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Wirksamkeit eines angeleiteten kognitiv-verhaltenstherapeutischen Selbsthilfeprogramms zur Behandlung der Binge-Eating-Störung Andreas Wyssen, Felicitas Forrer, Andrea H. Meyer und Simone Munsch

Themenschwerpunkt

Wirksamkeit eines angeleiteten kognitiv-verhaltenstherapeutischen Selbsthilfeprogramms zur Behandlung der Binge-Eating-Störung

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Andrea Wyssen 1 , Felicitas Forrer 1 , Andrea H. Meyer 1,2 und Simone Munsch 1

1 Departement für Psychologie, Klinische Psychologie und Psychotherapie, Universität Fribourg, Schweiz 2 Institut für Psychologie, Klinische Psychologie und Epidemiologie, Universität Basel, Schweiz

Zusammenfassung: Das Hauptmerkmal der Binge-Eating-Störung (BES) sind Essanfälle, bei denen Betroffene das Gefühl des Kontrollverlusts erleben und große Mengen an Nahrung in einem abgrenzbaren Zeitraum zu sich nehmen. Essanfälle sind bei der BES nicht gefolgt von Kompensationsverhalten, führen zu einem hohen Leidensdruck und sind in vielen Fällen assoziiert mit Übergewicht. Manualisierte kognitivverhaltenstherapeutische Behandlungsprogramme im Einzel- und Gruppensetting zur Therapie der BES haben sich in kontrollierten Studien als wirksam erwiesen. Auf der Grundlage eines etablierten Behandlungsmanuals wurde ein Selbsthilferatgeber für Betroffene publiziert und in der vorliegenden Studie in Rahmen eines buchbasierten angeleiteten Selbsthilfeprogramms (ASH-Programm) unter natürlichen klinischen Rahmenbedingungen überprüft. 22 Patienten (21 Frauen, 1 Mann; Durchschnittsalter 35.82 Jahre (SD = 10.35 Jahre)) nahmen am 8-wöchigen ASH-Programm zur Behandlung der BES gefolgt von drei Auffrischungssitzungen über 6 Monate teil. Zwei Patienten (9.1 %) beendeten das ASH-Programm während der aktiven Behandlungsphase vorzeitigt (Dropout). Die Anzahl wöchentlicher Essanfälle und die Essstörungspsychopathologie (restriktives Essverhalten, Figursorgen, Gewichtssorgen, essensbezogene Sorgen) reduzierten sich bis zum Ende der aktiven Behandlungsphase signifikant. In den Auffrischungssitzungen konnte eine Stabilisierung der erreichten Abnahme an wöchentlichen Essanfällen und Essstörungspsychopathologie verzeichnet werden. Bis zum Ende der Auffrischungssitzungen, 1, 3 und 6 Monate nach dem Ende der aktiven Behandlungsphase nahm zudem auch die allgemeine Psychopathologie (depressive- und Angstsymptomatik) signifikant ab. Die Ergebnisse legen nahe, dass das vorliegende ASH-Programm wirksam für die Behandlung der BES ist.

Schlüsselwörter: Binge-Eating-Störung, angeleitete Selbsthilfe, kognitive Verhaltenstherapie

Efficacy of a cognitive-behavioral guided self-help program for the treatment of binge-eating disorder

Abstract: The main characteristics of binge-eating disorder (BED) are binge-eating episodes during which affected individuals experience loss of control, accompanied by the consumption of large amounts of food in a limited period of time. Binge-eating episodes in BED are not followed by compensatory behavior. Binge-eating is associated with a high degree of distress and in many cases accompanied by overweight. Manualized cognitive-behavioral single and group therapy programs for the treatment of BED have shown high efficacy in controlled studies. Based on a manualized face to face treatment, a self-help book was published and evaluated in the present guided self-help treatment program (gshprogram) in a naturalistic clinical study setting. 22 participants (21 female, 1 male, mean age 35.82 years (SD = 10.35)) followed the 8-week gsh-program with three booster sessions (1, 3 and 6 months after the active treatment). Two participants (9.1 %) prematurely terminated the gsh-program during the treatment phase (dropout). The number of weekly binges and eating disorder pathology (restraint eating, shape- and weight concern and eating concern) significantly decreased until the end of the active treatment. The number of weekly binges and eating disorder pathology remained stable during follow-up. General psychopathology (depressive- and anxiety symptoms) significantly decreased until the end of follow-up, 6 months after the end of active treatment. Findings suggest that the present gsh-program is an efficacious option for the treatment of BES.

Keywords: Binge-eating disorder, guided self-help, cognitive-behavioral therapy

Die Binge-Eating-Störung (BES) ist gekennzeichnet durch wiederkehrende Essanfälle ohne Kompensationsverhalten, bei denen Betroffene große Mengen an Nahrungsmitteln in einem abgrenzbaren Zeitraum zu sich nehmen und dabei die Kontrolle darüber verlieren, was und wie viel sie essen. Oft sind die Essanfälle charakterisiert durch schnelles und durcheinanderessen, essen ohne anhaltendes Hungergefühl bis zu einem unangenehmen Völlegefühl

und alleine essen aufgrund von Scham über die gegessene Menge. Als Folge von Essanfällen stellen sich Gefühle der Scham, Schuld und Niedergeschlagenheit ein. Eine BES nach DSM-5 wird diagnostiziert, wenn die Essanfälle im Durchschnitt mindestens einmal pro Woche während eines Zeitraums von mindestens drei Monaten vorkommen (APA, 2013).

Die BES ist die am häufigsten vorkommende Essstörung mit einer Lebenszeitprävalenz bei Erwachsenen in Europa zwischen 1.9 – 4 % bei Frauen und 0.3 – 2.5 % bei Männern (Hudson, Hiripi, Pope, & Kessler, 2007; Keski-Rahkonen & Mustelin, 2016; Kessler et al., 2013; Schnyder, Milos, Mohler-Kuo, & Dermota, 2012). Deutlich häufiger, bei 33 – 40 %, tritt die BES bei Menschen auf, die unter Übergewicht und Adipositas leiden (Kessler et al., 2013). Neben Übergewicht und Adipositas, wird die BES zudem häufig begleitet durch Angst- oder depressive Störungen (in 40 – 60 % der Fälle). Zudem ist die BES assoziiert mit Störungen des Substanzmissbrauchs / -abhängigkeit und Symptomen der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). Gefühlsinduziertes und durch externe Nahrungsmittelreize beeinflusstes Essverhalten ist ebenso beobachtbar wie eine erhöhte nahrungsbezogene Belohnungssensitivität und eine hohe Impulsivität. Aus dem Bereich der Persönlichkeitsstörungen treten vor allem Störungen des Borderline-, vermeidenden und zwanghaften Typus komorbid zur BES auf (Davis, Levitan, Smith, Tweed, & Curtis, 2006; Friborg et al., 2014; Grilo, White, & Masheb, 2009; Kessler et al., 2013; Schag, Schonleber, Teufel, Zipfel, & Giel, 2013; Sonneville et al., 2013; Yanovski, 2003). Erstmalig tritt die BES meist zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf, im Durschnitt liegt das Ersterkrankungsalter bei ca. 23 Jahren (Kessler et al., 2013; Schnyder et al., 2012). Der Verlauf der BES Symptomatik zeichnet sich aus durch eine hohe Spontanremissionsrate in der Anfangsphase der Störung. Ca. ⅔ der Betroffenen berichten nur eine Episode der BES und eine Spontanremission innerhalb von 12 Monaten, während ⅓ der Betroffenen zwei oder mehrere Episoden oder ein persistierendes Vorliegen der BES erlebt. Subklinisch ausgeprägte Formen der BES (d. h. Häufigkeits- oder Zeitkriterium ist nicht erfüllt) entwickeln sich in ca. ⅓ der Fälle zum vollen Störungsbild der BES wie in einer prospektiven Studie gezeigt werden konnte (Stice, Marti, & Rohde, 2013). Ist die BES voll ausgeprägt, zeigt sie eine Tendenz zur Chronifizierung. So berichten retrospektive Studien eine durchschnittliche Krankheitsdauer von 6 bis 14.5 Jahren (Hudson et al., 2007; Kessler et al., 2013; Schnyder et al., 2012).

Als Therapie der Wahl zur Behandlung der BES gilt gemäss den deutschen S-3 Leitlinien (DGPM & DKPM, 2011) und den englischen NICE (National Institute for Health and Care Excellence) Guidelines (NICE, 2017) die Psychotherapie. Die kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und die Interpersonelle Psychotherapie (IPT) im Einzel- und Gruppensetting verfügen bei Erwachsenen nach aktueller Studienlage bisher über die breitesten Wirksamkeitsbelege (Iacovino, Gredysa, Altman, & Wilfley, 2012; Wilfley et al., 2002). Nach 20 wöchentlich durchgeführten Behandlungseinheiten wurden vergleichbare Remissionsraten (Prozentzahl der Teilnehmer ohne objektive Essanfälle während mindestens einem Monat) für die KVT und die IPT (79 % respektive 73 %) gefunden. Zudem reduzierte sich das rest riktive Essverhalten durch die Therapie bedeutsam und eine Gewichtsstabilisation konnte erreicht werden (Wilfley et al., 2002).

Munsch und Kollegen (2007) verglichen ein kognitivverhaltenstherapeutisches Gruppenpsychotherapieprogramm (KVT) mit einem verhaltenstherapeutischen Ge wichtsreduktionsprogramm (GRP). 80 übergewichtige Patienten mit einer BES wurden randomisiert einer der beiden Gruppen zugeteilt und absolvierten eine 16-wö chige Behandlung sowie sechs Auffrischungssitzungen innerhalb eines Jahres nach Therapieende. Durch beide Programme konnte eine signifikante Reduktion der Ess anfälle und der allgemeinen Essstörungspathologie erreicht werden. Das KVT-Programm war dem GRP am Ende der aktiven Behandlungsphase überlegen (u. a. hö here Abstinenz- und Remissionsrate, sowie raschere Reduktion der Essanfälle). Insgesamt erfüllten direkt nach der Behandlung nur noch 4 % der Teilnehmer in der KVT-Gruppe und 32 % der GRP-Gruppe die Diagnose ei ner BES. Ein Jahr nach Ende der aktiven Behandlungsphase wurden keine statistisch signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Bedingungen mehr gefunden. Die positiven Therapieergebnisse konnten in beiden Gruppen bis zu sechs Jahren nach dem Therapieende aufrechterhalten werden (Munsch, Meyer, & Biedert, 2012). Insgesamt wurden die grössten Veränderungen in der KVT-Gruppe während der ersten acht Therapiesit zungen gefunden (Munsch et al., 2007), was dazu veranlasste, eine Kurzversion des Behandlungsprogramms mit acht Sitzungen und fünf Auffrischungssitzungen (wäh rend 12 Monaten) zu entwickeln und zu prüfen (Schlup, Munsch, Meyer, Margraf, & Wilhelm, 2009). Die Kurz therapie erwies sich ebenfalls als wirksam für die Behandlung der Essanfälle. Die Anzahl objektiver Essanfälle reduzierte sich von 6.93 auf 2.62 am Ende der aktiven Behandlung und auf 1.43 nach den Auffrischungssitzun gen 12 Monate später (Cohen's d = 0.8). 11.4 % der Teilnehmenden hatten nach Abschluss der aktiven Behandlung seit mindestens einem Monat keine Essanfälle mehr (Abstinenzrate), 24.7 % waren es nach den Auffrischungs sitzungen. Die positiven Behandlungsergebnisse konnten bis zu vier Jahre nach Beendigung der Behandlung aufrechterhalten werden (Fischer, Meyer, Dremmel, Schlup, & Munsch, 2014).

Epidemiologische Daten aus der Schweiz zeigen auf, dass nur ca. 50 % der Patienten, die unter Essanfällen leiden, bezüglich der essens- und gewichtsbezogenen Probleme eine Fachperson konsultieren (Schnyder et al., 2012). Folglich erhält eine grosse Anzahl der Patienten keine adäquate Behandlung, obschon es wie weiter oben ausgeführt, wirksame Behandlungsprogramme gibt. Die ses Ergebnis stimmt überein mit internationalen Daten, die zeigen, dass insgesamt eine Mehrheit der von einer Essstörung betroffenen Menschen durch konventionelle Behandlungsangebote nicht erreicht werden (Hart, Granillo, Jorm, & Paxton, 2011). Ein Lösungsansatz für das Versor gungsproblem stellen angeleitete Selbsthilfeprogramme (ASH) dar. Diese weisen gute Wirksamkeitsbelege auf und werden dementsprechend in den NICE-Guidelines als erste Interventionsstufe im Sinne einer schrittweisen Behandlung („stepped care“) empfohlen (NICE, 2017). Beim „stepped care“ Ansatz erhalten Patienten zunächst weniger ressourcenintensive Interventionen wie ASHProgramme und erst dann ressourcenintensivere Interven tionen, wenn sie von niederschwelligeren Behandlungsoptionen nicht profitieren konnten. Ein Vorteil von ASH-Programmen ist die Unabhängigkeit von Ort und Zeit, sowie deren flexible Einsatzmöglichkeiten über un terschiedliche Medien wie Bücher, Audioratgeber oder Internet. Im Vergleich zu unangeleiteten Selbsthilfeprogrammen, in denen Patienten komplett selbstständig mit einem Programm arbeiten, haben sich angeleitete Selbsthilfepro gramme als wirksamer erwiesen und führten zudem zu einer geringeren Abbruch-Rate (Dropout). Die Anleitung beinhaltet die Kommunikation zwischen Patient und Be handlungsperson via E-Mail oder Telefon und dient der Instruktion und Unterstützung (Aardoom, Dingemans, Spinhoven, & Van Furth, 2013; Beintner, Jacobi, & Schmidt, 2014; Loeb, Wilson, Gilbert, & Labouvie, 2000). KVT-ba sierte ASH-Programme zur Behandlung von regelmässigen Essanfällen erreichten Abstinenzraten bis zum 64 % mit einer bedeutsamen Reduktion der Psychopathologie am Ende der Behandlung und zu den Katamnese zeitpunkten. KVT-basierte ASH-Programme schneiden verglichen mit an anderen therapeutischen Ansätzen orientierten Pro grammen besser ab und erwiesen sich als wirksamer als eine Wartelistenkontrollgruppe, eine unspezifische Thera pie und als ein Gewichtsreduktionsprogramm (Grilo & Masheb, 2005; Iacovino et al., 2012; Jones et al., 2008; Wilson & Zandberg, 2012).

Grilo und Masheb (2005) untersuchten ein buchbasiertes zwölfwöchiges ASH-Programm zur Behandlung der BES. 87 % der Teilnehmer schlossen die Behandlung vollständig ab, bei 46 % konnte eine Abstinenz von der Symptomatik festgestellt werden (d. h. keine Essanfälle während des vergangenen Monats). Im Vergleich dazu betrugen die Abstinenzraten in der aktiven Kontrollgruppe (Gewichtsreduktionsprogramm) 18.4 % und in der passiven Kontrollgruppe (keine Intervention) 13.3 %. StriegelMoore und Kollegen (2010) verglichen ein acht Sitzungen umfassendes und zwölf Wochen dauerndes ASH-Programm (basierend auf dem Buch „overcoming binge eating“ von Fairnburn (1995)) für Betroffene mit Essanfällen (N = 123: BES, Bulimia Nervosa (BN) und Betroffene mit Essanfällen, ohne eine Diagnose zu erfüllen) mit einer Standardbehandlung. Bei einer Nachbefragung nach zwölf Monaten wies das ASH-Programm mit 64.2 % eine signifikant höhere Abstinenzrate auf als die Standardbehandlung mit 44.6 %. Das ASH-Programm führte zudem zu einer stärkeren Verbesserung der allgemeinen Essstörungspathologie, der Depressivität und der Lebensqualität als die Standardbehandlung. Neben buchbasierten Selbsthilfeprogrammen erweisen sich internetbasierte Selbsthilfeansätze als wirksam, insbesondere bei bulimischen Essstörungen und der BES (Aardoom et al., 2013; Carrard, Crepin, Rouget, Lam, Golay, et al., 2011; Carrard, Crepin, Rouget, Lam, Van der Linden, et al., 2011; de Zwaan et al., 2017; de Zwaan et al., 2012).

Das Ziel der vorliegenden Studie besteht darin, ein buchbasiertes angeleitetes Selbsthilfeprogramm, basierend auf dem Therapiekonzept von Munsch und Kollegen (Munsch, Wyssen, & Biedert, 2018a) in einer Stichprobe aus der ambulanten klinischen Alltagspraxis zu evaluieren. Das 8-wöchige Programm mit drei Auffrischungssitzungen innerhalb von sechs Monaten nach Ende der aktiven Behandlungsphase wird hinsichtlich der kurz- und längerfristigen Wirksamkeit überprüft. Die primären Ergebnisvariablen sind die Reduktion der Anzahl wöchentlicher Essanfälle, Abstinenzrate (keine Essanfälle innerhalb des letzten Monats) und die Reduktion der Essstörungspathologie. Sekundäre Ergebnisvariablen sind der BodyMass-Index (BMI) und die allgemeine Psychopathologie (depressive und Angstsymptome). Des Weiteren wird das Programm hinsichtlich Patientenzufriedenheit und der subjektiv beurteilten Nützlichkeit evaluiert.

Methoden

Stichprobe

Die Rekrutierung der Patienten fand am Zentrum für Psychotherapie der Universität Fribourg (Schweiz) statt. Einschlusskriterien für die Studienteilnahme waren das Vorliegen der Diagnose einer subklinischen BES (BES von geringerer Häufigkeit und / oder begrenzter Dauer: andere näher bezeichnete Fütter- oder Essstörungen gemäss DSM-5; APA, 2013) oder voll ausgeprägten BES gemäss DSM-5 (APA, 2013), Alter zwischen 18 und 65 Jahren, so-

wie die informierte Zustimmung, dass im Rahmen der Behandlung Daten zu Studienzwecken mit dem Ziel der wissenschaftlichen Evaluation des Programms erhoben werden. Ausschlusskriterien waren das Vorliegen eines anderen psychischen oder somatischen Krankheitszustands, welcher vorrangiger Behandlung bedurfte, die aktuelle Teilnahme an einer BES spezifische Therapie, sowie ungenügende deutsche Sprachkenntnisse oder fehlende Fertigkeiten oder Ausrüstung für die Benutzung eines E-Mail Programms zur Kommunikation mit der Behandlungsperson im Programm.

Insgesamt nahmen 22 Patienten (21 weiblich, 1 männlich) am Behandlungsprogramm teil. Die Patienten meldeten sich am Zentrum für Psychotherapie aufgrund von Ausschreibun gen und Werbung, die auf diese Behandlungsmöglichkeit hinwiesen. Es mussten keine Patienten zum Vorhinein oder nach der Diagnostik ausgeschlossen werden. Das mittlere Alter der Patienten betrug 35.82 Jahre (SD = 10.25). Die Nationalitäten der Patienten waren Schweiz (n = 11), Deutschland (n = 10) und Italien (n = 1). 35 % hatten einen Hochschulabschluss, 25 % Matura / Abitur und 40 % eine Berufsehre oder obligatorische Schulbildung.

Ablauf und Studiendesign

Die Studie wurde von der Ethikkommission des Departements für Psychologie der Universität Fribourg genehmigt und alle Patienten wurden vollumfänglich über die Studie informiert und gaben ihr schriftliches Einverständnis, bevor sie an der Studie teilnahmen. Das buchbasierte ASH-Programm wurde am Zentrum für Psychotherapie als Behandlungsangebot bereitgestellt und im Rahmen der Qualitätssicherung evaluiert.

Das Design der vorliegenden Studie beinhaltet eine Eigen-Warte-Kontrollgruppe. Nach der diagnostischen Abklärung absolvierten alle Patienten eine zweiwöchige Wartezeit, bevor sie mit dem ASH-Programm beginnen konnten. Das ASH-Programm beinhaltet acht manualisierte Sitzungen (vorgesehene Bearbeitungsdauer von ca. 60 Minuten pro Sitzung) im Abstand von 7 – 10 Tagen, sowie drei Auffrischungssitzungen 1, 3 und 6 Monate nach der 8. Sitzung. Der Inhalt der Sitzungen ist in Tabelle 1 zusammengefasst. Jeder Patient wurde einer Behandlungsperson zugewiesen. Die Patienten erhielten von ihrer Behandlungsperson am Tag vor der Sitzung per E-Mail einen schriftlichen Leitfaden zur Sitzung mit Hinweisen zu den zu bearbeitenden Kapiteln aus dem Selbsthilfebuch (Munsch, Wyssen, & Biedert, 2018b) und dazugehörige Übungen und Arbeitsblätter. Nach jeder Sitzung schrieben die Patienten eine E-Mail an ihre Behandlungsperson mit den bearbeiteten Übungen, Erkenntnissen und offenen Fragen. Die Behandlungsperson formulierte innerhalb von drei Tagen eine schriftliche Rückmeldung dazu. Zu jeder Sitzung gab es eine Vorlage, die den Aufbau und den ungefähren Umfang der Rückmeldung vorgab. Es standen thematische Textbausteine zur Verfügung, die von den Behandlungspersonen für die Rückmeldungen verwendet werden konnten. Die Aufgabe der Behandlungspersonen war es, inhaltliche Schwerpunkte auf den Patienten abgestimmt auszuwählen, die Textbausteine zu individualisieren und in der Rückmeldung auf spezifische Fragen und Anliegen der Patienten einzugehen. Bei den Behandlungspersonen handelte es sich um Bachelor- und Master

Tabelle 1. Inhalt der Sitzungen.

Sitzung 1 Sitzung 2 Sitzung 3

Sitzung 4

Sitzung 5

Sitzung 6 Sitzung 7

Sitzung 8

Auffrischungssitzungen Inhalt

Einführung ins Behandlungsprogramm; Psychoedukation zum Erscheinungsbild und der Diagnose der BES. Entstehung und Aufrechterhaltung der BES; Individuelles Störungsmodell erstellen. Einführung in die kognitiv-verhaltenstherapeutische Behandlung der BES; Beginn der Selbstbeobachtung des Essverhaltens.

Einführung in die Zielerreichungsskala, Festlegung individueller Ziele; Erarbeitung eines regelmässigen Essverhaltens, Erstellung eines Mahlzeitenplans. Einführung in die Problemanalyse mit dem ABC-Modell, Identifizieren von Auslösern der Essanfälle, Beschreiben des problematischen Verhaltens und dessen Konsequenzen. Einführung in die Technik der Notfallkärtchen und Erarbeitung von Auslöserkontroll- und Reaktionskontrollstrategien. Einführung ins kognitive Modell, Einfluss dysfunktionaler Gedanken auf Gefühle und Verhalten; eigene dysfunktionale Gedanken identifizieren und umstrukturieren; körperbezogenen Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen. Standortbestimmung, Rückblick und Vorausblick, Antizipieren möglicher zukünftiger Schwierigkeiten, Umgang damit planen; langfristige Ziele definieren; Informationen zur Behandlung von Übergewicht/ Adipositas. Rückblick auf vergangene Wochen, Besprechung aktueller Schwierigkeiten und Erfolge, Rückfallprophylaxe.

Anmerkung: Die vorgesehene Bearbeitungsdauer pro Sitzung betrug 60 Minuten. Zu jeder Sitzung erhielten die Patienten eine individualisierte Rückmeldung der Behandlungsperson.

studierende in klinischer Psychologie an der Universität Fribourg sowie um postgraduierte Psychologen in Psychotherapieausbildung. Abhängig vom Ausbildungsstand und der Erfahrung wurden die Behandlungspersonen mehr oder weniger intensiv von der Studienleitung angeleitet, unterstützt und supervisiert. Alle Behandlungspersonen wurden in der Durchführung des Behandlungsprogramms und Anleitung der Patienten geschult und nahmen an regelmässigen (2-wöchentlichen) Gruppensupervisionen am Zentrum für Psychotherapie der Universität Fribourg teil.

Datenerhebung und Messinstrumente

BES Diagnose und komorbide Störungen. Zwei Wochen vor Behandlungsbeginn (Prä-Messung), eine Woche nach Behandlungsende (Post1-Messung) sowie nach der letzten Auffrischungssitzung (Post2-Messung) wurde zur Erhe bung der BES Diagnose und komorbider Störungen nach DSM-5 (APA, 2013) das diagnostische Kurzinterview bei psychischen Störungen per Telefon durchgeführt (MiniDIPS; Margraf & Cwik, 2017). Zum Zeitpunkt der Erhebun gen nach Behandlungsende (Post1-Messung) und nach den Auffrischungssitzungen (Post2-Messung) wurden nur noch jene Bereiche des Interviews abgefragt, die vor Behand lungsbeginn auffällig waren. Die Validität und Reliabilität des Mini-DIPS ist empirisch belegt (Margraf, 1994; Margraf, Cwik, Pflug, & Schneider, 2017). Alle Interviewer wurden in der Durchführung des Mini-DIPS geschult.

Essstörungspathologie. Der Eating Disorder ExaminationQuestionnaire (EDE-Q ; Hilbert & Tuschen-Caffier, 2016) wurde zwei Wochen vor Behandlungsbeginn (Prä-Messung), bei Behandlungsende (Post1-Messung) und nach den Auffrischungssitzungen (Post2-Messung) von den Patienten im ASH-Programm ausgefüllt (Selbstberichtsfragebogen). Der EDE-Q erfasst die Anzahl objektiver Essanfälle in den letz ten 28 Tagen (Essen einer objektiv außergewöhnlich großen Nahrungsmenge einhergehend mit dem Gefühl des Kont rollverlusts). Daraus wurde die Abstinenzrate bezüglich Essanfälle abgeleitet (keine Essanfälle innerhalb des letzten Monats). Zudem erfasst der EDE-Q auf vier Subskalen und einer Gesamtskala den Schweregrad verschiedener Aspekte der Essstörungspathologie (restriktives Essverhalten, Figur sorgen, Gewichtssorgen, essensbezogene Sorgen). Die Reliabilität und Validität des EDE-Q wurden in verschiedenen Stichproben bestätigt (Hilbert, de Zwaan, & Braehler, 2012; Hilbert, Tuschen-Caffier, Karwautz, Niederhofer, & Munsch, 2007; Mond, Hay, Rodgers, Owen, & Beumont, 2004).

Zusätzlich wurde wöchentlich vor den Sitzungen im ASH-Programm von den Patienten der Weekly Binges Questionnaire (WBQ ; Munsch et al., 2007) ausgefüllt. Dieser dient der Erfassung von selbstberichteten wöchentlichen Essanfällen mit Kontrollverlust und weiteren Kern merkmalen der Essanfälle, sowie der Anzahl Tage mit regelmäßigem Essverhalten und ob auf Essanfälle mit Kompensationsverhalten reagiert wurde.

Body Mass Index. Körpergröße und Gewicht wurden zwei Wochen vor Behandlungsbeginn (Prä-Messung), bei Be handlungsende (Post1-Messung) und nach den Auffrischungssitzungen (Post2-Messung) im Rahmen des MiniDIPS (Margraf & Cwik, 2017) und des EDE-Q (Hilbert & Tuschen-Caffier, 2016) erhoben. Der Body Mass Index (BMI) berechnet sich aus dem Gewicht in Kilogramm, divi diert durch die Körpergröße in Metern im Quadrat (kg / m 2 ).

Depressive- und Angstsymptomatik. Ebenfalls zwei Wochen vor Behandlungsbeginn (Prä-Messung), bei Behandlungsen de (Post1-Messung) und nach den Auffrischungssitzungen (Post2-Messung) füllten die Patienten das Beck Depressi ons-Inventar (BDI-II; Hautzinger, Keller, & Kühner, 2006) und das Beck-Angst-Inventar (BAI; Margraf & Ehlers, 2007) aus, zwei gut etablierte Messinstrumente zur Erhebung der Schwere von depressiven- und Angstsymptomen.

Zufriedenheit mit dem Selbsthilfeprogramm. Die Patienten beantworteten bei der Post2-Messung einen selbstentwickelten Fragebogen bestehend aus 9 Items zur Zufriedenheit mit der Behandlung.

Statistische Analysen

Die primären Ergebnisvariablen zur Berechnung der Wirksamkeit des angeleiteten Selbsthilfeprogramms sind die Anzahl wöchentlicher Essanfälle, die Abstinenz von Essanfällen im vergangenen Monat und die allgemeine Essstörungspathologie (restriktives Essverhalten, Figursorgen, Gewichtssorgen, Essensbezogene Sorgen). Zu den sekundären Ergebnisvariablen gehört der BMI und die depressive- und Angstsymptomatik. Die Zufriedenheit mit dem Selbsthilfeprogramm wurde explorativ untersucht. Bis auf die Variable „wöchentliche Essanfälle“, für welche 15 Messzeitpunkte vorliegen, wurden die Ergebnisvariablen zu den drei Messzeitpunkten „Prä“ (vor Behandlungsbeginn), „Post1“ (nach aktiver Behandlungsphase) und „Post2“ (nach Auffrischungssitzungen) erhoben. Die Ergebnisvariablen wurden falls nötig transformiert, die Darstellung der Mittelwerte in Tabellen und Grafiken erfolgt in jenem Fall jedoch für die rücktransformierten Werte.

Um die zeitlichen Verläufe der wöchentlichen Essanfälle zu ermitteln, wurde ein Mehrebenenmodell (linear mixed model) verwendet (Singer & Willett, 2003). Die zwei Ebe nen stellen dabei die Patienten (obere Ebene) sowie die innerhalb der Patienten verwendeten Messzeitpunkte (untere Ebene) dar. Für die Analyse der Zielvariable „wöchentliche Essanfälle“ wurde ein diskontinuierliches Mehrebenenmo dell verwendet, welches die Zeit in drei Abschnitte (Warte-

zeit, aktive Behandlung und Auffrischungssitzungen) unterteilt. Für jede dieser drei Zeitabschnitte wurden dabei als feste Effekte jeweils ein linearer Verlauf der Zeit in Wochen geschätzt. Dieses Modell enthielt als zufällige Effekte ein Intercept sowie die beiden Steigungen für die aktive Be handlung und die Auffrischungssitzung. Das Mehrebenenmodell enthielt für alle andern Zielvariablen als einzigen festen Effekt die Zeitvariable als Faktor, wobei gleiche Kovarianzen („Compound Symmetry“) zwischen den drei Zeitpunkten Prä, Post1 und Post2 angenommen wurde. Zu sätzlich wurden die drei Mittelwerte zwischen Prä-Post1, Prä-Post2 und Post1-Post2 miteinander verglichen, unter Verwendung der Tukey Anpassung für multiples Testen.

Ergebnisse

Dropouts

Fünf Patienten (22.7 %) beendeten das Behandlungsprogramm vorzeitig (Dropouts): zwei (9.1 %) während der aktiven Behandlungsphase, drei (13.6 %) weitere während den Auffrischungssitzungen.

Compliance und Zufriedenheit mit dem Programm

Im Durchschnitt beschäftigten sich die Patienten pro Sitzung 75.89 Minuten (SD = 28.22) mit dem ASH-Programm. Auf einer Skala von 1 (trifft nicht zu) bis 5 (trifft voll und ganz zu) resultierte im Durchschnitt über alle Sitzungen hinweg ein Wert von 4.50 (SD = 0.47) bezüglich der Frage, wie sehr sich die Patienten beim Bearbeiten der Sitzung an den Leitfaden zum Aufbau und Inhalt der Sitzung gehalten haben.

Auf einer Skala von 0 – 100 betrug der Mittelwert der subjektiven Beurteilung des Programms („Wie zufrieden waren Sie insgesamt mit dem ASH-Programm?“) durch die Patienten 89.23 (SD = 16.40). Ein Mittelwert von 80.85 (SD = 24.73) resultierte auf der gleichen Skala hinsichtlich der Beurteilung der Patienten in welchem Ausmass sie vom Programm profitiert haben („Wie sehr haben Sie vom ASHProgramm bezüglich der Bewältigung Ihrer Essstörung profitiert?“).

Wirksamkeit der Behandlung

Primäre Ergebnisvariablen

Die Abstinenzrate stieg von 4.5 % bei der Prä-Messung auf 15 % bei der Post1- und 47.1 % bei der Post2-Messung an. Die Anzahl wöchentlicher Essanfälle wurde zu 15 Messzeitpunk ten erhoben, was eine detailliertere Beobachtung der Veränderung der wöchentlichen Essanfälle währen drei Phasen ermöglicht (siehe Abbildung 1): Wartezeit (Prä-Messung bis und mit Sitzung 1), aktive Behandlungsphase (Sitzung 1 bis und mit Post1-Messung) und Auffrischungssitzungen (Post1- Messung bis und mit Post2-Messung). Die Anzahl wöchent licher Essanfälle reduzierte sich signifikant während der Wartezeit (b(40) = –.135, (SE = 0.06), p = .033) und während der aktiven Behandlungsphase (b(169) = –.067, (SE = 0.02), p = .001). Während den Auffrischungssitzungen bis zur Post2-Messung zeigt sich keine weitere signifikante Abnah me der Essanfälle mehr (b(59) = –.013, (SE = 0.01), p < .095). Während sich der Verlauf der wöchentlichen Essanfälle in der Wartezeit nicht vom Verlauf in der aktiven Behand lungsphase unterschied (p = .277), zeigte sich in der aktiven Behandlungsphase eine signifikant höhere Reduktion der Essanfälle als in den Auffrischungssitzungen (p = .021). Die Mittelwerte zur Prä-Messung, Post1-Messung und Post2- Messung sind der Tabelle 2 zu entnehmen. Ebenfalls eine

Tabelle 2. Geschätzte Mittelwerte aus dem Mehrebenenmodell der primären und sekundären Ergebnisvariablen zu den drei Messzeitpunkten Prä, Post1 und Post2 mit Standardfehlern in Klammern.

Primäre Ergebnisvariablen Abstinenzrate (%)*

WBQ Anzahl wöchentlicher Essanfälle

EDE-Q Gesamtwert

Sekundäre Ergebnisvariablen BMI

BDI-II

BAI Prä (n = 22)

4.5

4.36 (–0.68 /0.77)

3.70 (–0.20 /0.18)

27.35 (–1.12 /1.15)

14.02 (–2.52 /2.77)

9.86 (–1.93 /2.14) Post1 (n = 20)

15.0

1.30 (–1.06 /1.95)

2.95 (–0.26 /0.24)

27.58 (–1.13 /1.16)

10.84 (–2.24/2.50)

9.47 (–1.91 /2.13 Post2 (n = 17)

47.1

0.60 (–0.27 /0.33)

2.52 (–0.30 /0.28)

27.00 (–1.13 /1.15)

8.23 (–1.99 /2.27)

6.22 (–1.56 /1.78)

Anmerkungen: WBQ = Weekly Binges Questionnaire; EDE-Q = Eating Disorder Examination-Questionnaire; BMI = Body-Mass-Index; BDI-II = BeckDepressions-Inventar II; BAI = Beck-Angst-Inventar. *Die Abstinenzrate ist definiert als das Ausbleiben von Essanfällen während des vergangenen Monats.

Abbildung 1. Zeitlicher Verlauf der Anzahl wöchentlicher Essanfälle während der Wartezeit, der aktiven Behandlung und den Auffrischungs sitzungen. Es handelt sich um geschätzte Werte aus einem Mehrebenenmodell, wobei diese zurücktransformiert wurden. Aus diesem Grund sind Verläufe innerhalb der einzelnen Zeitabschnitte ganz leicht nicht linear. Beachte: WBQ = Weekly Binges Questionnaire, AS 1 = Auffrischungssit zung 1 (1 Monat nach Sitzung 8), AS 2 = Auffrischungssitzung 2 (3 Monate nach Sitzung 8), AS 3 = Auffrischungssitzung 3 (6 Monate nach Sitzung 8). Die drei Zeitphasen setzen sich aus folgenden Messzeitpunkten zusammen: Wartezeit (Prä-Messung bis und mit Sitzung 1), aktive Be handlungsphase (Sitzung 1 bis und mit Post1-Messung) und Auffrischungssitzungen (Post1-Messung bis und mit Post2-Messung).

signifikante Reduktion zeigte sich hinsichtlich der allgemeinen Essstörungspathologie im EDE-Q Gesamtwert von der Prä-Messung zur Post1-Messung (p = .014) respektive Post2- Messung (p = .0005). Die Abnahme des EDE-Q Gesamt werts von der Post1-Messung zur Post2-Messung war nicht signifikant (p = .368) (siehe Tabelle 2 für die Mittelwerte zu den einzelnen Messzeitpunkten).

Sekundäre Ergebnisvariablen

Beim BMI zeigten sich von der Prä-Messung zur Post1- Messung (p = .798) respektive Post2-Messung (p = .627) keine signifikanten Veränderungen. Weder die BDI noch die BAI Werte reduzierten sich signifikant von der PräMessung bis zur Post1-Messung (p = .191, p = .940). Der BAI Wert verzeichnete eine signifikante Reduktion von der Post1-Messung zur Post2-Messung (p = .014), im Gegensatz zum BDI (p = .275). Über den Gesamtverlauf betrachtet (Prä-Messung bis Post2-Messung) verzeichneten allerdings beide Werte eine signifikante Abnahme (BDI: p = .007, BAI: p = .006). Die Mittelwerte zu den drei Messzeitpunkten sind der Tabelle 2 zu entnehmen.

Diskussion

Das Ziel der vorliegenden Studie bestand in einer ersten Evaluation der kurz- und längerfristigen Wirksamkeit eines buchbasierten ASH-Programms zur Therapie der BES (Munsch et al., 2018b) basierend auf dem Therapiemanual von Munsch und Kollegen (Munsch et al., 2018a) in einem ambulanten psychologisch-psychotherapeutischen Behandlungssetting.

Es konnte festgestellt werden, dass das ASH-Programm von den Patienten sehr positiv bewertet wurde (hohe selbstberichtete Zufriedenheit mit dem Programm) und dass die Compliance (erfasst anhand der von den Patienten investierten Zeit pro Sitzung und anhand dessen, wie sehr sich die Patienten an den Leitfaden zu den Sitzungen hielten) hoch war. Die Dropout-Rate von 9.1 % während der aktiven Behandlungsphase erwiese sich als vergleichbar bzw. etwas geringer als jene anderer ASH-Programme, wie z. B. dem Programm von Grilo und Masheb (2005), in dem die Dropout-Rate 13 % betrug. Die gesamte DropoutRate bis zur letzten Auffrischungssitzung war dagegen mit 22.7 % höher als im ursprünglichen Gruppenpsychotherapieprogramm (Munsch et al., 2018a), welches eine Dropout-Rate von 13.2 % verzeichnete (Schlup et al., 2009). Dies kann darauf hinweisen, dass im vorliegenden Selbsthilfesetting, in welchem der direkte Kontakt zur Behandlungsperson primär über einen schriftlichen Kontakt bestand, die Hemmschwelle zur vorzeitigen Beendigung des Behandlungsprogramms aufgrund der höheren Anonymität tiefer ist als in einer herkömmlichen Therapie in direktem Kontakt, wo sich Patienten von einer Sitzung formal abmelden müssen. Der geringe finanzielle Aufwand, den die Patienten als Pauschalbetrag für das ASH-Programm zu leisten hatten, könnte ebenfalls ein Grund für eine höhere Dropout-Rate sein. Vielfach erforscht und gut bestätigt ist, dass die therapeutische Beziehung ein bedeutsamer Faktor ist, der Dropout-Raten vorhersagt (Roos & Werbart, 2013). Erste Ergebnisse aus den nach jeder Sitzung im ASH-Programm von den Patienten ausgefüllten Stundenbogen weisen jedoch darauf hin, dass der Aufbau einer stabilen therapeutischen Beziehung gelungen ist.

Durch das vorliegende ASH-Programm reduzierte sich die Anzahl der Essanfälle über den gesamten Studienver lauf deutlich von durchschnittlich fast 4.4 auf ca. 0.6 Essanfälle pro Woche zum Zeitpunkt 6 Monate nach Beendigung der Sitzung 8 (d = 1.72). Interessanterweise zeigte sich dabei bereits in der zweiwöchigen Wartezeit eine signifi kante Reduktion der Anzahl Essanfälle, die gleich stark ausfiel, wie während der aktiven Behandlungsphase. Dies könnte auf eine positive Erwartungshaltung in Anbetracht des kurz bevorstehenden Starts des ASH-Programms zu rückzuführen sein (vgl. dazu z. B. Greenberg, Constantino, & Bruce, 2006; Linden, 2017; Rief & Glombiewski, 2016; Wampold, 2015). Es kann vermutet werden, dass die aktive Entscheidung der Patienten am ASH-Programm teilzuneh men, wie auch das am Telefon durchgeführte diagnostische Interview mit der Behandlungsperson therapeutisch wirksame Prozesse angestoßen haben, wie der Aufbau po

sitiver Erwartungen hinsichtlich des Therapieerfolgs, die Induktion von Hoffnung auf eine Besserung durch die be gonnene Therapie sowie der Einstieg in die therapeutische Beziehung. All dies sind bestätigte unspezifische Wirkfak toren, die unabhängig von störungs- oder symptomspezifischen Behandlungsinhalten zum Therapieerfolg beitragen können (Greenberg et al., 2006; Linden, 2017; Rief & Glombiewski, 2016; Wampold, 2015). Es ist jedoch zu be achten, dass in die Berechnung der Wartezeit lediglich 3 Messzeitpunkte einbezogen wurden, während es in der ak tiven Behandlungsphase 9 Messzeitpunkte waren. Die Berechnung des Verlaufs in der Wartezeit ist also weniger reliabel und sollte in Anbetracht der kleinen Stichprobe mit Vorbehalt interpretiert werden. Eine weitere signifikante Reduktion der Essanfälle auf durchschnittlich 1.3 pro Woche stellte sich bis zum Ende der aktiven Behandlungs phase (Post1-Messung) ein.

Während den Auffrischungssitzungen bis zur Post2- Messung nahm die Anzahl wöchentlicher Essanfälle ten denziell weiter ab, auch wenn diese Abnahme nicht signifikant war. Daraus kann auf eine zufriedenstellende Übertragung und selbstständige Aufrechterhaltung der erreichten Veränderungen im Alltag der Patienten ge schlossen werden. Das Ausmaß der Reduktion der Essanfälle ist vergleichbar mit anderen Studien. Die Abs tinenzrate von 15 % am Ende der aktiven Behandlungsphasen liegt jedoch teils deutlich unter den Abstinenzraten anderer ASH-Programme (Grilo & Masheb, 2005; Striegel-Moore et al., 2010; Wilson, Wilfley, Agras & Bryson, 2010) und unter jener aus dem herkömmlichen Gruppen- und Einzelsetting (z. B. Grilo, Masheb, Wilson, Gueorguieva & White, 2011; Munsch et al., 2007; Wilfley et al., 2002). Sie sind aber mit jenen Abstinenzraten ver gleichbar, die in der Studie von Schlup und Kollegen (2009) gefunden wurden, die das vorliegende Behand lungsmanual im Gruppensetting getestet haben. Die Unterschiede in den Abstinenzraten zwischen den Studien könnte durch eine unterschiedliche Behandlungsdauer und Unterschiede im methodischen- und statistischen Vorgehen erklärt werden. Zudem wurden im vorliegen den ASH-Programm auch Patienten mit subklinischer BES (andere näher bezeichnete Fütter- oder Essstörun gen gemäss DSM-5; APA, 2013) aufgenommen, so dass die Abstinenzrate (keine Essanfälle im letzten Monat) be reits zur Prä-Messung 4.5 % betrug. Aus wissenschaftlichen Studien ist bekannt, dass die Anzahl Essanfälle mit dem Leidensdruck und dem Ausmaß der Funktionsbe einträchtigung bei Betroffenen der BES zusammenhängt (Mitchison et al., 2018). Selbst wenn ein Großteil der Teilnehmer des vorliegenden ASH-Programms nach Be endigung des Programms weiterhin Essanfälle erlebt und damit keine Vollremission der BES eingetreten ist, kann die Reduktion der Anzahl Essanfälle eine bedeutsame Reduktion des Leidensdrucks und Steigerung des Funkti onsniveaus bewirken (Mitchison et al., 2018).

Das zeigt sich dadurch, dass sich im vorliegenden ASHProgramm einerseits neben der Anzahl Essanfälle auch die allgemeine Essstörungspathologie (restriktives Essverhalten, Figursorgen, Gewichtssorgen, essensbezogene Sorgen) bis zum Ende der aktiven Behandlung deutlich reduziert hat und längerfristig stabilisiert werden konnte. Andererseits haben auch die moderat ausgeprägten depressiven- und Angstsymptome zur Prä-Messung über den gesamten Verlauf betrachtet bis zur Post2-Messung signifikant abgenommen, so dass die Patienten 6 Monate nach Beendigung des ASH-Programms keine klinisch auffälligen Werte mehr berichtet haben. In Übereinstimmung mit bisherigen Therapiestudien zur Behandlung der BES, unabhängig vom Setting, ergaben sich im BMI keine signifikanten Änderungen während der aktiven Behandlungsphase (Fischer et al., 2014; Grilo & Masheb, 2005; Schlup et al., 2009; Striegel-Moore et al., 2010; Vocks et al., 2010). Studien, die den Verlauf des BMI über längere Katamnesen von einem bis zu 6 Jahren nach einer BES-Behandlung untersuchten, konnten eine leichte Abnahme des BMI um ca. 5 % feststellen (Fischer et al., 2014; Munsch, Meyer & Biedert, 2012a; Ricca et al., 2010). Die ausbleibende Veränderung des BMI in den Auffrischungs sitzungen des vorliegenden ASH-Programms könnte dadurch erklärt werden, dass die Katamnesephase von 6 Monaten nach Behandlungsende zu kurz war, um Ände rungen im BMI feststellen zu können. Die Ergebnisse bestätigen, dass durch die Behandlung der BES zwar keine kurzfristige Gewichtsreduktion während der aktiven Be handlungsphase erreicht, dass aber auch mit einem ASHProgramm das Gewicht kurz- und längerfristig stabilisiert werden kann. Diese Gewichtsstabilisierung ist ein wichti ges Behandlungsergebnis hinsichtlich der längsschnittlichen Assoziation zwischen der BES und einer stetigen Gewichtszunahme (z. B. Fairburn, Cooper, Doll, Norman, & O'Connor, 2000; Sonneville et al., 2013).

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie müssen in Anbetracht einiger Limitationen interpretiert werden. Erstens sind die Validität und Aussagekraft durch die kleine Stichprobe eingeschränkt. Zweitens bestand die Stichprobe fast ausschliesslich aus Frauen, was keine Generalisierung auf Männer erlaubt. Drittens wurden aufgrund der natürlich klinischen Rahmenbedingungen und um die Machbarkeit der Studie zu erhöhen, auch Patienten eingeschlossen, die zwar keine essstörungsspezifische Therapie erhielten, aber sich sonst in psychotherapeutischer Behandlung befanden. Daher kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Wirksamkeitsbefunde des ASH-Programms von anderen Behandlungsansätzen beeinflusst worden sind, insbesondere während den Auffrischungssitzungen. Viertens wurde in der vorliegenden Studie kein

RCT (randomized controlled trial) Studiendesign verwendet, sondern ein Eigen-Warte-Kontrollgruppen Design, weshalb beispielsweise nicht für die natürliche Remission der BES Symptome oder unspezifische Wirkfaktoren kontrolliert werden konnte. Fünftens wurden nur selbstberichtete Daten erhoben, weshalb insbesondere beim BMI mit Verzerrungen gerechnet werden muss.

Insgesamt zeigt sich aber, dass das vorliegende ASHProgramm wirksam ist bezüglich der Reduktion der Anzahl der Essanfälle und der Essstörungspathologie, wobei sich längerfristig auch positive Effekte auf die allgemeine Psy chopathologie (depressive- und Angstsymptomatik) zeigen. Durch die Unabhängigkeit von Ort und Zeit, sind ASH-Programme sinnvolle und wirksame Ergänzungen zu herkömmlichen Behandlungsangeboten, da sie die Verfüg barkeit und Zugänglichkeit von Behandlungsangeboten erhöhen und somit positiv zur psychotherapeutischen Versorgungssituation beitragen können. Die Ergebnisse der vorliegenden Studie bestätigen damit die Sinnhaftigkeit einer schrittweisen Behandlung im Sinne des „stepped care“ Ansatzes, wie er von NICE (2017) empfohlen wird.

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S117–S120.

Danksagung

Unser Dank gilt den Bachelor- und Masterstudierenden der Universität Fribourg, die an diesem Projekt mitgearbeitet haben. Ebenso allen Patienten, die am Behandlungsprogramm teilgenommen haben.

Andrea Wyssen, PhD

Universität Fribourg Department für Psychologie Klinische Psychologie und Psychotherapie Rue de Faucigny 2 1700 Fribourg Schweiz

andrea.wyssen@unifr.ch

CME-Fragen

1. Die Binge-Eating-Störung (BES) ist eine weitverbreitete Störung. Sie tritt in der Allgemeinbevölkerung von allen Essstörungen am häufigsten auf.

Welche weitere Aussage zur Epidemiologie und

Ätiologie der BES ist richtig? a. Das Ersterkrankungsalter liegt bei den meisten Patienten in der Kindheit. b. Beim Beginn der BES kann es zuerst primär zu Essanfällen kommen (z. B. emotionales Essen) oder Essanfälle folgen nach / während einer stark restriktiven Phase (z.B. Kontrolldurchbruch aufgrund von Diäthalten). c. Die BES ist zwar eine schwerwiegende Belastung für

Betroffene, jedoch dauert die Störung meist nicht lange an (die durchschnittliche Erkrankungsdauer beträgt ca. 1 Jahr). d. Es sind deutlich weniger Männer als Frauen von der BES betroffen. e. Über die ätiologischen Zusammenhänge der BES weiss man wenig. Es wird primär eine genetische Veranlagung vermutet.

2. Welches der genannten Merkmale unterscheidet die Binge-Eating-Störung (BES) von der Bulimia

Nervosa (BN)? a. Im Gegensatz zur BN sind Patienten mit einer BES immer übergewichtig. b. Betroffene einer BES leidet nicht unter Körperbildsorgen, während dies ein Hauptmerkmal und diagnostisches Kriterium bei der BN ist. c. Bei Patienten mit einer BN folgen auf Essanfälle Gegenmassnahmen (z. B. selbstherbeigeführtes Erbrechen) um einer Gewichtszunahme entgegenzuwirken. Dies ist bei der BES nicht regelmässig der Fall. d.Der Leidensdruck, welcher durch die Essstörung entsteht, ist bei Patienten mit einer BES geringer als bei

Patienten mit einer BN. e. Während die Anzahl der Essanfälle bei der BN die Beeinträchtigung der Betroffenen erhöht, gibt es diesen

Zusammenhang bei der BES nicht.

3. Welche der Aussagen zum „stepped care“ Ansatz ist korrekt? a. „Stepped care“ bedeutet, dass ein Patient selbstständig die nötigen Schritte einleitet, um eine Behandlung zu erhalten. b. Unter „stepped care“ versteht man die stufenweise Reduktion der Intensität einer Behandlung. c. „Stepped care“ wird als Begriff in der Psychotherapie nicht verwendet; es handelt sich um ein Konzept aus der

Medizin. d.Der „stepped care“ Ansatz im Gesundheitsversorgungssystem sieht vor, dass ein Patient stufenweise so viel

Unterstützung / Therapie erhält, wie nötig ist. Dabei wird im Sinne der Ressourceneffizient mit niederschwelligen Behandlungsangeboten begonnen. e. Das Hauptmerkmal des „stepped care“ Ansatzes ist, dass der Patient selbst bestimmt, welche Art und Intensität der Behandlung er möchte.

4.Angeleitete Selbsthilfeprogramme zur Behandlung der Binge-Eating-Störung (BES) … a. … sind bisher weitestgehend unerforscht. b. … dürfen nicht als alleinige Behandlung angeboten werden, sondern müssen immer in Kombination mit einer psychopharmakologischen oder einer psychotherapeutischen Behandlung angeboten werden. c. … sind nur für Kinder und Jugendliche geeignet. d.… führen bei Betroffenen einer BES mit Komorbidität höchstwahrscheinlich zu einer Verschlechterung des

Zustandsbilds. e. … sind eine mögliche Alternative zu einem herkömmlichen Behandlungsangebot und weisen in empirischen

Studien eine gute Wirksamkeit auf.

5. Welche der folgenden Aussagen zu den Behandlungsmöglichkeiten der Binge-Eating-Störung (BES) ist korrekt? a. Die beste empirische Evidenz zur Behandlungswirksamkeit liegt bislang für die Kognitive Verhaltenstherapie und die Interpersonelle Psychotherapie vor. b. Mit Psychotherapie können nur sehr geringe Remissionsraten von max. 15 % erreicht werden. c. Die Leitlinien zur Behandlung der BES empfehlen eine psychopharmakologische Behandlung. d.Gruppenpsychotherapien sind bei der BES aufgrund der hohen Stigmatisierung und des Modelllernens nicht empfehlenswert. e. Kinder mit einer BES müssen nicht behandelt werden, die Störung wächst sich in den allermeisten Fällen aus.

Um Ihr CME-Zertifikat zu erhalten (mind. drei richtige Antworten) schicken Sie bitte den ausgefüllten Fragebogen mit einem frankierten Rückumschlag bis zum 13.02.2019 an die untenstehende Adresse. Später ein treffende Antworten können nicht mehr berücksichtigt werden.

Fortbildungszertifikat

Die Ärztekammer Niedersachsen erkennt hiermit 2 Fortbildungspunkte an.

Stempel

Zeitschrift für Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie 01/2019

Datum Unterschrift

Prof. Dr. Franz Petermann

Zentrum für Klinische Psychologie und Rehabilitation der Universität Bremen Grazer Straße 6 28359 Bremen Deutschland

fpeterm@uni-bremen.de

«Binge-Eating-Störung» Die Antworten bitte deutlich ankreuzen!

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a

b

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e

Ich versichere, alle Fragen ohne fremde Hilfe beantwortet zu haben.

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Berufsbezeichnung, Titel

Straße, Nr.

PLZ, Ort

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