Denkmal macht Schule

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Warum tun die das? Gebäude erzählen die Geschichte des Kantons. Herausragende Bauten werden ins Inventar der Denkmalschutzobjekte aufgenommen. Die Denkmalpflege begleitet deren Umbau. Text: Jan Capol, Denkmalpflege Kanton Zürich

Der Kanton Zürich wächst. Vieles wird anders, vieles wird besser. Wir wissen allerdings aus unserem eigenen Le­ benslauf: Veränderungen tun oft weh. Ähnliches gilt für bauliche Veränderungen: Die vertrauten Eigenschaften von Stadt, Quartier oder Dorf gehen verloren. Charakter­ züge, die über Jahrhunderte gewachsen sind und zu denen wir Zuneigung entwickelt haben, verblassen. Das eigene Zuhause unterscheidet sich immer weniger vom Zuhause der anderen. Winkel sieht bald aus wie Bachenbülach und umgekehrt, Bonstetten wie Wettswil, Pfäffikon wie Fehr­ altorf, Altstetten wie Albisrieden.

ten in unterschiedlichen Bauweisen fügten sich nebenei­ nander. Heute wechselt der architektonische Ausdruck von Jahrzehnt zu Jahrzehnt. Normierung und Standardi­ sierung der Baugesetze, die internationale Vernetzung der Baubranche und die Vereinheitlichung der Architek­ tinnen- und Planer­ausbildungen erzeugen neuartige und qualitätsvolle Bauten – doch überall die gleichen, die we­ nige Jahre darauf gleichartig erneuert werden. Da in den letzten Jahrzehnten so viel gebaut wurde wie nie zuvor, gleichen sich die Orte immer mehr. Die Einfamilienhäuser in Bauma sind die gleichen wie in Eglisau, die Aussendäm­ mung am Wohnhochaus in Greifensee unterscheidet sich nicht von jener in Dietikon. Deshalb begleitet die Denk­ Einmaligkeit Die kantonale Denkmalpflege ist eine Abteilung des malpflege die Veränderung einer Auswahl von historisch Amtes für Raumentwicklung ( ARE ). Teil jenes Amtes also, besonders wertvollen Gebäuden: Damit ein Teil der histo­ das die Entwicklung des Kantons fördert und steuert. risch gewachsenen Zürcher Vielfalt bestehen bleibt. Denkmalpflege ist damit eine Disziplin der Raument­ Nachvollziehbare Zürcher Geschichte wicklung. Sie bezeichnet eine Auswahl von Orten und Gebäuden, die sich mit besonderer Rücksicht auf ihre Die Vielfalt der Gebäude erzählt die vielfältige Ge­ Charaktere, auf ihre Einmaligkeit entwickeln soll. Die schichte des Kantons. Ein Teil tut das in herausragendem Denkmalpflege begleitet und unterstützt die Entwick­ Mass und erinnert in exemplarischer Weise an das Leben lung dieser Auswahl, einer Auswahl, die für die emotio­ unserer Vorfahren, an die Schritte hin zu unserer Zeit. Das nale Bindung der Bewohner an ihren Wohnort wesentlich Kleinbauernhaus in Bäretswil zeigt das entbehrungsrei­ scheint. Dabei arbeitet sie transparent: Sie erstellt und che Leben der ländlichen Bevölkerung, die im 19. Jahrhun­ veröffentlicht das Inventar der schutzwürdigen Bauten, dert die Nahrungsmittel für die Industriearbeiter anbaute. eine Übersicht jener Gebäude, die die Einmaligkeit eines Der Flarz in Hittnau erinnert an die damals neuartige Le­ Gebiets ausmachen. Wer ein Haus im Inventar verändern bensweise der Heimarbeiter, auch der Fabrikarbeiter, die will, muss mit der Denkmalpflege Kontakt aufnehmen, die dicht an dicht in kleinen, günstig zusammengewerkelten geplanten Veränderungen vorstellen und allenfalls die Art Häusern wohnten. Die Fabrikantenvilla in Bauma ist das dieser Veränderung aushandeln. Damit trägt die Denkmal­ wohlhabende Gegenstück dazu. In der Fabrik Neuthal pflege in Zusammenarbeit mit den Gemeinden dazu bei, überlagerten sich die Lebenswelten von Fabrikanten und das Vertraute der einzelnen Quartiere, Dörfer und Weiler Arbeitern, hier spannen und woben die Arbeiterinnen und Arbeiter Baumwolle für das Wohlergehen der Fabrikanten­ im Kanton zu erhalten. familie – und für den eigenen Lebensunterhalt, damit sie Vielfalt die Nahrungsmittel bei den Kleinbauern einkaufen und die Der Kanton Zürich umfasst topografisch unterschied­ Mietkosten für ihren Flarz in Hittnau begleichen konnten. Eine besondere Stellung nehmen die Schulhäuser ein. liche Regionen mit eigenen meteorologischen Merkma­ len – vom hügeligen Oberland über das flache Weinland Die Denkmalpflege prüft auch dort die Schutzvermutung, bis zum regenreichen Knonaueramt oder zum trockenen begleitet und unterstützt die Eigentümer in der Weiter­ Rafzerfeld. Diese äusseren Gegebenheiten zwangen die entwicklung der Bauten, damit diese den heutigen Be­ Bevölkerung, ihre Lebensweise anzupassen, was regio­ dürfnissen angepasst werden können – und damit sie ih­ nal unterschiedliche Bauten hervorbrachte. Zusätzlich ren Erinnerungswert und ihre Inspirationskraft behalten. schuf die historische Entwicklung uneinheitliche wirt­ Aus all diesen Gründen tun die das, in der Denkmal­ schaftliche und rechtliche Grundlagen. Damit entstan­ pflege. Damit die Einmaligkeit der Weiler, Dörfer und Ge­ den Gebiete, deren Bausubstanz sich von Weiler zu Weiler, meinden – und jene der Schulhäuser – im Kanton Zürich von Dorf zu Dorf voneinander abhebt. Es wuchs über die erhalten bleibt. Damit dieser Kanton weiterhin in seiner Jahrhunderte die bauliche Vielfalt, die den Kanton Zü­ Vielfalt glänzt, damit seine Geschichte für die Bewoh­ rich bis heute prägt. Das Wachstum des Kantons verlief nerinnen und Besucher nachvollziehbar bleibt und sie – gemächlich. Die Entwicklung von der Gotik zum Barock nicht zuletzt auch im Schulhausbau – zu Lösungen für die dauerte Jahrhunderte, Gebäude aus verschiedenen Zei­ Zukunft inspiriert.

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Themenheft von Hochparterre, September 2020 —  Denkmal macht Schule — Warum tun die das?

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