Aarau am Fluss

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Themenheft von Hochparterre, November 2024

Aarau im Fluss

Der Aargauer Kantonshauptort setzt auf kontinuierliches Wachstum. Im Zentrum der Stadtentwicklung stehen die Bedürfnisse von Bevölkerung und Umwelt.

Bilder einer Stadt

Der Zürcher Fotograf Dan Cermak ist für dieses Heft durch Aarau gestreift und hat die Menschen und Orte der Stadt festgehalten.

Inhalt

4 Stadtplan Aarau

Alles auf einen Blick – die Karte zu Arealen, Projekten und Bauten

6 Leb endige Vielfalt und steter Wandel

Wie Betriebe und Menschen mit Ideen die Altstadt prägen

12 « Die Projekte sollen den Menschen und der Umwelt dienen »

Ein Gespräch über den Alltag im Aarauer Stadtbauamt

14 « Arealentwicklungen sind immer begleitet von Aushandlungsprozessen »

Die Leiterinnen der Fachstelle Quartierentwicklung im Interview

16 Das Aarau von morgen

Wandel und Wachstum: Transformationsgebiete der Stadt

24 « Belebung heisst nicht nur Publikumsverkehr »

Arealentwicklung aus der Sicht zweier Stadtpolitiker

26 « Es ist kein Entweder-oder, sondern ein Miteinander »

Über Baugesuche im Zeichen von Klimaanpassung und Biodiversität

28 Aare für alle

Die Entdeckung des Aareraums als planerische Herausforderung

34 Projekte und Bauten

Ausgewählte Bauvorhaben und Bauwerke in Text und Bild

Editorial

Die Chance zu wachsen

Das wolkenförmige Busbahnhofdach, die malerische Altstadt, das Aargauer Kunsthaus, die Grosssiedlung Mittlere Telli: Es sind wenige Orte, die das Bild von Aarau über die Stadt hinaus prägen. Doch der Aargauer Hauptort hat weitaus mehr zu bieten, als sich auf den ersten Blick offenbart: idyllische Gartenstadt­ und dichte Neubauquartiere, Kultur und Gastronomie, Naturparadiese entlang der Aare, Zentralität im Dreieck von Bern, Zürich und Basel, eine Vielzahl an Arbeitsplätzen.

All dies gilt es zu bewahren und zu stärken, denn Aarau wächst und wird dichter – nicht nur in den bestehenden Quartieren, sondern vor allem auf den Arealen Torfeld Süd, Torfeld Nord, Telli Ost und dem Kasernenareal. In der Grössenordnung entsprechen die drei Industrie ­ und Gewerbegebiete wie auch das Militärgelände jeweils der Aarauer Altstadt. Sie sind aber unternutzt und fast vollständig versiegelt. Ihre Transformation birgt Chancen auf zen trumsnahen Wohnraum und neue Arbeitsplätze, auf Klimaanpassung und Stadtgrün.

Diese Chancen will die Stadt für die Zukunft nutzen : In den langwierigen Arealentwicklungsprozessen wollen öffentliche Anliegen und Investoreninteressen ausbalanciert, Dichte und Qualität unter einen Hut gebracht, zukunftsfähige Planungsinstrumente verankert werden. Parallel zu diesen Grossprojekten gilt es, bereits heute stark beanspruchte öffentliche Räume wie die Altstadt und die Aareufer für die Anforderungen von morgen fit zu machen. Wie stemmt die Stadt ihr Wachstum ? Auf welche Instrumente stützt sie sich dabei ? Und wie sieht das Zukunftsbild für den Ort aus? 15 Jahre nach Erscheinen des Themenhefts ‹ Aaraus urbane Blüte › wirft die ses Heft einen frischen Blick auf die Stadt an der Aare. Es zeigt, wie sie ihre Entwicklung aktiv steuert, zieht Bilanz über Erhofftes, Erreichtes und Gescheitertes – und leitet Schlussfolgerungen ab, die auch über die Kleinstadt hinaus Gültigkeit für die Zukunft haben. Deborah Fehlmann

Dieses Themenheft ist eine journalistische Publikation, entstanden in Zusammenarbeit mit Partnern. Die Hochparterre-Redaktion prüft die Relevanz des Themas, ist zuständig für Recherche, Konzeption, Text und Bild, Gestaltung, Lektorat und Übersetzung. Die Partnerinnen finanzieren die Publikation, genehmigen das Konzept und geben ihr Einverständnis zur Veröffentlichung. Impressum Verlag Hochparterre AG Adressen Ausstellungsstrasse 25, CH-8005 Zürich, Telefon +41 44 444 28 88, www.hochparterre.ch, verlag@hochparterre.ch, redaktion@hochparterre.ch Geschäftsleitung Deborah Fehlmann, Roderick Hönig Redaktionsleitung Axel Simon Leitung Themenhefte Roderick Hönig Konzept und Redaktion Deborah Fehlmann Fotografie Dan Cermak, www.dancermak.com Art Direction Antje Reineck Layout Jenny Jey Heinicke Produktion Ursula Trümpy Korrektorat Markus Schütz , Rieke Krüger Lithografie Team media, Gurtnellen Druck Stämpfli AG, Bern Herausgeber Hochparterre in Zusammenarbeit mit der Stadt Aarau hochparterre.ch / aarau Themenheft bestellen ( Fr 15.—, € 12.— ) und als E -Paper lesen

Suhr
Aarau Nord

Stadtplan Aarau

Städtische Projekte S. 34 – 35

1 O berstufenräume Telli, 2030

2 P flegeheim und Seniorenwohnungen Herosé, 2026 / 2028

Städtische Bauten S. 34 – 36

3 S anierung Milchgasse, 2021

4 U mbau Alte Reithalle, 2021

5 K indergarten und Kita Chilewäg, Rohr, 2020

6 E rneuerung und Erweiterung

Schulanlage Gönhard, 2012 / 2018

7 S anierung Villa Zurlinden, 2017

8 K indergarten Aare Nord, 2016

9 Sanierung und Erweiterung Stadtmuseum, 2015

10 S anierung Schulhaus Pestalozzi, 2014

11 E rweiterung und Optimierung Berufsschule, 2012

Private und kantonale Projekte S. 36 – 39

12 Kirchengebäude mit Wohnungen, 2028

13 Wohn- und Gewerbehaus Sauerländer, 2028

14 A real Erlinsbacherstrasse, 2028

15 Wohnüberbauung Küttigerstr, 2028

16 E rsatzneubau ‹ Ideal ›, 2027

17 N eubau Kantonsspital, 2026

18 H auptsitz SVA Aargau, 2026

19 E rweiterung Klinik Hirslanden, 2026

20 Wohnhaus Villa Rita, 2026

21 Kulturhaus ‹ K iFF 2.0 ›, 2026

22 Bürogebäude, 2026

23 H aus der Wirtschaft, 2025

24 P olizeigebäude Telli, 2025

25 S anierung Geschäftshaus, 2025

26 Areal Aarenau

27 Mehrfamilienhäuser Goldernstrasse

Private und kantonale Bauten S. 38 – 39

28 Wohn- und Geschäftshaus Bahnhof Süd, 2024

29 A BAU-Wohnsiedlung Telli, 2024

30 Fassadensanierung Hochhaus Goldern, 2024

31 N eue Aarebrücke ( Ke ttenbrücke ), 2023

32 Ersatzneubauten Genossenschaft Goldern, 2023

33 S anierung Mittlere Telli C und D, 2023

34 Wohnüberbauung Bühlrain, 2022

35 Reiheneinfamilienhäuser Bühlrain, 2022

36 Dreifamilienhaus, 2021

37 U mnutzung Altstadthäuser, 2020

38 Mehrfamilienhaus, 2020

39 H auptsitz Swissgrid, 2018

40 B ahnhof Aarau, Etappe 2 , 2018

41 Wohnsiedlung Quellengarten, 2018

42 Wohn- und Geschäftshaus, 2017

43 Wohnüberbauung am Lindenweg, 2017

44 Überbauung Electrolux-Areal, 2017

45 G ewerbehaus Hangartner-Areal, 2016

46 Kantonsspital Aarau, Augenklinik, 2014

47 Wohn- und Geschäftshaus Lineaar, 2011

48 Areal AEW

Entwicklungsgebiete

Torfeld Süd S. 18

Torfeld Nord S. 21

Telli Ost S. 21

Kasernenareal S. 20

Gemeindegrenze

Rohr

Hingucker mit Vorbildfunktion: Künftig soll es in der hitzegeplagten Altstadt von Aarau mehr Grün geben.

Lebendige Vielfalt und steter Wandel

Vor bald 20 Jahren wurde die malerische Aarauer Altstadt vom Durchgangsverkehr befreit –heute prägen Gastronomie und Läden, Events und ideenreiche Projekte das historische Zentrum.

Der schlichte, zeitgemässe Touch des Lokals, mit grossen Fenstern in den altehrwürdigen Mauern aus dem 14. Jahrhundert, fällt auf. An der Rathausgasse, wo einst das Möbelhaus Strebel edle Designstücke verkaufte, hat sich der Co-Working-Space Byro innerhalb kürzester Zeit zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt – nicht zuletzt dank der angegliederten Kaffeebar mit ihren einladenden Tischen und Bänken draussen in der Gasse. Die Barista Samira Schmitter steckt viel Herzblut in das Lokal: « Ich will einen Raum s chaffen, wo Menschen einander begegnen, gemeinsam etwas Schönes erleben und sich wohlfühlen », erklärt die 35-jährige ehemalige Lehrerin und schwärmt von der Aufbruchstimmung in Aarau. In den vergangenen zehn Jahren sei hier eine ganze Reihe neuer Unternehmen entstanden: « Viele Aarauerinnen und Aarauer meiner Generation sind noch hier oder zurückgekehrt und investieren in ‹ ihre › Stadt. »

Im historischen Zentrum spürt man auf Schritt und Tritt, dass die Stadt Aarau in Bewegung ist. Eine bunte Vielfalt an Läden und Boutiquen, viele mit originell dekorierten Schaufenstern, wecken Lust aufs Bummeln, Restaurants und Cafés laden zum Verweilen. Ein Angebot an Dienstleistungen aller Art belebt das Quartier zusätzlich. Der offengelegte Stadtbach wertet das Stadtbild auf, und

Die (abgesehen von den Bussen) verkehrsfreie Altstadt ist das lebendige

Herz und identitätsstiftende Zentrum von Aarau.

rund um die Markthalle blüht und grünt es. Sonderveranstaltungen wie Konzerte oder ein Streetfood-Festival locken regelmässig Publikum in die Altstadt. Farbenfrohe Transparente an Fenstern und Fassaden deuten darauf hin, dass hier auch gewohnt wird.

Wer durch die Fussgängerzone der Altstadt schlendert, kann sich kaum vorstellen, dass sich hier einst der Autoverkehr durch die schmalen Gassen schlängelte. Die Sperrung für den Durchgangsverkehr im März 2006 war eine Pionierleistung und hat die Ambiance im historischen Zentrum grundlegend verändert – zum Guten, darin ist man sich heute einig

Auf dem Weg in Richtung Urbanität

Doch es gibt auch kritische Stimmen. Denn mit der Verkehrsberuhigung zeigte sich schon bald, dass die unterschiedlichen Interessen und das Bestreben, die Innenstadt mit Geschäften und Events zu beleben, Konfliktpotenzial bergen. Deshalb wurden schon vor 20 Jahren zusätzliche Massnahmen in der Innenstadt ergriffen, deren Wirkung laufend überprüft wird. Die Altstadt wurde im Rahmen der Revision der Bau- und Nutzungsordnung und als Folge einer ersten Analyse in eine ruhige, weitgehend dem Wohnen vorbehaltene Zone und in eine belebtere

Text: Gabriela Neuhaus

Zone mit publikumsorientierter Erdgeschossnutzung unterteilt. Eine Regelung, die so zu einer Entspannung rund um das Thema Lärm geführt hat, wie Romana Waller bestätigt. Die studierte Betriebswirtschafterin amtet seit 2020 als ‹ City-Managerin Aarau › – in einer Funktion, die Aarau als zweite Stadt in der Schweiz ( nach Rheinfelden ) eingeführt hat. Wallers Aufgabe ist es, zwischen Gewerbetreibenden, Hauseigentümerinnen und Nutzern der Altstadt zu vermitteln, um ein lebendiges Umfeld zu schaffen und die Balance zwischen den verschiedenen Ansprüchen herzustellen.

→ Wollladen der besonderen Art organisiert sie zusammen mit Kunstschaffenden auch Workshops und Events. « Wir sind Teil des Altstadtlebens und wollen dazu auch unseren Beitrag leisten », sagt Karin Hostettler. Davon leben kann sie nicht: Sie arbeitet zu 60 Prozent als Lehrerin und betreibt den Laden als Hobby und Herzensprojekt, wie sie sagt. Mit Erfolg: Das ‹ Kaufhaus zum Glück › hat sich in den zwölf Jahren seines Bestehens zu einem Treffpunkt der Kreativität entwickelt. In der Nachbarschaft findet Karin Hostettler Gleichgesinnte, mit denen sie einen freundschaftlichen Austausch pflegt. Die Stimmung unter den Kleinunternehmern in der Altstadt sei gut, sagt auch Barista Samira Schmitter, die bei ihr einkehrende Touristinnen gerne ans ‹ Kaufhaus zum Glück › weiterverweist. Man freue sich, wenn eine gute Idee oder ein neues Geschäftsmodell auftauche und erfolgreich lanciert werden könne. Konkurrenz sei dabei viel weniger ein Thema als das gemeinsame Interesse an einem lebendigen Umfeld.

Aarau entwickle sich zurzeit stark in Richtung Urbanität, sagt Romana Waller. Die Stadt zähle zwar nur knapp 22 0 00 Einwohnerinnen und Einwohner, verfüge aber über ein Einzugsgebiet mit mehr als 100 0 00 Mens chen. Die Nachfrage nach Laden- und Gastrolokalen sei gross, in der Innenstadt betrage die Leerstandsquote gerade mal ein Prozent, für besonders attraktive Lagen müsse gar eine Warteliste geführt werden.

Ein Augenschein vor Ort zeigt: Die Vielfalt an Ladenund Gastroangeboten ist bemerkenswert. Neben zahlreichen nationalen Marken wie der Buchhandlung Orell Füssli, der Restaurantkette Tibits oder dem Dekogeschäft Depot fällt vor allem die grosse Anzahl an kleinen, von Selbständigen betriebenen Läden und Lokalen auf. Das attraktive Angebot ist nicht zuletzt auf das Wirken der City-Managerin zurückzuführen: Romana Waller pflegt einen regelmässigen Austausch mit Investorinnen und Eigentümern und geht direkt auf mögliche Anbieter zu. Ihr Rezept: « Es darf keinen Einheitsbrei geben, ein Mix aus lokalen Unternehmen ist wünschenswert. »

Kooperation statt Konkurrenz

Die erfolgreiche Neubelebung des historischen Zentrums hat aber auch ihre Schattenseiten. In den vergangenen Jahren ist es zu einer markanten Zunahme an Gastronomiebetrieben gekommen, die sich in den Gassen breitmachen. « Die Aussenflächen sind hart umkämpft », klagt Stefan Jost, der Präsident der Detailhandelsvereinigung Zentrum Aarau. Weil der Platz vor den Restaurants mit Tischen belegt sei, würden Lieferantinnen und Paketkuriere den Freiraum vor den Schaufenstern als Parkplatz missbrauchen. Das Überhandnehmen der Gastrobetriebe, so Jost, führe zu einer weiteren Verdrängung von Ladengeschäften, die sich infolge steigender Kosten und ausbleibender Kundschaft ohnehin in einer prekären Lage befänden. Romana Waller bestätigt, dass die Ausbreitung der Gastronomie an Grenzen stosse. Sie versuche deshalb, die Hauseigentümerschaft, wenn immer möglich, zu sensibilisieren und dazu zu bringen, wieder vermehrt an Läden statt an Gastrobetriebe zu vermieten. Die Entscheidung, wer den Zuschlag für ein frei gewordenes Lokal erhalte, liege jedoch nicht in Hand der City-Managerin; sie könne nur beraten und vermitteln.

Der Detailhandel hat auch noch aus einem weiteren Grund einen schweren Stand: Wie andernorts müssen auch in der Stadt Aarau regelmässig Läden dichtmachen, die sich nicht mehr rentieren. Jüngstes Beispiel ist die Schliessung des ‹ Küchenpunkt › Ende Juli. Als Grund für die Liquidation ihres gepflegten Fachgeschäfts an der Kronengasse nennt Inhaberin Christina Jost das neue Verkehrsregime an der Kasino- und Bahnhofstrasse siehe ‹ Von der Verkehrsachse zum qualitätsvollen Raum ›, das in der Altstadt zu einem Einbruch der Kundenfrequenzen geführt habe. Eine Beobachtung, die andere Ladenbetreiber jedoch nicht bestätigen. « D er Testbetrieb an der Bahnhofstrasse hat keinen Einfluss auf meine Kundschaft », sagt Karin Hostettler vom ‹ Kaufhaus zum Glück ›. Im G eschenk- und

Handeln, nicht bloss reden

Wie sich dieses Umfeld weiter verbessern und ausgestalten liesse, wird laufend evaluiert. « Aarau hat eine gesunde Partizipationskultur », lobt Martina Dvoracek. Die diplomierte Geografin arbeitet seit August 2023 bei der Stadt als Projektleiterin Mobilität und zeichnet für den aufwendigen Prozess verantwortlich siehe ‹ Prozess Altstadtentwicklung ›. « Es geht darum, Probleme und Konflikte frühzeitig zu erkennen und aufzunehmen. Im vertrauensvollen Austausch mit den Beteiligten lassen sich Bedürfnisse abholen und gemeinsam Lösungen finden », erklärt Dvoracek. Drei Themen haben sich bisher herauskristallisiert: das zwar erlaubte, aber teilweise als störend empfundene wilde Deponieren von Fahrrädern in der Altstadt mangels markierter Veloparkplätze, die Verbesserung des bestehenden Nutzungsmix und die Anpassung der Gestaltungsprinzipien des öffentlichen Raums an aktuelle und künftige Bedürfnisse.

Anlässlich eines ersten Workshops im Frühjahr, an dem sich mehr als 80 L eute beteiligten, wurden die Probleme und erste Lösungsvorschläge der Stadt breit diskutiert. Dabei hat sich die Forderung nach Massnahmen konkretisiert, etwa die Schaffung von schattigen Plätzen und die Begrünung von Fassaden. « Im S ommer wird es in der Altstadt sehr heiss, deshalb sollte die Stadt mehr Grünelemente erlauben, vielleicht sogar zur Verfügung stellen », fordert etwa Stefan Jost. Mit diesem Ansinnen rennt er bei der Stadt offene Türen ein; sie zieht die Förderung von Fassadenbegrünungen oder Dachbepflanzungen ohnehin in Erwägung. Dafür müsse allerdings der Denkmalschutz mitziehen, gibt Martina Dvoracek zu bedenken. Trotzdem will man das Thema weiterverfolgen – und man ist diesbezüglich auch schon aktiv geworden: Im Rahmen des Testbetriebs in der Markthalle, den die Abteilung Stadtentwicklung zusammen mit der City-Managerin kuratiert, wurden im angrenzenden Freiraum mobile Bäume hingestellt und Hochbeete eingerichtet, in denen engagierte Städterinnen Blumen und Gemüse ziehen – nach dem Motto: ‹ Komm, wir zaubern eine grüne Insel ›.

Üb erhaupt sei es wichtig, dass im Rahmen des Partizipationsprozesses nicht nur geredet, sondern auch gehandelt werde, sagt Martina Dvoracek. Wo immer möglich, versuche die Stadt Verbesserungsvorschläge und -ideen zeitnah umzusetzen. Das habe den Vorteil, dass man auch mal etwas ausprobieren könne, um festzustellen, ob es überhaupt funktioniere. Dazu braucht es zuweilen nur die Bewilligung der Stadt und etwas Farbe, um die Markierungen für die geforderten zusätzlichen Veloparkplätze auf das Kopfsteinpflaster pinseln zu können. ●

Prozess Altstadtentwicklung

Ausgehend von der Erkenntnis, dass Stadt nie fertig, sondern in stetem Fluss ist, unterstützt und fördert die Aarauer Stadtverwaltung den Dialog und die Partizipation der direkt Betroffenen in den Quartieren und der Innenstadt. Der Prozess der Altstadtentwicklung basiert auf einer Wirkungs analyse der Aufwertungsmassnahmen, die seit 2006 in der Innenstadt umgesetzt worden sind. Als Mitglied der ‹ Interessengemeinschaft Aargauer Altstädte › fungiert Aarau dabei als Pilotgemeinde. Der Dialogprozess ist unterteilt in Arbeitsund Feedbackphasen. Am ersten Workshop im März 2024 diskutierten rund 80 Personen über mögliche Massnahmen , die die Stadt und zwei auswärtige Expertinnen präsentierten. Auf Basis der Rückmeldungen zu dem Treffen, ergänzt durch eine Online-Umfrage, erfolgt die Überarbeitung der Vorschläge – die Resultate werden im November 2024 in einem zweiten Workshop zur Diskussion gestellt. Ziel des Prozesses ist die Erarbeitung konkreter Schritte wie der Begrünung des Schlossplatzes oder einer neuen Parkordnung für Velos.

Dach: Der Bahnhofplatz wurde mit Anspruch gestaltet, dennoch mangelt es dem von Strassenverkehr geprägten Raum an Aufenthaltsqualität.

Bahnhofstrasse: Von der Verkehrsachse zum qualitätsvollen Raum

Gläsernes Bahnhofsgebäude, wolkenförmiges

Seit Monaten werben grossformatige Plakate entlang der Bahnhofstrasse in Aarau mit den Worten ‹ Mitenand statt gägenand ›. G emeint sind alle, die an und auf der Bahnhofstrasse unterwegs sind. Sie sollen dazu angehalten werden, mehr Rücksicht aufeinander zu nehmen. Statt wie bisher über Fussgängerstreifen können Passanten die vielbefahrene Hauptverkehrsachse queren, wo und wann sie wollen – ohne Vortritt, mit der gebotenen Vorsicht und mit Blickkontakt zu den Fahrzeuglenkern. Ein kurzer Zwischenhalt ist auf dem durch mobile Pflanztröge gesicherten, farblich markierten Mittelstreifen jederzeit möglich. Um ein sicheres Miteinander der unterschiedlichen Verkehrsmittel zu stärken und den Verkehrsfluss zu gewährleisten, ist die erlaubte Geschwindigkeit auf der Strecke zwischen dem Bahnhofplatz und der hinteren Vorstadt durchgehend auf Tempo 30 reduziert worden.

Der Testbetrieb, den die Stadt und der Kanton gemeinsam erarbeitet haben, fand zwischen August 2023 und August 2024 statt. Bis Frühling 2025 will man die im Rahmen des Monitorings erhobenen Daten auswerten und einen politischen Beschluss über das Umgestaltungsprojekt fassen. Bei der dauerhaften Umgestaltung steht nicht nur die verkehrliche Optimierung der wichtigen, die verschiedenen Abschnitte der Innenstadt zusammenhaltenden Achse im Fokus, sondern auch deren Aufwertung als Stadtraum mit Aufenthaltsqualität.

Marco Caprarese, Co-Leiter der Stadtentwicklung Aarau, ist mehrheitlich zufrieden mit den bisherigen Resultaten: Das flächige Queren sei zwar für viele gewöhnungsbedürftig gewesen, werde mittlerweile jedoch gut angenommen. Auch der Veloverkehr habe sich durch die optimierte Infrastruktur und das bessere Miteinander intensiviert. Das neue Regime habe zudem einen positiven Effekt auf den Autobusverkehr – die Busse seien nun pünktlicher unterwegs. Und auch die Fahrzeit der übrigen Motorfahrzeuge sinke, weil die Kapazität der Strasse sich dank Tempo 30 verbessert habe.

Nachdem es anfänglich immer wieder Rückstau auf der einmündenden Kasinostrasse gab – dort, wo ein gross es Parkhaus für zusätzliche Verkehrsfrequenzen sorgt –, konnten erste Verbesserungsmassnahmen grösstenteils Abhilfe schaffen. Mit der geplanten Versuchsanordnung, der Sperrung der Kasinostrasse für den Durchgangsverkehr, soll die Situation laut Caprarese weiter verbessert werden, denn dadurch wird die Zahl der Autos, die von der Kasinostrasse in die Bahnhofstrasse einbiegen wollen, halbiert. Die Umsetzung dieser Massnahme ist derzeit aber aufgrund von Einsprachen blockiert. Gabriela Neuhaus

Sorgt für Sauberkeit und Ordnung: einer der wenigen motorisierten Verkehrsteilnehmer in der Altstadt.

Mit einer breiten Mischung aus lokalem Gewerbe und bekannten Ladenund Gastronomieketten hat die pittoreske Altstadt allen etwas zu bieten.

Zahlreiche Cafés, Restaurants und Bars beleben die Altstadtgassen. Zugleich sind die Platzansprüche der Gastronomiebetriebe Gegenstand von Diskussionen.

Die Projekte sollen

«

den Menschen und der Umwelt dienen »

Jan Hlavica ist Stadtbaumeister, Anna Borer ist CoLeiterin Stadtentwicklung. Ein Gespräch über ihre Aufgaben und ihre Herausforderungen im Aarauer Stadtbauamt.

Interview: Deborah Fehlmann

Anna Borer hat an der ETH Zürich Agrarwissenschaften und -ökonomie studiert und einen MAS in Raumplanung absolviert. Seit 2018 leitet sie zusammen mit Marco Caprarese in Aarau die Stadtentwicklung.

Welches sind Ihre Lieblingsorte in Aarau?

Jan Hlavica: Die Altstadt ist ein wichtiger Teil von Aarau; sie hat Charme und prägt das Stadtbild genauso wie der Bahnhofplatz oder das Kunsthaus. Einer meiner Lieblingsräume ist aber die Bachstrasse, die vom Stadtzentrum durch grüne Wohnquartiere bis nach Suhr führt. Wenn ich morgens die Strasse entlangradle, ist die halbe Stadt dort unterwegs. Diese lebendige Verkehrsader ist für mich ein Sinnbild für das gute Zusammenleben in Aarau.

Anna Borer: Ich bin generell gerne mit dem Velo in Aarau unterwegs. Die Veloachsen verbinden ältere, durchgrünte Quartiere mit Entwicklungsgebieten, die noch Industrieatmosphäre haben – dazu zählt etwa das Torfeld Nord. Diese Gegensätze sind faszinierend, besonders wenn man weiss, was in den Entwicklungsgebieten alles möglich ist. Mein Lieblingsplatz befindet sich jedoch in der Telli: Dort gibt es einen bewaldeten unterirdischen Kreisel; er ist Teil der aussergewöhnlichen und international vielbeachteten Arealentwicklung ‹ Mittlere Telli ›. In den Morgenund Abendstunden ist die Stimmung dort wundervoll. Gibt es auch Orte, die Ihnen Sorgen bereiten?

Jan Hlavica: Das wäre zu viel gesagt. Aber wir haben Orte, die uns beschäftigen. Dazu zählt der Bahnhofplatz. Hier halten sich in letzter Zeit vermehrt Gruppen von sozial Benachteiligten auf und sorgen für eine Stimmung, in der sich manche Leute unwohl fühlen.

Anna Borer: Die Aufenthaltsqualität auf dem Platz leidet auch, weil die daran anschliessenden öffentlichen Räume teils den Charakter von Rückräumen haben und stark vom Verkehr geprägt sind. Zudem ist der Bahnhofplatz vollständig unterbaut. In so einem Kontext etwas zu verbessern, ist anspruchsvoll.

Jan Hlavica hat an der ETH Zürich Architektur studiert und ist seit 2015 Stadtbaumeister von Aarau. Zuvor war er Leitender Architekt und Mitglied der Geschäftsleitung bei Metron in Brugg.

Jan Hlavica: D er Bahnhof ist Resultat der klassischen Planung der 1980er­Jahre: Damals versorgte man alles Unschöne im Untergrund, weil man dachte, auf diese Weise bleibe es oben schön. Aber die Schönheit oben erfordert eben auch den Untergrund. Etwas Spielraum verschaffen uns private Bauvorhaben am Platz, wo wir versuchen, auf die Aussenraumgestaltung Einfluss zu nehmen – beispielsweise beim Hotel Aarauerhof, das in naher Zukunft saniert und erweitert werden soll.

Und abseits des Zentrums?

Anna Borer: Sicherlich wird die Entwicklung des Areals Hinterfeld in Rohr in den nächsten Jahren spannend werden. Das Areal liegt in einer Wohnzone am Siedlungsrand und ist noch unbebaut. Will man es nicht auszonen, muss früher oder später eine Entwicklung beginnen. Allerdings funktioniert das seit 2009 zur Gemeinde Aarau gehörende Rohr gut als intaktes Dorf. Dort ein grosses Areal zu entwickeln, ist herausfordernd, auch mit Blick auf die Akzeptanz der Anwohnerschaft.

Aarau ist als mittelgrosse Zentrumsstadt überschaubar, und doch läuft in Sachen Bauen und Stadtentwicklung viel. Bei Ihnen im Stadtbauamt laufen alle Fäden zusammen: Wie funktioniert das in Ihrem Arbeitsalltag?

Jan Hlavica: Aarau ist gross genug, damit hier spannende Projekte stattfinden können, aber immer noch klein genug, damit sich alle baulichen Belange im Stadtbauamt zusammenfassen lassen – Stadtentwicklung, Hoch­ und Tiefbau, Baubewilligungen. Das hat Vorteile: Investoren und die Bevölkerung haben eine einzige Ansprechperson, von der sie eine über alle Aspekte hinweg koordinierte Rückmeldung auf ihr Anliegen erhalten: Anna Borer oder mich. Wir sagen ihnen von Anfang an, was die Stadt will und einfordert.

Und weil sie nicht von einer Abteilung zur nächsten weitergereicht werden, können sie davon ausgehen, dass diese Vorgaben auch bis zum Schluss gelten.

Anna Borer: Eine uns erer wichtigen Aufgaben nach aussen ist es also, die Anliegen der einzelnen Sektionen früh bei den Bauwilligen einzubringen. Das kann auch den Investoren helfen. Für unsere Wohnraumstrategie haben wir beispielsweise den Wohnungsmarkt im Detail analysiert, sodass wir entsprechend beraten können im Hinblick darauf, wo welches Angebot gefragt ist. Intern ist es unsere Aufgabe, Einigungen herbeizuführen. Dabei müssen wir stets aufpassen, dass die Anliegen aller Sektionen und Fachstellen genug Gehör finden – auch in der Politik. Hat der Stadtrat über ein Geschäft zu entscheiden, erhält er vom Stadtbauamt jeweils einen einzigen Antrag, der alle Teilbereiche integriert.

Das erfordert eine umsichtige Führung und den Mut, auch unangenehme Entscheidungen zu fällen.

Anna Borer: Natürlich gibt es manchmal schwierige Diskussionen. Besonders Projekte mit langen Laufzeiten bergen das Risiko, dass eine Sektion aufgrund veränderter Rahmenbedingungen plötzlich Dinge infrage stellt, in die eine andere Sektion viel Zeit investiert hat. Es kommt zum Beispiel vor, dass ältere Projekte den aktuellen Anforderungen an den Klimaschutz nicht mehr genügen.

Jan Hlavica: S olche Konflikte gibt es natürlich überall, unabhängig von der Organisationsstruktur. Aber bei uns werden sie nicht auf politischer Ebene ausgetragen, sondern hier im Stadtbauamt. Das ist gut so, denn es ist in erster Linie eine fachliche Frage, ob eine alte Planung weitergezogen und modifiziert werden soll oder ob es einen Neuanfang braucht. Der Entscheid liegt zwar auch in Aarau bei der Politik, aber wir geben dem Stadtrat eine konsolidierte Empfehlung ab. So verhindern wir ein Kräftemessen der verschiedenen Sektionen auf der politischen Ebene.

Eine Ihrer wichtigsten Arbeitsgrundlagen ist die Bau- und Nutzungsordnung ( BNO ), die bis 2019 revidiert wurde. Wie zufrieden sind Sie mit diesem neuen Arbeitsinstrument?

Jan Hlavica: Die neue BNO funktioniert weitgehend gut. Ein Knackpunkt bei Bauvorschriften ist immer der Spielraum: Wie offen muss eine Vorschrift gestaltet sein, um gute, unerwartete Lösungen zu ermöglichen? Und wie eng, um schlechte zu verhindern? Die Stadt Aarau war diesbezüglich mutig, indem sie etwa die Mindestflächen für Arealüberbauungen abgeschafft hat. Das ermöglicht einerseits tolle Projekte mit hoher Ausnützung, andererseits sind dadurch Projekte, die viel Masse, aber wenig Qualität bringen, nur schwer zu handhaben. Nicht selten denken Investoren, sie hätten ein Anrecht auf den Arealbonus. Ihnen dann zu erklären, dass sie die höhere Ausnützung nur bei guter Qualität erhalten, ist anspruchsvoll.

Anna Borer: G erade bei solchen Themen merkt man, dass die BNO aus einer anderen Zeit stammt. Das Thema städtische Verdichtung war zu Beginn des Revisionsprozesses 2012 brisant, andere Anliegen wie Biodiversität, Klimaschutz und ­anpassung oder sozialräumliche Fragen rückten dagegen erst später in den Fokus. Würde man heute mit der Revision beginnen, erhielten diese Themen viel mehr Gewicht. Diesbezüglich besteht Nachholbedarf. Auch lange Planungs- und Bauprozesse führen dazu, dass nagelneue Areale – in Aarau beispielsweise das Aeschbachquartier – im Hinblick auf diese Themen bereits überholt wirken. Wie lässt sich das künftig verhindern?

Jan Hlavica: No ch vor zehn Jahren hatte man in der Stadtplanung immer ein konkretes Zielbild vor Augen – oft klassische Städtebaubilder, vollendete Kompositionen. Doch

Die Wohnraumstrategie Seit 2021 definiert die Wohnraumstrategie Ziele und Massnahmen, um das Wohnraumangebot stärker auf die Bedürfnisse der Bevölkerung auszurichten. Die Grundlage dafür bilden eine Datenanalyse und Bevölkerungsbefragungen, langfristig sichert ein Monitoring die faktenbasierte Wohnraumpolitik. Die Strategie steuert die Wohnraumentwicklung auf drei Ebenen: Erstens übernehmen die Einwohner- und die Ortsbürgergemeinde bei eigenen Projekten eine Vorbildfunktion. Zweitens informiert die Stadt private Bauträger über Angebote, die an deren Bauplatz erwünscht sind. Drittens fördert sie eine sozialverträgliche Quartierentwicklung, indem sie Siedlungserneuerungen begleitet und die Akteurinnen miteinander vernetzt.

eine Stadt ist kein statisches Gebilde. Und Themen wie Biodiversität und Klima zeigen es: Wir wissen nicht, was in zehn, zwanzig Jahren auf uns zukommt. Aus meiner Sicht sollte man in der städtebaulichen Planung übergeordnete Bestimmungen festlegen und zugleich Freiräume offenlassen für künftige Entwicklungen. Und wir sollten sie etappenweise umsetzen, anstatt Tabula rasa zu machen.

Anna Borer: Wir str eben nicht den grossen Wurf an, sondern Projekte, die den Menschen und der Umwelt dienen. Im Vordergrund steht deshalb der Prozess: Wir planen mit den Menschen und für die Menschen. Ein Fokus ist meiner Meinung nach der öffentliche Raum: Hier entscheidet sich, wie die Menschen in der dichter werdenden Stadt zusammenleben und sich wohlfühlen können.

Um die Bevölkerung einzubinden, setzen Sie stark auf Befragungs- und Beteiligungsformate. Welche Erfahrungen machen Sie damit?

Jan Hlavica: Beteiligung weckt immer Erwartungen. Deshalb ist eine transparente Kommunikation entscheidend: Geht es um reine Information? Sollen die Menschen einfach ihre Meinung sagen können? Oder handelt es sich um eine Mitwirkung, bei der sie erwarten dürfen, dass ihre Ideen umgesetzt werden? Wie gross ist der Spielraum? Was ist der Zeithorizont? Das Verfahren zum Kasernenareal war diesbezüglich gut und lehrreich: Von Anfang an war klar, dass sich auf dem Areal frühestens 2030 etwas ändern würde, und doch weckten die Beteiligungsformate die Erwartung, dass es nun vorwärtsgeht. Nach einiger Zeit wich die Vorfreude dann der Enttäuschung über die scheinbar untätige Stadt.

Anna Borer: Wir hab en in den vergangenen Jahren viel dazugelernt. Als ich 2018 beim Stadtbauamt anfing, war die BNO ­Revision in vollem Gang. Aus der Bevölkerung und der Politik hörte ich damals oft, dass die Menschen sich nicht einbezogen fühlten. Das haben wir uns zu Herzen genommen. Inzwischen sind wir auf diversen Kanälen unterwegs, um möglichst alle zu erreichen. Das braucht Zeit und Ressourcen. Doch kürzlich hatte ich ein Schlüsselerlebnis: Jemand sagte mir, die Stadt biete zu viel Partizipation an – man könne es sich als Privatperson gar nicht leisten, sich bei all den Themen einzubringen. Für mich ist das Ziel damit erreicht: Die Bevölkerung hat bei allen wichtigen Projekten die Möglichkeit, sich zumindest zu informieren und – wo immer möglich – zu partizipieren. ●

Arealentwicklungen sind immer begleitet von Aushandlungsprozessen »

Die beiden Leiterinnen der Fachstelle Quartierentwicklung über aktuelle Projekte und interdisziplinäre Zusammenarbeit zugunsten von Quartieren mit hoher Lebensqualität.

Lea Good ist Raumplanerin und begleitet seit 2016 als Projektleiterin Stadtentwicklung beim Stadtbauamt Aarau diverse Prozesse der Areal­ und Quartierentwicklung. Zudem leitet sie seit 2021 gemeinsam mit Mina Najdl die Fachstelle Quartierentwicklung.

Lea Good und Mina Najdl, wie ist es zu Ihrer Zusammenarbeit bei der Fachstelle Quartierentwicklung in der Stadt Aarau gekommen ?

Lea Good: Die Quartierentwicklung als Fachbereich ist während einer Legislaturperiode 2019 entstanden. Damals äusserte die Bevölkerung wie auch die Politik den Wunsch, die Quartiere in Aarau zu beleben und auch das Engagement und die Eigeninitiative in den Quartieren zu stärken. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Quartierebene in der Planung kaum vertreten gewesen. Nach einer umfassenden und partizipativen Bedürfniserhebung wurde das entsprechende Konzept dafür siehe ‹ Das Quartierentwicklungskonzept › erstellt, das die Grundlage für den vierjährigen Pilot der Fachstelle Quartierentwicklung bildet.

Mina Najdl: D er Abteilung Soziales war es wichtig, dass die Quartierentwicklung nicht ausschliesslich dem Fachbereich Bau zugeschrieben sein soll, sondern dass wir transdisziplinär und integrativ zusammenarbeiten wollen. Mit der verabschiedeten Projektorganisation teilen Lea Good und ich ein 30-Prozent-Pensum, das die Co-Leitung der Fachstelle Quartierentwicklung beinhaltet – wir tragen gemeinsam die Verantwortung für das Thema. Ihr zentrales Instrument ist das Quartierentwicklungskonzept. Wie sind Sie bei der Entwicklung des Massnahmenkatalogs vorgegangen ?

Mina Najdl: Wir führten einen zweijährigen Prozess durch, der zahlreiche städtische Abteilungen, die Politik und die Quartierbevölkerung einbezog. Das war wichtig, denn wir wollten das Thema in all seinen Facetten – und trotz der Pandemie – partizipativ angehen. Wir haben uns viel Zeit für die Analysephase genommen und mit der Firma Kontextplan eine kompetente Unterstützung ins Boot geholt. Auf der Basis der Erkenntnisse wurde das Konzept im zweiten Projektjahr verschriftlicht und vom Stadtrat beschlossen. Es enthält fünf Stossrichtungen und einen bunten Strauss an Massnahmen, die sich teilweise auf unterschiedlichen Ebenen befinden. Die Priorisierung war eine unserer zentralen Aufgaben, weil wir nicht an allen Massnahmen gleichzeitig arbeiten können. Im Zentrum steht derzeit vor allem auch die Schaffung der nötigen Grundlagen, damit sich die Quartierperspektive in der Verwaltung verankern lässt.

Lea Good: Eine der Grundlagen ist das Grundversorgungskonzept, das für uns eine wichtige Basis für die qualitative Weiterentwicklung der Quartiere bildet. Es definiert Qualitätsmerkmale in verschiedenen Bereichen der Quartierentwicklung und hilft uns bei der Einforderung verschiedenster Dienstleistungen und Infrastrukturen in den Quartieren. Abgesehen von dieser konzeptionellen Ebene arbeiten wir aber auch an konkreten Projekten mit, beispielsweise bei der Schaffung und Entwicklung von Begegnungszonen, Familienzentren, verleihbaren Strassenfest-Kits oder unterstützend bei Bevölkerungsanliegen und der Vernetzung von verschiedensten Akteuren. Wie kommunizieren Sie intern und extern ?

Lea Good: Die Kommunikation zwischen uns ist einfach; wir tauschen uns regelmässig aus. Wir teilen uns eine Mail-Inbox und wissen beide über alle Themen Bescheid. Anliegen aus Bau und Gesellschaft werden an uns beide herangetragen, und wir können sie gemeinsam koordinieren. Trotz des kleinen Fachstellenpensums schaffen wir zusammen und in Kombination mit unseren anderen Funktionen sehr viel, was in einer einzelnen 30-ProzentStelle wohl kaum möglich wäre.

Mina Najdl: Die Kommunikation nach aussen ist ein anderer, wichtiger Aspekt. Wir nehmen uns als erste Anlaufstelle wahr, die vernetzt ist und Synergien schafft. Oft vermitteln wir Menschen, die sich bei uns melden, an die verantwortliche Stelle innerhalb der Verwaltung. In diesem Sinn sehen wir unsere Aufgabe nicht darin, alle Quartieranliegen selber zu lösen – dafür reichen weder unsere Fachkompetenzen noch die Stellenprozente aus. Unsere Möglichkeiten und Grenzen müssen wir klar kommunizieren, um keine falschen Erwartungen zu wecken. Zusammengefasst sind wir eine Koordinationsstelle nach innen –für die Verwaltung – und eine Drehscheibe nach aussen. Stossen Sie mit Themen wie soziale Nachhaltigkeit auf offene Ohren ?

Mina Najdl: Ja und nein. Die Anerkennung sozialräumlicher Themen müssen wir uns nicht mehr so stark wie früher erkämpfen, doch die entsprechenden Aushandlungs- und Partizipationsprozesse sind ressourcenaufwendig und frustrationsanfällig. Die Verwaltung muss sich auf diese interdisziplinären Anliegen ausrichten, verwaltungsübergreifende Gefässe schaffen und eine Kultur der Zusammenarbeit und des offenen Dialogs leben. Dieser Weg kennt keine Abkürzungen, doch er verspricht langfristig bessere Ergebnisse und weniger Korrekturarbeiten.

Lea Good: Für die interdisziplinäre Bearbeitung solcher Themen ist die Grösse der Stadt Aarau beziehungsweise ihrer Verwaltung optimal. Die Wege zwischen den Abteilungen sind kurz und kaum fragmentiert. Oft stellt sich die Frage, ob diese oder jene Massnahme wirklich notwendig sei. In solchen Fällen helfen uns die geschaffenen Grundlagen und politische Beschlüsse, um die Legitimation von Sozialräumen untermauern zu können. Aber auch durch Zertifikate und Labels wie etwa das SNBS-Areal-Label lassen sich Massnahmen einfacher einfordern. Trotz gesetzlicher Vorgaben sind Arealentwicklungen immer begleitet von Aushandlungsprozessen. Welche Rolle spielen Themen wie Wohnungsnot, Konflikte oder Identität ?

Mina Najdl: Alles, was in einer Stadt geschieht, geschieht innerhalb eines Quartiers – trotzdem ist nicht alles Quartierentwicklung. Akute und dringliche Themen stehen weniger im Fokus unseres Konzepts. Vielmehr geht es uns um die Förderung der Lebensqualität und der guten Versorgung der Quartiere in Aarau, die sehr heterogen sind und ihre jeweiligen Qualitäten haben. Bei der Quartierentwicklung spielt immer auch Identifikation eine Rolle. Die Menschen bezeichnen sich als « Tellianerin » o der als Bewohner vom Damm. Diese Identitäten gilt es zu bewahren, weshalb wir neue Bauprojekte auf das jeweilige Quartier und auf die Bedürfnisse der dort Ansässigen abstimmen.

Lea Good: In uns erer Erhebung aus dem Jahr 2020 hat die Bevölkerung Sicherheitsbedenken bezüglich des Gebiets rund um den Bahnhof Aarau geäussert. Dabei handelt es sich aber nicht um Quartierentwicklung, sondern es geht um einen Ort innerhalb eines Quartiers. In solchen Fällen koordinieren wir die Zuständigkeiten – beispielsweise die Abteilung Sicherheit – und vernetzen die richtigen Akteurinnen miteinander, um das weitere Vorgehen voranzubringen. Zu unseren Aufgaben gehört auch, zu erkennen, was nicht zu unseren Aufgaben gehört. ●

Das Quartierentwicklungskonzept

Mit dem 2021 verabschiedeten Quartierentwicklungskonzept verfügt Aarau erstmals über ein Instrument, mit dem sich die Lebensqualität in den Quartieren gezielt dokumentieren und verbessern lässt. Es wurde in einem zweijährigen partizipativen Prozess erarbeitet, basierend auf einer umfassenden fachlichen Analyse. Die Bedürfnisse und Vorstellungen der Bevölkerung wurden mit verschiedenen, wegen der Pandemie vor allem digitalen Methoden ermittelt; Beispiele sind die ‹ Ideenbäume › in den Quartieren, eine Online ­Umfrage, eine Jugendbefragung mit Fotowettbewerb und Online ­ Quartiergespräche. Das Konzept definiert unverbindlich fünf Stossrichtungen: Die Stadt will die Vernetzung innerhalb der Quartiere fördern, um soziale Verbindungen zu stärken; lokale Initiativen und zivilgesellschaftliches Engagement werden gezielt unterstützt, um die Gemeinschaft zu beleben; eine zentrale Rolle spielt dabei die Schaffung von Treffpunkten, die generationenübergreifende Begegnungen ermöglichen und die Nachbarschaft festigen; Wohnumfelder sind so zu gestalten, dass sie eine hohe Alltagsqualität bieten: Organisatorische Strukturen sollen die systematische Quartierentwicklung fördern und unterstützen.

Mina Najdl ist Soziologin und leitet seit 2013 den Fachbereich Kind und Familie bei den Sozialen Diensten der Stadt Aarau. Seit 2021 ist sie zudem zusammen mit Lea Good Co ­Leiterin der Fachstelle Quartierentwicklung.

Mitten im neuen Aeschbachquartier gelegen, zeugt die Aeschbachhalle von der industriellen Vergangenheit des Torfelds Süd. Die ehemalige Schlosserei ist heute ein Kulturhaus mit Restaurant.

Das Aarau von morgen

Auf dem früheren Industrieareal Torfeld Süd ist in den vergangenen Jahren ein Stadtquartier gewachsen – es ist eins von vier Transformationsgebieten, die Aarau prägen werden.

Text: Deborah Fehlmann

Am 9. März 2013 um 2.10 Uhr nachts knallt es in Aarau. Augenblicke später sackt das 45 Meter hohe Ro ckwell-Hochhaus im Scheinwerferlicht in sich zusammen. An den umliegenden Fenstern und auf der Strasse jubeln Tausende von Schaulustigen. Ihr Applaus gilt der ersten Hochhaussprengung in der Schweiz. Was vielen wohl nicht bewusst ist: Die Explosion ist auch ein Urknall – er läutet eine neue Ära auf dem Areal Torfeld Süd ein, das einst das bedeutendste Industrieareal der Stadt und zuletzt Sinnbild des industriellen Niedergangs war.

Die Geschichte des Torfelds Süd begann Ende des 19. Jahrhunderts, als Industriebetriebe auf das weitgehend unbebaute Feld nahe dem Bahnhof zogen. Massgeblich geprägt durch drei grosse Firmen, wuchs in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein regional bedeutendes Industriegebiet von der Grösse der Aarauer Altstadt heran. Den östlichen Arealteil belegte die Giesserei und Maschinenfabrik Oehler & C o., im westlichen Teil stellte die Firma F. Aeschbach Haushaltgeräte her, und in der Mitte lagen die Hallen des Elektrokomponenten-Herstellers Sprecher & Schuh.

Nach den goldenen Zeiten Mitte des 20. Jahrhunderts begann der Niedergang: 1986 stellte F. Aeschbach die Geräteproduktion ein, um fortan als Immobilienfirma zu agieren. Die Firma Oehler & Co. wurde 1970 von der Schaffhauser Firma Georg Fischer übernommen und 13 Jahr e später verkauft. Der französische Konzern Alstom erwarb 1986 Teile von Sprecher & S chuh, der Rest ging 1993 an die Rockwell Inc. Entgegen allen Befürchtungen produzierte die US-amerikanische Firma vorerst am Standort Aarau weiter – als letzter grosser Industriebetrieb auf dem Torfeld Süd. Als Ende 2021 in der Rockwell-Produktion die Lichter ausgingen, war das einstige Industrie quartier bereits weitgehend verschwunden.

Seit 2016 erhebt sich an der Stelle des Rockwell-Hochhauses ein neuer Büroturm. Er ist zwei Geschosse höher als sein Vorgänger aus den 1960er-Jahren und wirkt mit seinem polygonalen Grundriss und der fein profilierten Natursteinfassade repräsentativer. In den eleganten Büros hinter den grossen Fenstern arbeiten die Angestellten der Ausgleichs- und Pensionskasse Gastrosocial. Das Hochhaus, gebaut vom Aarauer Architekturbüro Schneider & S chneider, ist Landmarke und Auftakt zum Aeschbachquartier – und das einzige Gebäude im neuen Stadtteil, das nicht von der Immobilienfirma Mobimo gebaut wurde. Sie hat ab 2001 auf dem Torfeld Süd geduldig Parzellen zusammengekauft und getauscht, bis ihr der gesamte westliche Teil und das Rockwell-Areal gehörten. Die Firma HRS erwarb unterdessen das ehemalige OehlerAreal im Osten und gab bekannt, dort das von vielen lang ersehnte neue Fussballstadion für Aarau bauen zu wollen.

Wandel im Westen, Stillstand im Osten Mit dem ‹ Mittellandpark › s cheiterte 2005 in der städtischen Volksabstimmung ein erster Gestaltungsplan für das Torfeld Süd, wobei die Ablehnung sich in erster Linie gegen ein grosses Einkaufszentrum richtete, mit dem HRS das Stadion querfinanzieren wollte. In der Folge übernahm das Aarauer Stadtbauamt die Federführung und gleiste den Planungsprozess neu auf. Als der Gestaltungsplan Torfeld Süd 2013 in trockenen Tüchern war, verkaufte Mobimo das an der Ecke Buchser- / Industriestrasse gelegene, prominenteste Baufeld mitsamt Hochhausprojekt an Gastrosocial. « Wir konnten und wollten das Areal nicht alleine stemmen », s agt Vinzenz Manser, Leiter Realisierung und Geschäftsleitungsmitglied von Mobimo, rückblickend. Doch auch die Immobilienfirma machte nun zügig vorwärts: 2019 war ihr Arealteil – mit Ausnahme der

Aeschbachquartier

Arealgrösse: 55 000 m2

Realisierungszeitraum: 2013 bis voraussichtlich 2027

Einwohner / -innen

im Endausbau: ca. 750

Arbeitsplätze im Endausbau: ca. 500

Grundeigentümer: Mobimo, Küsnacht; Gastrosocial, Aarau; Stadt Aarau

Architektur: KCAP, Zürich; Schneider & Schneider, Aarau; Steib Gmür Geschwentner Kyburz, Zürich; Baumberger Stegmeier, Zürich

Landschaftsarchitektur: Studio Vulkan, Zürich; Hoffmann & Müller, Zürich

Nachhaltigkeit: Quartierzertifikat ‹ DGNB Gold ›

nach wie vor industriell genutzten Rockwell-Bauten –umgekrempelt und das Aeschbachquartier, ein Dienstleistungs- und Wohnquartier nach neuzeitlichen städtebaulichen Grundsätzen, Realität geworden. Bei HRS ist es weniger rund gelaufen: Ihr inzwischen mehrfach umgeplantes Stadionprojekt ist durch Einsprachen blockiert, Fussballspiele finden derzeit höchstens im Rahmen der temporären Nutzung des brachliegenden Areals statt siehe ‹ Die Sache mit dem Stadion ›

Gut gemacht, aber zu unbelebt

Das Aeschbachquartier lässt sich als ein typisches Stück Schweizer Städtebau des frühen 21. Jahrhunderts bezeichnen. Den Masterplan entwarfen das Planungsbüro KCAP und die Landschaftsarchitekten von Studio Vulkan im Jahr 2011. Die Zusammenarbeit von Mobimo und Stadt gestaltete sich partnerschaftlich, Bevölkerungspartizipation war indes noch kein Thema. Die Architektur stammt von KCAP, Schneider & S chneider und Steib Gmür Geschwentner Kyburz.

Vom Bahnhof kommend, werden Besucherinnen und Anwohner vom Gastrosocial-Hochhaus im Areal empfangen. Neben dem Haupteingang führt eine parallel zur verkehrsreichen Buchserstrasse angelegte autofreie Erschliessungsachse durch den vorderen Teil, der sich betont urban gibt: Vier- bis achtgeschossige Stadthäuser fassen den vorwiegend asphaltierten Freiraum, Kolonnaden, Überhöhen und Backsteinfassaden zeichnen die gewerblich genutzten Erdgeschosse aus. In den beige oder grau verputzten Obergeschossen liegen Büros und Wohnungen. Grün ist hier spärlich gesät ; nur in den Sickermulden wachsen Gras und einzelne Bäume. Nach 150 Metern endet die städtische Achse unvermittelt. Senkrecht dazu schiebt sich der Oehler-Park durch das Quartier. Der lang-

Torfeld Süd

A Hochhaus

Gastrosocial

B Aeschbachhalle

C Oehler-Park

D N ordbau

E Hallenhaus

F Hofhaus

G A real-Stadion

Aeschbachquartier, 1. Etappe

Aeschbachquartier, 2. Etappe (Rockwell) erhaltener Bestand

gezogene öffentliche Grünraum – Mobimo hat ihn als Teil des Mehrwertausgleichs erstellt und ihn der Stadt übergeben – trennt das urbane Aeschbachquartier vom privaten. Jenseits davon liegen eine Zeile aus vier Mehrfamilienhäusern und eine zweite mit Reiheneinfamilienhäusern. Die Bebauung ist hier niedriger, die Aussenräume sind grüner, die Wohnungen in Privatbesitz. So gelingt dem neuen Areal der Anschluss ans angrenzende Wohnquartier. Die sorgfältige Planung und der architektonische Anspruch ist dem Aeschbachquartier anzusehen – lebendig wirken die Stadträume nach fünf Jahren aber noch nicht. Dazu dürfte erstens die Tatsache beitragen, dass das Aeschbachquartier von einer Hand geplant wurde und folglich wie aus einem Guss daherkommt. Zweitens rührt es aber auch daher, dass die Geschichte des Areals im Zuge der Transformation fast gänzlich ausradiert wurde. Einziges Überbleibsel ist die Aeschbachhalle, eine ehemalige Schlosserei, die heute als Kulturhaus mit Restaurant dient. Drittens reichen die Arbeitsplätze und die knapp 260 Wohnungen nicht aus, um das Areal mit Leben zu füllen – zumal die meisten Angebote des täglichen Bedarfs ausserhalb liegen. An einem sonnigen Nachmittag unter der Woche lebt der Ort einzig von den Kinderstimmen, die aus der ehemaligen Fabrikantenvilla Oehler dringen. Die Kindertagesstätte im sanierten Denkmal – auch sie war Teil des Mehrwertausgleichs – ist denn auch die einzige soziale Infrastruktur im Aeschbachquartier.

Andere Zeiten, andere Strategien

Vinzenz Manser ist dennoch zufrieden: « Man muss akzeptieren, dass ein solches Areal Zeit braucht, um wie gewünscht zu funktionieren. » Die Aeschbachhalle sei anfangs nicht gut gelaufen, nehme nach einem Betreiberwechsel nun aber Fahrt auf. Auch Kleingewerbe wie ein

Hof- und Hallenhaus von Baumberger Stegmeier

Visualisierung: Baumberger Stegmeier

Coiffeursalon und ein Kosmetikstudio hätten sich etabliert. Das liegt auch daran, dass Mobimo dem Kleingewerbe in der Anfangsphase mit vorteilhaften Konditionen entgegenkommt – auch aus Eigeninteresse: Die Immobilienfirma will das Areal langfristig in ihrem Portfolio halten. « Wir sind gekommen, um zu bleiben », sagt Manser, « und wollen für künftige Arealentwicklungen dazulernen. »

Dass Mobimo in den vergangenen Jahren dazugelernt hat, zeigt sich derzeit im Norden des Torfelds Süd, wo voraussichtlich bis 2027 die letzten Bausteine des Aeschbachquartiers entstehen werden. Hier wird das Architekturbüro Baumberger Stegmeier die historische Halle 5 um fünf Geschosse aufstocken und daneben ein hölzernes Wohnhaus mit grünem Innenhof bauen. 126 Mietwohnungen umfasst das Projekt. Das Angebot soll Studios, Kleinwohnungen, Familien- und Clusterwohnungen umfassen. Den sogenannten Nordbau, ein gedrungenes RockwellProduktionsgebäude mit Waschbetonfassade aus den 1970er-Jahren, werden Schneider & S chneider zu Teilen erhalten und mittels neuer Holzaufbauten in ein Wohnhaus für 131 Parteien umwandeln. « Ein G ebäude wie den Nordbau hätte man vor zehn Jahren als hässlich befunden und abgerissen », sagt Vinzenz Manser. Das Thema Nachhaltigkeit habe vieles verändert. « Heute stehen wir zu s olchen Gebäuden und schauen, was sich daraus machen lässt. » Von Beginn an habe Mobimo das Aeschbachquartier auch als eine Art Labor für die eigenen Entwicklungstätigkeiten betrachtet.

Weitere Grossprojekte folgen

Die letzte Etappe des Aeschbachquartiers wird also um einiges ressourcenschonender und grüner als die bereits realisierten. Das breite Wohnungsangebot wird das Stadtquartier hoffentlich auch bunter machen. Viele neue Anwohnerinnen und Anwohner werden den öffentlichen Raum beleben und dem lokalen Gewerbe zusätzliche Einnahmen bescheren. Nicht zuletzt wird der partielle Erhalt bestehender Strukturen dazu beitragen, dass das Neue in der gewachsenen Stadt und in den Köpfen der Menschen rascher Wurzeln schlägt.

Noch besser könnte dies durch Partizipation gelingen – schliesslich wissen künftige Nutzerinnen oder Bewohner der angrenzenden Quartiere oft am besten, was die Nachbarschaft braucht. Hilfreich ist zudem, wenn neben bestehenden Strukturen auch lokal verankerte Nutzungen an Orten im Umbruch Identität stiften – etwa auf dem Areal Telli Ost, wo ein Grundeigentümer dem über 30-jährigen Kultur- und Konzerthaus ‹ KiFF › einen Neubau ermöglicht und ihm damit eine Zukunft gesichert hat.

Mit der Transformation der Areale Telli Ost und Torfeld Nord siehe Seite 21 rollen nun die nächsten Grossprojekte an – zwei weitere, zentral gelegene Gebiete in der Grössenordnung von je einer Altstadt. Sie werden das Aarau von morgen massgeblich prägen. ●

Der Nordbau nach der Umnutzung durch Schneider & Schneider Visualisierung: Filippo Bolognese Images

Das von HRS geplante Fussballstadion mit Wohnhochhäusern Visualisierung: HRS / Nightnurse Images

Die Sache mit dem Stadion

Die Heimspielstätte des FC Aarau, das Stadion Brügglifeld, ist veraltet, liegt in einem Wohnquartier in Suhr, und drei Viertel der 8500 Plätze sind ungedeckte Stehplätze: Seit mehr als 20 Jahren will Aarau ein neues Stadion. Das Immobilienunternehmen HRS sagte zu, dem FC Aarau eine neue Heimat mit 12 500 Zuschauerplätzen auf dem Torfeld Süd zu bauen. Zur Querfinanzierung sollte das im Rahmen des Gestaltungsplans ‹ Mittellandpark › entwickelte Projekt zunächst auch ein grosses Einkaufszentrum, Gewerbeflächen und Wohnungen umfassen. 2005 sagte das Volk Nein zum städtischen Darlehen für die ‹ Mittellandarena ›. Für ein redimensioniertes Stadion stimmte es jedoch 2008 einer finanziellen Beteiligung der Stadt und 2010 dem Gestaltungslan Torfeld Süd zu. Beim dritten Anlauf erhielt HRS 2014 die Baubewilligung für ein Stadion mit 10 000 Plätzen und Einkaufszentrum. Doch es wurde Beschwerde eingereicht. Nach zweijährigem Ringen, zuletzt vor Bundesgericht, stand dem Baubeginn 2016 endlich nichts mehr im Weg – nun aber wollte HRS wegen des inzwischen veränderten Marktumfelds das Einkaufszentrum nicht mehr bauen. Plan B sah stattdessen Wohnhochhäuser vor. Nach zwei weiteren Volksabstimmungen und einem erneuten Gang vor Bundesgericht lagen Teile des Gestaltungslans im Sommer 2024 zum dritten Mal öffentlich auf. Wenig überraschend: Es folgten Einsrachen.

Lektion Kasernenareal

Aarau ist ein Musterbeispiel in Sachen Entwicklungsrozesse und Partizipation. Das hat auch mit dem Kasernenareal zu tun. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts is t der eingezäunte Bereich vor der Altstadt für die Stadtbevölkerung ein blinder Fleck. 2014 keimte Hoffnung auf: Im Jahr 2030, so lautete ein Vorstoss im Einwohnerrat, würde der ‹ Waffenplatzvertrag › auslaufen, der der Armee das Nutzungsrecht für den Landanteil des Kantons – also für zwei Drittel des Areals – gewährt. Um in 16 Jahren einen Plan für dessen Transformation in ein Stadtquartier parat zu haben, müsse man nun mit dem Entwickeln beginnen. Ein Jahr säter unterzeichneten Bund, Kanton und Stadt eine gemein s ame Absichtserklärung, die Stadt initiierte eine breit angelegte und rege genutzte Bevölkerungsartizipation , auf eine Testplanung folgte 2020 der Masterplan – und darauf die Enttäuschung. Entgegen der Hoffnung vieler, so wurde klar, werden Teile der militärischen Nutzung bleiben. Die Ergebnisse der Partizipation waren damit zumindest teilweise hinfällig. Andere kritisierten dagegen den Rückzug des Militärs, erwies sich seine Präsenz doch gerade in Zeiten der Corona-Pandemie als hilfreich. Nach zähen Diskussionen einigte man sich 2021 auf einen Masterplan mit reduziertem Militärbetrieb. Inzwischen steht das städtebauliche Richtprojekt. Bis 2028 will die Stadt die entsrechende Nutzungslanänderung vollziehen und den Gestaltungslan festsetzen.

Müssen wohl bald den Platz für Neubauten räumen: junge Kulturschaffende auf dem Torfeld Nord.

Telli Ost: vom Wildwuchs zum Biotop

Seit den 1970er-Jahren ist der Name ‹ Telli › untr ennbar mit den gestuften Wohnzeilen der Grosswohnsiedlung Mitt ler e Telli verknüpft. Tatsächlich bezeichnet er aber ein ganzes Quartier, das im Norden an die Aare stösst und sich im Süden bis an die Hangkante zum höher gelegenen Areal Torfeld Nord erstreckt. Mitten im Quartier liegt das Areal Telli Ost – ein Wildwuchs aus Gewerbe- und Industrieb etrieben, Kulturhäusern und sehr viel Asphalt. Neben dem regional bekannten Kulturhaus ‹ KiFF › finden sich hier unter anderem das Verlagshaus CH Media, eine christliche Gemeinde, eine Brockenhalle, Autogaragen und ein Fitnessklub. Wohnungen gibt es praktisch keine. Im Zuge der BNO-Revision wurde das Areal im Jahr 2019 der Zone ‹ Arb eiten und Wohnen fünfgeschossig › zugeteilt und mit einer Gestaltungsplanpflicht belegt. Einige der zehn Grundstückseigentümer, das war bekannt, hegten bereits Pläne für ihre teilweise stark unternutzten Parzellen. Um die Entwicklung steuern und öffentliche Anliegen einbringen zu können, nahm die Stadt das Heft in die Hand und gleiste eine Entwicklungsplanung mit sämtlichen Grundeigentümern auf. Die Gegenleistung für deren Kooperation: Die Stadt übernahm die Hälfte der Planungskosten und stellte eine hohe Ausnützung in Aussicht. Das gemeinsame Zielbild von Stadt und Eigentümern: Aus dem Areal Telli Ost soll ein qualitätsvolles Wohn- und Arbeitsquartier werden.

Aus der Testplanung mit drei Teams 2022 bis 2023 ist kein eindeutiger Sieger hervorgegangen. Vielmehr haben die drei in Bezug auf Dichte, Bebauungstypologien und Bestandserhalt unterschiedlichen Zielbilder die Bandbreite des Möglichen aufgezeigt. Zwei Zwischenbesprechungen mit der Jury und ein Quartierdialog begleiteten den Prozess. An Letzterem nahmen 31 Per sonen teil, die sich vor allem ein durchlässiges Quartier mit Grün- und Freiräumen, publikumsorientierte Erdgeschossnutzung und Lösungen für den Umgang mit dem Mehrverkehr wünschten.

Als Grundlage für die Weiterbearbeitung diente der Entwurf des Teams von Brühlmann Loetscher. Das Team hat Aspekte der Konkurrenzprojekte eingearbeitet und seinen Entwurf bis 2024 zum Richtprojekt vertieft. Im Zentrum standen Fragen zu Dichte- und Nutzungsverteilung, Erschliessung und Mobilität, Grün- und Freiraum, Bestandserhalt und Etappierung, sozialer Durchmischung und Klima. Nach einem zweiten Bevölkerungsdialog im Juni ist nun der Entwicklungsrichtplan in Arbeit. Darauf basierend, sollen die Grundeigentümer ab 2025 Teilgestaltungspläne in Auftrag geben können.

Die Transformation des Areals Telli Ost ist aufgrund der heterogenen Eigentümerschaft weitaus komplexer und langwieriger als die des Torfelds Süd. Das birgt auch Chancen: Die unterschiedlichen Zeit- und Zielvorstellungen der Akteure können nicht nur die bauliche und soziale Vielfalt befördern, sondern sie erzwingen auch eine Etappierung – und damit einen organischeren, flexibleren Transformationsprozess.

Areal Torfeld Nord

Arealgrösse: 124 000 m2

Ausnützung künftig: 2 ,0; entlang der Bahn bis zu 4,2

Grundeigentümer: AgyboImmobilien, Aarau; Kanton Aargau; Bund; SBB Immobilien; Weinkellereien Aarau; Swiss Finance & Property Group, Zürich; Einwohnergemeinde Aarau; 11a Immobilien, Beckenried; Max Kuhn AG, Aarau; Max Kuhn; Eniwa, Aarau

Realisierung: Etappenweise über 10 bis 30 Jahre

Torfeld Nord: vom Stadtrand zur Innenstadt

Areal Telli Ost

Arealgrösse: 74 500 m2

Realisierung: ab 2024 Ausnützung künftig: max. 2,0 Einwohner / -innen nach Endausbau: ca. 1150 Arbeitsplätze nach Endausbau: ca. 1300

Grundeigentümer: Autocenter Aarau; Coop Mineralöl, Allschwil; Brugger Liegenschaften, Brugg; Einwohnergemeinde Aarau; G. Kunath; Immotelli, Aarau; Ortsbürgergemeinde Aarau; City-Garage, Aarau; AZ Management Services, Aarau; Fortimo, St. Gallen Planung: Brühlmann Loetscher, Zürich ( Architektur, Städtebau ); Cyclus, Zürich ( Landschaftsarchitektur ); Kontextplan, Zürich ( Verkehr ); Durable, Zürich (Nachhaltigkeit); Intosens, Zürich ( Nutzungsplanung, Positionierung) Nachhaltigkeit: Anforderungen 2000-WattGesellschaft; Auflagen städtische Klimaschutzstrategie

Zwischen den Arealen Torfeld Süd und Telli Ost, genauer: zwischen Bahngleisen und Rohrerstrasse, liegt das langgezogene Industrieareal Torfeld Nord. Es grenzt im Osten an die Nachbargemeinde Buchs und ist etwa zeitgleich mit seinem Namensvetter südlich der Gleise entstanden. Jedoch haben sich hier vorwiegend kleinere, über Aarau hinaus weniger bedeutende Industriebetriebe angesiedelt. Seine heutige Struktur gleicht derjenigen des Quartiers Telli Ost: Elf Parteien besitzen hier Land, und in der heterogenen Bebauung koexistieren Autogarage und Radiostudio, Bowlingcenter und Minigolfanlage, Eventhalle und Fitnessklub. Das markanteste Bauwerk ist das U-förmige ehemalige Zeughaus an der westlichen Arealspitze. Im ‹ Wenk › gleich nebenan trifft sich die Aarauer Jugend. Auch das Torfeld Nord soll sich wandeln – jedoch radikaler als das Areal Telli Ost. Die Bau- und Nutzungsordnung ( BNO ) sieht hier eine Er weiterung der Innenstadt mit sehr hoher Baudichte und grossen, ökologisch wertvollen Freiflächen vor. Entlang der Bahngleise sind Hochhäuser möglich. Ein weiterer Unterschied gegenüber der Telli Ost: Zu den Grundeigentümern auf dem Torfeld Nord gehören der Bund und der Kanton Aargau. Letzterer besitzt zudem das Baurecht für die Parzelle des Bundes – also für die Arealspitze, wo sich ‹ Wenk › und Zeughaus b efinden. Der Kanton war es auch, der die Entwicklung des Torfelds Nord 2022, nach jahrelangem Stillstand, wieder ins Rollen brachte. Er will auf dem Areal möglichst bald ein kantonales Integrationszentrum für 250 Mens chen und einen Verwaltungsstandort mit 1600 Arb eitsplätzen realisieren. Der Haken: Gemäss BNO gilt für das Torfeld Nord eine Gestaltungsplanpflicht. Die Stadt pochte folgerichtig auf eine gesamtheitliche Betrachtung. Vom erfolgreich angelaufenen Entwicklungsprozess auf dem Areal Telli Ost bestärkt, hat das Stadtbauamt auch hier die Gesamtleitung übernommen, die übrigen Grundeigentümer an Bord geholt und eine Entwicklungsstrategie ausgearbeitet. Im Frühjahr 2025 soll die Testplanung beginnen, Baustart für die ersten Projekte ist gemäss Plan Ende 2027. Bis dahin sollen Sofortmassnahmen, beispielsweise temporäre Nutzungen und Interventionen im Aussenraum, das Gebiet aufwerten, Identität stiften und den bevorstehenden Wandel ankündigen.

Ginge es nach den Aarauer Stimmberechtigten, dem Immobilienunternehmen HRS und den Fussballfans, würde auf dem Torfeld Süd längst ein neues Stadion stehen –stattdessen finden auf der Brache temporäre Nutzungen statt. Blick vom benachbarten Parkdeck.

Mittag s ause auf dem Areal Telli Ost

Das Aeschbachquartier wurde an s ruchsvoll gestaltet, wirkt aber auch nach fünf Jahren nicht besonders lebendig.

elebung heisst nicht nur Publikumsverkehr »

Stadtpräsident Hanspeter Hilfiker und Stadtrat Hanspeter Thür über Aushandlungsprozesse und den Anspruch der Stadt, bei privaten Arealentwicklungen mitzumischen.

Interview: Deborah Fehmann

Hanspeter Hilfiker ist in der Region Aarau aufgewachsen und hat in Wirtschaftswissenschaften doktoriert. Von 2003 bis 2013 engagierte er sich für die FDP im Aarauer Einwohnerrat, seit 2014 amtet er im Stadtrat, seit 2018 ist er Stadtpräsident von Aarau. Im Jahr 2023 wurde er ausserdem in den Aargauer Grossen Rat gewählt.

Vor zehn Jahren, noch unter Ihren Vorgängern, erhielt Aarau den vom Schweizer Heimatschutz verliehenen Wakkerpreis. Das verpflichtet auch für die Zukunft. War die Stadtentwicklung in den vergangenen zehn Jahren ebenfalls preiswürdig?

Hanspeter Hilfiker: Wirklich neue Planungen hab en wir seit 2014 noch nicht umgesetzt. All die Entwicklungen südlich der Gleise – der Ausbau Bahnhof Süd, das Aeschbachquartier, der Swissgrid-Hauptsitz – und auch das Areal Aarenau im Norden der Stadt wurden zwar zu grossen Teilen in den vergangenen Jahren realisiert, waren jedoch 2014 zumindest in den Grundzügen schon geplant. Unsere Leistung werden wir in einigen Jahren an den Transformationsgebieten messen müssen, die jetzt in Planung sind.

Hanspeter Thür: Was die wichtigen Bauvorhaben der vergangenen Jahre angeht, fällt mir keins ein, das sich in eine schlechte Richtung entwickelt hat – im Gegenteil. Der Wakkerpreis hat zu einer Fokussierung geführt. Dazu trägt besonders die Stadtbildkommission bei, die ich präsidiere und die wir mit kompetenten Fachleuten von Aarau und ausserhalb besetzt haben. Die Kommission diskutiert jedes prägende Bauvorhaben und gibt Empfehlungen an die Bauwilligen. Insbesondere auch die Zusammenarbeit mit dem Stadtrat funktioniert sehr gut. Es gab kaum je ein Projekt, bei dem die Politik den Empfehlungen nicht folgte. Hanspeter Hilfiker: Die Stadtbildkommission leistet tatsächlich viel für die bauliche Qualität. Aber wir haben auch eine gute Architekturszene in der Region, die hohe Ansprüche an ihr Schaffen stellt.

Der Heimatschutz würdigte 2014 insbesondere die « vorbildliche qualitätsvolle Verdichtung am richtigen Ort ». B ei der Revision der Bau- und Nutzungsordnung ( BNO ) wenige Jahre später führte just die Frage nach der qualitätsvollen Innenentwicklung zu heftigen politischen Auseinandersetzungen, namentlich um die Gartenstadtquartiere. Worum ging es? Hanspeter Thür: Als ich das Geschäft im Jahr 2018 übernahm, war die BNO-Revision bereits weit fortgeschritten und auf einem guten Weg. In Teilaspekten aber lagen die Meinungen im Einwohnerrat weit auseinander, sodass eine Rückweisung der gesamten BNO zu befürchten war. Das galt es zu verhindern, denn insbesondere für die Entwicklung der Transformationsgebiete brauchten wir rasch Planungssicherheit. Als o gliederten wir umstrittene Themen aus und setzten uns dafür ein, dass die Teilrückweisungen die Inkraftsetzung des Grundgerüsts der neuen BNO nicht gefährdeten. So konnte sie Ende 2019 in Kraft treten. Im Folgejahr behandelten wir alle Teilrückweisungen, und Mitte 2020 wurden auch sie rechtskräftig. Gegen Paragraph 1 7 Absatz 2, der die Grünflächen- und Überbauungsziffer in der Gartenstadt regelt, wurde in der Folge eine Beschwerde eingereicht.

Paragraph 1 7 war im Jahr 2021 Gegenstand eines Rechtsstreits, den die Stadt gegen sechs Private verlor. Wie kam es so weit, und wo steht der Paragraph heute? Hanspeter Hilfiker: S trittig war, wie viel bauliche Verdichtung in den ortsbildgeschützten Gartenstadtquartieren als angemessen zu gelten hatte. Die Beschwerdeführer, eine Gruppe aus dem Quartier, befanden, dass die in der neuen BNO vorgesehene Überbauungsziffer zu hoch und die Grünflächenziffer zu tief sei. Das konnten wir weder bestätigen noch widerlegen, weil uns fundierte Daten zum Bestand fehlten. Also liessen wir die vorhandenen aktuellen Überbauungs- und Grünflächenziffern aller Grundstü-

cke erheben – und es zeigte sich, dass die neue BNO tatsächlich sehr viel Verdichtung zulassen würde. So sah es dann auch das Verwaltungsgericht. Inzwischen haben wir in einem aufwendigen Prozess die angemessenen Zahlen ermittelt und öffentlich aufgelegt. Der Kanton steht hinter der Lösung, und auch die Beschwerdeführerinnen haben die Ziffern akzeptiert, obwohl sie noch strengere Werte gefordert hatten. Nun erhalten wir Einwände von der anderen Seite – also von denen, die sich mehr Verdichtungspotenzial wünschen.

Eine unendliche Geschichte also?

Hanspeter Thür: Wir s ehen das gelassen. Die neuen Zahlen sind fundiert, also werden wir die Einsprachen ablehnen. Geht jemand dagegen vor Gericht, schiesst er sich möglicherweise ins eigene Knie. Denn solange der neue Paragraph nicht in Kraft tritt, gilt in den betroffenen Gebieten während fünf Jahren eine Planungszone. Und die schreibt die strengen Ziffern vor, die die Beschwerdeführerinnen im ersten Rechtsverfahren gefordert hatten. Dynamischer als die Gartenstadtquartiere entwickeln sich zentrumsnahe Gebiete wie die Areale Torfeld Süd und Torfeld Nord. Welche Ziele verfolgt die Stadt für diese Areale? Und mit welchen Mitteln setzt sie diese Ziele durch?

Hanspeter Hilfiker: Die Transformation des Torfelds Süd ist schon weit fortgeschritten, während die Entwicklungsplanung für Torfeld Nord erst begonnen hat. Die beiden Areale haben sehr unterschiedliche Eigentümerstrukturen: Das Torfeld Süd teilen sich nur die zwei grossen Grundeigentümer Mobimo und HRS, die beide bauen wollten. Das hat die Entwicklung für uns einfach gemacht. Beim Torfeld Nord sind hingegen elf Grundeigentümer involviert, darunter Private, aber auch Bund und Kanton sowie die Einwohnergemeinde. Deren Interessen und Zeithorizonte gehen teils stark auseinander. Unser Hauptinteresse ist es, dennoch eine gemeinschaftliche Entwicklung zu initiieren und voranzutreiben.

Hanspeter Thür: Und wir wollen die Entwicklung steuern. Dafür nutzen wir beim Torfeld Nord zwei Instrumente, die sich beim Areal Telli Ost bereits bewährt haben: Zum einen leistet die Stadt eine Vorfinanzierung der Planungskosten und übernimmt die Hälfte davon. Zum anderen stellt sie eine hohe Ausnützung von bis zu 4,2 in Aussicht, wenn die Investoren gemeinsam planen. Die hohe Ausnützung gewähren wir allerdings nur, wenn im Rahmen eines Gestaltungsplans ein sehr gutes Gesamtresultat erzielt wird. Dazu gehören nebst städtebaulicher und gestalterischer Qualität beispielsweise auch Massnahmen zur Klimaanpassung oder, je nach Bedarf der Stadt, die Erstellung öffentlicher Räume oder Einrichtungen.

Mit dem Aeschbachquartier von Mobimo ist ein grosser Baustein auf dem Torfeld Süd bereits seit fünf Jahren bezogen. Welche Erkenntnisse aus dem Projekt nehmen Sie mit für aktuelle Planungen?

Hanspeter Hilfiker: Ein Ort, an dem vorher niemand wohnte und nichts stattfand, wandelt sich nicht von heute auf morgen zum lebendigen Stadtteil. Im Aeschbachquartier kehrt allmählich Leben ein; im bahnhofsnahen Bereich sind Arbeitsplätze entstanden, und auch die Aeschbachhalle als Kulturort kommt in Gang. Doch für Läden ist es nach wie vor schwierig. Das liegt auch daran, dass der östliche Teil des Torfelds Süd immer noch brachliegt. Wenn dort das Fussballstadion und die dazugehörigen Wohnhäuser endlich gebaut werden, wird das auch dem Aeschbachquartier helfen.

Hanspeter Thür: B elebung heisst in so einem Quartier aber nicht nur Publikumsverkehr. Wir wollen auch Orte schaffen, wo die Anwohnerinnen sich gerne aufhalten und ihre

Freizeit verbringen. Im Aeschbachquartier hat Mobimo auf Verlangen der Stadt zwar den Oehler-Park mit grossem Spielplatz und eine Kita in der Villa Oehler realisiert. Aber es fehlen beispielsweise eine Schule und Kindergärten für den neuen Stadtteil. Beim Gestaltungsplan für den Bereich des Fussballstadions haben wir diese Anliegen nun eingebracht.

Den Anstoss für die Entwicklung des Areals Torfeld Nord gab der Kanton, der dort einen Verwaltungsstandort mit 1600 Arbeitsplätzen plant. Die Stadt ist darüber allerdings nicht erfreut. Warum?

Hanspeter Hilfiker: D er Kanton will seine Arbeitsplätze zentralisieren und kantonseigene Liegenschaften nutzen. Das kann ich nachvollziehen. Allerdings will er dafür seine Parzelle an der Spitze des Torfelds Nord nutzen – das ist das Filetstück des Areals. Aus Sicht der Stadtentwicklung ist das ungünstig; ein so attraktiver Ort in Bahnhofsnähe ist prädestiniert für neue, attraktive Arbeitsplätze. Daher möchte die Stadt den Verwaltungsstandort woanders auf dem Areal platzieren.

Hanspeter Thür: O der eine sinnvolle Mischnutzung andenken, beispielsweise in einem Hochhaus. Ein so zentraler Ort in Bahnhofsnähe soll abends und am Wochenende schliesslich nicht ausgestorben sein. Hier haben wir eine Krux, die uns bei der Stadtentwicklung herausfordert: Die Stadt Aarau ist mit Grundeigentum nicht gut bestückt. Umso mehr ist sie auf eine gute Zusammenarbeit mit den Investoren angewiesen. ●

Hanspeter Thür ist Jurist und Politiker der Grünen Partei. Ab 1985 war er Mitglied des Aargauer Grossen Rats, 1987 wurde er in den Nationalrat gewählt. Zwischen 2001 und 2015 amtete er als Eidgenössischer Datenschutzbeauftragter. Seit 2018 leitet er als Aarauer Stadtrat das Ressort Hochbau und Raumplanung.

Entweder-oder,

ein Miteinander »

Elisabeth Kaufmann und Ursula Wüst spannen bei der Bearbeitung von Baugesuchen zusammen, um Biodiversität und klimagerechte Infrastrukturen in Aarau zu schaffen.

Interview: Anna Dieckmann

Elisabeth Kaufmann

leitet die Fachstelle Umwelt und Klima bei der Stadtentwicklung Aarau. Im Rahmen von Baubewilligungsprozessen überprüft sie die Gesuche auf die Aspekte Klimaanpassung, Biodiversität und Ökologie. Zudem ist sie federführend beteiligt an der Erarbeitung neuer Grundlagen und Aktionspläne.

Sie arbeiten für das Stadtbauamt in den Sektionen Stadtentwicklung und Baubewilligungen. Wie sieht Ihre Zusammenarbeit aus?

Elisabeth Kaufmann: Ich leite in der Stadtentwicklung den Fachbereich Umwelt und Klima. Wir schreiben Strategien und Konzepte, die unter anderem für die Sektion Baubewilligungen relevant sind und beim Bewilligungsprozess in deren Bewertung einfliessen. Ich bin froh, mit den strategischen Vorgaben siehe ‹ Biodiversitätsstrategie › und ‹ Klimaanpassungsstrategie › gute Grundlagen für meine berufliche Praxis zu haben. Es ist – auch für die Kommunikation nach aussen – einfacher, wenn solche Leitlinien vorhanden sind und entsprechend wichtige Massnahmen in Bewilligungen einfliessen können.

Ursula Wüst: Die Zusammenarbeit zwischen den Sektionen Stadtentwicklung und Baubewilligungen ist optimal; so lassen sich Voranfragen und Baugesuche mit hoher Fachkenntnis auf nachhaltige Schwerpunkte wie Klima und Ökologie prüfen und – wenn nötig – durch Auflagen verbessern. Lange Zeit hat man den Aussenräumen und der Umwelt zu wenig Platz eingeräumt, doch heute werden sie zunehmend wichtiger. Unsere Aufgabe bei der Sektion Baubewilligungen ist es, die Menschen für diese Themen zu sensibilisieren und sie im Alltag mitzunehmen, damit hohe Aussenraumqualität sich auch positiv auf die Lebensqualität auswirkt.

Frau Kaufmann, vor Ihnen liegen diverse Umgebungspläne. Was genau überprüfen Sie darin?

Ursula Wüst ist gelernte Architektin und seit 2018 beim Stadtbauamt Aarau tätig. Seit Dezember 2021 leitet sie die Sektion Baubewilligungen Aarau. Gemeinsam mit ihrem Team be treut sie die Bau- und Reklamegesuche, von der Vorbereitung über die Bewil ligung bis hin zur Baukontrolle.

Elisabeth Kaufmann: Ein Ziel der Biodiversitätsstrategie besteht darin, dass Bauprojekte einen Beitrag zum ökologischen Ausgleich leisten sollen. Ich überprüfe Umgebungspläne beispielsweise darauf, ob der Anteil an einheimischen Pflanzen mindestens 75 Prozent beträgt, und fordere eine entsprechend naturnahe Gestaltung. Dabei ist die Verwendung invasiver Neophyten untersagt, und Schottergärten werden nicht bewilligt. Auch Massnahmen wie die Berücksichtigung der ökologischen Vernetzung oder Dachbegrünungen werden im Baubewilligungsverfahren durchgesetzt. Im Rahmen der Klimaanpassung überprüfe ich Baugesuche bezüglich der Lage in Hitzeinseln und hinsichlich der Frage, ob eine Verbesserung der bioklimatischen Situation notwendig ist. Dabei werden die Bauprojekte anhand der drei Teilkonzeptpläne aus der städtischen Klimaanpassungsstrategie überprüft und je nach Standort Vorschläge oder Auflagen gemacht –etwa das Freihalten von Frisch- und Kaltluftkorridoren bei Bebauungen oder die Schaffung vielfältiger Lebensräume. Welchen Einfluss hatte die Revision der Bau­ und Nutzungsordnung ( BNO ) von 2019 auf Nachhaltigkeitsthemen in der Stadtplanung?

Ursula Wüst: Sie hatte einen grossen Einfluss auf die Bewilligungspraxis und auf unsere tägliche Arbeit. In der Gartenstadt müssen bestehende Bäume und Grünräume nun erhalten oder ersetzt und Flachdächer begrünt werden. Die revidierte BNO ist ein gutes Instrument, um Themen wie Biodiversität, nachhaltige Mobilität und Klima besser integrieren zu können. Anfangs war das teilweise schwer vermittelbar, doch heute ist der Stellenwert solcher Themen für den Stadtraum bei fast allen angekommen.

Elisabeth Kaufmann: Ja, das Thema Bio diversität ist ein wichtiger Bestandteil der Stadtentwicklung geworden. Trotzdem ergeben sich immer wieder Herausforderungen bei der Durchsetzung von Massnahmen. Die aktuelle BNO enthält bereits einige Bestimmungen zur Biodiversitätsför-

derung. Diese Vorschriften stellen aber ein Minimum an grundeigentümerverbindlichen Vorgaben dar. Wichtige Themen wie Baumschutz, ökologischer Ausgleich oder Bodenversiegelung finden keine Grundlage in der BNO. Deshalb finde ich die Verankerung der Biodiversität in der Gemeindeordnung und in der BNO sehr wichtig.

Wie fordern Sie die nicht verbindlichen Massnahmen bei den Bauherrschaften ein?

Elisabeth Kaufmann: Sie lass en sich durch Anreize und Sensibilisierung fördern – zum Beispiel durch Öffentlichkeitsund Bildungsarbeit in den Bereichen Klima, Biodiversität und Energie. Die Stadt Aarau will mit der Kampagne ‹ Nachhaltige Stadtentwicklung › unter dem Lab el ‹ Weitsicht › für diese Themen sensibilisieren. Auch Merkblätter, Klimapreise, Apps, kostenlose Naturgartenberatung, Zertifikate und Labels wie ‹ G ewässerperle PLUS › informieren und regen zu nachhaltigerem Handeln an. Die Stadt will mit gutem Beispiel vorangehen, weshalb sie sich unter anderem seit 2018 am Projekt ‹ Natur findet Stadt › b eteiligt. Letztlich braucht es für die Umsetzung solcher Massnahmen immer eine engagierte Projektleitung und viele motivierte Einzelpersonen oder Vereine.

Ursula Wüst: Die b esten Möglichkeiten, Nachhaltigkeitsthemen in Baugesuche einzufügen, gibt es während der Vorprojektphase; dann lassen sich Änderungen noch einfach vornehmen. Dabei kommt es immer darauf an, wer die Entscheidungen trifft und wer berät. Es ist kein Entweder-oder, sondern ein Miteinander. Unterschiedliche Anliegen überschneiden sich meist in einigen Punkten, woraus sich gute Kompromisse ergeben: Was sich nicht am Boden machen lässt, liesse sich auf dem Dach durch Begrünung kompensieren. Können Sie ein Beispiel eines solchen Kompromisses nennen ?

Ursula Wüst: B ei der vorherrschenden Begeisterung für Solarenergie kommt es wiederholt vor, dass man zwischen Solaranlagen und Gründächern einen Interessenkonflikt sieht. Aber den gibt es nicht. Wir setzen uns für die Erhaltung bestehender Gründächer ein, weil sie sich gut mit Solaranlagen kombinieren lassen: Solaranlagen müssen hoch genug aufgeständert sein, damit kein Treibhauseffekt entsteht, der für die Bauherrschaft hohe Unterhaltskosten zur Folge hätte. Die richtige Konstruktion trägt beiden Anliegen Rechnung – nachhaltiger Energieerzeugung und Biodiversität. Fassadenbegrünung ist ein anderes, wichtiges Thema, das Investorinnen und Bauherrschaften noch kaum aufgreifen. Besonders bei Hitze-Hotspots oder bei nach Süden ausgerichteten Terrassen ist Begrünung essenziell für eine hohe Lebensqualität im Stadtraum. Welche innovativen Ansätze und Projekte in Aarau inspirieren Ihre Arbeit?

Elisabeth Kaufmann: D er Stadtrat hat das Stadtbauamt damit beauftragt, einen Aktionsplan Klimaanpassung zu erarbeiten, der im Herbst 2024 verabschiedet werden soll. Dieses Massnahmenpaket zielt auf eine qualitätsvolle stadt- und freiräumliche Gestaltung mit einem bestmöglichen, ortsangepassten Effekt zugunsten der klimaangepassten Siedlungsentwicklung – was meiner Ansicht nach Vorbildcharakter hat.

Ursula Wüst: Instrumente wie das neue Abwasserreglement schaffen Anreize, Themen wie Hitzereduktion durch unversiegelte Böden oder Entwässerung mittels Versickerungsanlagen zu realisieren. Belohnt wird, wer möglichst wenig versiegelt und unverschmutztes Regenwasser vor Ort versickern lässt. Ich habe Gesuche für Neuüberbauungen geprüft, bei denen nur noch die Einfahrt zu einer Einstellhalle versiegelt werden soll. Ein anderes Beispiel ist die Tiefgarage, die Aussparungen für Baumgruben mit

Bodenanschluss aufweist, damit die Bäume über einen ausreichenden Wurzelraum verfügen. Das sind interessante Entwicklungen. In vielen Gebieten hat man im Rahmen der BNO-Revision die Nutzungsziffer erhöht, und es dürfen mehr Stockwerke gebaut werden als früher. Aarau wird dadurch dichter und lebendiger. Unsere Aufgabe ist es, diese Entwicklung so zu begleiten, dass die Menschen sich weiterhin mit ihrer Stadt identifizieren und zugleich langfristig eine hohe Lebensqualität geniessen können. ●

Klimaanpassungsstrategie

Die 2022 vom Stadtrat beschlossene Klimaanpassungsstrategie zielt darauf ab, die Stadt an die Folgen des Klimawandels anzupassen und sie widerstandsfähiger zu machen. Die Schwerpunkte liegen etwa auf der Minderung von Hitzeeinwirkung, der Erhaltung klimatischer Kaltluftsysteme und der Schaffung einer Entlastungswirkung durch Grün- und Freiraumstrukturen. Die Strategie umfasst Massnahmen wie die Begrünung von Dächern und Fassaden, die Förderung naturnaher Räume oder Sensibilisierungsarbeit. Gezielte Schritte sollen die Lebensqualität in Aarau sichern und die Auswirkungen des Klimawandels so gut wie möglich abfedern. Die Umsetzung erfolgt im Rahmen von Bau- und Planungsprozessen, die die Klimaanpassung als zentrales Kriterium berücksichtigen. Die Strategie ist behörden-, jedoch nicht grundeigentümerverbindlich. Die Klimaanpassungsstrategie wird ergänzt durch die Klimaschutzstrategie, die sich auf Massnahmen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen konzentriert.

Biodiversitätsstrategie

Nach dem Motto ‹ Vielfalt ist Reichtum › hat der Aarauer Stadtrat 2020 die Biodiversitätsstrategie verabschiedet. Sie enthält einen Katalog von Massnahmen zur Erhaltung und Förderung von Lebensräumen und Artenvielfalt im städtischen Raum. Ein Ziel in der Biodiversitätsstrategie lautet, jährlich ein bis zwei ökologische Aufwertungen in den öffentlichen städtischen Grünflächen zu realisieren. Die Strategie umfasst zwei Hauptteile: Der erste Teil legt Strategien und Ziele zur Förderung der Biodiversität fest und betont die notwendige Zusammenarbeit mit lokalen Akteuren wie der Ortsbürgergemeinde und dem Kanton Aargau. Der zweite Teil gibt einen Überblick über Massnahmen und Aktivitäten, um die im ersten Teil formulierten Ziele zu erreichen Als Grundlage für den Stadtrat dient eine detaillierte Auflistung der Massnahmen mit allen notwendigen Angaben ( Zeitraum 2021 bis 2024 ). Die Biodiversitätsstrategie ist behördenverbindlich, aber nicht grundeigentümerverbindlich.

Wer die Aare geniessen möchte, muss vielerorts noch improvisieren. Durch neue Sitzgelegenheiten, Uferaufwertungen und gastronomische Angebote soll sich das bald ändern.

Hundehalterinnen sind heute kaum noch alleine am Fluss

Aare für alle

Der Aareraum galt lange als Hinterhof, der primär eine energie- und verkehrstechnische Rolle spielte. Nun zieht der Fluss vermehrt Menschen an. Neue Planungs- und Verhandlungsprozesse sind gefragt.

Pomona, die römische Göttin der Baumfrüchte, steht seit 1959 Tag für Tag im Park des Vogelinseli. Ihr Blick schweift über die von stattlichen Bäumen gesäumte Aare, im Mittelgrund spannt sich die Kettenbrücke zwischen den Ufern auf, und am Horizont sind die Umrisse der Grossüberbauung Telli erkennbar. In Pomonas Rücken summen die Turbinen des historischen Laufkraftwerks, aus der Voliere im kleinen Park ist leises Vogelzwitschern zu vernehmen. Pomona stammt von der Tessiner Künstlerin Irma RussoGiudici ( 1899 –1994 ) und verdankt ihr Dasein der Stiftung der Eisen- und Stahlwerke Oehler & Co., eines einst bedeutenden Arbeitgebers in der Region.

Vom Unten und Oben, vom Grossen und Kleinen

Die Heimat Pomonas und der Vögel in der Voliere könnte sich radikal wandeln: Das 1898 erstellte Kraftwerkensemble mit Turbinenhaus und markantem Turm soll einem Neubau weichen. Der regionale Energieversorger Eniwa würde damit nicht nur die Energieproduktion um ein Viertel steigern, sondern im Rahmen des Projekts ‹ Optimierung 2019 › auch den Lebensraum an der Aare deutlich aufwerten. Allerdings regt sich in der Bevölkerung Widerstand gegen das Projekt, das den Aareraum im grossen Massstab umformen soll. Obwohl die Eniwa ein umfangreiches Bündel an Aufwertungsmassnahmen vorgestellt hat, ist nach über einem Jahrzehnt noch kein Konsens gefunden. Die langwierige Prozess sagt einiges aus über die Neuentdeckung und Umdeutung der Aare in und um Aarau während der vergangenen zwei Jahrzehnte.

Historisch betrachtet, ist das Verhältnis zwischen der Stadt und ihrem namengebenden Fluss eher von Pragmatismus als von Liebe geprägt. Die Grafen von Kyburg gründeten Aarau Mitte des 13. Jahrhunderts, weil dort ein

uralter Flussübergang bestand. Sie planten die Stadt allerdings nicht direkt an der Aare, sondern auf einer Anhöhe. Der Fluss war wirtschaftlich wichtig und stiftete Identität, zugleich ging eine permanente Gefahr von ihm aus. Die Differenz zwischen unten und oben war prägend: Oben fand das Siedlungswachstum statt, unten befand sich der unsichere Raum, der regelmässig überschwemmt wurde. Erst mit der Zähmung der Aare Ende des 19. Jahrhunderts wurde der Talboden ein sicheres Terrain, das Raum für Entwicklungen bot. Hier entstanden im 20. Jahrhundert die Infrastrukturen, die oben keinen Platz fanden. Doch statt die Stadt mit der Aare zu verbinden, verstärkten sie die Trennung. Ganz besonders gilt dies für die grosszügige Planung des Autoverkehrs am Fuss der Altstadt.

Mit der Schifflände- respektive Mühlemattstrasse separiert eine vielbefahrene Verkehrsachse die Stadt von den Naherholungsräumen an der Aare. Die durch einen Neubau ersetzte Kettenbrücke – ein Verkehrsträger mit 22 0 00 Üb erfahrten pro Tag – ist an den Flussufern zwar begrünt, und dank ausladender Rampen gelangen Kinderwagen und Rollstuhlfahrerinnen nun besser an die Aare, aber davon abgesehen hat das skulpturale Sichtbetonbauwerk dem öffentlichen Flussraum wenig zu bieten. Dabei würden sich die gewölbten Räume unter den Bögen durchaus eignen für einen Kiosk oder Ähnliches.

Die historisch bedingte Abwendung von der Aare zeigt sich auch im Kleinen: Das Aarauer Freibad liegt zwar direkt an der Aare, doch ein Zaun verwehrt zugleich den Uferzugang. Von der fast zwei Kilometer langen Zurlindeninsel in der Aare ist nur der vorderste Spitz öffentlich zugänglich. Immerhin: Hinter den verschlossenen Toren der Privatinsel hat sich eine teilweise geschützte Naturlandschaft eingenistet.

Entwicklungen entlang der Aare

Neubau Wasserkraftwerk Aarau Das Energieunternehmen Eniwa beabsichtigt, das bestehende Wasserkraftwerk zu ersetzen und den Fluss- und Uferraum aufzuwerten: Das Projekt umfasst 18 Massnahmen für Umwelt und Biodiversität sowie 13 Massnahmen für Fischfauna und Wasserlebensräume. Lokale Gruppierungen wollen den Neubau und die Eingriffe in die Landschaft jedoch verhindern. 2014 / 15 genehmigten die Kantone Aargau und Solothurn ein erstes Projekt und 2023 einen zweiten, überarbeiteten Entwurf. Gegen diese Entscheide sind Rechtsverfahren hängig.

Holzstege

An der Spitze des Vogelinseli und am gegenüberliegenden Ufer will die Stadt neue Aufenthaltsmöglichkeiten an der Aare schaffen. Anwohnende haben jedoch Einsprache gegen die Baubewilligung für einfache Holzstege eingereicht.

Zweite Sommerwirtschaft Nahe dem bestehenden Lokal ‹ Summertime › will die Stadt das gastronomische Angebot an der Aare durch eine zweite Sommerwirtschaft erweitern. Die Eröffnung war für 2022 geplant, allerdings erfolgten Einsprachen gegen das erste Baugesuch. Inzwischen liegt ein weiteres Gesuch auf. Läuft es beim zweiten Anlauf glatt, kann die Wirtschaft im Jahr 2025 den Betrieb aufnehmen.

Aufwertung Aareufer und Philosophenweg Neben der Stadtgärtnerei und der ‹ Schwanbar › säumen heute Parkplätze das Aareufer zwischen Kettenbrücke und Zurlindensteg. Ab 2027 soll sich der Uferabschnitt in einen neuen Stadtpark verwandeln. Ein Vorprojekt für den ‹ Mühlemattpark › lie gt bereits vor. Es sieht nebst Grünraumkonzept und Uferaufwertungen insbesondere auch eine Neuorganisation des Verkehrs vor.

Aufwertung Mühlemattstrasse Als regionale Achse ist die Mühlemattstrasse stark verkehrsbelastet. Um ihre Barrierewirkung zu mindern und den Strassenraum für den Langsamverkehr attraktiver zu machen, planen Stadt und Kanton Aufwertungsmassnahmen.

Verbesserung Aarequerung

Um die Quartiere beidseits des Flusses besser zu verbinden, will man den bestehenden Zurlindensteg für den Fuss- und Fahrradverkehr verbreitern und nördlich des Kraftwerks

Rüchlig eine weitere Velobrücke bauen. Der Kraftwerkbetreiber Axpo und die Firma Jura Cement, die Eigentümerin der Zurlindeninsel, unterstützen das Vorhaben der Stadt Aarau. Der Bau der neuen Brücke soll frühestens im Jahr 2028 erfolgen.

Weitere Orte

A Freibad Schachen

B Vogelinseli

C Areal Erlinsbacherstrasse S. 36 , Nr. 14

D Lokal ‹ S ummertime › E Kettenbrücke

S. 39 , Nr. 31

F Schwanbar

G Zurlindeninsel

H Wasserkraftwerk

Rüchlig, Axpo

I Areal Aarenau

S. 36 , Nr. 26

Der Blick der Bevölkerung auf den Aareraum hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten jedoch verändert. « Früher gab es ‹ Hündeler › und Wanderer an der Aare und viel Volk bei Grossanlässen im Schachen und in der Badi. Daher auch die vielen Parkplätze », berichtet die Aarauer Künstlerin Sadhyo Niederberger, die im nahe gelegenen Garten des Forums Schlossplatz ein Kunstprojekt realisiert. « Es war überhaupt nicht üblich, am Ufer einen Sommerabend zu geniessen. »

Vom Hinterhof zum Erholungsraum

Den Stein ins Rollen gebracht haben schliesslich junge Menschen. «Vor 15 oder 20 Jahren haben sie das Ufer der Aare für sich als Freiraum entdeckt und als Treffpunkt oder zum Schwimmen im idyllischen Seitenkanal in Beschlag genommen », sagt Niederberger. Mit der Beiz ‹ Summertime › gegenüb er dem Vogelinseli und der ‹ S chwanbar › nahe der Zurlindeninsel hätten sie eine Alternative zur bestehenden Buvette geschaffen.

An lauen Sommerabenden und am Wochenende ist das Aareufer inzwischen gut besucht. Ein besonderer Anziehungspunkt ist im Sommer die ‹ S chwanbar ›. Sie geht auf eine Initiative der Bevölkerung zurück; der Name erinnert an einen stadtbekannten Schwan, der jährlich hier brütet. Das Angebot ist niederschwellig: Bands spielen unter freiem Himmel, auf der Wiese rund um die einfache Bühnenkonstruktion verteilt sich Alt und Jung auf vorhandenen Stühlen und mitgebrachten Picknickdecken. Das Schwimmen im Fluss gehört für viele zum Programm. Anders als in Bern, wo der Zug der Aare Teil des Schwimmerlebniss es ist, fliesst sie in Aarau gemächlich vor sich hin – was der künstlichen Stauung geschuldet ist.

Und noch eine Nutzergruppe ist in den vergangenen Jahren stark angewachsen: Die E-Bike-Pendlerinnen und Veloausflügler. Nicht zuletzt auch, weil die Velowege entlang der Aare von den Autostrassen getrennt verlaufen und entsprechend sicher und idyllisch sind. So erstaunt es nicht, dass das Mit-, Neben- und Gegeneinander von Freizeitnutzung und Infrastrukturlandschaft an der Aare in der Stadt zurzeit intensiv verhandelt wird. Wenn man alle laufenden Projekte und Planungen übereinanderlegt, bleibt kaum ein weisser Fleck auf der Karte übrig.

Der Flussraum braucht mehr Qualität

Folgt man dem Flussraum im Stadtgebiet, klingt das so: Die Eniwa will ein neues Kraftwerk bauen und damit den Energieertrag und die Naturwerte steigern – wir denken an Pomona. Auf gleicher Höhe evaluiert die Stadt den Standort eines zweiten Sommerlokals neben dem ‹ Summertime › und eine weiter e Uferaufwertung – wir denken an die Jungen und die Badenden, die neue Impulse an der Aare gesetzt haben. Zugleich gilt es, das Naherholungskonzept Erlinsbach-Aarau räumlich umzusetzen.

Östlich der Kettenbrücke plant man einen zweiten Übergang, der die bisher verschlossene Zurlindeninsel etwas durchlässiger machen soll. Parallel hierzu laufen Vorstudien zur Aufwertung der heute trennenden Mühlemattstrasse – mit dem Ziel, den Flussraum stärker mit der Stadt zu verbinden. Zudem sollen der Philosophenweg und die dazugehörigen Freiräume für die Freizeitnutzung aufgewertet werden. Anders als beim Lokal ‹ Summertime ›, wo seit einigen Jahren Betonstufen ans Wasser führen, will die Stadt die Uferräume hier sanfter, naturnaher gestalten. Im Zusammenhang mit der Uferaufwertung in diesem Bereich steht auch die Zukunft der ‹ S chwanbar › zur Diskussion. Manche wünschen sich statt des alternativen einen geregelten Betrieb – was das Ganze wohl seiner Magie b erauben würde.

Der Park auf dem Vogelinseli ist bereits heute öffentlich zugänglich. Im Zuge des Kraftwerkneubaus will die Eniwa weitere Flächen für die Freizeitnutzung öffnen.

Liest man nur schon die Kurzfassung all dieser Planungen durch, beginnt der Kopf zu rauchen. Die in den vergangenen Jahren erarbeiteten Planungsgrundlagen, Berichte, Gutachten, Detailstudien und Konzepte dürften gut und gerne ein Ordnerregal füllen. Dieses Konvolut an Dokumenten verdeutlicht: Die Stadt hat die Herausforderung angenommen, die Weiterentwicklung des Aareraums als komplexe Aufgabe zu verstehen und nach neuartigen Lösungen zu suchen. Sinnbildlich dafür ist ein im Sommer durchgeführter Beteiligungsprozess, in dessen Rahmen die Bevölkerung sich niederschwellig über die Weiterentwicklung der Freiräume im Aareraum äussern konnte. Dass das Ausbalancieren der verschiedenen Ansprüche nicht immer einfach ist, zeigt sich auch hier im Kleinen. So stecken beispielsweise zwei einfache Holzstege, die das Ufer an der Spitze des Vogelinseli und das gegenüberliegende Ufer zugänglich machen sollen, wegen Einsprachen im Bewilligungsverfahren fest.

Fest steht: Die Zeiten, in denen man Infrastrukturen nach Zahlen und Farben plante, sind vorbei. Bleibt die Frage: Wie gelingt es, all die Pläne und Projekte zu einem schlüssigen Ganzen zu verweben, das allen Ansprüchen gerecht wird ? An der konkreten Antwort wird der Erfolg der Planung in einigen Jahren zu messen sein. Ein Grund also, an diesen Ort zurückzukehren und sich das Resultat anzuschauen –mit den Badesachen in der Tasche und einem kühlen Getränk in der Hand. ●

Die neue Kettenbrücke mit der geschwungenen Form ist imposant, aber in erster Linie ein Verkehrsträger.

Abgesehen von einem verbesserten Uferzugang hat sie auf der Flussebene wenig zu bieten.

Das Aareschwimmen gehört mittlerweile für viele Aarauerinnen und Aarauer zum Freizeitprogramm.

Die Stadt will deshalb neue Aufenthaltsbereiche am Fluss schaffen.

Projekte und Bauten

Die Schaffung von qualitätsvollem Schulraum und die Sanierung des historischen Erbes bilden die Schwerpunkte der städtischen Bautätigkeit in den vergangenen Jahren. Einige bemerkenswerte Gewerbe- und Gesundheitsbauten und viel Wohnraum stammen aus privater Hand. Eine Auswahl der spannendsten Beiträge ist auf den folgenden Seiten versammelt. Texte: Anic Hollinger

Städtische Bauprojekte

1 Ob erstufenräume Telli

Das Oberstufenzentrum Telli mit Platz für bis zu 1400 S chülerinnen und Schüler soll den wachsenden Bedarf an Oberstufenschulräumen abdecken. Der klar strukturierte Campus mit fünf Baukörpern bringt Ruhe in den heterogenen baulichen Kontext. Der Zentrumsbau umfasst Mensa, Aula und Sporthallen. Ein Platz an der Tellistrasse und diverse Grünräume verbinden den Campus mit den umliegenden Quartieren. Aufgrund des Widerstands aus der Bevölkerung, unter anderem gegen die Grösse der Schule, prüft man eine redimensionierte Variante und eine Kombination mit anderen Standorten.

Neubau Oberstufenräume, 2030

Tellistrasse

Auftragsart: selektiver Projektwettbewerb, 2023

Architektur: pool Architekten, Zürich

2 P flegeheim und Seniorenwohnungen Herosé

Im Sommer 2023 wurde der Grundstein für das Pflegeheim Herosé gelegt, das ab 2026 Platz für 116 Personen bieten wird. Der organisch geformte Neubau von Meyer Gadient fügt sich in den Baum- und Teichbestand des Parks ein. Die gefaltete Fassadenabwicklung verleiht ihm zusätzliche Feinheit. Mit einem formal verwandten Entwurf gewann Meyer Gadient 2023 auch den Wettbewerb für das angrenzende Seniorenwohnhaus. Dessen Herz bildet ein Atrium, das Raum für Begegnung und Austausch bieten wird.

Neubau Pflegeheim, 2026

Effingerweg 9

Auftragsart: selektiver Projektwettbewerb, 2020

Architektur: Meyer Gadient, Luzern

Neubau Seniorenwohnungen, 2028

Auftragsart: selektiver Projektwettbewerb, 2023

Architektur: Meyer Gadient, Luzern, mit Rogger Ambauen, Emmenbrücke

3 Sanierung Milchgasse Frauenkloster, Lateinschule, Spital, Fabrikantenhaus, Alters- und Armenasyl: Die Häuser 29, 33 und 35 an der Milchgasse haben eine wechsel-

volle Geschichte. Heute gehören sie zum Pflegeheim Golatti. Sie wurden letztmals in den 1970erJahren umgebaut, Komfort und Technik waren veraltet. Zur Ertüchtigung der Statik mussten die Häuser entkernt und mit Betondecken ausgestattet werden. Einzig eine Fichtenholzdecke aus dem Jahr 1769 ist erhalten geblieben. Das renovierte Ensemble bietet 27 Pflegezimmer mit Nasszelle, eine verbesserte Orientierung und mehr natürliches Licht durch eine neue, hofseitige Erschliessung.

Sanierung Altstadt-Ensemble, 2021

Milchgasse 29, 33, 35

Auftragsart: Planerwahlverfahren 2012

Architektur: Architektengemeinschaft 4, Aarau

4 Umbau Alte Reithalle

Das Militär gab die 1864 und 1903 erbaute Reithalle als erstes Gebäude des Kasernenareals für die zivile Nutzung frei. Obwohl das Gebäude nicht unter Schutz steht, folgten Barão-Hutter den Prinzipien der Denkmalpflege, als sie es in ein Theater, einen Tanz- und Konzertsaal umbauten. Sie haben möglichst wenig verändert und den räumlichen Bestand radikal erhalten. Das Mehrspartenhaus ist ein Einraumereignis: Es hat weder Haupteingang noch Vorraum, ist Bühne, Zuschauerraum, Foyer, Flur, Lager, Notausgang in einem. Durch den Umbau ist Raum für vielseitige Kulturveranstaltungen entstanden.

Umbau Alte Reithalle, 2021 Apfelhausenweg 20 Auftragsart: offener Projektwettbewerb, 2012 Architektur: Barão-Hutter, St. Gallen

5 Kindergarten und Kita Chilewäg, Rohr

Um den steigenden Schülerzahlen und dem erhöhten Betreuungsbedarf gerecht zu werden, wurde das alte Kindergartengebäude in Rohr ersetzt. Die neuen Gebäude – ein eingeschossiger Kindergarten und eine zweigeschossige Kindertagesstätte – komplettieren das bestehende Schulareal zu einer harmonischen Gesamtanlage. Der Kindergarten hat drei Abteilungen, die Kindertagesstätte bietet Platz für Vorschulkinder und einen Hort. Severin Müllers Holzreliefs mit Tiermotiven zieren die Eingänge der schindelverkleideten Holzbauten.

Neubau Kindergarten und -tagesstätte, 2020 Hinterdorfstrasse 2

Auftragsart: Wettbewerb, 2015 Architektur: Aita Flury, Zürich

6 Schulanlage Gönhard

Das im Jahr 1952 erbaute, denkmalgeschützte Schulhaus funktionierte bis 2012 nach den ursprünglichen Raumvorstellungen. Ein erster Umbau durch Boltshauser Architekten erfolgte in Etappen, wobei der Neubau der Aula der aufwendigste Teil war. 2018 musste die Quartierschule noch einmal erweitert werden. Das Architekturbüro Werk 1 entwarf einen kompakten, eigenständigen Neubau, der die bestehende Arealstruktur respektiert. Der alte Baumbestand im öffentlich

zugänglichen Aussenbereich ist dabei erhalten geblieben und durch einheimische Pflanzen ergänzt worden.

Erneuerung Schulanlage, 2012

Weltistrasse 20

Auftragsart: Studienauftrag, 2007

Architektur: Boltshauser Architekten, Zürich

Erweiterung Primarschule und Kindergarten, 2018

Auftragsart: Wettbewerb, 2014

Architektur: Werk 1 Architekten und Planer, Olten

7 Villa Zurlinden

Die 1866 erbaute spätklassizistische Villa ist eins der bedeutendsten historischen Bauwerke in Aarau. Trotz des guten Zustands bedurfte der Hauptsitz des Schweizerischen Turnverbands einer tiefgreifenden Sanierung. Fassaden und Fenster wurden renoviert und die asbesthaltigen Dacheindeckungen ersetzt, das Dach wurde gedämmt und die Haustechnik erneuert. Im Inneren konzentrierten sich die Architekten auf die Zurlindenstube, den Salon und das markante Treppenhaus. Oberflächen und Farbgebung wurden freigelegt, ergänzt und repariert. Der Garten beruht auf einem neuen Konzept unter Einbezug der Denkmalpflege – der Villa und dem Gesamtbild der Bahnhofstrasse wird nun besser entsprochen.

Sanierung Villa und Garten, 2017

Bahnhofstrasse 38

Auftragsart: Direktauftrag, 2015

Architektur: Villa Nova Architekten, Basel

8 Kindergarten Aare Nord

Der in den 1940er-Jahren erbaute Doppelkindergarten Aare Nord war in die Jahre gekommen und zu klein geworden. Er wurde deshalb durch einen Dreifachkindergarten ersetzt. Die Arge MAI und enorm 32 griff die städtebauliche Disp osition der bestehenden Primarschulanlage auf und konzipierte einen pavillonartigen Kindergarten. Eine lichtdurchflutete Pausenhalle verbindet die zwei versetzt angeordneten Volumen und dient als gedeckte Erweiterung der drei Abteilungen.

Ersatzneubau Kindergarten, 2016

Kirchbergstrasse 8

Auftragsart: Honorarsubmission, 2014

Architektur: Arge MAI & enorm 32 , Luzern

9 Stadtmuseum

Seit 1939 ist das Stadtmuseum im historischen ‹ Schlössli › untergebracht. Diener & Diener und Martin Steinmann haben eine Erweiterung entworfen und die historischen Räume saniert: Der alte und der neue Museumsteil sind über ein gemeinsames Treppenhaus verbunden. Die Hauptfassade der Erweiterung am Schlossplatz verschafft dem Museum eine angemessene Sichtbarkeit; die Betonplatten der Fassade fügen sich zu einem Wandbild aus 134 menschlichen Figuren, gestaltet vom Künstler Josef Felix Müller.

Sanierung und Erweiterung Museum, 2015

Schlossplatz 23

Auftragsart: Studienauftrag, 2007

Architektur: Diener & Diener, Basel, mit Martin Steinmann, Aarau

1 Visualisierung: pool Architekten und Jeudi.Wang
4 Foto: Luca Zanier
2 Visualisierung: Meyer Gadient
3 Foto: Nathanael Gautschi
5 Foto: Hana Solenthaler
6 Foto: Damian Poffet
7 Foto: Foto Basler
8 Foto: Dario Lanfranconi
9 Foto: Yohan Zerdoun

10 Schulhaus Pestalozzi

Das Schulhaus aus dem Jahr 1875 wurde nach über 30 Jahren umfassend erneuert. Das Büro

B.E.R.G. hat die architektonischen Qualitäten des spätklassizistischen Baus wiederhergestellt und zugleich die Bedürfnisse der im Haus eingemieteten Handelsschule berücksichtigt. Das Projekt ist geprägt von einem sorgfältigen Umgang mit der Bausubstanz und einer durchdachten Umsetzung denkmalpflegerischer und energetischer Aspekte. Ein neuer Vorplatz stärkt die Präsenz des wichtigen Bauwerks an der Bahnhofstrasse.

Sanierung Schulhaus, 2014

Bahnhofstrasse 46

Auftragsart: Planerwahlverfahren, 2010

Architektur: ARGE B.E.R.G. Architekten, Zürich

11 Berufsschule

Um den aktuellen Bildungsanforderungen und dem wachsenden Platzbedarf gerecht zu werden, wurde der 1960 erbaute Campus der Berufsschule Aarau mit einem zweigeschossigen Erweiterungsbau ausgestattet. Er greift Elemente der 1960er-Jahre auf und nutzt zugleich zeitgenössische Materialien und Techniken wie vorgefertigte Stahlelemente und Recyclingbeton. Die Schulzimmer gruppieren sich um einen zentralen Erschliessungskern mit markanter Wendeltreppe.

Erweiterung und Optimierung Berufsschule, 2012

Tellistrasse 60

Auftragsart: Wettbewerb, 2008

Architektur: Felber Widmer Schweizer

Architekten, Aarau

Bauprojekte privat und kantonal

12 Kirchengebäude mit Wohnungen, 2028

Bahnhofstrasse 30

Architektur: Gautschi Lenzin Schenker, Aarau

Bauherrschaft: Minoritätsgemeinde, Aarau

Auftragsart: Studienauftrag, 2023

Projekt: Begegnungszentrum mit Kirchensaal, öffentliches Bistro, Multifunktionsräume, Wohnungen

13 Wohn- und Gewerbehaus Sauerländer, 2028

Laurenzenvorstadt 85, 87

Architektur: Gautschi Lenzin Schenker, Aarau

Bauherrschaft: Swisscanto, Zürich

Auftragsart: Studienauftrag, 2024

14 Areal Erlinsbacherstrasse, 2028

Erlinsbacherstrasse

Architektur: Duplex Architekten, Zürich

Landschaftsarchitektur: Lorenz Eugster, Zürich

Bauherrschaft: Logis Suisse, Zürich

Auftragsart: Investorenwettbewerb, 2021

Projekt: fünf Wohnhäuser in Holz und Lehm; total 60 Mietwohnungen, Gewerbe und gemeinschaftliche Angebote

15 Wohnüberbauung Küttigerstrasse, 2028

Küttigerstrasse 14, 16, 18 / Gysulastrasse 1, 3, 5

Architektur: Atelier M Architekten, Zürich

Landschaftsarchitektur: Atelier Soto, Basel

Bauherrschaft: Steiner, Zürich; SWICA, Winterthur

Projektentwicklung: Steiner, Zürich

Auftragsart: selektiver Projektwettbewerb, 2021

16 Ersatzneubau ‹ Ideal ›, 2027

Kasinostrasse 13

Architektur: Peter Moor Architekten, Zürich

Bauherrschaft: Senda Immobilien, Zug

Auftragsart: selektiver Projektwettbewerb, 2022

Projekt: fünfgeschossiges Stadthaus aus Holz; Gewerbe im Erdgeschoss, darüber Wohnungen

17 Neubau Kantonsspital, 2026

Tellstrasse 25

Architektur: Arge Burckhardt + Partner und Wörner Traxler Richter Schweiz, Basel

Bauherrschaft: Kantonsspital Aarau

Totalunternehmer: Implenia, Opfikon

Auftragsart: Gesamtleistungswettbewerb 2019

18 Sanierung Hauptsitz SVA Aargau, 2026

Kyburgerstrasse 15

Architektur: Hildebrand Studios, Zürich; Studio Banana, Basel

Bauherrschaft: SVA Aargau

Auftragsart: Studienauftrag mit Präqualifikation, 2021

19 Erweiterung Klinik Hirslanden, 2026

Schänisweg

Architektur: Schneider & Schneider, Aarau

Bauherrschaft: Hirslanden / Konsortium Schachen

Auftragsart: Projektwettbewerb, 2017

20 Wohnhaus Villa Rita, 2026

Buchserstrasse 44

Architektur: Frei Architekten, Aarau

Bauherrschaft: Frei Architekten, Aarau

21 Kulturhaus KiFF 2.0, 2026

Tellistrasse 118

Architektur: Enzmann Fischer, Zürich

Bauherrschaft: KiFF – Kultur in der Futterfabrik, Aarau

Auftragsart: selektiver Projektwettbewerb, 2019

22 Bürogebäude, 2026 ohne Bild

Weihermattstrasse 90

Architektur: Husistein & Partner, Aarau

Bauherrschaft: Koman Liegenschaften, Aarau

23 Haus der Wirtschaft, 2025

Entfelderstrasse 11

Architektur: Lämmli Architektur, Aarau

Bauherrschaft: Aargauische Industrie- und Handelskammer ( AIHK ), Aarau

Auftragsart: Ideenwettbewerb, 2022

24 Polizeigebäude Telli, 2025 ohne Bild

Tellistrasse 81

Architektur: SAM Architekten, Zürich

Bauherrschaft: Kanton Aargau, Departement Volkswirtschaft und Inneres

Auftragsart: selektiver Generalplanerwettbewerb, 2018

25 Sanierung Geschäftshaus, 2025 ohne Bild Bahnhofstrasse 20

Architektur: Cerutti Partner Architekten, Sursee Bauherrschaft: Claridenhof AG, Zürich

26 Areal Aarenau

Grundeigentümerin: Ortsbürgergemeinde Aarau

Gestaltungsplan: Ernst Niklaus Fausch, Zürich / Aarau, 2006

Bauherrschaft: Ortsbürgergemeinde Aarau; Bonainvest, Solothurn; Pensionskasse des Schweizerischen Anwaltsverbands PK-SAV, Bern; ABAU Wohbaugenossenschaft, Aarau; Fortimo Group, St. Gallen

Architektur: Aebi & Vincent, Bern; Schneider & Schneider, Aarau; Ernst Niklaus Fausch, Zürich / Aarau; Metron, Brugg; Kim Strebel, Aarau; Büro B, Bern; :mlzd, Biel; Temperaturas Extremas, Madrid

Projekt: Das sechs Hektar grosse Areal war eine der letzten grossen Baulandreserven in Aarau. Der Gestaltungsplan teilt es in acht Baufelder. Auf zweien davon hat die Ortsbürgergemeinde Wohnüberbauungen realisiert, die übrigen wurden an Wohnbauträger im Baurecht vergeben. 2013 fanden Projektwettbewerbe für sämtliche Baufelder statt, 2014 begann die Realisierung.

10 Foto: Reinhard Zimmermann
11 Foto: Hannes Henz
13 Visualisierung: Studio Blomen
12 Visualisierung: Studio Blomen
14 Visualisierung: Indievisual
17 Visualisierung: KSA
16 Visualisierung: Nightnurse Images
15 Visualisierung: Studio Blomen
18 Visualisierung: Indievisual
19 Visualisierung: OVI Images
21 Visualisierung: maaars
20 Visualisierung: Frei Architekten
26 Foto: Donovan Wyrsch
23 Visualisierung: Swiss Interactive
29 Foto: Gautschi Lenzin Schenker
28 Foto: Roman Keller
32 Foto: Kuster Frey
36 Foto: Petri Zimmermann
35 Foto: Felix Wey
39 Foto: Kuster Frey
38 Foto: Roger Frei
42 Foto: Andreas Graber
40 Foto: Thomas Dix
46 Foto: Roger Frei
27 Visualisierung: OVI Images

27 Mehrfamilienhäuser Goldernstrasse

Goldernstrasse 28, 32

Architektur: Schneider & Schneider, Aarau

Bauherrschaft: UBS Fund Management Switzerland

Auftragsart: Studienauftrag, 2024

28 Wohn- und Geschäftshaus Bahnhof Süd, 2024

Hintere Bahnhofstrasse 32, 34, 36, 48, 50

Architektur: Armon Semadeni Architekten, Zürich

Totalunternehmer: Gross Generalunternehmung, Brugg

Bauherrschaft: Baugesellschaft Bahnhof Süd, Aarau

Auftragsart: Projektwettbewerb auf Einladung, 2017

29 ABAU-Wohnsiedlung Telli, 2024

Aurorastrasse 16 / Eversweg 4

Architektur: Gautschi Lenzin Schenker, Aarau

Bauherrschaft: ABAU Wohnbaugenossenschaft, Aarau

Auftragsart: Partizipationsverfahren, 2019

30 Fassadensanierung Hochhaus Goldern, 2024 ohne Bild

General-Guisan-Strasse 52

Architektur: S + B Baumanagement, Olten

Bauherrschaft: Siat Immobilien, Zug

31 Neue Aarebrücke ( Kettenbrücke ), 2023

Küttigerstrasse, Aarau

Bauherrschaft: Kanton Aargau, Departement Bau, Verkehr und Umwelt, Abteilung Tiefbau, Aarau; Stadt Aarau

Architektur: Christ & Gantenbein, Basel Statik: WMM Ingenieure, Münchenstein

Gesamtleitung: Ingenieurgemeinschaft Pont Neuf Landschaftsarchitektur: August + Margrith Künzel, Binningen

Auftragsart: Wettbewerb, 2010

32 Ersatzneubauten Genossenschaft Goldern, 2023

General-Guisan-Strasse 12, 14

Architektur: Schneider & Schneider, Aarau

Bauherrschaft: Wohnbaugenossenschaft Goldern, Aarau

Auftragsart: Projektentwicklung, 2016

33 Sanierung Mittlere Telli C und D, 2023 ohne Bild

Delfterstrasse 21 – 44

Architektur: Meili, Peter & Partner, Zürich; Plan Werk, Laufen ( Ausführung )

Landschaftsarchitektur: Müller Illien, Zürich

Bauherrschaft: AXA Anlagestiftung, Winterthur

Auftragsart: Direktauftrag Machbarkeitsstudie, 2015

34 Wohnüberbauung Bühlrain, 2022 ohne Bild

Goldernstrasse 39, 41

Architektur: Schneider & Schneider, Aarau

Bauherrschaft: Erne Holzbau, Stein

Auftragsart: Direktauftrag, 2016

35 Reiheneinfamilienhäuser Bühlrain, 2022

Bühlrain 48

Architektur: Frei Architekten, Aarau

Bauherrschaft: Goldern Immobilien, Aarau

Projekt: Vier kompakte Reihenhäuser aus Vollholz verdichten auf umsichtige Weise das Gartenstadtquartier.

36 Dreifamilienhaus, 2021

Wiesenstrasse 19

Architektur: Zimmermann Architekten Aarau, Suhr

Bauherrschaft: privat

Projekt: Ersatz eines Einfamilienhauses von 1913: Dank Mobilitätskonzept konnte man auf Parkplätze verzichten und den Garten erhalten.

37 Umnutzung Altstadthäuser, 2020 Rathausgasse 6, 8

Architektur: Schneider & Schneider, Aarau

Bauherrschaft: Grundmann Immobilien, Suhr

Auftragsart: Direktauftrag, 2016

38 Mehrfamilienhaus, 2020

Fröhlichstrasse 3

Architektur: Burkard Meyer, Baden

Bauherrschaft: Alitra, Aarau

Auftragsart: Direktauftrag, 2018

39 Hauptsitz Swissgrid, 2018

Bleichemattstrasse 31

Architektur: Schneider & Schneider, Aarau

Bauherrschaft: Credit Suisse Anlagestiftung Real Estate

Switzerland und Swissgrid

Auftragsart: Studienauftrag, 2013

40 Bahnhof Aarau, Etappe 2, 2018

Bahnhofplatz 3e – k

Architektur: Theo Hotz Partner, Zürich

Bauherrschaft: Credit Suisse Real Estate Fund

Green Property

Auftragsart: Projektwettbewerb, 1992

Projekt: Das Gewerbe- und Wohnhaus definiert mit seinen 350 Metern Länge den Stadtraum. Die Räume der ersten Etappe sind seit 2010 bezogen, die der zweiten seit 2018.

41 Wohnsiedlung Quellengarten, 2018

Pilatusstrasse 6, 8 / Grabenstrasse 15, 17, 19

Architektur: Arge Jürgensen Klement und Leimgruber, Zürich ( Entwurf ); Rykart, Liebefeld ( Ausführung )

Landschaftsarchitektur: Schneider, Aarau

Bauherrschaft: Bau- und Wohnbaugenossenschaft Graphis, Bern

Auftragsart: offener Wettbewerb, 2014

42 Wohn- und Geschäftshaus, 2017 Bahnhofstrasse 53

Architektur: Gautschi Lenzin Schenker, Aarau

Bauherrschaft: CTA Immobilien, Aarau

Auftragsart: Direktauftrag, 2015

Projekt: Das Dämmbetongebäude ersetzt ein Haus von 1900 und bildet mit den zwei angrenzenden historischen Bauten ein Ensemble.

43 Wohnüberbauung am Lindenweg, 2017 ohne Bild Hauptstrasse / Lindenweg, Aarau-Rohr

Architektur: Husistein & Partner, Aarau

Bauherrschaft: Husistein Bauunternehmen, Aarau-Rohr

44 Überbauung Electrolux-Areal, 2017 ohne Bild Luxweg 3 – 9

Architektur: Schneider & Schneider, Aarau

Bauherrschaft: Credit Suisse Anlagestiftung Real Estate Switzerland

Auftragsart: Studienauftrag, 2012

45 Gewerbehaus Hangartner-Areal, 2016 ohne Bild Neumattstrasse 15

Architektur: Frei Architekten, Aarau

Bauherrschaft: Hanimob, Aarau

46 Kantonsspital Aarau, Augenklinik, 2014 Herzogstrasse 15

Architektur: Frei Architekten, Aarau

Bauherrschaft: Frei Architekten, Aarau

47 Wohn- und Geschäftshaus Lineaar, 2011 ohne Bild Hintere Bahnhofstrasse 79

Architektur: Dietrich Untertrifaller Stäheli, St. Gallen

Bauherrschaft: ASGA Pensionskasse

Genossenschaft, St. Gallen

Auftragsart: Projektwettbewerb auf Einladung, 2004

48 Areal AEW ohne Bild Obere Vorstadt

Bauherrschaft: AEW Energie AG, Aarau

Projekt: Testplanung mit drei Teams, 2024 – 2025

31 Foto: Markus Frietsch
37 Foto: Daniela Valentini
41 Foto: Damian Poffet

Aarau im Fluss

Die Altstadt, das wolkenförmige Busbahnhofdach, die Siedlung Mittlere Telli: Nur wenige Bereiche prägen das Bild von Aarau. Doch der Aargauer Hauptort hat mehr zu bieten: Gartenstadt- und Neubauquartiere, Kultur und Gastronomie, Naherholung und Arbeitsplätze. All dies gilt es zu sichern, denn Aarau wächst – in den Quartieren und vor allem auf den Entwicklungsarealen. Wie stemmt die Stadt ihr Wachstum? Auf welche Instrumente setzt sie dabei? Und wie sieht das Zukunftsbild von Aarau aus? 15 Jahre nach Erscheinen des Themenhefts ‹ Aaraus urbane Blüte › wirft Ho chparterre einen frischen Blick auf die Stadt an der Aare.

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