzz, Buzz, wir brauchen Buzz

48 Was macht eine gute Rede aus?

60 Die Zukunft gehört den Mutigen

Was ging im Netzwahlkampf und danach? Zahlen und Fakten

Ein Zwischenruf von Marcus Ewald

Welche Tools gehören für Wahlkämpfer in den Werkzeugkasten der Zukunft? von Mirjam Stegherr

Titelthema

50 Von der Mentalität her eher ein Start-up

66 Was lernen wir aus dem digitalen Wahlkampf 2017?

Eine Auswertung der Prognosen unserer 20 Politikexperten zur Bundestagswahl 2017

20 Rising Stars 2017 Über die Werdegänge junger Hoffnungsträger von Georg Milde

Die Arbeitsweise des HansDietrich-Genscher-Hauses von Thorsten Jungholt

22 Die High Potentials der Politik

72 „Wir müssen aus Betroffenen Beteiligte machen“

Die Rising Stars 2017: Diese Politik-Newcomer unter 35 Jahren sollten Sie kennen von Viktoria Bittmann und Georg Milde

34 Wo stehen die Sterne?

Was wurde aus den Rising Stars der Jahre 2003, 2006, 2009 und 2016? von Anne Hünninghaus

Von der ÖVP zur „Liste Kurz“: Philipp Maderthaner im Interview von Anne Hünninghaus

Im Interview: Sebastian Kurz’ Wahlkampfstratege Philipp ­Maderthaner

78 Der Wähler kauft die Katze im Sack

3 Editorial 5 Schnappschuss 6 Expertentipp 8 Fankurve 10 Das Büro von ...

16 What’s up 84 Bücher 85 Impressum

Ein Zwischenruf von Eckhard Jesse Das Machtsystem Gauland

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Vergleich der Parteiaktivitäten von Mario Voigt und ­­ René Seidenglanz

politik & kommunikation

Schnappschuss

COOLE SOCKE Der kanadische Premier Justin T ­ rudeau galt schon vorher als lässig. Als er sich auf einem Podium kürzlich mit Chewbacca-­Socken als Star-Wars-Fan zu erkennen gab, überraschte er die ­Beobachter dennoch. Alles nur modischer Firlefanz oder doch, wie die „New York Times“ unkte, der Beginn einer neuen Art von „Socken-Diplomatie“?

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Election Circle 2017

Ein Wahlergebnis, das selbst Experten überraschte DAS WAREN DIE MITGLIEDER DES ELECTION CIRCLES:

Hans Bellstedt Geschäftsführender Gesellschafter Hans Bellstedt Public Affairs

Nana Brink Journalistin, Moderatorin und Mediencoach

Ernst Elitz Früherer Intendant Deutschlandradio, jetzt Ombudsmann der „Bild“-Zeitung

Rainer Faus Geschäftsführer Pollytix Strategic Research

Jan Fleischhauer Carsten Hädler Journalist und Au- Moderator und tor, „Der Spiegel“ Leitender Redakteur bei WeltN24

Ulrike Hinrichs Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften

SO HABEN SICH DIE TIPPS UNSERER EXPERTEN IM ZEITVERLAUF ENTWICKELT: Durchschnitt Dezember 2016

Durchschnitt März 2017

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32,9

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11 6,2 9,3 11,6 4,8

Michael Inacker Vorsitzender des Vorstands WMP Eurocom

Eckhard Jesse Politologe und Extremismus­ forscher

SO GING DIE WAHL TATSÄCHLICH AUS: Durchschnitt September 2017

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Ergebnis der Bundestagswahl 24. September 2017

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CDU/CSU

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Durchschnitt Juni 2017

Reiner Holznagel Präsident des Bunds der Steuer­ zahler

SPD

Bündnis 90/Die Grünen

FDP

10,7 9,2 12,6 5 Die Linke

AfD

Sonstige

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In den letzten neun Monaten vor der Bundestagswahl baten wir 20 erfahrene Politikbeobachter insgesamt vier Mal um ihren persönlichen Tipp zum Ausgang der Wahl. Wie die Sonntagsfrage entwickelten sich auch die Einschätzungen unserer Experten dynamisch – eine Auswertung.

Matthias Jung Vorstand Forschungs­ gruppe Wahlen

Barbara Junge Stellvertretende Chefredakteurin „taz“

Hans Langguth Geschäftsführer Campaigning Zum goldenen Hirschen Berlin

Hugo Müller-Vogg Heribert Prantl Publizist Mitglied der Chefredaktion und Ressortleiter Innenpolitik „Süddeutsche Zeitung“

Eva Quadbeck Gerrit Richter Leiterin der ParCEO Civey lamentsredaktion und Mitglied der Chefredaktion „Rheinische Post“

Mario Voigt MdL Quadriga Hochschule Berlin

Axel ­Wallrabenstein Chairman MSL Group Germany

Kajo Wasserhövel Managing Partner Elephantlogic

DIESE FÜNF EXPERTEN LAGEN MIT IHREM LETZTEN TIPP AM NÄCHSTEN AM TATSÄCHLICHEN WAHLERGEBNIS: Michael Inacker

Matthias Jung

Eckhard Jesse

Jan Fleischhauer

Barbara Junge

Vorsitzender des ­Vorstands WMP Eurocom

Vorstand Forschungs­ gruppe Wahlen

Politologe und Extremismus­forscher

Journalist und Autor, „Der Spiegel“

Stellvertretende ­Chef­redakteurin „taz“

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★ ★ ★ RISING STARS 2017 ★ ★ ★ Diese Newcomer sollten Sie kennen ★ ★

RISING STARS 2017 Die Nachwuchspolitiker des Jahres stehen fest. Wie wird man schon mit unter 35 zum Hoffnungsträger?

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★ ★ RISING STARS 2017 ★ ★ ★ Diese Newcomer sollten Sie kennen ★ ★ ★

G von Georg Milde

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indner, Nahles, Spahn – die Namen man­ cher vor mehr als zehn Jahren von politik&kommunikation als Rising Stars Gekürten sind klangvoll. Doch der Weg in die sauer­ stoffarme Zone der deutschen Spitzen­ politik ist steil, und neben vielen dynami­ schen Karriere­verläufen sind manche einst ausgezeichnete Talente im Laufe des Rennens um die Pole-Position der Macht ausgestiegen.

Zunächst: Eine erfolgreiche politische Karriere lässt sich nicht planen, sondern ist eine Melange aus Höhen und Tiefen. Der eine muss eine Legislatur­periode lang eine Zwangspause einlegen (Nahles 2005, Annen 2009, Czaja 2011, Buschmann, Toncar und Vogel 2013), der Zweite strauchelt unerwartet in der Etappe (Gutten­ berg 2011), der Dritte erhält nach einer Wahl nicht die erhoffte Herausforderung (Al-Wazir 2008, Spahn 2013), der Vierte verpasst den prophezeiten Wahlsieg (Mc­ Allister 2013, Klöckner 2016), der Fünfte steigt plötzlich aus dem Tal auf einen noch höheren Gipfel (Kretsch­ mer und Wüst 2017).

Wichtiger ist jedoch ein Blick auf die Jahre des vor­ herigen Aufstiegs: Die große Mehrheit aller Rising Stars der zurückliegenden Jahre hat die klassische politische Sozialisation in der Nachwuchsorganisation der jewei­ ligen Partei durchlaufen. Die Ochsentour durch die po­ litischen Institutionen, gelegentlich in den Feuilletons als Schmalspur oder jugendliche Kofferträgerei abgetan, war und ist das erfolgreichste Trainingslager für zukünf­ tige politische Verantwortung. Es klingt zwar immer schön, mehr frischen Wind „von außen“ zu fordern – doch fehlt Seiteneinsteigern oft das Finger­spitzengefühl

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für das feingliedrige Räderwerk der Macht. Willy Brandt trat 1987 als SPD-Chef zurück, nachdem er die da­ mals 30-jährige Margarita Mathiopoulos zur Partei­ sprecherin hatte machen wollen – ohne Erfolg, da ihr innerhalb der SPD zu wenig Parteikenntnis attestiert wurde. Andrea Nahles hingegen verkörpert das Gegen­ stück – als frühere Juso-Bundesvorsitzende und SPDGeneral­sekretärin kennt die neue Fraktions­chefin den Parteiapparat durch und durch. Die unsichtbaren Re­ geln der Politik sind eigene, weshalb Querstarter der frühen Berliner Jahre wie Michael Naumann oder Julian Nida-Rümelin nur aus der Ferne klingen. Hinzu kommt, dass die Leidensbereitschaft dieses Typus eher auf we­ nige Jahre begrenzt ist – oder noch kürzer, wie im Fall von Gerhard Schröders Schattenwirtschafts­minister Jost Stollmann, der sein Amt gar nicht erst antrat.

Den passenden Habitus aneignen Wer hingegen frühzeitig Erfahrungen in politischen Organisationen sammelt und dabei die Mischung aus Strategie und Mehrheitsfähigkeit kennenlernt, wird auch in späteren Kapiteln seiner Laufbahn die Kampf­ arena nicht voreilig durch den Hinterausgang verlassen.

Oder weniger martialisch formuliert: Der französische Soziologe Pierre Bourdieu (1930 bis 2002) hat den Be­ griff „Habitus“ geprägt, der die Verhaltensstrategie ei­ nes sozialen Akteurs in seiner gesellschaftlichen Klasse beschreibt: Auftreten, Sprache, Details. Auch die Rising Stars haben sich bewusst und unbewusst jenen Habi­ tus angeeignet, der die Grundlage für ihren Erfolg bei Parteitagen, Wahlkreisaufstellungen, Antragsdebatten oder Kampfabstimmungen darstellt. Frühzeitig wird erlernt, nicht als Einzelkämpfer aufzutreten, sondern sich Mehrheiten zu erarbeiten und gemeinsam mit Ver­ bündeten das nächste Ziel zu erreichen. Herrschafts­ wissen im wahrsten Sinne des Wortes.

Was können diejenigen tun, die eines Tages einer der Rising Stars ihrer Partei werden wollen? Neben den klassischen Tugenden wie Fleiß und Ausdauer ist Stand­ festigkeit gefragt, sich vor einer strittigen Personal­ entscheidung oder anderen Grundsatzfragen nicht

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Von der ­Mentalität her eher ein Start-up 50

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Parteizentrale Zum Start ins Wahljahr 2017 wurde die Bundesgeschäftsstelle der FDP medienwirksam umbenannt: in Hans-Dietrich-Genscher-Haus. Der neue Bundesgeschäftsführer Marco Mendorf will ihre Rolle als Kampagnen- und Strategieschmiede der Partei weiter stärken. von Thorsten Jungholt

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ulf Oehme rutscht es manchmal noch he­ raus. Wenn der ehemalige FDP-Sprecher von der Geschichte der Parteizentrale der Liberalen erzählt, dann redet er vom „TDH“, dem Thomas-Dehler-Haus. So hieß das Ge­ bäudeensemble, rund 700 Meter vom Reichstag ent­ fernt in der Reinhardtstraße 14 bis 16 gelegen, von der Eröffnung im Jahr 1999 bis 2017. So hieß auch die alte Bundes­geschäftsstelle der Partei in Bonn. Beide waren sie benannt nach dem ersten Justizminister der Bundes­ republik, der die FDP nach dem Krieg mitbegründet und sie in den fünfziger Jahren als Vorsitzender geführt hatte. „Aber“, fragt Oehme, „wer kennt heute schon noch den alten Dehler?“ Hans-Dietrich Genscher dagegen kennt so ziemlich jeder. 23 Jahre Regierungsmitglied, 18 Jahre Außen­minister, 11 Jahre Parteichef, FDP-Ehrenvorsitzen­ der, Mitarchitekt der Ostpolitik und der Deutschen Ein­ heit – der Mann mit dem gelben Pullunder ist der promi­ nenteste Politiker, den die Freien Demokraten je hervor­ gebracht haben. Also entschied der aktuell prominenteste Politiker der FDP, Parteichef Christian Lindner, dass die Bundes­geschäftsstelle nicht mehr den Namen Dehlers, sondern den Genschers tragen solle. Vollzogen wurde der Schritt anlässlich des ersten Todestags Genschers im März 2017.

Lindner begründete die Umbenennung mit den Wer­ ten, für die Genscher stehe: Freiheit, Bürgerrechte und das geeinte Europa. Genauso wichtig freilich war ihm die Aufmerksamkeit, die der Akt der FDP bescherte. Zur Er­ innerung: Im März waren die Liberalen noch eine Partei der außerparlamentarischen Opposition. Drei Landtags­ wahlen standen ins Haus, danach die Bundestagswahl.

Die FDP kämpfte um jedes bisschen öffentliche Wahr­

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nehmung. So gesehen wurde das Genscher-­Haus in jenem März Teil dessen, was normalerweise hinter seiner denk­ malgeschützten Fassade aus rotem Ziegelmauerwerk er­ dacht wird: politische Kampagnen.

Und so seltsam es sich anhört: Der Kampagnenarbeit der FDP-Zentrale haben die vier Jahre nach dem Raus­ wurf aus dem Bundestag gutgetan. Natürlich, zunächst war es schmerzhaft. Schatzmeister Hermann Otto Solms verordnete der Partei einen strikten Sparkurs. Die Zahl der Mitarbeiter musste halbiert werden, von mehr als 40 auf rund 20. Die Personalausgaben der hoch verschul­ deten Bundespartei wurden von etwa 19 Millionen Euro im Jahr 2011 auf rund zwölf Millionen pro Jahr seit 2014 zurückgefahren.

Aus weniger mach mehr Der vom Wähler erzwungene Schrumpfprozess aber setzte neue Kreativität frei. Die Parteizentrale lernte, aus weniger Mitteln mehr zu machen. „Das Hans-DietrichGenscher-Haus“, sagt Solms, „ist heute personell schmal aufgestellt, arbeitet kosteneffizient, aber mit einem enor­ men Output.“ Der hat sich allerdings verändert. Die pro­ grammatische Arbeit, früher mit einer politischen Abtei­ lung fest im Haus verankert, musste aufgrund des perso­ nellen Aderlasses in der Bundesgeschäftsstelle und des Wegfalls der Bundestagsfraktion vornehmlich von den verbliebenen Landtagsfraktionen geleistet werden. Das Genscher-­Haus übernahm die Funktion eines Brücken­ kopfs in der Hauptstadt, der den bundespolitischen An­ spruch manifestierte, vor allem aber Koordinationsarbeit zwischen den Landesparteien leistete. Es ging vornehm­ lich um Organisatorisches in den vergangenen vier Jahren.

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Zukunft der Parteien

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Spätestens wenn der nächste Wahlkampf ins Haus steht, wird sich zeigen, welche Parteien moderne Prozesse, Strukturen und Tools entwickelt haben. Ein Blick in den Werkzeugkasten der Zukunft. von Mirjam Stegherr

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ls feststand, dass die Bundestagswahl 2017 der SPD ein desaströses Ergeb­ nis beschert hatte, nutzte die Par­ tei die Bühne, um gleich den nächs­ ten Bundestagswahlkampf zu star­ ten: Kurz nach 18 Uhr erklärte sie, ihr Platz sei künftig in der Opposi­ tion. Martin Schulz, bis dato zurück­ haltend, attackierte in der „Berliner Runde“ die Kanzlerin, warf ihr vor, die „größte Verliere­ rin der Wahlen“ zu sein. Plötzlich war sie da, die Angriffs­ lust. Die grüne Spitzenkandidatin Katrin Göring-Eckardt mahnte, Schulz möge den Wahlkampf nicht vorwegneh­ men. Doch es gab keine bessere Gelegenheit: Die Aufmerk­ samkeit ist am Wahlabend so groß wie selten.

Das Misstrauen gegen „die da oben“ hat Stimmen ge­ kostet, vor allem Union und SPD. Die AfD ist als Protest­ partei drittstärkste Kraft geworden. CDU-Chefin Angela Merkel gab sich stoisch („Ich kann nicht erkennen, was wir jetzt anders machen müssen“), doch CDU-Werber und ehemaliger Jung-von-Matt-Vorstand Thomas Strerath bi­ lanzierte: „Wir sind gescheitert.“ Die SPD sprach von einer „harten Niederlage“ und hoffte, in der Opposition an Pro­ fil zu gewinnen. Im Oktober begann sie damit, Mitglieder und Interessierte Ansätze diskutieren zu lassen. Hashtag: #spderneuern. Ziel: „Vertrauen zurückgewinnen“.

Für die Parteien geht es nun also darum, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Das hält auch Tiglet As­ lan, Managing Partner bei Deekeling Arndt Advisors, für dringend geboten: „Alle Parteien müssen jetzt anfangen, Vertrauen und Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Das passiert nicht von heute auf morgen“, sagt er. Wie sie das machen, ist offen. „Zuhören, Erklären, Vermitteln“, em­ pfiehlt er. Mehr zu experimentieren, rät Strategie­berater Hanno Burmester. 2015 hat er als Projektleiter für die

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„Wir müssen aus Betroffenen Beteiligte machen“ Interview Anne Hünninghaus Fotos Jana Legler

Interview In einer angeschlagenen Volkspartei Aufbruchsstimmung wecken – das ist dem erst 31-jährigen Konservativen Sebastian Kurz bei der Wahl in Österreich im Oktober gelungen. Philipp Maderthaner ist der Mann hinter den Kulissen: Er hat die Kampagne des ÖVP-Chefs federführend entworfen.

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Die Geheimwaffe des designierten รถsterreichischen Kanzlers Sebastian Kurz: Kampagnenchef Philipp Maderthaner.

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Redaktionsbeirat Prof. Dr. Marco Althaus ­(Technische Hochschule Wildau) Eva Haacke (Deutscher Bundestag) Prof. Dr. Dr. Karl-Rudolf Korte (Uni Duisburg-Essen) Sebastian Lange (WeltN24) Prof. Coordt von Mannstein (von Mannstein) Silvana Koch-Mehrin (Women in Parliaments Global Forum) Peter Radunski (MSL Group) Prof. Volker Riegger (logos Holding) Klaus-Peter Schmidt-Deguelle (Medienberater) Maximilian Schöberl (BMW) Dr. Hajo Schumacher (Freier Journalist) Kajo Wasserhövel (Elephantlogic)

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Fotograf/Fotoredaktion Jana Legler, Laurin Schmid

Im Internet www.politik-kommunikation.de Twitter: @pundk Facebook: facebook.com/ politikundkommunikation Xing: www.xing.com/news/pages/ politik-kommunikation-556

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Autoren dieser Ausgabe: Marcus Ewald, Maria Fiedler, Prof. Dr. Eckhard Jesse, Thorsten Jungholt, Elisa Lopper, Prof. Dr. René Seidenglanz, Mirjam Stegherr, Henrik Thiesmeyer, Prof. Dr. Christian Thorun, Prof. Dr. Mario Voigt, Prof. Dr. Carolin Zeller

politik & kommunikation № 113 Zukunft_

politik & kommunikation

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Druck PieReg Druckcenter Berlin GmbH, Benzstraße 12, 12277 Berlin

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Redaktion Viktoria Bittmann (V.i.S.d.P.) viktoria.bittmann@politikkommunikation.de Anne Hünninghaus anne.huenninghaus@politikkommunikation.de

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Anzeigen Norman Wittig norman.wittig@quadriga.eu

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Herausgeber Rudolf Hetzel, Dr. Georg Milde

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10.11.16 13:44

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Schwerpunkt Sierung DigitaliSierung

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Wer denerWahlkampf macht und wer schon heute das Danach plant

Nein, natürlich nicht!

Wichtige Macher im Umfeld der Mächtigen finden Sie im Heft.

Wie die neue Koalition entsteht wie man darauf Einfluss nimmt Diese Nachwuchspolitiker sollten Sieund kennen

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22.08.17 11:04

07.11.17 15:32

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Bildnachweise Cover: Stefan Kaminski, Bernhardt Link, Privat, Carsten Simon, Julian Hoffmann; S.3: Julia Nimke; S.4: Jana Legler, AfD, S.5: picture alliance / AP Photo, S.6: Laurin Schmid, Christian Kruppa, Privat (2), Annette Hauschild, Thomas Hederich, Privat, S.8: SPD, Marco Urban, Laurin Schmid, SPD, CDU, Wikimedia Commons / Christian Doppelgatz / KUXMA / CC BY-SA 3.0 de, Stefan Kaminski, Anke Illing; S.9: Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, Büro Gerd Müller, Bundespresseamt, CSU, CDU, CSU, Marco Urban, CDU, Laurence Chaperon, Susie Knoll, Die Linke, Gerd Seidel, SPD; S.10: WDR / Herby Sachs, Jana Legler (7), S.12: Patrick A., Privat, Eventpress Stauffenberg, Philipp Jester, Agata Szymanska-Medina, Claudius Pflug, BVK, Bund der Steuerzahler Deutschland, Juergen M. Pietsch, Heiko Kießling; S.13: Forschungsgruppe Wahlen, David Oliveira, Privat, Laurence Chaperon, Catherina Hess, Andreas Krebs, Götz Schleser, Laurence Chaperon, Tobias Koch, Privat, Juergen M. Pietsch, Forschungsgruppe Wahlen, Heiko Kießling, Agata Szymanska-Medina, Privat; S.14: Heiko Kießling, Juergen M. Pietsch, David Oliveira, Forschungsgruppe Wahlen, S.16: Jana Legler (9), S.20: Stefan Kaminski, Bernhardt Link, Privat, Carsten Simon, Julian Hoffmann; S.21: Stefan Kaminski, Laurence Chaperon, Christoph Jann, Privat, SPD; S.22: Julia Nimke; S.23: Tobias Koch, Bündnis 90/Die Grünen, Stefan Kaminski (2), Christoph Jann, Die Linke; S.24: Die Linke, Laurence Chaperon, Stefan Kaminski, SPD, CDU, Privat; S.25: Benno Kraehahn, Privat, Rainer Christian Kurzeder, Carsten Simon, SPD, Privat; S.26: FDP, Benjamin Diedering, Susie Knoll, SPD, CDU-Fraktion des Schleswig-Holsteinischen Landtages, Sanjar Khaksari; S.28: Susie Knoll, Patrick Lux, Privat (2), Lautfrosch / CC BY SA 4.0, Matthias Eckert; S.29: Susie Knoll (2), Jan Kopetzky, Bernhardt Link, Benno Kraehahn, Karin Desmarowitz; S.30: Julian Hoffmann, SPD-Fraktion NRW, Timo Hänseler / CC BY SA 3.0, Kay-Uwe Fischer, Die Linke, Tobias Koch, S.32: www.thorstenberndt.de, Benno Kraehahn, SPD, Landratsamt Traunstein, Privat, Steven Vangermain; S.33: Jens Ahner, Harald Krichel / CC BY SA 4.0; S.34: Arne Weychardt, Gerd Seidel (Rob Irgendwer) / CC BY-SA 3.0, Susie Knoll, Tobias Koch; S.35: Andreas Essig, Landesarchiv Berlin, Susie Knoll, Die Hoffotografen, Harry Schnitger, Götz Schleser; S.36: Daniela Möllenhoff, Privat (2), Susie Knoll, Anne Helm / CC-BY-SA; S.38: European Green Party, Anke Illing, Tobias Koch, ZDF, Laurence Chaperon, Die Linke, Privat; S.39: FDP, Thorsten Schneider, EP Photo Service, Susie Knoll (2), Stefan Kaminski; S.40: Barbara_Dietl, Privat, World Economic Forum / Benedikt von Loebell, Benno Kraehahn; S.41: Laurin Schmid, Maximilian König; S.42: Ulrich Schepp, FDP, Ralph Sondermann / VISUM, Paul Blau, Steffen Böttcher; S.44: AfD; S.45: Jens Fiedler; S.46: Alexander Dalbert / Wikipedia / CC BY-SA 3.0, blu-news.org / Wikipedia / CC BY-SA 2.0, AfD, Marco Urban, Emmanuele Contini/ NurPhoto, Gregor Fischer/dpa; S.47: AfD, rene-springer.info, Christof Rieken / Wikipedia / CC-BY-SA 4.0; S.48: www.thinkstock.com, TOM SOLO INT.; S.50: Laurin Schmid; S.53: Claudius Pflug; S.54-57: Jana Legler (4); S.58: Soeren Stache / DPA; S.62: Die Hoffotografen, Stefan Groenveld; S.63: Andi Weiland; S.64: Saulo Jamariqueli, Privat; S.70: Privat, Laurin Schmid; S.72-76: Jana Legler (3); S.77: Laurin Schmid; S.78: www. thinkstock.com, Heiko Kießling; S.80/81: www.thinkstock.com; S.82: Privat, Laurin Schmid (2); S.86: Julia Nimke, www.thinkstock.com

IV/2017

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