Pasching Chronik

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Pasching

im Wandel der Zeit

Mit den Ortschaften Aistenthal, Langholzfeld, Thurnharting und Wagram

Pasching im Wandel der Zeit November 2018, ISBN: 978-3-9504690-0-4

Herausgeber: Gemeinde Pasching, 4061 Pasching, Leondingerstraße 10

Autor: Manfred Carrington (Lentia-Verlag)

Co-Autoren: Dr. Gerhard Zeillinger, Mag. Robert Neuhauser, Mag. Elmar Mattle Konzeption, Recherche, Grafik, Reproduktion und Bildbearbeitung: Manfred Carrington, Daniela Pfaffeneder, Lentia-Verlag, Tel. 0732/320585, www.Lentia.at

Copyright & Urheberrechte: Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebers in irgendeiner Form – durch Fotokopie bzw. Druck – reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme wie Film oder Internet verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. ©Lentia-Verlag, 2018

Liebe Leserinnen und Leser!

Als ich mit den Recherchen zu Pasching begann, fand ich an historischen Gebäu den in der Gemeinde nur eine kleine, ausgeräumte Taufkirche, eine alte Kapelle, ein Pfarrhaus im Jugendstil und viele alte Bauernhöfe vor. Es gab weder eine Burg noch historische Industriegebäude. Nur ein „Schloss“, das jedoch ein Einkaufszen trum der neueren Zeit war. Auch Zeitzeugen, die von früher zu erzählen wüssten, waren rar, oft wurde mir gesagt: „Wenn dieser oder jener noch leben würde, der könn te dir viel erzählen.“ Ich fand auch kein Gemeindearchiv vor und es gab wenige ge schichtliche Dokumentationen, sie fingen meist mit der gleichen Einleitung an: „Von wem bzw. zu welcher Zeit das heutige Gemeindegebiet erstmals besiedelt wurde, muss, bis entsprechendes Fundgut zu Tage kommt, offen bleiben.“ Mir war klar, es würde große Mühe kosten, um an Material zu kommen. Es folgten unzählige Stunden in Archiven, ich durchforstete Matriken, alte Pläne und Proto kolle, ich las mich durch über 10.000 Zeitungsberichte, besuchte und befragte Zeit zeugen. Und ich sammelte und digitalisierte alte Fotos, die alle zugeordnet werden mussten – am Ende waren es weit über 5000. Nach und nach wurde von jedem Bau ernhaus die Geschichte lebendig, Zusammenhänge wurden klar, Zeitepochen und Veränderungen verständlich. Letztendlich gelang es mir, tief in die Geschichte von Pasching einzutauchen und eine Zeitreise durch die Jahrtausende zu erleben. Dabei konnte vieles schon längst Vergessene neu erforscht und erstmals, dank Mag. Robert Neuhauser, auch Licht ins Dunkel der Urzeit gebracht werden. Mit der Zeit ergab sich eine Chronik mit sehr vielen Namen von Menschen, die in Pasching ihre Spuren hinterließen und deren Geschichten mit Hilfe des Ahnenfor schers Maximilian Wimmer festgehalten werden konnten. Ebenso ehrenamtlich unterstützte mich Mag. Elmar Mattle, vor allem bei den Kapiteln, die Pasching im Mittelalter dokumentieren und das „Evangelische Pasching“ beleuchten. Immer mehr stellte sich heraus, dass die Gemeinde viele Besonderheiten aufzuweisen hat, die für mich die Arbeit am Buch überaus interessant machten. Beeindruckend war, wie geschlossen der Gemeinderat mit Bürgermeister Mair hinter dem Projekt stand und mir das Vertrauen schenkte, aber auch, wie mich die Paschinger bei meinen Recherchen unterstützten und mir ihre Gastfreundschaft erwiesen (siehe nachfolgende Seite).

Mein besonderer Dank gebührt Verena Schacherreiter, die mich im Februar 2017 kontaktierte und fragte, ob ich auch eine Chronik für Pasching machen könnte, ebenso dem Kultur- und Vereinsausschussobmann Manfred Leitner, der mir bei die sem Projekt immer helfend zur Seite stand. Besonders möchte ich auch den Fami lien Eßbichl, Feitzlmayr, Lehner (Dorn), Hofko, Weigl und Kaar sowie Josef Aigner (Macherfried), Franz Moser, Peter Stellnberger, Johann Meindl, Alfred Fierlinger, Walter Mittermeier, Adele Bless und Franz Huemer danken – sie waren immer für mich da und unterstützten mich mit wertvollen Informationen.

Die mühselige Arbeit des Korrekturlesens übernahmen neben anderen Mag. Doris Weber, Christina Aichhorn, BEd, Alois Hochenauer und Mag. Robert Neuhauser. Ebenso danke ich Dr. Gerhard Zeillinger, der mich seit vielen Jahren bei meinen Projekten begleitet.

Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und eine interessante Reise durch die Zeiten!

Manfred Carrington, im November 2018

Althäuser in Pasching

Pasching im Ersten Weltkrieg

Erste Republik und Austrofaschismus

176

Pasching im Dritten Reich 204 10. Kriegsende, Besatzung, Wiederaufbau

228 11. Von den 1950er in die 2000er-Jahre

Besiedelung Wagram / Langholzfeld

Kommunale Bauten und Infrastruktur

246

264

Wirtschaftliche Entwicklung 268

Landwirtschaft im Wandel der Zeit

292

Das Paschinger Gesellschaftsleben 296 12. Kirchliches Leben in Pasching

Die Pfarre Pasching

Das evangelische Pasching

314

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Pasching » Die Volksschule
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» Die
» Die Hauptschule Pasching ...........................
» Kindergärten in Pasching 394 14. Gesundheitswesen in Pasching .................398 15. Feuerwehrwesen in Pasching .................... 406 16. Von der Gendarmerie zur Polizei 434 17. Postgeschichte von Pasching ..................... 442 18. Verkehrswege: Straßen und Schiene » Altstraßen und Verkehrsentwicklung 446 » Die
................................... 454 » Die Westbahn 458 » Die Lokalbahn ............................................. 470 19. Ehrenbürger von Pasching ......................... 474 20.
» Die
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» Das
» Das
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Inhalt Vorwort
Urgeschichte und Römerzeit
Pasching im Mittelalter
Er fassung des Grundbesitzes
Pasching 46
Aistenthal
70
Thurnharting
74
Wagram
80
Gewerbe und Handwerk in Pasching
102
Pasching in der Monarchie 142
150
9.
...
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»
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»
»
.............
»
340 » Die Pfarre Langholzfeld
344 13. Bildungswesen in
Pasching
358
Volksschule Langholzfeld 374
386
Pferdeeisenbahn
Die Paschinger Gemeindestube
Paschinger Bürgermeister
476
Paschinger Gemeindehaus 482
Paschinger Gemeindewappen
484

1Urgeschichte und Römerzeit

Kapitel

Abb.: Zeichnung der in Pasching gefunde nen „quergebohrten Flachhacke“ im 1925 erschienenen Buch von Erwin Theuer: „Urge schichte Oberösterreichs“.

» Neolithikum (Jungsteinzeit)

Die neolithische Revolution (griech. neo= neu, lithos=Stein), die in Vorderasien im „Fruchtbaren Halbmond“ (oberes Zwei stromland und nördliche Levante) ihren Ausgang nahm, ist der vielleicht größte Umbruch in der Menschheitsgeschichte, da die neue Lebensgrundlage, die Land wirtschaft, die Lebensform des Menschen durch Sesshaftigkeit, Ackerbau und Vieh zucht vollständig umwälzte. Vielleicht wird eine ähnlich gewaltige Lebensum stellung der Menschheit nur durch die industrielle Revolution in der Neuzeit erreicht. Die Landwirtschaft gelangte um 5.500 v. Chr. durch Kolonisten nach Mitteleuropa und wurde auch im Linzer Großraum und Pasching ab diesem sehr frühen Zeitpunkt im 6. Jahrtausend v. Chr. betrieben. Die meisten anderen Regionen Oberösterreichs wurden erst ein bis zwei Jahrtausende später, im 5. und 4. Jahrtau send v. Chr. landwirtschaftlich genutzt.

Angesichts der heute bekannten großen Anzahl ar chäologischer–speziell jungsteinzeitlicher–Fund stellen auf Paschinger Gemeindegebiet ist es gerade zu verwunderlich, dass bis vor wenigen Jahrzehnten nur ganz wenige Funde aus dem rund 12,5 km2 gro ßen Gemeindegebiet, das zu den landwirtschaftlich fruchtbarsten Teilen Oberösterreichs zählt, bekannt geworden sind. So führte Josef Reitinger in seinem 1968 erschienen Standardwerk „Die ur- und früh geschichtlichen Funde in Oberösterreich“ nur zwei archäologische Funde aus Pasching an: eine „bairi sche Sax“ (einschneidiges Schwert) aus dem Ortsteil Thurnharting und eine jungsteinzeitliche „querge bohrte Flachhacke, gefunden in sekundärer Lage rung bei einem Hausbau“ (Abb. links). Der äußerst fruchtbare Lößboden im westlichen Großraum von Linz ließ aber immer schon vermuten, dass es sich bei der vermeintlichen Fundarmut in Pasching um eine Forschungslücke handeln musste. Denn fruchtbare Böden, ackerbaufreundliches Klima, ein dichtes Netz an kleinen Bächen und die Nähe gro ßer, schiffbarer Flüsse waren zu allen Zeiten ein großer Siedlungsanreiz. Zwar hat die Bodenerosion und die seit Jahrtausenden hier intensiv betriebene Landwirtschaft schon so manches archäologische Objekt zerstört und das Tiefpflügen die Aussage kraft vieler archäologischer Fundstellen im Unter grund in den letzten Jahrzehnten zusätzlich stark reduziert; zugleich eröffnet sich aber damit auch die Chance, diese unbekannten Fundstellen durch an die Oberfläche gepflügte Funde überhaupt erst zu

entdecken und von der Existenz lange abgekomme ner Siedlungen Kenntnis zu erlangen. Da Lößböden von Natur aus steinfrei sind, werden archäologische Funde auf den Paschinger Äckern und Feldern für das geschulte Auge nicht allzu schwer erkennbar und aufspürbar. Zerscherbte Gefäßkeramik, die häufigste archäologische Fundgattung, ist ein si cherer Indikator für eine urgeschichtliche Siedlung und ermöglicht in den allermeisten Fällen schon vor Ort und mühelos eine Datierung des Fundplat zes. Ist eine urgeschichtliche oder römerzeitliche Fundstelle solcherart lokalisiert, kann sie später im Falle ihrer Gefährdung durch ein Bauprojekt mittels einer vorherigen Ausgrabung „gelesen“ werden. Die Bodenfunde und die bei den Ausgrabungen gewon nenen Befunde erlauben dann–wenn auch beschei dene–Aussagen für die ganz überwiegend schriftlo sen Strecken der Menschheitsgeschichte, denn erst ab der Römerzeit um Christi Geburt stehen für un sere Breiten sporadische schriftliche Überlieferun gen zur Verfügung.

Die Steinzeit (Lithikum)

Paläolithikum (ca. 1.000.000 – 10.000 v. Chr.)

Insgesamt reicht die Entwicklung des Menschen mehrere Millionen Jahre zurück und war zuletzt durch das Eiszeitalter (Pleistozän) geprägt, das vor ca. 1,7 Millionen Jahren begann und erst vor rund 12.000 Jahren endete. In Mitteleuropa begann die Urgeschichte des Menschen vor rund einer Milli on Jahren. Während der letzten Kaltzeit (Würm),

Rechts: Von Josef Aigner sen. (Macherfried) auf seinem Feld Parzelle 1096 entdeckte neolithische Steinwerkzeuge: durchbohrter Setzkeil (L. 14 cm) zum Spalten von Baum stämmen, daneben so genannter „Schuh leistenkeil“ (L. 14 cm) zum Baumfällen und –bearbeiten; rechts außen: Die Vitrine mit Fundstücken vom Macherfried-Feld.

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und dann ausstarb.

Für den bei weitem längsten Abschnitt der Urge schichte, die Altsteinzeit (Paläolithikum), in der der Mensch als Jäger und Sammler den großen Tierherden folgte, fehlen bis jetzt jegliche Spuren von Hinterlassenschaften aus dem Raum Pasching. Da das Gemeindegebiet nur geringe Höhenun terschiede aufweist, also kaum reliefiert ist und keinen unmittelbaren Anteil an größeren Fließ gewässern und Tälern hat (die bevorzugten Wan derrouten von Mensch und Tier), ist dies nicht allzu verwunderlich. Grundsätzlich könnten paläolithi sche Freilandstationen und Rastplätze hier aber vorhanden sein, denn auch Pasching war damals Teil der Steppen des voralpinen Gebiets und Wei defläche von Großwildtieren (Rentiere, Wildpferde und Mammuts) und damit ein gutes Jagdgebiet. Die vielleicht vorhandenen, aber noch nicht entdeck ten Fundstellen konnten sich in Lößgebieten durch die Konservierung unter dem in den Kaltzeiten ak kumulierten Löß oftmals erhalten. Ihre Auffindung bedürfte jedoch einer ganzen Kette von glücklichen Umständen und besonderer Aufmerksamkeit bei Bauprojekten. So wurden bis heute im Großraum Linz nur nahe der Donau paläolithische Funde ge borgen, etwa am Froschberg, in Gusen, Mauthau sen und im Gallneukirchner Becken. Südlich von Pasching, auf der Niederterrasse der Welser Heide, sind im Einzugsgebiet der Traun die Fundstellen durch das Abschmelzen der Gletscher am Ende der letzten Eiszeit wohl zum allergrößten Teil vernich tet, denn mit dem Schmelzwasser wurden bis in den Linzer Raum riesige Schotterfelder transpor tiert und hier abgelagert.

Oben: Die bandkeramischen Siedlungsstellen westlich des Macherfrieds und südlich von Pfarrhof und Volksschule (rote Umrandungen). Luftbild aufnahme vom Sommer 1980.

Einen weiteren von den paläolithischen Menschen bevorzugten Lebensraum bildeten die Alpen und Alpentäler, wo sich auch in Oberösterreich abseits der Gletschervorstöße in den meist zu interstadi alen Warmzeiten aufgesuchten Höhlen paläolithi sche Funde erhalten haben (Warscheneck im Toten Gebirge).

Mesolithikum (ca. 10.000 – 5.500 v. Chr.)

Auch für die nachfolgende Mittelsteinzeit fehlen vor Ort jegliche archäologische Hinweise. Das Kli ma, das seit ca. 10.000 v. Chr. deutlich wärmer wurde (Präboreal und Boreal), führte zu einer Bewaldung der bis dahin von Steppen und Tundren geprägten Landschaft. Die Großwildtiere, die Jahrhunderttau sende die Lebensgrundlage des Menschen gebildet hatten, starben aus oder wanderten in kältere Ge biete ab, da sie mit dem warmen Klima nicht zu rechtkamen. Dem Wald angepasste Tiere wie Rehe, Rothirsche, Wildschweine, Braunbären, Biber, El che, Wölfe, Auerochsen und der Fischfang bildeten in den rund fünf mittelsteinzeitlichen Jahrtausen den die Ernährungsgrundlage des Menschen.

Neolithikum (ca. 5.500 – 2.200 v. Chr.)

Trotz des Fehlens alt- und mittelsteinzeitlicher Spuren beginnt die dauerhafte Besiedlung Pa schings sehr früh, nämlich schon in den allerersten Anfängen des Neolithikums, der Jungsteinzeit, die rund drei Jahrtausende währte. Pasching kann sich deshalb gemeinsam mit nur einer Handvoll weiterer Gemeinden in Oberösterreich zu den ältesten dau erhaft besiedelten Orten des Landes zählen.

Oben: Josef Aigner und Robert Neuhauser vor der Vitrine mit den Funden aus Pasching.

» Die Entdeckungsgeschichte

Im Zuge feldarchäologischer Forschungen wurde der Verfasser beim Kartenstudium auf die Felder westlich des Macherfrieds aufmerksam, da die topographische Si tuation für die Existenz einer früheren urgeschichtlichen und insbesondere band keramischen Siedlungsstelle geradezu ide altypisch war. So wurde er im Oktober 2011 bei Familie Aigner („Macherfried“) vorstel lig, um die Zustimmung zu einer Nachschau und Begehung der Felder einzuholen. Zu seiner großen Überraschung wurde ihm er klärt, dass man bereits „Schuhleistenkeile“ gefunden habe und präsentierte ihm die in einer Vitrine ausgestellte umfangreiche Steinbeil-Sammlung. Die Verwunderung war groß, nicht nur ob des „verpufften Er folgs“, denn noch kein Landwirt hatte bei Nachfragen den Fachbegriff Schuhleisten keil verwendet. Eine Begehung auf Herrn Aigners Feldern (Parz. 1096 und 1071) er brachte sodann ein umfangreiches Scher ben- und Feuersteinkonvolut der mehrpha sigen neolithischen Siedlungsstelle, deren Ackeroberfläche im Herbst abgeerntet und abgeregnet war und damit optimale Auf findungsbedingungen bot. Da Tonscherben das „Leitfossil“ der prähistorischen Archäo logie sind, konnte über die Keramikgefäß scherben sofort und mühelos eine genaue re Datierung und zeitliche Eingrenzung der Fundstelle vorgenommen werden. Durch die Lokalisierung der Siedlungsstelle wur de der Fundbereich unter Denkmalschutz gestellt, sodass die Baugenossenschaft LEWOG, die im Jahr 2012 ebendort ein Wohnprojekt plante, vor der Verbauung des Areals eine archäologische Untersuchung an eine Grabungsfirma in Auftrag gab, die im Sommer 2013 durchgeführt wurde. Im Frühjahr 2012 wurden vom Autor die Siedlungsstellen „An der Westzeile“ (südl lich von Volksschule/Pfarrhof) und „Am Südhang“ entdeckt.

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Zum Autor des Kapitels: Mag. Elmar Mattle, geboren 1980 in Grieskirchen, lebt seit 2017 mit seiner Familie in Pasching und unterrichtet Deutsch und Geschichte am Kollegium Aloisi anum in Linz. Er erfuhr durch die Paschinger Gemeindezeitung von dem Buchprojekt und bot kurzerhand seine Unterstützung an.

Pasching im Mittelalter

Pasching im Frühmittelalter

Nach dem Ende der Völkerwanderungszeit im späten 5. Jahrhundert und der damit einherge henden Absiedlung der romanischen (lateinische Dialekte sprechenden) Bevölkerung aus dem Al pen- und Voralpenraum entstand ein gewisses Siedlungsvakuum auf dem Gebiet des heutigen Oberösterreichs. Vornehmlich germanische Stäm me siedelten im 7. und 8. Jahrhundert im Alpen vorland bis zur Enns: die Baiern. Vor allem in Ortsnamen spiegelt sich ihre Sprache und Her

Unten: Luftbildaufnahme von 1998. Links unten das Hofbauerngut (Jungreithmayr, Thurnharting Nr. 1) und oberhalb das Hub mergut (Boxhofer, Thurnharting Nr. 3). 1

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kunft wider: Namen auf -ing und -ham sind ty pisch bairisch. Sowohl Pasching als auch Thurn harting gehen wohl auf Personennamen zurück („Paseo/Pasco“ bzw. „Durnoht“ vom althoch deutschen Wort „dur(h)naht“, was „vollkommen, treu“ bedeutet). Auch die Namen umliegender Gemeinden bzw. Ortschaften weisen auf eine bairische Besiedlung hin (Leonding, Wilhering, Hörsching, Hitzing, Rufling, Thalham, Strassham und Thening). Auf Paschinger Gemeindegebiet (in Thurnharting) konnten nur wenige Funde aus

EferdingerLokalbahn

» Archäologische Funde im Angerholz: Wenige Meter südlich der Ochsenstraße, bei dem kurzen Abschnitt, an dem sich die Straße zwischen Pasching und Wilhering zieht, liegt der höchste Punkt Paschings (siehe Luftbild Nr. 2). Heute befindet sich dort ein sechs Hektar großes Waldstück, das „Angerholz“ oder auch „Laubstangenholz“ genannt wird. In den Jahren 1966/67 erwarb der Baumeister Ernst Kraushofer aus Leonding den Wald von den Bauern Lehner (Dorn), Boxhofer (Hubmer) und Obermair (Pointinger). Anfang der 1970er-Jahre entdeckte er am höchsten Punkt des Waldes, dort, wo in etwa die Grenze zwischen Pasching und Wilhering verläuft, ein gemauertes Steinfundament. Mit Unterstützung von Manfred Pertlwieser vom OÖ. Landesmuseum wurden zahlreiche historische Funde verschiedener Zeitepochen gefunden. Zu den älteren Funden zählte ein Steinbeil (ca. 2500 v. Chr.) und verschiedene Keramikstücke (ca. 400 v. Chr.). Das Funda ment stammt aus der Römerzeit, auch weitere Glasfunde und Ziegelstücke lassen sich als römerzeitlich einordnen. Besonders interessant ist das Bruchstück einer Steintafel, auf der das Federkleid eines Adlers eingraviert ist. Pertlwieser zog aus den Funden den Schluss, dass es sich um ein Wächterhaus handeln müsse, von dem aus die damalige Römerstraße (= spätere Ochsenstraße) perfekt überwacht werden konnte. Man konnte von dort die Welser Heide überblicken und sah bis ins Alpenvorland, nach Linz und Enns. Die Steintafel mit den Federn datierte der Archäologe in die Merowingerzeit (6.–8. Jahrhundert). Es handelt sich um ein Hoheitszeichen, das vermutlich am Giebel eines Wächterhauses, das auf dem römischen Fundament errichtet worden war, angebracht war. Der heutige Besitzer des Waldes, Ing. Peter Kraushofer, ein passionierter Hegemeister, hat in diesem Zusammenhang eine interessante Beobachtung gemacht: In seinem Wald und auch unterhalb im Dopplerwald wächst die Pimpernuss, die sonst weit und breit nirgendwo zu finden ist. Die Kelten sollen ihre Grabstätten mit der Pimpernuss bepflanzt haben. Aus der Römerzeit stammen auch häufigere archäologische Belege dafür, dass die Pimpernuss von den Menschen gezielt genutzt wurde, etwa in Form von Amuletten oder Spielsteinen aus Pimpernusskernen.

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Ochsenstraße
2 4

» Der Langsax aus Thurnharting: Im August 1946 erwarb Wilhelm Rothansl - er war von 1928 bis 1964 Direktor der Städtischen Molkerei in Linz - mit seiner Gattin ein 2000 m² großes Grundstück an der Ochsenstraße in der Katastralgemeinde Thurnharting. Grundlage für die Kaufentscheidung war die besonders schöne Lage nördlich des Alpenvorlandes mit Blick auf die Alpenkette und außerdem wurde der Garten (den Zeitumständen nach dem Krieg entsprechend) als „Fressbotanik“ verwendet - es wurden also Gemüsebeete und Obstkulturen angelegt. Das Grundstück gehörte davor dem Ehepaar Schöllhuber, das eine kleine Landwirtschaft betrieb und auf der anderen Seite der Ochsenstraße in einem typischen „Häusel“ wohnte. Dieses Haus war übrigens damals das einzige weit und breit. Die nächste Siedlung im Süden ist Thurnharting, das 1946 nur aus einigen Bauernhöfen bestand. Im Ostenebenfalls etwa 1 km vom Garten entfernt - standen an der Kreuzung Ochsenstraße/Dörnbacher Straße ein paar Einfamilienhäuser. Der Garten der Familie Rothansl liegt zwischen Rufling und Straßham an der Ochsenstraße und zwar südlich derselben und östlich des sogenannten Angerholzes im Gemeindegebiet von Pasching. Im Volksmund heißt das Gebiet „Am Galgenberg“, angeblich soll sich dort die Richtstätte der Herrschaft Rufling befunden haben. Wenn früher Skelette oder Gräber gefunden wurden, welche nicht in geweihter Erde bzw. am Friedhof begraben worden waren, nahm man häufig an, es müsse sich um eine Richtstätte handeln. Manch mal waren es aber auch bajuwarische oder andere Bestattungsplätze. Irgendwelche Relikte dieser angeblichen Richtstätte wurden bisher nicht entdeckt. Jedoch fand 1965 Wilhelm Rothansl mit seinem Sohn Erwin beim Ausgraben einer Forsythien-Hecke etwa 10 Meter südlich der Ochsenstraße ein Schwert (Luftbild Nr. 4). Im Linzer Landesmuseum wurde es als bajuwarisches Kampfschwert bestimmt (ein sogenannter „Sax“). Das Fundstück befand sich lange Zeit bei Erwin Rothansl, der in Stuttgart lebte. Nach seinem Ab leben übergab es seine Witwe ihrem Neffen Michael Rothansl, der Anfang der 1990er-Jahre mit seiner Gattin auf dem Grundstück in Pasching ein Haus (Thurnharting 24) errichtete.

dieser Zeit gemacht werden. Das bedeutsams te Fundstück ist sicherlich ein bajuwarisches Kampfschwert („Sax“), die Fundstelle befindet sich nur 10 m von der Ochsenstraße entfernt (siehe Kasten oben „Der Langsax aus Thurnhar ting“). Dieser Straßenzug spielte auch im Früh mittelalter eine Rolle, wie Funde von bairischen Gräbern in den Nachbargemeinden und die Fun damente eines Wächterhauses im Angerholz (Kasten linke Seite „Archäologische Funde im Angerholz“) belegen. Nicht zuletzt zweigte von der Hitzinger Kreuzung ein Teilstück Richtung Süden ab und führte über Pasching nach Traun.

Rechts: Der Langsax aus Thurnharting hat eine Gesamtlänge von 63,3 cm. Die Klinge misst unten 51,3 cm und oben 50,3 cm. Die größte Breite der Klinge beträgt 4,0 cm. Die Angel (Griffstück) ist abgesetzt und liegt in der Mitte der Klinge. Ihre größte Breite beträgt 2,3 cm an der Klinge, nach hinten läuft sie konisch auf 1,3 cm zusammen. Die Angel liegt mittig in der Längsachse. Der Ort (also die Spitze) liegt ca. 1 cm unterhalb der Längsachse. Der Schwertrücken ist dicker als die Schneide, die stärkste Stelle ist 6,5 mm dick. Die Faltung (Damaszierung) von Heft und Klinge ist deutlich ersichtlich. Von der Angel bis zur Spitze ist beiderseits eine sich zur Spitze hin verjüngende Betonung des Schwertrückens in der Breite von 12 mm bis 8 mm (bei der Spitze) erkennbar. Offensichtlich handelt es sich dabei um eine Zierrille am Blatt zwischen Rücken und Schneide. Die Klinge ist besonders in der vorderen Hälfte stark korrodiert. Der Sax wurde noch im Fundjahr konserviert und durch Konserva toren des OÖ. Landesmuseums vom Rost befreit. Es ist keine auffällige Verformung durch Erddruck etc. feststellbar. Es handelt sich bei der Waffe um einen typischen Langsax (ein schneidiges Schwert) aus der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts, wie er in vielen Regionen des heutigen Deutschlands und Österreichs gebräuchlich war.

Archäologische Funde aus dem Angerholz: Laut Manfred Pertlwieser weist das Steintafelfragment ein Hoheitszeichen aus der Merowingerzeit auf (oben). Das Steinbeil (links oben) stammt aus der Jungsteinzeit. Die Kleinfunde aus der Rö merzeit (Pinselhalter, Teil eines Zaumzeugs und Glasscherbe; links unten) stam men nach Ansicht Pertlwiesers von einem römischen Wachtturm an der DonauLimesstraße, die später als Ochsenstraße bezeichnet wurde.

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Erfassung des Grundbesitzes

Hausnamen als Orientierungsmittel

Bis heute haben Hausnamen in ländlichen Regio nen ihre Bedeutung bewahrt. Dabei handelt es sich um einen Beinamen bzw. zweiten Familiennamen, mit dem alle Mitglieder der Besitzerfamilie belegt wurden, der von Generation zu Generation wei tergegeben wurde und sich derart einprägte, dass er heute noch, besonders im Sprachgebrauch älte rer Menschen, oft sogar noch häufiger verwendet wird als der tatsächliche Nachname des Hofbesit zers. Der Vulgoname bestand auch dann weiter, als längst schon ein anderer Besitzer auf dem Hof war – zumindest mündlich wurde er weitergegeben und dem Rufnamen vorangestellt. So werden die Bewohner eines Hauses über Jahrhunderte hin mit dem Haus identifiziert, eine Form der Tradition, die es nur im ländlichen Raum gibt.

Die Hausnamen kamen im Mittelalter auf und dienten ursprünglich der Orientierung, zumal es anfangs auch noch keine ausgeprägten Familien namen gab. Besonders dort, wo gestreute Sied lungsformen die Übersicht erschwerten, waren sie ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. Erst Maria Theresia schuf ein Ordnungsprinzip, indem sie die Hausnummerierung einführte. Bis dahin erfolgte die Benennung eines Anwesens und der mit ihm verbundenen Besitzrechte, Steuerpflich ten und anderen Leistungen, wie sie später das Grundbuch festschrieb, ausschließlich durch den Hausnamen.

Für die Entstehung waren oft Vornamen früherer Besitzer, Berufsbezeichnungen oder Flurnamen bestimmend. Meist war die Lage eines Hauses na mengebend: etwa das Kirchmayrgut in Pasching Nr. 5 oder das Kirchwegergut in Wagram Nr. 9. Auch der Hausname Haidmann in Wagram Nr. 24 leitet sich von der Lage des Gebäudes ab. Manche Bauernhäuser wurden auch nach der Obrigkeit benannt, wie der Poschmayrhof in Thurnharting, dessen ursprünglicher Besitzer ein Heinrich der Poscher war, oder das Pfanzaglgut in Wagram Nr. 3, benannt nach dem Ritter von Pfanzagl. Auch das Handwerk, das in verschiedenen Häusern einst ausgeübt wurde, konnte generationenlang den Na men des Hauses bestimmen. So ist der Hausname Riemer (Pasching Nr. 16) heute noch gebräuchlich, obwohl dort schon lange keine Riemenmacher mehr wohnen. Ebenso leiten sich viele Hausna men in Pasching vom Familien- oder Vornamen bzw. auch teilweise vom Rufnamen eines alten

Linke Seite: Umgebungskarte von 1770, unter der Regierungszeit Maria Theresias; in der Mitte der Ort Pasching.

Besitzers ab, meist verbunden mit der Größe bzw. Art des Besitzes – dazu gehören u. a. Lehner (von „Lehen“) und Huber (von „Hube“). Auch das Villi kationssystem wie die Meiereiwirtschaft als Basis der Grundherrschaft und der landesherrliche oder kirchliche Besitz kommen in den Hausnamen zum Ausdruck. Beispiele sind das Obertimelmayrgut, der Niedertimlmayr oder das Zeilmayrgut, die dem Stift Wilhering untertan waren.

Die Konskriptionsgemeinden

Die Vergabe von Hausnummern (Konskriptions nummern) verfolgte den Zweck, Ortsstrukturen für eine einheitliche Verwaltung zu schaffen. Ur sprünglich hatte die Einführung von Konskripti onsortschaften rein militärische Gründe: Als Kai serin Maria Theresia 1770 befahl, alle christlichen männlichen Untertanen mittels Hausnummerie rung zu erfassen, geschah dies in Vorbereitung eines neuen Rekrutierungssystems. Dabei wurde keine Rücksicht auf die Besitzverhältnisse, auf adeligen, bürgerlichen oder bäuerlichen Stand ge nommen. Auch erfolgte die Vergabe der Nummern nicht, wie vielfach angenommen, nach dem Alter des jeweiligen Hauses, sondern danach, welchen Weg die Kommission zur Erfassung der Häuser zu rücklegte. Neu errichtete Häuser erhielten dann die jeweilige Folgenummer, unabhängig, wo sie erbaut wurden. Wurde ein Haus im Laufe der Zeit

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Oben: Die Schneiderfamilie Reisetbauer vor ihrem Haus (Pasching 40), im heu tigen Seilerweg. Die Hausnummer war noch auf die Hauswand geschrieben. Die ersten Emailschilder wurden in Pasching im Jahr 1932 angebracht.
3 Kapit E l

Oben: Das Haus Pasching Nr. 1 (Gasthaus Emhofer) wurde 1978 abgetragen.

Mitte: Eingang vom Hofjansengut.

Unten: Die Bauernfamilie vom Hofjansen gut. Vorne die Eltern Georg und Theresia Aigner, links Tochter Maria, hinten die Söh ne Josef, Rudolf, Franz und Friedrich.

Althäuser in Pasching

Im Franziszeischen Kataster von 1825 (siehe Karte 3; Kapitel „Erfassung des Grundbesitzes“) wurden in der Ortschaft Pasching 64 Häuser, in der Ortschaft Aistenthal 5 Häuser, in der Ortschaft Thurnharting 10 Häuser und in der Ortschaft Wagram 39 Häu ser eingezeichnet. Ab dem Jahr 1770 erhielt jedes Haus eine Konskriptionsnummer, ab 1961 wurden die Häuser nach Straßen benannt, bis 1978 wurden dennoch Konskriptionsnummern vergeben. In der nachfolgenden Auflistung der Häuser werden - falls vorhanden - die alten und die neuen Nummerierun gen erwähnt. Von vielen dieser Häuser reicht die Ge schichte bis in das Mittelalter zurück, an dieser Stel le werden diese Häuser ein wenig beschrieben, wie etwa Aufzählung einiger Besitzer quer durch die Zeit sowie Nennung verschiedener Ereignisse. Bis 1848 war jedes Haus einer Grundherrschaft untertan, wel che ebenfalls angeführt ist (kursiv). Die Grundherr schaften hatten meist Herrschaftssitze oder Klöster, sie waren Inhaber von Grund und Boden, ebenso von allen darauf errichteten Bauten. Der „gemeine Mann“ hatte das Nutzungsrecht unter der Verpflich tung, die landwirtschaftlich nutzbaren Flächen ord nungsgemäß zu bewirtschaften und die Gebäude in einem guten Zustand zu halten. Dafür musste der Herrschaftsuntertan seinem Grundherren alljährlich Abgaben leisten, diese reichten von einem Geldbe trag bis zu Naturalien wie Getreide, Kleinvieh oder Erzeugnissen wie Käse. Ebenso mussten Arbeitsleis tungen (Robot) verrichtet werden.

» Wirtshaus samt Metzgerei-Gerechtigkeit [ Pasching 1 ] Ehem. Standort: Hörschingerstraße 10 Herrschaft: Tollet und Exemptes Amt Ruefling (siehe Kapitel „Gewerbe und Handwerk in Pasching“)

» Wirtshaus Innhaus [ Pasching 2 ]

Ehem. Standort: Krumbachweg ... Herrschaft: Exemptes Amt Ruefling Es gehörte einst zu Pasching Nr. 1, später zum Niedertimelmayrgut (Pasching 12). Es wurde auch „Niederhäusl“ genannt.

» Hofjansengut [ Pasching 3 ] Heute: Johann-Lehnerstraße 4 ............ Herrschaft: Stift Wilhering In alten Unterlagen finden sich auch die Schreib weisen Hoffion, Hofian oder Hofiansen. Im evangelischen Pfarramt im Linzer Landhaus lie ßen am 30. August 1614 Stefan und Rosina Moser, Besitzer des Moserlehens (heute Hofjansengut), ihren Sohn taufen. Im September 1759 vermählte sich der Hoferbe Georg Aigner vom Hofjansengut mit der Bauerntochter Elisabeth Ertl (*1731) vom Weiglgut (Pasching 34). Der 1766 geborene Sohn Johann und Hoferbe führ te im Mai 1789 die 23-jährige Bauerntochter Maria Kirchmayr vom Haidlgut (Pasching 43) vor den Trau altar. Die aus der Ehe stammende Tochter Rosina Aigner (*1794†1869) heiratete 1815 den Hoferben Johann Ertl (*1795†1869) vom Weiglgut (Pasching 34). Ihr Bruder Georg Aigner (*1800) schloss im Juni 1834 mit der Hoferbin Eva Wegscheider (*1785) vom Siglgut (Pasching 47) den Bund der Ehe. Nach dem sie verstorben war, vermählte sich Josef Aigner im April 1839 erneut, und zwar mit der Bauerntoch ter Maria Kirchmayr (*1806) vom Zaglgut (Pasching 38). Die Tochter aus dieser Ehe, Theresia Aigner (*1869†1954), ging mit dem Bauernsohn Georg Aig ner (*1870†1934) vom Mittermayrgut (Edramsberg 5) den Bund der Ehe ein. Sie wurden die neuen Be sitzer des Hofjansenguts. 1935 heiratete der 1905 geborene Bauernsohn Josef Aigner die Hoferbin des Macherfriedgutes (Pasching 23) Rosina Hochmayr. Sein Bruder Friedrich Aigner (*1909†1950) erbte das Hofjansengut, er vermählte sich 1940 mit der Bau erntochter Aloisia Platzl (*1913†1976) vom Mitter bauergut (Freindorf, Ansfelden). Nachdem Friedrich Aigner bereits 1934 der Hof überschrieben wurde, musste er seinen Geschwistern Maria und Rudolf jeweils rund 5000 Goldschilling ausbezahlen, Ru dolf Aigner erhielt zusätzlich 3,5 Hektar Wald in Wilhering (Mühlbach). Der Viehbestand umfasste 16 Kühe, 4 Stück Jungvieh, 15 Schweine und 2 Pfer de. Ebenso war man bereits im Besitz eines Traktors. Nachdem Friedrich Aigner 1950 verstorben war, hei ratete die Witwe 1951 Johann Gruber (*1913†1987) vom Scheibmayrgut in Hargelsberg. Sohn und Ho ferbe Heinrich Aigner (*1944) heiratete die Bauern tochter Christine Lederhilger-Roithner (*1951) vom Oberbauerngut (Felling 2, Leonding). Heute be

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Oben: Gruppenaufnahme von 1946 beim Hofjansengut (Aigner). Anfang der 1930er Jahre gab es am Hof Feueralarm, die Zeitungen berichteten darüber: „ Am 2. Februar 1930 um ca. 20 Uhr brach im Hause des Georg und der There sia Aigner, vulgo „Hofians“ in Pasching Nr. 3 in der Scheune neben der Schwei nestallung ein Brand aus, der sich schnell über den ganz mit Stroh gedeckten Vierkanthof ausbreitete und dieser bis auf die Mauern niederbrannte. Außer landwirtschaftlichen Geräten verbrannten auch sämtliche Stroh- und Futtervor räte. Das Vieh und die Wägen konnten rechtzeitig in Sicherheit gebracht werden. Bei den Rettungs- und Bergungsarbeiten tat sich unter anderem besonders der Zimmermann Rudolf Reischl hervor. Ein landwirtschaftlicher Arbeiter des Aig ner zog sich bei den Bergungsarbeiten Brandwunden zu. Nur der vollständigen Windstille ist es zu danken, dass die Nachbarhäuser verschont blieben. Viele Feu erwehrmänner befanden sich zur Zeit des Brandausbruches beim Feuerwehrball in Dörnbach, so dass die Feuerwehrspritzen spät in Aktion traten.“ Um 1860 wurde gegenüber des Hofes ein Backhaus mit einem „Troadboden“ errichtet, es erhielt die Paschinger Hausnummer 67.

treibt die Landwirtschaft am Hofjansengut ihr 1977 geborener Sohn Gerald. Um 1860 wurde gegenüber des Hofes ein Backhaus mit einem Troadboden er richtet, es erhielt die Paschinger Hausnummer 67.

» Hanglgut [ Pasching 4 ]

Heute: Schulstraße 9 .......................................

Herrschaft: Hingerling 1825 scheint als Bauer des Hanglguts Mathias Holz ner auf, ihm folgten Michael und Elisabeth Mayrho fer. Mit August 1874 wurde der Bauer Stephan Ertl vom Weiglgut (Pasching 34) der neue Besitzer. Am 19. Februar 1878 heiratete sein 28-jähriger Sohn Adam Ertl (*1849†1911) die gleichaltrige Gasthaus tochter Maria Krenmayr (*1849†1919) von Hasenu fer 9 (Pucking). Sie wurden die neuen Besitzer des Hanglguts. 1911 brannte das Gut ab. 1926 erwarben Jakob (*1876) und Marie Rinder (*1879) das Hangl gut, sie stammten aus Südmähren (Muschau). Aus

ihrer Ehe gingen 4 Töchter hervor, die zweitgebo rene Adele Rinder (*1909†1971) wurde Bäurin am Zaglgut (Pasching 38). Jakob Rinder war Pionier des Rübenanbaues in Pasching. Im Juli 1938 kauf ten Karl (*1877†1964) und Johanna (*1886†1949) Eßbichl den Hof, sie stammten aus Döllersheim, Dietreichs 9 (NÖ.) und mussten ihren Hof verlas sen, da dort ein Truppenübungsplatz errichtet wur de. Damals gehörten zum Hanglgut rund 35 Hektar Grund. 1946 übernahm den Hof ihr Sohn Alois Eß bichl (*1912†1972), nachdem er die Bauerntochter Theresia Katzenschlager (*1918†2004) vom Ober mairgut (Bergerndorf 22, Thalheim/Wels) geheiratet hatte. Ab 1978 führte ihr 1951 geborener Sohn Franz die Landwirtschaft weiter, er vermählte sich mit der Bauerntochter Maria Kirchmayr (*1955) vom Hue mergut (Reith 6, Leonding). Franz Eßbichl war ab September 1980 für 29 Jahre im Paschinger Gemein derat tätig und von 1991–2009 Vizebürgermeister, zur gleichen Zeit war er auch Parteiobmann der ÖVP Pasching. Heute ist er unter anderem auch Obmann

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Die unteren drei Bilder stammen vom Hangl gut, am oberen die Familie Eßbichl und am unteren die Vorbesitzer Familie Rinder. Die Außenaufnahme ist von 1940.

Unten: Die Aufnahme von 1911 zeigt im Vordergrund die Huf- und Wagenschmiede von Michael Augl (Pasching 11) an der heu tigen Schulstraße. Dahinter das ehemalige Schul- und Mesnerhaus und das Kirchmayr gut, sowie die Paschinger Kirche.

Gewerbe und Handwerk in Pasching

Die Ökonomie und der Broterwerb in Pasching wa ren einst vorwiegend von der Landwirtschaft ge prägt. Eine frühzeitliche industrielle Entwicklung so wie in der Nachbargemeinde Traun, wo bereits im Jahre 820 Wassermühlen erwähnt werden, blieb aus. Grund dafür war, dass bei der geringen Wasser führung der Bäche, die das Gemeindegebiet von Pa sching durchfließen, nicht einmal ein unterschläch tiges Wasserrad errichtet werden konnte, um die Wasserkraft industriell zu nützen. Dennoch gab es inmitten der dominierenden Bau ernhöfe einige emsige Gewerbetreibende. Auf der einen Seite Handwerker, die vor Ort der Landwirt schaft dienten, wie Schmied, Wagner, Binder oder Sattler, auf der anderen Seite die Gewerbetreiben den, welche der ganzen Bevölkerung dienten. Dazu gehörten Schuster, Schneider, Bürstenmacher oder Weber und die Gewerbetreibenden, welche für die Nahrungsmittelversorgung zuständig waren, wie Bäcker, Fleischhauer, Milchhändler sowie Greißler und natürlich die Wirte.

In den Matriken des evangelischen Pfarramts im Landhaus von Linz findet man einige Einträge von Paschinger Handwerkern, die ihre Kinder in die Landhauskirche zur Taufe brachten. Bartholomäus Donauer, Schmied zu Pasching, und seine Frau Barbara ließen am 28. Juni 1614 ihren Sohn Jakob und am 19. Oktober 1616 ihre Tochter Barbara taufen. Simon Lackner, Schuster zu Pa sching, und seine Frau Barbara ließen am 23. Febru ar 1617 ihre Tochter taufen. Am 18. Juni 1617 wurde Martin Angerlehner, Sohn des Schmieds Hans An gerlehner und seiner Ehefrau Maria, in Linz evange

lisch getauft. Das Haus Pasching Nr. 39 hatte lange den Hausnamen „Angerlehner“ und das dazuge hörige Haus Nr. 40 den Hausnamen „Hufschmied haus“, obwohl es später ein Bauernhaus war. Auch die Besitzer des Baumgartnergutes hießen einst Angerlehner. Am 3. Jänner 1617 heiratete Christoph Grabmeier, Sohn des Kummeters und Riemers Elias Grabmeier und seiner Frau Katharina, zu Pasching eine Mazorka Breitensöllner von Rufling. Haus Pa sching Nr. 16 trägt noch heute den Namen „Riemer“.

» Pasching im Jahre 1830

Im Transkription Katastral-Schätzungs-Elaborat von 1834, welches sich im OÖ Landesarchiv befin det, wird Pasching wie folgt beschrieben: „Nach den Hausskriptions-Resultaten vom Jahre 1830 bestehen Männliche 313, Weibliche 321 , Zusammen 634 See len, in 76 Häusern und in 146 Wohnpartheien; Hier von beschäftigen sich: mit der Landwirthschaft 44, Landwirthschaft und Gewerbe 5, Gewerbe 25, keinem von beiden 72. Von Industrial-Gewerben sind in der Gemeinde durchaus keine im Bestande.“

Das Haus Pasching Nr. 1 (später „Emhofer“) ist ein sehr altes Gasthaus, zur Zeit des Franziszeischen Katasters (1825) gehörte es dem Wirt und Fleisch hacker Franz Ploberger. Im Haus Pasching Nr. 11 befand sich der Hufschmiedmeister Paul Reither, auch „Schmiedreither“ genannt. Ein weiterer Hufschmiedmeister befand sich in den Häusern Pasching Nr. 39 und Nr. 40, es wurde auch „Hochschmiedhaus“ genannt, der Besitzer war Hochmayr Stephan. Im November 1810 ver mählte sich seine Tochter Anna mit dem Schmiede meister Johann Lang.

Am 2. Oktober 1837 wurde das Hufschmiedgebäude (Pasching 40) von den Besitzern Michael und Anna Meyer versteigert, dazu gehörten um die 11 Joch Äcker und 11 Joch Wiesen.

Im Paschinger Althaus Nr. 29 (Neuhaus; Schuster haus) betrieb Schustermeister Minimayr Mathias seine Werkstatt. Bindermeister Adam Winkelmayr übte sein Handwerk im Haus Nr. 56 aus, deswegen wurde es auch das „Häuslbinderhaus“ genannt.

Im Paschinger Althaus Nr. 27 (heute Dörnbacher Straße 40) war zu dieser Zeit eine Wagnerei unter gebracht, der Hausname war „Heißenwagner“, denn das Gebäude gehörte damals dem Besitzer vom Hei ßengut. Bäckermeister Johann Michael Piekl ver sorgte damals im Haus Nr. 57 die Paschinger Bevöl kerung mit Brot. Der Weber Johannes Groiß hatte seinen Betrieb im Haus Pasching Nr. 20. Ebenfalls ein Weber war Mittermayr Andreas vom Kilianhaus (Pasching 41).

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» Die Handwerker und Gewerbetreibenden der neuen Gemeinde Pasching

Mit der Auflösung der Grundherrschaft im Jahre 1848 wurde auch die junge Gemeinde Pasching ge boren. Mit 1. Jänner 1855 wurde Michael Pflug zum ersten Bürgermeister von Pasching bestellt, er war Landwirt am Gaumbergergut (Pasching 31). Die nachfolgenden Gewerbe- und Handwerksbetrie be wurden in dieser Zeit bzw. bis in die Zwischen kriegsjahre hinein gegründet.

Schmiedehandwerk in Pasching

Ende 1854, zwei Monate bevor Pasching den ers ten Bürgermeister stellte, erwarb Martin Augl aus St. Florian, Fernbach 19 die Schmiede im Haus Pa sching Nr. 11 und vermählte sich mit der Bauers tochter Maria Hartl vom Ertlgut (Wagram 3). Der Schmiedemeister Augl starb jedoch bereits am 19. Jänner 1856 mit 56 Jahren. Die Witwe führte die Schmiede mit dem älteren Sohn Martin weiter, da nach übernahm sein Bruder Michael den Betrieb. Die Geschäfte liefen gut, die Huf- und Wagenschmiede produzierte auch eigene Pflüge und stellte diese sogar auf der gewerblichen, industriellen und land wirtschaftlichen Ausstellung in Wels aus und wurde am 25. Septemer1878 dafür mit einer silbernen Me daille ausgezeichnet. Ebenso war Augl mit seinen Produkten am jährlich stattfindenden Linzer Volks fest vertreten. Er war also ein innovativer Schmied, dem es nicht ausreichte, vor Ort tätig zu sein. Die

Arbeit in Pasching beschränkte sich vor allem auf das Beschlagen der Pferde, ebenso schmiedete er natürlich alles für seine Handwerkerkollegen, sei es die eisernen Reifen der Fässer für den Binder oder die mit Eisen beschlagenen Räder für den Wagner. Ebenso fertigte er die Metallteile für Tischler und Zimmerer, vom Schanier bis zum Schloss. Auch das Amt der Vieh- und Fleischbeschau für die Gemeinde hatte der Schmiedemeister Augl inne. Zu dieser Zeit war er der einzige Schmied in Pasching, doch 1898 bekam er Konkurrenz, denn Leopold und Maria Wei xelbaumer aus Neumarkt i. M. errichteten das neue Gebäude Pasching Nr. 78 mit einer Huf- und Wagen schmiede in bester Lage nächst der Zugstation. In der Zeit des ersten Weltkriegs starb am 12. März 1916 der Huf- und Wagenschmied Michael Augl im 64. Lebensjahr. Er gehörte lange Jahre dem Gemein deausschuss an und war Mitgründer der Feuerwehr. Sein Sohn Michael Augl (*1885†1964) übernahm den Betrieb.

Im Juni 1917 verstarb kurz danach auch Schmiede meister Weixelbaumer. Da es keinen Nachfolger gab, verkaufte die Witwe den Betrieb an Michael Augl, welcher sein Schmiedeunternehmen auf den neu erworbenen Standort verlegte. Trotz der schlech ten Nachkriegszeiten blieb der Paschinger Schmied beständig, langsam ging die Mechanisierung in der Landwirtschaft vor sich. Als am 27. August 1924 ein Schlepper mit Pflügen auf der Donau bei Grein sank, erwarb Michael Augl das Strandgut von der

Oben: Leopold und Maria Weixelbaumer vor ihrer Huf- und Wagenschmiede (Pasching 78) im Jahr 1910. Michael Augl übersiedelte 1917 in dieses Gebäude.

Unten: Am 11. Juni 1900 fand die Hochzeit vom 47-jährigen Schmiedemeisters Micha el Augl (*1852†1916) und der 37-jährigen Bauerstochter Elisabeth Mayr (*1862†1911) vom Bruckmayrgut (Pasching 6) statt.

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Pasching in der Monarchie

Bis zur Aufhebung der Grundherrschaft im Jahr 1848 war Pasching ein kleines Bauerndorf, dessen Geschicke von der „Obrigkeit“ bestimmt wurden. Benedikt Pillwein beschreibt den Ort im 3. Teil sei ner Topografie von Oberösterreich 1830 folgender maßen: „Pasching, ein Dorf mit 61 Häusern, 116 Wohnparteyen, 547 Einwohnern, 1 Stunde von Hör sching, 2 von Linz.“ Die Entfernung wurde damals nach der Gehzeit gemessen.

Mit der Aufhebung der Grunduntertänigkeit entfielen alle bisher jährlich an die Grund herrschaft zu leistenden Dienste und Gaben sowie die Zehententrichtung an den Zehentherrn. Steuern und Abgaben hob ab jetzt nur mehr der Staat ein. Auch die niedrige Ge richtsbarkeit ging an die neu geschaffenen Bezirksgerichte über, sodass nicht mehr wie bisher der Grundherr auch gleichzeitig der Richter über seine Untertanen war. Zuvor hielt das Landgericht seine Verhandlungen bei sogenannten „Schrannen“. Dazu waren hölzerne Schranken aufgestellt worden, die einen abgetrennten Stand bildeten, auf dem der Gerichtsherr, der Richter, der Schreiber und gegebenenfalls die Geschworenen Platz nahmen. Der Schranne war die Richtstätte angeschlossen, wo das etwaige Todesurteil sofort exekutiert werden konnte. Die Ge richtsschranne für Pasching befand sich in Straßham (siehe rot markierter Punkt auf der Landesgerichtskarte von 1810 oben). Unten: Karte von 1830 mit den Administra tivgrenzen, die auf die Verwaltungsreformen Maria Theresias zurückgehen. Pasching un terstand dem Distriktskommissariat Traun.

So wenig bedeutsam der Ort früher sein mochte, seinen Bewohnern, den Bauern oder vielmehr den Bauerngutsbesitzern, fehlte es nicht am nötigen Selbstbewusstsein, wie jener Brief vom 28. Juni 1755 bezeugt, mit dem sie von ihrer „Kaiserin“ Maria Theresia einen Pfarrer für Pasching erbaten (siehe das Kapitel „Kirchliches Leben in Pasching“). Da mals bestand der Ort aus „mehr denn 40 Häusern“. Zu dieser Zeit war im Habsburgerreich eine große Staats- und Verwaltungsreform im Gang, wozu erst mals der gesamte Grundbesitz genau vermessen wurde. Maria Theresias Sohn Joseph II. führte dieses Projekt weiter und schuf zwischen 1785 und 1788 den in Oberösterreich als „Josephinisches Lage buch“ bekannten Steuerkataster, in dem auch jedes Haus und Grundstück in Pasching exakt verzeichnet wurde (siehe das Kapitel „Erfassung des Grundbe sitzes“). Um das Land zentralistisch verwalten zu können, wurde es in Distriktskommissariate einge teilt. Pasching wurde 1776 Teil des neu geschaffe nen Kommissariats Traun, dessen Distrikt 20 Dörfer umfasste und in 3 Steuergemeinden unterteilt war, nämlich Traun, Neubau und Pasching. 1785 wur den Katastralgemeinden geschaffen, aus denen sich später die heutigen Ortsgemeinden entwickelten.

Strukturwandel und Franzosenkriege

Die Modernisierung des Staates bedeutete eine Ab kehr vom alten System. Der Staat schuf neue Struk turen und Kompetenzen, er übernahm Aufgaben, die bisher die adeligen Grundbesitzer innehatten, insgesamt verlor die Grundherrschaft an Bedeu tung. Die Auswirkungen der Französischen Revolu tion führten schließlich zu einer weitgehenden Ver änderung des gesamten gesellschaftlichen Gefüges in Europa. Zunächst waren es militärische Aus wirkungen. 1805 und 1809 drang die französische Armee in das österreichische Kernland vor, im Mai 1809 war Pasching sogar Schauplatz des Rückzugs der österreichischen Armee, als Napoleons Truppen von Eferding über die Ochsenstraße vorrückten. Der österreichische General Schustekh wollte mit seinen Soldaten, dem 2. Bataillon des 14. Infante rieregiments, noch die Traun überqueren. Während

viele dabei ertranken, weil das Wasser noch viel zu kalt war, wurde Schustekh in Pasching von den Franzosen gefangengenommen. Auch Feldmar schall Radetzky war mit seiner Armee von Lambach über die Welser Heide nach Kleinmünchen zurück gedrängt worden, am 3. Mai kam es hier zur überaus verlustreichen Schlacht in Ebelsberg, bei der 1000 Soldaten verbrannten, als die Franzosen den Ort anzündeten. Damit war für die Franzosen der Weg nach Wien frei. Der österreichische Kaiser musste in einen von Napoleon diktierten Friedensschluss einwilligen und ihm seine Tochter, Prinzessin Ma rie Louise, zur Braut geben. Als der Hochzeitszug nach Paris am 13. März 1810 auch Wagram passier te, dürften viele Paschinger auf der Landstraße den Tross verfolgt haben. Der Frieden währte nur kurz. Ein anderes Unglück aber betraf die Paschinger ganz direkt. Im Mai und Juni 1811 wurden der Ort und seine Umgebung von einer Pockenepidemie heimgesucht. Allein in Pasching starben 13 Kinder, die meisten von ihnen waren zwischen 1 und 5 Jah re alt. Unter ihnen befanden sich auch drei Kinder des Ehepaares Martin und Theresia Triendorfer, das in dem zum Macherfriedgut gehörenden Haus Pa sching 54 wohnte. Auch Kinder vom Hofjansngut (Pasching 3), Heidlgut (Pasching 43), Weiglgut (Pa sching 34) und Gaumbergergut (Pasching 31) sowie ein Kind der Bauernfamilie Hartl am Ertlgut in Wa gram 3 fielen den Pocken zum Opfer, ebenso Kinder von Tagelöhnerfamilien.

Die Koalitionskriege im Zug der Französischen Revolution hatten das Land ausgeplündert, vor allem waren Hunderttausende von Arbeitskräften der Wirtschaft entzogen worden. Als Napoleon endlich geschlagen war und Europa politisch neu geordnet wurde, ereignete sich am 5. April 1815 in Indonesien ein gigantischer Vulkanausbruch, dessen Auswirkungen auch in Europa spürbar wurden. Die Vulkanasche in der Atmosphäre ver minderte die Sonneneinstrahlung, so dass es über mehrere Jahre um drei bis vier Grad abkühlte. Der Winter 1815/16 war deshalb einer der kältesten seit Jahrhunderten. Dann spielte im darauffolgen den Sommer das Wetter verrückt. Wochenlange Regenfälle, Hagel, Überschwemmungen, Schnee fall bis in die Täler. Die enormen Ernteausfälle verteuerten die Lebensmittel, für das Vieh fehlte das Futter. Erst allmählich ging es in der Landwirtschaft wie der aufwärts, die Erträge der Bauern stiegen. Der Staat setzte auf Wirtschaftlichkeit und Einnah mengerechtigkeit. Im „Franziszeischen Kataster“, der zwischen 1822 und 1832 angelegt, wurde Pa

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sching noch einmal auf das Genaueste vermessen und der gesamte Besitzstand erhoben. Die staatli che Verwaltung drängte immer mehr den Einfluss der Grundherrschaften zurück, und als 1848 die Revolution ausbrach, war es mit dem jahrhunder tealten System der Grunduntertänigkeit vorbei.

Die neue Ortsgemeinde

Erstmals durften sich die Bauern als tatsächliche Eigentümer der von ihnen bewirtschafteten Güter fühlen, ein Drittel des Wertes mussten sie allerdings dem ehemaligen Grundherrn an Ablöse zahlen, was einen Teil der Bauern in Schulden stürzte, die meisten aber schafften den wirtschaftlichen Auf schwung, was sich an der regen Bautätigkeit beim Um- bzw. Neubau der Höfe im oberösterreichischen Zentralraum erkennen lässt. Die meisten Bauern häuser wurden erst jetzt, zwischen 1850 und 1880, zu Vierkanthöfen ausgebaut und erhielten ihr im posantes, landschaftsgestaltendes Erscheinungs bild. Das Ende der Grundherrschaft bedeutete aber auch, dass sich das Dorf Pasching selbst verwalten musste. Mit Wirkung vom 1. Jänner 1850 wurde Pa sching samt der Ortschaft Thurnharting und einem Teil der Ortschaft Aistenthal eine autonome Orts gemeinde und dem politischen Bezirk Linz-Land und dem Gerichtsbezirk Linz-Land zugeordnet. Allerdings blieb die Verwaltungsreform noch lange ein Provisorium. Erst am 1. Jänner 1855 erhielt Pa sching seinen ersten Bürgermeister: Michael Pflug, Bauer am Gaumbergergut (Pasching 31).

Die Modernisierung im Staat ging Hand in Hand mit dem technischen Fortschritt, hier war die Eisenbahn ein wichtiger Faktor. Lange bevor 1859 die ersten Züge der Kaiserin-Elisabeth-Bahn die Gemeinde Pasching passierten, fuhren seit 1834 die Wagen der Pferdeeisenbahn durch die Ortschaft Wagram.

Ein Zeichen der Eigenständigkeit der Gemeinde Pasching war im Jänner 1878 die Gründung einer Feuerwehr. Zum ersten Kommandanten wurde der Gastwirt Johann Ecker (Pasching 1) bestimmt. Bür germeister war zu dieser Zeit der Bauer Johann Mi

» Bettler, Einleger und Landstreicher. Ein Leserbrief in der Linzer Tages-Post, erschienen am 18. April 1867, gibt eine Vorstellung über die sozialen Verhältnisse dieser Zeit „Verehrte Redaktion! ‚Hohe Zeit!‘ Wann wird einmal die Zeit kommen, dass in Oberösterreich, beson ders in den Dörfern Leonding, Reith, Pasching, Hörsching, Breitbrunn, Oftering, Freiling usw., in der Richtung nach Wels, der erschrecklichen Plage der Landstreicherei Einhalt getan wird?–Es klingt unglaublich, ist aber wahr, dass es wenige Tage gibt, wo nicht 20 Bettler bei jedem Hause erschei nen; gibt man nun, um sich vor der Rachsucht im Falle einer Abweisung zu sichern, jedem nur einen Kreuzer, so beträgt dies 73 Gulden im Jahre, ohne Mittagmale und Trunk zu rechnen. Überdieß besteht die sehr lästige ‚Einlegerei‘, in Folge deren hier die Bauerngutsbesitzer die abge wirtschafteten oder gebrechlichen Leute aufnehmen müssen. Rechnet man nun, dass er einer sol chen Person bis zu 80 Tagen Kost und Wohnung geben muss – viele Besitzer haben durch Repartiti on während des ganzen Jahres solch eine Person zu Lasten –, so macht das, mit nur 20 Kreuzer pro Tag veranschlagt, im Jahre wieder 73 Gulden. Dann blühen Ökonomen die noch ernsteren Auslagen der großen Staats-, Bezirks-, Gemeinde- und Schulsteuern und diverse Auslagen. Hierauf folgen die Robot-Leistungen und endlich hat der Landwirt Feuerversicherungsbeiträge, Löhnungen, Auslagen für Reparatur der Gebäude zu tragen und die Kontos den Gewerbeleuten zu zahlen. All diese Ausla gen stehen in keinem Verhältnis zu dem Gutserträgnisse, daher schnellste Sorge für Verminderung der so großen Lasten getragen werden sollte, bevor alle Gutsbesitzer gänzlich zahlungsunfähig wer den, wie leider schon viele derselben erfahren haben. (…) im Namen vieler Ökonomen, in Achtung verbleibend. M. T. Ökonom aus der nächsten Umgebung von Linz.“

nichmayr vom Schreinergut (Pasching 10). Als vier Jahre später, am 9. Mai 1882, bei seinem Hof Feuer gelegt wurde, erlebte Pasching seine größte Brand katastrophe: 14 Gebäude wurden komplett vernich tet. Unter Bürgermeister Minichmayrs Amtszeit hat te sich das Gemeindegebiet vergrößert: 1881 wurde die Katastralgemeinde Wagram aus der Gemeinde Traun herausgelöst und an Pasching angeschlos sen. In den folgenden Jahren entwickelte sich auch das für den Zusammenhalt der Gemeinde wichtige Vereinsleben. 1884 formierte sich die Sängergesell schaft Pasching, die Bauern wiederum sahen ihre Interessen in der 1885 gegründeten Bezirks-Genos senschaft der Landwirte von Linz und Umgebung vertreten. 1890 wissen wir erstmals genau über die Gemeindevertretung Bescheid, wie sie sich nach der Wahl am 1. November zusammengesetzt hat: Ne ben dem seit Juli 1873 amtierenden Bürgermeister Johann Minichmayr fungierten Georg Aigner als Gemeinderat, Mathias Aumayr, Michael Kirchmayr,

Oben: Aufnahme vor dem Reiserbauerngut (Wagram 11) um 1905. Johann und Maria Mayr (links am Tisch), vorne ihre Söhne Johann (*1903) und Mathias (*1901). Rechts am Tisch die Altbäuerin Anna Mayr (*1831†1912), sie stammte vom Kirchwe gergut (Lughammer), ihr Mann Martin Mayr verstarb bereits 1898.

Unten: Anna (Pflug) und Johann Hochmayr vom Macherfriedgut. Hochzeitsfoto von 1907.

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Pasching im Ersten Weltkrieg

Viele Paschinger zog es am 28. Juni 1914 zum dreitägigen Volksfest nach Traun. Es war ein hei ßer Sonntag, die Stimmung auf der Festwiese war ausgelassen, bis plötzlich am Nachmittag die Mel dung kam, dass in Sarajewo ein Attentat auf den Thronfolger verübt worden sei, Erzherzog FranzFerdinand und seine Gattin seien erschossen wor den. Die Nachricht verbreitete sich in Windeseile, auch in Pasching war die Stimmung am Abend gedrückt.

Vier Wochen später, am 28. Juli, unterzeichnete Kaiser Franz Joseph die Kriegserklärung an Serbien, wenige Tage später befand sich Europa im Krieg. Am 1. August zogen die ersten Paschinger Män ner zur Musterung nach Linz, nur wenige – wie der Mesner und Totengräber Karl Kraxberger – wur den zurückgewiesen. „Ist besser so“, schrieb Pfarrer Peterseil in der Chronik, „er hat ohnehin mit seinen neun Kindern auch zu Hause zu kämpfen.“ Im Herbst 1915 aber wurde der Mesner dennoch als tauglich befunden und der Kriegsdienst blieb ihm nicht er

Oben: Junge Paschinger nach der Musterung. Die meisten jungen Männer, von denen viele nicht mehr zurückkehrten, empfanden die Wehrtauglichkeit im ersten Augenblick als Auszeichnung. „Alle die Vaterlandsverteidiger“, heißt es in der Pfarrchronik, „waren so freudig und zuversichtlich. Jubel und Gesang tönte von den Zügen herüber. Ach, wie viele, die so fröhlich gezogen, fanden ihr Grab in fremder Erde oder kehrten als Krüppel zurück!“ In Pasching lebten damals rund 560 männliche Einwohner. In etwa die Hälfte von ihnen musste im Ersten Weltkrieg dienen. Unten: Kriegs-Chronik von Josef Mayr (*1867†1941), er war Landwirt am Reiserbauerngut (Wagram 11).

spart, allerdings musste er nicht an die Front, son dern, da er gelernter Schuhmacher war, leistete er seinen Dienst in einer Mödlinger Schuhfabrik, wo er militärisches Schuhwerk ausbesserte – sehr zum Leidwesen des Pfarrers, der sich darüber beklagte, nun selbst den Mesnerdienst verrichten zu müssen (auch wenn das in Wahrheit Ministranten und an dere Helfer besorgten).

Requirierungen, Musterungen

Auch an der „Heimatfront“ spürten die Paschin ger bald die Auswirkungen des Krieges. Gleich bei Kriegsbeginn wurden die tauglich befundenen Pfer de requiriert und nach Linz geführt. Die Staatsbahn war längere Zeit für den Zivilverkehr gesperrt, da die Soldaten auf die Kriegsschauplätzen transportiert werden mussten. Auch Pferdefuhrwerke wurden an die Front nach Galizien geschickt. Zwei Wochen hindurch campierten auf den Feldern zwischen dem Pfarrhof und der Welser Straße rund 1200 Pferde und 600 Vorspannfuhrwerke, die in den Gerichtsbe zirken Grieskirchen, Haag und Peuerbach requiriert worden waren. Die Paschinger Wirtshäuser und der Pfarrhofbrunnen wurden für die Versorgung der Pferde beansprucht.

Pfarrer Peterseil schreibt in seiner Chronik von „fortwährendem Gerüttel von 4 Uhr früh bis 10 Uhr abends“. Schließlich wurden die Fuhrwerke in der Hörschinger Bahnstation einwaggoniert. Neben Pferden und Wagen wurden später auch Zughunde zum Kriegsdienst herangezogen. So kann man im Jänner 1917 im Linzer Volksblatt lesen, dass dem Hausbesitzer Josef Wagenhuber in Wagram Nr. 26 ein junger Hund im Wert von 130 Kronen gestoh len wurde, einen Tag bevor er bei einer Kriegs hundevorführung am Bahnhof in Hörsching hätte gemustert werden sollen. Vor allem aber machte sich der Verlust an Arbeitskräften bemerkbar. Ur sprünglich glaubten alle an einen kurzen siegrei chen Krieg, doch immer mehr junge Männer aus Pasching wurden eingezogen. Am 30. April 1915 wurden die Jahrgänge 1873–1877 in Linz gemus tert. Am 10. Juni fand eine neuerliche Musterung zum Landsturmdienst mit der Waffe statt. Bei der Landsturmmusterung im Jänner 1917 wurden be reits die Jahrgänge 1892–1898 eingezogen, nur drei Wochen später im Februar traf es den Land sturmjahrgang 1899. Doch nicht alle zogen jubelnd in den Kampf „für Gott, Kaiser und Vaterland“. Mit Fortdauer des Krieges häuften sich auch die Fälle von Wehr dienstverweigerung. Am 18. Mai 1918 wurde der 1885 geborene nach Pasching zuständige Gießer

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Josef Stummer wegen Desertion und Diebstahl durch die Polizeiagenten verhaftet. Am 3. Juni 1918 wurde der Deserteur Heinrich Spath, geboren 1894, vom Postenkommandanten in Traun auf gegriffen, er hätte schon vor längerer Zeit in die Rekonvaleszenten-Abteilung nach Braunau ein rücken sollen, entzog sich aber der Einberufung.

Die Volksschule im 1. Weltkrieg

Am 1. August 1914 wurde auch der 41-jährige Ober lehrer und Leiter der Volksschule, Franz Stockinger, zur Kriegsdienstleistung einberufen, er hatte aber Glück: Zunächst kam er zur Bahnwache und spä ter nach Trient, zu Weihnachten wurde er schließ lich krankheitshalber nach Hause geschickt. Schon in den ersten Kriegswochen musste die österrei chisch-ungarische Armee schwere Niederlagen in Galizien hinnehmen, da die russische Armee viel besser ausgerüstet war und über deutlich mehr Sol daten verfügte. Auch auf dem Balkan war die k. u. k. Armee zunächst nicht erfolgreich, dennoch galt es im Schulunterricht, „die Liebe zum Vaterland und die Begeisterung für die Helden zu entflammen“ sowie „die Anhänglichkeit an den Monarchen und die Liebe zum ruhmgekrönten Heere zu fördern“. Als Anfang 1915 das kleine Königreich Montenegro besiegt werden konnte, fand am 11. Februar an der Volksschule eine Siegesfeier statt, sie begann um 7 Uhr früh mit einem Festgottesdienst und endete mit einer va terländischen Ansprache in der Schule, bei der die Schüler neuerlich „zur Liebe und Anhänglichkeit zum

angestammten Kaiserhause angeeifert“ wurden. Da nach wurde das Kaiserlied gesungen. Als Kaiser Franz Joseph im November 1916 starb, wurde auch in Pasching ein Requiem abgehalten.

Im Anschluss daran wurden die Schüler zur „Va terlandsliebe“ ermahnt. Doch zu diesem Zeitpunkt waren die Auswirkungen des Krieges längst auch auf dem Land spürbar, überall traten Mängel in der Versorgung zutage. Anfang 1917 musste die Schule einen Monat lang gesperrt werden: „wegen vollstän diger Erschöpfung des vorhandenen Heizmaterials“

An der vaterländischen Erziehung änderte sich nichts, mit Begeisterung wurde noch wenige Wo chen vor Kriegsende der Geburtstag Kaiser Karls ge feiert und die Kinder wurden zur „Kaisertreue“ und „Vaterlandsliebe“ angehalten. Als der Krieg, in dem insgesamt 17 Millionen Menschen ihr Leben verlo ren, im November 1918 zu Ende ging, war die Schule schon seit zwei Wochen geschlossen: eine Blattern epidemie war aufgetreten, die eine Desinfektion des gesamten Schulgebäudes notwendig machte.

Flüchtlinge, Kriegsgefangene, Ressentiments

Die Niederlagen an der Front in Galizien verursach ten schon nach wenigen Wochen nach Kriegsbeginn ein massives Flüchtlingsproblem, von dem auch die Gemeinde Pasching nicht unberührt blieb. Bereits im November 1914 kamen 50 Ruthenen – so wur den die Ukrainer in der Monarchie bezeichnet – in den Ort. Die Männer und Frauen kamen aber nicht aus dem Osten, sondern aus Deutschland, wo sie

Oben: Paschinger Männer feiern nach der Musterung. Alle die einrücken durften, schmückten sich voller Stolz.

Unten: Schulkinder von 1913, rechts der Pfarrer von Pasching Michael

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Peterseil.

Unten: Kartoffelausschneiden beim Kirch wegergut (Lughammer) in Wagram.

Im Frühjahr 1920 mussten die Paschinger Landwirte Losäcker an minderbemittelte Gemeindeangehörige abgeben, auf denen sie Kartoffel anbauen konnten.

Erste Republik und Austrofaschismus

Der Zusammenbruch der Monarchie im Novem ber 1918 bescherte Chaos, an vielen Orten kam es zu Plünderungen und Ausschreitungen, die auch von Soldatenräten und Volkswehr nicht verhin dert werden konnten. Um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen, setzte die Oberösterreichi sche Landesregierung die Gendarmerie als einzig verlässliche Ordnungshüter ein. In Pasching, das bis dahin über keine Polizei verfügte, wurde am 1. Jänner 1919 ein Gendarmeriepostenkommando er richtet, zum ersten Ortskommandanten wurde Re vierinspektor Ignaz Huemer ernannt.

Armut und Kriminalität

Die Gendarmerie hatte schon in der Anfangszeit viel zu tun, immer wieder kam es zu Viehdiebstäh len, die auf das Konto einer Einbrecherbande gin gen, deren Anführer im Haus Pasching Nr. 45 lebte. Innerhalb von drei Monaten hatte die Bande 1 Kuh, 2 Ziegen und 13 Schweine gestohlen. Bei seiner Verhaftung im Mai 1919 setzte sich der Bandenfüh rer mit einer Hacke zur Wehr und biss einen Ord nungshüter in den Arm. Er wurde zu zweieinhalb Jahren Kerker verurteilt. Die übrigen vier Banden

mitglieder, von denen zwei ebenfalls aus Pasching stammten, erhielten 6 bis 7 Monate Haft. Von da an ging die Zahl der Diebstähle schlagartig zurück. Hunger und Armut blieben aber auch weiter ein starkes Motiv für Kriminalität. Am 5. Februar 1919 erlebte der Besitzer des Randlgutes in Wagram, Josef Gusenbauer, einen Überfall von ungefähr 10 bewaffneten Soldaten, die vermutlich aus dem aufgelassenen Kriegsgefangenenlager Wegscheid gekommen waren. Unter Drohungen verlangten sie die Herausgabe von Lebensmitteln. Der Bau er, seine zwei Söhne und der Knecht konnten sie allerdings aus dem Haus drängen, obwohl sie nur Schaufeln und Säbel zur Gegenwehr hatten. Im Februar 1919 konnte die Gendarmerie auch zwei Männer verhaften, die mit gestohlenem Diebesgut handelten. Sie hatten Wäsche einer Schweizer „Lie besgabensammlung“, die Eisenbahner in Klein münchen gestohlen hatten, in den Schleichhandel gebracht. Bei einem der beiden verhafteten Män ner, der im Haus Pasching Nr. 13 wohnte, konnte die Gendarmerie 390 Stück neuwertige Damenhemden im Wert von ca. 20.000 Kronen sicherstellen.

Demokratie

Nach dem Krieg konnten erstmals alle Bürger gleich berechtigt wählen, damit gingen auch die Frauen in Pasching erstmals zur Wahlurne, und das innerhalb weniger Wochen gleich drei Mal: Bei der ersten Na tionalratswahl am 16. Februar 1919 erzielten die Sozialdemokraten 72 Mandate, die Christlichsozia len 69. Auch in Pasching konnte sich die Sozialde mokratische Partei bei der Gemeinderatswahl am 13. März 1919 als neue politische Kraft in der Ge meinde behaupten. Am 18. Mai wurden schließlich Landtagswahlen in Oberösterreich abgehalten. Hier lagen allerdings die Christlichsozialen mit 32 Man daten deutlich vor den Sozialdemokraten mit 18 und den Großdeutschen mit 10 Mandaten. Pasching war also gegen den Landestrend nach dem Krieg eine „rote“ Gemeinde geworden. Bei der kons tituierenden Gemeindeausschusssitzung am 7. Juni wurde der Eisenbahner Stefan Niedermayr zum ers ten sozialdemokratischen Bürgermeister gewählt. Allerdings musste die Wahl auf Drängen des Pfar rers Peterseil wegen eines Formalfehlers wiederholt werden. Schließlich musste das Los entscheiden, es fiel zugunsten Niedermayrs aus. Als erster Gemein derat wurde der Sozialdemokrat Franz Stampfhofer, Vorarbeiter in Pasching Nr. 24, gewählt. Zweiter Gemeinderat wurde der Christlichsoziale Johann Mayer. Der Gutsbesitzer Rudolf Feitzlmayr aus Ais tenthal, der für die Deutsche Freiheits- und Ord

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8 K A pit E l

» Das Paschinger Notgeld: Mit der Auflösung der Monarchie entstand die Befürchtung, der Geldverkehr könnte ins Stocken geraten, weshalb die Re gierung im November 1918 die Genehmigung zur Ausgabe von Notgeld er ließ. Grund war auch, dass sehr viel Metallgeld ins Ausland floss und ein Mangel an Münzen im Inland herrschte. Die Herausgabe von Notgeld war an einige Formvorschriften wie einen Ge meinderatsbeschluss gebunden. Die ausgebenden Stellen mussten zudem mit ihrem Vermögen für die Einlösung der Scheine haften bzw. den Gegen wert der in Umlauf gesetzten Noten hinterlegen. Bald hatten viele Gemein den ihr eigenes Notgeld. Die vielen verschiedenen Scheine lösten auch eine gewaltige Sammellei denschaft aus. Die Gemeinde Pasching beschloss am 18. Mai 1920, Notgeld im Wert von 36.000 Kronen zu drucken, und zwar Scheine zu 30, 60 und 90

Heller. Durch intensives Schalten von Inseraten in den Linzer Tageszeitun gen waren die Scheine auch bald vergriffen und eine zweite Auflage musste gedruckt werden.

Tagblatt vom 28. Juli 1920: „Das Notgeld der Gemeinde Pasching ist erschienen und wird ab Montag, den 26. Juli ausgegeben in den Werten von 30, 60 und 90 Heller. Die Ausführung ist einfach vornehm und die Scheine haben das Aussehen von wirklichen Wertpapieren.“

Linzer Tages-Post vom 29. Juli 1920: „Notgeld für Sammler der Gemeinde Pasching erschienen. Prachtausgabe, künstlerisch, geschmackvoll ausgeführt. Preis einer Serie 2 K nebst Manipulationsgebühr 20 h. Bestellungen sind an die Gemeindevorstehung Pasching gegen Voreinsendung des Vertrages und mit frankiertem Retourkuvert ehestens zu richten.“

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Oben: Am 12. März 1938 überschritten Wehr machtseinheiten die deutsch-österreichische Grenze. In Pasching wurden etwa 260 Mann und ca. 200 Pferde einquartiert.

Unten: Schreiben des Kassenleiters der NS DAP der Ortsgruppe Pasching Karl Lechner an Fritz Feitzlmayr bezüglich Mitgliedsbeitrag.

Pasching im Dritten Reich

Die ersten Wochen des Jahres waren ungewöhnlich warm, im Januar wurden sogar 12 Grad gemessen. Politisch standen die Zeichen auf Sturm. Am 12. Fe bruar 1938 musste Bundeskanzler Schuschnigg in Berchtesgaden ein Abkommen mit dem Deutschen Reich schließen, das die verbotenen Nationalsozi alisten in Österreich rehabilitierte. Diese gingen

nun erst recht in die Offensive und machten mit Kundgebungen Druck auf die Regierung. Mit dem Rücken zur Wand versuchte Schuschnigg einen Befreiungsschlag und setzte für den 13. März eine Volksabstimmung an, in der die Bevölkerung ihren Willen zu einem unabhängigen Österreich bekun den sollte. Hitler drohte daraufhin mit dem mili tärischen Einmarsch, der ohnehin längst geplant war. Am 11. März sagte Schuschnigg die Volksab stimmung ab, in vielen Orten marschierten bereits die Nationalsozialisten auf. Um 15 Uhr wurde am Gendarmerieposten Pasching strenge Bereitschaft angeordnet. Am Abend fuhren viele Paschinger zu einer Kundgebung gegen die Regierung nach Linz, eine Auto- und Motorradkolonne setzte sich in Gang, viele fuhren mit dem Fahrrad. Kurz darauf verkündete Schuschnigg im Radio den Rücktritt der österreichischen Bundesregierung. Im ganzen Land übernahmen die Nationalsozialisten die Macht.

Die „Anschlusstage“ in Pasching

Über die Geschehnisse in Pasching hat der Posten kommandant Rev.-Insp. Leopold Jagsch genau Buch geführt. In der Nacht auf den 12. März, um 0:30 Uhr, erhielt er erste Direktiven: Der GendarmerieOberleutnant Friedrich Riedl erschien auf dem Gendarmerieposten, begleitet von zwei SS-Män nern aus Linz, die den Dienst beaufsichtigen soll ten. In den frühen Morgenstunden wurden sie von SA-Männern aus dem Ort abgelöst. Zur selben Zeit marschierte bereits deutsches Militär in Österreich ein. „Österreich ist seit 12. März 1938 nationalsozi alistisch geworden, überall wehen Hakenkreuzfah nen, überall Begeisterung und auf der anderen Seite seelische Depression bei den treuen Österreichern“, notierte Pfarrer Grubauer in der Chronik.

Am 13. März erhielt der Gendarmerieposten neue Anweisungen, die auch gleich klarmachten, wer neuerdings das Sagen im Ort hat: „ Es erschien der Bauer Friedrich Feitzlmayr aus Aistenthal Nr. 9, der SS-Mann war, und erklärte, dass von nun ab die Exe kutive unter seiner Leitung den Dienst zu verrichten hat.“ Einen Tag später fanden Hausdurchsuchungen statt, Gewehre, Revolver und Munition wurden be schlagnahmt und gemeinsam mit dem schon zuvor freiwillig abgeführten Waffenmaterial an die Be zirkshauptmannschaft nach Linz abgeführt. Einen Monat später fand die sogenannte „Volksab stimmung“ statt, die den „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich bestätigen sollte. Das Ergeb nis fiel in der Gemeinde Pasching zu hundert Pro zent aus. Es gab keine einzige Gegenstimme. „Die Eingliederung in das Altreich“, schrieb Postenkom

mandant Jagsch, „hat sich hier reibungslos abge wickelt. Von den Beamten des hiesigen Postens trat keine Enthebung, Versetzung und dergleichen ein.“ Offenbar waren alle „auf Linie“. Bis zur Abstimmung war deutsches Militär in Pasching einquartiert: 260 Mann und ungefähr 200 Pferde. „Das deutsche Mi litär“, kann man in der Pfarrchronik lesen, „macht hier den besten Eindruck und hat sich schnell die Freundschaft des Volkes erobert.“

Zugleich wurden die katholischen Vereine ver boten, deren Schriften, Bücher und Kassen wur den eingezogen, die Vereinsheime von der NSDAP übernommen. Auch der Pfarrkindergarten wurde geschlossen. Die Räumlichkeiten im Mesnerhaus mussten gegen einen günstigen Zins an die NSDAP abgetreten werden, die hier nun ihrerseits im Sep tember 1938 einen Kindergarten mit 35 Kindern eröffnete. Zur Leiterin wurde die Frau des späteren Ortsgruppenleiters Salzer bestellt. Trotz der Verbo te und Einschränkungen zeigte sich der Paschinger Pfarrer zumindest nach außen hin regimetreu und versicherte, dass die Seelsorger „dem neuen großen deutschen Reich ihre besten Kräfte weihen und ihre beste Unterstützung leihen werden“. (Zur Rolle der Kirche in der NS-Zeit siehe das Kapitel „Kirchliches Leben in Pasching“)

Die neue politische Landschaft

Die 100 %-Zustimmung kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der „Anschluss“ auch seine politischen Opfer forderte, denn die Funktionäre des Ständestaatregimes wurden ihrer Funktionen enthoben und durch verlässliche Nationalsozia listen ersetzt, die NSDAP gab nun auch auf dem Land die politische Richtung vor. Das Protokoll der ersten Gemeinderatssitzung nach dem „An

Unten: Zu einer großen Feier nach Thening eilten am 24. April 1938 auch viele Paschinger. 1933 war in Thening zu Ehren Hitlers eine Eiche gepflanzt worden, die jedoch entfernt wurde. Nach der Machtergreifung der Nazis wurde eine neue Eiche gesetzt. Rund 2000 Besucher nahmen an diesem Fest teil. In Kirchberg formierte sich der schier endlose Zug, voran die Ju gend, die SA und der BdM mit der Kirchberger Musikkapelle. Hinter dem Wagen mit der geschmückten Eiche marschierten die ehemals illegalen Parteimitglieder mit Pg. Lichtenegger aus Pasching an der Spitze. Auch in Thurnharting wurde eine Hitler-Eiche gepflanzt, sie steht noch heute.

Oben: Im Herbst 1938 fanden zwei Familien in Pasching ein neues Zuhause – sie hatten ihre Heimat verlassen müssen, weil im Gebiet ihrer Dörfer ein Truppenübungsplatz errichtet wurde. Im Juli 1938 erwarben das Bauern ehepaar Karl und Johanna Eßbichl aus Döllersheim (Niederösterreich) das Hanglgut (Pasching 4) von der Familie Rinder und übersiedelten mit ihren Kindern hierher. Die zweite Familie kam aus Aussertreffling: Franz und Anna Gleiss hatten dort eine Landwirtschaft und ein Gasthaus (Bild oben). Im Herbst 1938 erwarben sie das Gasthaus nächst der Kirche (Pasching 6) und ließen sich mit ihren acht Kindern hier nieder. Bald darauf mussten sie einen Raum für die Hitlerjugend (unten) und den Saal für französische Kriegsge fangene zur Verfügung stellen.

schluss“ am 3. Mai 1938 macht diese Veränderung evident – dass so schnell alle Funktionäre ausge wechselt werden konnten, zeigt, wie stark die ille gale Bewegung auch in Pasching war. Statt Franz Weinberger (Bauer vom Baumgartner gut, Pasching 53) wurde am 12. März 1938 der Tisch lermeister und Protestant Adam Mittermayr (*1902, Pasching 87) neuer Bürgermeister und zugleich Ortsgruppenleiter von Pasching, sein Cousin Franz Mittermayr (*1908†1994), Bauer am Kiliangut, wurde Ortsbauernführer. Als neue Gemeinderäte bzw. Beiräte wurden ernannt: Friedrich Feitzlmayr (Bauer am Zeilmayrgut, Aistenthal 9), Wilhelm Hin terhölzl (Wagram 29), Franz Jungreithmayr (Bauer am Hofbauerngut, Thurnharting 1), Josef Gstöttner (Bauer am Zaglgut, Pasching 38), Johann Lindinger (Pasching 113), Johann Leiß (Kaufmann, Pasching 100), Hermann Aberl (Eisenbahner, Pasching 72, im Wächterhaus), Michael Dajč (Jurist, Pasching 58) und Ludwig Roithmayr (Pasching 40). Erwin Dvor schak (Pasching 95) war weiterhin Gemeindesekre tär. Adam Mittermayr blieb allerdings nicht lange als Bürgermeister im Amt, da er seine Tischlerei nach Traun verlegte und auch sein Haus (Pasching

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Alfred Haidinger, geboren am 24. 2. 1927 (Pasching 85), kurz vor Kriegsende rückte er noch ein und kehrte nicht mehr zurück.

Kriegsende, Besatzung, Wiederaufbau

Am 3. Mai stießen amerikanische Einheiten von Passau kommend ins Hausruckviertel vor, einen Tag später standen sie in Wels, am 5. Mai hatten sie den Großraum Linz besetzt. An diesem Tag ging auch in Pasching der Krieg zu Ende. Den All

tag der letzten Wochen hatte eine enorme Fluchtund Absetzbewegung aus dem Osten bestimmt: ungarisches Militär, Volksdeutsche aus Jugoslawi en, Bulgarien und Rumänien, die mit ihren Och sengespannen auf der Bundesstraße Linz–Wels zogen. Es gab kaum geeignete Quartiere und Le bensmittel, auch kein Futter für die Tiere. Am 26. und 27. April wurden Tausende von KZ-Häftlingen aus dem Lager Mauthausen nach Wels getrieben. Anfang Mai begannen sich auch die deutschen Heereseinheiten aufzulösen, desertierende Wehr machtssoldaten streunten durch die Gegend. Drei von ihnen versuchten bei einem Kleinbauern in Wagram Schutz zu finden. Der Bauer nahm sie freundlich auf, hinter ihrem Rücken aber schick te er seine Tochter zur nächsten SS-Streife, die die Männer holen kam und wenige Meter vom Haus entfernt erschoss.

Die Amerikaner kommen

» Im Tiefflug nach Hause. Robert Schrenk, der spätere Inhaber

Seilerei Brunner in Pa sching, meldete sich im Jänner 1941, mit 19 Jahren freiwillig zur Luftwaffe. Nach Durchlaufen von Fliegerauswahlregimenten in Langenlebarn und Klagenfurt wurde er im Mai 1941 zur Fliegertruppe ausgewählt und machte in der Fliegerschule Bad Vöslau die Ausbildung zum Fluglehrer. Er wurde als Ausbildner von Frontfliegern im Blind-, Nacht- und Scheinwerferflug sowie für Nachtlandungen eingesetzt, wozu er selbst all diese Gefahrenzustände bis Kriegsen de erprobte. Im März 1945 kam er nach vielen vorausgegangenen Verlegungen nach Podiebrad (Tschechien). Nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 startete zwei Tage später seine Staffel mit 11 Flugzeugen, um in Südbayern auf einem großen Landgut zu landen und sich den Ameri kanern zu ergeben. Schrenk zog es jedoch in seine oberösterreichische Heimat, wie er später beschrieb: „Im Tiefflug am 10. Mai 1945 morgens geht es über den Böhmerwald mit Kurs SSW an die Donau bei Regensburg. Zahlreiche gesprengte Brücken und großes Heimweh veranlassten mich zur Quasi-Fahnenflucht. Ich mache links um, schere aus dem Verband aus und fliege im Tiefflug nach Hause, immer schön tief über der Donau. Über Aschach geht’s nach Pasching zur Landung auf einem Stoppelfeld in der Nähe meiner Großeltern.“ Um von den Alliierten nicht abgeschossen zu werden, zog er an seiner Messerschmitt Me 109 einen Fallschirm hinterher, welcher eine weiße Fahne simulierte. Doch nach der Landung wurde er von den Amerikanern umgehend festgenommen und in das Kriegsgefangenenlager Lambach überstellt. Sein Flieger stand noch lange am Feld und wurde letztendlich angezündet.

Am Vormittag des 5. Mai 1945 erreichten die ersten amerikanischen Truppen den Bezirk Linz-Land. Bisher waren sie überall kampflos vorgerückt, doch in Wagram war die Randlflak noch immer aktiv und setzte Probeschüsse Richtung Thurnharting ab. Als die Amerikaner über Straßham und Ap persberg herankamen, wurden sie von der Flak beschossen. Die Amerikaner feuerten mit ihren Panzern zurück, dabei erhielt auch der Pfarrhof in Pasching einige Treffer, alle Fenster wurden zer stört. Daraufhin wurde die Flakstellung aufgege ben, die Waffen und Scheinwerferanlagen von den noch verbliebenen deutschen Soldaten gesprengt. Auch die meisten der Flugzeuge, die sich noch am Fliegerhorst in Hörsching und in den Ausweich hangars und Splitterboxen in Pasching befanden, wurden zerstört. In Traun sprengten SS Einheiten die Straßenbrücke über den Traunfluss.

Die amerikanischen Truppen bewegten sich, von Hitzing kommend, entlang der Dörnbacher Straße nach Pasching. Beim ersten Haus, dem des Sattlers Wiesmayr (Pasching 28), war ein weißes Leintuch aufgespannt, gegenüber beim Macherfriedgut empfing der Bauer Josef Aigner die Amerikaner mit einem Mostkrug in der Hand. Sein Onkel, der auch am Hof wohnte, war weniger mutig und hatte sich vor lauter Angst, von „diesen Unmenschen“ umge bracht zu werden, in seinem Zimmer verbarrika diert. Erst nach der Androhung, er würde sonst er schossen, öffnete er die Tür – zu befürchten hatte er nichts. Überall in Pasching wurden die Truppen freundlich empfangen. Der Volkssturm, zu dem alle Männer im Ort zwischen 16 und 60 Jahren einge

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Kapitel
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der

Rechts: In der alten Kirche in Pasching hängt heute noch ein Erinnerungsbild mit gefallenen Paschinger Soldaten aus dem Zweiten Weltkrieg.

zogen wurden und der unter dem Kommando von Franz Aigner (Pasching 43) stand, hatte sich schnell aufgelöst, niemand hatte mehr den Fanatismus, sich den Befreiern entgegenzustellen. Franz Hue mer konnte sich noch gut erinnern, wie bei seinem Elternhaus, gegenüber vom Augl-Schmied, mehr als zehn amerikanische Panzer vorbeifuhren, sie wurden von den Einwohnern begrüßt, auch seine ältere Cousine stand am Straßenrand und winkte den Amerikanern zu, was nicht ohne Folgen blieb: Ein Panzerfahrer schwenkte zu ihr hin und sprach sie an: „You are a beautiful girl.“ Er war von dem Mädchen so beeindruckt, dass er beim Weiterfah ren den Gartenzaun der Huemers rammte. Vor dem Haus wurde auch eine Gulaschkanone aufgestellt, mit der die Paschinger versorgt wurden. Die ersten Amerikaner blieben jedoch nicht lange in Pasching und zogen gleich darauf nach Linz weiter. Erst die nachfolgenden Truppenteile richteten sich für län gere Zeit in Pasching ein. Ein weiterer amerikanischer Trupp, bei dem angeb lich auch Polen dabei waren, kam am 5. Mai um ca. 15 Uhr über Breitbrunn entlang der Hörschinger Straße nach Pasching. Beim Bienenkirchmayr – da mals das erste Gebäude auf der Straße von Breit brunn – wurde ein weißes Tuch aufgehängt. Der Gendarm Leitner und der ehemalige Bürgermeister Franz Weinberger begrüßten die Amerikaner. Die erste Maßnahme der Besatzer war die Entwaffnung des Gendarmeriepostens. Da die Amerikaner gleich zeitig eine Feldpoststelle hier einrichteten, musste die Gendarmerie im Gemeindeamt Pasching unter gebracht werden. Auch andere Häuser wurden nach Waffen durchsucht, der Besitzer des Poschmayrhofs, der auch Jagdvorsteher war, musste seine Gewehre einer amerikanischen Streife aushändigen, die die Waffen gebrauchsunfähig machte.

Etliche Häuser im Ort, wie auch das der Familie Hu emer, mussten für die Amerikaner geräumt werden. Familien, die von einem Tag auf den andern ihre Wohnungen verlassen mussten, wurden in anderen Häusern einquartiert. So die Familie Kohl, die für diese Zeit am Macherfriedgut unterkam. Auch das Mader-Haus musste innerhalb einer halben Stunde freigemacht werden, ebenso das Kerbzäunerhaus (Pasching 61), dessen Bewohner noch am Abend des 5. Mai ausziehen mussten, sie fanden vorüber gehend am Heißengut Unterkunft. Für vier Wochen quartierten sich Soldaten auch im Pfarrhof ein. Ihr Kommandant war Captain James E. Silvey. Zwischen dem Hangl- und dem Hofjansengut wurde ein großes Versorgungszelt aufgestellt. Die Bewohner kamen gut mit den Besatzern aus, die amerikanischen Soldaten verteilten Schokolade und Hilfspakete, vor allem auf die Frauen konnten sie Eindruck machen, schließlich war ihr Sold drei

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Von den 1950er in die 2000er-Jahre

» Besiedelung Wagram / Langholzfeld

Die Katastralgemeinde Wagram samt Grundstücken und darauf errichteten Häusern gehörte einst fast ausschließlich zur Herrschaft Traun, nur die Häuser Wagram Nr. 10 (Maurergütl), Nr. 11 (Reiserbauern gut), Nr. 12 (Reiserbauern-Backhaus), Nr. 16 (RandlBackhaus), Nr. 17 (Randlgut) gehörten zur Herr schaft Stift Göttweig und die Häuser Wagram Nr. 13 (Gramhubergut), Nr. 14 (Gramhuber-Backhaus) und Nr. 15 (Guggengut) unterstanden der Herrschaft Burg Wels. Nach Aufhebung der Grundherrschaft verblieb noch einiger Grundbesitz bei der Familie der ehemaligen Herrschaft Abensperg-Traun, ins besondere der Wald „Langholz“. Er war ein Rest

bestand jener Wälder, die im 16. Jahrhundert auf der Welser Heide gepflanzt und später zugunsten der Landwirtschaft wieder gerodet wurden. Auf dem Plan von 1825 (siehe Kapitel „Erfassung des Grundbesitzes“) weist dieser noch mehr als die sechsfache Größe von heute auf. Die Waldfläche erstreckte sich damals von der heutigen Abensberg straße bis hinauf in den Norden zur Kremstal-Bun desstraße, die Adalbert-Stifter-Straße schneidet mitten durch den ehemaligen Wald, der im Osten im Bereich der Prinz-Eugen-Straße endete. Ein Großteil dieses Waldes wurde geschlagen, Tei le wurden wieder aufgeforstet, die gerodete Fläche durch Aufschütten von Erde für die Landwirtschaft verwendet. Im gepflanzten Jungwald waren die so genannten „Vierfurchenäcker“ zu sehen. Etwa 2,5 Hektar des Waldes (Parzelle Nr. 1798/1) erwarb der Besitzer des Bauerguts (Baunbaun, Pasching 50), ebenso erwarb er die bereits gerodete Parzelle Nr. 1790/1 mit ca. 2 Hektar und forstete diese wie der auf. Dieser Jungwald gelangte später in den Besitz des Kirchwegergutes (Wagram 9), während die östliche Parzelle (Nr. 1798/1) in den Besitz des Reiserbauerngutes (Wagram 11) und in weiterer Folge zum Schreinergut kam. Dieser Restbestand

Unten: Ein andächtiger Blick über die noch kaum verbaute Welser Heide: Hildegard Hofko (*1921†2003) vor der provisorischen Ziegelhütte (heute Ringstraße 11), im Hintergrund die Wiener Bundesstraße. Mühselig schufen sich die zahlreichen Heimatvertriebenen, die in den Wirren des 2. Weltkriegs ihr ganzes Hab und Gut verloren hatten, in den Nachkriegs jahren ein neues Zuhause. Die Schicksale dieser Menschen erzählen unglaub liche Geschichten. Umso beeindruckender, mit welcher enormen Willenskraft sie sich wieder emporgearbeitet und wie sie damit auch zum Wiederaufbau der österreichischen Wirtschaft beträchtlich beigetragen haben.

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Händischer Kelleraushub für das neue Haus der Familie Fröhner (Langholzfeld Nr. 123, später Am Waldsaum).

Oben: Elisabeth (*1902†1989) und Karl (*1900†1980) Grimm beim Fertigen der Ziegel für ihr neues Haus in der heutigen Resselstraße 3. Die Ziegel wur den selbst in einer Presse gefertigt, dafür wurden Schlacke aus der Vöest und Zement verwendet.

Unten: Hildegard Hofko mit ihren Söhnen Richard (*1945) und Josef (*1947) beim Bau ihres neuen Heimes in Langholzfeld. Im Mai 1946 wurde auch Fa milie Hofko mit Inkrafttreten der Beneš-Dekrete enteignet, sie mussten ihr Heimatdorf Unter-Sinnetschlag verlassen und siedelten sich in Linz an. Josef Hofko (*1915†2007), der Lokführer war, durfte als Staatenloser seinen Beruf bei den ÖBB nicht weiter ausüben, er bekam jedoch als Werkslokführer eine Anstellung bei der Vöest, ebenso erhielt er eine Werkswohnung am Spaller hof. Bald konnte er ein Grundstück in Langholzfeld erwerben und darauf in den Jahren 1954 bis 1956 ein Eigenheim errichten. Das Haus erhielt die Num mer Langholzfeld 467 (später Ringstraße 11).

des „Langholzes“ ist der heutige Erholungswald, der im Juni 1995 von der Gemeinde Pasching er worben wurde. Die alteingesessenen Bewohner nennen den Wald heute noch das „Baunholz“ bzw. „Baunbaunholz“.

In den Jahren 1950/51 verkaufte Graf AbenspergTraun über Betreiben des damaligen Landeshaupt mannes Dr. Heinrich Gleißner seine Grundanteile an dem ehemaligen Wald mit rund 200.000 m2 (Parzellen 1785, 1786 und 1787) an das Land Ober österreich bzw. an die Stadtgemeinde Linz. Eben so wurden benachbarte Gründe, die vom heutigen Pichlerweg und der Amselgasse bis zur Leibniz

Kirchliches Leben in Pasching

» Die Pfarre Pasching

Lange Zeit glaubte man, die Kirche von Pasching bis in das Jahr 1111 zurück datieren zu können. Doch die Erwähnung in einer Urkunde des Bischofs von Passau vom 23. August 1111 bezieht sich nicht auf einen ersten Sakralbau, sondern auf ein „Prädi um“, ein Gut, das ein gewisser Manegold dem Klos ter St. Florian übertragen hat. (Zu der urkundlichen Nennung siehe das Kapitel „Pasching im Mittel alter“.) Den ersten tatsächlichen Hinweis auf ein Gotteshaus in Pasching – allerdings in Zusammen hang mit der Mutterkirche in Hörsching – erhalten wir 1429 in der Passauer Konsistorialmatrikel. Aus drücklich erwähnt wird die Kirche schließlich in einem Lehenbrief des Königs Ladislaus, der am 29. Mai 1455 für einen Anton Aczpekh ausgestellt wur de. Demnach bestand also spätestens im frühen 15. Jahrhundert bereits eine Kirche im Ort. Ein älterer Kirchenbau, eine Kapelle in romanischer Form bzw. eine Holzkirche, dürfte aber schon für die Jahrhun

derte davor zu vermuten sein. Der heutige spätgo tische Bau mitten im Ortskern stammt wahrschein lich aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Er ist dem hl. Johannes dem Täufer geweiht.

Die mittelalterlichen Glasfenster

Auf das 15. Jahrhundert gehen auch die alten Glas fenster zurück, die jedoch nur noch zum Teil er halten sind: vier Tafeln im Format 59 x 29 cm. Die figuralen Glasscheiben befinden sich im Mittelfens ter des heute altarlosen Presbyteriums und stellen drei Heilige und den Stifter dar: den hl. Laurentius vor dem König (oben links); den hl. Antonius den Einsiedler (oben rechts), mit Krummstab, einer Glo cke und zu seinen Füßen einem Schwein und her vorbrechenden Flammen; den hl. Stephanus (unten links), der in der einen Hand einen Stein, in der an deren ein Evangelienbuch hält, und den Stifter der Fenster, den damaligen Hörschinger Pfarrer Mgr. Jo hannes Sigort de Gois (unten rechts). Ursprünglich waren die Glastafeln, und zwar jeweils zwei neben einander, im Mittelfeld der Fenster rechts und links vom Hochaltar eingesetzt. Darüber hinaus enthält

12 Ka P ite L

paar dürftige Reste mittelalterlicher Glaskunst: eine gotische Rose, weiß auf blauem Grund, und eine zweite, gelb auf rotem Grund. (Siehe dazu das Kapitel „Pasching im Mittelalter“.)

Die Glastafeln sind ihrem Stil gemäß zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstanden, was auch durch die Lebensdaten des Stifters untermauert wird: 1402 wird der Pfarrherr Johannes Sigort de Gois als Pfar rer von Hörsching überliefert, aus dem Jahr 1420 hat sich im Hörschinger Pfarrarchiv ein Stiftbrief der Witwe des Johannes Sigort de Gois erhalten. Auf Wert und Bedeutung der Glasfenster hat schon Be nedikt Pillwein in seiner Topografie des Erzherzog tums Österreich ob der Enns im Jahr 1830 hingewie sen: „Besonders merkwürdig sind vier wohlerhaltene Tafeln mit Glasmalerey.“ Pillwein verdanken wir auch die Kenntnis der damaligen Kirchenausstat tung, nämlich ein Altar, der sich ursprünglich in der Linzer Martinskirche befand, und eine alte Orgel aus Windischgarsten. 1882 wurde ein neugotischer Altar angeschafft, ihr Schöpfer war der aus Tirol stammende Bildhauer Engelbert Westreicher. Er stellte die Figur des Johannes des Täufers ins Zent rum, umgeben von den Aposteln Petrus und Paulus.

Der lange Weg zur Pfarre Jahrhundertelang war Pasching eine Filialkirche der Pfarre Hörsching und diente vor allem als Taufkapel le. Bis zur Reformation lag das Präsentationsrecht (Vorschlag bei Ernennung eines Priesters) beim Be nediktinerinnenkloster Erla, danach bis 1782 beim Wiener Klarissenkloster. Seit dem 18. Jahrhundert bemühten sich die Paschinger mehrmals, eine ei genständige Pfarre zu werden, was zu Spannun gen mit dem jeweiligen Hörschinger Pfarrer führte. 1755 – Linz war damals noch nicht Bischofssitz –wandten sich die Ortsbewohner direkt an die „Kai serin“ Maria Theresia mit der „alleruntertänigsten“ Bitte, „einen Pfarrer und Seelsorger allergnädigst zu verschaffen“. Vorausgegangen war ein Streit mit dem Hörschinger Pfarrer, dem die Paschinger eine

jährliche Aufwendung von 105 Gulden nicht mehr zahlen wollten. Diese Summe stellte der Pfarrer seit ca. 1750 dafür in Rechnung, damit an allen Sonnta gen eine Messe gelesen würde. Allerdings schickte er dazu einen gänzlich unfähigen Priester, der von den Paschinger Bauern deshalb boykottiert wurde. Sie forderten stattdessen einen „guten und bei uns wohnenden Seelsorger“. Die kaiserliche Kammer in Wien hatte daraufhin Erhebungen angeordnet, die jedoch zu keinem Ergebnis führten. Zwar war man geneigt, der Bitte nach einem Seelsorger na hezutreten, doch der Pfarrer von Hörsching, dem es

Oben: Innen- und Außenaufnahmen der Paschinger Kirche um 1900.

Links: Am 28. Juni 1755 wurde an Kaiserin Maria Theresia eine Bittschrift entsandt, „Pösching“ zu einer selbständigen Pfarre zu erheben und einen eigenen Seelsorger zu bestellen.

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1874 / 75 5663119

1875 / 76 5464118

1876 / 77 5466120

1877 / 78 464995

1878 / 79 5849107

1879 / 80 613899

1880 / 81 5547102

1881 / 82 6940109

1882 / 83 8154135

1883 / 84 7254126

1884 / 85 7254126

1885 / 86 7879157

1886 / 87 8153134

1887 / 88 7859137

1888 / 89 8345128

1889 / 90 9559154

1890 / 91 8859147

1891 / 92 9664160

Bildungswesen in Pasching

» Die Volksschule Pasching

Die Schulbildung lag früher auch in Pasching in der Hand der Kirche. Der Schulmeister bekleidete das Amt des Mesners und versah sonstige Hilfsdienste für die Pfarre, der Unterricht erfolgte damals in ei nem sehr bescheidenen Rahmen.

Erst durch die Schulreform Maria Theresias (1740–1780) nahm der Unterricht andere Formen an. Es wurde die „Allgemeine Schulordnung für die deut schen Normal-, Haupt- und Trivialschulen“ erlassen.

Alle kirchlichen Volksschulen wurden in Staats schulen umgewandelt und eine Schulpflicht vom 6. bis zum 12. Lebensjahr wurde eingeführt.

Das Schul- und Mesnerhaus in Pasching hatte die Hausnummer 9. Da die Lehrer mit ihren Familien auch im Schulhaus wohnten, war es möglich, an hand der Pfarrmatriken einige herauszufinden. Ei ner davon war der Schulmeister Georg Helbling, er verstarb am 17. November 1774 mit 59 Jahren. Sein Nachfolger wurde Joseph Panholzer. Er wurde im Webergütl als Sohn des Lehrers Michael Panhol zer in der Waid (Ufer Nr. 11, Wilhering) geboren. Auch sein Sohn Martin Panholzer war in Pasching Lehrer und bis 1823 Schulmeister, ihm folgte Lo renz Kindermann. Sein Nachfolger wurde Anton Freisinger, dieser wechselte 1850 in die Schule in Hörsching, nachdem der Vorgänger Selbstmord begangen hatte. Freisinger selbst starb 1858 im

Irrenhaus. Im Jahr 1850 übernahm Peter Liebe wein den Schulunterricht in Pasching. Mit dem Schuljahr 1874/75 wurde Adalbert Lange der neuer Schulleiter in Pasching. Er begann auch mit dem Führen einer Schulchronik. Damals star tete ein Schuljahr Anfang Mai und endete Ende April. Die Sommerferien dauerten vom 6. Juli bis zum 1. August. Die Herbstferien begannen am 20. September und endeten mit 3. Oktober. Die Herbst ferien wurden im Volksmund die „Erdäpfelferien“ genannt, weil die Kinder in dieser Zeit zur Kartof felernte am Feld benötigt wurden. Die Schulkinder wurden auch als Hirten für die Ziegenherden ein gesetzt. Die Sommerferien wurden „Schnitt-Ferien“ genannt, da die Kinder bei der Ernte helfen muss ten. Es war damals generell üblich, dass Kinder ab dem zwölften Lebensjahr neben der Schule auch in der Landwirtschaft arbeiteten, insbesondere bei är meren Familien.

Im Schuljahr 1874/75 besuchten 56 Knaben und 63 Mädchen die Volksschule in Pasching. Der Unter richt der 119 Kinder erfolgte in zwei Klassen. Die 1. Klasse bestand aus 52 Schülern und hatte vormittags Unterricht und die 2. Klasse mit 67 Schülern nach mittags. Der Religionsunterricht erfolgte damals durch den Pfarrer Ernest Lanninger (*1842†1921). Er war von 1867–1880 Pfarrer in Hörsching.

Für den Erhalt der Schule war die Gemeinde ver antwortlich, dazu wurde vom Gemeinderat ein ei gener Ortsschulrat gewählt. Einmal im Jahr wurde die Schule vom k.k. Bezirksschulinspektor besucht. Zu dieser Zeit dürfte im Land ein großer Lehrerman gel geherrscht haben, denn die Lehrer kamen oft von weit her. Der neue Lehrer im Schuljahr 1876/77 hieß Theodor Schulz und wurde 1837 in Heilbrunn (Böh men) geboren. Bevor er nach Pasching kam, hatte er die Lehrstelle in Blumau (Waidhofen an der Thaya). Sein Vorgänger Langeder wechselte in die Schu le nach Wöllersdorf (NÖ). Den Religionsunterricht übernahm der Katechet Franz H. Obermühlner, das Amt des Ortsschulinspektors bekleidete der Bauer Stefan Ertl vom Hanglgut, der Obmann des Orts schulrats war der Bauer Josef Aigner vom Sieglgut. Im Schuljahr 1879/80 betrug die Gesamtschülerzahl 99, den Religionsunterricht hielt der Kooperator Franz Josef Werner aus Hörsching. Dem Ortsschul

Links: Im ehemaligen Schul- und Mesnerhaus (Pasching 9) wurde bis 1894 der Schulunterricht abgehalten. Ab August 1894 wurde in Pasching der ge kürzte Unterricht (manchmal auch „Sonntagsschule“ genannt) eingeführt. Praktisch bedeutete dies, dass die letzten zwei Jahrgänge nur jeden Freitag von 2 bis 5 Uhr und jeden Sonntag von 12 bis 2 Uhr nachmittags Unterricht hatten, wobei die Christenlehre eine halbe Stunde dauerte.

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Knaben Mädchengesamt Schuljahr

rat gehörten die Landwirte Johann Minichmayr (Schreinergut), Mathias Kirchmayr (Haidlgut) und Georg Lughammer (Kirchwegergut) an, sowie der Obmann Leopold Ransmayr (Kirchmayrgut) und Ortsschulinspektor Josef Aigner (Sieglgut). Im De zember 1879 besuchte der k.k. Bezirksarzt Dr. Michael Brandlmayr die Schule und erkundigte sich eingehend über die sanitären Verhältnisse. Nachdem im Jahr 1881 die Katastralgemeinde Wagram von Traun zu Pasching gekommen war, wechselten im Schuljahr 1881/82 auch 14 Schüler nach Pasching. Im Schuljahr 1885/86 musste auf Anordnung des Unterrichtsministeriums auch in der Volksschule Pasching ein „Matrik- und Klassen buch“ geführt werden.

Zu Beginn der Sommerferien im Schuljahr 1887/88 erkrankte der Lehrer Theodor Schulz. Nachdem er am Ende der Ferien noch immer krank war, wurde der Unterricht erst wieder mit Ende der Herbstferi en fortgesetzt. Schulz verstarb jedoch am 22. Sep tember 1887 mit 52 Jahren.

Die provisorische Leitung übernahm vorerst der Unterlehrer aus Leonding Hermann Christ. Am 17. Jänner 1888 wurde Ferdinand Wögerer neuer Schul leiter, er war zuvor Schulleiter in Kirchberg. Sein Sohn Felix wurde bereits am 12. November 1888 im Haus Pasching Nr. 9 geboren. Schulleiter Wögerer bekleidete auch das Amt des Schriftführers der Pa schinger Feuerwehr, außerdem war er Kapellmeis ter der Paschinger Musikkapelle.

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Oben: Erstkommunionsfeier der Paschinger Volksschüler mit Fotoaufnahme vor dem Gasthaus „Zur Haltestelle“, um 1900. Unten: Schulnachrichtenbuch von der Schneiderstochter Maria Baumert, von 1883. Sie hatte die Matrikennummer 87.

Gesundheitswesen in Pasching

Die Krankenversorgung war einst in der kleinen Gemeinde Pasching eher sehr bescheiden und er folgte anfangs hauptsächlich von den Nachbarge meinden, vor allem von Traun aus, wo es schon im 17. Jahrhundert nachweislich Bader gab, deren me dizinische Kenntnisse natürlich mit den heutigen Standards nicht vergleichbar waren. Sie versorgten Wunden, zogen Zähne, ebenso gehörte zur BaderGerechtigkeit auch das Rasiergeschäft. Schon im Jahre 1754 war die Verordnung erschienen, dass kein Bader sich irgendwo ansässig machen dürfe, der nicht von der medizinischen Fakultät zu Wien geprüft und für fähig befunden worden sei. Danach verschwand die Berufsbezeichnung des Baders, nun durften sich die „Allrounder“ der Medizin als „Chir urgen“ oder „Wundärzte“ begreifen, auch wenn ihre Berufsausbildung die gleiche blieb. Erst 100 Jahre später forderte die Heilkunst eine angemessene Ausbildung. Um dem ärztlichen Stand als „Doctor medicinae“ anzugehören, bedurfte es ab 1875 eines Universitätsstudiums. Litt jemand an Hühneraugen, so wagte er es nicht, sich behufs ihrer Operation an einen Wundarzt zu wenden, der es unter seiner

» Eine verurteilte Kurpfuscherin: Marie Angermayer, eine 22-jährige, ledige Dienstmagd aus Pasching, litt im September 1874 an einem verschwollenen Gesichte. Einige Weiber im Orte gaben ihr den Rat, sie solle nur zu der Steingruber, einer Chirurgentochter aus Bayern, in die Keplerstraße 27 in Linz gehen, diese würde ihr helfen und sie ging, wie ihr gesagt wurde. Daselbst fand sie viele Leute auch von Ferne herzugekommen, alle Hilfe erwartend von der Wunder-Doktorin. Auch ihr selbst flößte dieser Zusammenfluss von Leuten Vertrau en ein. Da bei der Ordination nun Maria Angermayer an die Reihe kam, sagte ihr die Maria Steingruber, sie sei voll von Wasser und warum sollte man es auch nicht glauben, hatte doch die Patientin einen bedenklichen Körperumfang. Mit einer trüben, rotbraunen Medi zin, welche Steingruber schon vorrätig hatte, und dem Troste, dass es besser werden würde, machte sich Angermayer auf den Heimweg. Merkwürdigerweise verging die Geschwulst im Gesichte durch den Gebrauch der wasserabsondernden Medizin, doch der Körperumfang widerstand ihr hartnäckig. Angermayer ging daher wiederholt zur Kurpfuscherin, und um radikal zu kurieren, gab die se derselben 7 Flaschen von der früheren Medizin mit auf den Weg. Nachdem sie am 10. Oktober 1874 die 6 Flaschen verbraucht hatte, fand ihre Krankheit endlich ihre natürliche Erklärung, sie gebar ein totes Kind. Sie erzählte nun der Hebamme und dem bei der Ge burt intervenierenden Arzt, dass sie von der Maria Steingruber behandelt worden sei, mit welchem Umstände daher die Totgeburt in Zusammenhang gebracht und infolgedessen gegen letztere auch die Anzeige erstattet wurde. Die von Herrn Apotheker Franz Ruker vor genommene chemische Untersuchung der Medizin zeigte jedoch, dass die Zusammenset zung derselben ganz harmloser Natur und für die Gesundheit vollkommen unschädlich sei und daher auch die Totgeburt unmöglich herbeigeführt haben könne. Maria Steingruber aber, welche die Kurpfuscherei handwerksmäßig betrieb, wurde deßungeachtet in der im Februar 1875 beim k. k. Bezirksgerichte durchgeführten Hauptverhandlung wegen dieser Übertretung zu 3 Tagen Arrest verurteilt. (Bericht aus der Linzer Tages-Post und dem Linzer Volksblatt im Februar 1875)

Würde finden könnte, sich so weit herabzulassen, sondern man wartete, bis eine auf Reisen gehende Virtuosin dieses Faches eintraf. Brach sich jemand einen Fuß oder einen Arm, so wurde ein Beinbruch heilkünstler herbeigeholt, den es in jeder Region gab. Natürlich kam auch so mancher Scharlatan und Kurpfuscher nach Pasching. Bei Krankheiten der Menschen wurden, wie überall auf dem Lande, so auch hier, zunächst sogenann te Hausmittel angewendet. In diesen Hausmitteln, die oft heute noch angewendet werden, schlum merte jahrhundertelang ein Kern von richtiger Behandlung. Wenn eine Krankheit den gewöhnli chen Hausmitteln nicht weichen wollte und auch die Arzneien des „Baders“ nicht angriffen, dann ging es zum Schamanen. Die Heilmethode dieser Leute hatte noch vieles von der medizinischen Be handlung des Altertums und Mittelalters an sich. Damals war diese Kunst in Händen der Priester und weiser Frauen, welche durch Praxis und Tradi tion gewiss manche Heilmittel und Heilverfahren kannten. Dazu gehörte auch das „Wenden“. Dieses Heilverfahren war schon im Altertum sowie im Mit telalter bekannt und beruht auf dem Glauben, dass man Krankheiten abwenden oder auf Tiere, Pflan zen oder fließendes Wasser übertragen könne. Die Krankheiten wurden nicht als eine Störung des Or ganismus angesehen, sondern personifiziert auf gefasst. Die Krankheiten überfielen den Menschen wie ein böser Feind. „Das Fieber reitet den Kranken, der Schlag trifft oder streift, die Krankheit überfällt und verlässt den Menschen“, lauter personifizierte Ausdrücke, die sich bis zum heutigen Tage erhalten haben.

Die letzte Wenderin in Pasching war Theresia Lein gartner. Sie wurde am 25. Dezember 1878 in Taufkir chen an der Pram als Kind einer sehr alten Wasen meisterfamilie geboren. Im Februar 1900 vermählte sie sich mit dem Wasenmeister Franz Hermann und lebte mit ihm bis Mai 1914 in Wagram Nr. 21. Da nach zogen sie in das Kramlehnergut, Wagram Nr. 18 (heute befindet sich dort das neue Parkhaus der PlusCity). Nachdem Franz Hermann im 1. Weltkrieg sein Leben gelassen hatte, heiratete die Wende rin im Mai 1919 Franz Harrer (*1870) von Wagram Nr. 28. Theresia Hermann war eine sehr bekann te Wenderin, auch viele prominente Leute kamen zur Heilung, aber auch zwecks Wahrsagung zu ihr. Auch manche ältere Paschinger konnten sich noch erinnern, dass die Mutter mit ihnen zur Wenderin gegangen war. Der eine, weil er altersgemäß noch nicht gehen konnte, die andere, weil sie nicht spre chen konnte. Hatte jemand eine Warze, wurde diese

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Theresia Hermann

von ihr mit einem Faden abgebunden, Gebete und Beschwörungen darüber gesprochen und dann wur de der Faden bei der Dachrinne eingegraben. War der Faden verrottet, war auch die Warze weg. Sie wurde aber von manchen auch als verrückte Hexe belächelt, insbesondere als sie die Folgen der Hit lerbewegung voraussah. Als sie 1954 bereits bett lägrig war und es zu regnen begann, sagte sie das verheerende Hochwasser voraus. Mit ihren Dienste als Wenderin hatte sie durch freiwillige Spenden viel verdient, sie hatte ihren Goldschatz, wie sie er zählte, in einer Kiste nahe dem Kramlehnergut ver graben, welche jedoch nie gefunden wurde.

Die Gesundheit der Nutztiere spielte bei der ländli chen Bevölkerung eine Hauptrolle. Ja, in den meis ten Fällen ließ der Bauer eher zu einer kranken Kuh

als zu seinem kranken Weibe ärztliche Hilfe rufen. Ein alter, zynischer Spruch ist im Volksmund heute noch bekannt: „Weiber sterben ist kein Verderben –Ross verrecken tut den Bauern schrecken.“ Auch bei kranken Tieren wurde die Wenderin gerufen. Hat te ein Rind ein krankes Bein, nahm sie eine Kette, wand sie unter Gebeten und Beschwörungen um das Bein, wand dann dieselbe Kette um einen Baum und die Krankheit war abgewendet. Viele der dama ligen Schamanismen verschwanden im Laufe der Zeit durch die moderne Medizin, doch in den letz ten Jahren kamen diese Wunderheiler wieder unter neuen Namen zurück, auch nach Pasching.

Die ersten Ärzte in Pasching

In Pasching findet man bereits sehr bald einen Wundarzt im Haus Pasching Nr. 66. In der Wiener Zeitung vom 6. April 1855 findet sich folgende An zeige: „Chirurgenhaus in Oberösterreich zu verkau fen. In einer sehr wohlhabenden Gegend in Oberös terreich ist ein Chirurgenhaus samt Hausapotheke, dann Gemüse- und Blumengarten, alles im besten Betriebe und Stande, wegen Familienverhältnissen täglich aus freier Hand zu verkaufen. Das Nähere ist bei Herrn Anton Mayer, Wundarzt in Pasching nächst Linz, zu erfragen.“

Sein Nachfolger war Dr. Julius Maukisch, er ver mählte sich mit der Linzer Kaufmannstochter Karo lina Gräbner, sie erwarben das Haus Pasching Nr. 66, 1862 wurde ihre Tochter Wilhelmine geboren,1863 Sohn Aloys, 1864 Sohn Karl und 1866 Sohn Julius, sein Taufpate war der Linzer Stadtarzt Josef Leutgeb. Am 2. Dezember 1878 verstarb Dr. Julius Maukisch. Im September 1879 erwarb der Wundarzt Wilhelm Gärtner mit seiner Gattin Elise das Haus und führte

Oben: Im Vordergrund sind die Häuser an der Hörschingerstraße zu sehen, wo sich auch das ehemalige Chirurgenhaus Pasching Nr. 66 befindet, die Besitzerin war damals Josefa Granner. Gegenüber stehen die Häuser Hu mer (90), die Ertl Villa (80), Stockinger (74), Öfferlbauer (73) und gegenüber befindet sich die Tankstelle Pühringer (134). Dahinter liegen die Bauernhöfe Baumgartner (53), Schreiner (10), Baunbauer (50) und Sigl (47). Rechts oben in der Dörnbacherstraße stehen das Haus Nr. 99 (Kellermayr, Just) und das Haus Nr. 48 (Siglhäusl). Oben an der Schulstraße sind die Häuser Burgstaller (55), Pruscha (54), Wöhrer (56) und Nöbau er (69) sowie an der Baumgartnerstraße die Häuser Starrermayr (52) und Aigner (51).

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47 49 50 66 74 80 90 73 51 52 53 54 56 69 99 134 10 55 48

Unten: Das Signalhorn der Paschinger Feuerwehr diente einst zur Alarmierung bei Feuer, ebenso zur Einteilung von Kom mandos. Bei Brandalarm wurden auch die Kirchenglocken geläutet.

Feuerwehrwesen in Pasching

In dem ursprünglichen Bauerndorf Pasching be fanden sich einst auf engstem Raum 27 größere und kleinere Vierkanthöfe, deren Bauform ebenso Schutz bot wie die geschlossene Siedlungsform. Gleichzeitig bedeutete diese Nähe eine immense Gefahr, wenn in einem der Häuser Feuer ausbrach, umso mehr als die Dächer noch mit Stroh gedeckt waren. Nicht selten brannten damals auf dem Land ganze Dörfer nieder.

Die Behörden versuchte daher, mit verschiedenen Feuerordnungen dieser Gefahr zu begegnen. Die erste umfassende Verordnung, die auch in Pasching gültig war, stammt aus dem Jahr 1786, aus der Re gierungszeit Josefs II.: „Um den traurigen, immer sich soweit verbreitenden Folgen der ländlichen Feuer brünste so viel wie möglich Einhalt zu thun, haben Wir es für nöthig befunden, für das offene Land Oesterreich ob der Enns eine Feuerlöschordnung festzusetzen, welche erstens die Verhinderung, zweitens die baldige Entdeckung, drittens die schleunigeste Löschung der Feuerbrünste, viertens endlich die Vorsicht gegen die Folgen, welche nach gelöschten Bränden sich ereignen können, zu ihrem Hauptaugenmerke hat.“

Eine Feuerwehr im heutigen Sinn gab es zwar noch nicht, es wurden jedoch Löschmannschaften aus Handwerkern und Bauern rekrutiert, also jenen, die nicht nur ihren Wohnsitz, sondern auch ihren Pro duktionsort zu verlieren hatten; gelöscht wurde mit Lederkübeln und Handspritzen.

Feuerschutzordnung von 1873

Nach der Aufhebung der Leibeigenschaft 1848 wurde das Feuerwesen Gemeindesache. Die Feuer schutzordnung von 1873 verpflichtete die Bürger meister, jährlich einen Aufruf zur Gründung einer Feuerwehr zu erlassen. In Pasching benötigte es noch einige Jahre bzw. einige Brandkatastrophen, bis eine eigene Ortsfeuerwehr auf die Beine gestellt wurde.

So brach am 15. September 1875 im Dorf Rufling (Gemeinde Leonding), das 39 Häuser zählte, ein Großbrand aus. Nach kurzer Zeit standen 25 Häuser in Flammen. Neben zahlreichen Feuerwehren der umliegenden Gemeinden war auch der Paschinger Bürgermeister mit der Gemeindespritze und ei ner Löschmannschaft anwesend und half bei den Löscharbeiten mit.

Sieben Monate später gab es wieder Brandalarm, dieses Mal traf es einen alleinstehenden Hof in Pa sching: „Am Samstag, den 8. April 1876, Abends halb 6 Uhr, brach im Baumgartnergute des Peter Wiesin ger zu Thurnharting, Feuer aus, welches in kurzer Zeit das Wohn- und Wirtschaftsgebäude in Asche legte. Die Feuerspritze der Gemeinde Pasching sowie die Feuerwehr der Gemeinde Hörsching (46 Mann stark) waren in kurzer Zeit auf dem Brandplatze er schienen. Die Spritzen der Gemeinden Alkoven und Wilhering sowie der Landtrain der Linzer Feuerwehr trugen wesentlich dazu bei, dass das Feuer in kurzer Zeit vollkommen gedämpft werden konnte. Der Ge meinde-Feuerspritze von Pasching, welche von Seite der Gemeinde-Vorstände umsichtig geleitet wurde, und der neugegründeten, freiwilligen Feuerwehr von Hörsching, welche ebenfalls diese zweite Feuerpro be vorzüglich bestand, war es zuzuschreiben, dass die Zimmer, in welchen sich die besten Habselig keiten der verunglückten Besitzer befanden, gerettet wurden. Eine erfreuliche Ausnahme war bei diesem Brande, dass kein müßiger Zuschauer zu sehen war, was wohl nur des Umstandes zuzuschreiben ist, dass die löbl. Gendarmerie alles aufbot, die Anwesenden zur Arbeit anzueifern. Insbesondere wurde hierin die freiwillige Feuerwehr von Hörsching von den Gendar men des Postens Hörsching auf das beste unterstützt, so dass die Spritzenmannschaft, welche bereits län gere Zeit rastlos gearbeitet hatte, abgelöst werden konnte. Die Feuerwehr von Linz war in der denkbar kürzesten Zeit auf dem Brandplatze angelangt, leider war zu dieser Zeit schon alles vorhandene Wasser verbraucht gewesen. Die Urheber des Brandes wur den durch den Gendarmerie-Postenkommandanten von Hörsching als zwei 6- und 7-jährige Knaben, welche das Tabakrauchen versuchten, eruiert.“

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Die Gründung der Paschinger Feuerwehr

Nachdem sich die Gemeinde Pasching bei mehreren Brandunglücken bereits große Verdienste um das Löschwesen erworben hat, startete Bürgermeister Johann Minichmayr einen Aufruf zur Gründung einer organisierten Feuerwehr im Ort. Sofort mel deten sich 43 Gemeindemitglieder und am 18. No vember 1877, einem Sonntag, konnte im Gasthaus des Johann Ecker in Pasching Nr. 1 die erste Gene ralversammlung stattfinden. Neben Bürgermeister Johann Minichmayr waren sämtliche Gemeinde ausschüsse sowie Mitglieder der Feuerwehr Leon ding und Feuerwehrmänner aus Linz anwesend. Der Obmann der Hörschinger Feuerwehr Leopold Kren mayr hielt einen Vortrag über das Feuerwehrwesen. Anschließend wurde der Statutenentwurf beschlos sen und in der Folge dem Gemeindeausschuss und der Statthalterei in Linz zur Genehmigung vorge legt. Am 5. Jänner 1878 bescheinigte die Statthalte rei den Bestand der Paschinger Feuerwehr. Zum ersten Kommandanten wurde der Protestant Johann Ecker bestimmt. Er stammte von einem Gasthaus in Kleinmünchen ab und hatte im März 1876 das Wirtshaus Pasching Nr. 1 mit dem dazu gehörigen Fleischhauereibetrieb und später auch die gegenüberliegende Bäckerei erworben. Zu sei nem Stellvertreter wurde der Bauer Adam Ertl vom Hanglgut gewählt, zum Kassier Josef Aigner vom Sieglgut. Stephan Angerlehner, Bauer vom Baum gartnergut, wurde zum Schriftführer bestellt. Unter den 43 Gründungsmitgliedern waren unter anderem der Huf- und Wagenschmied Michael Augl, Georg Bauer, Josef Brunhuber, der Schuhmachermeister und Greißler Leopold Fellinger, der Schneidermeis ter Martin Geßl, Franz Kraxberger, Matthäus Mayr, Johann Plohberger, Matthias Triendorfer und Mat thias Wöhrer.

» Zur Anschaffung von Ausrüstungsgegenständen spendete der Oö. Landesausschuss der Paschinger Feuerwehr 100 Gulden, der Brauereibesitzer Josef Poschacher widmete einen Betrag von 10 Gulden. Damit konnte in kurzer Zeit das erste Feuerwehrde pot eingerichtet werden: es befand sich in Pasching Nr. 1, im Anwesen des Kommandanten, dessen Wirtshaus auch das Stammgasthaus der Feuerwehr kameraden war, was ein Ausrücken in Brandfällen vereinfachte.

Die ersten Einsätze

» Bereits ein halbes Jahr nach der Gründung hat te die Freiwillige Feuerwehr Pasching ihre erste Bewährungsprobe. Am 16. Juni 1878 wurde um 11 Uhr nachts in Traun Feueralarm gegeben, das Gat terbauerngut in St. Dionysen brannte. Die Bewoh ner schöpften bereits mit Ledereimern Wasser aus dem Mühlbach und reichten es in einer Menschen kette weiter, als plötzlich die junge Feuerwehr von Pasching am Brandplatz erschien, anschließend folgten auch die Wehren von Hörsching und Leon

ding. Trotz starken Windes gelang es gemeinsam, das ganze Dorf vor einer Katastrophe zu bewahren.

» Im Herbst desselben Jahres, am 11. Oktober 1878, waren die Paschinger Feuerwehrmänner erneut außerhalb ihrer Gemeinde tätig, als das Zaglgut zu Hitzing bei Dörnbach brannte. Dabei gelang es dem Kommandanten Ecker, die Schwester des Bauern aus dem brennenden Wohngebäude zu retten. Der Rot tenführer der Schutzmannschaft Josef Kirchmayr und der erste Steiger Johann Zehetner konnten die Auszüglerin im Zaglgut vor dem sicheren Erstickungstod bewahren, indem sie eine Tür in dem be reits ebenfalls in Flammen stehenden Nebengebäu de aufbrachen und die Frau aus dem Haus trugen.

» Den nächsten Einsatz gab es am 24. Februar 1880, als kurz vor 21.30 Uhr die Signale eines Landfeuers ertönten – das Anwesen des Bauern in Pasching Nr. 50 stand in Flammen. Auch die Nachbarfeuer wehren Breitbrunn, Hörsching, Kirchberg, Leon ding, Oftering und Traun halfen bei den Löschar beiten mit und sogar die Feuerwehr aus Linz rückte an den Brandplatz aus. Dennoch konnte das Bau erngut nicht gerettet werden, nur das Vieh und die Wägen konnten die Feuerwehrmänner rechtzeitig in Sicherheit bringen. Ebenso gelang es ihnen, ein Ausbreiten des Feuers auf umliegende Gebäude zu verhindern – angesichts der Strohdächer hätte nur ein Funke genügt.

Großbrände in Pasching

» Am 9. Mai 1882 um 16.30 Uhr begab sich eine unbekannte Person zum Schreinergut (Nr. 10), dem Anwesen des Bürgermeisters Johann Minichmayr, und legte Feuer beim Stadel. Durch den sturmarti gen Wind hatte der Brand verheerende Auswirkun gen. Sogleich griffen die Flammen auf den Schrein erhof und das benachbarte Bruckmayrgut (Nr. 8)

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Oben: Der Prunkhelm des Kommandanten der Paschinger Feuerwehr wurde nur zu besonderen festlichen Anlässen getragen.

Die Gendarmerie wurde 1849 aus dem Verband der Armee gegründet. Erst durch die Gendarmeriege setze von 1876 und 1894 wurde sie immer mehr zu einem Instrument der Zivil- und Strafgerichts barkeit und der Verwaltung. Nach militärischem Muster organisiert, bildete sie einen eigenen Wach körper zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe, Ordnung und Sicherheit. In Oberösterreich unterstanden die einzelnen Abteilungskommandos zunächst dem Landesgendarmeriekommando in Linz, wo sich auch die Landesgendarmeriekaserne befand. Pasching bekam erst 1919 einen eigenen Gendarmerieposten, bis dahin war der Posten Traun zuständig, wo bereits 1881 ein eigenes Wachzimmer eingerichtet wurde. Obwohl die Gemeinde Pasching damals nur knapp über 1000 Einwohner zählte, war die Exekutive des Öfteren gefordert, wie zum Bei spiel bei Brandfällen, den Schauplatz vor den zahl reichen Schaulustigen zu sichern und die Brandur sache auszuforschen. Ebenso waren die Gendarmen immer wieder mit Delikten wie Diebstahl, Wilderei

» Mord in Thurnharting: Am Morgen des 25. März 1903 wurde der 59-jäh rige Bauer Josef Mayr vom Baumgartnergut im Pferdestall an einem Strick aufgehängt gefunden. Der in der „Überländ“ (im Nebengebäude) wohnende Strohdecker Johann Steindl eilte zu Dr. Carneval nach Hörsching und ersuch te ihn, die Totenbeschau vorzunehmen. Steindl kannte den Ablauf, denn zwei Jahre vorher, im März 1901, hatte man am Baumgartnergut den 76-jährigen Innwohner Martin Gattringer erhängt aufgefunden. Damals wurde die Leiche ohne gerichtsärztliche Obduktion begraben. Als der Arzt nun die Leiche des Bauern untersuchte, fiel ihm auf, dass Gesicht und Kleider blutverschmiert waren, und es kam ihm der Verdacht, dass der Bauer durch fremde Hand ge tötet und ein Selbstmord nur vorgetäuscht wurde. Der Strohdecker Steindl sprach schließlich die Anschuldigung aus, dass „mit Sicherheit“ der im Bauern haus bedienstete Knecht Leopold Berger, der mehrfach vorbestraft war und mit seinem Dienstgeber in keinem guten Verhältnis stand, die Tat begangen habe. Überdies plante er schon längere Zeit, nach Amerika auszuwandern. Beim Lokalaugenschein durch die Linzer Gendarmerie-Wachtmeister Wenzel Schindler und Karl Erler wurden jedoch auch Blutspuren an den Türen des vom Bauernhaus ungefähr 30 Schritte entfernten Überländhauses entdeckt, in dem Steindl mit seiner Frau und sechs kleinen Kindern wohnte. „Im Zuge der weiteren Erhebungen entpuppte sich Johann Steindl als äußerst gewalttätiger und verbrecherischer Mensch, der seit Jahren den Wilddiebstahl in beispiellos gro ßem Umfange betrieb, gelegentlich auch die umliegenden Bauernhöfe zur Nacht zeit aufsuchte, um andere Diebstähle zu verüben, bei denen er auch die Gewehre, welche er zum Wildern benutzte, im Gasthaus Ecker in Thening und beim Zeilmayr in Aistenthal raubte. In geschlechtlicher Beziehung führte er geradezu das Le ben eines bäuerlichen Don Juans, so dass völlig keine Frauensperson, welche er kennen lernte, gleichgültig ob ledig oder verheiratet, vor unsittlichen Angriffen seinerseits sicher war.“ So konnte man am 24. Juni 1903 im Linzer Volksblatt über ihn lesen. In diesem Zusammenhang erhellte sich die Mordtat: Die Toch ter des Ermordeten, Rosina Mayr, gab schließlich nach anfänglichem Leugnen zu, dass sie seit mehr als einem Jahr ein Liebesverhältnis mit Johann Steindl

und Körperverletzung befasst. Das Gewaltpotenzi al, besonders unter den Landarbeitern, war damals sehr hoch, die Frustration nach einem harten und meist schlecht bezahlten Arbeitstag entlud sich zu weilen in Wirtshausraufereien und anderen gewalt samen Auseinandersetzungen. Oft genügte nur ein geringer Anlass, vor allem wenn übermäßiger Al koholkonsum im Spiel war. Auch Mordfälle wurden regelmäßig vor dem Gericht in Linz abgehandelt –damals gab es noch die Todesstrafe.

Mord in Aistenthal

1859 erschütterte ein Mordfall auch die Gemein de Pasching. Am 28. März wurde eine Dienstmagd am Dorngut in Aistenthal in der „Hauslacke“ tot aufgefunden. Man vermutete Selbstmord, weil sie schwanger war, und hatte sie deswegen auch in un geweihter Erde begraben. Kurz darauf kam jedoch der Verdacht auf, dass sie ertränkt worden sein könnte. Die Leiche wurde exhumiert und bei einer gerichtlichen Obduktion nach Spuren untersucht.

unterhielt und dieser sie auch in der Nacht des Mordes in ihrer Schlafkammer besucht hatte. Da sie schwanger war, wollte Steindl sie dazu bewegen, ein Ab treibungsmittel einzunehmen. Rosina Mayr verweigerte dies, weshalb Steindl befürchtete, dass ihm der Bauer das Wohnrecht in der Überländ kündigen wür de. Daraufhin fasste er den Entschluss, Rosina Mayrs Vater zu ermorden. Nach mehreren Gerichtsverhandlungen wurde am 26. Juni 1903 das Urteil ge fällt. Der Staatsanwalt eröffnete sein Plädoyer mit einem bekannten Satz, „dass jedes düstere Kapitel der Weltgeschichte mit einem Frauennamen beginne“, und fuhr fort, „dass auch bei Verbrechen meistens entweder eine Frau oder Eigennutz die Hauptursache seien“. Alle 12 Geschworene stimmten für schuldig, Steindl wurde zum Tod durch den Strang verurteilt.

Am 19. November desselben Jahres saßen drei weitere Personen auf der An klagebank, die in dem Aufsehen erregenden Schwurgerichtsfall fünf Monate vorher noch als Zeugen beteiligt waren. Es waren dies die zwei Kinder des ermordeten Bauern, nämlich Franz Mayr und Marie (verehelichte Mitterlehner) sowie der Bruder des Mörders, Josef Steindl. Diesmal ging es um Wilderei. Der 28-jährige Franz Mayr, der nun das Gut seines ermordeten Vaters bewirtschaf tete, hatte nämlich den Mörder Johann Steindl ebenso wie dessen Bruder Josef bei nächtlichen Wilddiebstählen begleitet. Josef Steindl wurde zu sechs Wo chen schwerem Kerker mit wöchentlich einem Fasttag verurteilt, Franz Mayr zu schwerem Kerker in der Dauer von drei Monaten mit jeweils zwei Fasttagen und seine Schwester, weil sie das gewilderte Fleisch verkochte und aß, zu zwei Wochen mit wöchentlich einem Fasttag.

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Gendarmerie
16 Ka P itel
Von der
zur Polizei

Zwischen ihrem Halstuch und dem Mieder fand man Häcksel und einige Haferkörner. Bei einem Lo kalaugenschein am Dorngut wurde schließlich ihr Kopftuch in einem Futterschaffl entdeckt. Darauf hin verhörten die Gendarmen den Bauernknecht, dessen Geliebte sie war, und konnten ihn zu einem umfassenden Geständnis bewegen. Nun war der Tathergang klar: Die Magd hatte gerade das soge nannte „G’sett“, ein bräuartiges Viehfutter, beste hend aus Häcksel, Rüben und Hafer, mit siedend heißem Wasser abgebrüht. In diesem Augenblick stürzte sich der Knecht auf sie und drückte ihr den Kopf in das angefüllte Schaff, so dass sie hilflos erstickte. Dann warf er den leblosen Körper in die Hauslacke. Er war zum Mörder der Frau und des un geborenen Kindes geworden.

Rivalitäten beim „Fensterln“

Zwischenmenschliche Beziehungen verursach ten immer wieder Konflikte, oft kam es auch beim „Fensterln“ zu gewaltsamen Auseinandersetzun gen, bis hin zum Totschlag. 1896 berichtete das Linzer Volksblatt: „Zwischen der Rotte der Wagramer und jener der Paschinger Burschen bestand schon seit einiger Zeit kein gutes Einvernehmen, des Öfteren kam es zu Raufereien. Am 10. Mai 1896 gegen Mitternacht begaben sich die Wagramer nach einem Gasthaus besuch in Hörsching nach Pasching zum Fensterln, beim nach Hause gehen wurden sie von den Paschin ger Burschen erkannt. Einer der Paschinger Burschen, Stephan Rothbauer, stürmte mit den Worten „Ich hau sie allein“ auf sie zu, wurde dann jedoch am Kopf von einem Stein getroffen und stürzte bewusstlos zu Boden. Mehrere der Wagramer Burschen schlugen auf den Liegenden los. Dann stürzte Ganglberger auf ihn, in ei ner Hand ein Messer, in der anderen einen Totschläger (Ochsenziemer mit Bleikopf) und versetzte ihm zwei Hiebe sowie zwei Stiche in den Rücken.“ Rothbauer erlangte nie mehr das Bewusstsein und starb nach vier Tagen im Krankenhaus. 1908 traf es den 26-jährigen Paschinger Leopold Eisserer, er wurde am 13. April beim Kirchmayrgütl in Wagram bewusstlos und schwer verwundet auf gefunden. Er hatte sich nach dem „Fensterln“ auf dem Weg nach Hause befunden. Wie die Ermitt lungen ergaben, wurde er vom 27-jährigen Alois Danzmaier und dem 23-jährigen August Hager aus Eifersucht niedergestochen. Alle drei waren am sel ben Hof als Knechte bedienstet. Eisserer starb tags darauf. In der Zeitung fügte der Berichterstatter der Tatschilderung hinzu: „Überhaupt sind in hie siger Gegend die Bauernburschen sehr rauflustig und schon zu wiederholtem Male gab ein geringer Wortwechsel Anlass zu gegenseitiger roher Schläge rei. Aus diesem Grunde wäre es erwünscht, dass die Täter diesmal einer empfindlichen Strafe zugeführt würden.“ Vor Gericht wurden die beiden Knechte, sie waren überdies vorbestraft, zu rund 2 Jahren verschärftem Kerker verurteilt.

» Rauferei beim Emhofer: Des Öfteren musste der Gemeindedie ner bei Raufereien eingreifen, so auch am 8. September 1910, wie das Linzer Volksblatt berichtete: „Zwischen dem 25-jährigen Maurer Emerich Oftschik, welcher bereits wegen Gewalttätigkeiten elfmal vorbestraft war, und dem 30-jährigen Knecht vom Heißngut Johann Lauß, wegen Raufereien ebenfalls achtmal vorbestraft, bestand schon seit längerer Zeit eine Feindschaft. Abends am 8. September 1910, am Feste Maria Geburt, trafen sie im Gasthaus Emhofer aufeinander, woraus sich alsbald zwischen ihnen ein Wortwechsel entspann. Beide traten nun vor das Gasthaus, worauf sie sich gegenseitig, mit Messern bewaffnet, zu attackieren begannen. Oftschik erlitt hiebei vier Messerstiche am linken Arm und einen am rechten Auge, sowie einen Nasenbeinbruch. Auch Lauß erlitt mehrere Stiche. Beide sahen aus, als ob sie sich im Blut geba det hätten. Oftschik ging in das Gastzimmer zurück und Lauß folgte ihm nach. Dort begann die Rauferei von Neuem. Oftschik schlug den Lauß mit einem Bier glas auf den Kopf, so dass er zusammenbrach. Als Lauß am Boden lag, schlug Oftschik unausgesetzt auf ihn ein. Oftschik zerschlug auf dem Kopfe des Lauß nicht weniger als fünf Deckelgläser und zwei steinerne Literkrüge. Der herbei gerufene Gemeindesekretär Johann Knaffl, der zugleich den Sicherheitsdienst versieht, machte schließlich ein Ende. Lauß blieb hierauf, ohne das Bewusstsein erlangt zu haben, bis 5 Uhr früh im Gastzimmer in einer Blutlache liegen. Der erschienene Gemeindearzt Dr. Carnaval aus Hörsching ordnete die sofortige Überführung des Lauß in das Spital der Barmherzigen Schwestern nach Linz an. Lauß ist derart zugerichtet, dass er kaum mit dem Leben davonkommen dürfte. Auch Oftschik wurde heute über Anordnung des genannten Arztes ins Spital überführt. Das Gastzimmer war förmlich mit Blut überschwemmt und auch vor dem Gasthause waren mehrere Lachen Blut vorhanden. Das Gastzimmer war

Auflauf in Pasching

Im selben Jahr ereignete sich ein Vorfall, den man heute als „Flashmob“ bezeichnen würde: Am 6. Juli hatte der bei Josef Feitzlmayr am Schreinergut in Pasching bedienstete Knecht Josef Kirchmayr seinen Arbeitsplatz verlassen, weil ihm der Lohn zu gering war. Da er den Dienst vorher nicht gekündigt hatte, wurde er in die Gemeindekanzlei vorgeladen. Doch der Knecht leistete keiner der Vorladungen Folge. Als er vom Gemeindediener Johann Ehrenleitner zur Verhandlung beim Gemeindevorsteher vorgeführt wurde, zeigte er sich „äußerst renitent“, wofür der Gemeindevorsteher eine 24-stündige Ordnungs strafe verordnete. Dieser Vorfall sprach sich schnell herum, noch am selben Nachmittag erschienen ei nige Bauernknechte vor dem Gemeindearrest und demonstrierten gegen die Gemeindevertretung und deren Angestellte. Gegen 19 Uhr war der Auflauf bereits so groß – angeblich hatte sich „das halbe Dorf“ versammelt –, dass sich der Gemeindesekre tär gezwungen sah, die Gendarmerie zu rufen, mit seinem Fahrrad fuhr er schließlich nach Traun. Die Trauner Gendarmen, vier Mann, versuchten auf die Menge einzuwirken und sie zu bewegen, nach Hau se zu gehen. Doch die Demonstranten vertraten den Standpunkt, dass eine Landgemeinde nicht berech tigt sei, ein Strafurteil zu fällen, dazu sei nur das Ge richt befugt. Die Gendarmerie nahm schließlich die „Rädelsführer“ fest. Am 15. Oktober mussten sich 12 Angeklagte aus Pasching vor Gericht verantworten, sie wurden zu 5–10 Tagen Arrest verurteilt.

zur kritischen Zeit mit Gästen gut besetzt, doch mengte sich niemand in diese Angelegenhei ten, da die beiden als Stänkerer und Raufbolde allgemein gefürchtete Burschen sind.“ Trotz der schweren Verletzungen überlebte Lauß, beide Kontrahenten lagen mehr als 14 Tage im Krankenhaus. Bei der Gerichtsverhand lung am 21. November 1910 wurde Lauß zu 8 Monaten und Oftschik zu vier Monaten Ker ker verurteilt. Sie verzichteten gegenseitig auf Schmerzensgeldanspruch.

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Oben: Eine Postkarte, gesendet am 20. Mai 1915 von Anna Plohberger (Pasching 54) an ihren Sohn Franz Plohberger, damals Novize im Stift St. Florian. Am 23. Mai 1919 wurde er zum Priester geweiht.

Unten: Korrespondenzkarte aus Pasching, abgestempelt in Thening am 14. August 1899, als Pasching noch zum Bestellungs bezirk des Postamtes Thening gehörte. Die ersten österreichischen Briefmarken kamen 1850 in Umlauf. Der erste Poststempel, der exakte Datums- und Ortsangaben auf den Briefen hinterließ, wurde im Jahr 1867 ein geführt. 1869 wurden die ersten Postkarten oder, wie damals gesagt wurde, „Correspon denz-Karten“ versendet, sie waren eine ös terreichische Erfindung. Die Idee fand großen Zuspruch: Bereits im ersten Monat wurden 1,4 Mio. Stück verkauft. Vielleicht war das mitunter ein Grund, dass zwischen 1869 und 1870 die Zahl der Postämter in Oberöster reich von 148 auf 244 stieg. Auch in Thening entstand damals ein Postamt, wie die Linzer Tages-Post ankündigte: „Am 1. November 1870 wird in Thening ein selbstständiges k. k. Postamt in Wirksamkeit treten, und mit dem Postamte in Hörsching durch tägliche Fußbo tenposten in Verbindung gesetzt werden.“

Postgeschichte von Pasching

Der Postverkehr war zunächst eine Frage der Infra struktur: Als Kaiser Maximilian I. gegen Ende des 15. Jahrhunderts eine erste Reiterpost einrichtete, war eine der deklarierten Poststraßen im Land die heutige Bundesstraße an der Grenze zwischen den Gemeinden Traun und Pasching. Damals war das Postrecht noch an private Personen vergeben, erst Kaiser Karl VI. erklärte 1722 die Post zum Staats monopol. Unter Maria Theresia und Josef II. wurde der reguläre Postreisedienst mit regelmäßig ver kehrenden Postkutschen eingeführt. Die Post be förderte nicht nur Briefe, sondern auch Menschen. Ab 1832 wurde auch die Pferdeeisenbahn, die auch durch Wagram führte, für die Postbeförderung in Anspruch genommen. Mit der Kaiserin-ElisabethBahn und einem bald immer dichter werdenden Bahnnetz auch in Oberösterreich erhielt die Post straße durch die Schiene Konkurrenz. Nachdem am 1. September 1859 der erste Zug auf der heutigen Westbahn an Pasching vorbeifuhr und kurz darauf im Bahnhof Hörsching hielt, wurde dort ein Postamt eingerichtet, entsprechend der Part nerschaft zwischen Post und Bahn. Die Gemeinde Pasching wurde dem Post-Bestellungsbezirk Hör sching zugeteilt. Nur die Ortschaft Wagram, die bis 1881 zur Gemeinde Traun gehörte, blieb auch nach der Eingemeindung nach Pasching weiter beim Be stellungsbezirk Traun. Am 20. Jänner 1899 wurde das k. k. Postamt Hörsching vom Bahnhof in den Ort verlegt, allerdings wurde angeordnet, dass die Beamten viermal am Tag Botengänge zum Hör schinger Bahnhof zu unternehmen haben, um von bestimmten Zügen auf der Strecke zwischen Wien und Salzburg die Post abzuholen bzw. aufzugeben. Damals wurden auch die Gemeinde Pasching und die zur Gemeinde Hörsching gehörende Ortschaft Breitbrunn aus dem Bestellungsbezirk des Postam tes Hörsching ausgeschieden und jenem des näher gelegenen Postamtes Thening zugewiesen. Doch die Paschinger, wie man der Linzer Tages-Post ent nehmen konnte, waren darüber wenig erfreut und wollten lieber ihr eigenes Postamt: „Behufs Verbes serung und Beschleunigung des Zustellungs- und Ein sammlungsdienstes im jenseits der Bahn gelegenen

Landbriefträgerbezirk Hörsching wäre es viel besser, wenn von Seite der Post- und Telegraphen-Direktion in Linz dem Ansuchen der Gemeindevorstehung und der Schulleitung in Pasching, sowie der Pfarrämter Dörnbach und Schönering und der Schulleitungen dort selbst, sowie der evangelischen Schule in Ap persberg und der meisten Interessenten Folge gegeben und ein Postamt in Pasching errichtet würde, da die geschlossene Ortschaft Pasching 78 Hausnummern zählt und Thening von Pasching und den übrigen Ort schaften nahezu so weit entfernt ist wie die Ortschaft Hörsching. Mit der Verlegung der Post von Hörsching nach Thening hat Pasching sowie die anderen Ort schaften keinen Nutzen, sondern es wäre viel besser gewesen, wenn das Postamt am Bahnhof Hörsching geblieben wäre.“ Am 20. Dezember 1900 erschien mit der Überschrift „Übelstände auf dem Lande“ ein weiterer Artikel: „Mit 1. Juli 1900 werden dank dem Entgegenkommen der Post- und Telegraphen-Direkti on der Gemeinde Pasching viermal im Tage die Briefe aus den Briefkästen ausgehoben und befördert. Wie es aber scheint, nimmt es die mit den Postsachen betrau te Person nicht sehr genau, sondern gibt die um 13.30 eingelegten Postsachen statt mit dem Zuge Nr. 18 um 14.30 erst den andern Tag auf. Auf Befragen, warum die Postsachen nicht aufgegeben wurden, gab die Per son zur Antwort: Sie habe nicht Zeit und hatte keine Schuhe an, als der Zug kam. Das sind Zustände, die es wünschenswert erscheinen lassen, dass in einem Orte wie Pasching, welcher 1090 Seelen zählt, das längst versprochene Postamt endlich errichtet werde.“

Postablage Pasching

Acht Jahre später war es dann doch so weit und am 1. April 1908 wurde in Pasching zumindest eine „k. k. Postablage“ eröffnet, die Amtsgeschäfte führ te Josef Ertl. Nun konnten Postwertzeichen verkauft und Briefsendungen (Briefe, Korrespondenzkarten, Warenproben, Telegramme) angenommen wer den, auch Wertbriefe, Pakete, Postanweisungen und Postsparkassen-Einzahlungen gehörten zum Angebot, allerdings nur, wenn sie eine bestimmte Grenze nicht überschritten: Postannahmen bzw. Postzustellung in einem Wert von über 50 Kronen bzw. Zahlungsanweisungen über 1000 Kronen wur den nach wie vor vom Landbriefträger des Postamts Thening besorgt. Der Landbriefträger war auch die Verbindung zwischen der im Haus Pasching Nr. 80 eingerichteten Postablage und dem zuständigen Postamt Thening, ebenfalls wurde durch regelmä ßige Botengänge zur Haltestelle Pasching mittels der Bahnpost Wien–Passau 104 (Zug Nr. 17) eine Verbindung mit dem Postamt Linz 2 hergestellt.

17 Ka P itel
ISBN: 978-3-9504690-0-4

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