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Meist muss es einen Skandal geben, damit Nonprofit-Organisationen verstehen, wie wichtig transparentes Handeln ist. Der Geschäftsbericht bietet als Mittel der Transparenz große Chancen. Angekommen ist das jedoch bei den wenigsten.
Vertrauen ist gut, Transparenz ist besser
TEXT Karolina Kasprzyk
Wenn der Bau einer Bischofs residenz statt der geplanten 5,5 überraschend 31 Millionen Euro kostet und niemand von der Kos tenvermehrung gewusst hat, wird der Ruf nach mehr Transparenz laut. Wie so oft nach Vorwürfen um Verschwendung, Misswirtschaft und veruntreute Spendengelder. Aber auch ohne Leidensdruck wäre mehr Transparenz im Nonprofit-Sektor für die Spender 1
und die Organisationen eine echte Chance: mit einem Geschäftsbericht, der den Spagat zwischen Spenderbedürfnissen und Organisationsinteressen schafft und als strategisches Instrument des Transparenzmanagements fungiert. Durch Skandale hat das Image des deutschen Nonprofit-Sektors Kratzer erhalten. Die Nicht-Gewinnorientierung reicht nicht mehr aus, um den Vertrauensvor-
schuss zu rechtfertigen, den Nonprofit-Organisationen (NPOs) genießen. Fährt der Chef eines Wohlfahrtsverbands Maserati als Dienstwagen und lässt es eine Hilfsorganisation bei ihrer Weihnachtsfeier im Hilton krachen, dann fordern die Spender zurecht Belege dafür, wie die Gelder eingesetzt werden. Anders als für Wirtschaftsunternehmen existiert für NPOs al-
lerdings keine allgemeine Publizitäts- und damit Rechenschaftspflicht. Einen Geschäftsbericht zu veröffentlichen, ist, gesetzlich gesehen, reine Kür. Dabei gäbe es durchaus Grund, es zumindest moralisch als Pflicht zu verstehen, denn • mehr als 22 Millionen Menschen spenden pro Jahr über vier Milliarden Euro an Kirchen, Hilfswerke und gemeinnützige Organisationen.