Ömer Karaman, Dokumentation «Elif», BA Objektdesign 2023

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ELIF
Karaman
Ömer

Design & Kunst

Bachelor Objektdesign 2023

Praktische Bachelor-Arbeit

Ömer Karaman

Titel ELIF

Mentorat Praktische Arbeit Andreas Saxer

Mentorat Schriftliche Arbeit Prof. Dr. Dagmar Johanna Steffen

Ort und Datum Luzern, den 12. Juni 2023

Elif ist der erste Buchstabe im arabischen Alphabet. Der Name Elif hat eine symbolische Bedeutung und wird oft mit „Anfang“ oder „Erste“ in Verbindung gebracht. In einigen Traditionen wird Elif als Ausdruck für den Beginn eines neuen Lebensabschnitts oder einer neuen spirituellen Reise betrachtet. Der Buchstabe Elif ist dünn und lang, weshalb der Name auch mit einem grossen eleganten Mädchen in Verbindung gebracht wird. Elif symbolisiert den ersten Schritt auf dem Weg des Wissens und der Weisheit.

Inhaltsverzeichnis 9 AUSGANGSLAGE 10 InSPIRATION 15 MOTIVATION 17 Das Gebet 18 Beten nach vorgegebenen Regeln 19 Beten im Stehen 20 Beten Im Sitzen 21 Beten im Liegen 23 Recherche 25 Feldforschung Gebetshilfe 27 Der Gebetsteppich 29 Holz in Moscheen 31 Stapeln 32 ORNAMENTIK 35 Zielsetzungen 36 ZIELE 39 FORMFINDUNG 40 1. IDEEN SKIZZEN 42 1. 3D Modelle 44 2. IDEEN SKIZZEN 46 2. 3D MODEL AUS HOLZ 48 3D SIKIZZEN (FUSION 360) 50 Handgriff 52 PROTOTYPING FINALE FORM 54 SKIZZEN ORNAMENTIK 57 UMSETZUNG 58 WERKSTOFF 59 FERTIGUNG 63 eigenschaften 67 ELIF 79 Ausblick
9 AUSGANGSLAGE

InSPIRATION

Die Inspiration für meine praktische Bachelorarbeit wurde von meinen beiden verstorbenen Grossmüttern geweckt. Beide waren praktizierende und gläubige Muslimas, die unter anderem fünfmal am Tag gebetet haben.

Besonders eng war meine Beziehung zu einer meiner Grossmütter, da ich das Glück hatte, mit ihr in selben Haushalt aufzuwachsen. Ich erinnere mich lebhaft an ihre täglichen Gebetsrituale, bei denen sie sich verbeugte und niederkniete. Während des Gebets war sie stets in tiefer Konzentration versunken und liess sich auch von meinem verspielten Umherspringen nicht ablenken. Manchmal wagte ich es sogar, mich auf ihren Rücken zu setzen und mich, um ihren Hals zu klammern, während sie in die „Sajdah“ ging und mich dabei hochheben zu lassen, wenn sie sich aufrichtete.

10 AUSGANGSLAGE
AUSZÜGE AUS DEM BACHLOR- VOHABEN, ÖMER KARAMAN 2023 Abb. 01 Kindheitsfoto Ömer Karaman

Im Laufe der Jahre musste ich jedoch miterleben, wie das Ausführen der Gebete für sie immer schwieriger wurde. Anfangs konnte sie noch ohne Hilfsmittel beten, aber an Tagen, an denen sie körperlich nicht so kräftig war, griff sie manchmal auf einen Holzstuhl zurück, der zu ihrem Gebetsbegleiter wurde. Mit der Zeit war sie zunehmend darauf angewiesen, da ihr Körper älter und schwächer wurde.

Diese Erinnerung animierte mich darüber nachzudenken, wie andere Personen sonst Beten, wenn sie beeinträchtigt, sind.

Während der Recherche bin ich auf diverse Lösungsansätze gestossen, die es bereits für Personen gibt, die Mühe haben ihr Gebet auf die übliche Weise auszuführen. Unter anderem auch auf die, die in den Moscheen verwendet werden.

Obwohl es eine Regelung gibt, wie beeinträchtigte Menschen beten sollten, wird in den vergangenen Jahren immer mehr festgestellt, dass Gebetshilfen wie Hocker und Sitzbänke in Moscheen Einzug genommen haben.

Diese Elemente, die zum Teil oft in den separierten Bereichen in der Moschee aufgestellt werden, stören die spirituelle Atmosphäre und entsprechen nicht den gewünschten Etiketten.

Gleichzeitig führt dies zu einer Trennung innerhalb der Moscheegemeinde, obwohl eher gewünscht ist, dass die Gläubigen Lücken füllend in einer Reihe stehen sollten.

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AUSGANGSLAGE

Der Wunsch ist, dass die Betenden in einer Reihe lückenlos stehen sollten und es zu keiner Trennung der Gemeinschaft kommt.

Es ist gewünscht, in Zukunft auf solche separierten Bereiche zu verzichten und diese zu verhindern.

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Abb. 02 Gebetsraum

Diesbezüglich hat in einem öffentlichen Schreiben vom 16. Dezember 2019 der türkische Beschluss des obersten Rates für religiöse Angelegenheiten nochmals ausführlich niedergeschrieben, wie verhinderte Menschen beten sollten und beschlossen, dass separierte Bereiche innerhalb der Moscheen aufgehoben werden. Nicht mehr gewünscht sind fixe Elemente wie Bänke oder derartige Möblierungen und erlaubt werden in Zukunft nur noch mobile Gebetshilfen.

Das Gebet wird nicht nur allein praktiziert, sondern auch in Gemeinschaften – bei der Feier des Fastenbrechens am Ende des Ramadans, beim Opferfest, bei Begräbnissen oder jeden Freitagmittag, wo sich vor allem Männer treffen. Das gemeinsame Beten hat einen hohen Stellenwert im Islam.

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VGL. THEORETISCHE BACHLOR-ARBEIT, KÖRPERHALTUNG UND GEBESHILFEN IM ISLAMISCHEN GEBETSRITUAL, ÖMER KARAMAN 2023
AUSGANGSLAGE
Abb. 03 Abgeschlossener Klappstuhl in der Moschee, Abb. 02 Gebetsraum Abb. 04 Beten auf einem Stuhl Abb. 05 Beten auf Monobloc Hockern Abb. 06 Ausräumen der Sitzbänke

MOTIVATION

Wie bereits erwähnt, wurden feste Sitzbänke und Hocker aus der Moschee entfernt und vermehrt durch mobile Hocker wie Klappstühle oder Monobloc-Stühle ersetzt.

Die Verwendung von Monobloc-Stühlen aus Kunststoff als Gebetshilfen in Moscheen ist weit verbreitet. Dies liegt hauptsächlich an ihrer einfachen Handhabung und der kostengünstigen Herstellung in Massenproduktion. Aufgrund ihrer hohen Stückzahl können sie aus einem einzigen Stück geformt werden, ohne dass eine zusätzliche Montage erforderlich ist. Die Robustheit und Leichtigkeit dieser Stühle vereinfachen den Transport, während einige Modelle aufgrund ihrer Bauweise stapelbar sind. Zudem sind sie in verschiedenen Farben erhältlich.

Obwohl Monobloc-Stühle aufgrund ihrer Robustheit eine lange Lebensdauer haben, können sie im Falle eines Bruchs oft nicht repariert werden. Die Verwendung von Kunststoff bei ihrer Herstellung ist auch ökologisch bedenklich, da die begrenzte Recyclingfähigkeit dieses Materials das Potenzial für Umweltverschmutzung birgt. Daher ist es für Moscheen wichtig, bei der

Entscheidung zur Anschaffung von Gebetshilfen wie Monobloc-Stühlen sowohl praktische als auch ökologische Aspekte sorgfältig abzuwägen.

Neben den praktischen Aspekten müssen auch ästhetische und religiöse Standards berücksichtigt werden, da die Stühle oft nicht den Anforderungen einer Moschee entsprechen. Obwohl die Ästhetik und der religiöse Stil dieser Stühle nicht immer den Standards einer Moschee entsprechen, werden sie aufgrund ihrer geringen Anschaffungskosten dennoch oft als bevorzugte Gebetshilfe in Betracht gezogen.

Es ist wichtig, bei der Auswahl von Gebetshilfen für Moscheen alle relevanten Faktoren zu berücksichtigen, sowohl praktische als auch ökologische und ästhetische Aspekte. Bei der Verwendung von Monobloc-Stühlen, die aufgrund ihrer kostengünstigen Herstellung und einfachen Handhabung beliebt sind, sollten jedoch auch Sicherheitsrisiken und Umweltbedenken in Betracht gezogen werden. Daher ist es ratsam, alternative Optionen zu prüfen, die sowohl funktional als auch nachhaltig sind und den Bedürfnissen der Gläubigen entsprechen.

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AUSGANGSLAGE
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Das Gebet

Beten nach vorgegebenen Regeln

Im Stehen wendet sich die Person in Richtung «Qibla» und beginnt das Gebt mit einem «Tekbir».

Nach der Rezitation von einigen Versen aus dem Koran geht die Person in eine erste Verbeugung, auch «Ruku» genannt. Hierbei stützt sie sich mit den Händen auf den Knien ab und achtet darauf, dass ihr Rücken gerade ist. Nach der Verbeugung kehrt sie wieder in die aufrechte Stehposition «Kiyâm» zurück.

Für die «Sajdah» lässt sich die Person zuerst auf die Knie fallen und beugt sich danach mit dem Oberkörper in Richtung Boden. Hierbei wird darauf geachtet, dass die Knie, die Handflächen sowie die Stirn und gleichzeitig die Nase, den Boden berühren.

In Bezug auf die Durchführung des rituellen Gebets gibt es bestimmte Empfehlungen für Personen, die minime, aber keine signifikanten gesundheitlichen Einschränkungen aufweisen. Gemäss diesen Empfehlungen sollte das Beten im Stehen begonnen und dann im Sitzen fortgesetzt werden. Diese Vorgehensweise wird als bevorzugte Methode für die Durchführung des Gebets für Personen mit einer minimen Beeinträchtigung angesehen.

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Das Gebet
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Beten im stehen

Auch hier wird das Gebet zuerst im Stehen mit einem «Tekbir» beg onnen.

Bei der «Ruku» beugt sich die Person im Stehen leicht nach vorne. Bei grösserer Beeinträchtigung kann die «Ruku» auch im Sitzen ausgeführt werden, bei der sich die Person leicht nach vorne beugt.

Zur korrekten Ausführung der Niederwerfung sollte darauf geachtet werden, dass kein hoher Gegenstand davor steht, um Kopf abzustützen.

In der «Sajdah» wird der Kopf ein wenig mehr als bei der «Ruku» verbeugt, sodass ein minimaler Unterschied zwischen beiden ersichtlich ist.

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Das Gebet VGL. THEORETISCHE BACHLOR-ARBEIT, KÖRPERHALTUNG UND GEBESHILFEN IM ISLAMISCHEN GEBETSRITUAL, ÖMER KARAMAN 2023

Beten im sitzen

Für Personen mit stärkeren Schmerzen oder Beeinträchtigungen kann es schwierig sein, das Gebet im Stehen zu beginnen. In solchen Fällen wird empfohlen, das Gebet im Sitzen (auf dem Boden oder auf einem Stuhl) zu beginnen.

Das Gebet wird im Sitzen fortgeführt, wobei darauf geachtet wird, dass sich die Verbeugung «Ruku» und die Niederwerfung «Sajdah» voneinander unterscheiden. Diese Unterscheidung ist von grosser Bedeutung, da das Gebet als ungültig betrachtet wird, wenn sie nicht korrekt ausgeführt wird.

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VGL. THEORETISCHE BACHLOR-ARBEIT, KÖRPERHALTUNG
GEBESHILFEN IM ISLAMISCHEN GEBETSRITUAL,
KARAMAN 2023
Das Gebet
UND
ÖMER

liegend Beten

Im Falle von Beeinträchtigungen, die das Ausführen des Gebets auch im Sitzen erschweren oder unmöglich machen, können gläubige Muslime und Musliminnen das Gebet liegend ausführen. Dabei wird eine Erhöhung unter den Nacken gelegt, um eine bequeme Haltung zu gewährleisten. Die Füsse werden in Richtung der «Qibla» ausgestreckt und das Gebet wird im Liegen begonnen und fortgeführt. Es ist wichtig zu beachten, dass auch im Liegen die Unterscheidung zwischen «Ruku» und «Sajdah» beibehalten werden muss.

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Das Gebet VGL. THEORETISCHE BACHLOR-ARBEIT, KÖRPERHALTUNG UND GEBESHILFEN IM ISLAMISCHEN GEBETSRITUAL, ÖMER KARAMAN 2023
23 Recherche
Abb. 07 Klapphocker aufgeklappt Aksa-Moschee Abb. 08 Gebetsbank Dzemat-Moschee Abb. 10 Bankettstuhl Dzemat-Moschee Abb. 11 Holzbox für Klappstuhl Aksa-Moschee Abb. 12 Aufreihung Gebetshilfen Dzemat-Moschee Abb. 09 Klapphocker zugeklappt Aksa-Moschee

Feldforschung Gebetshilfe

Auf der linken Seite sind zwei Moscheen in der Schweiz abgebildet und ihre Lösungsansätze für Personen, die beim Gebet beeinträchtigt sind.

Die erste Moschee, abgebildet in den Abb. 7, 9 und 11, ist die Aksa Moschee in Schaffhausen. Als Lösung haben sie Klapphocker, die nach Gebrauch in einer dafür konzipierten Box verstaut werden können.

Die zweite Moschee, in den Abb. 8, 10 und 12, ist die Dzemat Moschee in Luzern. Die erste Variante in Abb. 8, ist eine Gebetsbank mit einer zusätzlichen Kopfstütze, an der die betende Person den Kopf abstützen kann. Da jedoch die Anzahl der beeinträchtigten Personen zugenommen hat, haben die Gemeindemitglieder zusätzliche gepolsterte Bankettstühle wie in Abb. 10 im Gebetssaal aufgestellt. Die Gebetshilfen werden nach dem Gebrauch vor der hinteren Wand in einer Reihe aufgestellt.

25
Recherche
Abb.14 Gebetsteppich blau Abb.13 Mihrab / Iran / Fliesen

Der Gebetsteppich

Ein Gebetsteppich, der im Arabischen als „Sajjada“ und im Persischen als „Namazlik“ bezeichnet wird, stellt ein unverzichtbares Utensil für betende Personen dar. Er wird in der Regel aus weichen Materialien wie Wolle oder Baumwolle hergestellt und dient nicht nur als Gebets-, sondern auch als hygienische Unterlage. Charakteristische Ornamente und geometrische Muster verleihen ihm eine besondere Ästhetik. Die Masse variieren in der Breite von 650 bis 750 mm und in der Länge von 110 bis 115 mm. Im Allgemeinen unterscheidet sich ein Gebetsteppich von herkömmlichen Teppichen durch das Vorhandensein von einem vorderen und einem hinteren Teil. Der Teppich hat eine eindeutige obere und untere bzw. vordere und hintere Kante, wird jedoch als symmetrisch wahrgenommen, da die vertikale Mittelachse dominant ist und die rechte und linke Seite streng symmetrisch sind. Dies dient dem Zweck, der betenden Person zu zeigen, wie er oder sie den Teppich korrekt ausrichten und die Stirn beim Niederwerfen platzieren soll.

Bei der Gestaltung von Gebetsteppichen werden oft geometrische Muster und arabeske, pflanzenähnliche Ornamente bevorzugt, während Abbildungen von Menschen und Tieren im religiösen Kontext vermieden werden. Der Grund dafür liegt darin, dass die Betenden nicht vom eigentlichen Gebetsritual abgelenkt werden sollen und ein möglicher Bezug zu Götzendienst vermieden werden sollte, was als Apostasie verurteilt werden könnte. Bei der Gestaltung von Gebetsteppichen spielen jedoch auch regionale und kulturelle Faktoren eine wichtige Rolle. So können Gebetsteppiche aus der Türkei beispielsweise andere Farben und Muster aufweisen als solche aus Marokko oder aus dem Iran. In vielen Fällen zeigt sich jedoch eine bogenförmige Grundgeometrie, die an die Gebetsnische „Mihrab“ einer Moschee erinnert. Beliebt sind auch Abbildungen der «Kaaba», des Felsendoms oder einer Moschee.

Es sei darauf hingewiesen, dass die meisten Moscheen weltweit bereits mit grossen Gebetsteppichen ausgestattet sind, die es den Betenden ermöglichen, ihre Gebete ohne persönlichen Teppich abzuhalten. Diese grossen Gebetsteppiche sind bereits entsprechend ausgerichtet und ermöglichen eine klare Orientierung, um die korrekte Position der Füsse beim Beten zu finden.

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Recherche
VGL. THEORETISCHE BACHLOR-ARBEIT, KÖRPERHALTUNG UND GEBESHILFEN IM ISLAMISCHEN GEBETSRITUAL, ÖMER KARAMAN 2023

Die Bekdemir-Moschee im Stadtteil Kavak von Samsun, die 1596 ohne Nägel erbaut wurde, ist eines der originellsten Beispiele für die Holzarchitektur in Anatolien. Bemerkenswert sind die Feinen Verzierungen aus Wurzelfarbe in der Moschee, die in der Blockbau Technik gebaut wurde, bei der das gesamte Holz ineinander verschachtelt ist.

Abb. 15 Bekdemir-Moschee Samsun Abb. 16 Bekdemir-Moschee Samsun

Holz in Moscheen

SYBOLIK

Holz kann eine symbolische Bedeutung haben, die mit der Naturverbundenheit und dem spirituellen Bezug zur Schöpfung in Verbindung gebracht wird. Es wird oft als ein Symbol für Wachstum, Stärke, Beständigkeit und Wärme angesehen. Die Verwendung von Holz in einer Moschee kann daher dazu beitragen, eine Verbindung zwischen den Gläubigen und der Schöpfung Gottes herzustellen.

AKUSTISCHE EIGENSCHAFT

Holz kann dazu beitragen, den Klang und die Akustik in einer Moschee zu verbessern. Es hat die Fähigkeit, Schall zu absorbieren und zu reflektieren, was zu einer angenehmen Klangumgebung für das Gebet führen kann.

NACHHALTIGKEIT UND UMWELTFREUNDLICHKEIT

Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der im Vergleich zu anderen Baumaterialien wie Beton oder Stahl eine geringere Umweltauswirkung haben kann. Die Verwendung von Holz in Moscheen kann somit Teil einer nachhaltigen und umweltfreundlichen Bauweise sein.

Es ist jedoch wichtig anzumerken, dass die Verwendung von Holz in Moscheen je nach regionalen Traditionen, verfügbaren Ressourcen und architektonischen Stilen variieren kann. Die Entscheidung, Holz in einer Moschee zu verwenden, basiert oft auf einer Kombination aus kulturellen, ästhetischen, symbolischen und praktischen Erwägungen.

Häufig werden Eiche, Zander, Mahagoni für Verkleidungen, Balken, Säulen und Einrichtungsgegenstände eingesetzt. Teak für den vor allem für den Aussenbereich und Ahorn für die Bodenbeläge und Verkleidungen.

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Recherche
Abb. 17 Le tabouret Krukje von Bold Design Abb. 18 Bimbo von Peter Brandt Abb. 19 Stak Stuhl von Jon Goulder Abb. 20 Oneness von Kyuhyung Cho Abb. 21 Chica von Donato D‘Urbino, Jonathan De Pas, Paolo Lomazzi, Giorgio DeCurso Abb. 22 Bardi Bowl von Lina Bo Bardi

Stapeln

VORTEILE NACHTEILE

Platzersparnis

Ein begrenzter Raum kann optimal und effizienter genutzt werden.

Einfache Lagerung

Stühle könne einfach aufeinandergestapelt werden.

Transport

Durch das Stapeln können mehrere Stühle gleichzeitig transportiert werden.

Ordnung

Gestapelte Stühle erwecken einen aufgeräumten und organisierten Eindruck in einem Raum.

Stabilität

Wenn stapelbare Stühle nicht ordnungsgemäss gestapelt werden, besteht die Gefahr, dass sie umkippen oder verrutschen.

Schwierigkeiten beim Entfernen

Wenn Stühle zu hoch oder nicht ordnungsgemäss gestapelt sind, kann es schwierig sein, sie wieder zu entfernen, und es besteht die Gefahr, dass sich jemand dabei verletzt.

Schwierigkeiten beim Handling

Eine grosse Anzahl gestapelter Stühle kann schnell an Gewicht zunehmen, was den Transport erschwert und mehrere Personen erfordert.

31
Recherche

ORNAMENTIK

Die ornamentale Kunst im Islam umfasst durchdachte Muster, geometrische Designs und Kalligraphie, und spielt eine bedeutende Rolle in der islamischen Kultur. Sie symbolisiert die Ordnung des Universums durch geometrische Muster und repräsentiert die heilige Schrift des Korans durch Kalligraphie. Stilisierte florale Motive werden mit geometrischen Mustern kombiniert, während Darstellungen lebender Wesen vermieden werden, um Götzendienst zu vermeiden. Diese Kunstform bietet sowohl ästhetische Schönheit als auch spirituelle Inspiration und spiegelt das reiche kulturelle Erbe des Islam wider.

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Recherche
Abb. 21 Grab des Mohammad Ghaus

DER GEOMETRISCHE FAMILIENBAUM

Geometrische Muster können anhand der Unterteilung eines Kreises in Abschnitte am besten kategorisiert werden. Diese Kategorien werden als „Familien“ bezeichnet. Muster, die auf einer Unterteilung in vier gleiche Teile basieren, gehören zur Vierfach-Familie, während Muster mit einer Unterteilung in sechs gleiche Teile zur Sechsfach-Familie gehören und so weiter.

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Recherche
35 Zielsetzungen

ZIELE

STABILITÄT

Die Stabilität gewährleistet die Sicherheit von Personen mit Beeinträchtigungen.

ERGONOMIE

Die Höhe der Sitzgelegenheit sollte so gewählt werden, dass Personen mit Beeinträchtigungen problemlos aufstehen können. (geeignet ist eine durchschnittliche Sitzhöhe von 450mm)

GEWICHT

Der Hocker sollte leicht sein und problemlos an die entsprechende gebetstelle transportiert werden können, ohne grosse Schwierigkeiten.

GRÖSSE

Die Breite des Sitzelementes sollte nicht grösser sein als der Gebetsbereich einer Person. Das heisst nicht breiter als 680 m.

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Zielsetungen

STAPELBAR

Es sollte stapelbar sein, um im Raum für Ordnung zu sorgen und Platz zu sparen.

GESTALTUNG

Bei der Gestaltung sollte darauf geachtet werden, dass es nicht allzu gross ist und gut in die Gebetreihen eingegliedert werden kann.

HERSTELLUNG

Die Herstellung des Hockers sollte kostengünstig, unkompliziert und ohne hohe Kosten gut umsetzbar sein.

SDG

Das Projekt setzt sich mit SDG 12 “Nachhaltiger Konsum und Produktion” auseinander.

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Zielsetungen
39 FORMFINDUNG

1. IDEEN SKIZZEN

40
FORMFINDUNG
41 FORMFINDUNG

1. 3D Modelle

VOLUMENKÖRPER

COLLAPSIBLE VOLUMEN

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FORMFINDUNG

COLLAPSIBLE FLÄCHE

FORMFINDUNG

2. IDEEN SKIZZEN

44 FORMFINDUNG
45 FORMFINDUNG

2. 3D MODEL AUS HOLZ

MIT ARMSTÜTZE

VORTEIL

Eine Armlehne bietet zusätzlichen Komfort und unterstützt die Person beim aufstehen.

NACHTEIL

Benötigt zusätzlichen Platz um den Stuhl herum.

Die Bewegungsfreiheit der Person könnte beim Sitzen eingeschränkt werden oder beengend sein.

Die Armlehne könnte beim aufstehen und absitzen während dem Gebet stören.

46
FORMFINDUNG

OHNE ARMSTÜTZE

VORTEIL

Platzsparend. Nimmt weniger Platz im Raum.

Personen haben eine grössere Bewegungsfreiheit und Flexibilität beim Sitzen.

Wirken nicht einengend beim sitzen.

NACHTEIL

Bieten weniger Komfort und Unterstützung für die Arme und den oberen Körper.

Keine Möglichkeit, die Arme entspannt irgendwo abzustützen.

Es fehlt, die zusätzliche Abstützhilfe beim aufstehen.

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FORMFINDUNG

3D SIKIZZEN (FUSION 360)

FREIFORMEN

48
FORMFINDUNG

MIT ARMLEHNE

STAPELBAR

49
FORMFINDUNG

Handgriff

Die Dimension des Handgriffs wird harmonisch in die Ornamentik integriert. Durch die geschickt platzierte Aussparung wird die Länge des Handgriffs bestimmt und ermöglicht ein müheloses Einführen der Hand.

50
FORMFINDUNG
51 FORMFINDUNG

PROTOTYPING FINALE FORM

Die endgültige Form besteht aus sechs gleich breiten Holzplatten, die in verschiedenen Winkeln geschnitten sind, um eine besondere Sitzfläche zu schaffen. Diese Holzplatten sind durch präzise Gehrungsschnitte miteinander verbunden, wodurch eine solide und ästhetisch ansprechende Konstruktion entsteht.

Die Verbindung der beiden Hälften erfolgt durch den Einsatz von Holzdübeln, die eine stabile und feste Verbindung gewährleisten. Diese kleinen Holzstifte dienen als unsichtbare Verbindungselemente und tragen dazu bei, dass die beiden Hälften des Objekts sicher zusammengehalten werden.

Besonders wichtig ist die mittlere 8mm breite Platte, die eine entscheidende Rolle bei der Stabilität des Objekts einnimmt. Sie verhindert das auseinanderdehnen der Beine, wenn sich eine Person draufsetzt.

Die Kombination aus den unterschiedlichen Winkelschnitten der Holzplatten und der Gehrungsverbindung schafft eine Sitzfläche, die nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend ist. Die schrägen Schnitte der Holzplatten sorgen für eine angenehme Neigung und bieten einen bequemen Sitzkomfort.

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FORMFINDUNG
FORMFINDUNG

SKIZZEN ORNAMENTIK

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FORMFINDUNG
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57 UMSETZUNG

WERKSTOFF

Für die Umsetzung des Hockers wurde die Verwendung einer regionalen Holzart gewählt. In diesem Fall fiel die Wahl auf Birnenholz, welches folgende Eigenschaften aufweist.

HÄRTE

Mittelhart bis hart.

DICHTE

Moderate Dichte.

FARBE UND MASERUNG

Die Farbe ist von blassem Gelb bis zu rötlichem Braun. Maserung variiert von gleichmässig bis hin zu lebhaft wellenartig.

FESTIGKEIT

Gute Festigkeit und wiederstandfähig gegen Biegungen und Verformungen.

BEARBEITBARKEIT

Es lässt sich leicht schneiden, formen, drechseln und polieren.

FEUCHTIGKEITSBESTÄNDIGKEIT

Natürliche Resistenz gegen Feuchtigkeit und Weniger anfällig für Verrottung oder Schädlingsbefall.

DUFT

Hat einen angenehmen, milden Duft.

Je nach Region oder der Innenausstattung der Moscheen kann das Birnenholz durch eine andere Holzart ersetzt werden. Dabei ist es jedoch wichtig, eine Holzart auszuwählen, die eine mittlere bis hohe Härte aufweist.

58
UMSETZUNG

FERTIGUNG

Der Hocker wird grösstenteils auf einer Kreissäge hergestellt. Dabei ist es von grosser Wichtigkeit, die Masse der Winkel einzuhalten.

Die kunstvolle Ornamentik wird aus einer 8 mm starken Platte aus Hartholz mittels Lasertechnologie gefertigt.

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UMSETZUNG
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EIGENSCHAFTEN

SITZHÖHE

Für die Sitzhöhe ist wurde die durchschnittliche standarthöhe von 450 mm gewählt. Dies hat den Vorteil, dass die Beine bequem auf dem Boden ruhen können, wären die Knie im rechten Winkel oder leicht angewinkelt sind.

SITZBREITE

Die angewinkelten Sitzflächen umfassen eine verbesserte Sitzhaltung, Entlastung des Drucks auf den unteren Rücken und den Steissbein, eine verbesserte Durchblutung in den Beinen, eine aktive Sitzposition sowie die Unterstützung der Beckenstabilität. Diese Merkmale tragen dazu bei, eine ergonomischere und bequemere Sitzposition zu ermöglichen, insbesondere bei längeren Sitzzeiten oder für Personen mit Rückenproblemen.

66 EIGENSCHAFTEN

SITZBREITE

Die längliche Sitzfläche von 250mm x 406 mm und das Gewicht von 3 Kg ermöglich es das die Betende Person sich gut in die Gebetreihe eingliedern kann, ohne dass sie zu viel Platz beansprucht oder die Gebetfläche der hinteren Person beengt.

STAPELN

Die angewinkelte Seitenfläche hat den Vorteil das sie beim Stapeln geführt wird und zudem weniger anfällig ist zu kippen.

MITTELSTÜCK

Das Mittelstück des Hockers hat nicht nur eine dekorative Funktion, die sich beim Stapeln erweitert, sondern es verhindert auch das Auseinanderdehnen der Beine beim Hinsetzen. Zudem dient es als Verbindung zwischen den beiden angewinkelten Hälften des Hockers.

67
EIGENSCHAFTEN
69 ELIF
70
85 Ausblick

AUSBLICK

Die Gestaltung des Hockers „Elif“ erwies sich als herausfordernder Prozess, da keine beeinträchtigten Personen oder Gemeinden bereit waren, sich daran zu beteiligen. Dennoch wurde die Gestaltung auf persönlichen Beobachtungen und Erfahrungen aufgebaut. Im Laufe der Entwicklung wurde der Hocker von einer anfänglichen Ablehnung jeglicher Ornamentik zu einem bedeutenden Bestandteil, insbesondere durch das markante geometrische Muster auf der mittleren Platte.

Trotz seiner scheinbar simplen Formgebung offenbart der Hocker eine überraschende Komplexität, die durch geschickte Winkelschnitte und eine angenehme Sitzneigung erreicht wird. Bei seinem Einsatz im Freitagsgebet in der Dzemat Moschee in Luzern erfüllte der Hocker seine Funktion und fügte sich nahtlos in die Gebetsreihen ein.

Für die Zukunft ist es von grosser Bedeutung, den Gebetshocker in verschiedenen Moscheen und Ländern zu testen, um die Reaktionen der Menschen zu beobachten und seine Anpassungsfähigkeit an unterschiedliche Innenausstattungen zu bewerten. Es wird interessant sein zu sehen, wie der Hocker die Gebetspraxis unterstützen kann und wie die Interaktion mit ihm in verschiedenen Umgebungen stattfindet.

Darüber hinaus bietet sich die Möglichkeit, ein alternatives Mittelstück mit Ornamentik in einem bruchfesteren Material als Massivholz zu erforschen. Dadurch könnte die Haltbarkeit und Funktionalität des Hockers verbessert werden. Eine weitere Idee besteht darin, die Ornamentik an die räumlichen Muster der Moscheen anzupassen, um eine harmonische Integration zu ermöglichen. Auf diese Weise würde der Hocker nicht nur funktional dienen, sondern auch ästhetisch mit dem jeweiligen Raum verschmelzen und eine individuelle Anpassung ermöglichen.

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 01 Kindheitsfoto Ömer Karaman, Aufnahme Ilknur Karaman 1988

Abb. 02 Gebetsraum

https://www.karabukanahaber.com/oturarak-namaz-kilmak-yasaklandimi/9116/

Abb. 03 Abgeschlossener Klappstuhl in der Moschee

https://dogruhaber.com.tr/haber/632437-camilerde-kilitli-tabure-donemi-basladi/

Abb. 04 Beten auf einem Stuhl

https://www.aa.com.tr/tr/yasam/diyanetten-taburede-namaz-uyarisi/655564

Abb.05 Beten auf Monobloc Hockern

https://shop2302.cafeteca.net/content?c=taburede+namaz&id=39

Abb.06 Ausräumen der Sitzbänke

https://www.habernediyor.com/yasam/camilerde-tabure-ve-sandalyeler-kaldiriliyor-h19287.html

Abb.07 Klapphocker aufgeklappt Aksa-Moschee, Foto Bekir Akca

Abb.08 Gebetsbank Dzemat-Moschee, Foto Ömer Karaman

Abb.09 Klapphocker zugeklappt Aksa-Moschee, Foto Bekir Akca

Abb.10 Bankettstuhl Dzemat.-Moschee, Foto Ömer Karaman

Abb.11 Holzbox für Klappstuhl Aksa-Moschee, Foto Bekir Akca

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Abb.12 Aufreihung Gebetshilfen Dzemat-Moschee, Foto Ömer Karaman

Abb.13 Mihrab / Iran / Fliesen

https://www.amazon.com/Mihrab-Prayer-Traditional-Persian-Islamic/dp/ B094W44584

Abb.14 Gebetsteppich blau

https://ramadan24.de/produkt/seccade-navy-110-x-70-cm/

Abb.15 und 16 Bekdemir-Moschee Samsun

https://www.sanatinyolculugu.com/samsunda-bir-kok-boyali-cami-bekdemircamii/

Abb.17 Le tabouret Krukje par Bold Design

https://blog-espritdesign.com/artiste-designer/concept/le-tabouret-krukje-parbold-design-20722

Abb.18 Bimbo von Peter Brandt

https://www.scandinavianspaces.com/products/bimbo

Abb.19 Stak Stuhl von Jon Goulder

https://www.designboom.com/project/stak-stool/

Abb.20 Oneness von Kyuhyung Cho

https://www.dezeen.com/2013/03/18/oneness-stackable-furniture-by-kyuhyung-cho-and-hironori-tsukue/

Abb.21 Chica von Donato D‘Urbino, Jonathan De Pas, Paolo Lomazzi, Giorgio DeCurso

https://www.archdaily.com/260215/century-of-the-child-growing-bydesign-1900-2000-at-moma/80-2009-1-35?ad_medium=widget&ad_name=navigation-prev

Abb.22 Bardi Bowl von Lina Bo Bardi

https://www.internimagazine.com/design/projects/something-special-en/

Abb.23 Grab des Mohammad Ghaus

https://nomadographer.com/2019/01/16/muhammad-ghaus-gwalior-nomadographer/

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DANK AN

Andreas Saxer

Prof. Dr. Dagmar Johanna Steffen

Thai Hua

Holzwerksatt HSLU

Familie und Freunde

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