Do you see me hearing you?

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Do you see me hearing you? Vom Hörgerät zum Statement-Piece.


Autorin

Sophie Mia Willener Studiengang XS Schmuck Hochschule Luzern D& K 6. Semester, Bachelor FS20

Adresse

Zwyssigstrasse 12 6006 Luzern

Kontakt

079 856 14 81 sophie.willener@bluewin.ch




Dokumentation

Do you see me hearing you? Vom HÜrgerät zum Statement-Piece.



Inhaltsverzeichnis

1.

EinfĂźhrung

2.

Motivation

3.

Projektidee 10

4.

Methodik

5.

Von der Idee zur Umsetzung

5.4 Persona 5.5 Prototypen Produkt Modula ascenda

Modula descenda

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7.

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Modula escenda

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5.3 3D-Druck und giessen

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5.1 Formfindung Hauptelement 5.2 CAD Rhino

6.

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Modula lescenda Fazit

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1. Einführung Das Verstecken von körperlichen Beeinträchtigungen und Besonderheiten war früher der Normalfall. Heute werden die Unterschiede zwischen Menschen offen diskutiert und mit weniger Scham gezeigt. Menschen die an Hörverlust leiden, fühlen sich manchmal in unserer Gesellschaft ausgeschlossen und zögern somit den Besuch bei einem Audiologen heraus. Hörverlust betrifft jedoch alle im Alter von Neugeborenen bis hin zu älteren Menschen, und angesichts der heute so weit verbreiteten Zunahme der Lärmbelästigung sind viele neue Fälle von Hörverlust bei Teenagern zu verzeichnen. Wenn man sich Werbungen von Hörgeräten anschaut, wird damit geworben, dass diese immer kleiner und unsichtbarer werden. Im 19. Jahrhundert jedoch existierte eine Vielfalt an Formen und Materialien im Bereich der Hörhilfen.

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2. Motivation Bei der Recherche über zukünftige Berufsmöglichkeiten und Themen für meine Bachelorarbeit bin ich auf die Firma Sonova gestossen. Mit Hauptsitz in Stäfa ist Sonova in der Schweiz ein weltweit führender Anbieter von innovativen Lösungen rund um das Thema Hören. Mich interessieren Objekte, welche mit dem Körper interagieren und auch einer Beeinträchtigung zugute kommen können. Daher hat mich das Hörgerät als Objekt sehr fasziniert. Ich habe gemerkt, dass Hörgeräte heutzutage kaum auffallen. Trotzdem gibt es für diese so einen grossen Markt. Von der Industrie werden Hörgeräte so diskret wie möglich gestaltet. Das Stigma, welches den Hörverlust umgibt – und der Versuch der Industrie, das entsprechende Hilfsmittel so unsichtbar wie möglich zu machen, verstehe ich nicht, da es zum Beispiel beim Tragen einer Brille oder Verwenden eines anderen Hilfsmittels keine vergleichbare Wertung gibt. Liegt es daran, dass der Hörverlust in dem Sinne nicht sichtbar ist, sodass sein Vorhandensein nicht offensichtlich ist? Wieso machen wir demnach den Hörverlust nicht sichtbar durch auffälligeres Design welches für den oder die Träger*in eine Bedeutung oder eine Repräsentation darstellt. Meiner Meinung nach, sollte jede*r, die mit einem Hörverlust konfrontiert ist, die Entscheidung haben, ob man seinen Hörverlust offen zeigt oder versteckt.

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3. Projektidee Für meine Bachelorarbeit habe ich zu Beginn mit Sonova Kontakt aufgenommen, um abzuklären, ob das Interesse überhaupt da ist, eine Sichtbarmachung des Hörgerätes zu errreichen. Unter anderem durch das Gespräch mit Marius Rüfenacht von der Firma Sonova hat sich meine Projektidee dann entwickelt: In meiner Bachelorarbeit entwerfe ich als Produktstudie ein „visuell lauteres“ Hörgerät, mit dem Ziel, dieses Produkt wieder sichtbarer zu machen. Ich versuche mich dabei von der historischen Entwicklung des Hörgerätes, sowie auch von der heutigen Zeit inspirieren zu lassen. Durch die schriftliche Arbeit habe ich erfahren, dass Hörhilfen zeitweise ein Accessoire und nicht nur ein Hilfsmittel waren. Das Hörgerät könnte heutzutage zu einem Statement-Piece werden, indem diese Ansätze wieder aufgenommen werden oder man die Grenze zwischen Kopfhörer und dem Hörgerät fliessender gestalten würde. Diese Ansätze habe ich versucht in dieser Arbeit umzusetzen. Die Idee ist es, ein modulares System zu entwickeln, welches aus einem Hauptelement, dem technischen Part, und diversen Add-Ons besteht. Durch die Add-Ons wird aus dem Hörgerät Hörschmuck für selbstbewusste Träger - ein Statement-Piece.

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4. Methodik Meine Bachelorarbeit habe ich in 3 Phasen erarbeitet. Als erstes habe ich mir ein Grundwissen über das Hörgerät und seine Geschichte erarbeitet. Durch Recherchen und Gespräche mit Personen, welche mit einem Hörverlust konfrontiert sind, habe ich in einem zweiten Schritt herausgefunden, dass sich meine Aussage, dass in diesem Bereich eine Wissens- und evtl. eine Marktlücke besteht, bestätigt. Als dritter Schritt entwickle ich in einer Produktstudie ein neues Gehäuse für ein Hörgerät und eine Kollektion als Hörschmuck. Mein gestalterisches Vorgehen sehe ich als Untersuchung im Design, das Hörgerät als Instrument zu nutzen, um die Aufmerksamkeit auf das Ohr und den Hörverlust zu lenken. Während der Erarbeitung dieses Projektes habe ich mich von folgenden Fragen geleitet: • Welche Designansprüche haben Betroffene? • Wie muss ein sichtbares Gerät designet werden/ aussehen damit es vom Träger (mehr) akzeptierbarer ist als heutige Hörgeräte? • Wann stosse ich bei verschiedenen Zielgruppen an die Grenze von Tragbarkeit und Komfort?

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Umfragen Um mich überhaupt einmal in die Thematik des Hörverlustes und in die Welt der Hörgeräte einzufühlen, habe ich Kontakt mit Astrid von Rotz ufgenommen. Astrid ist mit einem Hörverlust konfrontiert. Ihre Bekanntschaft war ein glücklicher Zufall, denn sie leitet die Gruppe „Wie Bitte?“, eine Erfahrungs- und Austauschgruppe Schwer Hörender aus Luzern. Als ich ihr über meine Idee erzählt habe, war sie sehr interessiert, was mich in meiner Idee noch mehr bestärkt hat. Somit konnte ich ihr ein Inserat schicken, welches sie an ihre Gruppe weitergeleitet hat. Kurz darauf meldeten sich 3 Personen, welche an meinem Projekt interessiert waren und ich zu ihrem Hörverlust interviewen konnte. Für mich war es eindrücklich zu erfahren, wie sie ihr Hörsinn verloren haben, denn es gibt nicht nur den Hörverlust im Alter.

Ich habe also einerseits ein Gespräch mit diesen Personen geführt und eine Umfrage vorbereitet, welche mir helfen sollte zu erfahren, was den Betroffenen im Bezug auf Hörgeräte wichtig ist. Mithilfe der Umfrage wollte ich auf die Fragen eingehen, von welchen ich mich während der Erarbeitung meines Projektes leiten lasse. Einerseits war es wichtig zu erfahren, was für ein Hörgerät (Hinter-dem-Ohr, Im-Ohr, Im-Gehörgang oder ein Cochlea-Implantat) sie brauchen, denn je nach Grad des Hörverlust funktionieren nicht alle Hörgeräte gleich. Ich wollte auch in Erfahrung bringen, ob für sie die Funktion oder das Aussehen wichtiger ist und wie angenehm das Hörgerät beim Tragen ist. Einen ausgefüllten Fragebogen findet sich im Anhang.

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Eine weitere Frage, die sie beantworten mussten, war, wie wichtig ihnen die Klangqualität ist. Die Technik und die Akustik habe ich in meinem Projekt zwar nicht beachtet, jedoch war es trotzdem für mein Allgemeinwissen, wichtig zu erfahren, dass Hörgeräte akustisch nicht immer top sind, viele Leute hören beim Tragen ihrer Hörgeräte ein Pfeifen oder die Umgebungsgeräusche sind zu laut. Dies sind alles Faktoren, die man beachten muss. Mir war das zu Beginn gar nicht klar.

Die Frage nach der Ästhetik der Hörgeräte und welche Designansprüche Betroffene an ein Hilfsmittel haben, war auch eine wesentliche Frage, welche ich in Erfahrung bringen wollte, damit ich weiss, in welche Richtung ich im Designprozess gehen kann. Die Frage nach den Materialvorlieben war interessant und aufschlussreich. Zum Schluss habe ich die Frage gestellt, ob sie sich vorstellen könnten, ein Hörgerät auffällig als Schmuck tragen zu können. Um die Umfrage abzuschliessen, habe ich einige Bilder von Designbeispielen zusammengestellt, um zu wissen, was für eine Meinung sie zu diesen Designs haben.

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5. Von der Idee zur Umsetzung Bei der Entwicklung des HÜrgerätes wollte ich so vorgehen, dass ich mich am Ohr orientiere. Sonova hat mir zu einem 3D-Scan von einem Ohr verholfen, welchen ich 3D drucken konnte, damit ich direkt an einem Modell arbeiten und mit der Form des Ohres spielen konnte. Ich habe dann von diesem Ohr eine Silikonabformung gemacht, damit ich Gipsabformungen machen kann, um mit Wachs zu arbeiten.

3D-Scan Ohr

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5.1 Formfindung Hauptelement

Erste Modelle Mit dem 3D-gedruckten Ohr in der Hand bin ich schnell in die Materialität gegangen und habe versucht mich von Formen des Ohres leiten zu lassen. Dabei habe ich vorläufig analog mit Modelliermasse, Fimo und Wachsdraht gearbeitet. Bei den ersten Entwürfen, habe ich mir noch nicht viele Gedanken gemacht, sondern es ging hauptsächlich mal darum, herauszufinden, wie ein Hörgerät noch getragen werden kann, wie dieses aussehen kann und wie es ans Ohr kommt. Das Hauptelement und die Add-Ons werden zum Schluss teilweise 3D-gedruckt sein, damit meine Produktstudie einen Realitätsbezug zur Produktion hat.

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Erste ModellentwĂźrfe

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Von diesem letzten Element (Seite 19, unten), habe ich versucht ein erstes mögliches Add-On zu entwickeln. Mir gefiel die Vorstellung, ein Hörgerät im Ohr zu tragen, an welchem man eine Kette andocken kann. Somit kann das Hörgerät, durch die Verbindungselement als Kette zum anderen Hörgerät hin, als Schmuck angesehen werden. Bei diesem Stück habe ich die Kreiselemente in der Ohrmuschel aus Fimo gemacht. Da ich zu diesem Zeitpunkt nicht in unser Atelier gehen konnte, musste ich mit Material und Werkzeug improvisieren. Für das Verbindungselement, habe ich eine feine Kugelkette in Silber bestellt. Bei diesem Stück fand ich es sehr schön, wie die Kette vom Ohr her auf das Décolleté fällt und eigentlich nicht wie eine Kette vom Hals. Dieses Stück war eines meiner ersten Arbeiten und kam gerade recht für das Fotoshooting unseres Portraits.

Bei dem Portrait wollte ich den Fokus nicht auf mich ziehen, sondern auf das Ohr und das Objekt im Ohr. Ich hatte die Idee, einen Spiegel zu benutzen, sodass man im Spiegel eine Verdopplung des Ohrs sieht. Wenn man das Portrait von mir (Seite 21.) anschaut, fällt der Blick als erstes auf diese konzentrierte Stelle, in der das Ohr eigentlich verdoppelt wird. Ich wollte damit erreichen, dass man ohne etwas zu sagen, eine Ahnung bekommt, um was es sich in dieser Arbeit dreht; und zwar das Hören. Ich denke dies ist in diesem Portrait sehr gut erkennbar. Der Gesichtsausdruck, wie auch der Fokus auf die Verdopplung fragen: „Do you see me hearing you?“

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Arbeitssituation

Die momentane Situation mit der Corona-Pandemie hatte seine Vor- und Nachteile. Einerseits hatte ich nun mehr oder weniger zwangsmässig die Möglichlichkeit auf unserer Terasse einen Arbeitsplatz einzurichten. Bei schönem Wetter war dies natürlich super auf der Terasse in der Sonne zu sitzen, und an der improvisierten Werkbank zu arbeiten. Bei Regenwetter habe ich mich auf dem Esstisch unserer WG ausgebreitet. Zum Glück hatte ich so viel Platz. Somit konnte ich eigentlich alle meiner ersten Modelle analog mit Modelliermasse, Fimo und sonstigen Materialien produzieren. Der Nachteil an der Pandemie war, dass alle Materialund Bastelläden geschlossen waren. Das hiess wir mussten alles Material was wir brauchten per Post uns zuschicken lassen. Dies war ein wenig mühsam, da man teilweise lange warten musste, bis das Paket zu einem Zeitpunkt da war, an dem man schon wieder an einer anderen Idee weiterarbeitete und das Material gar nicht mehr brauchte. Trotz allem war es eine interessante Erfahrung und ich war froh, als man dann wieder ins Atelier durfte, um die Stücke fertigzustellen.

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Hauptelement Element Kreis Von diesen ersten dreidimensionalen Modellentwürfen hat mich eines am meisten überzeugt; der Kreis in der Ohrmuschel. Der Kreis strahlt eine Kraft in dieser Rundung aus. Ausserdem ist es ein zeitloses und geschlechtsneutrales Element. Für mich war es eine geeignete Form, um die Technik eines Hörgerätes in sich zu behausen. In der Ohrmuschel nimmt der Kreis schön die Form auf und passt sich somit gut dem Ohr an. Ich habe mich somit entschieden, als Hauptelement die Form des Kreises aufzunehmen. Gleichzeitig wollte ich jedoch auch die Form des Hörtrichters, welcher im 19. Jahrhundert in der Entwicklung der Hörhilfen eine wichtige Rolle gespielt hat, aufnehmen. Somit ging es ans skizzieren und Fine-tunen des Hauptelementes.

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Skizzen Da im 19. Jahrhundert viele verschiedene Varianten und Formen des Hörrohrs im Umlauf waren, habe ich zuerst versucht ein wenig grösser zu denken und meiner Kreativität freien Lauf gelassen. In meinen ersten Skizzen habe ich versucht viel zu spielen und neue Möglichkeiten zu finden, wie man ein Hörgerät an den Körper bringen kann. Da ich mich für das Element des Kreises entschieden habe, habe ich dann jedoch gemerkt, dass ich nicht zu experimentierfreudig sein darf. Simpel ist manchmal die Lösung. Ich habe mich dazu entschieden, dass mein Hauptelement mit einer runden Form präsent in der Ohrmuschel sitzen soll. Die heutigen Hörgeräte sitzen hinter dem Ohr oder direkt in der Ohrmuschel, sodass man diese gar nicht sieht. Ich möchte das Hörgerät jedoch sichtbar machen und finde die Ohrmuschel einen geeigneten Platz um das Hörgerät zu zeigen. Beim Hören ist die Ohrmuschel zentral, also kann das Hörgerät auch ins Zentrum rutschen.

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Ich habe dann in weiteren Skizzen versucht, eine mögliche Erweiterung für ein Modul zu finden. Hier bin ich nicht von dem Kreis als Hauptelement ausgegangen, sondern habe lediglich mal versucht Möglichkeiten zu finden, wie man an dem Hörgerät weitere Elemente andocken könnte und wie diese aussehen könnten. Hier sieht man eine mögliche Reihe, wie weitere Elemente an das Hörgerät kommen könnten. Ich bin bei diesen Skizzen davon ausgegangen, dass es ein Set von irgendwie 5 Elementen hat, welche man zu dem Hörgerät dazubekommt. Dann kann man nach Lust und Laune mit diesen Elementen und dem Hörgerät spielen. Es sollte dabei Freude machen. Zum Beispiel gäbe es verschiedene Variationen von einer Art Ohrring oder Earcuff, welcher man an dem Hörgerät anklippen kann. Oder man verbindet 2 Elemente mit dem Hörgerät und bekommt eine Kette. Dies waren einfach Entwürfe.

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So hat sich so langsam meine endgültige Hauptform entwickelt. Formal lehnt sich mein Objekt nun an die Form eines Trichters an, welcher zum Ohr hin verjüngt wird. Gegen aussen symbolisiert das Trichterelement mit seiner runden Öffnung ein offenes Ohr und zeigt „ich höre“. Der Kreis ist in dem Hauptelement als Öffnung des Trichters als Fläche, an der man die Add-Ons andocken kann, eingebaut. Einerseits war die Öffnung und demnach die Kreisfläche zu bestimmen, andererseits musste ich mir auch überlegen, in welchem Winkel sich die Öffnung zum Ohr hin verjüngt. Das dritte Element, welches skizziert werden musste, war der Teil, welcher in der Ohrmuschel sitzt. Damit dieser angenehm im Ohr sitzt, habe ich mich da von den Kopfhörern inspirieren lassen. Ich finde es spannend, die Grenzen dieser zwei Produkte zu vermischen, denn grundsätzlich ist ein Kopfhörer nichts anderes als ein Hörgerät. Was ich in dieser Produktstudie nicht einbezogen habe, war die Technik. Meine Vorstellung war jedoch, das die Trichterform des Hauptelementes dann hohl ist, sodass man dort die Technik einbauen könnte. Als ich dann die endgültige Form des Hauptelements als Skizze bereit hatte, ging es an die Umsetzung in Rhino.

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5.2 CAD - Rhino Da ich wollte, dass mein Produkt in Bezug auf die Produktion einen Realitätsbezug hat, habe ich mich dafür entschieden, mein Produkt in Rhino zu zeichnen und dieses dann 3D zu drucken. Analog wie auch digital habe ich mit dem Scan des Ohres gearbeitet, damit ich das Element naturgetreu in der Grösse umsetzen kann. Die Umsetzung in Rhino stellte sich jedoch als Schwierigkeit heraus, da ich zu wenig Übung darin hatte. Mit der Hilfe von Thai konnte ich dieses Hinderniss jedoch umgehen.

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Zu Beginn um mich ein wenig in Rhino einzufühlen habe ich mit dem Kreiselement begonnen und einfach mal verschieden grosse Kreiselemente direkt im Ohr gezeichnet. So hatte ich einen direkten Grössenvergleich. Bei den Kreiselementen war die Arbeitsschritte, die ich in Rhino machen musste, ziemlich klar. Als erstes mit „circle;center;radius“ einen Kreis ziehen, dann diesen anwählen. Mit dem Befehl „Pipe“ oder „Torus“ kann man aus der Kurve einen Volumenkörper machen. In einem weiteren Schritt habe ich versucht einfache Add-Ons 3D zu zeichnen. Dies hat jedoch noch nicht so gut funktioniert.

Um dann mein Hauptelement 3D zu zeichnen, habe ich versucht meine Skizze einzuscannen, damit ich die ungefähren Kurven nachzeichnen konnte. Dies hat jedoch nicht sehr gut funktioniert und mein Element hat mehr wie eine Vase ausgesehen, als wie ein Hörgerät. Thai hat mir dann geholfen, die Objekte so zu zeichnen, dass ich diese 3D-drucken konnte. Er hat mir meine Objekte in 3 verschiedenen Grössen als Variationen gezeichnet. Mit dieser Hilfstellung konnte ich nun weiterarbeiten und hatte eine gute Ausgangslage.

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Mit dieser Ausgangslage konnte ich nun weiterarbeiten. Die Idee bei dem Hauptelement war, dass dieses eigentlich aus zwei Elementen zusammengestellt wird. Einerseits der Trichter, welcher aus Metall sein wird und andererseits der Plug. Dieser sollte, wie auch bei den KopfhĂśrern aus einem flexiblen Material sein, damit sich dieser an die Ohrmuschel anpassen kann. Somit konnte ich diese zwei Teile trennen und so vorbereiten, dass ich diese 3D-drucken kann. Den flexiblen Teil konnte ich bei der Firma Teil3 in ZĂźrich in einem TPU-Filament drucken lassen. TPU ist ein flexibles Filamente aus thermoplastischem Polyurethan.

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Um mir besser vorstellen zu können, wie mein Objekt am Schluss aussehen wird, habe ich meine Haupt-Elemente in Keyshot gerendert. Die Idee dieses Elementes war, dass das Hörgerät schon an sich als Schmuckobjekt funktionieren kann. Deshalb habe ich mich für Metall als Material für den Trichter entschieden. Der Trichter wird dabei hohl sein, denn im Trichter soll die Technik eingebaut werden. Was ich dabei beachten musste, war, dass Metall schwer sein kann. Die Hohlwände des Trichters sollten deshalb so dünn wie möglich sein. Das Hörgerät sieht in sich sehr ästhetisch aus und bekommt durch den flexiblen „Plug“, einen technischen Touch.

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5.3 3D-Druck und Giessen

Den flexiblen „Plug“ musste ich ausserhalb 3D-drucken lassen, da das TPU-Filament mit unserem Drucker nicht funktioniert. Somit konzentrierte ich mich auf die Trichter. Beim 3D-drucken bin ich immer ein wenig gespannt, wie das Resultat herauskommt. Man lädt seine Datei in das Programm, welche man für unseren Drucker braucht, richtet die Elemente gut aus und richtet die Stützstrukturen ein. Normalerweise funktioniert dies gut, wenn man diese Schritte automatisch generiert, manchmal muss man jedoch noch ein paar kleine Änderungen vornehmen. Dann gibt man den Druck in Auftrag und hofft, dass alles gut funktioniert.

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Da ich die Trichter in Bronze giessen wollte, musste ich meine Objekte in Wachs 3D-drucken. Während ich jeweils etwa 3 - 4 Stunden auf meine Objekte wartete, konnte ich gut an anderem arbeiten. Insgesamt habe ich am Schluss sechs Trichter ausgedruckt, sodass ich dann eigentlich je zwei Hörgeräte für drei Personen habe. Ich bereitete die Wachsbäume vor, damit ich die Trichter dann für den Guss vorbereiten konnte. Wenn man die Gussbäume bereit hat, kann der Gussvorgang eigentlich starten. In den nächsten Bildern sieht man ein paar wichtige Schritte dieses Vorganges. Als erstes kommt ein Metallgefäss, die Küvette, um den Gussbaum (siehe Bild 1). Diese wird dann mit Gips aufgefüllt (Bild 1). Der Gips härtet über Nacht aus und am nächsten Tag kommen die Küvetten für ca. 7 Stunden in den Ofen, damit der Wachs von den Formen ausgeschmolzen wird, sodass man eine Negativform erhält.

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Nach dem der Wachs ausgeschmolzen wurde, kommt man zum eigentlichen Gussvorgang. Die noch warme Küvette kommt in die Giessmaschine während das Metall geschmolzen wird (Bild 2). Dieser Vorgang geschieht mit unserer Giessmaschine eigentlich ziemlich schnell. Wenn das Metall flüssig ist, wird ein Vakuum aufgebaut. Die Giesskammer ist so geschlossen. Durch die Schwenkung der Kammer fliesst so das flüssige Metall in die Negativform in der Küvette (Bild 3). Danach nimmt man die Küvette aus der Giesskammer und lässt das Metall kurz auskühlen. Dann muss man die Küvette in einem schnellen Zug in ein Becken mit Wasser tauchen, damit der Gips abgeschreckt wird und sich löst (Bild 4). Vorsichtig kann man nun mit der Hand ins Wasser um nach dem gegossenen Baum mit den Objekten zu tauchen (Bild 5).

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5 Wenn man den Baum mit den gegossenen Objekten in der Hand hält, sieht dieser wie eine spannende, mysteriÜse Skulptur aus (Bild 6). An diesem Punkt kann man die Objekte mit einer Zange von dem Baum trennen. Nach dem Giessen sehen die Objekte noch nicht wirklich schÜn aus. Von der Hitze her bilden sich schwarze Stellen, wie eine Verbrennung des Metalls (Bild 7). Da ich diese Trichter nicht hohlwandig gedruckt habe, sind diese nun in Metall noch ein wenig schwer. Es ist immer wieder spannend, darauf zu warten, bis man den gegossenen Baum in der Hand hat und schauen kann, ob alle Objekte gut herausgekommen sind.

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Der letzte Schritt im Giessvorgang ist das Verarbeiten der Objekte. Damit ich die Trichter schön polieren kann, habe ich zuerst die Oberfläche ebenmässig geschliffen, sodass alle dunklen Stellen weg waren. Damit ich die Add-Ons andocken kann, habe ich sehr kleine Magnete in die Trichterformen eingebaut. Ich habe bei jedem Trichter 4 Löcher gebohrt, sodass ich die Magnete in die Objekte einsetzen konnte. Zu diesem Zeitpunkt sind meine flexiblen „Plugs“ per Post bei mir im Briefkasten angekommen. So konnte ich nun meine Teile zu meinem Hauptelement zusammenfügen. So sieht nun das fertige Hauptelement aus, auf Hochglanz poliert.

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Renderings Elemente

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5.4 Personas Um das Hörgerät zu personalisieren habe ich aufgrund der Gespräche, welche ich mit Personen geführt habe, drei Persona erstellt, für diese ich Schmuck-Add-Ons gestalten werde, damit man das Hörgerät personalisieren kann. Für jede Persona habe ich ein Moodboard erstellt, um mir besser vorstellen zu können, was diese Person tragen würde und was für ein Objekt die Identität der Person wiederspiegeln könnte. Zuerst habe ich die Persona relativ „normal“ gestaltet. Während des Prozesses habe ich gemerkt, dass wenn ich etwas mutigere und gewagtere Add-Ons designen möchte, meine Persona auch ein wenig keck sein sollten. Ich habe also meine Persona so umgewandelt, sodass ich für jede Persona etwas machen konnte, was mir auch Spass gemacht hat. Ich habe mich für drei Persona entschieden, zwei Frauen und einen Mann. Anita ist eine 57-Jährige selbstständige Künstlerin. In ihrer Freizeit sammelt sie gerne Vintage-Möbel und bekocht gerne ihren Besuch. Sie braucht ein Hörgerät aufgrund ihrem langsam kommenden Hörverlust im Alter. Bis zu diesem Zeitpunkt hat sie den Hörverlust ignoriert, aber so langsam hört sie ihre Grosskinder nicht mehr. Laura ist eine junge Frau im Alter von 28. Sie ist Coiffeuse und weiss, wie sie ihre Persönlichkeit durch ihre Frisur zur Geltung bringen kann. Da sie oft auch an Partys geht und Laura ihre Ohren oft zu lauten Umgebungen aussetzt, hört sie nun auf einem Ohr nur noch 10 %. Franco ist ein designaffiner Architekt, welcher gerne mit seinem Alfa Romeo eine Stadtfahrt macht. Franco hatte durch eine Hirnhautentzündung einen Hörverlust und verwendet seit 40 Jahren ein Hörgerät. In seinem Büro hat er zwar keine Mühe, jedoch wenn er neue Partner trifft, hat er Mühe immer auf seinen Hörverlust aufmerksam zu machen.

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Für Anita habe ich im Moodboard verschiedene Arten von gehäkeltem oder sonstigem textilen Schmuck zusammengestellt. Ich finde diese Art von Schmuck passt ziemlich gut zu ihrem Charakter. Farbige und grosse Ketten, welche ein Statement abgeben. In dieser Art und Weise wollte ich ein Add-On für sie kreeiren.

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Für Laura habe ich eine Zusammenstellung von Objekten gemacht, welche mit dem Ohr interagieren und eine Extravaganz zeigen. Die Objekte spielen mit dem Ohr und nehmen dabei das Ohr, sowie auch den Hörverlust in den Fokus. Das Add-On für Laura sollte eine Kraft ausstrahlen, welche ihre Persönlichlichkeit wiederspiegelt.

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Für Franco habe ich versucht Produkte zu finden, welche das Sportliche wie auch das Edle miteinander verbinden. Materialität spielt hier eine wichtige Rolle. Das Add-On soll schlicht und doch auffällig sein.

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5.5 Prototypen Skizzen Add-Ons

Bei der Entwicklung der Add-Ons hatte ich zu Beginn ein wenig Mühe, da trotz der Individualität, die ich erreichen wollte, die Objekte trotzdem miteinander harmonisieren sollten. Ich musste also in meinen Entwürfen eine Gemeinsamkeit finden. Diese habe ich versucht in Skizzen einzufangen. Für Anita, eine ältere selbstständige Künstlerin hatte ich schon ein Add-On vor Augen. Bei Laura konnte ich mich noch ziemlich austoben und bei Franco hatte ich am meisten Schwierigkeiten. In den nächsten Skizzen sieht man die Konzepte, welche ich mir für jede Persona ausgedacht habe. Den Kreis habe ich dabei als Element versucht als roter Faden einzubauen. Weiter musste ich mir ein System überlegen, wie die Add-Ons an dem Hauptelement festgemacht werden können. Wie ich dieses „Problem“ gelöst habe, werde ich noch genauer erläutern.

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Add-On für Franco Bei dem Add-On für Franco hatte ich am meisten Mühe. Einerseits aufgrund seiner Persönlichkeit, welche ich ihm gegeben habe und andererseits konnte ich mir noch nicht gut vor Augen sehen, dass ein Mann seinen Hörverlust mit einem Schmuckstück stolz präsentiert. Für ihn habe ich nun ein Objekt vorgesehen, welches sportlich wirkt, jedoch auch edel und den Minimalismus in einem kombiniert. Ich habe mir überlegt, dass bei ihm das Kreiselement in einer reduzierten Brosche zu sehen ist. Das Verbindungselement zu den Hörgeräten wird aus Kautschuk sein, welches dem Objekt einen sportlichen oder technischen Touch verleiht.

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Ich habe Variationen von Broschen skizziert, welche Franco an seinem Jacket mit der Verbindung zum HÜrgerät befestigen kann und er somit an seinen Besprechungen stylish aussieht und gut hÜrt.

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Add-On für Laura Für Laura wollte ich ein Add-On gestalten, welches ihre Persönlichkeit als Musikerin und Coiffeuse unterstreicht. Ihr Objekt sollte um, an und mit ihrem Ohr spielen. Dabei sollte immer noch das Kreiselement eine Rolle spielen. Bei ihrem Add-On hatte ich zuerst ein wenig Mühe, denn ich hatte viel zu viele Ideen, für Objekte, welche zu ihrer Identität passt. Geholfen hat es mir, indem ich versucht habe, bei jedem Add-On das Kreiselement einzubeziehen, damit die Add-Ons auch als Produktreihe zusammenpassen. Somit wollte ich für Laura eine Art Ohrring designen, welcher aus Kreisen besteht. Ich habe mit Illustrator verschiedene Variationen skizziert, wie der Ohrring aussehen könnte und wie er an dem Hauptelement fixxiert werden kann. Der Kreis bei ihr strahlt eine Stärke aus, welche ihre Persönlichkeit widerspiegelt. Mit ihren eher kurzen Haaren, zieht sie mit diesem ein wenig rockig angehauchtem Add-On den Blick auf ihr Ohr und somit auf ihren Hörverlust.

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Magnete

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Add-On für Anita

Hauptelement Magnete

1. Add-On Ohrringe

Für Anita wollte ich etwas gestalten, was ihre Persönlichkeit als Künstlerin wiederspiegelt. Sie ist eine ältere Frau und trägt gerne grossen und farbigen Schmuck. Ausserdem findet sie ihre Hörgeräte müh2. Add-On sam, denn wenn sie mal ihre Ruhe haben möchte und Kette sie die Hörgeräte rausnimmt, muss sie diese immer gleich in die Schachtel legen, denn sonst verlegt sie diese und findet sie nicht mehr. Dafür wollte ich eine Lösung finden und habe mich an den Ketten für Brillen orientieren lassen. Bei diesen Brillenketten finde ich es super, dass man die Brille einfach abziehen kann, und sie indirekt als „Anhänger“ trägt. Man muss die Brille nicht suchen, wenn man die Brille wieder braucht, sondern trägt diese immer mit sich herum. Ich habe mich somit gefragt, wieso man dies nicht mit den Hörgeräten machen kann. Ausserdem trägt man bei diesen Ketten gleichzeitig einen Schmuck. Die Funktion des Auffangens wird somit zu einem Schmuckobjekt.

Magnete Magnet

Magnet

Öse mit Magnet

Ich wollte jedoch noch einen Schritt weitergehen und nicht nur eine Kette, sondern auch Ohrringe in ihr Add-On einbauen. Die Idee bei diesem Add-On war, dass man eigentlich zwei Elemente hat. Mit dem ersten Element des Add-Ons hat man integrierte Ohrringe und wenn man das zweite Element an die Ohrringe andockt hat man eine Kette und Ohrringe zusammen. So kann Anita entscheiden, ob sie das Hauptelement alleine, oder mit Ohrringen oder mit Ohrringen und einer Kette tragen möchte.

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So wird die Kette aussehen, wenn man die HÜrgeräte aus den Ohren nimmt und vorne durch die Ohrringe zusammennimmt. In dem Element des Ohrrings sind jeweils 2 Magnete eingebaut, so kann man diese zwei Halbkreise als Anhänger zu einem ganzen Kreis magnetisch verbinden. Auf diese Weise konnte ich auch in diesem Add-On den Kreis als Element einbeziehen.

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System Um die Add-Ons am Hauptelement anzudocken, musste ich eine Lösung finden. In der Skizze sieht man eine mögliche Idee, wie man dies lösen könnte. Die Idee wäre, dass in allen Add-Ons, sowie auch in dem Hauptelement auf der oberen Seite, Magnete eingesetzt werden. So könnte man eine einfache Handhabung ermöglichen, wie die Add-Ons an das Hörgerät kommen könnten. Was man hierbei jedoch noch abklären müsste, wäre, ob die Magnete der Technik im Trichter nicht reinfunken würden. Bei meinem Produkt bin ich nun davon ausgegangen, dass dies nicht der Fall ist. Da ich in dieser Produktstudie von einer Kollektion ausgehe, musste bei allen Add-Ons die gleiche Mechanik funktionieren, um an das Hörgerät angedockt zu werden. Deshalb habe ich mich für Magnete entschieden. Auf der Internetseite von Supermagnete.ch bin ich auf diese super kleinen, starken Magnete gestossen, welche ich mir für die Umsetzung bestellt habe.

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6. Produkt

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„Modula ascenda“ Mein Ziel in dieser Produktstudie war es, einerseits eine Möglichkeit zu finden, wie das Hörgerät mehr in den Fokus rückt und das man das Hörgerät nicht nur als Hilfsmittel, sondern auch als Schmuckstück ansieht. Somit habe ich in dieser Arbeit ein Hauptmodul entwickelt, welches man schon beim Ansehen als ästhetisch empfindet und welches man nicht einfach ein technisches Objekt ansieht. Das Hörgerät sollte an sich zu einem Schmuckobjekt werden. Durch die Add-Ons, welche ich in einer Kollektion entworfen habe, wird noch ein Schritt weitergemacht und das Hörobjekt wird zum Hörschmuck. Meinem Hauptelement habe ich den Namen „Modula ascenda“ gegeben. Ich wollte im Namen etwas haben, was das modulare System beschreibt, da man an dem Hörgerät noch zusätzliche AddOns andocken kann. Für die Add-Ons habe ich Namen erfunden, welche bei der Aussprache einen schönen Klang haben und eine Zusammengehörigkeit aufzeigen.

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In meiner Arbeit wollte ich erreichen, dass man das Hörgerät, wie eigentlich die Brille, ein wenig personalisieren kann. Bei der Brille kann man zwischen so vielen Designs entscheiden, bis man die Brille gefunden hat, welche die Persönlichkeit widerspiegelt. Bei dem Hörgerät hat man zur Zeit nur die Möglichkeit des Versteckens. Somit habe ich versucht, für die drei fiktiven Persona, welche ich für diese Arbeit erstellt habe, eine Erweiterung des Hörgerätes zu finden. Damit diese Schmuckadd-ons trotzdem eine Verbindung zueinander haben, habe ich versucht in jedem Element den Kreis in die Erweiterung einzubauen. Die Idee meiner Kollektion ist, dass es bei allen AddOns Variationen davon gibt, um in dem Objekt selbst noch Individualität auszudrücken. Die Kollektion besteht aus drei Add-Ons, welche man zusätzlich zu dem Hauptmodul kaufen kann. Auf einem Moodboard habe ich mir eine Zusammenstellung von Schmuck und Produkten erstellt, welche es schon gibt, und wie mögliche Add-Ons oder Hörgeräte aussehen könnten, im Vergleich zum heutigen bestehenden Hörgerät.

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Umsetzung Add-Ons

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„Modula descenda“

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Umsetzung „Modula descenda“ Für Franco, einen designaffinen Architekten habe ich, wie ich bei den Skizzen erklärt habe, ein Element entwickelt, welches edel wie auch sportlich und technisch wirkt. Zu Beginn hatte ich ein wenig Mühe und habe die Umsetzung dieses Add-On ein wenig vor mich hergeschoben. Da Franco auf beiden Ohren hörbehindert ist, musste ich eine Erweiterung finden, die auf beiden Seiten funktioniert oder miteinander verbunden ist. Ich habe also eine Erweiterung entwickelt, welches mit den beiden Hörgeräten verbunden ist und auch die Interaktion mit dem Körper schafft.

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Als ich die Idee mit der Brosche hatte, musste ich mich an eine Lösung setzen, wie die Brosche mit dem Hörgerät verbunden werden kann. Für das Verbindungselement habe ich mich von den Produktbilder, von dem Moodboard, welches ich für ihn erstellt habe, inspirieren lassen. Das Element sollte hinter dem Nacken durchgehen, damit es nicht stört. Somit habe ich angefangen mit Kautschuk zu spielen und habe an mir getestet, wie der Kautschuk zu den Hörgeräten und zu der Brosche kommen kann. Bei den Broschen gibt es auch verschiedene Variationen. Für diese Erweiterung habe ich zwei davon in Messing umgesetzt. Der Kautschuk kann man in die Öse stecken, welche ich dafür an der Brosche angelötet habe. So kann man jederzeit eine andere Brosche in das Element einsetzen. Da der Kautschuk die Verbindung zu beiden Hörgeräten, ausgehend von der Brosche ist, musste ich noch ein Objekt einbauen, welches den Kautschuk zweiteilig trennt. Für dieses Objekt habe ich mich entschieden, ein rundes Gehäuse aus Messing zu löten, um auch wieder der Kreis einzubauen. Durch dieses Gehäuse wird der Kautschuk durchgezogen und wird so zu drei Teilen. Um eine schöne Endung und Verbindung zu den Hörgeräten zu ermöglichen, habe ich eine Art Verschlusskappe aus Messing gemacht, welche ich über das Ende des Kautschuks stülpen kann. In dieser Kappe habe ich auch ein Magnet eingesetzt, sodass das magnetische Andock-System auch hier funktioniert. Das Element hat nun durch die Verbindung des Kautschuks einen sportlichen, wie auch einen technischen Touch. Durch die goldenen Zwischenteile bekommt das Ganze eine edle Ausstrahlung. Ausserdem erinnert mich das Add-On ein wenig an Kopfhörer von Marshall. Dieser Vergleich ist meiner Meinung nach ein guter, denn ich finde man sollte die Grenze zwischen Kopfhörern und Hörgeräte vermischen lassen. Schlussendlich bin ich sehr zufrieden mit dem Resultat dieser Erweiterung. 59


„Modula escenda“

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Umsetzung „Modula escenda“ Da Laura‘s Persona nur auf einem Ohr einen Hörverlust hat, habe ich hier die Möglichkeit, eine asymetrische Erweiterung zu entwickeln. Somit habe ich mir überlegt, dass ich ein Add-On machen möchte, welches sich auf das Ohr konzentriert. Bei der Formfindung für das Hauptelement hat mich am meisten interessiert, wenn das Element dem Ohr wie ein neues Aussehen gibt. Bei Laura entwickelte ich einen Ohrring, welcher auf dem Hörgerät und dem Ohr aufliegt und so mit dem Ohr interagiert. Von dem Ohrring gibt es verschiedene Variationen. Der Ohrring besteht entweder aus einem oder mehreren Kreisen, welche miteinander spielen. Für diese Erweiterung habe ich zwei Variationen in Messing umgesetzt. In den Kreiselementen musste ich Stege entwickeln, damit der Kreis mit dem Hörgerät verbunden werden kann. In diesen habe ich auch Magnete eingesetzt. Diese Erweiterung ist sehr minimal und wirkt trotzdem durch die Einfachheit und Geometrie stark und eigenwillig, so wie Laura.

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„Modula lescenda“

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Umsetzung „Modula lescenda“ Bei Anita wusste ich ziemlich schnell, wie ihr AddOn aussehen soll. Für Anita konnte ich wieder eine Erweiterung entwickeln, welche für beide Seiten funktioniert. Meine Idee war es, eine 3-Gliedrige-Kette zu machen, in welcher die letzte Gliederkette eigentlich offen ist und zu den Hörgeräten führt. Ähnlich wie bei diesen Brillenketten, welche es gibt, um seine Brille nicht zu verlieren. Ich habe mir überlegt, dass es sehr mühsam ist, wenn man seine Hörgeräte gerade nicht tragen möchte, und man diese dann in irgendeine Verpackung versorgen muss. In der Hosentasche kann man diese auch nicht gut versorgen, denn da könnten diese verloren gehen. Wie könnte man dieses Problem mit dem Versorgen des Hörgerätes lösen?

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Mehr oder weniger zufällig bin ich auf eine Technik gestossen; und zwar Draht flechten. Dies war eine Technik, wie die Vikinger früher Schmuck hergestellt haben. Ich habe das dann sofort ausprobiert und war total fasziniert und wusste, das ein Teil des Add-Ons, also die Kette mit dieser Technik gemacht werden soll. Es ist eine Art Häkeltechnik, einfach mit Draht anstatt Garn. Die Technik ist sehr einfach, wenn mal begriffen hat, wie es funktioniert. Man beginnt eigentlich mit sechs Schlaufen, welche man an einem Rohr befestigt. Dann nimmt man ein neues Stück Draht und zieht in jeder dieser Schlaufen eine neue Schlaufe. So geht das Ganze weiter, bis man ein gutes Stück gehäkelt hat. Dann kann man dieses durch ein Loch ziehen. Dadurch verengt sich das Drahtgeflecht und es entsteht dieses tolle 3-Dimensionale Gebilde. Um die Kette 3-gliedrig zu machen, habe ich drei Ösen (Kreiselement) aneinandergelötet. So konnte ich die drei einzelnen Ketten jeweils durch die Ösen ziehen, sodass nun alle Ketten zusammenhängen. In diesem Element kann man Hörgerät, Ohrring und Kette in einem verbinden. Die Umsetzung der Kette war nun klar. Nun musste ich noch die Ohrringe fertigstellen. Die beiden Ohrringe bestehen jeweils aus einem Halbkreis aus Messing. In diesen habe ich auch wieder ein Magnet versenkt. Die zwei Halbkreise wollte ich nicht direkt am Hörgerät andocken, sondern diese sollten etwa auf Höhe der Ohrläppchen hängen, sodass diese sich auch ein wenig bewegen können. So habe ich also die gleiche Technik verwendet, um eine kleine Kette zu machen, an der die Halbkreise mit einer Öse befestigt sind. Wenn man nun die Ohrringe mit dem Hörgerät aus dem Ohr nimmt, kann man die zwei Halbkreise zu einem Kreisanhänger zusammennehmen. So fungiert die Kette als Aufhängevorrichtung und das Kreiselement ist auch wieder sichtbar.

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Um eine schöne Endung der letzten Kette, welche dann mit den Ohrringen verbunden werden kann, zu erhalten, habe ich auch eine Art Verschlusskappe gelötet. Um dann die Kette an den Ohrringen anzuhenken, musste ich noch eine Öse anlöten. So kann man die Öse auf den Ring des Ohrrings schieben und hat die Verbindung.

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Manual Da wir unser Produkt als Abschluss noch nicht live präsentieren können, musste ich mir überlegen, wie ich meine Arbeit gut inszenieren kann. Zuerst wollte ich eine Website programmieren. Zum Glück waren jedoch alle Mentoren der Meinung, dass dies zu aufwenig ist. Nun habe ich vier Broschüren erstellt, welche die einzelnen Stücke vorstellen. Diese Broschüren könnten nun, wie sonst auch auf diese Art und Weise für Hörgeräte geworben wird, in Hörakustikgeschäften aufliegen.

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Fotoshooting

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Das Fotoshooting war eine gute Erfahrung. Am 30. Mai war mein Fototermin. Für das Fotoshooting habe ich sechs Hauptelemente bereit gemacht, sodass es für alle Persona jeweils zwei Hörgeräte gab. Die Hauptelemente waren alle bereit und meine Add-Ons waren auch fertig um abgelichtet zu werden. Ich war gut im Zeitplan und trotzdem ein wenig nervös vor dem Fototermin. Die Corona-Pandemie machte es zu diesem Zeitpunkt nicht einfach, Leute zu finden, welche bereit waren, als Model vor die Kamera zu stehen. Somit habe ich auf meine Nächsten zugegriffen. Ich habe meine Eltern gefragt, ob sie bereit wären und Lust hätten, meine Models zu sein. Mit meinen Eltern hatte ich eine gute Wahl getroffen, denn diese haben gut zu meinen Persona gepasst und waren sehr authentisch. Für die dritte Persona konnte ich meine Mitbewohnerin einspannen. Sie passte ziemlich gut zu der Persona von Laura. Am Set sind dann ein paar kleine Probleme hervorgetaucht, die ich vorher nicht gesehen habe und die ich, wenn das Produkt produziert werden würde, verbessern könnte. Da ich die Hauptelemente nicht an den Personen testen konnte, haben diese teilweise nicht richtig in die Ohren gepasst. Einerseits war das Hauptelement zu schwer und andererseits war der Plug das Problem. Wie man es bei den Kopfhörern kennt, halten diese jeweils nicht gleich gut in den Ohren. Dieses Problem würde bei der Produktion dann wegfallen, denn bei Hörgeräten, passt man das Stück ans Ohr an, damit dies wirklich sitzt. Ausserdem würde das Problem mit dem Gewicht auch wegfallen, denn der Trichter wäre hohl, damit die Technik Platz hat. Somit hat das Fotoshooting ein wenig erschwert Platz genommen und man musste mit Klebeband ein wenig tricksen. Nichtsdesto trotz entstanden tolle Bilder in denen man die Eigenständigkeit dieses Produktes sehen kann. Mit diesen Fotos für mein Produkt zu werben ist mir eine Freude.

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7. Fazit Diese Arbeit zum Thema Hörverlust und Höroptimierung zu gestalten, hat mich in meiner Designperspektive um einiges weiter gebracht. Dieses Projekt bedeutet mir sehr viel und die Thematik bezüglich Schmuck und Beeinträchtigung wird mich weiterhin auf meinem Weg begleiten. Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Arbeit umsetzen konnte und habe in dem ganzen Prozess viel Neues gelernt. Weiterhin war es für mich interessant, zu erfahren, was man aus dem Blick der Industrie beachten muss. Der Austausch mit der Firma Sonova kam da sehr zu Hilfe. Bezüglich der Umsetzung meiner Arbeit habe ich gelernt, dass in der Produktindustrie viel davon abhängt, die Produkte in der Realität zu testen. In dieser Bachelorarbeit spreche ich deshalb auch von einer Produktstudie. Ich weiss, dass, wenn man dieses Produkt produzieren würde, man noch viele Details genauer anschauen müsste. Was ich in dieser Arbeit ganz auf der Seite gelassen habe, ist die Technik. Wenn ich die Technik einbezogen hätte, hätte ich viele Dinge beachten müssen. Vielleicht würde das System mit den Magneten nicht funktionieren und die Magnete wären Störfelder. Ein weiterer Punkt ist, dass ich nicht weiss, ob man die Technik so in mein Element einbauen könnte, wie ich mir dies vorgestellt habe. Ich wollte in dieser Arbeit herausfinden, ob es möglich ist, das Hörgerät sichtbar zu gestalten, und wie die Öffentlichkeit darauf reagieren würde. Mein Hörgerät wird zu einem Statement-Piece für selbstbewusste Träger*innen. Durch die Add-Ons wird aus dem Hörgerät Hörschmuck.

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Zusatz Hรถrtest

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Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei allen Personen bedanken, welche mich im Rahmen meiner Bachelorarbeit auf irgendeine Art und Weise unterstützt haben. Danke an das Mentorenteam Thai Hua, Ilona Schwippel, Anina Schenker und Christoph Zellweger für eure konstruktiven Inputs, für die motivierenden Gespräche, Feedbacks und euer Engagement. Ich danke Marius Rüfenacht von der Firma Sonova für seine Unterstützung, für die Gespräche und sein Engagement. Danke Thai Hua, Isabelle Hertzeisen und Salome Bruggisser für den technischen Support und eure Unterstützung. Danke dir Raisa Durandi für das tolle Fotoshooting und deine Arbeit. Ich danke auch meiner Familie, meinen Freunden und natürlich meinen Studienkolleginnen für die Unterstützung, für die Gespräche und für die kreativen Inputs. Vielen dank für die drei tollen Jahre!

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Impressum Hochschule Luzern Design & Kunst 2019/2020 KĂźnstlerisch-gestalterische Bachelorarbeit Studiengang XS Schmuck Autorin Sophie Mia Willener Adresse Zwyssigstrasse 12 6006 Luzern Kontaktdaten 079 856 14 81 sophie.willener@bluewin.ch Mentoren Christoph Zellweger Thai Hua Ilona Schwippel Anina Schenker

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