D A S I N T E R N AT I O N A L E K O M I T E E V O M R O T E N K R E U Z
IN AKTION Dezember 2019 / Nr. 07
Gemeinsam an ihrer Seite
INHALT GEMEINSAM HANDELN
DIALOG
Wohin fliesst ihr Geld? 1 277,9 Millionen
Ihre Ideen, Nachrichten und Fragen. Schreiben Sie uns!
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MIT EINEM LEGAT
UNS UNTERSTÜTZEN
Schenken Sie Konfliktopfern neue Hoffnung.
Der Freundeskreis des IKRK.
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DAS IKRK IN AKTION
BILDER ERZÄHLEN
Stimmen direckt aus dem Einsatz.
Kinder malen ihre Geschichten.
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HINTER DEN KULISSEN
WAS MIT IHREM GELD PASSIERT
IKRK - HUG: eine funktionierende Partnerschaft.
Das Budget und die Einsätze des IKRK.
UNSER TEAM DER SPENDENBETREUUNG
IKRK
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IKRK
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HABEN SIE FRAGEN? Möchten Sie auf einen Artikel in diesem Magazin reagieren? Schreiben Sie uns: spenden@ikrk.org
Titelbild: IKRK Myanmar : Ma Win, 52 Jahre alt, musste mit ihren sieben Kindern von zu Hause fliehen. Sie haben Kleidung vom IKRK erhalten. «Ich habe mir grosse Sorgen um ihre Gesundheit gemacht. Diese Kleidung wird sie nachts warm halten.»
Internationales Komitee vom Roten Kreuz Spendenbetreuung Avenue de la Paix 19 CH-1202 Genf Tel.: +41 22 730 21 71 Fax: +41 22 730 28 99 E-Mail: spenden@ikrk.org Website : ikrk.org/ helfen-sie-uns
Das IKRK in Aktion He rausg e be r und Re da k tion: Inte r nationale s Komite e vom Rote n K re uz I Chef re da k tor in: S y l v ie Pe llet I Mita r be ite nde die se r Ausga be: Katherine Roux, Jacqueline Fernandez, und Kollegen der Sittwe Unterdelegation, Nicole Rosset, Simon Regard, Sigiriya Aebischer Perone, Pascal Nepa, Marie-Jo Girod, Audrey Brasier, Marion Liard I L ayout: Bra ndlif t G e nf I Auf lag e: 150‘0 0 0 E xe mpla re (de utsch, f ra nzösisch, italie nisch) I IK RK-Sit z: Inte r nationale s Komite e vom Rote n K re uz – Ave nu e de la Pai x 19 – CH-1202 G e nf
02 | ikrk.org/helfen-sie-uns | Dezember 2019
IKRK
EDITORIAL Selbst Kriege haben Grenzen
E
in weiteres Jahr neigt sich seinem Ende zu. 2019 war geprägt von besorgniserregenden Ereignissen weltweit. Unsere rund 18 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Feld haben das aus nächster Nähe miterlebt. Tag für Tag versuchen wir den Betroffenen bewaffneter Konflikte Hoffnung zu schenken, ihr Leid zu lindern und ihnen dabei zu helfen, ihr Leben wieder neu aufzubauen. Dieses Jahr konnten wir zudem das 70-jährige Bestehen der vier Genfer Abkommen von 1949 feiern. Es sind diese Konventionen, die den Grundstein für unseren Auftrag legten und die bestimmen, wie Kampfhandlungen geführt werden müssen, um etwa die Zivilbevölkerung, die Verwundeten und die Gefangenen in Kriegszeiten zu schützen. Dank dieser Abkommen konnten in den letzten 70 Jahren unzählige Leben gerettet und das Leiden während Hunderten von Konflikten gelindert werden. Obwohl sämtliche Staaten die Genfer Abkommen ratifiziert haben, halten sich leider nicht alle daran. Verstösse haben katastrophale Folgen; in erster Linie ist es die Zivilbevölkerung, die darunter leidet. Dennoch sind diese Abkommen heute relevanter und nützlicher denn je. Im Sinne unseres Auftrags arbeiten wir unermüdlich sowohl mit Streitkräften und bewaffneten Gruppen, um sie dazu anzuhalten, die Abkommen zu befolgen, als auch mit Behörden, um die Übertragung der Bestimmungen ins nationale Recht zu fördern. Teil unserer Teams sind zum Beispiel ehemalige Offiziere,
Juristinnen und Juristen. Diese Kolleginnen und Kollegen sind täglich Zeugen von Situationen, in denen das Recht eingehalten und die Zivilbevölkerung verschont wurde. Leider sind diese Erfolge aber nicht unbedingt in den Medien sichtbar und schaffen es auch nicht bis auf die Titelseiten der Zeitungen. Und doch: Dass zum Beispiel Tausende Kinder nicht mehr bei Streitkräften oder bewaffneten Gruppen im Einsatz sind, oder die Tatsache, dass es uns gelungen ist, Millionen Menschen in Syrien mit Nothilfe zu versorgen und dass wir jedes Jahr rund eine Million Häftlinge in Gefängnissen besuchen, sind konkrete Beweise dafür, dass das humanitäre Völkerrecht eingehalten wird. Ihre Solidarität erlaubt unseren Kolleginnen und Kollegen, sich weiterhin für einen stärkeren Schutz der Zivilbevölkerung, der Verwundeten und Gefangenen einzusetzen. Dank Ihnen können wir Männern, Frauen und Kindern, die ums Überleben kämpfen, Soforthilfe und Unterstützung beim Wiederaufbau leisten. Für das Vertrauen, das Sie unserer Organisation entgegenbringen, danke ich Ihnen von ganzem Herzen. Gemeinsam schenken wir Millionen Menschen auf der ganzen Welt neue Hoffnung. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Familie frohe Festtage.
DOMINIK STILLHART LEITER EINSÄTZE DES IKRK ikrk.org/helfen-sie-uns | Dezember 2019 | 03
GEMEINSAM HANDELN
Mari Aftret Mortvedt/IKRK
IHRE SPENDEN 2019
IHRE SPENDEN DER HOFFNUNG
In diesem Jahr haben Sie unsere Arbeit erneut unterstützt, und dafür danken wir Ihnen. Durch Ihre Grosszügigkeit konnten wir Millionen von Konflikt betroffenen Menschen weltweit helfen. Vergessen wir sie nicht! Manche Konflikte mögen nicht mehr in den Schlagzeilen sein, doch die betroffenen Männer, Frauen und Kinder leiden nach wie vor. Unsere 18 000 Mitarbeitenden im Einsatz vor Ort stellen Tag für Tag fest, mit welcher bewundernswerten Widerstandskraft, Grosszügigkeit und Hilfsbereitschaft die betroffenen Menschen trotz ihrer schwierigen Situationen reagieren. In Syrien und der Demokratischen Republik Kongo, im Jemen und in Myanmar vertreibt die Gewalt oft grosse Teile der Zivilbevölkerung und zwingt sie, anderswo Zuflucht zu suchen. Eltern können kaum die Grundbedürfnisse ihrer Kinder erfüllen. Zudem sind häufig die Gesundheitseinrichtungen und die Wasserversorgung beschädigt oder zerstört, und das verschlimmert die Lage der Zivilbevölkerung noch. Oktober 2019 im Nordosten Syriens: Die erneut ausbrechende Gewalt hat dramatische Folgen für die Menschen. Zehntausende fliehen aus Städten und Dörfern nahe der türkisch-syrischen Grenze. Oum Ali (38) ist eine dieser Vertriebenen. „Wir waren gerade mit dem Mittagessen fertig, als wir eine gewaltige Explosion ganz in der Nähe hörten“, erzählt sie. „Unsere Kinder, die noch sehr klein sind, fingen an zu weinen. Mein Mann und ich 04 | ikrk.org/helfen-sie-uns | Dezember 2019
„WIR WAREN GERADE MIT DEM MITTAGESSEN FERTIG, ALS WIR EINE GEWALTIGE EXPLOSION GANZ IN DER NÄHE HÖRTEN. UNSERE KINDER, DIE NOCH SEHR KLEIN SIND, FINGEN AN ZU WEINEN. ZWEI TAGE LANG WAREN WIR ZU FUSS UNTERWEGS, BEVOR WIR IN HASSAKEH EINE UNTERKUNFT FANDEN. WIR HABEN WEDER NAHRUNG NOCH WASSER NOCH MATRATZEN MITNEHMEN KÖNNEN.“ OUM ALI (38), VERTRIEBEN MIT IHRER FAMILIE
nahmen sie und machten uns umgehend auf den Weg. Zwei Tage lang waren wir zu Fuss unterwegs, bevor wir in Hassakeh eine Unterkunft fanden. Jetzt fühlen wir uns etwas sicherer, doch wir haben weder Nahrung noch Wasser noch Matratzen mitnehmen können.“ August 2019 in Aden (Jemen): Nach mehrtägigen Kämpfen mit zahlreichen Toten und Hunderten Verletzter sind die Spitäler der Stadt überfüllt.
GEMEINSAM HANDELN
WOHIN FLIESST IHR GELD? 1 277,9 MILLIONEN
2019 haben Sie auf unsere Spendenappelle reagiert, und dafür danken wir Ihnen von ganzem Herzen. Hier einige Beispiele für Einsätze, die dank Ihrer Unterstützung möglich waren:
SYRIEN
In Syrien wurden an mehr als 870 000 Personen Nahrungsmittel und an fast 500 000 Personen Küchengeräte verteilt.
JEMEN
69,4 187,6 46,7
127,4 77,3
52,2 66,4
51,3
45,4 105,0 SÜDSUDAN
Fatehi Hamid/IKRK
Noura Oualot/IKRK
Im Südsudan erhielten 81,0 nahezu 420 000 Personen Saatgut, Geräte und Fischernetze, damit sie wieder selbst für ihre Ernährung sorgen können.
Im Jemen erhielten fast 4,9 Millionen Menschen Zugang zu Trinkwasser und laufen damit weniger Gefahr, sich mit Krankheiten anzustecken, die durch verunreinigtes Wasser übertragen werden.
62,8
101,0 138,7
65,7
15 IKRK-Grosseinsätze 2019 (in absteigender Reihenfolge): Syrien
Libyen
Südsudan
Somalia
Irak
Myanmar
Nigeria
Israel und besetzte Gebiete
Jemen
Mali
Demokratische Republik Kongo
Libanon
Afghanistan
Zentralafrikanische Republik
Ukraine
Weitere: 585,1 Millionen
„Wenn die Grundversorgung nicht mehr gewährleistet ist, hat das verheerende Folgen für die Bevölkerung. Vielen Verletzten gelingt es nicht, ein Spital zu erreichen. Ein Mann bat einen IKRK-Mitarbeiter um Zugang zu einem Stromanschluss für einen betagten Nachbarn, dessen Sauerstoffgerät dringend aufgeladen werden musste. In Konflikten ereignen sich immer wieder solche Dinge; Geschichten die selten erzählt werden, das sind Geschichten von Menschen, die im Stillen leiden“, sagt Mathias Kempf, Leiter der IKRK-Mission in Aden. Juni 2019 im Südsudan: Als es in Lukas (28) Heimatdorf zu Kämpfen kam, floh der junge Mann und kam in einem Behelfslager unter. „Es war Krieg“, erzählt Luka, „und ich wusste nicht, wohin ich gehen sollte“. Wie viele andere Vertriebene kehrt er nicht zurück, weil er Angst hat. Lieber bleibt er im Lager, selbst wenn er dort keine Zukunftsperspektive hat. „Ich esse das, was ich bekomme. Bekomme ich nichts, dann esse ich eben nichts.“
ikrk.org/helfen-sie-uns | Dezember 2019 | 05
DIALOG
IHRE NACHRICHTEN Haben Sie Fragen oder Kommentare? Möchten Sie auf einen Artikel in diesem Magazin reagieren? Schreiben Sie uns! Wir antworten Ihnen gerne in dieser Rubrik.
Internationales Komitee vom Roten Kreuz Spendermagazin Avenue de la Paix 19 CH-1202 Genf E-Mail: spenden@ikrk.org
Letztes Jahr haben wir von mehr als 800 Personen Unterstützungsbotschaften für unsere Teams im Feld erhalten. Ihre Karten haben die Kolleginnen und Kollegen vor Ort tief berührt: Es ist beruhigend, zu wissen, dass wir auf Ihre Grosszügigkeit zählen dürfen – eine Grosszügigkeit, dank der wir die Menschen aus der Nähe unterstützen und ihnen ein wenig Hoffnung schenken können.
IKRK
Ihre Menschlichkeit in Aktion
Schokoladenverkauf für die Bevölkerung im Jemen Erschüttert über die Folgen des Konflikts für die Bevölkerung im Jemen organisierten die Schülerinnen und Schüler und die Lehrkräfte des Lycée cantonal von Porrentruy im Kanton Jura eine Spendenaktion durch den Verkauf von Confiseur-Schokolade. Das IKRK ist eine der wenigen humanitären Organisationen aus der Schweiz, die vor Ort im Einsatz sind, weshalb die Schule beschloss, uns sämtliche Erlöse aus dem Verkauf der Schokoladenherzen zukommen zu lassen. Für diese Geste sind wir sehr dankbar! Wenn auch Sie eine Spendensammelaktion zugunsten des IKRK organisieren möchten, finden Sie alle nötigen Informationen dazu auf folgender Seite: https://www.icrc.org/de/helfen-sie-uns/sammelaktion.
Ihre Fragen Nachhaltigkeit ist dem IKRK bei allen seinen Tätigkeiten wichtig. Wir versuchen stets, durch geeignete, umweltbewusste und wirksame Massnahmen nachhaltig zu handeln, und gleichzeitig eine möglichst weitreichende positive Wirkung unserer humanitären Hilfe zu erreichen. Für den Versand unseres Magazins wurden verschiedene Optionen in Betracht gezogen. Mehrere jüngst in der Schweiz und in Frankreich veröffentlichte Studien haben aufgezeigt, dass die Plastikfolien die ökologischste Lösung sind (vorausgesetzt, sie werden mit dem Hausabfall entsorgt und verbrannt). Auch andere Organisationen, die sich für die Umwelt einsetzen, haben sich für diese Lösung entschieden. 06 | ikrk.org/helfen-sie-uns | Dezember 2019
vlad Kutepov
Warum versenden Sie Ihr Magazin in einer Plastikfolie?
MIT EINEM LEGAT SCHENKEN SIE KRIEGSBETROFFENEN NEUE HOFFNUNG
Als Zeichen unserer Dankbarkeit möchte ich Ihnen von drei solchen Begegnungen aus jüngster Zeit erzählen: Vor einem Monat kontaktierte mich Thierry, der dem IKRK ein Legat vermachen möchte. Als Journalist hatte er Gelegenheit, die Arbeit unserer Delegierten vor Ort zu verfolgen. Er hatte vor, sich für einige Jahre ebenfalls als Delegierter einzusetzen, doch dann kam alles anders: Er lernte die Frau seines Lebens kennen und gründete mit ihr eine Familie hier in der Schweiz. Heute engagiert er sich auf andere Art für das IKRK: Mit seinem Legat wird er eines fernen Tages – denn er ist fest entschlossen, noch lange zu leben – Menschenleben retten.
Mit einem Legat schenken Sie Konfliktopfern neue Hoffnung Unsere Organisation testamentarisch zu bedenken ist eine der schönsten Arten, Konfliktbetroffenen wieder eine Zukunftsperspektive zu geben. Dank Ihrer Grosszügigkeit werden wir ihnen auch künftig helfen können.
Auch Giulio möchte ich erwähnen, einen 87-jährigen Herrn italienischer Herkunft. Er war im Zweiten Weltkrieg zusammen mit seinem Vater nach Deutschland verschleppt worden und
musste dort in einer Flugzeugfabrik arbeiten. Er erlebte, wie sein Vater durch Hunger und Krankheiten langsam zugrunde ging. Giulio trauerte noch immer um seinen Vater, und so beschloss er, ihm zu Ehren dem IKRK ein Legat zu vermachen. Es wird für die Finanzierung der Nothilfeeinsätze für Hungernde im Südsudan verwendet. Und schliesslich möchte ich Nuala nennen, die mehr als 15 Jahre als IKRK-Delegierte tätig war und sich ihr Leben lang für andere einsetzte. Ohne im IKRK jemals davon zu sprechen, hatte sie beschlossen, ihr Engagement für Konfliktbetroffene auch jenseits ihrer Lebenszeit fortzusetzen. Mit ihrer Spende wurden Reha-Aktivitäten in Gaza ein ganzes Jahr lang finanziert. Nuala stand ihrer Familie sehr nahe, und die Familie war mit dem Legat einverstanden. Marie-Jo Girod, Verantwortliche für Spenden und Legate
IKRK
CICR
Ibrahim Sherkhan/IKRK
Als Leiterin Legate und Spenden begegne ich häufig Personen, welche die grosszügige Entscheidung getroffen haben, das IKRK in ihrem Vermächtnis zu berücksichtigen. Wenn ich gefragt werde, wie wichtig Legate für uns sind, denke ich zuerst an genau diese Menschen.
IKRK
VIELLEICHT ENTSCHEIDEN AUCH SIE SICH FÜR EIN LEGAT?
Falls Sie über Angelegenheiten sprechen möchten, die direkt oder indirekt mit der Frage eines Legats für das IKRK verbunden sind, dann zögern Sie nicht, Marie-Jo Girod anzurufen (022 730 33 76) oder ihr eine E-Mail zu schreiben (mgirodblanc@icrc.org). Sie freut sich auf ein Gespräch mit Ihnen. www.ikrk.org/legate
IHR LEGAT, UNSER EINSATZ, FÜR EIN LEBEN JENSEITS VON BEWAFFNETEN KONFLIKTEN. ikrk.org/helfen-sie-uns | Dezember cicr.org/souteneznous | Décembre 2019 | 07
MIT IHRER HILFE KÖNNEN WIR DEN BETROFFENEN BEWAFFNETER KONFLIKTE BEISTEHEN
Als Mitglied des Freundeskreises des IKRK können Sie im Laufe des Jahres verschiedene Vorteile geniessen: Einladungen zu Konferenzen und Veranstaltungen des IKRK, regelmässige Informationen über unsere Einsätze und Kontakte mit der Realität vor Ort.
„Bereits als 20-jährige Krankenschwester fasste ich den Entschluss, das IKRK finanziell zu unterstützen. Ich fühle mich von Herzen dem Freundeskreis des IKRK zugehörig. Als Mitglied des Freundeskreises habe ich aus unmittelbarer Nähe erfahren, wie schrecklich ein Krieg ist, und im gleichen Moment durfte ich eine unendliche Dankbarkeit erleben, wissend wie privilegiert wir sind.
FREUNDE DES IKRK (IKRK )
Eva Pilipp/IKRK
Im Freundeskreis des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) kommen die treusten Spenderinnen und Spender zusammen. Als Mitglied des Freundeskreises leisten Sie einen Beitrag zur grössten humanitären Bewegung der Welt und geben Tausenden Opfern von Konflikten Hoffnung und Würde zurück. Gemeinsam sind wir oftmals der letzte Schutzwall im Angesicht der Folgen eines Krieges.
ee vom Roten Kreuz rnationales Komit rey Brasier nue de la Paix 19
EINLADUNG KREISES DES UNG DES FREUNDES JAHRESVERANSTALT N KREUZ (IKRK ) KOMITEES VOM ROTE INTERNATIONALEN CH ZÜRI , 2019 FREITAG, 4. OKTOBER
Geprägt haben mich insbesondere das „Live“-Telefonat mit Aleppo in Syrien während der Jahreskonferenz des Freundeskreises in Zürich oder auch der Besuch des Logistikzentrums in Genf, wo wir einen Blick auf die Kinderprothesen werfen konnten.
Mari Aftret Mortvedt/IKRK
2 Genf
Paulin Bashengezi/IKRK
WERDEN AUCH SIE AKTIVER TEIL DES FREUNDESKREISES DES IKRK UND GEBEN SIE OPFERN BEWAFFNETER KONFLIKTE HOFFNUNG UND WÜRDE ZURÜCK.
Ich danke allen Menschen, die sich für Frieden einsetzen und versuchen, Not zu lindern. Es ist für mich selbstverständlich, sie zu unterstützen. Ich halte es für eine mitmenschliche Pflicht.“
Erfahrungsbericht eines Zürcher
Mitglieds des Freundeskreises
Aktuell umfasst der Freundeskreis über 100 Mitglieder. Machen auch Sie mit! Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte Audrey Brasier, Verantwortliche für den Freundeskreis des IKRK, unter +41 22 730 34 70 oder per E-Mail an abrasier@icrc.org. Webseite: https://www.icrc.org/de/helfen-sie-uns/audience/freunde-des-ikrk 08 | ikrk.org/helfen-sie-uns | Dezember 2019
DAS IKRK IN AKTION
IKRK
STIMMEN DIREKT AUS DEM EINSATZ
IKRK
Myanmar – Im August 2017 führten koordinierte Angriffe im Bundesstaat Rakhine und die gewalttätigen Ausschreitungen in deren Folge zu einer der grössten humanitären Krisen der jüngeren Geschichte. Mehr als 700 000 Menschen flohen nach Bangladesch und Tausende weitere wurden zu Binnenvertriebenen. Im Dezember 2018 brach eine neue Krise aus, nachdem es zwischen den Streitkräften Myanmars – genannt Tatmadaw – und der lokalen Gruppierung „Arakan Army“ zu Kampfhandlungen gekommen war. Erneut wurden Zehntausende vertrieben; die bereits vorher schwierige humanitäre Lage verschärfte sich weiter.
Zwar sind verschiedene andere humanitäre Organisationen ebenfalls in Rakhine präsent, doch niemand ausser dem IKRK und seinen Partnern der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung verfügt über einen so weitreichenden Zugang zu den betroffenen Menschen und kann in der gesamten Region Unterstützung unterschiedlichster Art leisten. Die Hilfsprogramme des IKRK unterstützen die Bevölkerung dabei, in Würde eine nachhaltige und eigenständige Existenz aufzubauen. Im Bundesstaat Rakhine passen wir genau wie anderswo unsere Hilfe an die besonderen Erfordernisse der Menschen an und berücksichtigen dabei ihre Kultur und die lokalen Umstände. In einigen Fällen konzentrieren sich unsere Teams darauf, die Grundbedürfnisse der Familien zu decken: Nahrung, Wasser, Unterkunft und Hygiene. In anderen vergeben wir Mikrokredite, damit die Menschen ein Kleingewerbe aufbauen und ein Einkommen erwirtschaften können. Unabhängig davon, ob wir einer Gemeinschaft in Not helfen oder ihre langfristige nachhaltige Existenz fördern – wir planen unsere Aktivitäten stets mit grosser Sorgfalt. Zudem verfolgen wir bei unserer Arbeit einen globalen Ansatz: Wir bündeln das Know-how unserer verschiedenen fachlichen Teams, um möglichst wirkungsvolle Programme zu entwickeln. Nachfolgend haben wir einige unserer Kolleginnen und Kollegen aus der Unterdelegation Sittwe gebeten, uns von ihrer täglichen Arbeit zu erzählen. Ihre Berichte sind inspirierend und aufschlussreich. ikrk.org/helfen-sie-uns | Dezember ikrk.org/helfen-sie-uns | Dezember 2019 | 09 2019 | 09
DAS IKRK IN AKTION
aus den Philippinen stiess 2014 zum IKRK, nachdem der zerstörerische Taifun Haiyan seine Heimatstadt verwüstet hatte. Gegenwärtig ist er als IKRKDelegierter für wirtschaftliche Sicherheit (EcoSec) in Sittwe tätig. Ich bin verantwortlich für unser EcoSec-Programm in Sittwe. Wir arbeiten eng mit den anderen Teams zusammen, um die dringendsten Bedürfnisse zu ermitteln. Unsere Kolleginnen und Kollegen von der Logistik unterstützen uns dabei, hochwertige Produkte zu bestellen und dafür zu sorgen, dass die benötigten Güter in unseren Lagern verfügbar sind. In den ländlichen Gebieten sind wir mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Die Strassen sind in sehr schlechtem Zustand, es gibt praktisch keine öffentlichen Einrichtungen. Das Wetter ist unvorhersehbar und behindert uns manchmal bei der Verteilung der Güter. Aber es gelingt uns immer wieder, diese Hindernisse zu überwinden, um unsere Hilfe rasch bereitstellen zu können.
IKRK
Wir planen sämtliche Aktivitäten mit grosser Sorgfalt und berücksichtigen dabei immer auch die Sicherheitslage. Die Sicherheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hat oberste Priorität. Bevor wir uns zu den Betroffenen vor Ort begeben, erstellen die Teams der Unterdelegation jeweils gemeinsam einen Aktionsplan. Damit unsere Bemühungen erfolgreich sind, sind wir auf die Unterstützung unseres Logistik- und unseres Verwaltungsteams angewiesen. Sie stellen sicher, dass wir die benötigten Güter an Lager haben und dass die erforderlichen Transportmittel verfügbar sind. In dieser Region wird die Hilfe häufig per Boot befördert. Ich gebe erst grünes Licht, wenn ich sicher bin, dass wir bereit sind, wenn die Sicherheitslage akzeptabel ist und wir die entsprechende Genehmigung von den Behörden erhalten haben. Während ihrer Feldeinsätze informieren mich die Teams regelmässig über den neuesten Stand der Dinge.
Joel Ogsimer
IKRK
IKRK
Als stellvertretende Leiterin der Unterdelegation sorge ich dafür, dass alle Hilfsaktivitäten reibungslos und koordiniert ablaufen und sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren, denen wir helfen wollen. Für eine möglichst wirksame und effiziente Arbeit senden wir stets Teams mit Mitgliedern aus mehreren Fachbereichen ins Feld. Sie sprechen mit der Bevölkerung, um herauszufinden, was die Menschen benötigen, und bereiten dann eine alle Bereiche umspannende Einschätzung vor. Danach beschliessen wir gemeinsam mit den örtlichen Gemeinschaften, welche spezifische Unterstützung wir für sie bereitstellen.
Minzayar Oo/IKRK
Charlie-Jil Zuercher,
Schweizerin, ist stellvertretende Leiterin des Büros in Sittwe und arbeitet seit 2016 für das IKRK. Dabei ist sie glücklich und stolz darauf, für eine Organisation zu arbeiten, die in ihrem Heimatland tief verwurzelt ist.
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DAS IKRK IN AKTION
Bhanu Adhikari
IKRK
aus Bhutan ist Delegierter für Logistik.
Mein Team unterstützt derzeit 6 000 Familien in sechs Flüchtlingslagern. Je nachdem, was die Menschen benötigen, verteilen wir Nahrungsmittel und andere grundlegende Güter wie Kochgeräte, Decken, Zeltplanen, Matten, Moskitonetze und Hygiene-Sets. Ausserdem versuchen wir, den Menschen zu helfen, eine Aktivität aufzubauen, mit der sie sich ein Einkommen erwirtschaften können. Dazu verteilen wir Saatgut, Dünger und Werkzeuge. Und schliesslich vergeben wir auch BargeldKredite, damit die Familien ihr Einkommen erweitern können und um die lokale Wirtschaft wieder in Gang zu bringen.
IKRK
Mein Team arbeitet eng mit der Rotkreuzgesellschaft von Myanmar zusammen. Ohne diese Kolleginnen und Kollegen wäre unsere Arbeit unmöglich. Ich bin sehr stolz darauf, für das IKRK zu arbeiten. Ich glaube fest an seinen Auftrag, seine Unparteilichkeit und Neutralität sowie an die Arbeitsweise des IKRK – weil die Organisation ihre eigenen Regeln und Verfahren befolgt. Die Mitglieder unseres Teams stammen aus unterschiedlichen Kontexten und Kulturen. Wir haben unsere eigenen, persönlichen Erfahrungen gemacht und können dadurch alle voneinander lernen.
Das Logistik-Team ist verantwortlich für den Gütervorrat und den Transport der Mitglieder der Unterdelegation. Wir versuchen, soweit wie möglich bei lokalen Anbietern einzukaufen, sofern die Qualität unsere Anforderungen erfüllt. Damit unterstützen wir das Gewerbe vor Ort. Die Lagerverwaltung ist und bleibt eine Herausforderung: Es herrscht Platzmangel, wir kämpfen gegen hohe Feuchtigkeit usw. Deshalb müssen wir alle Vorräte sorgfältig überwachen, damit die Güter keinen Schaden nehmen. IKRK
Ye Win Chit
stammt aus dem Bundesstaat Rakhine und gehört zum Team für wirtschaftliche Sicherheit.
Unser Team hier ist relativ neu, aber es ist eine tolle Gruppe von Personen! Wir sind nun zu zehnt, und ich bin stolz darauf, wie es uns gelingt, gemeinsam voranzukommen und immer wieder Neues zu lernen.
In Notsituationen sind wir rund um die Uhr im Einsatz und mobilisieren unsere Lieferanten und Transporteure. Wir stellen sicher, dass unsere Lastwagen und Boote für die Verteilung der Güter beladen und abfahrbereit sind. Wir müssen flexibel sein, weil nicht immer alles wie geplant läuft; häufig müssen wir noch in letzter Minute Änderungen vornehmen. Jede Verteilung bringt stundenlange Planung und Nachbearbeitung mit sich: Verhandlungen, Ausschreibungen, Aufsetzung von Verträgen, Festlegung von Verfahren, Berechnungen, Tausende von Telefonanrufen und natürlich eine sorgfältige Berichterstattung und Buchführung.
www.icrc.org/supportus ikrk.org/helfen-sie-uns | Dezember ikrk.org/helfen-sie-uns | December Dezember 2019 | 11 2019 | 11
IKRK
IKRK
DAS IKRK IN AKTION
IKRK
Meine Aufgabe ist es, unsere Teams an die Orte zu bringen, die sie erreichen müssen. Oberste Priorität hat für mich die Sicherheit meiner Passagiere. Die grösste Herausforderung beim Transport auf dem Wasser ist das Wetter. Wir müssen ständig auf Ebbe und Flut, die Windgeschwindigkeit und die allgemeinen Wetterverhältnisse achten. Ich habe den Eindruck, dass die lokale Bevölkerung dem IKRK mehr Vertrauen und Respekt entgegenbringt, weil wir so gute Arbeit leisten.
Anaïs Pagot,
Französin, ist eine der IKRK-Delegierten für den Schutz der Bevölkerung. Die Arbeit im Schutzteam ist hier sehr vielschichtig. Wir beteiligen uns an den Lagebeurteilungen mit unseren Kolleginnen und Kollegen der Bereiche EcoSec, Wasser und Infrastruktur und Gesundheit. Die Aufgabe meines Teams ist es, mit der örtlichen Bevölkerung zu sprechen, um zu ermitteln, mit welchen Risiken die Menschen konfrontiert sind. So können wir nach Wegen suchen, diese Risiken zu mindern. Besonders achten wir dabei auf Gruppen, die spezifischen Risiken ausgesetzt sind, Frauen und Kinder zum Beispiel, aber
12 | ikrk.org/helfen-sie-uns | Dezember 2019
Ein weiteres wichtiges Ziel der IKRK-Schutzteams ist es, dafür zu sorgen, dass die Rechte der Zivilbevölkerung, von Häftlingen und Verwundeten gewahrt werden. Wir sammeln Erfahrungsberichte aus erster Hand, die wir streng vertraulich behandeln. Sie helfen dem IKRK, die Herausforderungen, mit denen die Gemeinschaften konfrontiert sind, besser zu verstehen und die bestmögliche Lösung dafür zu finden. Die Mitglieder des Schutzteams sind oft die ersten, die eine Lage einschätzen. Wir bilden das Bindeglied zwischen der vom Konflikt betroffenen Zivilbevölkerung und den Behörden. Unsere Einschätzung fliesst in den bilateralen, vertraulichen Dialog des IKRK mit den Behörden und anderen relevanten Parteien ein, welche die Situation beeinflussen können.
IKRK
Wir sind häufig im Feld im Einsatz und unterhalten uns mit möglichst vielen Menschen, um ihre Erlebnisse und ihre Bedürfnisse besser zu verstehen. Dadurch können wir die vom IKRK bereits geleistete Hilfe beurteilen und weiterverfolgen. Falls nötig können wir auch Anpassungen vornehmen. Ausserdem sprechen wir mit den Behörden und mit örtlichen Verantwortlichen über verschiedene Themen wie Sicherheit, Zugang, Schutz der Zivilbevölkerung usw.
IKRK
Kyaw Myo Thu
aus Sittwe arbeitet als Bootsführer für das IKRK.
auch ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen und Vertriebene.
DAS IKRK IN AKTION
Myaint Naing
Raphael Boreham
aus Myanmar arbeitet als Schutzbeauftragter mit Anaïs.
aus dem Vereinigten Königreich ist seit sechs Jahren beim IKRK. Meine Aufgabe ist es, das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Umfeld zu beobachten. Ich verfolge die Berichterstattung in den lokalen Medien – den traditionellen Medien wie Zeitungen, Radio und Fernsehen – und natürlich auf den sozialen Netzwerken. Ich ermittle Trends und halte Vorfälle und Erklärungen fest. Sodann informiere ich unsere Teams über das Geschehen und über Dinge, auf die sie achten müssen. Wie bereits erwähnt, steht das IKRK einerseits in direktem Kontakt mit den Menschen vor Ort, andererseits kommunizieren wir aber auch über die sozialen Medien, denn in der immer digitaleren Welt von heute ist dies unabdingbar. Diese Medienkanäle sind sehr hilfreich, nicht nur, um den Menschen Informationen zu vermitteln, sondern auch, um ihnen zuzuhören und mit ihnen ein Gespräch zu beginnen. IKRK
Ich liebe meine Arbeit beim IKRK! Sie ist unglaublich abwechslungsreich – kein Tag gleicht dem anderen. Ich hatte bereits Gelegenheit, in verschiedenen Teilen meines Heimatlandes zu arbeiten, und man überträgt mir immer mehr Verantwortung. Für mich ist es ein grosses Privileg, meinen eigenen Landsleuten, die so viel durchgemacht haben, helfen zu können. Wer wirklich etwas für die Menschen tun will, benötigt Mitgefühl.
aus Myanmar sorgt für die Verbindung zur Rotkreuz-Bewegung.
Ich bin zuständig für die täglichen Beziehungen zur Rotkreuzgesellschaft von Myanmar und koordiniere die Beteiligung der Freiwilligen an unseren Feldeinsätzen. In verschiedenen Bereichen, z. B. Erste Hilfe, EcoSec und WatHab, bieten wir Schulungen an. Seit den Zusammenstössen im Jahr 2018 sind die Bedürfnisse gestiegen, und ich habe mitgeholfen, Hunderte von Freiwilligen zu mobilisieren und auszubilden. Sie stammen aus den Gemeinschaften, mit denen wir arbeiten und die wir unterstützen. Daher verfügen sie oft über sehr gute Beziehungen zu den Behörden und können einen Zugang zu Orten ermöglichen, die sonst nur schwer zu erreichen wären. Je nach Projekt unterstützen uns abwechselnd 10 bis 15 Freiwillige. Manchmal, wenn der Zugang für die IKRK-Teams nur schwer möglich ist, übernehmen die Freiwilligen gewisse Aufgaben alleine, damit die dringend benötigte Hilfe trotzdem zu den Bedürftigen gelangt.
IKRK
Die Arbeit beim IKRK in den letzten zwei Jahren war für mich spannend und intensiv, und ich bin sehr stolz darauf, Teil dieses Teams zu sein. Besonders stolz bin ich, weil ich mithelfe, die Kontakte zur Rotkreuzgesellschaft von Myanmar zu verbessern, mehr Freiwillige auszubilden und generell die Akzeptanz der Bevölkerung für die Rotkreuzbewegung zu erhöhen.
Kurz gesagt: Ich helfe dem IKRK, die örtliche Kultur zu verstehen und sich einen Überblick über das Geschehen im Land zu verschaffen. Zudem ist es meine Aufgabe, die Kolleginnen und Kollegen über die wichtigsten Aspekte ihres Arbeitsumfeldes umfassend zu informieren und zu versuchen, Risiken für unsere Arbeit soweit wie möglich vorherzusehen. Insgesamt habe ich den Eindruck, dass das IKRK heute positiver wahrgenommen wird, und dass die Bevölkerung uns besser akzeptiert und kennt als in den vergangenen Jahren.
Shane Wilkes,
Australier, ist Delegierter für Wasser und Infrastruktur (WatHab) der Unterdelegation. Meine Arbeit und die Arbeit meines Teams hat viele unterschiedliche Facetten. Wie bereits gesagt, helfen wir alle mit, die Bedürfnisse abzuschätzen. Wir versuchen, so viel wie möglich mit den Menschen in Kontakt zu treten, indem wir Besuche in den Dörfern, persönliche Gespräche vor Ort und Gruppendiskussionen organisieren. Es ist unsere Aufgabe, sicherzustellen, dass wir die richtigen Dienstleistungen an die richtigen Menschen zur rechten Zeit liefern. IKRK
Cho Maung
Mit anderen Worten: Meine Aufgabe als WatHab-Delegierter ist es, dafür zu sorgen, dass die Konfliktbetroffenen Zugang zu sauberem Wasser, Sanitärversorgung und Unterkünften erhalten. Wir stellen auch Notunterkünfte bereit, und wir bauen Brücken und Anlegestege, um den Zugang zu Gesundheits- und Bildungseinrichtungen zu verbessern – und den lokalen Handel zu fördern.
www.icrc.org/supportus ikrk.org/helfen-sie-uns | Dezember cicr.org/souteneznous | Décembre ikrk.org/helfen-sie-uns | December Dezember 2019 | 13 2019 | 13
DAS IKRK IN AKTION
IKRK
DIESEN MENSCHEN HELFEN WIR
IKRK
IKRK
Der Konflikt im Bundesstaat Rakhine wütet weiter, und viele aufnehmende Gemeinschaften bieten den Vertriebenen oder anderweitig Betroffenen wertvolle Unterstützung. U Ba Win ist Vorsteher des Dorfes Auk Myat Hle. Er beschreibt seine Hauptsorge wie folgt: „Entscheidend ist hier das Trinkwasser, denn viele Menschen müssen während der Trockenzeit jeden Tag 30 Minuten zu Fuss zurücklegen, nur um Wasser zu holen. Wenn die Kampfhandlungen noch lange fortdauern, wird die Lage für alle schwierig werden.“
Die 52-jährige Ma Win beobachtet, wie ihre Tochter ihre neue Winterjacke anzieht und berichtet von ihrer Flucht vor dem Konflikt im Bundesstaat Rakhine: „Wir kamen mit dem Boot hierher, die Fahrt dauerte zwei Stunden. Ich habe sieben Kinder. Als wir flüchten mussten, machte ich mir grosse Sorgen um ihre Gesundheit. Diese Kleider werden sie nachts warm halten, und die langen Hosen schützen sie vor den Mücken.“ Ihre Familie ist im Flüchtlingslager War Taung untergebracht, wo das IKRK vor Kurzem Winterkleider verteilt hat.
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Hla Yamin Eain/IKRK
„ENTSCHEIDEND IST HIER DAS TRINKWASSER, DENN VIELE MENSCHEN MÜSSEN WÄHREND DER TROCKENZEIT JEDEN TAG 30 MINUTEN ZU FUSS ZURÜCKLEGEN, NUR UM WASSER ZU HOLEN. WENN DIE KAMPFHANDLUNGEN NOCH LANGE FORTDAUERN, WIRD DIE LAGE FÜR ALLE SCHWIERIG WERDEN.“ U BA WIN, VORSTEHER DES DORFES AUK MYAT HLE
www.icrc.org/supportus ikrk.org/helfen-sie-uns | Dezember cicr.org/souteneznous | Décembre ikrk.org/helfen-sie-uns | December Dezember 2019 | 15 2019 | 15
BILDER ERZÄHLEN
KINDER MALEN IHRE GESCHICHTEN Zum diesjährigen Tag des afrikanischen Kindes am 16. Juni organisierte das IKRK-Büro in Bukavu (Demokratische Republik Kongo) einen Zeichenwettbewerb. Insgesamt beteiligten sich 56 Kinder aus dem BVES1-Durchgangszentrum und rund hundert Kinder mit Behinderung aus dem Zentrum für körperliche Rehabilitation Heri Kwetu am Wettbewerb. Die Mädchen und Jungen in diesen Zentren waren häufig Gewalt und traumatischen Erfahrungen ausgesetzt. Wir baten sie, für uns zu zeichnen, was sie vor ihrer Ankunft in den Zentren erlebt hatten. Das Ergebnis übertraf alle unsere Erwartungen. Es war kein Leichtes, unter all diesen Zeichnungen Gewinner auszuwählen, so berührend und eindrücklich waren die Geschichten, die uns die Kinder auf diesem Weg erzählten. Trotzdem präsentieren wir nachfolgend eine kleine Auswahl. 1. Freiwilliger Dienst für Kinder und Gesundheit (Bureau pour le volontariat au service de l’enfance et de la santé, http://www.bves-rdc.org/) * Namen geändert
„EINES TAGES GRIFFEN BEWAFFNETE MÄNNER UNSER DORF AN UND ENTFÜHRTEN MICH. SEITHER HABE ICH MEINE MUTTER NICHT MEHR GESEHEN. ICH BIN SICHER, DASS SIE JEDEN TAG UM MICH WEINT“ ERZÄHLT CLAUDINE*. DAS IKRK UND SEINE PARTNER TUN IHR MÖGLICHSTES, DAMIT SIE IHRE MUTTER BALD WIEDERSEHEN KANN.
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Anzeige Der BVES nimmt besonders schutzbedürftige Kinder auf. Viele von ihnen waren zuvor mit bewaffneten Gruppen oder Streitkräften verbunden. Das IKRK hilft bei ihrer gesellschaftlichen Wiedereingliederung und sorgt dafür, dass sie ihre Familie wiederfinden. Das IKRK unterstützt auch das Zentrum Heri Kwetu. Dort werden die Patientinnen und Patienten mit einem orthopädischen Hilfsmittel ausgestattet und erhalten körperliche Rehabilitationssitzungen. So können sie ihre Selbstständigkeit und einen Platz in der Gesellschaft zurückerlangen.
BILDER ERZÄHLEN
David* ist 12 Jahre alt und lebt zurzeit im BVESDurchgangszentrum. Seine Zeichnung zeigt, wie er von seinen Eltern getrennt wurde. Dank des IKRK wird er bald zu seiner Familie zurückkehren können.
Jeanne* wird im Zentrum für körperliche Rehabilitation Heri Kwetu behandelt. Mit seiner Zeichnung erzählt das Mädchen, wie es durch eine verirrte Gewehrkugel bei einem Angriff auf sein Dorf am Fuss verletzt wurde. Leider war es bei der Ankunft im Spital schon zu spät: Jeannes Bein konnte nicht mehr gerettet werden, es musste amputiert werden. Heute lernt Jeanne, mit einer Prothese neu zu laufen.
Louis* hat verschiedene Situationen gezeichnet, bei denen ein Mensch eine Behinderung davontragen kann: „Von all diesen Situationen habe ich bereits Verkehrsunfälle, Macheten-Angriffe und Kämpfe selbst beobachtet. Es war kein leicht zu ertragender Anblick.“
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HINTER DEN KULISSEN
IKRK-HUG: EINE FUNKTIONIERENDE PARTNERSCHAFT
Angesichts dieser Herausforderungen sucht das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) ständig nach neuen Wegen, um die humanitären Bedürfnisse der Betroffenen zu decken. 1999 unterzeichneten das IKRK und das Genfer Universitätsspital Hôpitaux universitaires de Genève (HUG) eine Partnerschaftsvereinbarung, die 2015 erneuert wurde. Sie sorgt für eine bessere Versorgungsqualität für die Betroffenen von bewaffneten Konflikten und anderen Situationen der Gewalt.
Baron Nkoy/IKRK
Die Zusammenarbeit bezweckt, das Know-how beider Institutionen möglichst optimal zusammenzuführen und zu nutzen. Das HUG bringt Expertenwissen aus der Forschung mit, bietet Fortbildungen an und stellt qualifiziertes Personal zur Verfügung. Das IKRK seinerseits besitzt medizinisches Know-how im Umgang mit den äusserst komplizierten und unsicheren Situationen in den Konfliktländern und hat Erfahrung in der Bewältigung aller sich daraus ergebenden Herausforderungen.
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Wassy Kambale/IKRK
Für Millionen Menschen, die in Kriegsgebieten leben, ist der Zugang zu medizinischer Versorgung überlebenswichtig. Doch er ist bei Weitem nicht überall gewährleistet. Die Gründe für den fehlenden Zugang liegen vor allem darin, dass zahlreiche medizinische Einrichtungen nur teilweise funktionstüchtig sind, dass es an medizinischem Material mangelt und sich die Gesundheitsfachpersonen häufig nicht in bestimmte Gebiete begeben können, weil dies für sie zu gefährlich wäre.
Seit dem Jahr 1999 stellt das HUG dem IKRK qualifiziertes und kompetentes Fachpersonal aus der Ärzteschaft, dem Pflegepersonal und den medizinischen Hilfsberufen zur Verfügung. Spezialistinnen und Spezialisten des HUG (Chirurgen, Physiotherapeuten, Psychiater, Pflegefachpersonen usw.) bilden Kolleginnen und Kollegen in vom IKRK unterstützten Spitälern weltweit aus. Simon Regard, Notarzt im HUG, berichtet nach seiner Rückkehr von einem Einsatz im Osten der Demokratischen Republik Kongo, bei dem das Erstversorgungsprogramm des IKRK (in Zusammenarbeit mit dem Schwedischen Roten Kreuz) bewertet wurde: „Die medizinische Notfallversorgung ist meiner Ansicht nach die direkteste Form der humanitären Hilfe, die es gibt. Schon Henri Dunant praktizierte sie in Solferino: Sie ist der direkteste Weg, um Menschenleben zu retten und Leiden zu lindern. Die Erstversorgung vermittelt eine aussergewöhnliche Botschaft der Hoffnung, des Zusammenhalts und der Solidarität gegenüber den Menschen, die vom Krieg getroffen wurden. Es geht um viel mehr als nur die Ausführung technischer Handgriffe: Durch die Erstversorgung können die gegenseitige Hilfe gefördert und die Fachkompetenz vor Ort gestärkt werden. Ein Erstversorgungsprogramm wirkt sich, wenn es gut funktioniert, auch positiv auf den Gebietszugang aus, denn es ermöglicht die Aufnahme und Erhaltung eines Dialogs mit bestimmten Waffentragenden. Konkret leistet es ausserdem einen Beitrag dazu, dass das humanitäre Völkerrecht besser respektiert wird. Als Schulungsleiter
HINTER DEN KULISSEN kann ich so zum Beispiel die Rechte der Verwundeten und die Pflichten der Waffentragenden, ihnen Hilfe zu leisten, ansprechen.
Ziel ist, ihnen die humanitären Grundsätze und die Arbeitsprinzipien der Organisationen sowie den Umgang mit den Sicherheitsaspekten der Einsätze zu vermitteln.
Die Erfahrungen, die ich beim IKRK in diesem Bereich gesammelt habe, erlaubten mir, die gewonnene erweiterte Sicht der Erstversorgung – mit der Förderung des spontanen Anbietens von Hilfe – in den kantonalen Plan für die Gesundheitsförderung und -prävention des Kantons Genf aufzunehmen.
Nicole Rosset, Koordinationsverantwortliche für die humanitären Einsätze der HUG-Mitarbeitenden, erklärt: „Diese Weiterbildung ist wichtig, um unser Personal über die sicherheitsbedingten Einschränkungen zu informieren, mit denen man im Feld konfrontiert ist. Dazu gehören etwa Beschränkungen persönlicher oder dienstlicher Fahrten, allfällige Ausgangssperren etc. Unsere Mitarbeitenden sind sehr anpassungsfähig, doch die Umstände hier sind wirklich aussergewöhnlich. Ich habe bemerkt, dass meine Kolleginnen und Kollegen nach ihrer Rückkehr nach Genf stolz darauf sind, zu einem IKRKEinsatz beigetragen zu haben. Sie erscheinen mir noch engagierter und offener. Das HUG verfügt über Mittel und hochmoderne Technologie. Wir erachten es als unsere soziale Verantwortung, Menschen zu helfen, die weniger Glück haben als wir selbst, und die humanistischen Werte Genfs und der Schweiz umzusetzen.“
Im Alltag eröffnet die Partnerschaft zwischen HUG und IKRK den Gesundheitsfachleuten auch den Zugang zu neuen Kontexten: Sie lernen andere Kulturen kennen, erwerben spezifische Werkzeuge und arbeiten zielund nicht mittelorientert. All dies lernt man bei den Feldeinsätzen.“
Mari Aftret Mortvedt/IKRK
In Zusammenarbeit mit Ärzte ohne Grenzen (MSF) und der Humanitären Hilfe der Schweiz haben HUG und IKRK eine Weiterbildung für HUG-Mitarbeitende, die an humanitären Einsätzen teilnehmen, ins Leben gerufen.
Seit mehr als 15 Jahren kümmert sich die Abteilung humanitäre Medizin und Tropenmedizin des HUG um die medizinische Betreuung von Mitarbeitenden humanitärer Organisationen, unter anderem des IKRK, vor und nach jedem ihrer Einsätze. Das Ärzte- und Pflegepersonal dieser Abteilung besteht aus Fachleuten, die in der Lage sind, auch in unseren Ländern nur selten vorkommende Krankheiten zu diagnostizieren. Dank ihrer weitreichenden Erfahrung können sie zudem psychische Traumata erkennen, die manchmal durch die komplexen Situationen entstehen, in denen das IKRK tätig ist. Sie informieren das IKRK über Epidemien weltweit und vermitteln Empfehlungen über zu treffende Massnahmen. Angesichts der Ebola-Epidemie etwa wurden hier vor Kurzem die ersten Personen im Einsatz in der
Demokratischen Republik Kongo geimpft. Die Abteilung ist die einzige in der Schweiz, die über den Impfstoff verfügt. Das HUG, das IKRK und die Universität Genf haben zudem Weiterbildungs- und Fernkurse sowie thematische Seminare entwickelt. So wurde der Kurs HELP (Health Emergencies in Large Populations – Gesundheitsnotfälle, die grosse Teile der Bevölkerung betreffen) in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem HUG und der Universität Genf erarbeitet, um die Professionalität der humanitären Einsatzkräfte im Umgang mit Notsituationen zu stärken und ihre Berufsethik und die humanitären Grundsätze zu fördern.
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BUDGET UND EINSÄTZE DES IKRK Über 93%
aller Spenden fliessen direkt in die Finanzierung unserer Arbeit in den Einsatzgebieten
Was mit Ihrem Geld passiert DAS IKRK IST IN 90 LÄNDERN TÄTIG UND UNTERSTÜTZT KONFLIKTOPFER BEREITS VON DEN ERSTEN STUNDEN AN.
DANK IHRER SPENDE KÖNNEN WIR SCHNELL HANDELN
IHRE SPENDE WIRD DORT EINGESETZT, WO DIE NOT AM GRÖSSTEN IST
+70% Bedarf
UNSERE TEAMS LIEFERN DIE WICHTIGSTEN GÜTER UND DIENSTLEISTUNGEN WIE LEBENSMITTEL, WASSER, DECKEN, HYGIENEPRODUKTE, KÜCHENGERÄTE UND MEDIKAMENTE UND LEISTEN MEDIZINISCHE GRUNDVERSORGUNG. DAMIT KÖNNEN VIELE LEBEN GERETTET WERDEN.
in den letzten 10 Jahren
Das IKRK-Budget wird ausschliesslich durch freiwillige Beiträge finanziert
SIE HELFEN, LEBEN ZU RETTEN
SIE ERMÖGLICHEN ES UNS, FAMILIEN WIEDER ZUSAMMENZUFÜHREN
DANK DER INSTANDSETZUNG VON ZERSTÖRTEN INFRASTRUKTUREN WIE SPITÄLERN ODER DER WASSERVERSORGUNG GIBT IHRE SPENDE GANZEN GEMEINSCHAFTEN EINE BESSERE ZUKUNFT
MIT IHRER REGELMÄSSIGEN UNTERSTÜTZUNG KÖNNEN WIR KONFLIKTOPFERN EINE BESSERE ZUKUNFT ERMÖGLICHEN
UNSERE FACHLEUTE EVALUIEREN DIE SITUATION IN DEN EINZELNEN LÄNDERN, IDENTIFIZIEREN DIE BEDÜRFNISSE DER AM SCHWERSTEN BETROFFENEN PERSONEN UND FINDEN WEGE, WIE IHNEN GEHOLFEN WERDEN KANN.
NICHT JEDER HAT DAS GLÜCK, UMGEBEN VON ANGEHÖRIGEN UND IN SICHERHEIT ZU SEIN ODER VERWANDTE UND FREUNDE WIEDERZUFINDEN. .
SIE SCHENKEN DEN BETROFFENEN PERSONEN EINE ZUKUNFT
IHRE SPENDE SCHENKT HOFFNUNG
MIT IHRER UNTERSTÜTZUNG KÖNNEN Z.B. LANDWIRTSCHAFTLICHE GERÄTE ODER FISCHFANGAUSRÜSTUNGEN ANGESCHAFFT WERDEN. DIES ERMÖGLICHT MENSCHEN EINEN NEUANFANG.
Internationales Komitee vom Roten Kreuz Spendenbetreuung Avenue de la Paix 19 CH-1202 Genf Tel: + 41 22 730 21 71 Fax: + 41 22 730 28 99 E-Mail: spenden@ikrk.org Postkonto: 12–5527–6 Website: ikrk.org/helfen-sie-uns