Themenheft von Hochparterre, August 2020
Widerstand fĂźr die SchĂśnheit Landschaft retten, pflegen und bekannt machen: Die Geschichte der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz.
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Planige, Miège ( VS ): 13 Villen sollten hier in einer Inselzone gebaut werden. Die Waldlichtung oberhalb der Agglomeration von Siders ist eine der wenigen, auf der keine Chalets stehen. Damit das so bleibt, gab das Kantonsgericht 2018 einer Beschwerde der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz gegen den Walliser Staatsrat recht.
Cover Rheinauen Bonaduz / Rhäzüns ( GR ): Hans Weiss überzeugte den Bundesrat 1975 mit einem Husarenstück, die N 13 in einen Tunnel zu legen. So blieben die Bildlegende randabfallende Bilder, Auen am Hinterrhein eine zauberhaft nur im Themenheft vielfältige Landschaft.
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Editorial
Inhalt
4 Wendig, phantasievoll, staatstragend Die Geschichte der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz von ihrer Gründung bis heute.
16 Den Zauber der Landschaften spüren Raimund Rodewald sagt: Geben wir der Welt ihre Ruhe wieder und uns die Bilder eines schönen, guten Lebens zurück.
1 8 Die zehn Maximen für die Landschaft Was braucht es, um die schöne Landschaft zu erhalten ? Zehn Ideen von Köbi Gantenbein.
22 Geburtstagsgrüsse Glückwünsche zum fünfzigjährigen Bestehen der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz.
Landschaftserwachen
Neulich lief ich wieder einmal von Reichenau-Tamins nach Rothenbrunnen. Auf einem langen Balkon entlang des Rheins haben hier im Zweiten Weltkrieg internierte Polen einen Weg in den Wald gebaut. Unter ihm liegen Auen, Kies- und Sandbänke, die der Rhein immer wieder verändert – eine Zauberlandschaft. Es gäbe sie nicht mehr, hätte die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz 1975 nicht alle Register gezogen. Statt der Auen- wäre Strassenland schaft. Der röhrende Sound der Autos ist zwar immer noch da, aber Hans Weiss hat den Bundesrat dazu gebracht, die A 13 über eine Strecke von zwei Kilometern in einen Tunnel zu versorgen. Auch wenn es mit Blick auf die massiven Veränderungen der Landschaft ein schwacher Trost ist – die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz hat dank hartnäckigen Widerstands etliche Verluste an Landschaft verhindert. Diese Geschichte erzählt dieses Heft. Landschaft ist ein öffentliches Gut, das mit einem Dickicht an Gesetzen von Gemeinden, Kantonen und dem Bund gestaltet wird. In diesem Dickicht bewegte und bewegt sich Raimund Rodewald, nach Hans Weiss erst der zweite Geschäftsführer der Stiftung, virtuos. Neben dem tätigen Widerstand vor Ort mit Aufrufen, mit meist erfolgreichen Einsprachen, schreibt die Stiftung die Raumplanung in der Schweiz massgeblich mit. Die Verdichtung nach innen und die Landschaftsinitiative gegen das Bauen ausserhalb der Bauzonen, die die Stiftung gemeinsam mit anderen Umweltorganisationen aufgegleist hat, sind nur zwei Beispiele. Auch die Geschichte der politischen Arbeit für die Landschaft erzählt dieses Heft. Die Fotografin Lucia Degonda besuchte Orte, die ohne den Widerstand der Stiftung verloren wären. Ihre Bilder tragen das Heft. Wir lernen: Landschaft ist mehr als Widerstand und Gesetz – sie ist Poesie und Schönheit. Sie ist Lebensgenuss für uns, aber auch Wert und Substanz für sich und für die Blaumeise, das Salomonssiegel und die Schwarzviolette Akelei, die am Wegrand von Reichenau nach Rothenbrunnen gedeihen. Köbi Gantenbein
Impressum Verlag Hochparterre AG Adressen Ausstellungsstrasse 25, CH - 8005 Zürich, Telefon + 41 44 444 28 88, www.hochparterre.ch, verlag @ hochparterre.ch, redaktion @ hochparterre.ch Verleger Köbi Gantenbein Geschäftsleitung Lilia Glanzmann, Werner Huber, Agnes Schmid Verlagsleiterin Susanne von Arx Konzept und Redaktion Köbi Gantenbein Fotografie Lucia Degonda, www.luciadegonda.ch Art Direction und Layout Antje Reineck Produktion Linda Malzacher Korrektorat Marion Elmer, Elisabeth Sele Lithografie Team media, Gurtnellen Druck Stämpfli AG, Bern Herausgeber Hochparterre in Zusammenarbeit mit der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz Bestellen shop.hochparterre.ch, Fr. 15.—, € 12.—
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Hans Peter Tschudi, Sozialist und von 1959 bis 1973 Bundesrat: Der Hürdenspringer auf dem Bundesratsreisli ist einer der Gründerväter der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz. Foto: Staatsarchiv Aargau / Ringier Bildarchiv
Wendig, phantasievoll, staatstragend Die Geschichte der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz ist ein exemplarisches Stück, wie Aktivisten, Gesellschaft und Staat in der Schweiz ineinander aufgehen. Text: Martina Schretzenmayr Fotos: Archiv der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz
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nur Landschaftsschutz auf Gemeindeebene, auf Kantons ebene, auf Bundesebene. Das braucht es natürlich, das ist nötig, aber es braucht zudem eine Institution, die frei und unabhängig ist. › Bundesrat Tschudi war die Triebfeder für Heiligabend 1966. Rudolf Stüdeli sitzt an seinem Schreib die Gründung der Stiftung. Rudolf Stüdeli war der Draht tisch und verfasst einen Brief an Bundesrat Hans Peter zieher. Er hat die Hauptarbeit für die Gründung geleistet. » Tschudi. Der Direktor der Schweizerischen Vereinigung Eine wirkungsvolle Organisation für Landesplanung ( VLP ) will dem Bundesrat nicht nur das Zu Neujahr 1967 tritt das Bundesgesetz über den Na Beste zum neuen Jahr wünschen , sondern er beginnt so: « Wir freuen uns, dass Sie unsere Besorgnis um die Ver tur- und Heimatschutz ( NHG ) in Kraft. Der zugrunde lie schandelung der Landschaft teilen und mit uns der Auf gende Verfassungsartikel 24 sexies hält zwar fest, dass fassung sind, dass der Landschaftsschutz besser geför der Natur- und Heimatschutz Sache der Kantone ist, doch dert werden sollte. » Während Tschudi der Raumplanung das Gesetz eröffnet auch auf Bundesebene neue Möglich eher kritisch gegenübersteht, kann er sich als begeister keiten. Artikel 12 des NHG hebt die Verbandsbeschwerde ter Bergwanderer für die Anliegen des Landschaftsschut aus der Taufe. Artikel 13 ermöglicht es dem Bund, Beiträ zes erwärmen. Wenige Wochen zuvor hatte Rudolf Stüdeli ge an schützenswerte Objekte zu leisten. Und dank Arti Bundesrat Tschudi zu einem informellen Gespräch getrof kel 14 kann der Bund Vereinigungen für Natur- und Hei fen und war mit seinem Anliegen auf offene Ohren gestos matschutz finanziell unterstützen – beispielsweise die von sen. Als Dritter hatte Theo Hunziker teilgenommen, der Tschudi und Stüdeli angedachte Stiftung für Landschafts Leiter des Büros für Landschaftsschutz des Kantons Zü schutz ( SL ). Ebenfalls auf der Grundlage des NHG wird rich. 2018 erinnert er sich: « Bundesrat Tschudi war auf auf Anfang 1967 beim Bund eine Stelle für Natur- und Hei geschlossen, lebendig, nicht abgehoben. Ein Basler. Ich matschutz geschaffen, deren Leiter Theo Hunziker wird. habe ihn sehr geschätzt. Er war Sozialist. Rudolf Stüdeli Treffsicher erkennen die drei Väter der Stiftung – Tschudi, und ich legten Bundesrat Tschudi im Gespräch anhand Stüdeli und Hunziker –, dass dank der Finanztöpfe des konkreter Beispiele aus dem Kanton Zürich dar, wie sich NHG mit einer privatrechtlichen Stiftung eine schlagkräf der Landschaftsschutz in der Schweiz unseres Erach tige Organisation für den Kampf gegen die Landschafts tens bestmöglich voranbringen lasse. Er war begeistert zerstörung geschaffen werden kann. Bereits Ende 1966 und sagte: ‹ Gründet eine Stiftung, macht nicht einfach hatte Tschudi Stüdeli ans Herz gelegt, « das Problem der
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Hans Weiss und Friedrich Traugott Wahlen.
Hans Weiss links aussen mit der Baltschiedertal-Kommission im Arbeitseinsatz.
Hans Weiss mit dem SL-Präsidenten Willy Loretan, Bundesrat Flavio Cotti und Bernard Lieberherr, in der SL zuständig für die Romandie.
Die Generalversammlung 1984 auf Inspektion der Rebberg-Melioration in Cully ( VD ). Foto: Corinne Benand
notwendigen Koordination der Institutionen des Naturund Heimatschutzes » zu lösen. Stüdeli holte daraufhin sowohl den Schweizerischen Bund für Naturschutz ( SBN – heute Pro Natura ) als auch die Schweizerische Vereinigung für Heimatschutz ( SHS ) als Gründungsorganisationen mit ins Boot. Bereits im März 1967 liegt ein Entwurf für die Stiftungsstatuten vor. Artikel 3 hält fest, womit sich die Stiftung nicht befasst: weder mit Denkmalpflege und Orts bildschutz noch mit Orts-, Regional- und Landesplanung, « soweit diese über den Landschaftsschutz hinausgehen ». Damit grenzen die Gründer das Wirken der Stiftung von demjenigen der Gründerorganisationen ab. Man will auch der Raumplanung nicht ins Gehege kommen, die 1969 mit einem Verfassungsartikel begründet werden wird. Die allererste Verbandsbeschwerde Bei der Vorbereitung des NHG hatte Bundesrat Tschu di sich « energisch » für die Verbandsbeschwerde einge setzt – ein Rechtsmittel, das für die Arbeit der künftigen Stiftung von gross er Bedeutung sein wird. Testfall und allererste Verbandsbeschwerde überhaupt war der Fall Ce lerina: In Celerina im Engadin plante der Kanton die Um fahrungsstrasse auf einem Damm zwischen dem Dorf und dem Kirchhügel San Gian, doch die Gemeinde wehrte sich vehement gegen die Zerschneidung der Landschaft. Das Eidgenössische Departement des Innern sprach sich 1968 für die Linienführung des Kantons aus. Gegen diesen Ent scheid ergriff Stüdelis VLP zusammen mit SHS und SBN Verbandsbeschwerde und errang 1969 einen Sieg. Wäh rend Stüdeli mit dem Ergebnis sehr zufrieden war, musste er feststellen, dass der Einsatz dieses neuen Rechtsmittels manche seiner Verbandsmitglieder empörte. Diese Erfah rung liess im freisinnigen Juristen Stüdeli den Entschluss reifen, sich mit der SL einen dritten Arm für die VLP zu schaffen. « Stüdeli hat sehr klug gesehen, dass er sich mit Hunderten von Gemeinden, mit Kantonen und Baudirekto ren herumschlagen und mit ihnen im Dialog bleiben muss, ohne sich dabei mit den Konfliktlinien des Landschafts schutzes zu belasten. Ihm war klar, dass er sich nicht die grüne Mütze aufsetzen durfte, deshalb hat er die Gründung der Stiftung vorangetrieben », erinnert sich Hans Weiss, der von 1970 bis 1992 der erste Geschäftsführer der SL war. Seit Celerina hat die VLP nie wieder eine Verbands beschwerde geführt. Dass die SL der ‹ grüne Arm › der VLP war, hängte Stüdeli nicht an die grosse Glocke. Zwar arbei teten SL und VLP in den ersten Jahren im selben Gebäude an der Schänzlihalde in Bern, benutzten das Telefaxgerät gemeinsam, doch wenn Hans Weiss an einer VLP-Tagung auftrat, wurde er als externer Redner vorgestellt. Stürmische Jugendjahre Es gelingt Stüdeli – der « jeweils fünf von sieben Bun desräten und drei Viertel aller Parlamentarier persön lich kannte » –, für die Finanzierung der Stiftung nicht nur Bundesgelder zu beschaffen, sondern auch die Unter stützung des Baslers Samuel Schweizer, Präsident des Schweizerischen Bankvereins, sowie von Herbert Wolfer vom Sulzer-Konzern Winterthur zu erhalten. 1970 wird die ‹ S chweizerische Stiftung für Landschaftsschutz und Landschaftspflege › gegründet. Bundespräsident Hans Pe ter Tschudi ist bei der Gründungsfeier persönlich dabei. Der Stiftungsrat ist mehrheitlich bürgerlich, mit dem frei sinnigen Nationalrat Rudolf Schatz als Präsidenten und alt Bundesrat Friedrich Traugott Wahlen von der BGB als Ehrenpräsidenten. Auch Rudolf Stüdeli und Theo Hunzi ker werden Stiftungsräte. Hans Weiss, zuvor erster Land schaftspfleger und Naturschützer des Kantons Graubün den, wird zum Geschäftsleiter ernannt. →
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Silser Ebene ( GR ): Fünfzig Jahre beschäftigte sich die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz immer wieder mit dem Schutz der Zauberlandschaft der Oberengadiner Seenplatte vor den Zumutungen des Zweitwohnungs- und Feriengewerbes. Hier lernte die Stiftung: Erfolgreicher Landschaftsschutz braucht eine griffige Raumplanung.
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→ Zu Beginn der 1970er-Jahre herrscht Hochkonjunktur, es wird gebaut, gebaut, gebaut. « Die Zerstörung gewach sener Landschaften », so der SL-Jahresbericht 1980, « b e schleunigte sich in einem Ausmass, das kaum Zeit zum Philosophieren liess, wenn man mithelfen wollte, zu retten, was noch zu retten war. » Und die SL will mithelfen. Um das Jahr 1970 gibt es nicht wenige Fälle, bei de nen man versucht, das Landschaftsbild über den Kauf von Parzellen zu retten. So auch an der Wiege der Schweiz: Als Ende der 1960er-Jahre eine Wiese nahe des Rütli mit Ferienhäusern überbaut werden soll, schliesst der Bund einen Dienstbarkeitsvertrag mit den Grundeigentümern. Für den ‹ Rütlihandel › wird bezahlt, nur so kann die Schutz zone mit dem Bauverbot erreicht werden. Anfang 1971 schreibt die Oberforstdirektion an die Finanzverwaltung: « Es liegt uns sehr daran, Ihnen […] herzlich zu danken für den vollen und guten Einsatz zur Sicherung der land schaftlichen Schönheit der unmittelbaren Umgebung der Geburtsstätte unserer Heimat. » Immer wieder gibt es Feuerwehrübungen für schüt zenswerte Landschaften. Eine der bekanntesten ist der Schutz der Oberengadiner Seenplatte. Auch das war nur mit finanziellen Abgeltungen an die Grundeigentümer möglich. Allen Akteuren wird bewusst, dass ein wirksamer Landschaftsschutz auf lange Sicht nicht punktuell über den Erwerb von Parzellen zu erreichen ist, sondern dass es eine verbindliche Raumordnung braucht, die sagt, wo gebaut werden darf und wo nicht. Rudolf Stüdeli gibt Hans Weiss bei seinem Start als Geschäftsleiter der SL mit auf den Weg, dass Landschaftsschutz nicht ohne Raumpla nung zu betreiben sei. « Er sagte zu mir: ‹ Ohne Raumpla nung machst du Sisyphusarbeit im Landschaftsschutz. › Das habe ich mir gross über den Schreibtisch gehängt. » Die Arbeit der SL wird schon ein Jahr nach ihrer Grün dung politisch, wie Hans Weiss sich erinnert: « Wir haben die erfolgreichen Schutzmassnahmen in der Silserebene als Modell genommen und gesagt: So etwas brauchen wir für die ganze Schweiz. » Auf Veranlassung des Stiftungsra tes werden im Juni 1971 die Motionen Binder und Bächtold im National- und Ständerat eingereicht, die Stüdeli vor gespurt hat. Parlamentarier forderten, dass der Bund verpflichtet werden müsse, Massnahmen für den Natur-, Landschafts- und Heimatschutz zu unterstützen. Wenige Monate darauf, im November 1971, veröffentlicht Hans Weiss in der Wochenendausgabe der NZZ einen Artikel, in dem er im Namen der Stiftung einen dringlichen Bundes beschluss fordert. Der Planer Jakob Maurer, Emeritus der ETH Zürich, erinnert sich: « Im Herbst 1971 erhielt ich die Einladung zu einem Gespräch mit Bundesrat Ludwig von Moos. Es wurden keine Traktanden und keine Teilnehmer angegeben ; es handle sich um eine vertrauliche Angelegen heit. Im Zimmer des Bundesrates traf ich auf von Moos, den ich vorher nicht gekannt hatte, Ruedi Stüdeli, den späteren Bundesrichter Alfred Kuttler und den Sekretär des Bundes rates. » Die Unterredung dient der Vorbereitung des dring lichen Bundesbeschlusses für Massnahmen auf dem Ge biet der Raumplanung, der ‹ in no time › erarbeitet wird und am 17. März 1972 in Kraft tritt: « Die Kantone bezeichnen ohne Verzug […] provisorische Schutzgebiete. » Marius Ba schung, erster Direktor des Bundesamts für Raumplanung, erinnert sich später: « D er dringliche Bundesbeschluss war ein Hammerschlag, ein revolutionärer Akt bezüglich des Föderalismus. Er kam aus heiterem Himmel. Erstaun licherweise wurde er vom Parlament ohne grosse Oppositi on angenommen. Er ist etwas vom Besten, was der Bund in Sachen Raumplanung und Umwelt je geleistet hat. » Rund 19 Monate nach seinem Inkrafttreten kommt es zum Öl schock – das Erdöl aus Arabien wird massiv teurer. Das ist
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Trommeln für das Gute: Die Landschaftsschützer blicken in die Freiburger Sakrallandschaft, ‹ Landschaft des Jahres › 2018.
Lili Nabholz, Stiftungspräsidentin von 1992 bis 2003. Foto: Roland Koella
Erika Forster übergibt Kurt Fluri 2011 ihr Amt als Stiftungspräsidentin.
Raimund Rodewald und Rudolf Stüdeli, einer der Gründerväter der Stiftung – wie immer mit Fliege.
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einer der Auslöser für die nun folgende Rezession. Das Kli macht und Druck für einen besseren Vollzug der geltenden ma für den Landschaftsschutz wird frostiger, die proviso Gesetze aufgebaut werden – vorab des Raumplanungsge rischen Schutzgebiete gewinnen noch mehr an Bedeutung. setzes ( RPG ). In den späten 1980er-Jahren ist die SL mehr mals und wegweisend erfolgreich, etwa im Fall Höhronen ( 1986 ), mit dem die SL die Einspracheberechtigung beim David trifft Goliath Der Einsatz der Verbandsbeschwerde ist für die Stif Bauen ausserhalb der Bauzone erkämpft, mit der Einspra tung als ‹ Anwältin der Landschaft › ein intensiver Lernpro che Gschwändwald ( 1990 ), mit der sie die Pflicht für ein zess. « Jeder Beschwerde ging eine gründliche Abwägung ordentliches Baubewilligungsverfahren bei Waldstrassen voraus », hält Hans Weiss fest. « Wir hatten gute Anwälte projekten durchsetzt, oder mit der Einsprache gegen die und haben immer gut abgeklärt. Es gab Fälle, da ging es Rebberg-Melioration Salgesch ( 1988 ), mit der sie gegen um die Wurst. Wir sagten uns: Wenn wir da nichts machen, sich heftig wehrende Landeigentümer erfolgreich ist. Im wer dann ? » Es wird aber auch wichtig, mit klarem Kopf Wallis und im Tessin geht die SL immer wieder mit Ver zu entscheiden, welche Fälle Erfolg versprechen. In den bandsbeschwerden gegen die Umnutzung von Ställen und 1970er- und 1980er-Jahren ist die SL denn auch erfolg Rustici in Wohnungen auss erhalb der Bauzone vor – und reich: keine Seilbahn auf den Fee-Kopf ( 1973 ), Rettung der wendet sich auch in Zeitungsartikeln und Fernsehsendun Flussauenlandschaft am Hinterrhein ( Linienführung N 13, gen gegen den Ausbau von Ställen in Ferienhäuser. 1975 ), Verzicht auf ein überdimensioniertes Bergrestau Die Erfolge und die öffentlichen Auftritte erhöhen den rant auf dem Grat des Jungfraujoch ( 1978 ), Verzicht auf die Druck auf die Akteure des Bauens ausserhalb der Bauzo Wasserkraftnutzung im Gebiet der Greina ( 1986 ). ne. Gleichzeitig setzen den Landwirten auch die neue Ag Es ist ein Kampf Davids gegen Goliath, und jeder rarpolitik und die Intensivierung der Landwirtschaft zu. Schuss mit der Steinschleuder muss treffen. Oft ist Goliath Rudolf Muggli, Nachfolger von Rudolf Stüdeli als Direk der Bund, obwohl Artikel 3 NHG fordert, « bei der Erfüllung tor der VLP, erinnert sich: « D er Bauernverband forderte: der Bundesaufgaben dafür zu sorgen, dass das heimatli ‹ Wir brauchen jetzt die Öffnung der Landwirtschaftszone, che Landschafts- und Ortsbild […] sowie Natur- und Kul sonst geht die Schweizer Landwirtschaft unter. › Die Land turdenkmäler geschont werden und, wo das allgemeine wirtschaft wollte die Festung Raumplanung stürmen. » Interesse an ihnen überwiegt, ungeschmälert erhalten blei Ulrich Zimmerli, Rechtsprofessor und SVP-Ständerat, ben ». Mit zahlreichen Einsprachen kämpft die SL gegen die weiss, wie man das macht. Seine 1991 eingereichte Motion negativen Auswirkungen von Bundessubventionen auf die Zimmerli bringt 1998 eine Teilrevision des RPG, die die Landschaft. So sind etwa Einsprachen der SL betreffend Landwirtschaftszone « kontrolliert öffnet ». In der Refe die Investitionshilfe für Berggebiete und immer wieder rendumsabstimmung 1999 unterliegen die Umweltverbän solche gegen den vom Bund subventionierten Forststras de. « Mit den RPG-Teilrevisionen in den 2000er-Jahren hat senausbau mit seinen tiefgreifenden Auswirkungen auf man dann Salamitaktik betrieben. Vom Grundsatz, Baudie Bewirtschaftung und das Landschaftsbild erfolgreich. von Nichtbauland zu trennen, hat man immer wieder eine Das Waldgesetz von 1993, an dessen Ausarbeitung die SL Scheibe abgeschnitten », hält Rudolf Muggli fest. massgeblich mitwirkt, bringt Anpassungen zugunsten des Schweizerische Landschaftszerstörung Landschaftsschutzes und führt zu einer Kurskorrektur. Das Thema Landschaft ist seit Mitte des 19. Jahrhun Noch ist Kalter Krieg derts eine Domäne bürgerlicher Kreise, weil das « kollektive Zwei Themen klammert die Stiftung während der ers Bild des Vaterlandes » ( François Walter ) eng an das Gesicht ten beiden Jahrzehnte aus: Atomenergie und Militär. Die der Landschaft geknüpft war. Auch die SL orientiert sich Anti-AKW-Bewegung gilt als linke Opposition und wird da zu Beginn am Ästhetischen: die Zerstörung der Landschaft her vom mehrheitlich bürgerlichen Stiftungsrat aussen vor als « B eleidigung des Auges » ( Rudolf Schilling ). Bei ihrer gelassen. Hinzu kommt, dass sich die SL bereits stark in Arbeit setzt die SL auch auf die Sensibilisierung der Öffent der Diskussion um die Nutzung der Wasserkraft engagiert lichkeit. Hans Weiss: « Uns war sonnenklar: Ohne, dass wir und ihr insbesondere die ‹ Restwasserfrage › und der Schutz über die Öffentlichkeit Druck machen, geht nichts. » Rund natürlicher Fliessgewässer unter den Nägeln brennt. zehn Mal kann er Beiträge in ‹ Heute Abend in … › im Schwei Die Armee geniesst während des Kalten Krieges so zer Fernsehen platzieren. « Ich rief den Redaktor an und wohl in der Politik als auch in der Bevölkerung ein hohes sagte: ‹ Sie müssen unbedingt da und da hin, da soll wie Ansehen. Der Stiftungsrat befürchtet, dass ein Engage der ein ganzer Hang zugebaut werden. › Heute hätte ich mit ment gegen das Militär das Wohlwollen gegenüber der SL diesem Thema in so einer Sendung keine Chance mehr. » Die Stiftung versteht den Landschaftsschutz als das schmälern könnte ; zudem sind die Stiftungsräte im mili tärfreundlichen Milieu gut verankert. Als mit der Rothen spezifisch schweizerische Umweltproblem. Den tech thurm-Initiative zwar für den Moorschutz, aber eben auch nischen Umweltschutz sieht man bei den Naturschutz gegen einen im Moor geplanten Waffenplatz gekämpft verbänden besser aufgehoben. Als die Umwelt in der wird, hält sich die SL im Hintergrund, anerkennt aber öffentlichen Debatte ihren festen Platz gefunden hat, die Ziele des Moorschutzes als wesentlich für den Land verändert auch die SL ihre Gewichtungen. Nach jahre schaftsschutz. Bevölkerung und Stände nehmen die Initi langem Seilziehen lenken die Verbände im Sommer 1983 ative an – der Soziologe Rolf Nef spricht vom « Wunder von die mediale Aufmerksamkeit in der Schweiz gezielt auf Rothenthurm ». Dieses Wunder und das Ende des Kalten das Waldsterben, um einen Katalysator für das Umwelt Krieges machen den Weg frei, um künftig auch den Um schutzgesetz zu erlangen. Ende 1986, nach Tschernobyl gang des Militärs mit der Landschaft auf die Agenda ihrer und dem Grossbrand von Schweizerhalle, dreht der Wind Schützer zu setzen. endgültig. Das Thema Umwelt und ihr Schutz ist jetzt in breiten Kreisen der Gesellschaft und bei den Politikerin nen und Politikern angekommen. Druck erzeugt Gegendruck 1990 beginnt Raimund Rodewald bei der SL zu arbei « D er grösste Teil des Problems im Landschaftsschutz wurzelt im Nichtvollzug geltenden Rechts », bringt es Hans ten. Als promovierter Pflanzenbiologe bringt er das nötige Weiss auf den Punkt. Mit Verbandsbeschwerden gegen Fachwissen mit, um bei der Stiftung die Bereiche Umwelt Einzelfälle kann die Tragweite dieses Defizits deutlich ge und Ökologie ausbauen zu können. Sein Engagement →
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Stiftungspräsidenten und -präsidentinnen Friedrich Traugott Wahlen ( Ehrenpräsident ) Rudolf Schatz ( 1970 – 1979, Gründungspräsident, † 1979 ) Herbert Wolfer ( 1979 – 1982 ) Willy Loretan ( 1982 – 1992 ) Lili Nabholz ( 1992 – 2003 ) Erika Forster ( 2003 – 2011 ) Kurt Fluri ( seit 2011 )
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Galmiz ( FR ): Mit einer grossen Kampagne wehrte sich die SL zusammen mit ihrem Doyen Hans Weiss 2004 erfolgreich dagegen, dass ein Pharmakonzern auf 55 Hektar Gemüseanbaufläche im Seeland seine Fabrik errichtete.
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→ hatte früh begonnen: « Im Fernsehen sog ich die Sen dungen von Bernhard Grzimek ein, ich las seine Bücher, ich war ein richtiges Grzimek-Kind: Aufbruch ! Rettet die Welt ! So kam ich zur Naturschutzbewegung, trat dem WWF bei, leitete dort zehn Jahre eine Jugendgruppe, führte die Ökosendereihe ‹ Wege › bei Radio Munot und war im Vor stand des WWF Schaffhausen. Wir gingen an Demos und kamen mit der Politik in Kontakt. » Wachablösung Anlässlich der 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft gründet die Bundesversammlung den Fonds Landschaft Schweiz ( FLS ) und dotiert ihn mit 50 Millionen Franken, um Erhalt und Pflege traditioneller Landschaften mitfinanzie ren zu können. Als Vorlage dient eine Machbarkeitsstudie der SL. 1992 wechselt Hans Weiss als Geschäftsleiter zum FLS. Als neuen Geschäftsleiter der SL wählt der Stiftungs rat Raimund Rodewald. Für Kontinuität in der Geschäfts stelle sorgt Beatrice Herren, die von 1971 bis zu ihrer Pen sionierung 2016 die Ordnungshüterin der SL-Aktivisten ist. Rudolf Stüdeli bleibt nach seiner Pensionierung Mitglied des Stiftungsrates und nimmt die Rolle der grauen Emi nenz ein. Wie zu Beginn Hans Weiss gibt er jetzt Raimund Rodewald einen guten Rat mit auf den Weg: « Du musst je den kennen, persönliche Beziehungen sind wichtig. » Raimund Rodewald richtet die Stiftung neu aus: « Es waren nicht mehr dieselben Herausforderungen wie in den 1970er-Jahren, als es vordringlich galt, die Landschaft vor weiterer Zersiedelung zu schützen und die gesetzlichen Instrumente dafür zu schaffen. Jetzt ging es auch darum zu sagen, was wir wollen, und nicht nur, was wir nicht wollen. » Die neue Strategie sieht zwei Anker vor: zum einen die po litische Arbeit, zum anderen die Projektarbeit, die illust riert, wie das umgesetzt werden kann, was von der SL poli tisch gefordert wird. « S o konnten wir zeigen, dass wir nicht nur reden, sondern auch machen. Das verleiht uns Glaub würdigkeit », sagt Raimund Rodewald. Bereits Anfang der 1970er-Jahre hatte die SL mit dem ‹ Kulturlandschaftsmo dell Schamserberg › landschaftserhaltende Massnahmen mustergültig anstossen können. Ab 1992 gilt verstärkt die Devise: ‹ Landschaftsschutz heisst nicht verhindern, son dern verbessern. › Schweizweit werden in Zusammenar beit mit lokalen Akteuren rund 300 Projekte realisiert. Seit 2011 honoriert die SL mit dem Preis ‹ Landschaft des Jah res › lokales Engagement für die Landschaftspflege – samt Feier und Broschüre. So kann die Stiftung mit prämierten Beispielen einer breiten Öffentlichkeit die kulturellen, ökologischen und ökonomischen Werte und die Vielgestal tigkeit der schweizerischen Landschaften näherbringen.
Die Autorin dankt dem Schweizerischen Bundesarchiv für die Einsicht in die Bestände BAR E3001B 1978 / 75 70 ; BAR E4110 B 1981 / 85 BD:51 ; BAR E3270C#1992 / 10#346.
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Neue Allianzen In den 1990er-Jahren muss die SL nicht nur das Ar gumentarium für die Projektarbeit, die politische Arbeit, die Medienarbeit und für den Einsatz des Verbandsbe schwerderechts an den Wandel des Diskurses in Raum entwicklung und Umwelt anpassen. Für ihr Überleben ist auch entscheidend, die eigene Arbeit deutlicher von anderen Umweltorganisationen abzugrenzen. Das gelingt dank neuer Allianzen. Bis 1990 dominierte bei der SL die Zusammenarbeit mit der VLP. Diese wird fortgesetzt, und auch die bisherige Arbeitsteilung behält man bei: « Das Führen der Verbandsbeschwerden managte die SL sehr gut. Man konnte sich auf sie verlassen. Raimund Rode wald wusste immer, was wo im Land passiert », erinnert sich Rudolf Muggli an seine Zeit als VLP-Direktor. Rode wald setzt aber auch auf neue Partner. Er baut die Zusam menarbeit mit dem Heimatschutz und der mitgliederstar ken Pro Natura aus. Das führt dazu, dass die Verbände von
einer Konkurrenzsituation zu einem Miteinander überge hen, was sich Mitte der 2000er-Jahre beim Joint Venture ‹ Landschaftsinitiative › bewährt. Aus Störenfrieden werden Mitwirkende Das Politikgeschäft hat sich seit der Gründung der SL stark gewandelt. « Zu den Zeiten von Rudolf Stüdeli zeigte es noch Wirkung, dem Bundesrat einen Brief zu schreiben. Heute geht der Einfluss über Parlamentarierinnen und Parlamentarier, die in den Kommissionen Gewicht haben. Solche Leute zu finden, ist ein guter Teil des Geschäfts von Raimund Rodewald. Und er versteht dieses Geschäft gut », resümiert Rudolf Muggli. Seit 1982 organisiert die SL die Parlamentarische Gruppe Natur und Heimatschutz, die zusammen mit derjenigen für Biodiversität und Arten schutz seit Ende der 1990er-Jahre gut besuchte Parlamen tarieranlässe veranstaltet. Mit diesem Gremium gelingt es denn auch, der Parlamentarischen Initiative Eder er folgreich etwas entgegenzusetzen, die 2012 den Schutz der BLN-Gebiete unter Beschuss nimmt. Seit 1990 arbeiten Vertreter der SL vermehrt mit Par lamentarischen Kommissionen und Bundesämtern zu sammen. Auf immer mehr Sachfragen gilt es, Antworten zu finden: landwirtschaftliche Nutzung, Biodiversität, Richtlinien für Golfplätze, Konfliktlösungsgruppe Über tragungsleitungen, Energiestrategie. « Unser Fachwissen ist heute in breiten Bereichen gefragt. Aus Störenfrieden wurden Mitwirkende », sagt Raimund Rodewald. Ihr politi sches Engagement kann die SL auch bei der Naturpärke- Verordnung, den Landschaftsqualitätsbeiträgen und der Ratifizierung der Europäischen Landschaftskonvention einbringen. « Raimund Rodewald ist der politische Strate ge, er schmiedet die Kompromisse, er organisiert die Seil schaften », fasst Rudolf Muggli zusammen. Entscheidend ist auch, dass Hans Weiss und Raimund Rodewald für ihre Arbeit bei den Stiftungsratspräsidenten und -präsidentinnen stets Rückhalt fanden. « Sie waren immer für Vorstösse zu gewinnen, die aus der Küche der SL-Geschäftsstelle stammten, auch für unpopuläre Vor stösse », erinnert sich Raimund Rodewald. Rudolf Schatz – Alpinist, Landschaftsschützer, Bankier und FDP-National rat – lotete stets « die Grenzen des Möglichen » aus. Willy Loretan, Oberst im Militär, half mit beim Widerstand ge gen die Schiessplätze Gadmental und Krauchthal. Erika Forster gab Rückendeckung für die Landschaftsinitiative. Kurt Fluri unterstützte es, « dort zu intervenieren, wo ge setzeswidrige Eingriffe drohen. » Bangen um die Steinschleuder Anfang der 1990er-Jahre geht die Immobilienbranche in den Sinkflug, es folgt die Bankenkrise. Beides ist für die Raumplanung ein schweres Handicap. « Wir mussten die Raumplanung gegen die Wirtschaft verteidigen. Deren These war, dass es sie gar nicht braucht. Es hiess immer: ‹ Die Raumplanung ist schuld an der Immobilienkrise. › Hinzu kamen die Motion Zimmerli und schliesslich die RPG-Teilrevision von 1998. Es ging eigentlich gar nichts mehr », erinnert sich Rudolf Muggli. In Zeiten neolibera ler Strömungen macht sich die Stimmung breit, dass der Markt die räumliche Entwicklung besser steuere als die Planung. Ganz im Zeichen der Deregulierung steht denn auch die Absicht, David die Steinschleuder aus der Hand zu nehmen. Im Parlament gibt es verschiedene Versuche, das Verbandsbeschwerderecht abzuschaffen – zuletzt 2008 mit einer Volksabstimmung über die Volksinitiative der FDP. Sie geht krachend unter. « Im Gegensatz zu den anderen Organisationen konnten wir den Draht zur Wirt schaft nutzen und generell die Professionalisierung im
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Umgang mit dem Verbandsbeschwerderecht manifestie ren. Das führte dazu, dass die Wirtschaftsseite sich nicht voll hinter diese Initiative stellte », resümiert Raimund Ro dewald. David behielt seine Steinschleuder, die nach wie vor ein wichtiges und klug eingesetztes Instrument der Arbeit der SL ist. Sie hat in den fünfzig Jahren ihres Be stehens 266 Beschwerden eingereicht und in 202 Fällen recht erhalten – das sind mehr als drei Viertel der Ent scheide zugunsten der Landschaftsschützer.
Beschwerden, Politarbeit und eine Demo: 2004 in Galmiz ( FR ).
Raimund Rodewald und Bundesrätin Doris Leuthard ehren das Tessiner Valle di Muggio als ‹ Landschaft des Jahres › 2014.
Sprich nicht nur. Tue. Arbeitseinsatz für Trockenmauern im Tessin.
Theo Hunziker, einer der drei Gründerväter, besucht Raimund Rodewald 2018 am Sitz der Stiftung in Bern.
Ein Ziel ist erreicht – andere bleiben Ab 2000 geht es der Wirtschaft besser, und es wird wiederum fleissig gebaut. Die Raumplanung aber bleibt in der Krise. Der Fall Galmiz führt 2004 einer breiten Öf fentlichkeit das gravierende Vollzugsdefizit der Raumpla nung vor Augen – und er wird ein Steilpass für die Raum planung. Anlass ist ein Entscheid des Regierungsrates von Freiburg, in der Gemeinde Galmiz einer Fabrik des US-Pharmakonzerns Amgen zu Bauland zu verhelfen. Die dafür nötigen 55 Hektar – mehr als die Fläche der Innen stadt von Bern – lagen nach dem kantonalen Richtplan, der wenige Monate zuvor vom Bundesrat genehmigt worden war, isoliert mitten in der Landwirtschaftszone. Ein Stand ortnachweis, wie er von Gesetzes wegen für ein solches Vorhaben zwingend ist, fehlte. Wesentliche Grundsätze des RPG waren verletzt worden. Hans Weiss erinnert sich: « Alt Bundesrichter Kuttler rief mich an und sagte: ‹ Wenn man da nichts macht, dann sind 25 Jahre Rechtspflege in der Raumplanung Makulatur. › Auf meine Veranlassung hin sagte alt Bundesrat Rudolf Friedrich am Radio im ‹ Echo der Zeit ›: ‹ Wenn wir das durchgehen lassen, dann kön nen wir mit der Raumplanung aufhören. ›. » Weiss, inzwi schen beim FLS pensioniert, organisiert als Bürgerprotest das Aktionskomitee ‹ Galmiz – Ja zur Raumplanung in der Schweiz ›. Innerhalb kürzester Zeit findet das Anliegen in der Bevölkerung und in der Fachwelt breite Unterstützung. Galmiz wird zum Mahnmal für eine Fehlentwicklung und führt zur Forderung, dass die in der Bundesverfassung ver ankerten Ziele der Raumplanung endlich eingehalten wer den: haushälterische Nutzung des Bodens und geordnete Besiedelung des Landes. Anfang 2005 klagt die SL die Regierung des Kantons Freiburg mit einer aufsichtsrechtlichen Beschwerde beim Bundesrat ein. 2006 lanciert Raimund Rodewald eine Volksinitiative, deren Inhalte er mit einer kleinen Grup pe bei regelmässigen Treffen diskutiert. Gemeinsam mit 15 weiteren Natur- und Umweltverbänden reicht die SL 2008 die ‹ Landschaftsinitiative › ein. Sie fordert die Sied lungsentwicklung nach innen, die Begrenzung des Bauens im Nichtbaugebiet und ein zwanzigjähriges Bauzonenmo ratorium. Das neue Miteinander der Verbände und die gute Vernetzung der SL zu Staatsrechtsprofessoren bewähren sich. « Noch 2007 war die Stimmung in der Raumplanung depressiv. Mit der Landschaftsinitiative gingen wir in die Offensive über », erinnert sich Rudolf Muggli. Die Land schaftsinitiative baut erfolgreich politischen Druck auf und führt in der Folge zu einem indirekten Gegenvorschlag, an dem auch die SL mitwirkt. « Das neue Raumplanungsge setz von 2012 ist sehr stark von uns geprägt, nicht nur die Lands chaftsinitiative, die von uns ausgegangen ist. Das Gesetz beinhaltet massgebende Sätze, die wir geschrie ben haben », hält Raimund Rodewald fest. Das Komitee zieht die Landschaftsinitiative schliesslich zugunsten des Gegenvorschlags zurück – das Ziel ist erreicht. 2012 wird das revidierte RPG in der Volksabstimmung mit grosser Zustimmung angenommen. Die bauliche Entwicklung der Schweiz erfolgt nun mit Verdichtung nach innen, nicht mit immer neuen Einzonungen der Landschaft zu Baugrund.
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Hagneck ( BE ): Von Aarberg in den Bielersee verläuft der Aare-Hagneck-Kanal, eine technisch gestaltete Landschaft aus dem 19. Jahrhundert. Letzter Ausbauschritt war die Sanierung des Flusskraftwerks Hagneck. Die SL zeichnete die Energielandschaft 2017 als ‹ Landschaft des Jahres › aus, denn die Stiftung ist keineswegs bloss die Anwältin der unberührten Schönschweiz im Gebirge, sondern sie pocht auch auf eine gute Gestaltung der Gebrauchsschweiz.
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Den Zauber der Landschaften spüren Die Schweiz befindet sich an einem Wendepunkt: Statt der Verfügbarkeit von allem und jedem werden wir die Schönheit der Landschaft schätzen lernen. Das Jahrzehnt der Reparatur bricht an. Text: Raimund Rodewald
Nach dreissig Jahren Landschaftsschutz fällt es mir schwer, optimistische Prognosen für die Zukunft zu wagen. Wenn ich es doch versuche, so deshalb, weil ich davon überzeugt bin, dass im Grunde niemand die zerstörerischen Landschaftsveränderungen wollte, die durch unsere gesellschaftliche und individualisierte Lebensweise entstanden sind. Landschaften sind den wirtschaftlichen Optimierungszwängen zum Opfer gefallen und vielerorts entzaubert. Eine wirtschaftspolitisch rational-nüchterne Denkweise hat die Landschaften und Lebensumgebungen flurbereinigt und lockt weiterhin mit Glücksversprechen, die sich aber je länger, desto drastischer als Trugbild erweisen. Unser tägliches Handeln, Pendeln, Reisen und Konsumieren belastet immer grössere Räume. Scheinleben an Scheinorten Pläne, To-do-Listen und Agenden prägen den Alltag. Haben wir ein Ziel erreicht, jagen wir schon dem nächsten nach. Wo bleibt der fruchtbare Boden für Poesie und Sinnlichkeit, der Raum fürs Innehalten, Erspüren und Berührenlassen und für nicht zielorientierte Tätigkeiten ? Die Welt zur freien Verfügung zu haben, gehört zu dieser Überschätzung des Ichs, die sich der wohlhabendere Teil der Bevölkerung zum Ritual macht: In der transnationalen Gesellschaft, in der Menschen ( und mit ihnen die Viren ) grenzenlos vagabundieren und Folgen wie Klimaerhitzung und Artensterben hinterlassen, entsteht eine Wirklichkeit aus multidimensionalen Orten, wo dank der Kommunikationstechnologien viele unserer Arbeiten und privaten Gepflogenheiten, wie Einkaufen, Musikhören, Telefonieren, Fernsehen, ortslos und beweglich geworden sind. Die ganze Welt jederzeit zur freien Verfügung zu haben, bedeutet, in einer Scheinverbindung mit einem konkreten Ort zu sein, an dem wir uns dank GPS und Smartphone-Apps zurechtfinden, auch ohne die Landessprache zu verstehen. Eine Beziehung entsteht dadurch kaum. Auch als Touristen sammeln wir Orte und Aktivitäten ein, die uns Echtheit versprechen, aber die Realität verstellen. Paradox ist, dass wir immer noch in den alten, etwas angestaubten Kategorien von Wohnort hier, Arbeitsort dort, Shopping in Einkaufszentren und Ferienidyllen an exotischen Stränden denken, wäh-
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rend wir längst im virtuellen Universum unterwegs sind. Überall und doch nirgends festsitzend zu sein, war zumindest vor der Corona-Krise Inbegriff unseres Wohlstands. Tiefgreifend neue Landschaften Diese Mehrfachverortung hat die Kulturlandschaften der Schweiz tiefgreifend umgepflügt. Für die modernen Vagabunden wird gebaut wie noch nie. Die Immobilienentwickler profitieren von der Sogwirkung des staatlich finanzierten überregionalen Verkehrsnetzes und betreiben den Wohnungsbau auch dort, wo gar keine Nachfrage besteht. Attraktive Bodenpreise und tiefe Zinsen, aufgemischt mit dem politisch wirksamen Argument, man wolle nur die Siedlungen verdichten, führten innert kurzer Zeit zu einem Gesichtsverlust vieler Ortschaften. Hinzu kommt, dass man auch ausserhalb der Bauzonen die raumplanerische Scham ablegte und die noch freie Landschaft mit industrieartigen Tierhallen überstellte. Wie am Beispiel des unteren Reusstals gezeigt siehe ‹ Die schöne Landschaft ›, Themenheft von Hochparterre, März 2019, blieb der frühere landschaftliche Charme auf der Strecke, und eine Baukultur ist nicht mehr zu erkennen. Komplementär dazu zelebriert der Tourismus- und Freizeitsektor eine Gegenwelt des Schönen. Die geplante Züribahn über den Zürichsee soll den Gästen gemäss Zürcher Kantonalbank die einzigartige Schönheit der Seenlandschaft erlebbar machen. Die V-Bahn in Grindelwald soll den asiatischen Massentouristen ( s ofern sie dann noch kommen ) einen atemberaubenden Blick auf die Eigernordwand ermöglichen. Die Werbebotschaften für die zahlreichen Hängebrücken und Aussichtsplattformen sind Lobeshymnen auf die Schönheit der Schweizer Landschaften. Kein Wunder, dass die nach Unterhaltung dürstenden Menschen des durchgetakteten Büroalltags auf solche ‹ Eyecatcher › positiv reagieren. Mit der Zeit wirkt diese ästhetische Erlebnisvermittlung allerdings nur noch schulmeisterlich. Gewiss gibt es für all das Erklärungen, Ent- und Beschuldigungen. Dennoch geht es um alle, die es sich gewolltermassen sehr bequem in dieser Welt einrichteten. Das harte Leben hinter sich zu lassen, zeigt nun jedoch die harten Folgen für Natur und Landschaft, die Um-
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jektschwerpunkt ‹ Erhalt und Förderung von Bäumen im Siedlungsraum › gesetzt, um auch mit politischen Mitteln gegen die zunehmende Verschotterung von Grünflächen und den Baumverlust in Siedlungsgebieten vorzugehen. Auf dem Land rufen die zahlreichen frei stehenden Gebäude, gerade in den Dörfern, und die personell ausgedünnte Landwirtschaft nach kreativen Lösungen. Statt wie so oft pauschal die Zunahme der Wohnbevölkerung oder der Ferienbetten – womöglich noch in den weit mehr als 100 000 aufgegebenen Stallbauten innerhalb und aus serhalb der Siedlungen im Berggebiet – zu predigen, sollte man sich eher überlegen, wie wir die Arbeitsplätze wieder näher zur Wohnbevölkerung bringen. Es ergibt wenig Sinn, dass der Dienstleistungssektor in der Stadt ständig zunimmt, wenn diese Aufgaben doch die Homeoffice-Hirten und -Hirtinnen übernehmen könnten. Das würde die an Grenzen stossenden Verkehrsinfrastrukturen und das Klima entlasten. ‹ New rurals › und ‹ new alpiners › wären also Menschen, die das Land nicht nur auf eine Feriendestination reduzieren, sondern sich dort auch sozial engagieren. Auch diesen Konzepten geht die SL auf die Spur. So gibt es beispielsweise in Realp im Kanton Uri eine ortsbildprägende Stallgasse mit teils leer stehenden Gebäuden. Statt diese einfach in Ferienwohnungen umzubauen, könnte man gezielt Pop-up-Ateliers für Kunstschaffende, Handwerksleute oder temporäre Läden fördern. Ein anderes Beispiel ist das ehemalige Schlachthaus in Göschenen, das sich auch als Co-Working-Space eignen könnte. Sinn, Sinnlichkeit und Ruhe Solche Konzepte dürfen nicht regellos sein, da sie sonst So entsteht die Hoffnung, dass elementare Dinge des das baukulturelle Erbe gefährden. Womöglich gibt es auch Lebens wie die tägliche Versorgung, kontemplatives Spa- kommunale Immobilienentwickler, die sich gerade um diezierengehen in der Natur, das Besorgtsein um die Mitmen- se Nicht-Rendite-Objekte kümmern. Albinen im Wallis und schen und die Sehnsucht nach mehr sinnlicher Berührung einige andere Alpengemeinden machen das bereits vor. und Sinnhaftem in den Vordergrund rücken. Geben wir der Welt ihre Ruhe wieder und uns die Bilder eines schönen, Schönheit herstellen Und wie können wir nun die Wiederverzauberung der guten Lebens zurück. Wir brauchen sinnlich-poetische, ja arkadische Orte, angefangen beim einsamen majestä- Landschaften erreichen ? Der Weg führt über das Erkennen tischen Stadtbaum bis zu den grossen Ansichten der al- der ästhetischen Potenziale, und zwar flächendeckend. In pinen Bergnatur. Die Menschen der Zukunft sollen poe- Zeiten der grenzüberschreitenden Umweltprobleme darf tischer und philosophischer werden, die Liebe zur Natur es keine Unorte und keine Zäune geben. Wir sind für die und zum einfachen Leben zurückgewinnen. Vielleicht nä- Qualität jedes einzelnen Quadratmeters unseres Landes hern wir uns wieder stärker einem Hirtenleben à la Arkadi- verantwortlich. Das fordert auch die Europäische Landen an. Schafe sind dafür nicht nötig. Die zeitgenössische schaftskonvention. Flächendeckende landschaftliche KonHirtin behütet Orte wie Schafe als Teil ihres Zuhauses, zeptionen liegen – gestützt auf den Katalog der charakterisnicht als Eigenes im Sinne des abgrenzenden Besitzes, tischen Kulturlandschaften der Schweiz, den die SL 2014 sondern als Angeeignetes im Sinne einer gegenseitigen erarbeitet hat – für einige Kantone bereits vor. Die Methodik für die Frage, wie Landschaften ästheBeziehung. In Zukunft wird das Dorf uns die Lebensform eines modernen Arkadiers, nennen wir ihn den Home tisch gestärkt werden können, ist längst entwickelt. Noch office-Hirten, bieten. Wie wäre es, wenn wir von nun an fehlt es aber an Anwendungsbeispielen. Für den hundert die Hälfte unserer täglichen Arbeitszeit für die Reparatur Hektar gross en Demeter-Landwirtschaftsbetrieb des unserer Umgebung einsetzen – konkret, um unsere viel zu Skulpturenparks des Klosters Schönthal im basellandstark an den Staat und die freie Marktwirtschaft delegier- schaftlichen Langenbruck hat die SL in einem Konzept auften Aufgaben vermehrt selbst an die Hand zu nehmen ? gezeigt, wie eine ästhetische Aufwertung im Einklang mit der Landwirtschaft aussehen könnte. Dabei geht es nicht Die Stadt vom Land her denken um Geschmäcklerisches und künstliches Design, sondern Das klingt nicht nach bequemem Leben, doch die um die Stärkung der vorhandenen Qualitäten. Ästhetische Glücksversprechen der Streaming- und Netflixkultur las- Massnahmen werden in ein neues Narrativ gekleidet, das sen die Menschen in der Alltagswelt handlungslos zurück. sich verbinden lässt mit den landwirtschaftlichen RealitäDie Wiederverzauberung unserer Welt beginnt primär auf ten und Zielen der Biodiversität, den Erwartungen der Bedem Land, im Dorf und nicht in der Stadt. Sie wird den völkerung und der Grundeigentümerschaft. Die Ästhetik ist künftigen Homeoffice-Hirten die nötigen Verhältnisse vom Olymp der Philosophie und Kunstgeschichte herabgebieten. Und die Stadt ? Sie muss vom Land her gedacht, stiegen und alltagstauglich geworden. Die Nachfrage nach vielleicht verländlicht werden. Handlungsoptionen für die einer Kultur des Schönen ist aufseiten der Bevölkerung Bevölkerung müssen geschaffen werden. ‹ Agroforestry › hoch. Mit dem Mittel des ästhetischen Wissens gelingt und ‹ urban agriculture › anstelle von leer stehenden Büro ein wichtiger Brückenschlag von den rationalen zu den türmen können künftige Rezepte für grünere, sozialere emotionalen Argumenten. Die Landschaft wird zum Touchund klimafreundlichere Städte sein. Deshalb hat sich die screen, und das Erspüren, Erlauschen, Ertasten ihres ZauStiftung Landschaftsschutz Schweiz ( SL ) einen neuen Pro- bers wird vielleicht ( wieder ) zu grossen Erlebnissen.
welt und letztlich unser Lebensgefühl. Die Forderung nach der Wiederverzauberung der Welt ist keine nostalgische Anwandlung. Es geht um eine Kultur des Schönen jenseits von romantischem Kitsch. Schönheit bezieht sich nicht nur auf real existierende Orte sinnlich-poetischer Atmosphäre, sondern auf die ablesbaren Zeichen guten, sinnhaften und gemeinschaftlichen Handelns. Der Psychoanalytiker Luigi Zoja drückte es so aus: « Wenn wir heute unser Innerstes nach seinem tiefsten Bedürfnis befragen, so wird die Antwort ein Gut sein, in welchem die Gerechtigkeit untrennbar verbunden ist mit der Schönheit.» Gerechtigkeit und Schönheit sind zwar durchaus getrennte Welten, sie blühen aber dann gleichzeitig auf, wenn wir ehrlich und quasi unverblümt das reale Leben reflektieren. Die 2020er-Jahre, die so katastrophal begonnen haben, läuten, so hoffe ich, eine Dekade der Reparatur an der geschundenen Welt ein. Das Anhäufen von Wohnflächen, Gütern, Vergnügungen und Reisekilometern ist zu einem Hochrisikospiel für die ganze Menschheit geworden. Ihre Rückstände von Plastikabfällen in den Meeren und Böden bis zur Klimaerwärmung sind längst pathologisch für unser Wohlbefinden. Wir brauchen einen starken Staat für die Regeneration unserer Landschaften. Die drastischen Massnahmen, die der Bevölkerung in der Corona-Seuche verordnet wurden, zeigen, dass Arbeiten im Homeoffice und ein Leben ohne ständiges Konsumieren, Sich-Vergnügen und Umherreisen durchaus funktioniert.
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Die zehn Maximen für die Landschaft Landschaft ist geometrisch messbar und kann also verhandelt werden. Nötig ist ihr ‹ Überdies › – die Schönheit, der Gemeinsinn und der Flug des Schmetterlings. Text: Köbi Gantenbein
Gewiss, Landschaft kann verhandelt werden, erstritten in geschickten Zügen, mit grossem Können, mit politischer Nase und juristischem Besteck. Das war und ist die Aufgabe der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz. Ihre Stiftungsrätinnen, die Geschäftsführer – zuerst Hans Weiss, dann Raimund Rodewald –, all die Gönnerinnen und Unterstützer wussten aber immer: Es gibt ein ‹ Überdies ›, das weder der Geometer vermessen noch die Juristin in Streitbegriffe fassen kann. Dieses ‹ Überdies › der Landschaft fasse ich in zehn Maximen zusammen, gewidmet den Landschaftsschützerinnen und Landschaftspflegern, aufgeschrieben für die Bewohnerinnen und Bewohner, für die Gemeinderäte und Stadtpräsidentinnen, für die Bäuerinnen und Förster, für die Baumeister und Ingenieurinnen, für die Juristinnen und Geometer, für die Bauherren und Architektinnen.
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Der Gemeinsinn ist das Gegenteil des Privatinteresses. Er ist der Grund und der Ausdruck, das Bild und die Substanz der schönen Landschaft. Seine Garanten sind die gut gedachte Planung, ein Stadt- oder Gemeinderat, der diese umsetzen will und kann, und ein Bodenbesitzer, der seine Eigentumsmacht abgibt – oder dem sie weggenommen werden muss.
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Vor 10 000 Jahren liessen die Menschen sich nieder, gründeten das Dorf und die Landschaft. Für die Nahrung, für die Sicherheit. Mit zäher Arbeit gegen die Wildnis. Die Stadt ist erst 5000 Jahre alt. Hier mussten die Menschen nicht die Wildnis bändigen, sondern ihre Mitmenschen – der Unterschied ist grundlegend für den Landschaftsschutz. Denn auf nur zwei Prozent der Erdoberfläche leben heute mehr als die Hälfte der Menschen in Städten, Tendenz steigend. 98 Prozent sind Wasser, Wüste, Steppe, Wald, Gebirge – und Kulturlandschaft, erobert, benutzt, misshandelt, gepflegt und geliebt vom Menschen und der Gesellschaft. Ein grosser Teil ist unwirtlich, aber der wirtliche Teil ist viel gröss er als das Stadtland. Das ist trostreich, und es gelte weiterhin: Dem Menschen die Stadt. Und dem Menschen die Landschaft.
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Landschaft wird gebaut. Die Schweiz hat reiche, schöne und gute Landschaften in zauberhafter Vielfalt von Carouge bis in die Val Müstair produziert. Auch wenn sie zersiedelt, traktiert und zerstört wird – es gibt sie immer noch. Pflege die alten, die traditionsreichen Landschaften, und baue die neuen so gut, wie die alten sind. Und bedenke: Landschaft gibt es nur, weil es Häuser gibt. Studiere die Geschichte der Häuser und lerne – noch vor hundert Jahren war die Landschaft als Grund und Boden des täglichen Brots so kostbar, dass es niemandem in den Sinn kam, sie zu zerstören. Ziehe den richtigen Schluss: Fertig lustig mit Landschaftverschwenden !
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Stadt und Landschaft sind seit 5000 Jahren zwei Welten. Einander eng verbunden und dennoch eigensinnig. Doch Grenzen sind da, um überschritten zu werden. Das gilt auch für die Landschaft. Warum Landschaften und Wald vor der Stadt als Produktionsfläche durch alle Böden verteidigen und mit Pestiziden, Harvest-Traktor- Ungetümen und Tierfabriken zerstören ? Grenzen öffnen heisst, der Wald und die Stadt gehen in die Landschaft, sie kommt mit Wiesen und Wäldern und als zwecklos schöne Leere in die Stadt.
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Jawohl, die Schweiz hat von ihrem Johann Wilhelm Fortunat gelernt. Das Raumplanungsgesetz von 1979 hat unterschieden: die Zone, in der gebaut wird – die Stadt und das Dorf –, und die Zone, in der nicht gebaut wird – die Landschaft. Landschaftsschutz ist ab und zu ganz einfach: Das Verhältnis dieser beiden Zonen darf nicht verwässert, verändert und verjubelt werden. Die Landschaftsinitiative der Umweltverbände legt fest: Gebaut wird in der Bauzone und nicht auss erhalb. Setze dich ein, damit diese Initiative angenommen wird.
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Johann Wilhelm Fortunat Coaz ( 1822 – 1918 ) gründete den SAC, die naturforschende Gesellschaft und den Nationalpark mit. Er war Lawinenforscher, Erstbesteiger von 22 Gipfeln in Graubünden und Musikamateur. Und er hat sich als erster Schweizer Oberförster im Alter von 92 Jahren pensioniert, gründete vorher alle Ämter von der Jagd über den Wald bis zur Umwelt, und er verfasste das Schweizer Waldgesetz. Dessen Kern: Nur so viel Wald fällen wie nachwächst. Übersetzt auf Landschaft heisst das: an einem Ort nur so viel Boden überbauen wie an einem anderen Ort freigeräumt wird.
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Landschaft ist dann nützlich, schön und gut, wenn sie deinem Kind gefällt, wenn es sich in ihr geborgen und verzaubert fühlt. Denke also bei jeder Tat in der Landschaft, bei jedem Gesetz für oder gegen sie an dein Kind und die Freundin deines Kindes und an deren Freund. Lass Kinder ihre schöne Landschaft zeichnen und nimm das Bild als Vorlage.
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Zähme das Auto, ob Benzin oder Strom. Gewiss, es gehört zum komfortablen Leben. Aber zu Fuss gehen ist gesünder. Das Auto verlangt viel Raum, wenn es fährt, und es verlangt viel Raum, wenn es ruht. Die Landschaften aber sind zu klein für immer mehr und immer grössere Autos, die immer mehr und immer breitere Strassen und Parkplätze fordern.
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Worte wie Richtplan, Ausnützungsziffer oder Fruchtfolgefläche sprechen eine juristisch präzise, messbare Sprache. So machen wir Landschaft verhandelbar. Das ist nötig, aber es genügt nicht. Denn es fehlt der Flug des Schmetterlings, der Hauch der Vogelbeere und der Kuss der Haubenmeise. Sie wohnen im Klang der Land Verordne Landschaft nicht, stelle sie her: Baue sie. schaft. Luisa Famos ( 1930 – 1974 ) ist eine grosse KlanglehDas erfordert Phantasie, Gelassenheit, Wissen – und Zeit. rerin. Die Unterengadiner Dichterin gibt denen, die an Setze nicht die erstbeste Idee um, verlange eine zweite der schönen Landschaft arbeiten, im Gedicht ‹ Lügl a Raund schlaf darüber. Folge dem besseren Argument, nicht mosch, Juli in Ramosch › Phantasie, Mut und Zuversicht dem des Stärkeren. Lebe deine Träume, aber verbaue sie auf dem Weg nach Arkadien. nicht. Lebe das Neue, aber erliege nicht den 1001 und mehr Möglichkeiten der Technik. Spare an Raum und gib Geld Trais randulinas aus für seine Schönheit. Bedenke: Was heute in die LandBattan lur alas schaft gebaut wird, steht in hundert Jahren noch. Vi dal tschêl d’instà.
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Minchatant tremblan Trais sumbrivas Sülla fatschad’alba Da ma chà. Drei Schwalben Schwirren Über den Sommerhimmel. Manchmal zittern Drei Schatten Auf der weissen Fassade Meines Hauses. Aus: Unterwegs, In viadi. Gedichte. Luisa Famos. Limmatverlag, Zürich 2019. Fr. 29.—, bei hochparterre-buecher.ch
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Zürich West: Die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz hat ein grosses Wissen und viele Verdienste um die Landschaften ausserhalb der Städte. Immer wichtiger wird aber auch die Stadtlandschaft, die ebenso gute Pflege und Anwaltschaft braucht wie das wilde, verlassene Hochtal im Gebirge.
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Geburtstagsgrüsse
Ein gesellschaftlicher Auftrag Unsere Landschaften stehen unter Druck wie nie zuvor. Immer noch wird viel, zu viel gebaut. Und die Instrumente, die einen effektiven Landschaftsschutz garantieren, stehen – als vermeintliche Entwicklungshemmer – unter heftigem Beschuss. Heute ist eine Politikergeneration am Werk, die keinen unmittelbaren Bezug zu den rechtlichen Grundlagen mehr hat, die in der fortschrittsgläubigen Nachkriegszeit aus einem Gefühl des Verlusts heraus geschaffen worden sind. Da ist zivilgesellschaftliches Engagement gefragter denn je. Da tritt die SL auf den Plan. Seriös. Kompetent. Mutig. Erfolgreich. Mit der Bereitschaft, Kompromisse einzugehen, wo man anders nicht zum Ziel kommt, und unerbittlich hart bleibend, wo die Sache es erfordert. Ihre Stimme kann man nicht ignorieren, geschweige denn negieren. Die SL hat sich Autorität verschafft. Zu wünschen wäre, dass ihr Einsatz in der breiten Öffentlichkeit nicht als private Obsession einiger militanter Idealisten wahrgenommen würde, sondern als eine Anstrengung in Erfüllung eines gesellschaftlichen Auftrags mit dem Ziel, unser aller Lebensqualität zu erhalten. Ludmila Seifert, Geschäftsleiterin des Bündner Heimatschutzes
Anwältin gestalteter Landschaft Ist es Zufall, dass gerade im fünfzigsten Jahr des Bestehens der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz vielen Menschen ‹ dank › der Corona-Krise, die uns zum Verweilen an Ort gezwungen hat, der Wert unserer Landschaften wieder bewusster geworden ist ? Ein positiver Effekt. Im Bestreben um die Anerkennung des Wertes von Natur und Landschaft und um deren Schutz hat sich die SL in den letzten fünfzig Jahren als verlässliche und unverzichtbare Partnerin von Pro Natura erwiesen. Sei dies in gemeinsamen Initiativen zur Verbesserung des Landschaftsschutzes generell oder in gemeinsam geführten Beschwerden zum Schutz einzelner bedeutender Landschaften. Dabei beschränkt sich die SL – wohl entgegen einem weitverbreiteten Vorurteil – nicht einfach auf unberührte Landschaften, sondern sie schliesst die menschliche Gestaltung und die so kreierten Landschaftselemente in ihre Überlegungen mit ein. So etwa Trockensteinmauern, Alleen oder, wie bei der ‹ Landschaft des Jahres › 2017 Aare-Hagneck-Kanal, die ( Energie- ) Infrastrukturen. Man darf also festhalten, dass die SL auch eine aufgeschlossene und fortschrittliche Organisation ist. Dank der von ihr verliehenen Auszeichnung ‹ Landschaft des Jahres › ist die SL weitherum bekannt. Sie darf jedoch gerne mehr unternehmen, um ihre Bekanntheit in weiteren, auch weniger sensibilisierten Kreisen zu erhöhen. Dazu trägt bestimmt das 50-Jahre-Jubiläum bei – und die Landschaftsinitiative, an der die SL intensiv mitgearbeitet hat. Herzlichen Glückwunsch zu den fünfzig Jahren und Danke für die gute Zusammenarbeit. Ursula Schneider Schüttel, Nationalrätin und Präsidentin von Pro Natura
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Walzer und Rock’n’Roll
Dem Druck auf die Alpen widerstehen
Nimm Platz, liebe Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, auf der herrlichen Sonnenterrasse. Lass deinen Blick über die Berge schweifen ! Sieh an, dort drüben: Danke, dass du mitgeholfen hast, dass in diesem Tal keine Skiliftmasten die Hänge hochstaksen. Nur wenige verstehen es, das Verbandsbeschwerderecht so virtuos und mit Erfolg einzusetzen wie du. Dein Sinn für Ästhetik sucht seinesgleichen: Du hast uns mit den ‹ Landschaften des Jahres › immer wieder auf Perlen aufmerksam gemacht. Du scheust dich nicht, auch über den Pistenrand hinauszublicken: unvergessen unsere Zusammenarbeit für die Wildnis-Tagung 2018. Der politische Tanz liegt dir: Du beherrschst den konservativen Walzer ebenso wie den progressiven Rock’n’Roll. Du richtest die Scheinwerfer auf historische Suonen wie auch auf fehlendes Stadtgrün. Du verstehst es, die Zweitheimischen, die Intellektuellen und die Etablierten für die prächtigen Landschaften zu gewinnen. Doch was ist mit den Eingesessenen, den Büezerinnen und den Influencern ? « Die Wildnis ist das Rohmaterial, woraus der Mensch ein Kunstwerk namens Zivilisation gehämmert hat », schrieb der amerikanische Wildnispionier Aldo Leopold. Für die Zukunft wünschen wir uns, dass du dich noch öfter traust, den Hammer aus der Hand zu legen. Vertrau auch dem Rohmaterial, das seine eigene Schönheit hat. Denn du, liebe Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, bist Poetin und wirst es verstehen. Maren Kern, Geschäftsleiterin
Eines ist klar: Ohne die SL würden die Schweizer Alpen heute vielerorts ganz anders aussehen. Vor meinem geistigen Auge erscheinen Bilder von gigantischen Ski-Resorts – unzählige Bergbahnen und spektakuläre Erlebnisinstallationen. Die BLN-Gebiete wären stärker verbaut und hätten weniger Qualität. Die SL ist die Hüterin dieser wertvollsten Landschaften der Schweiz. Viele befinden sich im Hochgebirge und sind damit auch ein Stück Herz des SAC. Aus meiner Sicht sind Natur und Landschaft Erlebnis genug und sollen nicht nur als Kulisse dienen. So bin ich der SL enorm dankbar, dass sie die landschaftlichen Werte seit fünfzig Jahren verteidigt. Mit den ihr zur Verfügung stehenden Mitteln holt sie dabei das Maximum heraus. Sie wehrt sich nicht einfach gegen Projekte, sondern sie sucht gemeinsam mit den Beteiligten nach konstruktiven Lösungen zugunsten von Landschaft und Mensch. Die SL ist politisch ausgewogen aufgestellt, kann Mehrheiten schaffen und erntet auch abseits der Städte viel Zustimmung. Der Druck auf die Alpen nimmt zu. Darum ist die Arbeit der SL wichtiger denn je. Ich wünsche ihr weiterhin viel Erfolg bei ihrem überaus wertvollen Tun. Alles Gute zum Fünfzigsten, liebe SL ! Françoise Jaquet, Präsidentin des Schweizer Alpen-Clubs ( SAC )
von Mountain Wilderness Schweiz
Landschaft auch in der Stadt Ein dreifaches Hoch Seit Beginn will die SL schützenswerte Landschaften erhalten, pflegen und aufwerten. Der Landschaftsbegriff hat sich in den vergangenen fünfzig Jahren gewandelt. Heute ist er umfassend. Auch Stadt ist Landschaft. Landschaft ist Biodiversität und Baukultur – ein schönes Übungsfeld für die SL in der Zukunft. Die drei Direktoren der VLP / Espace Suisse « Mit der SL erhielt die Landschaft mitten im Nachkriegsboom eine Anwältin zur Seite gestellt – mit einigem Erfolg. Eine selbstbewusster gewordene Raumplanung Schweiz dankt den vielen verdienten Persönlichkeiten für ihr Engagement, das uns vielerorts vor dem Schlimmsten bewahrt hat. » Ruedi Muggli, Direktor von 1990 bis 2003 « Ohne die SL sähe die Schweiz heute anders aus. Viele intakte Landschaften wären zerstört, die Natur wäre noch weiter verarmt und das Land stärker zersiedelt. Hinter diesem Schutz steckt ein gross es Engagement, viel Ausdauer und immer wieder auch Zivilcourage. Danke ! » Lukas Bühlmann, Direktor von 2003 bis 2019
« Ich danke der SL für ihr Engagement bei RPG 1, der ersten Etappe der Revision des Raumplanungsgesetzes. Auch deshalb wird die Raumplanung heute ernst genommen, und die Siedlungsentwicklung nach innen ist weitgehend akzeptiert. » Damian Jerjen, Direktor seit Januar 2020
SLS – steht das nun für Stiftung Landschaftsschutz Schweiz ? Oder für Stadtlandschaften Schweiz ? Gar für Sorge tragen zum Lebensraum Schweiz ? Ob eine Landschaft Natur, Kultur oder Stadt ist: Die Sorge um den Lebensraum betrifft uns alle, denn Landschaft steht überall unter Druck und bleibt dabei ein unverzichtbares, so kostbares wie bedrohtes Gut. Verantwortungsvolles Handeln im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung in all ihren Dimensionen ist deshalb eine Forderung an sämtliche Adressaten, damit die Chancen für eine hohe Lebensqualität der Räume unseres Landes gewahrt bleiben. Kein einfach einzulösender Anspruch. Die unterschiedlichen Landschaften der Schweiz bedingen einander und gewinnen doch viel von ihrem Charakter gerade aus der Spannung, die aus ihrer Differenz und den klaren Grenzen zwischen ihnen erzeugt wird. Wer für eine qualitativ hochwertige Verdichtung in den Städten sorgt, wer Natur- und Kulturlandschaften erhält und aufwertet, leistet einen Beitrag, dass Landschaften mit ihren spezifischen Prägungen lesbar sind und als Werte wahrgenommen und geschätzt werden. Ich danke der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz und besonders Raimund Rodewald und seinem Team für ihren Einsatz und gratuliere zum Jubiläum. Die SL trägt viel dazu bei, dass das Bewusstsein für die Bedeutung der Landschaft allenthalben wächst. Renate Amstutz, Direktorin des Schweizerischen Städteverbands
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Widerstand für die Schönheit In den 1960er-Jahren boomte die Schweiz: Eine Folge war rasanter Verschleiss von Landschaft für Siedlungen, Strassen, Tourismus und Stromwirtschaft. Ein Grüppchen um Bundesrat Hans Peter Tschudi, Rudolf Stüdeli, Theo Hunziker und Hans Weiss stellte 1970 die heutige Stiftung Landschaftsschutz Schweiz dagegen. Virtuos fochten sie juristisch gegen unverschämte Landnahme. 1990 kam Raimund Rodewald dazu und fügte die Stiftung in die Umweltbewegung ein. Zum Widerstand bis vor Bundesgericht setzte er die Propaganda der Schönheit von naturnahen Landschaften. Dieses Heft erzählt die Geschichte des Landschaftsschutzes als eine Geschichte der Wachstumsschweiz. www.sl-fp.ch
Zürich, Rechberg: Die Schweiz wächst zusammen, die Landschaften verschleifen das Land mit der Stadt. Die neuen und die alten Stadtlandschaften werden immer mehr zum Thema der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz.
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