Lehmliebe

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Themenheft von Hochparterre, September 2018

Lehmliebe

Ob steingebrannt oder wandgestampft: Lehm hat Zukunft, denn Massivmauern gehรถren zu einer nachhaltigen Welt.

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Wagen für Wagen transportiert eine Kuppelbahn aus den Dreissigerjahren Lehm von der Grube zum 1,2 Kilometer entfernten Werk im aargauischen Frick.

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Editorial

Inhalt

6 « Mich werdet ihr niemals los ! » Als Baumaterial aus gebranntem Lehm begleitet er seit Jahrtausenden die Menschheit. Ein Backstein erzählt.

14 Zukünftige Ziegel Ein Innovator, ein Traditionalist und ein Handwerker denken über die Mauer von morgen nach.

24 « Polystyrol nur noch für Kühlboxen » Die Kompaktfassade wandelt sich. Ein Gespräch mit einer Architektin, einem Bauphysiker und einem Ziegler.

2 8 Drei aktuelle Projekte Ein Hotel, ein Wohnbau, ein Forschungskonzertsaal.

Backen oder nicht backen …  … das ist hier keine Frage. Denn Lehm zählt zum Hausbau wie kaum ein anderes Material. Adobe-Wände und luftgetrocknete Ziegel gibt es seit 10 000 Jahren. Bald darauf kam der Backstein und begleitete uns Menschen seither rund um den Globus und zu allen Zeiten. Noch in der Industrialisierung war die Klinkerfassade omnipräsent, heute steckt der Backstein meist hinter einer dicken, verputzten Dämmschicht. Dabei ist die massive Wand aus Lehm zukunftstauglich, ob gebrannt oder nicht. Das sind gute Gründe für ein schmackhaftes Heftmenü über die Geschichte und Zukunft des Bauens mit Backstein und Lehm: Zur Vorspeise erzählt der Backstein höchstselbst aus seinem Leben und entpuppt sich als wahres Plappermaul. Als Hauptgang macht eine Reportage Halt bei Max Wassmer, Innovationsleiter unseres Heftpartners Keller Ziegeleien, bei Dieter Geissbühler, der in Luzern die homogene Backsteinfassade von morgen tes­ tet, und bei Martin Rauch, der in Vorarlberg die wohl ambitionierteste Vorfertigungshalle für Stampflehm-Elemente baut. Zum Zwischengang diskutieren die Architektin Erika Fries, der Bauphysiker Stephan Huber und der Ziegler Christian Keller über Sinn und Unsinn der heutigen Kompaktfassade – und warum die Wand von morgen eine andere ist. Als Dessert gibt es ein gebautes Dreierlei: Ein geschältes Hotel aus den Siebzigern bekam eine neue Fassade. Ein Wohnungsbau zeigt sich im vorfabrizierten Kleid aus gegossenem Klinker in Beton. Vom Roboterarm gestapelte Backsteine lenken den Schall eines Hörsaals. Die Fotografen Lucia Frey und Bruno Kuster begleiteten den Weg des Lehms: von der Grube in den Ofen, dann ins Werk oder unter den Roboterarm.  Palle Petersen

Cover: In der Vorfertigungshalle in Pfungen fährt eine Wand zum Waschen und weiter ins Lager. Backcover: Im Lehmdepot in Frick warten verschiedene Sorten darauf, gemischt zu werden.

Impressum Verlag Hochparterre AG  Adressen  Ausstellungsstrasse 25, CH-8005 Zürich, Telefon +41 44 444 28 88, www.hochparterre.ch, verlag@hochparterre.ch, redaktion@hochparterre.ch Verleger und Chefredaktor  Köbi Gantenbein  Verlagsleiterin  Susanne von Arx  Konzept und Redaktion  Palle Petersen  Fotografie  Kuster  Frey, www.kusterfreyfotografie.ch  Art Direction  Antje Reineck  Layout  Tamaki Yamazaki  Produktion  Daniel Bernet, Erica Schmid Caprez  Korrektorat  Elisabeth Sele, Dominik Süess Lithografie  Team media, Gurtnellen  Druck  Somedia Production, Chur Herausgeber  Hochparterre in Zusammenarbeit mit Keller AG Ziegeleien und Keller Systeme AG Bestellen  shop.hochparterre.ch, Fr. 15.—, € 12.—

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Im Lehmdepot lagern verschiedene Sorten: fettig oder mager, hell oder dunkel, grob oder fein.

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« Mich werdet ihr niemals los ! » Ich bin mehr als 10 000 Jahre alt. Auch die vierte industrielle Revolution werde ich locker überstehen. Dabei bin ich bloss gebrannter Lehm. Gestatten, mein Name ist Backstein. Aufgezeichnet: Palle Petersen Illustrationen: Tamaki Yamazaki

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Man bat mich um eine Autobiografie auf vier Seiten. Ein ganzes Heft könnte ich füllen ! Könnten wir füllen, müsste es wohl heissen, denn wir sind soziale Steine und kommen selten allein. Mies van der Rohe sagte: « Architektur beginnt, wo zwei Backsteine sorgfältig zusammengesetzt werden. » Bis sie fertig ist, braucht es allerdings ein paar mehr. Beispielsweise hat man allein beim Anhalter Bahnhof in Berlin 16 Millionen gelbe Klinker verbaut. Klinker, das sind bis an die Sintergrenze gebrannte und darum haltbarere Backsteine. Die gelben Kollegen haben sich jedenfalls einwandfrei gehalten bis zum Bombardement 1945. Danach liess man ihre Trümmer erst links liegen, dann sprengen. Nach Kriegsende verzehnfachte sich dann die Backsteinproduktion Deutschlands auf fünf Milliarden Stück im Jahre 1953. So viel Wiederaufbau, bloss für den Anhalter Bahnhof hat es nicht gereicht ? Kulturelles Unvermögen ! Doch worum es eigentlich geht: Fünf Milliarden Backsteine in einem Jahr und einem Land. Überlegen Sie selbst, wie viele wir sind ! Beim Anhalter Bahnhof gab es übrigens auch Terrakotten. Das sind Verwandte aus unserer Lehmfamilie. Wie wir sind sie gebrannt, bloss plastischer. Unsere schönen Schwestern wären eine eigene Geschichte wert: zunächst als Reliefs und Skulpturen, später dann als Balken in Betondecken, um Gewicht zu sparen. Übrigens gossen schon die Römer aus demselben Grund hohle Tonvasen in ihren primitiven Beton. Auch mein Bruder, der Dachziegel, hat eine reiche Geschichte. Manche meinen, man solle nur ihn Ziegel nennen und mich konsequent Backstein. Jedenfalls könnte ich Ihnen viel erzählen: über römische Leistenziegel, holländische Pfannenziegel, Hohl- und Falzziegel und natürlich Flachziegel mit Rund-, Segment-, Spitz-, Rechteck- oder Kielbogenschnitt, einfach oder doppelt gedeckt. Aber ich darf das Heft ja nicht füllen.

Mesopotamien: die Geburt eines Baustoffs Seit jeher bin ich aus Lehm und Sand gemacht. Lehm, das sind verwitterte Steine, maximal sandkorngross. Die kleinsten Partikel heissen Ton. Für ungebrannte Lehmbauten reichen 30 Prozent davon. Guter Backstein braucht einen höheren Tonanteil. Man spricht dann von fettigem Lehm, im Unterschied zu magerem. Doch natürlich ist die Sache weit komplizierter: Heute mischt man Lehm aus verschiedenen Gruben. Die Ziegler hüten ihre Rezepte wie ein Geheimnis. Das ist wie bei Käse und Kräuterbonbons. Wann man den ersten Backstein brannte ? Vermutlich lag einst ein Lehmklumpen im Lagerfeuer und einer Ihrer haarigen Vorfahren begriff freudig, dass so ein Stein entstand. Die ältesten Ziegel fand man in Jericho im heutigen Palästina. Es sind handgeformte, sonnengetrocknete Lehmziegel, etwa 10 000 Jahre alt. Dreitausend Jahre später produzierten die Mesopotamier schon massenweise Backsteine mit Holzrahmen. Ein schöner Kreislauf war das: Lehm stechen von Frühling bis Herbst, aufschichten und einen Winter liegen lassen, im Frühling dann nachbearbeiten und brennen in Feldmeilern. Das sind mit Lehm abgedichtete Ziegelstapel mit Leerräumen, die etwa zwei Wochen brennen. Eine Verschwendung war das und ist es in Entwicklungsländern noch heute: Abgesehen von all dem Holz, Torf oder Stroh, die man ständig nachlegen muss, werden die innersten Steine oft zu heiss gebrannt, die äussersten zu wenig heiss, und fast jeder fünfte bricht. Die mesopotamischen Backsteine waren quadratisch. Erst die Ägypter entwickelten das Prinzip Zwei-zu-Eins und den Kreuzverband. Dann verfeinerten die Babylonier die Herstellung und brachten die Backsteinbaukunst zur Blüte. Das war noch Jahrhunderte bevor Ihr werter Herr Christus in Bethlehem auftauchte. Ein Jammer, können Sie die hängenden Gärten nicht mehr erleben ! Aber vielleicht kennen Sie die Zikkurats und Paläste und die wundervollen Glasursteine des Ischtar-Tors ? Andernfalls buchen Sie bitte eine Reise in den Irak. Vielleicht teilen Sie danach meinen Unmut über Alexander den Grossen, dessen Feldzüge Babylon den Garaus machten.

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Heutige Produktion: kein Hightech, aber ausgereift Heute bin ich der Popsong der Bauwirtschaft: vordergründig einfach, aber aufwendig produziert. Die Lehm­ mischung wird stranggepresst, mit dem Draht geschnitten und kommt drei Tage in die Trockenkammer. Dann stapeln Roboterarme die Rohlinge auf Wagen, die durch teils über hundert Meter lange Durchlauföfen fahren. Ein austariertes Temperaturprofil verhindert zu schnelles Aufheizen oder Abkühlen. Je nach Backstein, Sichtstein oder Klinker liegt die Maximaltemperatur bei 900 bis 1200 Grad. Nach dem Brand werden die Steine dann palettiert und gelagert. Backstein ist nämlich zwangsläufig Lagerware, kein Just-in-time-Produkt. Moderne Öfen brauchen bis zu zwei Wochen, um aufzuheizen oder abzukühlen. Darum hat so mancher Ofen jahrzehntelang durchgedient. 24 / 7 nennen Sie das heute, nicht wahr ? Freilich hat sich nicht nur die Produktion verändert, sondern auch der Backstein selbst. Dem Lehm beigemischte Zellulose brennt aus und macht ihn leichter. Mit Perlit gefüllte Hohlräume sorgen für bessere Dämmwerte. Interessant auch, wie man heute mit Weichsteinpressen, sauerstoffarmem Brand oder Kohlepulver der so lang ersehnten Einheitlichkeit des Sichtbacksteins wieder Abwechslung entgegensetzt. Zugegeben, verglichen mit dem, was die Nasa in den Weltraum schickt, ist das Lowtech. Doch würden Sie mich heute erfinden, so wäre ich die disruptive Sensation und Sie der Elon Musk der Bauindustrie. Arrogant wirke ich ? Bitte entschuldigen Sie, ich bin bloss verletzt, weil man mich chronisch unterschätzt. Der Tadsch Mahal, der Florentiner Dom, die Pagan-Tempel und das Mausoleum von Sultaniye sind nur die Spitzen des Backsteingebirges, das die ganze Welt und alle Zeiten umspannt. Die Chinesen bauten die mit 21 196 Kilometern längste Mauer der Menschheitsgeschichte aus Backstein. Mag sein, dass ein durchgeknallter Immobilienhai an der Grenze zu Mexiko eine lange Betonmauer errichtet. Sie wäre um ein Vielfaches kürzer.

Die Römer: eine Liebesgeschichte Aber wir waren bei den Babyloniern. Kommen wir nun also zu den antiken Mittelmeerkulturen. Natürlich kannten mich die Griechen. Doch nordöstlich von Athen liegen die endlosen Marmorvorkommen des Pentelikons, und so waren sie vor allem ein Steinbauvolk. An dieser Stelle ein kleines Outing: Ich bin traumatisiert. Oft war ich ein Baumaterial zweiter Wahl und vor allem dort erfolgreich, wo es keine Steinbrüche gibt. Hoffentlich reicht die Zeit, um Ihnen nachher von meinen Abenteuern im steinarmen Nordeuropa zu berichten, vom Deutschorden und der Hanse, von Dänen, Holländern und Skandinaviern und natürlich auch von ihren modernen Architekten: Aalto, Asplund, Jacobsen, de Klerk, Lewerentz, Utzon. Zuvor aber zu den Römern. Unsere Liebesgeschichte beginnt holprig: Die Römer hatten sich ja ein Vorbild an den Griechen genommen und verputzten oder verkleideten darum anfangs ihre Backsteinbauten. Vielleicht erinnern Sie sich an Augustus, der um das Jahr Null in Rom regierte und verkündete, eine Stadt aus Backstein vorgefunden zu haben und eine aus Marmor zu hinterlassen ? Marmorplatten liess er an Backstein klammern, der Prahlhans ! Glücklicherweise legten die Römer bald darauf ihre falsche Scham ab und bauten dekoratives Sichtmauerwerk. Ein schönes Beispiel sind die Trajansmärkte, das wohl beliebteste Shoppingcenter seiner Zeit. Irgendwann lernten die Römer auch Bögen, Gewölbe und Kuppeln zu mauern. Wie viel grössere Spannweiten waren nun möglich ! Ich bin stolz auf meinen Beitrag zu den grossen Aquädukten, und das bin ich auch bei all den Basiliken, Thermen und Katakomben. Für mich allein beanspruchen kann ich sie leider nicht, denn die Römer füllten meist zweischalige Mauern mit ihrem Beton. Aus Festigkeitsgründen reichten manchmal ein paar Steinlagen durch die ganze Mauer, doch kräftige Mauern komplett aus Backstein waren selten. Schliesslich kam das Unausweichliche. Diesmal überrannten die Germanen die Römer. In Ostrom setzte sich die Backsteinbaukunst noch eine Weile fort. Die Hagia Sophia in Istanbul, dem früheren Konstantinopel, krönt bis heute die grösste Kuppel über vier Tragepunkten. Auch wenn man es nicht sieht: Sie ist komplett aus Backstein gebaut ! Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich habe den Zwang zur Materialehrlichkeit längst abgelegt und erfreue mich guter Gesellschaft wie Kalk oder Marmor. Bloss bei lausigem Kunststoffputz auf Polystyrol, da bleibt mir die Luft weg. →

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Das Mittelalter: Wiederbelebung auch in der Schweiz Mit den Römern kam ich auch auf die Alpennordseite. Vorher kannten die Germanen vor allem den Holzbau. Ja, ich spreche von Ihren undankbaren Vorfahren, die die Römer vertrieben. Mittlerweile habe ich das Ganze verarbeitet, aber ich muss schon sagen: Das Mittelalter war für mich nicht einfach. Während man mich in Oberitalien noch schätzte, gab es nördlich der Alpen vom fünften bis zum elften Jahrhundert zwar einige Mischbauten, aber keine richtigen Backsteinbauten. Doch dann tauchte ich schlagartig wieder auf und verbreitete mich rasant, was Archäologen bis heute rätseln lässt. Sicherlich spielten Zisterziensermönche und Deutschordenritter, Hansekaufmänner und Kriegsherren eine Rolle. Warum auch immer, man pries meine Bescheidenheit und schichtete mich zu Kirchen und Burgen auf und zu Zwittern namens Wehrkirchen. Sie können sich heute ja kaum mehr vorstellen, wie mächtig die Kirche im Mittelalter war. In diese Zeit fallen auch die ersten Backsteinbauten der Schweiz. Das Land ist reich an Holz und Stein. Darum taugte ich hier lange Zeit vor allem für Böden, Latrinen und Kamine. Nichts gegen Kamine, da bin ich ganz bei Gottfried Semper, der den Herd als « das erste und wichtigste, das moralische Element der Baukunst » bezeichnete. Trotzdem erfreuten mich die ersten richtigen Backsteinbauten: Auf das Schloss in Burgdorf um 1200 folgte das Kloster St. Urban im luzernischen Pfaffnau. Im 15. Jahrhundert kamen dann die savoyischen Burgen im Waadtland und ein paar nette Terrakotten. Aber bis zur Industrialisierung kann man wahrlich nicht von einer grossen Schweizer Backsteinbegeisterung sprechen. Eigentlich wollte ich nicht über Dachziegel sprechen, doch für Sie als Schweizer mache ich eine Ausnahme: Vereinzelt gab es bei Ihnen schon frühe Ziegeldächer bei Repräsentationsbauten wie dem Kloster St. Gallen. Das einfache Haus deckten Brett- oder Spaltschindeln. Ab dem 14. Jahrhundert forderten Brandschutzvorschriften dann zunehmend eine Hartbedachung. In Teilen Graubündens, im Tessin und im Wallis wählte man oft Steindächer, doch im Mittelland und in den Städten trat der Ziegel einen wahren Siegeszug an. Schon im 16. Jahrhundert dominierte er die Dachlandschaft. Dann kam das Flachdach. Ich sage Ihnen: Der Beton, dieser disziplin- und willenlose Steinbrei, hat unserer Lehmfamilie ganz schön zugesetzt. Bis zum Ende der Weltkriege hatten in der Schweiz noch fast alle Wohnbauten und zwei Drittel der Nicht-Wohnbauten ziegelgedeckte Satteldächer. Bei den neuen Wohnbauten der letzten zehn Jahre hat kaum noch die Hälfte ein Schrägdach, im Nicht-Wohnbereich ist es ein Viertel. Glaube ich meinem Bruder, so ist der Dachziegel bald ­ein Sanierungsgeschäft.

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Die Industrialisierung: Masse mit Klasse Zum Beton möchte ich noch ein paar Missverständnisse ausräumen. Damit wir aber zeitlich nicht völlig durcheinandergeraten, zunächst zu meinem grossen Auftritt im 19. Jahrhundert. Ich war das Material schlechthin. Niemals zuvor waren Backsteine und Klinker von solch prächtiger Qualität, vielleicht auch niemals seither. Manche meinen sogar, die Moderne hätte 1835 in Berlin mit Friedrich Schinkels Bauakademie begonnen. Dazu will ich mich aber nicht äussern und zum Wiederaufbau noch weniger. Ich bin schliesslich Proletarier. Mein Erfolg damals hat viele Gründe. Das Bevölkerungswachstum war enorm, die Transportmöglichkeiten nie da gewesen, und die Fertigungstechniken entwickelten sich rasant: 1810 kam das Strangpressverfahren, 1839 der Drahtschnitt, 1858 der Hoffmannsche Ringofen. Zuvor hatte man die Kammeröfen befüllt, eingeheizt, abgekühlt und so weiter. Im Ringofen wanderte das Feuer kontinuierlich durch ein rundes System von Kammern und Türen, was zwei Drittel Energie sparte. 24 / 7, das begann hier ! Ein nimmermüder Ringofen produzierte jährlich über zwei Millionen Backsteine, und es gab Abertausende, denn der Bauhunger war endlos: Man baute Akademien, Museen und Rathäuser, Eisenbahntunnel und Bahnhöfe, Brücken und Kanäle, Bürogebäude, Wohnhäuser und Industriebauten. Nicht alle sind so hübsch wie Ihr Feldschlösschen, doch feuerfest allemal. Während der Industrialisierung habt ihr Menschen uns Backsteine auch vereinheitlicht. Zwar folgten wir längst dem Prinzip 4 auf 2 auf 1, doch es herrschte ein Durcheinander von Formaten verschiedener Hersteller und Regionen. Dann kam 1872 das deutsche Reichsformat, die erste Baunorm überhaupt. Heute ist es längst selbst Geschichte. Damals befeuerte es die Vorfabrikation, denn auf einmal gab es Standardöffnungsmasse für Fenster und Türen. Und die erste Baunorm der Schweiz ? Richtig, die Normalisierung der Backsteinformate 1883.

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Die Moderne: missverstanden und vielfältig Nun zum Beton. Immer wieder stopfen sie die Köpfe junger Architekturstudenten mit diesem Unsinn über die Stahl-Glas-Beton-Moderne. Natürlich gab es den degenerierten Funktionalismus und Geschichtsfeindlichkeit. « Steinhäuser machen Steinherzen », schrieb Bruno Taut und meinte Natursteine. Meine Wenigkeit aber stellte die Orthodoxen vor ein Dilemma: Einerseits bin ich das Industrieprodukt schlechthin, andererseits bin ich uralt. Ist Ihnen ausserdem mal aufgefallen, dass ich bei einigen modernen Schlüsselwerken mitmischte ? Denken Sie an die Chemische Fabrik von Hans Poelzig oder die FagusWerke von Walter Gropius. Nun mögen Sie einwenden: « Was ist mit der amerikanischen ‹ curtain wall › aus Stahl und Glas ? » Da kenne ich sehr schöne Beispiele, und das sage ich frei von Neid. Zur Vollständigkeit: Die Amerikaner bauten glatte Backsteinfassaden, bevor die Europäer sich trauten. Im Hochhausbau der Chicago School war ich omnipräsent. Das Monadnock Building aus den 1890ern ist mit 17 Stockwerken sogar das welthöchste Bauwerk mit tragendem Backstein, am Fusse mit zwei Meter dicken Wänden. Als die Häuser dann immer noch höher sein mussten, war ich zu schwer, doch Schwester Terrakotta hängte sich brandschützend vor die Stahlskelette. Und Frank Lloyd Wright, dessen ‹ prairie houses › wahrlich keine Türme sind, sprach an einer Konferenz: « Meine Damen und Herren, wissen Sie, was ein Backstein ist ? Er ist trivial und kostet elf Cents. Er ist gewöhnlich und wertlos, besitzt aber eine besondere Eigenschaft. Geben Sie mir diesen Backstein, und er wird sein Gewicht in Gold wert sein. » Aus Europa könnte ich Ihnen von der Amsterdamer Schule erzählen. Oder vom Backsteinexpressionismus und Fritz Högers Chilehaus mit der vielleicht gewagtesten Ecke, seit es Backstein gibt. Oder von Le Corbusiers Maison Jaoul, wo der Meister 1955 Beton und Backstein quasi brutalistisch vermählte, während dumpfe Nachahmer noch Bandfenster und weisse Wände predigten. Der Beton und ich, müssen Sie wissen, wir sind keineswegs verfeindet. Bis in die 1970er waren wir ein echtes Dreamteam, nicht nur im Massenwohnungs- und Einfamilienhausbau. Freilich trat ich damals häufig als Zweischalenmauerwerk auf. Dann wurde die Dämmung immer dicker, und irgendwann sparte man die Aussenschale weg. Seither lebe ich meist im Verputzten. Trotzdem, liebe Menschheit: Ein herzliches Dankeschön, denn ohne euch gäbe es meinesgleichen nicht, und manchmal fügt ihr uns so gekonnt zusammen, dass Lehm zu Gold wird. Dafür bin ich gerne die billigste Aussenwand am Markt. Im letzten Jahrzehnt diene ich hierzulande bei der Hälfte aller Neubauten als solche, im Wohnbereich bei fast drei Vierteln. Wie ich dabei aussehe, ist einerlei, denn innen gibt es einen weissen Abrieb. Aber das sehe ich gelassen: Ich habe schon untergehende Weltreiche überlebt und die erste, zweite und dritte industrielle Revolution. Soll die vierte nur kommen. Mich werdet ihr niemals los !

L = 2 B + F Vorfabrikation, Mörtel, Verbände, Chinesen, Islam Ach, verdammt ! Nun wollte ich Ihnen doch noch von den Skandinaviern erzählen, vor allem von Lewerentz. Wissen Sie, warum die Vorfabrikation sich im Holzbau durchsetzte und im Backsteinbau nicht ? Warum die Formel ‹ Länge = ( 2 × Breite ) + Fuge › in der Schweiz nicht gilt ? Kennen Sie meinen ständigen Begleiter, den Mörtel ? Können Sie den Flämischen vom Englischen Gartenmauerverband unterscheiden ? Gerne würde ich Ihnen auch vom Reisbreimörtel und den Nut-und-Feder-Ziegeln der Chinesen berichten oder Ihnen die Doppelwandkuppeln erklären, die islamische Baumeister Jahrhunderte vor dem Florentiner Dom mauerten. Aber ich muss weiter.

Nebst Buchautoren halfen Jürg Goll vom Ziegelei-Museum Cham, die Bauforscherin Uta Hassler und unser Heftpartner Keller Ziegeleien meinem lausigen Gedächtnis auf die Sprünge. Ausserdem stellte mir Fabio Guerra vom Immobilienberater Wüest Partner Zahlen aus ihrem Schweizer Gebäudemodell zusammen. Danke schön !

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Aufbereiten: Im Tonkeller lagern verschiedene Lehmmischungen, fertig verkleinert und mit Zusätzen gemischt, die nur noch mit Wasser angemacht werden müssen.

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Formen: Die Strangpresse im Vordergrund presst 25 Meter Lehm pro Minute, den Drähte zu Rohlingen schneiden. Die Handformpresse dahinter fertigt Vollsteine.

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Trocknen: Die feuchten Rohlinge wandern über den Elevator auf Trockenträger aus Aluminium und in hohen Stapeln weiter in die Trockenkammern.

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Brennen: Im 130 Meter langen Tunnelofen werden die trockenen Rohlinge nach einem austarierten Temperaturprofil aufgeheizt, gebrannt und wieder abgekühlt.

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Ein wichtiger Treiber von Entwicklungen sind neue Normen. Sie können sich stark auf den Markt auswirken. So hat die überarbeitete Erdbebennorm vor einigen Jahren der Keller-Bilanz zugesetzt. Bequeme Statiker rechnen lieber Beton. Seitdem ist die Erdbebensicherheit ein Forschungsthema von Max Wassmer, und es sind bereits Produkte daraus entstanden. Dass die klassische Zweischalenfassade – Backstein, Dämmung, Backstein – fast schon der Vergangenheit angehört, bedauert der Innovationsleiter. Bei dreissig Zentimeter starker Dämmung ist es nicht mehr sinnvoll, eine schwere Aussenschale davorzuhängen. Zwar liefert auch Keller Lösungen, die versuchen, eine Kompaktfassade etwas solider zu machen, doch das ist Wassmer zu kurzfristig gedacht. Die Mehrfamilienhäuser, die Keller vor einigen Jahren gegenüber dem Hauptquartier in Pfungen baute, haben eine Aussendämmung, auf die dünne Riemchen geklebt sind. « Alte Mitarbeiter fanden das einen Frevel », sagt er. Und man hat den Eindruck, er sei einer davon. Überhaupt: Energie und Nachhaltigkeit sind heute die grossen Themen. Dem Backstein machen sie das Leben Erdbeben und Energie fordern den Backstein, der Ekel vor schwer, ist er doch wegen hohem Primärenergiegehalt und CO -Ausstoss allen ungebrannten Materialien unterlegen. Aussendämmung kommt ihm gelegen. Ein Besuch bei ² Wassmer sieht das anders. Gerade in Sachen Nachhaltigdrei Männern, die über die Mauer von morgen nachdenken. keit sei Ziegel unschlagbar. Weil er dauerhaft und unterText: Ziegeleistrasse heisst die Adresse. Seit 1889 sind die Kel- haltsarm ist. Alles eine Frage der Berechnung. Und doch Axel Simon ler Ziegeleien in Pfungen bei Winterthur. Und seit sechs sieht auch Kellers Mann für die Innovation die langfristige Jahren ist die alte Ziegelei eine Art Dorfzentrum: Entlang Zukunft in Alternativen, die ohne hohe Brenntemperatueines riesigen Parkplatzes schmiegen sich niedrige Zie- ren auskommen. Wird in fünfzig Jahren in Pfungen an der gelbauten an die alte Ofenhalle, darin ist alles, was ein Ziegeleistrasse gar kein Feuer mehr brennen ? Dorf braucht, von der Apotheke bis zum Waffenladen. Die umgebaute Halle dient Keller als Verwaltungssitz. Auf die Der Traditionalist: Dieter Geissbühler Die Hochschule Luzern ist ein rotes Raumschiff inmitGiebelwand aus Glas wirft ein Rautengespinst aus Ziegeln Schatten, verklebt von ‹ Rob ›, dem Roboterarm, der neben- ten grüner Agglo. Aussen grasen Kühe und Roboterrasenan seinen Dienst tut. Darum geht es in dieser Geschichte: mäher, innen kratzt sich Dieter Geissbühler am ergrauten um gestern, um heute, um morgen. Und um den Backstein. Kopf. Seit 18 Jahren lehrt der Professor hier, vermittelt seinen Studierenden die Kraft von Körper, Raum und Der Innovator: Max Wassmer Material. Eine grosse Wandtafel ist mit Post-it-Zetteln Einen ‹ L eiter Innovationsmanagement › stellt man übersät. Kreidepfeile, -kreise, -kreuze machen aus der sich anders vor. Max Wassmers Brille ist nicht rot oder schwarzen Fläche ein dynamisches Feld aus Ideen, Problau, und das Kurzärmelhemd steckt brav in der Jeans. Der zessen und Projekten. Drei davon betreut Geissbühlers 63-Jährige gehört zu jenen Menschen, für die Innovation Team im Schwerpunkt ‹ Material und Konstruktion › des kein Selbstzweck ist, sondern nüchternes Mittel, um ein Kompetenzzentrums ‹ Typologie und Planung in ArchiKMU mit 130 Mitarbeitenden am Laufen zu halten. Er sagt tektur ›. Finan­ziert werden sie vom Bundesprogramm → Wörter wie ‹ Ideenmanagement › und ist doch ein Mann der Praxis: Bauzeichnerlehre, Bauführerschule, Arbeit in der Befestigungstechnik. Seit einer zufälligen Begegnung mit Christian Keller vor 15 Jahren arbeitet er in Pfungen. Anfangs lief die Innovation neben dem Tagesgeschäft, seit zehn Jahren kann sich Wassmer darauf konzentrieren. Auf Anstösse für neue Ideen muss er nicht warten. « Die kommen vom Markt. » Ein Kunde hat ein Problem, und ein Keller-Berater gibt es an Wassmer weiter. Zwei von zehn solcher Anstösse verfolgt er schliesslich, mit Partnern an Hochschulen, anderen Firmen oder Architekten. Und ab und zu kommt ein neues Produkt dabei heraus. Oder eine Anwendung, die den uralten Baustoff neu anpackt. Wie die bewegten Wände, die der Roboter ‹ Rob › zusammenfügt. Er war eine frühe Zusammenarbeit von Gramazio Kohlers ETH-Professur für Digitale Fabrikation mit Keller. Heute tut er in den Werken in Pfungen und im aargauischen Frick seinen Dienst – und hat schon weit über die Schweiz hinaus Ungewöhnliches gemauert. Dass man mit den unregelmässigen Oberflächen dieser Backsteinwände die Akustik eines Raumes beeinflussen kann, ist eine relativ junge Erkenntnis. Ein Forschungshörsaal in Frankfurt ist so entstanden, gerade versucht man damit, lärmgeplagte Innenhöfe in Luzern zu kurieren.

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Max Wassmer treibt bei den Keller Ziegeleien die Innovationen voran.

An der Hochschule Luzern sucht Dieter Geissbühler in der Tradition nach neuen Konstruktionen.

Die schwarze Wandtafel als dynamisches Feld aus Ideen, Prozessen und Projekten.

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→ ‹ Innosuisse › ( früher Kommission für Technologie und Innovation ), bei dem stets Partner aus der Wirtschaft involviert sind. Zusammen mit Keller, weiteren Forschungspartnern und -teams der Hochschule entwickelt der Architekt ein Fassadensystem, das aus den Mängeln des Einsteinmauerwerks geboren wurde. Und aus der zunehmenden Weigerung der Architekten, Polystyrol an ihre Häuser zu kleben. Ein grosses Ass im Ärmel der Ziegler. « Was kann aus einem traditionellen Handwerk Neues entstehen ? » Geissbühler sieht die Tradition als Steinbruch für zukunftsfähiges Wissen. In der Tat: Die Pläne, die vor ihm auf dem Tisch liegen, würde man mit schnellem Blick kaum ‹ innovativ › nennen. Es sind Regeldetails einer gemauerten Aussenwand, die man so auch in hundertjährigen Konstruktionsbüchern finden könnte. Fundament und Dachanschluss, Fenstersturz und Türlaibung. ‹ Homogene Backsteinfassade › nennt der Architekt diese Nichterfindung: eine Fassade ohne weiche Dämmschicht, weder aussen noch im Kern. Eine massive Mauer, so wie früher. Wobei – wirklich homogen ist die altneue Wand nicht, denn sie besteht aus zwei unterschiedlichen Steinschichten: einer 15 Zentimeter dünnen, aber tragenden Innenseite aus hartem Backstein ( Swissmodul ) und einer 36,5 Zentimeter dicken äusseren Schicht aus einem weicheren Grossblock-Backstein ( Z 7 ). Dazwischen sorgt eine ein bis zwei Zentimeter dünne Fuge für Toleranz beim Mauern. Ob beide Schichten parallel gemauert werden oder eine von beiden zuerst, das liegt im Ermessen des Maurers. Alle paar Mörtelschichten verbindet eine Horizontalbewehrung aus Metall die beiden Mauerwerke zu einem einzelnen, das auch Erdbeben standhält. Die Zusammenarbeit zwischen Geissbühler und der Ziegelei begann vor vier Jahren. Sein Luzerner Team sollte den Prozess der Ziegelherstellung nach Möglichkeiten abklopfen, die Oberfläche des Bauteils vielfältiger zu gestalten. Im Abschlussgespräch kamen Keller und Geissbühler auf die Idee der ‹ Homogenen Backsteinfassade ›. Dietmar Eberles Bürohaus ‹ 2226 › in Dornbirn, Vorarlberg, hatte das Prinzip vorexerziert: eine solide, auf dem Bau gut handhabbare Fassade, die preislich noch im Rahmen liegt. Das wollte Keller auch haben. Als System. « Preislich noch im Rahmen » heisst: zwar teurer als eine Kompaktfassade mit Aussendämmung, aber günstiger als andere Doppelschalen, dabei einfacher zu verarbeiten und gutmütiger gegenüber Fehlern. Resilienter. Das System bedient die Architektensehnsucht nach der guten alten massiven

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Die ‹ Homogene Backsteinfassade › besteht aus einer dicken dämmenden Schicht aussen und einer dünnen tragenden Schicht innen.

Mauer. « Die Einfachheit ist das grosse Plus der Fassade », sagt Dieter Geissbühler. Beim Recycling und bei der Bau­physik. Ihre Diffusionsoffenheit bedeute auch gutes Raumklima und Einsparungen bei der Gebäudetechnik. Eine Wand, die wieder atmet. « Eigentlich gibt es das alles schon », so Geissbühler. Farbe, Aussenputz, die zwei verschiedenen Mauersteine, Mörtel, Innenputz – alles ist schon auf dem Markt zu haben. Hier geht es um das System, um die Zahlen, die die Hochschule Luzern errechnet oder bei Tests mit Mockups ermittelt hat. Zahlen zur Erdbebensicherheit, zum Schallschutz, zur Wärmespeicherfähigkeit oder zu den Lebenszykluskosten. Zahlen, die zur Systemgarantie gehören, die Keller zusammen mit den Steinen verkauft. Zahlen bedeuten Kontrolle. Sicherheit. Der Professor ist auch als Wirtschaftspartner in das Forschungsprojekt involviert. Als Architekt plant er in einer Arbeitsgemeinschaft mit dem System einen Wohnungsbau im Zentrum von Altdorf. Die Wettbewerbs­p läne sahen noch ein Einsteinmauerwerk vor. Doch habe die zweischichtige Mauer dem gegenüber Vorteile: die höhere Speicherfähigkeit, die bessere Tragfähigkeit und – gerade im Eigentumswohnungsbau wie in Altdorf relevant – der bessere Lärmschutz innerhalb des Gebäudes. Zur Dauerhaftigkeit von Geissbühlers Fassade steht im Forschungspapier 90 Jahre. Und weiter heisst es dort: « In der Praxis sind weit höhere Lebensdauern möglich. » →

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HOMOGENE BACKSTEINFASSADE: BAUSYSTEM

DETAIL 2D

Akustik-Trennlager, 5 mm

Holzschwelle

Folie um Deckenstirne Mauerabdeckung während Betonieretappe

Sturzbrett vorgespannt, 10 / 6,5 + 25 / 6,5

Steildachauflager

M 1 : 20 G ZU STEILDACHAUFLAGER ACHA 1:10 AB R VO

Dämmung druckfest

Wandaufbau ( von aussen nach innen ) Putzaufbau aussen Silikatfarbe Deckputz, 5 mm Grundputz, 10 mm Wärmedämmender Grossblockstein, 365 mm, mit Mörtel, 6– 1 0 mm

HOMOGENE BACKSTEINFASSADE: BAUSYSTEM

DETAIL 1A

Toleranzfuge, 15 mm ackstein Swissmodul B 15 / 24, 150 mm, B mit Mörtel, 8-15 mm Putzaufbau innen Grundputz, 10 mm Deckputz, 5 mm

Fenstersturz für Anschlag aussen FENSTERSTURZ FÜR ANSCHLAG AUSSEN 1:10

Doppelschalenbewehrung

Thermur Dampfsperre

Unipor Coriso Konsole mit Kragplattenanschluss bauseits

Homogene Backsteinfassade, ein konstruktives System Ein interdisziplinäres Team entwickelt ein innovatives Fassadensystem, um das Angebot für Mauerwerk zu erweitern. Die Konstruktion ist homogen aus einem Grundmaterial, dem Ton. Sie ist diffusionsoffen und statisch für mehrgeschossige Bauweisen geeignet. Sie ist wartungsarm, nachhaltig und hat wenige Schnittstellen. Im Fokus stehen die Leistungsfähigkeit der Fassade hinsichtlich Statik, Bauphysik und Umsetzbarkeit sowie alternative Modelle der Ökobilanzierung.

Oberflächenabdichtung Sockeldetail Betonkonsole ohne Fenster SOCKELDETAIL BETONKONSOLE OHNE FENSTER

1:10

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Forschungspartner:  Hochschule Luzern – Departement Technik & Architektur: Kompetenzzentrum ‹ Typologie und Planung in Architektur › CCTP ( Federführung ) ; Forschungsgruppe Fassadenund Metallbau ; Kompetenzzentrum Konstruktiver Ingenieurbau ; Zentrum für Integrale Gebäudetechnik Umsetzungspartner:  Keller Ziegeleien ( Hauptumsetzungspartner ), Agitec, Arge Winterberg – Tschuppert Architekten mit Geissbühler Venschott Architekten, Biene Fenster, IGD Grüter, Ziegelei Schumacher Umfang:  Fr. 500 000.— Dauer:  2 Jahre Fördergeber:  Bundesprogramm Innosuisse

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Rauch baute seine Werkstatt in Schlins vor 25 Jahren selbst. Sein Sohn produziert dort gebrannte Kacheln.

Stampflehmexperte Martin Rauch mit einer Wand und sechs Testwürfeln seines neuen Forschungsprojekts.

Der Handwerker: Martin Rauch « Hier wird die Halle stehen. » Im Gewerbegebiet von Schlins, Vorarlberg, zeigt Martin Rauch auf 700 Tonnen Erde. Eine Plastikblache deckt den Hügel ab, darunter der Aushub einer Baugrube eines Doppelhauses in der Nähe, aus dem die Halle entstehen soll. Dicker Stampflehm wird daraus, denn das ist, was Rauch macht. Weltweit. Die Halle baut er für eine Vorfertigungsanlage, die er selbst entwickelt hat. Bisher lief sie nur auf temporären Werkplätzen. Rauch nennt sie « Feldfabriken »: Eine Produktionsstrasse, dreissig Meter lang, auf der abenteuerlich aussehende Maschinen am Werk sind. Eine füllt Erdmischung in die Schalung, während eine andere Schaumglasschotter in deren Mitte pflügt. Platten in Skateboardform vibrieren, und Pressluftbolzen rammen, bis sich am Ende eine steinhar­te Erdwand aus der Schalung schält. Eine metergrosse Kreissäge schneidet die Wand in krangerechte Stücke, die dann auf einer Palette ans andere Ende der Produktionshalle schweben.

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In Schlins ist das noch Zukunftsmusik. Anders als in Laufen, wo er erstmals im grossen Massstab Wände vorfertigte. Für das mehr als hundert Meter lange Ricola Kräuterzentrum von Herzog & de Meuron siehe Hochparterre 6 – 7 / 13, später für die Vogelwarte Sempach von :mlzd. Das verschaffte dem Lehmbauer Glaubwürdigkeit: Auch solch grosse Projekte sind aus Lehm möglich. Bei einem Bau mit ähnlichen Dimensionen in Darmstadt trieb er die Modernisierung des alten Baustoffes noch einen Schritt weiter. Für das Hauptquartier des Biohändlers Alnatura fertigte er wärmedämmende Aussenwände und automatisierte die Vorfertigungsanlage mit neuen Maschinen – der nächste Meilenstein. Für einen weiteren entsteht die neue Halle. Rauch sitzt am Tisch seines Büros. Seine grossen Handwerkerhände stapeln gelbe Spielzeugziegel. Sie stellen das dar, was er in seiner Halle dereinst produzieren möchte: raumhohe Elemente aus Stampflehm. Als Baukastensystem. Der Backstein steht für einen Baustandard, der sich über Generationen entwickelt hat. Masse und Werte ? Normen und Details ? Jeder kennt sie. Dem Lehm fehlt das. Dass Stampflehm eines der teuersten Materialien ist, hat noch immer mit dem hohen Arbeitsaufwand zu tun. Aber auch mit gesetzlichen Hürden: Beim AlnaturaGebäude wurde nur der äussere Teil der Wand statisch berechnet, nicht die innere Schicht vor der Kerndämmung, obwohl auch sie trägt. Und was in Deutschland stärker ins Gewicht fällt als in der Schweiz oder Österreich: Für jedes tragende Lehmgebäude im öffentlichen Bereich braucht es eine « Zulassung im Einzelfall ». Alle Eigenschaften eines Bauteils wurden geprüft, was bei Alnatura viel Zeit und fast zehn Prozent der Lehmbausumme kostete. Nicht viele Bauherrschaften sind bereit, das zu tragen. « Darum braucht es ein anderes Konzept, eine andere Herangehensweise », sagt Rauch.

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An der Vorfertigung der Stampflehmwände feilt Rauch von Projekt zu Projekt. Hier die Anlage in der Feldfabrik für Alnatura in Darmstadt. Fotos: Emmanuel Dorsaz

Und geht in die Offensive. In seiner Halle will er im noch grösseren Massstab Stampflehmwände vorfertigen. Mit noch perfekter aufeinander abgestimmten Schritten. Und mit ausgelasteten Maschinen, dann wird es günstiger. Rohstoff dafür ist genug da, denn Aushub gibt es immer mehr. Und am Baustandard für Stampflehm arbeitet Rauch nun auch. Erstmals treibt er Bautechnik und -material nicht nur auf der Baustelle weiter, sondern im Rahmen einer Forschung. In seiner Werkstatt werden gerade die ersten Testwürfel gestampft. Sein Partner bei der Forschung, das Bauingenieurbüro GBD, wird sie in der eigenen EU-Zertifizierungsstelle testen: Druck, Zug, U-Wert, Erosionsfestigkeit und vieles mehr. Martin Rauch experimentiert mit Zuschlagsstoffen wie Schaumglas oder Bimsstein, Stroh oder Holzschnitzel. Und er testet eine Erdmischung aus genau festgelegten Bestandteilen. Bisher hat seine geübte Handwerkerhand die Erde auf der jeweiligen Baustelle gekrümelt, und er hat entschieden, was noch fehlt. Etwas Ton. Vielleicht ein wenig Sand oder Schotter. Fürs Labor reicht das nicht. Forschung muss reproduzierbar sein. Wissenschaftlich. Die Forschung wird finanziert von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft und der Wirtschaftsförderung des Landes Vorarlberg. Rund 35 Prozent der 300 000 Euro macht das aus, plus ein zinsgünstiges Darlehen. Eine Universität ist nicht im Boot. Zwei Jahre soll das dauern, begleitet vom Bau der Halle. Und schliesslich ist der Lehmbauer mit Keller im Gespräch. Denn Rauch ist überzeugt: « Ziegeleien sind die zukünftigen Fabriken für Stampflehm. » Sie sind in der Lage, sein Handwerk im industriellen Massstab weiterzuführen, einen Standard daraus zu machen. Denn der Tag wird kommen, an dem energieintensive Baustoffe wie Beton, Stahl oder Backstein angemessen besteuert werden und dann genauso viel kosten wie Lehmwände. Und die werden dann vielleicht an der Ziegeleistrasse in Pfungen gestampft.

Eine Schicht aus dämmenden Schaumglasbrocken wird mit eingestampft.

Vorgefertigte, tragende Systembauweise aus nicht stabilisiertem Stampflehm Ziel dieses Forschungsprojekts ist die Entwicklung eines marktreifen Bausystems aus vorgefertigten Stampflehmfertigteilen, die auch tragende und wärmedämmende Funktionen ( Fassade ) übernehmen können. Forschungspartner:  Lehm Ton Erde Baukunst, Schlins ( Federführung ) ; GBD Lab, Dornbirn Umfang:  € 300 000.— Dauer:  2 Jahre Fördergeber:  Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft, Vorarlberger Landesregierung

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Ein Ofenwagen pro Stunde verlässt den Tunnelofen. Am Wochenende arbeitet er vollautomatisch, sodass montags beim Wagenbahnhof fast fünfzig bestapelte Wagen stehen.

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Weil der Ofen am besten niemals ruht, ist vor allem der normale Backstein Lagerware. In Frick lagern meist knapp zwei Millionen Steine, der Ausstoss eines Quartals.

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An einer schrägen Wand fädeln Maurer die gelochten Steine mit Nut an zwei Transportankern ein. Lageweise tragen sie Pumpmörtel auf und pressen ihn in die Stossfugen.

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Vorgefertigte Massivmauerelemente müssen ‹ just in time › auf der Baustelle eintreffen, abgestimmt auf die Versetzreihenfolge des Bauablaufs.

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Erika Fries ( 51 ) ist Architektin. Mit zwei Partnern leitet sie das Architekturbüro Huggenbergerfries in Zürich. Ausserdem unterrichtet sie Entwerfen und Raumgestaltung an der TU Darmstadt.

Christian Keller ( 51 ) ist Ziegler in fünfter Generation. Der Werkstoffingenieur und Betriebswirt leitet die Keller Ziegeleien in Pfungen und ist in nationalen und europäischen Verbänden aktiv.

« Polystyrol nur noch für Kühlboxen » Keine Konstruktion ist so verbreitet und unbeliebt wie die Kompaktfassade. Eine Architektin, ein Bauphysiker und ein Ziegler diskutieren Vorteile, Vorurteile und Alternativen. Interview: Palle Petersen

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Tragschicht, Dämmung, Verputz. Die Hälfte der Neu­ baufassaden sind Kompaktfassaden. Im Wohnungs­bau sind es sogar drei Viertel. Warum ist das so ? Stephan Huber:  It’s the economy ! Es gibt schlichtweg keine günstigere Fassade als die aussenverputzte Ziegelwand mit einfachen Details. Christian Keller:  Häufig steckt auch Denkfaulheit dahinter. Viele Konstruktionen verlangen eine frühe Materialwahl und dass man mit dem Material entwirft. Dämmung draufpappen klappt immer. Wenn man sich also keine Gedanken macht, bekommt man heute eine Kompaktfassade. Und manchmal bekommt man sie auch, obwohl man sie nicht will. Salopp gesagt: wenn der Generalunternehmer am Drücker ist – und weil die Küche im Wohnungsmarkt mehr wert ist als die Fassade. Erika Fries: Damit wären wir beim Kern des Problems, das ein kulturelles ist: Schon bei Vitruv ist Schönheit nebst Festigkeit und Dauerhaftigkeit eine der drei Hauptanforderungen an die Architektur. Damit können wir Architekten aber heute schwerlich argumentieren. Wettbewerbsjurys diskutieren intensiv über Nutzungen und Grundrisse, der Städtebau und die Fassade sind Randthemen.

Stephan Huber ( 48 ) ist Bauphysiker mit Schwerpunkt nachhaltiges Bauen und Architekt. Er ist Mitinhaber des Ingenieur­­büros Wichser Akustik  &  Bauphysik in Zürich.

Bleiben wir noch bei den harten Fakten. Was spricht gegen die Kompaktfassade ? Stephan Huber: Bauphysikalisch sehe ich keine Probleme. Früher war die Schalllängsleitung problematisch. Der Schall ging durch die dünne Polystyrolschicht und verteilte sich vertikal über die Grundkonstruktion aus Beton oder Ziegeln. Bei heutigen Dämmstärken ist das kaum noch relevant. Der Brandschutz ist heikler, denn Polystyrol brennt wie Zunder, und so sind ab elf Metern Gebäudehöhe geschossweise Brandriegel nötig. Man bleibt dann zwar meist bei der Kompaktfassade, weicht aber auf eine mineralische Dämmung aus. Erika Fries:  Das mag ja sein. Bezüglich Dauerhaftigkeit und Ökologie sehe ich aber durchaus Probleme. Stephan Huber: Das stimmt nur bedingt. Ich wundere mich zwar selbst, schliesslich ist Polystyrol ein Erdölprodukt, aber in den Nachhaltigkeitsberechnungen nach MinergieP-Eco schneidet die Polystyrol-Kompaktfassade gut ab. Erika Fries: Da rechnet man aber für die graue Energie mit dreissig Jahren – genau das ist der Punkt. Die Investition hat sich dann zwar amortisiert, aber für die Lebensdauer einer Fassade ist das klar zu wenig. Stephan Huber:  Hier müssen wir aber fair bleiben. Wir kennen die Kompaktfassade erst seit den späten Siebzigerjahren, und man saniert diese Häuser nun nicht deshalb, weil sich die Dämmung abgenutzt hätte. Wir rüsten sie energetisch auf, meist ausgelöst durch Umbau- oder Sanierungswünsche im Inneren. Die Dauerhaftigkeit der Kompaktfassade ist höchstens ein optisches Problem. Weil Kunststoffputz das Wasser des nächtlichen Kondensats schlecht aufnehmen und abgeben kann, bilden sich auf wenig besonnten Fassaden häufig Algen. Christian Keller:  Das Problem kenne ich. Ich wohne in einem Haus mit 25 Zentimetern verputztem Polystyrol. Es ist nur zehn Jahre alt, hat aber schon Verfärbungen und Algen. Eine massive Fassade könnte man sandstrahlen, das geht bei der Kompaktfassade nicht. Beim Draufklopfen hört man doch schon, wie wenig robust sie ist. Darum meiden Architekten die Kompaktfassade ? Erika Fries: Natürlich klopfen wir bei Begehungen gerne auf Fassaden und rümpfen die Nase, wenn sie hohl klingen. Aber die Fassade ist kein Klangkörper, sondern das Gesicht eines Hauses. Der Kompaktfassade fehlt vor allem die Materialtiefe. Das Material ist entscheidend für Atmosphäre und Ausdruck. Bei der Kompaktfassade hingegen schaut man quasi durch das Haus hindurch.

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Ist das nicht eher ein Problem der Detaillosigkeit ? Erika Fries:  Einverstanden. Auch mit Putz lässt sich ein charaktervolles Gesicht entwerfen – mit verschiedenen Farben und Korngrössen, Verputztechniken und Reliefstrukturen. In Deutschland zelebrieren Hild und K Architekten den raffinierten Umgang mit Putz, hierzulande haben Knapkiewicz & Fickert spannende Putzhäuser gebaut. Es ist eigentlich einfach: Im Einzelnen sind die Dinge verzichtbar. Nicht jedes Haus braucht einen Sockel, gestaltete Laibungen oder ein abwechslungsreiches Flächenspiel. Aber verzichtet man auf alles, bleibt nichts übrig. Das ist übrigens auch bei anderen Konstruktionsweisen so. In der Preisklasse der detaillosen Kompaktfassade spielen bloss ähnlich detaillose, hinterlüftete Fassaden mit Holzlattenoder Eternitkleid. Gestaltet man eine interessante Putzfassade, liegt man preislich eben auch höher – etwa bei aufgeklebten Klinkerplättchen. Gibt es Alternativen ohne Dämmschicht ? Stephan Huber:  Darf ich zur Dämmung etwas ausholen ? Bis zum Zweiten Weltkrieg war das einfache Haus aus Normalsteinen gemauert, dann kamen wenige Zentimeter integrierte Dämmschicht, dann ein einfaches Zweischalenmauerwerk – beispielsweise ein 15er-Backstein, dann acht Zentimeter Dämmung, dann ein 12er-Backstein – und dann explodierten die Dämmvorschriften. Die Konsolen und Anker für die Aussenschale wurden immer aufwendiger, ab etwa 1980 liess man sie zunehmend weg. So entstand die Kompaktfassade. Christian Keller:  Als Ziegelindustrie verloren wir innert eines Jahrzehnts eine Schicht. Aber es geht um etwas Allgemeines: Die Energievorschriften sind geprägt von einem absurden Tunnelblick auf den U-Wert. Darauf, wie viel Wärme durch die Fassade verloren geht. Das zwingt alle in ein idiotisches Wettrennen, in einen rechnerischen Hochleistungssport um die zweite Kommastelle. Suchen wir Ziegler nach rein mineralischen, alternativen Wandkonstruktionen, werden diese enorm dick oder kompliziert. Aber Einsteinmauerwerk ist doch unkompliziert und in den letzten Jahren auf dem Vormarsch ? Christian Keller: Es gibt wie immer zwei Seiten: Einerseits vereinfacht die verschmolzene Trag- und Dämmschicht die Konstruktion, und mit einem mineralischen Putz atmet das Haus. Andererseits sind mit Perlit oder Mineralwolle gefüllte Backsteine aufwendig im Recycling und zu gross, um sie mit einer Hand zu packen. Ohnehin lehnen Maurer die blankgeschliffenen Steine ab, weil man nur noch eine saubere Anfangslage braucht. Danach stellt man die Steine wie Lego aufeinander, mit schichtweise Dünnbettmörtel oder Zweikomponentenkleber dazwischen. Ohne Mörtel ist die Wand aber weniger erdbebensicher. Stephan Huber: Es gibt weitere Einwände: Idealerweise baut man beim Einsteinmauerwerk ohne Einlagen, was die Planung aufwendig macht. Gegen die Schalllängsleitung braucht man Wandlager unter der Mauer und schwere Steine im Deckenstirnbereich. Bei Eckräumen mit ho-

hen Anforderungen, beispielsweise im Eigentumsbereich, kommt man um eine innere Vorsatzschale aus Metallständern und Gipskarton kaum herum. Dann ist der Witz am Einsteinmauerwerk dahin – und wieder klingt die Wand hohl, diesmal von innen. Wagen wir einen Blick in die Glaskugel: Welche Alternativen sind denkbar ? Christian Keller:  Mir schwebt eine Backstein-Backstein-Konstruktion ohne gefüllte Steine vor. Die superleichten Wärmedämmsteine sind ja wie rohe Eier. Vielleicht sollte man sie darum mit anderen Steinen kombinieren, vielleicht auch mit anderen Materialien wie Holz oder Lehm. Das Riegelhaus von morgen ? Klingt interessant. Warum entwickelt ihr es nicht ? Christian Keller: Das ist ein Branchenproblem. Der Hölzige ist der Hölzige, der Ziegler der Ziegler – wir stossen uns quasi magnetisch ab. Vielleicht bräuchte es dafür Moderatoren, einen guten Architekten, der das möchte, und einen guten Ingenieur, der die Vorteile der Materialien kennt und zu verknüpfen weiss ? Stephan Huber: Aber der Holzbauingenieur denkt doch nur an Holz, der normale Ingenieur nur an Beton und Normen. Wir können die Fassade von morgen kaum herbeireden. Dennoch bitte ich um eine Prognose: Werden wir 2035 mehr oder weniger Kompaktfassaden bauen ? Erika Fries: Weniger ! Ich sehe eine engagierte Suche nach Alternativen, von uns Architekten, aber auch von innovativen Baufirmen. Ausserdem wird die Gesellschaft bezüglich Nachhaltigkeit immer sensibler. Polystyrol landet letztlich auf der Deponie, was beim heutigen Wissensstand schlicht inakzeptabel ist. Stephan Huber: Ich stimme zu. Die Fassade von morgen muss nachhaltiger sein, das heisst: einfacher und natürlicher. Polystyrol sehe ich höchstens noch, um Bier in Kühlboxen kalt zu stellen. Lowtech bauen bedingt jedoch, Hightech zu bewirtschaften. Christian Keller:  Nicht zwangsläufig. Wenn wir die Fixierung auf den U-Wert überwinden und die Speicherfähigkeit richtig berücksichtigen, braucht es vielleicht sogar weniger Haustechnik. In dieser Hinsicht haben viele Materialien spannende Eigenschaften. Lehm zum Beispiel ist energetisch genial. Allerdings entdecken wir das Handwerk dahinter gerade erst wieder, und noch sind Lehmbauten arbeitsintensiv und darum sündhaft teuer. Lehm befriedigt auch eine emotionale Komponente. Viele sehnen sich nach dem Einfachen und Ehrlichen, nach Handwerk und Handgemachtem, nach den guten Dingen von gestern. Umgekehrt ist Tech sexy, der Tesla zumindest ein Branding-Erfolg. Wohin geht die Reise in der Architektur ? Erika Fries:  Generell glaube ich eher an Lowtech. Ich spüre unter Architekten aber ein Interesse für die Materialität an sich und für ihren Zusammenhang mit der Konstruktion. Kann man ein Glashaus bauen, bei dem das Glas trägt und mehr ist als eine glatt gezogene Fläche ? Das ist genau so interessant, wie mit Lehm zu bauen. Im Übrigen wäre eine Entwicklung hin zum Massiven nicht grundsätzlich richtig, denn für manches Haus ist ein leichter und offener Ausdruck angemessener. Vielfalt hat das Bauen seit jeher geprägt, und hoffentlich bleibt das so.

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Vorgefertigte Wandelemente wiegen meist maximal sieben Tonnen, denn hier ist die Komfortgrenze des Hallenkrans und der meisten Baustellenkräne erreicht.

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Situation beim Escher-Wyss-Platz Zürich

Schalenschauspiel

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"Hotel Züri by Fassbind", Heinrichstrasse 254, Zürich, 2012 - 2017 "Hotel Züri by Fassbind", Heinrichstrasse 254, Zürich, 2012 - 2017

Situation Situation

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200

400m

© GIGON / GUYER , atelier ww

ANNETTE GIGON / MIKE GUYER

360 Beton-Klinker-Elemente geben dem bestehenden Hotel ein neues Gesicht.

Rezeption aus Eichenholz und Schwarzblech.

Das Hotel ‹ Züri by Fassbind › könnte ein Neubau sein. Doch hinter der frischen Fassade steckt ein Vorgängerhotel aus den Achtzigerjahren. Es war Teil einer gründerzeitlichen Blockrandbebauung und streckte sich tiefer in den Hof, als es heutige Baugesetze erlauben. Als der Hotelier Eric Fassbind es erwarb, dachte er darum von vornherein an einen Umbau, um die hohe Ausnutzung beizubehalten. Gigon Guyer Architekten nahmen den Auftrag unter der Voraussetzung an, nebst der Fassade auch das Innere zu gestalten. Heute ist das Gebäude aussen und innen geschält und neu verkleidet. Inspiriert vom umliegenden, längst transformierten Industriegebiet Zürich West dachten die Architekten zunächst an eine einfache Klinkerfassade. Als sämtliche Fabrikanten ablehnten und dahinter liegende Betonverstärkungen und Armierungen vorschlugen, machten sie daraus kein Versteckspiel. Im Gegenteil: Wie Intarsien liegen die Klinker in den Betonfertigteilen. Zur Strasse hin sind sie umbrafarben dunkel, auf der Hofseite hell. Überbreite Fugen und Verzahnungen von Klinkern und Beton in den Laibungen machen ablesbar, dass die Klinkersteine nicht tragen. Wo sie die Elemente aneinanderfügen, stehen die Betonauflager und -stösse leicht hervor. Die Vorfabrikation musste präzise sein: Die 360 Fertigteile wiegen zwischen 115 Kilogramm und mehr als fünf Tonnen. Die meisten der 111 Typen sind Unikate, einer kommt 38 Mal vor. Im Werk sorgten Kautschukmatrizen dafür, dass sich die vier Zentimeter starken Klinker beim Betonguss nicht verschoben. Auf der Baustelle montierte man erst die massiven Eichenholzfenster, dann die Dämmung und zuletzt die Beton-Klinker-Elemente. Die neue Innenwelt nimmt Bezug zum Äus­ seren. Im Erdgeschoss bedecken in Mörtel verlegte Scherben aus demselben, umbrafarbenen Klinker den Boden. In der Mitte steht eine Rezeption aus dunklem Eichenholz und geöltem Schwarzblech. Seitlich liegen eine Lounge und ein Frühstücksraum. Ein Restaurant gibt es nicht mehr, auch keine Seminarräume unter dem Dach und keine Angestelltenwohnungen. Dafür 167 statt vormals 121 Zimmer. Und in jedem stehen eigens entworfene Möbel mit Eichenfurnier und Sitzmöbel, die auch als Kofferablage dienen. Generischer Hotelausbau ? Nein, Schreinerarbeit.  Palle Petersen, Fotos: Roman Keller Hotel Züri by Fassbind, 2017 Heinrichstrasse 254, Zürich Auftragsart:  Direktauftrag, 2012 Bauherrschaft:  Hotels by Fassbind, Lausanne / Zürich Architektur:  Annette Gigon / Mike Guyer Architekten, Zürich ( Projektleitung: Martin Feichtner und Cornelia Schmidt ) Baumanagement:  Ghisleni Partner, Rapperswil Umgebung:  Rainer Zulauf, Baden ; Studio Vulkan, Zürich Fassade:  Keller Systeme, Pfungen Fenster:  Huber Fenster, Herisau Baukosten ( BKP 2 ):  Fr. 25,5 Mio. Geschossfläche:  6280 m²

Generischer Hotelausbau ? Nein, Schreinerarbeit.

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Letzibachmassiv

Hier die Bahn, auf der anderen Seite die Ausfallstrasse: Mit harter Schale stehen die Gebäude in der rauen Umgebung von Zürich-Altstetten. Foto: Andrea Helbling

chtmetall Fensterelementen. Die Elemente wer -

ecken von aussen befestigt. Als Eingänge dienen

aurant werden dreifach- Isoliergläser eingesetzt

n den übrigen Schaufensterverglasungen sind es ein VSG- Glas eingesetzt. Dies dient überwie -

n eingesetzt:

arkisen (Zip - Systeme) vorgesehen. Die übrigen

ellenstoren ausgeführt. Die Beschattung der

doch werden diese elektrisch betätigt. Die EG-

schattet.

Die vorgefertigte Tektonik der Fassaden aus Beton und Ziegel.

Ein Neubau aus gelben Ziegeln und Beton steht in Zürich-Altstetten kurz vor dem Bahnhof: 150 Meter lang, mehr als vierzig Meter breit und ebenso hoch. Dicht gestaffelt wachsen die vier Hausscheiben aus einem muskulösen Sockel. Quer stehen sie zu Gleis und Strasse, öffnen zusammen mit Gassen, Plätzen und Zwischenräumen den Blick vom gefassten Strassenraum in die Weite des Gleisfelds. Die Architekten hatten Vorbilder. Zum Beispiel diese zeitlosen Industriebauten, die jeder Bahnreisende kennt, mit gelben Ziegeln ausgemauerte Betonskelette. Doch einfach kopieren ging nicht. Eine heutige Lösung muss technisch mehr können und weniger handwerklich sein. Darum ersetzt schwere Vorfertigung das Mauerwerk. Die Betonplatten mit eingelegten dünnen Ziegeln und breiten Fugen produzierte Keller im Vorfertigungswerk in Pfungen. Die Platten fügen sich mit Betonstützen und -balken zur massiven Aussenschale, deren Erscheinung dem rauen Ort gerecht wird. Eine tektonische Ordnung gliedert sie: Dort, wo in der Fassade die Stützen laufen, stehen auch in den Wohnungen welche, sind Teil der gemauerten und verputzten Innenwände und tragen, zusammen mit weiteren Stützen und den Treppenhauskernen, die Geschossdecken. Die Fassaden sind hart und wuchtig, sie sind aber auch vielfältig und variantenreich. Vieles war möglich, wie das niedrigste Haus zeigt. Als einziges hat es durchgehende Fensterbänder, weil es anfangs eine Fachhochschule aufnehmen sollte. Nun finden sich dort Maisonetten, Büros und Ateliers. Verschieden hohe Geschosspakete machen die schiere Masse der Hochhäuser dem Auge bekömmlich. Höhe und Aussehen dieser Pakete sind nicht willkürlich: Sie zeigen die rund dreissig Wohnungstypen, die sich je anders nach aussen richten. Und sie bilden die schwierigen Bestimmungen ab, denn offene Loggien lässt der Lärmschutz erst ab einer bestimmten Höhe zu, und weiter oben ist wiederum der Blick über den nahen Nachbarn möglich. Die Erscheinung des Letzibachmassivs gehorcht Regeln, doch bleiben sie im Hintergrund.  Axel Simon Letzibach, Teilareal C, 2015 Hohlstrasse 470–510, Zürich Bauherrschaft:  SBB Immobilien, Development, Anlageobjekte Ost, Zürich Architektur:  Arge Adrian Streich Architekten, Loeliger Strub Architektur, Zürich Auftragsart:  Projektwettbewerb, 2010 Gesamtunternehmer:  Implenia, Dietikon Bauingenieure:  Schnetzer Puskas Ingenieure, Zürich Fassadenplaner:  Feroplan Engineering, Zürich Fassade:  Keller Systeme, Pfungen Gesamtkosten ( BKP 1–9 ):  Fr. 103 Mio. Kosten ( BKP 2 / m³ ):  Fr. 617.—

Die Fassade verändert sich mit der Höhe. Foto: Roger Frei

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Klangfeuerherd

Im Frankfurter Forschungskonzertsaal werden die Reaktionen der Besucher gemessen.

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Grundriss

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« Vitruv war Epikureer. » Jürgen Strauss sagt Sätze, die man von einem Akustiker nicht unbedingt erwartet. Der Berner Elektroakustiker machte sich einen Namen mit hochwertigen Studiomonitoren, die auch in den Sony Music Studios in Tokio stehen. Seit zehn Jahren beschäftigt er sich überdies mit Raumakustik. Strauss’ jüngstes Werk steht in der Frankfurter Innenstadt. Ein Bürohaus dient dem MaxPlanck-Institut für empirische Ästhetik bis 2023 als temporärer Sitz. 130 Mitarbeitende gehen hier der Frage nach, wer was warum schön findet und unter welchen Bedingungen. Im Forschungskonzertsaal ‹ Art Lab › erforschen sie, wie verschiedene Musik und gesprochene Sprache auf Zuhörerinnen und Zuhörer wirken. Während Musiker konzertieren oder Schauspieler lesen, registrieren Kameras die Mimik der fünfzig Probanden, und Forscher messen in der benachbarten Tonregie die Herzraten und Hautleitwerte. Drei Seiten des ‹ Art Lab › bestehen aus rotem Sichtmauerwerk. Die Ziegel ragen expressiv nach vorn oder stecken tief in der Wand, so als seien manche durch den Zeitenlauf erodiert und andere nicht. Ziegelwände in einem Konzertsaal ? Hier kommt das Forschungsgebiet von Strauss ins Spiel: die akustische Diffusion. Er schwärmt von der « leichten Dekonturierung » des Klangbildes, das durch die Streuung des Schalls weicher werde, und vergleicht den Effekt mit dem Lichtschleier auf Leica-Fotos der Fünfzigerjahre. Oberflächen mit unregelmässigen Tiefenstrukturen sind dabei wichtig, Muster eher schlecht. « Der Zufall spielt bei der akustischen Diffusion eine grosse Rolle. » Der Akustiker holte die Zürcher Architekten Gramazio Kohler mit ins Boot. Diese entwarfen die Fügungslogik der Ziegel, man simulierte, passte an, bis Klangbild, Klangfarben und Lautstärke auf jedem der fünfzig Plätze annähernd gleich waren. Kellers Roboter in Pfungen mauerte die 21 Quadratmeter grossen Wände in Teilen, die man dann in Frankfurt zusammensetzte. Die Elementstösse schloss man nach dem Versetzen von hinten mit Spritzbeton. Möchte man weniger Hall, zieht man schwarze Stoffrollos hinunter. Da es im ‹ Art Lab › um die Erforschung der Wahrnehmung geht, war das Aussehen des Konzertsaals nicht egal. Musiker bevorzugen warme Farbtöne, sagt Strauss. Und auch die Aufmerksamkeit der Zuhörenden müsse man wachhalten. Freudig zitiert der Berner den Komponisten Hector Berlioz: Der Raum sei ein Klangfeuerherd.  Axel Simon, Fotos: Thomas Ott Forschungskonzertsaal ‹ Art Lab ›, 2017 Grüneburgweg 14, Frankfurt am Main ( D ) Bauherrschaft:  Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik, Frankfurt am Main ( D ) Architektur:  Gramazio Kohler Architekten, Zürich Akustik:  Strauss Elektroakustik, Bern Ausführungsplanung:  MPI Architekten, Frankfurt a. M. ( D ) Ausführung Ziegelwände:  Keller Systeme, Pfungen

Durch die zufällig angeordneten Ziegel diffundiert der Klang.

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Themenheft von Hochparterre, September 2018 — Lehmliebe — Drei aktuelle Projekte

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In der Backsteinproduktion bestapelt der Industrieroboter die Ofenwagen mit je nach Stein und Brennweise unterschiedlichem Setzschema, später entlädt er sie auf Paletten.

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Lehmliebe

Erst ungebrannt, dann gebrannt zählt Lehm zum Hausbau wie kaum ein anderes Material. Ein Heft über 10 000 Jahre Backstein, Sinn und Unsinn der Kompaktfassade und über Massivwände von morgen. Mit Beispielen und Gesprächen, Einblicken auf Baustellen und in die Forschung sowie einer Autobiografie des Backsteins. www.keller-ziegeleien.ch

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