Themenheft von Hochparterre, Januar 2024
Ein grosses Erbe Die Dr. Stephan à Porta-Stiftung steht für günstigen Wohnraum und soziales Engagement. Wie macht sich die Zürcher Stiftung fit für die Zukunft ?
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Ein intimer Moment zwischen Vater und Tochter in der Egligasse.
Cover: Die Egligasse ist das gemeinschaftliche Rückgrat der Siedlung – alle Wege führen hier durch.
Die Neubausiedlung Eglistrasse im Zürcher Kreis 4 steht im Zentrum dieses Themenhefts.
Editorial
Günstiger Wohnraum finanziert guten Zweck Inhalt
4 « Ein grossherziger Häuserbesitzer » Wie der Sohn einer Bündner Zuckerbäckerfamilie zum sozialen Immobilienunternehmer in Zürich wurde.
6 Fürs ganze Leben An der Eglistrasse hat die à Porta-Stiftung eine 90-jährige Siedlung ersetzt. Hat sich der Abriss gelohnt ?
12 Und wie wohnen Sie ? Auf Tour von Haustür zu Haustür in den à Porta-Wohnsiedlungen.
16 Das Dilemma mit den höheren Mieten Die Stiftungsratspräsidentin Corinna à Porta und der Geschäftsführer Armin Isler im Interview.
20 Ein Stück Zürcher Bau- und Wohngeschichte Das bauliche Erbe der à Porta-Stiftung.
Dr. Stephan à Porta, der Sohn eines Unterengadiner Zuckerbäckers, wurde in Danzig geboren und zog als 22-Jähriger nach Zürich. Während des Baubooms der 1890er-Jahre erstellte er das erste Mehrfamilienhaus. Später sollten mehr als 160 weitere folgen. Kurz vor seinem Tod überführte à Porta seinen grossen Immobilienbesitz in eine Stiftung. Heute verwaltet die Stiftung, die den Namen ihres Stifters trägt, 141 Liegenschaften mit rund 1300 Wohnungen in ganz Zürich – die Mieten sind preisgünstig, so wie à Porta es wollte. Doch der Stiftungszweck ist vielfältiger: Er besteht darin, wohltätige und gemeinnützige Institutionen in der Stadt Zürich und im Kanton Graubünden zu unterstützen. Die Vermietung von Wohnraum generiert die nötigen Mittel. Die Sanierung von Gebäuden ist eine zentrale Aufgabe der Stiftung. Aber in einzelnen Fällen zeigt sich, dass ein Neubau zielführender ist – so wie an der Eglistrasse. Hier erstellten Ken Architekten ein Gebäude mit 148 Wohnungen, Kindergarten, Palliativzentrum und zehn speziell auf Menschen mit Behinderung zugeschnittene Wohnungen. Damit konnte die Stiftung zeitgemässen günstigen Wohnraum schaffen und mit den Zusatznutzungen das ganze Spektrum ihres Wirkens aufzeigen. Der Artikel über die Siedlung Eglistrasse steht im Zentrum dieses Hefts. Flankiert wird er von zwei Beiträgen von Karin Salm: Sie stellt eine Auswahl von Mieterinnen und Mietern vor, und sie spricht mit der Stiftungsratspräsidentin Corinna à Porta und dem Geschäftsführer Armin Isler. Den Anfang und das Ende des Hefts prägt Adi Kälin mit historischen Beiträgen über das Wirken Stephan à Portas und über das bauliche Erbe. Die Fotos, die Hanna Jaray eigens für dieses Heft gemacht hat, zeigen die vielfältigen Aspekte der Siedlung Eglistrasse. Werner Huber
Impressum Verlag Hochparterre AG Adressen Ausstellungsstrasse 25, CH-8005 Zürich, Telefon +41 44 444 28 88, www.hochparterre.ch, verlag @ hochparterre.ch, redaktion @ hochparterre.ch Geschäftsleitung Werner Huber, Rahel Marti Verlagsleiterin Susanne von Arx Konzept und Redaktion Werner Huber Fotografie Hanna Jaray, www.hannajaray.ch Art Direction Antje Reineck Layout Jenny Jey Heinicke Produktion Nathalie Bursać Korrektorat Lorena Nipkow Lithografie Team media, Gurtnellen Druck Stämpfli AG, Bern Herausgeber Hochparterre in Zusammenarbeit mit der Dr. Stephan à Porta-Stiftung hochparterre.ch / aporta Themenheft bestellen ( Fr. 15.—, € 12.— ) und als E-Paper lesen
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Er ist 24 Jahre alt, als er mit dem Verkauf von drei Wohnhäusern Geld macht. Wie der Sohn einer Bündner Zuckerbäckerfamilie zum sozialen Immobilienunternehmer wurde.
Stephan à Porta kam 1888 nach Zürich, um sein Jura-Studium abzuschliessen.
Die Stiftung Menschen auf der Schattenseite des Lebens finden Unterstützung bei der Dr. Stephan à Porta-Stiftung. Dem Willen des Stifters folgend, dienen die Zuwendungen zur Verbesserung ihrer Lebensqualität. Noch heute leben Menschen in Not. Gewandelt hat sich die Art ihrer Bedürftigkeit. Die à PortaStiftung hat seit ihrer Gründung mehr als 3000 Projekte von gemeinnützigen Institutionen mit 75 Millionen Franken ( indexbereinigt ) unterstützt. Die Unterstützung in der Vergangenheit gilt auch als Versprechen für die Zukunft.
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« Ein grossherziger Häuserbesitzer »
Text: Adi Kälin
Stephan à Porta wird 1868 im preussischen Danzig geboren, wo seine Eltern ein Café und eine Konditorei betreiben. Die à Portas waren, wie so viele aus dem Graubünden, als Zuckerbäcker in den Osten gezogen. Die Familie spricht deutsch – allerdings nur in der Öffentlichkeit. Zu Hause unterhält sie sich auf Rätoromanisch. Stephan à Porta wächst in einer gutbürgerlichen Umgebung auf, wirkt allerdings etwas « schwächlich », wie es in seiner Aushebungsurkunde später heissen wird. Nach dem Gymnasium in Danzig studiert er Jura in Königsberg ( heute Kaliningrad ) und Berlin. 1888 zieht er nach Zürich, um sein Studium abzuschliessen. Im gleichen Jahr muss der Vater das Geschäft in Danzig aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Stephan à Portas Bruder Heinrich ist zwar Konditor, will den Betrieb aber nicht übernehmen. Also ziehen die Eltern zurück nach Ftan im Unterengadin, wo der Vater kurze Zeit später mit erst 55 Jahren stirbt. Die Mutter zieht daraufhin nach Zürich. Der Jurist wird Bauunternehmer Es ist erstaunlich, mit welchem Tempo die Karriere des jungen Juristen voranschreitet. Mit 22 Jahren ist er schon Doktor der Rechte, hat einige Stationen bei Gerichten und einer Anwaltskanzlei hinter sich und eröffnet sein eigenes Büro. Lange hält es ihn allerdings nicht in der eigenen Kanzlei ; er sieht die Chancen, die der Bauboom der 1890er-Jahre jungen, initiativen Unternehmern bietet. Zusammen mit seinem Bruder erstellt er im heutigen Zürcher Stadtkreis 4 seine ersten drei Wohnhäuser, die er nach der Fertigstellung mit Gewinn verkauft. Stephan ist zu diesem Zeitpunkt 24 Jahre alt, Heinrich 22. Es folgen nach dem gleichen Muster Dutzende weitere Häuser. Zürich wächst damals in unglaublichem Ausmass. Im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts ist vor allem Aussersihl zum Ankunftsort für zahlreiche Zuwanderer aus anderen Gegenden der Schweiz geworden. Kurz vor der Eingemeindung von 1893 ist Aussersihl mit 30 000 Einwohnerinnen schon grösser als die alte Kernstadt mit 28 000. Mit der Eingemeindung erhöht sich Zürichs Einwohnerzahl auf über 120 000. Die Nachfrage nach günstigem Wohnraum ist enorm, und mit dem Bau von Wohnhäusern lassen sich gute Geschäfte machen. Stephan à Porta und sein Bruder sind Spekulanten. Der Begriff ist damals noch nicht so negativ konnotiert wie heute. Sogar der Bundesrat bezeichnet die beiden Brüder später in einem juristischen Entscheid als « Spekulanten und Bauunternehmer ». Das schnelle Geschäft birgt allerdings auch Risiken: Beim Bau einer Häuserzeile an der Kreuzstrasse kommt es zu erheblichen Schwierigkeiten. Bereits das Grundstück ist teuer, und der schwierige Baugrund in Seenähe verteuert den Bau weiter. Die à Portas schlittern knapp am Konkurs vorbei, werden nur dank Bankkrediten und der Hilfe von Verwandten gerettet. Für Heinrich ist es dennoch zu viel. Er beteiligt sich künftig nicht mehr an der Bauerei. Stephan hingegen beginnt 1908 wieder mit dem Kauf von Bauland und dem Bau von Wohnhäusern. Von 1908 bis 1919 und von 1922 bis 1940 entstehen 167 Mehrfamilienhäuser, die à Porta nun nicht mehr verkauft, sondern selbst verwaltet. Es sind keine Luxusbauten, sondern einfache Wohnungen nach ähnlichem Muster, die zu günstigen Preisen vermietet werden. À Porta schreibt später in seinem Lebenslauf: « Sogar die Stadt hat es vorgezogen, mir Land zu verkaufen, statt selbst Wohnungen zu bauen, weil so die Öffentlichkeit geringere Opfer bringen
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muss. » Die Kosten sind auch deshalb geringer, weil à Porta dank eigenem Regiebetrieb seine Häuser billiger bauen und unterhalten kann. Phasenweise beschäftigt dieser Betrieb ungefähr 200 Personen. Giacomo Barbatti ist ab 1924 Hausarchitekt und Leiter des Regiebetriebs. Bescheiden, grossherzig und chaotisch Stephan à Porta lebt einfach, fast schon spartanisch, in einer seiner Wohnungen an der Kreuzstrasse 31 im Zürcher Seefeld. Auch das Firmenbüro befindet sich in der Sechszimmerwohnung – in der einen Ecke arbeitet à Porta, in der anderen Barbatti. Die Buchhaltung ist rudimentär ausgestaltet: Es wird lediglich ein Kassenbuch geführt, das regelmässige Lücken aufweist. Auffällig sind Vermerke wie dieser: « Wahrscheinlich haben wir es ausgegeben. Weg ist es auf alle Fälle. » À Porta ist Mitglied der freisinnigen Partei, engagiert sich aber politisch nicht. Er meidet auch öffentliche Anlässe, hauptsächlich seines Hörleidens wegen. Vielleicht erschwert ihm auch das Hochdeutsch, das er zeitlebens spricht, den Zugang zur Zürcher Gesellschaft. Zwei Mal heiratet Stephan à Porta. Von der ersten Frau lässt er sich nach kurzer Zeit scheiden, die zweite stirbt 1937. Beide Ehen bleiben kinderlos. Stephan à Porta hat aber ein grosses Herz für Kinder, Dutzende lädt er jeweils zusammen mit ihren Eltern zu Weihnachtsfeiern ein. Damit das Vermögen in der Familie bleibt, adoptiert à Porta 1922 den damals 11-jährigen Lorenz à Porta, einen Sohn seines Cousins Jon, und macht ihn zu seinem Universalerben. Die Adoption ist allerdings eine rein formelle, denn der Kleine wächst weiterhin bei seinen leiblichen Eltern auf. Lorenz à Porta macht später zunächst eine Maurerlehre im Betrieb seines Adoptivvaters, danach holt er die Matura nach und schliesst das Jura-Studium in Bern ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernimmt er die Leitung des Betriebs, der zum grössten Teil zur Stiftung geworden ist. Nur wenige Häuser gehen an Verwandte. Erbe mit sozialem Charakter Kurz nach Kriegsausbruch 1939 entschliesst sich Stephan à Porta, seinen Liegenschaftenbesitz in eine Stiftung zu überführen. Unter anderem will er so verhindern, dass der Betrieb nach einem allfälligen frühen Tod seines Adoptivsohns an seinen Bruder Heinrich und dessen Nachkommen geht. Mit der Stiftung bleibt auch der soziale Charakter seines Besitzes erhalten, allem voran die für Zürich sehr günstigen Mietzinse. In der Stiftungsurkunde ist denn auch festgehalten, dass « die Mieten so festzusetzen sind, dass sie im Allgemeinen gegenüber anderen vergleichbaren Wohnungen in der Stadt Zürich noch als vorteilhaft angesprochen werden können ». Am 8. Juni 1945 nimmt der Zürcher Stadtrat « dankend Kenntnis » von der grosszügig ausgestatteten öffentlichen Stiftung. Ihr Startkapital: 144 Liegenschaften im Wert von rund 6,5 Millionen Franken. Zu den günstigen Mietzinsen kommen Zuwendungen an soziale Institutionen in Zürich und im Kanton Graubünden. 65 Prozent des Reingewinns wird an Bedürftige in der Stadt Zürich verteilt, 20 Prozent gehen an den Kanton Graubünden und je fünf an die Kirchgemeinden Neumünster und Grossmünster sowie an à Portas Herkunftsgemeinde Ftan im Unterengadin. Bis heute ist ein Gesamtbetrag von 53,5 Millionen Franken an wohltätige und gemeinnützige Institutionen gegangen ( indexbereinigt entspricht dies circa 75 Millionen ). Seit 2007 sind jährlich 1,4 Millionen Franken nach dem immer noch gleichen Schlüssel verteilt worden. Ende 1945 zieht sich Stephan à Porta aus dem Geschäft zurück, die neue Stiftung tritt am 1. Januar 1946 in Kraft. Es ist zwar
Damit der soziale Charakter seines Lebenswerks erhalten bleibt, übertrug à Porta ( rechts ) seine 144 Liegenschaften 1946 an eine Stiftung.
ein grosszügiges, aber kein einfaches Erbe, das Lorenz à Porta antritt. Im ersten Jahresbericht stellt er einen grossen Nachholbedarf beim Unterhalt fest. In vielen Häusern sei « während langen Jahren nur das Allerdringendste repariert » worden, « da die Erträgnisse der bestehenden Häuser, soviel wie möglich, zum Bau von neuen Häusern verwendet wurden ». Die Stiftung hat übrigens nie Subventionen, zinslose Darlehen oder Fördergelder der öffentlichen Hand bezogen und auch nie ein Baurecht der Stadt beansprucht. Heute ist die Stiftung Eigentümerin von 141 Liegenschaften und damit von rund 1300 günstigen Wohnungen. Dazu kommen wenige Büros, Ladenlokale und Gewerberäume. Die Liegenschaften befinden sich in den Zürcher Stadtkreisen 4, 5, 6, 7, 8 und 10. Stephan à Porta stirbt am 8. Januar 1947 mit 79 Jahren. Die Zeitungen drucken ausführliche Nachrufe auf den « grossherzigen Häuserbesitzer », wie er in den ‹ Neuen Zürcher Nachrichten › bezeichnet wird. An der Trauerfeier in der Neumünsterkirche lobt der Zürcher SP-Stadtrat Jakob Peter das Werk des Verstorbenen, der nicht bei der Erwerbstätigkeit stehen geblieben sei, sondern « sich mit Hingabe und Helferwillen in den Dienst der Volkswohlfahrt gestellt » habe. Damit habe er einen wichtigen Beitrag zur Lösung des Wohnproblems geleistet.
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Von der Eglistrasse führt die private Egligasse ins Innere der Siedlung. Foto: Hannes Henz
Fürs ganze Leben An der Eglistrasse hat die à Porta-Stiftung eine 90-jährige Siedlung ersetzt. Entstanden ist hochwertiger Raum für langjährige und neue Mieterinnen und jene Menschen, die am Ende ihres Lebens stehen. Text: Werner Huber
Ersatzneubau. Es gibt in der Planung wohl kaum einen Begriff, der so schnell vom Zauber- zum Schimpfwort wurde. Vor kaum zehn Jahren galt der Ersatz von verwohnten Altbauten als Königsweg, um auf einem Grundstück mehr und besseren Wohnraum zu schaffen. Heute assoziiert man das gleiche Vorgehen primär mit der Zerstörung von günstigem Wohnraum und mit viel grauer Energie. Erhalten, sanieren und weiterbauen ist heute die Devise. Doch wie so oft ist es komplizierter, als man denkt. Dies zeigt die Siedlung Eglistrasse. Stephan à Porta errichtete sie 1931. Verputztes Mauerwerk, Kunststeinfenstereinfassungen, Klappläden, eingezogene Balkone: eine solide Sache, so schien es. Ideal also, um mit einer sanften Sanierung günstigen Wohnraum zu erhalten. Oder doch nicht ? Der alte Makel der à Porta-Häuser Ken Architekten prüften, wie die Siedlung zu sanieren wäre, genauso wie sie zuvor auch die gegenüberliegenden Hauszeilen an der Eichbühlstrasse für einen neuen Lebenszyklus fit gemacht hatten. Doch schnell zeigte sich, dass die scheinbar gesunden Häuser an zahlreichen Krankheiten litten, deren Heilung mit zu hohen Mieten zu Buche geschlagen hätte. Weil zur Bauzeit das Material teuer und die Arbeit billig war, und weil à Porta nicht nur wohltätige, sondern durchaus auch finanzielle Überlegungen anstellte, setzte er beim Bau die unterschiedlichsten Materialien ein – egal, wie sinnvoll oder dauerhaft sie waren, günstig mussten sie sein. Die Schallisolation war so schlecht, dass man in der Wohnung dem Fernsehprogramm des Nachbarn folgen konnte, selbst wenn das Gerät auf Zimmerlautstärke eingestellt war. Wegen des Verkehrslärms hätten Wohnungen zusammengelegt werden
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müssen, um den Vorschriften zu genügen. Von Erdbebensicherheit konnte zudem kaum die Rede sein. Ein Makel, der etlichen Bauten von Stephan à Porta anhaftet, zeigte sich in der grossen Siedlung exemplarisch: Anstelle einer Vielfalt von Wohnungen für unterschiedliche Bedürfnisse gab es ausschliesslich Zwei- und Dreizimmerwohnungen sowie ein paar kleine Vierzimmerwohnungen. Nun stehen anstelle der alten, von Satteldächern gedeckten viergeschossigen Gebäude zwei neue u-förmige Bauten mit zurückgesetztem Attikageschoss und Flachdach da. Balkone und Erker rhythmisieren die Fassaden, kaum wahrnehmbare Absätze nehmen den Terrainverlauf auf. Von der Eglistrasse führt eine Stichstrasse in die Tiefe des Grundstücks. In langen Verhandlungen ist es gelungen, das Strassenstück der Stadt abzukaufen und zu einem platzartigen öffentlichen Raum umzugestalten. « Die Egligasse ist das Rückgrat, ja das Entree der Siedlung », sagt Martin Schwager von Ken Architekten. Hier trifft sich die Bewohnerschaft, denn alle Wege zu den Wohnungen führen hier durch. Auch die Küchen der angrenzenden Wohnungen blicken auf diesen Ort, der sich schnell zum gemeinschaftlichen Brennpunkt entwickelt hat. Zwei Durchgänge führen in die beiden Höfe, die Studio Vulkan parkartig gestaltet hat. Noch sind die Bäume klein, doch der Platz zum Wachsen ihrer Wurzeln ist unbeschränkt: Die Überbauung hat keine Tiefgarage ; die nötigen Parkplätze konnten in einer benachbarten Garage untergebracht werden. « Quartiererhaltungszone » heisst es auf dem Zonenplan. Was die weitgehende Übernahme der Höhe der Altbauten bei einer Gebäudetiefe von 12 Metern bedeutete. Das Attikageschoss darf auf einem Drittel der Länge →
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Vielfältige Mischung: Auf der Wiese spielen Kinder, in den zweigeschossigen Hofgebäuden dahinter wohnen Studierende.
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Siedlung Eglistrasse, 2023 Eglistrasse 1 – 11, 19 – 29 ; Eichbühlstrasse 32 – 36 ; Hohlstrasse 315, 317, Zürich Bauherrschaft: Dr. Stephan à PortaStiftung, Zürich Architektur, Baumanagement, Bauleitung: Ken Architekten, Zürich Landschaftsarchitektur: Studio Vulkan, Zürich Kosten ( BKP 1 – 5 ): Fr. 77 Mio. Mietzinsbeispiel 1: 2,5-Zimmer-Wohnung, 47 bis 61 m2, Fr. 900.— bis 1510.— ( exkl. Fr. 120.— NK ) Mietzinsbeispiel 2: 4,5-Zimmer-Wohnung, 84 bis 105 m2, Fr. 1930.— bis 2420.— ( exkl. Fr. 135.— NK )
4. Obergeschoss
2. Obergeschoss
Nutzungen: 1 Verein Hiwoz 2 WG-Häuser 3 Egligasse 4 Zürcher Lighthouse 5 K indergarten
Eglistrasse
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Hohlstrasse
Eichbühlstrasse
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Erdgeschoss mit Umgebung.
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→ bis an die vordere Fassadenflucht stossen, Erker und Balkone dürfen ebenfalls auf einem Drittel darüber hinausragen. Auf der Hofseite, wo à Porta seinerzeit das Terrain abgraben liess, um Garagen im Untergeschoss unterzubringen, galt dieses abgegrabene nun als gewachsenes Terrain. Dies zeigt sich heute in der bewegten Landschaft der neu gestalteten Höfe. Ein ziemlich enges Korsett also, in dem sich die Architekten bewegen mussten. « Eigentlich sollte man an dieser Lage doch verdichten », sagt Martin Schwager. Der Blick auf die Neubauten gibt ihm recht: Ein zusätzliches Vollgeschoss würde das Quartier problemlos ertragen, und gegen die viel befahrene Hohlstrasse am Gleisfeld wäre ein noch höheres Gebäude denkbar. Dass dies hier nicht möglich war, ist der Daseinsgrund der Quartiererhaltungszone: Brüche im Stadtgefüge zu verhindern. Doch wäre ein solcher Bruch hier, im äusseren Aussersihlquartier, nicht eher ein Entwicklungssprung ? Man merkt es Martin Schwager an, dass er gerne höher, vielleicht auch anders gebaut hätte. Doch er habe sich mit dem « reaktionären Städtebau » versöhnt. Die ersten Entwürfe zeigten dann historisierende Grundrisse mit grossen Wohndielen und auch einem eher historisierenden architektonischen Ausdruck. Doch dann liessen die Architekten solche Bilder hinter sich. « Wir leben ja nicht im späten 19., sondern im 21. Jahrhundert », meint Schwager. Nun geben das Mauerwerk aus Kalksandstein und Balkonbrüstungen aus farblos eloxiertem Aluminiumtrapezblech den Bauten einen zeitgemässen Ausdruck. Ein breites Spektrum an Möglichkeiten Die neue Überbauung zählt 148 Mietwohnungen mit 53 unterschiedlichen Grundrissen, die auf 15 Grundtypen basieren. 2,03 beträgt die Ausnützungsziffer, also fast 0,5 mehr als bei den Altbauten, was Wohnraum für rund zusätzliche 100 Personen bedeutet. Der Neubau ermöglichte aber nicht nur einen vielfältigen Wohnungsmix, sondern auch unterschiedliche Wohnformen. Damit kann die à Porta-Stiftung den Kern ihres Zwecks erfüllen: sozial tätig zu sein. In den beiden Höfen steht je ein zweigeschossiger, sternförmiger Bau mit vier Wohngemeinschaften des Vereins Jugendwohnnetz. Zehn Wohnungen wurden zusammen mit dem Verein Hindernisfreies Wohnen für die Bedürfnisse der Menschen im Rollstuhl massgeschneidert. Im Eckgebäude an der Hohlstrasse / Eglistrasse, gekennzeichnet durch eine Rotunde an der Ecke, ist das Palliativzentrum Lighthouse eingemietet. Dass die Stiftung Lighthouse in der Überbauung Platz finden würde, war bereits früh klar. So konnten das Raumprogramm und die Gestaltung gemeinsam entwickelt werden. Gleich neben dem Ort, wo Menschen ihr Leben in einem würdigen, betreuten Rahmen abschliessen können, hat die Stadt Zürich einen Kindergarten eingerichtet – so spannt die Überbauung Eglistrasse den ganzen Lebensbogen auf. Trotz Neubau ist die Schaffung von günstigem Wohnraum ein zentrales Anliegen der Stiftung. In erster Linie erreicht man dies mit knappen Flächen: Ein Koch- und Essraum schlägt mit knapp 22 Quadratmetern zu Buche, der Wohnraum mit knapp 16, die Schlafzimmer sind 13 bis 14 Quadratmeter gross. Dennoch wirken die Wohnungen grosszügig. Dies liegt zum einen an der Raumhöhe von 2,62 Metern, aber auch an der geschickten Grundrissdisposition: Die Architekten rückten die raumhohen Zimmertüren an die Fassaden, sodass sich der Raum seitlich öffnet und grosszügiger wird. Zur Grosszügigkeit tragen auch die froh stimmenden Materialien und Farben bei. Am Boden liegt gelblicher Jurakalk, aus dem die übrigen Farben herausdestilliert wurden: das Hellblau der Einbauküchen, das Ziegelrot der Zimmertüren und die Auberginenfarbe
der Wohnungstüren. Die Badezimmerwände sind mit fliederfarbenem Feinsteinzeug belegt ; geschickt platzierte Spiegel ergänzen den Spiegelschrank und vergrössern das Badezimmer so optisch. Dank intensiver Verhandlungen mit den diversen Nutzergruppen gelang es den Architekten, ein einheitliches Material- und Farbkonzept zu erarbeiten. So liegt auch in den allgemeinen Räumen des Lighthouse der gelbe Jurakalkstein am Boden, und an den Türen und Einbaumöbeln finden sich die gleichen Materialien und Farben wie in den Wohnungen. Und trotz beschränkter Mittel entdeckt man auf einem Rundgang zahlreiche Details, die als feine Akzente zur gestalterischen Qualität beitragen. So heben in den Liften runde Spiegel die Kabine über den Standard hinaus, und in den Treppenhäusern nehmen runde Einlagen die Leuchten auf. Kalottenförmige Einlagen in der Betondecke über der Lighthouse-Dachterrasse bieten liegenden Patientinnen und Patienten eine Abwechslung. Qualität ist auf Dauer günstiger Doch wie passt die Prämisse des günstigen Wohnungsbaus zum Natursteinboden ? Entscheidend ist die Zeitachse, die bei der Stiftung à Porta deutlich länger ist als bei einer renditegetriebenen Bauherrschaft: Da die Stiftungsurkunde den Liegenschaftsverkauf verhindert, kann die Stiftung über einen Zeitraum von 100 Jahren planen und kalkulieren. Stellt man bei einem Parkettboden den Unterhalt in Rechnung – Abschleifen durchschnittlich alle 15 Jahre –, relativiert sich das Bild: Nach 31 Jahren ist der Mehrpreis des Natursteins amortisiert. « Über 100 Jahre betrachtet, machen die Investitionskosten rund 20 Prozent aus. 80 Prozent fallen im Betrieb, beim Unterhalt und der Erneuerung an », so Martin Schwager. Wenn der Statiker für die Tragstruktur von 100 Jahren Lebensdauer ausgeht, soll auch die Fassade mindestens so lange halten. Also sind die Wände bei der Siedlung Eglistrasse aus Kalksandstein und die Fassaden zweischalig ausgebildet. Mit Blick auf das äusserst dauerhafte Sichtmauerwerk älterer Bauten in der Stadt blieb der Kalksandstein unverputzt. Dafür verleihen ihm Rillen eine Struktur, die ein feines Spiel von Licht und Schatten erzeugt – « gratis », sagt Martin Schwager und schmunzelt. Und wenn die Sanitärleitungen eine Lebensdauer von 50 Jahren haben, soll auch die Küche so lange halten, erläutert Schwager die Wahl der Metallküchen. Auch die Aluminiumfenster haben sich in den Berechnungen über längere Zeit als günstiger entpuppt als andere Konstruktionsarten. « Die Gläser lassen sich ja dereinst durch bessere ersetzen », so Schwager. Während des langen und intensiven Planungsprozesses entwickelte sich ein Vertrauensverhältnis zwischen der Bauherrschaft und den Architekten. Das motivierte die Stiftung dazu, Ken Architekten auch mit dem Umbau für das Theater Sogar und das Jazzhaus zu betrauen. Als Armin Isler 2015 die Geschäftsführung der Stiftung übernahm, stand er vor der Aufgabe, rund 400 Wohnungen in die Zukunft zu führen. Ken Architekten analysierten daraufhin das Quartier, sanierten die Zeilen an der Eichbühlstrasse und beschäftigten sich schliesslich mit der Eglistrasse. Kein Wettbewerb also ? Nein, bestätigt Schwager die Tatsache, die er oft als Vorwurf hört. Auch sein Büro hat schon etliche Aufträge über Wettbewerbe gewonnen, doch in Zürich würden sie heute nicht mehr teilnehmen – zu dick und zu determiniert seien die Programme. Wichtig sei es doch, dass etwas Gutes geschaffen werde. Dafür brauche man die nötige Zeit im Planungsprozess und eine gute Bauherrschaft. « Es ist ein Geschenk, wenn man sich als Architekt in unterschiedliche Welten begeben kann », sagt Martin Schwager und freut sich über seinen Beruf.
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Ein zylinderförmiges Bauteil zeichnet den Eingang zum Lighthouse aus. Foto: Hannes Henz
In den einfachen Treppenhäusern setzen die eingelassenen Leuchten und das farbige Geländer dezente Akzente.
Verbindungstüren schaffen in den Wohnungen Querbezüge und damit räumliche Weite.
Rostrot ist eine der Farben, die sich durch die Überbauung ziehen – hier am Boden im Kindergarten.
Die Egligasse und die angrenzenden Wohnungen stehen in enger Beziehung zueinander.
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Aus den Wohnungen an der Hohlstrasse geht der Blick über die Stadt Zürich bis zum Prime Tower.
Die grünen Höfe sind Erholungs- und Spielraum.
Im Lighthouse lädt ein Andachtsraum zum Innehalten ein.
Die Zimmer sind eher schmal, erweitern sich jedoch auf den Balkon und auf die angrenzenden Räume.
Eine Terrasse im obersten Geschoss des Lighthouse bietet einen intimen Aussenraum.
Und wie wohnen Sie ? Eine 93-Jährige, die seit ihrer Geburt hier lebt, oder eine alleinerziehende Mutter, die noch auf eine Ersatzwohnung wartet: auf Tour von Haustür zu Haustür in den à Porta-Wohnsiedlungen. Text: Karin Salm
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Lilly Böni, Pensionärin
Lilly Böni, Eichbühlstrasse:
Im Quartier geblieben Wie sie an die Eglistrasse 13 einzog, daran kann sich Lilly Böni beim besten Willen nicht erinnern. Kunststück. 1931 war sie noch ein Säugling. Mutter und Grossmutter – der Vater war kurz zuvor unerwartet gestorben – bezogen eine nigelnagelneue 3-Zimmer-Wohnung im zweiten Stock. Stephan à Porta hatte im Hardquartier zwischen Hohl-, Eichbühl- und Eglistrasse im Rekordtempo zwei Siedlungen mit über 500 typengleichen Wohnungen gebaut. « Ich erinnere mich gut daran, wie meine Mutter Doktor à Porta jeweils von der Loggia aus grüsste. Er war immer elegant gekleidet, trug einen schwarzen Hut und grüsste freundlich zurück », erinnert sich die heute 93-Jährige. « Er kam regelmässig in der Siedlung vorbei, um nach dem Rechten zu schauen und sich um die Bewohner zu kümmern. » An der Eglistrasse 13 lernte Lilly Böni ihren Mann kennen. Der junge VBZ-Chauffeur hatte sich hier ein Zimmer und einen Einstellplatz für die Vespa gemietet. 1956 bezog das junge Paar eine eigene kleine Wohnung. Mit den Kindern wuchsen die Platzansprüche, sodass die Familie nach einem Zwischenhalt an der Eichbühlstrasse schliesslich in einer 4-Zimmer-Wohnung an der Hohlstrasse 317 landete. « In dieser Wohnung waren wir dem Himmel nahe », erzählt Lilly Böni. « Wir hatten eine tolle Aussicht auf den Höngger- und Zürichberg. » Von dort wegzuziehen wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Es war ein Schock, als die à Porta-Stiftung 2018 der gesamten Mieterschaft die Kündigung aussprach, weil die Siedlung durch Neubauten ersetzt werden sollte. Aus dem Quartier wegzuziehen kam für Lilly Böni nicht infrage. Als ihr eine Alternative in einer à Porta-Liegenschaft an der Eichbühlstrasse angeboten wurde, sagte sie sofort zu und « dankte dem Herrgott ». Wenn sie auf den Südbalkon tritt, kommen subito Kohlmeisen angeflogen, weil sie jeden Morgen von Lilly Böni Pinienkerne erhalten. Auf die Frage, wie sie es ohne Lift in den 3. Stock schaffe, antwortet die 93-Jährige: « Ich habe meinen Lebtag keinen Lift gehabt. Vielleicht bin ich darum gesund. »
« Meine Mutter grüsste Doktor à Porta von der Loggia aus. »
Roman Hosek, Eichbühlstrasse:
Zweimal Glück gehabt Auch der Musiker und SRF-Jazzredaktor Roman Hosek wohnt an der langen Eichbühlstrasse. Während eines Engagements als Musiker bei einem Zirkus habe ihm ein Freund vom preisgünstigen Wohnungsangebot der à PortaStiftung erzählt. Er habe sich auf eine Warteliste setzen lassen und zwei Jahre lang nichts gehört. Wie aus dem Nichts sei dann ein Angebot gekommen. Er schaute sich die Wohnung an und staunte, dass keine Mitbewerber auftauchten. « Es gab keine Konkurrenz, kein Gerangel wie sonst. Das war wie ein Geschenk », erinnert sich Hosek. Nach der Trennung von seiner Partnerin liess sich Hosek erneut auf eine Warteliste für eine Wohnung an der Eichbühlstrasse setzen, damit die Tochter nicht zwischen Mutter und Vater quer durch die Stadt pendeln musste. Nach einer längeren Übergangszeit erhielt er 2017 die Gelegenheit, in eine frisch renovierte Wohnung im Haus Nummer 37 einzuziehen. « Ich habe den Eindruck, dass sich das hilfsbereite Auftreten der Verwaltung auf die Mieterschaft überträgt: Der Kontakt unter den Mietern ist gut, die Kommunikation über unseren Haus-Chat funktioniert bestens », so Hosek. Der Blick auf die Siedlung an der Eglistrasse gibt ihm ein gutes Gefühl: « Die neue Siedlung mit dem Lighthouse und dem Kindergarten zeigt, dass die Mieteinnahmen ins Gemeinwohl zurückfliessen. »
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Maja Hodel, Eglistrasse:
Eva Bräutigam, Hardturmstrasse / Förrlibuckstrasse:
Hoffen auf eine bezahlbare Wohnung Auch ehemalige Mieterinnen und Mieter der Liegenschaften an der Hardturm- und Förrlibuckstrasse sind in die neue Siedlung an der Eglistrasse gezogen. Dies weil per 2025 eine umfassende Sanierung geplant ist. Eva Bräutigam hat sich fürs Bleiben entschieden. Zum einen gefällt es ihr im Quartier nahe der Werdinsel, zum anderen kann sie sich als alleinerziehende Mutter von drei Mädchen und selbstständige Schneiderin eine Wohnung an der Eglistrasse nicht leisten. Dass sie während der Sanierung zweimal innerhalb der Siedlung umziehen muss, sieht sie als Chance, Ballast abzuwerfen. Statt in Panik zu geraten, vertraut sie auf ihre Erfahrung: « Ich weiss, dass die à PortaStiftung eine Lösung finden wird. » Auf jeden Fall hat Bräutigam, die die Dringlichkeit der Sanierung anerkennt, ihren Wunsch für eine 4-Zimmer-Wohnung angemeldet, inklusive Mietzinslimit.
Klaus Henner Russius und Ursula Pfister, Fabrikstrasse:
Klaus Henner Russius und Ursula Pfister
« Trotz weniger Platz fühlten wir uns hier sofort wohl. »
Die perfekte Familienwohnung gefunden Anfang 2023 zog Maja Hodel mit ihrem Partner und den beiden Kindern Elli und Linus in eine 5-Zimmer-Wohnung in der neuen Siedlung an der Eglistrasse. « Für mich als Mieterin ist es schön zu wissen, dass der Gewinn in Gemeinnützigkeit umgemünzt wird und gleichzeitig gute Wohnungen an einem guten Ort erstellt werden. » Die vierköpfige Familie hat vorher an der Badenerstrasse in einer 3-Zimmer-Wohnung gewohnt. Drei Jahre waren Maja Hodel und ihr Partner auf Wohnungssuche und stellten – wie so viele – fest, dass es nahezu unmöglich ist, in Zürich eine passende Familienwohnung unter 3000 Franken pro Monat zu finden. Sie bewarben sich für eine Wohnung in der neuen Siedlung und erhielten ein Angebot für eine 5-Zimmer-Wohnung für 2400 Franken und sämtliche Unterlagen dazu. Hodel und ihr Partner studierten die Pläne: Der effiziente Grundriss mit den tendenziell kleinen Zimmern und einer Küche, alles kompakt um die Nasszellen gruppiert, gefiel ihnen, der scheinbar orange Boden und die violett und rostroten Türen weniger. Als sie dann in der Wohnung standen, war die Überraschung gross: Die Farben wirkten frisch, die Jurakalkböden und die hohen Räume erzeugten ein grandioses Raumgefühl und liessen vergessen, dass die 5-Zimmer-Wohnung nur knapp 100 Quadratmeter gross ist. « Hier wurde solide und sorgfältig gebaut », sagt Hodel. Auch Freunde finden diese bezahlbare Wohnung ganz toll. « Ich entgegne dann immer, dass einige Mieterinnen, die vorher hier gewohnt hatten, oder alteingesessene Quartier-bewohner die neue Miete nicht bezahlen können. »
Katharina Holenweg, Universitätsstrasse:
Gemeinwohlökonomie statt Gewinnmaximierung Katharina Holenweg erzählt die Geschichte vom abenteuerlichen Hauskauf 2018. Damals sollte die Liegenschaft an der Universitätsstrasse 120, in der sich Holenwegs Apotheke befindet, versteigert werden. Da die Apothekerin ein Vorkaufsrecht hatte, sich aber nicht vorstellen konnte, Immobilienbesitzerin zu werden, ersteigerte sie in Absprache mit der à Porta-Stiftung das Haus und verkaufte es gleichentags ohne Gewinn an die Stiftung weiter. Mit der vereinbarten Mietzinsdeckelung ist Holenweg zufrieden, sie weiss, dass ihr Unternehmen intakte Chancen hat, noch lange zu bestehen. Ihre Apotheke ist mehr als nur ein Angebot für die Bevölkerung. Holenweg beschäftigt auch 25 Personen, viele davon sind Frauen in Teilzeit. Zudem bildet sie Lehrlinge aus und vergibt Praktikumsplätze an Pharmaziestudierende. « Wir streben keine Gewinnmaximierung an, sondern sind einer Gemeinwohlökonomie verpflichtet. Ganz ähnlich wie die à Porta-Stiftung », meint Katharina Holenweg.
Nach 20 Jahren zurückgekehrt Als Klaus Henner Russius und Ursula Pfister zusammenzogen, waren sie überzeugt, den Sechser im Lotto gezogen zu haben: eine 4-Zimmer-Jugendstilwohnung in Hottingen, vermietet von einer Privatperson. Doch dann fühlten sich beide nicht wohl und stritten oft. Dann erinnerte sich Russius an die à Porta-Stiftung: In den 1980er-Jahren, als das Elend der Drogenszene das Industriequartier belastete, hatte er eine Wohnung an der Fabrikstrasse 45 bezogen. Der damalige Geschäftsführer der à Porta-Stiftung suchte händeringend nach Mietern, weil er überzeugt war, dass man das Quartier nicht aufgeben dürfe. Schauspieler Russius vermittelte anderen Kollegen Wohnungen, die froh waren um günstigen Wohnraum. 20 Jahre später wohnt Russius erneut an der Fabrikstrasse – nun mit seiner Partnerin Ursula Pfister. « Obwohl wir hier weniger Platz haben, fühlten wir uns sofort wohl. Die Nähe zur Josefwiese, Kino Riffraff und Theater Sogar ist toll. Mit den Nachbarn pflegen wir einen freundschaftlichen Umgang », resümiert Russius. Ursula Pfister, die vor einigen Monaten bei Grün Stadt Zürich pensioniert wurde, nickt. Da sie nun mehr Zeit hat, will sie die à Porta-Stiftung davon überzeugen, den Innenhof und den schmalen Streifen zwischen Haus und Trottoir naturnaher zu gestalten.
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Die Wurzeln der Bäume im Hof können grenzenlos wachsen, da das Gelände nicht unterkellert ist.
In den Bädern setzen verbreiterte, mit Leuchten ausgestattete Spiegel einen gestalterischen Akzent. Nina Meili und Marius Schneider mit Ella und Rosa
« Immer wieder denke ich, was für ein Glück wir hatten. »
In den Wohnungen des Jugendwohnnetzes leben Studierende der Zürcher Hochschule der Künste. Nina Meili und Marius Schneider, Eglistrasse:
Eine Aussicht wie im Wimmelbuch Ihnen gehe es gut. Trotzdem sei es schwierig gewesen, in Zürich eine gute und bezahlbare Wohnung zu finden. Nina Meili und Marius Schneider wohnen mit ihren Kindern Rosa und Ella an der Eglistrasse 7. Ella besucht zusammen mit dem Sohn der Nachbarsfamilie Hodel seit Kurzem den Kindergarten. Das funktioniere prima, denn die beiden müssen lediglich den Innenhof queren. « Immer wieder denke ich, was für ein Glück wir mit dieser Wohnung haben », beschreibt Nina Meili das Lebensgefühl in der neuen Siedlung. « Es tut unserer Familie gut zu wissen, dass niemand eines Tages Eigenbedarf anmelden wird und wir wegziehen müssen. Ella ging vom ersten Tag an selbstständig raus, weil sie in den Innenhöfen mit all den Kindern spielen kann », ergänzt Marius Schneider. Überhaupt: Die Siedlung sei voller Kinder und wirke wie ein Wimmelbuch. Wenn man sich im Innenhof an einen der Tische setze, sei ein Schwatz mit einer Nachbarin garantiert. Lachend erinnern sich die beiden an ein Detail: Das Bewerben, der Erhalt der Wohnungsunterlagen und des Mietvertrags – alles sei online erfolgt. Aber den Auszug aus dem Betreibungsregister habe man persönlich bei der à Porta-Stiftung vorbeibringen müssen. « Wir haben gemerkt, dass wir als Mieterinnen nicht einfach eine Nummer sind », sagt Nina Meili und weist auch auf die gute Nachbarschaft hin. Viele teilen hier dieselben Werte.
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Im gemeinschaftlichen Bereich der WG-Wohnungen findet auch das beste Stück – hier das Velo – seinen Platz.
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Armin Isler ist seit 2015 Geschäftsführer der Stiftung und verfügt über einen Executive MBA des Swiss Finance Institute.
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Wie gross ist die Versuchung, die Mieten zugunsten der Wohltätigkeit zu erhöhen ? Stiftungsratspräsidentin Corinna à Porta und Geschäftsführer Armin Isler im Gespräch. Interview: Karin Salm
Das Dilemma mit den höheren Mieten
Corinna à Porta ist stellvertretende Geschäftsführerin der Dr. Stephan à Porta-Stiftung und Stiftungsratspräsidentin. Sie hat Betriebsökonomie an der Hochschule für Wirtschaft Zürich HWZ studiert.
Sie verfolgen zwei Ziele: Wohnungen zu vorteilhaften Mieten anbieten und die Unterstützung von wohltätigen und gemeinnützigen Institutionen. Welcher der beiden Zwecke bietet die grössere Befriedigung ? Corinna à Porta: Beides erfüllt uns mit grosser Befriedigung. Es sind zwei Herzensangelegenheiten. Mit der Unterstützung von Projekten wohltätiger Institutionen erreichen wir natürlich mehr Menschen als nur unsere Mieterschaft. Armin Isler: Das Verwalten und Weiterentwickeln des Immobilienportfolios ist viel aufwendiger als das Verteilen der jährlichen 1,4 Millionen Franken. Einmal pro Jahr entscheiden wir über die Gesuche, der Zürcher Stadtrat hat dabei ein Vorschlagsrecht. Bei der Vorbereitung des Antrags des Stadtrats an den Stiftungsrat lassen wir unsere Eindrücke der gesuchstellenden Institutionen einfliessen.
Der Immobilienbereich der Stiftung ist also anspruchsvoller und komplexer. Armin Isler: Bauen – konkret: umfassende Sanierungen oder Ersatzneubauten – ist tatsächlich nicht einfach. Die Regulierungsdichte ist gross. In den letzten Jahren kamen im Zuge neuer Gesetze und Verordnungen laufend Vorschriften hinzu. Ich erinnere an das Umweltschutzgesetz mit der Lärmschutzverordnung, das viele Bauvorhaben blockiert oder dazu führt, dass Projekte gar nicht entwickelt werden. Dies trägt auch dazu bei, dass es in Zürich zusehends schwieriger wird, bezahlbare Wohnungen zu bauen. Ich möchte die Zunahme der Regulierungen noch mit einem kleinen Beispiel illustrieren: In der Siedlung Hardturm, die wir in zwei Jahren umfassend sanieren, boten wir einen Elektriker auf, um eine lockere Steckdose zu ersetzen. Er teilte uns mit, dass er dies aufgrund von neuen Bestimmungen nicht mehr machen könne, ohne die ganze Elektroinstallation zu erneuern. Sie sehen: Bereits kleine Reparaturen sind heute mit grossem Aufwand verbunden. Zudem ist es unsinnig, teure Investitionen im Vorfeld einer umfassenden Sanierung vorzunehmen, da diese wieder zurückgebaut werden. Installationen, die eine Gefahr für Mieterinnen darstellen, müssten ohne weitere Formalitäten repariert werden können. Corinna à Porta: Vor 20 Jahren war auch die Betreuung der Mieterschaft während der Sanierungen wesentlich weniger aufwendig. Bei umfassenden Sanierungen oder Ersatzneubauten übernehmen wir heute viel mehr Verantwortung für sie, indem wir sie umfassend unterstützen und uns um Zwischenlösungen bemühen. Das ist zeitintensiv. In der Stiftungsurkunde steht, dass die Mieten so festzusetzen sind, dass « sie im Allgemeinen gegenüber solchen anderen vergleichbaren Wohnungen in der Stadt Zürich noch als vorteilhaft angesprochen werden können ». Das klingt schwammig und kompliziert. Corinna à Porta: Wir sind froh, dass der Absatz nicht ins Detail geht, weil er uns so Handlungsspielraum gibt. Wir reden auch nie von preisgünstigem oder gar billigem Wohnraum, sondern von vorteilhaftem – und das immer mit Blick auf vergleichbare Objekte. Darum versuchen wir darauf zu achten, dass die Mieter sich die Wohnungen auch nach einer Sanierung noch leisten können. Armin Isler: Ich verweise gerne auf die Grafik auf unserer Website: Sie zeigt eindrücklich, dass die Mieten unserer Wohnungen sehr vorteilhaft sind und im untersten Bereich liegen. Das gilt sogar für die hochwertigen, robusten und nachhaltigen Ersatzneubauwohnungen an der Egli-
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strasse. Wo in Zürich gibts Neubauwohnungen zu derart vorteilhaften Preisen ? Leicht höher als Folge der kürzlichen Sanierung mit Auflagen der Denkmalpflege, aber immer noch vorteilhaft, sind die Mieten nur im Kreis 7.
vielen Menschen eine Heimat, dem Publikum und den Kulturschaffenden. Für die gesellschaftliche Entwicklung ist dies auf jeden Fall etwas Positives. Als sich die Gelegenheit bot, die Liegenschaft an der Josefstrasse 106 zu erwerben, wurde das im Stiftungsrat sehr begrüsst.
Gibts noch Spielraum nach unten ? Armin Isler: Nein, unsere Mieten liegen auf einem sehr tie-
fen Niveau. Aufgrund der gestiegenen Kosten, die wir notabene nicht über die Nebenkosten weiterverrechnen, und aufgrund der personalintensiveren Betreuung der Mietenden mussten wir bei sehr tiefen Mietzinsen leichte Erhöhungen vornehmen. Einige der Mieterinnen konnten aus finanziellen Gründen nicht mehr in den Ersatzneubau an der Eglistrasse zurückziehen. Oder auch die alleinerziehende Mutter, die an der sanierungsbedürftigen Förrlibuckstrasse wohnt, kann sich eine Wohnung im Neubau nicht leisten. Wie gehen Sie mit diesem Dilemma um ? Armin Isler: Bevor wir uns für den Ersatzneubau Eglistrasse entschieden, prüften wir die Option einer Sanierung umfassend. Abgesehen davon, dass die Sanierung mit massiven Eingriffen verbunden gewesen wäre, hätten wir diverse Mängel nicht eliminieren können, wie zum Beispiel die Beeinträchtigung der Wohnqualität durch Verkehrslärm und Erschütterungen, die Ringhörigkeit im Haus und die Verkleinerung der Wohnfläche durch vorgeschriebene Installationen. Fazit: Die Erstellungskosten des Neubaus sind günstiger als eine umfassende Sanierung. Die Mieten im Neubau konnten wir tiefer ansetzen als die berechneten Mieten nach einer Sanierung. Kommt hinzu, dass es trotz hoher Kosten bei der Sanierung für viele Probleme keine Lösung gegeben hätte und in den nächsten Jahren weitere Reparaturen nötig gewesen wären. Das Dilemma haben wir, aber wir können als Stiftung auch nicht die Verantwortung für die ganze Gesellschaft übernehmen. Corinna à Porta: Das Dilemma mit den höheren Mieten nach umfassenden Sanierungen und Ersatzbauten ist uns bewusst. Es ist im Übrigen nicht neu, denn schon als Stephan à Porta günstige Wohnungen baute, konnten viele seiner Handwerker sich die Wohnungen nicht leisten. Er wollte möglichst vielen Menschen eine vorteilhafte Wohnung anbieten und baute deshalb sehr günstig. Diese niedrige Qualität führte jedoch später zu enormen Unterhaltskosten. Wir führen eine Liste mit wirklich günstigen Altbauwohnungen. Diese Liste wird leider immer kürzer. Gern würden wir allen, die es brauchen, eine Wohnung unter 1000 Franken anbieten, aber längerfristig wird das aufgrund der Rahmenbedingungen nicht mehr möglich sein. Die Stiftung kaufte Liegenschaften an der Josefstrasse, um dem Theater Sogar und dem Zürcher Jazzorchester eine Bleibe zu bieten. Will sich die Stiftung nun auch in der Kulturförderung engagieren ? Corinna à Porta: Wir haben keine Ergänzung gesucht. Unser Ziel wird es immer bleiben, bezahlbare Wohnungen anzubieten. Aber im erwähnten Beispiel wollten wir verhindern, dass dort ein Nachtclub oder Ähnliches einzieht, was für die Mietenden Nachteile gehabt hätte. Letztendlich geht es um einen Beitrag an die Gesellschaft und die Aufwertung des Quartiers. Auch da haben wir eine Verantwortung. Armin Isler: Stephan à Porta versuchte, den Mietenden ein Gefühl von Heimat zu geben. Nehmen wir beispielsweise die Siedlung Hardturm: Dort sorgten ursprünglich ein Milchladen, eine Metzgerei, eine Bäckerei und ein Mercerie- und Tabakwarengeschäft für die Grundversorgung. Dazu kam sogar ein Kirchgemeindesaal. Mit dem Gefühl von Heimat kann man vieles verbinden. Auch Kultur bietet
Mit den Immobilien generiert die Stiftung Geld für wohltätige und gemeinnützige Organisationen. Inwieweit gibt es die Diskussion, die Mieten zu erhöhen, um Projekte noch stärker zu unterstützen und damit noch mehr Menschen zu erreichen ? Armin Isler: Das ist tatsächlich ein Spannungsfeld im Stiftungsrat. Mit kleinen Erhöhungen wären wir noch immer sehr günstig und würden mehr Ertrag generieren. Andererseits ist bezahlbarer Wohnraum in Zürich derart knapp, dass wir nichts ändern möchten. Bei der Analyse der Gesuche für gemeinnützige Projekte fällt auf, dass der von uns budgetierte Betrag manchmal etwas zu knapp ist. Es gibt auch Jahre, in denen wir den Betrag nicht vollständig ausschütten und einen Teil ins darauffolgende Jahr vortragen. Die Summe der Zuwendungen soll jeweils für mehrere Jahre unverändert bleiben. Ab 2024 wollen wir den Betrag auf 1,6 Millionen Franken pro Jahr erhöhen. Corinna à Porta: Kommen wir auf die erwähnte alleinerziehende Mutter, die sich die Wohnung an der Eglistrasse nicht leisten kann, zurück: Es wären Menschen wie sie, die von leichten Mietzinserhöhungen zugunsten der Ausschüttung an wohltätige Institutionen betroffen wären. Es gäbe sicher viele Mieter, die eine Mietzinserhöhung ohne Probleme tragen könnten. Aber es gibt auch andere, für die bereits 40 oder 60 Franken mehr pro Monat entscheidend wären. Und es sind genau solche Menschen, die Stephan à Porta unterstützen wollte. Solange wir keine Herzensprojekte haben, die wir mit den zur Verfügung stehenden Mitteln nicht unterstützen können, möchten wir die tiefen Mietzinsen langfristig nicht erhöhen. Armin Isler: Wir haben sicher auch Mietende, die einen deutlich höheren Mietzins zahlen könnten. Seit einiger Zeit befasse ich mich deshalb mit der Frage, wie wir diese motivieren könnten, mit einem zusätzlichen Beitrag Mietende mit allzu knappem Budget zu unterstützen.
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« Wir möchten gerne wachsen, denn so könnten wir vermehrt Liegenschaften der Spekulation entziehen, mehr Menschen bezahlbaren Wohnraum anbieten und gemeinnützige Organisationen in einem grösseren Umfang unterstützen. » Corinna à Porta, Stiftungsratspräsidentin
Wollen Sie Ihr Haus verkaufen oder vererben ? Informationen unter info @ aporta-stiftung.ch
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Die Küche als gemeinsamer Ort im WG-Leben: Gemeinsame Erlebnisse können durchs ganze Leben begleiten.
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Ein Stück Zürcher Bau- und Wohngeschichte Fast 1300 Wohnungen baute Stephan à Porta. Dies war nur möglich dank weitgehend standardisierten Projekten und einfachstem Komfort. Das bereitet der Stiftung heute auch Sorgen. Text: Adi Kälin Fotos: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich
Im Liegenschaftenportfolio der à Porta-Stiftung befinden sich 141 Liegenschaften mit rund 1300 Wohnungen, ein paar Dutzend Läden, Büros, Praxen und weiteren Räumlichkeiten. Die Siedlungen befinden sich in den Zürcher Stadtkreisen 4, 5, 6, 7, 8 und 10, meist bestehen sie aus grossen Blockrandbauten oder langen Häuserzeilen. Die Siedlung Eichbühl in der Nähe des Stadions Letzigrund im Kreis 4 ist die grösste. Sie entstand 1937, umfasst 214 Wohnungen in 24 Häusern, die in einer langen Zeile entlang der Eichbühlstrasse angeordnet sind. Die Siedlung Eglistrasse, die in zwei offenen Blockrändern angeordnet ist, wurde zwischen 1931 und 1933 erstellt und umfasste 24 Häuser mit insgesamt 199 Wohnungen. Aufgrund ihrer schlechten Bauqualität wurde sie nun durch einen Neubau ersetzt siehe ‹ Fürs ganze Leben ›, Seite 6. Wie fast alle à Porta-Siedlungen besteht jene an der Eglistrasse mehrheitlich aus 2- bis 2,5-Zimmer-Wohnungen ( 41 Prozent ) und 3- bis 3,5-Zimmer-Wohnungen ( 43 Prozent ). Noch heute eindrücklich ist die Siedlung Kreuzplatz in Hottingen, die 1913 entstand und aus zwei mächtigen Blockrändern à je 20 Häusern mit total 181 Wohnungen besteht. Eine spezielle Rolle spielt die L-förmige Häuserzeile an der Kreuzstrasse im Seefeld: Sie ist eines der frühesten Projekte von Stephan à Porta, im Haus an der Kreuzstrasse 31 wohnte und arbeitete Stephan à Porta. Bis heute befinden sich an dieser Adresse die Büros der Stiftungsverwaltung. Die Häuserzeile an der Kreuzstrasse war aber auch das Projekt, das den Stifter ums Jahr 1900 wegen explodierender Kosten fast in den Konkurs trieb. Ein viel beschäftigter Hausarchitekt Die allermeisten Häuser der Stiftung wurden « ohne architektonische Ambitionen » geplant und erbaut, wie es Lorenz à Porta, der erste Geschäftsführer der Stiftung, einmal ausdrückte. Von 1924 an war Giacomo Barbatti für die Architektur zuständig. Allerdings blieb für neue Entwürfe nicht allzu viel Zeit: Barbatti leitete gleichzeitig den stiftungseigenen Regiebetrieb, mit dem er den grössten Teil der Arbeiten an den Neubauten erledigte. Stephan à Porta beschäftigte bis zu 200 Maurer, Handlanger, Zimmerleute, Gipser, Spengler, Maler und Plattenleger. Ausserdem hatte er ein Spezialabkommen mit je einem Sanitärund Elektroinstallateur, die mit ihren eigenen Mitarbeitern fast ausschliesslich für à Porta arbeiteten.
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Giacomo Barbatti spielte übrigens nicht nur beim Bau der Häuser eine entscheidende Rolle, sondern später auch im Dienst der Stiftung. Bis 1969 war er Mitverwalter, von 1945 bis 1979 sass er im Stiftungsrat. Das alles passt so gar nicht zu einer Episode in seinem Leben, mit der er für schweizweite Schlagzeilen sorgte und beinahe ums Leben gekommen wäre: Barbatti, der als Sohn eines italienischen Bauführers in Luzern aufgewachsen war, wollte im Ersten Weltkrieg unbedingt Dienst leisten für Italien. Er landete bei den neu gegründeten Fliegertruppen und verirrte sich mit seinem Farman-Doppeldecker von Mailand aus in die Schweiz. Die Schweizer Truppen zwangen ihn mit Maschinengewehren zum Landen – und sie staunten nicht schlecht, als der vermeintliche Italiener, der erstaunlicherweise unverletzt geblieben war, sie in astreinem Schweizerdeutsch begrüsste. Barbatti wurde in Italien der Prozess gemacht – wegen Desertion und Diebstahl eines Flugzeugs. Die Untersuchungen hätten ergeben, dass der sonst ernsthafte und disziplinierte Pilot wohl in einem Augenblick der Unüberlegtheit in die Schweiz geflogen sei, « beseelt vom Wunsche, seine in der Nähe von Luzern wohnenden Eltern zu sehen », wie die ‹ Neuen Zürcher Nachrichten › damals schrieben. Monoton und günstig Giacomo Barbatti entwarf einfache Wohnungen nach immer gleichem Muster. Das sparte Kosten. An einen kleinen Korridor waren in der Regel die rechteckigen Zimmer und die ungefähr gleich grosse Küche angeschlossen. Später kamen Bad und WC hinzu. Gespart wurde auch bei den Materialien, wie sich bei einigen grösseren Sanierungen zeigte: Eine vermeintlich massive Wand entpuppte sich als Konstruktion aus Gips und Schilf. Was wie ein Balken aussah, bestand effektiv aus einem dicken Brett mit Betonauflagen auf beiden Seiten. Die meisten à PortaLiegenschaften entstanden übrigens auf unbebauten oder nur mit einigen Kleinbauten überstellten Arealen. Der Wohnkomfort war bis vor 70 Jahren in fast allen Liegenschaften sehr bescheiden. Erst in den 1950er-Jahren wurden etwa bei der Siedlung Kreuzplatz die Toiletten vom Treppenhaus in die Wohnungen verlegt. Auch Bäder gab es erst von da an in allen Wohnungen. In den 1970erJahren folgte die Umrüstung von den Öfen in den Wohnungen zur Zentralheizung. Allmählich wurden auch die →
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Siedlung Eichbühl: Ansicht der Häuser an der Eichbühlstrasse 43 – 61. 1. bis 3. Obergeschoss
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Siedlung Kreuzstrasse: Ecke Kreuzstrasse / Klarastrasse auf einem Foto um 1912. 2. Obergeschoss
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Siedlung Hardturm, Baujahr 1935: Rundbau an der Einmündung der Förrlibuck- in die Hardturmstrasse.
→ Küchen und Bäder modernisiert. Erst in den 1980erJahren gab es Fenster mit Doppelverglasung, wodurch Vorfenster überflüssig wurden. Bei den zehn Häusern an der Rotbuch- und Rötelstrasse wurden erst 1954 Waschmaschinen installiert. In einem der Häuser wurden gleichzeitig die Badezimmer, die zuvor während der Wintermonate praktisch unbenutzbar waren, umgebaut und isoliert. Neu gab es auch Siphone für Badewannen und Schüttsteine. Zuvor hatte ein zentraler Siphon im Keller genügen müssen – was für Lärm- und Geruchsbelästigung in den Wohnungen gesorgt haben dürfte. Die Banane an der Hardturmstrasse Die wohl bekannteste à Porta-Siedlung steht an der Hardturmstrasse. Wegen ihrer gerundeten Form zum Areal des einstigen Hardturmstadions hin heisst sie im Volksmund « Banane ». Die 106 Wohnungen in 14 Häusern wurden 1933 / 34 erbaut. Während der ersten Phase gab es in der etwas peripher gelegenen Siedlung noch mehrere Läden zur Deckung des täglichen Bedarfs, etwa einen Milchladen, eine Metzgerei und eine Bäckerei, dazu ein Mercerieund Tabakwarengeschäft sowie einen Kirchgemeindesaal und eine Tankstelle. Mit der zunehmenden Mobilität der Bewohnerinnen und Bewohner verschwanden die Läden einer nach dem anderen. Der Kirchgemeindesaal wurde 1974 aufgehoben. Auch der Kinderhort wurde 1979 aufgegeben: 45 Jahre nach dem ersten Bezug der Häuser gab es « wegen Überalterung der Mieter nur noch wenige Familien mit Kindern ». Das hat sich in der Zwischenzeit wieder verändert, und die Bewohnerschaft dürfte noch einmal eine ganz andere werden, wenn die « Banane », die im Inventar schützenswerter Bauten aufgeführt ist, in rund zwei Jahren einer Gesamtsanierung unterzogen wird.
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Rückseite: Eine Impression aus dem Kindergarten. Erinnerungsort im Lighthouse: Stirbt ein Mensch, wird für ihn eine Feder im Raum aufgehängt.
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Ein grosses Erbe Das Liegenschaftenportfolio beeindruckt mit einer grossen Zahl von Häusern und Wohnungen und widerspiegelt dadurch die Zürcher Wohn- und Baugeschichte: 141 Gebäude mit rund 1300 Wohnungen gehören der Dr. Stephan à Porta-Stiftung. Sie sind das Vermächtnis eines Engadiner Zuckerbäckersohnes, der aus Danzig nach Zürich kam und es anfangs des 20. Jahrhunderts mit Immobilien zu Reichtum brachte. Dieses Heft erzählt die Biografie des Unternehmers und seines Erbes, das sich bis heute der sozialen Wohltätigkeit verpflichtet und zeitgleich die Herausforderung meistern muss, das bauliche Vermächtnis zukunftsfähig zu machen. Im Zentrum des Hefts steht die Siedlung Eglistrasse, die nicht nur günstigen Wohnraum bietet, sondern auch weitere Aspekte des Stiftungszwecks abdeckt. www.aporta-stiftung.ch
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