Architektur visualisieren

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Themenheft von Hochparterre, September 2017

Architektur visualisieren

Renderings prägen und verändern die Architektur. Ein Blick auf die Geschichte, die Gegenwart und die Zukunft computergenerierter Visualisierungen.

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F체r die Titel-, Inhalts- und R체ckseite haben Nightnurse Images eine zusammengew체rfelte Geb채udelandschaft unterschiedlich abgebildet.

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Editorial

Vom Vektor zum Pixel

Inhalt

4 Tableau I Projektstudie der Amag Immobilien in der Zentralschweiz.

6 Kein Bild ist auch keine Lösung Beide gehören zur Architektur: Die Bauten und ihre Darstellungen.

8 Tableau II Wohnbauprojekt Mättivor der Cimag in Schwyz.

10 Die Bildermacher Drei Büros – drei Arten, Renderings zu bauen.

16 Tableau III Entwicklungsgebiet Papieri-Areal der Hiag in Biberist.

18 « Als wäre alles schon bestimmt » Rendering oder Modell? Ein Streitgespräch.

22 Tableau IV Wohnbauprojekt Sennhäuser von Senn Development in Birmensdorf.

24 Im virtuellen Raum entwerfen So wird es möglich, geplante Räume zu besichtigen.

26 Tableau V Überbauung Hochbord von Senn Development in Zürich-Stettbach.

Wer Architektur plant, braucht Bilder, die heute meistens aus dem Computer stammen. Von diesen Bildern, die auf Englisch Renderings heissen, erzählt dieses Heft. Warum perspektivische Darstellungen seit jeher wichtig sind, erklärt der Architekturhistoriker Wolfgang Sonne. Wie sie entstehen, berichtet eine Reportage aus drei Studios in Zürich, Bergen und Steffisburg. Über das Für und Wider von Ren­de­rings streiten die Architekten Miroslav Šik und ­Astrid Staufer im Interview. Am Schluss erklärt Marion Elmer, wie die neuen technischen Mittel das Architekturbild in Zukunft verändern könnten. Entstanden ist dieses Heft in Zusammenarbeit mit Nightnurse Images, dem Visualisierungsstudio aus Zürich. Auf fünf Tableaus zeigen die Partner im Heft ihr bildnerisches Können. Amag Immobilien erarbeitet in der Zentralschweiz eine Projektstudie für eine Arealentwicklung, dessen begrünte Architektur Nightnurse Images mit wuchernder Natur wie auf einem Gemälde von Henri Rousseau überspitzen siehe Seite 4. Projektleiter Niels Lehmann spricht von einem Ideenbild: « Es soll nicht die Architektur eins zu eins vorwegnehmen, sondern die unterschiedlichen Angebote und Nutzungen collagenartig aufzeigen. » Das Wohnbauprojekt Mättivor der Cimag in Schwyz stellen die Bildspezialisten als Partyszene dar mit Blick auf Berge und See siehe Seite 8. « Das Bild veranschaulicht den hohen architektonischen Anspruch und das zentrale Thema eines grosszügigen Innen-Aussen-Bezugs », sagt Geschäftsleiter Ernst Inderbitzin. « Die Inszenierung einer Poolparty im Stil der Sechzigerjahre verweist auf die Ursprünge dieser Architektur und vermittelt die Exklusivität und das künftige Lebensgefühl in Mättivor. » Noch weiter in die Zukunft blickt man auf dem PapieriAreal, das die Hiag in Biberist entwickelt siehe Seite 16. In den nächsten 15 bis 20 Jahren soll sich das Industriegebiet zu einem neuen Quartier wandeln. « D er Masterplan dafür liegt vor, noch gibt es aber keine konkreten Projekte », sagt Arealentwickler Michele Muccioli. « Trotzdem braucht es Bilder, um Aspekte wie Identität, Nutzungsmix oder räumliche Qualitäten darzustellen. » Dass jeder anders lebt, zeigt das Tableau der ‹ S ennhäuser ›, einer Siedlung in Birmensdorf siehe Seite 22. « Vom 7½-Zimmer-Eckhaus bis zur 3½-Zimmer-Wohnung ist für jede Familie etwas dabei », erklärt Johannes Eisenhut von der Firma Senn Development, die das Projekt entwickelt. Wie sich die Welt verändert, verdeutlicht schliesslich die futuristische Visualisierung des Bahnhofs Zürich-Stettbach siehe Seite 26. « Einst auf der grünen Wiese geplant, ist der Platz dank der Glattalbahn und der Samsung-Halle zum Zentrum geworden », sagt Eisenhut. Mit der Überbauung Hochbord von Senn rückt der Ort ein weiteres Stück Richtung durchurbanisierte Zukunft.  Andres Herzog

Impressum Verlag Hochparterre AG  Adressen  Ausstellungsstrasse 25, CH-8005 Zürich, Telefon 044 444 28 88, www.hochparterre.ch, verlag@hochparterre.ch, redaktion@hochparterre.ch Verleger und Chefredaktor  Köbi Gantenbein  Verlagsleiterin  Susanne von Arx  Konzept und Redaktion  Andres Herzog  Bilder  Nightnurse Images, www.nightnurse.ch  Art Direction  Antje Reineck  Layout  Michael Adams  Produktion  Anna Sax  Korrektorat Elisabeth Sele, Dominik Süess  Lithografie  Team media, Gurtnellen  Druck  Somedia Production, Chur Herausgeber  Hochparterre in Zusammenarbeit mit Nightnurse Images Bestellen  shop.hochparterre.ch, Fr. 15.—, € 10.—

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Projektstudie der Amag Immobilien in der Zentralschweiz.

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Kein Bild ist auch keine Lösung Schon Vitruv zählte die perspektivische Zeichnung zu den zentralen Mitteln der Architekturdarstellung. Warum wir schöne Renderings in der Planung brauchen: ein Essay. Text: Wolfgang Sonne

Nachdem vor einigen Jahren der ‹ iconic turn › auch in der Architektur eine neue Sinnlichkeit versprach, macht sich nun ob der Täuschungsfähigkeiten computergenerierter Renderings eine Bilderskepsis breit, die sich nicht selten vom Furor eines moralisch untermauerten Bildersturms speist. Durchs Netz geistern die Bildvergleiche von lichtdurchfluteten, glücksverheissenden Präsentationsbildern futuristischer Glasgebilde und traurig-öden Fotografien von deren dumpfer Wirkung nach der Realisierung. Dass in der Nachtdarstellung verheissungsvoll strahlende Gebilde tagsüber stumpf und dunkel dastehen, ist eigentlich keine Überraschung: Ist damit schon die gesamte Gattung der Präsentationszeichnung desavouiert ? Architekturbilder können vielfältig sein: präfaktisch und postfaktisch, realistisch und idealistisch, plan und perspektivisch und vieles mehr. Hier soll es ausschliesslich um das Perspektivbild gehen, das eine noch nicht realisierte Planung vorstellen soll. Mit den Mitteln des heutigen Photoshop-Renderings hat es diese Gattung zu einer solchen Meisterschaft gebracht, dass manchmal auch der zweite Blick nicht sicher entscheiden kann, ob es sich dabei um eine Planung oder eine ( zumeist digital nachbearbeitete ) Fotografie eines realisierten Gebäudes handelt. In diesem Verblüffungseffekt ( Jakobiner würden sagen: Täuschungseffekt ) lag indes stets der Reiz dieser Gattung. Schon im Gründungsmythos der Erfindung der modernen Perspektivdarstellung – der Demonstration der Perspektivkonstruktion mit Hilfe eines Spiegels durch Filippo Brunelleschi am Beispiel des Florentiner Baptisteriums – ist ein Wahrheitsanspruch enthalten, der dem perspektivischen Architekturbild bis heute innewohnt: dass es dem Blick des Auges auf das reale Gebäude entspreche. Diesem Wunsch, schon vorgängig einen optisch treffenden Eindruck eines noch nicht realisierten Gebäudes gewinnen zu können, liegt das unabänderliche Phänomen zugrunde, dass der realisierte Bau optisch wahrgenommen werden wird. Daher spricht vieles dafür, doch lieber diese optische Wirkung vorher zu planen und durch Architekturbilder zu kommunizieren, als blind in die Falle einer aästhetischen Planung zu tappen. Die Darstellungsarten der Architektur Die spezifischen Fähigkeiten des Architekturbildes werden aber erst deutlich, wenn man es im Kontext von anderen Darstellungsarten der Architektur betrachtet. Wer Architektur hört, denkt zunächst einmal an Gebäu-

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de. Doch Architektur umfasst weit mehr als nur die Bauten selbst. Produktion und Rezeption von Gebäuden sind von zahlreichen Medien abhängig, in denen Bauten antizipiert und interpretiert werden. Ist es nicht gar so, dass Architekten und Ingenieure fast ausschliesslich Darstellungen produzieren, während die Bauten dann von anderen errichtet werden ? Und werden nicht die meisten Gebäude im architektonischen Diskurs eher aufgrund von Fotografien und Beschreibungen beurteilt als durch tatsächlichen Augenschein ? Wegen dieser prominenten Rolle von Darstellungsweisen stilisieren manche Zeitgenossen gar die Medien zum Eigentlichen der Architektur hoch: ‹ Medienfassaden › und das Selbstläufertum der Hochglanzmagazine sind die unbefriedigenden Folgen einer solchen reduktionistischen Bauauffassung. Doch auch die umgekehrte Vereinfachung, die Reduktion der Architektur auf den ‹ Bau an sich ›, verspricht keine Rettung: Können doch Gebäude nur mit Hilfe zahlreicher Medien konzipiert, errichtet und verstanden werden. Tatsächlich gehören beide zum Geschäft der Architektur: die Bauten und ihre Darstellungen. Sowenig sich die physische Existenz von Gebäuden leugnen lässt, so sehr kann auch kein Gebäude ohne Medien entstehen, die genutzt und gedeutet werden. Jeder komplexere Entwurfs- und Bauprozess bedarf einer Vielzahl von Darstellungsmedien. Schon Vitruv nannte die zeichnerischen Darstellungsformen ichnographia, orthographia, scaenographia und verwendete sprachliche und mathematische Ausdrucksweisen. Neben zahlreichen Fertigkeiten bedürfe der Architekt sogar musikalischer Kenntnisse. Damit sind schon in der Gründungsschrift europäischer Architekturtheorie alle vier Medien genannt, die in der heutigen Medientheorie als die Grundmedien angesehen werden: Bild, Sprache, Zahl und Ton. Auch der Nutzungs- und Interpretationsprozess ist von einer Vielzahl medialer Darstellungen begleitet: Kritik, Rhetorik, Fotografie, Film, Internet, Karikatur, historische Erzählung und andere Vermittlungsweisen prägen unser Verständnis der gebauten Umwelt. Gebäude und ihre Medien sind also wechselseitig aufeinander bezogen und voneinander abhängig. Die Frage ist daher nicht, ob dem Gebäude oder seinen unterschiedlichen Darstellungsweisen der Vorrang in der Architektur gebührt. Sie lautet vielmehr: In welcher Weise beziehen sich Bau und Medien aufeinander ? Dabei fällt auf, dass es aufgrund der Vielfalt medialer Darstellungsweisen nicht eine einzige Bezugsweise geben kann. Weitere Fragen lauten deshalb: Welche spezifischen Eigenschaften haben unterschiedliche Medien im Verhältnis zum Bau ? Und welche Eigenschaften des Baus werden durch bestimmte Medien transportiert ?

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Wie sieht die realisierte Stadt wohl aus ? Verkehrsplanungsdiagramm aus den 1960er-Jahren und Vogelschau von Eliel Saarinen für den Vorort Munkkiniemi-Haaga von 1915.

Über den Umweg der Vielfalt der Darstellungsweisen wie Zeichnung, Plan, Perspektive, Skizze, Capriccio, Diagramm, Karte, Fotografie, Film, Modell, Computerdarstellung, Beschreibung, Kritik, Theorie, Geschichte, Buch, Zeitschrift, Ausstellung, Baustatik und Mathematik gerät auch die Architektur wieder neu in den Blick. So lassen sich gerade durch eine genaue Analyse der Wirkungsweisen der architektonischen Medien Rückschlüsse auf das Wesen der Architektur ziehen. Beispielsweise vermag das auffällige Übergewicht visueller Medien zu verdeutlichen, dass Architektur ganz wesentlich ein visuelles Geschäft ist. Daraus erhellt sich dann auch, warum funktionalistische oder konstruktivistische Auffassungen keine umfänglich befriedigenden Bauten hervorbringen können, denn sie räumen dem Ästhetischen nur eine nachrangige Bedeutung ein. Andererseits mag aus der hohen Relevanz sprachlicher Repräsentationen deutlich werden, dass Architektur eine intelligible Seite hat: Theoretische und historische Zusammenhänge werden vor allem auf der sprachlichen Ebene zum Ausdruck gebracht ; ebenso gesellschaftliche, politische, ökonomische und kulturelle Aspekte. Die natürliche Logik der Plandarstellung Die Eigenschaften der architektonischen Medien lassen weit präzisere Schlussfolgerungen auf das Wesen der Architektur zu. Weshalb konnte etwa die Plandarstellung in Grundriss, Ansicht und Schnitt eine so dominante Rolle gewinnen und diese bis heute behaupten ? Ist dies allein arbiträre Konvention oder liegen nicht doch kulturübergreifende, sachliche Bedingungen zugrunde ? So ergibt sich die Anlage einer ebenen ( planen ) Bodenfläche aus den natürlichen Bedingungen der Schwerkraft: Genau dies findet seine mediale Entsprechung in der Plandarstellung des Grundrisses. Auch die senkrechte Stellung der Wände gehorcht den Gesetzen der Schwerkraft, womit ein rechter Winkel zwischen Boden und Wand gegeben ist. Die unterschiedlichen Massstäbe der visuellen Darstellung von der Detailzeichnung bis zur Vogelschau können verdeutlichen, dass Bauten auf jeder Massstabsebene funktionieren: von der Nahsicht bis zum distanzierten Überblick, der das Gebäude in seinen Kontext integriert. Das Modell wiederholt zwei wesentliche Eigenschaften von Gebäuden: dass sie stets dreidimensional und materiell sind. Diese Eigenschaften sind so grundlegend, dass ohne sie gar nicht von Bauten gesprochen werden kann. Die Skizze schliesslich, insbesondere als Ideenskizze, wirft Licht auf einen Aspekt der Architektur, der in der Komplexität heutiger Bauprozesse unterzugehen droht: Dass guter Architektur immer auch eine Idee zugrunde

liegt und dass die Kohärenz eines Produktes nur dann entstehen kann, wenn die ganze Vielfalt der Anforderungen durch einen Kopf gegangen ist. Auch in Zeiten der Interdisziplinarität und der Kollaboration kann ein Produkt nicht besser werden, als es das wahrnehmende und reflektierende Denken einer Person zu gestalten vermag. Die unausweichliche optische Wirkungsweise Aus diesen Überlegungen wird deutlich, dass dem planerischen Architekturbild eine spezifische Funktion zukommt: Es geht darum, der unausweichlichen optischen Wirkungsweise des zukünftigen Gebäudes schon in der Planungsphase Herr zu werden und diese an zukünftige Nutzer und Betrachter zu vermitteln. Sich dieser Aufgabe zu verweigern, hiesse, die Augen vor der Augenwirkung der Architektur zu verschliessen. Und so scheinen mir heute die Gefahren eines nichtoder gar anti-bildlichen Entwerfens weitaus grösser als jene der Täuschungsfähigkeiten des Computerrenderings. Sehr pragmatisch und stets von durchschlagender Wirkung etwa ist die ökonomische Betrachtung von Developments – doch wie sehen am Ende die Bauten aus, deren Entwurf allein von finanziellen Interessen geprägt wurde ? Von guten Absichten getragen ist stets die auf die soziale Dimension von Bauprojekten abzielende Planung – doch wie sehen die Bauten aus, bei deren Entwurf lediglich die Organisation partizipativer Prozesse im Hinblick auf soziale Ideale eine Rolle spielte ? Von weltrettender Moral gepanzert ist die Planung im Hinblick auf ökologische Verträglichkeit – doch wie sehen die Bauten aus, für deren Entwurf nur die Energieeffizienz eine Rolle spielte ? Und einer Zwangsjacke gleichen die Vorschriften des Brandschutzes, des Lärmschutzes und ähnlicher wohlgemeinter gesetzlicher Massnahmen, die in ihrer unvermittelbaren, rein juristisch gedachten Ausschliesslichkeit dem abwägenden Prozess des architektonischen Entwerfens grundsätzlich widersprechen. Wir wissen alle, wie die Resultate von solcherart unbildlichen Entwurfsmethoden am Ende aussehen – und dass mit diesem Nicht-Aussehen der Gebäude schliesslich doch niemandem gedient ist. Deshalb braucht es keinen Bildersturm gegen die Ästhetik des Architekturbildes. Der ‹ iconic turn › hat nicht notwendigerweise ‹ iconic architecture › zur Folge, denn bildlich ist am Ende jede Architektur. ‹ Iconic architecture › hat in ihrer Sucht nach Aufmerksamkeit meist unpassende, da unarchitektonische Bilder im Blick. Doch bildlich vorstellen lässt sich jede Art der Architektur – und besser ist es auf jeden Fall, dies zu versuchen, bevor das Gerüst fällt. Kein Bild ist auch keine Lösung.

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Wolfgang Sonne ist Professor für Geschichte und Theorie der Archi­ tektur an der Technischen Universität Dortmund. Er ist zudem wissenschaft­ licher Leiter des Bau­ kunstarchivs Nordrhein-­ Westfalen sowie stell­ vertretender Direktor des Deutschen Instituts für Stadtbaukunst. Die Medien der Architektur. Wolfgang Sonne ( Hg. ). Deutscher Kunstverlag, Berlin und München 2011. Die Quadratur des Raumes. Bildmedien der Architektur in Neuzeit und Moderne. Monika Melters und Christoph Wagner ( Hg. ). Gebr. Mann Verlag, Berlin 2017.

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Wohnbauprojekt Mättivor der Cimag in Schwyz.

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1. Im CAD-Programm baut der Renderspezialist ein Drahtgittermodell des Gebäudes auf und definiert die Perspektive.

2. Die Rendersoftware rechnet in einem nächsten Schritt ein erstes grobes Bild, um die Lichtstimmung zu prüfen.

Die Bildermacher Damit aus einer Computerdatei ein Rendering wird, braucht es Rechenleistung und viel Handarbeit. Eine Reportage aus drei Büros in Zürich, Bergen und Steffisburg. Text: Andres Herzog

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Die Firma jongliert laufend rund 30 Projekte, pro Monat liefert sie 100 Bilder ab. Das Büro gleicht einem Motor auf Hochtouren. Damit dieser rundläuft, muss er gut geölt sein. Jeden Montag treffen sich die Mitarbeiter im SitIn einer Ecke stehen noch ein paar leere Umzugskartons. zungszimmer und verteilen die Aufträge. Wer braucht UnUnd die Küche ist erst improvisiert. Sonst merkt man es terstützung ? Wer macht die letzten Korrekturen, die der kaum, dass Nightnurse Images übers letzte Wochenende Architekt am Freitag gewünscht hat ? Wer übernimmt den aus einer alten Fensterfabrik am Stadtrand von Zürich neuen Auftrag ? Die 16 Angestellten sind alle um die dreisins neue Büro vis-à-vis des Löwenbräu-Areals gezogen sig, sieben davon Frauen. Sie kommen aus dem In- und sind. Ein grosser Schritt für das kleine Unternehmen. Der Ausland, gesprochen wird Englisch. Fast alle haben eine riesige Flachbildschirm und der schwere Holztisch im Ausbildung als Architekt. « Das ist unsere Stärke », sagt Sitzungszimmer, darüber das Logo, eingelassen in der Kögler. « Wir verstehen, was unsere Kunden wollen. » Das Wandverkleidung: Die Firma ist erwachsen geworden. Ih- ist auch ökonomisch wichtig. Die Firma berechnet meist ren Spieltrieb haben die Firmeninhaber deswegen nicht einen Pauschalpreis pro Bild – unabhängig vom Aufwand. verloren. In der Mitte des Büros wartet ein Tischfussballkasten auf den Anpfiff. Buenos Aires und New York Nightnurse Images bauen Bilder von Gebäuden. Ihre Mitarbeiter stöpseln letzte Kabel in die schwarzen Kunden sind Architekturbüros aus der Schweiz. Angefan- Monitore, die sich endlos nebeneinanderreihen, zwei pro gen haben Christoph Deiters, Lutz Kögler und Christopher Person. Die Renderfarm, das technische Herzstück, läuft Saller vor sieben Jahren nach dem ETH-Studium, damals bereits: Zwei Schränke vollgepackt mit blitzschnellen Sernoch in einer Wohngemeinschaft. Tagsüber arbeiteten sie vern in einem separaten Raum. Ein Bild durchläuft drei in einem Architekturbüro, am Abend setzten sie sich zu Arbeitsschritte: modellieren, rendern und nachbearbeiHause an den Computer. Der Firmenname spielt auf die ten. Am Anfang steht das Material, das die Architekten Arbeit von Nachtschwestern in einem Spital an: Kurz vor liefern. « Meistens erhalten wir nach wie vor Grundrisse der Abgabe lindern die Visualisierer die Not des Archi- und Schnitte », sagt Kögler. Zuerst muss daraus ein dreitekten, indem sie ihm ein scharfes Bild liefern. Der Ver- dimensionales Modell entstehen. Das ist Knochenarbeit, gleich ist mittlerweile überholt. « Nachtschichten gibt es die Nightnurse Images in ihr Zweitbüro in Buenos Aires nur noch, wenn etwas schiefgeht », sagt Kögler. « Bei uns ausgelagert haben. Das senkt die Kosten und spart Zeit: ist schliesslich jeden Tag Abgabe. » Das 3-D-Modell entsteht wegen der Zeitverschiebung fast

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3. Das Modell wird in der Folge mit Texturen belegt und hochaufgelöst gerendert, das Bild ist nun bereit für die Nachbearbeitung.

4. In Photoshop werden Personen und Objekte montiert, je nach Bild Bäume, Vorder- und Hintergrund ergänzt und das Licht justiert.

Nightnurse Images Christoph Deiters ( 36 ), Lutz Kögler ( 38 ) und Christopher Saller ( 40 ) gründeten das Visuali­ sierungstudio Nightnurse Images 2010 in Zürich. Alle drei haben an der ETH Architektur studiert. Ihr Büro ist spezialisiert auf die Darstellung von un­gebauter Architektur. Neben dem Hauptstandort Zürich hat die Firma Ableger in Buenos Aires und New York.

über Nacht. In New York haben die Renderspezialisten seit 2014 ebenfalls eine kleinere Niederlassung, die der Partner Brian McIntosh leitet und die ähnliche Arbeiten macht wie in Zürich. Liegt das fertige Modell mal auf dem Server in Zürich, wird es mit Texturen belegt, die Perspektive bestimmt, das Licht eingerichtet. Dann schickt der Visualisierer es an die Renderfarm, die ein rohes Bild ausspuckt. Erst im Photoshop wird daraus ein geschliffenes Rendering: Die Bildbearbeiter schrauben an der Beleuchtung, montieren Menschen hinein, ergänzen Hinter- und Vordergrund, pflanzen Bäume ins Bild. « Die Natur ist am anspruchsvollsten », sagt Saller. « Das bedeutet manchmal viel Handarbeit. » Eine detaillierte Landschaft macht aber oft den Unterschied aus zwischen einem durchschnittlichen und einem herausragenden Rendering. Die Architektur selbst gerät dabei bisweilen in den Hintergrund. Für Meier Hug Architekten haben Nightnurse Images ein Bild gemacht, auf dem Bäume manche Bauten verdecken, während sich am Himmel die Gewitterwolken verziehen. « Ein gutes Rendering erklärt das Projekt nicht didaktisch an jedem Detail », so Deiters. « Es vermittelt einen Gesamteindruck, eine Stimmung. » Dieser versucht das Visualisierungsstudio auf die Spur zu kommen – vorausgesetzt, die Architekten lassen sich darauf ein. Eine besondere Schwierigkeit sind Personen. « Nichts macht ein Bild so schnell kaputt wie schlecht eingesetzte Menschen », so Kögler. « D och viele Architekten wollen belebte Renderings. » Im Gegensatz zu Architekturfotos, die

meist menschenleer sind, soll das Rendering das bunte Leben zeigen und möglichst real wirken. Dass Architekten bald alle Renderings selbst rechnen, weil die Software einfacher wird, glaubt Kögler nicht. Er vergleicht seine Arbeit mit der einer Köchin: « Jeder kann kochen, und trotzdem gibt es Restaurants. » In zwei Phasen sind Bilder gefragt: im Wettbewerb, um das Projekt den Juroren schmackhaft. zu machen. Und in der Vermarktung, um die Mieter oder die Käufer zu locken. Meistens kommen Nightnurse Images erst ins Spiel, wenn der Entwurf steht. Es gibt aber Ausnahmen. Beim Wettbewerb für das Ozeanium in Basel zum Beispiel bezog der Architekt Roger Boltshauser die Visualisierer von Anfang an mit ein, so wie andere Fachplaner. « Einige Entwurfsentscheide wurden durch unsere Inputs in den Visualisierungen massgeblich beeinflusst », sagt Christopher Saller. Mit der Digitalisierung lernen die Bilder laufen. Nightnurse Images hat für Auftraggeber in der Schweiz, in den USA oder in China Videos produziert, darunter für weltbekannte Architekten. Filme können den Verlauf des Tageslichts simulieren oder erklären, wie ein Gebäude im Alltag genutzt wird. « Bewegtbilder interessieren uns, da wir eine Geschichte zum Haus erzählen können », sagt Saller. Bei Virtual Reality, dem anderen grossen Trend, ist er hingegen skeptisch. « Mit den heutigen Mitteln sind die Resultate noch nicht befriedigend, ausser man hat ein Hollywood-Budget. » Die Technik rücke dabei viel stärker ins Zentrum. Nightnurse Images interessiert die Atmosphäre: Sie wollen nicht programmieren, sondern inspirieren. →

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Architektur und Natur fliessen ineinander: Hotelturm in Vals in Graubünden vom Architekturbüro Jensen & Skodvin aus Oslo. Bild: Mir

Mir 2000 initiierten Trond Greve ( 38 ) und Mats Andersen ( 39 ) in Bergen in Norwegen das Visualisierungsbüro Mir, das sie nach der russischen Raumstation benannten. Greve studierte Grafikdesign, Andersen Möbeldesign. Zu den Auftraggebern gehören Architekten aus aller Welt, darunter Namen wie Kengo Kuma, Zaha Hadid, BIG oder Snøhetta.

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Bildkünstler aus Bergen Trond Greve passiert mit dem Auto die Sicherheitskontrolle am Frachthafen von Bergen, fährt die Rampe eines alten Warenlagers hoch und hält vor einer Rolltür, die sich in eine andere Welt öffnet. Dahinter liegt das Studio von Mir, das von Norwegen aus Architekturvisualisierungen in die halbe Welt verschickt. Eine Kreativoase in der Industriewüste. Die Mitarbeiter müssen eine leuchtgelbe Weste tragen, um das Areal als Fussgänger zu durchqueren. Der eigenwillige Standort passt zur Aura des Studios, das mit seinen mystischen Bildern die Branche prägt. Mir hat diesen Stil einmal als ‹ natural visualization › bezeichnet: Die Landschaft prägt die Stimmung. Der Himmel ist wolkenverhangen, der Nebel verschluckt die Architektur. Baumstämme ragen bis unter die Decke. In einer Vitrine steht ein alter Computer, ausgeweidet wie ein geschlachtetes Tier. Auf ihm haben Mats Andersen und Greve vor 15 Jahren ihre ersten Bilder gerechnet. « Wir hatten

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Die Landschaft dominiert das Bild: Uhrenmuseum von Audemars Piguet in Le Brassus im Kanton Waadt, entworfen vom dänischen Architekturbüro BIG. Bild: Mir

eine super Software », sagt Greve. « Damit konnten wir uns abheben. » Heute sind die Erwartungen viel höher. Jeder Studienabgänger kann ein akzeptables Bild produzieren. Für rein technische Renderings sieht Greve darum keine Zukunft im teuren Norwegen. Die Konkurrenz ist viel zu günstig. Doch zu Mir kommen die Architekten nicht für ein Abbild, sondern für ein Porträt ihrer Bauten. Sie erwarten das gewisse Etwas, « unsere magischen Fähigkeiten », wie Greve sagt. Das stellt das Studio zuweilen vor ein Problem: « Manche Architekten schicken uns beeindruckende Vorab-Renderings, die wir kaum übertreffen können. » Das Bilderkarussell dreht sich Bilder sind Versprechen. Sie beschönigen, vereinfachen, übertreiben, um etwas zu verkaufen: eine Idee, ein Projekt, ein Gebäude. Das Bilderkarussell dreht sich, angetrieben vom Internet, immer schneller. Auf ein gebautes Gebäude kommen hundert gerenderte Alternativen. « Bilder dienen dazu, den Umsatz der Immobilienbranche zu erhöhen », stellt Greve unverblümt fest. Die Visualisierungsmärchen haben die Bauindustrie beschleunigt – auf Kosten der Glaubwürdigkeit der Architektur. « Wir müssen den Architekten beibringen, dass diese Anwendung von Bildern zerstörerisch ist. » Weniger wäre mehr. Denn Bilder sind wichtig: « Ästhetik und Inhalt lassen sich nicht trennen », sagt Greve. Ein schlechtes Bild lenkt unweigerlich von der Qualität der Architektur ab. Greve vergleicht die Renderwelt mit der Nahrungsmittelindustrie: Die Produkte wurden optimiert, bis irgendwann alles gleich schmeckte. Heute erleben lokale, urtümliche Produkte einen Aufschwung. Für Mir heisst das übersetzt: Slow-Food-Bilder. Allerdings ist dieser Vergleich nicht geografisch zu verstehen. Die Uhren an der Wand zeigen fünf Zeitzonen an. Jemand feilt an einem Resort auf Bali, ein anderer arbeitet an einem Hochhaus in New York. Zu den Kunden gehören die grossen Namen der Branche: Kengo Kuma, Zaha Hadid, BIG, Snøhetta. Mir bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen kurzfristigem Medienhype und langfristiger Bauqualität.

Ein Rendering wie ein Gemälde: Vorschlag für das M + Museum in Hongkong vom norwegischen Büro Snøhetta. Bild: Mir

meint Greve. Im Nebenraum hat Mir einen Fitnessraum eingerichtet. In einem Zelt, das gelblich leuchtet, versucht sich Greve als Gemüsezüchter. Ein anderer Mitarbeiter hat eine Velowerkstatt installiert. Bei aller Lockerheit im Büro: Nach aussen kultiviert Mir das eigene Bild präzis. Auf dem Firmenfoto wirken die zwölf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wie die Halbgötter in Weiss. Die meisten sind ausgebildete Architekten. Greve studierte Grafikdesign, Andersen Möbeldesign. Vielleicht hatten sie darum das Selbstvertrauen, sich gegenüber den Architekten zu behaupten. Ihr Fokus liegt auf dem Bild: Mir modelliert so wenig wie möglich und steigt erst ein, wenn der Entwurf abgeschlossen ist. In der Skizzenphase probieren sie Standpunkte und Stimmungen aus, möglichst unabhängig von den Vorgaben des Auftraggebers. Erst wenn diese Phase abgeschlossen ist, werden die Bilder fixiert. Einmal in der Woche trifft man sich zur Kritik, an der jedes Rendering im Plenum diskutiert wird. Rund eine Woche Arbeit steckt hinter einem Bild. Greve spricht von sich und seinen Mitarbeitern als Künstlern. Doch so frei sind sie nicht, wie sie gerne wären. « Viele Architekten verstehen nicht, was ein Bild leisten Fitnessraum im Büro kann und was nicht », kritisiert Greve. Oft gehe es darum, Um dem Mainstream zu entkommen, lässt Greve sich möglichst viel zu kommunizieren. « D och Bilder funktivon der Fotografie oder der Malerei inspirieren. Im Un- onieren in erster Linie emotional. » Greve will mit seinen terschied zum Maler sitzt der Renderer aber jeden Tag Bildern beim Betrachter etwas auslösen. Das kann auch im Büro. Es sei darum wichtig, den Kopf durchzulüften, mal ein harter Schatten oder ein Mensch alleine auf →

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An der EPFL lässt Philipp Schaerer seine Studierenden Gemälde rendern: 3-D-Szene und Rendering von Nora Spieth, 2014. Grundlage: ‹ Paesaggio urbano › von Mario Sironi, 1927.

‹ Niesen ( Still No 9 ) ›, Rendering, Philipp Schaerer, 2016.

‹ Composite N › – Capriccio-Serie, Bildmontage, Philipp Schaerer, 2015.

→ einer Bank sein. Schliesslich gebe es auch schöne Musik, die traurig sei. « D och Architekten haben Angst, über Emotionen zu reden. » Es ist 17 Uhr. Ein paar Mitarbeiter holen sich Bierdosen aus dem Kühlschrank, andere verabschieden sich ins Wochenende. Früher hatten die beiden Gründer nächtelang Bilder geschruppt, heute sagen sie lieber einen Auftrag ab. « Meistens sind es keine guten Projekte, wenn alles auf den letzten Drücker läuft », so Greve. Das Telefon klingelt. Ein Kunde möchte letzte Retuschen. Schon sitzt Greve wieder am PC. Um 18 Uhr muss das Bild raus. Der Bildalchemist Die Kirche schlägt zwei Uhr in Steffisburg bei Thun. Kopfsteinpflaster und Fachwerkhäuser prägen den alten Dorfkern. Auf der Klingel steht: Philipp Schaerer Architekt. Die Berufsbezeichnung stimmt nicht mehr. Schaerer hat ab 2000 bei Herzog & de Meuron die ersten Visualisierungen gemacht, bevor er sich als Künstler selbstständig machte. Seine Arbeit bewegt sich zwischen Kunst, Fotografie und Architektur. Schaerer ist Grenzgänger. Der Künstler, ganz in Schwarz gekleidet, öffnet das Fenster und zieht an einer Zigarette. Aus seinem Atelier blickt er in einen verwunschenen Garten, in dem ein knallrotes Schwein aus Stahl steht. Widersprüche interessieren ihn. Seine Arbeit bricht die Eindimensionalität auf, die

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vielen Renderings anhaftet. In der Serie ‹ Bildbauten ›, aus der das Museum of Modern Art in New York zwei Arbeiten erworben hat, collagierte er fiktive Gebäudeansichten. Die Bilder wirken verblüffend echt, die überspitzt minimalistische Architektur aber verrät sie als Fantasien. Für die Serie ‹ Capriccio › bastelte Schaerer Häuser aus aller Welt zusammen: der Sockel von einem japanischen Kloster, darüber ein Riegelbau aus Münsingen, die Situation vom Nordkap. Eine Kritik an der globalen Architektur, die bezugslos zusammengewürfelt wird. Im Atelier, das früher eine Arztpraxis war, liegen Bücher herum, an den Wänden lehnen Bilder übereinander, auf einem Gestell scharen sich Skulpturen. Der wichtigste Teil seiner Arbeit aber liegt in einer schwarzen Box, die unter dem Bildschirm glänzt. Auf der Festplatte lagert Schaerer seinen Schatz: 170 000 Bildschnipsel, die er mit Tausenden Schlagworten durchforsten kann: Landschaften, Oberflächen, Objekte. Sie stammen aus dem Internet, aus Filmen oder sind selbstgeknipst. Am Computer montiert er daraus Bilder. Wie ein Alchemist, der aus vielen Zutaten ein neues Material zusammenmischt. Schon bei Herzog & de Meuron arbeitete Schaerer mit Collagen. « Die Renderprogramme lieferten damals nur unbefriedigende Resultate und waren relativ langsam », sagt er. Insbesondere bei so komplexen Bauten wie dem Vogelnest in Beijing. Ein Grund war jedoch auch die be-

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Philipp Schaerer Der Künstler und gelernte Architekt ( 45 ) arbeitete von 2000 bis 2006 bei Herzog & de Meuron, wo er die Bildsprache stark prägte. Schaerer unterrichtet an der Hochschule in Fribourg und ist seit 2014 Gast­ professor an der EPFL. Er lebt und arbeitet in Zürich und Steffisburg.

Realität oder Fiktion? ‹ Bildbau No 02 ›, Bildmontage, Philipp Schaerer, 2007.

schränkte Kontrolle über den Prozess der Bildgestaltung. Beim Rendering drückt der Architekt auf den Knopf und lässt die Maschine rechnen. Damit gibt er den Prozess aus der Hand. Bei der Collage erarbeitet er das Bild Stück für Stück. Das erzeugt eine eigene Ästhetik. « Ich mag den handwerklichen Ansatz der Collage », sagt Schaerer. Den Realitätszwang aufbrechen Seit es Renderings gibt, hat die Branche ein Ideal vor Augen: So realistisch wie möglich sollen die Bilder wirken. Schnellere Computer machen seit einigen Jahren möglich, was Hollywood und die Game-Industrie schon länger können. Doch das fotorealistische Rendering ist berechenbar: Die Software definiert die Ästhetik, der Autor wird austauschbar. So gleichen sich die Bilder an. « S ogar die Architekturfotografie bedient sich heute vermehrt einzelner Merkmale aus Renderings », sagt Schaerer. Viele Architekten malen die Welt deshalb schwarzweiss: Entweder muss es Hochglanzrealismus sein, oder dann wollen sie händische Modellbilder. Daraus folgt für viele von ihnen eine allgemeine Skepsis gegenüber dem Digitalen, das laut Schaerer auch in der Kunst vernachlässigt wird. Seine Mission sieht er deshalb darin, diesen Realitätszwang aufbrechen. ‹ To render › heisst schliesslich nur so viel wie ‹ erscheinen lassen ›. Um den digital ver­engten Blick wieder zu öffnen, lässt Schaerer seine

Studenten an der Hochschule für Technik und Architektur in Fribourg Ausschnitte aus Filmen modellieren. An der EPFL bauen seine Schüler Gemälde am Computer nach. Die Resultate sehen den Originalen von Giorgio de Chirico oder Henri Matisse zum Verwechseln ähnlich, obwohl sie gerechnet statt gepinselt sind. « In der Architektur steckt das Rendering noch in den Kinderschuhen », sagt Schaerer. Er vergleicht die Entwicklung mit den Anfängen der Fotografie, die sich an die Malerei hielt, bevor sie eigene Ausdrucksformen entdeckte. In seinen Arbeiten entlockt er dem Rendering ungeahnte Möglichkeiten. Er hat etwa den Berg Niesen gerendert, den er von seinem Atelier aus sieht und den grosse Maler wie Ferdinand Hodler oder Paul Klee auf Leinwand gebannt haben. Der Berg taucht als schwarze Masse auf, nur leicht erhellt von rötlichem Licht. Da ist sie wieder, die Widersprüchlichkeit: die Berge als Inbegriff des Physischen und Ewigen, dargestellt mit flüchtigen Bits und Bytes. Bei der Arbeit ‹ Mines du Jardin › brach der Künstler den Rechenprozess in der Hälfte ab. Das Resultat ist eine raue Optik, die wieder an analoge Druckverfahren erinnert. Schaerer verwischt so die Grenzen zwischen Künstlichkeit und Realismus. Es sind die Graubereiche, die ihn interessieren, auch wenn er manchmal Architekten mit seinen Texturen unterstützt. So öffnet er wiederum anderen Architekten die Augen.

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Entwicklungsgebiet Papieri-Areal der Hiag in Biberist.

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« Als wäre alles schon bestimmt » Miroslav Šik entwirft mit Renderings. Astrid Staufer setzt lieber aufs Modell. Ein Streitgespräch über Fotorealismus, Wettbewerbe und das Ende einer Architekturära. Interview: Andres Herzog

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Warum hat sich das Rendering in der Architektur so stark durchgesetzt ? Miroslav Šik: Das Rendering löst das Recht des normalen Menschen ein, Architektur aus seiner Sicht dargestellt zu kriegen. Es gehört also – wie viel anderes – zum Phänomen der Demokratisierung. Jeder fotografiert, jeder will im Fernsehen auftreten. Das Ende der Postmoderne fällt zusammen mit dem Ende der elitären Kunstproduktion. Ist das Rendering das demokratischste Bildmedium ? Miroslav Šik: Ja. Früher zeichneten wir die Perspektiven mit zittriger Hand auf Packpapier. Sie waren nicht fertig ausgearbeitet, der Entwurf war nur ein Work ‹ in progress ›. Das Rendering hingegen entspricht der Wahrnehmung des Menschen. Das heisst auch: Das Rendering wird sich wohl banalisieren, doch verschwinden wird es nie mehr. Astrid Staufer: Sollen wir uns diesem Nivellierungsprozess denn einfach so ausliefern ? Wollen wir die Disziplin der Darstellung von Architektur, die zu unserem Handwerk gehört, dafür opfern ? Wenn alles so aussieht, wie es der Laie am schnellsten begreifen kann, gehen unsere Ansprüche verloren. Ich bin gesättigt von diesen ewiggleichen Bildern, vom Einheitsbrei, der uns entgegenblickt. Architektur lässt sich nicht auf ein Bild reduzieren. Was bemängeln Sie sonst noch an diesen Bildern ? Astrid Staufer: Die fotorealistischen Bilder geben vor, bereits gebaut zu sein. Sie vermischen einen künftigen Zustand mit der Unschärfe der Gegenwart. Im Wettbewerb ist noch vieles offen. Statt das Wesentliche herauszuschälen, wirken heutige Visualisierungen so, als wäre alles schon bestimmt. Sie fokussieren auf das Objekt und blenden die Verschränkung mit dem Ort, der Geschichte und der Gesellschaft aus – alles, was hinter dem Bild steckt und uns beschäftigt hat. Die Frage ist: Was zeigt man, und was deutet man an ? Was weist über das Bild hinaus ? Miroslav Šik:  Ich bin einverstanden, dass Bilder einer kontinuierlichen Banalisierung unterliegen, was sowohl die Leitbilder der Architektur als auch ihre Darstellung betrifft. Ein Mainstream bildet sich heraus: Eine bestimmte Jahres- und Tageszeit, ein paar Menschen im Vordergrund, keine Schatten, unangenehme Dinge wie Strassenelemente fehlen. Die Welt ist rosarot gezeichnet. Sie sagten einmal, dieser Mainstream störe Sie nicht. Miroslav Šik: Die Banalisierung von Bildern ist noch kein Beweis gegen Architekturbilder und ihre bildliche Darstellung. Das Rendering ist für den Laien da. Es geht nicht darum, den Entwurfsprozess darzustellen. Es ist egal, wie weit wir mit unseren Gedanken schon sind. In jeder Phase des Entwurfes müssen wir dem Laien die städtebauliche Wirkung zeigen. Ich glaube nicht an das Recht des Archi-

tekten, sein Handwerk in den Vordergrund zu stellen. Wie viel Leiden und wie viel Arbeit hinter einem Projekt steckt, ist doch völlig uninteressant. Architekten sind Dienstleister und keine Künstler. Wie arbeiten Sie selbst im Büro mit Visualisierungen ? Miroslav Šik: Zuerst mache ich für mich eine Collage, wie anno dazumal. Danach arbeiten wir dreidimensional mit CAD-Programmen, die einfache Bilder darstellen können. Wir setzen das Rendering als banales Kontrollinstrument ein im Entwurf. Den Schritt zum fotorealistischen Ren­ dering und zum Photoshop machen wir erst für die Abgabe. Astrid Staufer: Auch wir versuchen, die Wettbewerbsbilder selbst zu erarbeiten, als Abbilder eines stets neuen Prozesses. Das ist anspruchsvoll, und wir sind noch nicht zufrieden. Es gilt: Das Rendering macht Aussagen zu Materialien, Farben, Oberflächen. Bei Fragen zur Struktur, zum Licht, zu den Proportionen vertrauen wir nur dem Modell. In Modellfotos spürt man auch stets die Physis der Form und des Raumes. Das ist für uns ein grosser Unterschied. Miroslav Šik: Unsere Architektur ist primär nicht auf Modelle angewiesen. Wir gehen von einem Kubus ohne dominante strukturelle Zusammenhänge aus. Es geht meistens um konventionelle Raumabfolgen und überprüfte konstruktive Abbilder, die ich mir im Kopf vorstellen kann. Natürlich gibt es Architekturen, die im Modell oder im Schnitt überprüft werden müssen. Doch das Haptische der Modelle täuscht. Man spürt etwas, ja. Adam Caruso macht an der ETH sogar Modelle, die riechen. Aber vermitteln sie die richtige Raumwirkung ? Astrid Staufer:  Natürlich, das Modell zeigt nicht die Realität, aber es kann die Raumwirkung antizipieren. Vom Rendering lässt man sich gerne verführen, es zeigt nur die guten Blickwinkel. So kann der Raumzusammenhang vergessen gehen. Auf Begehungen fällt mir oft auf, dass der Raum aus einem bestimmten Blickwinkel entworfen wurde und aus anderen Perspektiven auseinanderbricht. Mirsolav Šik:  Das ist eine gewagte These. Ich stelle das nicht fest. Sicher, auch unsere Häuser wirken nicht von jedem Standpunkt aus gleich dominant oder attraktiv. Wie Bilder simulieren auch Modelle nur einen Teil der Realität, meistens den konstruktiv-konzeptionellen. Sie synthetisieren auf eine falsche, auf eine strukturelle Art. Wohl ist jedes Entwurfs- und Darstellungsmittel beschränkt, doch die abstrakten und elitären sind es mehr als andere. Frau Staufer, Sie jurierten letztes Jahr einen Wettbewerb, bei dem Bilder verboten waren. Ist das ein Ausweg ? Astrid Staufer: Nein, man darf den Architekten die Lust am Bild nicht nehmen. Unser Verbot war eine Art Hilfeschrei. Das Resultat war nicht anders, aber die Fachjuroren hatten mehr zu tun. Es braucht viel Übersetzungsarbeit, um die Qualitäten darzulegen, die nicht auf Bildern präsent sind. Wer keine Bilder abgibt, ist im Nachteil. Man muss in wenigen Sekunden verstanden werden – leider.

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Miroslav Šik: Leider habe ich schon mehrere Wettbewerbe gesehen, bei denen Renderings verboten waren. Aber die Leute werden dadurch nicht kultivierter. Und vor allem stimmt es nicht, dass durch das Verbot von Renderings die Architektur besser wird. 99 Prozent der Architektur ist Bauen für den ganz banalen Alltagszweck. Und dafür braucht es auch ‹ banale ›, sprich direkt nachvollziehbare Mittel der Wahrnehmung. Warum sind Renderings in Wettbewerben problematisch, Frau Staufer ? Astrid Staufer:  In nur drei Monaten wird festgelegt, was uns dann jahrelang beschäftigt. Mit fotorealistischen Ren­ derings verbauen wir uns den Weg für eine offene Weiterentwicklung des Projektes. Sie hängen wie Bretter vor unserem Kopf und vor den Köpfen der Leute, die diese Bilder nicht mehr loswerden. Miroslav Šik:  Noch einmal: Der Laie kann nur partizipieren an Dingen, die er nachvollziehen kann. Die Fachjury soll den Laien darauf hinweisen, dass das Rendering das später Gebaute nur in wesentlichen Elementen von Gestalt und Stimmung, nicht jedoch in allen Details wiedergibt. Astrid Staufer:  Genau das meinen die Leute. Der Laie kann diese Abstraktion nicht machen. Miroslav Šik:  Immerhin ist er kompetent in seiner Entscheidung. Zum ersten Mal in der Geschichte kann der Laie sehen, was er kauft. Bis dahin haben die Architekten die Katze im Sack verkauft. Astrid Staufer: Aber er muss doch nicht schon im Voraus jedes Detail kennen ! Ich weiss aus meiner Juryerfahrung: Diese hyper-realistischen Renderings sind die – harte – Realität. Die meisten stammen von professionellen Visualisierungsbüros und gleichen sich stark. Leistet die Digitalisierung einer Vereinheitlichung der Darstellungen Vorschub ? Astrid Staufer: Auf jeden Fall. Der Computer böte ja unerschöpfliche Mittel zur Darstellung von Architekturvisionen. Aber die Architekten haben ihre jahrhundertealte Bilddisziplin an Spezialisten delegiert, die stets auf Standards zurückgreifen – müssen ! Die Erwartungen an diese Bilder sind so hoch, dass der Aufwand für den Architekten schliesslich zu gross wird. Miroslav Šik: Ich muss widersprechen. Jeder, der bei mir abschliesst, beherrscht die Technik des Renderns. Fast jeder Zweite kann damit sogar Geld verdienen. Zudem haben meine Studenten das Rendering nie als finales Produkt erlernt, sondern als Entwurfsmittel. Das heisst: Sie entwerfen vom ersten Moment an in Bildern. Das spart Zeit und hilft ihnen, den Entwurf zu vertiefen: Sie stellen Bezüge zur Geschichte und zum Ort dar, zeigen die Konstruktion oder die Haustechnik. Auch Schnittansichten werden bildhaft dargestellt. Nie beschränkt sich das Bildhafte nur auf räumliche Darstellungen. Die Architekten sollten die Bilder selbst machen, um sie kontrollieren zu können ? Miroslav Šik: Unsere Architekten zeichnen sowieso schon dreidimensional. Die Stadtgestalt, die Raumwirkung und die Stimmung muss der Architekt selbst definieren. Natürlich braucht es Axonometrien, Modelle oder Schnitte. Aber auf das Rendering als aktives schöpferisches Mittel darf man nicht verzichten. Rendering ist das Entwurfsmittel par excellence. Astrid Staufer:  Man kann auch ohne Renderings gut entwerfen, etwa mit Handskizzen. Wir stellen mit Erstaunen fest, dass viele ETH-Abgänger nicht mehr in der Lage sind, dreidimensionale Darstellungen zu konstruieren. Viele beherrschen die CAD-Programme nicht, können aber auch keine Handperspektiven mehr zeichnen. →

Fotografie der katholischen Kirche St. Josef in Horgen, die Miroslav Šik umgebaut hat. Foto: F. Schwartz / K. Gauch

Mit diesem Rendering stellte Miroslav Šik seine Pläne im Wettbewerb dar.

Arbeitsmodell: Staufer Hasler studieren die Oberflächen des Kantonsspitals in Chur, das sie derzeit erweitern.

Fotomontage eines Holzmodells: Entwurf für Hotel und Talstation auf der Schwägalp von Staufer Hasler, 2009.

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Astrid Staufer ( 1963 ) führt mit Thomas Hasler das Büro Staufer & Hasler Architekten in Frauenfeld und Zürich. Sie lehrt mit Hasler an der TU Wien und ist Leiterin des Instituts für Konstruktives Entwerfen an der ZHAW.

Miroslav Šik ( 1953 ) führt in Zürich ein Architekturbüro und ist Professor an der ETH Zürich. Dort hat er Ende der Achtzigerjahre die Strömung der Analogen Architektur initiiert, die auf naturalistische Dar­ stellungen setzte.

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→ Miroslav Šik:  Nun, ich kann heute auch kein Pferd mehr satteln. Das ist kein Argument. Dafür können die Studenten anderes. Das Rendering ist ein Mittel zum Zweck. Die Handskizzen von früher hatten immer Nachteile, etwa bei Innenräumen. Heute können wir die echten Lichtverhältnisse am Computer simulieren. Das geht nicht von Hand, ja. Aber ist das ein Verlust ? Sie trauern den Handskizzen nicht nach ? Miroslav Šik: Nein. Sicher, die Qualitäten einer Handskizze oder eines Plandruckes sind verschwunden. Selbst ich könnte die Skizzen heute kaum mehr so zeichnen. Aber früher waren die künstlerischen Aspekte zu wichtig. Heute muss es ein veristisches Bild sein. Ich motiviere die jungen Architekten stets dazu, die tatsächlichen Zusammenhänge mit der Stadt darzustellen. Astrid Staufer: Ich empfinde das als Verlust. Bei der Handzeichnung konzentriert man sich schon aus Zeitgründen auf die wesentlichen Aussagen. Aus ihr spricht mehr als die Realität. Sie verdichtet, sie widerspiegelt Träume und erzeugt Poesie: Man hört die Bäume rauschen, man riecht sie, ohne dass man schon alles sehen kann. Kurz: Es werden Emotionen erzeugt. Das ist doch die wesentliche Aufgabe der Architektur. Heute ertrinkt diese in den Details der fotorealistischen Renderings. Wie lassen sich diese Qualitäten im digitalen Zeitalter fortsetzen ? Astrid Staufer: Es wäre schön, wenn jedes Architekturbüro an seiner eigenen Sprache arbeiten würde, wie das vor der Digitalisierung der Fall war: Man konnte die Autoren an ihrer Darstellung erkennen. Heute reduziert sich alles auf die immer gleichen Bilder, die sich im Netz verbreiten. Das führt zur Vereinheitlichung – auch der Architektur. Wir sind zu bildfixiert. Es ist erdrückend, wie das Internet das Auge zum alleinigen Wahrnehmungsinstrument erhoben hat. Diese Dominanz müssen wir korrigieren. Gibt es Büros, die Alternativen aufzeigen ? Miroslav Šik: Es gibt phantastische Experimente bei den Renderings, etwa Skizzenstile oder Patina-Effekte. Aber es gibt viel zu wenig Avantgarde in der Schweiz, gerade weil die Spitzenarchitekten das Rendering verachten. Doch vergessen wir nicht: Selbst der Mainstream bewegt sich hier auf einem hohen Niveau, wie alles in der Schweiz. Schauen Sie sich die vietnamesischen, die ukrainischen oder die amerikanischen Renderings an: Das ist – gemessen am Schweizer Massstab – alles vulgäres Zeug. Das Rendering spielt eine zentrale Rolle in Ihrer Lehre, Herr Šik. Welche Vorgaben machen Sie für die Bilder ? Miroslav Šik: Meine Studenten müssen ihre Arbeiten alle gleich darstellen: oben links die Aussenperspektive, oben rechts das Innenbild. Alles ist bei mir standardisiert, damit wir Städtebau und Architektur schnell erfassen und vergleichen können. In der Schule und bei Wettbewerben bin ich gegen die Vielfalt der Darstellungen. Die Banalisierung, die damit einhergeht, nehme ich in Kauf. Deswegen greife ich aber nicht auf antidemokratische Verbote zurück. Ich würde höchstens für eine Vielfalt innerhalb des Mediums Rendering einstehen. Aber es gibt kein Zurück mehr hinter die Renderings. Astrid Staufer:  Was bringt denn diese Vergleichbarkeit ? Wir suchen doch eigenständig denkende Architektenpersönlichkeiten. Die Art und Weise, wie ich meine Architektur präsentiere, sagt etwas darüber aus, wie ich den Ort, die Stadt, ja die Welt sehe. Wenn alles normiert ist, geht dieser Spielraum verloren. Offene Bilder regen zum Nachdenken an. Das ist eine Aufgabe der Demokratie. Miroslav Šik: Ich bin gegen die freie Architekturkunst, ich bin nur für die angewandte Architektur. Ich habe es satt, mich in jeden Quatsch hineinzudenken, den sich ein Ar-

chitekturkünstler ausgedacht hat. Ich verlange, dass wir uns zu 99 Prozent an die Konventionen halten und 1 Prozent Individualität zulassen – zumindest bei öffentlichen Aufträgen. Wenn ich auf eine elitäre Position zurückgreife und den Mainstream nicht reformistisch und evolutionär kultiviere, wird er nur noch populistischer. Astrid Staufer:  Ich verstehe deine Aversion gegen das Künstlertum unter den Architekten. In Wien hat man gesehen, wohin dies führen kann. In der Folge des Perfektionierungswahns sind wir aber so sehr zu Dienstleistern verkommen, dass unser Beruf kaum wiederzuerkennen ist. Es täte uns gut, wieder ein bisschen Künstler zu sein, uns über Räume, Proportionen und Ausdruck vertieft Gedanken zu machen und sie zu äussern – auch gegenüber Laien. Renderings transportieren Klischees, die stets in die gleiche Richtung weisen. Sie stehen für diese dienstfertige Haltung, alles zu erfüllen, was uns aufgetragen wird. Miroslav Šik: Ich unterschreibe diese Wünsche. Aber es liegt nicht am Rendering, sondern es ist die Architektur der Deutschschweizer Tendenza, die langsam am Ende ist. Wir haben viel Schönes realisiert, viele Perfektionen kreiert, viele Nachahmungen bis in die Provinz motiviert und sind deshalb an einem toten Punkt angelangt. Was meinen Sie damit ? Miroslav Šik: Die Darstellungsform und die Architektur haben sich in der Deutschschweiz standardisiert. Die Innovationen und die Erfindungsgabe der einstigen Cracks sind verflogen. Aber das ist normal, es passiert mit jeder Tendenza, die am Ende ihrer Kräfte angelangt ist. Vieles, was einst avantgardistisch war – eine Diener’sche Lochfassade oder ein Olgiati-Monolith –, kann heute jeder mehr oder weniger gut nachahmen. Astrid Staufer: Tatsächlich, in der Deutschschweizer Architektur geht eine Ära zu Ende. Man hat alles durchdekliniert, vieles hat sich totgelaufen, starke Figuren sterben aus. Heute ist alles Teamwork, vieles wird an Spezialisten delegiert. Gerade in dieser Umbruchphase müssen wir doch über neue Mittel und Wege nachdenken. Wir brauchen Auswege und Perspektiven. Miroslav Šik: Das sind linke Nachwehen auf den Generalisten. Ich würde es anders erklären. Die Deutschschweizer Tendenza hat sehr schöne Architektur hervorgebracht. Aber man kann nicht beliebig viele Dinge erfinden. Wo wird das Rendering in zehn Jahren  stehen? Miroslav Šik: Als Entwurfs- und Darstellungsmittel wird es technisch noch einfacher. Bei der neusten CAD-Software ist ein akzeptables Renderprogramm schon mit dabei. Ich brauche also die Visualisierungsbüros immer weniger, die Autonomie des Architekten wird höher. Astrid Staufer: Mag sein, dass wir zur Architekturdarstellung Filme und 3-D-Brillen verwenden werden. Vielleicht geben wir Wettbewerbe bald digital ab. Andererseits wirken bereits Avantgarden, die die Frage der Darstellung neu ergründen. Es ist unsere Aufgabe, den Blick – weg von den Oberflächen – wieder auf den Raum zu richten, Demokratisierung hin oder her. Miroslav Šik: Du musst optimistisch sein, weil du jünger bist als ich. Ich hingegen bin überzeugt, dass der Mensch des Mainstreams sich noch mehr durchsetzen wird, auch auf der politischen Ebene. Als Kunde wird dieser von uns verlangen, dass er sämtliche Teile des Entwurfs digital durchwandern kann. Nicht, um den Raum wahrzunehmen, sondern damit er weiss, wie er ihn dekorieren und wo er die Möbel hinstellen kann. Astrid Staufer: Es ist unsere Aufgabe als Architekten, dagegen anzutreten. Jede Epoche hat ihre Gegenbewegung ausgelöst. Sie wird kommen, auch in der Schweiz, auch in der Architektur, auch im Rendering.

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Alternative Darstellungsformen Neben der klassischen Visualisierung gibt es viele andere Möglichkeiten, um ungebaute Architektur bildlich zu vermitteln: Skizzenrendering, Comic, Collage, Illustration, Handskizze. Einige aktuelle Beispiele in der Übersicht.

Wettbewerb für das Zollhaus in Zürich ( 2015 ). Architektur: BS + EMI Architektenpartner, Zürich. Illustration: Oculus Illustration und Illustra

Wettbewerb für einen Pavillon der EPF in Lausanne ( 2012 ). Architektur: HHF, Basel. Comic: Sebastian Perroud.

Masterarbeit an der ZHAW ( 2014 ). Architektur und Handskizze: Simon Gysel Architekt, Zürich.

Wettbewerb Accademia di architettura in Mendrisio ( 2015 ). Architektur und Collage: Architecten de Vylder Vinck Taillieu, Gand, mit Eric Lapierre Experience, Parigi, Atelier Nido, Mendrisio, und Ludens, Reggio Emilia.

Wettbewerb Herdernstrasse, Zürich ( 2014 ). Architektur und texturierte Darstellung: Schneider Türtscher, Zürich.

Wettbewerb Siedlung Entenbad in Dietikon ( 2016 ). Architektur und Skizzenrendering: Schneider Studer Primas, Zürich.

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Wohnbauprojekt Sennhäuser von Senn Development in Birmensdorf.

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Mit einer 3-D-Brille taucht man ein in einen virtuellen Raum.

Im virtuellen Raum entwerfen 3-D-Brille, Hololens oder interaktive Projektion: Virtual Reality beschäftigt die Baubranche. Die Wahrnehmung in der realen Welt ersetzt die Technik aber nicht. Text: Marion Elmer

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rungsmöglichkeiten ersetzen aber weder bestehende Darstellungsformen noch den realen Kontakt zum Kunden », sagt Miller. Nach wie vor sei das Vertrauen zwischen Kunde und Anbieter das Wichtigste. Virtuelle Räume haben aber noch mehr zu bieten: Sie Im Cheminee flackert ein Feuer, durchs Fenster locken der See und die Rigi, elegante Möbel und edle Materialien lassen sich etwa so programmieren, dass Käufer aus verprägen den Raum. Wir sind im Penthouse des Park-Towers schiedenen Materialien für Böden oder Wände wählen in Zug, in einem Raum, den es noch nicht gibt. Hier dreht und sich so den Innenausbau besser vorstellen können. man sich klickend oder wischend um – je nachdem, ob Man könnte sie auch mit einer Standardpalette von Möman am Computer sitzt oder mit einem Tablet oder Smart- beln bemustern. Damit sind sie aber immer noch Werkzeuphone unterwegs ist. Über ‹ Hotspots › – das sind kleine ge für Bauherren und Käuferinnen. Eignen sie sich etwa rote Punkte, die man anwählen kann – hüpft man von der auch als Entwurfsinstrument ? Küche ins Wohnzimmer, auf die Terrasse, ins Bad und von da ins Schlafzimmer. Am Ball bleiben Ein etwas höheres Marketingbudget hatte es den In« Ich mag es, mit einem Bauherrn durch die virtuelvestoren erlaubt, neue Medien auszuprobieren: bei Pro- len Räume seines Projekts zu gehen », sagt Nina Jud von jektstart einen Film, der die Betrachter durch Renderings Jud Architekten. Es gehe aber eher darum, Volumen und des Ungebauten und Fotos der realen Umgebung fliegen Formen eines Raums erfahrbar zu machen, weniger um lässt ; später einen virtuellen Rundgang durch das Pent- dessen Detaillierung und Materialisierung. Deshalb arhouse. Immobilienfirmen in den USA verwendeten diese beiten Jud Architekten vorwiegend mit schematischen Tools bereits standardmässig, weiss Anna Miller von Pei- Raumbildern, die sich aus dem Zeichnungsprogramm exkert Immobilien. Tendenziell erwartet sie, dass sie auch portieren lassen. Mit einem Zusatz zur Software, der die in der Schweiz vermehrt zum Einsatz kommen. Da das 360-Grad-Panoramen stereoskopisch aufbereitet, und Angebot im Moment gross sei und sich der Immobilien- einer einfachen Virtual-Reality-Brille kann man sogar in markt zunehmend zum Käufermarkt wandle, werde man einen geplanten Raum eintauchen. Das einfachste Brillensich noch mehr anstrengen müssen, um sich von der Kon- modell faltet man aus einem Bastelbogen selbst zusamkurrenz abzuheben. Sehr effektiv seien beim Park-Tower men und steckt sein Smartphone in den dafür vorgeseheauch die Drohnenaufnahmen gewesen, die aufzeigten, ab nen Schlitz. Durch zwei Löcher im Kartonkistchen guckt welchem Stock man Seeblick habe. « Die neuen Visualisie- man dann in den virtuellen Raum auf dem Bildschirm.

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Einem Bauherrn eine Brille aufgesetzt haben Jud Architekten aber erst einmal. « Das ist eine Spielerei », sagt Jud. Ihre Generation wisse jedoch, wie wichtig es sei, dranzubleiben. « Man kann sich dieser Entwicklung nicht verschliessen », meint sie. Dennoch gelte es, den Bezug zum realen Raum und zum Umfeld zu wahren, etwa dem Kunden aufzuzeigen, wie laut die Strasse neben dem Haus wirklich ist. Auch für die Materialwahl brauche man ein Muster, um dessen Wirkung haptisch und in verschiedenen Lichtsituationen zu prüfen. Die virtuellen Szenen, die sich aus den Zeichnungsprogrammen exportieren lassen, haben noch eine geringe Auflösung. Visualisierungsbüros, die 3-D-Modelle von Architekten in Virtual-Reality-Erlebnisse übersetzen, arbeiten deshalb mit Programmen aus der Game-Industrie. In so aufbereitete virtuelle Räume taucht man mittels Headset ein, einer Art blickdichter Taucherbrille, die via Kabel mit dem Rechner verbunden ist. Die Gehdistanzen sind deshalb begrenzt. Da die Brille keinen Durchblick in den realen Raum ermöglicht, muss man zudem aufpassen, dass man nicht übers Kabel stolpert. Einigen Menschen wird es in virtuellen Räumen gar übel. Die Symptome können auftreten, wenn der Körper Eindrücke, die gar nicht existieren, auszugleichen versucht.

der sich als Hologramm manifestiert, um Obi-Wan Kenobi aus der Ferne einen Rat zu erteilen. Der Bildausschnitt der Hololens sei zwar noch klein, so Lenherr. Dennoch sei sie der Schlüssel zur papierlosen Baustelle. In den USA hat ein Team so bereits eine Nasszelle gebaut: ohne Plan und nur mit der Masszeichnung, die die Hololens auf den realen Raum in einem Rohbau projizierte. « Wichtig ist die virtuelle Realität auch für die neuen digitalen Planungsprozesse », sagt Lenherr. Mit den Interessengruppen eines Bauprojekts – im Spitalbau sind es deren acht, unter anderem Personal, Patientinnen und Besucher – bewegen sich die Architekten durch die virtuellen Räume. So erkennen sie, wie sich die Menschen bewegen und was für sie von Bedeutung ist. Einen ähnlichen Ansatz verfolgen die SBB, um Bahnhöfe kundenfreundlicher zu gestalten. Im virtuellen Raum lässt sich beispielsweise der Blickwinkel von Kindern oder Rollstuhlfahrenden einnehmen und erkennen, dass etwa eine Sitzbank oder ein Billetautomat eine zentrale Informationstafel verdeckt.

Mit Nutzerdaten entwerfen Dass Daten beim Entwurf relevanter werden, bestätigt auch Gerhard Schmitt, Professor für Informationsarchitektur an der ETH Zürich. Mit seinem Lehrstuhl plant und erforscht er Responsive Cities, Städte, an deren Planung die Bewohner direkt mitarbeiten. Dafür sind Daten zenTreffpunkt dritter Stock Grössere Büros glauben an die Zukunft der Technik tral: in virtuellen Räumen erhobene, aber auch jene, die und holen sich die Expertise ins Haus. Bei Herzog & de sich über unsere Smartphones sammeln lassen. Meuron programmieren eine Game-Designerin und ein Schmitt hatte den Erfolg der virtuellen Realität schon Architekt ausschliesslich Anwendungen für die ‹ Virtual 1996 vorausgesagt siehe Hochparterre 9 / 96 . Bis die Technik im Reality ›. Die erste vollständige und frei begehbare Virtual- Alltag der Architekturbüros ankam, hat es nun doch länger Reality-Szene entwickelte das Team vor zwei Jahren für ei- gedauert. Zurzeit überschlagen sich die Neuentwicklunnen Museumsbau in Deutschland, « um die Wirkung kom- gen aber förmlich. Und die Kosten für das Equipment sind plexer Innenräume, etwa einer grossen Treppenanlage, zu prüfen », erinnert sich Teamleiter Steffen Riegas. Solche Situationen seien räumlich weder in zweidimensionalen Plänen noch in Visualisierungen einfach zu erfassen. Sie statteten die Szene mit realistischen Texturen aus und Steffen Riegas, Teamleiter Virtual Reality, Herzog & de Meuron simulierten den Lichteinfall. Das Raumerlebnis sei massstäblich verblüffend exakt gewesen, so Riegas. « Wir haben im virtuellen Raum Marker gesetzt und diese später in der Realität ausgemessen. » Das Resultat: Die Treppenbreite des 3-D-Modells stimmte auf den Millimeter. für Architekturbüros tragbarer geworden. « Die Head« Mit Virtual Reality kann man auch den Kunden ein sets will bei uns aber niemand mehr anziehen », sagt Erlebnis bieten, das ganz anders ist, als einen Plan zu leSchmitt. Mit seinen Studenten und Kollegen an der ETH sen », sagt Riegas. Allerdings möchte der Teamleiter noch Zürich und im Value Lab Asia in Singapur arbeitet er viel mehr erreichen. Das Raumerlebnis sei derzeit noch zu fast ausschliesslich an einem 4,9 mal 2,7 Meter groswenig interaktiv: Man könne nicht direkt in den Entwurf sen, berührungsempfindlichen Display. Darauf lassen eingreifen ; zudem erschweren die blickdichten Headsets sich 3-D-Modelle, Diagramme, Datenflüsse oder Pläne abbilden. Für die Responsive Cities entwickeln sie auch die Kommunikation mit dem Team. Riegas Vision: Statt mit den Partnern in Hongkong in der Videokonferenz zu physische Modelle: Stellt jemand von Hand ein Gebäude sitzen und Abbildungen oder 3-D-Modelle nur zu betrachim physischen Modell um, übertragen Sensoren dies auf ten, möchte er sagen können: « Wir treffen uns im Modell die 3-D-Projektion am Bildschirm. Die Software berechim dritten Stock und schauen uns die Situation ‹ vor Ort › net, wie sich die neue Form auf Bewegungsströme, zu an. » Unrealistisch sei das nicht, fügt er an, in der Game-Inverbauende Materialmengen und Kosten auswirkt, und dustrie sei dieses Problem schon lange gelöst. projiziert das in Echtzeit auf das physische Modell. « Bisherige Darstellungsformen werden neben neuen bestehen bleiben », schliesst Gerhard Schmitt. Papierlos bauen mit der Hololens Noch steckt die neue Technik in den KinderschuAuch FSP Architekten setzen auf die neuen Medien. « S eit wir unsere Bauherren virtuell durch die 3-D-Modelle hen. Eine Kundenpräsentation mit der Hololens kann führen, gibt es viel weniger Brüche in der Kommunikatiheute daran scheitern, dass sich Headset und Rechner on », sagt Mitinhaber Ivo Lenherr. Das grösste Potenzial nicht in der vorhandenen Zeit synchronisieren lassen. sieht er derzeit in der Hololens: Wer durch diese halbZu vermuten ist auch, dass Brillen künftig eine ganz andere Form haben werden. Der Vergleich mit den ersten, transparente Brille blickt, sieht den realen Raum, kann daklobigen Mobiltelefonen liegt nahe. Klar scheint aber: rin aber auch virtuelle 3-D-Modelle platzieren und in die Virtuelle Raumerlebnisse, Drohnenaufnahmen und NutGebäude eintauchen. Darum spricht man hier von Mixed Reality. Die farbigen Lichtbilder, die man durch die Hozerdaten werden im Entwurfsprozess der Zukunft eine lolens sieht, erinnern entfernt an Yoda im Film ‹ Star Wars ›, wichtigere Rolle spielen.

« Wir treffen uns im Modell im dritten Stock. »

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Überbauung Hochbord von Senn ­Development in Zürich-Stettbach.

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Architektur visualisieren Wer Architektur planen will, braucht Bilder, die heute meistens aus dem Computer stammen. Von diesen Bildern, die auf Englisch Renderings heissen, erzählt dieses Heft. Warum perspektivische Darstellungen seit jeher wichtig sind, erklärt der Blick zurück auf die Geschichte. Wie die Bilder entstehen, berichtet das Heft aus drei Studios in Zürich, Bergen und Steffisburg. Über das Für und Wider von Renderings streiten die Architekten Miroslav Šik und Astrid Staufer im Interview. Und am Schluss zeigt das Heft auf, wie die neuen technischen Mittel das Architekturbild in Zukunft verändern könnten. www.nightnurse.ch

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