Leuchtende Beispiele

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Büro und Licht 2022

Leuchtende Beispiele

Werkplatz Spezial

Editorial

Kaum ein anderer Begriff ist so eng mit Denken und Wissen verknüpft wie der des Lichts. Im heutigen Sprachgebrauch steht die Metapher also auch für Know-how. Nicht nur, wenn es um Geräte der Optik, Medien der Beleuchtung oder Techniken des Lichtgebrauchs geht, sondern auch in Sachen Bau, Design und Einrichtung – und besonders an den Orten, in denen das Denken als kooperative Arbeitsform angesiedelt ist. Denn kein Licht ohne Raum.

Diese Ausgabe von ‹Werkplatz Spezial› spannt den Bogen über elf Unternehmensleistungen im Bereich Büro und Licht. Sie präsentiert Projekte und Produkte, die mit leuchtendem wie auch einleuchtendem Beispiel vorangehen. So unterschiedlich sie in ihren Ausrichtungen sein mögen, eins ist allen gemeinsam: der Innovationsgeist im Gestalten von Arbeitswelten und der Impetus, etwas zu bewegen. Denn Bewegung ist das Gebot der Stunde. Mobilität, Flexibilität, Multifunktionalität sind die Kennzeichen zeitgenössischer Einrichtungskonzepte.

Damit entsprechen sie einem Bedürfnis. Spätestens seit Corona ist unsere Arbeitskultur einem Wandel unterworfen; Homeoffice und Remote Work verlangen nach adäquaten Lösungen, von der Hardware, also den räumlichen und infrastrukturellen Gegebenheiten, bis zur Software, also den Programmen zu ihrer Steuerung. Und das heisst auch: Der Mensch und sein Wohlbefinden sind zentrale Faktoren. Ob es sich um ein Konzept handelt, das auf Human Centric Lighting setzt, um einen Ansatz, der sich das modulare Prinzip zunutze macht, oder um Konstruktionen, die auf ausgeklügeltem Hightech beruhen – ‹Werkplatz Spezial› zeigt Einrichtungsund Beleuchtungs-Know-how im besten Licht. 0

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Inhalt

Vifian: Customized einrichten (1)

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Schätti Leuchten: Eingebunden (2)

Seite 8

Wilkhahn: Von praktisch bis repräsentativ (3)

Seite 12

Zumtobel: Die Leuchte als Messstation (4)

Seite 16

Keller Systeme: Gliedernd und gestaltend (5)

Seite 20

Vitra: In Bewegung bleiben (6)

Seite 24

Max Hauri: Strom – flexibel und modular (7)

Seite 28

KST: Der Reiz des Hightech (8)

Seite 32

Embru: Die neue Offenheit (9)

Seite 38

O. Küttel: Im rechten Licht (10)

Seite 40

Burri: Zwischen Geschichte und Zukunft (11)

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Customized einrichten

Büros sind nicht mehr bloss auf Effizienz ausgerichtete Arbeitsräume, es braucht mehr als Tisch und Stuhl von der Stange. Vifian baut Lösungen nach Mass – etwa für Horváth & Par tner am Flughafen Zürich.

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1 Blickfang in den Räumen von Horváth & Partner am Flughafen Zürich: die Bar im Betonlook.

2 Die Touchdown-Arbeitsplätze sind den baulichen Gegebenheiten entsprechend massgefertigt.

Die Bar im Betonlook ist ein Eyecatcher – und nur eine von mehreren massgeschneiderten Lösungen in den Räumen des Beratungsunternehmens Horváth & Par tner im ‹Circle›-Gebäude am Flughafen Zürich. Entstanden ist die Einrichtung in Zusammenarbeit mit dem Zürcher Innenarchitekturbüro Ernst, von Petersdorff + Par tner. Die Bar und auch alle anderen Schreinerarbeiten – vom Welcome Desk bis zu den Touchdown-Arbeitsplätzen – hat die Möbelwerkstätte Vifian gefertigt.

«Interdisziplinäre Zusammenarbeit führt zu wunderbaren Arbeitswelten.»

mö bliert Vifian – in der Regel in Kooperation mit Innenarchitekturbüros – massgeschneiderte Zonen für unterschiedliche Bedürfnisse und Nutzungszwecke: Empfangstheken, Sitzbänke und Sitznischen, Arbeitsplätze oder eben eine Bar. «Gerade das Projekt im ‹Circle› zeigt, dass eine interdisziplinäre Teamarbeit zu wunderbaren neuen Arbeitswelten führt», stellt Vifian-CEO Christian Petrini fest. Er leitet das Unternehmen seit 2019.

Vifian ist ein über 150 Jahre altes Traditionsunternehmen in Schwarzenburg BE. Joseph Vifian gründete einst neben dem Bauernhof seiner Eltern eine Holzwerkstätte. Generationen später ist daraus ein Betrieb geworden, der über 50 Mitarbeitende beschäftigt und sich ganz der Einrichtung von Wohnräumen und Arbeitsumgebungen verschrieben hat. Die breite Produktepalette umfasst im Wohnbereich Schränke, Sideboards, Regale und Betten. Im Arbeitsbereich

Consultingbüros, Anwaltskanzleien, aber auch Arztpraxen und Gastronomiebetriebe verlangen heute eine individuell angepasste Einrichtung ; die Arbeitswelten werden immer mehr zu offenen Zentren der Kommunikation und Zusammenarbeit. Während das Arbeiten am selben Ort, zu fixen und regelmässigen Präsenzzeiten, an Bedeutung verliert, spielt die Gestaltung der Umgebung eine zunehmend wichtige Rolle als Teil der Unternehmensstrategie.

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Vifian erarbeitet deshalb Konzepte für die Möblierung. Oft ruft eine interne Situation, etwa ein ChangeManagement-Prozess, nach einer neuen Einrichtung. Dann nimmt Vifian – gemeinsam mit externen Fachleuten – an Workshops teil, in denen eine Führungs-, Team- und Kommunikationskultur entwickelt wird.

Anschliessend entstehen Skizzen, 3-D-Visualisierungen und Modelle für die Einrichtung. Denn das Farbund Materialkonzept soll die Unternehmens-DNA sichtbar und spürbar machen.

Neben Innenarchitekturbüros kommen auch Einrichtungshäuser auf Vifian zu, wenn es um individualisierte und massgeschneiderte Lösungen geht. Zu den Kunden zählen aber ebenso bundesnahe Betriebe und Grossunternehmen, die schon seit vielen Jahren auf das Handwerk von Vifian setzen.

Christian Petrini umschreibt die Möbel von Vifian als «stilvoll, modern, filigran und zeitlos». Dabei setzt das Unternehmen auf Swissness, Qualität, Innovation

und Nachhaltigkeit. «Und wir bewegen graue Standardmodelle hin zum bunten Einzelstück», ergänzt der CEO. Das Team verwendet moderne Tools und einen Maschinenpark mit hohem Automatisierungsgrad, der aber genug Flexibilität für die Herstellung von Einzelstücken bietet. Und zur Unternehmensphilosophie gehört nicht zuletzt das Bekenntnis zu nachhaltiger Kreislaufwirtschaft. 0

Innenausbau Büroräume, 2020

The Circle 9, Zürich-Flughafen Bauherrschaft: Horváth & Partner AG, Zürich-Flughafen

Innenarchitektur: Ernst, von Petersdorff + Partner, Zürich

Umsetzung und Realisierung: Vifian Möbelwerkstätte AG, Schwarzenburg

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4 Die Holzmöbel sind Einzelanfertigungen mit präzisen Details.

Fotos: Ernst, von Petersdorff + Partner

Vifian Möbelwerkstätte AG Freiburgstrasse 28 3150 Schwarzenburg BE +41 31 734 24 44 info@vifian.ch www.vifian.ch

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3 Visitenkarte des Beratungsunternehmens: die Empfangstheke.
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Eingebunden

Den Kern

der Kollektion

von Schätti Leuchten bildet ein Metallband, so minimalistisch wie elegant. Gemeinsam mit dem Designer Jörg Boner hat die Firma eine charakteristische Leuchtenfamilie entwickelt.

Ein Metallband – nichts mehr und nichts weniger benötigen Schätti Leuchten und der Designer Jörg Boner als Leitlinie, um ihre gemeinsame Kollektion zu entfalten. Das minimalistische, stringente Motiv des Bandes prägt nicht nur jedes einzelne Modell, sondern auch die gesamte Leuchtenfamilie in formaler Hinsicht. Seine einfache Strenge hat einen starken Wiedererkennungseffekt. So erfüllt die Leuchtenkollektion ihren Zweck, für sämtliche Situationen in einem Gebäude die passende Lichtstimmung zu schaffen. «Das Blech bleibt Blech», beschreibt Co-Geschäftsführer Thomas Schätti das Wesen der Kollektion, «der Taster ist ein Taster und als solcher sichtbar, und auch der Leuchtkopf zeigt sich.»

«Das Blech bleibt Blech. Der Taster ist ein Taster und als solcher sichtbar, und auch der Leuchtkopf zeigt sich.»

Jörg Boner ist für die Produktentwicklung zuständig, Thomas Schätti für das Produktmanagement. Mit seinem ausgeprägten Designverständnis setzt Schätti seit Beginn auf Ganzheitlichkeit. Jörg Boner gestaltet deshalb nicht nur die Produkte, sondern auch den Markenauftritt – und alles wirkt wie aus einem Guss. Im Vordergrund standen zunächst Büroarbeitsplätze und Verwaltungsgebäude. Mit der Zeit haben sich das Formkonzept, ausgehend vom Bandgedanken, und das Funktionskonzept entspannt zugunsten möglichst vieler Lichtsituationen in öffentlichen oder halböffentlichen Gebäuden, von Foyer und Empfangstisch über Treppen und Flure bis zu Besprechungsräumen, Pausenorten und Arbeitsplätzen.

Zur Zeit der Gründung des Unternehmens Schätti Leuchten, im Jahr 2012, kamen starke LED auf. Ihre hohe Lichtdichte und die gerichtete Lichtabgabe seien eine Herausforderung, sagt Thomas Schätti. Denn derart starke Lichtmaschinen sauber zu entblenden, funktioniere nur mittels einer gewissen Streufläche. Schätti und Boner haben deshalb entschieden, die Leuchtköpfe nicht möglichst klein, sondern mit einer gewissen Grösse auftreten zu lassen und dafür sämtliche technischen Apparate darin zu integrieren. Damit sind die Leuchten autonom, und sowohl komplizierte als auch störungsanfällige Installationen im Bauwerk entfallen.

Die Leuchte ‹Andar› strahlt von der Wand, ‹Pendar› hängt von der Decke, und beide sind als einfache Balken ausgebildet. Im Raum stehen ‹Tabular›, ‹Stedar› und die speziellere ‹Vlar›, die als zweiseitig strahlende Stehleuchte einen vertikal drehbaren Leuchtkörper aufweist. Mit ihrer runden Urform bildet ‹Circular› das Zentrum der Kollektion – sie erfüllt alle wichtigen Funktionen:

1 Leuchte ‹Circular PO 900› in der Höheren Fachschule für Gesundheit und Soziales in Aarau (Architektur: Kim Strebel Architekten). →

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2 ‹Circular P›, Pendelleuchte, Stahl, schwarzviolett pulverbeschichtet

3 ‹Stedar L›, Arbeitstisch- und Leseleuchte, signalweiss pulverbeschichtet

4 ‹Circular F B 600›, Stehleuchte, rot pulverbeschichtet

5 ‹Pendar P›, Pendelleuchte, Stahl, rosa pulverbeschichtet

Fotos: Felix Wey

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als Decken- und Pendelleuchte ebenso wie als Steh- und Tischleuchte in fein abgestuften Varianten. Ganz am Anfang stand ‹Sidar›, eine wohnlich wirkende Pendelleuchte, deren Schirm ein gefaltetes Textil imitiert. Aus ‹Andar› entstand später ‹Andar Care› für zwei grosse Alters- und Pflegezentren. Mit zehn fein aufeinander abgestimmten, harmonischen Farbtönen ( und auf Wunsch mit Spezialfarben ) erweiter t Schätti Leuchten die Verwendungsmöglichkeiten der rationalen Kollektion ins Spielerische.

Beim Aufbau der Kollektion hat man sich also durchaus ein bisschen vom Markt treiben lassen, was allerdings Mut erforderte und nur möglich war, weil Thomas Schätti Inhaber und Produktmanager und damit auch Risikoverantwortlicher in einem ist. Den bisherigen Kollektionsbestand möchte Schätti laufend pflegen und verbessern, um technisch am Ball zu bleiben, aber auch formal: Eine Variante sei innerhalb von nur ein bis zwei Monaten produktionsreif, sagt Schätti. Voraussichtlich wird die Kollektion um neue Modelle anwachsen, aber noch wird nichts verraten.

Zum Angebot von Schätti Leuchten zählen ausserdem das Bemustern und das Beraten. Die Firma stellt Modelle zur Verfügung und montiert sie, damit Architektin und Bauherrschaf t die Wirkung vor Ort überprüfen und präzise abstimmen können. Denn so viel steht fest: Der analoge Eindruck ist oft stark und ergiebig. 0

Schätti Leuchten

Metall ist die DNA der Schätti AG Metallwarenfabrik in Schwanden: 1934 begann Josef Schätti-Zopfi mit der Installation von Zentralheizungen. Seit den 1940er-Jahren produziert die Firma Metallwaren: Komponenten für Möbel und Apparate, aber auch Kleingeräte und ganze Metallmöbel für diverse Kunden. Heute führen Jos, Thomas und Stefan Schätti die Firma in der dritten Generation und beschäftigen rund 100 Mitarbeitende. 2012 gründete Thomas Schätti aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit mit dem Designer Jörg Boner das Unternehmen Schätti Leuchten. Die Marke kann in der Metallwarenfabrik auf diverse Produktionstechniken zurückgreifen: CNC-Blechbearbeitung, CNC-Drehen und -Fräsen, Fügen oder Pulverbeschichten. Das ermöglicht es, rasch auf Kundenwünsche zu reagieren.

Schätti AG Metallwarenfabrik Schätti Leuchten

Tschachen 2

8762 Schwanden GL

+ 41 55 647 34 44 info@schaetti-leuchten.ch www.schaetti-leuchten.ch

Adresse für Besuche: Showroom, Montage, Büros Sernftalstrasse 34B

8762 Schwanden GL

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Von praktisch bis repräsentativ

Die Firma Laubscher in Täuffelen brauchte mehr Raum – für Sit zungszimmer, eine Cafeteria, ein Firmenmuseum. In den vielfältigen neuen Bereichen kommen Büromöbel von Wilkhahn zum Einsatz.

Im idyllischen Täuffelen am Bielersee entstehen hochpräzise Kleinteile für die Medizintechnik, die Uhrenindustrie und andere Branchen: Das hier ansässige Unternehmen Laubscher blickt auf eine 175-jährige Geschichte zurück und ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gewachsen. Nach mehreren neuen Bauten seit 2001 wurde schliesslich auch ein Firmengebäude aus dem Jahr 1945 umgebaut. In der vorerst letzten Ausbauetappe galt es, die aktuellen Bedürfnisse des Unternehmens zu decken: mehr Zimmer für

Besprechungen, eine Cafeteria für die Belegschaft und ein neuer Empfangsbereich mit integriertem Firmenmuseum. Umgebaut hat Laubscher zusammen mit dem Bieler Architekturbüro Leimer Tschanz, das bereits mehrere Neubauten auf dem betreffenden Firmenareal realisiert hat ; beim Innenausbau unterstützt wurden die Architekten von der Firma Gehri aus Aarberg. Den unterschiedlichen Nutzungszwecken musste auch das Mobiliar entsprechen. Die Fachplaner und Schreiner von Gehri haben die Ausstellungskojen →

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1 Warten auf vielfältigen Einsatz: Stühle und Tische im Multifunktionsraum der Firma Laubscher.

2 Bereit für grosse Besprechungen: Stühle ‹Occo› und Tisch ‹Timetable›.

3 Neu möbliert: die Cafeteria für die Belegschaft.

Fotos: Anna-Tina Eberhard 2

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des Museums, die Tische in den Besprechungszimmern und den grossen Tisch im Verwaltungsratszimmer entworfen und gefertigt – das restliche Mobiliar stammt vom Büromöbelhersteller Wilkhahn. «Einen Stuhltyp zu finden, der allen Bedürfnissen unserer Belegschaft entspricht, war nicht einfach», sagt CEO Raphael Laubscher. «In den internen Besprechungszimmern setzt sich gern mal ein Produktionsmitarbeiter mit öligen Händen dazu», sagt er. Gleiches gelte für die Cafeteria. «Im Verwaltungsratszimmer hingegen geht es auch um eine gewisse Repräsentanz.»

Passend dazu machen die 32 klappbaren ‹Timetable›Tische auf Rollen die Räumlichkeiten vielfältig nutzund schnell umnutzbar. 36 ‹Occo›-Stühle mit Polster und Holzbeinen kommen in den kleineren Sitzungszimmern zum Einsatz. Für etwas mehr Komfort sorgen die 20 ‹Modus›-Stühle im Verwaltungsratszimmer, wo sie sich um den von Gehri gefertigten Tisch versammeln.

« Ich will dem Kunden die Möglichkeit geben mitzugestalten. »

Hannes Schneider, Verkaufsberater bei Wilkhahn

Bauherr, Architekt, Gehri und Wilkhahn trafen sich also mehrmals zur Bemusterung. «Ich will dem Kunden die Möglichkeit geben mitzugestalten», sagt Hannes Schneider, der als Verkaufsberater bei Wilkhahn für das Projekt zuständig war. «Wenn ich ihn für die eingesetzten Produkte begeistern kann, muss ich ihm nichts mehr verkaufen.» Am Ende fiel die Wahl auf zwei Ausführungen des Stuhls ‹Occo› von Jehs + Laub, den Tisch ‹Timetable› von Andreas Störiko und den Konferenzstuhl ‹Modus› von Klaus Franck und Werner Sauer. 168 ‹Occo›-Stühle mit Metallgestell und ohne Polster werden in der Cafeteria und im sogenannten Multifunktionsraum eingesetzt. «Die Stühle sind leicht, stapelbar und einfach abwaschbar», sagt Hannes Schneider.

Mit dem Ergebnis sind alle Beteiligten zufrieden. Raphael Laubscher freut sich, wenn er neue Angestellte, Kundinnen oder Schulklassen durchs Firmenmuseum führen kann. Die Cafeteria und die Terrasse sind bei Belegschaft und Besuchern beliebt, und die neuen Besprechungsräume und Sitzungszimmer mit dem flexiblen Mobiliar prägen die internen Prozesse der Firma mit. «Gerade in der Pandemie waren die Grosszügigkeit und die Infrastruktur der neuen Räumlichkeiten Gold wert», weiss Raphael Laubscher. 0

Wilkhahn AG Postgasse 17

3011 Bern

+41 31 310 13 13

info@wilkhahn.ch www.wilkhahn.ch

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Werkplatz

Neue Firmenräume Laubscher, 2021

Bauherr: Laubscher Präzision AG, Täuffelen BE

Architektur: Leimer Tschanz

Architekten AG, Biel BE

Realisierung: Gehri AG, Aarberg BE Beratung und Mobiliar: Wilkhahn Schweiz, Bern

4 In kleineren Sit zungszimmern steht ‹Occo› mit Polster und Holzbeinen bereit.

5 Für noch mehr Komfort sorgt Modell ‹Modus› im Verwaltungsratszimmer.

6 Mehr Raum nach dem Umbau des Firmengebäudes aus dem Jahr 1945.

7 Querschnitt

Pläne: Leimer Tschanz

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Die Leuchte als Messstation

Zumtobel hat gemeinsam mit Amstein + Walthert das Potenzial von Leuchten geprüft. Das Fazit: Dank smarter Messtechnologie lassen sich Arbeitsplatzauslastung und Luftqualität verbessern.

1 Für den Feldversuch diente die fünfte Etage im Andreasturm in Zürich-Oerlikon temporär als Messlabor.

2 Jeweils zwei Arbeitsplätze teilten sich eine sensorbestückte ‹Epuria›- Stehleuchte.

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Im fünften Stockwerk des Andreasturms beim Bahnhof Zürich-Oerlikon hat sich eine Büroetage temporär in ein Messlabor verwandelt: Das Ingenieurbüro Amstein + Walthert hat gemeinsam mit dem Leuchtenunternehmen Zumtobel das Potenzial einer SmartBuilding-Umgebung im Bürobereich getestet. Da es sich um die eigenen Räume handelte, konnte das Büro den gesamten Prozess von der Planung über die Umsetzung bis zum Betrieb selbst testen und entwickeln.

Als Messstationen dienten 19 mit Sensoren und Kommunikationstechnologie aufgerüstete ‹Epuria›Stehleuchten. Ein Bluetooth-MeshNetz gewährleistete, dass man nachträglich und ohne zusätzlichen Aufwand neue Sensoren hinzufügen konnte. Sechs Sensoren im Mesh-Netzwerk massen die Luftqualität, drei mobile Geräte waren mit Ortungstags ausgestattet.

BIM-Modell planen und visualisieren lässt. Auf der Grundlage des BIM-Modells hat Zumtobel die Lichtplanung und Konfiguration der Leuchten dann im eigenen Werk im österreichischen Dornbirn durchgeführt.

Im Rahmen des Testlaufs fokussierten die Projektverantwortlichen auf zwei Themen: auf die Optimierung der Arbeitsplatzauslastung und auf die Verbesserung der Luftqualität. Denn dass man den Energieverbrauch optimieren kann, wenn die Leuchte automatisch runterdimmt, sobald niemand mehr anwesend ist, muss nicht mehr bewiesen werden.

«Die Case Study in Oerlikon hat gezeigt, dass unsere Leuchten nicht nur Licht spenden, sondern auch als Messstationen taugen.»

Ian Abegglen, Anwenderberater bei Zumtobel

Zumtobel lieferte die Leuchteninfrastruktur, entwickelte die Benutzeroberfläche und demonstrierte, wie die Sensoren für das Datenmanagement in die Leuchten integriert werden konnten – und dass dafür keine zusätzliche Installation nötig war. Amstein + Walthert zeigte, wie sich eine Bürolandschaft via 3-D-Scan und

«Wir haben etwa in der dritten Januarwoche, als die meisten wegen der Pandemie im Homeof fice waren, Stundenwerte zwischen 5 und 37 Prozent gemessen», sagt Ralph Schmid, Senior-Projektleiter Consulting Immobilien- / Facility-Management bei Amstein + Walthert rückblickend. Auf dem Bildschirm war in Echtzeit zu sehen, welcher Arbeitsplatz wann und wie lange genutzt wurde. Aus Datenschutzgründen wurde nicht angezeigt, ob der einzelne Platz besetzt war – der Sensor erfasste nur zwei Arbeitsplätze auf einmal. Für Immobilienspezialisten können solche Messwerte die Basis für den Entscheid

3 ‹Epuria› mit Kommunikationsbaustein sowie Anwesenheits- und Tageslichtsensorik ist nur marginal teurer als die herkömmliche Leuchte.

4 Auch die Luf tqualität wurde über die Leuchten gemessen. Fotos: Faruk Pinjo

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5 Welcher Arbeitsplatz wird wann und wie lange genut zt? Die Messwerte werden in Echtzeit angezeigt.

liefern, ob ein Unternehmen mehr oder weniger Fläche braucht oder ob sie sich anders nutzen lässt. Einen weiteren Vorteil sieht Ralph Schmid darin, dass die Messdaten einfach zu visualisieren sind. Er ist überzeugt, dass sie sich deshalb auch gut eignen für die Kommunikation mit Kunden.

Aus der Sicht von Zumtobel sind die Messwerte noch aus einer anderen Perspektive interessant: «Die Case Study in Oerlikon hat gezeigt, dass unsere Leuchten nicht nur Licht spenden, sondern auch als Messstationen taugen», stellt Ian Abegglen, Anwenderberater Digital / IoT bei Zumtobel, fest. Und auch ökonomisch betrachtet hat das Experiment funktioniert: «Eine Stehleuchte mit einem Kommunikationsbaustein und einer Anwesenheits- / Tageslichtsensorik ist nur marginal teurer. Die Kommunikationsinfrastruktur wird deshalb bereits in der nächsten Produktion eingeplant», so Abegglen. Das Ziel sei ein offener Funkstandard, damit sich auch Produkte anderer Systeme und Hersteller anschliessen lassen.

Auch die Messung des CO 2-Anteils in der Luft hat funktioniert. Noch haben die Messstationen in Oerlikon die Daten nicht ans Gebäudeleitsystem weitergegeben, das dann etwa die Lüftungsintensität erhöhen könnte. Doch dieser Schritt sei nur noch ein kleiner, meint der IoT-Spezialist.

Das im Andreasturm an einzelnen Geräten ebenfalls erfolgreich getestete Tracking ist im Bürobereich wohl nicht die erste Funktion, die nachgefragt wird. Doch für ein Spital oder ein Unternehmen aus der Warenwirtschaft könnte sie sehr interessant sein: «Es gibt Studien, die beispielsweise zeigen, dass das Spitalpersonal bis zu 15 Prozent seiner Arbeitszeit mit der Suche nach bestimmten Geräten verbringt. Wären sie digital markiert, könnten die Leuchten deren Standort übermitteln, und das Personal könnte sich mehr auf die Sache konzentrieren», sagt Ian Abegglen.

Der Feldversuch hat gezeigt: Die Zukunft des FacilityManagements ist nicht mehr so weit entfernt. Wichtig bleibe neben der Hardware aber immer auch ein gutes Daten- und Schnittstellenmanagement ; es müsse so gestaltet sein, dass neue Anwendungsfälle sich flexibel implementieren lassen, sagt Ralph Schmid. 0

Zumtobel Licht AG

Thurgauerstrasse 39 8050 Zürich

+41 44 305 35 35 digitalservicesschweiz@ zumtobelgroup.com www.zumtobel.ch

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IoT-Case-Study, Zürich 2022

Projektgruppe: Zumtobel, Dornbirn (AT) und Amstein + Walthert, Zürich

Leuchte: Epuria

Ort: Büroetage Andreasturm, Zürich

Messdauer: August 2021

bis Februar 2022

Messfläche: 260 m2

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Zumtobel
Energieverbrauch in Watt pro m2 Flächennutzung in % Luftqualität: CO2 Luftfeuchtigkeit Temperatur Volatile organic compounds (VOC) 12:00 18. Jan 12:00 19. Jan 12:00 20. Jan 12:00 21. Jan 12:00 22. Jan 12:00 23. Jan 12:00 24. Jan 12:00 Messwerte für eine Woche im Januar 2022 40 20 0 12:00 18.Jan 12:00 19.Jan 12:00 20.Jan 12:00 21.Jan 12:00 22.Jan 12:00 23.Jan 12:00 24.Jan 12:00 18. Jan 12:00 19. Jan 12:00 20. Jan 12:00 21. Jan 12:00 22. Jan 12:00 23. Jan 12:00 24. Jan 3 2 1 0

Gliedernd und gestaltend

In einem Neubau im Rahmen des Projekts ‹Uptown› in Arlesheim sorgen die Trennwände Kelux H100 von Keller Systeme für Raumstruktur und Transparenz –und zugleich für wohnliche Ambiance.

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1 Glas, aber nicht nur: Holzprofile in unterschiedlichen Stärken erzeugen in den Büroräumen eine warme Atmosphäre.

2 Grundriss des einen Geschosses im Bouygues-Gebäude.

Trennwände ohne Brandschutzanforderungen

Trennwände Brandschutzklasse EI 30

‹Uptown Basel› heisst ein Projekt, das auf dem Schorenareal in Arlesheim internationale Technologiefirmen ansiedelt. Jahrzehntelang, bis zur Fusion mit Asea 1988, fertigte die BBC hier Lokomotiven. Jetzt soll die ‹Industrie 4.0› Einzug halten. Während die erste indust rielle Revolution auf der Wasser- und Dampfkraft fusste, die zweite von Elektrizität und Fliessband profitierte und die dritte, beginnend in den 1970er-Jahren, die Internettechnologie betraf, fokussiert die jüngste Etappe ‹Industrie 4.0› nun auf die umfassende Digitalisierung der industriellen Produktion.

Hinter ‹Uptown Basel› steht die Familie von Monique und Thomas Staehelin. Er war bis vor einigen Jahren Direktor der Handelskammer beider Basel. Die bauliche Entwicklung des Areals geschieht unter der Federführung des Architekten Hans-Jörg Fankhauser. Als erste Firma ist im Sommer 2021 Bouygues Energies & Services InTec Schweiz mit 190 Mitarbeitenden in das neue Gebäude 1 auf dem Schorenareal eingezogen ; das Unternehmen ist in den Bereichen Gebäudetechnik, Facility Management, Energie-Verkehr-Telecom und Smart Solutions tätig. Innovatives Arbeiten bedeutet auch intensiven Austausch untereinander und mit unterschiedlichen Partnern. Entsprechend sind die auf zwei Geschos -

sen untergebrachten Geschäftsräume von Bouygues angelegt: offen, vielfältig nutzbar und atmosphärisch unterschiedlich gestaltet. Vier Erschliessungs- und Sanitärkerne gliedern die Flächen, die raumhohe Verglasung und zwei Innenhöfe bringen reichlich Tageslicht in die Räume.

Die starke hölzerne Präsenz des Wandsystems bindet die unterschiedlichen Bereiche des grossen Raums zu einem Ganzen.

Um die grossen Flächen in kleinere Einheiten zu unterteilen und dennoch Transparenz zu gewährleisten, haben Fankhauser Architekten auf das Trennwandsystem Kelux H100 von Keller Systeme gesetzt. Während gläserne Trennwände meist möglichst unsichtbar wirken sollen, ist bei diesem System das Gegenteil der Fall: Die hölzerne Konstruktion der Rahmen, der geschlossenen Wandteile und der Türen trägt wesentlich zur Atmosphäre im Raum bei. Die oft von harten und pflegeleichten, manchmal auch von etwas sterilen Oberflächen geprägten Büro- und Besprechungsbereiche erhalten hier allein durch die fix montierten Trennwände ein wohnliches Ambiente. Gleichzeitig bindet die starke hölzerne Präsenz des Wandsystems die unterschiedlichen Bereiche des grossen Raums zu einem Ganzen – als Teil der ‹Hardware›, also der räumlichen Struktur, nicht der schneller wechselnden ‹Software › im Sinn von Büroraummöblierung.

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Das Trennwandsystem Kelux H100 gibt es in drei Ausführungen: als Einscheibenverglasung, als akustisch wirksamere Zweischeibenverglasung und als Vollwandelement. Je nach Bedürfnissen lassen sich die Wände gemäss Brandschutzklasse EI 30 konstruieren, was bei Bouygues in Arlesheim lediglich an einigen Stellen nötig war.

Die einzelnen Teile des Trennwandsystems Kelux H100 werden im Werk hergestellt und als fertige – und auch gereinigte – Monoblocs angeliefert. Die vorgängig montier ten Boden- und Deckenprofile schaffen die für den Einbau der Elemente nötige präzise Struktur und gleichen auch gewisse Höhendifferenzen aus. Die Wände in den beiden Bouygues-Geschossen bei ‹Uptown Basel › waren innerhalb von knapp zwei Wochen montiert. Ebenso einfach lassen sie sich bei Bedarf auch wieder demontieren und an einem anderen Ort, neu kombiniert, wieder einbauen. So wird das Trennwandsystem Teil der Kreislaufwirtschaft. 0

Mieterausbau Uptown Basel, 2021 Schorenweg 44B, Arlesheim

Bauherrschaft: Bouygues E & S

InTec Schweiz AG

Architektur: Fankhauser Architektur AG, Reinach

3 Doppelflüglige Türen schaffen grosszügige Durchgänge.

4 Transparenz prägt das Haus dank raumhoher Verglasungen.

Fotos: Nicole Rubitschon

Keller Unternehmungen Ziegeleistrasse 7

8422 Pfungen ZH

+41 52 304 03 03 info@keller-unternehmungen.ch keller-unternehmungen.ch

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In Bewegung bleiben

Mit dem modularen Bürosystem ‹Comma› propagiert Vitra eine Arbeitsumgebung, die flexibel und langlebig zugleich ist.

Kinder mögen Turnschuhe mit Klettverschlüssen. Denn die sind praktisch und unkompliziert, und ohne die Mühen mit Schnürsenkeln bleibt mehr Zeit für Spiele. Die Erfindung des Schweizer Ingenieurs Georges de Mestral ist mittlerweile fast überall im Einsatz: bei Schirmmützen, Zelten, Feuerwehruniformen oder Raumschiffen. Nun hat der Möbelhersteller Vitra das Anwendungsgebiet der genial einfachen Verschlussmethode auf die Gestaltung zeitgemässer Arbeitsplätze ausgedehnt: Das Bürosystem ‹Comma› folgt der Ästhetik und der Funktionsweise eines Baugerüsts. Die einzelnen Teile lassen sich auf einfache Weise verbinden und zu unterschiedlichen Strukturen zusammenbauen. Tischplatten, Regalböden, Zwischenwände und Stromleisten werden mit Klettverschlüssen am Rahmen fixiert. Sie sind intuitiv bedienbar und signalisieren einen provisorischen Gebrauch, der sich laufend

verändert. «Anfangs fürchteten manche Mitarbeiter um die Stabilität», erzählt Gregor Neidig, «doch rasch zeigte sich, wie stark und sicher das System ist.» Der Architekt hat das Einrichtungskonzept der Zürcher Digitalagentur Fjord entwickelt und dabei ‹Comma› mit anderen Vit ra-Elementen kombiniert.

Bei Fjord, in einem ehemaligen Schulgebäude an der St. Annagasse, herrscht indust rieller Charme: robuste Kabelschienen, viel Chromstahl, dazu helle Epoxidharz-Gussböden. Mit ihrer offenen Struktur und den hohen Decken sind die Räume eine ideale Testfläche für das neue Bürosystem. Um die Bedürfnisse der Mitarbeitenden abzuholen, haben Gregor Neidig und das Interior-Team von Vitra die Arbeitsweise der «Fjordaner» analysiert und anschliessend für jede Situation die passenden Möbel konfiguriert – bestehend aus →

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1 Als Verbindungselement hat Vitra die sogenannte Klaue ent wickelt – für eine unkomplizierte, werkzeuglose Montage.

2 Dank praktischer Klettverschlüsse lassen sich Stromleisten, Akustikboards oder Tischplatten einfach am Rahmen fixieren.

3 So provisorisch die Klettverschlüsse auch wirken, so stabil und sicher ist ihr Gebrauch.

4 Der ‹Comma›-Baukasten besteht aus sechs Elementen in unterschiedlichen Grössen, die sich vielseitig kombinieren lassen.

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5 Die Digitalagentur Fjord kombiniert das neue Bürosystem mit weiteren Vitra-Möbeln.

6 Als mikroarchitektonisches Element dient ‹Comma› auch zur Gliederung grosser Räume.

7 Konzentriert oder kollaborativ: Der Arbeitsplatz soll dynamisch bespielbar sein. Fotos: Vitra

einem Baukasten, der sechs Elemente in mehreren Grössen enthält. «Wir nutzen ‹Comma› auf unterschiedliche Arten», sagt Neidig, «für feste Arbeitsplätze, zur Raumgliederung und zur Abgrenzung von Verkehrsflächen. Andere Flächen bleiben dynamisch bespielbar.» Als ‹Studio Office› vereinen die Räume an der St. Annagasse diverse Funktionen; mal sollen sie konzentrierte Arbeit, mal kollaboratives Pingpong oder Workshops ermöglichen.

Schon vor der Pandemie zeigte sich, dass Arbeitssituationen sich immer rascher verändern. Oft ist kaum vorhersehbar, wie Projekte oder Teamgrössen sich entwickeln. Entsprechend flexibel soll die physische Umgebung sein, nicht nur, was die Anzahl der Arbeitsplätze angeht, sondern auch bezüglich der variablen Nutzung der Räume. ‹Comma› stehe für eine neue Generation von Unternehmern, die mit traditionellen Büros nichts anfangen können und die Normen des 20. Jahrhunder ts hinterfragen, sagt der Möbelhersteller Vitra über sein jüngstes Produkt. Das Unternehmen glaubt, dass die Nutzerinnen kreativer arbeiten in einem Umfeld, das sie selbst mitgestal-

ten können. «Das System funktioniert als mikroarchitektonisches Element, ist aber einfach zu verstehen», sagt Tim Reusch, Head of Consulting and Planning Studio bei Vitra. «Es spricht neue Arbeitsformen an und weckt Lust, alles auszuprobieren. Und es soll Mut machen, Raum und Arbeit darin neu zu definieren.»

«Modulare Büromöbel werden oft eindimensional gedacht. ‹Comma › geht darüber hinaus.»

Tim Reusch, Head of Consulting & Planning, Vitra

Zur Benutzerfreundlichkeit trägt auch ein eigens entwickeltes Verbindungselement bei: Die sogenannte Klaue verbindet die Quer- und Diagonalstreben mit dem vertikalen Rahmen, ist leicht zu handhaben und zu fixieren. Für die Montage ist kein Werkzeug nötig, nur das Lösen erfordert aus Sicherheitsgründen einen Sechskantschlüssel. «Modulare Büromöbel werden häufig eindimensional gedacht», sagt Reusch. «Sie sind anknüpfbar, aber nur als Kombination einzelner Elemente, die als solche nicht variabel sind. ‹Comma› geht darüber hinaus. Die sechs Einzelteile können alles bilden – Stauraum, Arbeitsplattform, Raumstruktur oder Fokusarbeitsplatz.» Dank der Reduktion auf essenzielle, langlebige Bauteile und Funktionen können Nutzer immer wieder aufs Neue die passende Bürowelt erschaffen. 0

Vitra International AG Klünenfeldstrasse 22 4127 Birsfelden

+41 61 377 00 00 info@vitra.com www.vitra.com

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Strom – flexibel und modular

Das Thurgauer Unternehmen Max Hauri ist auf die Elektrifizierung von Arbeitsplätzen und Bürolandschaften spezialisiert. Die neuen und offenen Arbeitsbedingungen verlangen besonders anpassungsfähige Lösungen.

«Strom braucht jeder Arbeitsplatz», hält Corinne Zehnder fest. Daran hat sich auch im Jahr 2022 nichts geändert: In der Büroplanung ist vieles in Bewegung ; die Erwartungen an die Mitarbeitenden und deren Ansprüche an ihre Arbeitsumgebung steigen. Flexibilität steht dabei im Mittelpunkt – mental, sozial und physisch. Das weiss auch die Kundenberaterin im Bereich Office Solutions bei Max Hauri. Die Firma hat sich auf die Elektrifizierung von Mobiliar an Arbeitsplätzen und in Bürolandschaften spezialisiert. Die aktuellste Ent -

1 ‹Desk2› von Bachmann: alle erforderlichen Anschlüsse direkt auf dem Arbeitstisch.

2 ‹iotspot›: Arbeitsplätze per App reservieren. →

wicklung heisst ‹iotspot› – ein Produkt des deutschen Herstellers Bachmann, dessen Produkte Max Hauri in der Schweiz exklusiv vertreibt. ‹iotspot› belegt jeden Arbeitsplatz mit einem Modul, das per SIM-Karte mit einer App in Verbindung steht. Über die App auf dem Smartphone können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Arbeitsplätze reservieren, ihre Belegung abfragen oder für die gemeinsame Arbeit an einem Projekt auch noch den benachbarten Platz der Kollegin zum Buchen empfehlen. Das Modul zeigt vor Ort durch ein rotes, grünes oder blaues Licht an, ob der Arbeitsplatz belegt, frei oder für später reserviert ist. Gleichzeitig enthält das System verschiedene Sensoren, die Daten über den betreffenden Arbeitsplatz sammeln. So ermittelt

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das System die Auslastung, wie lange der Platz tatsächlich belegt ist oder wie viele Mitarbeitende im selben Raum anwesend sind. All diese Daten stehen dem Arbeitgeber zur Planung zur Verfügung. «So kann er sehen, wie effizient die Arbeitsplätze genutzt werden und wie viel Potenzial zur Optimierung besteht», sagt Corinne Zehnder. Alle personenbezogenen Daten würden selbstverständlich gelöscht, betont sie; ‹iotspot› entspricht der Datenschutz-Grundverordnung der Europäischen Union.

«Unsere Kundschaft schätzt vor allem die einfache Anwendung und die verlässliche Qualität der Anschlussfelder.»

Die Flexibilität, die ein System wie ‹iotspot› in Bürolandschaften bietet, lässt sich auch an anderen Produkten festmachen, die Max Hauri anbietet. Zum Beispiel an der portablen Lösung ‹Mov:e›: Sie bietet Strom ohne Kabel, ist portabel und lässt sich deshalb immer dort einsetzen, wo gerade gearbeitet wird. «‹Mov:e› funktioniert als Plug-and-play-Lösung, lädt mehr als drei Laptops gleichzeitig und ist innerhalb von drei Stunden wieder vollständig aufgeladen», sagt Corinne Zehnder. ‹Mov:e› zeigt zudem eine zweite Konstante, für die der Hersteller Bachmann steht: Das Produkt ist zurückhaltend gestaltet. «Sauber und gradlinig», wie es die Kundenberaterin auf den Punkt bringt. Das wiederum mache es anpassungsfähig in der Bürowelt und werde von den Kundinnen und Kunden geschätzt – in erster Linie Büromöbelhersteller und -händler, Innenarchitekten und Architektinnen.

Corinne Zehnder, Kundenberaterin bei Max Hauri

«Das gesamte Sortiment an Bachmann-Anschlussfeldern ist modular aufgebaut», erklärt Zehnder. «Die Rahmen in unterschiedlichen Grössen lassen sich mit Steckdosenleisten in verschiedenen Ausführungen bestücken, zum Beispiel mit HDMI-, USB- oder LANAnschlüssen.» Sie erörtere im Gespräch mit den Kundinnen und Kunden, welche Funktion der Arbeitsplatz habe, wie er benutzt werde und ob zum Beispiel mehrere Arbeitsplätze miteinander ver bunden werden sollen. «Wir zeigen dann, welche Anschlussfelder am geeignetsten sind; der Kunde entscheidet sich für ein Modell, für die Bestückung und die Farbe der entsprechenden Produkte.»

Für Modularität und Flexibilität steht auch das meistverkaufte Anschlussfeld. Es heisst ‹Desk2› und ist ein Auftisch-Anschlussfeld. Die Steckdoseneinheit wird mittels Haltewinkel an den Tisch geklemmt und bringt die gewünschten Anschlüsse direkt auf den Arbeitstisch. Die Steckdoseneinheit wird bei Max Hauri zusammengebaut und bei Einbauvarianten meist vom Büromöbelhersteller oder einem Schreiner in die bestellten Arbeitstische eingebaut.

«Unsere Kundschaft schätzt vor allem die einfache Anwendung und die verlässliche Qualität der Bachmann-Anschlussfelder», sagt Corinne Zehnder. «Und natürlich unsere gute Beratung.» 0

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Max Hauri AG

Weidstrasse 16

CH-9220 Bischofszell TG

+41 71 424 25 25 info@maxhauri.ch www.maxhauri.ch

‹Mov:e›.

4 ‹Mov:e› ist ein flexibler Begleiter im Büroalltag.

5 Die Plug-and-play-Lösung überzeugt mit dezentem Design.

Fotos: Bachmann GmbH

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Licht
3 Liefert Strom ohne Kabel: das portable System
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Der Reiz des Hightech

Ein Restaurant in der Zürcher Altstadt und Auditorien im Pharma-Neubau in Kaiseraugst zeigen: Bei Klimadecken von KST geht es nicht nur um Licht, Luft oder Wasser, sondern auch um Imitationsmalerei und Bronzeglanz.

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1 Das ‹AuGust› im berühmten Zürcher Hotel Widder: ein schnörkelloses Bistro im Erdgeschoss.

2 Mit geringer Aufbauhöhe sorgt die Luf tkühldecke für frische Zuluft und führt die Wärmelasten ab.

Das Hotel Widder und seine Cocktailbar sind in Zürich berühmt. Um die Schwellenangst gegenüber dem 5-Sterne-Hotel abzubauen, hat Tilla Theus ein schnörkelloses Bistro im Erdgeschoss entworfen. Passend zur Zunft zum Widder, zur Zürcher Metzgerzunft, gibts im ‹AuGust› Pasteten, Terrinen und Tatar, Siedfleischsalat, Kutteln und Schwartenmagen.

Diagonale Rauten in SchwarzWeiss bekleiden Showküche und Wände. Auf dem Terrazzo reihen sich Holztische. Dunkle Stahlträger gliedern die Decke darüber ; Messingstangen tragen wuchtige Lampen. «Diese Träger haben wir direkt als Auflager der Deckenplatten mit Lüftungskästen genutzt», sagt Urs Wenger, Projektberater bei KST in Einsiedeln. Der Spezialist für massgeschneiderte Klimadecken erklärt: «In den meisten Fällen kühlt und heizt man im Deckenbereich mit Wasser. Nur wenn der Luftwechsel sowieso hoch ist – wie bei einem Restaurant – eignet sich auch eine Luftkühldecke.»

«Wir sind immer häufiger mit Aufgaben konfrontiert, die Gestaltung und Technik kombinieren.»

Das Prinzip ist einfach: Von der Aufbereitung gelangt kühle Zuluft in die Luftkästen. Die Wärmelasten im Raum temperieren die untenliegenden Deckenplatten und damit die Zuluft. Vorgewärmt quillt sie anschliessend durch die schlitzgelochten Deckenplatten in den Raum. En passant lassen sich so die Wärmelasten von Personen, Geräten und Beleuchtung abführen. Die Abluft selbst entweicht über die Küchenhaube.

Beat Schönbächler, Geschäftsführer KST AG

Technisch verlangte der denkmalgeschützte Raum eine geringe Einbauhöhe und somit kreuzungsfreie Lüftungsrohre und Elektroleitungen dazwischen. Gestalterisch stand man vor der Herausforderung, dass die Architekten bei der Deckenuntersicht eine Messingoptik wünschten. «Doch Messing wäre schwerer und teurer als Stahl», sagt Wenger, «und das Material lässt sich nur schwer lochen.» Die Lösung fand man zusammen mit einem Imitationsmaler: Auf die pulverbeschichteten Platten hat er mehrere Farbschichten aufgetragen, die wie der Schutz -

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Fotos: Widder Hotel AG

lack dünn genug sind, um die Schlitzlochung nicht zu verschliessen. Das Resultat ist eindrücklich – kaum ein Gast dürfte merken, dass es nicht Messingplatten sind, die die Decke bekleiden.

Beim Auditoriumbau ‹Peak› in Kaiseraugst war die Aufgabe eine ganz andere: Üppige Raumhöhen prägen den Neubau von Nissen Wentzlaff Architekten für Roche. Den Auftakt bildet ein Foyer mit hellem Terrazzo und mächtiger Wendeltreppe. Im Erdgeschoss befinden sich zwei kleine Auditorien, darüber liegt das grosse mit etwa 450 Plät zen. Die vollverglaste Fassade rahmt den Blick auf den Basler Jura. Vorvergraute Ulme verkleidet die Wände und die Ränder der Decke. Dazwischen liegen um sechs Grad geneigte und elegant beleuchtete Bronzeplatten.

Die Wasserkühl- und -heizdecke ist ein komplexes Projekt. Über Gewindestangen abgehängte Stahlträger leiten die Horizontalkräfte in die Seitenwände. Die Längs- und Querrippen der Holzkonstruktion darunter tragen Lautsprecher und Riggs mit Seilwinden. Mit Echtholz furnierte Wabenplatten bilden die Füllflächen am Rand. Dank Lochung und rückseitiger Akustikmatten dienen sie als Breitbandabsorber, schlucken also Schall wie auch Wärme. Die Bronzeplatten im Mittelbereich sind ungelocht und mit schweren Akustikmatten versteift, absorbieren darum nur den Tieffrequenzbereich. «In einem Auditorium will man möglichst viel

3 Im Roche-Auditoriumbau ‹Peak› sorgen Bronzeplatten für ein edles Finish.

4 Die Wasserkühl- und -heizdecke absorbiert an den Rändern Schall und Wärme, im bronzenen Mittelteil Tieffrequenztöne.

5 Die Bronzeplatten sind geneigt, um den Schall der Sprechenden zu verteilen, und lassen sich für Revisionszwecke herunterklappen.

Fotos: Ruedi Walti

Schall im Sprachbereich reflektieren», erläutert Beat Schönbächler, Geschäftsführer von KST, «denn so lässt sich die aktive Verstärkung klein dimensionieren.» Für das Auge unsichtbar: Dank Drehlagern und Stossdämpfern lassen sich sowohl die furnierten Wabenplatten als auch die 80 Kilogramm schweren Bronzeplatten für Revisionszwecke mühelos herunterklappen.

Und die Bronze ? Weil sie sich prinzipiell schlecht dafür eignet, über Strahlung zu heizen oder zu kühlen, musste KST gemeinsam mit einer Partnerfirma einen Speziallack entwickeln, der das Material optisch nicht verändert, den Emissionsgrad aber mehr als verdoppelt. «Wir sind immer häufiger mit Aufgaben konfrontiert, die Gestaltung und Technik kombinieren», sagt Schönbächler. «Auch Holz- und Stoffverkleidungen liegen im Trend. Die geschlossene 08/15-Blechdecke interessiert anspruchsvolle Firmen und Architekturbüros heute kaum noch. Ein Steilpass für uns, die wir immer individuelle Sonderlösungen finden.» 0

KST AG

Schnabelsbergstrasse 25 8840 Einsiedeln

+41 55 418 70 50 info@kstag.ch www.kstag.ch

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Die neue Offenheit

Embru

hat das ‹eQ›-Büromöbelsystem an die offene

Arbeitswelt angepasst. Auch die älteste Privatbank in Zürich setzt auf das System – und durchbricht damit gewohnte Hierarchien.

Weil wir immer mehr im Homeoffice arbeiten, gewinnen der Austausch und die Zusammenarbeit im Büro an Bedeutung. Von dieser sich wandelnden Arbeitswelt liess sich auch die Privatbank Rahn+Bodmer Co. leiten, als sie an die Münstergasse im Zürcher Oberdorf umzog. Das denkmalgeschützte Haus aus dem Jahr 1901 passt zur Geschichte der ältesten Privatbank der Schweiz, die 1750 gegründet wurde.

«Der Umzug ist eine grosse Veränderung für uns», erklärt Ueli Hostettler, Leiter Operations bei Rahn+Bodmer Co., im Video zum Umbau. Früher seien die Bürostrukturen relativ starr gewesen, die Türen nicht immer offen. «Wir wollten wirklich eine Veränderung haben, damit die Leute näher zusammenkommen und zusammenarbeiten.» Am neuen Ort sitzen die Angestellten nun in einem OpenSpace-Büro, wo der Raum offen fliesst. «Solche Dinge haben nur Erfolg, wenn das Management sie auch mitmacht», sagt Marcel Ernst vom Architekturbüro Ernst, von Petersdorff + Par tner, das den Umbau geplant hat. Und diese Teilnahme habe stattgefunden. «Jeder Partner und jedes Geschäftsleitungsmitglied sitzt im Team.» Im obersten Stockwerk mit der schönsten Aussicht befindet sich nicht die Teppichetage, sondern das Bistro.

Die neue Arbeitswelt braucht offene Räume, aber auch offene Möbel. Und die stammen aus der Büromöbelserie ‹eQ› von Embru. Seit 1904 stellt die Firma im zürcherischen Rüti Metallmöbel her. Entwürfe von Architekturlegenden der Moderne wie Marcel Breuer, Werner Max Moser oder Alfred Roth sind zu Klassikern geworden, bekannte Modelle aus jüngerer Zeit stammen beispielsweise von Christophe Marchand. Hundert Jahre nach der Firmengründung entstand ‹eQ› als Werksentwurf: ein klassisches Modulsystem, das ganz ohne Werkzeug und Schrauben auskommt. Der Clou sind einfache Steckverbindungen, mit denen sich ‹eQ› von Hand zusammenbauen lässt – und dabei veränderbar bleibt, sich jederzeit nachrüsten lässt.

Die neue Arbeitswelt braucht nicht nur offene Räume, sondern auch offene Möbel.

Nun hat die Firma das Modulsystem erweitert, um auf die flacheren und durchlässigeren Hierarchien in heutigen Grossraumbüros zu reagieren. «Wir wollten für genau diese Bedürfnisse ein Möbel mit mehr Leichtigkeit», heisst es seitens Embru. Das modulare ‹eQ›-System funktioniert als Gliederungselement im Grossraum. Durch die Integration offener Rahmenelemente, der sogenannten ‹Frame Module›, entstehen durchlässige und ästhetische Raumkonstruktionen, die beidseitig bedienbar sind. Das ‹Frame Modul› lässt sich individuell →

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1 Die Büromöbel gliedern den Raum der Privatbank Rahn+Bodmer Co. in der Zürcher Altstadt.

2 Teamablage mit flexiblem Stauraum.

3 ‹Frame Modul› mit elektronischem Schliesssystem für die Teamablage.

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mit Holz- oder Metalleinlegeböden ausstatten und mit Pflanzen dekorieren. Wer Stauraum braucht, kann das System durch Schubladen, Klappen oder Flügeltüren ergänzen. Eine geschickte Kombination aus Durchblick und Abgrenzung.

In den Büros der Privatbank Rahn+Bodmer Co. kommen die Möbel in diversen Varianten zum Einsatz: als halbhohe Sideboards, als offene Raumteiler, als klassische Schränke. So helfen sie, den Raum zu zonieren, während für Teamunterlagen ein elektronisch abschliessbares System bereitsteht, das mit demselben Badge zugänglich ist wie der persönliche Arbeitsplatz.

Das Büromöbelsystem bietet eine grosse Flexibilität: Die Breite variiert zwischen 40, 80 und 120 Zentimetern, in der Höhe können bis zu fünf Module aufeinanderstehen; die Farbpalette umfasst 24 matte oder glänzende Farben. Bei Rahn+Bodmer Co. haben die Architekten den Farbton ‹Goldkastanie› verwendet, einen matten, dunklen Braunton, der im Licht leicht schimmert. Dank der Beschichtung ‹Softtouch› bleiben die Fingerabdrücke nahezu unsichtbar, das Raumbild bleibt dadurch sauber, und die Pflege wird erleichtert.

Auch bei anderen Umbauten wurde dieses System genutzt, jeweils in anderen Kombinationen und Materialisierungen. Dort sind zum Teil Sonderanfertigungen mit Holzabdeckungen aus geräucherter Eiche im Einsatz, damit die Möbel mit dem Raum harmonieren. «Wir öffnen den Fächer der Materialien immer mehr und gehen auf Kundenwünsche ein, die vom Standard abweichen», bestätigt die Verkaufsleitung von Embru. Möglich ist das auch, weil Embru am Hauptsitz in Rüti über eine eigene Entwicklungsabteilung verfügt und lokal produziert. Das Hauptmaterial aber bleibt Metall, da langlebig und komplett rezyklierbar. 0

Innenausbau Büroräume, 2021 Münstergasse, Zürich Bauherrschaft:

Privatbank Rahn+Bodmer Co., Zürich Innenarchitektur:

Ernst, von Petersdorff + Partner, Zürich Projektleitung: PI ID, Cham Büromöbel: Embru-Werke, Rüti

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Werkplatz

4 Das modulare ‹eQ›-System ist in diversen Ausführungen erhält lich.

5 Bei der Allianz in Zürich kombiniert Embru die Metallrahmen mit Holz.

Fotos: Peter Würmli und Embru

Embru-Werke AG

Rapperswilerstrasse 33

8630 Rüti ZH

+41 55 251 11 11

office@embru.ch

www.embru.ch

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Im rechten Licht

Licht beeinflusst massgeblich unser Wohlbefinden. Auf dieser Erkenntnis beruht das Konzept der Krienser Beleuchtungsfirma O. Küttel: Human Centric Lighting heisst das Zauberwort.

Die Forschung zeigt: Licht ist ein Impulsgeber, steuert unser Energielevel und beeinflusst so die Stimmung, die Emotionen und die Aufmerksamkeit. Man weiss beispielsweise, dass die sogenannte Tagesschläfrigkeit nach einer Mittagspause je nach Lichtsituation mehr oder weniger intensiv sein kann. Darauf baut das Beleuchtungskonzept Human Centric Lighting ( HCL ) auf: Es nutzt die Erkenntnis, dass die innere Uhr des Menschen sich am Tagesablauf mit seinem variierenden Licht orientiert, und bringt diese natürlichen Veränderungen von Lichtintensität und Farbtemperatur in Innenräume.

Für eine optimale Arbeitsumgebung bedeutet dies, dass man den Tag am frühen Morgen in einer warm beleuchteten Umgebung beginnt. Im Laufe der Vormittagsstunden wird das Licht dann zunehmend kaltweiss, um gegen Abend wieder ins Warmweisse zu wechseln. Das Farbspektrum reicht dabei von 2700 bis 6500 Kelvin, wobei die Veränderungen nicht wahrnehmbar sind, sondern in ganz langsamen Schritten erfolgen. Technisch beruht das System auf LED-Platinen, die den Wechsel darstellen können, und auf einem einfachen Baustein, der die Eckwer -

te gespeichert hat und den Farbwechsel über den Tag steuert. In Kombination mit einer Lichtsteuerung kann man damit ausserdem nachhaltig Energie sparen und Stromkosten senken.

«Bei uns geht es zuerst um die visuellen und nichtvisuellen Bedür fnisse der Nutzerinnen und Nutzer.»

Reto Hess, Geschäftsleiter O. Küttel AG

HCL erfordert eine auf die Situation und die Bedürfnisse der Raumnutzer abgestimmte Planung. Vier Parameter gilt es dabei zu berücksichtigen: das Lichtspektrum, die Intensität, Zeitpunkt und Dauer der Beleuchtung sowie die Lichtverteilung. «Jedes Gebäude, jeder Raum stellt eigene Anforderungen, die entsprechend berücksichtigt werden müssen», betont Reto Hess, Geschäftsleiter von O. Küttel. Deshalb legt die Firma grossen Wert auf die Beratung.

Das Küttel-Team steht Architekturbüros und Lichtplanern, aber auch Fachhändlerinnen und Installateuren mit seiner Expertise als Partner zur Verfügung und berät kostenlos. «Bei uns geht es nicht – wie sonst üblich – um die Auswahl einer Leuchte, sondern zuerst um die visuellen und nichtvisuellen Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer», sagt Reto Hess. Die Beratung beginnt entsprechend am Projekttisch in der Lichtwerkstatt und nicht in einer klassischen Leuchtenabteilung. Erst wenn alle Parameter definiert sind, geht es zur Auswahl in die ‹Leuchtenbibliothek›.

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Human Cent ric Lighting schafft je nach Tageszeit unterschiedliche Lichtstimmungen – auch in Produktionshallen. Fotos: Glamox
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→ wurden und sich durch ‹Skypanel› aufwerten lassen», stellt Reto Hess fest. Auch ‹Skypanel› basiert auf dem Human-Centric-Lighting-System.

Das Unternehmen in Kriens gehört seit Frühling 2018 zur norwegischen Glamox-Gruppe und vertreibt deren Produkte in der Schweiz. Das neueste heisst ‹Skypanel› – eine Leuchte, die bildlich das Gefühl eines Dachfensters vermittelt. Das Leuchtenglas ist mit einem hochauflösenden Print belegt, der den Blick nach draussen simuliert, wobei man den Ausschnitt aus einem vorgegebenen Gesamtbild auswählen kann.

‹Skypanel› eignet sich insbesondere für fensterlose Räume, die oft als unangenehm empfunden werden. Inzwischen ist die Leuchte beispielsweise in Spitalräumen, in Notfallstationen oder Zahnarztpraxen anzutreffen. «In Industriebetrieben gibt es noch Dutzende von fensterlosen Räumen, die bisher kaum genutzt

2 Schulungsraum unterschiedlich beleuchtet: von kaltweiss bis warmweiss (v. l. n. r.).

Foto: Hege Abrahamsen

3 ‹Skypanel› vermittelt das Gefühl eines Dachfensters. Das Glas der Leuchte ist mit einem hochauflösenden Print ausgestattet.

Foto: Dominik Richner

Dank ihres Know-hows und ihrer 60 Mitarbeitenden kann die Firma O. Küttel die unterschiedlichsten Beleuchtungsaufgaben lösen. Das Spektrum reicht vom Wohnraum über Büro-, Industrie- oder Spitalräume bis hin zu Museums-, Retail- oder Sakraleinrichtungen. Doch O. Küttel vertreibt nicht nur die Produkte der Glamox-Gruppe. Reto Hess verweist unter anderem auf die erfolgreiche Eigenentwicklung des Lichtbandsystems ‹ONEline› und auf die exklusive Zusammenarbeit mit Herstellern von architektonisch ausgerichteten Leuchten. 0

O. Küttel AG Beleuchtungen Industriestrasse 10 6010 Kriens LU

+ 41 41 340 48 48 info@kuettel-ag.ch www.kuettel-ag.ch

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Zwischen Geschichte und Zukunft

Seit Generationen richtet die Firma Burri public elements

öffentliche Räume ein und beleuchtet sie. Ihr ganzheitliches Angebot spannt den Bogen zwischen erhaltenden und nachhaltigen Lösungen bis hin zu ‹Light as a Service›.

Streng symmetrisch sprengt die Kantonsschule Im Lee in Winterthur den Massstab der Umgebung. Wäre es nur die Monumentalität des 1928 gebauten neoklassizistischen Baus, er wäre schwerlich auszuhalten. Doch glücklicherweise sind die zahlreichen Werke der Gebrüder Pfister geprägt von einer architektonischen und handwerklichen Qualität, einem Blick fürs Detail. Das haben die Architekten der Gesamtinstandsetzung, Meletta Strebel, weitergeführt. Ihre Aufgabe, den fast 100-jährigen Bau fit für die Zukunft zu machen, haben sie mit dem Anspruch verknüpft, ihn gestalterisch so gut wie möglich an den Zustand von 1928 heranzuführen. Der Umbau ist soeben abgeschlossen worden, die Schule strahlt in alter Frische.

Anteil daran haben auch Details – etwa die Aussenleuchten. Sie sind denkmalgeschützt, mussten aber mit zeitgemässer Technik ausgestattet werden. Es galt also, ihre historische Gestalt beizubehalten und auch die Lichtstimmung dem Original anzunähern. Die dafür nötigen Kompetenzen sind bei der Firma Burri unter einem Dach vereint: Sie umfasst Konstrukteure, Lichttechniker, Elektroniker, Metallbaufachleute und eine Leuchtenabteilung mit eigener Lichtmessstation.

Die historischen Leuchten wurden in der Werkstatt in Glattbrugg einzeln dokumentiert und demontiert, die alten Gläser gereinigt. Nun ging es darum, die neuen LED-Leuchtmittel in den Deckel der Leuchte zu →

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1 – 3 Kantonsschule Im Lee in Winterthur: Die historischen Leuchten erstrahlen nun in neuem Glanz.

Fotos: Jürg Rohr

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→ Kontext der gelb-roten Klinkerbauten integriert. Ausserdem hat das Team eine klassische Seilleuchte für den Aussenraum entwickelt: Modell ‹Yard› wurde für dieses Projekt massgeschneidert. Qualität, Lichtverteilung und Steuerungsmöglichkeiten sind auf dem neuesten Stand der Technik und entsprechen den Normen moderner Strassenleuchten. ‹Yard› steht beispielhaft für eine Sonderanfertigung im Rahmen eines spezifischen Projekts, ist inzwischen aber als Serienprodukt Teil des Burri-Portfolios. Es ist bestellbar, und die zugrunde liegende Technologie kann auch als Vorlage für individuelle Kundenwünsche dienen.

integrieren, mitsamt Elektronik und Streuglas. Diese neue Hauptlichtquelle mit einem Aufbau von nur vier Zentimetern musste unsichtbar im Deckel Platz finden. Da der Zustand der historischen Gehäuse mangelhaft war, hat Burri sie in aufwendiger Handarbeit nachgebaut. Die auf steinernen Haltern stehenden neuen Metallgehäuse nehmen nun die alten Gläser und die neuen Leuchtendächer auf. Als Hauptlicht quelle tauchen sie den Aussenbereich und die Fassade in Licht. Als zweite, sichtbare Lichtquelle steckt ein kugelförmiges LED-Leuchtmittel in der Fassung auf dem Boden der Leuchte. Der Deckel spendet 90 Prozent des Lichts, die ‹Glühbirne› soll vor allem das Licht repräsentieren.

Die Beleuchtung spielt eine Schlüsselrolle, denn sie definiert die Stimmung des Ortes und das Sicherheitsempfinden der Menschen.

Von Winterthur nach Zürich-Altstetten. Hier sind die ehemaligen SBB-Werkstätten zur ‹Werkstadt Zürich› transformiert worden. Die alten Backsteinhallen und -gebäude bilden eine kompakte und charaktervolle Stadtstruktur mit Strassen und Höfen. Die grosse Herausforderung bestand hier darin, die rein funktionalen Aussenräume zu öffentlichen Begegnungszonen umzugestalten. Die Beleuchtung spielt dabei eine Schlüsselrolle, denn sie definiert die Stimmung des Ortes und das Sicherheitsempfinden der Menschen, also die Aufenthaltsqualität.

In enger Zusammenarbeit mit dem Lichtdesigner Tobias Gsell von LLAL hat Burri auch hier bestehende Leuchten umgerüstet und wieder in den historischen

In der ‹Werkstadt Zürich› gibt es ein weiteres Burri-Angebot zu besichtigen – es ist als Dienstleistungsmodell allerdings unsichtbar: Bei ‹Light as a Service› bestellt der Auftraggeber passende Leuchten, bezahlt aber nur das Licht. Burri montiert und betreibt die Leuchten, übernimmt sogar die nötigen Stromkosten. Die Leuchten bleiben im Besitz der Firma, der Auftraggeber zahlt eine Jahrespauschale und erhält dafür stets bestens gewartete Beleuchtung. Das innovative Konzept, das der Idee einer zirkulären Wirtschaft entspringt, ist für Gemeinden oder Firmen eine attraktive Lösung, um sich ins rechte Licht zu rücken. Und eine nachhaltige obendrein, denn für Anbieter wie Burri ist es bei Dienstleistungen à la ‹Light as a Service› lukrativ, zuverlässige Leuchten mit langer Lebensdauer und geringem Stromverbrauch einzusetzen. So profitieren alle. 0

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4 – 5 ‹ Werkstadt Zürich ›: die massgeschneiderte Seilleuchte ‹Yard›

6 – 7 Design und Technik perfekt vereint beim neuesten Projekt der Lichtabteilung. Fotos: Burri public elements AG

BURRI public elements AG

Sägereistrasse 28

8152 Glattbrugg ZH

+41 44 874 44 22

office-ch@burri.world

www.burri.world

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Werkplatz Spezial - Büro und Licht
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Impressum

Verlag Hochparterre AG, Ausstellungsstrasse 25, CH-8005 Zürich, +41 44 444 28 88, www.hochparterre.ch, verlag@hochparterre.ch

Geschäftsleitung: Agnes Schmid, Andres Herzog, Werner Huber

Marketing und Verkauf:

Agnes Schmid, schmid@hochparterre.ch; Michael Volken, volken@hochparterre.ch

Texte: Redaktion Hochparterre

Gestaltungskonzept: Juliane Wollensack

Covergestaltung und Layout: Barbara Schrag

Produktion: Ursula Trümpy

Korrektorat: Rieke Krüger

Lithografie: Team media, Gurtnellen

Druck: Stämpfli AG, Bern

© Hochparterre, 2022 (Bilder und Pläne bei den Verfassern)

‹Werkplatz Spezial› ist eine Beilage der Zeitschrift Hochparterre, Ausgabe 6-7 / 22.

Sie versammelt Artikel zu Projekten ausgewählter Schweizer Unternehmen aus der Bau- und Architekturbranche. Die Texte erscheinen zudem in der Hochparterre-Online-Rubrik ‹Werkplatz›.

hochparterre.ch / werkplatz

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hochparterre.ch / werkplatz

Im Auftrag von:

Burri public elements AG

Embru-Werke AG

Keller Unternehmungen

KST AG

Max Hauri AG

O. Küttel AG

Schätti Metallwarenfabrik AG / Schätti Leuchten

Vifian Möbelwerkstätte AG

Vitra International AG

Zumtobel Licht AG

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