Themenheft von Hochparterre, Dezember 2020
Die Beschleuniger Wie HRS Areale schneller entwickelt – mit Architekturwettbewerben, Studienaufträgen und Workshopverfahren.
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Editorial
Inhalt
4 Vom Müssen zum Wollen Wie die Entwickler von HRS heute zu guter Architektur kommen.
8 Austausch und Einfluss Arealentwicklung Tribschen in Luzern: aufwendiger Workshop.
12 Im Doppelpack Bredella-Areal in Pratteln: zwei parallele Verfahren mit gleicher Jury.
16 Turmbau zu Buchs Hochhaus am Bahnhofplatz: Workshopverfahren mit einem Büro.
2 0 « Es kommt immer etwas Gutes heraus » Der CEO, der Entwickler und ein externer Architekt im Interview.
23 Projektschau Ausgewählte HRS-Entwicklungen der Deutschschweiz.
Wer rechnet, wählt den Architekturwettbewerb Schon vor etwas mehr als zehn Jahren hat die Projektentwicklung bei HRS den Architekturwettbewerb entdeckt. Nicht nur aus Liebe zur Architektur, sondern auch weil er sich rechnet. Und Rechnen ist das Kerngeschäft eines Generalunternehmers. Die Entwickler haben gemerkt: Ein Projektwettbewerb, ein Studienauftrag oder ein Workshopverfahren verkürzen die spätere Planung und das Bewilligungsverfahren. Das war für uns Grund genug, mit den Projektentwicklern von HRS dieses Heft zu machen. Sie liessen sich über die Schultern blicken und gaben – so unsere Einschätzung – offen und ehrlich Auskunft über die angewandten Verfahren. HRS steckt inzwischen viel Aufwand in die qualitätssichernden Verfahren, wie die drei Beispiele aus Luzern, Pratteln und Buchs in diesem Heft zeigen. Doch dieses Vorgehen habe sich gelohnt, sagten uns die Entwickler immer wieder. Es ist einfach: Planungsprozesse, die weniger lang dauern, senken die Kosten. Damit taucht aus unerwarteter Ecke ein starkes Argument für den Architekturwettbewerb auf. In einer Zeit, in der es Gemeinden gibt, die für ein neues Schulhaus nur Honorarofferten von Architekten einholen, wirkt das neue Qualitätsbewusstsein der privaten Firma wohltuend. Zwar könnte sie zu ihren Studienaufträgen und Workshops manchmal etwas mehr Teams einladen oder vielleicht sogar einmal einen offenen Projektwettbewerb wagen, doch viel wichtiger ist, was HRS erkannt hat: Die Wirtschaftlichkeit geht oft mit einem städtebaulich und architektonisch überzeugenden Projekt einher. Qualität in der Architektur rechnet sich – eine gute Erkenntnis. Ivo Bösch
Fotoserie Es sind abstrakte und spielerische Gebilde: Der Fotograf Patrik Fuchs hat das Thema Projektentwicklung und Wettbewerbe bildlich umgesetzt. Sind auf seinen Bildern Projekte oder vielleicht Figuren auszumachen ? Immer sind sie in hochpräziser Technik fotografiert und gebaut mit Materialien aus der Schweizer Baumuster-Centrale, von Keller Unternehmungen und von GFT Fassaden. Themenwebseite Alle Projekte der drei in diesem Heft vorgestellten Verfahren finden sich im Internet. Eine grosse Bilderreise führt durch ausgewählte Wettbewerbsprojekte von HRS. projektentwicklung.hochparterre.ch
Impressum Verlag Hochparterre AG Adressen Ausstellungsstrasse 25, CH-8005 Zürich, Telefon +41 44 44 28 88, www.hochparterre.ch, verlag @ hochparterre.ch, redaktion @ hochparterre.ch Verleger Köbi Gantenbein Geschäftsleitung Lilia Glanzmann, Werner Huber, Agnes Schmid Verlagsleiterin Susanne von Arx Konzept und Redaktion Ivo Bösch Fotografie Patrik Fuchs, www.patrikfuchs.com Art Direction Antje Reineck Layout Sara Sidler Produktion René Hornung Korrektorat Elisabeth Sele, Lorena Nipkow Lithografie Team media, Gurtnellen Druck Stämpfli AG, Bern Herausgeber Hochparterre in Zusammenarbeit mit HRS Bestellen shop.hochparterre.ch, Fr. 15.—, € 12.—
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Vom Müssen zum Wollen Welches Wettbewerbsverfahren wählen ? Wen einladen ? Wo liegen überall Stolpersteine ? Wie die Immobilienentwickler von HRS zu guter Architektur kommen. Text: Vera Kaps
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Noch vor zwölf Jahren empfanden die Entwickler bei HRS die Wettbewerbe eher als Last und nicht wie heute als Chance. Damals führte die Firma Konkurrenzverfahren nur durch, wenn die Behörden es verlangten. Man lud jene Handvoll Architekten zu den Studienaufträgen ein, mit denen man sowieso arbeitete – nicht unbedingt die Erfahrensten in Wettbewerben. Heute entwickelt HRS ihre Immobilien freiwillig in aufwendigen Wettbewerbs- oder Workshopverfahren. Das Unternehmen hat entdeckt: Die Wirtschaftlichkeit geht oft mit einem städtebaulich und architektonisch überzeugenden Projekt einher. « Uns interessieren vor allem komplexe Areale, bei denen wir um planungsrechtliche Instrumente wie Gestaltungspläne oder Umzonungen nicht herumkommen », so der Co-Leiter der Projektentwicklung Michael Breitenmoser. HRS investiert deshalb viel Zeit in die Vorbereitung. « Das Resultat ist immer so gut wie die Vorbereitung, die wir in ein Wettbewerbsverfahren gesteckt haben », erklärt er. Nachdem eine umfangreiche Machbarkeitsstudie abgeschlossen ist, holt HRS meist die Interessen der benachbarten Eigentümer ab. Breitenmoser nennt es « Temperatur fühlen », auch um Rechtsverfahren vorzubeugen, da Wettbewerbsergebnisse rechtlich nicht bindend sind. Am Ende der Vorplanung entscheidet die Immobilienentwicklerin über die Art des Verfahrens. Auch wenn es oft ein Projektwettbewerb ist, führt HRS viel häufiger Studienaufträge und Workshopverfahren durch.
Sie ermöglichen, Risiken einzugehen, die im späteren Planungsverlauf Zeit sparen. Die hohe Kunst besteht darin, die richtigen Verfahren zu wählen. Aufwendige Dialogverfahren haben sich dafür offenbar bewährt. Dabei lautet die Maxime: die Projekte so jurieren und auswählen, wie sie auch später gebaut werden. So auch im Studienauftrag ‹ S eesicht › in Arbon von 2015. Das Beispiel Arbon zeigt auch exemplarisch, wieso HRS Entscheidungsträger einbindet. Zuerst fand der Wettbewerb statt. Auf Basis des Siegerprojekts entstand der Gestaltungsplan. Für den Rechtsdienst des Thurgauer Amts für Raumentwicklung war das Siegerprojekt zuerst nicht umsetzbar, denn Caruso St John Architects reagierten mit Absenken des Terrains und mit einer schwebenden Bodenplatte im Erdgeschoss auf den verlangten Hochwasserschutz. Obwohl dieser Vorschlag dem Amt eine zu grosszügige Interpretation des Gestaltungsplans war, setzte sich der Kantonsbaumeister erfolgreich für das Projekt ein. Er war Mitglied in der Jury. Das Vertrauen von Kanton und Gemeinde in die Immobilienentwicklerin ist eine Voraussetzung für die enge Zusammenarbeit mit der öffentlichen Hand, die sich HRS mit fairen Verfahren erarbeitet hat. HRS stellt darüber hinaus die Wettbewerbsaufgaben häufig so, dass die Teilnehmer auch einen Ideenteil bewältigen müssen. Diese umfangreichen Verfahren mit Blick über den eigenen Projektperimeter hinaus sind für die Architekten zwar aufwendig, stärken jedoch das Ansehen der Entwicklerin bei den Gemeinden. Die architektonische Umsetzung weicht übrigens in Arbon vom Wettbewerbsergebnis kaum ab. Die Siedlung ist fast gebaut. →
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Caruso St John, Arbon: schwebende Bodenplatte auf abgesenktem Terrain.
Staufer & Hasler in Buchs: Im Workshopverfahren wurde sogar eine Strasse verlegt.
Tobler Gmür zusammen mit Steib & Geschwentner Architekten: eine Lösung für den Bundesplatz in Luzern.
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Am liebsten im Dialog HRS organisiert keine offenen Wettbewerbe. « Wenn Sie einmal sehen, wie innerhalb einer Stunde siebzig Arbeiten aussortiert werden, und wenn Sie wissen, wie viele Personen daran gearbeitet und sich Mühe gegeben haben, ist das aus unserer Sicht weder fair noch finanziell angemessen », so Breitenmoser. Zudem seien die Aufgaben der Architekten zu komplex und die Abgabeleistungen zu umfangreich, als dass sie in der kurzen Zeit eines offenen Wettbewerbs zu bewältigen wären. Daher entscheidet sich die Immobilienentwicklerin für Einladungsverfahren. Je unklarer die ersten Vorstellungen, je uneindeutiger die Vorgaben von Gemeinde und Kanton und je komplexer die Randbedingungen eines Grundstücks sind, desto wichtiger ist für HRS der Dialog – und weniger wichtig die Konkurrenz der Ideen. Im Verfahren zur Arealentwicklung Tribschen in Luzern siehe Seite 8 stellte die Jury während des Dialogverfahrens fest, dass der Wohnungsmix zugunsten der Raumqualität dringend angepasst werden musste. In einem reinen Konkurrenzverfahren ohne Dialog wäre dies laut Breitenmoser nie so deutlich geworden. Das Workshopverfahren ist das ausgeprägteste Dia logverfahren: Eine Jury beauftragt manchmal sogar nur ein Architekturbüro und diskutiert die Vorschläge an mehreren Workshops mit einer externen Begleitgruppe, in der Fachleute, Kanton, Gemeinde und Quartierbewohner beteiligt sind. Die Architekten haben in diesem Verfahren mehr Einfluss und tragen gleichzeitig eine höhere Verantwortung, da es keine Konkurrenz und Projektvarianz gibt. « Die Jury und das Architekturbüro müssen wir präzise auswählen. Denn je besser der Teamgeist, desto besser ist auch das Ergebnis », so Breitenmoser. Ähnlich wie bei einem Partizipationsverfahren lädt HRS zu einzelnen Workshops auch benachbarte Grundstückseigentümer ein. Es gehe nicht darum, Wünsche von Nachbarn umzusetzen, sondern deren Bedürfnisse zu berücksichtigen und Rechtsverfahren vorzubeugen. Beim Workshopverfahren für das Hochhaus am Bahnhofplatz in Buchs siehe Seite 16 konnten so Bedenken von Nachbarn beseitigt werden, die gegen das Vorgängerprojekt erfolgreich Einsprache erhoben hatten. Nach nur vier Workshops stellten Staufer & Hasler ein Projekt vor, das alle unterstützten. Zudem nimmt HRS selbst an Gesamtleistungswettbe werben teil. « Dies ist hilfreich », erklärt Michael Breitenmoser, « denn hier müssen wir uns in die andere Seite hineinversetzen. Dabei können wir viel für unsere eigenen Verfahren lernen – wie Prozesse gut geführt werden oder eben auch nicht. » Teilnehmer auswählen Bei der Auswahl der Wettbewerbsteilnehmer und Juroren baut HRS einerseits auf gemeinsame Erfahrungen. « Uns ist es wichtig, dass man sich kennt und schon zusammengearbeitet hat », unterstreicht Breitenmoser. Andererseits sind jeweils etwa die Hälfte der Jurymitglieder neue Gesichter und stammen nicht aus dem HRS-Netzwerk.
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Die Jurys bestehen immer genau zur Hälfte aus Fach- und Sachjuroren, wobei Gemeindevertreter und HRS-Angestellte zum Sachpreisgericht zählen. Welche Architekturbüros zu einem Wettbewerb eingeladen werden, entscheidet HRS in enger Absprache mit der jeweiligen Jury. Die Juroren bekommen damit grossen Einfluss. HRS wählt Architekturbüros aus, die bei ähnlichen Aufgabestellungen bereits einmal positiv aufgefallen sind, und setzt auf Ortskenntnis. « Es ist wirklich ein Spagat, Architekturbüros aus der ganzen Schweiz für einen Wettbewerb zu gewinnen », so Breitenmoser. Vor allem in ländlicheren Regionen missfalle der Bevölkerung, wenn die geladenen Büros zum grössten Teil aus Zürich kommen und nicht aus der jeweiligen Region. Dieser Umstand wird relevant, wenn ein Wettbewerbsprojekt durch eine Volksabstimmung muss. HRS stellt fest, dass die Kommunikation mit der Bevölkerung immer wichtiger wird. Die entwickelten Projekte müssen oft Abstimmungen gewinnen, manchmal mehrmals, wie im Fall des Zürcher Fussballstadions. Im Herbst 2020 hat die Bevölkerung ein Hochhaus in Gümligen abgelehnt – nach siebenjähriger Planung. Indem HRS Bedenken- und Entscheidungsträger in die Wettbewerbsverfahren integriert, werden diese Risiken minimiert. Bei jedem Juryentscheid berücksichtigt HRS deshalb mögliche rechtliche und politische Folgen, denn aus Sicht der Entwicklerin ist mit dem Wettbewerb nur die erste Hürde genommen. Danach sind Entscheide von Gemeinden und Behörden nötig. Wie weit darf ein Wettbewerbsprojekt vom Gestaltungsplan abweichen ? Wird ein Projekt bei einer Volksabstimmung von der lokalen Bevölkerung befürwortet ? Bei diesen Fragen geht HRS wenig Risiken ein. « Unsere Wettbewerbsverfahren müssen politisch tragbar und im Prozess stabil sein », so Breitenmoser. Deshalb sei die Unterstützung durch die Behörden und deren Anwälte besonders wichtig: « Zu praktisch allen Projekten laufen heute Rechtsverfahren. Weil sich die Schweizer Baugesetze je nach Kanton und teilweise sogar je nach Stadt unterscheiden, ist es einfacher, Fehler zu finden, als keine Fehler zu machen. »
zwei Machbarkeitsstudien an das junge Büro. Solche in sich abgeschlossenen Studien stellen kein Risiko dar, weshalb HRS sie gerne an Nachwuchsbüros vergibt. Die eigentliche Unsicherheit bilden laut Breitenmoser die geringe Kapazität und folglich die Flexibilität der kleineren Büros. Wenn es zu kurzfristigen und ausserplanmässigen Einsätzen kommt, können diese die nötigen Ressourcen nicht aufbringen, um die Probleme in kurzer Zeit zu lösen. Und Zeit kostet Geld. Das Beispiel am Luzerner Bundesplatz zeigt, dass Arbeitsgemeinschaften aus jungen und etablierten Büros eine geeignete Form sein können, um den Nachwuchs zu fördern und gleichzeitig das Risiko zu reduzieren. Gerade bei kurzfristigen Einsätzen könne ein erfahrenes Partnerbüro den Nachwuchs unterstützen. Entwicklung in der Ausbildung berücksichtigen Michael Breitenmoser, Co-Leiter Immobilienentwicklung bei HRS, formuliert auch noch einen Wunsch an die Hochschulen und die ETH. Sie sollten die Perspektive von Investoren vermehrt aufzeigen und mit den Studierenden häufiger Betrieb und Wirtschaftlichkeit eines Gebäudes oder eines Areals diskutieren. Er stellt fest, dass im Wohnungsbau unerfahrene und junge Architekturbüros oft an der Zielgruppe oder an der Wettbewerbsaufgabe vorbeiplanen. Experimentelle Wohnungsgrundrisse seien häufig nicht gefordert. « Die Menschen können sich das nicht vorstellen. Und was sie nicht kennen, das kaufen sie auch nicht », so Breitenmoser. – Allerdings stellt sich aus Sicht der Architektur und der Raumplanung die Frage, ob es nicht auch die Aufgabe der Immobilienentwicklung sein könnte, innovativ zu planen und experimentierfreudige Bauherren zu finden, statt nur konservativ den Grossteil der Bevölkerung zu bedienen.
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Jung ist nicht immer gut Im Regelfall lädt HRS auch junge Architekturbüros zu den Verfahren ein. Im Projektwettbewerb zur Neugestaltung des Bundesplatzes in Luzern überzeugten die jungen Tobler Gmür Architekten in Arbeitsgemeinschaft mit dem etablierten Büro Steib & Geschwentner. Derzeit blockieren noch Rechtsverfahren das Projekt. In einem solchen Fall müssen Architekturbüros zwei bis drei Jahre finanziell mit anderen Aufgaben überbrücken können. Für junge und folglich kleine Büros, die gerade ihr Team für den gewonnenen Wettbewerb aufgestockt haben, kann das schwerwiegende Folgen haben. « Gegenüber Nachwuchsbüros, die nach gewonnenem Wettbewerb mit uns schon in der Planungsphase stecken, fühlen wir uns verantwortlich », so Breitenmoser. Im Fall Luzern vergab HRS zur Überbrückung der Durststrecke
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Austausch und Einfluss Arealentwicklung Tribschen, Luzern: Ein Workshopverfahren mit vier Architekturbüros sollte es richten. Doch das Verfahren war aufwendig. Zu aufwendig ? Text: Damaris Baumann
« Das war kein schlankes Verfahren », stellt der Luzerner Stadtarchitekt Jürg Rehsteiner fest, « s chlank war höchstens die Anzahl der eingeladenen Büros. » Im Verfahren über das Areal im Luzerner Tribschenquartier sass er in der Jury. HRS hatte dort in Absprache mit der Bauherrschaft Credit Suisse Asset Management ein Workshopverfahren über zwei Phasen mit vier Büros gewählt. Rehsteiner betont die hohe Professionalität und die gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten: « Wir schätzen es immer, wenn wir den Dialog in dieser frühen Phase führen können. » Um eine grössere Auswahl an Projekten zu haben, würde er aber mindestens sieben Büros einladen – und dafür das Verfahren abkürzen oder sogar anonymisieren. Hinter dem Siegerprojekt von Caruso St John kann die ganze achtköpfige Jury voll und ganz stehen. « Ein gutes Ergebnis », kommentiert Rehsteiner. Allerdings brauchte es im Nachgang zum eigentlichen Workshopverfahren eine zusätzliche Überarbeitung, in die die zwei ausgewählten Büros nochmals viel Arbeit hineinstecken mussten. Sauber vorbereitet Zur Ausgangslage: HRS entwickelt das Areal im Luzerner Tribschenquartier für die Credit Suisse. Der Ort liegt nahe dem Bahnhof und besteht aus zwei Parzellen. Eine drittes Grundstück mit einem Bürogebäude aus den 1980er-Jahren gehörte mit zum Betrachtungsperimeter und ist ebenfalls im Besitz der Bauherrschaft. Es ist aktuell an die Swisscom vermietet und soll erhalten bleiben. Die Umgebung ist vielgestaltig mit Wohn- und Gewerbenutzungen. Das Areal grenzt an die befahrene Tribschenstrasse, bietet aber auch eine ruhige Wohnlage. Das →
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Arealentwicklung Tribschen in Luzern von Carus St John: War die Überarbeitung notwendig ?
→ erwähnte Bürogebäude ist ein weiteres Gegenüber. Entstehen sollen neu gemäss Wettbewerbsvorgabe Wohnungen mit USP ( Unique Selling Proposition ) sowie Verkaufsflächen und Gewerbenutzungen gegen die Strasse. Vorabklärungen zum Baugrund, zu den Grundwasserströmen, zur Parkierung und zur möglichen Etappierung liegen vor, ebenso volumetrische Studien. Die Entwickler von HRS bezeichnen die Aufgabe wegen der Lage und der gewünschten Dichte als komplex.
« Jede Abgabe bedeutet auch einen gigantischen Aufwand », stellt Philipp Boenigk von Caruso St John Architects fest. « Ausserdem kann die Einflussnahme zu einem frühen Zeitpunkt, wenn das Projekt erst am Entstehen ist, schwierig sein. » Die Büros erhielten je 35 000 Franken für das Verfahren, und die anschliessende Überarbeitung wurde zusätzlich bezahlt. Trotzdem schätzt Boenigk das Verhältnis zwischen Honorar und den geleisteten Stunden als schlechter ein wie bei einem vergleichbaren Verfahren mit Präqualifikation. Und dies obwohl dem Büro von der Jury attestiert wird, sehr zielführend gearbeitet zu haben. Boenigk meint: « Es müssen nicht alle Aspekte zur Wirtschaftlichkeit schon in frühen Projektphasen berücksichtigt sein, um ein gutes und tragfähiges Projekt zu erhalten. » Dem stimmt Yves Diacon, Co-Leiter der Immobilienentwicklung bei HRS, grundsätzlich zu, « aber für Tribschen hatten wir wirtschaftlich ein enges Korsett. » Zu einem Workshopverfahren wurden Caruso St John von HRS schon für das Torfeld Süd in Aarau eingeladen. Boenigk bezeichnet die Aufgabe in Aarau im Vergleich zu Tribschen als noch komplexer. In Aarau galt es ein Fussballstadion mit Hochhäusern und einen daraus resultierenden Gestaltungsplan zu entwerfen. Dort war es kaum möglich, die Rahmenbedingungen vor dem Workshop klar zu definieren. Fürs Tribschen-Areal in Luzern war es am Ende ein Wohnhaus nach Regelbauweise. Dem entgegnet Diacon, dass HRS in Aarau die wirtschaftlichen Bedingungen selbst festlegen konnte, in Luzern aber nicht, weil dort das Areal im Auftragsverhältnis entwickelt wird.
Immer wieder neu durchgerechnet Das zweistufige Workshopverfahren wurde in eine Ideen- und Projektphase unterteilt mit je zwei Besprechungen. Für HRS war klar, dass die Entwicklung dieses Projekts den Dialog braucht. Wie der Ablauf genau gestalten werden sollte und wie viele Besprechungen gewünscht sind, wurde auf die Bedürfnisse der Bauherrschaft abgestimmt. In der ersten Phase des Verfahrens prüften die eingeladenen Büros das Dichtemass, die städtebauliche Setzung, die Erschliessung und die Frage, ob in Regelbauweise oder mit Gestaltungsplan weitergeplant werden soll. « Für diese frühe Phase haben wir sonst kaum so viele unterschiedliche Lösungen », meint Jurymitglied und Architekt Michael Geschwentner, « dies ist eine Qualität des Verfahrens. » Die Aufgabe verlangte trotz hoher Dichte qualitativ hochstehende Aussenräume, was gelungen ist. Die am Siegerprojekt beteiligte Landschaftsarchitektin Carola Antón vom gleichnamigen Landschaftsarchitekturbüro hat den intensiven Austausch mit der Jury als positiv und richtungsweisend für das gute Resultat erlebt. Doch die vier Präsentationen, zwei in der ersten und Kleiner, aber besser nochmals zwei in der zweiten Phase des Verfahrens, waren Warum wollte man ein Workshopverfahren, wenn die für Architekten und Jury aufwendig. So galt es nicht nur das Aufgabe komplex, aber nicht sehr komplex ist ? Hätte Projekt zu entwickeln, auch die Zahlen wurden mit jeder der Dialog nicht auch in einer reduzierten Form stattfinPräsentation neu gerechnet und geprüft. den können, wenn die eingeladenen Büros und die Jury
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derart qualifiziert sind ? « Guten Städtebau mit optimalen Wohnungen zu kombinieren, ist nicht trivial », sagt Jurymitglied Geschwentner. Kritischer sehen das die Gewinner des Projekts und fragen sich, ob nicht auch einige Themen ebenso gut in einer Machbarkeitsstudie hätten geklärt werden können. Klar ist allen: Es braucht den Dialog, um ein tragfähiges Projekt zu erhalten. In Luzern geht es um Städtebau plus Architektur plus ökonomische Optimierung. Wie optimal vermietbare Wohnungen aussehen, weiss eine professionelle Bauherrschaft heute genau. Der Schlüssel von Gebäudefläche zu Anzahl Wohnungen ist definiert, die Wohnungen sind weder zu gross noch zu klein. Gino Fiorentin von Wüest Partner – er stand der Jury beratend bei – erklärt: « In Tribschen haben wir Zweizimmerwohnungen mit höherer räumlicher Qualität bei 50 Quadratmetern erreicht gegenüber den zu Beginn vorgegebenen Zweieinhalbzimmerwohnungen mit 55 bis 65 Quadratmetern. » So hat sich der Wohnungsmix während des Verfahrens hin zu mehr und dafür kleineren Wohnungen verschoben.
Arealentwicklung Tribschen, Luzern Wohn- und Gewerbenutzung Bauherrschaft: CSA RES Commercial, eine Anlagegruppe der Credit Suisse Anlagestiftung Auftraggeber: HRS Real Estate, Frauenfeld Verfahren: Workshopverfahren in zwei Phasen ( Ideen- und Projektphase ) im Dialog mit vier teilnehmenden Büros, 2018 / 19 Verfahrensorganisation: Rietmann Raum- & Projektentwicklung, St. Gallen Begleitgremium ( mit Stimmrecht ): – Murat Saydam, CSA RES Commercial – Philipp Vogt, CSA RES Commercial – Michael Breitenmoser, HRS – Clemens Bühler, HRS – Jürg Rehsteiner, Stadtarchitekt Luzern – Roger Boltshauser, Architekt – Michael Geschwentner, Architekt – Massimo Fontana, Landschaftsarchitekt Teilnehmer: – Caruso St John Architects mit Antón Landschaftsarchitektur, Zürich – Scheitlin Syfrig Architekten, Luzern, mit Appert Zwahlen Partner Landschaftsarchitekten, Cham – Züst Gübeli Gambetti mit Planikum Landschaftsarchitektur, Zürich – Galli Rudolf Architekten mit Vetschpartner Landschaftsarchitekten, Zürich Projektstand: Baueingabe ( Ende 2020 )
plant werden kann. Die Umsetzung nach einem solchen Verfahren ist auch einiges schneller, es gibt weniger zusätzliche Hürden und Verzögerungen. » Für die Architekten von Caruso St John steigt damit die Gewissheit, dass ihr Projekt wirklich umgesetzt wird und nach der Jurierung nicht noch kannibalisiert werden kann. Für die anderen Finalisten, für Züst Gübeli Gambetti, bleibt nur der Trost, dass die Jury von ihren Wohnungen überzeugt war, sie dieÜberarbeiten für den Konsens Und warum war es einer professionellen Jury mit Ein- se aber doch nicht bauen können. bezug der öffentlichen Hand nicht möglich, einen EntAuf der Suche nach Sicherheiten scheid im regulären Verfahren zu fällen ? Warum brauchte Das Verfahrenskorsett lässt bei einem Dialogverfahes diese Überarbeitung ? Die Volumen des späteren Siegerprojekts waren schon überraschend einfach, und trotz ren wenig Abweichungen zu, mit Fehlleistungen ist nicht Dichte hatten die Aussenräume die gewünschte Qualität. zu rechnen, aber der Rahmen ist auch enger gesteckt. Die Jury war ausgeglichen besetzt: mit vier Männern von Stadtarchitekt Jürg Rehsteiner beobachtet im Bauwesen HRS und Bauherrschaft und weiteren vier Männern aus allgemein eine Professionalisierung auf allen Seiten. DieArchitektur, Landschaft und öffentlicher Hand. « Zwei Bü- se Entwicklung sichert einerseits die Qualität, andererros hatten am Ende des regulären Verfahrens reelle Chan- seits werden immer mehr Leistungen gefordert, um zu eicen zu gewinnen », merkt Juror Geschwentner an, « die ner Entscheidung zu kommen. Im Gegensatz zu Tribschen, Überarbeitung war dem Konsens der Jury geschuldet. » wo der Produktmanager und der Developer in der jury daJürg Rehsteiner bezeichnet die Überarbeitung als « sauren bei waren, sitzen bei professionellen Bauherrschaften die Apfel », in den man beissen musste, um in der Jury zu ei- Entscheidungsträger oft nicht mehr mit am Tisch. Damit sinkt die Bereitschft zum Risiko. « Es geht um Sicherheit », nem Konsens zu kommen. Der Bauherrschaft hatten die Wohnungen zuerst noch meint Jürg Rehsteiner. Es braucht auch eine vertiefte Abzu wenig räumliche Qualitäten. Der Jury wiederum war der sicherung der erwarteten Kosten. Ausdruck der Fassade noch zu wenig spezifisch für eine Für die Architekten bedeutet das: mehr Unterlagen Wohnnutzung an dieser Lage. Bei der Überarbeitung ging bereitstellen, damit die Jury entscheiden kann. Über diese es laut Yves Diacon, Co-Leiter der Immobilienentwick- Entwicklungen in den Verfahren lohnt es sich nachzudenlung bei HRS, vor allem um die Wohnungsgrundrisse. Er ken. Den Dialog über die Gestaltung der Verfahren werden räumt ein, dass die Architekten bei der Überarbeitung auch die Architekten vermehrt führen müssen – als TeilLeistungen erbracht haben, die normalerweise erst im nehmer oder als Jurymitglieder. Für ein gelungenes ResulVorprojekt anfallen. Aber dieser Zusatzaufwand wurde tat wie in Luzern sind alle bereit, einen Mehraufwand zu auch vergütet. Und das Fazit: « Nach Abschluss des Ver- leisten. Die Fragen aber bleiben: was, wann, zu welchen fahrens hatten Architekten und Bauherrschaft eine hohe Konditionen ? Und wir lernen: Überarbeitungen mit zwei Gewissheit, dass das Projekt wie konzipiert weiterge- Büros bitte wenn möglich vermeiden.
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Im Doppelpack Bredella-Areal, Pratteln: Für die zwei ersten Bauten haben Bauherr und Entwickler zwei parallele Verfahren durchgeführt, aber dieselbe Jury eingesetzt. Text: Ivo Bösch
Hermann Alexander Beyeler ist ein Romantiker. Jeweils im Dezember will er auf eigene Kosten zwanzig Christbäume, ein Eisfeld und ein Kinderkarussell auf den neuen Platz nördlich des Bahnhofs von Pratteln stellen. Auf seinen Platz, denn Beyeler, genauer seine Bredella AG, hat die 80 000 Quadratmeter grossen Areale der Buss AG und der Rohrbogen AG vom Unternehmen Georg Fischer gekauft. Für 700 Millionen Franken soll hier in drei Etappen ein neuer Stadtteil entstehen, belebt von kleinen Geschäften in den Erdgeschossen, deren Mieten quersubventioniert sein werden. Und mit dem, was man heute so braucht neben Wohnungen: mit Gastronomie, Hotel mit Spa, Bildungseinrichtungen, medizinische Dienstleistungen, Detailhandel, Büro und Gewerbe. Die Bahnhofsunterführung zeigt sinnbildlich, wie Pratteln heute geteilt ist: Gegen Norden ist der Ausgang halb so breit wie gegen Süden. Die Wahrnehmung der Bevölkerung ist nicht zu Unrecht noch immer wie einst: Südlich der Gleise wird gewohnt, nördlich ist Industrie, Gewerbe und Verkehr. Das wird sich mit dem Bredella-Areal und der laufenden Entwicklung der ‹ Zentrale Pratteln ›, der ehemaligen Coop-Verteilzentrale, ändern. Quartierplan im Test Während die ‹ Zentrale Pratteln › vor allem von Baugenossenschaften kontrolliert wird, will Beyeler den oberen Mittelstand ansprechen. Er, der vom Autolackierer zum Immobiliensammler und -millionär aufgestiegen ist, will immer unabhängig bleiben und keine fremden Investoren oder Aktionäre bedienen müssen. Deshalb soll das Quartier auch die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft →
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Siegerprojekt für den Baubereich A1 in Pratteln: Rahbaran Hürzeler und Raumbureau mit Carolin Riede Landschaftsarchitektin. Siegerprojekt für den Baubereich A2: Guscetti und Studio we mit Officina del Paesaggio, Sophie Agata Ambroise.
→ erreichen, damit er möglichst wenig Energie von fremden Lieferanten zukaufen muss. « Ich brauche kein Denkmal », sagt Beyeler, « der Stadtteil muss mir nur gefallen und realisierbar sein. » Und dauerhaft soll das Projekt sein. Nun lässt er HRS sein heute noch industriell und gewerblich genutztes Areal entwickeln. Der erste Schritt war ein städtebauliches Konzept von Burckhardt + Partner und Fontana Landschaftsarchitektur. Was vor einem Jahrzehnt noch undenkbar war, ist heute für die Immobilienentwickler von HRS selbstverständlich: Ein Freiraumkonzept ist auch Teil des Masterplans. Weiter involvierte man die Gemeinde und den Kanton, verfasste mehrere Machbarkeitsstudien, verteilte Nutzungen und trimmte das Areal auf umwelttauglich. Das Ziel war, einen Quartierplan auszuarbeiten, zuerst aus baurechtlichen Gründen nur über den westlichen Teil des Areals. Dieser Plan ist noch in Arbeit, trotzdem ist HRS überzeugt, es lägen damit jetzt schon « robuste städtebauliche und planungsrechtliche Spielregeln für eine schrittweise und qualitätsvolle Entwicklung des Gesamtareals vor », wie es im Programm des im Mai ausgeschriebenen Studienauftrags heisst. Für Projektleiter Ariel Arthur Dunkel war die Gleichzeitigkeit sogar ein Vorteil: « Mit dem Studienauftrag konnten wir überprüfen, wie gut der Quartierplan ist. Das Resultat zeigt, er hat sich bewährt, und wir werden nur kleine Anpassungen vornehmen. » Traditionelle Lösungen für neue Probleme Man muss kein besonders visionärer Architekt sein, um den Masterplan mit den bis zu neungeschossigen Blockrandbebauungen wenigstens zu hinterfragen. Das traditionelle städtische Muster gibt es im Ort bisher nicht. Die meisten der teilnehmenden Teams hielten sich aber an die Regeln. Die Projekte, die zum Beispiel gegen die Höhenregelung verstiessen, bewertete die Jury als möglich, aber sie erkannte keine wirkliche Verbesserung gegen-
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über dem Masterplan. Anders ausgedrückt: Ein Team hätte schon ein ausserordentlich gutes Projekt abgeben müssen, damit das Beurteilungsgremium den Quartierplan umgestossen hätte. Oder in den Worten des Programms des Studienauftrags: « Die Festlegungen des Quartierplans sind integraler Bestandteil des Programms und sind von den Teams zwingend zu berücksichtigen. Abweichungen im Sinne einer Verifizierung und Konkretisierung des Quartierplans und Masterplans sind zu begründen und anlässlich der Zwischenbesprechung zur Diskussion und Beurteilung vorzulegen. » Die Resultate zeigen nun, dass die Architekten auf gute Art mit den Regeln umgegangen sind und Neuinterpretationen gefunden haben. Das viel engere Korsett war der Lärm. Er bestimmte vom Städtebau bis zu den Grundrissen alles. Das ist eine allgemeine Erkenntnis des Wettbewerbs: Will man so dicht bauen, muss man auf Strasse und Bahnlinie reagieren. Lärm wird Architektur in Zukunft immer mehr mitbestimmen. Somit war – diese Meinung teilt auch die Jury – der Masterplan mit Blockrändern und ruhigen Innenhöfen eine gute Strategie. Im Weiteren sieht der Masterplan ein Hochhaus vor, das am neuen Bahnhofplatz und Busterminal einen Akzent setzen soll. Auch das Erschliessungskreuz mit zwei Hauptalleen scheint plausibel: Nur hier sollen die Autos im neuen Quartier fahren dürfen. Daneben soll es vier kleinere und verschieden gestaltete Quartierplätze geben – menschenfreundlich soll alles werden. Jury behält den Überblick Nicht ein einzelnes Architekturbüro entwirft den neuen Stadtteil, so die Absicht. In den architektonischen Zielen für das Gebiet ist von einem « Miteinander von unterschiedlichen Typologien und Architekturen » die Rede. Darum haben sich HRS und Bauherr Beyeler für die ersten zwei Baubereiche für einen doppelten Studienauftrag
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entschieden. Das heisst, sie haben 35 Büros eingeladen, sich zu bewerben, darunter auch viele junge. « Ich will Jungen Chancen geben », begründet der Besitzer seine Wahl. Dieses Anliegen erklärt sich auch aus seiner Biografie, in der er immer wieder Chancen erhielt und nutzte. Das Beurteilungsgremium wählte aus den Bewerbungen zehn Teams aus und teilte sie nach Gutdünken den Baubereichen zu. Es stellte damit bereits die Weichen. Je fünf Büros befassten sich mit einem Bereich, ohne zu wissen, was auf dem benachbarten Teil passiert. In einem Stück Stadt dürfen erstens die Wohnblocks verschieden sein, zweitens beurteilte die gleiche Jury alle Projekte, und drittens weiss man auch sonst nicht immer, was mit dem Nachbarsgrundstück künftig geschieht. Die Jury musste also den Überblick behalten und war sich der zusätzlichen Verantwortung durchaus bewusst. Neue Ideen für eine Industriehalle Warum hat sich HRS überhaupt für einen Studienauftrag entschieden, obwohl die Bauherrschaft privat ist und sie auch rechtlich nicht dazu verpflichtet war ? Projektleiter Ariel Arthur Dunkel nennt mehrere Gründe. Neben der Varianz, also der Möglichkeit, eine gute Lösung zu finden und das beste Projekt auszuwählen, sei ein solches qualitatives Verfahren bei den Behörden auch vertrauensbildend. Das ist wichtig, denn Bauherr Beyeler wurden bei früheren Entwicklungen in Pratteln auch schon Steine in den Weg gelegt. Beyeler spinnt, hiess es. Doch er hatte eine gute Nase: Den Ceres-Tower hat er an einen Immobilienfonds der Credit Suisse verkauft, der ihn 2017 baute. Auch die Wohnbebauung ‹ Ceres Living ›, 2014 erstellt, gab er ab – an die Logis Suisse und Nest Sammelstiftung. Beide Projekte hatte ebenfalls HRS entwickelt, und die Entwürfe stammen vom Atelier WW. ‹ C eres Living › liegt neben dem Bredella-Areal. Heute empfängt die Gemeinde Beyeler mit offenen Armen, weil sie in diesem Projekt die Chance sieht, aus dem Schatten der anderen basellandschaftlichen Orte zu treten. Schliesslich wurde Pratteln bei der Vergabe der Fachhochschule nicht berücksichtigt. Im Studienauftrag ging es auch darum, Patron Beyeler Schritt für Schritt an die Projekte heranzuführen, sagen die Projektentwickler offen. Es ist ein Prozess, in dem alle Beteiligten herausfinden müssen, was der andere will. Da hilft die Diskussion um konkrete Projekte. Und schliesslich wollte man Ideen für die bestehende Industriehalle finden. Geplant ist eine öffentliche Nutzung in Kombination mit einem Hotel. Die Architekten wollen die Halle in ein Palmenhaus umwandeln, in eine Tennishalle für Hotelgäste, in einen flexiblen Saal für allerlei Veranstaltungen, in Räume für einen Wochenmarkt oder für Arbeitsund Atelierplätze – oft auch gemischt genutzt. Die Entwurfsaufgabe war nicht ganz einfach, ging es doch darum, neben dem engen Quartierplan ein detailliertes Raumprogramm einzuhalten. Eine Besonderheit dabei: Auch eine Tankstelle soll in den Wohnblöcken mit 150 bis 200 Wohnungen Platz finden.
Bredella-Areal, Pratteln BL Baubereiche A1, A2 und B1 des neuen Stadtteils Bauherrschaft: Bredella, Pratteln Veranstalterin: HRS Real Estate, Frauenfeld Verfahren: Studienauftrag im selektiven Verfahren, 2020 Verfahrensorganisation: Kontur Projektmanagement, Bern Masterplan: Burckhardt + Partner mit Fontana Landschaftsarchitektur Beurteilungsgremium ( mit Stimmrecht ): – Hermann A. Beyeler, Inhaber Bredella – Albert Streit, CEO / CFO Bredella – Timo Lochbrunner Odoni, HRS – Michael Breitenmoser, HRS – Stephan Burgunder, Gemeindepräsident Pratteln – Philipp Schoch, Gemeinderat Pratteln – Daniel Wentzlaff, Architekt – Jakob Steib, Architekt – Marco Frigerio, Kantonsarchitekt Baselland – Meinrad Morger, Architekt – Stefan Rotzler, Landschaftsarchitekt Siegerteam Baubereich A1: Rahbaran Hürzeler Architekten, Basel, und Raumbureau, Zürich, mit Carolin Riede Landschaftsarchitektin, Dietikon Weitere Teilnehmer Baubereich A 1: – Harry Gugger Studio, Basel, mit Maurus Schifferli Landschaftsarchitekt, Bern
Jedes Team erhielt eine Entschädigung von 35 000 Franken. Startkolloquium, Zwischen- und Schlussbesprechung waren Pflicht. Immerhin stehen die Realisierungschancen für die zwei Siegerprojekte gut, auch wenn HRS nur 56,5 Teilleistungsprozente im Totalunternehmermodell versprochen hat. « Mindestens » und als « Verhandlungsbasis ». Schliesslich hat man es mit einem Generalunternehmer zu tun – das wissen alle. Einem Architekturbüro war das zu viel Aufwand, auch weil es die Aufgabe am Anfang falsch interpretierte. Es entschuldigte sich und gab nicht ab. Für Jurymitglied Meinrad Morger ist die Konstellation mit einem vorbestimmten Generalunternehmer, der einen Architekten über einen Wettbewerb sucht, nur der zweitbeste Weg. Besser sei es, wenn Architekt und Generalunternehmer zusammen als Team an einem Wettbewerb teilnehmen, wie er das in Reinach mit HRS getan habe. « Sicher am schlechtesten ist, wenn der Generalunternehmer, zum Beispiel über eine Submission, nach dem Wettbewerb dazukommt, ohne dass man es vorher wusste. » Der nächste Wettbewerb kommt Gewonnen haben zwei Projekte, die beide versuchen, die einstige industrielle Geschichte in einen heutigen Entwurf zu übersetzen: Rahbaran Hürzeler und das Raumbureau mit einem ‹ Gerüst ›, das sie mit Raummodulen füllen, und Guscetti mit dem Studio we mit geschossübergreifenden Rücksprüngen und Loggien, die den Massstab der Industrie übernehmen. Beide Teams konnten die Jury mit ihren Wohnungen und den Aussenräumen überzeugen. Die einen mit viel Grün ( ‹ Maison Verte › ), die anderen mit vielen Kies- und Schotterflächen und einer zweistufigen Bepflanzung, die auf die Klimakrise reagiert. Für das Hochhaus wird auf ausdrücklichen Wunsch des Besitzers im Quartierplan die Pflicht zu einem Wettbewerb eingetragen. Es ist das nächste Verfahren, das die Entwickler ausschreiben werden.
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– Lehner + Tomaselli, Sissach, und Ateliergemeinschaft Müller & Naegelin Architekten, Basel, mit w + s Landschaftsarchitekten, Solothurn – NYX Architects, Zürich, und RDR architectes, Lausanne, mit Hager Partner, Zürich – Stump & Schibli Architekten und Brandenberger Kloter Architektenpartner mit Stauffer Rösch Landschaftsarchitekten, Basel Siegerteam Baubereich A2: Guscetti, studio d’architettura e pianificazione, Minusio, und Studio we Architekten, Lugano, mit Officina del Paesaggio, Sophie Agata Ambroise, Lugano Weitere Teilnehmer Baubereich A2: – Burckhardt + Partner mit Studio Céline Baumann, Basel – HHF Architekten und Sauter von Moos Architekten mit Meta Landschaftsarchitektur, Basel – Luca Selva, Basel, mit August + Margrith Künzel Landschaftsarchitekten, Binningen – Müller Sigrist Architekten, Zürich, und Rapp Architekten, Münchenstein, mit Westpol Landschaftsarchitektur, Basel Projektstand: Wettbewerb wurde im Oktober 2020 entschieden, Ausarbeitung Quartierplan
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Turmbau zu Buchs Hochhaus, Buchs: Zwei Projekte waren gescheitert, als HRS das Areal übernahm. Den gordischen Knoten löste ein Workshopverfahren mit einem einzigen Architekturbüro. Text: Simon Gysel
Die Innenstädte sind von Onlinehandel und Shoppingmalls bedroht. Alle Innenstädte ? Nein, ein kleines ‹ D orf ›, das sich seit 2015 Stadt nennt, widersetzt sich dem globalen Trend zur Desertifikation der Zentren. Im sanktgallischen Rheintal gelegen bietet sich dem Besucher ein eindrückliches Bild. Gerade einmal gut 10 000 Menschen leben in Buchs, und trotzdem verfügt der Ort über ein funktionierendes Zentrum. Dies hat diverse Gründe. Angefangen bei der Topografie über die Siedlungsentwicklung bis hin zur aktuellen Stadt- und Hochhausplanung. Der Mensch musste hier im Rheintal immer gegen den grossen Fluss kämpfen und sich vor dessen Hochwasser schützen. Der Rhein hat während Jahrtausenden das Tal aufgeschüttet und eine weite Ebene hinterlassen. Sie ist so flach, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner für ihre Burgen und Behausungen erhöhte Standorte an der Talflanke suchten, um vor dem launischen Fluss in Sicherheit zu sein. So auch in Buchs. Das Schloss Werdenberg grüsst, wie es sein Name sagt, idyllisch von der Kanzel einer Anhöhe ins Tal. Der verwinkelte Dorfkern von Buchs liegt ihm zu Füssen. Ein solches Sujet für eine Postkarte oder einen Instagrampost macht allerdings noch keine lebendige Innenstadt. Schnurgerade Bahnhofstrasse Die Stadt entwickelte sich, wie so oft, mit der Bahn. Nachdem der Rhein gezähmt und die Ebene entsumpft war, war der Talgrund frei für Agrikultur und die 1859 in Betrieb genommene Eisenbahn vom Bodensee nach Chur. Der Bahnhof von Buchs war damals einen Kilometer vom Ortskern entfernt in der Talsenke. Die entstandene Lücke →
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Hochhaus in Buchs von Staufer & Hasler: Das Workshopverfahren löste den gordischen Knoten.
→ wurde – dem Zeitgeist entsprechend – mit einer schnurgeraden Hauptstrasse quer zum Fluss erschlossen. Eine Strasse, die Buchs mit dem benachbarten liechtensteinischen Schaan auf der anderen Rheinseite verbindet. In Buchs heisst sie Bahnhofstrasse, jenseits der Brücke, im Fürstentum, wird sie sinnfällig zur Zollstrasse. Zwischen dem Dorfkern und dem Bahnhof bildete sich ein Strassendorf, das später durch die parallel gelegte Grünaustrasse zu einem Stück geplanter Neustadt wurde. Hier finden sich heute sämtliche Angebote des täglichen Bedarfs in einer Art Freiluft-Shoppingmall, einer prosperierenden Innenstadt. Einzig der Kopf der Neustadt beim Bahnhofplatz gleicht noch einer Verkehrswüste. Eingeschnürt zwischen stark befahrenen Strassen und durchkreuzt vom Giessen, dem Stadtbach, liegt das Areal des Restaurants ‹ Chez Fritz › zurzeit noch auf einer Insel. Es erstaunt deshalb nicht, dass die mit der Konzep tion des Areals beauftragten Architekten von Staufer & Hasler nach der eingehenden Ortsanalyse zum Schluss kamen, dass dem Ort nicht nur durch ein Bauwerk geholfen werden kann, sondern dass es hier auch eine umfassende Umgebungsplanung braucht. Aus der Insel soll eine Oase werden. Doch der Reihe nach. Über Umwege ans Ziel Das Areal hat aufgrund seiner prominenten Lage, der komplexen Interessen und diverser baurechtlicher Entwicklungen eine bald 50-jährige Geschichte siehe ‹ Planungsgeschichte › Seite 19. Die aktuelle Planung ist der dritte Anlauf für ein Wohn- und Geschäftshochhaus an diesem Ort. Um den vielfältigen Ansprüchen von Städtebau, Architektur, Baurecht, Partizipation und den laufenden Plänen in der direkten Nachbarschaft gerecht zu werden, wählte HRS als Bauherrin ein Workshopverfahren und holte alle Einsprecher der früheren Verfahren mit an den Tisch. Auch die Gemeinde und der Kanton waren im Begleitgremium
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vertreten. Stephan Mäder, Architekt und Vorsitzender der Begleitgruppe, findet das Vorgehen aufgrund der Komplexität der Aufgabe richtig: « Auch wenn es einem Wettbewerb mit nur einem Teilnehmer nahekommt, war die Ausgangslage aufgrund der rollenden Planung für einen Wettbewerb nicht angezeigt. » Thomas Hasler, der zusammen mit Astrid Staufer 1994 das Architekturbüro Staufer & Hasler in Frauenfeld gründete, schliesst sich dieser Meinung an und ergänzt: « Das Workshopverfahren bietet einen weiteren Rahmen als der Wettbewerb. Für Architekten ist es problematisch, wenn man nur liefern kann, was bestellt wird, und einen Ausschluss riskiert, sobald man über den Tellerrand hinweg denkt. » Es ist durchaus vorstellbar, dass die Architekten in einem Wettbewerb chancenlos gewesen wären, denn sie schlugen vor, auch die Umgebung massiv zu verändern, inklusive der Verlegung von Strassen, dem Abtausch von Parzellen und eine Verkehrsplanung, die in einer Volksabstimmung bestätigt werden musste. So trug die Verfahrenswahl glücklicherweise dazu bei, dass das Projekt über Umwege ans Ziel gelangte und sich auf dem längeren Weg besser entwickeln konnte. Hasler zeigt sich erfreut, « dass es gelungen ist, ein Projekt zu konzipieren, bei dem alle gewinnen und das allgemein verständlich ist. Es geht uns nämlich nicht darum, nur dem Besteller zu folgen, sondern Potenziale zu schaffen. » Ein Projekt für alle Diese Potenziale sind vielfältig. So profitiert nicht nur das Hochhaus von der Freiraumgestaltung am Giessen inklusive ‹ Pocket-Park ›, sondern auch die gegenüber geplante Erweiterung des Bahnhofplatzes von OSMB Architekten und damit die Visitenkarte für die Bahnreisenden. Das Erdgeschoss des Hochhauses soll publikumsorientierte Nutzungen erhalten und wendet sich auf der Ostseite repräsentativ zum Bahnhof. Auf der gegenüberliegenden
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‹ Chez Fritz ›, Buchs SG Wohn- und Geschäftshochhaus Bauherrschaft und Veranstalterin: HRS Real Estate, Frauenfeld Verfahren: Workshopverfahren mit Staufer & Hasler Architekten, Frauenfeld Verfahrensorganisation: Strittmatter Partner, St. Gallen Begleitgruppe: – Stephan Mäder, Architekt ( Vorsitz ) – Werner Binotto, ehem. St. Galler Kantonsbaumeister – Michael Breitenmoser, HRS – Michael Geschwentner, Architekt – Daniel Gut, Gemeindepräsident Buchs – Jürg Ragettli, Bauverwaltung Buchs – Ueli Strauss, ehem. St. Galler Kantonsplaner – Balz Wolfensberger, Vertreter Grund eigentümer Projektstand: Baueingabe
Westseite schliesst eine Kolonnade entlang der umgelegten Kappelistrasse den Dorfkern ab. Hier sind Verkaufsund Gewerbeflächen geplant, während auf der anderen Strassenseite die bestehenden Nutzungen in Zukunft erweitert werden können und grosszügige Aussenräume erhalten. Zur Neustadt hin sieht das Projekt einen Sockelbau mit Büroflächen vor, der sich an den Höhen der Nachbarsbauten orientiert. Darauf ist eine begrünte Dachterrasse für die Mieter der Büros und Wohnungen geplant. Im Hochhaus sind mehrheitlich mittelgrosse Mietwohnungen vorgesehen, pragmatisch um eine eingezogene Loggia organisiert. Den oberen Abschluss bilden grosse Maisonettes und ein Mehrzweckraum, der der Gemeinde und damit der Bevölkerung zur Verfügung stehen wird. Der Baukörper zeichnet die unterschiedlichen Nutzungen plastisch ab. Vier Obergeschosse des Wohnturms dringen im Schnitt in den Sockelbau und schaffen Platz für Technik-, Wasch- und Kellerräume. Auf diese Weise minimiert sich das kostspielige Volumen im vom Rhein angeschwemmten Untergrund. Diese vielfältige Gestaltung und Nutzung trägt der Prominenz der Aufgabe und des Orts Rechnung. Oder wie es Hasler formuliert: « Wenn es nur ein Hochhaus im Ort gibt, ist dessen Planung mit einer viel grösseren Verantwortung verbunden. Es prägt das Gesicht des Orts für eine lange Zeit. » Der Anspruch sei, « nicht nur eine Fassade zu einem Programm zu entwerfen, sondern als Architekten Ideengeber zu sein und gewissermassen als Spiritus Rector voranzugehen, nicht in einem arroganten, sondern in einem visionären Sinn. » Das Projekt hat sich auch im politischen Prozess als stabil erwiesen. Es wurde in einer Volksabstimmung angenommen, und der damalige Kantonsbaumeister und Mitglied der Begleitgruppe, Werner Binotto, setzte sich in einer öffentlichen Veranstaltung für das Hochhaus ein, was HRS besonders freute.
Planungsgeschichte 1974 Überbauungsplan, nie umgesetzt 1992 Clerici & Müller, städtebauliches Konzept, Richtplan Innenstadt genehmigt ; turmartiges Gebäude als Auftakt der Bahnhof- und Grünaustrasse 2011 FKL & Partner, Projekt mit Gestaltungsplan, Baugenehmigung wegen Schattenwurf verweigert 2013 Verwaltungsgericht ändert Rechtsprechung der Schattenwurfregelung 2013 OSMB Architekten: Masterplan Bahnhof in Auftrag von Gemeinde und SBB 2013 Staufer & Hasler: Workshopverfahren, Hochhaus samt Umgestal tungen der Freiflächen, der Stras senverläufe und des Stadtbachs 2015 Ja in der Abstimmung über die neue Verkehrsplanung zum Hochhausprojekt 2020 Baugesuch ‹ Chez Fritz III ›
Die Rolle des Architekten Die Anfänge der modernen Stadtplanung in Buchs stammen aus dem frühen 20. Jahrhundert. Damals entwickelte sich auch das Bild des Architekten als Generalisten genialer Prägung: Von der kühnen Vision bis zum Industriedesign war ein einzelner Autor zuständig. Dieses Bild hat sich – ungefähr im gleichen Zeitraum wie die Planungsgeschichte des Buchser Stadtstücks ‹ Chez Fritz › – stark verändert. Die unangefochtene Autorenschaft des Architekten ist der Überzeugung gewichen, ihn als Teamplayer oder nur als Dienstleister zu sehen. Diesem Trend steht die Arbeit von Staufer & Hasler Architekten mit dem Workshopverfahren entgegen. Ihre Arbeit ist geprägt von einem ungebremsten Interesse an Geschichte und Technik der Architektur, sei dies in der Lehrtätigkeit – zurzeit an der Technischen Universität Wien – oder als erfolgreiches Büro mit Projekten in der ganzen Schweiz. Die aus dem Kontext und der Baukultur heraus entwickelten Entwürfe stehen für das neue Bild des Architekten als Generalisten kongenialer Prägung. Die Architektur sieht sich zwar immer noch als Visionärin, aber nicht als Selbstzweck, sondern als gestaltende Vermittlerin dank einer räumlichen und bildhaften Sprache zwischen den Menschen, dem Ort und der Technik. Brückenbauer zwischen den einzelnen Stakeholdern mit ihren verschiedenen Ansprüchen zu sein, war denn auch die Aufgabe in Buchs. Vernetztes Querdenken war gefragt, etwas, was der Populärphilosoph Richard David Precht als « Inkompetenz-Kompensations-Kompetenz » beschreibt. Das Workshopverfahren mit nur einem Architekturteam ist hier auch gelungen, weil die Aufgabe nicht genau definiert war und der Architektur genug Spielraum liess, um geduldig den gordischen Knoten zu lösen. Nun hofft Buchs, dank dieser Planung weiterhin dem Trend der leeren Geschäfte widerstehen und auf eine lebendige Innenstadt zählen zu können – inklusive ‹ Fritz ›.
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Martin Kull Der Bauingenieur ist vor über dreissig Jahren bei HRS eingestiegen. Er startete mit der Bauausführung und baute dann die Immobilienentwicklung von der Ostschweiz in die ganze Schweiz aus. Er hat vor allem die Expansion in die Westschweiz ge leitet. Seit 2005 ist er CEO und Inhaber der HRS Real Estate zusammen mit seiner Frau, der Architektin Rebecca Kull.
Michael Geschwentner Der Architekt studierte an der ETH Zürich. Er begann im Büro von Patrick Gmür, zuerst als Praktikant, dann als Architekt, Projektleiter, Partner und Inhaber. Heute heisst das Büro Steib Gmür Geschwentner Kyburz. Für HRS war er in verschiedenen Jurys, unter anderem für die Projekte in Tribschen siehe Seite 8 und Buchs siehe Seite 16. Sein Büro hat an mehreren Wettbewerben für HRS teilgenommen. Gewonnen hat es zum Beispiel das Hochhaus auf dem SaurerAreal in Steinach TG.
Michael Breitenmoser Der gelernte Hochbauzeichner hat an der Zürcher Hochschule Winterthur Architektur studiert. Er hat fünf Jahre lang als Architekt gearbeitet und sich parallel zum Immobilienökonomen ausgebildet. Seit zehn Jahren arbeitet er bei HRS. Heute ist er Co-Leiter der Immobilienentwicklung des Unternehmens.
« Es kommt immer etwas Gutes heraus » Die Verantwortlichen von HRS stecken viel Aufwand in Architekturwettbewerbe und andere qualitätssichernde Verfahren. Denn so kommen sie schneller zum Bauen. Interview: Ivo Bösch
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Warum ist HRS ein Fan von Architekturwettbewerben geworden ? Martin Kull: Wir machen immer das Beste. Der Wettbewerb bringt uns am schnellsten ins Ziel. Wenn die Verfahren gut vorbereitet und geführt sind, kommen wir zu verschiede nen Ideen und Varianten – das ist der grosse Vorteil. Michael Breitenmoser: Schwierige Projektentwicklungen zeichnen HRS aus. Meistens bearbeiten wir komplexe Themen mit langen Verfahren, zum Beispiel über eine Umzonung oder einen Sondernutzungsplan. Mit dem Ar chitekturwettbewerb können wir früh viele Themen lösen, die später im baurechtlichen Verfahren auftauchen. Und wir können die architektonische Qualität sichern. Wir ste cken viel Aufwand in diese erste Wettbewerbsphase, da mit wir in den späteren, längeren Prozessen schneller ins Ziel kommen. Mit den wettbewerbsähnlichen Verfahren versuchen wir auch, die Unterstützung von den Amts
stellen und anderen Beteiligten zu bekommen, indem wir alle involvieren. Kurz: Wir betreiben zwar höheren Auf wand im Wettbewerb, sind später aber schneller mit der Planung und der Bewilligung. Martin Kull: Und wir wollen keine Zufallslösungen, denn sie wären einfacher zu kritisieren. Weniger angreifbare und besser akzeptierte Projekte helfen uns in den komplizier ten Bewilligungsverfahren. Die Wettbewerbe – oder ande re qualifizierte Verfahren – geben uns also Sicherheit. Haben Sie ein Standardverfahren, wenn Sie mit einer Entwicklung beginnen ? Michael Breitenmoser: Wir überlegen uns bei jedem Projekt neu, welches Verfahren das richtige ist. Martin Kull: Gewisse Richtlinien haben wir, aber wir müs sen flexibel sein und auf die Situation reagieren kön nen. Wir wollen massgeschneiderte Lösungen für den Ort, den Kunden und die Nutzer anbieten. Das intelli genteste Verfahren auszuwählen, ist der erste wichtige Schritt. Und wir achten darauf, dass wir zu den Verfah ren verschiedene Architekten einladen, neben den gros sen Stars auch unbekannte und junge Büros, denen →
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→ wir eine Chance geben, sich zu zeigen. Wir tun damit auch für uns etwas Gutes: Die Jungen öffnen uns manch mal die Augen und zeigen uns unkonventionelle Ideen. HRS ist aber nicht dafür bekannt, jungen Büros eine Chance zu geben ? Michael Breitenmoser: Da haben Sie ein falsches Bild. Zum Beispiel haben Tobler Gmür Architekten unseren Wett bewerb für eine Wohnbebauung in Egnach gewonnen. Wir versuchen, jeweils ein junges Büro zu den Wettbewerben einzuladen, auch wenn sonst die Mehrheit der Teilnehmer erfahrene Büros sind. Im Wettbewerb für das BredellaAreal in Pratteln sind übrigens einige Jungbüros dabei. Zurzeit laden wir deutlich mehr Junge ein als früher. Michael Geschwentner: Ich kann das bestätigen mit meinen Erfahrungen, die ich als Jurymitglied für HRS machen durfte. Übrigens sind auch wir 2003 zum Zug gekommen, als ich noch namenlos war. Als Patrick Gmür aus dem Büro ausgetreten ist, waren wir in der Situation, dass wir zwar als etabliert galten, aber trotzdem eher unbekannt waren. HRS gab uns in Steinach die Chance, und wir konnten den Hochhauswettbewerb gewinnen. Wie erleben Sie HRS als Aussenstehender ? Michael Geschwentner: Mittlerweile kann unser Büro auf eine langjährige Zusammenarbeit zurückblicken. Mit Martin Kull und Michael Breitenmoser sind immer noch die glei chen Ansprechpersonen bei HRS. Diese Konstanz ist ein Qualitätsmerkmal. Das wirkt auf mich glaubwürdig. Das Inhaberpaar Martin und Rebecca Kull führt die Firma selbst. Ich weiss: Mache ich etwas ab, gilt es. Wenn ich in einem Verfahren als Juror oder Teilnehmer mitmachen soll, frage ich immer nach den Personen: Stehen sie zu ih rem Wort, meinen sie es ernst ? Unser Büro leistet für HRS gerne einen besonderen Effort, weil wir inzwischen wis sen, es kommt am Ende immer etwas Gutes heraus. Wie erleben Sie HRS konkret in den Wettbewerben ? Michael Geschwentner: HRS hat die Verfahren, an denen ich beteiligt war, ganz verschieden organisiert. Am an spruchsvollsten war die Arealentwicklung Tribschen in Luzern. Trotz schwer lösbarer Aufgabe gefällt mir das ausgewählte Projekt von Caruso St John äusserst gut. Wir hatten als Juroren viel Zeit für lebhafte Diskussionen. Wir stellten uns aber schon die Frage, ob der enorme Aufwand den Ertrag noch rechtfertige. War die bezahlte Überar beitung zweier Projekte notwendig ? Sie war trotz Mehr aufwand letztlich für die Entscheidungsfindung und die Festigung der Projekte hilfreich. Ich nehme aber an, HRS wird die Lehren daraus ziehen, denn ich sehe, wie sie die Verfahren immer wieder anpassen. Mit diesem Synthese verfahren für Tribschen sind die Projektentwickler jeden falls einen interessanten Weg gegangen. War Tribschen für HRS doch zu aufwendig ? Michael Breitenmoser: Die Schwierigkeit war dort, alles un ter einen Hut zu bringen: die klaren Vorstellungen und Ansprüche des Auftraggebers Credit Suisse, das Baurecht liche mit einem allfälligen Sondernutzungsplan, das kom plexe Umfeld mit Retail und Fahrwegrechten. Aus heuti ger Sicht hat sich das aufwendige Verfahren auf jeden Fall gelohnt. Das Bauprojekt entspricht fast eins zu eins dem Siegerprojekt – eine Erfolgsgeschichte. Das zweite Projekt, das wir in diesem Heft zeigen, ist das Bredella-Areal in Pratteln. Was haben Sie dort gelernt ? Michael Breitenmoser: Den Masterplan haben wir nur mit ei nem Büro ausgearbeitet, mit Burckhardt + Partner. Damit haben wir zwar mögliche Varianten erhalten, wie dieser Stadtteil aussehen könnte. Das Gute war aber, dass wir im folgenden Wettbewerb den Fächer nochmals öffnen konnten. Der Wettbewerb war der Stresstest für den Quar
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tierplan, der noch nicht in Kraft ist. Wir können jetzt also die Spielregeln nochmals anpassen. Vor allem die jünge ren Büros haben im Wettbewerb viele neue und kreative Ansätze gezeigt, die wir in der Machbarkeitsstudie nicht gesehen hatten. Die neue Generation hat andere Vorstel lungen davon, wie ein solches Quartier aussehen könnte. Das dritte Verfahren im Heft war kein Wettbewerb, sondern ein Workshop mit einem einzigen Architekturbüro ? Michael Breitenmoser: Ja, wir kannten die Probleme, weil zwei Entwickler schon vor uns mit einem Hochhaus am Bahn hofplatz im sanktgallischen Buchs gescheitert waren. Wir wollten alle Einsprecher an einen Tisch bringen. Auch konnten wir die Komplexität der Aufgabe nicht in einem Programm niederschreiben. Deshalb haben wir uns für ein Workshopverfahren mit einem guten Architekturbüro entschieden. Staufer & Hasler haben im Dialog den heuti gen Konsens gefunden, in dem wir sogar ein Stück Strasse verschieben werden. Leider ist der einzige Einsprecher, der damals nicht an den Tisch sitzen wollte, noch heute gegen das Projekt. Haben Sie ein Erfolgsrezept ? Martin Kull: Ich bin ein Verfechter des Systems: ‹ Was wir entwickeln, bauen wir selbst. › So müssen wir das, was wir in der Entwicklung falsch gemacht haben, in der Ausfüh rung ausbaden – auch finanziell. Denn mit unseren Fix preisen zahlen wir die Fehler selbst. So lernen wir schnell. HRS setzt jedes Jahr 1,4 Milliarden Franken um. Sie verändern damit die Schweiz. Müssten damit Ihre Verfahren nicht öffentlicher und offener werden ? Also vielleicht laden Sie auch mal zwanzig Büros ein und nicht nur fünf ? Michael Breitenmoser: Die Verfahren sind nur Mittel zum Zweck. Es geht uns um gute Architektur, gleichzeitig wol len wir unsere Ziele effizient erreichen. Heute ist es so, dass bereits die Gestaltungspläne detailliert sein müssen – im Thurgau zum Beispiel inklusive Containerstandort. Für komplizierte, workshopähnliche Verfahren – die werden eben immer häufiger – sind für uns fünf Teilnehmer eine angemessene Grösse. Je intensiver es den Austausch braucht, desto kleiner halten wir das Teilnehmerfeld. Mit fünf Büros können wir gut in einen Dialog treten. Am Ende ist es für uns auch eine Frage von Aufwand und Ertrag. Martin Kull: Mir kommt es manchmal vor: Wenn man nicht genau weiss, was man will, dann lässt man möglichst vie le arbeiten. Irgendjemand findet schon eine Lösung. Für mich ist eine Präqualifikation oft ehrlicher und ökonomi scher. Wir fragen 15 Büros an und reduzieren mit der Jury die Teilnehmer auf fünf. Als Generalunternehmer fragen wir bei Ausschreibungen auch, wie viele mitrechnen. Bei zehn Teilnehmern rechnen wir häufig nicht mit. Michael Geschwentner: Es braucht beides, den offenen Pro jektwettbewerb und die eingeladenen Verfahren. Das eine schliesst das andere nicht aus. Die offenen Verfahren muss man fördern. Aber es gibt nach meiner Meinung auch Aufgaben, bei denen man das Teilnehmerfeld besser gezielt reduziert. Was bringt die Zukunft ? Martin Kull: Wir sollten die Nachhaltigkeit im Auge behal ten. Muss zum Beispiel wirklich jeder Granit aus Süd amerika oder China kommen ? Ich wünsche mir, dass die Konstruktionen, die Details und die Materialisierung öko logischer werden. Da gibt es noch Potenzial. Die zweite grosse Herausforderung ist die Digitalisierung. Wie wer den die Verfahren in Zukunft juriert ? Wie erhalten wir die Entwürfe in fünf Jahren, wie kommen die Daten ins Bau projekt und am Ende auf den Bau ? Es wird in der Branche noch einen grossen Schub und viel Innovation geben.
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Projektschau Ausgewählte HRS-Entwicklungen der Deutschschweiz
Torfeld Süd, Aarau Verfahren: Studienauftrag im Workshopverfahren Architektur, Landschaft: Burkard Meyer Architekten, Steib Gmür Geschwentner Kyburz Architekten, Caruso St John Architects, Nipkow Landschaftsarchitektur
Hagnau Ost, Muttenz BL Verfahren: Direktauftrag Architektur, Landschaft: Burckhardt + Partner Architekten, Fontana Landschaftsarchitektur
Gschwend-Areal, Steffisburg BE Verfahren: Studienauftrag Architektur, Landschaft: Aebi & Vincent Architekten, bs LandschaftsArchitekten
Sangenfeld West, Weinfelden Verfahren: Studienauftrag Architektur, Landschaft: Zita Cotti Architekten, Kolb Landschaftsarchitektur
Nova, Brunnen SZ Verfahren: Wettbewerb Studie Masterplan, zwei interne Studienaufträge Architektur, Landschaft: Fischer Architekten, Pfister Klingenfuss Architekten, Züst Gübeli Gambetti Architekten, Studio Vulkan
Stöcklin-Areal, Aesch BL Verfahren: interner Studienauftrag Architektur, Landschaft: Max Dudler, Caruso St John Architects, E2A, Büro Krucker Architekten, Marazzi Paul Architekten, Studio Vulkan
Wohnbebauung Aachweg, Egnach Verfahren: Studienauftrag Architektur, Landschaft: Tobler Gmür Architekten, Linea landscape architecture
Saurer WerkZwei, Arbon TG Verfahren: drei Architekturwettbewerbe, zwei Studienaufträge, ein Workshopverfahren Architektur, Landschaft: Steib Gmür Geschwentner Kyburz Architekten, Burkhalter Sumi Architekten, Pfister Schiess Tropeano, Michael Meier und Marius Hug Architekten, Pfister Architekten, Züst Gübeli Gambetti Architekten, Caruso St John Architects, Krebs und Herde Landschaftsarchitekten
Hardturm-Areal, Zürich Verfahren: Investorenwettbewerb Architektur, Landschaft: Boltshauser Architekten, Caruso St John Architects, Pool Architekten, Studio Vulkan
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Die Projektentwickler von HRS haben den Archi tekturwettbewerb für sich entdeckt. Mit Pro jektwettbewerben, Studienaufträgen und Work shopverfahren kommen sie schneller zum Ziel. Oft betreiben sie einen hohen Aufwand in diesen Verfahren. Doch der rechnet sich. Denn das Unternehmen hat entdeckt: Die Wirt schaftlichkeit geht oft mit einem städtebaulich und architektonisch überzeugenden Projekt einher. Und der höhere Aufwand im Wettbewerb verkürzt die spätere Planung und das Bewilligungsverfahren. projektentwicklung.hochparterre.ch
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Hochparterre X / 18 — Titel Artikel