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Die Assoziation sexueller Orientierung mit dem Körperbild, Essstörungen und der Körperdysmorphen Störung bei Männern Christoph O. Taube und Andrea S. Hartmann
from Leseprobe ZPPP
by Hogrefe
Themenschwerpunkt
Die Assoziation sexueller Orientierung mit dem Körperbild, Essstörungen und der Körperdysmorphen Störung bei Männern
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Christoph O. Taube und Andrea S. Hartmann
Institut für Psychologie der Universität Osnabrück
Zusammenfassung: Dieses Review stellt bisherige Kernbefunde und Trends hinsichtlich Unterschieden zwischen homosexuellen (HoM) und heterosexuellen Männern (HeM) im Körperbild entlang dessen drei Komponenten perzeptiv, kognitiv-affektiv und behavioral zusammenfassend dar. Außerdem wird ein vergleichender Überblick über die Auftretenshäufigkeit sowie Symptomatik von Essstörungen (ES) und der Körperdysmorphen Störung (KDS) gegeben. HoM weisen im Vergleich zu HeM kein insgesamt negativeres Körperbild, sondern negativere Ausprägungen auf einzelnen Facetten auf. Die Männer scheinen sich nicht in der Wahrnehmung des eigenen Körpers und der Diskrepanz zwischen tatsächlichem und idealem Körper zu unterscheiden. Bezüglich der Präferenz eines schlanken Körperideals liegen Inkonsistenzen vor. HoM zeigen im Selbstbericht eine höhere Ausprägung in Körperunzufriedenheit und Schlankheitsstreben als HeM. Hinsichtlich der Häufigkeit von Sportverhalten liegt ein inkonsistentes Bild vor, HoM berichten jedoch tendenziell ein stärkeres Vermeidungs- und Kontrollverhalten. Im Muskulositätsstreben scheinen sich die Männer nicht zu unterscheiden. Es kann nicht eindeutig davon ausgegangen werden, dass sich HoM und HeM in der Häufigkeit von ES voneinander unterscheiden, jedoch scheinen keine Häufigkeitsunterschiede bezüglich KDS zu bestehen. Demgegenüber liegt bei HoM tendenziell eine schwerere ES- und KDS-Symptomatik vor. Für eine umfassendere Sichtweise auf das Körperbild von und die Psychopathologie von ES und KDS bei HoM und HeM sowie individuellere Gestaltung von Interventionen, ist weitere Forschung notwendig. Diese sollte insbesondere wenig untersuchte Konstrukte wie Definiertheitsstreben, kognitive Verzerrungen, Investmentverhalten und Essanfälle sowie potenzielle mediierende Faktoren wie bspw. die Zugehörigkeit zur schwulen Community (inklusive Subgruppen) einschließen.
Schlüsselwörter: Sexuelle Orientierung, Körperbild, Essstörungen, Körperdysmorphe Störung, Männer
The Association between sexual orientation and body image, eating disorders, and body dysmorphic disorder in men
Abstract: This review summarizes core findings and trends regarding differences in perceptual, cognitive-affective and behavioral components of body image between homosexual (HOM) and heterosexual men (HEM). Furthermore, it provides a comparison of prevalences and symptoms of eating disorders (ED) and body dysmorphic disorder (BDD). There is no evidence for more negative body image in general in HOM compared to HEM. There are no differences in the way one's body is perceived and with regard to the discrepancy between the actual and ideal body. Further there are inconsistencies regarding group differences in preference for a thinner body type. However, HOM report greater body dissatisfaction and drive for thinness. While there are inconsistencies concerning the difference in the frequency of exercising, HOM show stronger avoidance and checking behaviors. Findings regarding drive for muscularity show no difference between the men. Moreover, no clear conclusion can be drawn with regard to the prevalence of ED, and there is no difference in prevalence of BDD. Nevertheless, there seems to be a trend towards more severe ED and BDD symptoms in HOM. For a more comprehensive understanding of body image, ED and BDD psychopathology in HOM and HEM, and to develop individualized interventions, more research is needed. Of particular interest are constructs that have been neglected, e.g., drive for leanness, cognitive bias, investment in one's own body, binge eating, and potentially mediating factors, e.g., affiliation with the gay community (including subgroups).
Keywords: Sexual orientation, body image, eating disorders, body dysmorphic disorder, men
Die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper ist weit verbreitet: 42 % der Teilnehmerinnen und 27 % der Teilnehmer an einer Studie von Buhlmann und Kolleg*innen (2010) be richteten davon, stark besorgt bezüglich mindestens eines ihrer Körperteile zu sein. Ein negatives Körperbild stellt ein Kernmerkmal bei den Essstörungen (ES) Anorexia (AN) und Bulimia Nervosa (BN), der Körperdysmorphen Störung (KDS; American Psychiatric Association [APA], 2013) und bei einer Subgruppe der Patient*innen mit Binge-EatingStörung (BES; Tuschen-Caffier, 2015) dar. Für eine passge -
naue Entwicklung von Präventions- und Interventionsangeboten im Körperbildbereich ist die Kenntnis assoziierter Faktoren relevant. Neben Unterschieden zwischen den Ge schlechtern (z. B. Kindes, 2006), könnte auch die sexuelle Orientierung bei einzelnen Personen einen Einfluss auf de ren Körperbild haben (bei Männern: z. B. Bosley, 2011). Aufgrund der fehlenden Untersuchung diverser Facetten des Körperbilds (unter Berücksichtigung der sexuellen Orientie rung) und methodischer Schwächen einiger Studien, kann die aktuelle Befundlage hinsichtlich besagter Assoziation auch bei Männern als eingeschränkt bewertet werden.
Das Körperbild wird definiert als mentale Repräsentation des eigenen Körpers und der eigenen Figur sowie der Gefühle, die damit einhergehen (Steinfeld, Bauer, Waldorf, Hartmann & Vocks, 2017). Dieses lässt sich in eine perzep tive, kognitiv-affektive und behaviorale Komponente untergliedern (z. B. Cordes, Bauer, Waldorf & Vocks, 2015). Die perzeptive Komponente, also die Wahrnehmung des eigenen Körpers, kann bei einer Störung des Körperbilds bspw. im Sinne einer Überschätzung eigener Körpermaße verzerrt sein (Farrell, Lee & Shafran, 2005). Die Bewer tung des eigenen Körpers und die Bedeutsamkeit, die diesem zugeschrieben wird, sind kennzeichnend für die kognitiv-affektive Komponente (Cash, 2011). Eine kognitive Körperbildstörung kann sich durch eine dysfunktionale kognitive Verarbeitung (Cserjési et al., 2010) und kognitive Verzerrungen (engl. cognitive bias) im Bereich der Auf merksamkeit (bspw. auf figurbezogene Stimuli; Cordes et al., 2015), des Gedächtnisses (Sebastian, Williamson & Blouin, 1996) und der Interpretation (Williamson, Perrin, Blouin & Barbin, 2000) äußern. Auf affektiver Ebene sind negative körperbezogene Emotionen, wie z. B. Angst und Scham (Tuschen-Caffier, Vögele, Bracht & Hilbert, 2003; Vocks, Legenbauer, Wächter, Wucherer & Kosfelder, 2007) sowie eine allgemeine Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper (Herpertz, de Zwaan & Zipfel, 2008) zu verzeich nen. Die behaviorale Komponente umfasst körperbezogene Verhaltensweisen (Tuschen-Caffier, 2015) wie Vermeidungsverhalten, das die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper verhindern soll (Rosen, Srebnik, Saltzberg & Wendt, 1991). Des Weiteren kann auch Kontrollverhal ten zur Überprüfung des eigenen Körpers (Reas, Whisenhunt, Netemeyer & Williamson, 2002) und ein ausgeprägtes Investment in den eigenen Körper in Form exzessiven Sporttreibens (Hilbert, de Zwaan & Brähler, 2012), einer „extrem“ gesunden Ernährungsweise (Barnes & Caltabia no, 2017) und von Aussehensveränderungen (Didie, Kuniega-Pietrzak & Phillips, 2010) vorliegen.
Homosexuelle Männer (HoM) scheinen im Vergleich zu heterosexuellen Männern (HeM) laut bisheriger Über sichtsarbeiten ein negativeres Körperbild (Bosley, 2011) und eine schwerere ES-Symptomatik (Calzo, Blashill, Brown & Argenal, 2017; Harvey & Robinson, 2003; Legen bauer, 2006) aufzuweisen. Diese Reviews liegen jedoch schon länger zurück und / oder haben meist nur einen Aus schnitt der Körperbildstörung oder assoziierter psychischer Störungen behandelt. Das Ziel vorliegender Übersichtsar beit ist, die aktuellen wissenschaftlichen Befunde hinsichtlich des Körperbilds von HoM und HeM erstmalig entlang dessen drei Komponenten zusammenzufassen. Weiterhin sollen die Forschungsergebnisse bezüglich der Auftretens häufigkeit und Schwere der Symptomatik von ES und KDS vergleichend dargestellt werden. Dies soll Implikationen für weitere Forschungsansätze ausdifferenzieren und eine zielgruppenspezifischere Gestaltung notwendiger Präven tions- und Interventionsangebote ermöglichen.
Methoden
Die Literaturrecherche über die Plattformen Psyndex, PsycInfo, PsycArticles, Psychology and Behavioral Sciences Collection (PBSC) und PubMed erstreckte sich bis Mai 2018. Die folgenden Suchwörter wurden verwendet: sexual orientation and body image / body image disturbance / eating disorders / anorexia nervosa / bulimia nervosa / binge eating disorder / body dysmorphic disorder, homosexual / sexual minority men and body image / body image disorder / eating disorders / anorexia nervosa / bulimia nervosa / binge eating disorder / body dysmorphic disorder. Es wurden nur Studien, die HoM und HeM miteinander verglichen berücksichtigt –ebenso, wenn HoM und bisexuelle Männer zu einer Gruppe zusammengefasst wurden. Daneben wurden keine weiteren Ein- und Ausschlusskriterien wie bspw. der Zeitpunkt der Veröffentlichung festgelegt, um eine möglichst breite Übersicht geben zu können.
Unterschiede im Körperbild zwischen homosexuellen und heterosexuellen Männern
Perzeptive Komponente des Körperbilds
Das perzeptive Körperbild wurde bei HoM und HeM bisher mittels Figurratings (Silhouettenverfahren) erfasst. Diese bestehen aus gezeichneten Silhouetten unterschiedlichen Körperfett- und / oder Muskulaturausmaßes zur Einschät zung des tatsächlichen und idealen Körpers. Die häufigsten Verfahren zur Messung der Körperfettdimension waren die Body Size Drawings (BSD; Stunkard, Sørensen & Schulsin ger, 1980; adaptiert: Fallon & Rozin, 1985), die Contour Drawing Rating Scale (CDRS; Thompson & Gray, 1995)
und das Bodybuilder Image Grid Original (BIG-O; Hildebrandt, Langebucher & Schlundt, 2004). Die Muskulositätsdimension wurde mittels des BIG-O erfasst.
Es ergeben sich keine Unterschiede zwischen HoM und HeM hinsichtlich der Auswahl der tatsächlichen Silhouette und somit in der perzeptiven Komponente im engeren Sinn (Boroughs & Thompson, 2002; Gil, 2007; Herzog, Newman & Warshaw, 1991; Williamson & Hartley, 1998). Betrachtet man die ausgewählte ideale Silhouette, ergibt sich ein inkonsistenteres Bild. Unter Anwendung der BSD innerhalb der Allgemeinbevölkerung konnten Tiggemann, Martins und Kirkbride (2007) zeigen, dass die 134 untersuchten HoM (durchschnittliches Alter [DA]: 34 Jahre) eine signifikant schlankere Silhouette auswählten als die 119 HeM (DA: 31). Dies wird auch im Rahmen einer anderen Studie berichtet, in der 41 junge HoM (DA: 19.5), die vorwiegend aus LGBTI* 1 -Jugendgruppen rekrutiert wurden, mit 42 heterosexuellen Studenten (DA: 19) ebenfalls anhand der BSD verglichen wurden (Williamson & Hartley, 1998). Damit einhergehend berichtet Gil (2007) nach der Untersuchung von 75 homo- und 105 heterosexuellen Studenten (DA: 23) mittels der CDRS über gleiche Ergebnisse. Allerdings unterschieden sich die im Rahmen der Studie von Boroughs und Thompson (2002) anhand der CDRS verglichenen 47 homosexuellen Nicht-Studenten keineswegs von den 87 heterosexuellen Studenten hinsichtlich der Auswahl einer idealen Silhouette (Alter nicht aufgeführt). Die gleichen Ergebnisse resultierten bei Herzog und Kolleg*innen (1991), die 43 überwiegend aus LGBTI*-Organisationen und -Bars rekrutierte HoM (DA: 24) mit 32 per Zeitungsannoncen rekrutierten HeM (DA: 25) mittels einer adaptierten Version der Male Figure Drawings (Fallon & Rozin, 1985) verglichen.
Die Diskrepanz zwischen der Auswahl der tatsächlichen und idealen Silhouette wird als Körperunzufriedenheit auf der perzeptiven Körperbildebene interpretiert (z. B. Bo roughs & Thompson, 2002) und könnte damit auch als Teil der kognitiv-affektiven Komponente gesehen werden. Hin sichtlich der Körperfettdimension konnte Siever (1994) durch den Vergleich von 59 homosexuellen Studenten (DA: 26), die größtenteils aus LGBTI*-Studierendenorganisatio nen rekrutiert wurden, mit 63 heterosexuellen Studenten (DA: 22) mittels der BSD eine größere Diskrepanz bei den HoM zeigen. Diesen Befund konnten auch weitere Studien berichten (Gil, 2007; Williamson & Hartley, 1998). Dem gegenüber unterschieden sich die von Legenbauer und Kolleg*innen (2009; Deutschland) anhand der CDRS un tersuchten 82 HoM nicht hinsichtlich dieser Diskrepanz von den 61 HeM (DA: 29). Dieses Ergebnis wird von Beren, Hayden, Wilfey und Grilo (1996) durch den Vergleich von 58 HoM (DA: 30), die hauptsächlich aus LGBTI*-Organisa tionen stammen, und 58 heterosexuellen Studenten (DA: 19) mittels der BSD bestätigt. Damit einhergehend konnte in einer weiteren Studie unter Anwendung des BIG-O kein Unterschied zwischen den 75 homo- und 129 heterosexuel len Studenten (DA: 20.5) gezeigt werden (Smith, Hawkeswood, Bodell & Joiner, 2011). Ein nicht vorliegender Unterschied zwischen den Männergruppen in dieser Diskrepanz konnte auch in zahlreichen anderen Forschungsarbeiten berichtet werden (z. B. Boroughs & Thompson; 2002; Her zog et al., 1991; Tiggemann et al., 2007). Hinsichtlich der Muskelmassedimension scheint kein Unterschied zu be stehen (Smith et al., 2011).
Kognitiv-affektive Komponente des Körperbilds
Der Großteil vergangener Forschung beschäftigte sich mit dem kognitiv-affektiven Körperbild in Form von Körperun zufriedenheit. Die vorwiegend eingesetzten Messinstrumente waren die aus dem Eating Disorder Inventory (EDI; Garner, Olmstead & Polivy, 1983) bzw. EDI-2 (Garner, 1991) stammende Skala Body Dissatisfaction und die dem Multi dimensional Body-Self Relations Questionnaire (MBSRQ ; Cash, 2000) zugehörige Skala Appearance Evaluation.
Im Rahmen einer Studie von Martins, Tiggemann und Kirkbride (2007) wurden 98 HoM, die aus LGBTI*-Organisationen und per Zeitungsannoncen sowie Radiosendungen rekrutiert wurden, mit 103 HeM, hauptsächlich Studenten und rekrutiert per Zeitung, Radio sowie aus Vereinen, anhand der Skala Body Dissatisfaction (EDI) und der Body Esteem Scale (BES; Franzoi & Shields, 1984) verglichen (Altersrange: 16 bis 40 Jahre). Die HoM gaben signifikant höhere Werte auf beiden Skalen an als die HeM, was hinsichtlich einer stärkeren Körperunzufriedenheit interpretiert werden kann. Dieses Ergebnis konnte durch weitere Forschungsarbeiten mittels der Skala Body Dissatisfaction (EDI) gezeigt werden (Beren et al., 1996; Siever, 1994). Damit einhergehend erreichten innerhalb einer anderen Studie die 52 HoM (DA: 33), rekrutiert per Gay Times Magazine, signifikant höhere Werte auf der Skala Body Dissatisfaction (EDI-2) als die 51 aus der Allgemeinbevölkerung rekrutierten HeM (DA: 34; Yelland & Tiggemann, 2003). Unter Verwendung der Skala Appearance Evaluation (MBSRQ ) konnte dieser Trend bestätigt werden. Aus dem von McArdle und Hill (2009) durchgeführten Vergleich von per Schneeballprinzip rekrutierten 82 HoM und 54 HeM (DA: 32) resultierten signifikant höhere Werte bei den HoM. Eine weitere Studie, die 130
1 Lesbian, gay, bisexual, transgender, intersexual*
HoM (DA: 35) mit 646 HeM (DA: 29) ebenfalls anhand dieser Skala miteinander verglich, konnte gleiches berichten (Peplau et al., 2009).
Im Einklang dessen stehen die Ergebnisse weiterer Studien, bei denen andere Messinstrumente Anwendung fanden. Hinsichtlich des von den Autor*innen einer Forschungsarbeit eigens konstruierten Instruments Male Eating Behavior and Body Image Evaluation (MEBBIE) zur Erfassung von u. a. Körperunzufriedenheit (Kaminski & Caster, 1994; Kaminski et al., 2002) erreichten die 25 HoM signifikant höhere Werte auf dieser Facette als die 25 HeM (DA: 31) mit überwiegend akademischem Hintergrund (Kaminski, Chapman, Haynes & Own, 2005). Unter Verwendung der Body Satisfaction Scale (BSS; Slade, Dewey, Newton, Brodie & Kiemle, 1990) berichten Williamson und Hartley (1998) ebenfalls signifikant höhere Werte der HoM. Eine weitere Studie, die 116 nicht-HeM (davon 101 homosexuell) mit 130 HeM – hauptsächlich Studenten (DA: 21) und rekrutiert aus LGBTI*-Organisationen und dem Internet – mittels des Body Shape Questionnaire (BSQ ; Cooper, Taylor, Cooper & Fairburn, 1987) verglich, berichtete signifikant höhere Ausprägungen der nichtHeM (Yean et al., 2013).
Dagegen liegen Studien vor, die den besagten Unterschied nicht berichten können. So unterschieden sich die von Cella, Iannaccone, Ascione und Cotrufo (2010) untersuchten 85 HoM (DA: 27), überwiegend aus LGBTI*-Organisationen stammend, nicht signifikant in der Ausprägung auf der Skala Body Dissatisfaction (EDI-2) von den 85 demografisch ähnlichen HeM (DA: 29), die hauptsächlich Studenten waren. Des Weiteren konnte im Rahmen anderer Studien kein signifikanter Unterschied zwischen den Männern in dieser Skala (EDI; Herzog et al., 1991) und der BES (Yelland & Tiggemann, 2003) gezeigt werden.
Ein ebenfalls häufig untersuchtes eher kognitives Konstrukt stellt das Streben nach Schlankheit (engl. drive for thinness; Paul & Thiel, 2005) dar. Bereits beschriebene Studien konnten zeigen, dass HoM signifikant höhere Ausprägungen im Schlankheitsstreben, erfasst mit der Drive for Thinness Scale unterschiedlicher Versionen des EDI, als HeM aufwiesen (Cella et al., 2010: EDI-2; Kaminski et al., 2005: MEBBIE; Martins et al., 2007: EDI; Siever, 1994: EDI; Yelland & Tiggemann, 2003: EDI-2). Demgegenüber liegen Forschungsarbeiten vor, in denen sich die HoM und HeM nicht unterschieden (Boroughs & Thompson, 2002: EDI-2; Herzog et al., 1991: EDI; Yean et al., 2013: EDI-2). Vergleichende Befunde zum Streben nach Muskulosität (engl. drive for muscularity; Waldorf, Cordes, Vocks & McCreary, 2014) werden im Rahmen der behavioralen Körperbildkomponente zusammengefasst. Weiterhin fehlen bislang Studien zum Streben nach einem definierten Körper, der schlank und gleichzeitig durchtrainiert ist (engl. drive for leanness; Smolak & Murnen, 2008).
In Bezug auf die der kognitiven Körperbildebene zugehörigen Konstrukte der gedanklichen Abwertung des eigenen Körpers und kognitiven Verzerrungen existieren bisher keine (vergleichenden) Befunde. Es liegen zwar Studien vor, die den Aufmerksamkeitsbias bei Männern untersucht haben, jedoch ohne explizite Berücksichtigung der sexuellen Orientierung (z. B. Cordes, Vocks, Düsing, Bauer & Waldorf, 2016).
Behaviorale Komponente des Körperbilds
Die behaviorale Komponente des Körperbilds wurde bisher am wenigsten untersucht. Die im Rahmen einer bereits oben ausgeführten Studie von Yelland und Tiggemann (2003) untersuchten HoM gaben signifikant seltener als die HeM an, regelmäßig Sport zu treiben (75 % vs. 86.3 %). Da rüber hinaus unterschieden sich die Männergruppen in der Bewertung möglicher Beweggründe hinsichtlich ihres Sportverhaltens voneinander. Die HoM bewerteten im Ver gleich zu den HeM die Beweggründe Gewichtskontrolle, Fitness, Stimmung, Gesundheit, Attraktivität, Muskelauf bau und Körperstraffung als signifikant bedeutender, wohingegen sich kein Unterschied in Vergnügen ergab. Damit einhergehend unterschieden sich die an einer anderen Stu die teilgenommenen HoM und HeM nicht signifikant in ihrer Ausprägung auf der Overexercise Scale des MEBBIE, die zur Erfassung von zwanghaftem Trainingsverhalten dient, voneinander (Kaminski et al., 2005). Die weiteren Formen von Investmentverhalten (Aussehensveränderung, Ernährung) wurden bisher nicht vergleichend untersucht.
Der Erforschung von Unterschieden zwischen den Männergruppen im Vermeidungs- und Kontrollverhalten widmeten sich bisher lediglich Cella und Kolleg*innen (2010). Die untersuchten HoM erreichten signifikant höhere Ausprägungen auf den Skalen Compulsive Self Monitoring (beinhaltet Bodychecking-Verhalten) und Avoidance des Body Uneasiness Test (BUT; Cuzzolaro, Vetrone, Marano & Battacchi, 1999).
Ein weiteres behaviorales aber auch kognitives Konstrukt stellt das Streben nach Muskulosität dar. Es lässt sich in sei ner Gesamtheit keiner Komponente zuordnen, außer, man gliedert es in die zwei Skalen der muskulaturbezogenen Verhaltensweisen und Kognitionen auf (Waldorf et al., 2014). Bisherige Studien verglichen HoM und HeM jedoch ausschließlich anhand der Gesamtskala miteinander. Ka minski und Kolleg*innen (2005) berichten unter Anwendung der Drive for Muscularity Scale (DMS) des MEBBIE von signifikant höheren Ausprägungen bei HoM im Ver gleich zu HeM. Andererseits konnte dieser Unterschied in weiteren Studien mittels der DMS nicht gezeigt werden (Martins et al., 2007: DMS von Yelland & Tiggemann, 2003; Yean et al., 2013: DMS von McCreary & Sasse, 2000).
Essstörungen
Auftretenshäufigkeit von ES-Diagnosen
Feldman und Meyer (2007) verglichen mittels venuebased sampling 193 HoM und bisexuelle Männer mit 63 HeM (DA: 32) hinsichtlich ihrer Lebenszeitprävalenz für eine AN, BN, BES und irgendeine ES sowie deren subklinischen Formen anhand der 19. Version des World Mental Health-Composite International Diagnostic Interview (WHM-CIDI; Kessler & Üstün, 2004) miteinander. Die Kriterien des WHM-CIDI für die Diagnose o. g. ES sind an die des DSM-IV angelehnt, wobei sie sich z. B. hinsichtlich der Erkrankungsdauer der BES unterscheiden (WHM-CIDI: mind. drei Monate vs. DSM-IV: mind. 6 Monate; Hudson, Hiripi, Pope & Kessler, 2007). Die Autor*innen berichten, dass die HoM und bisexuellen Männer im Vergleich zu den HeM eine signifikant höhere Lebenszeitprävalenz für eine BN (6.2 % vs. 0 %), subklinische BN (9.3 % vs. 0 %) und irgendeine subklinische ES (15,5 % vs. 4.6 %) aufwiesen (Feldman & Meyer, 2007).
Dieser Trend wird von Diemer, Grant, Munn-Chernoff, Patterson und Duncan (2015) im Rahmen einer retrospektiven Studie bestätigt. Die Autor*innen analysierten die Daten von 5 977 nicht-hetero- und 91 599 heterosexuellen Studenten (DA: 20). Die Teilnehmer sollten die Frage, ob sie innerhalb der letzten 12 Monate eine Diagnose der AN / BN erhalten haben oder diesbezüglich therapiert wurden mit „ja“ oder „nein“ beantworten. Diese Frage bejahten mit 2.06 % die nicht-HeM signifikant häufiger als die HeM mit 0.55 % (Diemer et al., 2015). Innerhalb einer weiteren Studie wurden anhand eines Datensatzes von 642 Militärveteranen mittels der Eating Disorder Diagnostic Scale (EDDS; Stice, Telch & Rizvi, 2000) wahrscheinliche ES-Diagnosen berechnet (Bankoff, Richards, Bartlett, Wolf & Mittchel, 2016). Da sich jedoch nur 24 Männer als nicht-heterosexuell identifizierten, konnte aufgrund fehlender Power kein möglicher Gruppenunterschied untersucht werden (Bankoff et al., 2016). Ming und Kolleg*innen (2014) untersuchten die Daten aller männlichen Patienten der Eating Disorder Clinic des Singapore General Hospital von 2003 bis 2012 und identifizierten 72 ES-Patienten (AN: 36 %; BN: 33.3 %; ES nicht näher bezeichnet: 30.5). Es bezeichneten sich 63.9 % dieser Patienten als hetero- und 15.3 % als homo- oder bisexuell. Laut den Autor*innen sind die nicht-HeM in dieser klinischen Stichprobe im Vergleich zu ihrem prozentualen Anteil an der lokalen Gesamtbevölkerung überrepräsentiert, was jedoch nicht eindeutig für eine häufigere ES-Diagnose bei nicht-HeM gegenüber HeM spricht (Ming et al., 2014). Allerdings konnte dieser Trend wiederum bereits von weiter zurückliegenden Studien gezeigt werden (z. B. Carlat, Camargo & Herzog, 1997: BN; Herzog, Norman, Gordon & Pepose, 1984: AN und BN).
Globale ES-Symptomatik
Russell und Keel (2002) verglichen 58 HoM (DA: 29) mit 64 HeM (DA: 26) aus der Allgemeinbevölkerung mittels des Eating Attitudes Test-26 (EAT-26; Garner, Olmsted, Bohr & Garfinkel, 1982). Die HoM wiesen signifikant höhere Werte auf (Russel & Keel, 2002). Dieser Trend einer schwereren globalen ES-Symptomatik konnte durch weitere bereits o. g. Studien mittels EAT-26 (Siever, 1994; Williamson & Hartley, 1998; Yean et al., 2013) und Eating Disorder Examination Questionnaire 4 (EDEQ 4; adaptiert vom Eating Disorder Examination Interview; Fairburn & Beglin, 1994; Fairburn & Cooper, 1993; Smith et al., 2011) bestätigt werden.
Essanfälle
Laska und Kolleg*innen (2015) untersuchten mittels einer Querschnittsanalyse die Daten von 361 homo- (DA: 25) und 11 630 heterosexuellen Studenten (DA: 26), die von 2007 bis 2011 am College Student Health Survey Minnesota teilnahmen. Die HoM berichteten mit 21.1 % signifikant häufiger als die HeM mit 11.4 % über einen Essanfall innerhalb der letzten 30 Tage (Laska et al., 2015). Eine weitere Studie konnte ebenfalls zeigen, dass die untersuchten 81 homosexuellen Jugendlichen mit 25 % im Vergleich zu den 212 heterosexuellen mit 10.6 % signifikant häufiger angaben, jemals einen Essanfall erlitten zu haben (French, Story, Remafedi, Resnick & Blum, 1996). Demgegenüber konnten Cella und Kolleg*innen (2010) keinen Unterschied zwischen den Männern nachweisen.
Purgingverhalten
Matthews-Ewald, Zullig und Ward (2014) untersuchten 1 653 homo- und 34 568 heterosexuelle Studenten (DA: 22), die von 2008 bis 2009 am American College Health Association National College Health Assessment teilnahmen. Die Autor*innen berichten, dass die HoM 4.5-mal häufiger als die HeM angaben, sich innerhalb der letzten 30 Tage erbrochen oder Laxanzien genommen zu haben (Matthews-Ewald et al., 2014). Diesen Eindruck bestärkt eine zusammenfassende Analyse der Datensätze von Jugendlichen des Massachusetts Youth Risk Behaviour Survey von 1999 bis 2013 (Watson, Adjei, Saewyc, Homma & Goodenow, 2017). Innerhalb dieser Jahre beschrieben sich 94 % bis 95.4 % der Jugendlichen (DA: 16) als hetero- und 0.8 % bis 2.1 % als homosexuell. Die homosexuellen Jugendlichen gaben über die Jahre hinweg 5- bis 5.78-mal häufiger als die heterosexuellen an, innerhalb der letzten 30 Tage Purgingverhalten gezeigt zu haben (Watson et al.,
2017). Eine weitere Studie untersuchte die Daten von 149 homo- und 11 821 heterosexuellen Jugendlichen (DA: 16), die von 2005 bis 2007 am Youth Risk Behaviour Surveillance System Survey (YRBSS) teilnahmen (Austin, Nelson, Birkett, Calzo & Everett, 2013). Purgingverhalten wurde von den homosexuellen Jugendlichen innerhalb der letzten 30 Tage 5.21-mal häufiger als von den heterosexuellen gezeigt (Austin et al., 2013). Demgegenüber unterschieden sich die Jugendlichen in der Studie von French und Kolleg*innen (1996) nicht in der Häufigkeit von Purgingverhalten.
Restriktives Essverhalten
Conner, Johnson und Grogan (2004) verglichen 28 HoM (DA: 24) mit 30 HeM (DA: 23), die durch persönlichen Kontakt in Bars rekrutiert wurden, anhand der Skala Restrained des Dutch Eating Behaviour Questionnaire (DEBQ ; van Strien, Frijters, Bergers & Defares, 1986) miteinander. Die HoM erreichten signifikant höhere Werte als die HeM (Conner et al., 2004). Dieser Trend konnte im Rahmen einer weiteren Studie mittels der Skala Restraint des EDEQ 4 bestätigt werden (Smith et al., 2011). Ebenso berichten Matthews-Ewald und Kolleg*innen (2014) von 1.5-mal häufigerem Diätverhalten (innerhalb der letzten 30 Tage) bei HoM gegenüber HeM. In einer anderen Studie konnte jedoch kein Unterschied zwischen den Männern im Diätverhalten verzeichnet werden (Cella et al., 2010). Die homosexuellen Jugendlichen einer anderen Forschungsarbeit gaben zwischen den Jahren 1999 bis 2013 an, 2.82- bis 4.03-mal häufiger als die heterosexuellen innerhalb der letzten 30 Tage 24 Stunden oder länger, keine Nahrung zu sich genommen zu haben (Fasten; Watson et al., 2017).
Einnahme gewichtsreduzierender Supplemente
Im Rahmen der Studie von Matthews-Ewald und Kolleg*innen (2014) berichteten die HoM im Vergleich zu den HeM, innerhalb der letzten 30 Tage 2.3-mal häufiger Diätpillen konsumiert zu haben. Ein ähnliches Bild zeigt eine weitere Studie, in der homosexuelle Jugendliche einen innerhalb der letzten 30 Tage 4.33-mal häufigeren Konsum als die heterosexuellen angaben (Austin et al., 2013). Ebenso berichten Watson und Kolleg*innen (2017) zwischen 1999 und 2013 einen 2.7- bis 5.98-mal häufigeren Konsum von Diätsubstanzen bei homo- gegenüber heterosexuellen Jugendlichen.
Körperdysmorphe Störung
Boroughs, Krawczyk und Thompson (2010) verglichen 42 homo- und 302 heterosexuelle Studenten (DA: 21) anhand der Body Dysmorphic Disorder Examination, Self-Report (BDDE-SR; Rosen & Reiter, 1996) miteinander. Die HoM erreichten mit 2.4 % eine vergleichbare Punktprävalenz wie die HeM mit 2.3 %. Demgegenüber zeigten die HoM im Vergleich zu den HeM in der BDDE-SR eine signifikant schwerere KDS-Symptomatik (Boroughs et al., 2010). Darüber hinaus existieren bisher keine vergleichenden Ergebnisse hinsichtlich einer KDS des Subtyps Muskeldysmorphie.
Diskussion
Der nach dem Großteil bisheriger Forschung entstandene Eindruck eines insgesamt negativeren Körperbilds bei HoM kann nicht bestätigt werden. Differenziert betrachtet, weisen HoM gegenüber HeM negativere Ausprägungen auf einzelnen Facetten des Körperbilds auf. Auf perzeptiver Körperbildebene scheinen sich die Männer nicht darin zu unterscheiden, wie sie ihren eigenen Körper wahrnehmen; ebenso hinsichtlich der Tatsächlich-idealDiskrepanz. Demgegenüber liegen bezüglich der Präferenz eines schlanken Körperideals, wahrscheinlich basierend auf unterschiedlichen verwendeten Verfahren und sich in unterschiedlichen Variablen unterscheidenden Untersuchungsgruppen, Inkonsistenzen vor. Es kann also davon ausgegangen werden, dass sich die Männer eher nicht in perzeptiver Körperunzufriedenheit im engeren und weiteren Sinn unterscheiden. Diese Ergebnisse können nicht mit denen anderer Übersichtsarbeiten verglichen werden, da keine klare Unterteilung des Körperbilds vorgenommen wurde (Harvey & Robinson, 2003; Legenbauer, 2006). Sie stehen jedoch im Kontrast zu den Resultaten der bisher einzigen metaanalytischen Untersuchung von M. A. Morrison, T. G. Morrison und Sager (2004), die eine stärkere perzeptive und kognitiv-affektive Körperunzufriedenheit bei HoM berichtete (Effektstärke: .29). Die Unterschiede sind wahrscheinlich auch auf die fehlende Differenzierung der Komponenten im Vergleich zur vorliegenden Studie zurückzuführen.
Hinsichtlich der kognitiv-affektiven Komponente kann ein eindeutigeres Resümee gezogen werden. HoM berich ten eine stärkere Körperunzufriedenheit und ein stärkeres Schlankheitsstreben. Im Vergleich zu Legenbauer (2006) kann somit eine in dieser Richtung konsistentere Aussage getroffen und der Trend von M. A. Morrison und Kolleg*innen (2004) bezüglich kognitiv-affektiver Körperunzufriedenheit bestätigt werden. Aufgrund unterschied lich eingesetzter Messinstrumente (z. B. EDI vs. BSS) und verschiedener Interpretationen dieser (z. B. Beren et al., 1996), kann die selbstberichtete Körperunzufriedenheit nicht eindeutig den Kognitionen oder Affekten zugeordnet werden und wird deshalb als kognitiv-affektives Konstrukt
verstanden. Auffällig ist, dass sich HoM und HeM zwar in kognitiv-affektiver Körperunzufriedenheit unterscheiden, jedoch nicht in perzeptiver. Dies könnte möglicherweise durch den Einsatz ökologisch wenig valider Silhouettenver fahren erklärt werden, die ausschließlich gezeichnet und wenig detailreich sind und somit zu wenig Differenziertheit bieten. Für eine umfassende Betrachtung des kognitiv-af fektiven Körperbilds fehlen vergleichende Untersuchungen hinsichtlich Definiertheitsstreben, muskulaturbezogener und körperbezogener abwertender Kognitionen sowie kog nitiver Verzerrungen.
Die behaviorale Komponente wurde bislang wenig er forscht. Hinsichtlich möglicher Unterschiede zwischen den Männern in der Häufigkeit von Sportverhalten kann keine eindeutige Aussage getroffen werden. HoM scheinen je doch Sport stärker aus gesundheitlichen und Aussehensgründen zu betreiben. Nichtsdestotrotz können hierdurch die Erkenntnisse von Legenbauer (2006) bezüglich Sport verhalten erweitert werden. Des Weiterhin besteht ein Trend stärkeren Vermeidungs- und Kontrollverhaltens so wie ähnlichen Muskulositätsstrebens bei HoM. Da keine vergleichenden Befunde zu muskulaturbezogenen Verhal tensweisen, Aussehensveränderungen und Ernährungsverhalten existieren, ist aktuell keine differenzierte Sichtweise der behavioralen Komponente des Körperbilds möglich.
Darüber hinaus ist die Repräsentativität berichteter Ergebnisse durch vorwiegend studentische (z. B. Martins et al., 2007) und selektive Stichproben (z. B. Yean et al., 2013) als eingeschränkt zu bewerten, worauf bereits andere Autor*innen hinwiesen (z. B. Kane, 2010; Legenbauer, 2006). Desgleichen können berichtete Befunde nur eingeschränkt auf deutschsprachige und andere ethnische HoM und HeM übertragen werden, da sich nur vereinzelte Studien diesem Vergleich widmeten. Des Weiteren kritisierte Kane (2010) den Vergleich altersungleicher und unterschiedlich großer Männergruppen, den Zusammenschluss HoM und bisexueller Männer als eine Gruppe, zu geringe und trotzdem signifikante Unterschiede auf Instrumentenebene sowie voreilige Generalisierungen eines negativeren Körperbilds HoM. Hinsichtlich der ersten beiden Kritikpunkte lassen sich leichte Verbesserungen verzeichnen (z. B. Cella et al., 2010). Der Aspekt zu geringer Mittelwertsunterschiede auf Instrumentenebene und eine schlussfolgernde Generalisierung (Kane, 2010) lässt sich nicht zurückweisen, jedoch könnten hier vorsichtigere Formulierungen wie bspw. Trends / Hinweise verwendet werden.
Das teils negativere Körperbild HoM legt die Vermutung häufigerer ES-Diagnosen bei diesen Männern nahe. Es kann jedoch aufgrund des Vorgehens bisheriger Studien wie die Untersuchung stark ungleichgroßer Männergruppen, der Zusammenschluss HoM und bisexueller Männer, die fehlende Berücksichtigung von ICD-10- oder DSM-IV/5-Kriterien, die retrospektive Datenanalyse und die zu geringe Anzahl klinischer Stichproben keine eindeutige Aussage getätigt werden. Deshalb kann lediglich von leichten Hinweisen häufigerer AN- und BN-Diagnosen bei HoM gesprochen werden. Die Männer scheinen sich in der Häufigkeit der BES nicht zu unterscheiden. Bezüglich globaler und spezifischer ES-Symptomatik scheinen HoM stärkere Ausprägungen aufzuweisen. Dieser Befund sollte jedoch lediglich als Hinweis verstanden werden, da o. g. Kritikpunkte ebenfalls zutreffen und aufgrund von größtenteils untersuchten studentischen (z. B. Laska et al., 2015) und jugendlichen (z. B. Matthews-Ewald et al., 2014) Stichproben eine eingeschränkte Repräsentativität besteht. Ebenso liegen bislang keine Studien an deutschsprachigen und anderen ethnischen Stichproben vor, was die Übertragung auf z. B. in Deutschland lebende Männer erschwert. Diese Erkenntnisse erweitern die Resultate einiger bisheriger Übersichtsarbeiten (Harvey & Robinson, 2003; Legenbauer, 2006) und decken sich mit dem im englischsprachigen Raum veröffentlichten Review von Calzo und Kolleg*innen (2017). Im Vergleich zu den ES existiert hinsichtlich des KDS-Bereichs bislang nur eine vergleichende Studie, die vermuten lässt, dass sich HoM und HeM nicht in der Häufigkeit einer Diagnose unterscheiden, HoM jedoch eine schwerere Symptomatik aufzuweisen scheinen (Boroughs et al., 2010).
Potenzielle mediierende Faktoren zwischen der sexuellen Orientierung, dem Körperbild und ES bei Männern können hier nur skizziert werden, sollen aber als Hinweise für zukünftige Forschung dienen. Die aktuelle Forschung be nennt als vermittelnde Faktoren soziale Diskriminierung, Medien, Partnerschaft, die Zugehörigkeit zur schwulen Community (z. B. Bosley, 2011), internalisierte Homonega tivität (Internalisierung von soziokulturell vorgegebenen negativen Einstellungen und Bildern durch nicht-heterose xuell empfindende Menschen; Göth & Kohn, 2014; z. B. Brewster, Sandil, DeBlaere, Breslow & Eklund, 2017), eine feminine Geschlechtsrolle (z. B. Blashill, 2011) und die Pha se des Coming-out (z. B. Williamson & Hartley, 1998). Die Affiliation zur schwulen Community ist zudem differenziert zu betrachten, da innerhalb ihrer Subgruppen (z. B. Twinks, Bears und Jocks) unterschiedliche Körperideale vorherr schen und diese mit der Affiliation assoziiert zu sein scheinen (Doyle & Engeln, 2014).
Implikationen
Für eine umfassende und differenzierte Sichtweise auf das Körperbild von und die assoziierten psychischen Stö rungsbereiche der ES und KDS bei HoM und HeM sollten einerseits zukünftig vergleichbarere Männergruppen und klinische sowie deutschsprachige Stichproben untersucht
werden. Spezifischer könnten andererseits über den Selbstbericht hinausgehende Methoden (z. B. Eye-Tra cking) und die Berücksichtigung bislang fehlender Facetten des Körperbilds (z. B. kognitive Verzerrungen) sowie wenig erforschter spezifischer Symptome der ES (z. B. Es sanfälle) und KDS neue Erkenntnisse ermöglichen. Im Rahmen der präventiven, beratenden und therapeuti schen Arbeit im Körperbildbereich sollten die Rolle der nicht-heterosexuellen Orientierung bei Männern und die potenziellen mediierenden Faktoren wie die Zugehörig keit zur schwulen Community Berücksichtigung finden. Demnach sollte eine offene Haltung gegenüber sexuellen Orientierungen auf therapeutischer / beratender Seite sichtbar sein, wie z. B. durch die sprachliche Berücksichti gung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften (s. Göth & Kohn, 2014). Dies ebnet den Weg für die anschließende Exploration des sozialen Umfelds der Männer, insbeson dere ihrer individuellen (schwulen) Community. Des Weiteren sollte die Aufklärung über die Assoziation der Zugehörigkeit zur schwulen Community mit dem Körper bild und ES in Präventionskampagnen im LGBTI*-Bereich aufgenommen werden. Dieses Vorgehen ermöglicht es, den individuellen Bedürfnissen von Männern gerech ter werden zu können.
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Danksagung
Wir bedanken uns herzlich bei Herrn Thomas Heinrich für seine Unterstützung bei der Literaturrecherche und -zusammenstellung.
Christoph O. Taube
Fachgebiet Klinische Psychologie und Psychotherapie Knollstraße 15 49088 Osnabrück Deutschland
ctaube@uni-osnabrueck.de
CME-Fragen
1. Welche dieser Aussagen hinsichtlich des perzeptiven Körperbilds von Männern ist richtig? a. Bei dem Eating Disorder Inventory (EDI; Garner,
Olmstead & Polivy, 1983) handelt es sich um ein häufig eingesetztes Instrument zur Erfassung des perzeptiven
Körperbilds von Männern anhand der Auswahl zwischen mehreren Silhouetten. b. Homosexuelle Männer wählen im Rahmen von Silhou ettenverfahren durchschnittlich eine schlankere tatsächliche Silhouette aus als heterosexuelle Männer. c. Homosexuelle und heterosexuelle Männer unterschei den sich vermutlich nicht in der Differenz zwischen der
Auswahl einer tatsächlichen und idealen Silhouette von einander. d.Laut aktueller Forschung konnte bei heterosexuellen
Männern im Vergleich zu homosexuellen Männern ein schlankeres perzeptives Körperideal nachgewiesen werden. e. Je größer die Diskrepanz zwischen der Auswahl einer tatsächlichen und idealen Silhouette ist, desto höher wird die Körperzufriedenheit bei Männern interpretiert.
2. Welche dieser Aussagen hinsichtlich des kognitivaffektiven und behavioralen Körperbilds von Männern ist falsch? a. Heterosexuelle Männer sind im Mittel unzufriedener mit ihrem Körper als homosexuelle Männer. b. Homosexuelle Männer üben Sport im Vergleich zu heterosexuellen Männern vermutlich durchschnittlich seltener aus. c. Homosexuelle Männer streben im Mittel nach einem schlankeren Körper als heterosexuelle Männer. d.Die Drive for Muscularity Scale (DMS; Waldorf, Cordes,
Vocks & McCreary, 2014) erfasst sowohl muskulaturbezogene Verhaltensweisen als auch Kognitionen von
Männern. e. Der Unterschied zwischen homo- und heterosexuellen
Männern hinsichtlich der Ausprägung kognitiver Verzerrungen (z. B. Aufmerksamkeitsbias) wurde bisher noch nicht untersucht.
3. Welche dieser Aussagen hinsichtlich der Häufigkeit von Diagnosen im Bereich der Essstörungen und der
Körperdysmorphen Störung bei Männern ist falsch? a. Homo- und heterosexuelle Männer unterscheiden sich vermutlich nicht in der Häufigkeit der Entwicklung einer Körperdysmorphen Störung. b. Es besteht ein leichter Trend in Richtung häufigerer
Diagnosen einer Anorexia Nervosa bei homosexuellen im Vergleich zu heterosexuellen Männern. c. Feldman und Meyer (2007) berichten u. a. über eine höhere Lebenszeitprävalenz für eine Bulimia Nervosa bei homosexuellen im Vergleich zu heterosexuellen
Männern. d.Feldman und Meyer (2007) berichten u. a. über eine höhere Lebenszeitprävalenz für irgendeine subklinische Essstörung bei homosexuellen im Vergleich zu heterosexuellen Männern. e. Homosexuelle Männer leiden häufiger an einer Binge
Eating-Störung (Essanfallsstörung) als heterosexuelle
Männer.
4.Welche dieser Aussagen hinsichtlich der Ausprägung von Essstörungs- und Körperdysmorpher-
Störungs-Symptomen bei Männern ist richtig? a. Die aktuelle Forschung konnte keinen Unterschied zwischen homo- und heterosexuellen Männern bezüglich der Ausprägung von allgemeiner Essstörungssymptoma tik zeigen. b. Heterosexuelle Männer weisen vermutlich ein stärkeres restriktives Essverhalten als homosexuelle Män ner auf. c. Die Studie von Boroughs, Krawczyk und Thompson (2010) berichtet eine schwere Körperdysmorphe
Störungs-Symptomatik bei homo- im Vergleich zu heterosexuellen Männern. d. Der Bereich des Purgingverhaltens wurde bisher nicht vergleichend zwischen homo- und heterosexuellen Män nern untersucht. e. Nach der Studie von Laska und Kolleg*innen (2015) kann davon ausgegangen werden, dass homosexuelle
Männer seltener einen Essanfall erleiden als heterosexuelle Männer.
5. Welche dieser Aussagen hinsichtlich mediierender
Faktoren zwischen sexueller Orientierung, Körperbild und Essstörungen bei Männern sowie präventiver und beratender / therapeutischer Arbeit in diesem Bereich ist richtig? a. Bei sozialer Diskriminierung handelt es sich um keinen mediierenden Faktor zwischen sexueller Orientierung,
Körperbild und Essstörungen bei Männern. b. Medien haben keinen Einfluss auf das Körperbild von
Männern.
c. Das Coming-out homosexueller Männer steht in keiner
Assoziation zu deren Körperbild. d.Im beratenden / therapeutischen Kontext sollte eine offene Haltung gegenüber sexuellen Orientierungen sichtbar sein, um eine differenzierte Exploration zu gewährleisten. e. Es kann davon ausgegangen werden, dass homosexuelle Männer ein insgesamt negativeres Körperbild als heterosexuelle Männer aufweisen, sodass dies im beratenden / therapeutischen Kontext immer direkt angesprochen werden sollte. Um Ihr CME-Zertifikat zu erhalten (mind. drei richtige Antworten) schicken Sie bitte den ausgefüllten Fragebogen mit einem frankierten Rückumschlag bis zum 13.02.2019 an die untenstehende Adresse. Später eintreffende Ant worten können nicht mehr berücksichtigt werden.
Prof. Dr. Franz Petermann
Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation der Universität Bremen Grazer Straße 6 28359 Bremen Deutschland fpeterm@uni-bremen.de
Fortbildungszertifikat
Die Ärztekammer Niedersachsen erkennt hiermit 2 Fortbildungspunkte an.
Stempel
Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie 01/2019
Datum Unterschrift «Sexuelle Orientierung und Körperbildstörung bei Männern»
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Ich versichere, alle Fragen ohne fremde Hilfe beantwortet zu haben.
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