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Interventionen zur Regulation von Food Craving: Eine Übersicht Julia Nannt, Ines Wolz und Jeniffer Svaldi
from Leseprobe ZPPP
by Hogrefe
Themenschwerpunkt
Interventionen zur Regulation von Food Craving: Eine Übersicht
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Julia Nannt, Ines Wolz und Jennifer Svaldi
Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Tübingen
Zusammenfassung: Food Craving ist ein Kernmerkmal verschiedener Essstörungen und hängt mit Übergewicht, Adipositas und pathologischem Essverhalten zusammen. Ziel dieses Überblicksartikels ist es daher, den aktuellen Forschungsstand zu empirisch überprüften Interventionen zur Reduktion von Food Craving bei gesunden Personen sowie bei Personen mit klinischer oder subklinischer Essstörung darzustellen. Dabei wurden kognitive Regulationsstrategien, Trainings zur Modifikation von exekutiven Funktionen, expositionsorientierte Interventionen, Imaginationsverfahren, Bio- und Neurofeedback sowie Achtsamkeitstrainings berücksichtigt. Es zeigten sich unterschiedliche Effekte bezüglich der Wirksamkeit dieser Interventionen zur Reduktion des Cravings. Die Ergebnisse legen nahe, dass einige der Interventionen Ansatzpunkte zur Behandlung von Personen mit Essstörungen bieten, allerdings sollten die Limitationen der jeweiligen Studien sowie die Vorläufigkeit der Ergeb nisse berücksichtigt werden.
Schlüsselwörter: Verlangen nach Essen, Essstörungen, Regulation, Exposition
Interventions to regulate food craving: an overview
Abstract: Food Craving is a core feature of different eating disorders and is associated with overweight, obesity and pathological eating behavior. The aim of this article is to overview the present state of research on empirically examined interventions to reduce food craving in healthy individuals and people with clinical or subclinical eating disorders. Interventions regarding cognitive regulation strategies, trainings to modify executive functions, food cue exposure, imagery techniques, bio- and neurofeedback as well as mindfulness-based trainings were included. The interventions differed in their effectiveness with regard to the reduction of craving. The results suggest that some of the interventions offer approaches for the treatment of eating disorders, although some limitations and the preliminary nature of the results should be considered.
Keywords: Food craving, eating disorders, regulation, exposure
Der Begriff Food Craving (FC) beschreibt ein regelmäßig wiederkehrendes, intensives und drängendes Verlangen ein bestimmtes Nahrungsmittel oder eine Gruppe von Nah rungsmitteln zu konsumieren, dem nur schwerlich standgehalten werden kann (Hill, 2007; White et al., 2002). Daher hängt das FC vor allem nach hochkalorischen Nahrungs mitteln mit Übergewicht, Adipositas und unterschiedlichen Formen von pathologischem Essverhalten, wie restrikti vem, unkontrolliertem oder emotionalem Essen, zusammen (Verzijl, Ahlich, Schlauch & Rancourt, 2018) und ist ein Kernmerkmal verschiedener Essstörungen, wie der Binge-Eating-Störung (BES) und der Bulimia nervosa (BN; Waters, Hill & Waller, 2001; White et al., 2002; Wolz et al., 2017). Darüber hinaus wird der Zusammenhang von sucht ähnlichem Essverhalten mit (erhöhtem) Body-Mass-Index sowie mit Essanfallepisoden durch FC mediiert (Joyner, Gearhardt & White, 2015). FC hängt demnach mit patholo gischem Essverhalten und Kontrollverlust zusammen und ist bei Interventionen, die auf eine Reduktion des Gewichts abzielen, ein wichtiger Ansatzpunkt (Verzijl et al., 2018). So konnte gezeigt werden, dass eine frühe Reduktion des FCs langfristig mit einer erfolgreichen Gewichtsabnahme asso ziiert ist (Dalton et al., 2017).
Zur Entstehung und Aufrechterhaltung von FC gibt es unterschiedliche theoretische Ansätze. Neben der Annahme, dass der Entzug eines Nahrungsmittels oder Nährstoffmangel zu FC führen kann (Polivy, Coleman & Herman, 2005; Weingarten & Elston, 1990), werden vor allem klassische Konditionierungsprozesse als ätiologische Grundlage des FCs betrachtet (Blechert, Testa, Georgii, Klimesch & Wilhelm, 2016; Jansen, 1998). Emotionsregulationsmodelle (Haedt-Matt & Keel, 2011; Leehr et al., 2015) zur Erklärung von Essanfällen und Modelle zu neurobiologischen Belohnungsnetzwerken (Reichelt, Westbrook & Morris, 2015) könnten außerdem im Sinne einer negativen bzw. positiven Verstärkung auf operante Prozesse in der Aufrechterhaltung von FC hinweisen. Kognitive-behaviorale Theorien zur Ätiopathogenese von Essstörungen können insofern zum Verständnis von FC wichtig sein, als dass kognitive Verzerrungen wie zum Beispiel
Aufmerksamkeitsbiases (ABs) zu Nahrungsreizen als aufrechterhaltende Faktoren postuliert werden (Williamson, White, York-Crowe & Stewart, 2004). Bereits während der Betrachtung von Lebensmitteln werden physiologische Vorbereitungsreaktionen auf die Nahrungsaufnahme, wie Speichelsekretion, erhöhter Blutdruck und gesteigerte gastrische Aktivität ausgelöst, welche teilweise als FC wahrgenommen werden (Nederkoorn, Smulders & Jansen, 2000). Diese Reaktion kann durch klassische Konditionierungsprozesse mit externen Reizen, wie Umgebung (z. B eine Bäckerei) oder sozialem Kontext (z. B Feierlichkeiten), sowie internen Reizen (z. B Stimmung) verknüpft werden, welche dann als Auslöser von FC wirken (Jansen, 1998). Durch klassische Konditionierung können ursprünglich neutrale Reize, die dann an die natürliche Belohnungsreaktion von Nahrungsmitteln gekoppelt sind, eine überhöhte Salienz erhalten, was durch neuronale Anpassungen im Appetitregulations- und Belohnungssystem erklärt wird und als Anreizsensibilisierung (incentive sensitization) bezeichnet wird (Berridge, 2009). So wurde zum Beispiel gezeigt, dass Patienten mit BES wie auch übergewichtige Personen ohne BES in Folge der Konfrontation mit Nahrungsmitteln eine stärkere Speichelproduktion im Vergleich zu einer Baseline-Bedingung aufweisen (Naumann, Trentowska & Svaldi, 2013).
Ausgehend von den genannten theoretischen Grundlagen sowie von den darauf bezogenen empirischen Untersuchungen zur Entstehung und Aufrechterhaltung von FC ergeben sich verschiedene Möglichkeiten FC therapeutisch und experimentell zu modifizieren und zu regulieren. Es wurden bereits verschiedenste pharmakologische, verhal tenstherapeutische, kognitive und neurowissenschaftlichbasierte Interventionen entwickelt und untersucht, die da rauf abzielen FC zu reduzieren, die ihm zugrundeliegenden neuronalen, Aufmerksamkeits- oder Informationsverar beitungsprozesse zu verändern oder die konditionierten Reaktionen zu löschen oder zu modulieren. Durch ReizExpositions-Interventionen (cue exposure) können erlernte Reiz-Reaktions-Assoziationen aufgelöst werden, was zu einer verringerten Auftretenswahrscheinlichkeit von FC führt. So zeigten sich in einer Übersichtsarbeit über sechs lerntheoretisch basierte Pilotstudien erste Hinweise dafür, dass Reiz-Exposition eine effektive Behandlung für Perso nen mit Essanfällen darstellen könnte (Jansen, 1998). In einem Übersichtsartikel zu pharmakologischen Interventi onen zur FC-Modifikation, die an neuronalen Belohnungsmechanismen ansetzen, zeigen unter anderem eine Kombinationstherapie des Opiatantagonisten Naltrexon mit einem nicht-trizyklischen Antidepressivum (Bupropion, Dopaminwiederaufnahmehemmer) sowie der Einsatz von Appetitzüglern (Lorcaserin, Serotoninagonist) Auswirkun gen auf die durch FC hervorgerufene Nahrungsaufnahme (Rebello & Greenway, 2016). Diese Wirkstoffe sind jedoch in Deutschland nicht zur Behandlung von Essstörungen zugelassen und es ist mit hohen Therapieabbruchquoten aufgrund unerwünschter Nebenwirkungen zu rechnen (Horne et al., 1988; Khera et al., 2016). In einer Übersicht zur Wirksamkeit der nicht-invasiven Hirnstimulation zeigten sich moderate Effekte auf FC bei repetitiver transkranieller Magnetstimulation des dorsolateralen Präfrontalkortex (dlPFC) bei Gesunden, Personen mit hohem FC sowie Probanden mit BN im Vergleich zur Scheinstimulation, wohingegen transkranielle Gleichstromstimulation des dlPFC bei gesunden sowie übergewichtigen und bei Perso nen mit hohem FC keinen signifikanten Einfluss aufwies. Darüber hinaus konnte kein Effekt von Neurostimulation auf den Nahrungsmittelkonsum gezeigt werden (Lowe, Vincent & Hall, 2017). Annahmen zu den Wirkmechanis men von Neurostimulation beinhalten eine Verbesserung der kognitiven Kontrolle (Lowe, Hall & Staines, 2014) oder eine veränderte Belohnungssensitivität (Camus et al., 2009) durch Aktivierung des dlPFC; kontrollierte Studien diesbezüglich stehen jedoch noch aus.
Nicht zuletzt gibt es eine Reihe von Studien, die sich mit den Effekten einer langfristigen Kalorienrestriktion auf die Reduktion des FCs befasst haben. Hierbei zeigten sich in einer Überblicksarbeit zu unterschiedlichen Diätprogrammen, die eine Kalorieneinschränkung über einen Zeitraum von mindestens zwölf Wochen durchführten, über acht Studien hinweg eine mittlere Effektstärke in Bezug auf die Reduktion des FCs (Kahathuduwa, Binks, Martin & Dawson, 2017). Als Wirkmechanismen für diesen Effekt nehmen die Autoren eine Löschung von klassisch konditionierten Assoziationen zwischen Nahrungs- und Umgebungsreizen und dem Verlangen nach Essen an, zeigen aber auch die Notwendigkeit auf, in zukünftigen Studien andere (mit)wirkende Faktoren eines bio-psycho-sozialen Modells von FC zu berücksichtigen.
Ziel der vorliegenden Überblicksarbeit ist es (1) den aktuellen Forschungsstand zu empirisch überprüften Interventionen zur Reduktion von FC bei gesunden Personen sowie bei Personen mit klinischer oder subklinischer Essstörung darzustellen, (2) unterschiedliche Interventionen in Abhängigkeit von der Art der Essstörungssymptomatik zu vergleichen, sowie (3) eine Evaluation der in der Übersicht enthaltenen Interventionen vorzunehmen und Einschränkungen bezüglich der Verfügbarkeit von Studien zu bestimmten Interventionen aufzuzeigen.
Methode
Relevante Studien wurden durch eine strukturierte Suche in den elektronischen Datenbanken Pubmed, PsycINFO, Medline, PSYNDEX und Web of Knowledge anhand von
Suchbegriffen in Bezug auf i) das Verlangen, ii) die Art der Intervention, iii) das Essverhalten, identifiziert (Ein schluss ab Datenbeginn bis Ende Oktober 2017). Es wurden randomisiert-kontrollierte Studien (RCT), experimentelle Fall-Kontroll-Studien (n ≥ 10 pro Gruppe) und Proof- ofConcept-Studien (N ≥ 20) zu spezifischen, theoriebasierten Interventionen zur Reduktion von FC eingeschlossen. Bezüglich der Population wurden keine spezifischen Aus schlusskriterien definiert um einen möglichst breiten Überblick über die unterschiedlichen Interventionen zu gewähren. Folgende Interventionen wurden berücksich tigt: Interventionen mit Instruktionen zur Anwendung kognitiver Regulationsstrategien (Neubewertung, Unterdrückung, Akzeptanz, Ablenkung), Trainings zur Modifikation von exekutiven Funktionen (Veränderung von inhibitori scher Kontrolle und Anpassung von Aufmerksamkeitsverzerrungen [AB]), expositionsorientierte Interventionen (in vivo oder in virtueller Realität [VR]), Imaginationsverfah ren, Bio- und Neurofeedback- und Achtsamkeitstrainings.
Als Zielvariable wurde das erfahrungsbezogene Maß selbstberichtetes FC sowie das verhaltensbezogene Maß Nahrungsaufnahme betrachtet. Selbstberichtetes FC wird mittels visueller Analogskalen oder Likert-Skalen anhand einer direkten Frage nach der Stärke des aktuellen FCs, oder mittels Fragebögen erhoben, bei denen zwischen FC als aktuellem Zustand (im Folgenden als state FC bezeichnet) oder überdauernder Eigenschaft von Personen (trait FC) unterschieden werden kann (z. B Food Cravings Questionnaire [FCQ; Moreno, Rodríguez, Fernandez, Tamez, & Cepeda-Benito, 2008], Food Craving Inventory [FCI; White et al., 2002]). Die Nahrungsaufnahme wird häufig mittels eines fingierten Geschmackstests (bogus taste test), bei dem die konsumierte Nahrungsmenge der bewerteten Lebensmittel erfasst wird, erhoben. Weitere Methoden zur Erfassung der Nahrungsaufnahme stellen frei zur Verfügung stehende Lebensmittel (z. B in einer fingierten Pause, free intake), die retrospektive Erfragung des Snackkonsums in den vergangenen Tagen, der Konsum von verfügbaren aber verbotenen Nahrungsmitteln (z. B während des Mitführens derselben) und die Auswahl bestimmter Nahrungsmittel oder anderer Gegenstände als Entlohnung für die Studienteilnahme (z. B Wahl zwischen Schokolade, Apfel oder Kugelschreiber, food choice) dar.
Ergebnisse
Es wurden 47 Studien zu Interventionen zur Regulation von FC in den Übersichtsartikel eingeschlossen. Dabei wurde ein Großteil der Studien an studentischen oder gesunden, normal- oder übergewichtigen erwachsenen Stichproben durchgeführt. In vier Studien wurden klinische oder subklinische Populationen untersucht (Brockmeyer, Hahn, Reetz, Schmidt & Friederich, 2015; Giel, Speer, Schag, Leehr & Zipfel, 2017; Schmidt & Martin, 2016; Schmitz & Svaldi, 2017), in drei Studien wurden Kinder (Boutelle, Kuckertz, Carlson & Amir, 2014; Daniel, Said, Stanton & Epstein, 2015; Silvers et al., 2014) und in zwei Jugendliche eingeschlossen (Silvers et al., 2014; Yokum & Stice, 2013).
Kognitive Regulationsstrategien
Die in den eingeschlossenen Studien untersuchten Strategien umfassen die kognitive Neubewertung (reappraisal) des dargebotenen Nahrungsmittels oder des FCs, die Neubewertung durch Fokussierung auf die Langzeitkonsequenzen des Nahrungsmittelkonsums, die Unterdrückung (suppression) des FCs oder der Gedanken an Essen, die Akzeptanz (acceptance) des FCs sowie die Ablenkung (distraction) durch essensunabhängige Aufgaben oder Gedanken. Diese Strategien gehen aus der Literatur zur Regulation von Emotionen hervor und zielen darauf ab, die Art, die Intensität oder die Dauer einer Emotion, respektive des FCs, durch Top-Down-Kontrolle zu regulieren (Gross, 1998; Webb, Miles & Sheeran, 2012).
In vier Studien wurde die Neubewertung eines präsentierten Nahrungsmittels als Strategie zur Reduktion von FC betrachtet. Dabei sollte der Belohnungswert dieser Bilder dahingehend neu bewertet werden, dass sie weniger appetitanregend sind, was durch einen Perspektivenwechsel wie beispielsweise eine neutrale Interpretation des Essens als Plastikmodell oder die Fokussierung auf die visuellen Aspekte der Bilder erreicht werden sollte. Dabei zeigte sich in drei der Studien, in denen gesunde normalund übergewichtige Erwachsene sowie Kinder und Jugendliche untersucht wurden, eine Reduktion des state FCs in der Interventionsgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe (KG; Scharmüller, Übel, Ebner & Schienle, 2012; Silvers et al., 2014; Svaldi et al., 2015). In einer Studie mit gesunden normal- und übergewichtigen Jugendlichen zeigte sich weder durch die Vorstellung der Kosten des Nahrungsmittelkonsums noch durch die Vorstellung des Nutzens eines Verzichts darauf eine Reduktion des state FCs im Vergleich zur KG (Yokum & Stice, 2013). Eine Intervention zur kognitiven Umstrukturierung FC-relevanter Gedanken, die eine Sitzung umfasste, führte bei einer erwachsenen Stichprobe mit hohem Verlangen nach Schokolade im Vergleich zu einer Wartelistenkontrollgruppe (WL-KG) zu keiner Reduktion des Schokoladen-Cravings (SC; trait) und zu keiner Verringerung des Nahrungsmittelkonsums (Moffitt, Brinkworth, Noakes & Mohr, 2012).
Die Fokussierung auf die Langzeitkonsequenzen des Nahrungsmittelkonsums wurde in drei Studien mit gesun -
den Erwachsenen betrachtet, in denen sich eine Reduktion des state FC bei der Präsentation von Bildern von hochkalo rischen Nahrungsmitteln im Vergleich zu den Kontrollbedingungen zeigte (Meule, Kübler & Blechert, 2013; Siep et al., 2012; Striepens et al., 2016). Auf das FC bei niedrigkalorischen Lebensmitteln zeigte die Fokussierung auf Langzeitkonsequenzen des Nahrungsmittelkonsums erwartungsgemäß keine Reduktion (Meule et al., 2013). Es zeigte sich darüber hinaus kein Unterschied im FC zwischen einer Neubewertungsintervention in Kombination mit einer Oxy tocin-Gabe und derselben Intervention in Kombination mit einem Placebo. In beiden Gruppen war das FC bei der Fokussierung auf die Langzeitkonsequenzen im Vergleich zur Fokussierung auf die Kurzzeitkonsequenzen reduziert (Striepens et al., 2016). In einer weiteren Studie mit gesun den Erwachsenen wurden verschiedene Neubewertungsstrategien gemeinsam angewendet: Neubewertung des Nahrungsmittels und der Situation sowie Fokussierung auf negative Folgen des Nahrungsmittelkonsums (Giuliani, Cal cott, & Berkman, 2013). Nach Anwendung der Neubewertungsstrategie zeigte sich im Vergleich zur Vorstellung des Konsums der präsentierten Lebensmittel eine Reduktion des state FCs (Giuliani et al., 2013).
In vier Studien wurde die Unterdrückung als kognitive Regulationsstrategie betrachtet, wobei sich unterschiedliche Effekte ergaben: Das state FC konnte im Vergleich zur Kontrollbedingung in zwei Studien durch die Unterdrückung der FCs reduziert werden (Alberts, Thewissen, & Middelweerd, 2013; Svaldi et al., 2015), in einer Studie zeigte sich kein Unterschied (Yokum & Stice, 2013) und in einer weiteren zeigte sich nur für Männer eine Reduktion des state FCs durch Unterdrückung, wohingegen sich für Frauen kein Unterschied zwischen den Bedingungen zeigte (Wang et al., 2009). Die Unterdrückung der Gedanken an das Nahrungsmittel, sowie die Unterdrückung dieser Gedanken und des FCs führte bei gesunden Erwachsenen im Vergleich zur Kontrollbedingung ebenfalls zu einer Reduktion des state FCs (Kemps, Tiggemann & Christianson, 2008; Siep et al., 2012).
Wie sich die Akzeptanz des FCs und die Ablösung (defusion) von den essensbezogenen Gedanken auf das state FCs auswirkt, wurde in fünf Studien mit erwachsenen Stichproben betrachtet, wobei die Untersuchungen jeweils eine Sitzung umfassten. Akzeptanz / Ablösung bedeutet dabei, sich von den eigenen Gedanken zu distanzieren und diese als Gedanken ohne Verhaltensimplikation und nicht als Wahrheiten anzusehen (Schumacher, Kemps & Tiggemann, 2017). Es zeigte sich in zwei Studien, dass Akzeptanz im Vergleich zu den Kontrollbedingungen das state FC bei gesunden Erwachsenen reduzierte (Alberts et al., 2013; Schumacher et al., 2017). Jedoch konnte dieser Effekt in drei weiteren Studien bei gesunden normal- oder übergewichtigen Probanden sowie bei Personen mit hohem SC nicht gezeigt werden (Forman et al., 2007; Forman, Hoffman, Juarascio, Butryn & Herbert, 2013; Moffitt et al., 2012). Auch bezüglich des trait FCs zeigte sich keine Reduktion durch die Strategie Akzeptanz (Moffitt et al., 2012). Die Nahrungsaufnahme in Folge einer Akzeptanzintervention war im Vergleich zur KG nur bei Personen mit hohem SC reduziert (Moffitt et al., 2012). Bei gesunden Studenten und übergewichtigen Erwachsenen hingegen zeigte sich keine Reduktion der Nahrungsaufnahme durch die Akzeptanz des FCs (Forman et al., 2007, 2013; Schumacher et al., 2017).
Die Ablenkung als kognitive Regulationsstrategie kann in eine aktive, von den Gedanken der Person selbst ausgehen de und in eine passive, durch äußere Reize beeinflusste Distraktion unterteilt werden, die in beiden Fällen inhaltlich keinen Bezug zum FC oder zum Nahrungsmittel hat und bei der weiterhin bezüglich einer positiven oder neutralen Va lenz unterschieden werden kann (Webb et al., 2012). In fünf Studien wurde gezeigt, dass eine passive, neutrale Ablen kung im Vergleich zu den Kontrollbedingungen bei gesunden Erwachsenen zu einer Reduktion des state FCs führte (van Dillen & Andrade, 2016; Kemps et al., 2008; Kemps, Tiggemann, Woods & Soekov, 2004; McClelland, Kemps & Tiggemann, 2010; Skorka-Brown, Andrade, Whalley & May, 2015). Die in den Studien angewandten Ablenkungs strategien umfassten die Blockierung der kognitiven Ressourcen durch die Bearbeitung visueller Arbeitsgedächtnisaufgaben (z. B dynamisches visuelles Rauschen), Tetris Spielen oder Puzzle Lösen. Auch auf den Nahrungskonsum zeigte die passive, neutrale Ablenkung einen reduzierenden Effekt (van Dillen & Andrade, 2016). Eine aktiv positive Ab lenkungsstrategie, das episodische Zukunftsdenken, zeigte ebenfalls im Vergleich zur KG eine Reduktion der Nah rungsaufnahme bei übergewichtigen und adipösen Kindern und Jugendlichen (Daniel et al., 2015). Eine gemischte akti ve Ablenkung in Kombination mit kognitiver Neubewertung zeigte in zwei Studien mit gesunden normal- und übergewichtigen Erwachsenen weder eine Reduktion des state FCs noch der Nahrungsaufnahme (Forman et al., 2007; Forman, Hoffman, Juarascio, Butryn, & Herbert, 2013).
Die Trainings zur Modifikation von exekutiven Funktionen können in Bezug auf die Reduktion von FC in zwei Untergruppen unterteilt werden. Zum einen gibt es Trainings, die auf die Erhöhung der Inhibitionsleistung sowohl bezüglich essensspezifischer als auch bezüglich essensunabhängiger Reize abzielen. Zum anderen wird mittels Interventionen versucht, ABs bei Nahrungsmittelreizen zu modifizieren.
Bezüglich der Verbesserung der Reaktionsinhibition wurden Stop-Signal-Aufgaben, Go / No-Go-Aufgaben und ein Anti-Sakkaden-Training durchgeführt. Dabei zeigten sich uneindeutige Ergebnisse. Durch ein Go / No-GoTraining konnte im Vergleich zur KG bei gesunden Erwachsenen sowohl das SC als auch der Nahrungsmittelkonsum reduziert werden und bei Personen mit restriktivem Essverhalten die Nahrungsaufnahme verringert werden (Adams, Lawrence, Verbruggen & Chambers, 2017; Houben & Jansen, 2015). Durch ein Training mittels Stop-Signal-Aufgabe mit Belohnung konnte weder das FC noch die Nahrungsaufnahme bei gesunden Erwachsenen im Vergleich zu einer Stop-Signal-Aufgabe ohne Belohnung reduziert werden (Houben & Jansen, 2014). In den Studien von Lawrence, Verbruggen, Morrison, Adams und Chambers (2015) sowie Adams und Kollegen (2017) zeigte sich keine Reduktion der Nahrungsaufnahme durch verschiedene modifizierte Stop-Signal-Aufgaben im Vergleich zu Double-Response-Aufgaben bei gesunden Erwachsenen und Erwachsenen mit restriktivem Essverhalten. Nur in einer Unterstudie konnte die Nahrungsaufnahme durch eine modifizierte Stop-Signal-Aufgabe, in der das Signal in den meisten Fällen gleichzeitig mit einem Essensreiz präsentiert wurde, im Vergleich zur KG bei gesunden Erwachsenen verringert werden (Lawrence et al., 2015). Ein Anti-Sakkaden-Training, bei dem die Probanden den Impuls ihren Blick auf ein seitlich präsentiertes Bild zu richten unterdrücken sollten, hatte im Vergleich zur reinen Betrachtung des Bildes keine Reduktion des FCs bei Erwachsenen mit BES vier Wochen nach Ende des Trainings zur Folge (Giel et al., 2017).
Zur Modifikation der ABs bezüglich Essensbildern wurde in den meisten Studien eine modifizierte Dot-ProbeAufgabe durchgeführt und in einer Studie ein modifiziertes Annäherungs-Vermeidungs-Paradigma angewendet. Dabei zeigte sich im Vergleich zu einer Aufmerksamkeitslenkung zum Essenreiz und zu einer normalen Dot-ProbeAufgabe bei gesunden Erwachsenen keine Reduktion der Nahrungsaufnahme, wenn die Aufmerksamkeit vom Essenreiz weggelenkt wurde (Hardman, Rogers, Etchells, Houstoun & Munafò, 2013; McClelland et al., 2010). Das SC konnte bei gesunden Erwachsenen durch eine Vermeidungs-Dot-Probe-Aufgabe im Vergleich zu einer Beachtungs-Dot-Probe-Aufgabe in einer Studie reduziert werden, in einer Folgestudie konnte dieser Effekt jedoch nicht gezeigt werden (Kemps, Tiggemann, Orr & Grear, 2014). Bei übergewichtigen und adipösen Kindern konnte im Vergleich zur KG keine Reduktion des state FCs gezeigt werden (Boutelleet al., 2014). Dahingegen führte die Aufmerksamkeitslenkung weg von Essensreizen (Wahrscheinlichkeit für Probe hinter Essen vs. Neutral, P (Essen) = ¼) während eines modifizierten Dot-Probe-Paradigmas bei Patientinnen mit BES zu einer Reduktion des FCs im Vergleich zur KG (P (Essen) = ¾) gemessen unmittelbar nach Beendigung der Bias-Modifikation. Nach einer kurzen Löschungsphase (P (Essen) = ½) ging dieser Effekt jedoch signifikant zurück (Schmitz & Svaldi, 2017). Auch bei Patienten mit subklinischer bulimischer Essstörung konnte durch eine gezielte Aufmerksamkeitslenkung mittels eines Annäherungs-Vermeidungs-Paradigmas, welches in zehn Sitzungen trainiert wurde, das state FC reduziert werden (Brockmeyer et al., 2015).
Expositionsorientierte Interventionen
Expositionsorientierte Interventionen zielen darauf ab, durch die Exposition zu Nahrungsmittelreizen mit Verhinderung der Reaktion (Nahrungsaufnahme), die durch klassische und operante Prozesse erworbene Kopplung zwischen Reiz und Reaktion zu unterbrechen. Wie sich die wiederholte Exposition gegenüber Lebensmitteln auf FC auswirkt, wurde in fünf Studien, in denen die Expositionsdauer und -häufigkeit variierte und in denen die Exposition entweder mit realen Nahrungsmitteln oder mittels VR durchgeführt wurde, untersucht. In zwei Studien zeigte sich bei gesunden und übergewichtigen Erwachsenen, dass es bei einer länger andauernden bzw. wiederholten Exposition (van Gucht et al., 2008: 2 Sitzungen à 27 Min.; Schyns, Roefs, Mulkens & Jansen, 2016: 1 Sitzung à 80 Min.) im Vergleich zur KG nach einem initialen Anstieg des FCs zu einer Reduktion des FCs am Ende der Exposition kam (Van Gucht et al., 2008; Schyns et al., 2016). Der Speichelfluss zeigte in diesen beiden Studien in der Expositionsgruppe im Vergleich zu einer KG keine signifikanten Veränderungen innerhalb einer Sitzung (Van Gucht et al., 2008; Schyns et al., 2016), in der darauffolgenden Sitzung fanden Van Gucht et al. (2008) einen marginal signifikanten Rückgang der Speichelsekretion in der Expositionsgruppe. Auch eine VR-Nahrungsexposition führte zu einer Reduktion des state FCs (Gutiérrez-Maldonado, Pla-Sanjuanelo & Ferrer-García, 2016).
Nicht alle Studien konnten jedoch eindeutig zeigen, dass eine wiederholte bzw. länger andauernde Nahrungsexposition zur Reduktion von FC führt. So zeigte sich in der Studie von Coelho, Nederkoorn und Jansen (2014), dass nur für Personen mit wenig restriktivem Essverhalten das FC und die Nahrungsaufnahme durch eine wiederholte im Vergleich zu einer akuten Nahrungsexposition verringert wurde. Personen mit hoch restriktivem Essverhalten hingegen zeigten ein verstärktes FC und eine vermehrte Nahrungsaufnahme durch die wiederholte im Vergleich zur einmaligen Exposition (Coelho et al., 2014). In einer weiteren Studie mit gesunden Studenten wurde durch Schokoladenexposition (olfaktorisch und visuell) erwartungsgemäß mehr FC ausgelöst als durch die Expositi-
on mit einem nicht-essensbezogenen Vergleichsreiz; das FC in Reaktion auf die Schokoladenexposition ging jedoch entgegen der Erwartungen auch nach 60 Minuten nicht auf den Ausgangswert zurück (Frankort et al., 2014). Dennoch zeigte sich nach einer 60-minütigen Expositionszeit eine Tendenz zu einem Rückgang des subjektiven FCs und auch die im Rahmen der Studie erhobenen neuronalen Maße weisen auf eine beginnende Extinktion des FCs hin. Diese Ergebnisse könnten dafürsprechen, dass es nach einer verlängerten Exposition gegenüber Essensreizen zu einer Reduktion im FC kommen könnte. Die Nahrungsaufnahme unterschied sich nicht zwischen der Gruppe mit Schokoladenexposition und der KG (Frankort et al., 2015).
Imaginationsverfahren
Die im Folgenden vorgestellten Imaginationsverfahren basieren auf der elaborated intrusion Theorie die besagt, dass durch externale Reize getriggerte Intrusionen erst dann als FC wahrgenommen werden, wenn sie kognitiv elaboriert werden, wodurch sensorische Bilder entstehen, die die tatsächlichen sensorischen und emotionalen Komponenten des erwünschten Objekts / Verhaltens simulieren (Kavanagh, Andrade & May, 2005). Ziel der imaginationsbasierten Interventionen ist, diesen elaborierten Intrusionen durch alternative imaginierte Bilder entgegenzusteuern. Eine solche gelenkte Imagination als Strategie zur FC-Reduktion wurde in drei Studien untersucht, die jeweils eine Sitzung umfassten. Dabei wurde zunächst durch die Exposition von realen Nahrungsmitteln oder die Vorstellung des Konsums eines Lebensmittels FC induziert, was dann durch Imaginationsübungen, die keinen Essens- oder FC-Bezug enthielten (z. B Spaziergang im Wald), modifiziert werden sollte (Hamilton, Fawson, May, Andrade & Kavanagh, 2013; Kemps & Tiggemann, 2007; Schumacher et al., 2017). Dabei zeigten sich für gesunde Erwachsene unterschiedliche Ergebnisse: In der Studie von Hamilton und Kollegen (2013) reduzierte die gelenkte Imagination das state FC im Vergleich zur KG und war genauso wirksam wie eine Körperscan-Übung. Schumacher und Kollegen (2017) konnten jedoch bei gesunden Erwachsenen keine Überlegenheit der Imagination im Vergleich zur Kontrollaufgabe (Gedanken-Wandern) zur FCReduktion zeigen. Lediglich bei Personen mit hohem SC zeigte sich, dass die gelenkte Imagination im Vergleich zum Kontrolltraining zu einer Reduktion des SCs führte (Schumacher et al., 2017). Für beide Stichproben zeigten sich bezüglich der Nahrungsaufnahme keine Unterschiede in Abhängigkeit von der Imaginationsaufgabe (Schumacher et al., 2017). Bezüglich der Modalität, auf welche sich die Imagination bezieht, wurde gezeigt, dass sowohl visuelle als auch olfaktorische Imagination im Vergleich zu auditiver Imagination zu weniger FC führte, wobei sich die visuelle und die olfaktorische Modalität bezüglich ihrer Effektivität zur FC-Reduktion nicht unterschieden (Kemps & Tiggemann, 2007). In einem längeren Imaginationstraining, welches 10 Sitzungen umfasste und keine Essensoder FC-bezogenen Inhalte enthielt, zeigte sich im Vergleich zu einer WL-KG eine Reduktion des trait FCs bei Probanden mit subklinischer BES, wobei in dieser Studie das ebenfalls betrachtete Neurofeedback-Training dem Imaginationstraining zur Reduktion des FCs überlegen war (Schmidt & Martin, 2016). Ein funktionales Imaginationstraining, welches die multisensorische Vorstellung der Erreichung persönlicher Ziele in Bezug auf FC beinhaltet, reduzierte im Vergleich zu einer WL-KG den selbstberichteten Snackkonsum bei Probanden die an Gewicht abnehmen oder ihren Snackkonsum verringern wollten (Andrade, Khalil, Dickson, May & Kavanagh, 2016). Diese Reduktion konnte auch noch bei einem 2-Wochen-FollowUp gezeigt werden.
Bio- und Neurofeedbacktrainings
Bio- und Neurofeedbacktrainings basieren auf neurobiologischen Modellen des FCs, wobei versucht wird, die durch vorherige Studien gefundenen neuronalen (z. B elektrophysiologische Frequenz) oder biologischen (z. B Herzratenvariabilität) störungsbezogenen Auffälligkeiten zu beeinflussen. So zielt beispielsweise das EEG-Neuro feedbacktraining auf eine Veränderung der neuronalen Oszillations-Frequenz. In sechs Studien wurde die Wir kung von Bio- und Neurofeedbacktrainings auf FC untersucht, in denen fünf Trainings mit mindestens zehn Sitzungen enthalten waren und ein Training, welches nur eine Sitzung umfasste. Durch EEG-basierte Neurofeed backtrainings konnte in zwei Studien mit Gesunden und Erwachsenen mit subklinischer BES das trait FC reduziert werden (Fattahi, Naderi, Asgari & Ahadi, 2017; Schmidt & Martin, 2016), wohingegen sich das FC in zwei weiteren Studien mit gesunden Erwachsenen nach diesen Trai nings nicht von der WL-KG unterschied (Imperatori et al., 2017; Schmidt & Martin, 2015). In beiden Studien zeigte sich nach einem 4- bzw. 3-Monats-Follow-Up eine Reduk tion des FCs. Dies ist möglicherweise darauf zurückzuführen, dass die Intervention zunächst auf das Reiz-induzierte aktuelle FC wirkt und dass das trait FC erst durch einen impliziten Transfer der erlernten Strategien lang fristig reduziert wird (Schmidt & Martin, 2015). Während zwei Studien eine Reduktion der mit Disinhibition ver bundenen Beta-Aktivität anstrebten (Schmidt & Martin, 2015; 2016), zielten zwei weitere Studien auf eine Erhö hung in den Alpha- und Theta-Frequenzbereichen ab (Fattahi et al., 2017; Imperatori et al., 2017). Beide Arten
des Neurofeedbacks scheinen eine kurzfristige und / oder mittelfristige Auswirkung auf das FC zu haben.
Bei einem Biofeedbacktraining, welches auf die Regu lation der Herzfrequenzvariabilität abzielte und zwölf Sitzungen umfasste, zeigte sich bei gesunden Erwachsenen mit ausgeprägtem FC im Vergleich zu einer Gruppe ohne Training eine Reduktion des trait FCs (Meule, Freund, Skirde, Vögele & Kübler, 2012). Mittels eines Trainings zum Feedback über die Gesichtsmuskelaktivität konnte das state FC bei gesunden Erwachsenen reduziert wer den, wenn der Jochbeinmuskel (Lächeln) im Vergleich zum Corrugator-Muskel (Stirnrunzeln) aktiviert wurde (Schmidt & Martin, 2017).
Achtsamkeitstrainings
Für achtsamkeitsbasierte Interventionen wird angenommen, dass eine erhöhte Achtsamkeit und Wahrnehmung des eigenen Körpers dazu führen kann, genauer zwischen exter nalen (Essensreiz) und internalen Reizen (Hunger) zu unterscheiden und automatische Reaktionen besser kontrollieren zu können (Fisher et al., 2016). Ein weiterer möglicher Wirk mechanismus geht über eine Erhöhung der Selbstregulationsfähigkeit durch Achtsamkeitstrainings (Alberts et al., 2012). In zwei Studien wurde untersucht, wie sich Achtsam keitstrainings auf FC auswirken. Dabei zeigte sich, dass ein kurzes Achtsamkeitstraining vor einer Nahrungsexposition zwar keinen Einfluss auf das state FC hatte, sich aber im Ver gleich zur Gruppe mit Vergleichstraining reduzierend auf die Nahrungsaufnahme auswirkte (Fisher, Lattimore & Ma linowski, 2016). Durch ein acht Sitzungen umfassendes Achtsamkeitstraining konnte bei Frauen mit pathologi schem Essverhalten im Vergleich zu einer WL-KG das trait FC reduziert werden (Alberts, Thewissen, & Raes, 2012).
Diskussion
Insgesamt wurden 47 Studien über unterschiedliche Interventionen zur FC-Reduktion in dem vorliegenden Übersichtsartikel zusammengefasst. Dabei wurden kognitive Regulationsstrategien am häufigsten untersucht und es zeigte sich, dass diese Interventionen – unter Berücksichtigung einiger Limitationen, die später noch genauer ausgeführt werden – insgesamt aussichtsreich bezüglich der Reduktion von akutem FC sind. Anzumerken ist jedoch, dass die Nahrungsaufnahme nicht verringert wurde, was zeigt, dass die Anwendung von Regulationsstrategien keinen schnellen und direkten Effekt auf das Essverhalten hat.
Besonders die Strategien Neubewertung, Unterdrückung und Ablenkung konnten FC reduzieren, wobei bisher keine eindeutigen Befunde dazu vorliegen, welche dieser Strategien insgesamt oder für bestimmte Settings am wirksamsten sind. Durch die Anwendung solcher Strategien kann möglicherweise die (durch Anreizsensibilisierung chronisch erhöhte) Salienz von Nahrungsmittelreizen topdown beeinflusst werden, was dann zu einem Ausgleich in der Aufmerksamkeitszuwendung führt. Hierfür sprechen die Befunde aus elektrophysiologischen Potentialen, die eine frühe selektive Aufmerksamkeit hin zu Lebensmittelreizen zeigen, und auch demonstrieren, dass die neuronale Verarbeitung von salienten Reizen in späteren Zeitfenstern (ca. ab 300 ms nach Stimulusonset) durch kognitive Regulation beeinflussbar ist (Hajcak, MacNamara & Olvet, 2010; Meule et al., 2013; Svaldi et al., 2015). Bei der Neubewertung stellt der Perspektivenwechsel eine häufig untersuchte und effektive Strategie dar, jedoch ist ihre Anwendung nur schwer in den realen Kontext übertragbar. Demgegenüber ist die Fokussierung auf Langzeitkonsequenzen besser anwendbar, wenngleich hierzu bislang ausschließlich Studien im Laborkontext vorliegen und ökologisch validere Studien noch ausstehen. Bezüglich der Regulationsstrategie Akzeptanz ist die Befundlage noch unklar. Bislang gibt es keine klare Evidenz die dafür spricht, dass die Akzeptanz von FC zu einem besseren Umgang damit, bzw. zu einer Reduktion des FCs oder der Nahrungsaufnahme führt.
Generell ist hervorzuheben, dass eine Reduktion des FCs nicht zwangsläufig eine Veränderung im Essverhalten bewirkt. So zeigten sich bei der Anpassung von ABs im Rahmen diverser Modifikationstrainings zwar reduzie rende Effekte auf das FC, nicht aber auf die Nahrungsaufnahme. Ebenso liefern Interventionen zur Verbesserung der inhibitorischen Kontrolle uneindeutige Effekte in Be zug auf die Reduktion des FCs und der Nahrungsaufnahme, wenngleich die Paradigmen, die in den Trainings zum Einsatz kamen, ähnlich waren. Daher sollten auch in die sem Bereich in zukünftigen Untersuchungen mögliche Moderatorvariablen berücksichtigt werden. Einheitlicher ist die Befundlage bei expositionsorientierten Interventi onen, Imagination, Bio- und Neurofeedbacktrainings sowie Achtsamkeitstrainings, wobei in den meisten Studien das FC erfolgreich reduziert werden konnte. Einschrän kend soll hinsichtlich der Effektivität achtsamkeitsbasierter Trainings die geringe Studienanzahl genannt werden.
Klinische Stichproben
Aufgrund der niedrigen Anzahl an Studien in denen klinische oder subklinische Populationen betrachtet wurden, ist zum aktuellen Zeitpunkt kaum ein Vergleich der unter schiedlichen Interventionen in Abhängigkeit von der Art der Essstörungssymptomatik möglich. Bei Personen mit
subklinischer BN, welche nur in einer Studie betrachtet wurden, konnten das state und das trait FC sowie auch die Essstörungssymptomatik durch eine AB-Modifikation re duziert werden (Brockmeyer et al., 2015). Bei Personen mit klinischer oder subklinischer BES zeigte sich vier Wochen nach Ende des Trainings keine FC-Reduktion durch eine Verbesserung der inhibitorischen Kontrolle (Giel et al., 2017). In dieser Studie wurde zum vier-Wochen-Follow-Up Zeitpunkt eine signifikante Reduktion in der Anzahl an Essanfällen berichtet, diese Reduktion ist jedoch vermutlich nicht auf spezifische, im Training enthaltene Wirkmecha nismen (d. h. eine Verbesserung der inhibitorischen Kontrollfähigkeiten) zurückzuführen, da auch in der KG die Essanfallepisoden reduziert wurden (Giel et al., 2017). Eine Überprüfung der hier wirksamen Mechanismen steht noch aus, möglicherweise wirkte sich allein die Tatsache der Stu dienteilnahme, oder die wiederholte Konfrontation mit Essensbildern auf die Häufigkeit von Essanfällen aus. Mittels AB-Modifikation, Imagination sowie Neurofeed backtraining konnten das state und das trait FC bei Personen mit (subklinischer) BES kurzfristig reduziert werden, wobei es durch das Neurofeedbacktraining im Vergleich zur Imagination zu einer stärken Reduktion kam (Schmidt & Martin, 2016; Schmitz & Svaldi, 2017). Eine Verringe rung der Essanfallepisoden, gemessen jeweils nach Beendigung der 10 Trainingssitzungen und nach drei Monaten, konnte durch das Neurofeedbacktraining, nicht aber durch die Imagination erreicht werden (Schmidt & Martin, 2016). Auch hier steht jedoch eine Überprüfung aus, ob das Neurofeedback tatsächlich über die postulierten Mechanismen (also eine Reduktion der elektrophysiologischen BetaAktivität) oder über andere Wirkmechanismen agierte.
Entwicklungsperspektive
Da bisher nur vier Studien zur Regulation von FC an Stichproben im Kindes- und Jugendalter vorliegen, können aktuell keine eindeutigen entwicklungsperspektivischen Aussagen getroffen werden. In einer Studie, in der das FC mittels der kognitiven Regulationsstrategie Neubewertung bei ge sunden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen reguliert werden sollte, zeigte sich, dass jüngere Probanden insge samt mehr FC berichteten als ältere Probanden und dass die Regulationsstrategie unabhängig vom Alter das FC im Vergleich zur Kontrollbedingung reduzierte (Silvers et al., 2014). Für Erwachsene wurde dieser Effekt der Neubewer tung des präsentierten Nahrungsmittels auch in weiteren Studien gezeigt (Scharmüller et al., 2012; Svaldi et al., 2015). Dagegen zeigte sich bei in einer Studie in der aus schließlich Jugendliche betrachtet wurden keine Reduktion des FCs durch die Neubewertung des präsentierten Nah rungsmittels (Yokum & Stice, 2013).
Auch die kognitive Regulationsstrategie aktive Ablenkung wurde bereits sowohl bei übergewichtigen und adipösen Kindern und Jugendlichen (Daniel et al., 2015) als auch bei normal- und übergewichtigen Erwachsenen durchgeführt (Forman et al., 2007; 2013). Hierbei zeigte diese Strategie nur bei Kindern und Jugendlichen eine Reduktion der Nahrungsaufnahme (Daniel et al., 2015), wohingegen bei Erwachsenen die Nahrungsaufnahme und das FC nicht reduziert wurde (Forman et al., 2007; 2013). Hierbei sollte jedoch beachtet werden, dass bei den verschiedenen Altersgruppen nicht die identischen Ablenkungsstrategien angewandt wurden. In einer weiteren Studie, die bei übergewichtigen und adipösen Kindern durchgeführt wurde, zeigte sich keine Reduktion des FCs durch eine Modifikation des ABs (Boutelle et al., 2014).
Limitationen
Die meisten der im Überblick enthaltenen Studien wurden an gesunden normalgewichtigen Studierenden durchgeführt und lassen daher keine Generalisierung auf andere gesunde oder klinische Populationen zu. Auch liegen zu manchen Interventionen bisher nur vereinzelte Studien vor, sodass die Ergebnisse als vorläufig betrachtet werden sollten. Darüber hinaus wurden nur in wenigen Studien subklinische oder klinische Populationen betrachtet, sodass der Nutzen der hier vorgestellten Trainings für Personen mit Essstörung unklar bleibt. Am ehesten liefern die Studien Hinweise für einen Nutzen zur Behandlung der BES, während Personen mit BN, welche ebenfalls unter mit FC einhergehenden Essanfällen leiden (Waters et al., 2001), nur in einer Studie untersucht wurden. Ziel künftiger Studien ist es daher, die Wirksamkeit dieser Interventionen in Bezug auf die Reduktion des FCs bei Personen mit BES oder BN zu untersuchen. Darüber hinaus wurden nur in vier Studien Stichproben mit Kindern und Jugendlichen betrachtet. Daher lässt sich bisher kaum abschätzen, welche Interventionen bereits im Kindes- und Jugendalter eingesetzt werden sollten bzw. welche sich besonders für diese Population eignen. Daher sollte in zukünftigen Studien die Entwicklungsperspektive vermehrt in den Fokus gestellt werden.
Die hohe Varianz bzgl. der angewandten Methoden (z. B Anzahl der Sitzungen), der verwendeten Versuchsdesigns (z. B Messwiederholungsdesign oder RCT) und der KGs (z. B WL-KG oder Vergleichstraining) erschwert die Interpretation der Daten. Letztlich wurde in vielen Studien die Veränderung des FCs direkt nach einer ein malig durchgeführten Intervention in einem Laborsetting erhoben. Nur in fünf Studien zur FC-Regulation wurde eine Follow-Up-Messung durchgeführt. Dabei zeigte sich in einer Studie auch zwei Wochen nach Durchführung der
Intervention eine Reduktion der Nahrungsaufnahme durch ein Imaginationsverfahren (Andrade et al., 2016). In zwei Studien, in denen ein EEG-basiertes Neurofeed backtraining an einer gesunden erwachsenen Stichprobe durchgeführt wurde, zeigte sich erst im vier- bzw. dreiMonats-Follow-Up eine Reduktion des trait FCs (Impera tori et al., 2017; Schmidt & Martin, 2015). Auch in einer weiteren Studie zum Neurofeedbacktraining wurde ein drei-Monats-Follow-Up durchgeführt (Schmidt & Martin, 2016). Allerdings wurden hier keine Ergebnisse für die Variable FC berichtet. Durch ein nahrungsspezifisches Inhibitionstraining konnte bei Patienten mit BES vier Wochen nach Ende des drei Sitzungen umfassenden Trai nings keine Reduktion des trait FCs gezeigt werden (Giel et al., 2017). Insgesamt können also noch keine Aussagen über langfristige Auswirkungen und die Übertragbarkeit auf den Alltag sowie die klinischen Einsatzmöglichkeiten getroffen werden. Zusammenfassend kann unter Beachtung der Vorläufigkeit der Ergebnisse sowie der Limitationen angenommen werden, dass einige der vorgestellten Interventionen ein Potential zur spezifischen Reduktion von FC haben und darüber hinaus bei Patienten mit Essstörungssymptomatik auch Auswirkungen auf die Reduktion von Essanfällen haben können. Reiz-Expositionsverfahren können hilfreich sein, um gelernte Reiz-Reaktions-Assoziationen zu löschen und so die Stimuluskontrolle innerhalb einer von Nahrungsmittelreizen überfluteten Umwelt zu erhöhen. Das Erlernen von kognitiven Strategien zum Umgang mit FC kann betroffenen Personen dabei helfen, sich in der akuten FC-Situation selbst zu regulieren, wodurch möglicherweise auch das Gefühl der Selbstwirksamkeit (Bandura, 1977) gestärkt werden kann. Trainings zu ABModifikation setzen bereits zu einem früheren Zeitpunkt in der Informationsverarbeitung an, indem sie versuchen, die Aufmerksamkeitslenkung (Zuwendung und Aufrechterhaltung) zu steuern. Auch dies kann den kognitiv-behavioralen Modellen zur Aufrechterhaltung von Essstörungen (Williamson et al., 2004) entsprechend hilfreich sein, um den Teufelskreis zwischen körperbezogenem Selbstschema, kognitiven Verzerrungen und störungsaufrechterhaltendem Verhalten zu durchbrechen und so eine bessere Kontrolle über die Nahrungsumgebung zu erhalten. Dabei stellen diese Trainings keine alleinstehende Intervention zur Behandlung von Essstörungen dar, sondern setzen nur an einem spezifischen Punkt, dem FC an. Interventionen, für welche sich bisher bei gesunden normaloder übergewichtigen Populationen eine FC-Reduktion zeigte, bieten Ansatzpunkte zur Weiterentwicklung von Behandlungsmethoden für Personen mit Essstörungen.
Die Rolle möglicher Moderatoren der Wirksamkeit, sowohl populationsbasiert (z. B BMI, Alter, Geschlecht, Essstörungsdiagnose), als auch interventionsbasiert (z. B Dauer und Intensität des Trainings / der Exposition, Anzahl der Wiederholungen, Kontext), sollten in zukünftigen Studien mehr Berücksichtigung finden. In diesem Zusammenhang sollten in zukünftigen Studien vermehrt auch die langfristi gen Effekte der Interventionen mittels Follow-Up-Erhebungen sowie die Anwendbarkeit auf Situationen im Alltag, in denen ein erhöhtes FC erlebt wird, betrachtet werden. Außerdem werden wissenschaftliche Untersu chungen bezüglich der Notwendigkeit von therapeutischer Begleitung (guidance) im Rahmen der vorgestellten Inter ventionsmethoden bzw. wie diese Interventionen bestmöglich in bestehende, manualisierte Behandlungsansät
Ausblick
ze integriert werden können, benötigt.
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Dr. Ines Wolz
Klinische Psychologie und Psychotherapie Universität Tübingen Schleichstr. 4 72070 Tübingen Deutschland
ines.wolz@uni-tuebingen.de
CME-Fragen
1. Der Begriff „Food Craving“ ist definiert durch … a. … ein einmalig auftretendes, intensives und drängendes
Verlangen ein bestimmtes Nahrungsmittel oder eine bestimmte Gruppe von Nahrungsmitteln zu konsumieren. b. … ein regelmäßig wiederkehrendes, intensives und drängendes Verlangen ein bestimmtes Nahrungsmittel oder eine bestimmte Gruppe von Nahrungsmitteln zu konsumieren. c. … ein einmalig auftretendes, leichtes und regulierbares
Gefühl ein bestimmtes Nahrungsmittel oder eine bestimmte Gruppe von Nahrungsmitteln konsumieren zu wollen. d.… ein regelmäßig wiederkehrendes, leichtes und regulierbares Gefühl ein bestimmtes Nahrungsmittel oder eine bestimmte Gruppe von Nahrungsmitteln konsumieren zu wollen. e. … ein durchgängig vorliegendes, intensives und drängendes Verlangen ein bestimmtes Nahrungsmittel oder eine bestimmte Gruppe von Nahrungsmitteln zu konsumieren.
2. Welcher der folgenden theoretischen Ansätze wird als einer der primären Entstehungsfaktoren in der
Ätiologie von Craving postuliert? a. Kognitive Dissonanz b. Klassische Konditionierungsprozesse c. Modelllernen d.Abstinenzhypothese e. Emotionsregulationsmodelle
3. Welche Wirkmechanismen werden bezüglich der kognitiven Regulationsstrategien Neubewertung und Unterdrückung angenommen? a. Durch klassische und operante Prozesse erworbene
Kopplung zwischen Reiz und Reaktion zu unterbrechen. b. Top-down Beeinflussung der Salienz von Nahrungsmittelreizen. c. Bottom-Up Beeinflussung der Salienz von Nahrungsmittelreizen. d.Genauer zwischen externalen Reizen (Essensreiz) und internalen Reizen (Hunger) zu unterscheiden. e. Veränderung der neuronalen Oszillations-Frequenz.
4.In welche beiden Gruppen können Trainings zur
Modifikation von exekutiven Funktionen zur Craving Reduktion unterteilt werden? a. Trainings zur Akzeptanz des Cravings und Trainings zur
Erhöhung der Inhibitionsleistung. b. Trainings zur Akzeptanz des Cravings zur Trainings zur
Verringerung der Inhibitionsleistung. c. Trainings zur Erhöhung der Inhibitionsleistung und
Trainings zur Modifikation von Aufmerksamkeitsverzerrungen. d.Trainings zur Verringerung der Inhibitionsleistung und
Trainings zur Modifikation von Aufmerksamkeitsverzerrungen. e. Trainings zur Stabilisierung von automatischen Aufmerksamkeitsprozessen und Trainings zur Verringerung der Inhibitionsleistung
5. Welche Aussage lässt sich bezüglich der Wirksamkeit der Interventionen in Bezug auf die Reduktion von Craving und die Reduktion des Nahrungsmittelkonsums treffen? a. Trainings zur Modifikation von Aufmerksamkeitsverzerrungen, die Craving reduzieren, verringern auch den
Nahrungsmittelkonsum. b. Kognitive Regulationsstrategien, die Craving reduzieren, verringern auch den Nahrungsmittelkonsum. c. Trainings zur Modifikation von Aufmerksamkeitsverzerrungen verringern weder das Craving noch den Nahrungsmittelkonsum. d.Kognitive Regulationsstrategien verringern den Nahrungsmittelkonsum, nicht aber das Craving. e. Trainings zur Modifikation von Aufmerksamkeitsverzerrungen reduzieren Craving, nicht aber den Nahrungsmittelkonsum.
Um Ihr CME-Zertifikat zu erhalten (mind. drei richtige Antworten) schicken Sie bitte den ausgefüllten Fragebogen mit einem frankierten Rückumschlag bis zum 13.02.2019 an die untenstehende Adresse. Später ein treffende Antworten können nicht mehr berücksichtigt werden.
Fortbildungszertifikat
Die Ärztekammer Niedersachsen erkennt hiermit 2 Fortbildungspunkte an.
Stempel
Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie 01/2019
Datum Unterschrift
Prof. Dr. Franz Petermann
Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation der Universität Bremen Grazer Straße 6 28359 Bremen Deutschland
fpeterm@uni-bremen.de
«Interventionen zur Regulation von Food Craving» Die Antworten bitte deutlich ankreuzen!
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Ich versichere, alle Fragen ohne fremde Hilfe beantwortet zu haben.
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