Die Alpenstadt baut

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Themenheft von Hochparterre, Januar 2022

Die Alpenstadt baut

Schulhaus, Stadion, Halle, Kirche, Hotel, Stadtplatz und Quartier – sieben öffentliche Bauten der Gemeinde Davos

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Im Innern des Eisstadions greifen alte und neue Balken ineinander und formen das grosse Dach fürs Davoser Hockeyspektakel. Foto: Ruedi Walti

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Editorial

Inhalt

4 « Wir sind unbekümmert und schnell » Ein Gespräch mit Simi Valär, Vorsteher des Departements Hochbau, und der Gemeindearchitektin Cornelia Deragisch.

6 Kirchenwanderung Wer das Bauen in Davos verstehen will, soll auf Kirchenwanderung.

8 Angekommen Der Umbau des Eisstadions und seine Einbindung in die Umgebung.

12 Neu wie das Alte Ein Sporthotel für Clavadel.

14 Bergbild an Hallenfassade Die Dreifachturnhalle in Davos Platz.

18 Kirche als Vorbild Der Zugang zur Marienkirche in Davos Platz.

20 Ohne Pausenhalle Die Sanierung und Erweiterung des Schulhauses Bünda.

24 Kultur- statt Parkplatz Die Arkade als Stadtplatz und Kulturhaus.

2 8 Ein Quartier für Davos Dorf Bahnhof zügeln, Autos vergraben und eine Siedlung aufstellen.

3 0 Mit dem Landammann in den Arkaden Der Architekt Philipp Wilhelm bestimmt seit Anfang 2021 als Landammann von Davos die Baukultur mit.

Bauen für die Gemeinde in Davos Die Stadt Davos liegt hoch in den Alpen. Tourismus prägt und trägt ihre Wirtschaft und Gesellschaft, die Wissenschaft und das WEF spielen wichtige Rollen. Lange Zeit ging vieles gut, vor gut zehn Jahren aber kippte Davos in Krise und Melancholie: Ein Nein der Stimmberechtigten zu einer Liegenschaftssteuer verschloss nötige Einnahmen, denn Umbauten des Kongresshauses und des Eishockeystadions waren zu bezahlen und die Rechnung des Spitals geriet aus den Fugen. Investitionen ins Bauen und die Ausgaben in allen öffentlichen Bereichen stotterten. Entschiedenes Wirken von Landammann ­Tarzisius Caviezel und seinen Ratskollegen und das Parlament, der Grosser Landrat, setzten eine harte Sparpolitik durch. Das stellte Davos erstaunlich schnell wieder auf die Füsse. Auch wurden, in einem zweiten Anlauf, höhere Liegenschaftssteuern akzeptiert. Und die Gemeinde führte ihre Tradition weiter – sie ist eine engagierte öffentliche Bauherrin, wie es im ländlichen Raum kaum eine gibt. Dieses Heft beginnt mit einem Gespräch mit Simi Valär, dem Vorstand Hochbau, und mit Cornelia Deragisch, der Gemeindearchitektin, über Bedingungen des öffentlichen Baus in Davos und Spielräume für Baukultur, die vorab mit Wettbewerbsverfahren gestärkt werden. Anschliessend stelle ich das neue Hockeystadion, ein Schulhaus, eine Turnhalle, ein Kulturhaus, einen Stadtplatz, eine Kirche und ein Hotel vor. All diese öffentlichen Bauten sind in den letzten Jahren entstanden. Das Heft schlägt auch den Bogen zu Davos’ ehrgeizigem städtebaulichen Plan: dem Umbau eines ganzen Quartiers beim Bahnhof Davos Dorf. Auf den Arkaden, dem neuen Stadtplatz von Davos, traf ich schliesslich Philipp Wilhelm zum Kaffee. Er hat als junger Sozialdemokrat im Herbst 2020 das Amt des Landammanns gewonnen. Er wird die Davoser Baukultur in den nächsten Jahren mitprägen. Ich danke Gemeindearchitektin Cornelia Deragisch für Grosszügigkeit, Rat und Tat und den Architektinnen und Architekten für die Besichtigungen, die Gespräche und die Pläne.  Köbi Gantenbein

Cover: Ort bestimmend – der Hockeypalast ist die neue Mitte von Davos. Rückseite: In zwei Etappen wurde aus der Hockeyhalle ein Eispalast mit Glasfronten. Fotos: Ralph Feiner

Impressum Verlag Hochparterre AG  Adressen  Ausstellungsstrasse 25, CH-8005 Zürich, Telefon +41 44 444 28 88, www.hochparterre.ch, verlag@hochparterre.ch, redaktion@hochparterre.ch Verleger  Köbi Gantenbein  Geschäftsleitung  Andres Herzog, Werner Huber, Agnes Schmid  Verlagsleiterin  Susanne von Arx  Konzept, Redaktion und Texte  Köbi Gantenbein  Fotografie  Ralph Feiner, www.feinerfotografie.ch  Art Direction  Antje Reineck  Layout  Jenny Jey Heinicke  Produktion  René Hornung Korrektorat Marion Elmer, Elisabeth Sele  Lithografie  Team media, Gurtnellen  Druck  Stämpfli AG, Bern Herausgeber  Hochparterre in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Davos.  Bestellen  shop.hochparterre.ch, Fr. 15.—, € 12.—

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«Wir sind unbekümmert und schnell» 4

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Die Gemeinde Davos baut viel. Simi Valär, Vorsteher des Hochbaudepartements, und Gemeindearchitektin Cornelia Deragisch denken über das öffentliche Bauen nach. Interview: Köbi Gantenbein Fotos: Ralph Feiner

Eisstadion, Arkade, Dreifachturnhalle, Schulhaus Bünda, Katholische Kirche und Sporthotel Clavadel – dieses Heft porträtiert auf den Seiten nach unserem Gespräch das öffentliche Bauen der letzten Jahre in Davos. Was ist für den Vorsteher des Davoser Hochbaus gute Architektur für einen öffentlichen Bau ? Simi Valär:  Ob öffentlich oder privat – ein Haus muss seinen Zweck gut erfüllen. Und Aufwand an Geld und Ertrag an Nutzen sollen stimmen. Ich habe Freude, wenn ein Haus schön ist, aber ich bin kein Experte für Schönheit. Ich mag schlichte Häuser ; Firlefanz, Protzen und Grosstun mag ich nicht. Ich schätze das traditionelle Bauen der Bauern, die mit wenig Geld viel machen mussten und Stall und Haus aus dem Holz und den Steinen bauten, die sie in ihrer Umgebung holten. Ein Vorbild ist mir das Kirchner Museum – es ist schlicht, erhaben und wirkt nach dreissig Jahren noch wie neu. Und die Menschen haben es gerne. Was tut Landrat Simi Valär, um solche architektonische Qualität im Bauen von Davos zu erreichen ? Simi Valär:  Ich habe keine architektonische Ausbildung und kein Architektenauge. Ich habe Respekt vor den Architekten und anderen Fachleuten. Ich will verstehen, was sie mit einem Haus wollen. Ich höre mit meinem bodenständigen Verstand zu und stelle unbekümmerte Fragen. « Warum habt ihr diese Fassade so gestaltet ? » « Funktionieren dieser Gang und diese Treppe ? » « Könntet ihr das nicht einfacher machen ? » Meine Aufgabe als Politiker ist zu fragen: « Warum kostet das so viel ? » « Was können wir tun, um die Kosten zu senken ? » Es geht dabei nicht um billig, denn die Gemeinde ist später ja für den Unterhalt und den Betrieb des Gebäudes zuständig. Aber ich habe in meinen fünf Jahren im Hochbaudepartement gelernt, dass die Architektinnen und Unternehmer die Kosten nicht so stark interessieren wie mich. Das ist auch gut so, denn wir haben ja unterschiedliche Rollen. Und wie steuert die Davoser Stadtarchitektin die Güte der Architektur und der Baukultur ? Cornelia Deragisch: Ich habe seit 2010 zwölf Wettbewerbe durchgeführt, vom offenen Verfahren bis zu Studienaufträgen. Wir haben die Projekte auf dem ersten Rang zusammen mit den Preisträgern auch realisiert. Bei uns kennt jeder jede, die Drähte von Liegenschaftsbesitzern und Bauunternehmern zu den Politikern und Amtsleuten sind kurz und die Worte manchmal laut. In einem solchen Kräftefeld hat es Baukultur nicht immer leicht. Dazu kommt: Davos’ Eigenart ist, die Verwaltung klein zu halten. Hat eine Stadt unserer Grösse im Unterland ein ausgebautes Stadtbauamt mit etlichen guten Leuten, so war ich praktisch immer allein für Architektur und Stadtplanung zuständig. Ich jammere nicht, ich wusste das. Es gibt mir ja auch ein vielfältiges Spielfeld.

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Simi Valär: Der Architekturwettbewerb ist ein spannendes Werkzeug. Ich bin in etlichen Jurys dabei. Und ab und zu überfordert, wenn ich in einem Saal voller Projekte stehe. Ich höre zu, stelle naive Fragen, überlege, was das Projekt wohl kosten wird, das unterwegs zum Wettbewerbsgewinn ist. Ich lerne an einem Jurytag sehr viel. Natürlich sage ich meine Meinung, aber ich habe Vertrauen in das Wissen der Fachleute. Sonst muss man diesen aufwendigen Weg, ein Projekt zu finden, nicht gehen. Blicke ich auf die Wettbewerbe der letzten Jahre zurück, fasziniert mich, wie die Jurys und später das Hochbauamt und die Architekten meist Lösungen gefunden haben, die sich bewähren, wenn das Haus einmal steht. Welche öffentlichen Bauten in Davos liegen dem Vorsteher des Hochbaus besonders am Herzen ? Simi Valär: Das Kongresshaus. Es ist bemerkenswert, mit welchem unternehmerischen Verstand und Risikowillen die Gemeinde seinerzeit dieses grosse Haus gestemmt und später erweitert und renoviert hat. In der vor sechzig Jahren durch und durch freisinnig dominierten Politlandschaft haben Landammann Jost und die Seinen viel öffentliches Geld investiert, um Davos die touristische Zukunft zu sichern. Kein Privater hätte das getan. Dann das Kirchner Museum. Es ist zwar ein von Privaten getragenes Haus, aber ich verstehe es als öffentliches, denn es hat für Davos eine enorme Bedeutung und Wirkung. Und als Bauer sage ich, die alten Ställe und Häuser sind öffentlich bedeutsame Bauten. Sie sind zwar privat, aber sie prägen den öffentlichen Raum. Wir müssen ihnen Sorge tragen. Cornelia Deragisch, welches sind die Marksteine Ihrer 15 Jahre als Davoser Gemeindearchitektin ? Cornelia Deragisch:  Das Stadion. Es war ein Grossumbau unter Betrieb in engen Zeitfenstern, als kein Spielbetrieb war. Aus dem Gebastel, das der Eishalle über Jahre zugemutet worden ist, ist ein Hockeystadion mit guter Infrastruktur für Spieler und Gäste und einer viel besseren Umgebung entstanden. Aufregend war die Arkade. In einem irrsinnigen Tempo haben alt Landammann Tarzisius Caviezel und der Kleine und der Grosse Landrat den neuen Stadtplatz und das Kulturhaus durchgepaukt. Kühn haben wir ihn zu einer Turnhalle und einem Parkhaus in ein 26-Millionen-Projekt gepackt und damit die Volksabstimmung gewonnen. Und es blieb turbulent. Die Bedingungen und die Bauaufgaben haben wir während des Baus verändert mit einem Rattenschwanz von Folgen für die beteiligten Architekturbüros und das Hochbauamt. Bei der Dreifachturnhalle hat die Gemeinde als Bauherrschaft das Budget nach einem Husarenritt von 16 auf 12 Millionen gekürzt und beim Schulhaus Bünda das Wettbewerbsprojekt kräftig verändert. Bei der Arkade habt ihr ein Kulturhaus ins laufende Projekt gepackt. Was anderswo zu Streit und Blockaden führt, scheint in Davos meist zu einem guten Ende zu kommen. Warum ? Simi Valär: Wir gingen ab und zu über die Grenze des Zumutbaren hinaus – für die Architekten und für die Leute des Amtes ; auch mir war sturm im Kopf. Aber als Politiker muss ich ein Projekt im Grossen Landrat und in der Bevöl­ kerung einem harten Test aussetzen. Wir haben in den letzten Jahren keine Bauabstimmung verloren. Es ist auch im Interesse der Bauleute, dass wir Vorhaben realisieren können. Und wir schaffen es meist, dass auch nach lautem Hin und Her das Vertrauen der Beteiligten ineinander nicht zerbricht. Cornelia kann, wenn es hoch zu und her geht, gut vermitteln. Die Architektinnen glauben ihr. Cornelia Deragisch:  Wir sind unbekümmert und schnell. Der Kleine Landrat hatte schon vor hundert Jahren einen ausgeprägten Willen zu bauen. Später schlug Christian Jost ein eindrückliches Tempo an. In seiner 24 Jahre langen

Cornelia Deragisch ( 1961 ) ist seit 2007 Gemeindearchitektin von Davos. Die Architektin FH arbeitete in verschiedenen Architekturbüros und war 15 Jahre lang Leiterin Hochbau von Chur. Sie tritt spätestens im Dezember 2022 zurück.

Amtszeit entstanden das Kongresshaus, das Hallenbad, das Hockeystadion und etliche Schulhäuser. Und Tarzisius Caviezel, Landammann bis Ende 2020, war auch ein rastloser Macher. Als CEO der Burkhalter-Gruppe führte er sein Amt mit dem Temperament des Unternehmers, fähig und bereit, auch ungewöhnliche Lösungen zu finden, bevor ein Projekt Schiffbruch erleidet. Die Investitionen von Davos nur in den Hochbau schwankten in den letzten Jahren zwischen 15 und 25 Mil­lionen. Stolze Zahlen bei einem Budget von gut 100 Millionen. Was sind die wirtschaftlichen und die gesellschaftlichen Bedingungen, damit eine mit gut 10 000 Einwohnerinnen und Einwohnern kleine Stadt derart viele und kostspielige Bauten realisieren und dann auch unterhalten kann ? Cornelia Deragisch:  Dass eine Gemeinde bauen kann, hängt an der Gemeindekasse. Als Tarzisius Caviezel sein Amt als Landammann angetreten hat, war sie leer. Zu den Ausgabenkürzungen des Landrats haben die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger in einem zweiten Anlauf die Liegenschaftssteuer erhöht. Sparen und neue Steuern haben dann die Gemeindefinanzen saniert. In Davos wird nach wie vor viel gebaut, und viele Liegenschaften wechseln die Hand, was unseren Spielraum vergrössert. →

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Simi Valär ( 1967 ) ist seit 2013 Kleiner Landrat und seit 2017 Vorsteher des Departementes Hochbau, Umweltschutz und Ener­gie. Das ist ein 50-ProzentAmt, was ihm ermöglicht, auch als Landwirt zu arbeiten. Er ist FDP-Politiker, und vertritt die Partei seit 2006 im Grossen Rat, dem Kantonsparlament.

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→ Simi Valär:  Seit Davos vor 150 Jahren schnell vom Walserdorf zum Kurort verändert worden ist, sind Leute und Kapital von aussen massgebend. Spengler war ein sozialistischer Flüchtling aus Deutschland, Holsboer ein holländischer Seefahrer. Sie haben die Stadt Davos gegründet. Das ist heute nicht anders. Die Wissenschaft, das WEF, der Sport und auch der Tourismus werden wesentlich von aussen mitgetragen. Viele Davoserinnen und Davoser sind seit hundert Jahren mit ihrer Offenheit Neuem gegenüber gut gefahren. Das prägt die Mentalität und die Befindlichkeiten. Traditionsreich ist darum auch das Vertrauen der Davoserinnen und Davoser in den Kleinen und den Grossen Landrat und in die Verwaltung. Und soweit ich sehe, sollten auch die Abrechnungen der jüngst fertiggestellten Bauten gut herauskommen. Was sind die nächsten Davoser Vorhaben im öffentlichen Bauen ? Simi Valär:  Wir sind immer gut gefahren, wenn die Gemeinde investiert, Neues gewagt und allerhand riskiert hat. Ich sage das als freisinniger Politiker, der bedauert, dass die Gemeinde fast kein eigenes Land hat, um zum Beispiel einen Ort für Gewerbebetriebe zu bauen. Doch heute ist der Boden so teuer, dass die Gemeinde nicht mitbieten kann, wenn es Land zu kaufen gibt. Immerhin – bei der ­Jakobshorn-Bahn hat die Gemeinde eine Brache, das alte Schlachthaus, und in Davos Dorf eine zweite, das MeisserAreal. Beide werden wir gelegentlich entwickeln. Cornelia Deragisch: Eine grössere Bedeutung als architektonische Grosstaten hat die Alltagsarbeit. So der Unterhalt der gut hundert Gebäude in Gemeindebesitz vom Stadion über drei Museen, drei Ställe, 170 Wohnungen in 29 Häusern, 17 Schulhäuser, einem Hotel, dem Rathaus und so weiter. Auch die grossen Lawinenverbauungen hoch über Davos Platz und Dorf sollen halten, und die Kläranlage muss funktionieren. Und ein konkretes Vorhaben haben wir auch: Bald wird es einen weiteren Wettbewerb für eine Schulhauserweiterung in Davos Platz geben. Sie treten spätestens Ende 2022 als Gemeindearchitektin zurück. Was bleibt zu tun ? Cornelia Deragisch: Das Inventar der schützenswerten Bauten als Grundlage einer Baukultur haben wir zu lange liegen lassen. Wir hatten dafür weder Zeit noch Kraft. Das Inventar steht nun endlich in den Legislaturzielen. Es ist nötig, mehr Gebäude unter Schutz zu stellen. Denn in Davos ist beim Bauen sehr viel Geld im Spiel ; man ist schnell mit der erstbesten Lösung zufrieden. Oft gäbe es bessere. Auch ist der Druck auf die Behörden immens. Es ist dringend, was an Gutem noch da ist, zu bewahren und allenfalls anständig um- und weiterzubauen. Simi Valär:  Die Bevölkerung von Davos stagniert. Wir haben Mühe, genügend attraktive Arbeitsplätze erhalten zu können. Hoffnung setzen wir auf die Forschung, etwa den Ausbau des Instituts für Schnee- und Lawinenforschung. Wichtig ist, dass wir die Eigenart von Davos mit der Stadt zwischen Platz und Dorf und dem ländlichen Raum in den Fraktionen und Seitentälern stärken können. Wir brauchen eine Balance zwischen Zentrum und Rändern, das heisst auch, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der Seitentäler Freude haben, dort zu leben, weil sie ihre Häuser um- und auch ausbauen können – auch wenn sie ausserhalb der Bauzone liegen. Nicht nur die Gemeinde, auch die Privaten haben praktisch keinen freien Boden mehr in der Bauzone – also sollten wir einen gescheiten Weg finden, wie die Bevölkerung die Verdichtung mitträgt. Es kann zum Beispiel höhere Häuser geben, wenn mehr guter Aussen- und Zwischenraum entsteht.

Ortstermin Davos Das ‹ Forum Bau und Kultur Davos › und Hochparterre laden zu einem Ortstermin ein. Wir besuchen zusammen mit Ar­ chitektinnen, Architekten und Gästen die in diesem Heft vorgestellten Bauten. Wir spazieren vom Schulhaus Bünda in Davos Dorf zum Seehofseeli, weiter über die Promenade und schauen aufs Stadion. Dann gehts hinauf zur Katho­ lischen Kirche. In der Dreifachturnhalle hören wir von Cornelia Deragisch, wel­che Architektur- und Bauvorhaben auf dem Tisch der Gemeindearchitektin warten. Zum Abschluss sitzen wir in den Arkaden zusammen. –D atum: Samstag, 26. Feburar 2022 – Treffpunkt: 13 Uhr Schulhaus Bünda, Davos Dorf. – Eine Anmeldung ist nicht nötig.

Kirchenwanderung

« Prüfet alles und das Gute behaltet. » So steht es in 1. Thessalonicher 5, 21 in der Bibel, und so steht es an der Kanzel des Kirchleins von Sertig geschrieben, einem Davoser Dörflein in einem Seitental. Es gilt: Wer das Bauen in Davos verbessern will, soll auf Kirchenwanderung. Reich sind – entlang von 18 Kirchen und Bethäusern, fünf Friedhöfen und einem Krematorium zwischen Wiesen und Laret – die Anregungen, was gutes Bauen ausmacht. In Sertig lernt der Pilger nebst dem Wahlspruch für das werdende baukulturelle Inventar von Davos auch, wie die Baupolitik von fein gewalktem Zusammenspannen öffentlicher mit privaten Interessen profitiert. Denn das Kirchlein, obschon ein markanter öffentlicher Bau, ist privat und gehört der ‹ Atzungsgenossenschaft ›. Kirchen, wie die von Monstein, waren nur möglich dank des Geldes der Herren von Belfort, die dafür ausgedehnte Weiderechte verlangten. Habliche Familien zahlten gegen einen guten Platz im Chor, gegen eine Notiz im Kirchenbuch, gegen Nennung in Signaturen an den Glasmalereien für die Kirchenspende. Die Weltenlenker, die jeweils im Januar das WEF feiern, nennen es ‹ Public-Private-Partnership › und auch sie sagen Davos, wie sie ihren Tagungsort hergerichtet haben wollen. Ebenso der HC Davos, der als private Institution seine Tore im mit vielen Millionen von der Gemeinde bezahlten Haus feiert. Und das Kirchner Museum ist nur dank des Geldes der Familie Ketterer zum öffentlichen Bau ersten Ranges geworden. Vorbild und Masstab für Baukultur und Ausstattung sind die Davoser Kirchen auch. Etwa das Kirchenschiff von Wiesen, das die Seele in Schwung bringt mit stimmigen Proportionen und den abstrakten, kleinen Malereien an den Balken im Gewölbe. Und dann: diese Orgel ! Ein tosendes barockes Grosskunstwerk. Obschon ein zentraler Ort der Reformation, sind die meisten Davoser Kirchen Raumkunstwerke und vielfältig, gekonnt und reich verziert. Am schönsten der Turmchor der Kirche St. Theodul von Davos Dorf. Hier führen Fresken aus dem späten Mittelalter ein grosses Theater auf, in dem über das Ach und Weh der Welt gerichtet wird –, und sie zeigen, wie früh, mit wie viel Geld und mit welcher Kunstfertigkeit die Davoser ihre öffentlichen Bauten realisiert haben. Das braucht Willen, das braucht Können, das braucht Standhaftigkeit wider die Verführung des schnellen Profits. Und so habe ich auf einen Stein im Eingang zu St. Johann in Davos Platz mit feiner Feder den Leitspruch für Davos’ Baukultur in Tusche geschrieben. «Lasst euch nicht verführen ! Schlechter Umgang verdirbt gute Sitten.» 1. Korinther 15, 33. Köbi Gantenbein

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Im Kirchlein von Laret, auf einem Balkon über dem Prättigau, beginnt – oder endet – die Kirchenwanderung von Davos. Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — « Wir sind unbekümmert und schnell »

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Das Eisstadion hat neu einen gläsernen Umgang und ein grosses Glasgesicht hin zum Kurpark. Fotos S. 8 – 1 1: Ruedi Walti

Angekommen Erscheint das Eisstadion von Davos im Fernsehen, erkennen es fast alle Zuschauer auf Anhieb. Meist hat ein so ikonisches Haus eine dramatische Geschichte. So auch das Davoser Stadion: Geplant als Stahlbau ging das Projekt vor fünfzig Jahren wegen der hohen Stahlpreise als Ruine zu Boden. 1979 konstruierten es der Architekt Urs Krähenbühl und der Ingenieur Walter Bieler als spektakulären Holzbau. Jahre später endete eine Erweiterung im Kostendebakel. Zum vierten Mal ist die Ikone nun umgebaut und erweitert. Jahrzehnte lang war das Stadion eine Eisfläche mit mächtigem Dach, von dessen First die Sparren atemberaubend einen Raum über dem Feld und den Tribünen für die 6500 Zuschauer formen. Nun haben Daniele Marques, Rainer Schlumpf und ihre Architektinnen zum Dachhaus einen mehrstöckigen Umgang gebaut. Den alten Kreuzgrundriss packt nun ein Achteck ein. In ihm drinnen führt ein verglaster Gang um die Halle mit dem Spielfeld. Durch ihn strömen die Zuschauerinnen und Zuschauer zu ihren Plätzen. Machen die Hockeyspieler Pause, erholen sich die Fans hier bei Kaffee, Bier und Wein. Die grosszügigen Gänge sind nötig als Fluchtwege, denn würde es im Stadion brennen, dann müssten 6500 Menschen innert Minuten fliehen können. Der Innenraum ist spektakulär wie eh und je: Neue, steile Tribünen hängen an zwei Seiten unter dem Deckenhimmel, für die Anforderungen

des Feuerpolizisten gibt es Portale und im Dach vier mächtige Kamine, durch die Rauch im Notfall abziehen kann. Gegen den Kurpark hin sind das Hauptportal und oben drüber ein Restaurant eingerichtet. In der Höhe sind Büros des HC Davos, Treppen führen auf die Ränge der Tribüne, zu den Arbeitsplätzen für die Journalistinnen, zum TVStudio und zur Präsidentensuite hoch oben unter dem Dach – eine Mischung aus Bar, Sitzungszimmer und heimeliger Stube mit Balkon, von wo HCD-Präsident Gaudenz Domenig und seine Gäste die Spiele verfolgen. Der HC Davos muss einer der besten Hockeyclubs bleiben – fiele er zurück in die erste Liga, würde ihm das grosse Dach auf den Kopf fallen. Die Halle stand vierzig Jahre lang recht verloren auf der Ebene. Nun ist sie an Davos angebunden. Mit einem neuen Platz vornedran, der einst Restraum war, mit einer Gasse, die das Stadion, die Trainingshalle und das farbige Eisbahnhaus zusammenrückt, und mit dem Gesicht zum Kurpark hin, das in den Winternächten leuchtet wie eine grosse Laterne. Eisstadion Davos, 2018 – 2020 Bauherrschaft:  Gemeinde Davos Architektur / Gesamtplanung:  Marques Architekten, Luzern Auftragsart:  Wettbewerb, 2016 Bauleitung:  Baulink, Chur Ingenieure:  Conzett Bronzini, Chur Ausführung:  Umbau in drei Etappen jeweils während des Sommers Kosten:  Fr. 25,5 Mio.

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Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Eisstadion Davos

MARQUES ARCHITEKTEN AG Rankhofstrasse 3 6006 CH-Luzern Tel +41 (0)41 420 19 19 info@marques.ch www.marques.ch

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Schnitt Nord-Süd

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Eisstadion | Davos Schnitt Nord-Süd durch Schnitt Treppenhaus Nord-Süd I| 1:500

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Eisstadion | Davos Ebene 00 | Bestand-Neu | 1:500

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Der betonierte Vorbau und Umgang im Innern des Stadions ist so dimensioniert, dass 6500 Menschen im Notfall schnell fliehen könnten.

Im Umgang um den Stadionkern ist die Gastronomie – für Gäste, aber auch für die täglich trainierenden Hockeyspitzensportler.

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Das Herz des Stadions ist ausgebaut, aber erhalten: das grossartige Hallendach über dem Spielfeld, umringt von den Sitztribünen.

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Neu wie das Alte 1890 als Haus im ‹ Schweizer Stil › gebaut, spricht das Sporthotel Davoser Dialekt: eine Schicht Balkone gegen die Sonne und oben drauf ein Flachdach. Einst Kurhaus, dann Hotel für das kleine Portemonnaie steht es in Clavadel. Die Stiftung Zürcher Rehazentren begann ihr Hotel zu renovieren. Doch im Verlauf der Arbeiten merkten die Bauleute, dass nur noch die Farbe die Konstruktion zusammenhielt. Darauf folgte ein Baustopp und der Entscheid für einen Neubau. Den von Stiftung und Gemeinde lancierten Studienauftrag gewannen Staufer und Hasler Architekten. Die Architekten aus Frauenfeld haben das Rad nicht neu erfunden, sondern bauen wieder auf, was als Bild da war. Das ‹ Hofstattrecht › gibt das Volumen vor. Das Bild wird – glauben wir den malerischen Renderings des Wettbewerbs – ans Alte erinnern und dennoch in seiner Sub­ stanz anders sein. Nobel wird zum Beispiel, wie die Gäste über eine elegante Freitreppe auf eine frei­fliegende Terrasse vor dem Restaurant steigen – das ist keine Rekonstruktion, denn diese Eleganz hätte Baumeister Caprez 1890 technisch kaum hingekriegt. Und natürlich werden das Restaurant, die sechs Hotelzimmer und die vier Wohnungen eine zeitgenössische Sprache reden und nicht den Kurdialekt von vor hundert Jahren. Auch das ‹ Haus am Hof › auf der anderen Strassenseite soll ersetzt werden. Niemand pflegte es, bis es inzwischen so verlottert ist, dass seine Sanierung schwierig würde – also weg mit ihm. Der Bündner Heimatschutz reklamierte mit einer Beschwerde, dass schon wieder ein Stück Davoser Erbe zerstört würde. Statt zu streiten, fädelte Cornelia Deragisch, die Davoser Gemeindearchitektin und Stiftungsrätin der Klinik, einen Handel mit dem Heimatschutz ein: « Ein Studienauftrag zu Hotel und Haus, dessen Ergebnis auch den Käufer verpflichtet, und ihr zieht die Beschwerde zurück. » Ein guter Handel – denn wenn Altes halt in Gottes Namen fort soll, soll das Neue gut werden. Auch das künftige ‹ Haus am Hof › soll das Bild des Alten wahren in ganz und gar neuer Substanz – dereinst, denn zur Zeit gibt es für das Gegenüber des Sporthotels noch kein Projekt. Eine verpasste Chance ist der Handel dennoch, denn er hat die Pläne der Nachbarschaft nicht mit in den Wettbewerb gepackt. In einer 0815-Schublade sollen neben dem schmucken Hotel Wohnungen entstehen. Projekt Liegenschaften am Hof, Davos Bauherrschaft Sporthotel:  Roger Kunz Immobilien, Klosters und  Davos Studienauftrag:  Staufer & Hasler, Frauenfeld ( Zuschlag ), Joos & Mathis, Zürich Auftragsart:  Wettbewerb der Stiftung Zürcher RehaZentren Baubeginn Sporthotel:  Herbst 2021, Bezug Herbst 2023 Kosten:  Fr. 7 Mio.

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1. Obergeschoss mit sechs Hotelzimmern. 0

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Das Restaurant im Erdgeschoss, erschlossen über Freitreppe und Vorplatz.

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Clavadel mit Sporthotel 1 und Haus am Hof 2.

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Das Sporthotel: ein ähnliches Bild wie das legendäre Haus, und hinter dem Bild eine durchwegs neue Substanz. Renderings: Staufer & Hasler

Staufer & Hasler machen mit der Computerzeichnung Stimmung für das Interieur des Restaurants samt Blumenstrauss. Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Projekt Liegenschaften am Hof

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Bergbild an Hallenfassade Gefaltetete Dächer, Hallen eingegraben oder auf Stützen, komplex konstruierte Schmucktrücklein: Aus 65 Entwürfen wählte die Jury im Herbst 2018 den Entwurf des Ateliers von Bettina Neumann und Barbara Neff aus Zürich aus. Und schon im Herbst 2020 turnten die Davoser Schülerinnen und Schüler in drei neuen Hallen. In diesen zwei Jahren war nicht nur das Haus zu zeichnen und zu bauen – die Architektinnen mussten ihren Gewinnerinnen-Entwurf auch nach der Decke strecken: Statt 16 standen nur 12 Millionen Franken zur Verfügung. Und so haben sie ihr Haus nicht so tief in die Erde eingegraben wie geplant und im eh schon auf Weniges reduzierten Entwurf noch mehr weggelassen. Das Haus hat die Streichkonzerte gut überstanden. Seine Erfindung ist die expressive Betonfassade. Als Bergsilhouette zieht sie über alle vier Hausseiten und spart die unregelmässigen Öffnungen für die grossen der Halle aus. Die Fassade gibt ihr von aussen her einen heiteren, spielerischen Schwung ; im Innern ist die Lichtstimmung dank der Einschnitte ungewohnt vielfältig, und die Ausblicke sind dank der unregelmässigen Scheibenform spektakulär. Drei gleich grosse Turnhallen sind auf der einen Längsseite erschlossen. Auf der anderen findet sich ein überbreiter Gang, in dem alles gelagert ist, was es im Turnunterricht braucht. Vorne, im Kopf, die Garderoben, das Treppenhaus und ein Foyer mit einem Säli fürs Turnen, für Vorträge oder auch fürs gemütliche Zusammensitzen. Und auf dem Hallendach ein Pausenplatz. Der neue Bau hat ihn dem alten Schulhaus genommen und nun wieder gegeben. Die Architektinnen haben die Halle so platziert, dass die ehemals freie Wiese jetzt zwar verloren ist, der Platz um die Schule aber an Vielfalt gewinnt – einen Vorplatz mit Veloparkplätzen, eine Terrasse zur Strasse hin, einen Durchgang zum Schulhausplatz. Die Halle ist ein rundum betoniertes Haus – das kostet hohen CO -Tri² but. Genutzt haben ihn die Architektinnen für ihre räumlich-konstruktive Erfindung der Fassade in Anlehnung an die alpinen Infrastrukturbauten. Gefordert wurde Beton auch von der Bauherrschaft mit ihrer Kostenvorgabe: Die Architektinnen sahen eine Holzkonstruktion für die Decke vor – die Sparübung aber setzte den um 15 Prozent günstigeren Beton durch. Dreifachturnhalle Davos Platz, 2020 Bauherrschaft:  Gemeinde Davos Architektur:  Bettina Neumann, Barbara Neff, Zürich, Rebekka Marxer ( Projektleitung ) Auftragsart:  Offener Wettbewerb, 2018 Ingenieur:  Thomas Boyle, Zürich Bauleitung:  Baulink, Davos, Benjamin Hoffmann Kosten:  Fr. 12 Mio.

Eine wuchtige Metalltreppe schraubt die Schülerinnen und Lehrer auf den Dachplatz. Foto: Ralph Feiner

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Situation: Schulhaus 1, Platz 2, Hallen 3.

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Bergzug-Fenster. Fotos S. 14 unten bis S. 17: Rasmus Norlander

Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Dreifachturnhalle Davos Platz

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Querschnitt: Foyer 1, Hallentreppe 2.

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Die Garderobe in Lindengrün für Männer, die Frauen ziehen sich in rosa Ambiente um.

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Querschnitt: Dachplatz 1, Luftraum 2, Halle 3, Geräte-Stauraum 4.

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Längsschnitt: Foyer 1, Dachplatz 2, Luftraum 3, Hallen 4.

Die Fenster laufen kunstfertig übereck.

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Untergeschoss: Garderoben 1, drei Hallen 2, Geräte-Stauraum 3.

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Blick von der Halle auf den Gang mit der Signaletik von Hinder Schlatter Feuz.

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Die Dreifachturnhalle im Davoser Nebelzauber, fotografiert von Rasmus Norlander.

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Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Dreifachturnhalle Davos Platz

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Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Dreifachturnhalle Davos Platz

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Kirche als Vorbild In der Marienkirche versammeln sich die Katholikinnen und Katholiken von Davos zur Messe. 1894 gebaut, haben sie ihr Gotteshaus 1978 umgestaltet: Einen Grossteil des inneren Schmuckes wurde beseitigt und das Äussere durch einige Anbauten ergänzt. Die Gläubigen sollten unter Dach zur Pforte schreiten können und einen Unterstand fürs Beisammensein vor und nach der Messe erhalten. Für all das entstand ein Baldachin entlang des Sockels, der die Kirchen­ silhouette komplett verstellte. Um ihn zu ersetzen, lancierte die Kirchgemeinde nach Intervention der Gemeindearchitektin und der Baukommission 2020 einen Studienauftrag. Der junge Davoser Architekt Georg Krähenbühl hat ihn gewonnen, mit einem Entwurf, der auf Baukultur und Handwerk setzt. Statt des Baldachins gibt es wieder eine Wiese, wie früher. Die Kirche steht wieder auf dem Boden. Zum Portal hin hat Krähenbühl eine grosszügige Anlage entworfen, die den stotzigen Hang mit Treppen und Plätzchen in der Falllinie überwindet. Hier

können sich die Gläubigen auf Bänken ausruhen, an Geländer lehnen, und auch für eine Grotte mit der Jungfrau Maria gibt es einen Platz. Der Weg ist unter einem Holzdach geborgen. Ein fein dimensionierter Stützenwald trägt es ; schön ist die Zimmermannsarbeit, sorgfältig sind die Geländer, die Leuchten, die Bänke, die Steinmetz- und die Mauerarbeiten gemacht. Diese Sorgfalt im Kleinen ist ein Vorbild für Davos. Hier wird viel gebaut. Ex und hopp und schnell in die Höhe. Gewiss, die Kirche ist ein Denkmal, dem man nicht alles unbesehen antun kann. Schauen die Bauleute aber auf die Kirche, sehen sie, wie Sorgfalt geht, die zwar etwas kostet, aber Freude macht – und was lange Freude macht, hält lange hin. Neugestaltung Zugang Marienkirche, Davos Platz, 2021 Bauherr:  Katholische Pfarrkirchenstiftung Davos Architektur:  Georg Krähenbühl, Davos Auftragsart:  Studienauftrag, 2020 Ingenieure Holzbau:  Walter Bieler, Bonaduz Ingenieure Massivbau:  Diag, Davos Kosten:  Fr. 2 Mio. Pfeilgerader Weg, inszenierter Aufgang, erhabene Kirche. Fotos S. 18 / 19: Ralph Feiner

Vor und nach der Messe versammeln sich die Gläubigen nun unter dem Dach.

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Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Zugang Marienkirche

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Krähenbühl Architekten Studio

Neugestaltung Zugang Marienkirche

Designer Heinz Caflisch und Architekt Georg Krähenbühl entwickelten eigens eine Leuchte.

Holzstäbe, filigran zum Dach gefügt, schaffen Aufgang und Vorplatz.

5 5 +5.47 +5.47

besbes t. Terr t. Terr ainain

+0.89 +0.89

-0.13 -0.13

best. best. Terrain Terrain

5 5 +3.00 +3.00+2.98 +2.98

1:10 Garageneinfahrt Garageneinfahrt

best. best. Kirchenzugang Kirchenzugang

best. best. Terrain Terrain

WC WC Anlage Anlage

WC WC Anlage Anlage

Ansicht AnsichtWC-Anlage WC-AnlageA1-A1 A1-A1 1:100 1:100

400m - Bahn

400m - Bahn A

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Garderobe

Garderobe

Massage / Theorie

Massage / Theorie

Lager

Garderobe

Garderobe

Zeitmessung

Ansicht AnsichtWC-Anlage WC-AnlageA3-A3 A3-A3 1:100 1:100

Zeitmessung

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besbes t. Terr t. Terr ainain

+3.00 +3.00

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Lager

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Pendelleuchte Lobmeyr

Aufenthaltsraum

Aufenthaltsraum

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Der Vorbau mit zwei Stufen, vom Dorf her gesehen.

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Ansicht Süd , A1-A1

Via Mezdi

Via Mezdi

GSPublisherVersion 461.0.94.100

GSPublisherVersion 461.0.94.100

1:100

Der Vorbau von der Kirchenpforte her gesehen.

GSPublisherVersion 461.0.94.100

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Kirche 1, Vorplatz 2, Platz mit Mariengrotte 3 und Weg zum Dorf 4. Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Zugang Marienkirche

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Ohne Pausenhalle Die Davoser Gemeindearchitektin Cornelia Deragisch hat den Kleinen Landrat 2016 überzeugt, für die Erweiterung der Schulanlage auf Bünda in Davos Dorf einen offenen Projektwettbewerb zu lancieren. Siebzig Büros lieferten Entwürfe ab, RBA Architekten aus Olten haben hier ihren ersten grösseren Auftrag gewonnen. Gegeben war ein robustes Schulhaus mit Turnhalle, das der Architekt Gian Gross 1970 gebaut und 15 Jahre später erweitert hat. Seine Kennzeichen sind ein etwas düsterer Schlupf als Eingang und ein seltsamer Betonklotz mit kleinen Fenstern daneben: das Musikzimmer. RBA Architekten schlugen vor, dieses Überbein zu entfernen damit eine lichte, lang gezogene Pausenhalle das alte und das neue Schulhaus verbinden und den bisherigen Eingang ersetzen könnte. Der Konjunktiv bedeutet: Es ist anders geworden. Die Halle ist nicht gebaut – der Gemeinde war es zu kostspielig, den Klotz auf der unterirdischen Zivilschutzanlage zu beseitigen, und die Lehrerinnen und Lehrer setzten sich für den Erhalt ihres Musikraums sowie fürs Verweilen im Freien statt in einer Halle ein. Heute steht das erweiterte Schulhaus neben dem Altbau, und im Betonklotz wird weiterhin Musik gemacht. Im Innern verbindet ein langer, schnurgerader Gang Alt und Neu: vom Eingang zur Turnhalle über das Foyer im Altbau bis zum Ausgang bei der Aula im Neubau, der hinaus auf einen Pausenplatz führt. Der lange Gang, die Aula und der Mittagstisch für Kinder aus mehreren Schulhäusern sind das Zentrum des Neubaus. Obendrauf sind auf zwei Stockwerken sechs Klassenzimmer mit ihrem Gruppen- und Projektraum untergebracht. Vom Gang steigen die Kinder durch ein grosszügiges, steinernes Treppenhaus, kommen in ein Foyer, wo sie Mäntel und Jacken ablegen, und treten in ihr Schulzimmer. Ruhe schaffen die wenigen Materialien: Wände in Beton, belassen mit kleinen Schrammen und Ausbrüchen, schöne Schreinerarbeit, Metall für Beschläge, Terrazzoplatten oder Eichenparkett auf dem Boden. Für Farbe sorgen die Mäntel, Jacken und natürlich die Kinder. Markant haben die Architekten den Neubau vom alten, weiss verputzten abgesetzt, mit einer Fassade aus vorgehängten hellen Betonplatten. Davos steht zwar mitten in einer endlosen Gebirgslandschaft. Das Siedlungsgebiet aber ist zu dicht gebaut. « Freiraum bewahren », rufen viele Davoserinnen. Da ist es gut, wenn neue Häuser einen möglichst kleinen Fussabdruck haben. Die Erweiterung des Schulhauses auf Bünda ist dafür ein Beispiel, sie ergänzt das Quartier aus Wohnblöcken mit einem kräftigen Markstein. Sanierung und Erweiterung Schulhaus Bünda, 2021 Bauherrschaft:  Gemeinde Davos Architektur:  RBA Architekten, Olten Auftragsart:  Offener Projektwettbewerb, 2018 Bauleitung:  Sprecher Schneider Architekten, Davos Kosten:  Sanierung Fr. 5 Mio., Neubau Fr. 6,5 Mio.

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dnatseB-uabueN ttinhcS 001:1

Neues und altes Schulhaus sind mit einem langen Gang verbunden und zu einem Bild gefügt.

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2. Obergeschoss: Das Schulhaus hat Klassenzimmer 1 und Projekträume 2.

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Grundriss 2. Obergeschoss 1:100

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EG: Der wegen des Widerstandes der Lehrer und der Geldnot übrig gebliebene Musikraum 1, Verbindungsgang 2, Mittagstisch 3 und Aula 4.

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Grundriss Erdgeschoss 1:100

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Schulhaus Bünda: Turnhalle 1, Klassenhaus alt 2 und neu 3.

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25m

Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Schulhaus Bünda

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Zugang von Bünda her: Das alte Schulhaus von Gian Gross ( links ) ist nahtlos an den Erweiterungsbau angeschlossen. Dazwischen kragt ein Dach über den Eingang. Fotos S. 21 – 23: Ralph Feiner

Der Pausenplatz an der Rückseite mit altem Haus ( rechts ) und neuem ( links ).

Lehrer und Schülerinnen sind schon heimisch. Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Schulhaus Bünda

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Der lange, lichte Gang mit Niveausprung verbindet die Aula mit der gut fünfzig Meter entfernten Turnhalle.

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Themenheft von Hochparterre, Januar 2022  —  Die Alpenstadt baut  —  Schulhaus Bünda

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Neues Schulhaus heisst auch neue Lern- und Lehrformen: zusammenspannen statt nur still sitzen und zuhören.

Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Schulhaus Bünda

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Die Fuge, an der Alt ( rechts ) und Neu zusammenfinden. Bald sitzen auch die Keramikfiguren in ihren Nischen über dem ‹ Kulturplatz ›-Haus. Fotos S. 24 / 25: Marco Jörger

Kultur- statt Parkplatz Der Arkadenplatz war vor hundert Jahren der Reunionsplatz der Kurgäste, auf beiden Seiten behütet von je einem Arkadengang, verziert mit Porzellanfiguren an der Fassade. Gegen das Landwassertal war der Platz offen wie ein Balkon. Doch die Kurzeit ging zu Ende, die Arkaden wurden ein Parkplatz. Und unter ihn grub die Gemeinde eine Dreifachturnhalle ein. Viele Kräfte wirkten über Jahre: Das Wasser vom Platz auf die Decke der Turnhalle, die Davoserinnen für einen anständigen Platz statt der Autoabstellanalage und die Kantonalbank für ein neues Haus anstelle eines Arkadenflügels. Geschickt bündelte der Kleine Landrat die Kräfte: Der Platz wird frei, die Autos verschwinden in eine Tiefgarage unter dem Neubau der Bank, ein neues Kino soll möglich werden. Und es gelang der Regierung, das Vorhaben erfolgreich durch die Volksabstimmung zu lotsen. Heute ist der Arkaden- ein eleganter Stadtplatz aus rot eingefärbtem, gestocktem und geschliffenem Stahlfaserbeton, unmerklich geformt wie ein Walm, damit das Wasser abrinnen kann – er ist grosszügig und frei von Möbeln bis auf ein Wasserspiel, wie der Bundesplatz in Bern auch eines hat. Den Studienauftrag für die Gestaltung des Stadtplatzes haben die Architekten Ivo Barão und Peter Hutter gewonnen. Bald kam aus Davos die Nachricht, das Kino lasse sich im werdenden

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Haus der Bank nicht einrichten. Aus dem Auftrag für einen Stadtplatz wurde einer für einen Platz mit Kulturhaus. Die Architekten stellten es zwischen die zwei Arkaden und schlossen so den zum Tal hin offenen Platz von Pfleghard & Haefeli aus dem Jahr 1911. Der Heimatschutz knurrte, weil die Arkaden grundlegend verändert wurden. Andreas Hagmann und Dieter Jüngling, die Architekten der Kantonalbank, waren nicht froh. Der Zwischenbau veränderte nicht nur den Platz sehr stark, sondern auch ihre Rekonstruktion des zweiten Arkadenflügels mit dem Geschäftsund Wohnhaus der Kantonalbank. Sie schlossen schliesslich ihren Entwurf an die zwei andern Arkadegebäuden an: Höhe, Dach, oktogonale Betonpfeiler, Pendelleuchten und Sockel zum Platz erhielten nun auf allen drei Seiten die gleiche Form und wurden zur Einheit. Auch Ivo Barão und Peter Hutter mussten noch einmal über die Pläne. Statt eines Kinos sollte ein Mehrspartenhaus werden – es entstand ein hohes Foyer, das auch Kinokasse, Ausstellungsraum und Bar ist, und ein in Schwarz getauchter Saal mit 140 Plätzen für Filme, Theater, Lesungen und so weiter. Arkadenplatz, 2021 Bauherrschaft:  Gemeinde Davos Architektur:  Barão-Hutter, St. Gallen, Ivo Barão, Peter Hutter, Yanosh Simenic Auftragsart:  Studienauftrag mit fünf Beteiligten, 2018 Bauleitung:  Baulink, Davos, Benjamin Hoffmann, Peter Walli, Roland Lusti Kosten:  Fr. 7 Mio.

Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Arkadenplatz

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Querschnitt: Wie gut – eine Leinwand 1 für die Alpenstadt. 1

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Das Foyer.

Querschnitt Platzfassade: Dreimal so viel Volumen für drei Turnhallen unter dem Platz wie drüber.

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Der Zwischenraum.

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Platzgeschoss: Alte Arkade 1, Zwischenbau mit ‹ Kulturplatz › 2 und rekonstruierte Arkade mit Bank 3 und Stadtplatz 4; nicht fehlen darf das Wasserspiel 5.

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Das Kino. Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Arkadenplatz

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Mit grossem Können von den Architekten Jüngling und Hagmann rekonstruiert: der neue Flügel der Arkade für die Kantonalbank. Fotos S. 26 / 27: Ralph Feiner

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Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Arkadenplatz

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Blick vom neuen Zwischenbau über den Stadtplatz auf den alten Flügel.

Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Arkadenplatz

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Ein Quartier für Davos Dorf Mit eindrücklicher Kraft setzen sich soziale Gruppen ab und zu für ihre Haltungen und Ansprüche in Baugesetzen und -normen ein. Und sorgen so dafür, dass Häuser, Strassen und Landschaften um- oder anders neu gebaut werden – in ihrem Sinn. Segensreich sind die Bestimmungen, die den Zugang für alle im öffentlichen Raum sichern: Wer nicht gut zu Fuss ist, nicht gut sieht, hört oder anderswie beeinträchtigte Sinne hat, soll möglichst gleich gut am Alltagsleben teilnehmen können. Das Behindertengleichstellungsgesetz gilt seit 2004. Die Rhätische Bahn hat auf dessen Gebote hin mit grossem Aufwand ihre Bahnhöfe umzubauen begonnen, wo früher zwei Gleise im Statiönli waren, gibt es nun Unterführungen, Treppen und Rampen so mächtig und gross wie in New York City. In Davos stiftet der Umbau des Bahnhofs für alle sogar einen städtebaulichen Plan an. Die Eisenbahn, die Gemeinde, die Bergbahnen und eine Immobiliengenossenschaft, die alle rund um den Bahnhof Liegenschaften besitzen, wollen miteinander etwas tun. Nebst der neuen Bahnstation soll ein neues Quartier entstehen. Gelöst werden will die seit Langem unselige Verkehrssituation: Autos erhalten eine Tiefgarage unter dem Seehofseeli, der Ortsbus eine komfortable Station. Und wo bisher die Bergbahnen den Sportlerinnen und Skifahrern Parkplätze zur Verfügung gestellt haben, soll eine Wohnsiedlung werden. Der Bahnhof Dorf, wo einst Joachim Ziemssen seinen Vetter Hans Castorp abgeholt und mit dem Fuhrwerk auf den Zauberberg geführt hat, wird um 400 Meter verschoben und neu gebaut. Die Einheimischen und die Gäste erhalten dadurch eine Fussgängerzone und Davos ein komplett neues Stadttor. Das Grossprojekt wird das Gesellenstück von Philipp Wilhelm, dem neuen Landammann. Als gelernter Architekt hat er sich zusammen mit der Gemeindearchitektin Cornelia Deragisch dafür eingesetzt, dass zuerst ein städtebaulicher Wettbewerb die Konturen festlegt. Dieser wird Anfang 2022 starten. Er wird die darauffolgende Nutzungsplanung bestimmen, und schliesslich werden für die daraus folgenden Bauten Architekturwettbewerbe ausgeschrieben werden. Im November 2023 sollen die Davoserinnen und Davoser über das Vorhaben abstimmen können. Planung Bahnhof Davos Dorf inklusive Umgebung, ab 2022 Koordination:  Gemeinde Davos Beteiligte:  Gemeinde Davos, RhB, Bergbahnen, Private Verfahren:  Städtebaulicher Wettbewerb ab Anfang 2022, anschliessend Nutzungsplanung und Architekturwettbewerbe

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Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Planung Bahnhof Davos Dorf inklusive Umgebung

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Flugbild über Davos’ grossen Plan: Aus dem grossen, leeren Parkplatz wird ein Wohnplatz, unter das Seehofseeli ( Bildmitte ) soll ein Parkhaus kommen, der Bahnhof ( oben rechts ) wird zum Parkplatz hin verschoben und zur Drehscheibe auch für den Bus. Alles wird miteinander verbunden, komfortabel für die Fussgängerinnen. Foto: Ralph Feiner

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Philipp Wilhelm ( 31 ), Architekt ETH, lehnt an eine Säule der Arkaden. Er wird als Davos’ neuer Landammman das Baugeschehen in den nächsten Jahren mitbestimmen.

Mit dem Landammann in den Arkaden Philipp Wilhelm ist seit Anfang 2021 Landammann von Davos. Der junge Sozialdemokrat hat an der ETH Architektur studiert, er steht in den Arkaden, dem neuen Stadtplatz, und denkt über Davos nach. Aufgezeichnet von Köbi Gantenbein, Foto: Ralph Feiner

« Die Arkaden sind ein Leitbau aus der Kurortzeit – Flanierplatz, Sportplatz, Stadtplatz. Dann fast ein halbes Jahrhundert lang ein Parkplatz. Dass wir hier nun wieder einen Stadtplatz mit Kulturhaus haben, ist ein Verdienst meines Vorgängers Tarzisius Caviezel. Er hat viel dazu beigetragen, Davos aus einer Budgetkrise zu holen, indem er die Gemeindefinanzen so saniert hat, dass es überhaupt Spielraum für solche Vorhaben gibt. Und er hat zusammen mit dem Kleinen und dem Grossen Landrat das Kunststück fertiggebracht, dass ihm die Davoserinnen und Davoser vor drei Jahren an der Urne gefolgt sind. Und das in einer Zeit, als überall Kultur abgebaut worden ist. Wie gut die Arkaden geraten sind, ist nicht allein sein Verdienst. Dafür sind die Gemeindearchitektin Cornelia Deragisch und die Architekten Barão-Hutter zuständig – sie haben 2018 den Studienauftrag gewonnen. Auch gegen mich. Ich war damals als Architekt zusammen mit Jürg Grassl vom Atelier HausBauWerkStadt ebenfalls im Rennen. Die Arkaden gehören zur Promenade, der Strasse zwischen den Kirchen St. Theodul im Dorf und St. Johann neben dem Rathaus. Haben andere Städte einen Kern, so haben wir ein Rückgrat. Seit Jahren konzentrieren sich hier die städtebaulichen Probleme von Davos. Zum Ver-

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kehr – zu dem unterschiedliche Meinungen vorherrschen, wie er beruhigt werden könnte – kommt, dass die Promenade eine Kantonsstrasse ist. Der Kanton lässt hier immer noch Tempo 50 zu. Im Landammann-Büro haben meine Vorgänger einen Berg Studien aufgehäuft, wie der Verkehr in Davos gezähmt werden könnte. Für Davos wäre wichtig, dass da nun etwas geschieht. Mehr öffentlichen Raum schaffen Im Mai 2021 hat der Grosse Landrat die Legislaturziele abgesegnet. Darin hat der Kleine Landrat geschrieben, dass die Promenade zu einer attraktiven Begegnungsund Flanierzone entwickelt wird. Die Arkaden sind dafür ein starkes Zeichen. Ich sagte schon im Wahlkampf: Wir müssen mehr guten öffentlichen städtischen Raum schaffen. Auch damit wir eine Chance haben, Gebote wie die Verdichtung nach innen realisieren zu können. Die kommt nur gut, wenn sie den öffentlichen Raum aufwertet. Und ich merke ja auch, wie Davoser, Zweitwohnerinnen und Gäste dieses Anliegen stützen – in den Arkaden erleben wir anschaulich, was guter öffentlicher Raum dem Ort und den Bewohnerinnen bringt. Ich habe mich als Architekt und als Parlamentarier oft aufgeregt über all

Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Mit dem Landammann in den Arkaden

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Inventare sind Werkzeuge Inventare sind keine Bauverbote, sie sind gute Werkzeuge für den baukulturellen Anspruch der Gemeinde und für die Mitsprache bei privaten Projekten. Wir werden beides wahrnehmen. Ich sage das nicht nur als leidenschaftlicher Architekt. Viele Davoserinnen und Gäste klagen zu Recht, dass für die Bauerei der letzten dreissig Jahre viel Baukultur hat verschwinden müssen. Sie klagen, Davos sei hässlich. Aber wenn wir mit der Verdichtung nach innen bei der Bevölkerung eine Chance haben wollen, geht das nur mit sorgsamem Umgang mit der gebauten Geschichte. Das sind nicht nur Sprüche. Wenn ich sehe, was private Bauherren da und dort an der Promenade in den letzten Jahren hingekriegt haben mit guter Architektur, bin ich zuversichtlich. Mich als Landammann freut es, wie viele Leute und Firmen in Davos bauen wollen. Es schadet aber nicht, wenn wir verlangen, dass sie es gut machen. Fürs Weiterbauen will die Stadt Vorbild sein – so haben wir in die Ziele der laufenden Legislatur geschrieben, dass wir für die Gestaltung von Fassaden mit Solarmodulen konkrete Beispiele nicht nur studieren, sondern auch bauen. Die Kredite dafür sind gerüstet. Und wo Davos Bauherr ist, haben wir schon bisher Konkurrenzverfahren durchgeführt. Wir werden das konsequent machen, auch bei kleinen Vorhaben. Studienaufträge und Wettbewerbe nach Massgabe des SIA helfen der Baukultur. Und auch die privaten Bauherren werden wir ermuntern, sich mit den Vorzügen guter Baukultur auseinanderzusetzen. Auf den Arkaden sassen die Kurgäste mitten in der Stadt und schauten in die Berge. Urban und ländlich – diese zwei unterschiedlichen Räume und Kulturen so eng aufeinander gibt es sonst nirgends. Zu Davos gehört nicht nur das Gewimmel im Städteband von Platz nach Dorf, sondern auch Fraktionen wie Wiesen auf der einen und Laret auf der anderen Seite des langen Tals. Und die Siedlungen in den Seitentälern, im Dischma, im Sertig oder in Monstein, wo ich aufgewachsen bin. Zu diesem ländlichen Davos werden wir Sorge tragen. Für Monstein hat das Baudepartement ein Baumemorandum in Auftrag gegeben. Es wird helfen, damit künftig weniger Tränen der Architektur geweint werden. Auch wollen wir, dass die Schindeldächer der nicht mehr gebrauchten Ställe saniert werden. Sie sind ein Zeuge der Davoser Baukultur und ihrer langen landwirtschaftlichen Geschichte. Ich bin kein Nostalgiker, aber ich bin sicher, dass es Davos gut tut, wenn wir die zwei Kulturen auf engem Raum pflegen – ausserdem sind die schlichten, stillen und nicht mehr gebrauchten Ställe in der Landschaft zwecklos ewig schön. Die Arkaden sind auch Ausdruck der Planungsgeschichte von Davos. Lange Jahre haben die privaten Interessen die Planung dominiert. Die Herren Spengler und Holsboer bestimmten im Aufbau des Kurortes, was wie wo werden soll und zogen das auch durch. Die Goldgrä-

berart hat Davos ein paar Mal in die Krise geführt. Zögerlich nur griffen die Landammänner in die Planung ein. Nun aber haben der Kleine und der Grosse Landrat beschlossen, dass wir die Orts-, Zonen- und Bauordnung grundlegend revidieren müssen und nicht einfach von Teil- zu Teilrevision wursteln können. Die Arbeiten am neuen Baugesetz laufen. Die Planung gehört zu meinem Departement und heisst ‹ Stadt- und Landschaftsplanung ›. Wir haben dafür eine Fachstelle geschaffen. Yasmine Bastug – sie ist eine junge Geografin mit praktischer Stadt- und Raumplanungserfahrung – hat im November 2021 mit der Arbeit begonnen. Freiraum, Gewerberaum, Mobilität, Verdichten, Landschaft, Gewässer und Naturgefahren, Wald, Lawinen – all die Themen werden zusammenlaufen im erneuerten Stadtplan von Davos. Ein neues Stück Stadt Auf meine Generation wartet nun eine spannende Aufgabe in Davos Dorf. Wir – die Gemeinde, die RhB, die Bergbahnen und andere private Anrainer – wollen den Bahnhof, einen grossen Parkplatz, ein idyllisches Seelein, den ungelösten öffentlichen und privaten Verkehr zu einer städtebaulichen und architektonischen Perle machen mit neuem Bahnhof, einer Wohnsiedlung, Begegnungszonen und einem Parkhaus. Anfang 2022 wird der städtebauliche Wettbewerb ausgeschrieben, später entscheiden die Davoserinnen und Davoser an der Urne, dann wird Zug um Zug, begleitet von Architekturwettbewerben, in Davos Dorf ein Stück gute Stadt entstehen. Ich freue mich, dass dann beim Tor zu Davos ein so schöner urbaner Raum sein wird wie hier auf den Arkaden.»

Köbi Gantenbein Jürg Grassl Philipp Wilhelm

BAUEN IN DAVOS

das, was harzt und klemmt. Es ist sehr viel gebaut worden und vieles mit einer Architektur, die wenig zur kulturellen Eigenart beiträgt, keine Freude macht und vorab Einzelnen das Portemonnaie füllt. Aber ich habe als Mitautor des Davoser Architekturführers auch erforscht, dass etliche Perlen im Dorf stehen, viele von Privaten gebaut. Wir müssen und werden die für Baukultur Engagierten stärken. Zuständig fürs Bauen ist mein Landratskollege Simi Valär. Aber natürlich bin ich als Landammann auch beteiligt, weil bei mir die Finanzen zusammenlaufen. So steht in den Legislaturzielen, dass wir ein Inventar der Bauten verfassen, die das Ortsbild prägen. Auch für die Überarbeitung des Inventars schützens- und erhaltenswerter Bauten sind bereits Kredite vorgesehen.

Ein Führer zu historischer und zeitgenössischer Architektur

BAUEN IN DAVOS Mit Fotografien von Ralph Feiner

Davos im Buch … In Hochparterres Architekturführer stellen Köbi Gantenbein, Jürg Grassl und Philipp Wilhelm fünfzig Bauten in Davos in Texten, Plänen und mit Bildern von Ralph Feiner vor. Von Bauernhöfen der Walser zu Bergbahnstationen, von Hotels zu Wohnbauten, von Villen zu Kirchen, von Lawinenverbauungen zu Museen. Ein Essay zur Baukultur dieser Stadt in den Bergen von Köbi Gantenbein ergänzt die Rezensionen der Häuser. ‹ Bauen in Davos – Ein Führer zu historischer und zeitgenössischer Architektur ›, erschienen 2018 in der Edition Hochparterre. Fr. 39.—

Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts war in der Landschaft

Davos eine Streusiedlung der Walser Bergbauern. Dann ka-

men die Sanatorien für Lungenkranke, die Kurhäuser, der Kurpark, die Hotels. Die Rhätische Bahn erschloss die werdende

Stadt. Hatte der kranke Körper Davos gegründet, so sorgen

die Gesunden seither für ihren anhaltenden Aufstieg zum Sport-, Ferien- und Wissenschaftsort. Damit ist die vielsei-

tige Bauaufgabe verbunden, ein Paradies auf Zeit einzurich-

ten: für Feriengäste samt Bergbahnen, Spazierwegen, Spital, Sportstadion, Museen und Forschungszentren. Aber auch für

Einheimische. Hochparterres neunter Architekturführer stellt fünfzig Bauten aus Davos vor, viele entworfen von wegwei-

senden Architekten wie Rudolf Gaberel, Ernst Gisel, dem Atelier Semadeni, Gigon / Guyer oder Corinna Menn.

Autoren sind Köbi Gantenbein, Chefredaktor von Hochparterre, und die Davoser Architekten Jürg Grassl und Philipp Wilhelm

vom Büro ‹HausBauWerkStadt›. Fotografiert hat das Buch Ralph Feiner.

ISBN 978-3-909928-46-0

Umschlagfoto: Erneuerte Eishalle

… und im Film ‹ Ein Monument im Wandel. Der grosse Umbau des Eisstadions Davos ›, so heisst der Dokumentarfilm von Beni Garrido und Christian Imhof zur Geschichte und zum Umbau der Perle im öffentlichen Bau von Davos. Zu haben bei Ziitsprung.ch DVD: Fr. 10.—, Download Fr. 15.—

Themenheft von Hochparterre, Januar 2022 —  Die Alpenstadt baut — Mit dem Landammann in den Arkaden

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Die Alpenstadt baut Davos liegt hoch in den Alpen. Tourismus prägt und trägt die Wirtschaft und die Gesellschaft. Die Wissenschaft und das WEF spielen wichtige Rollen und das öffentliche Bauen hat eine lange Geschichte. Dieses Heft stellt sieben Beispiele aus den letzten zwei Jahren vor: ein Schulhaus, eine Turn­halle, ein Kulturhaus, einen Stadtplatz, eine Kirche und ein Hotel. Bei diesen Vorhaben zogen der für den Bau zuständige Landrat Simi Valär, der frühere Landammann Tarzisius Caviezel und die Gemeindearchitektin Cornelia Deragisch die Fäden. Dieses Heft schlägt auch den Bogen zum ehrgeizigen städtebaulichen Plan, den der neue Landammann Philipp Wilhelm, von Haus aus Architekt, auf dem Tisch hat: den Umbau eines ganzen Quartiers beim Bahnhof Davos Dorf. www.gemeindedavos.ch

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Hochparterre X / 18 —  Titel Artikel


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