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Das kommt im Dezember
Oktober/November 2021 | Ausgabe 6
Blühende Zeiten. Das Fest der Heiligen Barbara Sie wollte nicht. Sie wollte nicht ablassen von ihrem Glauben. Für diesen beharrlichen Glauben musste Barbara einiges erdulden. Sie wurde, so heißt es in den Kirchenbüchern, in finstere Turmverliese und abscheuliche Gefängnisse gesperrt, ihr wurde bös zugesetzt, sie möge doch dem Christentum abschwören, um eine taugliche Braut und damit eine lukrative Geschäftsverbindung zu ergeben und sie musste letztendlich das Martyrium und den gewaltsamen Tod erleiden. Aber sie wollte nicht. Die Heilige Barbara steht für einen unerschütterlichen Glauben an Christus und die bekannte Legende um ihre Person zeichnet eines der schönsten Bilder für den unerschütterlichen Glauben an das Leben selbst: die Barbara-Zweige. Es heißt,
auf dem Weg in den Kerker habe sich ein kleiner Zweig an ihrem Gewand verfangen. Er war ohne Blatt, dürr im Anschein, doch Barbara hob ihn auf und stellte ihn ins Wasser. „Scheinbar tot warst du, bist aber aufgeblüht zu schönerem Leben. Mir wird es ebenso ergehen, ich werde zu schönem, ewigen Leben aufblühen“ sagte Barbara zu dem Zweig an jenem Tag, als ihr Todesurteil verkündet wurde und der Zweig seine Knospen geöffnet hatte. Seither schneidet man am Barbaratag, dem 4. Dezember, Zweige – Forsythien oder Obstbaumreiser eignen sich gut – und stellt sie alle drei Tage in frisches Wasser. Rechtzeitig zum Christfest werden die Zweige in der warmen Stube erblühen. Eben an Weihnachten, wenn mit Christi Geburt das Versprechen des
ewigen Lebens gefeiert wird. Ein charmanter Aspekt rund um die Barbarazweige hat mit der Liebe zu tun. Nicht mit der bereits unerschütterlich bestehenden, wie man vermuten könnte, sondern mit der Hoffnung an eine solche. Gibt man den einzelnen Zweigen nämlich Namen, so werde der (oder die?) Ersterblühte
das zukünftige Herzblatt sein. Mag sein, dass das Amor-Orakel keine offizielle Kirchenlehre darstellt, aber es ist romantisch und überaus passend zu den liebreizenden Blüten mitten im Winter. Und so ein hoffnungsvoller Glaube an eine blühende Liebe wäre sicher im Sinne der Heiligen Barbara gewesen.
Maskenpflicht. Klausen und Bärbele kommen wieder Einerseits hätten die Klausen und die Klausen-Bärbele im vergangenen CoronaWinter keine Pause einlegen müssen – maskentechnisch macht den wilden Gesellen und Gesellinnen, die am 6. (mancher Orts aber schon am 5. Dezember) beziehungsweise am 4. Dezember durch die Dörfer ziehen, niemand was vor. Die riesig grusligen Kopfgebilde aus Fell und Hörnern und Tannenzapfenschuppen lassen noch die dickste FFP2-Maske wie ein Seidentüchlein aus dem Tanz der sieben Schleier erscheinen. Andererseits können die Klausen und Bärbele das mit dem Ab-
stand halten nicht einhalten. Quasi von Berufs wegen. Denn Sinn und Zweck ihrer ohrenbetäubenden Hatz von Haus zu Haus ist ja gerade, den bösen Geistern auf die Pelle zu rücken. Sie sollen sozusagen den Winter am Schlafittchen packen und ihm schon mal den Weg zur Ausgangstür zeigen. Dass dabei alle, die ihnen quer kommen oder freche Witze machen mit Gebrüll, Schellenkrach und Rutenhieben rechnen müssen, ergibt sich von selbst. Derart lassen sich Leviten aber schlecht mit Abstand lesen, deshalb wurden die Winteraustreiber vergangenes Jahr im Zaum
gehalten. Ob deshalb der Frühling so nasskalt war? Seis drum, heuer sind sie wieder am Start – und wer brav ist und kein Wintergeist,
den erwartet beim Klausenund Bärbeletreiben in den Hörnerdörfer außer bösem Lärm und schlimmen Fratzen kein Ungemach.