WOMEN in Business 02/09

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E D I TO R I A L

Liebe Leserinnen und Leser Der Fall Polanski. Ein bizarre Story, welche für weltweite Schlagzeilen und einige geistig-moralische Verwirrung sorgt. Die internationale Szene der Filmschaffenden befindet sich in heller Aufregung, handelt es sich doch bei dem Regisseur um einen genialen Kopf der Leinwand. Der schweizerische Bundesrat, der die Verhaftung auf eidgenössischem Territorium politisch zu verantworten hat, sendet Zeichen der Zwietracht. Während Justizministerin Eveline Widmer-Schlumpf auf die juristsch korrekte Verhaftung hinweist – die USA haben schließlich ein Auslieferungsbegehren gestellt –, bemängelt Aussenministerin Micheline Calmy-Rey «fehlendes Fingerspitzengefühl» bei dieser Sache. Derweil reiben sich die ausländischen Beobachter ungläubig die Augen und fragen sich nicht zu Unrecht, ob es sich bei dem republikanischen Alpenstaat im Zentrum Europas neuerdings um eine Bananenrepublik handelt. Der Sündenfall UBS, die unsägliche Verhaftung des Gaddhafi-Sohnes, bei der Polizisten mit gezücktem Feuergerät in das Hotelzimmer seiner schwangeren Frau eindrangen – das sind in der Tat Szenen des Sittenzerfalls. Und allesamt sind sie hausgemacht. Insofern ist es auch verständlich, dass mittlerweile selbst die Schweizer Bevölkerung sich nicht mehr so sicher ist, ob sie sich noch im Land befindet, welches sie als ihre Heimat wiedererkennt. So deutlich diese Gefühlslage auch sein mag – eins sollte im Fall Roman Polanski wohl nicht vergessen gehen. Der Mann hat eine Minderjährige vergewaltigt. Ein Delikt, dessen Folgen ein Nichtbetroffener kaum wirklich nachvollziehen kann, und eine Horrorvorstellung für jede Mutter, jeden Vater. Dieses Verbrechen ist unentschuldbar und gehört geahndet. Denn Recht und Gesetz machten auch um geniale Regisseure keinen Umweg.

FOTO: NIK HUNGER

Wir freuen uns auf Ihr Feedback, Ihre Anregungen und auch Ihre Ideen.

Herzlichst Dominique Hiltbrunner, Verleger, und Sabine Andersch, Verlagsleiterin

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I N H A LT

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Marktplatz

Coverstory

8 Monopoly in der Süsswaren branche: Kraft Foods-Chefin Irene Rosenfeld will Cadburys schlucken

22 Wenn Unternehmerinnen Männer beerben: Erika Hug, sechste Generation Musik Hug 24 Die Lieblingsmusik der Chefin 25 Sechs Generationen: der Stammbaum 27 Das Unternehmen Musik Hug: was alles dazugehört

9 In Russland wird «Forbes Woman» lanciert. Wiedereinstieg in den Beruf: Stipendien für Frauen. Neue Jobs: UNESCO, Coop, Affichage, Park Hyatt 10 Kosmetik-Unternehmerin Evelyn Lauder engagiert sich in der Krebsprävention 11 Neuer Film von Regisseurin Bettina Oberli. Studie zur Kinder betreuung: Die Schweiz f loppt.

36 Unternehmen & Märkte 28 Der nächste Chef ist eine Frau: drei Beispiele 30 Generationenwechsel in Unter nehmen: ein Phänomen in Zahlen 32 Die Frauen kommen: wie viele Töchter übernehmen 34 Wer zur Nachfolgerin taugt: die Check-Liste Weiterführende Literatur und Links 36 Frauen und Politik: der lange Weg an die Urne. Eine historische Betrachtung 39 Das Who’s Who in der Schweiz: die Liste 48 Kolumne Sibylle Hamann

12 Facelifting von Tagi und NZZ: Wer ist schöner? 13 Nachrichten 14 Terminkalender 16 Das Business-Gadget des Monats 18 Facesheet: Ho Ching: mächtig in Singapur 20 Wer hat’s erfunden? Betty Bossi

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FOTOS/ILLUSTRATIONEN: MARTIN GARCIA, PETER RUPPLI, PD, LIVIA VAN HAREN, GETTY IMAGES, VERA HARTMANN

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71 POUR LE PLaISIR

BERUF & LEBEN 52 Neues zur Geschlechterdebatte: vater, Mann, Schwein. Gilt diese Gleichung? Die analyse 55 Neues vom arbeitsmarkt: Ist die Karriere immer männlich? Die Zertrümmerung eines vorurteils

67 Limited Edition: Galeristin Franziska Kessler 68 They always come back: Liebesarmband von Cartier Liebingsplätze – Coiffeursalon aerni, Bern Beauty: Skin Repair 69 Top 9 Heisse Stiefel – das Rating 70 Zum Genuss: Hörbuch, Pop, Design, Klassik, Ratgeber, Tv-Soap

76 GESPRäCH 76 Christa Markwalder, Berner FDP-Nationalrätin im grossen Gespräch 82 Woman in History: verena Conzett-Knecht

71 Wolfgang Joop: ein Besuch beim Modemacher mit überraschenden Einsichten Der Bildband «Wunderkind» des Meisters 75 Für den Gaumen: Grand Central Oyster Bar, New york

KONTaKT 6 Leserbriefe und Impressum

FOTOPORTFOLIO 58 Roger Richter fotografiert Kreditnehmerinnen der Grameen Bank WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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LESERBRIEFE

EINE BEREICHERUNG

Women in Business, Ausgabe 01, September 2009: Portfolio Swiss Women

Ich habe Ihr neues Magazin abonniert, bevor ich die erste Ausgabe sehen konnte. Und wurde nicht enttäuscht. Kompliment: Inhaltlich eine Bereicherung der männerdominierten Wirtschafts-Printlandschaft und formal gut aufgemacht. Da sehe ich aber noch Potenzial: Etwas frischer und mutiger gestaltet (Fotostrecke ausgenommen!) macht das Gute nur besser. Ich freue mich auf die nächste Erscheinung! PS: Herzlichen Dank für Ihren Mut, mitten in der grössten Verlagskrise der Nachkriegszeit etwas Neues zu wagen. Der Aufschwung beginnt mit Taten! Stefan Vogler, markenexperte.ch

Women in Business Ausgabe 01 September 2009

WICHTIGES INSTRUMENT Herzliche Gratulation zu Ihrem neuen Magazin. Das ist ein wichtiges Instrument, um unser Netzwerk besser zu fördern. An Ihrer ersten Ausgabe habe ich vor allem einen Kritikpunkt anzubringen: Es wäre schön, wenn Sie auch über Frauen berichten, beziehungsweise in Ihrem Who-is-Who aufführen, welche nicht nur kraft ihrer Familie in die jeweiligen Positionen gelangt sind. Es gibt gerade in der Schweiz sehr viele starke, erfolgreiche Frauen, welche sich aus eigener Kraft und eigenem Einsatz ihren Spitzenplatz in unserer

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Wirtschaft erarbeitet haben. Gerade in meiner Funktion treffe ich sehr viele starke und erfolgreiche Frauen aus verschiedensten Industrien. Als Erweiterung der Themenkreise könnte ich mir folgende Punkte vorstellen: • «Pour le Plaisir»: ausgleich zur beruf lichen Tätigkeit: Sportarten (v.a. Outdoor-Tipps/ Ideen) • International tätig sein vs. rein schweizerische Sicht / In der Schweiz arbeiten und im Ausland leben • geschäftsreisen: remote-arbeiten, Herausforderungen an die Führungstätigkeiten, Effizienzerleichterungen • Business Clubs: Profil, Nutzen, Wer, Wie, Was – Kosten Meines Erachtens sind viele Themen, welche wir in den männlichen Magazinen sehen, auch für uns Managerinnen interessant. Wenn hier noch ein etwas weiblicher Blickwinkel hinzukommen würde, dürfte das vielversprechend werden. Ich freue mich auf Ihre nächste Ausgabe. Yvonne Stillhart, Managing Director, LODH Private Equity AG

KEIN FASHION Gratulation zum neuen Magazin. Ich fand die Themen ansprechend und interessant. Die Fashion-Strecke würde ich eher weglassen (das holen sich die Business-Frauen aus der Vogue), dafür mehr Health und Lifestyle, vielleicht auch Business und Familie? Dr. Mirjam Staub-Bisang Independent Capital Management AG

KEEP UP THE GREAT WORK I’m so positively surprised by your magazine that I inform all my friends and colleagues to at least subscribe for a trial subscription! The first edition was so great I decided to keep it for future use. I found more useful information in the 01. September 2009 edition, that I have been unsuccessfully searching for in the Financial Times since I started my BBA. I’m even embarrassed to think that I first said no that day when I was passing those girls who were distributing it on

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the Bahnhofstrasse. Now I wish I took 2 examplars!! This magazine is very informative for both women and men and an inspiration for every woman in a system which yet to be motherhood and career friendly for women. Keep up the great work. Viivi Haidula, Zürich

Verkrampftheit wünschen. Ein bisschen Bling-Bling kratzt noch nicht an der angestrebten Seriosität! Mit guten Wünschen für die zukünftige Entwicklung Ihres Magazins – meins ist es leider noch nicht! Barbara Meyer, Stadtplanerin, Architektin und Szenografin (und zweifache Mutter)

POSITIV ÜBERRASCHT

Macht weiter so!!

Ich bin sehr positiv überrascht von der ersten Ausgabe Ihres neuen Magazins. Gratulation! Die Themen sind vielfältig und tiefgründig sowie spannend geschrieben. Was ich mir wünschte, sind mehr Portraits von ausser- oder ungewöhnlichen Frauen, Leute die in der Schweizer Öffentlichkeit noch nicht sehr bekannt sind. Quasi als Entdeckungsreise durch die Schweizer Frauenlandschaft. Oder was wir von Frauen im Ausland lernen könnten: zum Beispiel von einem meiner grössten Vorbilder, Oprah Winfrey.

Ich gratuliere Ihnen und Ihrem Team ganz herzlich zur ersten Ausgabe von Women in Business. Das Magazin hat mich wirklich von erster bis letzter Seite überzeugt. Die Aufmachung ist sehr ansprechend und entspricht dem «Look and Feel» eines Business Magazins für eine anspruchsvolle Leserschaft. Die Artikel sind sehr informativ und kompetent. Die Netzwerkkarte des Who’s Who der Frauen hat mir besonders gefallen, sehr originell! Ich werde heute noch mein Abo bestellen und freue mich auf die nächste Ausgabe. Macht weiter so!!

Christine Schindler

Arg «grau»

Herzliche Grüsse, Catherine Pümpin, Director Invision Private Equity AG

Mit Interesse habe ich Ihr Magazin durchgesehen. Ich finde es allerdings arg «grau» und die People-Fotografien sind farblich einfach nur grauenhaft. Die armen Frauen auf dem Titel! Etwas wohlwollende Retusche eines guten Bildbearbeiters täte da not! Inhaltlich würde ich mir etwas mehr Witz und Coolness und weniger

Women in Business freut sich über Ihren Leserbrief: brief@womeninbusiness.ch Vergessen Sie nicht, uns Ihren Vornamen und Namen mitzuteilen.

Women i n Busi n e ss das Wirtschaftsm agazin für die fr au

10/2009 / 2. Ausgabe Monatlich, 10 mal im Jahr www.womeninbusiness.ch Herausgeber Immobilien & Business Verlags AG Grubenstrasse 56, CH-8045 Zürich Telefon 043 333 39 49 verlag@womeninbusiness.ch Verleger Dominique Hiltbrunner hiltbrunner@ibverlag.ch Konzept & Publizistische Beratung Lüchinger Publishing GmbH, Zürich Chefredaktion Dominik Flammer redaktion@womeninbusiness.ch Mitarbeit Chefredaktion Roderick Panchaud, Irina Radu Art Director Sandra Schwarzenberger schwarzenberger@ibverlag.ch Autorinnen/Autoren dieser Ausgabe: Peter Achten, Regina Decoppet, Christina Gubler, Angelika Hager, Sibylle Hamann, Arne Hoffmann, Marysia Morkowska, Caroline Pelichet, Alexandra Stark, Astrid von Friesen, Birgitta Willmann Fotos/Illustrationen: Vera Hartmann, Martin Garcia, Franca Pedrazzetti, Roger Richter, Peter Ruppli (auch Titelfoto), Livia van Haren Verlagsleitung: Sabine Andersch, andersch@ibverlag.ch Anzeigenverkauf: Michaela Schröder, schröder@ibverlag.ch Diana Lewitz, lewitz@ibverlag.ch Auf lage: 25000 Exemplare Abonnemente Vanessa Badmann, badmann@ibverlag.ch Einzelpreis Fr. 8.90 Jahresabonnement Fr. 79.– Auslandsabo Fr. 99.– Probeabonnement (3 Monate) Fr. 25.–, Ausland Fr. 35.– Alle Titel des Verlages: Immobilien Business/ Immobilien Gespräche / Immobilien Brief / Immobilien Bauen & Wohnen / Women in Business Talks / Swiss Business Druck und Vertrieb: Kliemo AG Haftungsausschluss: Der redaktionelle Inhalt stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zum Abschluss einer Finanztransaktion dar und entbindet den Leser nicht von seiner eigenen Beurteilung. WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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M a r k t p l at z

BERGE VON SüSSEM Im Monopoly in der Süsswarenbranche pokert eine Frau

«Leute aus dem Weg räumen»: Kraft-Foods-Chefin Irene Rosenfeld.

A

merikaner lieben den Wettbewerb. Sie lieben die Grösse. Und wenn beides zusammenkommt, sind sie elektrisiert. Der zweitgrösste Nahrungsmittelkonzern der Welt, die amerikanische Kraft Foods, will den britischen Süsswarenhersteller Cadburys übernehmen und damit dem

Platzhirschen unter den globalen Nahrungsmittelproduzenten, der Schweizer Nestlé, die Stirn bieten. Und damit nebenbei auch den weltgrössten Süsswarenhersteller, die ebenfalls amerikanische Mars-Gruppe auf die Plätze zu verweisen. Verantwortlich für dieses Spiel um Grösse und Superlative ist die KraftFoods-Managerin Irene Rosenfeld, die

WELTWEITE MARKTANTEILE IM SÜSSWARENGESCHÄFT 14.8%

14.6%

10.1% 7.8% 4.7%

4.5% 2.0%

Mars

Cadbury

Nestlé

Kraft Foods

Quelle: EUROMONITOR 2008

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Hershey

Lindt & Sprüngli

Cadbury + Kraft Foods

noch über eine zweite Eigenschaft verfügt, welche den Amerikanern grossen Respekt einzuf lössen pf legt: Härte. Seit sie vor drei Jahren beim Foodkonzern in das Cockpit gestiegen ist, hat sie jeden zweiten Manager aus der oberen Führungsetage an die Luft gesetzt. «Es ist immer hart, Leute aus dem Weg zu räumen, die anderen im Weg stehen, die es besser können», meinte sie gegenüber dem amerikanischen Wirtschaftsmagazin «Forbes». Den Journalisten imponieren solch markige Sprüche offenbar. Seit Jahren fungiert Rosenfeld jedenfalls in den vorderen Rängen der jährlichen Liste der mächtigsten Vertreter der Business-Community, und sie lässt dabei manch einen Mann alt aussehen. Dass sie nun Cadbury für über 16 Milliarden Dollar schlucken will, ist durchaus folgerichtig. Schon der kürzlich verstorbene Klaus Jacobs wollte seinerzeit mit seiner Jacobs Suchard mit Cadbury zusammengehen – auch weil sich die beiden Konzerne so gut ergänzten. Als das nicht ging, verkaufte er an Kraft Foods. So gesehen wagt Irene Rosenfeld nun den zweiten Versuch.

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Forbes wird weiblich In Russland bekommen die Business-Ladies nun ein eigenes Wirtschaftsmagazin • Für Schönheit gab’s in Russland bislang «Elle», «Vogue» & Co. Und für den Erfolg das Wirtschaftsmagazin «Forbes». Doch das ist sehr auf Männer fokussiert, obschon 40 Prozent der Leserschaft Frauen sind. Seit Ende August

verbindet deshalb «Forbes Women» die beiden im Leben einer russischen Businesslady wichtigsten Aspekte. Auf 100 Seiten finden sich Portraits von Frauen, die es an die Spitze geschafft haben. Aber auch Ref lexionen über die Einsamkeit von Erfolgreichen sowie Geschichten darüber, wie die Karriere der Frau den Mann zum Saboteur werden lässt. Und auch auf die Frage, wie man Kinder am einfachsten auf Geschäftsreisen mitnimmt, gibt es Antworten (speziell erwähnt: die kinderfreundliche Transitzone am Flughafen Zürich). Angereichtert werden die Texte mit durchgestylten Fotostrecken (Garderobe für unterwegs) und stilvollen Fotos der must-haves der Saison (brilliantbesetzte Uhren, elegante Highheels). Nach dem Durchblättern drängt sich eine Frage auf: Macht Erfolg schön, oder bringt Schönheit Erfolg?

W i e d e r e i n st i e g i n d en B e ru f

FOTOS: CORBIS, PD

Stipendien für Frauen • Was passiert mit den erwachsenen Frauen, die aus verschiedenen Gründen, beispielsweise einer Babypause, aus dem Beruf aussteigen? Und die dann beim Versuch des Wiedereinstiegs merken, dass der Arbeitsmarkt keine Verwendung für sie findet und andere Bewerber vorzieht? Die Stiftung «Stipendien für Frauen» hat möglicherweise eine Antwort auf diese Frage parat. Mit der Unterstützung von BPW Switzerland ermöglicht sie Frauen eine

Weiterbildung. Allerdings müssen die Bewerberinnen älter als 25 sein und dürfen über keine existenzsichernde Erstausbildung verfügen. Dabei leistet die Stiftung mit fast 30-jähriger Erfahrung in diesem Bereich nicht nur Hilfestellung bei der Finanzierung, sondern setzt nebenbei auf persönliche Begleitung und Beratung durch die Mitglieder der lokalen BPW-Clubs. Weitere Informationen zu den Stipendien finden sich unter: www.bpw.ch

NEUER JOB

Die bulgarische Diplomatin Irina Bokova ist Anfang September von der UNESCO-Vollversammlung im fünften Wahlgang zur neuen Generaldirektorin gewählt worden. Damit wird Bokova die erste Frau an der Spitze der internationalen Organisation. Die polyglotte Frau gehört zu einer neuen Garde gut ausgebildeter bulgarischer Politikerinnen. Coop hat eine neue Mediensprecherin: Sabine Vulic wird zukünftig für den zweitgrössten Detaillisten der Schweiz sprechen. Vulic ist seit 14 Jahren für Coop tätig und arbeitete zuletzt bei der Coop Presse als Leiterin Prozesse Coop Presse/ CCM/Trading. Madeleine Linter ,

Verantwortliche für das Auslandsgeschäft des Aussenwerbekonzerns Affichage, verlässt das Unternehmen per Ende Oktober 2009. Die Anwältin und HSGAbsolventin war im Jahre 2004 in das Unternehmen eingetreten, 2007 übernahm sie als Mitglied der neu gebildeten Konzernleitung den Bereich Affichage International. Gegenüber dem Zürcher Klein Report meinte Affichage-Präsident Klaus Hug: «Madeleine Linter hat diesen Entscheid selber gefällt. Ich glaube, sie macht sich selbstständig».

Im Zürcher Park Hyatt-Hotel bekommt das Restarant «parkhuus» mit Susana Sampaio eine neue Leiterin für die Servicebrigade und übernimmt damit die Gastgeberrolle im Speisesaal. Die 30-jährige war 2004 zur Eröffnung zum «Park Hyatt Zürich» gestossen, nachdem sie vorher unter anderem im «Dolder Grand» tätig gewesen war. WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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M a r k t p l at z

Pinkfarben gegen Krebs Der Kosmetikkonzern Lauder engagiert sich in der Prävention • Wenn die berühmtesten Sehenswür-

digkeiten unserer Erde in pinkfarbenem Licht erstrahlen und auf den Strassen auffallend viele Schlaufen der gleichen Farbe gesichtet werden, ist der Brustkrebs-Informationsmonat Oktober angelaufen. Jedes Jahr werden Frauen aus aller Welt im Herbstmonat zum Thema mit Hilfe von verschieden Veranstaltungen und Informationsbroschüren aufgeklärt; ist die Krankheit doch weiterhin die am meisten verbreitete Krebsart bei Frauen. Die Präventionsarbeit scheint sich auszuzahlen. Durch verschiedene Mass-

Evelyn Lauder mit Schaupielerin Liz Hurley: Licht für das Zürcher Grossmünster.

nahmen wie das monatliche Abtasten der Brust und die systematische Durchführung der Mammographie (Röntgenuntersuchung zur Früherkennung

von Brustkrebs) wird Brustkrebs früh erkannt, was zu einer markanten Steigerung der Überlebenschancen der Patientinnen führt. Zu verdanken ist diese Aktion zu einem guten Teil Evelyn Lauder, der Schwiegertochter der Kosmetik-Avantgardistin Estée Lauder. Seit über 15 Jahren unterstützt die gebürtige Österreicherin mit ihrer Stiftung die Brustkrebsforschung und ist Zugpferd der internationalen Präventionsbewegung. Über 85 Millionen pinke Bänder wurden dieses Jahr weltweit verschickt. Der Stolz von Lauders Kampagne ist jedoch die die «Global Landmarks Illumination Initiative». Auch dieses Jahr werden Gebäude wie das Empire State Building oder der schiefe Turm von Pisa beleuchtet. Dieses Jahr gesellt sich das Grossmünster ebenfalls in diesen illustren Kreis.

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B e t t i n a O be r l i

Neuer Film • Die Schweizer Erfolgsregisseurin Bettina Oberli darf sich auf eine grosse Premiere freuen. Denn nach ihrem Erfolg mit «Die Herbstzeitlosen» reitet die Jungregisseurin auf einer Erfolgswelle und bekommt regelmässig Anfragen auch aus grösseren Kinoländern. Am 19. November wird ihr neuer Film «Tannöd» seine Premiere in den Kinos feiern. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Bestseller von Andrea Maria Schenkel aus dem Jahr 2006. Das Buch führte die Bestsellerliste während rund drei Monaten an und wurde zu einem der meistgelesenen Bücher deutscher Sprache der letzten zehn Jahre.

U N I C E F -St u d i e zu r K i n d e r be t r euun g

Die Schweiz – ein Flop

Kinderbetreuung: Nur in Kanada, Australien und Irland ist sie noch schlechter als in der Schweiz.

• In der neuesten Studie zur Qualität

der ausserfamiliären Betreuung und Pf lege für Kleinkinder bekommt die Schweiz reichlich schlechte Noten. Von den zehn Kriterien, die von Unicef

aufgestellt wurden, um die Güte der frühkindlichen Bildung und Betreuung eines Landes zu bewerten, erfüllt die Schweiz gerade mal drei. Dazu gehören: die gute Ausbildung der Mehrheit der Betreuer, eine geringe Anzahl von Kindern, die auf einen Betreuer kommen, und die Kinderarmut, die weniger als zehn Prozent der Bevölkerung betrifft. Drei an der Anzahl sind auch die Länder, die unter den 25 untersuchten OECD-Nationen schlechter abschnitten als die Schweiz, namentlich Australien, Kanada und Irland. Die «Klassenbesten» die fast alle Kriterien erfüllten, waren wenig überraschend erneut die Skandinavier sowie Frankreich.

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Eins zu null für die Falkenstrasse: NZZ vs. Tages Anzeiger.

Die schöne der LimmAT Die Art-Direktorin der NZZ hat die Zeitung überzeugend aufgefrischt.

W

enn Tageszeitungen Faceliftig betreiben, geht es neuerdings nicht mehr um Inhalt, sondern um Schönheit. In jüngster Zeit stellten sich in der Medienmetropole Zürich gleich beide seriösen Tageszeitungen am Platz diesem Beauty-Contest. Da stellt sich für den unbefangenen Leser die Frage: Wer ist nun die Schönere an der Limmat? «Tages Anzeiger» (TA) oder «Neue Zürcher Zeitung» (NZZ). Nach einigen wenigen Tagen des harten und direkten Vergleichs liesse sich mit guten Gründen behaupten: Es steht eins zu null für das ehrwürdige Blatt aus der Falkenstrasse. Ausdrucksstarke Fotographie paart sich mit einem klassisch-modernen Layout. Chef-Art-Direktorin im Hause NZZ, die das Neukonzept zusammen mit einer externen Agentur entwickelt hat und nun umsetzt, ist mit Brigitte Meyer eine knapp vierzigjährige Grafikerin, die an der Zürcher Schule für Gestaltung ihre Ausbildung absolviert hat. Und wo immer sie war, hat Brigitte Meyer grafisch auffallende Spuren hinterlassen. Beim Nachrichtenmagazin «Facts» als Junggraf kerin Mitte der neunziger Jahre, später bei der «Weltwoche» oder auch bei dem Magazin des «Tages Anzeigers». Aber nirgends so auffällig wie jetzt bei der «Neuen Zücher Zeitung».

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NACHRIchten + + Nicht nur Männer lieben Waffen + + Wirtschaftsministerin

erster Versuch war gescheitert, nachdem sie mit einem chinesischen Frachter zusammengeprallt war. Schafft sie die Weltumrundung, winken ihr von Sponsoren Prämien in Höhe von rund zwei Millionen Franken.

Doris Leuthard schlägt alle ihre Vorgänger im Bundesrat. Nach Saudiarabien und Indien hat sie etwa auch ihren Antrag durchgebracht, Waffen aus der Schweiz auch nach Malaysia zu exportieren. Heute liegt die Schweiz in Sachen Kriegsmaterialexport pro Kopf weltweit auf Platz zwei.

+ + Nicht nur Durchschnittsverbraucher + + müssen in Zeiten der

+ + Andrea Nahles heisst die neue Generalsekretärin der deutschen SPD + + Damit wird eine bekennende

Katholikin, die einst Ministrantin war, den zweitwichtigsten Posten der serbelnden Sozialdemokraten besetzen. Was kaum bekannt ist: Nahles ist eigentlich zu 50 Prozent schwerbehindert, aufgrund eines Hüftleidens, das sie sich bei einem Autounfall zugezogen hat. + + Der grosse deutsche Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter + + hat sich in einem Interview mit

dem «Spiegel» positiv zur Zukunft der Frauen in der Wirtschaft geäussert: «Die Finanzkrise wäre nicht in die katastrophale Zockerei entglitten, hätten Frauen in dieser Branche schon deutlich mehr Führungspositionen innegehabt.» Der Aufstieg der Frauen in Führungspositionen werde also durch die aktuelle Krise deutlich beschleunigt.

Andrea Nahles, die neue deutsche SPD-Generalsekretärin, ist bekennende Katholikin.

+ + Wer es noch nicht wusste: Brigitte Bardot wird 75 + + Die

Filmschönheit und heutige Ikone der radikalen französischen Tierschützer erhält in Frankreich eine Sonderausstellung: In Boulogne-Billancourt sind die schönsten Fotografien von B.B. zu finden, und das im Espace Landowski. Zu sehen ist der Mythos B.B. bis am 31. Januar 2010. + + Mit der 16-jährigen Australierin Jessica Watson + + hat nun die jüngs-

te Frau überhaupt den Versuch gestartet, die Welt alleine zu umsegeln. Ihr

Krise auf ihre Finanzen achten. Das britische Finanzministerium hat auch die jährlichen Zuschüsse an Queen Elisabeth und ihre Entourage reduziert. Das Problem ist nur: Die staatlichen Zahlungen an das Königshaus werden jeweils auf eine Periode von zehn Jahren bestimmt. Erst 2011 hat das Unterhaus wieder die Gelegenheit, den Lohn der Queen von aktuell 7,9 Millionen Pfund neu zu definieren. Dies jedoch erst für den Ausgabenrahmen ab dem Jahr 2020. + + Frauen, die aus dem Schönheitssalon kamen + + waren in

ihrer Kindheit ihre grossen Vorbilder, erzählte Penélope Cruz kürzlich in einem Interview. «Das war mein erster Schauspielunterricht. Ihr Verhalten hat mich hypnotisiert – was diese Frauen versteckten, wie sie sich beim Verlassen wieder ein bisschen besser gefühlt haben, nachdem man ihnen dabei half, einen bisschen mehr so auszusehen, wie sie wollten.»

FOTO: PD

Der Women in Business Club. In Kürze erfahren Sie mehr.

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TERMINKALENDER TIPP DES M O N ATS

• Am 11. November 2009 findet die

4th Women’s Finance Conference im Hotel Park Hyatt in Zürich statt. Die Konferenz ist dem Leitthema «Ressourcenverantwortung» gewidmet. Moderiert von der 10vor10 Moderatorin Susanne Wille wird den Teilnehmenden eine breite Palette interessanter Referate und Diskussi-

onen von Referierenden wie Roland Decorvet, Alfred Gantner, Prof. Dr. Gudela Grote, Botschafterin MarieGabrielle Ineichen Fleisch, Stefan Labas, Corine Mauch, Rudolf Strahm und Dr. David W. Syz zu diesem aktuellen Thema geboten. Zudem wird bereits zum vierten Mal wiederum der Women’s Finance Award 2009 an eine engagierte Persönlichkeit vergeben. Der Anlass kostet 350 Franken. Die Mitglieder des Women’s Finance Network erhalten 10% Ermässigung. Kaffeepausen, Mittagessen, Cocktail und Unterlagen sind im Preis inbegriffen. MiTTWOCH, 11.11.09, 09.00 – 18.00 UHR 4th Women’s Finance Conference Zürich, Hotel Park Hyatt

Samstag, 17.10.09 Neue Coachingmethoden – KICK.dich Tagung

Zürich, Hallwylstrasse 78 Innovative Coachingmethoden werden vorgestellt und können ausprobiert werden: Humor-, Image- und Kompetenzcoaching und andere. Für Unternehmerinnen, KMU, und Fachleute aus Coaching und Beratung. www.kick.dich.ch www.frauenunternehmen.ch Donnerstag, 22.10.2009, 12.00 – 20.00 UHR Mehr Frauen in die Unternehmensführung – bessere oder andere Performance?

Zürich-Airport, Hotel Mövenpick Was sind die negativen und positiven Erfahrungen die Unternehmen mit Diversity- und Gender-Initiativen machen? Führen mehr Frauen in Führungspositionen zu unerwarteten

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Marktchancen und einer nachhaltigeren Unternehmensausrichtung? Dieses Forum richtet sich an Frauen und Männer auf Stufe Verwaltungsrat und Geschäftsleitung und will genau diese Fragen beantworten. www.swissperformanceacademy.ch Montag bis Dienstag, 24. – 25.10.09 Empowerment-Kurs für Präsidentinnen und Vorstandsmitglieder

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Bad Ragaz, Grand Hotel Bad Ragaz Firmengründungs- und Finanzierungstipps vom Experten. Erkennen Sie Chancen und Risiken und optimieren Sie Ihre Geschäftsplanung und Ihren Erfolg. Für Frauen, die sich beruf lich auf eigene Beine stellen und/oder ihr Wissen gezielt vertiefen möchten. www.denkstation.ch Mittwoch, 28.10.2009, 18.00 – 20.00 InfoMonat Brustkrebs: Brustkrebs – erblich bedingt?

Basel, BAZ City Forum Informationskampagne der Krebsliga Schweiz, innerhalb des InfoMonats Brustkrebs. Es werden zahlreiche Vorträge und Workshops in der ganzen Schweiz veranstaltet, mit dem Ziel aufzuklären und zu informieren. Dieser Anlass, mit der Moderatorin Nicole Westenfelder als Referentin, klärt über die genetischen Risiken und möglichen Vorsichtsmassnahmen auf, die frau treffen kann, um sich zu schützen. www.krebsliga.ch

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Donnerstag, 29. 10. 09, 08.45 – 16.45 Seminar «Erfolgreich kommunizieren»

Zug, Institut für Finanzdienstleistungen (IFZ) Das Basiswissen wird mit Anwendungen der persönlichen Kommunikation verständlich vermittelt. Die Kursteilnehmerinnen erhalten fundiertes Wissen, wie sie im Beruf erfolgreich kommunizieren, wobei der Praxisbezug im Zentrum steht. www.womensfinance.ch Dienstag, 03.11.2009, 12.00 – 14.00 Women’s Finance Lunch: «Microfinance: Social Investments – Anlagen mit doppelter Rendite»

Zürich, Zunfthaus zur Saffran Wie legt man sein Geld verantwortungsvoll an? Was sind Social Investments, und was bewirken sie? Der Mikrokredit als innovativer Investitionsansatz, der zwischen Finanz- und Entwicklungsmarkt steht. www.womensfinance.ch Donnerstag, 05.11.2009, 12.00-19.30 Grossanlass Herbst: «Networking ist eine Lebenseinstellung»

Winterthur, Kongresszentrum Konferenz mit vielen Vorträgen von

Kommunikationsprofis und nützlichen Tipps für den effizienten Auf bau und die Gestaltung von Netzwerken. www.nefu.ch Samstag, 07.11.2009 Herbstkonferenz BPW Switzerland

Lausanne, Musée Olympique Symposium zum Thema «Aufwertung der Frauenkompetenzen», mit Vorträgen und Podiumsdiskussionen. www.bpw.ch Mittwoch, 11.11. 09, 09.00 – 18.00 4th Women’s Finance Conference

Zürich, Hotel Park Hyatt Konferenz zum Thema «Ressourcenverantwortung» unter der Moderation von Susanne Wille. Verleihung des Women’s Finance Award 2009. www.womensfinance.ch Donnerstag, 23. 11. 09, 18.30 – 22.00 Event «Unbeirrt, weiblich und erfolgreich»

Zürich, Hürlimann Areal, Colombo la Famiglia Referat von Dr. Sita Mazumder und Podiumsdiskussion zum Thema «Geschlechterollen im Management», mit anschliessendem Cocktail. www.womensfinance.ch

Freitag, 24.11.09 Kleiner Frauengesundheitsgipfel

Zürich Die frauenspezifische Gesundheitsbetreuung soll in der Zukunft an Bedeutung gewinnen. Die Tagungspräsidentin, Ständerätin Anita Fetz, empfängt zahlreiche Experten aus Wissenschaft und Politik. Das Ziel der Tagung ist es, in einem Memorandum Vorschläge zu formulieren, wie die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Frauengesundheitsforschung in die Praxis aufgenommen werden können. Genaueres erfahren Sie per E-mail. gesundheitsgipfel@womenshealth.ch www.womenshealth.ch Donnerstag, 28. 01. 10, 18.30 – 21.30 Event «Ethical Ledership»

Zug, Casino Zug Symposium, moderiert von Anna Gamma und Sita Mazumder, mit Fragen rund um die Thematik «Ethical Leadership after the Breakdown». Musikalische Begleitung sowie ein Apéro runden dieses Symposium in den Räumen des Casino Zugs ab. www.womensfinance.ch

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M a r k t p l at z G a d g e t

Licht statt Lärm

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er Wecker klingelt nicht nur, er schreit morgens förmlich. Und je früher, desto lauter, so empfindet es der weckerabhängige Tiefschläfer jedenfalls. Und drückt man die Snooze-Taste, so fest man kann, mit der Absicht, den Wecker für immer zum Verstummen zu bringen, so meldet er sich doch zehn Minuten später wieder, schrill und schreiend, mit der einzigen und ewig wiederkehrenden Nachricht: Zeit zum Aufstehen. Möglicherweise bringt ein neues Gerät von Philips die Lösung. Eine, die dieses älltägliche Drama in ein sanftes Drämchen verwandeln soll. Mit einem Wecker, der nicht bloss Wecker, sondern gleichzeitig auch Lampe sein soll. Und dies, so versprechen zumindest die Kreateure dieses neuen Wunderweckers, erst noch mit gesundheitsfördernden Folgen. Das Prinzip ist eigentlich einfach und scheint doch sehr wirksam zu sein. Der Wecker mit der integrierten Lampe simuliert einen Sonnenaufgang und berieselt die Schlafende dreissig Minuten vor der eingegebenen Weckzeit mit immer stärker werdendem Licht. Wem jetzt schon vor der Vorstellung graut, dreissig Minuten früher als eigentlich erwünscht aufzuwachen, soll hier beruhigt werden. Durch eine Einstellung der maximalen Lichtstärke der Lampe sollen auch die Empfindlicheren nicht vorzeitig geweckt werden. Wem die Lichtberieselung zu intensiv ist, der kann auch auf andere Funktionen umschalten. Funktionen, die andere Wecker allerdings längst auch kennen. Angenehme Wecktöne etwa oder den Klassikern der Radiowecker. Wer in die von Philips verkündete «Aktivierung der Energiehormone» vertraut und sich mit dem Licht berieseln lässt, soll laut Hersteller zu einem gesünderen Schlafrhythmus finden. Schade nur, dass auch der neue Wecker das dringendste Bedürfnis nicht erfüllen kann: mich einfach schlafen zu lassen … Irina Radu

Ein neuer Wecker verspricht die «Aktivierung der Energiehormone».

FOTO: PD

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Viktor Giacobbo, Helena Trachsel, Head Diversity Swiss Re; Susan Sagherian, Head of Jewellery Department, Kurz Schmuck und Uhren; Stephan Schmidlin, Ex-Schmirinski und Bildhauer; Prisca Bezzola, Geschäftsführerin Amag Retail Zürich; Maria Walliser, Ex-Skirennfahrerin, Präsidentin Folsäure Offensive Schweiz (SFO); Astrid van der Haegen, Mitbegründerin und Ehrenpräsidentin Wirtschaftsfrauen Schweiz, CEO Suonix Music Group

10 Jahre Wirtschaftsfrauen Schweiz Der grosse Jubiläumsanlass mit anschliessenden Party im Kauf leuten in Zürich

Clivia Koch, die Präsidentin der Wirtschaftsfrauen Schweiz

Dr. Petra Wüst und Sandra Genhart

Katharina Seiler mit ihren Töchtern Geraldine und Julienne

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Ildiko Kägi und Sonja Helfer Kordik

Yvonne Signer und Monika Bürgi

Susanna Wegmüller

Manuela Wettstein, Marie Carbonnier und Elsbeth Aguillon

Dr. Yvonne Baumann vom EDA mit Moderatorin Anna Maier und Ständerätin Anita Fetz

Sandra Kaufmann und Karin Engler

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M a r k t p l at z FAC E S H E E T

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o Ching ist im Westen kaum bekannt. Selbst in ihrer Heimat Singapur wird sie wenig wahrgenommen. Neulich, als es in der von ihr geleiteten StaatsHolding Temasek nicht mehr so gut lief, wurde – für die autoritäre Demokratie Singapur ungewöhnlich – leise Kritik an ihr laut. In Singapur spielt Temasek eine wichtige Rolle. Allein-Aktionär ist das Finanz-Ministerium. Zum Portofolio des Staatskonzerns gehören Unternehmen wie Singapore Airlines, die Reederei Neptune Oriental, die Immobilienfirma CapitaLand, Singapore Telecom, die Bank DBS, die Stromfirma Singapore Power, der internationale Hafenbetreiber PSA, der Schiff baukonzern Keppel Corp. sowie Beteiligungen in der ganzen Welt, etwa an westlichen, chinesischen und russischen Banken. Die Beteiligungen summieren sich auf rund 170 Milliarden US-Dollar. Allerdings erlitt Temasek, trotz Ho Chings kluger Anlagestrategie, in den letzten zwei Jahren während der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise einige schmerzhafte Verluste.

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Ho Ching: Die Drachen-Lady Sie ist die einf lussreichste Business-Frau in Singapur, kontrolliert weltweit Investitionen über 170 Milliarden Dollar und ist bestens vernetzt in der Politik des Stadtstaates.

FOTOS: AFP, KEYSTONE (3)

Thaksin Shinawatra war Chef der Partei Thai Rak Thai. Als Premierminister regierte er Thailand von 2001 bis 2006.

Lee Hsien Loong ist der dritte Premierminister und Finanzminister der Republik Singapur.

Lee Kuan Yew war der erste Premierminister Singapurs und übte dieses Amt von 1959 bis 1990 aus.

Für die 55-jährige Ho Ching – auch Drachen-Lady apostrophiert – ist die Delle in ihrer Geschäfts-Vita nur eine Episode, die sie vermutlich in den nächsten Monaten und Jahren elegant ausbügeln wird. Sie erarbeitete sich einen BachelorAbschluss als Elektroingenieurin in Singapur und danach einen Master im kalifornischen Stanford. Ihre Karriere begann sie im Verteidigungsministerium. Bald aber konnte sie ihre Kreativität als Geschäftsfrau einsetzen, seit 2002 als CEO des Staatsfonds Temasek. Dort räumte sie in dem bürokratischen und undurchsichtigen Gebilde gründlich auf. Transparenz inklusive Jahresbericht wurden zur Norm. Ho Chings Anlagestrategie: ein Drittel Singapur, ein Drittel Asien, ein Drittel Industrieländer. Mit diesem Rezept ist sie gut gefahren. Die NZZ urteilt, der Staatsfonds Temasek stehe im Ruf, «mit gezielten Schachtelbeteiligungen kontrollierende Einf lüsse aufzubauen, wobei die Grenzen zwischen Wirtschaft und Politik unklar sind». Und so gab es schon vor der globalen Finanz- und Wirtschaftskrise einige Flops, bei denen genau diese Grenze möglicherweise überschritten wurde. Das gilt für die 3,8-Milliarden-Dollar-Beteiligung

an der thailändischen Telecomfirma Shin. Die gehörte Premier Thaksin Shinawatra, der kurze Zeit später von den Militärs gestürzt wurde. In ausländischen Medien wurde über Korruption spekuliert. Der Vorwurf, dass eine mächtige Familie in Singapur einer mächtigen Familie in Thailand geholfen habe, ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Denn Ho Ching ist nicht nur eine begabte Geschäftsfrau, sie ist auch die Frau von Premier Lee Hsien Loong und Schwiegertochter des Staatsgründers Lee Kuan Yew. Der Vorwurf der Vetternwirtschaft liegt nahe. Schliesslich ist Ho Chings Mann Premier und gleichzeitig Finanzminister. Damit ist er direkter Vorgesetzter seiner Frau. Beurteilt man Ho Chings Ausbildung und beruf liche Karriere, hätte sie es wohl auch ohne familiäre Protektion weit gebracht. Ho Ching wurde inzwischen von Magazinen wie «Fortune», «Forbes» oder «Time» jeweils in die Top-Ten der einf lussreichsten Frauen der Welt eingestuft. In Singapur freilich bleibt sie die «Gattin des Premier», und deshalb wird die Auszeichnung für ihre Verdienste um die Arbeiter Singapurs – inmitten der Krise – als schlechter Witz empfunden. Peter Achten WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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Wer hats erfunden? Die wahre Betty Bossi

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ILLUSTRATION: MARTIN GARCIA

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ls die Todesanzeige im Herbst 2006 er- wie eine typisch amerikanische Hausfrau und sich auch so scheint, steht unter dem Namen Emmi verhielt: Sie gab den kochlöffelschwingenden Frauen handCreola-Maag der Zusatz «Betty Bossi». feste Haushaltstipps und wies dabei genauso handfest, aber Ein posthumes Bekenntnis dafür, dass die immerhin in dezentem Ton auf die Vorzüge von Generalim 94. Lebensjahr Verstorbene ein Dop- Mills-Produkten hin. pelleben geführt und im Alter Ego Betty Aus Betty Crocker wird in der Schweiz Betty Bossi. Den Bossi gewesen war. Eine Reminiszenz an Vornamen wählt die Schöpferin nicht einmal wegen des eine Frau, die als kochende «Hausfrau der Nation», so die amerikanischen Vorbilds, sondern weil der Name in den 50er Jahren in der Schweiz so be«NZZ am Sonntag», tief in das kolliebt und in allen Landessprachen lektive Bewusstsein der Nachkriegsso einfach artikulierbar ist. Beim generation eingedrungen war. Stöbern im Genfer Telefonbuch fällt Das kam so: 1912 als Tochter eines Emmi Creola-Maag der Name Bossi karg bezahlten Bahnangestellten in ins Auge, und sie ist Werbefachfrau Zürich-Unterstrass geboren, wächst genug, um zu spüren, dass die Betin ihr früh der Wille, sich nicht mit ty mit der Bossi einen angenehmen, dem nicht nur in der Küche herrvertrauenerweckenden Klang ergibt. schenden Schmalhans zufrieden zu Glaubt man den Chronisten jener geben. Sie will etwas erreichen in Zeit, waren die Auftraggeber von ihrem Leben. Eine kaufmännische der Idee der jungen Werbetexterin Lehre bei «Dr. Räbers Handelsschukeineswegs begeistert. Und als die le» in Zürich, erster Job in einem Agentur nicht klein beigeben will, Reklamebüro, Matura auf dem zweidrängen diese darauf, statt ihrer ten Bildungsweg, fünf Semester GerKreativen, eine «Frau vom Fach» manistikstudium und Abbruch, als zur Betty Bossi zu machen. Doch dann die Kinder – drei an der Zahl Emmi Creola-Maag ist nicht gewillt, – kamen: soweit eine nicht eben allsich ausbooten zu lassen. Und so ertägliche Lauf bahn für eine Frau aus scheint im Jahre 1956 die erste «Betder Kriegsgeneration. Als dann das Kochlöffelschwingende ty Bossi Post», ein vierseitiges BlättGeld bei der jungen Familie wieder Hausfrau: Betty Bossi. chen mit Kochtipps, von ihr auf einer knapp wird, will Emmi Creola-Maag Hermes Baby getippt und mit der dazuverdienen. Sie findet einen Job Unterschrift «Betty Bossi» versehen. – wiederum in einem Reklamebüro. Anderthalb Jahrzehnte lang redigiert Diesmal bei der Werbeagentur LinEmmi Creola-Maag das Blatt. Dann tas, welche damals zum Nahrungsgeht sie in Pension. Heute ist Betmittelkonzern Unilever gehörte. ty Bossi ein kleiner Koch-Konzern Und aus dieser Verbindung wächst eine geniale Werbeidee. Die Unilever-Tochtergesellschaft mit einer Zeitung, einem Magazin, TV-Sendungen, Koch«Astra» produziert Speisefette, und deren Verkauf soll an- büchern und -kursen und einem Jahresumsatz von über 80 gekurbelt werden. «Die Idee war einfach», sagte Emmi Millionen Franken. Und einer Website www.bettybossi.ch, Creola-Maag einmal in einem Interview, «statt direkt für auf welcher auf die Schöpferin verwiesen wird. Alle sind Astra-Fette zu werben, wollte ich einen Haushaltsratgeber glücklich – nur einer nicht. Der ehemalige Chef von Unileherausgeben.» Ein guter Einfall. Neu war er im Jahr 1956 ver (Schweiz) spricht Emmi Creola-Maag die Urheberschaft freilich nicht mehr. In den USA hatte der Nahrungsmittel- ab. «Ein Team», beteuert er, habe Betty Bossi erfunden, und konzern General Mills bereits in den 20er Jahren eine fikti- er könne dies «auch aktenmässig belegen.» Der Vater des Erve TV-Figur namens Betty Crocker kreiert, die streng aussah folgs ist eben männlich. Nicht wahr? René Lüchinger WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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Das Geschäft mit dem guten Ton Business ist männlich. Heisst es gemeinhin. Bei der Zürcher Musik Hug war das fünf Generationen lang so. Bei der sechsten hiess es: Verkaufen, oder eine Frau übernimmt. Zum Glück hat Erika Hug das getan. TEXT MARYSIA MORKOWSKA FOTO PETER RUPPLI

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und von der Natur erst recht. Heute arbeitet Erika Hug nur noch als aktive Verwaltungsratspräsidentin. Die Aura der dezidierten Taktgeberin hat sie behalten. Ebenso ihr Büro im sechsten Stock des Stammhauses am Zürcher Limmatquai, an exklusiver Lage mit Blick auf die Wasserkirche. Bald geht das Familienunternehmen ins 203. Jahr. Es handelte sich jedoch nie um ein gemachtes Nest. «Wir kämpften seit jeher um jeden Umsatzfranken», bilanziert die Chefin. Beim Geschäft mit dem guten Ton braucht es eine hohe Spezialisierung, viel Service und Beratung. Deshalb arbeitet unter diesem Dach ein breitgefächerter Stab von Fachleuten vom Notenverkäuferlehrling bis zur Geigenbauerkoryphäe. Im Treppenhaus tönt es aus allen Abteilungen. Mit etwas Glück kann man hier Cecilia Bartoli oder Maurice André antreffen, aber auch Jovanotti oder David Hasselhoff. Kein Wunder: Seit dem Umbau von 1993 ist dies das grösste Fachgeschäft der Musikbranche in Europa, mit unglaublichen 1,7 Millionen Artikeln auf 3000 Quadratmetern. Der CD-Laden im Parterre hat über 30 000 Titel vorrätig. Darüber liegt die Hi-Fi-Abteilung mit den neusten Design-Prunkstücken von Bang &  Olufsen. Im zweiten Stock sind Schü-

lerklaviere bis hin zu exklusiven Steinway-Konzertf lügeln zu haben. Hier spielt sich auch mal der Pianist Lang Lang vor seinen Tonhalle-Konzerten ein. Das Angebot an Elektro-Pianos und Keyboards wartet mit ultimativen akustischen Novitäten auf. Eine digitale Sakralorgel etwa macht aus jeder Zweizimmer-Wohnung klanglich eine Kathedrale. Reich bestückt präsentiert sich der dritte Stock mit den Saiteninstrumenten: Alles erdenklich Zupfbare von der Ukulele bis zum E-Bass ist ausgestellt. Besonders trendig sind momentan Harfen. Wie alle In- ›››

NACHFOLGERINNEN Musik Hug ist kein Einzelfall. Wo sonst noch Frauen in Unternehmen einsteigen und was sie dabei erwartet, lesen Sie ab Seite 28.

FOTO: FRANCA PEDRAZZETTI

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ein, so nicht», sagte Erika Hug, als ihr betagter Vater Adolf das traditionsreiche Fa m i l ie nu nte rnehmen verkaufen wollte. Die Tochter, eine vielseitig Begabte, gedachte bis anhin Kunstmalerin oder Filmerin zu werden. Im letzten Moment regte sich ihre impulsive Kämpfernatur. In sechster Generation übernahm sie 1979 die Geschäftsleitung des Musikunternehmens. Damals betrug der Umsatz 39 Millionen Franken. 2007 waren es fast 100 Millionen. Längst hat die Künstlerin mit der wallenden Mähne den Habitus der gestandenen Geschäftsfrau angenommen, mit Hornbrille, Hosenanzug und kurzen Haaren. Doch immer noch wirkt sie alles andere als uniform. Ihre Körpersprache pendelt blitzschnell zwischen engagierter Anteilnahme und demonstrativer Abwehr. Die lebendige Mimik spiegelt einen regen Geist. «Ich interessiere mich für viele Lebenswelten», sagt die 63-Jährige. Sie mag die Dorf beiz ebenso wie die Kronenhalle, weil sie sich an beiden Orten wohlfühlt und die Menschen darin sie inspirieren. Stets ist sie mit den neuesten Wirtschaftsnachrichten vertraut, fasziniert vom kulturellen Geschehen WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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Eine schwindelerregende F眉lle von Waren: Firmenchefin Erika Hug. WOMEN IN BUSINESS 路 OKTOBER 2009 | No.02

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ERIKA HUGS LIEBLINGSMUSIK Klassische Musik hört sich die Musik Hug-Chefin am liebsten live an. Hier die letzten drei Konzerte, die sie beeindruckten. Sowie die drei CDs, welche sie derzeit zuhause immer wieder mit Genuss einlegt. Marta Argerich Maurice Ravel. Klavierkonzert G-Dur «Neulich brillierte Marta Argerich mit diesem Werk im KKL Luzern. Ich halte sie für eine der weltbesten Pianistinnen. Klavierkonzerte liebe ich über alles, weil sie mich an meinen Vater erinnern, der Pianist war.»

Asasello-Quartett Felix & Fanny Mendelssohn. String Quartets «Das Asasello-Quartett trat bei einem Hauskonzert bei Freunden auf. Es macht hochqualitative Kammermusik. Von diesen jungen Leuten wird man noch hören.»

Bach. Toccata & Fuge Berühmte Orgelwerke «Ein Freund feierte seinen 60. Geburtstag, indem er seine Freunde zuerst ins Grossmünster und später ins Fraumünster einlud. Die jeweiligen Organisten spielten unter anderem die Fantasie in g-Moll von Johann Sebastian Bach. Die Klänge zu vergleichen war hochinteressant.» Sophie Hunger Monday’s Ghost «Sophie Hunger hat eine offene, verletzliche, musikalische Stimme. Schön.»

Philipp Fankhauser Love Man Riding «Diese Art von Musik spricht mich grundsätzlich an. Philipp Fankhauser ist ein eigenwilliger und im besten Sinne professioneller Musiker.»

Peter Fox Haus am See «Von dieser CD höre ich eigentlich nur das «Haus am See», dafür Dutzende von Malen. Es macht mich immer wieder happy.»

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strumente stehen sie zum Kauf und zur Miete bereit. Ein Universum für sich ist die Geigenbauwerkstatt mit einer Atmosphäre wie im 19. Jahrhundert und wertvollen Meisterinstrumenten. Im fünften Stock taucht die Klientel in eine Vielfalt von gedruckten Klängen ein. Die Bandbreite der Noten reicht von Dietrich Buxtehudes «Herr, ich lasse dich nicht» über den DidgeridooEinsteigerkurs bis zu Lady Gagas «The Fame». Im benachbarten Haus an der Laternengasse 5 hält die dreistöckige Abteilung für Blasinstrumente über 40 000 Zubehörartikel bereit. Im Keller liegt der Drummershop mit dem schalldichten Übungskeller. Was für eine schwindelerregende Fülle von Waren! Einen «faszinierenden, wunderbaren Gemischtwarenladen» nennt die Chefin ihr Haus. Fokussieren oder Verschlanken kommt allerdings nicht in Frage. Denn genau dieses umfassende Angebot bis zur existentiellen Winzigkeit von Mundstück-Plättchen für Blasinstrumente oder Zupfplättchen für Gitarrenspieler ist das CoreBusiness von Musik Hug.

Losgelöst vom Bisherigen Nach der Übernahme der Geschäftsleitung erwies sich das vielschichtige, kapitalintensive Unternehmen als optimales Betätigungsfeld für Erika Hugs universelle Ader. Gerne, so sagt sie, begibt sie sich geistig auf den Berg und schaut die Situation von oben an, losgelöst vom Bisherigen. Als Pragmatikerin fragt sie sich dabei immer: «Wo ist mein Boden?» Mit den so entwickelten Ideen sorgt sie für manchen Paukenschlag. Der erste geht 1974 über die Bühne, als die Werbeleiterin Erika Hug dem Unternehmen eine Corporate Identity verpasst. Vorher hatte jede Zweigstelle für sich vor sich hingewurstelt. Anfangs regt sich beträchtlicher Widerstand gegen die Neuerungen unter weiblicher Führung. Erika Hug lernt, sich durchzusetzen, wobei ihr der Fleiss und ein starker Charakter helfen: «Ich weiss genau, was ich will.» Unter ihrer Ägide wächst das Konglomerat aus Firmen, Verlagen und Filialen beträchtlich (siehe Box). In den 80er Jahren etwa erfolgt der Einstieg

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in den Grosshandel: Die Musikalien, die man bisher umständlich einzeln bei Hunderten von kleinen Verlagen und Firmen rund um die Welt bezog, werden nun via Tochterfirmen auch an Dritthändler geliefert – eine zusätzliche Wertschöpfung. Fürs Privatleben bleibt der passionierten Geschäftsfrau kaum Zeit. Erst 1986 lernt sie ihren späteren Ehemann Eckard Harke kennen. Ein Glücksfall, denn der Deutsche ist Vorsitzender des Fachverbandes Musikinstrumente und Vizepräsident des Gesamtverbands deutscher Musikfachgeschäfte. Damit kommt ein ebenbürtiger Mitstreiter an Bord. 1989 wird Sohn Julian geboren. Die Familie entwickelt sich zum Lebensmittelpunkt der Unternehmerin, wenn auch unter enormen Belastungen: «Der Spagat zwischen den Aufgaben als CEO und den Bedürfnissen meines kleinen Sohnes zerriss mich schier.» Heuer will der Filius an der HSG St. Gallen studieren. Ob er das Unternehmen dereinst übernimmt, steht noch nicht fest. Weil sich Erika Hug über die schlechten Rahmenbedingungen für berufs-

«Der erste, der die Manuskripte des Johann Sebastian Bach herausgab.»

11, das die konventionell geschürten Berührungsängste abbaut. 1993 entsteht an der Laternengasse 5 einer der weltweit ersten Kinder-Musikläden. Das fröhlich präsentierte Angebot befindet sich auf Kinderhöhe. Die Kleinen dürfen die Mini-Instrumente vom Alphorn bis zum Schlagzeug lustvoll ausprobieren. Als erfolgversprechend erweist sich auch das aktuellste Projekt, bei dem ganze Schulklassen miteinander musizieren.

Kernidee der Firmengründer

tätige Mütter ärgert, engagiert sie sich seit Urzeiten für den Verein für Tagesschulen und kämpft für mehr Kinderkrippen: «Leider ziemlich erfolglos.» Die grösste Leidenschaft der Idealistin gilt der 1982 gegründeten Stiftung «Kind und Musik», die im Bereich musikalischer Erziehung neue Akzente setzt. Als richtungsweisend offenbart sich in jenem Jahr das erste kindgerechte klassische Konzert im Stadthof

Dieser moderne Ansatz entspricht frappant der Kernidee der Firmengründer. Am Anfang des Erfolgsunternehmens steht Hans Georg Nägeli, der als «Sängervater» zur dominanten historischen Figur der Schweizer Musikszene avanciert. Der Zürcher ist ein genialer Visionär, unter anderem der erste, der die Manuskripte des damals noch unbekannten Johann Sebastian Bach in seinem 1794 gegründeten Verlag herausgibt. Dem Anliegen seines Freundes Heinrich Pestalozzi folgend, will Nägeli Musik allen Menschen zugäng- ›››

STAMMBAUM MUSIK HUG

I. GENERATION

II. GENERATION

Hans Georg Nägeli (1773 – 1836) Jakob Christoph Hug (1776 – 1855)

Jakob Christoph Hug jun. (1801 – 1852) Susanna Hug-Wild (1814 – 1862)

Nägeli spielt wunderbar Harfe spielt und entzückt die Damen. Er stammt aus Wetzikon und kommt 1790 mit wenig Geld nach Zürich, begeistert sich für die Musik und eröffnet 1791 an der Augustinergasse eine Musikalienhandlung und Leihbibliothek, die erste ihrer Art in der Schweiz. Hug, ein Pfarrer aus Zürich, und seine Frau Barbara Schulthess sind Gönner der ersten Stunde. Der Pfarrer und sein Bruder Caspar Hug mussten infolge Geldknappheit bei Nägeli das Geschäft schliesslich übernehmen.

Als Jakob Christoph Hug wieder ins Pfarramt zurückkehrt, übernimmt sein zweiter Sohn Jakob Christoph jun. das Geschäft, tatkräftig unterstützt von seiner zweiten Frau Susanna Hug Wild. Sie führt das Geschäft weiter, als der Firmenchef 1852 früh verstirbt.

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lich machen. Damals sind Konzerte und Instrumente wenigen Reichen vorbehalten, Musik gibt es allenfalls in der Kirche, Tonträger fehlen noch. Einzig die Singstimme steht allen gratis zur Verfügung. Also bringt Nägelis Verlag Singbücher für Frauen und Kinder auf den Markt. Sein Freund Jakob Christoph Hug, der Pfarrer von Thalwil, muss ihm finanziell unter die Arme greifen. Bald steht der kommerziell unbedarfte Musiker bei Hug derart in der Kreide, dass dieser 1807 selbst Nägelis Geschäft und Verlag übernimmt, um den Konkurs abzuwenden. Zur Popularisierung der Musik trägt auch die Noten-Leihbibliothek bei – sie wird bis 1945 bestehen. Von Anfang an erfreut sie sich grosser Beliebtheit, ist aber organisatorisch mühselig. Nach dem Tod des Vaters übernimmt Jakob Christoph Hug junior 1831 das Geschäft. Der erfolgreiche Unternehmer verkauft seine f lorierende Papierfabrik schlicht deshalb, weil sich für die MusikalienFirma des Vaters kein Käufer findet. Also beschliesst er schicksalsergeben, sich darum zu kümmern. In dieser Zeit boomen die Sängervereine, in der po-

«Er übernimmt die Alleinvertretung von Steinway oder BechsteinKlavieren.»

litischen Auf bruchstimmung etablieren sie sich als gesellschaftstragendes Element. Damals ist Hug der grösste Verlag für Chormusik im deutschsprachigen Raum. Mit Sohn Emil, der 1864 die Geschäftsleitung der «Gebrüder Hug» übernimmt, erfolgt der erste Höhepunkt: Die Gründung mehrerer Filialen, der Umzug ins heutige Stammhaus am Sonnenquai, wie das Limmatquai frü-

her hiess, und vor allem der Einstieg in den Instrumentenhandel, der bis heute 80 Prozent des Umsatzes ausmacht. Emil übernimmt die Alleinvertretung prominenter Klaviermarken wie Steinway und Bechstein. Nun beginnt die Zeit der bürgerlichen Hausmusik. Die Klavier spielenden Töchter aus gutem Haus sorgen für steigenden Absatz. Bei der Gründung des Tonhalle-Orchesters in Zürich 1868 steht ein BechsteinFlügel von Hug auf dem Podium. Die Crème de la Crème der Musikwelt beginnt im Haus am Limmatquai ein und aus zu gehen, so Richard Wagner, Johannes Brahms und Camille SaintSaëns. 1877 bricht die Ära der technischen Reproduzierbarkeit auch in der Musik an. Die revolutionären Erfindungen häufen sich. Schliesslich setzen sich das Grammophon und die Schelllackplatte durch. Ab 1903 finden in den Hug-Filialen sogenannte «Grammophonkonzerte» statt, die vielen Menschen den Zugang zur Musik ermöglichen. 1924 und 1926 erhält Hug den Auftrag, die ersten Schweizer Radiostudios in Zürich und Basel einzurich-

III. GENERATION

IV. GENERATION

Emil Hug (1842 – 1909)

Adolf Hug sen. (1867 – 1943)

Der einzige Sohn, Emil Hug, übernimmt das Geschäft, kaum ist er alt genug dafür. Er ist ein weitblickender Geschäftsmann. Schon 1865 erwirbt er die Alleinvertretung für die Schweiz der Klavierbaufirma Steinway & Sons. Er knüpft Kontakt zu Bechstein, Erard, Pleyel & Wolff sowie Blüthner und begründet so eine Tradition, die noch heute im Hause sichtbar ist.

Seine beiden Söhne bezieht Emil Hug schon früh in das Geschäft ein und macht sie 1893 zu seinen Teilhabern. Arnold, geboren 1866, engagiert sich leidenschaftlich im Geschäft, leitet einige Zeit die Leipziger Filiale, stirbt aber bereits 1905. Es ist der zweite Sohn, Adolf Hug sen., dem es obliegt, die Firma durch die nun folgenden schweren Jahrzehnte zweier Weltkriege und mehrerer Wirtschaftskrisen zu führen. Dem sozial eingestellten Patron gelingt dies ohne Entlassungen.

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ten und mit Platten und Grammophonen auszurüsten. Bei jeder Novität ist das Musikhaus vorne mit dabei. Die neuen Rundfunkempfänger gelangen, wie später auch die Fernseher, sofort ins Sortiment.

Offen für Neues sein Und so etabliert sich die Offenheit gegenüber technischen Neuerungen als Tradition des Musikhauses. Als anfangs 80er Jahre die ersten CDs kommen, nimmt die Chefin die Silberlinge als eine der ersten ins Sortiment auf. Als das Internet zu massiven Umsatzeinbrüchen auf eben diesem Markt führt, macht sie aus der Not eine Tugend. Das Musikhaus ist dabei, die weltweit umfassendste Datenbank rund um den Musikhandel zu erstellen. Erika Hugs Ansichten zur Leitung einer Firma in Zeiten der Krise sind auffallend bodenständig: Man sollte sie wie eine gute Hausfrau führen. Budgetgerecht kochen, Reserven schaffen, sparen, wo nötig. Und vor allem offen für Neues sein, nach dem Motto «Luege, lose, mache».

DIE GRUPPE MUSIK HUG

Rund 400 MitarbeiterInnen, 57 Lehrlinge Detailhandel • 10 Musik Hug-Filialen in Zürich (2), Bülach, Basel, Luzern, St. Gallen, Lausanne, Neuchâtel, La Chaux-de-Fonds, Sion • 5 Jecklin-Filialen in Zürich (3), Baden, Bern • 1 Piano-Eckstein AG in Basel • 1 Kneifel Pianos SA in Genf Grosshandel • Musica Nova AG, Bülach (unter anderem Musikinstrumente) • Musica Viva AG, Bülach (Musiknoten und -bücher) • Coré SA, Clarens/Montreux (unter anderem Selmer-Blasinstrumente) Export Company Concepta • Konzeption-Vermarktung-Beteiligung AG, Zug, seit 2008 Verlage Hug & Co. Musikverlage, Zürich; Musikverlag zum Pelikan, Zürich; Edition Foetisch, Zürich; Edition Conbrio, Lenggries, Deutschland Werkstätten • Flügel und Klaviere • Holz- und Blechblasinstrumente • Streich- und Zupfinstrumente • Hi-Fi / TV Stiftung «Kind und Musik»

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V. GENERATION

VI. GENERATION

Adolf Hug jun. (1904 – 1979)

Erika Hug (*1945)

Adolf Hug jun. ist unter den Firmenleitern gleichsam der Musiker. Er arbeitet sich zwar ebenfalls von Grund auf in den Musikhandel ein, schliesst aber auch in Leipzig bei Max Pauer sein Studium als Klavierpädagoge ab und tritt auch in Konzerten auf. Als die Familienfirma ruft, geht er jedoch «den Weg der Pflicht», wie es in einer Firmenchronik heisst, und der Aufschwung nach dem zweiten Weltkrieg bringt das Geschäft wieder zum Blühen.

1978 tritt der kränkelnde Adolf Hug jun. von der Geschäftsleitung zurück; ein Jahr später stirbt er. Seine Tochter Erika Hug tritt nun in die Geschäftleitung ein. Als ihr Vater 1973 erwägt, die Firma zu verkaufen, beschliesst sie, sich vehement dafür einzusetzen, damit dies nicht notwendig werde. Im selben Jahr wird sie Verwaltungsrätin. Ein Jahr darauf übernimmt sie die Werbeleitung für die Schweiz, 1979 auch die Verlagsgruppe. 1984 wird Erika Hug Vorsitzende der Geschäftsleitung, 1986 auch des Verwaltungsrats. Heute ist sie aktive Verwaltungsratspräsidentin und hat das operative Geschäft an Marco Mini (CEO) delegiert.

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Das Unternehmerinnen-Gen ist in der Familie schon seit längerem vorhanden: Mutter Hanna und Tochter Esther Hospenthal in ihrer Gärtnerei.

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Der n盲chste Chef ist eine Frau WOMEN IN BUSINESS 路 OKTOBER 2009 | No.02

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In jedem vierten Unternehmen in der Schweiz steht in den nächsten fünf Jahren ein Generationenwechsel an. Noch sind Frauen bei der Nachfolge in der Minderheit. Eine neue Generation, die selbstbewusst und mit Spass am Chefinnensein in Betriebe einsteigt, wird dies ändern. TEXT ALEXANDRA STARK FOTOS FRANCA PEDRAZZETTI

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anine und Marlene Meyerstein gehören zu einer noch seltenen Spezies: Die Schwestern sind in das von ihren Eltern gegründete Unternehmen eingestiegen. Sie sind nun Chefinnen von rund 70 Mitarbeitenden und insgesamt 11 Autowaschanlagen. Als erste stieg vor drei Jahren die 32-jährige Janine ein. Ihre fünf Jahre jüngere Schwester Marlene kam vor einem Jahr dazu. «Für uns war schon immer klar, dass wir das machen werden», sagt Janine Meyerstein. Die beiden Schwestern sind Jungunternehmerinnen im wahrsten Sinn des Wortes. Schon als Kinder waren sie immer dabei, halfen in der Waschstrasse und an der Kasse, als Teenager übernahmen sie die Lohnbuchhaltung. Nur gerade knapp 14 Prozent der Firmen, die in der Schweiz innerhalb der Familie weitergegeben werden, gehen an Töchter. Noch immer stehen bei der Generationenfolge die Söhne im Vordergrund: Rund 59 Prozent der Übernahmen gehen an sie, wie eine neue Studie der Credit Suisse zeigt. Doch die Frauen holen auf: Noch vor vier Jahren wurden nur gerade sieben Prozent der Firmen von Töchtern übernommen, heute sind es doppelt so viel (siehe Grafik). «An der Qualifikation der Frauen kann dieser immer noch grosse Unterschied nicht mehr liegen», sagt Thomas Zellweger, Managing Director des «Center for Family Business» (CFB-HSG) an der Universität St. Gallen, das an der CS-Studie beteiligt war. «Das Bildungsniveau der Frauen unterscheidet sich nicht von dem der Männer.» Warum die Zahlen trotzdem so tief sind, kann nur vermutet werden.

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Untersuchungen zum Thema fehlen bislang. Ein Blick in die Statistiken der Firmen-Neugründungen zeigt, dass es auch nicht am mangelnden Wunsch der Frauen liegen kann, Unternehmerinnen zu werden: An 36 Prozent der 2007 neu entstandenen Unternehmen war eine Frau beteiligt. «Eine mögliche Erklärung ist, dass Unternehmen traditionellerweise vom Vater auf den Sohn übergehen», sagt Thomas Zellweger. Die überwiegende Mehrheit der übergebenden Generation habe ihre Unternehmen zu einer Zeit gegründet, in der Unternehmerinnen eine Seltenheit waren. «Unternehmersein ist für sie deshalb nach wie vor Männersache», sagt Zellweger. «Das ist schade, denn damit verbauen sie sich gute Lösungen – nicht nur für das Unternehmen, sondern auch für ihre Töchter.» Beat Meyerstein hatte die Wahl zwischen Tochter und Sohn gar nicht, er hat zwei Töchter. «Ich habe nie darü-

ber nachgedacht, dass das ein Nachteil sein könnte», sagt er. Der 61-Jährige hat den Betrieb 1982 mit seiner Frau gegründet. Vor zwei Jahren hat er sich ganz aus dem operativen Geschäft zurückgezogen, er fungiert heute noch als Verwaltungsratspräsident und geniesst die freie Zeit auf dem Golfplatz. «Matchentscheidend ist doch nicht, ob Sohn oder Tochter, sondern ob das Kind Interesse hat und den Weg geht», sagt er. Seine Töchter gehen den Weg. Sie decken mit ihren Anlagen im Grossraum Zürich die ganze Bandbreite der Autowäsche ab: von der Selbstbedienung (Stützliwösch) an sechs Standorten über Waschstrassen an fünf Standorten (Autop) bis zum exklusiven Innenreinigungsservice von Hand. Dort gibt der Kunde den Schlüssel ab und kann in der eigens dafür gebauten edlen Bar und Lounge «Meylenstein» ein Cüpli trinken oder mit Blick auf den

Generationenwechsel: Ein Problem gesamtwirtschaftlicher Tragweite Die Frage der Nachfolge stellt Unternehmen vor schwierige Entscheidungen. Die Nachfolgeregelung ist aber auch für die ganze Volkswirtschaft von grosser Bedeutung, wie die folgenden Zahlen belegen: • In der Schweiz gibt es knapp 300 000 Unternehmen, 99,7 Prozent davon sind KMU. • 88 Prozent aller Firmen sind Familienunternehmen. • Bis 2013 plant ein Viertel aller Unternehmen eine Übergabe an die nächste Generation (insgesamt rund 77 000 Firmen). • Davon betroffen ist fast jeder dritte Beschäftigte (total rund 976 000 Arbeitnehmende). • Sieben Prozent aller Chefs rechnen damit, dass ihre Firma nicht übergeben werden kann und sie deshalb stillgelegt werden muss. Quellen: BfS, «Erfolgreiche Unternehmensnachfolge», Credit Suisse/Center for Family Business Universität St. Gallen

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Marlene und Janine Meyerstein haben das Autowaschgeschäft von ihrem Vater übernommen. Mitentscheiden darf er gelegentlich dennoch, verstehen sich die Meyersteins doch als klassischen Familienbetrieb.

See gediegen essen. «Hier bieten wir das Nonplusultra an Exklusivität bei der Autowäsche», sagt Janine Meyerstein. Diesen Service gibt’s allerdings nur im Flagschiff, im Zürcher Seefeld. Da, wo Zürich in die schicke Goldküste übergeht, veranstalten die Meyersteins abends für ihre Kundschaft auch Jazzkonzerte und lassen DJs auf legen. Als Marlene 15 und Janine 20 Jahre alt waren, liessen sich die Eltern scheiden. «Unsere Eltern haben uns in der Zeit immer wieder gefragt, ‹Wollt ihr wirklich?› Hätten wir nicht gewollt, hätten sie wahrscheinlich verkauft.» Aber sie wollten. Unbedingt. Und so schnell wie möglich. Auf Wunsch der Eltern studierten beide, bevor sie ins Geschäft einsteigen durften. «Wir haben beide nie ein Zwischenjahr gemacht, Reisen

hat uns nie interessiert. Zu Hause war es immer viel spannender!», sagt Janine. Ein eigentliches Übergabedatum wurde nicht vereinbart. «Unser Vater ist erst 61, er wird hier sein Leben lang ein Büro haben und kann kommen, wann er will», sagt Janine. Die beiden Schwestern, die mittlerweile beide auch im Verwaltungsrat sitzen, wurden nicht speziell eingearbeitet. «Es sind alle davon ausgegangen, dass wir das Business eh in- und auswendig kennen. In vielen Bereichen stimmt das ja auch», sagt Janine. «Wenn wir Hilfe brauchen, holen wir sie uns.» So ein Arrangement zwischen den Generationen funktioniert nur deshalb so gut, weil der Vater loslassen kann, weil man sich gegenseitig respektiert und

weil man viel redet. Ungefragt Einf luss nimmt der Vater nur selten. Es gibt allerdings ein paar Punkte, wo es zu Auseinandersetzungen kommt – Werbung zum Beispiel. Vater Meyerstein findet Plakate toll, die Töchter mögen es schlichter. Was nicht im Gespräch aus dem Weg geräumt werden kann, wird salomonisch gelöst: Eine Kampagne wird mit Plakaten gemacht und eine andere nach Wunsch der Töchter. Dann wird geschaut, worauf die Kundschaft besser reagiert. Marlene ist für alles zuständig, was der Kunde sieht. Um die Finanzen kümmert sich Janine, das Personal besorgen sie zusammen. Ein eigentliches Organigramm mit klaren Kompetenzzuweisungen gibt es nicht. Sorgen, dass sie sich mal nicht einigen könnten, ››› WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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«Einen Chef haben? Nie wieder!»

machen sich die beiden keine. Trotz des Altersunterschieds – Janine ist fünf Jahre älter als Marlene – haben die beiden schon seit früher Kindheit immer alles zusammen gemacht. Das Unternehmen in der Familie zu behalten, ist für viele Unternehmer ein wichtiges Ziel, aber es gelingt immer seltener. Schon heute strebt die Hälfte der Unternehmen eine familienexterne Lösung an, weil die eigenen Kinder nicht ins Geschäft einsteigen wollen. «Diese Entwicklung wird sich noch verstärken», ist Thomas Zellweger von der Uni St. Gallen überzeugt. Aus verschiedenen Gründen. Chefsein ist einerseits nicht mehr unbedingt ein Posten auf Lebenszeit, persönliche Lebenskonzepte verändern sich. Unternehmer – Männer wie Frauen – wollen längst nicht mehr unbedingt bis zur Pensionierung in derselben Firma tätig sein. Andererseits wird es für Unternehmen immer schwieriger, familieninterne Lösungen zu finden: Familien haben im Durchschnitt immer weniger Kinder, und immer öfter ist der Einstieg in das Unternehmen nicht mehr die attraktivste Alternative. Nicht immer funktioniert die generationenübergreifende Zusammenarbeit so gut wie bei Esther Hospenthal und ihrer Mutter Hanna Hospenthal-Kägi. Sie arbeiten seit 16 Jahren Hand in Hand und teilen sich die Geschäftsleitung der Gärtnerei, die von Esther Hospenthals Grossmutter vor 70 Jah-

ren gegründet wurde. Die Aufgaben sind strikt geteilt: Die 43-jährige Esther Hospenthal ist für die Produktion und den Grosshandel zuständig, die 68-jährige Mutter Hanna HospenthalKägi für den Laden und den Wochenmarkt. «Natürlich gibt es bei uns immer wieder Diskussionen», sagt Esther Hospenthal. «Aber wir sind beide froh, dass wir die Aufgabe teilen können.» Die Gärtnerei Hospenthal-Kägi im aargauischen Untersiggenthal ist eine von 32 Staudengärtnereien der Schweiz. 2200 verschiedene Arten und Sorten Stauden sowie 800 einjährige Pf lanzen züchten die beiden Frauen mit Hilfe ihrer 21 Mitarbeitenden und drei Lehrlingen auf einer Fläche von 1.1 Hektaren. Das Unternehmerinnen-Gen hat die Grossmutter in die Famile eingepf lanzt. Weil der Grossvater während des Zweiten Weltkriegs in der Fabrik

DIE FRAuEN KommEN LANGSAm – AbER SIChER Der Anteil der Unternehmen, die an Söhne übergeben werden, wird kleiner. Dafür legen die Töchter zu, wenn auch noch auf tiefem Niveau.

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FRAUEN MÄNNER

Quelle: CFB-HSG

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zu wenig Geld verdiente, züchtete sie Beeren und verdiente mit dem Verkauf von Früchten und Konfitüre Geld dazu. «Als die Situation sich nach dem Krieg entspannt hat, konnte man wieder an die schönen Seiten denken», erzählt Esther Hospenthal. Die Grossmutter liebte Blumen. Weil das Geld aber noch immer knapp war, boten sich mehrjährige Pf lanzen an, die man nicht jedes Jahr neu kaufen musste. Also fing sie an, solche Pf lanzen zu ziehen und sie zu verkaufen. 1963 übernahm Hanna mit ihrem Mann den Betrieb. Sie baute ihn aus, erweiterte die Produktion und eröffnete den Blumenladen. Als sie sich 1978 scheiden liess, übernahm sie den Betrieb ganz. «Meine Mutter war ja auch schon an vorderster Front dabei, deshalb war das für mich ganz normal.» Das Pensionsalter hat Mutter Hanna Hospenthal-Kägi mit 68 zwar schon längst erreicht, ans Auf hören denkt sie aber nicht. Denn von einer Berufung kann man sich nicht einfach pensionieren lassen. Der Generationenwechsel verläuft seit 1993, als Esther Hospenthal einstieg, deshalb f liessend. Dass sie mal den Betrieb übernehmen würde, war für Esther Hospenthal lange keine Option. «Ich wollte zwar immer, dass der Betrieb in der Familie bleibt, von der Ausbildung her hätten aber auch zwei meiner drei Brüder einsteigen können», erinnert sie sich. Bei der Wahl, Staudengärtnerin zu werden, habe die Überlegung, das Geschäft zu übernehmen, keine Rolle gespielt. Der Beruf entsprach ihr, weil er all das vereint, woran ihr Herz hängt: Pf lanzen, Pf lege, Chemie und ihr liebstes Hobby, fremde Länder. Weil es in der Schweiz nur 32 Staudengärtnereien gibt, ist die Branche international stark verf lochten. Nach ihrer Lehre sammelte Esther Hospenthal erst Erfahrungen bei einer auf Alpenpf lanzen aus dem Himalaya und Neuseeland spezialisierten Gärtnerei in Schottland und dann bei einem Farn-Spezialisten in Norddeutschland, bevor sie in der Schweiz eine Stelle in einer Baumschule annahm. «Ich habe meine Stellen systematisch ausgesucht, um das Know-how zu bekommen, das wir hier im Betrieb brauchen», sagt

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sie. «Das habe ich aber unbewusst gemacht, über einen Einstieg dachte ich damals noch gar nicht nach.» Wahrscheinlich war es eine andere Frage, die sie davon abhielt, einen Einstieg überhaupt in Betracht zu ziehen: Die Frage, ob sie überhaupt Verantwortung für einen Betrieb tragen kann. Doch an den verschiedenen Arbeitsstellen reifte allmählich die Erkenntnis, dass sie das nicht nur kann, sondern sogar gerne macht. Kinder hat Esther Hospenthal keine, ihre Brüder auch nicht. Dass der Betrieb in der Familie bleibt, ist deshalb eher unwahrscheinlich. Dieser Gedanke beeinf lusse die Art, wie sie die Zukunft des Betriebs plant, sagt Esther Hospenthal. «Meine Mutter hat für uns Kinder das Geschäft ausgebaut und entsprechende Investitionen getätigt. Ich investiere auch, aber weniger in den Ausbau, sondern eher in die Erhaltung, also in die Modernisierung der Infrastruktur und in die Produktion.» So einen Betrieb zu übergeben werde immer schwieriger, ist sich Mutter Hanna Hospenthal-Kägi sicher. «Unser Geschäft lebt stark von unseren beiden Persönlichkeiten, unserem Herzblut», erklärt sie. «Diesen Enthusiasmus findet man bei Jungen leider immer weniger, für sie ist das immer öfter einfach ein Job. Mit der Einstellung kann man kein Geschäft führen.» Dabei kann die Übernahme eines bestehenden Betriebes eine sehr interessante Option sein, ist Thomas Zellweger überzeugt. «Man kann Verantwortung übernehmen und etwas gestalten, das sich im Markt schon bewährt hat», sagt er. Der grosse Vorteil sei zudem: «Man muss den Betrieb nicht auf bauen, was viel Kraft kostet und Zeit in Anspruch nimmt.» Doch das ist nicht immer so einfach, wie es klingt. Auch ein Geschäft zu übernehmen, braucht Mut. Erst recht, wenn es nicht der Familienbetrieb ist, sondern ein fremdes Geschäft. Die Bauingenieurin Marlise Blaser hat diesen Mut gehabt. «Rückblickend denke ich manchmal, dass ich ganz schön blauäugig war. Und dann frage ich mich: Hätte ich heute den Mut noch?» Sie lacht verschmitzt, und es ist klar: Sie bereut ihren Schritt nicht. Die

Herrin über das Reich der Betonelemente: Marlise Blaser, Geschäftsführerin der Elementwerk Istighofen AG.

41-Jährige ist seit sieben Jahren Geschäftsführerin der Elementwerk Istighofen AG, die Betonelemente herstellt. Vor zwei Jahren hat sie den letzten verbleibenden Aktionär ausgezahlt. Seither gehört ihr der Betrieb mit seinen 20 Mitarbeitenden ganz allein. Fehlender Mut ist neben dem traditionellen Muster einer Männer-Nachfolge einer der weiteren Gründe, warum so wenig Frauen in Unternehmen einsteigen, meint Thomas Zellweger. «Man weiss aus der Forschung, dass eine Überschätzung der eigenen Fähigkeiten und ein Unterschätzen der Risiken das Unternehmertum fördert, weil man sich dann eher getraut», sagt Zellweger. Studien belegen, dass Frauen in der Tendenz eine geringere Bereit-

schaft zum Risiko haben und im Gegensatz zu Männern öfter das Gefühl haben, einer Sache nicht gewachsen zu sein. «Frauen sind deshalb nicht die schlechtern Unternehmer – eigentlich im Gegenteil, weil sie die Situation oft realistischer einschätzen als Männer. Aber es liegt ihnen vielleicht etwas weniger.» Dass sie mal Unternehmerin sein würde, hat Marlise Blaser nie geplant, so wie sie im Grunde nichts in ihrem Leben wirklich geplant hat. Sie war eigentlich nur auf der Suche nach einem Job mit mehr Führungsverantwortung, als sie sich auf ein Chiffre-Inserat meldete. Die Bauingenieurin mit einem Nachdiplom in Betriebswirtschaft und Unternehmensführung hatte erst ››› WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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Bin ich eine Nachfolgerin? Für die Übergabe von Unternehmen gibt es eine Reihe von Leitfäden; Banken und Treuhänder helfen bei der rechtlichen, steuerlichen und finanziellen Abwicklung einer Unternehmensübergabe. Eine erfolgreiche Unternehmensübergabe fängt aber viel früher an. Mit der ehrlichen Beantwortung der folgenden Fragen: • Will ich diese Aufgabe wirklich übernehmen? • Sehe ich mich in der Rolle als Chefin? • Welche Vorstellungen möchte ich verwirklichen? • Was sind die Einstellungen und Wünsche der Übergebenden? • Was sind meine Ziele und Wünsche? • Herrscht zwischen meinen Ansprüchen und den Ansprüchen der Übergebenden Transparenz? • Wie viel Einfluss sollen die Übergebenden haben? • Wie viel Einfluss wollen die Übergebenden nehmen? • Was sind die Rollen/Verantwort lichkeiten? Quelle: Thomas Zellweger, «Center for Family Business» Universität St. Gallen

sieben Jahre in einem Ingenieurbüro gearbeitet. Dann, nach einer Auszeit von einem Jahr in Australien, war sie zweieinhalb Jahre als Bauführerin in einem grossen Unternehmen tätig. Der Chef hatte dort gehofft, dass sie seine Nachfolge übernimmt. «Aber er war mir noch zu jung, ich hätte fünf, sechs Jahre warten und als Bauführerin arbeiten müssen. Das war mir zu lang.» Sie liess sich als Geschäftsführerin des Elementwerks anstellen und zog von Zürich in den Thurgau. Ihre Aufgabe: Das angeschlagene Werk auf die Beine zu stellen. Ursprünglich gehörte es zu einem grossen Konzern, der den Betrieb aber an zwei Aktionäre verkaufte, weil er nicht mehr in die Firmenstrategie passte. Die ersten Jahre waren hart.

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War die Mutter an vorderster Front dabei, dürfte dies auch die Tochter sein.

Sie arbeitete viel, setzte Prioritäten. Keine Kinder, wenig Sport. «Anders geht das nicht.» Zumindest für den Sport findet sie heute wieder genügend Zeit. Die Saat für den Wunsch, Unternehmerin zu werden, war von dem Moment an gesät, als sie sich als Geschäftsführerin hat anstellen lassen. «Ich merkte: Mich interessiert es nicht mehr, in einem Grossunternehmen die Karriereleiter hochzuklettern», erinnert sie sich. «Die Arbeit hier deckt alle Facetten ab, vom Kundenkontakt über technische Fragen bis hin zur Produktion, das alles macht viel Freude.» In einem grossen Unternehmen wäre sie nur für einen kleinen Teil der Produktionskette verantwortlich und würde praktisch nur noch im Büro sitzen. Früher hat Marlise Blaser die Jobs gewechselt, wenn es ihr zu langweilig wurde. «Heute liegt es an mir, den Job interessant zu machen, indem ich zum Beispiel spezielle Elemente herstelle oder neue Produkte entwickle.» Als 2006 einer der beiden Aktionäre ausstieg, machte ihr der verbleibende Teilhaber ein Angebot: Er übernehme einen Teil der Aktien, wenn sie auch einsteige. Sie sagte ja. «Es ist so im Leben: Es gibt Chancen, die hat man nur einmal im Leben. Das war eine.» Der Entschluss fiel ihr leicht, denn sie hatte längst verstanden: Ihre Zukunft ist hier, in diesem Betrieb, den sie bis zu ihrer Pensionierung führen will. «Weil ich im Betrieb als Geschäftsführerin gearbeitet habe, wusste ich genau, auf was ich mich einlasse. Ich kannte die Zahlen und sah, dass wir existieren und Geld für Investitionen zur Seite legen können.» Die schwache Wirtschaft

bereitet zwar auch ihr Kopfzerbrechen, bislang ist sie mit der Auftragslage aber immer noch zufrieden. Weil allein in den nächsten fünf Jahren 25 Prozent aller Unternehmen an die nächste Generation übergeben werden, wird die Zahl der Chefinnen in der Schweiz weiter ansteigen. Dies auch, weil die Zahl der gut ausgebildete Frauen mit beruf lichen Ambitionen und mit Lust am Chefinnensein weiter ansteigt, wie die stark wachsende Zahl der Firmengründungen durch Frauen belegt. Für viele Frauen, die zum Beispiel in Grossunternehmen an die gläserne Decke gestossen sind oder mehr Selbstbestimmung suchen, ist der Schritt in die Selbständigkeit eine immer attraktivere Alternative. Darin sind sich die Janine und Marlene Meyerstein mit Marlise Blaser, Esther und Hanna Hospenthal einig: «Einen Chef haben? Nie wieder!»

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Weiterführende Literatur und Links Studie «Erfolgreiche Unternehmensnachfolge», www.alexandria.unisg.ch/ EXPORT/DL/51864.pdf «Herausforderung UnternehmerNachfolge – Sichern Sie Ihr Lebenswerk!», Leonhard Fopp, Verlag Orell Füssli «Familienunternehmen erfolgreich führen – Corporate Governance als Herausforderung», Andreas von Moos, Verlag Neue Zürcher Zeitung «Wenn Familie den Laden schmeisst: Modelle zur Führung von Familienunternehmen» Franziska Müller Tiberini, Verlag Orell Füssli KMU-Portal des Staatssekretariats für Wirtschaft SECO, www.kmu.admin.ch Kommunikationsplattform Unternehmensnachfolge, www.kmunext.ch Center for Family Business an der Universität St. Gallen, www.cfb.unisg.ch

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Der lange Weg an die Urne Ganz früher wurden Frauenrechtlerinnen geköpft. Das war in Frankreich. Früher wählten Frauen subversiv und illegal. Das war im Wallis. Heute haben wir drei Bunderätinnen – eine Milieustudie. TEXT IRINA RADU

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ie erste europäische Nation, welche das Frauenwa h lrecht einführte, war Finnland – damals, im Jahr 1906 noch russisches Grossfürstentum. Kurz danach folgten weitere skandinavische Länder. Als in den ersten beiden Dekaden des 20. Jahrhunderts von Moskau bis Berlin die alten obrigkeitsstaatlichen Ordnungen zerfielen und durch revolutionäre Regierungen abgelöst wurden, brachte dies auch den Durchbruch für das Frauenstimmrecht. In Russland brachte der Sturz des Zaren während der Februarrevolution 1917 auch die Bürgerrechte für die Frau; in Österreich-Ungarn markierte das Jahr 1918 des Ende der Monarchie, und ein neues «Gesetz über die Staats- und Regierungsform» sprach unter Artikel 9 von einem «allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen Stimmrecht aller Staatsbürger ohne Unterschied des Geschlechts». In Deutschland schliesslich wurde 1919 nach dem Zerfall der Wilhelminischen Welt ein ähnlicher Schritt vollzogen. Die damals liberalsten Staaten der Welt hinkten dieser Entwicklung

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leicht bis grosszügig hinterher: In den USA erhielten die Frauen das uneingeschränkte Wahlrecht auf Bundesebene im Jahre 1920; in Grossbritannien, der Wiege des Liberalismus, mussten sie noch acht Jahre länger warten – nachdem sie bereits seit 1919 teils in stark eingeschränktem Masse wählen durften. Und in der Schweiz, bei der modernen Staatengründung im Jahre 1848 eine der fortschrittlichsten Nationen der Welt, dauerte die wahllose Zeit für das weibliche Geschlecht auf Bundesebene bekanntlich bis in das Jahr 1971.

Geköpft in Paris Die erste Vorkämpferin der Moderne für das Frauenwahlrecht war die französische Frauenrechtlerin, Schriftstellerin und Revolutionärin Olympe de Gouges – irgendwie folgerichtig, hatte doch die Französische Revolution 1789 die Gleichheit aller Menschen propagiert. De Gouges, die eigentlich Marie Gouze hiess, verfasste 1791 die «Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin», und dies führte für sie zu keinem guten Ende. Zwei Jahre später wurde sie in Paris geköpft. «Sie büsste

auch für ihren Einsatz für die Rechte der Frau», urteilt der Historiker Karl Heinz Burmeister, «man empfand darin eine unerwünschte Einmischung in die den Männern vorbehaltene Politik.» So mussten sich die Französinnen bis nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gedulden, bis ihnen das Wahlrecht gewährt wurde, und es ist eine Ironie der Geschichte, dass es dafür der Hilfe der Alliierten bedurfte, welche die Grande Nation von der nationalsozialistischen Besatzung befreit hatten. Die Politik – eine Männerdomäne: Gegen dieses Bollwerk rannten auch Schweizer Frauen jahrzehntelang an, bis am 2. Oktober 1984 die Vereinigte Bundesversammlung die Zürcher FDPPolitikerin Elisabeth Kopp im ersten Wahlgang zur Bundesrätin erkor und diese damit zum Symbol der politischen Gleichberechtigung avancierte. Es war ein langer, steiniger Weg bis zur ersten weiblichen Regierungsvertreterin. Dabei enthielt bereits die erste Bundesverfassung aus dem Jahre 1848 einen Passus, welcher sich entsprechend interpretieren liesse – ohne freilich die Frauen explizit zu nennen: «Alle Menschen sind vor ›››

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Bundesrat Heinrich Häberlin, Wählerin Katharina Zenhäusern

dem Gesetze gleich», hiess es in der Gründungsakte der modernen Eidgenossenschaft, «es gibt in der Schweiz keine Untertanenverhältnisse, keine Vorrechte des Ortes, der Geburt, der Familie oder Personen.»

Gewählt in Unterbäch In den Folgejahren formierte sich auch in der Schweiz eine Frauenbewegung, welche sich die politische Gleichstellung auf die Fahnen schrieb. Während des sogenannten Landesstreiks, der im November 1918 während vier Tagen das Land praktisch zum Stillstand brachte, war das Frauenstimmrecht die zweite Forderung der rund 250 000 streikenden Arbeiter und Gewerkschafter beiderlei Geschlechts, und keinen Monat später waren es zwei Nationalräte, der Sozialdemokrat Herman Greulich und der Freisinnige Emil Göttisheim, welche den Bundesrat in zwei Motionen aufforderten, «der gleichen Wählbarkeit» für Mann und Frau auf eidgenössischer Ebene zum Durchbruch zu verhelfen. Dort, beim zuständigen Bundesrat Heinrich Häberlin (FDP), verschwand das Papier in einem schwarzen Loch, und als der Vorsteher des Justiz- und Polizeidepartements (EJPD) 1934 zurücktrat, sagte er zu seinem Nachfolger: «Das Material für das Frauenstimmrecht liegt in der mittleren Schublade rechts deines Schreibtisches.» Dort blieb es wohl auch liegen. Doch immerhin auf kantonaler Ebene kam

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mit den Jahren einiges in Bewegung und dies mit mitunter fast subversiven Methoden. Es geschah im Walliser Dorf Unterbäch Anfang März 1957, als die Dorf bewohnerin Katharina Zenhäusern als erste Schweizer Frau einen Stimmzettel in eine helvetische Abstimmungsurne legte – die Gemeindeoberen hatten den Frauen gegen den Willen der Landesregierung ein einmaliges Wahlrecht eingeräumt. Die Stimmen der 33 Frauen wurden freilich später infolge fehlender Rechtsgrundlage annulliert, aber die respektlose Tat legte den Keim für eine Bewegung, welche der Frau 1959 in der Waadt und in Neuenburg, 1960 in Genf als erste Stände das kantonale Stimmrecht brachte. Nun war der Zug nicht mehr aufzuhalten. Im Jahre 1966 titelte die «Neue Zürcher Zeitung» auf der Front: «Gleiches Recht für die Schweizer Frau», und in der «Schweizer Filmwochenschau» brach selbst der männliche Sprecher eine Lanze für die Sache: In einer «Zeit, die an die Frauen die gleichen Ansprüche stellt wie an den Mann», ist mit «Vorurteilen aufzuräumen. Nicht alle Frauen gehören an den Herd, viele finden im Beruf ihr Glück.» Ende der sechziger Jahre ist hierzulande immerhin jede dritte Frau berufstätig. Bis aber die letzte kantonale Bastion fiel, dauerte es noch bis am 27. November 1990, als auch Appenzell Innerrhoden das weibliche Geschlecht an der Landsgemeinde zuliess. Dies geschah freilich weder durch

eigene Einsicht, noch durch eine Wahl. Es war ein Bundesgerichtsentscheid aus Lausanne, der die «letzte freie Insel für Männervoten» zu Fall brachte, so meinte das «Echo der Zeit» an diesem Tag. Und die Frauen im Halbkanton konnten ihr Glück selber kaum fassen. «Die Männer haben es recht gemacht», meinte eine Appenzellerin am Radio, «Jesses, ist das schade», kommentierte eine andere das richterliche Urteil, und ein Mannsbild aus dem Appenzell meinte fast trotzig: «Ich sage nichts zu dem.» Wählen dürfen ist freilich das eine, gewählt werden, das andere. Aus den Kantonen Zug, Obwalden, Nidwalden, Glarus und Appenzell Innerrhoden hat es noch nie eine Frau bis in den Nationalrat geschafft. Während im Nationalrat der Anteil der Frauen insgesamt in den vergangenen Jahrzehnten immerhin stetig wuchs, gab es im Ständerat immer wieder markante Rückschläge. So waren zwischen 1979 und 1995 lediglich drei bis fünf Ständeratssitze von Frauen besetzt, bei einer Gesamtmitgliederzahl von 46. Erst ab dem Jahr 1995 kam es zu einer Steigerung des Frauenanteils, erstmals wurde in diesem Jahr die Zehn-Prozent-Marke überschritten.

Die Macht in Bern Heute, 14 Jahre später, sind immerhin bereits zwanzig Prozent der Ständeräte weiblich. Im Nationalrat wurde 2007 mit dreissig Prozent der bisher höchste Stand der Frauenbeteiligung erreicht. Ein ähnlich schwieriges Pf laster wie der Ständerat stellen die kantonalen Regierungsratsgremien für die Frauen dar. Noch 1990 sassen in der Schweiz insgesamt nur sechs Frauen in den kantonalen Regierungen, gegenüber 160 Männern. Heute liegt der Frauenanteil wie im Ständerat bei etwa einem Fünftel. Und im Bundesrat sitzen drei Frauen – so viel wie noch nie in der Geschichte der Schweizerischen Eidgenossenschaft. «Wo Macht ist, fehlen die Frauen», sagte kürzlich Bundesrätin Micheline Calmy-Rey, «wir müssen uns trauen, uns einzubringen.» Keiner würde behaupten, die streitbare Sozialdemokratin ginge da nicht mit gutem Beispiel voran.

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Women in Politik von A bis Z A

Evi Allemann

Nationalrätin SP, Bern Die Vollzeitpolitikerin der SP sitzt seit 2003 im Nationalrat. Die junge Juristin fällt durch etliche parlamentarische Vorstösse in gesellschafts-, umwelt-, und militärpolitischen Themen auf. Regine Aeppli

Regierungsrätin SP, Zürich Die studierte Juristin arbeitete bis 2003 als Rechtsanwältin. Schon früh trat sie der SP bei und politisierte bis 1996 als Zürcher Kantonsrätin, danach wurde sie in den Nationalrat gewählt. Ihre Kandidatur für den Ständerat blieb 1998 erfolglos, dafür schaffte sie 2003 den Sprung in den Regierungsrat, welchen sie dieses Jahr präsidiert. Regine Aeppli leitet den Universitätsrat der Zürcher Universität. Kathrin Amacker

Nationalrätin CVP, Basel Landschaft Die Christdemokratin aus der Basler Landschaft gehört seit dieser Legislaturperiode zum Nationalrat. Die diplomierte Apothekerin ist zudem seit 2003 Chancengleichheitsbeauftragte für die Novartis Schweiz. Viola Amherd

Nationalrätin CVP, Wallis Die Stadtpräsidentin von Brig-Glis ist seit 2005 CVP-Nationalrätin. Der Walliserin liegt insbesondere die Problematik Jugendgewalt am Herzen. Josiane Aubert

Nationalrätin SP, Waadt Josiane Aubert studierte Naturwissenschaftlerin an der Universität Lau-

sanne. 2007 ersetzte sie den zurückgetretenen Pierre Salvi und wurde im gleichen Jahr in den nationalen Wahlen bestätigt. Aktuell präsidiert die Waadtländerin die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur.

B

Elvira Bader

Nationalrätin CVP, Solothurn Zehn Jahre lang ist Elvira Bader bereits Nationalrätin. In dieser Dekade hat es jedoch lediglich für neun parlamentarische Vorstösse gereicht, was heissen will: Durchschnittlich einmal im Jahr kann die Wählerschaft der Bäuerin aus Solothurn mit einem Antrag der Parlamentarierin rechnen. Um ihren letzten zu nennen: eine Aufforderung an den Bundesrats, unsere Landeshymne anlässlich der Euro 08 besser in der Schweizer Bevölkerung zu verankern. Marlies Bänziger

Nationalrätin Grüne, Zürich Marlies Bänziger ist Vorstandsmitglied der Grünen Partei Zürich. Seit dieser Legislaturperiode kämpft sie im Nationalrat vehement gegen Flugemissionen und stellt kritische Fragen zur Mitfinanzierung des Illusu-Staudammes in der Türkei. Zudem ist die Zürcherin Delegierte der EFTA (European Fair Trade Association). Sonja Bietenhard

Generalsekretärin EJPD Die Bernerin besetzt seit der Wahl von Eveline Widmer-Schlumpf in den Bundesrat die wichtigste Stabsstelle im

Justiz und Polizeidepartement. Sonja Bietenhard ist ausgebildete Politologin und Volkswirtschaftlerin. Ihr Studium absolvierte sie an der Universität Bern. 1998 wurde sie persönliche Mitarbeiterin von Bundesrat Adolf Ogi und später von Samuel Schmid. In den Jahren zuvor hatte sie bereits verschiedene Posten im Militärdepartement inne. Pascale Bruderer

Nationalrätin SP, Aargau Die erste Vizepräsidentin des Nationalrats und Geschäftsführerin der kantonalen Aargauer Krebsliga engagiert sich in sozial-, behinderten-, sport- und hochschulpolitischen Themen. Pascale Bruderer ist Vizepräsidentin der SP Schweiz.

C

Micheline Calmy-Rey

Bundesrätin, Vorsteherin EDA Die Sozialdemokratin aus dem Wallis steht dem Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) vor. Im Jahr 2002 wurde die Vertreterin der Genfer SP in den Bundesrat gewählt, den sie im Jahre 2007 präsidierte. Vor ihrer Wahl regierte die lizenzierte Politologin fünf Jahre im Staatsrat von Genf. Corina Casanova

Bundeskanzlerin Als Stabschefin des Bundesrates unterstützt Corina Casanova mit 250 Mitarbeitern die Bundesräte bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben und nimmt an den wöchentlichen Sitzungen des Bundesrates teil. Die sechs Sprachen sprechende Juristin aus dem Bündnerland (Rumantsch, Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch und Spanisch) steht der Bundeskanzlei seit 2007 vor. WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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Isabelle Chassot

Regierungsrätin CVP, Fribourg Isabelle Chassot lancierte ihre politische Karriere mit der Wahl in den Grossen Rat des Kantons Freiburg 1991. Während ihrer Tätigkeit im Kantonsparlament war sie persönliche Mitarbeiterin der Bundesräte Arnold Koller und Ruth Metzler. Sie wurde 2002 in den Regierungsrat gewählt, den sie 2008 auch präsidierte. Marina Carobbio Guscetti

Nationalrätin SP, Tessin Als der Tessiner Sozialdemokrat Franco Cavalli 2007 seinen Sessel in Bern räumte, erbte diesen Marina Garobbio Guscetti, Tochter des langjährigen Nationalrats Werner Carobbio. Die Ärztin aus dem Tessin setzt sich hauptsächlich für gesundheits- und regionalpolitische Anliegen ein.

D Verena Diener

Ständerätin Grünliberale Partei, Zürich Die im Zürcher Weinland aufgewachsene Ständerätin bekleidete bereits zahlreiche Ämter. Vertrat zehn Jahre lang die grüne Partei im National- und Ständerat. 2004 trat sie aus der Grünen Partei aus und war Mitgründerin der Grünliberalen Partei, für die sie sich im Jahr 2007 in den Ständeratswahlen gegen Ueli Maurer und Chantal Galladé durchsetzen konnte.

E

Christine Egerszegi

Ständerätin FDP, Aargau Die Ständerätin und ehemalige Nationalrätin begann ihr Engagement für die FDP im Jahre 1984, wo sie kurz darauf Teil der Geschäftsleitung der FDP Aargau wurde. Vor ihrer Wahl in den Ständerat im Jahr 2007 war sie zeitweilig Präsidentin des Nationalrats. Barbara Egger

Regierungsrätin SP, Bern Zunächst sah es so aus, als würde der beruf liche Weg der Politikerin am ehesten in die Schule führen; die Bernerin ist ausgebildete Primarlehrerin. Auf dem zweiten Bildungsweg holte sie

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jedoch die Matura nach, studiere Jura und wurde Rechtsanwältin. Bis 2002 war sie Mitglied des Grossen Rates von Bern und wurde im gleichen Jahr zur Regierungsrätin gewählt. Barbara Egger ist Vorsteherin der Bau-, Verkehrsund Energiedirektion. Esther Egger-Wyss

Nationalrätin CVP, Aargau Die Familienpolitikerin aus dem Aargau politisiert auf nationaler Ebene seit 2007. Zudem amtet sie seit 2001 als Vizepräsidentin der CVP Aargau. Esther Egger hat Einsitz in der Finanzkommission, der Begnadigungskommission, der Rehabilitierungskommission und der Kommission für Zuständigkeitskonf likte. Corina Eichenberger-Walther

Nationalrätin FDP, Aargau Die Rechtsanwältin Corina Eichenberger-Walther amtet parallel zum Nationalrat seit diesem Jahr als Präsidentin des Nuklearforums Schweiz. Dementsprechend interessiert sich die Aargauerin für die Energiepolitik, seit 2007 auch auf Bundesebene. Monica Engheben

Staatskanzlerin Neuenburg Die Politikerin, die Wirtschaft in Neuchâtel sowie Management in Genf studiert hat, ist amtierende Regierungsrätin des Kantons Neuenburg. In den Jahren 2000 bis 2004 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Bundesamt für Energie und war im Anschluss Generalsekretärin des Grossrates im Kanton Freiburg. Yvette Estermann

Nationalrätin SVP, Luzern Die gelernte Homöopathin Yvette Estermann politisiert ganz auf der Parteilinie und kämpft für die guten alten Schweizer Traditionen; so sehr, dass sie an ihrer Vereidigung im Parlament in der Luzerner Sonntagstracht erschien.

F

Hildegard Fässler

Nationalrätin SP, Sankt Gallen Die Präsidentin der Wirtschaftskom-

mission sitzt seit 1997 im Nationalrat und gehört somit zu den alteingesessenen des Nationalrates. Die St. Galler Steuer- und Finanzpolitikerin ist diplomierte Mathematikerin. Sie gehört zu den Gründungsmitgliedern des Club Helvétique. Dies ist ein Club, dessen Mitglieder – vom Freisinn über Intellektuelle bis zu den Sozialdemokraten – eine weltoffene und demokratische Schweiz fordern, in der sachlich politisiert wird. Populistische und menschenverachtende Politik missbilligen die Mitglieder. Jacqueline Fehr

Nationalrätin SP, Zürich Jaqueline Fehr engagiert sich seit über 10 Jahren im Grossen Rat für bildungsund gesundheitspolitische Themen. Insbesondere die Suchtprävention geniesst bei der Zürcherin einen hohen Stellenwert. Die Projektbearbeiterin ist zudem in diversen Verbänden aktiv und hat die Position der Vizepräsidentin der Schweizer SP inne. Anita Fetz

Ständerätin SP, Basel-Stadt Das Streben nach Selbständigkeit ist die Konstante im Leben von Anita Fetz. Die Mitinhaberin der Unternehmensberatungsfirma Femmedia ChangeAssist ist die studierte Historikerin finanziell weitgehend unabhängig von ihrer Politkarriere, die sie 1984 bei der POCH startete. Nach Zwischenhalten im Nationalrat vertritt die Baslerin seit 2003 ihren Halbkanton im Ständerat. Doris Fiala

Nationalrätin FDP, Zürich Die Stadtzürcherin politisiert seit zwei Jahren für die FDP in Bern. Doris Fiala ist Delegierte beim Europarat und dort Präsidentin der Kommission für Flüchtlingswesen. Die grösste politische Niederlage der PR-Beraterin war das Nein des Schweizer Stimmvolkes bei der von ihr mitinitiierten Verbandsbeschwerderechtinitiative. Sylvia Flückiger- Bäni

Nationalrätin SVP, Aargau Die Funktionen als Vizepräsidentin

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der SVP Frauen und die Mitgliedschaft im Zentralvorstand der Volkspartei übt die Unternehmerin aus Schöftland neben dem Amt im Nationalrat aus. Zudem engagiert sich die konservative Aargauerin bei der Vereinigungen proTELL, die sich für ein freiheitliches Waffenrecht einsetzt, den Schweizer Berufsfahrern und dem Katholischen Frauenforum. Erika Forster- Vannini

Ständerätin FDP, Sankt Gallen Mit nur 33 Jahren wurde die Zürcherin in den Grossen Gemeinderat der Stadt St. Gallen gewählt, welchen sie 1983 als erste Frau präsidierte. 1995 wurde Erika Forster vom kantonalen Freisinn zur Parteipräsidentin gewählt. Nur wenige Monate später folgte die Wahl ins Stöckli, in welchem sie seither ihren Kanton vertritt; dieses Jahr als erste Vizepräsidentin des Rates. Therese Frösch

Nationalrätin Grüne, Bern Die ehemalige Gemeinderätin der Stadt Bern sitzt seit 2003 für das grüne Bündnis im Nationalrat. Therese Frösch politisiert am linken Rande des Parlaments und kämpft für umweltpolitische Anliegen und eine soziale Gesundheitspolitik. Rita Fuhrer

Regierungsrätin SVP, Zürich Seit 1995 ist die in Thal, Kanton St.Gallen, aufgewachsene Politikerin Regierungsrätin des Kantons Zürich. Zuvor war die ehemalige SVP-Kantonsrätin eine eher unbekannte Figur, profilierte sich aber als Volkswirtschaftsdirektorin und wird seither als potentielle Bundesrätin gehandelt. Ende April 2010 tritt sie aus privaten Gründen aus dem Regierungsrat zurück.

G

Lisbeth Gabriel

Regierungsrätin CVP, Nidwalden Die 2002 gewählte Regierungsrätin ist amtierende Baudirektorin und stellvertretende Gesundheits- und Sozialdirektorin des Kantons Nidwalden. Sie

arbeitete einige Zeit als Beruf beraterin und hat verschiedene Verwaltungsratsmandate inne. Brigitta Gadient

Nationalrätin BDP, Graubünden Brigitta Gadient sass 13 Jahre für die SVP im Nationalrat. Nach dem Ausschluss ihrer Kantonalpartei vertritt die Churerin die BDP im Parlament, derzeit als Fraktionschefin. Chantal Galladé

Nationalrätin SP, Zürich Chantal Galladé begann mit bereits 17 Jahren sich bei der SP zu engagieren. 1997 folgte der Einzug ins Kantonalparlament; 2003 die Wahl in den Nationalrat. Sie setzt sich für umwelt-, bildungs-, und auch für sicherheitspolitische Themen ein. Die Winterthurerin ist Mitinitiantin der Initiative «Schutz vor Waffengewalt» und CoAutorin des 12-Punkte-Plans zur Lösung der Jugendgewalt in Schulen. Esther Gasser Pfulg

Regierungsrätin FDP, Obwalden Die Betriebsökonomin ist seit dem Jahr 2006 Regierungsrätin im Kanton Obwalden. Sie leitet das Sicherheitsund Gesundheitsdepartement und ist stellvertretende Leiterin des Volkswirtschaftsdepartements. Esther Gassler- Leuenberger

Regierungsrätin FDP, Solothurn Esther Gassler-Leuenberger wird 2005 für die FDP in den Regierungsrat gewählt und übernimmt einige Monate auch dessen Vorsitz. Davor arbeitete die Politologin auch als Unternehmerin in der familieneigenen Firma. Andrea Geissbühler

Nationalrätin SVP, Bern Die Polizistin Andrea Geissbühler gehört zu den aktiven Politikerinnen in Bern. Seit sie 2007 im Nationalrat Einsitz nahm, machte die Bernerin mit bald einem Dutzend parlamentarischer Vorstösse auf sich aufmerksam. Sie bevorzugt sozial- und umweltpolitische Themen.

Yvonne GIlli

Nationalrätin GPS, Sankt Gallen Yvonne Gilli profitierte vom grünen Wahlerfolg 2007 und kämpft seither für ökologische Anliegen in Bern. Die ehemalige Kantonsrätin von St. Gallen fällt zudem durch ihr regionalpolitisches Engagement auf. Als Gynäkologin setzt sie sich für Hausärztepraxen ein und versucht, gemeinsam mit Deutschland, der Fluglärmproblematik Gehör zu verschaffen. Ida Glanzmann-Hunkeler

Nationalrätin CVP, Luzern Die CVP-Vizepräsidentin der Schweiz wurde 2006 in den Nationalrat gewählt und ist Mitglied der Geschäftsprüfungs- und Sicherheitskommission. Die Luzernerin ist Verfechterin einer starken Familien- und Sozialpolitik. Alice Glauser

Nationalrätin SVP, Waadt Alice Glauser wurde 2007 für die SVP in den Nationalrat gewählt. Die Landwirtin hat Einsitz in der GPK und der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur. Lieber jedoch setzt sie sich für die Schweizer Milchbauern ein, die gegen die tiefen Milchpreise und die damit verbundene Milchschwemme zu kämpfen haben. Christine Goll

Nationalrätin SP, Zürich Christine Goll begann ihre parlamentarische Lauf bahn bei der FraP! (Frauen machen Politik), einer basisdemokratischen Organisation, welche die Frauenbewegung mit der parlamentarischen Arbeit zu verbinden suchte. Für diese sass die Stadtzürcherin von 1987 – 1991 im Kantonsrat und wurde danach in den Nationalrat gewählt. Ab 1998 politisiert Christine Goll für die SP in Bern. Zudem ist die Geschäftsführerin der Gewerkschaft VPOD (Verband des Personals öffentlicher Dienste) und sitzt im Vorstand des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes SGB. Maya Graf

Nationalrätin GPS, Basel-Landschaft Maya Graf und ihr Einsatz für eine von WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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Gentechnologie freie Landwirtschaft und dem Kampf gegen Atomenergie wurden durch den Dokumentarfilm «Mais im Bundeshuus» schweizweit bekannt. Die Fraktionspräsidentin der Grünen ist Biobäuerin und diplomierte Sozialarbeiterin. Einsitz im Nationalrat hat die Baslerin seit 2001.

für diese im Nationalrat. Ursula Haller war bis zur Wahl von Bundesrätin Widmer-Schlumpf Mitglied der SVP. Sie ist Gemeinderätin von Thun. Brigitte Hauser Süss

Nationalrätin SP, Thurgau Edith Graf folgte dem 2005 verstorbenen Nationalrat Jost Gross in den Nationalrat. Die SP-Politikerin arbeitet als Gewerkschaftssekretärin des SEV (Schweizer Eisenbahn- und Verkehrspersonal-Verband) und politisiert als Verkehrspolitikerin.

Informationschefin EJPD Vor ihrer Ernennung zur Informationschefin des EJPD hatte Brigitte Hauser Süss bereits eine bewegte Karriere hinter sich. Sie war Informationschefin des Bundesamtes für Flüchtlinge und lange Jahre Präsidentin der CVP-Frauen Schweiz. Nicht zuletzt aufgrund ihres Einsatzes für die Liberalisierung des Schwangerschaftsabbruchs Ende der 90er Jahre gilt die vielen als Reformerin der CVP.

Ursula Gut

Bea Heim

Edith Graf-Litscher

Regierungsrätin FDP, Zürich Bei den Regierungsratwahlen 2007 erzielte Ursula Gut das beste Ergebnis und wechselte in die Finanzdirektion. Die promovierte Juristin war parallel zu ihrer politischen Karriere 20 Jahre lang in der Privatwirtschaft tätig, unter anderem als Vizedirektorin des Konzerns Swiss Life.

H

Brigitte Häberli Koller

Nationalrätin CVP, Thurgau Mit nur gerade 16 Stimmen Vorsprung zog die Thurgauerin 2003 in den Nationalrat ein. Vier Jahre später wurde Brigitte Häberlis Wahl mit knapp 10 000 zusätzlichen Voten bestätigt. Der politische Fokus der Ostschweizerin liegt klar in der Familienpolitik und der Förderung von KMUs. Ursula Hafner-Wipf

Regierungsrätin SP, Schaff hausen Lange Zeit arbeitete die 2005 gewählte Regierungsrätin und Leiterin des Innendepartements im kantonalen Arbeitssekretariat. Davor war sie über zehn Jahre lang Kantonsrätin und präsidierte den Rat im Jahr 2000. Ursula Haller

Nationalrätin BDP, Bern Die Bernerin gehörte zu den Gründungsmitgliedern der BDP und sitzt

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Nationalrätin SP, Solothurn Die Sozialdemokratin aus Solothurn sitzt bereits in der zweiten Legislatur in Bern. Bea Heim ist gelernte Heilpädagogin und so liegt es nahe, dass auf ihrer politischen Agenda die Gesundheitspolitik weit oben steht. Eva Herzog

Regierungsrätin SP, Basel-Stadt Die studierte Historikerin arbeitet neben der Politik als Wissenschaftlerin. 2004 wurde sie in den Regierungsgrat gewählt; davor war sie im Basler Kantonsparlament sowie als Fraktionspräsidentin der SP Basel-Stadt tätig. Kathrin Hilber

Regierungsrätin SP, Sankt Gallen Zweimal war die Politikerin schon Regierungsratpräsidentin, namentlich in den Jahren 2001/02 und 2007/08. Ihre politische Karriere startete sie als Mitglied des Grossen Rates von St. Gallen und machte 1995 einen einjährigen Abstecher in den Nationalrat. Gabi Huber

Nationalrätin FDP, Uri Gabi Huber ist die erste weibliche Vertreterin des Kantons Uri im Nationalrat. Zugleich amtet die Freisinnige als Präsidentin der «FDP.Liberalen» Fraktion und der Kommission für Rechtsfragen. Die Rechtsanwältin hat

ausserhalb des Parlaments Einsitz in verschiedenen Gremien, u.a. als Beisitzerin bei der PricewaterhouseCoopers in Zürich und als Delegierte der Schweizerischen Mobiliar. Ruth Humbel Näf

Nationalrätin CVP, Aargau Die Aargauerin ist bereits über 30 Jahre politisch aktiv, seit 2003 auch auf Bundesebene. Als Regionalleiterin des Krankenkassenverbandes Santésuisse und ehemalige Spitzensportlerin liegt ihr die Gesundheitspolitik stark am Herzen; ihr Einsitz in der Kommission für soziale Sicherheit und Gesundheit erstaunt daher nicht. Ruth Humbel ist dreifach Medaillengewinnerin an OLWeltmeisterschaften. Jasmin Hutter

Nationalrätin SVP, Sankt Gallen Die junge Politikerin aus der Ostschweiz wurde durch ihr klares und unkompliziertes Auftreten eine feste Grösse in der Schweizer Politik. Sie ist Vizepräsidentin der SVP und seit der letzten Legislaturperiode Nationalrätin. Nach der Geburt ihres ersten Kindes Ende Jahr wird die St. Gallerin von allen politischen Ämtern zurücktreten.

J

Beatrice Jann

Regierungsrätin FDP, Nidwalden Die im Jahr 2006 im Amt bestätigte Regierungsrätin ist Bildungsdirektorin und stellvertretende Leiterin der Landwirtschaftsdirektion. Beatrice Janns politische Karriere wurde 1994 mit der Wahl in den Landrat lanciert. Barbara Janom Steiner

Regierungsrätin BDP, Graubünden Die Rechtsanwältin zog im Frühling 2008 in den Regierungsrat, wo sie seitdem Vorsteherin des Departements für Justiz, Sicherheit und Gesundheit ist. Sie ist die Nachfolgerin von Eveline Widmer-Schlumpf, die dazumal in den Bundesrat gewählt wurde. Francine John-Calame

Nationalrätin GPS, Neuenburg Die Neuenburgerin folgte 2005 Fer-

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nard Cuche in den Grossen Rat. Ihr politisches Augenmerk liegt bei der Entwicklungshilfe und Menschenrechtsfragen. Zuvor sass sie neun Jahre im Kantonsparlament.

K

Karin Keller-Sutter

Regierungsrätin FDP, Sankt Gallen Die studierte Politologin begann ihre politische Karriere 1992 im Gemeinderat von Wil, welchen sie 1997 präsidierte. Im Jahr 2000 wurde sie nach ihrer vierjährigen Mitgliedschaft im Kantonsrat Präsidentin der FDP St. Gallen und nur kurz später folgte die Wahl in die kantonale Regierung. Karin Keller ist dort mit der Leitung des Justiz- und Sicherheitsdepartements beauftragt. Margret Kiener Nellen

Nationalrätin SP, Bern Die Tochter eines SVP-Grossrates politisiert auf der Gegenseite für die Sozialdemoraten; seit 2003 im Nationalrat. Schweizweit bekannt wurde die Bernerin durch einen Mietskandal. Margret ANZEIGE

Kiener verstiess als Vermieterin gegen das geltende Mietrecht. Erschwerend hinzu kam, dass sie zur gleichen Zeit das Präsidium des Berner Mietverbandes innehatte. Immerhin hat sie nach dem Rücktritt nun genug Zeit, sich um einen korrekten Ablauf ihrer politischen Geschäfte zu kümmern. Tanja Kocher

Kommunikationschefin EFD Am 1.Mai 2007 übernahm Tanja Kocher die Kommunikation des Eidgenössischen Finanzdepartements. Zuvor war die erfahrene Journalistin sechs Jahre lang Leiterin des Pressebüros bei der Eidgenössischen Bankenkommission. Im Jahr 1999 schloss sie ihr Studium der Neueren Geschichte an der Universität Bern berufsbegleitend ab. Marianne Koller-Bohl

Regierungsrätin FDP, Appenzell Ausserrhoden Marianne Koller-Bohl wurde im Jahr 2005 in den Regierungsrat gewählt und leitet seither das Volks- und Land-

wirtschaftsdepartement des Kantons Appenzell Ausserrhoden. Bevor sie 1989 in den Kantonsrat gewählt wurde, führte die gelernte Hebamme 12 Jahre lang ein Altersheim in Herisau. Marianne Kleiner

Nationalrätin FDP, Aargau Den Nationalratssitz des Halbkantons Appenzell Ausserrhoden besetzt seit 2003 Marianne Kleiner. Die diplomierte Psychologin und ehemalige Vizepräsidentin der FDP betreibt strikte Sachpolitik und kämpft für eine zugkräftige Wirtschaft. Monika Knill-Kradolfer

Regierungsrätin SVP, Thurgau Ihre Polit-Karriere begann als Gemeinderätin von Kemmental, wo sie von 1998 bis zur Wahl zur Regierungsrätin als Vizegemeindeammann tätig war. Ab 2006 war sie Fraktionspräsidentin der SVP und trat, knapp zwei Jahre später, ihr Amt als Regierungsrätin an.

Karriereratgeber

aus gutem Hause – Hochschule Luzern Unbeirrt Weiblich Und Erfolgreich, Band 2: 12 Erfahrungsberichte Von Männlichen Entscheidungsträgern Zu Frauen Und Karriere. Mazumder, S. / Wanzenried, G., Verlag IFZ – Hochschule Luzern, Schriftenreihe aus dem Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ / Band 15 Vor dem Hintergrund des noch immer geringen Frauenanteils auf den höchsten Führungsstufen der Schweizer Unternehmen hat man sich im Jahr 2007 daran gemacht, die Frage nach dem warum zu klären. Die Erkenntnisse und Einblicke aus der 2007 erschienen Publikation „Unbeirrt weiblich und erfolgreich: 12 Porträts von aussergewöhnlichen Frauen“, die eine weibliche Sicht auf diese Fragestellung darstellten, werden jetzt durch den männlichen Blickwinkel ergänzt, der in der Neuveröffentlichung „Unbeirrt weiblich und erfolgreich, Band 2: 12 Erfahrungsberichte von männlichen Entscheidungsträgern zu Frauen und Karriere“, beleuchtet wird.

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Diversity Management – Erfolg durch Vielfalt Mazumder, S. / Wanzenried, G. / Burri, N, Verlag IFZ – Hochschule Luzern, Schriftenreihe aus dem Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ / Band 16 Unser tägliches Leben ist geprägt von Vielfalt, so auch der Alltag der Organisationen. In dieser neu erschienen Publikation gehen die Autorinnen dem theoretischen Fundament des Diversity & Inclusion Managements nach und ermöglichen anhand konkreter Fallbeispiele, Einblicke in die Praxis. Dabei kommen auch die Stimmen der Betroffenen nicht zu kurz.

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unternehmen & märkte

Marianne Kundert-Dürst,

Regierungsrätin FDP, Glarus Die Anwältin erwarb 1995 ihr Patent und eröffnete eine Kanzlei. Knapp drei Jahre später wurde sie Regierungsrätin. Sie ist der erste weibliche Landammann des Kantons Glarus und war 2001 bis im Frühling des Jahres 2008 Präsidentin der FDP-Frauen Schweiz.

L

Anita Lachenmeier-Thüring

Nationalrätin Grüne Partei, Basel-Stadt Anita Lachenmeier betreibt seit 2007 Berner Politik mit Schwerpunkt Verkehr. Sie ist Präsidentin des VerkehrsClubs VCS beider Basel. Helen Leumann

Ständerätin FDP, Luzern Die Geschäftsfrau im familieneigenen Betrieb war bis 1995 Grossrätin in Luzern. Im gleichen Jahr wurde sie in den Ständerat gewählt, hat verschiedene VR-Mandate und ist Präsidentin beim Energieforum Schweiz.

Susanne Leutenegger Oberholzer

Nationalrätin SP, Basel-Landschaft Die Kantonsrichterin aus Basel sitzt seit zehn Jahren für die SP im Nationalrat. Nicht das erste Mal: Zwischen 1987 bis 1991 vertrat sie dort die Progressive Organisation (POCH). Doris Leuthard, Bundesrätin

Bundesrätin, Vorsteherin EVD Die CVP-Bundesrätin Doris Leuthard ist seit 2006 Vorsteherin des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements (EVD) und derzeit Vizepräsidentin des Bundesrates. Zuvor sass die Aargauerin während sieben Jahren im Nationalrat seit 2004 ist sie Parteipräsidentin. SuSanne Leuzinger-Naef

Vizepräsidentin Bundesgericht Die SP-Frau war bis im Jahre 1994 als selbständige Anwältin in Zürich tätig und später Richterin am Eidgenössischen Versicherungsgericht, welches sie 2006 auch präsidierte. Im selben

Jahr wählte die Bundesversammlung sie zur Vizepräsidentin des Bundesgerichts. Anne-Catherine Lyon

Regierungsrätin SP, Waadt Die studierte Juristin gibt als Katalysator und Ausgangspunkt ihrer politischen Ambitionen die Nichtwahl von Christiane Brunner in den Bundesrat an. Der SP tritt sie im Jahr 2000 bei und agiert ab 2002 als Stadträtin von Lausanne – eine Position, die sie nach kurzem Gastspiel wieder aufgibt, da sie im Frühling des gleichen Jahres zur Regierungsrätin gewählt wird.

M

Christa Markwalder

Nationalrätin FDP, Bern Die Politik gehört in der Familie Markwalder zu den grossen Konstanten. Christa Markwalder löst 2002 ihren Vater im Grossen Rat von Bern ab und wird von ihm wiederum ersetzt, als sie 2003 in den Nationalrat gewählt wird. Sie ist zudem Präsidentin der Neu-

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en Europäischen Bewegung Schweiz, Beiratsmitglied der Kunsthochschule in Bern und Stiftungsrätin von Green Cross Schweiz. Ada Marra

Nationalrätin SP, Waadt Seit der aktuellen Legislaturperiode gehört die Waadtländerin dem Grossen Rat an. Bekanntheit erlangte Ada Marra durch ihre parlamentarische Initiative zur vereinfachten Einbürgerung von Ausländern dritter Generation. Corine Mauch

Stadtpräsidentin SP, Zürich Die amtierende Stadtpräsidentin von Zürich ist studierte Agrarökonomin und gehört seit 1990 der SP an. Durch ihren Sieg im zweiten Wahlgang diesen Frühling ist sie die erste Frau, die den Posten des Stapi innehält. Zuvor war sie ab 1999 Mitglied des Gemeinderats von Zürich und 2008 für ein Jahr Fraktionspräsidentin ihrer Partei. Lucrezia Meier Schatz

Nationalrätin CVP, Sankt Gallen Die St. Gallerin hat Politikwissenschaften an der Universität Neuenburg studiert und arbeitet als Geschäftsführerin und Lehrbeauftragte. Lucrezia Meier Schatz hat in nicht weniger als 18 Interessensverbindungen Einsitz, darunter Mandate wie die Verwaltungsratsposten bei der CSS und der Intras Versicherungen. Thérèse Meyer

Nationalrätin CVP, Fribourg Seit zehn Jahren politisiert die Freiburgerin im Berner Nationalrat, dem sie im Jahr 2005 als Präsidentin vorsass. Sie ist Vizepräsidentin der Gesundheitskommission, ein nicht einfaches Amt bei den laufenden Prämienerhöhungen im Schweizer Gesundheitssystem. Elisabeth Meyerhans Sarasin

Generalsekretärin Finanzdepartement Die Generalsekretärin und ehemalige Kommunikationschefin des Eidgenössischen Finanzdepartements ist studierte Ökonomin und Mitglied der

FDP in ihrem Wohnort Zollikon. Bevor sie im Jahr 2007 zur Generalsekretärin des EFD befördert wurde, leitete die Zürcherin die Corporate Communications bei der Bank Vontobel und war Wirtschaftsredaktorin bei der NZZ.

Sylvie Perrinjaquet

Nationalrätin FDP, Waadt Isabelle Moret ist Nachfolgerin des 2006 zurückgetretenen Yves Christen. Die Waadtländer Juristin ist Vizepräsidentin der FDP.

Nationalrätin FDP, Neuenburg Die Vollzeitpolitikerin ist seit 2007 Mitglied des Nationalrates, zuvor war sie Stadträtin in Neuenburg. Sie setzt sich für eine verantwortungsbewusste und gebildete Gesellschaft ein und fordert ein grösseres politisches Interesse aus allen Bevölkerungsschichten. Im Nationalrat gehört sie der Kommission für Bildung, Wissenschaft und Kultur sowie der sicherheitspolitischen Kommission an.

Tiana Moser

Patrizia Pesenti

Isabelle Moret

Nationalrätin Grünliberale Partei, Zürich Die studierte Politologin und Umweltwissenschaftlerin ist eine politische Senkrechtstarterin. Als die damals 28-jährige Tiana Moser 2007 in den Nationalrat gewählt wurde, war es ihr erstes politisches Amt überhaupt. Politische Akzente will die liberale Zürcherin klar beim Umweltschutz setzen. Tiana Moser ist zudem CoPräsidentin der Grünliberalen Partei Zürich.

P

Liliane Maury Pasquier

Ständerätin SP, Genf Die gelernte Hebamme und Arztgehilfin betrat die politische Bühne im Jahr 1983 mit dem Einzug in die Legislative der Gemeinde Veyrier. Von dort kämpfte sich die Genferin stetig hinauf, bis ihr 1993 schliesslich der Sprung in das Kantonsparlament von Genf gelang. Von 1995 bis 2007 sass Liliane Maury im Nationalrat, den sie 2001/2002 präsidierte. Das Jahr 2007 markiert ihren Wechsel vom Nationalin den Ständerat. Sabine Pegoraro

Regierungsrätin FDP, Basel-Landschaft Im Juli 2003 wurde Sabine Pegoraro in den Regierungsrat gewählt. Zuvor war sie zwei Jahre lang Präsidentin der FDP Baselland gewesen und ist aktuell Mitglied der Geschäftsleitung der FDP Schweiz. Auch im Lotteriewesen ist die Juristin engagiert, wo sie als Sicherheitsdirektorin gegen Betrüger vorgeht.

Regierungsrätin SP, Tessin Die aus Locarno stammende Politikerin studierte Rechtswissenschaften in Zürich und wurde später Anwältin. Seit April 1999 hat sie ihr Amt als Regierungsrätin inne, wo sie das Departement für Soziales und Sanität leitet. Katharina Prelicz-Huber

Nationalrätin GPS, Zürich Die grüne Politikerin ist seit 2008 Mitglied im Nationalrat. Dort engagiert sie sich für eine soziale Schweiz. Die langjährige Sozialarbeiterin ist zudem Präsidentin des Vereins Offene Jugendarbeit OJA! Zürich und Vizepräsidentin der Zürcher Stiftung für Kinder- und Jugendheime ZKJ.

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Jacqueline de Quattro

Präsidentin FDP Frauen und Regierungsrätin Waadt Die Waadtländer Regierungsrätin Jacqueline de Quattro präsidiert die FDP Frauen seit 2008 und ist zudem in der Geschäftsleitung der FDP Schweiz. Die Juristin machte es zu ihrer Aufgabe, eine erfolgreiche Frauenkandidatur als Nachfolge von Bundesrat Couchepin zu lancieren, was jedoch ziemlich diskussionslos scheiterte.

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Ursula Renold

Direktorin Bundesamt für Berufsbildung und Technologie Im Jahr 2005 wurde Ursula Renold Direktorin des Bundesamts für Berufsbildung und Technologie. Ihre eigene Berufsbildung ist mit Umwegen geWOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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unternehmen & märkte

spickt und dennoch erfolgreich. Nach einer KV-Lehre holte die Zürcherin die Matura nach und studierte Geschichte, Volkswirtschaft und Soziologie. Sie krönte ihre akademische Karriere mit einem Doktorat und leitete wenig später die Handelsschule Akad in Zürich. Es folgten der Eintritt ins BBT im Jahre 2001 und der Aufstieg zur Chefin in nur vier Jahren.

für soziale Gerechtigkeit ein; ein Thema, welches ihr schon seit frühen Jahren ein Anliegen ist. Daneben ist die Sozialdemokratin Inhaberin einer Beratungs- und Übersetzungsfirma, Präsidentin der welschen «pro mente sana»-Abteilung und Co-Präsidentin der SP Frauen

Natalie Rickli

S

Nationalrätin SVP, Zürich Die junge Politikerin ist 2007 mit 31 Jahren in den Nationalrat gewählt worden. Schon früh ist sie der JSVP Winterthur beigetreten welche sie von 2000 – 2003 präsidierte. Beruf lich ist sie in der Medien- und Verlagswelt zuhause. So erstaunt ihr Engagement als Vizepräsidentin der Vereinigung Aktion Medienfreiheit nicht. Kathy Ricklin

Laura Sadis

Regierungsrätin FDP, Tessin Im Jahr 2007 wurde Laura Sadis Regierungsrätin im Kanton Tessin und ist parallel dazu Geschäftsleitungsmitglied der FDP Schweiz. Ihr erster grosser politischer Schritt war die Wahl in den Gemeinderat von Lugano, in dem sie einige Jahre blieb. Es folgten die Wechsel in den Kantons- und später in den Nationalrat, wobei die Tessinerin 2007 auf Bundesebene nicht wiedergewählt wurde.

Nationalrätin CVP, Zürich Die diplomierte Naturwissenschaftlerin sitzt seit 1999 im Nationalrat. Sie setzt sich für eine solidarische, gebildete und umweltfreundliche Schweiz ein. Kathy Ricklin ist Mitglied des Universitätsrat Zürich, Präsidentin des Vereins Forum VERA (Verantwortung für die Entsorgung radioaktiver Abfälle) und des OcCC (Beratendes Organ für Fragen der Klimaänderungen).

Sandrine Salerno

Brigitte Rindlisbacher

Ständerätin SP, Waadt Géraldine Savary studierte Politologie an der Universität Lausanne und trat der SP im Jahr 1994 bei. Acht Jahre später übernahm sie die Leitung der Sozialdemokratischen Kantonspartei des Waadtlandes. Ihr erstes politisch bedeutsames Amt erhielt sie 1998 als Gemeinderätin von Lausanne. Fünf Jahre später folgte der Einzug in den Nationalrat und in Dezember 2007 die Wahl in den Ständerat.

Generalsekretärin VBS Die Chemikerin, seit 1990 Mitarbeiterin im Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport, wurde 2009 von Bundesrat Ueli Maurer zur Generalsekretärin und damit zu seiner wichtigsten Mitarbeiterin ernannt. Diese Stelle wurde ihr trotz ihrer langjährigen Erfahrung nicht geschenkt, denn die Bernerin setzte sich gegen 34 Mitbewerber durch und ist die erste Frau auf diesem Posten. Maria Roth-Bernasconi

Nationalrätin SP, Genf Die gebürtige Zürcherin politisiert seit 2003 bereits zum zweiten Mal für die Genfer SP im Nationalrat. Sie setzt sich

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Regierungsrätin SP, Genf Sandrine Salerno ist eine der jüngsten Regierungsrätinnen und wurde im Jahr 2007 gewählt. Sie ist Politologin und war vor ihrer Wahl in den Regierungsrat längere Zeit Mitglied im Stadtrat von Genf sowie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Genf. Géraldine Savary

Barbara Schaerer

Eidgenössisches Personalamt, EPA Die Leiterin der Finanzverwaltung des EFD und der Eidgenössischen Finanzverwaltung (EFV) wurde Ende 2007 zur Direktorin des Eidgenössischen

Personalamtes (EPA) ernannt. Sie ist promovierte Juristin und trat nach Ende des Studiums dem Bundesamt für Justiz bei, das sie fünf Jahre später wieder verliess, um die Stelle als Sektionschefin des Rechtsdienstes II im EFV anzutreten. Mitte 2006 wurde sie stellvertretende Direktorin des EFV und Leiterin des Rechtsdienstes. Yvonne Schärli-Gerig

Regierungsrätin SP, Luzern Die Leiterin des Justiz- und Sicherheitsdepartements Luzern wurde 2003 in den Regierungsrat gewählt. Ihr erstes wichtiges politisches Amt hatte sie im Jahr 1996 bis 2003 als Gemeinderätin ihres Heimatortes Ebikon inne. Hier war sie Vorsteherin der Abteilung Umwelt und Sicherheit. Silvia Schenker

Nationalrätin SP, Basel-Stadt Seit Ende 2003 ist die Sozialarbeiterin Nationalrätin. In Bern setzt sie sich für eine Sanierung der IV sowie für eine faire Sozialpolitik ein, die gesellschaftlich benachteiligte Menschen unterstützt. Sie greift dabei auf ihre langjährige Berufserfahrung bei der IAMANEH (International Association for Maternal and Neonatal Health), der Schweizerische GesundheitsligenKonferenz (GELIKO) und dem Verein Tagesschulen Schweiz zurück. Barbara Schmid-Federer

Nationalrätin CVP, Zürich Die Unternehmerin ist seit 2007 Nationalrätin. Ihr Hauptinteresse gilt der Familienpolitik. Neben ihren unternehmerischen und politischen Tätigkeiten präsidiert sie zudem die Schweizer Sektion der Internationalen Gesellschaft der Menschenrechte und gehört zum Stiftungsrat der schweizerischen Patientenorganisation. Anne Seydoux-Christe

Ständerätin CVP, Jura Passend zu ihrem Beruf als Juristin begann sie ihre politische Lauf bahn im Jahr 2001 in der Gemeindelegislative. Anschliessend war sie vier Jahre lang als Kantonsrätin tätig; im Jahr 2007 wurde sie in den Ständerat gewählt.

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Babette Sigg Frank

Präsidentin CVP Frauen Diesen Frühling übernahm die Klotener Gemeinderätin Babette Sigg das Präsidium der CVP Frauen. In ihrem neuen Amt will sie keine feministische Politik führen, sondern der Politik einen femininen Gedanken einhauchen. Chiara Simoneschi-Cortesi

Nationalrätin CVP, Tessin Die Tessinerin politisiert seit 1999 im Nationalrat und ist derzeit Präsidentin der Grossen Kammer. Zu ihren Hauptgeschäften gehören neben dem Einsatz für Familien auch Bildungsund Verkehrsfragen. Simonetta Sommaruga

Ständerätin SP, Bern Die Ständerätin, die den Kanton Bern seit 2003 vertritt, wurde am Luzerner Konservatorium zur Pianistin ausgebildet. Vor ihrer Wahl ins Stöckli war sie vier Jahre lang Nationalrätin und Stiftungsrätin des Hilfswerks SWISSAID, welches sich für Entwicklungshilfe in der dritten Welt einsetzt. Doris Stump

Nationalrätin SP, Aargau Die ehemalige Kantonsschullehrerin arbeitet heute als Verlegerin. Seit 1995 gehört sie zum Nationalrat. Sie ist Mitglied in der Europaratdelegation sowie Vizepräsidentin der Delegation bei der Interparlamentarischen Union (IPU).

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Franziska Teuscher

Nationalrätin Grüne, Bern Die Präsidentin des Verkehrs Club Schweiz (VCS) ist seit 1995 Abgeordnete im Nationalrat. In diesem ist sie momentan Mitglied in der Kommission für Umwelt, Raumplanung und Energie sowie der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen. Franziska Teuscher ist zudem Vizepräsidentin der Grünen Partei Schweiz. Anita Thanei

Nationalrätin SP, Zürich Die Rechtsanwältin ist seit 1995 im Nationalrat. Sie ist dort Vizepräsiden-

tin der Kommission für Rechtsfragen. Beruflich arbeitet die Zürcherin als Präsidentin des Schweizerischen Mieterinnen- und Mieterverbandes.

2002 gehörte sie der Partei «Frische Brise» an, die sie auch im Kantonsrat vertrat. Sie wechselte später zur Partei «Alternative», die sie 2005 bis 2007 präsidierte.

Martine Thiévent Schlup

Bundesrätin, Vorsteherin EJPD Die Tochter des Alt-Bundesrates Leon Schlumpf wurde in den Gesamterneuerungswahlen des Bundesrates Ende 2007 als Nachfolgerin des nicht wiedergewählten Christoph Blocher in die Regierung gewählt und steht seither dem Eidgenössischem Justiz- und Polizeidepartement vor (EJPD). Zuvor amtete die Bündnerin als erste Frau im Regierungsrat des Kantons Graubünden.

Stv. Generalsekretärin, EDA Die Stellvertretende Generalsekretärin des Eidgenössischen Departements für Auswärtige Angelegenheiten, trat ihre Stelle 2005 an. Gleichzeitig ist sie seit Dezember 2003 Referentin für die Bundesratsgeschäfte sowie stellvertretende Chefin des Bereichs Planung, Geschäfte und Kontrolle im Generalsekretariat des EDA. Martine Thiévent Schlup studierte Rechtswissenschaften and der Universität Lausanne. Adèle Thorens Goumaz

Nationalrätin Grüne, Waadt Die ehemalige Presseanalystin für das Informations- und Kommunikationsbüro des Kantons Waadt ist seit 2007 im Nationalrat. Heute ist sie zudem Beraterin für den WWF. Marie – Thérèse Weber Gobet

Nationalrätin CSP, Freiburg Sie ist seit 2008 Nationalrätin und arbeitet auch als Journalistin und Seminarleiterin. Sie ist Mitglied im Verwaltungsrat des Europäischen Zentrums für Arbeitnehmerfragen (EZA) und Vorstandsmitglied von «pro Infirmis Freiburg».

W

Esther Waeber Kalbermatten

Regierungsrätin SP, Wallis Die Regierungsrätin ist studierte Apothekerin mit einem Nachdiplomstudium in Gender-Management. 1999 bis 2005 präsidierte sie den Kantonalen Gleichstellungsrat. Im Regierungsrat ist sie verantwortlich für das Departement des Sozialwesens, Sicherheit und Integration. Manuela Weichelt-Picard

Regierungsrätin, Alternative Kanton Zug, Zug Seit Januar 2007 ist die gelernte Krankenschwester und Sozialarbeiterin als Regierungsrätin tätig. Von 1994 bis

Eveline Widmer-Schlumpf

Brigit Wyss

Nationalrätin Grüne, Solothurn Die ehemalige Kantonsrätin von Solothurn arbeitet als Juristin in Umweltfragen und ist Gemeinderätin der Stadt Solothurn. Seit 2007 stellt sich Brigit Wyss den ökologischen Herausforderungen auch im Nationalrat. Ursula Wyss

Nationalrätin SP, Bern Die studierte Ökonomin ist seit 1999 im Nationalrat und setzt sich dort für eine soziale und ökologische Schweiz ein. Die Fraktionschefin der SP ist nebenher Co-Präsidentin des Verbandes «pro Jugendschutz gegen Drogenkriminalität».

Z

Heidi Z’graggen

Regierungsrätin CVP, Uri Primarlehrerinnen scheinen ein Flair fürs Regieren zu haben, denn auch Heidi Z’graggen begann ihre beruf liche Lauf bahn als Pädagogin, und studierte berufsbegleitend Politikwissenschaften. Sie arbeitete unter anderem als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Bern und startete parallel dazu im Jahr 2000 ihre politische Karriere. Dieser Schritt brachte sie schnell weit, denn schon im Jahr 2004 wurde sie in den Regierungsrat gewählt.

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ko lu m n e S i by l l e h a m a n n

Quotenfrauen mag man nicht

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uotenfrau» – das ist, nach «Hexe» in den Aufsichtsräten aller grossen börsennotierten Unteroder «Tussi» vielleicht, so ziemlich nehmen vorschreibt. der schlimmste Titel, den man einer O Wunder: Die Umsetzung war eigentlich gar nicht so Frau im Geschäftsleben verleihen schwierig. Und, o Wunder: Es funktioniert bis jetzt prächkann. Wer «Quotenfrau» sagt, meint: tig. Denn qualifizierte Frauen gibt es mehr als genug, in Irgendjemand hat uns die reingesetzt, Norwegen wie anderswo. Das merken viele Männer allerobwohl die hier eigentlich nichts zu dings erst, wenn ein Gesetz sie dazu zwingt, sich nach ihnen suchen hat. Was waren nochmal die umzuschauen. Wahrscheinlich war es kein Zufall, dass die norwegische Regelung nicht von ei drei Gründe ner linken Frauenministerin auf die für ihre Beförderung? Ach ja, die Agenda gesetzt wurde, sondern von primären und die sekundären Geeinem konservativen Wirtschaftsschlechtsmerkmale, hoho. minister. Das verrät, dass ein ausgeLogisch, dass keine Frau eine Quowogener Geschlechteranteil in den tenfrau sein will. Quoten brauch ich Entscheidungsgremien nicht in ersnicht, nie im Leben! sagt jede, die ter Linie den Frauen gut tut, sondern etwas auf sich hält; denn es zählt dem wirtschaftlichen Erfolg des Undoch allein und ausschliesslich die ternehmens. Leistung! Befördert werden will ich Seien wir ehrlich: Die Quote ist nicht nicht aufgrund meiner Chromososehr elegant. Hübscher anzusehen men, sondern weil ich so gut bin! wäre es, wenn wir dasselbe Ziel auch Wegen meiner Intelligenz, meines mit höf licher Überzeugungsarbeit strategischen Weitblicks, meiner inerreichen könnten, mit leichtfüshaltlichen Kompetenz und meiner sig vorgetragenen Argumenten und vielfältigen Qualifikationen! mit einem strahlenden Lächeln. Die Diese Entrüstung ist ehrenwert. Quote ist ein massives, derbes, braDoch stimmig ist sie nicht. Denn chiales Werkzeug, das im Vergleich wenn ausschliesslich die Leistung zur höf lichen Überzeugungsarbeit zählt, wenn es ausschliesslich auf die «Die Quote ist ein derbes allerdings einen entscheidenden Intelligenz ankäme, auf den strateWerkzeug. Aber sie wirkt» Vorteil hat: Sie wirkt. gischen Weitblick, die inhaltliche Nehmen wir die Brechzange also Kompetenz und die Qualifikatiozur Hand. Benützen wir sie umnen – warum sitzen dann beinahe sichtig, gezielt und ausschliesslich ausschliesslich Männer in den Vorin nüchternem Zustand. Freuen wir standsetagen und in den Aufsichtsuns über ihre Wirksamkeit. Und lerräten dieses Landes? Quoten sind nicht dazu da, minder qualifiziertem Personal nen wir, freundlich zustimmend zu nicken, wenn man uns beim Aufstieg zu helfen. Quoten helfen, im Gegenteil, einem «Quotenfrau» nennt. Unternehmen dabei, das tatsächlich bestqualifizierte Personal zu finden – für das es allerdings leider, nur allzu oft, Weil das, nüchtern betrachtet, keine Peinlichkeit, sondern blind ist. Weil es leider, nur allzu oft, in althergebrachten, ein Ehrentitel ist. ineffizienten Ritualen und Rekrutierungsmustern gefangen ist. In Norwegen hat man dieses Paradox verstanden und daraus Konsequenzen gezogen. Seit Anfang des Jahres ist dort ein Gesetz in Kraft, das einen ausgewogenen Geschlechteranteil Sibylle Hamann ist Autorin und Journalistin in Wien.

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BE RU F & LEBEN

Vater, Mann, Schwein? Es gibt entsetzliche Männer, ignorante, verantwortungslose und auch gewalttätige. Damit ist zum Thema Mann alles gesagt. Es sei denn, die Sicht reicht weiter als bis zum eigenen Vorurteil. Neues zur Geschlechterdebatte.

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TEXT ASTRID VON FRIESEN* ILLUSTRATIONEN LIVIA VAN HAREN

ie Frau ist erregt. Sie spricht schnell. Ihre innere Bewegtheit wirkt übermächtig. Doch die Zuhörerin, eine gute Bekannte und ebenfalls Akademikerin, schweigt seltsam stumm. Steigt nicht ein auf das Thema. Lässt den Redeschwall, der sich verschärft ob ihrer Abwehrhaltung, an sich abtropfen, schaut an der Sprecherin vorbei. Sie gestaltet ihr Gesicht betont neutral. Sie ist weder hingewendet, noch empathisch, noch gleichermassen empört, sie signalisiert weder Einfühlung noch intellektuelles Mitgehen. Nach einigen Minuten hat sie somit das Thema abgeblockt, gründlich und für lange Zeit. Die Sprecherin fühlt sich ignoriert, nicht wahrgenommen in ihren Gefühlen, mehr noch: Sie fühlt sich gedemütigt, ein wenig schäbig, mit einem Makel behaftet. Wenn sie hinspürt, dann meint sie Unterstellungen zu fühlen bei der anderen. Das Thema dieser zehnminütigen Szene? Drei kleine «geschiedene» Kinder dürfen einen Elternteil nicht sehen. Die Gerichte haben es zwar angeordnet, jedes Jahr die Ferientermine neu, doch das Jugendamt vollstreckt diese fünf Termine pro Jahr so gut wie nie. Also heisst es immer: Kämpfen um das zustehende Sorgerecht und Menschen-

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recht, Warten, Ferientermine beim Arbeitgeber einreichen, wieder löschen lassen, den Ärger wegen der jährlichen Urlaubskonfusionen der Kollegen aushalten, keinen eigenen Urlaub planen können, mit den Nerven fertig sein. Ohnmacht, weil die Sozialarbeiterin unfähig und unwillig ist und der Richter erst nach drei Monaten antwortet, wenn schon der nächste Ferientermin vorübergegangen ist ohne Kontakt zu den Kindern. Warten, hoffen, enttäuscht sein. Immer wieder: Hilf losigkeit, Kränkungen ohne Ende, Verzwei-

feln an der Rechtsstaatlichkeit, allein sein, sich unverstanden fühlen in dem so schlichten, so tiefen menschlichen Wunsch nach den eigenen Kindern. Über solch einen Skandal, dass Kinder ihre Mutter nicht sehen dürfen, regt sich die andere Frau nicht auf? Was ist da los? Ist sie emotional derart kalt, dass sie sich nicht einfühlen kann oder will? Das kann nicht wahr sein, in welchem Film befinden wir uns? Und tatsächlich, es ist ein anderer Film, denn die Erzählerin beschreibt die Not ihres Mannes und auch ihre eigene, als seine zweite Frau. Sie erfährt es fast ständig: Für die existenzielle Not eines Vaters verweigern sich normal empfindsame Menschen. Selbst die besten Freunde. Und die unausgesprochene Unterstellung, irgendetwas an ihm muss falsch sein, springt aus ihren Gesichtern: Entweder zahlt er nicht, oder er war gewalttätig oder sogar pervers. Das demütigt seine zweite Frau, es fühlt sich wie ein Makel an, ihn zu lieben. Einmal rutscht ihr heraus: «Ich fühle mich wie eine Kriminelle, selbst bei guten Freunden, die meinen Mann Jahrzehnte kennen und schätzen. Niemand glaubt uns wirklich, dass er kein Perverser ist, sondern ein höchst liebevoller Mann, der seine Kinder nicht sehen darf.» Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die feministische Bewegung in West-

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extreme Fortschritte gemacht und uns die Gefühls- und Meinungshoheit erobert. Subtil, aber wirkungsvoll.

deutschland und Westeuropa war absolut notwendig, hat ungezählt viele Fortschritte nicht nur für uns Frauen, nein, für unsere gesamte Gesellschaft gebracht. Hinzu kamen in der Folge der 68er-Bewegung die Diskussionen über Pädagogik, der Kampf gegen autoritäre Tendenzen, gegen so viele nach dem Faschismus nicht aufgearbeitete Positionen, Meinungen und all das unterschwellig wirkende Gift. Dazu gehörte das Öffnen der Psychiatrien, ein sensibleres Umgehen mit Behinderten, mit Homosexuellen, mit anderen Minderheiten, die Absetzung vieler Autoritäten, die Umweltbewegung und die enorm wichtige Bewegung «Demokratie von unten». Natürlich gab es, wie bei allen heftigen Bewegungen, ebenso die absurden und negativen Folgen.

Subtile Männerverachtung Zentrale negative Folgen des Feminismus sind eine mal mehr, mal weniger subtile Männerverachtung in unserer Gesellschaft, eine weibliche Gefühlsund Meinungshoheit in Sachen Menschenrechte, eine Aussonderung der Väter aus den Familien durch postfeministische Sorgerechtsregelungen nach Scheidungen und, daran gekoppelt, eine grandiose Weigerung, sich in männliche Lebenssituationen und Gefühle einzufühlen, eine bis zur emotionalen Gewalttätigkeit und emotionalen Auslöschung reichende Mitleidlosigkeit und diffuse Unterstellungen gegen Männer. Der Generalverdacht: Vater=Mann=Schwein. Klar ist: Natürlich gibt es entsetzliche Männer, ignorante, verantwortungslose, gewalttätige, misshandelnde. Alle Extreme, wie bei Müttern ebenso, die ihre Kinder ebenso misshandeln, schlagen, zerreissen. Und: Weltweite Untersuchungen belegen, dass häusliche Gewalt zu 50 Prozent von Frauen ausgeübt wird. Die vielen gefolterten, ermordeten Babys, entsorgt in Blumenkübeln und Tief kühltruhen, sind nur die Spitze des Eisberges. Doch sprechen wir über die «normalen Eltern». Festhalten sollten wir als Erstes folgendes Faktum, welches wir Frauen so gerne vergessen: Die meisten Männer der Welt haben keine Machtposi-

Kinder als Racheobjekte

tion inne. Sagen wir: 95 Prozent von ihnen sind ebenso ohnmächtig dem Markt, den Chefs, den Jobs, dem Leben gegenüber wie wir Frauen – zumindest in Westeuropa und Amerika. Ausserdem sind Männer oftmals stumm, geschiedene zumal. Wie noch vor 30 Jahren wir Frauen, ehe Alice Schwarzer die «Emma» gründete und damit den Frauenthemen ein Presseorgan gab. Denn brisante Frauenthemen aus der Sicht von Frauen betrachtet, wie die Abtreibungsdiskussion, Gewalt in den Ehen, Misshandlungen von Mädchen, fanden vorher kaum statt in den Medien. Doch seitdem haben wir

Doch warum gibt es so viele duldsame, verstummte Männer? Warum gibt es so viele Frauen, die ihre Männer in der Ehe als zu erziehende Versager behandeln und nach der Ehe ihnen die Kinder nicht überlassen? Warum gibt es so viele Frauen, die ihre Kinder als Racheobjekte, als Erpressungsinstrumente, als Eigentum missbrauchen, seelisch verkrüppeln? Wohl wissend, dass Kinder so ausstaffiert sind, dass sie Vater und Mutter und möglichst alle Grosseltern, Tanten und Onkel und Vettern und Cousinen brauchen?Die Welt ist nämlich zu unwirtlich, als dass die Kleinstfamilie – aus einem Elternteil und Kind bestehend – gut existieren könnte. Wie die Afrikaner sagen: Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind gesund und fröhlich grosszuziehen. Männer um 1960 geboren: die Generation des Friedens. Geprägt jedoch von Vätern und Grossvätern, die beide Weltkriege erlebt hatten. Die ihren Kopf hingehalten hatten, wie zu allen Zeiten, für den Staat, für politische Zwecke. Ohne eigene Entscheidungsgewalt, stumm, ausgeliefert, verzweifelt harrten sie aus, wurden millionenfach verwundet, getötet oder gerieten in Gefangenschaft. Und zurück ›››

EINE FRAGE DER GLEICHWERTIGKEIT – NEUES ZUR GESCHLECHTERDEBATTE Was kommt eigentlich nach dem Feminismus? Die Gleichberechtigung der Frau ist keine Aufgabe mehr in der westlichen Industriegesellschaft. Es gibt sie. Inzwischen sollte es im Verhältnis der Geschlechter längst um gleiche Verpflichtungen, Gleichbehandlung und damit Gleichwertigkeit gehen. Dieses Buch debattiert aus deutscher Optik die Realitäten des feministischen Zeitalters – und die Notwendigkeit einer Männerbewegung und -befreiung als Kernaufgabe für die Ära danach. Eine Frage, die sich in ähnlicher Form auch für die Schweiz stellt. Paul-Hermann Gruner/Eckhard Kuhla: «Befreiungsbewegung für Männer. Auf dem Weg zur Geschlechterdemokratie. Essays und Analysen», Psychosozial-Verlag, Giessen 2009.

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kamen sie in eine ihnen fremde Welt. Die Frauen erstarkt und selbständig geworden durch die Kriegs- und Nachkriegsgeschehen. Die Familien hatten sich zurechtgefunden ohne die Väter. Und dann der ausbrechende Vaterhass der 68er-Generation, der Familien spaltete und tiefste Wunden riss. Daraus resultierten eine bis heute anhaltende Entidealisierung und Männerverachtung auf seiten der Frauen und eine schuldbewusste Selbstverleugnung der Männer, die bis zur Selbstzerstörung reicht. Auf der Handlungsebene waren es ja auch fast ausschliesslich Männer, die die Kriege angezettelt, den Faschismus geprägt hatten und als gescheiterte Soldaten wieder zurück nach Hause kamen. Um dort den Rest ihrer verletzten Männlichkeit nicht selten in Form von Familiendominanz und Terror auszuagieren. Da Frauen ja so ein ausgeprägt offenes Ohr für psychosomatische Zusammenhänge haben, warum eigentlich nicht für folgende: Wenn Männer zunehmend aus den Familien ausgegrenzt werden, wenn ihre vornehmsten Eigenschaften wie das Beschützen, Ernähren nicht mehr gefragt sind, dann ist es kein Wunder, dass diese Entwertung im Sinne einer «Entmannung» einen Einf luss auf die Qualität ihrer Spermien hat – die Zahl der Samenzellen pro Ejakulat nahm seit 1920 fast um die Hälfte ab. In den USA und England gaben 79 Prozent der befragten Frauen an, in Sachen Sexualität «fordernder» als ihre Männer zu sein. Und 21-jährige Jungs schlucken bereits Viagra, um dem sexuellen Druck der Freundinnen standhalten zu können.

Kinder brauchen Eltern Alle Beteiligten müssen herauskommen aus der Rachespirale. Ihre Impulse sind verständlich nach der jahrhundertelangen Unterdrückung der Frauen durch die Männer, trotzdem sollten wir Frauen unseren Verstand einschalten und die innere und äussere Realität genau ansehen, unabhängig von unserer weiblichen Sicht. Zur inneren Realität gehört, dass Kinder zumindest beide Eltern brauchen. Um gerade nicht zu egoistischen, neu-

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«Die ‹Entmannung› hat Einf luss auf die Qualität der Spermien.»

rotisch verengten, narzisstisch selbstverliebten, medienverwahrlosten, extrem vereinsamten und selbstsüchtigen Menschen zu werden. Gerade die mittlere Frauengeneration zwischen 30 und 45 Jahren scheint den Dreh nicht hinzubekommen. Sie sind unglücklich mit den Männern, allerdings auch ohne die Männer, mit Kindern ebenso unglücklich wie ohne Kinder. Doch die Jüngeren, unter 30 Jahre alten Frauen, sind offenbar eine höchst pragmatische Generation, die gemeinsam mit den Männern ein familienfreundliches Arbeitsleben, soziales Engagement und unangespannte Arbeitsteilung in den Ehen anstrebt. Jenseits aller feministischen und postfeministischen Ideologien, Verkrustungen und Verkrampfungen. Auch jenseits davon, die Kinder im Scheidungskampf zu zerreissen. Denn viele der jungen Leute

sind selbst geschädigt und nehmen sich vor, diese grausamen Fehler und neurotischen Handlungen ihrer radikalen Mütter nicht zu wiederholen.

Die Ohnmacht akzeptieren Es geht nicht mehr um das in fast allen Lebenslagen neurotische «Entwederoder»: entweder der Mann als Märchenprinz oder Versager. Oder aber gar keinen, der dann ein Konstrukt zum Hassen ist. Es geht in Zukunft um das realitätsnähere und psychisch gesündere «Sowohl-als-auch» mit all den notwendigen Kompromissen zwischen zwei erwachsenen Menschen. Es geht darum, die Ohnmacht des anderen zu akzeptieren. Die Emanzipation der Frau war und ist eine Chance für uns Menschen, für weibliche und männliche und für Kinder sowieso. Die Emanzipation der Männer wird ebenfalls eine Chance sein. Es geht um eine «Geschlechterdemokratie», wie der berühmte Analytiker Horst Petri sie fordert. Und die funktioniert nur, wenn Männer wie Frauen die jeweilige Ohnmacht des anderen würdigen und akzeptieren. Indem auch Frauen die Ohnmacht ihrer Männer, bezogen auf den Beruf, auf gesellschaftlichen Druck, auf alle Härten deren Alltags, auf deren Unvollkommenheiten und Versagensängste würdigen. Und umgekehrt. «Liebe als Lernmodell für Menschlichkeit« wäre das Credo, um sich gegenseitig in dieser oftmals unwirtlichen Welt zu beschützen, sich nicht in den Familien zu bekämpfen, weder Frauen gegen Männer und Kinder noch umgekehrt. Menschwerdung vollzieht sich in der Partnerschaft. Oder wie der Philosoph Martin Buber es ausdrückte: «Das ‹Ich› entwickelt sich am ‹Du›». Simone de Beauvoir, unsere feministische Heldin, formulierte es 1949 ein wenig anders: «Mann und Frau müssen jenseits ihrer natürlichen Differenzen rückhaltlos geschwisterlich zusammenfinden.» Ein seltsam selten zitierter Gedanke. * Astrid von Friesen ist Journalistin, Diplom-Pädagogin und Traumatherapeutin und lebt heute im sächsischen Freiberg.

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Ist die Karriere männlich? Frauen sind diskriminiert – in ihren berufichen Möglichkeiten und beim Lohn sowieso. Damit ist zum Thema Gleichberechtigung alles gesagt. Es sei denn, es kommt alles anders, als man denkt. Neues vom Arbeitsmarkt. TEXT ARNE HOFFMANN

N

och können sich Frauen, geht es um ihre Rolle in der Gesellschaft, We h l e i d i g k e i t erlauben», behauptet Christian Schwägerl in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» vom 7. Juni 2006. «Wer älter als dreissig Jahre alt ist, dem wurde der Opfergestus förmlich eingeimpft. Inzwischen müssen sich die dafür verantwortlichen Feministinnen aber um die Zukunft ihrer Ideologie sorgen. Ein gigantisches Frauenbeförderungsprogramm steht bevor, weil auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft die Frau als das stärkere Geschlecht dastehen wird. Das Jahr 2010 markiert den Zeitpunkt, zu dem in Deutschland ein Umbruch der demographischen und ökonomischen Verhältnisse anläuft, der tradierte Geschlechterfrontverläufe heillos verwirren wird. Dann beginnt die Zeit, in der es nicht mehr zu viele junge Leute gibt, die in den Arbeitsmarkt drängen, sondern viel zu wenige. Junge Frauen werden dabei eine besondere Rolle spielen.» Schwägerl erklärt auch gerne, warum: «In jeder Fünfjahresperiode bis 2025

werden eine Million Deutsche mehr in Rente gehen als Fünfzehn- bis Neunzehnjährige nachrücken. Unternehmen, Behörden, Forschungsstätten sind dann mit einem dramatischen Mangel konfrontiert. Bis 2050 wird das ‹Erwerbspotential› dem Bundesinstitut für Berufsbildung zufolge um mehr als elf Millionen Menschen schrumpfen. Wer diese Zahl mit der Arbeitslosig-

keit verrechnet und auf goldene Zeiten setzt, irrt: Gesucht werden Qualifizierte». Für Schwägerl bedeutet dies scheinbar unweigerlich: Frauen. Diese «werden auf dem Arbeitsmarkt begehrt sein, weil sie in grosser Zahl Bildung, Energie und Motivation frei Haus mitbringen. Darin unterscheiden sie sich zugleich in wachsendem Mass vom anderen Geschlecht.» Warum Frauen motivierter und energievoller als Männer sein sollten, geht aus Schwägerls Artikel nicht hervor. Recht hat er allerdings, was deren bessere Ausbildung angeht, nachdem man in diesem Bereich über Jahrzehnte hinweg ja auch engagiert Mädchenförderung betrieb und Jungen vernachlässigte. Schwägerl erinnert daran, dass sich der von ihm skizzierte Umbruch auf dem Arbeitsmarkt bereits seit Jahren abzeichnet: «Die Zahl der erwerbstätigen Frauen wuchs zwischen 1991 und 2004 um rund 1,1 Millionen, während die Zahl der erwerbstätigen Männer um rund 1,4 Millionen sank. Seit 1991 sind in Industrie, Bergbau, Baugewerbe und anderswo zweieinhalb Millionen einfache Jobs verschwunden. Betroffen davon sind hauptsächlich Männer. In derselben Zeit entstanden 1,5 Mil- ››› WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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lionen neue Stellen für Akademiker. Knapp sechzig Prozent dieser neuen Stellen haben Frauen eingenommen. Die Zahl berufstätiger Akademikerinnen ist seit 1991 um siebzig Prozent gewachsen, der Zuwachs bei Männern betrug dreiundzwanzig Prozent. Schon diskutieren die Fachkreise, ob Frauen Männer mittelfristig aus dem Arbeitsmarkt verdrängen».

«Für diese Gesellschaft wollen Männer keine Stütze mehr sein.»

Männer werden ausgegrenzt Dieses Verdrängen ist kein Zufall, sondern geplant. Wenn die deutsche Frauenministerin Ursula Gertrud von der Leyen einen milliardenschweren Ausbau von Kinderkrippen fordert, auch wenn kein Mensch weiss, wo das Geld dafür herkommen soll, dann zielt das auf ebenjene Zukunft ab, in der massenweise weibliche Arbeitskräfte dringend benötigt werden. Dabei setzt das nur eine bestehende Entwicklung fort. Bisher wurden kompetente und einsatzbereite Männer durch Frauenquoten beruf lich ausgegrenzt, und der Volkswirtschaft wurden durch Frauenförderprojekte Mittel entzogen. Begründet wurde das mit dem Ideal der Gleichheit. Jetzt kippt die Situation, Männer stehen als Verlierer auf dem Arbeitsmarkt da. Kümmert man sich nun in entsprechender Weise um das männliche Geschlecht? Nicht im Geringsten.

Frauen wollen Erfüllung Der international führende Männerrechtler Warren Farrell hat zu dieser Schere zwischen den Geschlechtern ein komplettes Buch geschrieben: «Why Men Earn More: The Startling Truth Behind the Pay Gap – and What Women Can Do About It», herausgegeben von der American Management Association. Darin erklärt Farrell ausführlich, was sich problemlos auch auf deutsche, auf schweizerische Verhältnisse übertragen lässt: dass nämlich die im Durchschnitt schlechtere Bezahlung von Frauen nicht auf Diskriminierung, sondern auf Lebensstil-Entscheidungen der Frauen selbst zurückzuführen ist. Um eine Frau mitzuversorgen, die sie lieben, sind Männer weit eher be-

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reit, Überstunden auf sich zu nehmen, eine längere Fahrt zum Arbeitsplatz, Berufe, die mit einem finanziellen oder körperlichen Risiko, mit weniger Kontakt zu anderen Menschen oder mit besonderen Unannehmlichkeiten verbunden sind. Insgesamt führt Farrell 25 solcher Entscheidungen bei der Berufswahl auf. Frauen entscheiden sich eher für erfüllende Aufgaben und eine f lexible Zeiteinteilung in einem angenehmen Umfeld. Da solche Jobs stärker nachgefragt werden, kann es sich ein Arbeitgeber auch leisten, sie weniger gut zu bezahlen. Auch die unterschiedliche Honorierung in verschiedenen Branchen kann zu Lasten der Männer gehen, wie im Oktober 2004 eine Auswertung von Gehältern durch die Hamburger Vergütungsberatung PersonalMarkt ergab: «Eine Personalentwicklerin, Mit-

te 30, verdient durchschnittlich sogar mehr als ihr männlicher Kollege – sie geht mit 49 900 Euro brutto pro Jahr nach Hause, ihr gleichaltriger männlicher Kollege mit 47 600 Euro. Eine Softwareentwicklerin um die dreissig kommt demnach auf 47 500 Euro, ihr gleichaltriger männlicher Kollege nur auf 44 400 Euro.» Vor diesem Hintergrund weist Tim Böger, Geschäftsführer von PersonalMarkt, das beliebte Vorurteil von den «armen Frauen» zurück, die bei gleicher Qualifikation generell diskriminiert würden: «Vor solchen Pauschalurteilen warne ich ausdrücklich. Unsere Zahlen haben gezeigt, dass Frauen in vielen Branchen und Berufen mindestens genauso viel verdienen wie ihre männlichen Kollegen – in einigen Berufen sogar mehr.» Die Trendwende auf dem Arbeitsmarkt geht immer mehr zu Lasten der Männer. «Junge, hochqualifizierte Frauen unter 30 Jahren verdienen mehr als ihre männlichen Pendants», berichtete die «Financial Times Deutschland» im Juni 2006. «Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Durchschnittlich sieben Prozent weniger als ihre weiblichen Kollegen verdienen hoch qualifizierte Männer unter 30 Jahren.»

Männer verweigern sich Dass Männer das neue Opfer beruflicher Diskriminierung sind, ermittelten auch die Wirtschaftswissenschaftler Peter Riach und Judith Rich in einer grundlegenden Untersuchung. «Wir waren völlig überrascht von dem, was wir herausgefunden haben», teilte Riach dem englischen «Guardian» mit. Die Forscher hatten hunderte angebliche Bewerbungsschreiben an verschiedene Firmen in unterschiedlichen Branchen gesandt und dabei jedes Mal dieselbe Qualifikation und Berufserfahrung angegeben, aber zwischen weiblichen und männlichen Absendern abgewechselt. Im Bereich Ingenieurswesen hatten die «Philips» noch immer bessere Chancen auf ein Vorstellungsgespräch als die «Emmas», aber die »Emmas« lagen nicht nur bei Sekretariatsaufgaben vorne, sondern

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auch in den Bereichen Bankwesen und Computerprogrammierung. Offensichtlich heuern in der modernen Berufswelt ganz ohne jede Quotenregelung die Arbeitgeber eher Frauen als Männer an. Der beruf liche Abstieg des männlichen Geschlechts ist seit Jahren absehbar. «Laut Eurostat waren im April 2003 rund 43 Prozent mehr junge Männer arbeitslos als weibliche Jugendliche, Tendenz steigend», berichtete das Mittelstands-Magazin «P.T.» im März 2007. Noch zwölf Jahre zuvor war das Geschlechterverhältnis so gut wie ausgeglichen. Was war geschehen? Eine gründliche Untersuchung der Männerrechtsorganisation MANNdat e.V., betitelt mit «Die Berücksichtigung der Belange von Jungen durch die Bildungsministerien», weist darauf hin, dass diese Entwicklung schon im Erziehungssystem angelegt und offenbar politisch gewollt ist: Zwar ist bekannt, dass Jungen weitaus weniger lesen als Mädchen, es gibt aber nur in zwei Bundesländern Projekte, die sich dieses Problems annehmen. Dass es viel zu wenig Männer und damit auch zu wenig männliche Rollenvorbilder in erzieherischen Berufen gibt, konnte man seit Ende der 90er Jahre in diversen Artikeln erfahren. Getan wird dagegen nichts. «Männliche Berufsrückkehrer», berichtet gar der vom Düsseldorfer Frauenbüro herausgegebene Bericht «Beruf und Familie», «finden wenig Akzeptanz sowohl bei bisherigen als auch bei potenziellen Arbeitgebern, wohingegen die soziale Kompetenz der Frauen geschätzt wird und einen immer höheren Stellenwert in der Arbeitswelt erlangt.» In einer Gesellschaft, in der alles für Frauen und nichts für Männer getan wird, verweigern sich zunehmend auch gut ausgebildete Männer dem Arbeitsund dem Partnermarkt. «Millionen von Männern», berichtete die «New York Times» am 31. Juli 2006 über die Situation in den USA, «Männer in der Blüte ihres Lebens zwischen 30 und 55 Jahren, haben sich dem geregelten Berufsleben entzogen. Sie lehnen Jobs ab, die sie für unter ihrer Würde halten, oder sind nicht in der Lage, Arbeit zu finden, für die sie qualifiziert sind,

selbst wenn eine wieder wachsende Wirtschaft neue Gelegenheiten dazu bietet.» In Deutschland sieht es nur unwesentlich anders aus, vermeldete am 20. Juli 2006 die Journalistin Mercedes Bunz fassungslos für das Berliner Stadtmagazin Zitty: «Männer wollen keine Karriere mehr machen. Sie wollen keine Familie gründen. Kurz, sie weigern sich, zu Stützen dieser Gesellschaft zu werden.» Das hat sie klug erkannt. Für diese Gesellschaft wollen viele Männer wirklich keine Stützen mehr werden. Von morgens früh bis abends spät ranklotzen, weil man nur noch als erfolgreicher, solventer Mann langfristig Chancen bei der Partnersuche hat, gleichzeitig für eben diese Konzentration auf Job und Karriere 24 Stunden am Tag quer durch alle Medien als Dinosaurier im Rollenverhalten abgewatscht zu werden, im Falle einer Scheidung das schwer verdiente Geld einer untreuen Partnerin nachwerfen zu müssen und noch regelmässig zu erleben, dass die Politik sich einen Dreck um die eigenen Anliegen als Mann kümmert – selbstverständlich steigen sie da trotz Top-Ausbildung lieber aus. «Frauenbefreiung war gestern», überschrieb konsequenterweise die ehemalige «taz»-Chefredakteurin Tissy Bruhns am 3. Februar 2007 einen Artikel im «Tagesspiegel» und stellte

darin fest, dem «neuen Feminismus» gehe es längst «vor allem um Macht, Geltung und Geld». Er sei inzwischen «ein Herrschaftsdiskurs, nicht der eines unterdrückten Geschlechts». Das ist klug erkannt. «Die Frauenbewegung wird auch für Männer nur von Vorteil sein», versprach einst die feministische Ikone Gloria Steinem 1970 in einem Interview mit der «Washington Post» – damals, als die Unterstützung der Männer noch gebraucht wurde. Bemerkenswert ist, wie viele Naivlinge noch heute auf dieses Versprechen hereinfallen. Viele von ihnen werden in den nächsten Jahren sehr unsanft erwachen. Der erste grosse Weckruf geht derzeit in Grossbritannien durch die Reihen. Dort nämlich droht hunderttausenden von Männern eine massive Gehaltskürzung – bis zu 15 000 Pfund im Jahr –, wenn für den öffentlichen Dienst Vereinbarungen über eine «gleiche Bezahlung beider Geschlechter» in Kraft treten. Bis zu 40 Prozent weniger im Geldbeutel dürfte das für so einige von ihnen bedeuten, berichtete die Londoner «Times». Die Gehälter der Männer zu belassen und einfach nur die Gehälter der Frauen anzuheben, war nicht möglich – wo hätten die dafür benötigten Milliarden herkommen sollen? Und das ist eine weitere Ironie in der gegenwärtigen Entwicklung: Diejenigen Frauen, die zeit ihres Lebens rangeklotzt haben wie früher nur Männer, um beruf lich mit ihnen gleichzuziehen, werden zugunsten eines egalisierenden Quotenirrsinns inzwischen wie Männer benachteiligt. In der zukünftigen Gesellschaft, in der händeringend nach immer mehr qualifizierten Arbeitnehmern gesucht werden wird, wäre eine solche Entwicklung natürlich fatal. Glücklicherweise gibt es einen einfachen Weg, sie zu verhindern: Die Politik wird endlich auch das andere Auge öffnen und sich den Anliegen benachteiligter Männer ebenso annehmen müssen wie seit Jahrzehnten den Anliegen der Frauen.

*

* Arne Hoffmann ist Medienwissenschaftler, Journalist und Buchautor. Er betreibt zur Geschlechterdebatte das Newsblog Generama. WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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P O R T F O L I O G R A M E E N BA N K

Roger Richter, Fotograf

Roger Richter (1966) hat Fotografie an der Hochschule in Darmstadt studiert. Seit 1994 arbeitet er in einem eigenen Studio in Mainz-Kastel. Er engagiert sich ehrenamtlich in einer Privatinitiative, die sich um notleidende Kinder in Mumbai kümmert. Zum Thema der Armut ist im Kamphausen-Verlag ein Bildband unter dem Titel «The Power of Dignity – Die Kraft der Würde: The Grameen Family» erschienen. Richter setzt sich dabei fotografisch mit den Kleinstkreditnehmern von Muhammad Yunus auseinander, dem Initiator der Grameen Bank. Während mittlerweile Portraits von Yunus selber in der gesamten Weltpresse waren, hat sich Richter ausschliesslich mit den Nutzniessern dieses Systems beschäftigt. Die Fotos für dieses Werk wurden alle zur Monsunzeit gemacht.

Symbiose des Überlebens. Amena Khatun, 42 Jahre alt, ist Mitglied einer Kreditgruppe im Dorf Boligau. Den Grameen-Kredit investierte sie nicht in ihr Geschäft, sondern in die Ausbildung ihrer beiden noch nicht verheirateten Töchter. ›››

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Minijob-Geschäftsmodell Waage. Siddik Mia ist 70 Jahre alt und lebt davon, dass Menschen sich bei ihm wiegen – für 2 Taka, das sind 2 Euro-Cent. Die Kunden sind häufig Jogger. Immer dabei: ein Öllämpchen, links unten, und ein Regenschirm. Aus dem Teufelskreis der Armut heraustreten. Sonia Akter aus dem Dorf Bagdi, 13 Jahre, hilft ausserhalb der Schulzeiten ihrer Mutter und Grameen-Kreditnehmerin bei der Herstellung von Baby-Hängestühlen aus Jute. ›››

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Bettler werden Unternehmer. Bettlerin Baronbebe, 65 Jahre, nimmt an einem neuen Programm von Grameen teil, das Bettlern Kleinkredite gibt. Zunehmend mehr schaffen den Sprung vom Bettler zum Unternehmer oder werden zumindest Teilzeitbettler plus Teilzeitunternehmer.

‹‹‹ Die Gegenwart im Slum von Dhaka. Muhammad Imman Uddin, 70 Jahre, bezog einmal einen Kredit von ASA, einem Konkurrenzunternehmen von Grameen. Sein Einkommen als Schneider auf der Strasse liegt in guten Zeiten bei 20 Euro in der Woche.

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Aufnahme am Ort des ersten Zweigbüros der Grameen Bank. Solema Khatun (links), heute 70 Jahre alt, war eine der ersten Grameen-Kreditnehmerinnen. Landnahme durch Kredit. Momota ist 30 Jahre alt und lebt im Dorf Kuniemarzane. Mit ihrem gegenwärtigen Kredit von 150 Euro hat sie von einem Landbesitzer für eine Jahrespacht von 100 Euro Land übernommen, um es zu bewirtschaften. ›››

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Den Kindern der Grameen-Kreditnehmerinnen steht eine andere Zukunft offen. Setu Akter, 8 Jahre, besucht die 2. Klasse der Grundschule im Dorf Nagar Kosba.

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P OUR LE P LAISIR

P o r t r a i t F r a n z i s k a K e ss l e r

Limited Edition • Er erinnert an ein archaisches Urtier, der über und über

FOTOS: PD

mit Schnur umwickelte Sessel von Christian Astuguevieille. Das Regal von Philip Michael Wolfson wiederum rinnt wie ein grosser Wassertropfen über die Wand und hat eine fast poetische Aura. Was Franziska Kessler in ihrer Galerie zeigt, sind Möbel, deren Gestaltung sich weit weg vom Mainstream bewegen und die die Ambivalenz zwischen Design und Kunst thematisieren. Meistens bringt sie als erste die Künstler in die Schweiz. Und oft produziert sie zusammen mit den Gestaltern auch Möbel in limitierter Auf lage. So Von der Designwar ihre erste Ausstellung eine HomJournalistin age an Jacques Tatis Film «Mon Onzur angesagten cle». Franziska Kessler hat einen Teil Designder ungewöhnlichen Möbel und Objekte des Films als Reedition produzieren Galeristin. lassen. Den unterschiedlichen ArbeitsFranziska weisen von Philip Michael Wolfson Kessler eruiert und Marcus Tremonto war die Ausstellung «Between Lines» gewidmet. Beide und lanciert Gestalter thematisieren die Linie auf Trends (oben: ganz unterschiedliche Weise. InsgeRegal von samt ein ausserordentliches Programm und auch der Grund, warum man sie Philip Michael immer wieder als «Trüffelschwein» beWolfson; zeichne, sagt die Designspezialistin. unten: Sessel Seit 30 Jahren gehört Design zum Alltag von Franziska Kessler. Angefangen von Christian hat sie als Design-Journalistin in HamAstuguevielle). burg, München und Paris. Jahrelang hat sie auch für die «Ambiente», eine an der Messe Frankfurt angesiedelte Messe, die Trends eruiert. Neben ihrer Arbeit für die Galerie betätigt sie sich heute als Design Consultant. 2009 hat ihr der Deutsche ADC (Art Directors Club) für ihre Konzeptarbeit bei der internationalen Hotelkette Swiss Hotel eine Bronzemedaille verliehen. Sie berät Unternehmen wie die Wiener Glasmanufaktur Lobmayr oder das Münchner Porzellanlabel Nymphenburg und sitzt im Beratungsausschuss der Wirtschaftskammer in Wien. Daneben richtet sie Häuser für Privatpersonen ein. Einen Grund für ihren Erfolg sieht sie darin, «dass ich niemandem meine Vorstellung vom Einrichten aufoktruieren will». rd Aktuelle Ausstellung: Emmanuel Babled, «Everything is going to be allright», 16. Oktober – 22. November 2009, Galerie Franziska Kessler, Neumarkt 11, 8001 Zürich, TelEFON +41 79 279 01 WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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P OUR LE PLAISIR

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Love forever

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L i e b l i n g s pl at z – Wo F r au e n g e r n e h i n g e h e n

Mit Grandezza • Bernerinnen, die Weltläufigkeit mögen, haben in ihrer Stadt wenig Platz.

Doch sie wissen Nischen zu finden. Man denke nur an die berühmte Lucie Bondeli (1731 – 1778), die stets neueste Mode trug und in ihrem Salon französische Literatur pf legte. Ein Treffpunkt, an dem Frauen heute ganz unbernischer Mondanität frönen, befindet sich in der Lobby des ehemaligen Hotel Simplon. In den hohen, Grandezza verströmenden Räumen mit Stuckdecken, Jugendstilsäulen und pompösen Leuchtern ist der Coiffeursalon Aerni untergebracht – samt Spa, Boutique und schicker Bar. An deren Tresen und Tischen kann man in aller Ruhe Dinge besprechen, Kaffee, Drinks, Suppen, Salate oder Antipasti geniessen – auch wenn man das restliche Angebot des Hauses nicht in Anspruch nimmt. Und Anschluss ins World Wide Web gibt’s auch. Christina Gubser Aerni «Haar Kleid Bar Spa», Aarbergergasse 60, Bern, Telefon +41 31 311 24 68, www.aernibern.ch

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Pour le Pl aisir

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KUNSTERLEBNIS • Nach der Arbeit entspannt im Lieblingssessel f läzen, ein

Glas Wein in Griffnähe, auf den Knien ein Bildband und auf dem Kopf die Kopf hörer: das Kunsterlebnis der besonderen Art kann beginnen. dem Hatje Cantz Verlag ist es gelungen mit seiner neuen Produktreihe «Kunst zum Hören» das Hörbuch um eine sinnliche dimension zu erweitern. Konkret heisst das, man lauscht den Erläuterungen eines Kunstexperten und schaut sich gleichzeitig im dazugehörigen Buch die besprochenen Kunstwerke an. cp Kunstwerke für alle Sinne: Hör- und Bilderbuch in einem.

kunst zum hÖren: meisterWerke aus dem kunsthaus zürich, hrsg. zürcher kunstgesellschaFt, kunsthaus zürich, deutsch 2009. 44 seiten, 33 FarBige aBB. geBunden, mit cd, erscheinungstermin: oktoBer 2009, WWW.hatjecantz.de

CULTURE CLUB P o P Eine Sänge-

rin wie Paloma Faith nennt sich natürlich «Chanteuse». Weil das so wunderbar passt zu ihrem pompösen Äusseren und ihrer enigmatischen Vita: Aushilfe in der Geisterbahn, Burlesquetänzerin, Verkäuferin bei Agent Provocateur. dann entdeckt und durchgestartet, dank einer wunderbaren SoulStimme. Soeben erschienen: Paloma Faith: do you Want the truth or something BeautiFul (sony)

k l a ss i k Cecilia Bartoli hat sich bei «Sacrificium» mit der Geschichte der Kastraten in all ihrer Komplexität auseinandergesetzt. Sie erzählt von ihrer Schönheit, ihrem Glanz, aber auch von ihrer Grausamkeit. das «zeitalter der Kastraten» war Inspiration für einige der virtuosesten Repertoires, die jemals für die menschliche Stimme geschrieben wurden. sacriFicium la scuola dei

castrati: cecilia Bartoli singt am 10.10.2009 in der tonhalle. die cd erscheint im oktoBer Bei der deutschen grammoPhon.

h au s h a lt s r atg e B e r Kann Käse auch als Klebstoff

verwendet werden? Und wie bringen Sie schalen Champagner zum Sprudeln? «Vom Fleck weg» ist eine Sammlung von Tipps rund um den Haushalt, die verblüffende und längst vergessene Lösungen aus den 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts bieten. Ratschläge, die in den zeiten der LOHAS (Lifestyle of Health and Sustainability) brandaktuell sind. vom Fleck Weg – rund 1000 tiPPs

und tricks Für haushalt, garten, gesundheit. gesammelt von erica matile. salis verlag, Franken 34.80

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d e s i g n Alle zwei Jahre findet die grösste Ausstellung für designmöbel und Inneneinrichtung statt. Neuheiten und Trends von nationalen und internationalen Herstellern aus den Bereichen Möbel, Leuchten, Küchen, Bad, Bodenbeläge, Wohnaccessoires und Textilien werden gezeigt. «neue räume 09»: 24.10. – 1.11. 2009 in den aBB-hallen 550, zürich oerlikon, Weitere inFormationen unter WWW.neueraeume.ch

serie Serienfreaks aufgepasst – das hier

ist was anderes als bissige Frauen- und Krankenhauslegenden. Bei «True Blood» geht’s ans Eingemachte: Unzimperlicher Sex, Intrige und immer wieder Blut im zentrum der Vampirsaga, erklärt, warum die neue Serie von «Six Feet Under»-Produzenten Alan Ball erst nach 22 Uhr ausgestrahlt wird. In den USA hat «True Blood» Kultstatus und wurde mehrfach ausgezeichnet. jeWeils donnerstags, 22.45 uhr, sF zWei.

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«Ein Spiel für Masochisten» Zu Besuch bei Wolfgang Joop, der demnächst 65 wird, so scharf schiesst wie Oscar Wilde und Kleider ausserhalb der Mode entwirft. Ein Portrait.

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TEXT ANGELIKA HAGER*

in Szenario wie aus einem erlesenen Jahrhundertwenderoman. Mutter Joop, hochbetagt und dennoch preussische ‹Grande Dame› vom Scheitel bis zur Sohle, öffnet die Tür der «Villa Wunderkind» in Potsdam, drei Hündchen umspielen ihre Beine. Der, der am lautesten kläfft, heisst überraschenderweise Wolfi, ein Pommerscher Spitz. Da geben sich die Dalmatinerin Gretchen und die Rhodesian Ridgeback Charlotte weitaus abgeklärter. Hunde dürften im Leben von Wolfgang Joop mehr als nur Haustierstatus geniessen. Man erinnert sich an das vor Jahren im Boulevard breitgetretene Sorgerechtsdrama um eine Hündin namens Lottchen, die Joop und seinen frischgebackenen russischen Ex-Lover Dimitrij sogar vor Gericht geführt haben soll. Doch das war in der New Yorker Phase im Leben des demnächst 65-jährigen Designers, und da war alles eben noch ganz anders. Zwanzig Jahre lebte man mit einem ständigen Hangover, doch «jetzt ist die Party längst vorbei», wie er später nicht müde wird zu betonen. Allein das Trinkwasser in New York war ja schon ein Problem – voll der Ausscheidungsspuren von diesen angstlösenden Medikamenten: «In Amerika wirft doch jeder, bevor er überhaupt erst ausser

Haus geht, schon einmal eine AntiPaniktablette ein.» Madame Joop, ebenfalls eine Charlotte mit Vornamen, geleitet auf die Terrasse mit Blick auf einen parkähnlichen Garten und einen mit Seerosen übersäten Teich jenseits des Anwesens. Sie erzählt unbekümmert davon, dass sich ihr Sohn als Kind bei kurvigen Autofahrten auf Bergstrassen gerne aus dem Fenster erbrochen hat.

Ehrlich und direkt Es wird Kaffee in grossen, blauen Tassen und selbst gemachter Obstkuchen gereicht, zwei Villen weiter wohnt der Fernsehmoderator Günther Jauch. Auftritt des grossen Wolf, dessen muskulöser Oberkörper von einem pinkfarbenen V-Pullover umhüllt wird; um den Hals schlingt sich ein Secondhand-Schal, denn er kleidet sich selbst gern auf Flohmärkten und Gebrauchtwarenläden ein. Die Sonnebrille wird nicht mehr abgenommen, gestern war leider wieder so eine Nacht, wo der «Osten in mir mit mir durchgegangen ist». Das «Bürgerliche» schlägt ja bei Wolfgang Joop, wie er später zugibt, dennoch immer wieder durch. Jetzt, wo ihn seine Tochter Jette, die Modeund Schmuckdesignerin, schon wieder zum Grossvater gemacht hat, wahrscheinlich ganz besonders. Sein eigener Grossvater soll auf dem Potsdamer

Landgut, auf dem Joop seine Kindheit verbracht hatte, Besuch mit dem Satz «Lina, deck’ die Betten ab, die Gäste wollen gehen» um Punkt acht unerbittlich hinauskomplimentiert haben. Ehrlichkeit und gnadenlose Direktheit prägen auch den Interviewstil seines Enkels. Joop veredelt seine verbale Schonungslosigkeit zusätzlich mit der Gabe, Kommentare und Aphorismen auf Oscar Wilde-Niveau aus der Hüfte zu schiessen. Er ist ein brillianter Querdenker, der bei seinen Gedankensprints von den Nackttänzen Anita Berbers, einer Dekadenz-Diva der Weimarer Republik, bis zu Angela Merkels früherem Frisurproblem und dem Machostolz der islamischen Welt in einem Affentempo hin- und herschiesst. Eine Tour de force seiner Sprachbegabung lieferte Joop 2003 mit seinem autobiographischen Roman «Im Wolfspelz», in dem der damals modeabstinent Lebende auch zur Abrechnung mit seiner Branche angetreten war, «diesem dadaistischen Vakuum, in dem die Puppenspieler verzweifelt versuchen, sich zu einer Stilinfusion für die nächste Kollektion zu verhelfen». Das Gerücht, dass er von den Spin-Doctoren der CDU Angebote bekam, Angela Merkel zu stylen, dementiert er entschieden: «Davon ist kein Wort wahr. Abgesehen davon: Ich würde niemals eine öffentliche Person stylen. Und Frau Merkel ››› WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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sieht sowieso aus, wie sie ist. Frisch aus dem Mädchenpensionat der Jahrhundertwende.» Trotzdem ist er der Überzeugung, dass Politiker, «die ohnehin keine Macht und kein Potenzial haben, irgendwas zu bewegen, weil die Macht längst den Banken und Konzernen gehört», eigentlich wenigsten die Verpf lichtung hätten, «gut auszusehen und sich beim Volk wie Models mit Setkarten bewerben sollten». Mit seinem Umzug nach Potsdam, nach Jahren mit Wohnsitzen in New York und Monte Carlo, ist Wolfgang Joop vor knapp einem Jahrzehnt wieder an den Ausgangspunkt seiner Biographie zurückgekehrt, inklusive einer deutschen Steuernummer. Die Rückkehr an den Ort seiner Kindheit, in der die Bäuerin vom Nachbarhof ihm die warme Milch aus dem Kuheuter direkt in den Mund gespritzt hatte, fiel mit einer radikalen Wende seiner Karriere zusammen. Ende der 90er Jahre hatte Joop seine 1982 gegründete Marke JOOP! nahezu zur Gänze an den Hamburger Modekonzern Wünsche verkauft. Als schillernde Aussenfigur, der «wie ein Virtuose die Klaviatur der Medien zu spielen versteht», so seine Eigendefinition, und Designer sollte Joop dem Unternehmen weiterhin zur Verfügung stehen. Doch der Freigeist Joop kam mit der «Ideen- und Lieblosigkeit» der Wünsche-Manager schon bald nach der Übernahme nicht zurecht. Rückblickend bilanziert er seine JOOP!-Phase ohne einen Hauch von Sentimentalität: «Ich habe meine besten Jahre damit vergeudet, nicht mein Bestes zu geben, sondern versucht, den Geschmack der Massen zu treffen, um ihr Kleingeld einzusammeln. Ich habe mich in seltsame Kompromisse bugsieren lassen, die mich bis zur Wortlosigkeit deformierten.» 2001 kam es zum endgültigen Bruch mit dem Wünsche-Management: «Ich hatte es satt, mich mit Managern auseinander setzen zu müssen, die meine Arbeit als eine Art Selbsttherapie abtaten. So nach dem Motto ‹Dann nähst noch ein, zwei schräge Kleiderle, damit du nicht zu fruschtriert bist.› Der Eklat entstand nicht zuletzt wegen eines Interviews mit dem österreichi-

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schen Nachrichtenmagazin «profil», in dem Joop die Ereignisse des 11. Septembers in seiner unverblümten Radikalität kommentierte und unter anderem anmerkte, dass er es nicht bedaure, dass «das Symbol der Twin Towers nicht mehr steht, weil sie kapitalistische Arroganz symbolisierten». Wenn arabische Männer sich gedemütigt fühlten, würden sie sich eben «zu Killermaschinen verwandeln». Mit der Zerstörung der «phallischen Symbole des World Trade Centers» hätten diese gedemütigten Männer einen «Auftakt zu einer globalen Rache» gesetzt.

Selbstgewählter Exodus Das Interview hatte ein weltweites Joop-Bashing – von der «New York Post» bis zur britischen «Vogue» – zur Folge. «Ich habe damals gedacht, dass ich diese Vendetta rein physisch nicht überlebe», sagt er heute, «meine Geschäftspartner kündigten mir damals den Vertrag. Einen Mann, der solche geschäftsschädigenden Aussagen tätige, wollten sie vor allem nicht bezahlen. Ich habe mich für den Satz über die Twin Towers dennoch nie entschuldigt, denn sie waren ein Symbol der amerikanischen Hegemonie. Aber selbstverständlich bin ich immer gegen jede Art von Terror, Mord, Gewalt und Zerstörung.» Nach dem selbstgewählten Exodus aus seinem Lebenswerk verordnete sich Joop um die Jahrtau-

sendwende für einige Zeit Mode-Abstinenz: Er schrieb den «autofiktiven» Schlüsselloch-Roman «Im Wolfspelz», in dem er sowohl mit einer schmerzhaften Liebesgeschichte abrechnet als auch das Prinzip Mode als «Spiel für Masochisten und sinnentleerte Sportveranstaltung für Mitläufer» demaskiert. Sein Protagonist, der überraschenderweise Wolf heisst, sagt an einer Stelle: «Mit meiner Bisexualität habe ich gewartet, bis die Kinder aus dem Haus sind.» Der reale Wolf hatte sich während seiner Ehe- und Familienphase mit solchen Höf lichkeiten nicht aufgehalten: «Ich habe nicht gewartet. Ich wusste nur, dass mir Männer gefallen könnten. Mir hat aber damals zufällig kein bestimmter gefallen, ich bin ja doch ziemlich wählerisch.» Er zeichnete und stellte seine stark unter dem Einf luss von Egon Schiele stehenden Bilder unter dem Titel «Stillstand des Flüchtigen» in New York bei Sotheby’s aus. Er schlug aus Steinen Engelskulpturen und beschwor damit Erinnerungen an seine Kindheit, wo er gerne «viele Stunden auf dem Friedhof in Potsdam» verbrachte. Einer von den Sandstein-Engeln thront dort jetzt auf dem Familiengrab, wo Joops Vater Gerhard begraben liegt. Joops Engel trägt einen nicht unkleinen Penis und erregte dementsprechend die Gemüter, auch das der «Bild»-Zeitung. Er spielte in Oscar Roehlers Tragikkomödie «Suck My Dick» den sarkastischen ›››

Das Buch Wolfgang Joops Bildband «Wunderkind» ist eine opulente Werkschau. Gezeigt werden seine Anfangskollektionen, die massgeblich vom Trümmerfrauen-Look seiner Kindheit inspiriert waren, bis zu seinem jüngsten Schaffen für das Label «Wunderkind». Das 520 Seiten starke «coffeetable book» zeigt auch den bildenden Künstler Joop, seine von Egon Schiele inspirierten Zeichnungen, seine Skizzen und seine bildhauerische Arbeit. Der Bildband Wolfgang Joop, Wunderkind, erscheint Ende Oktober in der Collection Rolf Heyne und kostet 254 Franken, Herausgeber Edwin Lemberg und Inga Griese.

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Multitalent Wolfgang Joop: Liebt Second-Hand-Schals, Kunst und Trödelmärkte. WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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Zeitlose Entwürfe Die Spassgesellschaft war nämlich, so Joop, sowas von gestern, nur die internationale Mode hat noch immer nicht mitbekommen, dass «die Party und das Trarara» endgültig vorbei ist: «Schon nach dem 11. September hat sich die Mode benommen, wie Marie Antoinette auf der Flucht nach Varennes. Sie hat lange alle Zeichen überhört, und noch bevor sie in die Kutsche gestiegen war, ewig überlegt, was sie eigentlich anziehen soll. Beim Grübeln verspätete sie sich tödlich.» Auf dem Posten des Beobachters entwickelte Joop immer mehr Distanz zum Modegeschehen: «Nichts als überteuerte Ideenlosigkeit in diesem Zitat-des-Zitats-Zirkus, keine Aura, kein Geheimnis mehr. Manchmal kommt mir die Mode wie ein ekeliger Schlager vor, der, wenn er oft genug gespielt wird, von allen mitgesummt wird. Dieses Prinzip erklärt zum Beispiel den jahrelangen Erfolg von Prada oder Gucci, wobei ja Tom Ford kein Designer, sondern einfach nur ein Marketing-Mann war. Das einzig Angenehme an der Mode ist, dass sie sich so schnell verbraucht.» Er verstand plötzlich, «warum diese frustrierten Mode-Redaktricen rund um die Uhr schwarze Sonnenbrillen tragen mussten, denn diese Realität liess sich ja wirklich nur schwer ertragen». Seit 2003 agiert Wolfgang Joop mit seinem Label «Wunderkind» «ge-

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«Das einzig Angenehme an der Mode ist, dass sie sich so schnell verbraucht.»

gen jedes Trend-Diktat». Neben Selbstironie gehört die Verweigerung ganz oben auf seine Luxusliste. «Denn die Kleider, die ich für ‹Wunderkind› designe, sind zwischen den Trends und den Zeiten. Mit diesen Kleidern kann man alt werden. Sie stehen gegen die McDonaldisierung des Luxus, wie er in dieser klaustrophobischen Modewelt gepf logen wird. Der Zwang zur Individualität ist doch in nichts als Uniformität implodiert.» Für Joops zeitlose Entwürfe braucht man das nötige Kleingeld, denn «Wunderkind»-Kreationen kosten um die 1200 Euro; Abendkleider das Drei – bis Vierfache. In Post-Crash-Zeiten auf diesem Niveau zu operieren, findet er durchaus nicht verwerf lich: «Ich entwerfe für ein Luxussegment. Wäre ich jetzt bei JOOP!, müsste man sich Sorgen machen. Denn dort haben wir uns um den ehemals wohlhabenden Mittelstand gekümmert. Wir spielen in einem Segment, das mit Rezession weniger zu tun hat.» Vier «Wunderkind»Boutiquen gibt es inzwischen – in Berlin, auf Sylt und in der todschicken Londoner Mount Street, 2010 kommt auch noch eine Männerkollektion dazu, ein «Wunderkind»-Parfüm ist gerade in Arbeit. Mit «Wunderkind» hat sich Joop das Privileg geleistet, das auf seiner Luxusskala an ganz oberster Stelle steht: Freiheit. «Ich bezahle meine Rechnung selbst, produziere selbst und bin mein eigener Designer. Das besitzt in der Branche Unikatswert.»

*

* Angelika Hager leitet das Ressort Gesellschaft des österreichischen Nachrichtenmagazins «profil» und ist unter dem Pseudonym Polly Adler Kolumnistin.

Zur Person Wolfgang Joop wurde am 18. November 1944 in Potsdam geboren. Seine Kindheit verbrachte er auf dem Gutshof seiner Grosseltern. Seinen Vater Gerhard lernte er erst im Alter von acht Jahren nach dem Ende der Kriegsgefangenschaft kennen. Nachdem er lustlos Werbepsychologie und Kunsterziehung studierte, gewann er, gemeinsam mit seiner Frau Karin, bei einem Modewettbewerb einer Frauenzeitschrift die ersten drei Preise. Den internationalen Durchbruch schaffte der Vater von zwei Töchtern (Jette und Florentine) 1978 mit einer Pelz-Kollektion. 1982 gründete er die Firma JOOP!, die sich mit 14 Lizenznehmern bald vom Designer-Label zur Lifestyle-Marke wandelte. 1998 verkaufte er – für kolportierte 160 Millionen Mark – das Unternehmen zu 95 Prozent an den Hamburger Wünsche-Konzern. 2001 kam es zum endgültigen Bruch mit dem Konzernmanagement: Joop stand auch nicht mehr als Designer zur Verfügung. In Potsdam, wo er seit nunmehr seit mehr als einem Jahrzehnt lebt, gründete Joop 2003 die hochpreisige Linie «Wunderkind», vier Boutiquen folgten. Joop hat auch den Roman «Im Wolfspelz» und das Kochbuch «Hectic Cousine» verfasst.

FOTOS: GETTY IMAGES

Psychiater Dorian, was wohl als selbstironische Anspielung auf den Oscar Wilde-Roman «Das Bildnis des Dorian Gray» verstanden werden kann. Denn wie Dorian Gray kann sich Joop offensichtlich auch nur schwer von seiner früheren Schönheit trennen und erweckt den Eindruck, dass sein Gesicht im heutigen Zustand nicht nur durch Schmieren und extensiven Quellwasserkonsum zustande gekommen ist. Selbstironie, im Wertesystem von Joop «die allerhöchste Form von Luxus», beweist er auch da. Er bezeichnet sein Aussehen als das «eines alternden Models», an anderer Stelle sagt er: «Eigentlich sehe ich aus wie der Hauptgewinn der Spassgesellschaft, aber noch immer smashing...»

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AMUSE BOUCHE

Oyster Bar, New York: Austern für Anfänger

FOTO: PD

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ie Beavertale-Auster ist fraglos eine De- Portion in Teig frittierter Austern mit Ketchup und Mayonlikatesse, auch wenn sie mit 2.25 Dollar naise ein Stück altehrwürdiges New York zu gönnen. pro Stück noch nicht einmal die teuers- Zehntausende haben hier zum ersten Mal überhaupt eine te ist. Die wirkliche Spitze der Austern- Auster probiert, denn frittiert, paniert oder mit Spinat und auswahl wird hier allerdings von der Käse zur sogenannten «Rockefeller-Auster» überbacken, pazifischen Kumamoto oder der Windy lässt sich die weitverbreitete Abscheu vor dem gallertartigen Muschelf leisch doch leichter Bay aus Alaska überwinden. Austern für Anfänger repräsentiert. Wer Glibberiges aus werden hier geboten, ebenso wie für dem Meer nicht verachtet, dem bleibt Austernliebhaber. bei bescheiden ausgestatteter BriefTrends setzt die x-fach kopierte Austasche eine Auswahl an Seeigeln oder ternbar schon seit Jahrzehnten. Mit Venusmuscheln. Und Besserverdieihrem stets gleich bleibenden Angenende wählen den Maine-Lobster. bot hat sie dem allgemeinen Trend Willkommen in der weltberühmten hin zu exotischer oder mediterranNew Yorker «Oysterbar»! modischer Küche getrotzt. Auf der Dem Kellerlokal im Bahnhof Grand Getränkekarte sind keine «Sex and Central gebührt seit Jahrzehnten the City»-Drinks zu finden, dafür der Platz der Königin unter den Imeine altmodische, aber exquisite bisslokalen der Luxusklasse. FastBloody Mary. Austern, Meeresfood für Gehetzte wird hier geboten, früchte und Fische dominieren das Schnellimbiss für Wohlhabende, Angebot, kurz gebraten als Oyster Luxushäppchen für die kurze Pause Panroast oder als Cherrystone Clam zwischendurch oder für die WarPanroast, auf die man maximal drei tezeit vor der nächsten Zugabfahrt. Minuten an der Theke warten muss. Während Gastroplaner New York Den Neuanbietern in diesem Segmit den neusten Tapas-Theken und Frittierte Austern mit ment hat die «Oysterbar» vieles vorSushi-Lauf bändern überziehen, sich Sauce Tartare. aus: Während die Fastfood-Industrie malaysische Spezialitätenlokale mit mit der demografisch unauf haltnordindischen Vegi-Delis konkursamen Alterung ihrer Zielgruppen renzieren, scheint hier die Welt steerst allmählich zu erkennen beginnt, hen geblieben zu sein. dass die ältere ­ «silberne» ­ GeneratiAm Konzept, hochwertige Meereson die Läden stürmt und dabei auch produkte auch an der Bar und ohne gerne für qualitativ höher stehende viel Firlefanz anzubieten, hat sich Produkte tiefer in die Tasche greift, seit Gründung der «Oysterbar» im Jahr 1913 kaum etwas geändert. Sicher, der verheerende sind in der «Oysterbar» die männlichen Gäste unter 30 an Grossbrand von 1997 hat seine Spuren hinterlassen, doch einer Hand abzuzählen. Derweil hier junge Frauen in Grupdie Renovation ist geglückt: Die hohen Gewölbe sind wie- pen gemeinsam Austern schlürfen. Lässt sich doch dank der üppig gekachelt, und in den Mittagsstunden bleibt wie der kalorienarmen Meeresfrüchten nirgends so ausgiebig früher kein Platz frei. Seit sich der Grand Central Terminal schlemmen, ohne dass man am nächsten Tag gleich wieder vom gruftigen, steinigen Ungetüm zur angesagten Gastro- mit einer Saftkur beginnen muss. Dominik Flammer und Einkaufsmeile gewandelt hat, finden ab und an auch hamburgergeeichte Gaumen den Weg in die grossbürgerli- Grand Central Oyster Bar, Grand Central Terminal, che Gewölbehalle. Und sei es nur, um sich schnell bei einer New York City, www.oysterbarny.com WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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Christa Markwalder, Berner FDP-Nationalrätin aus Burgdorf: erzliberale Kämpferin für einen EU-Beitritt der Schweiz.

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«Frauen sind schwieriger zu motivieren als Männer.» WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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Seit sie Muammar al-Gaddafis absurde Pläne zur Aufteilung der Schweiz bekannt gemacht hat, ist Christa Markwalders Bekanntheitsgrad gesamtschweizerisch gestiegen. Als EU-Turbo oder Hanf-Liberalisiererin hatte sie sich schon zuvor einen Namen gemacht. Und wenn alles rund läuft, wird sie nächstes Jahr Präsidentin der Aussenpolitischen Kommission. TEXT DOMINIK FLAMMER FOTOS VERA HARTMANN

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espektierlich wurde sie in den Medien immer mal wieder auf das «brave Mädchen» aus dem Bundeshaus reduziert, allein ihres Aussehens wegens. Was die erzliberale Politikerin mit einer Handbewegung abtut: «Machos eben, die sich damit doch selber disqualifizieren.» Sicher mag sie braver wirken als die «bösen» Mädchen der SVP, jenen Jungpolitikerinnen, die selbst ihren Übervater Christoph Blocher an Linientreue noch zu überbieten versuchen. Doch von brav kann kaum die Rede sein, wenn man Christa Markwalders politisches Engagement verfolgt. Als Präsidentin der Neuen Europäischen Bewegung Schweiz (Nebs) ist sie bis heute eine der treibenden politischen Kräfte hinter dem Bemühen, die Schweiz aus der Isolation herauszuführen. Einer Isolation, wie Markwalder sagt, der sich die Schweiz kaum aus eigenen Kräften entziehen kann. Wenn man Christa Markwalder mit einer Charaktereigenschaft beschreiben müsste, so käme sicher schnell jene der grenzenlosen Optimistin. Denn Opportunismuspolitik ist ihre Sache nicht. Längst hätte sie sich sonst vom EU-Dossier abgewendet. Und sie wäre längst müde geworden, für das fast aussichtslose Vorhaben zu kämpfen, Hanf auf Konsumentenseite zu legalisieren. Und für ein Vorhaben, das ebenso an Popularität verloren hat, seit drei Frauen im Bundesrat sitzen: jenes nämlich, Frauen wieder vermehrt für die Politik zu gewinnen.

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Frau Markwalder, im vergangenen Frühjahr nannten Sie die Wahl einer vierten Frau in den Bundesrat als eines Ihrer obersten Ziele der laufenden Legislatur. Mit Didier Burkhalter hat nun doch ein FDP-Mann das Rennen gemacht. Sind Sie darüber enttäuscht? Zunächst bin ich sehr erfreut, dass unser Kandidat Didier Burkhalter das Rennen gemacht hat. In der Fraktion habe ich mich dafür eingesetzt, dass wir von Seiten der FDP ein Ticket mit einer Frau und einem Mann zur Wahl stellen. Das hat leider nicht geklappt. Offensichtlich ist der Leidensdruck nicht so gross, sitzen doch immerhin schon drei Frauen im Bundesrat. Doch es ging mir nicht nur um eine vierte Frau im Bundesrat. Sondern es wäre an der Zeit, dass auch die FDP wieder einmal mit einer Frau vertreten ist.

CHRISTA MARKWALDER (1975) Beruf: Juristin Arbeitgeber: Zurich Financial Services FDP-Nationalrätin aus Burgdorf (BE) Mitglied der nationalrätlichen Kommissionen für Aussenpolitik und Rechtsfragen. Verheiratet mit dem Chirurgen und Burgdorfer FDP-Stadtparlamentarier Walter Bär, der 26 Jahre älter ist als sie. Hobbys: Cello spielen, ihre Hunde, im eigenen Garten gärtnern.

Die einzige Kandidatin, die anfänglich genannt wurde, war Martine Brunschwig-Graf, eine Genferin. Doch nebst der Genferin Micheline Calmy-Rey wäre wohl kaum eine zweite Genferin vom Parlament goutiert worden? Das hätte ich für eine Übergangszeit nicht als Hindernis betrachtet, haben wir doch auch schon seit einiger Zeit zwei Zürcher Männer im Bundesrat, und niemand stört sich daran … Irgendwie hat man im Vorwahlkampf das Gefühl gehabt, der Anspruch der Frauen sei mit drei Sitzen vollumfänglich erfüllt. In der Tendenz ist es halt immer noch so, dass sowohl Frauen wie Männer grundsätzlich mehr Männer wählen. Zwar hat die Schweiz mittlerweile mit über einem Viertel Parlamentarierinnen selbst im europäischen Vergleich Fortschritte gemacht. Dennoch sind die Frauen, noch immer nicht genügend vertreten. Vom schwächsten Bundesrat aller Zeiten ist häufig die Rede: der UBSVergleich, das Zaudern in Sachen Bankgeheimnis und die Libyen-Affäre haben der Exekutive stark zugesetzt. Nur die Frauen im Bundesrat geniessen in der Bevölkerung noch viel Gunst, auf der Beliebtheitsskala aller Umfragen liegen sie auf den ersten drei Rängen. Zeichen der Schwäche oder der Stärke? Das ist vor allem ein Zeichen von Beliebtheit. Doch das darf man nicht überschätzen, denn für einen Bundes-

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«Wenn wir unsere Interessen nicht selber vertreten können, macht dies niemand anstelle der Schweiz.»

rat oder eine Bundesrätin darf die Beliebtheit nicht prioritär sein. In erster Linie müssen die Bundesräte das Land in der Gegenwart führen und auf die Zukunft vorbereiten. Und das geht in der heutigen Zeit nicht immer, ohne die Leute enttäuschen zu müssen. Das Paradebeispiel dafür war Pascal Couchepin. Er hat sich um seine Beliebtheit foutiert, aber gleichzeitig gewusst, dass seine Intelligenz und seine Weitsichtigkeit im Parlament sehr geschätzt werden. Man nimmt Sie als grenzenlose Optimistin wahr. Vor allem in der Europafrage. Als Präsidentin der Neuen Europäischen Bewegung Schweiz (Nebs) verkünden Sie unermüdlich, die Schweiz rücke der EU näher. In den politischen Diskussionen ist davon aber wenig zu spüren.

Der Zeitpunkt ist da, dass man sich von Denkverboten abwendet. Die Krise hat doch gezeigt, dass Nützliches und Liebgewonnenes wie die bilateralen Verträge für eine gewisse Epoche gut für die Schweiz waren. Dieser Weg hat zwar zu einer stärkeren wirtschaftlichen Vernetzung unseres Landes geführt, gelitten hat aber die politische Vernetzung. Die politische Isolation hat sich nun in der Finanz- und Wirtschaftkrise als grosser Nachteil für die Schweiz erwiesen. Wenn wir unsere Interessen nicht selber vertreten können, macht dies niemand anstelle der Schweiz. Sie müssen vor allem ihre eigene Partei überzeugen, denn ein EU-Beitritt wird nur gelingen, wenn sich die Parteien zusammenraufen und diesen Weg gemeinsam einschlagen.

Sicher braucht dieses Projekt eine überparteiliche Unterstützung. Gleichzeitig ist es am Bundesrat, in dieser Frage eine Leadership-Rolle zu übernehmen. Logischerweise brauchen wir auch die Unterstützung der Wirtschaft, die sich den EU-Binnenmarkt zunutze machen kann. Eine neue Dynamik zwischen Politik und Wirtschaft wird das Europathema wieder beleben. In Ihrer Partei dominieren nach wie vor die älteren Herren, die alle etwas angeschlagen erscheinen. Zeit für einen Generationenwechsel? Da tut sich doch zurzeit sehr viel. Nehmen Sie Didier Burkhalter, schliesslich ist der neue Bundesrat unter 50. In Bern wurde Christian Wasserfallen mit 27 Jahren in den Nationalrat gewählt, Isabelle Moret ist mit 39 Jahren Vizepräsidentin der Partei. Und ››› WOMEN IN BUSINESS · OKTOBER 2009 | No.02

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die Jungfreisinnigen sind eine gute politische Stimme und machen seit Jahren mit Themen der Generationengerechtigkeit auf sich aufmerksam. Sie gelten als erzliberal, selbst in der eigenen Partei. Schmerzt es Sie nicht, wie liberales Gedankengut allüberall über Bord geworfen wird: Staatsintervention bei der UBS, gesamtschweizerische Rauchverbote, Leinen- und Maulkorbzwang für Hunde, Werbeverbote, Video-Totalüberwachung. Diese Tendenz ist tatsächlich da, und darin sehe ich eine grosse Gefahr. Denn die liberalen Grundwerte wie Eigenverantwortung und auch die Verantwortung für die Mitmenschen sind doch der Kern einer erfolgreichen, modernen Schweiz. Wenn man nun politisch versucht, überall alles zu regeln, zu verbieten und vorzuschreiben, habe ich enorm Mühe damit. Dies gleicht einer Politik des Opportunismus. Wenn es irgendwo einen tragischen Vorfall gibt, fühlt sich die Politik aufgrund des Druckes der öffentlichen Meinung sofort bemüssigt, zu reagieren, wie wir dies etwa mit dem nationalen Hundegesetz sehen. Ähnlich ist es beim Rauchen. Sicher hat man während Jahren zu wenig Rücksicht auf die Anliegen der Nichtraucher genommen. Aber dennoch sollte man doch nicht per Gesetz verordnen, was eine Gesellschaft normalerweise untereinander aushandelt. Das klingt alles etwas ernüchternd. Sehen Sie dennoch Lichtblicke, die dem schweizerisch-liberalen Fundament entsprechen? Sicher, nehmen sie nur die Personenfreizügigkeit mit der erweiterten EU – dies entspricht einer absolut liberalen Grundhaltung. Ein anderer Lichtblick, wenn auch nur ein halber, ist die Reform der Familienbesteuerung, dank der Fremdbetreuungskosten steuerlich geltend gemacht werden können. Während sich die jungen SVP-Nationalrätinnen in ihrer Treue zu ihrem Übervater Christoph Blocher gegenseitig überbieten, haben Sie sich von den eigenen Parteiübervätern nie allzu sehr beeinflussen lassen. Haben

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Sie in der Politik oder vielleicht gar in der eigenen Partei dennoch männliche Vorbilder? Ich habe weder männliche noch weibliche Vorbilder. Die gibt es für mich nur situativ. Etwa wenn jemand gut argumentiert, versuche ich mir dies zu eigen zu machen. Glücklicherweise kennen wir in unserer Partei keinen Übervater. Ältere Männer scheinen Sie nicht zu schrecken. Zunächst verdrängen Sie Ihren Vater aus dem Kantonsrat, dann heiraten Sie mit Walter Bär einen Mann, der 26 Jahre älter ist als Sie. Nach dem Motto: Bändigen ist besser als bekämpfen. Wie Sie meinen, das können wir gut so stehen lassen. Hingegen scheinen ältere Männer eher ein Problem mit Ihnen zu haben. Wenig wurde etwa goutiert, dass ausgerechnet Sie Muammar al-Gaddafis Antrag an die UNO, die Schweiz aufzuteilen, publik gemacht haben. Das Hauptproblem in dieser Frage war die mediale, sensationsgerechte Aufmachung. Die Aufteilungspläne Gaddafis wurden schon am G8-Gipfel im Juni geäussert. Aufgrund des Antrags an die UNO haben jedoch andere Staaten von den abstrusen Intentionen des libyschen Regimes Kenntnis genommen. Als Vize-Präsidentin der Aussenpolitischen Kommission haben Sie doch sicher eine klare Haltung zur LibyenKrise. Was ist hier nach Ihrer Meinung falsch gelaufen? Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass jeder, der sich so aufführt wie Hannibal Gaddafi, in der Schweiz verhaftet werden würde. Insofern haben die Genfer Behörden nichts falsch gemacht. Der Rechtsstaat darf nicht mit unterschiedlichen Ellen messen. Pech war, dass die Libyer Micheline Calmy-Rey nicht als Aussenministerin, sondern in erster Linie als Genferin wahrgenommen haben. Vor allem ist es aber medial eskaliert, nicht zuletzt aufgrund der Ankündigung des Bundespräsidenten, dass die beiden Geiseln freikommen würden.

«Ich habe weder weibliche noch männliche Vorbilder.»

Frauen interessieren sich seit Jahren immer weniger für die Politik, auch ihr aktives Wahl- und Abstimmungsrecht nehmen sie immer weniger wahr. Und dies, obwohl sich Frauen heute in der Bundespolitik allen patriarchalen Strukturen zum Trotz doch besser behaupten als je. Sie haben sicher recht, dass wir das grösste Problem darin haben, die Frauen zu motivieren, überhaupt einmal politisch aktiv zu werden. Bei Frauen ist es nun einfach einmal so, dass nebst Familie und Beruf der Schritt in die Politik oft etwas zu viel ist. Das kommt jedoch auch bei Männern vor. Die grösste Hürde sehe ich aber darin, dass sich Frauen viel länger überlegen, ob sie für ein Amt oder eine politische Funktion geeignet sind, während sich Männer diese Frage kaum stellen. Ihr Selbstvertrauen, jedes ihnen angetragene Amt entsprechend ausüben zu können, scheint angeboren. Doch die Frauen stehen vor einem ganz speziellen Jahr. Wir werden nächstes Jahr mit Pascale Bruderer eine Nationalratspräsidentin haben, mit Erika Forster eine Ständeratspräsidentin und mit Doris Leuthard eine Bundespräsidentin. Drei Frauen, aus drei Generationen, mit drei unterschiedlichen Biografien und aus drei verschiedenen Parteien. Frauen haben auch in der schweizerischen Politik mehr Chancen, als dies viele glauben. Das zeigt doch nur, dass bei den Frauen politisch gesehen quasi eine Zwei-

klassengesellschaft entstanden ist. Einerseits sind da die Frauen, die wieder verstärkt an den Herd drängen, andererseits sind da die gut ausgebildeten Frauen, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Diese Entwicklung zeigt doch nur, welche Aufgaben die Politik zu übernehmen hat. Sie muss darauf drängen, dass eine Vereinbarkeit einerseits zwischen Ausbildung und Beruf und andererseits mit der Familie ermöglicht wird. Nicht dass eine Frau, die eine akademische Ausbildung anstrebt, vor den Entscheid gestellt wird, damit auf eine Familie verzichten zu müssen. Oder auf die Karriere. Diese Hürden sind in der Schweiz einfach immer noch zu gross. Es ist gesellschaftlich keine gute Entwicklung, wenn vierzig Prozent der Akademikerinnen kinderlos bleiben. Die Diskussion um Jasmin Staiblin, die Chefin von ABB-Schweiz, haben Sie ja sicher auch mitverfolgt. Das war eine unsägliche Diskussion. Bei einer erfolgreichen Managerin stellt man das Kinderkriegen derart ins Zentrum. Die Begründung, jemand in dieser Position sei auch temporär unersetzbar, war doch absurd. Man hat das monatelang planen können, wie dies bei einer Schwangerschaft der Fall ist. Wenn ein Manager einen Unfall oder ein Herzinfarkt hat, muss der Konzern ja auch weiter funktionieren. Und das ist nicht einplanbar. Von einem Grosskonzern wie ABB kann durchaus erwartet werden, dass er dies im Griff hat, und das scheint ja auch der Fall zu sein. Der Fall Staiblin zeigt doch, was für extrem reaktionäre Haltungen selbst in der Presse vorhanden sind. Sie sitzen bereits seit sechs Jahren im Nationalrat. Wie lange wollen Sie dieses Amt wahrnehmen? Eine Limite habe ich mir nicht gesetzt, aber sicher werde ich nicht die nächsten zwanzig Jahre im Nationalrat bleiben. Ich bin nach wie vor von der Politik begeistert. Die nächsten beiden Jahre werde ich, wenn alles normal läuft, das Präsidium der Aussenpolitischen Kommission haben. Eine spannende Aufgabe, auf die ich mich sehr freue …

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