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Preuss, H., Schnicker, K. & Lengenbauer, T. (2018). Impulse zur Verbesserung der Impuls- und Emotionsregulation Franz Petermann
from Leseprobe ZPPP
by Hogrefe
Buchbesprechung
Preuss, H., Schnicker, K. & Lengenbauer, T. (2018). ImpulsE zur Verbesserung der Impuls- und Emotionsregulation. Göttingen: Hogrefe, 179 Seiten, 49,95 Euro, ISBN: 978-3-8017-2754-3
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Franz Petermann
Das vorliegende Manual zur Behandlung von Patienten mit Adipositas und pathologischem Essverhalten ist kognitiv-behavioral orientiert. Es ist im einzeltherapeutischen und Gruppensetting einsetzbar. Das Manual entstand im Rahmen einer dreijährigen Therapiestudie am Behandlungs- und Forschungsschwerpunkt für Essstörungen der Poliklinischen Institutsambulanz für Psychotherapie der Universität Mainz. Das Programm trägt das Akronym ImpulsE, wobei die Abkürzung für Impulsivität und ihre Interaktion mit Emotionsregulation steht. Unter pathologischem Essverhalten wird vor allem die Binge-EatingStörung verstanden, wobei der Bezug zur Adipositas anhand des emotions- und impulsgesteuerten Essverhaltens hergestellt wird. Zentrales Behandlungsziel des Ansatzes besteht in der Vermittlung einer nahrungsbezogenen Handlungskontrolle (= „interruptive Inhibition“), die im Manual auf Seite 8 als Fertigkeit zur Impulskontrolle definiert wird, „einen bereits initiierten Handlungsimpuls auf schmackhafte Nahrungsstimuli zu hemmen“.
Aufbau des Manuals
Das vorliegende Manual gliedert sich in zwei Hauptteile: Einem ungefähr 20 Seiten umfassenden Theorie-Teil und einem ca. 130 Seiten umfangreichen Teil, der als therapeutischer Leitfaden den praktischen Einsatz des Vorgehens beschreibt. Erwähnenswert ist auch das 15 Druckseiten betragende Literaturverzeichnis.
In Kapitel 1 wird ausführlich auf den Erkenntnisstand zum Thema „Adipositas und pathologisches Essverhalten“ (incl. der DSM-5-Kriterien für Binge-Eating-Störung) eingegangen. Die verschiedenen Komorbiditäten und die notwendigen Schritte einer Differenzialdiagnostik werden diskutiert.
In Kapitel 2 steht die Begrifflichkeit „Impulsivität, Emotionsregulation und Essverhalten“ im Mittelpunkt. Beeindruckend sind u. a. Ausführungen zur Mehrdimensionalität des Konstruktes „Impulsivität“, die sehr grundlegend auch die historischen Wurzeln (z. B. Kagan, 1966) dieser Begrifflichkeit beleuchten. In diesem Kapitel wird auch kurz der Stand der Therapieforschung zur Thematik des Buches aufgeführt.
In Kapitel 3 (S. 30) wird ein umfassendes Störungsmodell mit nahrungs- und emotionsbezogenen Entwicklungspfaden eines enthemmten Essverhaltens vorgestellt. Als prädisponierende Faktoren werden y biologische (Genetik, impulsiver Antrieb), y unspezifische und störungsspezifische psychosoziale und y soziokulturelle Risiken aufgeführt. Bei den auslösenden und aufrechterhaltenden Faktoren wird im Hinblick auf enthemmtes (emotionales) Essverhalten und Essanfälle in zwei Bereiche unterschieden: (a) Gestörtes Hunger- und Sättigungsverhalten: Defizite in der Hemmung von Störfaktoren im Belohnungsaufschub und in der Handlungskontrolle sowie Grübeln, Belohnungswahrnehmung, Erleben von Craving. (b) Erhöhte emotionale Verletzlichkeit: Defizite in der Gefühlswahrnehmung und Gefühlsregulation sowie unbe wältigte belastende Gefühle. Vor dem Hintergrund dieses breitangelegten Störungsmodells wurden vielfältige The rapiemaßnahmen von der Autorengruppe entwickelt, die eine Stärkung der Impulskontrollfertigkeiten und der Emo tionswahrnehmung / -regulation bewirken sollen.
In Kapitel 3 wird auch kurz auf die Ergebnisse einer Evaluationsstudie eingegangen, wobei dazu auf eine separate Publikation von Preuss, Pinnow, Schnicker und Lengenbauer (2017) verwiesen wird. Im therapeutischen Leitfaden (Kapitel 4 – 7) werden Aspekte der Therapievorbereitung (Erstgespräch, diagnostische Empfehlungen) sowie eine kompakte Zuordnung der Therapieziele zu den Therapiebausteinen (S. 55 / 56) vorgenommen. In Kapitel 5 wird für das Gruppensetting ein exemplarischer Ablauf von ImpulsE (für 12 Sitzungen) vorgestellt. Ganz zentral sind hierbei Hinweise zur Gruppenzusammenstellung, den Gruppenvereinbarungen und Hinweise zur Stärkung der Gruppenkohäsion; leider werden nur in wenigen Publikationen solche Hinweise gegeben (vgl. positive Ausnah-
men bei der Behandlung von Erwachsenen: Sipos & Schweiger, 2016; bei Kindern: Petermann, 2018).
Bei der Darstellung der ImpulsE–Module (Kapitel 6) und Zusatzmodule (Kapitel 7) wird sehr stark auf die praxisnahe Umsetzung Wert gelegt. Die Modulbeschreibungen sind sehr systematisch aufgebaut (inklusiver konkreter Instruktionen und Therapiebeispiele). Im Einzelnen erhält der Anwender Informationen zu: y den Therapiezielen, y der therapeutischen Umsetzung dieser Ziele, y den benötigten Arbeitsmaterialien und y dem Zeitbedarf.
Der Praxistransfer des Manuals wird auch dadurch optimiert, dass die Dokumentation des Vorgehens durch von Patienten bearbeitete Materialien illustriert wird.
Bewertung
ImpulsE stellt einen eklektischen Behandlungsansatz dar, der verschiedene klassische und moderne VT-Prinzipien und VT-Methoden miteinander verbindet. Das Vorgehen wurde ursprünglich als gruppentherapeutisches Verfahren für den ambulanten Bereich entwickelt; es kann – so die Autorengruppe – als eigenständige Intervention oder als Add-on zur Richtlinienbehandlung eingesetzt werden. Aufgrund der guten Dokumentation des Vorgehens (incl. einer CD-ROM mit allen Materialien zum Ausdrucken) lässt sich die Intervention in leicht modifi zierter Form auch im einzeltherapeutischen und stationären Rahmen anwenden.
Ich bewerte die theoretische Begründung und praxisnahe Umsetzung des Vorgehens uneingeschränkt positiv. Die Abgrenzung von Impulskontrolle und gelungener Emotionsregulation war mir bei der Lektüre des Manuals jedoch
Anzeige nicht immer klar. Vermutlich hätte man die verschiedenen denkbaren Emotionsregulationsstrategien auch noch stärker im Programm beachten können; es ist jedoch denkbar, dass ich an dieser Stelle zu sehr als Klinischer Kinderpsychologe an die Thematik herangehe (vgl. Petermann, 2017).
Fazit
Ich empfi nde das Manual als wichtige Innovation für die kognitiv-behaviorale Verhaltenstherapie!
Literatur
Kagan, J. (1966). Refl ection-impulsivity: the generality and dynamics of conceptual tempo. Journal of Abnormal Psychology, 71, 144 – 156. Petermann, F. (2017), Emotionsregulation. Kindheit und Entwicklung, 26, 129 – 132. Petermann, F. (2018). Gruppentherapie. Kindheit und Entwicklung, 27, 195 – 198. Preuss, H., Pinnow, M. Schnicker, K & Legenbauer, T. (2017). Improving inhibitory control abilities (ImpulsE)- A promising approach to treat impulsive eating? European Eating Disorders Review, 25, 533 – 543. Sipos, V. & Schweiger, U. (2016). Therapie der Essstörung durch
Emotionsregulation (2., überarb. Aufl .). Stuttgart: Kohlhammer.
Prof. Dr. Franz Petermann
Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation der Universität Bremen Grazer Str. 6 28359 Bremen Deutschland
fpeterm@uni-bremen.de
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Die Fachklinik zur Behandlung von Abhängigkeitserkrankungen ist spezialisiert auf Komorbiditäten wie affektive Störungen, Persönlichkeitsstörungen, posttraumatische Belastungsstörungen und Essstörungen. Sie verfügt über ca. 60 Behandlungsplätze. Darin enthalten sind bis zu 20 Therapieplätze für Frauen, die mit ihren Kindern im Vorschul- und Grundschulalter eine Therapie absolvieren wollen. Für das engagierte und multiprofessionelle Klinikteam suchen wir einen Facharzt (w/m/d) für Psychiatrie und Psychotherapie mit Berufserfahrung in einer Reha-Einrichtung oder einem Krankenhaus mit Suchtschwerpunkt. Idealerweise verfügen Sie über die Zusatzbezeichnung Sozialmedizin sowie Führungserfahrung. Gerne machen wir Sie mit weiteren Details vertraut und freuen uns auf Ihre Bewerbung unter Angabe der Referenz 1787.Ihre persönliche Ansprechpartnerin ist Frau Petra Graak.