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Die Weltenbummlerin hinter der Bartheke

Sie

Barkeeperin

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Es ist ein Freitagabend in Luzern. Etwas mehr als ein halbes Jahr arbeitete die Österreicherin hier i n einer Bar. Zuvor hatte sie in Barcelona, München, Tokio und Berlin die Barszene erkundet. Ihren Beruf mit dem Entdecken der Welt zu verbinden, ist für sie ein Luxus. «Wenn ich die Bar wechsle, möchte ich auch das Land wechseln», sagt die 24-Jährige.

Worauf freuen Sie sich an den Euro Skills am meisten?

Auf den Austausch und das Networking mit den anderen Teilnehmenden. Es ist toll, junge Berufsleute aus sechzehn Ländern zu treffen, die alle die gleiche Leidenschaft für ihren Beruf teilen. Ich bin gespannt darauf, etwas über ihre Heimatländer und die dortige Arbeitsweise zu erfahren.

Was macht Ihnen Bauchweh?

Vom Einmarsch der Nationen über die Wettkämpfe bis zur Siegerehrung – die Euro Skills werden zwangsläufig ein Wechselbad der Gefühle sein. Um mein Ziel, einen Platz unter den ersten drei, zu erreichen, muss ich meine Kräfte gut einteilen. Es muss mir gelingen, stets konzentriert und positiv zu bleiben, auch wenn etwas mal nicht so rund gelaufen sein sollte. Davor habe ich Respekt. Zumal ich, im Gegensatz zu den meisten anderen Teilnehmenden, das erste Mal an einem mehrtägigen internationalen Berufswettbewerb bin.

Wie Sportler haben auch Sie einen Mentalcoach. Haben Sie auch wie Sportler ein Ritual oder einen Glückssocken?

Nein, Glückssocken habe ich keinen. Aber ich habe ein kleines goldenes Kleeblatt. Das hat mir eine Kollegin geschenkt, als ich zum Interview für die Teilnahme an den Swiss Skills ging. Dieses Kleeblatt nehme ich ganz sicher nach Danzig mit.

RICCARDA FREI

Zur Bar kam sie während des Studiums an einer Tourismusschule in ihrer Heimat Österreich. «Ich war immer eine mittelmässige Schülerin», erzählt sie. «Der Bar-Bereich hat mich aber so gepackt, dass ich mich nicht zum Lernen zwingen musste.»

Weil Pia Köfler stets auf ihr Bauchgefühl hört, machte sie die entfachte Leidenschaft zum Beruf. «Mich fasziniert die Kreativität. Welcher Drink, welche Zutaten, welches Glas – darin kann man sich richtig vertiefen.» Sie selbst lasse sich überall für neue Kreationen inspirieren, sei es von einem Poster, das sie irgendwo gesehen hat, oder von einem Bild auf Instagram. «Vor kurzem inspirierte mich ein Pistazien-Croissant.»

Ihre Kreativität und ihr Können zeigt Pia Köfler gerne auch an Wettbewerben. «Sie animieren dazu, andere Wege zu gehen. Mit

08/15 kommt man heute nicht weit.» Anfang Juni gewann die 24-Jährige die Made in GSA Competition des Magazins «Mixology», bei der sich Barkeeper aus dem ganzen deutschsprachigen Raum messen. Mit ihrem Drink «Apfelschuss» (siehe Rezept), inspiriert von Wilhelm Tell, überzeugte sie die Jury. «Für mich war vor allem die Paarung von Apfel und Haselnuss in Perfektion erstaunlich, das war absolut auf dem Niveau einer Sterneküche», kommentierte Thomas Huhn, Juror und Chef de bar im Hotel Les Trois Rois in Basel.

Frauen in der Branche sollten sich gegenseitig unterstützen Neben dem Handwerk ist es die Gemeinschaft in der Szene, die Pia Köfler an der Bar so gefällt. «Ich bin ein Fan davon, Rezepturen zu teilen und sich gegenseitig zu motivieren.» Auch wenn es Probleme gibt, sei ein gutes Netzwerk sehr wertvoll. «Unser Job ist nicht einfach. Es ist wichtig, auf die eigene psychische Gesundheit zu schauen und gegenseitig aufeinander Acht zu geben.»

In ihren noch jungen Jahren hat Pia Köfler schon viel von der internationalen Barszene gesehen. Besonders fasziniert hat sie der Aufenthalt in Tokio. «Dort habe ich gesehen, wie unterschiedlich Gastronomie interpretiert werden k ann und wie gleich sie am Ende aber doch ist.» Beeindruckend sei die Präzision und die Seriosität, mit der in Japan auch im Nachtleben gearbeitet wird.

Ihre Zeit in der Schweiz neigt sich schon wieder dem Ende zu. Denn es gibt noch viele Länder und Barkonzepte, die Pia Köfler noch nicht gesehen hat. Auf ihrer Liste steht zum Beispiel noch Australien. «Ich bin noch nicht an dem Punkt angekommen, an dem ich mich fix an einen Ort binden möchte.» ALICE GULDIMANN

Rezept Apfelschuss

Ergibt einen Cocktail

Zutaten

3 c l S I-ON Wermut Seebrise

Zur Person Carmen Többen ist Schweizer Meisterin 2022 im Beruf Hotel Reception (Swiss-Skills-Siegerin) sowie AICR Switzerland’s Best Receptionist 2022. Nun möchte sich die 20-Jährige an den Euro Skills in Danzig (PL) den Sieg holen. Sie arbeitet im «Baur au Lac» in Zürich.

Pia Köflers Siegerdrink trägt den Titel «Apfelschuss».

Besonders die Frauen in der Szene sollten sich unterstützen, findet Köfler. «Es ist toll, in Bars zu arbeiten, in denen auch Frauen an der Front stehen und wo Diversität gezeigt wird.»

Ein Grossteil ihres eigenen Freundeskreises ist wie Pia Köfler an der Bar oder in der Gastronomie tätig, erzählt sie. Wenn man in der Nacht arbeite, sei es schwierig, Freundschaften mit Leuten ausserhalb der Gastronomie aufrechtzuerhalten. «Die Freundschaften, die ich ausserhalb der Szene pflege, sind aber langjährig und bestehen seit der Schulzeit.»

2 c l A ppenzeller Gin 27

1 c l S tuder Gravensteiner Apfelbrand

1 c l C huderboden Bio-Verjus

1 c l S tuder Nussknacker Haselnusslikör

So wird’s gemacht Alle Zutaten in ein Rührglas geben. Das Rührglas mit ausreichend Eiswürfeln befüllen und 20 Sekunden kalt rühren. Danach doppelt in das vorgekühlte Glas abseihen. Mit Apfelfächer garnieren.

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