1UP September 2012

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Unterwegs mit Familie Widmer — Seite 8 7 Blinde Mäuse ­— Seite 12 Interview mit David Zbinden — Seite 20 Warum will Gott Moses killen? — Seite 26

SMALLGROUP?

ICF Basel Magazin Issue No .5 — September 2012



EDITORIAl Manuel Schmid (Senior Pastor ICF Basel)

Willkommen zurück aus den Ferien! Die meisten von euch haben sich in den letzten Wochen einige arbeitsfreie Tage gegönnt: Ausschlafen, Bücher lesen, Mails ignorieren, den Balkon besetzen, vielleicht auch Reisen, im Meer baden… Vor allem aber: Ausgiebig Zeit verbringen mit der Familie oder mit Freunden, zusammen essen, reden, lachen, geniessen.

Noch bevor die ersten Menschen ihr Handwerk entdecken, die Zivilisation entwickeln, sich selbst übertreffen mit ihrem Geschick und Eifer, noch bevor sie irgendetwas richtig oder falsch machen können, verbringt Gott einen Tag der Gemeinschaft mit ihnen. Gott selbst feiert den ersten Sonntag. Und er gebietet uns, dasselbe zu tun.

Das ist doch eine gute Erfindung! Und sie geht auf Gott selbst zurück: Er macht uns vor, was es heisst, einen Schritt von der Arbeit weg zu machen.

Wir starten mit dieser Ausgabe von »1UP« gewissermassen ins zweite Halbjahr als Kirche. Die Sommerferienzeit geht langsam aber sicher vorbei, und der erste Montag nach den Ferien hat uns entweder schon eingeholt oder wartet auf uns – freundlich lächelnd bis grimmig dro-hend. Wie auch immer: Was unserem Leben eine einzigartige Qualität gibt, ist dieser Gott, der die Begegnung mit uns sucht und sich an uns freut, noch bevor wir am Montag den ersten Fuss auf den Boden setzen!

Gleich nach der Erschaffung des Menschen legt Gott eine Pause ein, macht erst mal Sonntag (vgl. 1. Mose 1). Wohl nicht aus Erschöpfung, sondern einfach, um den frischgebackenen Menschen zu geniessen. Sich an uns zu freuen. Durch den Garten zu spazieren und Zeit mit uns zu verbringen. Damit macht Gott gleich in der Geburtsstunde der Menschheit ein fundamentales Statement. Nämlich dass er die Menschen liebt und sich an ihnen freut, bevor sie irgendetwas geleistet haben.

Wir sind ihm als Personen wichtig, nicht einfach als Arbeitskräfte.

Dieser Herzschlag Gottes für jeden Menschen macht uns auch als Kirche aus. Wir sind nicht zuerst eine Arbeitsvereinigung mit ambitionierten Zielen für die Zukunft, sondern eine Gemeinschaft von Menschen, die von Gott noch vor aller Leistung geliebt sind.

Dieses Heft gibt uns einen Einblick ins »Innenleben« von ICF Basel – in die Geschichten von Menschen, die miteinander unterwegs sind, Gott erleben, füreinander beten, zusammen essen, reden, lachen… Das ist Kirche! Und bevor ihr weiterblättert… noch eine Promo für einen aussergewöhnlichen Ort der Ge-meinschaft im ICF Basel: Am 9. November findet wieder ein unvergesslicher »Friday Night«-Abend statt. Hier kommen wir als Gesamtkirche zusammen (ICF Basel und ICF Baselland), prosten uns zu und erleben eine Talkshow, die uns auf den neusten Stand in Sachen Vision, Veränderungen und Kuriositäten bringt… Wer das verpasst ist selber schuld! Also dann: Auf ein zweites Halbjahr Kirche live! »Gemeinsam beteten sie täglich im Tempel zu Gott, trafen sich zum Abendmahl in den Häusern und nahmen gemeinsam die Mahlzeiten ein, bei denen es fröhlich zuging und großzügig geteilt wurde. Sie hörten nicht auf, Gott zu loben, und waren bei den Leuten angesehen. Und jeden Tag fügte der Herr neue Menschen hinzu, die gerettet wurden.« [Apostelgeschichte 2,46-47]

Was wir als Kirche tun – und wir haben viel vor! – ist gegründet in dem, was wir als Kirche sind: Menschen, die miteinander das Geheimnis der Liebe Gottes leben. Foto: Elias Kaiser /// S.03


USHERS «Hallo. Grüezi. Guten Morgen. Guten Abend. Schön, dass ihr heute hier seid. Darf ich dir einen freien Sitzplatz zeigen?» Diese und noch viele weitere Worte benutzen wir „Ushers“ des ICF Basel, um die Gottesdienstbesucher willkommen zu heissen. Doch wer sind die Leute mit den weissen TShirts, die allen Gästen einen schönen Tag wünschen? Das Wort „Usher“ stammt aus dem Englischen und bedeutet „Platzanweiser“.

Wir versuchen, eine angenehme Atmosphäre zu schaffen, damit sich die Besucher wohl fühlen. Falls jemand Fragen hat über das ICF, zum Gottesdienst oder wo die Toiletten sind, geben wir gerne Auskunft. Auch sind wir bereit, auf neue Leute zuzugehen und sie dem Thema Jesus näherzubringen. Wir möchten, dass sich alle Leute bei uns wohl fühlen. Vor ein paar Wochen fand ein Usher-Meeting mit Manuel Schmid statt. Er erklärte uns seine Vision vom Usherdienst. Wir sind die Gastgeber des Gottesdienstes, schaffen Ordnung und Sauberkeit, nehmen die Besucher in Empfang, helfen ihnen bei Unklarheiten weiter und gehen offen auf neue Gäste zu. So, als ob man zu Hause Gäste empfangen würde.

Durch das weisse Usher-T-Shirt sieht man sofort, dass wir Teil der Kirche sind. Dies macht das Ansprechen fremder Leute viel einfacher.

So kommt man mit verschiedenen Menschen in Kontakt, mit denen man sonst vielleicht nie sprechen würde. Es entstehen immer interessante Gespräche und man lernt neue Leute kennen. Ein ganz normaler Sonntagmorgen im Usherdienst läuft folgendermassen ab: Der Treffpunkt ist um viertel nach neun im Gundelicasino. Meistens sind die anderen Teams wie die Techniker oder die Roadies schon in vollem Einsatz, um den Gottesdienst vorzubereiten. Unsere Aufgabe ist es, den Welcome Point vorzubereiten, die aktuellen Flyer aufzulegen, diverse Schilder oder Plakate zu installieren und noch vieles mehr. Wenn alles aufgebaut ist, gibt es den sogenannten „Runthrough“. Alle Teams, die beim Morgengottesdienst mithelfen, setzen sich zusammen hin. Nun wird der Ablauf der Veranstaltung besprochen. Wir erfahren das Programm; wann die Band welche Songs spielt, wann die Ushers die Kollekte einsammeln, um welche Zeit die Predigt beginnt etc. Danach werden meistens die Aufgaben verteilt. Ein Usher ist immer am oberen Eingang und begrüsst als Erster die Gottesdienstbesucher. Zwei von uns befinden sich am unteren Eingang und der letzte Usher ist zuständig für den „Welcome Point“. Hier wenden sich die Gäste mit Fragen an uns oder

leihen sich einen Kopfhörer für die Englischübersetzung aus. Während dem Gottesdienst ist ein Usher draussen vor der Tür und behält einen Überblick, was in den Gängen vor sich geht. Danach öffnen wir die Türen und heissen alle Gottesdienstbesucher willkommen. Dies ist der interessanteste und wichtigste Teil für uns. Wir sprechen mit den Gästen, beantworten ihre Fragen, weisen Plätze zu und führen Gespräche mit Leuten, die neu im ICF Basel sind. Danach beginnt die Predigt. Natürlich begrüssen wir auch alle Besucher, die zu spät kommen, halten ihnen die Türen auf und zeigen ihnen freie Sitzplätze. Später wird die Kollekte eingesammelt und ausgezählt. Nach dem Gottesdienst geht es ähnlich weiter wie zu Beginn. Man verabschiedet einerseits bereits Gäste, die eilig davoneilen, geht andererseits aktiv auf neue interessierte Leute zu und gibt den alteingesessenen Bekannten ermutigende Worte mit auf den Weg. Nach diesem interessanten Morgen verabschieden sich die Leute des Usher-Teams voneinander und freuen sich auf den nächsten Einsatz, am Sonntag in drei Wochen. Die Mithilfe an den Gottesdiensten ist sehr abwechslungsreich und meistens spannend. Natürlich werden auch immer neue Helfer gesucht. Es würde uns sehr freuen, wenn sich bald noch mehr für das „Ushern“ interessieren würden! Lust, auch mal als Usher mit dabei zu sein? Melde dich bei: Joel Rominger (jo.rominger@bluewin.ch)

Autorin: Madeleine Lack /// S.07


Unterwegs mit

Familie Wiedmer


Stephan, Jeannine, Amy und Lyn Wiedmer ziehen im Sommer 2012 vom beschaulichen Baselbiet in die Londoner Metropole, um dort die „Shelter Community“ zu gründen. Wie es dazu kam, erzählen uns Jeannine und Stephan in einem persönlichen Interview:

Vor einigen Jahren etablierte sich in eurem Zuhause in Gelterkinden die Idee des 'offenen Hauses', in das ihr regelmässig Jugendliche und junge Erwachsene eingeladen habt. Wann und aus welchem Impuls heraus entstand das 'Open House' und was genau ist darunter zu verstehen? Als 2008 unsere zweite Tochter Lyn auf die Welt kam, wurde es organisatorisch immer schwieriger, Freiräume zu schaffen, um z.B. unsere Small Groups zu besuchen und den Kontakt zu den jungen Menschen zu pflegen, die wir von unserer langjährigen Jugendarbeit her kannten. Da wir schon immer sehr gerne Gäste bewirtet haben, entschieden wir uns damals, die Leute regelmässig zu uns nach Hause einzuladen. „Chumm wie de bisch – und fühl di wohl!“ war die Devise. Dahinter stand auch die Idee, junge Menschen in einem familiären, sicheren Rahmen in Kontakt zueinander zu bringen und Gespräche anzuregen, von denen alle untereinander profitieren konnten.

Was sind die grössten Schwierigkeiten und Nöte, mit denen junge Menschen heutzutage zu kämpfen haben? Unserer Meinung nach ist das der Leistungsdruck, verbunden mit einer oftmals bemerkbaren Orientierungslosigkeit. Vieles wird in diesem Alter neu definiert, es findet ein Identifikationsprozess statt. Fehlende Rollenbilder - z.B. durch kaputte Familienstrukturen oder durch fehlende gesellschaftliche Vorbilder - tragen dazu bei, die jungen Menschen zu verunsichern. Das heutige Überangebot an Möglichkeiten tut ein Übriges und erzeugt

oft einen inneren Druck und die Angst, sich für eine „falsche“ Möglichkeit zu entscheiden und dadurch womöglich ganz viel zu verpassen. Man spricht hier auch von der „MaybeGeneration“. Weil alles möglich ist, sind viele heillos überfordert. Manchmal entscheiden sich die Jugendlichen falsch, weil sie nicht gelernt haben, genauer zu hinterfragen, und landen dann an Orten, wo sie eigentlich gar nicht hinwollten. Gut, wenn dann jemand da ist, der sich Zeit nimmt, den jungen Leuten zuhört und sie anregt und unterstützt, ihre eigene Identität zu finden. Viele Menschen haben heutzutage zudem eine sehr tiefe Frustrationsgrenze. Sie haben nicht gelernt, mit herausfordernden Situationen und Enttäuschungen umzugehen. Sei es durch konfliktscheue Eltern oder Familienstrukturen, in denen die Eltern prinzipiell alle Probleme ihrer Kinder aus dem Weg geräumt haben. Viele Leute haben auch überhöhte Erwartungen an sich selbst, ihre Umwelt und das Leben an sich. Das ist eine Form von Egoismus. Wir sollten nicht fragen: „Was kann mir das Leben denn so alles bieten?“. Sondern wir sollten „Ja!“ sagen zur Realität und fragen: „Was kann ICH mit meinem Leben den Anderen bieten?“.

In the midst of a storm everyone needs the shelter of others. Inmitten eines Lebenssturms braucht jeder den Schutz von anderen.

Ihr fühlt euch seit geraumer Zeit berufen und werdet ab Sommer 2012 dem Baselbiet den Rücken kehren, um nach London zu ziehen, wo im Vorort Lewisham eine neue Art von Open House eröffnet wird: die Shelter Community London (SCL). Dort bietet ihr jungen Menschen in eurem neuen Zuhause die Möglichkeit eines Time out bzw. einer Auszeit. Wie kam es dazu? Jeannine: Vor etwa drei Jahren spürten wir ganz deutlich, dass die Zeit gekommen war, sich neu auszurichten. Stephan fragte sich, ob er eine Stelle als Vollzeitlehrer anstreben und mit einer Weiterbildung beginnen solle. Wir beteten um Gottes Führung und fragten ihn, wo er uns denn gerne haben wolle. Eines Tages sprach Gott sehr deutlich und sehr klar zu mir in Bezug auf London. Das kam für mich, im wahrsten Sinne des Wortes, wie aus heiterem Himmel und ich war sehr aufgeregt. Bis dahin hatten wir kaum einen Bezug zu England und ich erzählte Stephan von diesem Erlebnis. Wir beschlossen, Gottes Reden ernst zu nehmen und weiterhin dafür zu beten, dass Gott uns zeigt, was er genau damit meint. Sehr rasch wurde uns klar, dass Gott etwas völlig Neues mit uns im Sinn hatte. Stephan: Im gleichen Jahr flog ich nach Rwanda, um dort das von ICF und Intermission gegründete „trueloveacts“-Projekt zu unterstützen. Wir diskutierten immer wieder darüber, wie es möglich sein konnte, dass in einem überwiegend christlichen Land ein solch grausamer Völkermord stattfand. Man empfahl mir, das ortsansässige „National Museum of Rwanda“ zu besuchen. Je tiefer ich im Museum in die Geschichte des Landes eintauchAutorin: Ninette Guida / Foto: privat /// S.09


te, umso mehr nahm sie mich gefangen. Kurz bevor wir das Museum verliessen, sprang mir plötzlich dieser Satz in’s Auge:

Wer sein Leben hingibt für andere, der rettet die ganze Welt. Da wusste ich, dass Gott zu mir gesprochen hatte. Diese Zeilen berührten mich sehr tief. Gott sagte mir mit diesem Satz, dass auch ich bereit sein solle, mein bisheriges Leben hinter mir zu lassen. Dass mein Auftrag darin bestehen sollte, Menschen zu helfen, in der Beziehung zu Jesus und der Wahrheit Gottes verwurzelt zu werden, damit sie in schwierigen Situationen in ihrem Leben die Kraft haben, das Richtige zu tun.

Shelter Community - wie sieht das in der Praxis aus? SCL wird von drei Säulen getragen: dem ‚Time out home’, dem ‚Community College’, welches langfristig integriert werden soll, und der Stadtgemeinschaft London-Lewisham. ‚Time out home’ ist eine verbindliche Gemeinschaft, die für drei bis zwölf Monate ein sicheres Zuhause bietet und in dem junge Menschen unterstützt werden, sich von herausfordernden Situationen zu erholen (Missbrauch, Mobbing, Verlust eines geliebten Menschen, Schulabbruch und Neuorientierung etc.). Durch zuverlässige Tagesstrukturen und ein individuelles Coaching entsteht neue Stabilität. Eine gute Veränderung geschieht durch Liebe, Zuwendung und Transparenz. Nur so kann Vertrauen wachsen und ein gemeinsamer Weg gegangen werden. Im Community College sollen individuelle Gaben und Talente entdeckt und gefördert werden. Ein zentraler Aspekt ist das Studium der Bibel und die Verwurzelung der Identität in Jesus. Ausserdem kann in Zusammenarbeit mit einer lokalen Sprachschule ein Sprachkurs besucht und ein englisches Sprachdiplom erworben werden. Um die Sozialkompetenz und Sekundärtugenden wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zu fördern und zu stärken, besteht der auf biblischen Prinzipien beruhende praktische Dienst am Nächsten und die Möglichkeit von ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Stadtgemeinschaft. Unsere Community soll Vorbildcharakter bekommen und damit bereits wertvolle Impulse für die künftige Entwicklung der Stadtgemeinde und die kommende Generation setzen. Wir haben gute Kontakte zur lokalen King’s Church London knüpfen können, die sich

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ebenfalls für sozial Schwache einsetzt und in der Jugendarbeit engagiert. Es sind bereits Freundschaften entstanden. Die Menschen dort beten für uns und beteiligen sich aktiv an der Suche nach einem geeigneten Haus, in dem – je nach Grösse des Hauses - zwei bis acht Jugendliche mit uns leben können. Langfristig hoffen wir, dass weitere Interessierte zu einem späteren Zeitpunkt in Gastfamilien untergebracht werden können, welche sich mit unserem Projekt identifizieren und mit Leidenschaft helfen, dieses mitzutragen.

Wir Christen sind dazu berufen, die Ersten zu sein, die helfen und die Letzten zu sein, die loslassen! Wie bewirbt man sich für ‚Time out home’? Mit der „Stiftung 34“ haben wir ein kompetentes Team hier in der Schweiz, das uns in allen administrativen Belangen unterstützen wird. Das Stiftungsteam ist sehr gut vernetzt und wird ein erstes Auswahlverfahren durchführen. Es werden intensive Gespräche geführt und dann wird entschieden, ob SCL zu dem Jugendlichen passt oder ob dieser an eine andere soziale Institution mit dem Schwerpunkt Jugendarbeit weiterempfohlen wird. Wichtig ist, dass der Jugendliche, der nach London kommt, genügend stabil ist, damit er dem Umzug in ein völlig neues Umfeld gewachsen ist.

Thema Finanzen - wie finanziert ihr euch? Einerseits sind wir in Kontakt mit einer weiteren Stiftung, die sich durch den Kauf eines Hauses beteiligen würde, welches wir nutzen könnten. Betreffend ‚Time out home“ hoffen wir auf eine Teil- oder Eigenfinanzierung durch die Familien und Bezugspersonen der Jugendlichen (Gemeinden, Small Groups, Freunde usw.). Spenden von Institutionen und Privatpersonen, die gerne sozial investieren möchten, nehmen wir mit Freude und Dankbarkeit entgegen. Stephan schaut sich ausserdem intensiv nach einem Teilzeitjob um, der sich mit seiner Aufgabe bei SCL als Betreuer und Coach vereinbaren lässt.

Wie haben eure Töchter auf die Umzugspläne reagiert? Grundsätzlich positiv. Durch Besuche in Lewisham sind sie schon ein wenig mit unserem künftigen Wohnort vertraut geworden. Wir wurden auch bereits von Gemeindemitgliedern aus

der Nachbarschaft eingeladen und es ist erstaunlich, welche Fortschritte unsere Töchter jetzt schon in der englischen Sprache machen. Auch in der King’s Church gibt es übrigens einen „Chinderexpress“ und wir sind sicher, dass Lyn und Amy sich schnell einleben werden.

Jede Veränderung erfordert Mut und ist auch immer mit Risiken verbunden. Wie geht ihr mit diesen Unsicherheiten um? Wir helfen uns gegenseitig, falsche Muster zu erkennen und kommen damit gemeinsam vor Gott. Ein falsches Muster ist es, Gottes Auftrag an uns nicht zu vertrauen. Das „aus der Hand geben können“ üben wir täglich im Gebet. Sicherlich wird es viele Herausforderungen geben, aber diese werden nicht unüberwindbar sein. Wir gehen voraus, verlassen das Bekannte und lernen, zu vertrauen. Wenn wir das selbst nicht könnten, wäre die Mission im doppelten Sinne gescheitert. Genau dazu wollen wir ja die Jugendlichen ermutigen. Sehr ermutigt hat uns übrigens auch, dass in die ICF Jugendarbeit neue, motivierte Leute wie Raffi, Timon, Joel, Salome, Philip und andere gekommen sind, die unsere Arbeit weiterführen. Dies war uns ein sehr grosses Anliegen! Wir sind extrem dankbar und sehen das als Geschenk Gottes. So können wir „loslassen“ und weiterziehen.

Worauf freut ihr euch am meisten? Jeannine: • auf das grosse Abenteuer, dass wir gemein sam als Familie erleben werden • wir freuen uns auf jeden Menschen, der eine Zeit lang ein Zuhause bei uns finden kann • auf Yorkshire Pudding mit Gravy Stephan: • auf die Momente, an denen wir Leute nach einigen Monaten verabschieden und stau nen dürfen, was Gott an ihnen getan hat • auf die neuen Bekannten und Freundschaf ten und auf „die alten Bekannten und Freun de“, die uns besuchen werden • auf die King’s Church und ihre bunte, multi nationale Kirchengemeinde

Wir sind sehr gespannt, wie es bei euch weitergeht und werden in einem der nächsten 1UP’s darüber berichten. Mehr Informationen zur Shelter Community London sind zu finden unter: www.sclondon.org


ALPHALIVE Eine Entdeckungsreise zu Gott. Wo? Räume der Evangelischen Täufergemeinde ETG, Missionsstrasse 37 in Basel Wann?

BETAKURS Stärke deinen Glauben im Alltag

Jeweils Mittwoch’s & an einem Samstag Mittwoch, 12.9.2012, 19.00 - 21.00 Uhr Mittwoch, 19.9.2012, 19.00 - 21.00 Uhr Mittwoch, 26.9.2012, 19.00 - 21.00 Uhr Mittwoch, 10.10.2012, 19.00 - 21.00 Uhr Samstag, 20.10.2012, 14.00 - 19.00 Uhr

„Wie kann ich am Montag umsetzen, was ich am Sonntag in der Kirche gehört habe“? Wer könnte von dem Kurs profitieren? Personen, die ihre ersten Schritte im Glauben bereits gemacht haben oder schon länger Jesus nachfolgen. Was erwartet euch in diesem Kurs? Der Betakurs findet im Herbst 2012 zum ersten Mal statt. Im Mittelpunkt der Anlässe wird das Thema „Glaube im Alltag – wie kann ich

am Montag umsetzen, was ich am Sonntag in der Kirche gehört habe?“ stehen – das Ziel ist, einen praktischen Umgang mit Themen wie Hoffnung, Vergebung, Gnade oder Erlösung auch in den Alltag mitnehmen zu können, ohne sich als Christ von der Gesellschaft abzukapseln oder als Christ in der Gesellschaft nicht aufzufallen. Die Abende beinhalten Inputs und offene Diskussionsrunden, in denen man Fragen stellen darf, die man sich vielleicht an anderen Orten nicht zu fragen getraut.

Kosten? CHF 50 / CHF 30 für Schüler/Studenten/Lehrlinge (Betrag bitte am ersten Kurstag mitbringen) Anmeldeschluss: 5. September 2012 Kontakt? Manuel Schmid: manuel-schmid@icf-basel.ch Herbert Kumbartzki: kumbartzki@orange.fr Anmeldung unter www.icf-basel.ch/kurse

Wer? Leute mit einem hübschen Ehering an der linken Hand. Neue Ringe sind ebenso wie Oldtimer herzlich willkommen! Was? Die Ehelounge findet in einer Art Clubkeller statt, an gemütlichen Paartischen, umrahmt von Hintergrundmusik, Snacks, Wein und Getränken. Pro Abend steht ein Thema aus dem alltäglichen Eheleben im Mittelpunkt, wie zum Beispiel faires Streiten, Leidenschaft und Sex, unsere Unterschiedlichkeit, Finanzen usw. Der Abend beginnt mit einem kleinen Input zum Thema. Es folgt eine ausgiebige Zeit mit dem Ehepartner, in der Vertiefungsfragen erörtert werden. Anschliessend können noch „brennende“ Fragen gestellt werden. Unser Ziel: In einer lockeren, gemütlichen Atmosphäre eine Zeit mit dem Partner zu geniessen, in welcher ein aktuelles Thema konstruktiv als Paar besprochen wird. Die Ehelounge ist also ein Ort, an dem man sich regelmässig bewusst Zeit füreinander nimmt, sich als Paar reflektiert und sich auf verschiedene aktuelle Themen aus dem Beziehungsalltag einlässt. Das Ziel ist es also auch weniger, zerstörte Ehen wieder zusammenzuflicken, sondern eine gute Beziehung noch besser zu machen.

Wo?

Kontakt?

An der Bartenheimerstrasse 60 in Basel.

Benjamin Schaffner: benj.schaffner@icf-basel.ch

Wann? Jeweils der letzte Mittwoch im Monat, von 19.30 – 21.30

Keine Kosten, keine Anmeldung, einfach kommen!

29. August, 26. September, 31. Oktober, 28. November 2012

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blinde M채use


Sieben blinde Mäuse entdeckten eines Tages etwas Seltsames in der Nähe ihres Teiches. „Was ist das?“, riefen sie überrascht und rannten nach Hause. Die erste Maus lief am Montag hinaus, um das Geheimnis zu lüften. „Das ist eine Säule“, sagte sie. Die zweite Maus zog am Dienstag aus und behauptete: „Das ist eine Schlange.“ „Nein“, sagte die dritte Maus am Mittwoch. „Das ist ein Speer“. Am Donnerstag probierte es die vierte Maus. „Das ist eine grosse Klippe“, meinte diese. Am Freitag machte sich die fünfte Maus auf den Weg und rief: „Das ist ein Fächer!“ Die sechste Maus versuchte es am Samstag und meinte: „Das ist nur ein Seil.“ Aber die anderen waren nicht ihrer Meinung. Sie begannen, sich darum zu streiten, wer wohl Recht hatte. Bis am Sonntag die siebte Maus zum Teich ging. Als sie zu dem seltsamen Ding kam, lief sie an einer Seite hinauf und an der anderen hinunter. Sie verband das Erfühlte mit dem, was die anderen blinde Mäuse ertastet hatten und rief aus: „Ah, jetzt verstehe ich! Es ist fest wie eine Säule, geschmeidig wie eine Schlange, scharf wie ein Speer, weit wie eine Klippe, luftig wie ein Fächer und faserig wie ein Seil... aber alles in allem ist es... EIN ELEFANT!“ Die Mäuse-Moral: Wissen in Teilen macht eine schöne Geschichte, aber Weisheit entsteht, wenn wir das Ganze sehen. So verhält es sich auch bei einer Smallgroup. Jeder von uns hat seine eigene Geschichte mit Gott, erlebt ihn mehr oder weniger im Alltag. Dabei sieht man jedoch nur eine Seite von ihm, die man auch persönlich interpretiert. Wenn man sich jedoch in einer Smallgroup trifft und jeder seine Erfahrungen mit den anderen tauscht, entsteht aus vielen Puzzleteilen allmählich ein vollständigeres Bild von Gott.

Wer also Gott und sein Wesen besser kennen lernen möchte, der tut das am Besten in einer Smallgroup. Erst, wenn man hört, was andere mit ihm erleben, wird einem bewusst, wie oft und wie viel ER wirkt, wo ER am Arbeiten ist. Und wo könnte man sich sonst mit „Gleichgesinnten“ treffen, um über Erlebtes oder Erwartungen zu sprechen, wenn nicht in einer Gruppe? Überall auf der Welt treffen sich Menschen mit den gleichen Vorlieben und Hobbys. Sei es im Sportverein, in einer Schachgruppe oder Leserunde, um nur einige Beispiele zu nennen. Warum zieht Gemeinschaft mit Gleichgesinnten uns so an? Wir alle haben das Bedürfnis, unsere Gedanken, Vorlieben und Sorgen mit jemandem zu teilen. Und am besten mit Personen, die uns verstehen. Wenn jemand ein totaler Fan von Santana ist, wird er eher weniger einem Schach-Club beitreten. Viel wahrscheinlicher ist doch, dass er andere Santana-Fans sucht. Die gleiche Motivation treibt uns in eine Smallgroup. Weil man dort offen und ehrlich miteinander sein kann und immer die gleichen Menschen um sich hat, wird die Smallgroup ein Ort der Ruhe, des Wohlbefindens. Eine Oase, in der man auftanken kann. Und wo sich Gott, durch die Erzählung der anderen, ein kleines bisschen mehr zu erkennen gibt. Normalerweise sieht man 24 Stunden lang nur sich selbst. Man steckt im eigenen Kopf fest (logisch) und hört die eigenen Gedanken (klaro). Man denkt sich so seine Sachen in Bezug auf den Glauben, an Visionen für das eigene Leben. Man erlebt Gott nur einseitig, nur im Wirken auf einen selbst. Erst wenn man in die Smallgroup geht und dort jeder von seinen Erlebnissen und seiner Sicht auf Gott erzählt, erweitert sich diese Mäuse-Ego-Sicht und vieles wird klarer.

Ein weiterer Pluspunkt einer Smallgroup sind die Freundschaften, die dort entstehen können. Man gewinnt neue Freunde, denen man sich öffnen kann und die hinter einem stehen. Man fühlt sich geborgen und aufgefangen. Zum Glück gibt es für jeden die passende Smallgroup. Mütter mit Kindersorgen treffen sich eher mit anderen Müttern, sportliche Typen in der Action-Smallgroup. Ob Englische oder Spanische, Ältere oder Jüngere. Je nach Interesse sucht man die richtige Gruppe aus, die zu einem passt.

Kleiner Gedankensprung… Stelle dir vor, du siehst diese Stellenbeschreibung: Triade AG (ein Familienunternehmen) bietet Stelle an: Die Geschäftsleitung der Triade AG - Gott Jehova, Geist Heilig und Jesus Nazareth - sucht zur Vervollständigung ihres Teams einen interessierten Menschen (vorzugsweise Christ). In diesem Job übernimmst du Verantwortung, sprichst anderen Mut zu und interessierst dich für das Geschäftswesen. Die Entlöhnung ist zeitgemäss und wird je nach Seelenzustand und Bedürfnis individuell abgestimmt und ausgegossen. Du bist ein Teamplayer, hast gerne Spass und bist offen für geistige Weiterbildung? Du bist gerne unter Menschen, bei denen du authentisch sein kannst? Dann melde dich gleich bei: Ralf Dörpfeld, Human Resources Smallgroups. Wer möchte sich da nicht sofort bewerben?

Smallgroup

Ein Ort, an dem man von den Wundern Gottes hört. Wie in der English-Community, in der Chris und Lisa Foreman sind. Beide waren Anfang Juli in Australien, Lisa war schwanger, die Ultraschalluntersuchung stand an. Was ein schöner Moment werden sollte, entpuppte sich als Horror: Der Arzt erklärte den Eltern nach der Untersuchung, dass dem Ungeborenen eine Gehirnhälfte fehle! Chris und Lisa gingen geschockt nach Hause, Hunderte von Gedanken im Kopf. Was sollte aus dem Kind werden? Könnte es so überhaupt auf die Welt kommen? Wie weit wäre man bereit, zu gehen? Zuhause riefen die beiden dann sofort ihre Smallgroup an und baten um Gebete. Bei der nächsten Untersuchung stellte man fest, dass das Ungeborene (wie) durch ein Wunder kerngesund war, beide Gehirnhälften waren vollständig ausgebildet.

International Connect Group

Calling all English-speakers! If you're looking for fellowship and community - a home away from home - then this is for you! Every Wednesday evening from 7pm we meet, eat and do life together. There's (almost always) worship, input and discussion, but each week looks a bit different so why not call in and see for yourself? We love to meet new people, they're just friends waiting to happen! You can find us in the chill-out room of the YMCA Hostel, Gempenstrasse 64, 4053 Basel If you'd like more infos, check out our blog, www.blog.icf-basel.ch/english, or send a mail to micky.conod@icf-basel.ch Autorin: Alejandra Martinez / Foto: Elias Kaiser /// S.13


Dass die ganze Sache mit den Smallgroups eine tolle Sache ist, findet auch Matthias Saladin... Matthias, was gefällt dir an einer Smallgroup? Es fasziniert mich sehr, wenn man beobachten kann, wie Gott im Leben der Einzelnen am Wirken ist. Man merkt, dass er zwar ganz individuell wirkt, aber doch auf die gleiche Weise, und so wird einem richtig bewusst, dass es derselbe Gott ist. Das verbindet die Gruppe extrem miteinander. Obwohl wir alle verschieden sind, sieht man am Wirken Gottes, dass er immer derselbe ist. Und es verbindet ungemein, dass wir an denselben Gott glauben, mit demselben Gott leben.

Was gibt dir die Smallgroup? Nach der Smallgroup fühle ich mich erfrischt, weil ich mehr von Gott erfahren habe. Wenn alle erzählen, was sie erlebt haben, erfährt man mehr von Gottes Wirken und man erkennt mehr von Gott. Obwohl er so unsichtbar ist, wird er in der Gemeinschaft ein wenig fassbarer.

Was ist bei dir denn jetzt anders als vorher, als du noch nicht in einer Smallgroup warst? Man baut extrem gute Freundschaften auf, die über das Treffen in der Smallgroup hinausgehen.

Warum würdest du empfehlen, in eine Smallgroup zu gehen? Um mit Gott weiter den Weg zu gehen. Um wirklich das volle Potenzial als Nachfolger von Jesus auszuschöpfen. Wenn du nicht in einer Gemeinschaft bist, fehlt dir das, du hast dann eine limitierte Sicht. Als Solo-Christ erkennt man nur ein Stück des Weges.

Wann sollte man Smallgroupleiter werden? Wenn man ein Herz hat für andere Menschen und den anderen helfen möchte, auf dem Weg vorwärts zu kommen. Und wenn man Freude daran hat, zu sehen, wie andere Menschen ihr volles Potenzial entdecken.

Erzähle von einem bestimmten Erlebnis in deiner Smallgroup. Gerade letzten Donnerstag hatte jemand in meiner SG Geburtstag. Am Samstag darauf hatten wir Smallgroup. So planten wir heim-

S.14 /// Fotos: Elias Kaiser

lich einen Überraschungsausflug für das Geburtstagskind. Ihm sagten wir nur, dass wir bei mir daheim essen würden. Mit dem Vorwand, noch im Coop einkaufen zu müssen, lockte ich ihn da hin. Auf dem Weg trafen wir die übrigen Smallgroup-Mitglieder und fuhren gemeinsam zum Hallwilersee, wo wir mit Grill, Bier und Baden im See (seine Sachen hatten wir zuvor eingepackt) einen tollen Tag erlebten. Es machte Spass, als Gruppe etwas für ihn zu organisieren und seine Freude zu sehen.

Statement von Ralf Dörpfeld Die Smallgroups im ICF verfolgen dasselbe Ziel, für welches wir als ganze Church leben: „ICF hilft Menschen, eine persönliche Beziehung mit Jesus Christus aufzubauen.“ Die Smallgroups bilden dabei einen wichtigen Teil. Gerade was das persönliche Wachstum des Einzelnen im ICF betrifft, ist die Smallgroup eine der effektivsten, wenn nicht gar die effektivste Art, Menschen in ihrer Beziehung zu Jesus zu fördern. Apostelgeschichte 2,42-47: „Diese ersten Christen liessen sich regelmässig von den Aposteln unterrichten und lebten in brüderlicher Gemeinschaft, feierten das Abendmahl und beteten miteinander. Eine tiefe Ehrfurcht vor Gott erfüllte sie alle. Er wirkte durch die Apostel viele Wunder und bestätigte auf diese Weise ihre Worte. Die Gläubigen lebten wie in einer grossen Familie. Was sie besassen, gehörte ihnen gemeinsam. Wer ein Grundstück oder anderen Besitz hatte, verkaufte ihn und half mit dem Geld denen, die in Not waren. Täglich kamen sie im Tempel zusammen und feierten in den Häusern das Abendmahl. In grosser Freude und mit aufrichtigem Herzen trafen sie sich zu gemeinsamen Mahlzeiten. Sie lobten Gott und waren im ganzen Volk geachtet und anerkannt. Die Gemeinde wurde mit jedem Tag grösser, weil Gott viele Menschen rettete.“ Kirche wird dort (Smallgroups) in der kleinsten Einheit erlebt! Dort kommen Menschen zusammen, die sich gegenseitig herausfordern, unterstützen, praktisch helfen, miteinander diskutieren, miteinander anderen helfen, sich engagieren für Projekte/Menschen/Aktionen, essen, lachen, letztlich ein Stück Leben teilen. All das kann man nicht in einem Gottesdienst erfahren! Aber all das ist notwendig, wenn Mann oder Frau in der Nachfolge weiter kommen will, wenn Kirche hautnah erlebt werden soll.

Vielfalt der Smallgroups im ICF Als Menschen haben wir alle das Bedürfnis nach Liebe, Geborgenheit und Annahme. Wir suchen Gemeinschaft, weil wir nach dem Bild Gottes erschaffen sind. Allerdings gibt es nicht eine Struktur oder eine Art von Gemeinschaft, die für jede Person passt. Die einen müssen gemeinsam ein Ziel erreichen, um Gemeinschaft zu geniessen. Andere brauchen einfach ein offenes Ohr bei einer Tasse Kaffe, und schon sind sie glücklich. Diese Unterschiedlichkeit soll sich in unserem Angebot von Smallgroups im ICF widerspiegeln. Ganz unterschiedliche Formen von Smallgroups sollen entstehen und ihren Platz haben. Wir möchten als ICF-Leiterschaft nicht durch Struktur oder Kontrolle bremsen, was Gott an Kreativität, Vielfalt und Leben in unsere Mitte gegeben hat.

Connect Wie du zu einer Smallgroup kommst... Der beste Weg ist der direkte Weg: Du kennst im ICF Leute, die dich in ihre Smallgroup mitnehmen könnten. Ansonsten: 1. Melde dich auf der Homepage via Formular an; es liegen auch entsprechende Flyer aus oder frage einfach einen Usher bzw. die Person am Welcome Point 2. Du gibst Infos an wie zum Beispiel Mobilität, welche Tage bei dir gehen und welche Interessen du hast 3. Zu dir passende Smallgroups werden ausgesucht und die entsprechenden Leiter angefragt 4. Der Smallgroupleiter nimmt Kontakt mit dir auf



ein tag

im leben von...

udo m端ller


Udo Müller, 20, angehender Primarlehrer, möchte Gott keine Frage stellen, sondern gleich deren zwei.

«Ich sehe das als eine Art Recycling: Produkte, welche früher einwandfrei funktionierten, werden wieder zum Leben erweckt und erstrahlen in neuem Glanz.»

Montag. Ich stehe um 6.40h oder 6.45h auf, je nachdem, ob ich den ersten Wecker auf meinem iPhone höre oder einen weiteren Anlauf brauche via meinem manuellen zweiten Wecker. Ich habe das so eingeführt, denn den ersten Wecker überhöre ich gut und gerne. Nach dem Duschen schlendere ich zum Frühstückstisch, mampfe zügig mein Müesli, schlürfe dazu ein oder zwei Kaffee Crème und husche zum Kronenplatz in Binningen. Nächster Halt: Bahnhof SBB, Gare CFF. Das Lehrersemi befindet sich in Liestal und ich nehme den 7.47h Zug. Wenn ich zu Hause nur einen Kaffee getrunken habe, dann nehme ich einen weiteren auf meiner Kurzreise nach Liestal. Im Winter verzichte ich auf Kaffee „for takeaway“ und erlaube mir einen English Breakfast Tea. Ich liebe das Land mit den drei Löwen auf der Brust und identifiziere mich stark mit seinen Traditionen: Backsteinhäuser aus viktorianischen Zeiten, Rosen im Garten, gepflegte Teekultur.

Ich mache das Lehrersemi „Flex“, was heisst, dass ich alle Wochenstunden kompakt auf Montag und Dienstag verteilt habe und es mir dadurch erlaubt ist, diverse Nebenjobs anzunehmen. Ich putze eine Physiotherapiepraxis, überarbeite Transkriptionen einer Professorin an meiner Schule, helfe bei einem Partyservice und arbeite bei einer Promotionsagentur, um Produkte vor Ort zu vermarkten. Gerne würde ich für Lindt Schokolade promoten. Die fahren in der ganzen Schweiz mit Hasenohren- Smarts umher und verteilen Gratis Schokohasen vor Coop Filialen.

«Das nette Aussehen erscheint wichtiger als Funktionalität.» Ich mag Mode von Scotch & Soda! Herrlich verwaschene Farben, welche ein wenig abgedroschen erscheinen, versprühen einen Hauch von Lebendigkeit und Leichtigkeit. Zu sehr geschniegelt wirkt spiessig und leblos. Kleider geben einer Person eine Persönlichkeit und sind mir deshalb nicht unwichtig. Den Weg vom Bahnhof Liestal zum Semi meistere ich mit meinem Raleigh Bicycle Jahrgang 70 innerhalb von 4 Minuten. Ich hatte ursprünglich ein Klappfahrrad für dieser Pendlerstrecke, leider wurde mir dieses geklaut. Generell bin ich ein wenig fanatisch, wenn es um Fahrräder geht. Ich bastle leidenschaftlich gerne an alten Fahrrädern: ich schraube jedes Teil weg, bis letztendlich der Rahmen nackt vor mir liegt, spraye ihn um, wenn er nicht mehr solide beschichtet ist und schraube alle Komponenten - zum Teil ersetzt durch neue Sachen - wieder ran. So entsteht meist etwas komplett Neues, was es kein zweites Mal gibt. Ich mag den Gedanken, dass ein altes englisches Stahlvelo durch Neugestaltung zum Bentley der Fahrräder wiedergeboren wird: Qualitativ hochwertig, robust und eine Klasse für sich. Warum dieses Bedürfnis nach alt?

Obwohl ich sehr angetan bin von Vintage und Retrostil gehe ich ins ICF, welches nun nicht gerade bekannt ist als old English church. Mir gefallen die Predigten hervorragend und ich freue mich immer wieder, Freunde zu treffen. Ich bete nicht täglich und Rituale im Glauben sind für mich nicht sonderlich wichtig. Ich bete selten ein Bittgebet, aber sehr oft ein Dankgebet. Durch meine Funktion als Abteilungsleiter in der Jungschar Binningen darf ich häufig einen Input vorbereiten, was mich ab und zu in einen Konflikt bringt, da ich nicht gerne Leute im Glauben unterrichte, sondern lieber über Glaubensansichten diskutiere. Ich würde Gott gerne fragen, ob er mir nebst der Bibel doch noch einen unveröffentlichten Interpretationsanhang geben könnte, um die Bibel besser verstehen zu lernen. Ich mag die Unterschiede im Ausleben des christlichen Glaubens, aber ich frage mich, ob gewisse Kirchen nicht einen zu radikalen Weg einschlagen. „Vater im Himmel, welche Kirche handelt wirklich nach deinem Herzen“, würde ich Gott gerne fragen, um ein wenig mehr Klarheit zu bekommen, was es bedeutet, Christ zu sein und auch so zu leben. Ich habe mir neulich das Buch „Interior Castle“ von Teresa von Avila gekauft und versuche, ihre Reise durch die menschliche Seele nachvollziehen zu können.

meinschaft sehr und geniesse es, mit Freunden Zeit zu verbringen. Ich mag diesen Aspekt bei meiner späteren Tätigkeit als Lehrer, dass ich mir für Familie und Freunde Zeit nehmen kann. Ich möchte nicht Lehrer werden, weil Kinder „ach so süss“ sind. Es reizt mich viel mehr in didaktischer und pädagogischer Hinsicht. Ich erachte es als Luxus, sich Zeit zu nehmen, um einen guten Wein zu trinken oder sich eine charmante Zigarre zu genehmigen und möchte dies nicht missen.

«Luxus bedeutet nicht immer nur Geld, sondern vielmehr Zeit.» Mein Lieblingstier ist das Chamäleon. Ich finde es spektakulärer als ein Pferd. Ausserdem verbindet mich das Chamäleon mit einer Eigenschaft. Ich falle schnell vom einem Extrem ins andere Extrem und bin ein explosiver Typ. Diese Eigenschaft ist aber durchaus positiv zu verstehen, z.B. in der Kunst: Wenn ich male, fotografiere oder plastisch arbeite, suche ich immer wieder das Extreme. Ich hätte mir durchaus vorstellen können, Kunst zu studieren, wie mein Bruder Roy. Generell, in meiner Familie tritt das Künstlerische stark hervor: Meine Mutter ist sehr gewandt in Steinhauerei und mein Vater ist Architekt. Häufig vor dem zu Bett gehen schaue ich noch einen Film oder arbeite an meinem Laptop und es passiert mir nicht selten, dass ich dabei einschlafe. Meist ruhig und innert Sekundenbruchteilen, bis mich der zweite Wecker am nächsten Morgen wachrüttelt.

Ich höre gerne Menschen zu und denke, dass ich ziemlich gut auf Menschen eingehen kann.

«Jeder Mensch möchte gehört und wahrgenommen werden.» Ohne diese Wahrnehmung fühlt sich der Mensch unwichtig und versinkt in der Sinnlosigkeit. Deshalb erachte und schätze ich Ge-

Autorin: Pascal Forrer / Foto: privat /// S.17


?

«Zufrieden zu sein mit dem, was man hat.» — Michelle (21) «Mein Riesenbett mit vielen Kissen. Darin ausschlafen und sich darin einkuscheln, wenn Draussen ein Gewitter tobt.» — Jaqueline (19)

«Sahne auf dem Kuchen. Allgemein etwas, was ich mir ab und zu gönne, was aber nicht nötig wäre.» — Irene (50)

WAS IST FÜR DICH

LUXUS «Wenn ich etwas zu Essen habe.» — Patrick (28) S.18

«Man umgebe mich mit Luxus; auf das Notwendige kann ich verzichten!» — Oscar Wilde (45)


«Dass ich immer Essen kaufen kann, wenn ich will und eine eigene Wohnung habe. Eigentlich alles, was ich kaufen kann, obwohl ich es nicht brauche.» — Ladina (23) «Zeit haben und mich dann einkuscheln, Pralinen essen und Duftrosen riechen. Ein Wellnesswochenende oder ein Segeltörn. Aber die Schoggi darf nicht fehlen!» — Simone (21)

«Eine Kreuzfahrt auf einem Schiff mit Swimmingpool!» — Leandro (8)

«Auf etwas Notwendiges zu verzichten, um sich etwas Überflüssiges leisten zu können.» — Michael (48)

«Doppelte Sahne auf dem Kuchen! Es geht nichts über Kaffee und Kuchen in einem Café.» — Maike (22)

«Eigentlich alles, was ich habe.» — Miguel-Angel (12)

«Eine Badewanne, die randvoll ist mit heissem Wasser und Schaum. Literweise Wasser, welches nicht gedacht ist, um damit zu kochen, zu überleben, sich zu waschen oder so. Nein, nur damit ich meinen Körper hineinlegen und entspannen kann!» — Alejandra (32) Interview+Fotos: Alejandra Martinez /// S.19


David Zbinden 37 6-7 Kaffees pro Tag Im Pass 1.70m, in Wirklichkeit 1.69m 50% Programming im ICF Basel 20% Immobilien 30% Tr채mmlichauffeur (Linie 10+11) nebenbei Rheintaxi Seit einem Jahr verheiratet eine Tochter, das zweite Kind ist unterwegs Mountainbike, Wakeboard, Fussball, Skifahren


Foto: Elias Kaiser /// S.21


Wie sieht der erste Eindruck aus,den man von dir hat? Klein, lebendig und offen. Nein, andersrum: offen, lebendig und klein Strand oder Schnee? Schnee Lieber zu früh als zu spät? Das Ziel wäre pünktlich, das Resultat meistens zwei Minuten zu spät. Wenn du ein Tier wärst, was wärst du? Vogel oder Fisch Nächste Ferien? 1 Woche NextGen, 1 Woche in die Berge Frühaufsteher oder Spätinsbettgeher? Früher ein Spätinsbettgeher und Spätaufsteher. Doch mit der Familie hat sich das geändert – jetzt bin ich generell ein Frühaufsteher. Und bei der BLT fängt der erste Dienst um 04:00 an, das heisst ich muss um 03:30 aufstehen. Motiviert oder interessiert? Ich bin sehr schnell zu etwas motiviert, möchte dann aber auch wissen, was dahinter steckt. Also eigentlich beides. Gott… wer ist das für dich? Auch wenn ich schon dreissig Jahre lang mit Gott unterwegs bin, ist er für mich immer noch unfassbar. Ein Freund fragte mich mal, was ich am meisten vermissen würde, wenn ich nicht Christ wäre. Ich glaube, es wäre die Zuversicht, dass mir nichts passieren kann. Oft probiere ich, alles selbst zu machen, mich selbst zu schützen und perfekt zu sein. Und doch weiss ich, dass schlussendlich Gott alles im Griff hat, auch wenn mal etwas schief geht. Eine Schweizerische Antwort wäre hier: Gott ist eine super Versicherung! Seit einiger Zeit versuche ich aber, Gott immer mehr vom Kopf ins Herz zu verfrachten, weshalb er jetzt auch viel mehr Raum in meinem Alltag einnimmt. Manchmal gibt es Situationen, in denen mir die Geduld fehlt und ich froh bin, dass Gott sie für mich hat.


David, in deinem Leben bist du ja schon so mancher Arbeit nachgegangen. Gib uns doch eine Kostprobe. Also, zuerst waren das bloss Studentenjobs wie Autowaschen, Dinge abpacken, Pizzakurier, Gospelchöre als Tourbegleiter begleiten, bei Events mithelfen, Chauffeur an der Avo-Session (da hab ich Typen wie Ray Charles rumkutschiert), Trämlichauffeur... Bei meinem ersten richtigen Job habe ich dann für ein Jahr lang Firmen- und Privatgruppenreisen organisiert und begleitet. Dann habe ich vier Jahre lang im Marketing gearbeitet, was ich vorher eigentlich nie wollte. Dann war ich vier Jahre lang im YMCA-Hostel als Geschäftsleiter tätig und habe nach drei Jahren im ICF angefangen. Vor eineinhalb Jahren habe ich im Hostel aufgehört.

Was hat dich an diesem Jobwechsel gereizt? Obwohl ich das Gefühl liebe, am richtigen Ort zu sein, bin ich jemand, der immer wieder Herausforderungen braucht. Ich finde es cool, dass man bei Null starten und mit Motivation und Interesse trotzdem sehr viel bewirken kann.

«Und da ich finde, dass etwas gleich doppelt soviel Spass macht, wenn man mitmachen kann, habe ich angefangen, mitzuarbeiten.»

Seit du im ICF aktiv mitarbeitest,

Du bist jetzt seit bald 5 Jahren Teil des ICF. Wie kam es dazu? Als ich zum ersten Mal im ICF war, kam es mir vor wie eine „Durchgangskirche“, die mit einfachen Predigten so viele Menschen wie möglich erreichen wollte. Jahre später war ich wieder auf der Suche nach einer Kirche und dachte, ich schau wieder mal bei ICF rein. Und dann hat es mich gepackt. Manu hatte dort die Leitung übernommen und ich war begeistert von dem neuen Tiefgang, der Form, dem Perfektionismus und dem Drive der Kirche. Und da ich finde, dass etwas gleich doppelt soviel Spass macht, wenn man mitmachen kann, habe ich angefangen, mitzuarbeiten.

«Ich wünsche mir, dass wir mutiger werden und uns aus dem Boot wagen, um entweder zusammen unterzugehen oder zusammen Gott zu erleben.»

kann man dein Wirken sehen und spüren. Wo holst du die Power für deine Mitarbeit her? Mich motiviert es, zusammen mit Leuten etwas zu erarbeiten. Der Hauptpower kommt aber dann auf, wenn ich all die coolen Mitarbeiter sehe. Doch neben dem vielen Organisieren, Herumtelefonieren und Leute pushen, brauche ich auch mal Zeit für mich. Da geniesse ich es, manchmal einfach im Trämli zu sitzen und nicht mehr zu machen, als einmal klingeln, Türen schliessen und abfahren.

Was bewegt dich dazu, mit Menschen zu arbeiten? Mindestens so verschieden wie all die Berufe, die ich schon ausgeübt habe, sind auch die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite. Das mag ich. Ich bin nicht wie ein Therapeut, der immer die gleichen Leute um sich hat. Gerade im Programming arbeite ich mit x-verschiedenen Teams und muss schauen, dass am Ende das Richtige dabei rauskommt. Egal wo – die Zusammenarbeit mit Menschen ist immer herausfordernd.

selbst und auch den anderen wünsche: dass wir mutiger werden und uns aus dem Boot wagen, um entweder zusammen unterzugehen oder zusammen Gott zu erleben.

Was bereitet dir

an der Arbeit mit Menschen Freude? Die Flexibilität und die Spontaneität. Es begeistert mich, dass junge Menschen gleich anpacken und nicht zuerst nach den Problemen fragen, die etwas nach sich ziehen könnte.

Worin siehst du die Aufgabe des ICF in der Welt? Die Worte „Gott“, „Glaube“ oder „Kirche“ schrecken viele Menschen ab. Unsere Aufgabe ist es, den Menschen die Kirche und den Glauben wieder näherzubringen und unsere Echtheit und Begeisterung nach aussen zu tragen. Auch wenn manche nichts mit unserem Gottesdienst anfangen können und ihn als Show bezeichnen, werden sie sicher nicht mehr sagen: „Kirche ist langweilig, Kirche ist doof, in der Kirche läuft nichts.“ Es wäre bloss schön, wenn die Gottesdienstbesucher sich auch überlegen würden, weshalb wir diesen Aufwand betreiben.

Was wünschst du dem ICF?

Wenn Gott uns sagt, dass wir in die Welt hinaus gehen sollen, nehmen wir das manchmal gar nicht ernst. Gott sieht vielleicht das Worin siehst du deine Aufgabe in dieser Kirche? ICF und denkt sich: ihr habt noch viel zu wenig Smallgroups, viel zu wenig Teams und Ich sehe meine Aufgabe darin, verschiedene seid gar nicht parat für die Flut an Menschen Menschen mit ihren Begabungen die ich euch schicken werde. Ich wünsche mir, zusammenzuführen. Ich bin begeistert, was dass wir als Kirche dabei sind, wenn es erst für wertvolle Personen in den verschiedenen richtig los geht, und dass wir bereit sind für all Teams mitarbeiten - und trotzdem knallt es das, was noch kommt. hin und wieder. In diesen Momenten ist es dann an mir, ihnen den Weg frei zu räumen, damit Potential und Begeisterung frei ausgelebt werden können. «Ich wünsche mir, dass wir

als Kirche dabei sind, wenn es erst richtig los geht.»

Und was möchtest du den Menschen, mit denen du arbeitest, weitergeben? Viele von uns Christen sind begabt und wollen Gott von Herzen dienen, wagen den Schritt ins Wasser aber nicht. Und das ist es, was ich mir

Autorin: Madeleine Buess /// S.23


GEBEN IST SELIGER DENN NEHMEN EINE BUCHREZENSION

Welthunger Auf dem Weg zur Arbeit kommen Sie an einem kleinen Teich vorbei. (…) Es ist noch sehr früh am Tag, und deshalb sind Sie überrascht, dass ein Kind im Wasser planscht. Als Sie näher kommen, sehen Sie, dass es sich um ein Kleinkind handelt, das hilflos mit den Armen rudert, es kann nicht richtig stehen und schafft es auch nicht, an Land zu waten. Sie schauen sich um und suchen nach den Eltern oder einem Babysitter, aber es ist niemand zu sehen. (…) Wenn Sie nicht sofort handeln, wird es ertrinken. In den Teich zu waten, dürfte kein Problem sein für Sie, aber Sie werden dabei wohl Ihre Schuhe ruinieren (…) und Ihr Anzug wird nass werden und schmutzig. Das Kind zu retten, die Eltern oder den Babysitter zu finden, wird ausserdem so lange dauern, dass Sie nicht mehr pünktlich zur Arbeit kommen. Was sollen Sie tun? Wer würde dieses Kind ertrinken lassen? Auch du und ich, wir würden dem Kleinkind unverzüglich zur Hilfe eilen. Egal, ob unsere Schuhe 30 oder 2000 Fr. gekostet haben.

S.24 /// Autor: Luca Roth

Was aber, wenn uns bewusst wird: Es gibt auf der Welt Millionen dieser Kinder. 27'000 sterben täglich, um genau zu sein. Sie sterben, obwohl wir es eigentlich verhindern könnten. Warum ist für uns die Rettung des ertrinkenden Kindes in dieser Geschichte selbstverständlich, doch ein Kind in Haiti muss trotzdem sterben? Dem Kind in Haiti können wir einerseits helfen, indem wir nach Haiti reisen und das Kind selbst aus dem Todeskampf befreien. Wir können ihm jedoch auch mit einer kleinen Spende das Leben retten. Wir sparen das Flugticket und die unbezahlten Ferien, die wir bei einem Besuch eingeben müssten, und können mit dem gesparten Geld gleich nochmals drei weiteren Kindern das Leben retten. Tönt doch eigentlich alles ganz logisch und total einfach. Hilfswerke der ganzen Welt bemühen sich Tag für Tag, Menschen in der Not zu helfen. Warum sterben also immer noch jeden Tag 27'000 Kinder?!

Ein Grund, weshalb diesen Kindern wohl trotzdem noch nicht genügend geholfen wird, ist der, dass es vielen Menschen in unserer westlichen Welt immer noch nicht bewusst ist, dass soviel Leid auf der Welt existiert und dass sie es verhindern könnten! Ein Hauptgrund für dieses Unwissen liegt darin, dass wir die leidenden Kinder der Dritten Welt, anders als das Kind im Teich, nicht kennen und nicht sehen. Das Kind im Teich sehen wir. Wir werden direkt mit dem Leid konfrontiert. Von dem Kind in Haiti kennen wir nichts. Wir stehen alle in der Schuld dieser Menschen. Tagtäglich sind wir auf die Ressourcen aus Entwicklungsländern angewiesen. Sei es das Platin im Katalysator unseres Autos oder das Kobalt in unseren Mobiltelefonen. Den Menschen in den Förderländern geht es immer noch hundsmiserabel, obwohl sie über diese Bodenschätze verfügen sollten. Und trotzdem verzichten wir nicht – können vielleicht auch gar nicht – auf unseren Laptop, auf das Mobiltelefon oder den teuren Verlobungsring. Wir stehen in der Schuld dieser Menschen.


Wir Christen Durch die ganze Bibel hindurch wird uns gelehrt, dass wir den Armen und Bedürftigen unter uns helfen können. Die Welt ist ein Dorf. Die Bedürftigen unter uns sind zum Beispiel die Hungerleidenden in der Dritten Welt. «Wenn ihr erntet , sollt ihr euer Feld nicht bis an den Rand abernten und keine Nachlese halten. (…) Lasst etwas übrig für die Armen und für die Fremden bei euch.» (3. Mose 19, 9-10) Mit der Ernte – so glaube ich – ist heute unter anderem unser Geld gemeint. Wir sollen nicht alles für uns behalten, sondern einen Teil auf die Seite legen für die Armen in dieser Welt. Auch Jesus erwidert einem reichen Mann, der ihn fragt, was er tun muss, um in den Himmel zu kommen: „Geh hin und verkaufe alles was du hast und verteile das Geld unter den Armen. Und dann komm und folge mir.“ (Lukas 18, 22) Und dem fügt er dann noch das uns allen bekannte Spruchwort hinzu: „Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein reicher Mensch in den Himmel kommt.“

Wir gehören alle zu den Reichsten dieser Welt. Besuche einmal „GlobalRichList.com“ Und mache dir selbst ein Bild. Jesus verlangt von uns also, dass wir unseren gesamten Besitz verkaufen und das Geld unter den Armen verteilen. Und ihm dann nachfolgen. Nicht etwa umgekehrt. Jesus möchte, dass der Mensch ihm erst dann nachfolgt, wenn er sich von seinem Besitz getrennt hat, denn dann ist sein Herz frei, er ist selig. „Geben ist seliger als nehmen“! Wie würdest du handeln, wenn Gott von dir verlangen würde, alles wegzugeben? Könntest du deinen Besitz sofort weggeben? Nehmen wir an, du hast für deinen nächsten Urlaub 5000 Fr. gespart. Könntest du diese 5000 Fr. sofort weggeben? Sind dir deine Ferien mehr wert als eine Handvoll Menschenleben? Wohl kaum!

Leben retten Das alles und vieles, sehr vieles mehr erklärt Peter Singer in seinem Buch «Leben retten» ausführlich und anhand logischer Beispiele,

die keinen Zweifel daran lassen, dass jeder von uns Menschen das Leben retten kann. Peter Singer rechnet in seinem Buch vor, wie viel jeder von uns geben müsste, um das weltweite Problem der Armut, und somit auch des Hungers, abschaffen zu können: Etwa 5% unseres Einkommens. Ein kaum spürbarer Teil für die meisten unter uns. Der umstrittene Philosoph schafft es in diesem Buch, sein Anliegen gut auszudrücken und hat in meinem Herz für Begeisterung gesorgt! Der Inhalt dieses Buches hat meine Sicht der Dinge nochmals markant verändert! Ich kann heute nicht mehr einfach Geld für unnützes Zeug ausgeben, ich will mein Geld sinnvoll einsetzen und spende seit der Lektüre dieses Buches etwa doppelt so viel an Hilfsorganisationen. Wenn du das Buch anlesen möchtest, komm auf mich zu, ich gebe dir gerne ein Exemplar (mail@lucaroth.com). Du findest das Buch natürlich auch bei jedem grösseren Buchhändler.

S.25


Q&A

Warum will Gott Moses killen?


Frage: Ich habe mir vorgenommen, die Bibel von Anfang an durchzulesen. Im zweiten Buch Moses bin ich nun auf eine total schräge Geschichte gestossen. Da steht: »Als Mose und seine Familie unterwegs in einer Herberge übernachteten, fiel der Herr über Mose her und wollte ihn töten. Da nahm Zippora rasch einen scharfen Stein, schnitt die Vor-haut am Glied ihres Sohnes ab und berührte damit Moses Füße. Dann sagte sie zu ihm: "Du bist mein Blutsbräutigam!" Da verschonte Gott Moses Leben. Zippora hatte Mose "Blutsbräuti-gam" genannt, weil sie ihren Sohn beschnitten hatte.« (2. Mose 4,24-26) Also wirklich: Wie soll ich das in mein Bild von Gott einordnen? Danke für deine Antwort! Daniel.

Bibellesen schafft Probleme… Lieber Daniel, Siehst du, das kommt davon, wenn man die Bibel von Anfang an liest – da muss man sich plötzlich mit Fragen herumschlagen, die man sonst nie hätte… Im Ernst, deine Frage ist ein gutes Beispiel für meine langjährige Beobachtung:

Die meisten Christen haben keine Probleme mit der Bibel, weil sie sie erst gar nicht lesen. Oder weil sie sich mit ihren Lieblingstexten aus dem Neuen Testament und einigen leichtverdaulichen Psalmen begnügen (natürlich keine Klage- oder Rachepsalmen, da fangen ja dann die Probleme schon wieder an…). Also, zu deiner Frage: Der Text vom Mordversuch Gottes an Mose steht wirklich völlig quer in der Landschaft. Mose ist mit seiner Familie friedlich unterwegs, als Gott ihm unverhofft an die Gurgel springt. Nur eine spontane, narkosefreie Beschneidungsaktion fern von heutigen Hygienestandards rettet Mose vor dem Tod. Mal ehrlich: Wer diese Geschichte mit einem ver-ständnisvollen Kopfnicken zur Kenntnis nimmt, hat eine Schraube locker… Ich versuche, deine Frage zu beantworten, indem ich zugleich drei Prinzipien zum Lesen der Bibel erkläre, die du auf alle Texte anwenden kannst…

In welchem Zusammenhang steht die Geschichte? Die wichtigste Grundregel zuerst: Jede biblische Geschichte (und überhaupt jeder literarische Text) kann nur im weiteren Zu-

sammenhang richtig verstanden werden. Die eigenartige Story von Mose ist uns ja nicht per Flaschenpost zugeschwommen, sondern ist Teil einer grösseren Geschichte: Gott will sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreien – und er beruft Mose zu dieser gewaltigen Aufgabe. Mose ist in unserem Text mit seiner Familie unterwegs nach Ägypten, um den Pharao höchstpersönlich herauszufordern, die Israeliten gehen zu lassen. Wir stehen also mitten an einer entscheidenden Weggabelung auf dem Weg Gottes mit seinem Volk, und Mose spielt darin die menschliche Hauptrolle. In unserer Geschichte stellt sich nun überraschend heraus, dass ausgerechnet dieser Mose sich bisher geweigert hat, seinen Sohn zu beschneiden. Das ist im Verständnis des Alten Tes-taments nicht einfach ein Kavaliersdelikt (so à la »er hat sich die Fingernägel nicht geschnitten…«), sondern ein regelrechter Skandal. Die Beschneidung ist das Zeichen für die Zugehörigkeit zum Bund Gottes mit den Menschen schlechthin – und Mose, der von Gott berufen wird, das Bundesvolk anzuführen, lässt seinen eigenen Sohn unbeschnitten! Unser Text sagt nichts über die Gründe dafür, aber ein zufälliges Versäumnis wird es sicher nicht gewesen sein… Wenn wir also von unserem Text herauszoomen und die grosse Geschichte in Blick nehmen, die Gott am Schreiben ist, dann wird klarer, warum er Mose so scharf entgegentritt: Gott ist dabei, das Schicksal Israels an Mose zu binden und ihn auf einzigartige Weise zu gebrauchen. In dieser entscheidenden Zeit legt Gott seinen Finger auf dessen fehlende Hingabe und Ernsthaftigkeit, die sich in der Unbeschnittenheit seines Sohnes offenbart. Ein alter Kommentar sagt darum: »Will Mose den göttlichen Auftrag erfolgreich ausführen, so muss er sich auch als getreuer Knecht Gottes erweisen, zunächst in seinem eigenen Hause« (Friedrich Keil, Exodus, 387). Naja… aber deswegen muss er doch nicht gleich sterben!

Was geschieht in der Geschichte genau? Wir kommen damit zu einer zweiten Grundregel im Umgang mit der Bibel: Lies den Text so aufmerksam wie nur möglich. Was passiert genau – und was passiert gerade nicht? Es heisst: »Der Herr fiel über Mose her und wollte ihn töten.« Manche Theologen vermuten, Mose sei plötzlich von einer lebensgefährlichen Krankheit befallen worden, andere sprechen von sonst einer tödlichen Bedrohung. Die Frage, die uns aber doch am meisten beschäftigen muss, ist: Warum ist Mose nicht draufgegangen? Wenn Gott etwas tun will, dann tut er es auch. Absicht und Umsetzung sind bei ihm ja erstaunlich nahe beieinander… Und wenn es heisst: »Gott wollte Mose töten…«, dann rechne ich eigentlich mit einer Beerdigung.

Aber Mose überlebt diese Begegnung mit Gott. Das lässt eigentlich nur einen Schluss zu: Gott gibt Mose eine Chance zur Umkehr. Er tritt ihm entgegen, und Mose weiss: Jetzt geht es um mein Leben – aber Mose stirbt nicht einfach, sondern bekommt die Möglichkeit, sein Leben mit Gott in Ordnung zu bringen und seine Berufung zu verfolgen. Überraschenderweise leuchtet also gerade in dieser schrägen, befremdlichen Geschichte die Gnade Gottes auf. Es wird deutlich, dass Gottes Wille, Mose am Leben zu erhalten und mit ihm Geschichte zu schreiben, stärker ist als seine Absicht, ihn für seine Schuld zu strafen. »Daher bedrohte er ihn mit dem Tode, um ihn zur Erkenntnis seiner Schuld zu führen…« (Friedrich Keil, Exodus, 388). Der Gott, der uns später in Jesus Christus persönlich begegnet und für unsere Schuld sein Leben hingibt, zeigt also hier schon sein Herz für die Menschen. Er ist ein Gott der zweiten Chance. Er haut uns nicht einfach für unsere Fehler in die Pfanne, sondern ringt darum, uns wieder ganz für sich zu gewinnen. Nimmt er auch unsere Sünde sehr ernst, so nimmt er seine Hoffnung umso ernster, dass wir uns ihm zuwenden und er mit uns Geschichte schreiben kann!

Wo sprengt die Geschichte mein Gottesbild? Damit haben wir also den Text wunderbar erklärt und können ihn geschmeidig in unser bisheriges Bild von Gott einordnen… Nicht wirklich. Unsere Geschichte eignet sich hervorragend, um einen dritten Grundsatz im Umgang mit der Bibel zu lernen – nämlich: Wenn ich einen Text ernst nehmen will, muss ich ihm auch erlauben, mich zu überraschen. Viele Christen scheinen immer schon im Voraus zu wissen, was die Bibel ihnen sagen will. Alles, was sie darin lesen, pressen sie sofort in ihr fixes Bild von Gott ein – ob es passt oder nicht. (Eigentlich müssten sie die Bibel gar nicht mehr lesen. Sie wissen eh schon, was dabei rauskommt…)

Aber Tatsache ist: Die Bibel richtet sich nicht immer nach unseren Vorstellungen. Viele Texte schiessen quer durch unser Hirn und wollen sich einfach nicht einordnen. Auch unsere Ge-schichte mit Gottes Angriff auf Mose bleibt bei allen hoffentlich hilfreichen Erklärungen sper-rig. Sie will nicht wirklich zu unserem Bild von Gott passen. Und gerade darum fordert die Geschichte uns heraus, Gott noch weiter zu entdecken. Ihn nicht in unseren netten Vorstellungen einzuschliessen. Gott ist gross genug, um uns ein Leben lang zu beschäftigen… Manuel.

S.27


IMPRESSUM

Redaktion: Nico Bohny | Grafik: Roman Albertini | Lektorat: Ninette Guida | Coverfoto: Elias Kaiser | Sponsoring: Denova Celebrations und alle weiteren Infos unter: www.icf-basel.ch | ICF Basel | Frobenstr 18 | 4053 Basel Kontoverbindung: UBS AG Basel | Konto-Nr.: 233-567215.40T | Clearing-Nr.: 233 | IBAN: CH82 0023 3233 5672 1540T Post端berweisung: Konto-Nr.: 80-2-2 | UBS AG Z端rich, zu Gunsten von 233-567215.40T ICF Basel


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