Editorial
Fenster als Augen, Fassaden als Kleider: Das Bildhafte hat in der Architektur eine längere Tradition. Gottfried Semper, einer der bedeutendsten Baumeister des 19. Jahrhunderts, verwies auf den Zusammenhang zwischen Wand und Gewand. Und der Philosoph Friedrich Nietzsche schrieb: «Häuser blicken uns wie Gesichter an.»
Die Gebäude, die wir in diesem Heft vorstellen, haben in der Tat ein Gesicht; ein bemerkenswertes Erscheinungsbild, ein besonderes Profil. Und sie sind smart: raffiniert in Idee und Umsetzung, zukunftsorientiert im Anspruch. Da ist das Observatorium ‹Space Eye› mit seinen Oberlichtern – Augen im metaphorischen wie im konkreten Sinn, architektonische Sehorgane, die zwischen Himmel und Erde vermitteln. Oder das Büro- und Laborgebäude in Schlieren, das ohne Heizung und Lüftung auskommt und damit den Fenstern eine elementare Bedeutung zuweist.
Smart sind die Projekte auch in Sachen Nachhaltigkeit. Die hier versammelte Auswahl zeigt die Bandbreite an Herausforderungen, denen sich Architektinnen wie auch Fenster- und Fassadenbauer stellen müssen, wenn sie ökologische und energetische Standards erfüllen oder gar setzen wollen. Ein weiteres exemplarisches Projekt ist etwa der Hauptsitz eines Energieunternehmens, dessen «sprechende Fassade» die firmeneigenen Massstäbe widerspiegeln soll. Oder das Bürohaus an der Müllerstrasse in Zürich, das durch Re-Use von Fassadenplatten den Balanceakt «zwischen Werterhalt und Zukunftstechnologie» vollzieht.
Diese ‹Werkplatz Spezial›-Ausgabe erzählt von beispielhaften Entstehungsgeschichten rund um Fenster und Fassaden – von Gesichtern mit Weitblick und Gewändern im Wandel. 0
Ursula Trümpy, Redaktion Hochparterre
Inhalt
Kästli & Co.: Die Nichtfarbe des Halbdunkels (1)
Seite 4
Glas Trösch, Aepli Metallbau, Eyrise: Zwischen Werterhalt und Zukunftstechnologie (2)
Seite 8
Veka, Smartwindows: Gemeinsam zur ausgezeichneten Nachhaltigkeit (3)
Seite 12
Huber Fenster: Eiche in Sandstein (4)
Seite 16
Ernst Schweizer: Energiegewinner von Kopf bis Fuss (5)
Seite 20
Cupolux: Gläserne Augen ins All (6)
Seite 24
EgoKiefer: Klug klimatisiert (7)
Seite 28
AGZ Ziegeleien: Bausteine des Verbindenden (8)
Seite 32
Energie 360°: Sprechendes Blau (9)
Seite 36
GBP Glastechnik: Glasexpertise für Berg und Tal (10)
Seite 40
Die Nichtfarbe des Halbdunkels
Im Oberengadin gibt es ein neues Hotel, das Aufsehen erregt. Dahinter stehen ein bekanntes Hotelierpaar und ein ebenso bekannter Architekt. Die bauliche Sorgfalt zeigt sich auch beim Sonnenschutz.
Im Zentrum von Pontresina steht, was es in den Schweizer Tourismushochburgen nur noch selten gibt: der Neubau eines Hotels, das einen Anspruch formuliert – bei der Gastlichkeit wie bei der Architektur. Sieben Jahre lang haben Bettina und Richard Plattner mit dem Architekten Gion A. Caminada das Hotel Maistra 160 erdacht, geplant und gebaut. Ihr Neubau ist nicht klein. Der viergeschossige Baukörper mit den Gesellschaftsräumen und 36 Doppelzimmern liegt an der Via Maistra, laut Fremdenverkehrswerbung die längste Dorfpromenade im Engadin. Die elf Ferienwohnungen und der grosszügige Spa-Bereich betten sich mit einem talseitigen Sockelbau aus verschiedenen Volumen unauffällig in die heterogene Umgebung. Manche der Nutzungen öffnen sich auch den Pontresinern, zum Beispiel die «Creative Box», ein Raum zum gehobenen
1 Vertikalmarkisen im Erdgeschoss
2 Ausgefräste Löcher in den Fallstangen
Basteln, oder der Pöstlikeller, die Wiedergeburt eines beliebten Treffpunkts der Dorfjugend. Die Website des Hotels zitiert Gion A. Caminada mit dem Satz, man solle nicht darüber nachdenken müssen, ob das Gebäude an diesen Ort passe oder nicht: «Es ist.»
«Sensationell ist das Gebäude, nicht unser Beitrag.»
Marc Kästli, Geschäftsführer Kästli & Co.Und dass es ist, ist vor allem der starken Präsenz des Baukörpers zu verdanken. Seine Fassade gliedern massive und tragende Steinpfeiler, die sich nach oben verjüngen. Ihr kühldunkles Blaugrau hebt sich ab von der warmen Helle der unterschiedlich breiten Felder dazwischen. Diese füllen mal geschlossene Betonplatten, mal schmale Fenster. Die Hauptrolle spielen allerdings die Loggien und Fenster der Hotelzimmer, ebenfalls von vorgefertigtem Beton gefasst. ‹Plastizität› ist hier das Schlüsselwort; Masse war das Ziel, nicht Leichtigkeit – auch wenn die tonnenschweren Betonplatten etwas geneigt sind und an ihrem unteren Ende mit je drei Metallschrauben sichtbar befestigt scheinen.
«Sensationell ist das Gebäude, nicht unser Beitrag», sagt Marc Kästli. Im Hauptgebäude haben die Sonnenstoren der Firma Kästli neben dem Verschatten vor allem eine Aufgabe: nicht weiter aufzufallen. Sie sind weder gestreift noch strahlend weiss, sondern umbrafarben (lat. umbra, der Schatten), tragen also die schöne Nichtfarbe des dahinterliegenden Halbdunkels nach vorne. Als Vertikalmarkisen mit Seilführung bleiben sie demütig innerhalb des Gebäudevolumens, bei den Hotelzimmern in den Obergeschossen wie bei den Gesellschaftsräumen im Erdgeschoss. Nur bei den Ferienwohnungen im weissen, talseitig gelegenen Sockel dürfen sie ausscheren. Die Farbe der dortigen Markisen entspricht derjenigen der Putzfassade und trägt den etwas unzeitgemässen Namen «Colonial White». Mit ihrem Fallarm strecken sich die Markisen in Richtung Val Roseg. Da das Energiegesetz dies vorschreibt, haben die sonnenexponierten Loggien zwei Storen hintereinander: eine Vertikalmarkise am Fenster und eine Fallarmmarkise an der Loggiabrüstung.
Die Markisen sind von hoher Qualität. Ihr farbechtes Polyestergewebe stammt von der Weberei Sattler aus Graz. Es wirkt haptisch und ist halbtransparent, daher sieht man auch bei geschlossenen Storen, dass die Berge davor noch immer dort stehen. Mit 2,6 Metern sind die Bahnen des Stoffes extra breit, und vertikale Nähte entfallen. Die ausgefrästen Drahtseilführungen an den Enden der Fallstangen aus Chromstahl zeigen, dass es sich nicht um Standardware handelt.
Mit Gion A. Caminada zu bauen, sei für ihn sehr spannend und herausfordernd gewesen, sagt Marc Kästli. Der Unternehmer in der dritten Generation nimmt sich jeweils viel Zeit, um auf die Wünsche der Architekten einzugehen. In Pontresina haben sie viele Details gemeinsam erdacht, um den verschiedenen Einbausituationen gerecht zu werden. Und das Gerüst wurde temporär abgebaut, damit man die Farbtöne der Stoffe direkt an der Fassade bemustern konnte. Das Ergebnis lässt sich sehen, von innen wie von aussen: Es ist. 0
4
3 Hinter dem halbtransparenten Gewebe: die Engadiner Berglandschaf t
4 Bergseitiger Anbau mit Ferienwohnungen
5 Fallarmmarkise einer Ferienwohnung
Fotos: Ralph Feiner
Kästli & Co. AG
Hühnerhubelstrasse 63
3123 Belp BE
031 340 22 22
info@kaestlistoren.ch www.kaestlistoren.ch
Kästli Storen
Individuelle Architektur verlangt nach individuellen Beschattungslösungen. Seit mehr als 85 Jahren bietet das Unternehmen Kästli seiner Kundschaft bedürfnisgerechte Sonnen- und Wetterschutzsysteme und Serviceleistungen an. Die strategische Ausrichtung und die Firmengrösse erlauben es, auf Form und Nutzung des Gebäudes abgestimmte Beschattungssysteme so flexibel wie fachmännisch zu realisieren.
Zwischen Werterhalt und Zukunftstechnologie
Wiederverwendete Aluminium-Fassadenplatten und zukunftsweisende Sonnenschutzgläser machen ein Bürogebäude in Zürich fit für seinen zweiten Lebensabschnitt.
Wer kürzlich die Müllerstrasse nahe dem Hauptbahnhof Zürich entlanggegangen ist, hat sich vielleicht über die spiegelnde Bürohausfassade inmitten der quartiertypischen Gründerzeithäuser gewundert. Ein Neubau? Kaum – die gebänderte Fassade aus Glas und Aluminium verweist auf vergangene Jahrzehnte. Ein Bauwerk aus den 1960ern? Die Wahrheit liegt dazwischen: Der langgestreckte Siebengeschosser stammt aus dem Jahr 1980. Darin ein fast unverändertes Tragwerk aus 13 000 Kubikmetern Beton. Die Gebäudehülle, das Innenleben und die Haustechnik hingegen wurden jüngst erneuert.
Die Eigentümerin wollte mit dem Umbau ein Zeichen der Nachhaltigkeit und der Kreislaufwirtschaft setzen.
musste die alte Hülle einer neuen mit zeitgemässen Dämmwerten weichen. Dazu hat das Architekturbüro Ilmer Thies die behäbigen Lochfenster mit abgerundeten Ecken und Rafflamellenstoren durch eine Elementfassade aus dynamischem Sonnenschutzglas und feingliedrigen Aluminiumprofilen ersetzt. Zweitens hat die alte, aber hochwertige Fassadenhaut aus rohem Gussaluminium ein zweites Leben erhalten. Die zurechtgeschnittenen Platten bekleiden nun die Sturzbänder, das 92 Meter lange Vordach und, mit geschliffener und polierter Oberfläche, den Eingangsbereich des Geschäftshauses.
Die Eigentümerin Swiss Prime Site Immobilien wollte mit dem Umbau ein Zeichen der Nachhaltigkeit und der Kreislaufwirtschaft setzen. Hinsichtlich der Fassade führte dies zu zwei wichtigen Entscheidungen: Erstens
1 Zeitgemässes Aussehen, bessere Dämmwerte, dynamischer Sonnenschutz: die Fassade nach der Sanierung
Was im Endresultat schlicht und elegant wirkt, war in der Ausführung herausfordernd. Die Fassadenbauer von Aepli Metallbau, der niederländische Flüssigkristallglas-Entwickler Eyrise und das Unternehmen Glas Trösch spannten für die Umsetzung zusammen. Aepli entwickelte, produzierte und montierte die neue Elementfassade aus pulverbeschichteten Aluminiumprofilen und Sonnenschutzglas sowie die Unterkonstruktion für die Gussaluminiumplatten. Letztere liess der Metallbauer durch eine Partnerfirma auffrischen, anschliessend montierte er sie wieder. Derweil stellte Eyrise im firmeneigenen Werk in den Niederlanden die Sonnenschutzgläser her und lieferte sie an eine spezialisierte Firma von Glas Trösch, die sie mit weiteren Glasscheiben zu Dreifach-Isoliergläsern verarbeitete. Der Clou an der Konstruktion: Während das auf der Innenseite liegende Verbundsicherheitsglas und die Scheibe in der Mitte mit Wärmeschutzbeschichtungen versehen sind, enthält das aussenliegende Sonnenschutz-Glaspaket die Flüssigkristallmischung ‹Licrivision›. Wenn man die Kristalle unter leichte Spannung setzt, ändern sie in Sekundenschnelle ihre Ausrichtung – und das Fenster verdunkelt sich. Un-
2 Neue Aluprofile und wiederverwendete Gussaluminiumplatten gliedern die Fassade.
3 Der Büroriegel fällt im Gründerzeitquartier auf.
4 Ist der Sonnenschut z nicht aktiviert, sind die Gläser farblos und transparent.
Fotos: Zeljko Gataric
eingeschränkt erhalten bleibt derweil die Sicht nach draussen, und im Gegensatz zu Markisen oder Lamellenstoren ist das Sonnenschutzglas nahezu wartungsfrei. Wie viel Licht- und Wärmestrahlung in den Innenraum dringen soll, lässt sich per Taster, Smartphone oder Sensor stufenlos einstellen.
Die künftigen Nutzer des Geschäftshauses an der Müllerstrasse werden sich in einem Gebäude mit zukunftsweisender Fassadentechnologie bewegen, die hier erstmals in der Schweiz verbaut wurde. Alleiniger Mieter der 15 000 Quadratmeter Bürofläche ist das Technologieunternehmen Google. Alle anderen können sich an der aufgefrischten Fassade erfreuen, die mit ihren Aluminiumplatten aus den 1980er-Jahren ein Stück Vergangenheit in die Zukunft trägt. 0
Glas Trösch Holding AG
Industriestrasse 29
4922 Bützberg BE
+41 800 11 88 51
iso-shg@glastroesch.ch
www.glastroesch.com
Aepli Metallbau AG
Sommeraustrasse 3
9200 Gossau SG
+41 71 388 82 82
metallbau@aepli.ch
www.aepli.ch
Eyrise BV
De Run 5432
5504 DE Veldhoven NL
+3140 258 05 24
eyrise@merckgroup.com
www.eyrise.com
Gemeinsam zur ausgezeichneten Nachhaltigkeit
Weil PVC einen geschlossenen Materialkreislauf zulässt, weisen Profile und Fenster aus dem Kunststoff eine ausgezeichnete Ökobilanz auf. Und vorbei die Zeiten, als es sie nur in der Farbe Weiss gab.
Nachhaltigkeit ist, wenn alle ihren Teil beitragen. Der Fensterbauer Smartwindows und der Profilhersteller Veka haben sich zum Ziel gesetzt, als Erste ein zertifiziertes PVC-Fenster anzubieten. Inzwischen ist sowohl das Profilsystem ‹Softline 82 MD› von Veka als auch die Produktlinie ‹Classico› von Smartwindows mit dem Ecobau-Label Eco1 ausgezeichnet. Somit kann Veka mit dem «ersten Eco1-zertifizierten Profilsystem der Schweiz» und Smartwindows mit dem «ersten Eco1Fenster der Schweiz» werben.
Entscheidend für die prämierte Ökobilanz ist das Material Polyvinylchlorid (PVC). Es lässt einen geschlossenen Kreislauf zu, in dem das Material nichts von seinen
Eigenschaften verliert. Alte Fenster kann man ausbauen und Materialien sortieren; das PVC lässt sich zu Granulat schreddern und zu neuen Profilen verarbeiten. Veka betreibt seit 30 Jahren ein eigenes Recyclingwerk, in dem Altfenster und Produktionsabfälle aufbereitet und dem Herstellungsprozess wieder zugeführt werden. Die Firma kann laut eigenen Angaben nahezu 100 Prozent des Kunststoffs wiederverwenden.
Aufbauend auf den Daten von Veka, hat der Ostschweizer Fensterbauer Smartwindows vier Jahre lang Pionierarbeit geleistet, um die von Ecobau geforderten Kriterien zu erfüllen. Für Kunststofffenster gelten die folgenden: dass der Wärmeschutz der Fenster einen →
1 Nahezu 100 Prozent des PVC kann Veka mithilfe der eigenen Recyclingwerke wiederverwenden.
2 Fenster ‹classico royale› von Smartwindows:
a Das Profilsystem Softline 82 MD mit 82 Millimetern Bautiefe und hochdämmender Mehrkammergeometrie verbessert die Rahmenisolation für optimale Energieeffizienz und Wärmedämmwerte.
b Zwei Pilzkopfverriegelungen, eine Aushebelsicherung und die Sicherung des zweiten Flügels durch das Stulpgetriebe gewährleisten eine erhöhte Einbruchsicherheit.
c Drei Dichtungsebenen ohne Unterbruch sorgen für eine hohe Dichtheit. Das spart Energie, erhöht die Schalldämmung, eliminiert Zugluft und mindert Verschmutzung im Rahmenfalz.
d Die Oberflächenveredelung Veka Spectral (‹Classico Royale›) bietet nebst der ultramatten Oberfläche auch eine samtige Haptik. Mit dem passenden farbigen Kernmaterial werden Fenster zu Designobjekten, die sich für jeden Architekturstil eignen.
3 Trendlounge-Wohneinheiten aus HochseeKühlcontainer in Egnach am Bodensee.
4 Die bunten Veka-Profile setzen innen und aussen Akzente. Fotos: Mike Schütz
5 Längst nicht mehr nur weiss: Kunststofffenster in verschiedenen Farben
Wärmedämmwert von weniger als 0.8 W/m 2K erreicht, dass das Produkt keine gesundheitsgefährdenden Substanzen enthält, dass die Entsorgung in einem Recycling-Kreislauf organisiert werden kann und das Produkt in der Herstellung nur eine geringe Menge grauer Energie verbraucht.
Veka und Smartwindows entkräften in ihrer Zusammenarbeit ein weiteres Vorurteil: «Die Zeiten, in denen Kunststofffenster nur weiss waren, sind längst vorbei», so Adrian Schlumpf, Geschäftsleiter bei Smartwindows. Die Firma bietet ihre Fensterprofile auch mit farbigen Grundkörpern an, die sich innen und aussen mit der Oberflächenveredelung ‹Veka Spectral› beschichten lassen. «Optisch sorgt ‹Veka Spectral› für eine matte Ausprägung, haptisch für eine samtige Anmutung und technisch für hohe Beständigkeit gegenüber mechanischen und chemischen Einflüssen», erklärt Richard Koehli, der bei Veka den Vertrieb in der Schweiz leitet. Architektinnen bietet dies die Option, die Fenster gleichzeitig auf den Innenraum und die Fassade zu abzustimmen.
Softline 82 MD
Dämmwert Profilsystem: bis zu Uf = 1,0 W/m2K
Dämmwert gesamtes Fenster: bis zu Uw = 0,67 W/m2K
Wanddicke: exklusiv Klasse A nach DIN EN 12608-1
Verglasung: 24 bis 54 mm
Scheibendicke
Schalldämmung Rw: bis zu 47 dB
Schlagregendicht heit: bis Klasse 9A
Luftdurchlässigkeit: bis Klasse 4
«Unsere Profile erreichen hervor ragende technische Werte, überzeugen in der Ästhetik und lassen sich ohne Qualitätsverlust ausbauen und wieder verwenden.»
Richard Koehli, Vertriebsleiter Veka Schweiz
Die Kombination aus Nachhaltigkeit, Ästhetik und gutem Preis hat auch Mike Schütz überzeugt. Er baut mit seiner Firma Trendlounge Wohneinheiten aus wiederverwendeten Hochsee-Kühlcontainern. Ein aktuelles Projekt befindet sich in Egnach TG am Bodensee: drei Wohneinheiten zu je 60 Quadratmetern, gedacht als Ferienhäuser. Auf Plattformen wie Airbnb müssen die Kleinwohnungen auch optisch überzeugen: «Die farbigen Profile kommen sehr wertig daher», sagt Schütz. «Die meisten Kunden merken gar nicht, dass es sich um Kunststofffenster handelt.» Das Prinzip Nachhaltigkeit zieht Schütz durch – von den rezyklierten Containern und den zertifizierten Fenstern über die effiziente Produktion in der Werkstatt bis zur Nutzung: Die kleinen Einheiten sind gut isoliert und effizient beheizbar.
«Kunststofffenster haben zu Unrecht ein kritisches Image, was die Nachhaltigkeit angeht», so Adrian Schlumpf. «Darum hat auch niemand erwartet, dass wir das Zertifikat als Erste erreichen. Mit dem Eco1-Label konnten wir belegen, wie nachhaltig wir arbeiten.» 0
Das Eco1-Label zeichnet sowohl das Profilsystem ‹Softline 82 MD› von Veka als auch die Produktlinie ‹Classico› von Smartwindows aus.
Veka AG
Kontakt Schweiz
+41 52 335 05 77
RKoehli@veka.com
www.veka.ch
Smartwindows AG
+41 58 255 12 22
info@smartwindows.ch
www.smartwindows.ch
Eiche in Sandstein
Der Südtrakt des Hauptbahnhofs in Zürich ist nach mehr als 150 Jahren erstmals gründlich saniert worden.
Zu den wichtigsten Merkmalen des erneuerten Gebäudes zählen die Türen und Fenster aus Eichenholz.
Der Bau des Zürcher Hauptbahnhofs liegt mehr als 150 Jahre zurück. Seither wurde viel repariert, umgebaut und saniert. Richtig tiefgreifend waren diese Arbeiten nie. Doch 2018 begann die Generalsanierung des Südtrakts, wie die SBB das repräsentative Hauptgebäude am Bahnhofplatz nennen. Das Projekt stammt von Aebi & Vincent. Das Architekturbüro hatte 2009 den Wettbewerb gewonnen und sich davor unter anderem mit der Sanierung des Parlamentsgebäudes in Bern einen Namen gemacht.
dem Bau der Türen und Fenster am Südtrakt betraut.
In der langen Referenzliste der Firma nimmt dieses Projekt einen speziellen Platz ein – nicht nur aufgrund der prominenten Lage und Bedeutung des Objekts, sondern auch, weil der Auftrag besonders umfangreich und anspruchsvoll war.
«Inklusive Gläser und technische Installationen wiegt ein Türelement rund eine Tonne.»
Markus Signer, Projektleiter Huber Fenster
Zu den wichtigen Elementen an einem Gebäude gehören die Türen und Fenster: Sie sind sozusagen deren Augen und bestimmen wesentlich den architektonischen Ausdruck und damit den Charakter. Bei hochkarätigen Baudenkmälern wie dem Hauptbahnhof Zürich gilt das im besonderen Mass. Da die Rekonstruktion historischer Fenster eine Spezialität von Huber Fenster ist, wurde das Herisauer Familienunternehmen mit
In den erneuerten Sandsteinfassaden am Bahnhofplatz oder in der grossen Halle stechen die Türen und Fenster nur schon wegen ihrer Farbe ins Auge: feingliedrige, mit zahlreichen Details ausgeschmückte Fensterrahmen aus warm strahlendem Eichenholz. «Eiche natur mit Öllasur. Das war der ursprüngliche Zustand», erläutert Markus Signer, Projektleiter bei Huber Fenster. Architekten und Denkmalpfleger haben dies anhand historischer Fotos und Pläne
1 Hauptbahnhof Zürich: Südt rakt und Wannerhalle
2 Türen am Bahnhofplatz, aussen und innen
3 Türen in der Halle, aussen und innen
4 Durchgang vom Platz in die Halle
5 Die ausgezeichnete Tür zur neuen Brasserie
6 Fenster am Trakt Richtung Bahnhofquai
Fotos: Thomas Telley
eruiert. Den dunkelgrünen Anstrich, den wir vor der Sanierung kannten, erhielten die Rahmen erst bei der Fassadensanierung 1980. Er wurde auch bei den später «originalgetreu» nachgebauten Türen in den Rundbogenöffnungen verwendet. Diese waren aus so vielen unterschiedlichen Materialien gefertigt, dass man sie nicht erhalten konnte, wie Markus Signer sagt. Einzig die aus Aluminiumguss gefertigten Zierelemente konnte man teilweise wiederverwenden, nachdem man sie gereinigt und mit Ölfarbe gestrichen hatte. Andere Teile wie Ornamente und Kränze musste man nachgiessen, wofür man Abgüsse von bestehenden Elementen an anderen Stellen machte. An den eichenen Profilen zeichnen sich die dunklen Zierelemente besonders gut ab. Aber auch die zunächst weniger auffälligen Beschläge wurden möglichst originalgetreu nachgebildet: Kloben und Schlaufen aus patiniertem Messing, Stangen aus geöltem Stahl. In optischer Hinsicht historisch, technisch modern. Schliesslich galt es auch, den nötigen Anpressdruck zu gewährleisten. Hierfür arbeitete Huber Fenster mit der Firma Hager Zierbeschläge aus Niederurnen zusammen.
Die Gläser erreichen in Sachen Schallschutz den Wert einer Dreifachverglasung, obschon man sich aus denkmalpflegerischen Gründen für eine Zweifachverglasung
entschieden hat. An den Stellen, wo kein äusserer Sonnenschutz möglich war – in den Bogenöffnungen am Bahnhofplatz –, wurde ein möglichst unsichtbar getöntes Sonnenschutzglas eingesetzt.
Besonders anspruchsvoll waren die Herstellung und die Montage der hohen Türen für die Rundbogenöffnungen. «Inklusive Gläser und technische Installationen wiegt ein solches Türelement rund eine Tonne», sagt Markus Signer. Denn eine Tür ist heute je nach Bedürfnissen mit Türschliessern und Elektroschlössern ausgestattet. Am Südt rakt sind alle Teile dafür vorbereitet: Die Aussparungen für Türschliesser und Batteriefach sind geplant, die nötigen Leerrohre sind in die Rahmen und Flügel eingebaut. Was noch nicht benötigt wird, ist mit einem Holzstück verschlossen und lässt sich bei Bedarf aktivieren.
Im Werk in Herisau war ein Geschoss eigens für die Herstellung der Bauteile für den Hauptbahnhof in Zürich reserviert. Bis zu 30 Personen aus Werkstatt, Montage und Projektleitung arbeiteten daran. «Es war aufwendiger als gedacht», konstatiert Markus Signer. Zwei Jahre dauerte die Planung, eineinhalb Jahre die Produktion. Transportiert und montiert wurden die grossen Türelemente in drei Teilen; auf der Baustelle stand ein Minikran im Einsatz. Als Erstes versetzte man das Türelement, als Zweites das bogenförmige Fensterelement, und als Drittes wurde die Öffnung mit dem dazwischenliegenden Mittelteil verschlossen.
Der Blick auf das Fensterwerk zeigt: Mit dem eichenen Lidstrich an seinen Augen ist der Südtrakt des Zürcher Hauptbahnhofs bereit für die nächste Ära. 0
Huber Fenster AG
St. Gallerstrasse 57
9100 Herisau
+41 71 354 88 11
info@huberfenster.ch
www.huberfenster.ch
Energiegewinner von Kopf bis Fuss
Das Innovationscenter des Sensorspezialisten Baumer in Frauenfeld liefert nicht nur Ideen, sondern auch Strom. In die homogene Fassade sind mehr als 1000 Quadratmeter Photovoltaik-Elemente integriert.
Das auf Sensorlösungen spezialisierte Unternehmen Baumer ist auf Wachstumskurs und hat seinen Hauptsitz in Frauenfeld ausgebaut. Das neue Innovation Center mit mehr als 100 Arbeitsplätzen soll ein Vorzeigeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sein. Während Erdsonden und Wärmepumpe die Innenräume im Winter heizen und im Sommer kühlen, liefern die Photovoltaik-Module auf dem Dach und an der Fassade Strom, den das Unternehmen direkt nutzen kann. Zusammen mit den Photovoltaik-Anlagen, die auf den bereits bestehenden Werkgebäuden montiert sind, erntet Baumer jährlich etwa 305 000 kWh Sonnenenergie – das sind immerhin elf Prozent des am Standort Frauenfeld benötigten Stroms.
Auf Wachstumskurs befindet sich auch das Geschäft der Firma Ernst Schweizer AG mit Solarfassaden. Das Familienunternehmen zeichnete beim Innovation Center für die Produktion und die Montage der gesamten Fassade verantwortlich. Dazu zählen die zugrunde liegende Pfosten-Riegel-Konstruktion, sämtliche Fenster und Türen in Aluminium sowie mehr als 1000 Qua-
1 Rückseitig eingehängte Photovoltaik-Module schaffen ein homogenes Fassadenbild.
2 Was wie eine elegante Glasfassade aussieht, liefert Strom: das Innovationscenter in Frauenfeld.
dratmeter Photovoltaik-Fassadenmodule. Dass alles aus einer Hand geplant werden konnte, war in Sachen Effizienz ein grosser Vorteil, aber auch ausschlaggebend für die Qualität des Baus. Mit nur einem Vertrags- und Ansprechpartner vereinfachte sich die Koordination für denTotalunternehmer, der die Aufträge zuerst einzeln ausgeschrieben hatte, massgeblich; die Bauherrschaft profitierte vom resultierten Minderaufwand, das Projekt vom gebündelten Fachwissen.
Besonders augenfällig wird die Expertise der Firma Ernst Schweizer in der Entwicklung der Solarfassade des Innovationscenters. «Photovoltaik-Systeme auf dem Dach sind grundsätzlich gleich und haben einen grossen Wiederholungseffekt, Photovoltaik-Systeme an der Fassade sind jedes Mal anders», sagt Pius
Baumeler, der bei der Akquisition und der Planung als Vertriebsleiter bei Ernst Schweizer tätig war. Auch für das Innovation Center wurde eine spezifische Unterkonstruktion entwickelt.
Auf den Rohbau montierte man örtlich wärmegedämmte Konsolen und vertikal durchlaufende T-Profile. Danach folgten horizontale Halteprofile, die an den vertikalen T-Profilen befestigt wurden. In die Halteprofile liessen sich nun die Photovoltaik-Module rückseitig einhängen, im Bereich der Hinterlüftung verkabeln und schliesslich gegen seitliches Verschieben absichern. Das Ergebnis sind eine unsichtbare Konstruktion und eine Gebäudehülle, die so glatt und homogen ist wie eine Glasfassade. In Erscheinung treten einzig die dunklen Photovoltaik-Module, die beinah fugenlos aneinandergefügt sind und den schlichten Baukörper in ein dunkel glänzendes Kleid hüllen. Durch die einfache, aber präzise Anordnung der stets gleich proportionierten, aber abwechselnd horizontal oder vertikal montierten Module strahlt die Fassade eine ruhige Eleganz aus.
3 Konstruktionsschnitt der Fassade
4 Je nach Lichteinfall wirken die PhotovoltaikModule wie spiegelnde Glaselemente.
5 Hier in matter Erscheinung: das regelmässige Fassadenbild aus Modulen und Fenstern.
Fotos: Markus Frietsch
Innovation Center Schweiz, 2023
Hummelstrasse 17, 8500 Frauenfeld
Bauherr: Baumer Electric, Frauenfeld
Fassadenplaner: GKP, Aadorf
Architekt: BGW Huber, Flawil
Totalunternehmer: Stutz Projekte + Baumanagement, Frauenfeld
Bereich Briefkästen und Paketboxen sowie als stark wachsender Anbieter von Solarsystemen in Europa, insbesondere mit den etablierten Montagesystemen ‹MSP› und ‹Solrif›.
«Photovoltaik-Systeme auf dem Dach sind grundsätzlich gleich, an der Fassade sind sie jedes Mal anders.»
Pius Baumeler, Akquisition und Planung
Ernst Schweizer AG
Der Geschäftsbereich Fassaden mit dem Projektgeschäft hingegen ist auf Anfang 2024 an ein anderes Traditionsunternehmen verkauft worden: Die Firma Geilinger, die vorwiegend auf Metallfassaden, Fenster, Türen und Metallbau spezialisiert war, bietet vermehrt auch die Planung, Produktion und Montage der gesamten Gebäudehülle an. Sie setzt in Zukunft vermehrt auch auf Solarfassaden und kann dabei auf die Kompetenz und die Produkte von Ernst Schweizer zurückgreifen. Die Faktoren, die das Innovation Center zum Erfolg gemacht haben – das fachliche Wissen, die Synergien in Planung, Produktion und Montage –, bleiben dank dieser Partnerschaft auch in Zukunft erhalten. 0
In Zukunft will sich die Firma Ernst Schweizer noch stärker mit Innovationen im Markt positionieren, namentlich als Systemanbieter für Holz-Metall-Fenster sowie Falt- und Schiebewände, als Marktführer im
Ernst Schweizer AG
Bahnhofplatz 11
8908 Hedingen
+41 44 763 61 11
info@ernstschweizer.ch
www.ernstschweizer.ch
Gläserne Augen ins All
Oberlichter bringen Tageslicht in unterirdische Räume, in die kein Sonnenstrahl dringen würde. Und sie setzen
Akzente – architektonisch, ästhetisch, energetisch.
Im Jahr 1951 errichtete der Berner Fabrikant und Ingenieur Willy Schaerer auf der Uecht bei Bern eine private astronomische Beobachtungsstation – auf knapp 1000 Metern Höhe, fernab von Winternebel und Lichtsmog. Die Anlage hat sich mit den Jahren zu einem vielbeachteten Observatorium weiterentwickelt und dient der universitären Forschungssternwarte Zimmerwald als wertvolle Ergänzung. 2023 konnte die private Stiftung Sternwarte Uecht, die das Observatorium heute betreibt, in unmittelbarer Nachbarschaft zur ersten Station ein zweites Teleskop einweihen: das ‹Space Eye› – das grösste Teleskop der Schweiz mit über einem Meter Durchmesser.
«Die Oberlichter sind wichtig für die Lichtstimmung in den fensterlosen Ausstellungsräumen.» Pascal Perren, Projektleiter GHZ Architekten
Die Anlage besteht aber nicht nur aus einem «Auge ins Universum», das zum Schauen, Staunen und Reflektieren einlädt, sondern auch aus einem unterirdischen Informationszentrum. Seine interaktiven Ausstellungsinseln bieten Wissensvermittlung und erlauben Einblicke in die Forschung über das Weltall und die Veränderungen unseres Planeten. Im dazugehörigen Planetarium reisen die Gäste mit dem Weltraumsimulator mit Überlichtgeschwindigkeit in ferne Galaxien.
Als Architekten konnte die Stiftung Mario Botta gewinnen. Der Entwurf des Tessiner Baukünstlers besteht aus dem begehbaren Beobachtungsturm, der das Teleskop schützt, und einem überdachten Treppenab
gang, der ins unterirdische Informationszentrum führt. Runde Formen, oft mit runden Fenstern gepaart, zählen zu Mario Bottas Markenzeichen. So hat der zwölf Meter hohe Turm die Form eines Auges, in dessen Mitte das Teleskop als Pupille sitzt. Verkleidet ist er mit weissen geometrischen Betonelementen. Um Tageslicht in die darunterliegende, rund 500 Quadratmeter grosse Ausstellungslandschaft zu bringen, hat Botta 22 kreisförmige, fest verglaste CupoluxGlasoberlichter des Typs GOR auf die Deckenplatte der unterirdischen Räume setzen lassen. Diese Hinweise auf die wissenschaftliche Unterwelt ragen aus der grünen Wiese heraus und umkreisen, aus der Vogelper spektive betrachtet, wie Monde den Turm.
Die Verglasung dieser «Himmelsaugen» besteht aus einer dreifachen Sonnenschutzisolierverglasung –aussen gehärtetes Einscheibenglas, innen Verbundsicherheitsglas. Sie erreicht eine hohe Energieeffizienz und ist zudem durchsturzsicher. Die Gläser sind homogen und dicht in die Zargen eingebaut. Sie bestehen aus einer inneren und äusseren Polyesterwand mit PURKern, was eine perfekte Dämmung gewährleistet. Die
1 Die Oberlichter bringen Tageslicht in die unterirdischen Ausstellungsräume.
2 22 Oberlichter umkreisen den Teleskopturm.
3 Schnitt und Visualisierung des Bautyps mit 50 Zentimeter hohem Aufsetzkranz
4 Der Teleskopturm hat im Grundriss die Form eines Auges.
5 Der Metallrahmen des Oberlichts ragt nur wenige Zentimeter aus der Wiese.
Fotos: Reto Beglinger
Zargen können vertikale Lasten von mehr als einer Tonne aufnehmen und sind deshalb prädestiniert für den Einbau, wie das ‹Space Eye› exemplarisch zeigt.
Dank des fugenlosen Edelstahlrings, der die Gläser einfasst, wirkt die Aussenansicht elegant und unauffällig. Der Ring wird über die Verglasung und die Zarge gestülpt und mittels eines wenige Millimeter vom Glas entfernten Distanzhalters befestigt. So schützt er die Glaskanten und die Dichtungen vor UV Licht. Das Regenwasser kann auf der um drei Grad geneigten Isolierstufenverglasung unter dem Metallrahmen abfliessen und direkt im Boden versickern. Neben dem Tageslicht, das in die darunterliegenden Ausstellungsräume fällt, erzeugt das Spiel der bei Sonne scharf konturierten, runden Lichtkegel stimmige visuelle Effekte. «Die Oberlichter bringen viel und gutes Licht in die fensterlosen Ausstellungsräume; sie sind wichtig für die Lichtstimmung tagsüber», erklärt Architekt Pascal Perren. Er leitet das Berner Büro von GHZ Architekten, das für die Planung und das Baumanagement vor Ort zuständig war.
Observatorium ‹Space Eye› Niedermuhlern BE, 2023
Bauherrschaft: Stiftung Sternwarte Uecht, Niedermuhlern
Architektur: Mario Botta, Mendrisio
Planung und Baumanagement: GHZ Architekten, Bern und Belp
So entsteht nicht nur durch das Teleskop eine Verbindung zwischen Himmel und Erde, sondern auch über die 22 «Himmelsaugen», indem sie unter der Erde den täglichen Lauf der Sonne in Erinnerung rufen.
Cupolux Glasoberlichter GO R gibt es mit Durchmessern zwischen 60 und 220 Zentimetern und in zwei Bautypen: mit 15 Zent imeter hoher Minizarge (zum Verbauen auf eine bauseitige Zarge) oder mit 50 Zentimeter hohem senkrechtem Aufsetzkranz (für Aussparungen). Die Zargen weisen eine Neigung von drei Grad auf, damit das Wasser auf dem eingebauten Glas sauber ablaufen kann. Beim Observatorium ‹Space Eye› sind Oberlichter mit dem Aufsetzkranz und einem Durchmesser von 100 Zentimetern zum Einsatz gekommen. «Eine Herausforderung war ihre Abstimmung auf die vielen Installationen, die in den Ausstellungsräumen entlang der Decke verlaufen», erklärt Architekt Pascal Perren, «hier galt es, Elektro, Medien und Belüf tungskanäle so zu verlegen, dass sie die Oberlichter nicht kreuzen.» 0
Cupolux AG
Glärnischstrasse 7
8853 Lachen SZ
+41 44 208 90 40
info@cupolux.ch
www.cupolux.ch
Klug klimatisiert
In Schlieren entsteht ein Büro- und Laborgebäude, das ohne Heizung und Lüftung auskommt.
Die Fenster übernehmen dabei wichtige Aufgaben –ohne visuell etwas davon zu verraten.
Waldameisen hüten im Innern ihrer Hügel einen Schatz, der das Überleben ihrer Kolonie sichert: die Eier. Weil diese empfindlich auf Hitze und Kälte reagieren, haben sich die Tiere zu wahren Klimatechnikern entwickelt. Mittels Baumaterialien und Luftströmen halten sie Temperatur und Sauerstoffgehalt konstant. Ausserdem nutzen sie ein einfaches Heizsystem, das perfekt auf den Standort ausgerichtet ist.
Ganz ähnlich funktionieren die Gebäude von Baumschlager Eberle Architekten. Das vorarlbergische Büro mit Dependenzen in St. Gallen und Zürich hat auf dem Gelände der alten NZZ-Druckerei in Schlieren einen gewaltigen Neubau geplant. Er trägt den Buchstaben D, abgeleitet vom englischen Dare, und ist der letzte Teil einer umfangreichen Arealentwicklung. Bauherrin ist die Immobiliengesellschaft Swiss Prime Site, die mit
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1 Der von Baumschlager Eberle geplante Bau in Schlieren basiert auf dem Prinzip ‹22•26›. Visualisierung: Baumschlager Eberle Architekten
2 Im dritten Obergeschoss des ‹Dare› verbaut der Fensterhersteller EgoKiefer vier von insgesamt sieben Fenstertypen.
Typ 2.1 L, 1,40 × 2,34 m
Typ 2.1 R, 1,40 × 2,34 m
Typ 2.2 L, 1,55 × 2,34 m
Typ 2.2 R, 1,55 × 2,34 m
‹JED› (Join, Explore, Dare) den Innovationshub auf dem Areal erweitern und gleichzeitig ein Zeichen für Nachhaltigkeit setzen will. Der fünfgeschossige Neubau wird nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft erstellt und nach SNBS Gold (Standard Nachhaltiges Bauen Schweiz) zertifiziert.
Auf den 15 000 Quadratmetern Nutzfläche des jüngsten Gebäudes sollen Büros und Labors einziehen. Der Plan zum Neubau basiert auf dem Prinzip ‹22•26›, entwickelt von der Baumschlager-Eberle-Gruppe: In den drei Bürogeschossen gibt es keine Heizung, keine Kühlung, keine Lüftung – und dennoch sollen die Temperaturen bei stabilen 22 bis 26 Grad Celsius zu liegen kommen. Dass dieses Kon-
Ist es zu heiss oder ist der CO2-Anteil zu hoch, öffnen sich die Fenster automatisch und regulieren so das Raumklima.
zept funktioniert, haben die Architekten bereits mehrfach bewiesen, wenn auch nicht bei einem so grossen Haus. Der Neubau in Schlieren wird seine Wärme einzig von Menschen, technischen Geräten und Lichtquellen beziehen. Aussergewöhnlich dicke Aussenwände und Decken dienen als Dämm- und Speichermasse, die Fassaden- und Fensterflächen sind perfekt aufeinander abgestimmt und an den Standort angepasst. Eine besondere Rolle spielen die Fenster: Sie gewährleisten nicht nur Wärme- und Schallschutz, sondern regulieren auch den Luftaustausch. Jedes enthält einen sensorisch gesteuerten Lüftungsflügel. Ist es zu heiss oder ist der CO2-Anteil zu hoch, öffnen sie sich automatisch und regulieren so das Raumklima.
«Üblicherweise kommen wir ins Spiel, wenn alles fertig geplant ist», sagt Sebastian Schönwetter, Projektleiter bei Fensterbauer EgoKiefer, «doch das Prinzip ‹22•26› verlangt mehr als eine Standardlösung.» Rund ein Jahr lang tüftelte die Abteilung Forschung und Entwicklung an einer massgeschneiderten Lösung. Das so entstandene System basiert auf dem bereits bestehenden flächenbündigen Holz-Aluminium-Fenster ‹Ego Selection›. Die reduzierte Geometrie des Fensterprofils erlaubt besonders dicke Isoliergläser, die den hohen Ansprüchen in Sachen Schall- und Sonnenschutz sowie Wärmedämmung gerecht werden. Neues haben die Ingenieure in Sachen Steuerung gewagt: Statt auf den üblichen Kettenmotor haben sie auf einen Axialmotor gesetzt, der mithilfe des Herstellers so umgerüstet wurde, dass er sich direkt in die Lüftungsklappe verbauen lässt. So bleibt er von aussen unsichtbar. Auch zu hören ist er kaum, weil Axialmotoren leiser sind als Kettenmotoren und der Einbau Schall schluckt. Und weil er dichter schliesst, schützt er zusätzlich vor dem Lärm der vorbeifahrenden Züge.
3 Das neu entwickelte System basiert auf einer flächenbündigen Holz-Aluminium-Kombination.
4 Innenansicht: Holzrahmen mit Lüf tungsklappe.
5 Aussen sorgen tiefe Laibungen für Schatten.
Zudem über triff t der Axialmotor den Konkurrenten um Längen In Sachen Unterhalt. «Er läuft jahrelang ohne Wartung und muss wesentlich später ersetzt werden», so Schönwetter. Bei 593 Fenstern fällt das ins Gewicht. Dazu passt, dass die Lebenszykluskosten des gesamten Gebäudes verhältnismässig tief sind, da man keine komplexe Haustechnik warten muss. Es erstaunt also nicht, dass das Prinzip ‹22 • 26› zurzeit mächtig Fahrt aufnimmt. Dass man sogar ein so grosses Haus wie das in Schlieren mit den elementaren Mitteln der Baukunst wärmen, lüften und kühlen kann, lässt auf zukunftsträchtige Architekturlösungen hoffen. Schönwetter ist von dem Konzept überzeugt –und hat bereits weitere in der Pipeline. 0
Speziell entwickelte Clips nehmen temperaturbedingte Längenveränderungen zwischen Aluminiumschale und dem Holzrahmen auf.
Grosse Rahmenbautiefen und hochwertige Wärmeschutzgläser mit Ug-Werten bis zu 0,5 W/m2K sorgen für einen ausgezeichneten Wärmeschutz.
Zwei umlaufende Dichtungen aus dem hochwertigen, dauerhaft elastischen Werkstoff EPDM garantieren, dass die Fenster auch nach vielen Jahren eine gleichbleibende Qualität aufweisen.
Ein zusät zliches Dichtteil am unteren Teil des Rahmens schützt das Holz vor Feuchtigkeit und gewährleistet, dass Wasser funktionssicher nach aussen abgeführt wird.
Verdeckt liegende Beschläge, innen flächenbündige Rahmen und Flügel, verdeckte Entwässerung und unsichtbar verschraubte Festverglasungen sorgen für ein besonders ästhetisches Erscheinungsbild.
Mehrfach verleimte Holzprofile, kombiniert mit doppelt verklebten Scheiben, garantieren höchste Steifigkeit und verhindern ein Verziehen des Fensters.
Neubau JED, 2024
Zürcherstrasse 39, 8952 Schlieren
Architektur: Eberle Baumschlager
Bauherrschaft: Swiss Prime Site
Gebäudekonzept: 2226, SNBS-Gold-Zertifizierung
Planung und Bau: 2018 –2024
Fenstersysteme: EgoKiefer HolzAluminium-Fenster Ego®Selection
Anzahl: 593 Elemente, 2600 m2
EgoKiefer
Im Jahr 1932 gegründet, gilt das Unternehmen EgoKiefer heute als der grösste Schweizer Fenster- und Türenhersteller mit rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
Das Sortiment umfasst Fenster und Türen aus Kunststoff/Holz, Kunststoff/Aluminium und Holz/Aluminium sowie Haustüren aus Aluminium.
Am Firmenhauptsitz in Diepoldsau im St. Galler Rheintal steuert EgoKiefer ein Netz aus acht Vertriebsstandorten.
Modernste Fertigungen in den Produktionswerken in Langenwetzendorf (Deutschland) und Pravenec (Slowakei) gewährleisten eine Kontinuität, die besonders im Investitionsgütersektor eine zentrale Rolle spielt. Ab Werk gelangen die fixfertigen Produkte in eine von drei Verteilzentralen, von wo aus sie termingerecht per Lastwagen ausgeliefert werden.
EgoKiefer AG
Hohenemserstrasse 32
9444 Diepoldsau SG
+41 71 757 33 33
zentrale@egokiefer.ch
www.egokiefer.ch
Bausteine des Verbindenden
Das Neubauquartier Lindenhof in Wetzikon ist ein Projekt, das nicht nur Gebäude, sondern auch Generationen verbindet. Eine integrale Rolle spielt dabei das architektonische Element Klinker.
In der Zürcher Gemeinde Wetzikon, im Ortsteil Kempten, realisiert die Oase-Gruppe als Bauträgerin gemeinsam mit der Eigentümerin, der Anlagestiftung Swiss Life, im laufenden Jahr ein Mehrgenerationenquartier. In sieben Mehrfamilienhäusern entstehen 73 Wohnungen. Vier der Häuser sind für mehrere Generationen gedacht. Familienwohnungen wechseln sich ab mit kleineren Alterswohnungen. In drei Häusern finden sich Alterswohnungen mit einem hohen Behindertengerechtigkeitsstandard. Hinzu kommen ein Pflegeheim mit Demenzabteilung und drei PflegeStudiowohnungen. Auf dem Areal wird aber nicht nur gewohnt. In den Erdgeschossen gibt es ein Fitnesscenter, ein Restaurant, einen Coiffeur, Büros der Siedlungsassistenz und einen Gemeinschaftsraum.
Nachbargrundstücken. Das Areal soll durchlässig sein. In die Häuser mit Familienwohnungen gelangt man über offene Treppenhäuser, in denen sich Kletterpflanzen emporranken; die Bewohnerinnen und Bewohner begegnen einander auf grosszügigen Erschliessungszonen; zwischen den Häusern laden Wasserspiele, ein Spiel- und ein Pétanque-Platz zu generationenübergreifenden Begegnungen ein. Mäuerchen aus Stampfbeton, auf denen man auch sitzen kann, grenzen Plätze und Wege von den Grünflächen ab.
«Das Material ist identitätsstiftend und ein Bekenntnis des Bauträgers, sich für die Bewohner einzusetzen.»
Tina Gernet, ArchitektinDie Gebäude unterscheiden sich in Volumen und Ausrichtung. Sie befinden sich entlang der Hinwilerstrasse hinter dem Volg-Laden beim Strassenkreisel in der Quartiermitte. Zwei der Wohnbauten und das Pflegeheim orientieren sich an der Strasse, dahinter sind die übrigen Bauten frei im Areal angeordnet. Zwischen den Gebäuden entstehen unterschiedliche Räume; baumbestandene Plätze und Gassen verbinden die Gebäude und deren Eingänge. Die Wege öffnen sich hin zu den
1 Im Bau: Das Quartier Lindenhof an der Hinwilerstrasse in Wetzikon
2 Die Wohnhäuser von oben Fotos: Rene Dürr
Die Fassaden bestehen aus den Klinkerriemchen ‹WDF Akita› und ‹Rega› von Vandersanden. Das Material erinnert an frühere Industrie- und Gewerbebauten und wird in der Schweiz von AGZ Ziegeleien vertrieben. Es eignet sich gut, um den Fassaden aus planen Wänden mit grossen Fensteröffnungen mehr plastische Tiefe zu verleihen. Ausserdem fasst die Materialisierung die unterschiedlichen Kubaturen der Gebäude zusammen. «Das Material ist hochwertig, identitätsstiftend und auch ein Bekenntnis des Bauträgers, sich für den Ort und die Bewohner einzusetzen», sagt die am Projekt beteiligte Architektin Tina Gernet.
Klinker, Sicht- und Stampfbeton sowie Metall prägen den Hochbau der Siedlung. Gesucht war eine ruhige, zurückhaltende und im Detail präzise Wirkung. Der Klinker ist auf den Fassadenflächen im wilden
Verband verlegt. Bei den teilweise überhohen Erdgeschossen, manchmal auch zwischen weiteren Geschossen, betonen abwechselnd hervorstehende Steinlagen aus 36 statt 20 Millimeter dicken Riemchen die Fassaden. Zum Erdreich hin weisen die Gebäude einen sichtbaren Betonsockel auf.
Die Materialwahl hat auch praktische Gründe. Die Isolationsfassade könnte verputzt und gestrichen werden, doch die Verblendung wäre stossempfindlich und liesse das Verlegemuster des Isolationsmaterials durchscheinen. Klinkerriemchen hingegen sind ein robustes, da schlag- und wetterbeständiges Naturprodukt aus gebranntem Ton. Mit der Zeit erhält es eine interessante Patina, und die unregelmässige Oberflächenstruktur verleiht den Fassaden eine spielerische Note. Zum Einsatz kommen zwei Stein- und Fugenfarben: bei den Häusern A bis F Riemchen aus dem hellgrauen ‹WDF Rega›-Klinker mit helleren Fugen, beim Pfle -
Mehrfamilienhäuser und Pflegeheim
Oase Lindenhof, Wetzikon ZH, 2021–2024
Hinwilerstrasse, Kempten, Wetzikon
Architektur: BGA Budelmann
Gernet Architekten, Zürich
Landschaftsarchitektur: SKK, Wettingen
Soziologie: Zimraum, Zürich
Stadtplanung: Yellow Z, Berlin
Verbaute Klinkerriemchen:
WDF Akita und Rega, Vandersanden
3 Gassen und Plät ze zwischen den Häusern
4 Die Klinkerriemchen gliedern die Fassaden horizontal. Fotos: Rene Dürr
geheim ant hrazitfarbene aus ‹WDF Akita›-Klinker mit dunkleren Fugen. So wird signalisiert: Es gibt zwei unterschiedliche Gebäudearten im Areal – Wohnhäuser und das Pflegeheim –, aber alles gehört zusammen.
Das Projekt in Wetzikon ist nicht das erste, bei dem die Architekten mit Klinkerfassaden arbeiten. Die Erfahrungen mit dem Baustoff sind gut: «Es ist ein cleveres Material. Es hat eine lange handwerkliche und kulturelle Tradition und bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten», so Tina Gernet. Die Ausführung als Riemchen ermöglicht, das Material mit heutigen Isolationsfassaden zu verbinden. Die Steine lassen sich unterschiedlich anbringen – sie erlauben das Spiel mit Fugenfarben, Verlegeweisen und sogar Ornamenten. 0
AGZ Ziegeleien AG
Ziegelei
6142 Gettnau
+41 41 972 77 77
info@agz.ch
www.agz.ch
Der Showroom in Horw bietet eine umfangreiche Ausstellung mit Sicht-, Klinker- und Backsteinen sowie Dachziegeln: www.agz.ch/showroom
Sprechendes Blau
Was passiert, wenn ein Unternehmen für nachhaltige Energie- und Mobilitätslösungen den eigenen Hauptsitz nach den geltenden Werten umsetzt? Architektur aus Solartechnik.
‹Architecture parlante› nennt man Gebäude, deren Form ihre Nutzung nach aussen trägt. Wie sähe der sprechende Hauptsitz eines Energieunternehmens aus? Das Basler Architekturbüro Jessenvollenweider hat sich dieser Aufgabe gestellt. Die gefundene Lösung war nicht ohne Hürden umzusetzen.
Energie 360° ist ein schweizweit tätiges Energieunternehmen mit Sitz in Zürich und Lausanne. Sein Hauptsitz in Zürich stammt aus dem Jahr 2004 und wird zurzeit für 28 Millionen Franken zu einer modernen Büro arbeitswelt für rund 400 Mitarbeitende umgebaut. Die bestehenden Räume werden erweitert und zu einer offenen Bürolandschaft mit unterschiedlichen Zonen umgestaltet, die Haustechnik wird modernisiert. Das Gebäude wird nun mit Fernwärme versorgt und die nötige Kälte über Wärmetauscher selbst produziert. Eine grossflächige Photovoltaik-Anlage auf dem Dach und an der Fassade wird künftig rund die Hälfte des jährlichen Strombedarfs des Unternehmens decken –was man auf den ersten Blick erkennen soll. Tausende
1 Die Dichte der PV-Zellen variiert.
2 Der Firmenhauptsit z in Zürich als grünes –und blaues – Kraftwerk
von kleinen Solarzellen schillern in unterschiedlichen Blautönen und prägen drei Seiten des 13 Meter hohen Gebäudes, vor allem die 70 Meter lange Westfront. Und hier sind wir wieder beim Thema, bei der sprechenden Architektur: Das Haus ist ein Solarkraftwerk und redet davon.
Die eigentliche Herausforderung besteht darin, aus Solartechnik eine schöne Fassade zu machen.
Schon beim Neubau des Amts für Umwelt und Energie im Kanton Basel-Stadt aus dem Jahr 2021 setzten sich Jessenvollenweider intensiv mit der Frage auseinander, wie das technische Element Photovoltaik-Fassade zu einem architektonischen Ausdruck gelangen kann, ohne dass man es hinter aufgedruckten Farbschichten verstecken – und dabei noch ein Drittel des möglichen Energieertrages verlieren – muss. Zwar ist die Aufgabe in Zürich eine völlig andere: Es geht nicht um einen Neubau, sondern um ein bestehendes Gebäude, das wesentlich grösser
3 PV-Module am Modell (Jessenvollenweider)
4 Das Mock-up der umgedrehten Solarzellen
5 Brandversuch zur Überprüfung der Sicherheit
ist. Und: Es steht nicht in der Altstadt, sondern zwischen einem Gleisfeld, einer darüberführenden Brücke und einer Stadtautobahn. Die eigentliche Herausforderung jedoch ist die gleiche: aus Solartechnik eine schöne Fassade zu machen.
Sven Kowalewsky ist Architekt und Partner bei Jessenvollenweider. Er schildert den Weg zur sprechenden Fassade so: Die heute gebräuchlichen Solarzellen sind monokristallin, also schwarz und ohne Struktur. Je nach Sichtweise könnte man sagen: zurückhaltend oder langweilig. Ihre Rückseite ist erstaunlicherweise aber blau, denn sie wird nicht nachbehandelt, damit sie alles Licht schluckt. Kowalewsky schlug vor, die Module einfach umzudrehen. Jede der Solarzellen schimmert nun in einem anderen Blauton und lässt die Fassade lebendig wirken. Der Nachteil der Lösung: Sie erzeugt 10 bis 20 Prozent weniger Strom, da rund zehn Prozent des Lichts reflektiert werden, was wir eben als Blau wahrnehmen. Allerdings, so der Architekt, kosten andere «Ästhetisierungen» wie das Bedrucken wesentlich mehr Strom und Geld.
Doch mit dieser Idee war der Weg zur sprechenden Fassade noch nicht zu Ende. Vor einem Jahr verschärften die Gebäudeversicherer der Kantone die Brandschutzauflagen für PV-Fassaden. Bei Gebäuden, die höher als elf Meter sind, brauchte es neu den Nachweis, dass sich ein Fassadenbrand nicht über mehr als zwei Stockwerke ausbreiten kann. Viele Projekte wurden deshalb verschoben oder gar gestrichen. Der Energie-360°-Hauptsitz war eins der ersten Projekte, die die neue Reglementierung betraf. Das Unternehmen nahm die Herausforderung an, schliesslich ging es um einen zentralen Bereich ihres Wirkens. Für den nötigen Nachweis beschritt es den Weg der «objektspezifischen Freigabe» und machte einen aufwendigen Brandversuch: Weil in der Schweiz eine geeignete Prüfanlage fehlt, setzte man in Leipzig zwei Testfassaden aus PV-Modulen unter kontrollierten Bedingungen in Brand. Die erste brannte rasant ab. Bei der zweiten hielten Profile aus Stahlblech das Feuer im Zaum: horizontale Brandstopper zwischen den Modulreihen. Diese Lösung wird nun in Zürich umgesetzt. Und kann anderen Projekten als sprechendes Vorbild dienen. 0
Energie 360°
Energie 360° macht nachhaltige Energie in der ganzen Schweiz nutzbar. Rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter engagieren sich gemeinsam mit Kundinnen, Partnern und Gemeinden für erneuerbare Energie und ökologische Mobilität. Das Unternehmen mit Sitz in Zürich und Lausanne plant, baut und betreibt Energielösungen, investiert in Elektroladestationen und ist führend bei Biogas, PV-Anlagen und Holzpellets. So leistet Energie 360° Tag für Tag einen Beitrag zur Umsetzung des Netto-Null-Ziels – hier und jet zt für die kommenden Generationen.
Energie 360° AG
Aargauerstrasse 182
8048 Zürich
041 43 317 22 22
info@energie360.ch
www.energie360.ch
Glas-Expertise für Berg und Tal
In Zermatt sind gleich zwei Bahnprojekte eröffnet worden. Angesichts der geografischen Höhe und der extremen Wetterbedingungen war ausgewiesenes Know-how in Glas- und Fassadenbau gefragt.
Zermatt, bekannt für das majestätische Matterhorn und ein aussergewöhnliches Skigebiet, hat soeben zwei Bahnprojekte realisiert: die erneuerte Talstation des Matterhorn Express im Dorf und den Neubau der Bergstation der Pendelbahn Zermatt – Furi auf 1867 Metern über Meer. Für beide Projekte unter der Bauherrschaft Zermatt Bergbahnen AG zeichnet das lokale Architekturbüro Arnold Zurniwen verantwortlich.
«Die Montage der vier Oberlichter auf engstem Raum erforderte das Zusammenspiel von präzisem Handwerk und neuester Technik.»
Zentrales Element der Renovation der Talstation des Matterhorn Express in Zermatt waren die vier Glasoberlichter, die über dem Lichthof zu den neuen Kassenanlagen eingebaut werden sollten. Um den hohen klimatischen Anforderungen im Bergdorf zu begegnen, wurde eine innovative Lösung gesucht –und gefunden: Composite Glazing.
Andreas Boren, Projektleiter GBP Glastechnik
Erneuerung und Neubau erforderten ausgewiesenes Fachwissen im Umgang mit extremen Wetterbedingungen und grossen Schneelasten –besonders in Sachen Fassadengestaltung und Glasbau. Für Berg- und Talstation haben die Architekten auf die Expertise der Firma GBP Glastechnik gesetzt, die sich mit diversen Projekten einen Namen gemacht hat, ob Schiffsverglasungen auf dem Vierwaldstättersee oder einer Liftverkleidung am Trafalgar Square in London.
Composite Glazing besteht aus festverglasten Oberlichtern, flexibel in Format und Glasaufbau. Composite-Glazing-Glasoberlichter gibt es auch als öffenbare Elemente. Sie sind nicht nur begehbar, sondern tragen auch hohe Schneelasten. «Die Elemente dieses Systems zeichnen sich durch eine hervorragende Steifigkeit des GFK-Rahmens aus und bieten zudem
1 Bergstation der Pendelbahn Furi
2 Talstation des Matterhorn-Express in Zermatt →
einen sehr guten Dämmwert», sagt Andreas Boren, der das Projekt seitens GBP leitete. Die betretbaren Elemente mit einer Grösse von 2,25 mal 5 Metern wurden direkt auf die tragende Holzkonstruktion montiert und sind für eine Nutzlast von 300 kg/m² und für zusätzliche 570 kg/m² Schneelast ausgelegt. «Die Montage erfolgte unter erschwerten Bedingungen im engen Raum der Talstation und konnte durch Vorfabrikation im Werk effizient umgesetzt werden.»
Auch die Bergstation der Pendelbahn Furi hat eine bemerkenswerte Neugestaltung erhalten. Besonders herausfordernd gestaltete sich hier die Montage einer Glasschuppenfassade, die mit einem Neubau an den bestehenden Baukörper angebaut wurde. Ihre tragende Struktur besteht aus verleimten Holzbindern und Stützen, was eine harmonische architektonische Integration in die Umgebung ermöglicht. Die Firma GBP Glastechnik stand vor der Herausforderung, die Glashalter der Schuppenfassade sicher befestigen zu können, insbesondere aufgrund der starken Winde, die in dieser Höhe auftreten können.
Die statischen Berechnungen führten zur Verwendung spezieller Holzschrauben und zu zusätzlichen Vorkehrungen, um Verformungen der Konstruktion entgegenzuwirken: «Insgesamt wurden 250 Gläser vom Typ VSG/ESG mit Blau- und Rotfolie und 350 Konsolen mit 1050 Schrauben montiert», sagt Andreas Boren. Die logistische Herausforderung, die 14 Tonnen Glas auf eine Höhe von knapp 2000 Metern zu t ransportieren, erforderte erneut präzise Planung und langjähriges Know-how. Die Montage der beeindruckenden Glasstrukturen dauerte insgesamt fünf Wochen.
Die erfolgreiche Umsetzung beider Projekte unterstreicht nicht nur die technologische Innovation im Bereich des Glasbaus, sondern auch die gelungene Zusammenarbeit zwischen Architekten, Bauherrinnen und Experten in einer der anspruchsvollsten alpinen Umgebungen – unter Einsat z von viel Glas, das die Sicht auf eine spektakuläre Bergwelt ermöglicht 0
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6
3 Bergstation Furi: hell und zugleich geschützt dank der Glaskonstruktion
4 Die Glasschuppenfassade der Bergstation verlangte einiges an Planung und Know-how.
5 Vorfabrikation erlaubt Massarbeit.
6 Elegant: Holzbinder, kombiniert mit Glas Fotos: Michael Portmann
GBP Glastechnik AG
Kleben und Dichten
Mittleri Chros 13
2513 Twann BE
+41 32 325 26 26
info@gbp-glastechnik.ch
www.gbp-glastechnik.ch
www.composite-glazing.com
Impressum
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Marketing und Verkauf:
Sarah Schranz, schranz@hochparterre.ch; Michael Volken, volken@hochparterre.ch
Projektleitung: Urs Honegger
Texte: Redaktion Hochparterre
Gestaltungskonzept: Juliane Wollensack
Covergestaltung: Barbara Schrag
Layout: Antje Reineck
Produktion: Ursula Trümpy
Korrektorat: Markus Schütz
Lithografie: Team media, Gurtnellen
Druck: Stämpfli AG, Bern
© Hochparterre, 2024 (Bilder und Pläne bei den Verfassern)
‹Werkplatz Spezial› ist eine Beilage der Zeitschrift Hochparterre, Ausgabe 4 / 24.
Sie versammelt Artikel zu Projekten ausgewählter Schweizer Unternehmen aus der Bau- und Architekturbranche. Die Texte erscheinen zudem in der Hochparterre-Online-Rubrik ‹Werkplatz›.
hochparterre.ch / werkplatz
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Im Auftrag von:
AGZ Ziegeleien AG
Cupolux AG
EgoKiefer AG
Energie 360° AG
Ernst Schweizer AG
GBP Glastechnik AG
Glas Trösch Holding AG, Aepli Metallbau AG, Eyrise BV
Huber Fenster AG
Kästli & Co. AG
Veka AG, Smartwindows AG
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