P R O D U Z E N T E N -TA L K
PRODUZENT
S P OT L I G H T
Andrea Occhipinti
Eva Lageder
Neue Wege im Streaming, ohne den Arthouse-Kinos etwas wegzunehmen: Plattform „MioCinema“
wohl nicht mehr als rund 60 Filme – und jenen, die diese Möglichkeit nicht haben. Und noch etwas: Ich bin fest davon überzeugt, dass sozialer Austausch ein Grundbedürfnis ist, ohne das der Mensch nicht leben kann. Tatsächlich hat uns dieser Aspekt in den letzten eineinhalb Jahren sehr gefehlt. Ein Kinobesuch ist ein gesellschaftliches Ereignis, daher reicht es mir nicht zu sagen: Die Kinos werden überleben. Sie werden neu aufblühen, nicht zuletzt wegen der neuen Bedingungen, die wir geschaffen haben. Kinos sind Orte, die große Emotionen bieten müssen, mit einer großen Bandbreite an Inhalten. Welche Rolle werden Plattformen wie die von Amazon, Warner oder Disney Ihrer Meinung nach in der Zukunft spielen? Werden die Studios überhaupt noch ins Kino investieren? AO Die Filmindustrie ist noch nicht zur Normalität zurückgekehrt, alle Beteiligten suchen zurzeit nach Lösungen. Die großen Studios, die mittlerweile ebenfalls Streamingdienste unterhalten, wehren sich durch solche Umstrukturierungen gegen die Konkurrenz durch Amazon und Netflix. Amazon hat MGM deshalb gekauft, weil es dadurch auf ein reiches Filmarchiv zugreifen kann; ich hoffe aber, dass das Haus auch weiterhin auf Kinoproduktionen setzen wird. Verschiedene Vertriebswege können bestehen, indem sie zusammenwirken. Und letztlich ist die Kinobranche wirtschaftlich immer noch interessant: Während TVoD [transactional video on demand, also das Kaufen einzelner Filme anstatt eines Streaming-Abos, Anm. d. R.] in den USA sehr erfolgreich ist, verhält es sich in Europa und im Rest der Welt anders – hier sind die Einnahmen aus den KinosäT #1 3 len immer noch ein wichtiger Faktor.
41, ist derzeit für die BAGARRE Film auf der Suche nach Koproduzenten für ein neues Dokumentarfilmprojekt: In Personal geht es um Frauen mit Einwanderungsgeschichte in einem Südtiroler Hotel, deren Arbeit die Tourismusindustrie unsichtbar am Laufen hält. „In dieses Projekt fließen durch die diversen Hintergründe des vollständig weiblichen Teams viele Blickpunkte ein, die den Film bereichern“, so Lageder. Lageder besuchte die Dokumentarfilmschule ZeLIG in Bozen und begann ihre Karriere als Kameraund Tonfrau, zudem übernahm sie weitere Rollen an Sets. Als Mitglied erster Stunde setzte sie sich mit der Film Association South Tyrol (FAS) erfolgreich für das Zustandekommen einer Filmförderung in Südtirol ein. 2017 öffnete sich für Lageder ein neues Feld: Der Südtiroler Regisseur Ronny Trocker und dessen Schwester, die Regisseurin Carmen Trocker, suchten Unterstützung für ihre Firma BAGARRE Film. Gemeinsam produzierten sie Ronny Trockers zweiten Spielfilm Der menschliche Faktor (Human Factors). Nach Covid-bedingten Hindernissen und der Onlinepremiere beim Sundance Film Festival wurde der Film im Juni in einem Open-Air-Kino auf der Berlinale zum ersten Mal vor Publikum gezeigt. „Dieses Kinogefühl ist doch etwas Besonderes“, schwärmt Lageder. www.bagarrefilm.com
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EVA LAGEDER ,
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