Hamburg Guide - August 2022 - deutsch

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68 Der Bäckerbreitergang wie er heute aussieht: aufwendig restauriert

Hamburg History

Dunkle Seiten Wer heute durch das Hamburger Gängeviertel bummelt, das sich rund um den Valentinskamp erstreckt, bekommt an einigen Stellen eine Vorstellung davon, wie es hier früher einmal aussah – in den Slums der reichen Stadt Hamburg. Allerdings ist die Bezeichnung Gängeviertel nur im Plural korrekt. Dazu gehörten nämlich zahlreiche Viertel vom Hafenrand über den Großneumarkt bis zum Gänsemarkt .

Nach dem Brand von 1842, der weite Teile der Altstadt ausradiert hat, suchen noch mehr Menschen in den Gängevierteln Unterschlupf. Noch mehr werden es, als der Bau der Speicherstadt 1888 die Menschen aus den günstigen Wohnvierteln der Gegend vertreibt. Schlussendlich lebten hier bis zu 20.000 Personen – die Gängeviertel gelten als größter Slum Europas.

Europas größter Slum

Die wohl übelste Ecke der Gängeviertel liegt an der Niedernstraße. Dort, genauer gesagt, an der Ecke Depenau. Dort findet sich Hamburgs schlimmste Kaschemme: der Verbrecherkeller. Hier treffen sich die Hamburger Buttjes, also Taugenichtse, mit Ganoven und Huren. Hier fließt billiger Fusel in Strömen und Hehlerware wechselt im Schutz der Dunkelheit ihren Besitzer. Bisweilen verirren sich unbescholtene Bürger in dieses Areal und werden von

Rückblende: Anfang des 19. Jahrhunderts hat Hamburg eine nahezu magnetische Anziehungskraft auf Arbeiter aus allen Teilen Deutschlands. Der Hafen und die Schifffahrt locken sie in die Stadt. Hier erhoffen sie sich ein besseres Leben. Die Realität allerdings sieht anders aus: Sie leben dicht an dicht in den Hamburger Gängevierteln, und zwar in sogenannten Buden. Das waren ein bis zwei winzige Zimmer und ein Dachboden.

Brutstätte des Verbrechens

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