Motorradreisen durch das Lechtal

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REISEN // ÖSTERREICH // LECHTAL

DER LETZTE

WILDE 36 REISE MOTORRAD 6/2014


Ein Bilderbuchtal mit sprudelndem Wildluss, beeindruckenden Bergen und idyllischen Dörfern wie Steeg mit der schmucken Pfarrkirche.

Text: Dr. Ingrid Gloc-Hofmann // Fot os: Helmut Hofmann, Dr. Ingrid Glo

c-Hofmann

Wild und ungestüm, naturverbunden und traditionsbewusst, herzlich und mondän. So gibt sich die Region am Tiroler Lech, dem letzte n Wildluss der Nordalpen.

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n geisterhafter Atmosphäre durch­ laufen wir efektvoll beleuchtete Turbinen und Kanäle im Bauch eines historischen Wasserkraft­ werks. Wir beinden uns ein gan­ zes Stück vor unserem Zielgebiet, im bayerischen Langweid, wo wir uns im sehenswerten Lechmuseum mit unse­ rem Reisethema vertraut machen. Im oberen Stockwerk erfahren wir aller­ hand Interessantes zu Geschichte, Kul­ tur und Ökologie des Flusses, eine Tafel beschreibt die Landschaft des Tiroler Lechtals: „Der Tiroler Abschnitt des Oberen Lechs beginnt zunächst wenig spektakulär. Die Lechtaler Alpen und die Allgäuer Alpen umrahmen den hier noch schmalen Fluss und stille Dörfer. Bei Forchach zeigt der Gebirgsluss seine ganze Wildheit. Im ,Naturpark Wild­ lusslandschaft Tiroler Lech‘ darf der Fluss noch in einem breiten Bett Kies­ bänke verlagern, um die sich seine unge­ bändigten Seitenarme schlängeln.“

I

Ein toller Start Das klingt doch viel versprechend! Und tatsächlich, sonnenbeschienen und idyl­ lisch gibt sich das Tiroler Lechtal. Am Morgen wabern noch hier und da Wol­ ken zwischen den Bergspitzen über der lussnahen Auenlandschaft und geben der Szenerie eine geheimnisvolle Aura. In erwartungsvoller Stimmung satteln wir unsere Zweiräder und düsen los, um im unteren Lechtal zunächst das Natur­

schutzgebiet Placher Auweiher zu be­ sichtigen. Nicht ganz leicht zu inden, aber nach kurzer Fahrt auf beschaulich kleiner Straße stehen wir auf dem ge­ schotterten Damm und blicken vor dem Panorama der Tannheimer Berge hinab in eine üppige Wasserlandschaft, in der eine reiche Tierwelt zu Hause ist. Weit ist das Tal und lussaufwärts hat der Lech viel Platz in seinem breiten Flussbett, um sich windungsreich im­ mer wieder neue Wege zu bahnen. Hier und da erhascht man von der Straße einen Blick auf die herrlich weißen Kies­

bemalten Häuser werfen. Dann geht es zügig weiter bis zum nächsten Dorf. Am Ortseingang von Elbigenalp begrüßt uns ein monströses Denkmal, natürlich aus Holz geschnitzt im Tal der Schnitz­ stuben. Elbigenalps berühmte Tochter Geierwally, vom Lechtaler Holzschnit­ zer Silvio Wolf sehr realistisch darge­ stellt, klettert da hinauf zum majestä­ tischen Adler. Einige Kilometer weiter erreichen wir Holzgau. Auf einem Hügel oberhalb des Dorfes thronen die Kirche und die goti­ sche Sebastianskapelle, umgeben vom Friedhof und mit spätba­ rocker Lüftlmalerei schön dekorierten Bauernhäu­ sern. Die phänomenale Hängebrücke, man sieht sie schon vom Tal über einem schweben, ist unser Ziel. Also lassen wir die Motorräder an der Pfarrkirche stehen und stapfen mitsamt unseren Motorrad­ stiefeln den Hang hinauf. Steil geht es bergan zwischen blumenübersäten safti­ gen Wiesen. Und dann haben wir sie erreicht, die 200 Meter frei schwebende Hängebrücke. Dicke Stahlseile fassen sie seitlich ein. Wir marschieren über durchsichtige Gitterroste, sanft schwingt sich die Brücke unter unseren Schritten auf. Ein faszinierender Ausblick bietet sich auf das Lechtal und unter uns in die 110 Meter tiefe und steile Schlucht der Höhenbachklamm. Nach diesem abwechs­ lungsreichen Wanderauslug schwingen wir uns wieder aufs Motorrad und das Tal bergauf. Stetig steigt die Straße nun an, auch die Berg­ wände links und rechts zie­ hen sich merklich zusammen und nehmen uns ein auf unserer lotten Kurvenfahrt. Aufallend viele Holzschnitz­ stuben säumen die Dorfstra­ ßen. So machen wir noch­ mals Halt in Steeg, um uns dieses für das Tiroler Lechtal typische Kunsthandwerk an­ zusehen. Neben zahlreichen Heiligen­ und Weihnachts­

» INSPIRATION BEI SCHWUNGVOLLER FAHRT BERGAN « bänke. Links und rechts rahmen die All­ gäuer und die Lechtaler Alpen unsere Route majestätisch ein. Auf der lotten Überlandstraße kann man gut aufdre­ hen, aber immer schön in Maßen! Denn hoppla, plötzliche Übergänge von schnel­ lem Highway zu engsten, kurvigen Orts­ durchfahrten zwingen zu gedrosseltem Tempo. Die Straße schlängelt sich meist zwischen den Häusern der alten Dörfer hindurch, manchmal gar auf eine Fahr­ bahnbreite begrenzt. Langsam passieren wir die Ortskerne, und so lässt sich immer wieder ein Blick auf die fesch

Von zarten Dunstwolken umwoben erstrahlt das Lechtal in der Morgensonne. 38 REISE MOTORRAD 6/2014


Ein prächtiges Panorama: Der Lech in seinem Bett voll weißer Kieselsteine vor der Kulisse der Lechtaler Alpen. INFO // Die Geierwally inter dem Kunstnamen und der heroi­ schen Frauengestalt „Geierwally“ steckt Anna Knittel, 1841 in Elbigenalp im Lechtal geboren. Sie war die Großnichte des berühm­ ten Landschaftsmalers Joseph Anton Koch und Nichte des Bildhauers Josef Alois Knittel, die beide ihr zeichnerisches Talent förderten. 1859 begann Anna Knittel ihr Studium an der Kunstakademie München. 1863 ging sie nach Innsbruck, wo sie eine Zeichenschule für Mädchen eröfnete und als Porträtistin und Blumenmalerin tätig war. 1867 heiratete sie den Gipsformer Engelbert Stainer. Bis ins hohe Alter war sie künstlerisch tätig und starb 1915 im Alter von 73 Jahren in Wattens in Tirol. Neben ihrer künstlerischen Karriere galt Anna Stainer­Knittel als eigensinnige und für ihre Zeit sehr emanzipierte Frau. Dieser Ruf gründete auch in ihrer heroischen Tat, als sie sich mit 17 Jahren zweimal eine fast senk­ rechte Steilwand abseilte und junge Adler aus ihrem Horst nahm. Wagemutig führte das junge Mädchen aus, wovor selbst die Männer des Dorfes zurückschreckten. 1875 mündete diese kühne Tat in den Roman „Die Geier­ wally“ der Münchner Schriftstellerin Wilhel­ mine von Hillern. Damit war ein Mythos ge­ boren. Seit 1921 wurde die Geschichte der Geierwally mehrfach verilmt. In der letzten Verilmung 2005 von Peter Sämann spielten Christine Neubauer und Siegfried Rauch in den Hauptrollen. In der Bernhardstalschlucht bei Elbigenalp gibt es die „Geierwally Frei­ lichtbühne“, wo in wildromantischer Kulisse auch andere Heimatstücke aufgeführt wer­ den. Aus der künstlerischen Familie Knittel stammt auch Toni Knittel, der Urgroßnefe der Anna Stainer­Knittel, Liedermacher der Band Bluatschink und Darsteller des Bauern in Wolfgang Ambros‘ Rustikal „Der Watzmann ruft“.  www.elbigenalp.tirol.gv.at  www.geierwally.at

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Tapferes Mädel: Die Geierwally steigt zum mächtig sich spreizenden Adler empor.

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iguren entdecken wir auch einige „moderne“ Objekte wie das dekorative, aus Holz geschnitzte Windspiel. Dessen Ausmaße sind leider nicht motorrad­ tauglich, aber ein kleines Zirbelholz­ kissen, das zu gutem Schlaf beitragen soll, lässt sich gut verstauen. Doch bevor das ausprobiert werden kann, haben wir noch eine fantastische Etappe vor uns. Denn nun beinden wir uns im Talabschnitt, wo der Lech wild und mit Getöse die enge Klamm herab­ stürzt. Da wollen wir hinauf und schon geht es stracks über Serpentinen entlang der Steilwand hinauf nach Warth. Ein geplegtes Bergstädtchen mit schicken Hotels und blumengeschmückten Häu­ sern, das sich auf dem Hochtal ausbreitet und von mächtig aufsteigenden Berg­ massiven umrahmt wird. Duftender Bergkäse und deftige Schinken werden

Welch ein Schick! Ein von Rolls Royce gebautes 8-Liter-Bentley-Cabrio von 1931. angeboten und verlocken uns zu einer Rast auf der sonnenbeschienenen Ter­ rasse im Ortszentrum. Die Gegend um Warth zieht ein be­ gütertes Publikum an, deutlich spürbar

INFO // Die Holzgauer Hängebrücke ls touristisch engagiertes Projekt wurde 2011 die Holzgauer Hängebrücke eröfnet, um Holzgau als Auslugsziel attraktiver zu gestalten und die Zahl der Nächtigungen zu steigern. Die Seilhängebrücke, vom Lechtal aus weit sichtbar, ist auf beidseitigen Pylonen von fünf Metern Höhe postiert und überspannt mit zwei Tragseilen die wildromantische Höhenbachtalschlucht. Mit einer Länge von 200,5 Metern und einer Höhe von 110 Metern ist sie die längste und spektakulärste Fußgängerhängebrücke in Österreich. Die mit Gitter­ rosten ausgelegte Lauläche beträgt einen Meter Breite, der Handlauf ist 1,3 Meter hoch und wird bei Nacht mit LED beleuchtet. Mit dieser Brücke wurde auch der Übergang von den Sonnenhängen am Gföllberg hinüber zu den Sonnenplateaus am Schiggenberg er­ möglicht. Es handelt sich damit um einen wichtigen Lückenschluss auf der 125 Kilometer langen Wanderroute des „Lechweges“.  www.lechtal.at/holzgau

A

ist die Nähe zu Schweiz und Liechten­ stein. Teure Limousinen, edle Cabrios und zahlreiche glänzende, wohl ge­ plegte Oldtimer beleben die Passstra­ ßen. Noch aufälliger wird es in Lech, wohin uns die enge Kurvenstraße ent­ lang des Tannbergmassivs bringt. Lech rühmt sich mit dem Titel „Schönstes Dorf Europas 2004“, und in der Tat ist es ein attraktiver Ort, der da im Hochtal zwischen den kargen Bergspitzen ruht. Und mondän dazu. Prächtige Hotel­ bauten säumen die Ufer des jungen Lech, schicke Leute lanieren über die Straßen, edle Karossen sind ein Blick­ fang. Wir begegnen einem Bentley­ Cabrio aus den frühen 1930er­Jahren, dem wir spaßeshalber eine Weile folgen und das wir später in einem Berggasthof wieder trefen.

Auf der Höhe Sehr idyllisch gibt sich das Hochtal bei Lech, saftig grüne Wiesen rundherum, baumbestandene Hänge und dahinter die schrofen karstigen Bergspitzen des Lechquellengebirges; ein prachtvolles Panorama, das unseren Weg nach Zug und zum Unteren Älpele begleitet. Einige verstreut liegende Bauernhäuser und zufrieden weidende Kühe vervoll­ ständigen die Alpenidylle. Unweit von hier vereinigen sich die Gebirgsbäche Formarin und Spuller zum Lech und hier beginnt die Mautstraße, die entlang des noch sehr jungen Lech führt und auf der man die Quellseen Fomarinsee und Spullersee erreichen kann. Wohin man auch schaut, die fantastischen Ausblicke lösen immer ein wohliges Kribbeln aus. 40 REISE MOTORRAD 6/2014


Ein echter Genuss: die Abfahrt von Warth durch das enge Obere Lechtal. Zurück in Warth zweigen wir ab zum Hochtannberg­ pass. Die Passhöhe liegt zwar nur auf 1676 Metern, den­ noch versprüht die Umge­ bung den rauen Charme einer Hochgebirgslandschaft. Dann steht ein fahrerischer Genuss bevor, denn von der hochalpinen Bergstraße win­ den wir uns hinab in klima­ tisch sanftere Zonen. Bis 1260 Meter düsen wir Kurve um Kurve hinab, mit herr­ lichen Panoramaausblicken ins Vorarlberg. Dort begrüßt uns eine der beeindruckends­ ten Kurven der Alpenregion, die frei über dem Bregenzer Wald schwe­ bende Spitzkehre in Schröcken. Rund um das Lechtal begeistert uns eine ganze Reihe weiterer Täler mit spannenden Passsträßchen. Da wäre die Aufahrt von Steeg nach Kaisers, zur höchstgelegenen Gemeinde des Außer­ fern. Das kleine Bergbauerndorf liegt eingebettet zwischen zwei eindrucks­ vollen Gebirgsmassiven. Noch mehr be­ geistert uns die Stille dort oben sowie die spektakuläre Serpentinenstraße, die wir mit Genuss nicht nur hinauf­, sondern auch hinabschwingen. In Weißenbach

zweigt die beliebte Motorradstrecke zum Gaicht­Pass ab. Spitzkehren schrauben sich die Bergwand hoch, den Rhythmus

Richtung Tannheimer Tal bis zum Hal­ densee, dessen idyllische Lage und das sanft sich kräuselnde Wasser viele Mo­ torradfahrer zum Rasten verlocken. Und dann sind da noch zwei bekannte Namen, das Hahntenn­ joch und das Namloser Tal, auf deren einwand­ freien Bergrouten sich Touren bis hinüber nach Imst, zum Fernpass und zur Zugspitze unternehmen lassen. Welch erlebnisreiche Motorradregion! Was will man mehr? 

» DAS MACHT FREUDE: IM KURVENRAUSCH VON PASS ZU PASS « von Bremsen und Beschleunigen der Maschinen hört man weit ins Tal. Nach der Passhöhe geht es geruhsam weiter

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REISEN // ÖSTERREICH // LECHTAL Allgemeines Der Lech ist ein 264 Kilometer langer Fluss, der im österreichi­ schen Vorarlberg entspringt, durch Tirol und Südbayern ließt, wo er bei Marxheim in der Nähe von Donauwörth in die Donau mündet. Der Lech formiert sich im Lechquellengebirge auf 1500 Höhenmetern aus seinen zwei Quellbächen Formarinbach und Spullerbach, die sich am Unteren Älpele zwischen Formarinsee und Zug vereinigen. Von hier ließt er durch die nördlichen Kalkalpen, die mächtigen Gebirgsmassive der Allgäuer Alpen und der Lech­ taler Alpen in nordöstlicher Rich­ tung durch Tirol. Zunächst mit starkem Gefälle in enger Schlucht, weitet sich das Flussbett ab etwa 1000 Höhen­ meter und bietet dem Wasser reichlich Platz für seine wechseln­ den Windungen. Im unteren Lauf passiert der Fluss Reutte, die größte am Lech liegende Stadt auf öster­ reichischem Gebiet. Direkt nach der Grenze zu Südbayern stürzt der Fluss über den 12 Meter ho­ hen Lechfall, um dann ab Füssen, nun unterbrochen von zahlreichen Staustufen, Stauseen und Kraft­ werken, der Donau nordwärts entgegenzuließen. Man nimmt an, dass Kelten aus dem Allgäuer Raum ins Lechtal kamen, um hier auf Jagd zu ge­ hen. Gefundene Beile, Pfeilspitzen und Dolche weisen darauf hin. So stammt wohl auch die Namens­ gebung vom keltischen „llech“ (Steinplatte) und vom bretonischen

„lech“ (Grabstein) ab. Die Wort­ bedeutung von „Lech“ wird dem­ nach als „der Steinige“ erklärt.

Mailand

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Unteres Älpele

Außerdem locken vielfältige Abstecher auf Passstraßen und in tolle Täler seitlich des Lechtals: Von Warth aus geht es auf den 1676 Me­ ter hohen Hochtannbergpass durch eine weite karge Hochgebirgs­ landschaft und auf herrlicher Serpentinenstrecke bis zur frei schwe­ benden Kehre in Schröcken. Ein beachtlich kurviges und ruhiges Stichtal zweigt bei Steeg bis zum 1520 Meter hoch gelegenen Ört­ chen Kaisers ab. Traumhafte Kurvenstraßen in einer herrlichen Berg­ welt bieten das Hahntennjoch (1894 Meter) und das Namloser Tal (1828 Meter). Als größere, sehr reizvolle Rundfahrt lassen sich beide verbinden. Man fährt über das Hahntennjoch bis Imst, von hier weiter durch das Gurgltal bis Nassereith, über den Fernpass und an der Zugspitze vorbei bis Bichlbach, wo man nach Berwang und ins Namloser Tal abzweigt. Eine weitere faszinierende Serpentinen­ strecke führt von Weißenbach über den 1093 Meter hohen Gaicht­ Pass und dann weiter zum Haldensee in Richtung Tannheimer Tal.

Füssen

Bad Hindelang

Hoher Ifen △ 2229

Von Reutte auf 850 Metern geht es das noch weite Tal bei sanfter Steigung hoch. Die Bundesstraße ist bestens ausgebaut. Flotte Strecken wechseln mit kurvigen Abschnitten ab. Sehr enge Passa­ gen indet man aber in den Ortsdurchfahrten. Etwa ab Häselgehr auf 1000 Metern zieht sich das Tal merklich zusammen, auch die Steigungen und Kurven nehmen deutlich zu. Dann ab Steeg auf 1120 Metern geht es hinauf auf zahlreichen Kehren entlang von Steilhängen, die teilweise überdacht wurden, hoch bis Warth auf 1500 Meter. Von Warth führt dann eine nur in den Sommermonaten befahrbare, schmale und kurvenreiche Straße entlang des Fels­ massivs des Tannberg bis Lech. Von hier geht es weiter auf etwa 1450 Metern über das Hochtal entlang des jungen Lech bis Zug und zum Eingang der Mautstraße zum Spuller­ und Formarinsee.

Highlights • Zwar nicht in Tirol, sondern in Bayern gelegen, aber unbedingt

SONTHOFEN

D

Der Einstieg ins Tiroler Lechtal nach dem Lechfall bei Füssen be­ ginnt verhältnismäßig lebhaft. Das Tal ist zunächst eng, weitet sich aber rasch. Die Bundesstraße ist zur Schnellstraße ausgebaut, denn immerhin quetscht sich der Verkehr hier Richtung Fernpass. Ab der Ullrichsbrücke bietet sich jedoch eine schmale, ländliche Neben­ strecke über Pinswang und Plach an, die auch am Naturschutz­ gebiet Auweiher vorbeiführt. Bei Reutte zweigt die Fernpassroute mit dem Hauptverkehr ab und schon ist man im deutlich ruhigeren Lechtal.

Seit 2000 gehört der Tiroler Lech dem europaweiten ökologischen Schutzgebietsnetz Natura 2000 an. Die Flora­Fauna­Habitat­ und Vogelschutzrichtlinie bilden die Grundlage zur Sicherung der Artenvielfalt durch Erhaltung der natürlichen Lebensräume und der wildlebenden Tiere und Planzen. 2006 erfolgte die Gründung des Vereins Naturpark Tiroler Lech mit Sitz in Weißenbach. 2012 wurde ein zertiizierter Lech­Wanderweg eingerichtet, der dem Fluss von der Quelle am Formarinsee bis zum Lechfall auf 125 Kilometern folgt.

München Bern

as Tiroler Lechtal mit seinen Nebentälern ist ein relativ be­ grenztes und übersichtliches Gebiet, dafür ein ideales Mo­ torradrevier, in dem Passstraßen, Kurven, wechselnde Höhen und vielfältige Panoramen für jede Menge Abwechslung sorgen.

D

In der Tat handelt es sich um einen urtümlichen und steinreichen Fluss. Der Lech gilt gar als der letzte Wildluss im nördlichen Alpenraum. Denn auf Tiroler Seite nicht begradigt und ohne künst­ liche Eingrife wie Staustufen bleibt er sich selbst überlassen. Über weite Strecken macht er noch das, was vor langer Zeit jeder Gebirgsluss durfte: sich ausbreiten und aus eigener Kraft seinen Lauf selbst gestalten. In seinem breiten Flussbett insze­ niert er sich immer wieder aufs Neue, die Flussarme verzweigen und vereinen sich, Steinbänke voll weißer Kieselsteine verschwinden oder werden neu gebildet.

Immenstadt Burgberg

Frankfurt

INFO // Motorrad fahren

Lech

Kaisers

Lech

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Holzgau Steeg

Elbigenalp Bach

Pfafflar

Linserhof

sehenswert und informativ ist das Bayerische Lechmuseum in Langweid bei Augsburg. Man kann das ehemalige Wasser­ kraftwerk begehen und erfährt vieles über Geologie, Biologie, Geschichte, Kultur und das Leben der Menschen am und mit dem Fluss.  www.lechmuseum.de • Bei Reutte beindet sich die Burgenwelt Ehrenberg mit ihren ausgedehnten Schloss­ und Festungsanlagen. Von be­ sonderem Interesse ist in der Klause die sehr informative Naturausstellung „Der letzte Wilde“ über Fluss, Landschaft und das Leben am Lech.  www.ehrenberg.at

IMST A 12 Wildgrat △ 2974

5 km

• Das Tiroler Lechtal ist in erster Linie eine Naturregion, die mit dem Flusslauf, den umliegenden Lechtaler und Allgäuer Alpen, den verwunschenen Seitentä­ lern, Hochalmen und Bergpano­


ramen besticht. Sehenswert sind aber auch die alten Ortschaften mit der typischen farbenfrohen Lüftlmalerei an den Häusern wie in Weißenbach, Stanzach, Häsel­ gehr und Steeg. Elbigenalp inter­ essiert zusätzlich als Geburtsort der berühmten Geierwally und Holzgau mit seiner phänome­ nalen Hängebrücke. Fantastisch in die Hochgebirgslandschaft eingebettet sind schließlich die eleganten Bergorte Lech, das 2004 mit dem Titel „Schönstes Dorf Europas“ ausgezeichnet wurde, und Warth.  www.gemeinde.lech.eu  www.walsergemeinden.at • Lechtaler Schnitzereien sind ebenfalls einen Besuch wert. Das Schnitzen hat im Tiroler Lechtal eine lange Tradition. Bei einer Führung durch die Schnitzerei oder in den zahlreichen Shops kann man diese Handwerkskunst bewundern. In Elbigenalp wird eine private Schnitzschule betrie­ ben, in der man an Workshops zu Bildhauerei, Malerei und Ver­ goldung teilnehmen kann.  www.silvios-schnitzstube.at  www.schnitzschule.at • Das Museum „Huber Hus“ in Lech beindet sich in einem 1590

erbauten Gebäude. Es lädt Besu­ cher ein, bäuerliches Wohnen und Arbeiten in früheren Jahr­ hunderten zu entdecken. Inter­ essant sind die Küche, die den historisch ältesten Teil des Hau­ ses bildet, sowie die Küferwerk­ statt aus dem 18. Jahrhundert.  www.gemeinde.lech.eu/ kultursportfreizeit/museen • In der Stricker Bier Schaubrauerei in Holzgau lässt sich ein Aus­ lug zum Thema Bier unterneh­ men. Der Brauereiführung durch die kleine Hausbrauerei schließt sich die Einkehr in der Dorf­Alm mit einem Probierschluck an.  www.dorfalm.com • „Lechtaler Haussegen“ ist die erste und einzige Schaubrennerei in Elbigenalp und im Tiro­ ler Lechtal. Die Produkte rüh­ men sich einer ausgezeichneten Qualität. Auch hier kann man im Rahmen einer Führung eine Ver­ kostung miterleben.  www.lechtaler-haussegen.at Essen und Unterkunft Die Tiroler Küche bringt deftige und äußerst schmackhafte Ge­ richte hervor. Suppen mit Fritta­ ten (in Streifen geschnittene Pfannkuchen), Gries­, Leber­ oder

Speckknödeln sind beliebte Vorspeisen. Knödel wie Semmel­ knödel, Speckknödel, Kasknödel oder Spinatknödel bilden köst­ liche Hauptgerichte. Ebenso die in ausgelassener Butter servierten Schlutzkrapfen, gefüllte Teig­ taschen. Als Fleischspeisen sind Schnitzel, Schweinsbraten, Rostbraten, Backhendl und Beuschel typisch. Insbesondere die Sennereien in den bergigen Regionen produ­ zieren deftige Würste, Speck und aromastarken Bergkäse. Auch die süßen Kreationen sind vielfältig und köstlich. Seien es Kaiserschmarrn, Obstknödel oder Germknödel, die mit Vanillesoße und Mohn serviert werden, oder Palatschinken, Apfelstrudel sowie verschiedene Torten, die ein leckeres Mahl abrunden. Übernachtungen und Speisen haben uns sehr überzeugt bei: • Naturparkhotel Florence in Weißenbach  www.hotel-lorence.at • Hotel-Gasthof Goldenes Lamm in Weißenbach  www.goldenes-lamm.at • Pension Hohenrainer in Ehenbichl  www.hohenrainer.at

Alpenidylle am Unteren Älpele, wo die Quellbäche Formarin und Spuller dahersprudeln. Tipp: • Schönauer Hof bei Holzgau  www.bike-tours.at Landkarten • ADAC Urlaubskarte Vorarlberg, Tirol, Südtirol, 1:150.000, ISBN 978­3­82641­642­2, 8,99 Euro • Marco Polo Karte Vorarlberg, Tirol, Oberbayern, Südtirol, 1:200.000, ISBN 978­3­82974­016­ 6, 8,99 Euro • Marco Polo Karte Bayern Süd, 1:200.000, ISBN 978­3­82974­013­ 5, 8,99 Euro Wichtige Adressen Weitere Informationen zu Sehens­ würdigkeiten, Unterkünften usw:  www.lechtal.at  www.lechtal-reutte.com  www.naturpark-tiroler-lech.at  www.wart-schroecken.com

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