Auktionshaus im Kinsky GmbH Palais Kinsky, Freyung 4, A-1010 Wien, T +43 1 532 42 00 office@imkinsky.com, www.imkinsky.com
120. Kunstauktion Klassische Moderne Dienstag, 5. 12. 2017, 18 Uhr 120. Kunstauktion Klassische Moderne Dienstag, 5. 12. 2017, 18 Uhr
Oskar Kokoschka*, Mädchenakt mit umgehängtem Mantel (Detail), 1907, Bleistift, Aquarell auf Papier, 45,4 x 31,6 cm, Kat. Nr. 224, € 100.000–200.000
120. Kunstauktion, 5. Dezember 2017 Klassische Moderne
Werner Berg*, Bei Gewitter unterwegs (Detail), 1977, Öl auf Leinwand, 45 x 75 cm, Kat. Nr. 355 € 90.000–180.000
Werner Berg * Die Winternacht (Detail), 1935 Kat. Nr. 232
Alfons Walde * Bauernsonntag (Detail), um 1922 Kat. Nr. 285
Alfons Walde * Tiroler Bergdorf (Auracher Kirchl) (Detail), 1956 Kat. Nr. 369
Experten im Kinsky
Mag. Claudia Mรถrth-Gasser T +43 1 532 42 00-14 moerth-gasser@imkinsky.com
Michael Kovacek T +43 1 532 42 00 M +43 664 240 48 26
Anna K. Erdkamp T +43 1 532 42 00-43 erdkamp@imkinsky.com Expertenassistenz
Klassische Moderne
120. Kunstauktion Dienstag, 5. Dezember 2017 16 Uhr: Jugendstil & Design Kat. Nr. 1–179 18 Uhr: Klassische Moderne Kat. Nr. 201–380 Mittwoch, 6. Dezember 2017 16 Uhr: Zeitgenössische Kunst Teil 1 Kat. Nr. 401–578 18 Uhr: Zeitgenössische Kunst Teil 2 Kat. Nr. 601–679
Besichtigung der Schaustellung 30. November– 6. Dezember 2017 Montag 10–19 Uhr, Dienstag–Freitag 10–18 Uhr, Samstag 10–17 Uhr , Sonn- und Feiertag 11–17 Uhr
Online-Katalog www.imkinsky.com
Vernissage Mittwoch, 29. November 2017 18–20.30 Uhr Vortrag, Beginn 18.30 Uhr Dr. Ernst Ploil spricht über Lötz auf der Pariser Weltausstellung 1900
Experten Mag. Claudia Mörth-Gasser, Michael Kovacek
Zustandsberichte und Beratung Mag. Claudia Mörth-Gasser T +43 1 532 42 00-14 moerth-gasser@imkinsky.com Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir Zustandsberichte nur dann rechtzeitig ausarbeiten können, wenn sie mindestens 24 Stunden vor der Auktion angefordert werden.
Kaufaufträge Barbara Passauer
T +43 1 532 42 00-16 passauer@imkinsky.com
Sensalin Monika Uzman
T +43 1 532 42 00-22 monika.uzman@gmail.com M +43 664 421 34 59
Auktionshaus im Kinsky GmbH Palais Kinsky, A-1010 Wien, Freyung 4 T +43 1 532 42 00, F +43 1 532 42 00-9 office@imkinsky.com, www.imkinsky.com
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201 Tina Blau (Wien 1845–1916 Wien) Fischerhafen in Pirano, 1912 Öl auf Holz; 22,5 × 30,5 cm Signiert rechts unten: Tina Blau Rückseitig betitelt und datiert sowie Wiener Künstlerhausetikett 1913/2351 (von Mag. Paul Rachler bestätigt) Provenienz Auktionshaus im Kinsky, Wien, 12. Dezember 1999, Nr. 35; Auktionshaus im Kinsky, Wien, 9. November 2010, Nr. 15; Privatbesitz, Wien Literatur Markus Fellinger/Klaus Jesina, Tina Blau. Online-Werkkatalog, Österreichische Galerie Belvedere, Wien 2016, WV-Nr. GE 1066 (Kapitel: Im Süden) EUR 15.000–30.000
Die 1845 als Tochter eines k.k. Militärarztes in Wien geborene Regina Leopoldine Blau, kurz Tina genannt, zählt zu den bekanntesten Wiener Malerpersönlichkeiten des 19. Jahrhunderts. Entscheidend für die Entwicklung ihres künstlerischen Stils war vor allem die Auseinandersetzung mit Werken der „paysage intime“ der Schule von Barbizon, die sie auf der Münchner Glaspalastausstellung von 1869 sah, sowie die Begegnung mit dem Landschaftsmaler Emil Jakob Schindler. Mit ihm unternahm sie mehrere Studienreisen, u.a. 1873 nach Szolnok in Ungarn und im Sommer 1875 nach Holland. Das ursprünglich gemeinsame Atelier im Wiener Prater nutzte die Künstlerin ab dem Jahr 1879 alleine, da es zum Zerwürfnis mit Schindler gekommen war. Tina Blau legte größten Wert darauf, nicht als eine Schülerin Schindlers gesehen zu werden, sondern als eigenständige Künstlerkollegin, die nicht nur im Austausch mit Schindler, sondern auch im regen Kontakt zu anderen erfolgreichen nationalen und internationalen Landschaftsmalern stand. So wusste sie auch ihre künstlerische Eigenständigkeit zu bewahren, denn mehr als Schindler setzte sie sich mit der französischen Malerei auseinander und legte im Gegensatz zu ihm das Augenmerk nicht auf die Stimmung, sondern auf die gesehene Wirklichkeit. Ihrer Zeit voraus, ging sie unbeirrt ihren Weg und war in einer von Männern geprägten Welt als Künstlerin überaus erfolgreich. Ein Leben lang pflegte Tina Blau eine ausgeprägte Reisetätigkeit. Selbst als betagte Dame suchte sie in Istrien, Ungarn, Holland, Deutschland und Italien nach neuen Eindrücken und anregenden Lichtstimmungen. Scheinbar mühelos gelang es Tina Blau das südliche Flair des „Fischerhafens in Piran“ festzuhalten. Sie beherrschte perfekt die Darstellung von Licht und Schatten und schuf mit Hilfe einer sparsamen Farbpalette ein Werk von größter Modernität und Wirklichkeitsnähe. (MS)
5. 12., 18 Uhr
202 Marie Egner (Radkersburg 1850–1940 Maria Anzbach) Kastanienblüte in Strass im Strassertal, 1906 Öl auf Karton; 47 × 60 cm Rückseitig handschriftlich bezeichnet: Strass Nd. Provenienz Privatbesitz, Wien Literatur Martin Suppan/Rupert Feuchtmüller, Marie Egner. Eine österreichische Stimmungsimpressionistin, Wien 1993, S. 357, WV-Nr. 713 (SW-Abb.), Farbtafel 77 EUR 15.000–30.000
Nach ihrer Studienzeit in Graz (1867–1872) bei Hermann von Königsbrunn und einem Studienaufenthalt in Düsseldorf (1873–1875) verlegte Marie Egner ihren Wohnsitz nach Wien, wo sie ein kleines Atelier mietete und ihren Lebensunterhalt mit Kunstunterricht verdiente. In den folgenden Jahren unternahm die Künstlerin zahlreiche Studienreisen, die sie in die österreichische Provinz, nach Italien und Südtirol führten. Mit ihrem Können unzufrieden, begann Egner 1881 Privatunterricht bei dem Landschaftsmaler Emil Jakob Schindler zu nehmen. In ihren Tagebuchaufzeichnungen beschreibt sie sich als seine bevorzugte Schülerin und deutet eine platonische Liebesbeziehung mit dem verheirateten Lehrer an. Als Ausweg aus dieser für sie enttäuschenden privaten Situation nahm die Künstlerin 1887/88 eine Stellung als Kunsterzieherin in einer Londoner Schule für höhere Töchter an. Dieses Jahr in England machte Marie Egner mit der Kunst des Aquarells vertraut, die sie fortan stetig weiterentwickelte. Der Aufenthalt in England bewirkte auch eine Loslösung von der Kunstauffassung ihres Lehrers Emil Jakob Schindler. Die nun 38-jährige Künstlerin fand zu einem eigenständigen, motivisch weit über jenen von Schindler hinaus dominierten Malstil, der von Licht und Farbe geprägt war. (MS)
5. 12., 18 Uhr
203 Carl Moll (Wien 1861–1945 Wien) Landschaft mit Bach, 1886 Öl auf Holz; 24 × 30 cm Monogrammiert rechts unten: CM Provenienz österreichischer Privatbesitz Das Gemälde wurde von Cornelia Cabuk für das Werkverzeichnis Carl Moll in der Reihe der Belvedere Werkverzeichnisse dokumentiert. EUR 5.000–10.000
204 Marie Egner (Radkersburg 1850–1940 Maria Anzbach) Loggia in Venedig, 1899 Öl auf Leinwand auf Karton; 32,5 × 49 cm Signiert rechts unten: M Egner Rückseitig bezeichnet: Venezianischer Hof Rückseitig Wiener Künstlerhausetikett: 1923/154 (von Mag. Paul Rachler bestätigt) Provenienz ehemals Sammlung F. Ber; Privatbesitz, Wien Literatur Martin Suppan/Rupert Feuchtmüller, Marie Egner. Eine österreichische Stimmungsimpressionistin, Wien 1993, S. 338, WV-Nr. 529 (SW-Abb.), Farbtafel 47 EUR 12.000–24.000
5. 12., 18 Uhr
205 Friedrich König (Wien 1857–1941 Wien) Damenporträt, um 1910 Öl auf Leinwand auf Hartfaserplatte; 66 × 97,5 cm Signiert links unten: Friedric König Provenienz Nachlass des Künstlers; österreichischer Privatbesitz; Auktionshaus im Kinsky Wien, 21. 04. 2009, Nr. 206 europäischer Privatbesitz EUR 4.000–8.000
206 Friedrich Rheinfelder-Anspach (Wien 1838–1903 Görz) Weihnachten in der Fremde Öl auf Holz; 48 × 62 cm Nachlass-Stempel rechts unten: Otto von Thoren / Nachlass Rückseitig Etikett mit handschriflicher Bezeichnung: „Weihnachten in der Fremde“ / Friedrich Rheinfelder / Wien / III. Bezirk / Siegel-Gasse 1, 1. Stock Provenienz Nachlass Otto von Thoren; Privatbesitz, Wien Literatur vgl. Friedrich von Boetticher, Malerwerke des 19. Jahrhunderts. Beitrag zur Kunstgeschichte, Band II/1, Hofheim am Taunus 1979, S. 399, Nr. 6 EUR 5.000–10.000
5. 12., 18 Uhr
207 Marie Egner (Radkersburg 1850–1940 Maria Anzbach) Mohnblumen in Vase Öl auf Leinwand; 51 × 34 cm Signiert links unten: M. Egner Rückseitig Stempel der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs (VBKÖ) und handschriflich bezeichnet: Aus dem Nachlass Prof. Marie Egner Provenienz aus dem Nachlass der Künstlerin; Auktionshaus im Kinsky Wien, 22. November 2005, Nr. 57; Privatbesitz, Wien EUR 15.000–30.000
5. 12., 18 Uhr
208 Egon Schiele (Tulln 1890–1918 Wien) Wiese mit großem Baum und Marterl, 1907 Öl auf Leinwand, auf Karton aufgezogen; 30,1 × 21,1 cm Bezeichnet und datiert von fremder Hand links unten: Egon Schiele 07 Provenienz Melanie Schiele-Schuster (1886–1974, Schwester Egon Schieles); Norbert Gradisch (gest. 1983, Neffe Egon Schieles); Hassfurther, Wien, 06. 12. 1988, lot 39; Wiener Kunst Auktionen, 2. Auktion, 20./21. April 1994, Nr. 117; Privatbesitz, Italien Ausstellungen 1979 Wien, Niederösterreichisches Landesmuseum, 19. 10. – 30. 12., Nr. 34; 1980 Tulln, Rathaus, März 1980, Nr. 77, m. Abb.; 1982 Kirchheim unter Teck, Kulturring, 23. 05. – 16. 06., Nr. 36; Literatur Rudolf Leopold, Egon Schiele. Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen, Salzburg 1972, WV-Nr. 44, Titel dort: „Wiese mit großem Baum (Krumau)“; Christian M. Nebehay, Egon Schiele, Leben, Briefe, Gedichte, Salzburg 1979, S. 68, Auflistung der Landschaften 1907, dort als: „Wiese mit großem Baum (Krumau), ohne Maße; Jane Kallir, Egon Schiele. The Complete Works, New York 1990, WV-Nr. *P. 43, S. 272, m. Abb., Titel dort: „*Field with Large Tree, Niederösterreich“ Gutachten von Dr. Herbert Giese, 4. September 2017, liegt bei. EUR 35.000–70.000
Dieses mehrmals öffentlich ausgestellte frühe Werk Egon Schieles gehörte ursprünglich seiner Schwester Melanie Schuster. An seiner Echtheit bestanden bis vor kurzem nicht die geringsten Zweifel. Prof. Dr. Rudolf Leopold führt das Bild in seinem 1972 publizierten Werkverzeichnis als Nr. 44 und eigenhändige Arbeit an. Jane Kallir hat das Bild in ihr Werkverzeichnis „Egon Schiele, The Complete Works“ 1990 und 1998 als Nr. *P 43 aufgenommen. Und auch unsere Experten haben das Kunstwerk – das wir bereits einmal, im April 1994 anbieten durften – als echtes, eigenhändiges Werk Egon Schieles erkannt. Jüngst hat allerdings Jane Kallir nach einer Besichtigung des Bildes die Ansicht vertreten, das Bild stamme nicht von Egon Schiele. Wir haben daraufhin den gegenwärtig fundiertesten Experten für österreichische Malerei der Jahrhundertwende, Herrn Dr. Herbert Giese, ersucht, das Kunstwerk zu untersuchen. Und Dr. Giese kommt in einem ausführlichen Gutachten zu dem Ergebnis: „Aufgrund der getroffenen Beobachtungen, der bekannten Faktenlage und deren sorgfältiger Abwägung bin ich der Überzeugung, dass das gegenständliche Bild ein Original von der Hand Egon Schieles ist. Der Namenszug, die Montage auf Karton sowie die Einfassung sind von fremder Hand.“ Wir haben daher keine Zweifel an der Authentizität dieses frühen Meisterwerkes Egon Schieles.
Egon Schiele, um 1907 Foto: L. Grillich abgebildet in: Carl Aigner (Hg.), Egon Schiele, Das Werden eines Künstlers, Salzburg 2008, S. 2
5. 12., 18 Uhr
209 Gustav Klimt (Wien 1862–1918 Wien) Brustbild einer Dame im Dreiviertelprofil nach rechts, 1896–1898 schwarze Kreide, weiß gehöht; 46 × 33,5 cm Signiert rechts oben: Gustav / Klimt Provenienz österreichischer Privatbesitz Ausstellung 1968 Wien, Albertina, Gustav Klimt, Egon Schiele, Zum Gedächtnis ihres Todes vor 50 Jahren, Zeichnungen und Aquarelle, Nr. 18 (Abb.) Literatur Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen 1878–1903, Bd. I, Salzburg 1980, WV-Nr. 384, Abb. S. 125 (andere Maßangabe) EUR 25.000–50.000
Für Klimt als Maler und als Zeichner ist die Gründungszeit der Wiener Secession, zu deren erstem Präsidenten er 1897 ernannt wird, mit bahnbrechenden Innovationen verbunden. Als neues Genre ragen die zwischen 1896 und 1898 gezeichneten Brustbildnisse heraus, die er unabhängig von seinen Gemälden als autonome Arbeiten geschaffen hat und von denen er sogar zwei Beispiele im ersten Jahrgang (1898) der Secessionszeitschrift Ver Sacrum abbilden ließ. (Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Bd, I, Salzburg 1980, S. 123, Nr. 383–408; Bd. IV, Salzburg 1989, Nr. 3318–3324) Innerhalb dieser herausragenden Kategorie, die von einem melancholisch geprägten, modisch eleganten Frauentypus dominiert wird, nimmt die vorliegende Arbeit eine Sonderstellung ein. Mit ungewöhnlicher Schärfe registriert Klimt das leicht seitwärts gewandte Gesicht der Frau, die – weit entfernt vom oben beschriebenen Idealcharakter – den Betrachter mit kühlem Blick zu mustern scheint; möglicherweise ist er dabei von einem Porträtfoto ausgegangen. Um diesen unverrückbaren Kern herum entfaltet Klimt mit großer Leichtigkeit das ganze Spektrum seiner grafischen Möglichkeiten. Durch den flächenfüllenden Hintergrund von vertikalen, einander dicht überlagernden Parallelschraffuren schafft er – charakteristisch für diese symbolistische Phase seiner Zeichenkunst – eine schimmernde Atmosphäre, in der sich die Haarpartie der Dargestellten in fein nuancierten Übergängen zu verlieren scheint. Im unteren Bildfeld wiederum dominieren die extrem freien, durch weiße Akzente ergänzten Kreidelinien, mit denen Klimt die Oberflächenwirkungen des weit fallenden, den Rahmen sprengenden Capes zu vermitteln versucht. Besonders wirksam sind hier die tiefdunklen Stellen der teilweise hervorschauenden Unterschicht. Den raffinierten Übergang zwischen dem faltenreichen Stoff des Capes und der hellen Gesichtshaut markiert die flaumige Substanz des Pelzkragens. In dieser selbstbewusst signierten Arbeit weist die unverwechselbare Art, in der Klimt die Vielfalt an Strukturen und Hell-Dunkel-Werte gegeneinander ausspielt, in die Zukunft seiner Zeichenkunst. (Marian Bisanz-Prakken)
5. 12., 18 Uhr
210 Gustav Klimt (Wien 1862–1918 Wien) Sitzende Dame von vorne (Studie für ein nicht ausgeführtes Bildnis Magda Mautner-Markhofs), 1904 schwarze Kreide auf Papier; 55 × 34,8 cm Bestätigung von Franziska Klimt rückseitig: N 19 Zeichnung von Gustav Klimt bestätigt Franziska Klimt Sammlerstempel WSG (Walter Glaas) rechts unten Provenienz ehemals Franziska Klimt; Oberkommissär Walter Glaas, Wien (Sammlerstempel WSG); österreichischer Privatbesitz Literatur Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Nachtrag, 1878–1918, Bd. IV, Salzburg 1989, WV-Nr. 3541a, Abb. S. 136 sowie S. 141 EUR 25.000–50.000
Detail Rückseite: Bestätigung von Franziska Klimt
Die Dargestellte Magda Mautner Markhof stammte aus einer bekannten Wiener Großindustriellenfamilie. Ihr Vater war Karl Ferdinand Mautner Markhof, der gemeinsam mit seinem Bruder Georg Heinrich das stark expandierende Familienunternehmen leitete. Sie selbst war künstlerisch tätig und nahm bei Alfred Roller, Mitbegründer der Wiener Secession und Lehrer an der Kunstgewerbeschule, Malunterricht. Ihre Werke waren auf der Wiener Kunstschau 1908 zu sehen. Die Familie war nicht zuletzt durch die Heirat von Magdas jüngerer Schwester Editha (Dita) mit Koloman Moser im Jahr 1905 in secessionistischen Kreisen gut vernetzt. Fotografien der Zeit belegen den engen Kontakt Gustav Klimts mit der Familie. So war es kein Zufall, dass der in den „guten“ Wiener Kreisen äußerst beliebte Künstler – die Bildnisse Knips, Lederer, Henneberg, Stonborough-Wittgenstein und Bloch-Bauer – belegen dies, den Auftrag erhielt, die junge Frau zu portraitieren. Mehrere Studien entstanden, zu einer Ausführung auf Leinwand kam es nicht. Der Grund scheint in einem längeren Paris-Aufenthalt Magda Mautner Markhofs als Schülerin von Maurice Denis begründet und darin, dass die junge Frau nach ihrer Hochzeit mit dem Hotelier und Literaten Alois Grasmayr Wien 1914 Richtung Salzburg verließ. Die einzelnen Studien zum Bildnis belegen den familiären Charakter der Portraitsitzungen. Entspannt sitzt Magda auf einem Fauteuil, der in den anderen Zeichnungen schemenhaft angedeutet, in vorliegendem Blatt aber nicht zu sehen ist. Die Hände ruhen auf ihrem linken Knie. Die Körperrundungen werden von den üppigen Rüschen des Kleides aufgenommen, die Vorliebe für das Motiv der Rüschen ist typisch für die Zeit um 1904 und führt in weiterer Folge zu einer zunehmenden Geometrisierung der Körperformen, die im zeitgleich beauftragten und 1911 vollendeten Stoclet-Fries und Bildern wie „Der Kuss“ von 1908 ihren Höhepunkt findet. In vorliegender Studie „überspinnen Volants und kleine Kringeln die Gestalt“ (Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Nachtrag, 1878–1918, Bd. IV, Salzburg 1989, S. 137). Der Zeichenstil in diesen Jahren ist geprägt von einer wesentlichen Aufwertung der Linie. Die Beschäftigung mit zeitgenössischen Werken von Jan Toorop, Aubrey Beardsley, Ferdinand Hodler, Georg Minne oder Edvard Munch spielt hier ebenso eine Rolle wie der konstruktive Jugendstil eines Josef Hoffmann und Kolo Mosers. Auch in seiner eigenen Sammlung japanischer Holzschnitte und in antiken Vasen mag Gustav Klimt Anregungen gefunden haben. Zudem besaß auch die Familie Stoclet eine bedeutende Sammlung japanischer Farbholzschnitte, zu der der Künstler durch seinen Auftrag für den berühmten Fries in diesen Jahren Zugang hatte. Der Zeichenstil selbst wird um diese Zeit äußerst feinlinig, die schwarze Kreide in sanften Schwüngen auf die leicht schimmernde Oberfläche des Simili Japanpapiers gesetzt. Obwohl im Gesicht der Dargestellten nur der Mund, der sanfte Schwung der Nase und der Augenbrauen angedeutet sind, erfasst Klimt bereits in diesen wenigen Details das selbstbewusste Wesen der jungen Frau. (Sophie Cieslar)
5. 12., 18 Uhr
Alfred Kubin mit seiner Frau Hedwig, 1905 abgebildet in: Peter Assmann (Hg.), Alfred Kubin, Salzburg 1995, S. 229
211 Alfred Kubin * (Leitmeritz 1877–1959 Zwickledt) Dame in Abendrobe, 1905/06 Kleisterfarben, Aquarell auf Papier; 30,5 × 27,5 cm Signaturstempel sowie Adress-Stempel des Künstlers rückseitig
Detail Rückseite: Signaturstempel
Provenienz von Cäcilila Lindinger (1908–1982), der Haushälterin der Familie Kubin, kurz nach Alfred Kubins Tod (1959) erworben; seither in österreichischer Privatsammlung Wir danken Ferdinand Altnöder für seine wissenschaftliche Unterstützung und seine wertvollen Hinweise.
Adress-Stempel des Künstlers
EUR 35.000–70.000
Das vorliegende Werk wurde kurz nach Kubins Tod im Jahr 1959 von dessen Haushälterin Cäcilila Lindinger (1908–1982) erworben und verblieb seither in einer österreichischen Privatsammlung. „Cilly“ Lindinger war für die Familie Kubin seit 1937 tätig und betreute das Kubinhaus in Zwickledt bis 1982. Auf der Rückseite des Blattes befinden sich Signaturstempel und Adressstempel des Künstlers. Dazu erläutert Ferdinand Altnöder: „Die vorgelegte Arbeit ist nicht signiert und trägt rückseitig den Signaturstempel 'Alfred Kubin' sowie – schwer leserlich – den Adressstempel des Künstlers: 'Professor Alfred Kubin Wernstein a. Inn Oberösterreich'. Dieser Stempel wurde am 16. Dezember 1958 kurz vor Kubins Tod ausgeliefert, wie eine Rechnung der Stempelfirma Herbst in München belegt. Mir sind diese Stempel aus dem Besitz von Rosa Samhaber (1913–2003), der Schwester des Kubinfreundes, Sammlers und Pfarrers Alois Samhaber (1901–1964) bekannt. Die Stempel, vor allem der Signaturstempel, wurden wohl vom Pfarrer und vielleicht auch von seiner Schwester verwendet, um nicht signierte Skizzen Kubins zu kennzeichnen. Entsprechende Blätter sind häufig und bekannt. Ich habe diese Stempel bei Rosa Samhaber entdeckt und mit ihrem Einverständnis umgehend an das Kubinarchiv im Lenbachhaus München gesandt, damit sie nicht missbräuchlich verwendet werden können.“ (Ferdinand Altnöder, September 2017)
5. 12., 18 Uhr
Alfred Kubin und die Kleistertechnik
Bei seinem Aufenthalt in Wien im Frühjahr 1905 wurde Alfred Kubin von Kolo Moser zur Kleisterfarbenmalerei inspiriert. Kolo Moser, der wie andere Secessionskünstler seit 1901 mit dieser neuen Technik experimentiert hatte, unterrichtete Kubin in der Verwendung von mit Kleister versetzten Aquarellfarben, wie Kubin selbst 1911 im Rückblick berichtete: „In Wien hatte mir Kolo Moser eine Technik gezeigt, bei der man mit Kleister vermischte Aquarellfarben zu eigentümlichen, sehr schönen farbigen Wirkungen verwenden konnte. Ich beschäftigte mich eingehend mit dem neuen Verfahren, und es gelang mir eine ganze Reihe in allen Farben schillernder und funkelnder Bilder. Zauberwälder, Blumen, Fische und Vögel, wie in einen Regenbogen getaucht, orientalische Kostüme, wie aus Schmuck und Schmetterlingsflügeln zusammengesetzt, konnte man besonders gut geben.“ (Alfred Kubin, „Aus meinem Leben“, 1911, zitiert in: Gesammelte Prosa mit 71 Abbildungen, hrsg. von Ulrich Riemerschmidt, München 1974, S. 34) Kubin stellte seine ersten Kleistertechniken im Sommer 1905 im Kunstsalon Krause in München aus. Der zeitgenössische Kritiker G. Fuchs schrieb in seinem Bericht zur Ausstellung: „Wir sehen nun farbige Blätter von seiner Hand, in denen diese neue Ausdrucksform gefunden scheint. Die illustrative Note ist fast gänzlich verschwunden; dafür ist ein ornamental-dekoratives Element eingetreten von einer Seltsamkeit, von einem Reichtum und einer Eindringlichkeit des Ausdrucks, die alles Frühere weit in den Schatten stellt. ... Die neue Technik Kubins scheint ein ähnliches Verfahren zur Grundlage zu haben, wie es bei der Anfertigung von Buchbinderpapieren, Vorsatzpapieren in Kleistertechnik gebräuchlich ist. Er hat dieses einfache Verfahren künstlerisch ungemein ergiebig gemacht...“ (zitiert nach: Annegret Hoberg (Hg.), Alfred Kubin 1877–1959, München 1990, S. 262f.) Das hier erstmals präsentierte Werk „Dame in Abendrobe“ ist eine jener in den Jahren 1905 und 1906 entstandenen Arbeiten, in denen sich Kubin der Kleistertechnik widmete. Die Zahl der in dieser Manier gestalteten Bilder ist überschaubar. In seiner Ausführung kommt das vorliegende Blatt etwa der „Seeschlange“ aus der Sammlung Leopold nahe. Mit malerischen Mitteln, ohne die charakteristische Verwendung von Feder und Tusche, kreiert Kubin eine visionäre Darstellung einer elegant gekleideten Dame. Ihren Blick frontal auf den Betrachter gerichtet, wirkt ihr Gesicht unter der riesig aufgeblähten, vornehmen Abendrobe mit pelzbesetztem Kragen verschwindend klein. Kubins Vorliebe für eine auf der Linie basierende Formensprache weicht einer malerischen Ausdrucksform, die auf lineare Akzente dennoch nicht verzichtet: am Ende seines Malvorgangs dreht der Künstler seinen Pinsel um und kratzt mit dem Stiel Linien in die Farbe, um die Damenrobe detaillierter zu beschreiben. (CMG)
Alfred Kubin, Die Seeschlange, ca. 1905/06, Sammlung Leopold abgebildet in: Ausst.-Kat. Alfred Kubin. Aus meinem Reich, Leopold Museum, Wien 2003, S. 99
5. 12., 18 Uhr
212 Alfons Mucha (Eibenschütz 1860–1939 Prag) Liegender Frauenakt mit drei Putti Graphit, weiß gehöht auf Papier auf Karton kaschiert; 32,5 × 48 cm Signiert links unten: Mucha Provenienz Dorotheum Wien, 04. 05. 1994, Nr. 10; österreichischer Privatbesitz EUR 3.000–6.000
Originalgröße
213 Lyonel Feininger * (New York 1871–1956 New York) Four Lucky Ghosties, 1955 Aquarell auf Papier; 12,5 cm × 15,8 cm Signiert und datiert links unten: Feininger 1955 Provenienz Dorotheum Wien, 24. 11. 2010, Nr. 579; österreichischer Privatbesitz
In den frühen 1950er Jahren schuf Feininger die „Ghosties“ oder „Männeken“, wie er sie selbst nannte. Er verschenkte diese kleinformatigen Arbeiten als eine Art Glücksbringer an enge Freunde und Bekannte. Mit diesen fröhlichen Strichmännchen rekurrierte er in seinen letzten Schaffensjahren auf seine frühen Karikaturen.
Die vorliegende Arbeit ist im Lyonel Feininger Archiv mit der Nummer 254–7–6-09 registriert. EUR 15.000–30.000
5. 12., 18 Uhr
214 Koloman Moser (Wien 1868–1918 Wien) Stiegenhaus, um 1910 Öl auf Leinwand; 50 × 50 cm Nachlass-Stempel dreifach rückseitig auf Leinwand Nachlass-Nr. 143 rückseitig am Keilrahmen Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; geerbt von Editha Hauska, Karl und Dietrich Moser, Wien; Kunsthandel, Österreich; österreichischer Privatbesitz Ausstellung 1920 Wien, Kunstverlag Wolfrum, Kolo Moser-Nachlass-Ausstellung, 23. Nov. – 15. Dez., Nr. 143 Literatur Gerd Pichler, Koloman Moser. Die Gemälde. Werkverzeichnis, Wien 2012, WV-Nr. 67, Abb. S. 100 EUR 50.000–100.000
Stiegenhaus der Villa Mautner v. Markhof am Wolfsbergkogel © Gerd Pichler 2011
Das Gemälde veranschaulicht ein alltägliches Motiv aus dem persönlichen Umfeld des Künstlers und zeigt sein immanentes Interesse für die Darstellung von Innenräumen und von Ausblicken. Der Kontrast des Innenraums zum Landschaftsausblick durch das Fenster ist die Fragestellung, der sich Kolo Moser in dieser Studie gewidmet hat. Nach der skizzenhaften Raumdarstellung mit seiner sparsamen Möblierung konzentrierte er sich vor allem auf die Naturdarstellung außerhalb des Fensters. Hier ist die Draufsicht auf die Nebeldecke zu sehen, die im Herbst das Wiener Becken erfüllt und aus der die bewaldeten Hänge der Voralpen aufsteigen. Vielleicht war Moser vom erhabenen Gefühl erfüllt im sonnendurchfluteten Raum auf den die Ebene einhüllenden Nebel zu blicken. Seit seiner Vermählung mit Ditha Mautner von Markhof im Jahr 1905 hielt sich Kolo Moser regelmäßig in der 1903 von Architekt Franz von Neumann erbauten Villa am Wolfsbergkogel auf und schuf dort zahlreiche Gemälde, die selten das Haus selbst, oftmals aber den Ausblick auf Rax und Schneeberg zum Inhalt hatten. (Gerd Pichler)
5. 12., 18 Uhr
215 Emil Orlik (Prag 1870–1932 Berlin) Damenporträt, 1904 Öl auf Leinwand; 51 × 51 cm Monogrammiert und datiert links oben: OE / 04 Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 5.000–10.000
„Als Zeichner und Grafiker hat Orlik besonders das Bildnis gepflegt oder besser: er ist versessen darauf, Menschen mit dem Stift festzuhalten. Er ist sogar als Portraitist ein offener und heimlicher Jäger, dem eigentlich keine Berühmtheit unserer Tage entgehen konnte. Und es hat sich für alle 'Getroffenen' immer gelohnt, von dem Zeichner Orlik erjagt zu werden; denn Orlik ist kein Karikaturist, er steigert die Köpfe, die Menschen nie phantastisch ins Groteske, er geht immer aufs Wesentliche und da er so sicher sieht, wie kaum ein Zeichner unserer Tage, und die Hand ihm zu jeder Zeit gefügig ist, so gelingt es ihm mit ein paar absolut sicher sitzenden Strichen die Menschen einzufangen“, schrieb ein Journalist anläßlich des 60. Geburtstages des Künstlers. (Susanna Bichler, Hic et ubique, in: Eugen Otto, Emil Orlik, Wien 1997, S. 43)
216 Ferdinand Kitt * (Wien 1887–1961 Wien) Blumen in Vase Öl auf Leinwand; 70 × 57 cm Rückseitig Nachlass-Stempel Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; österreichischer Privatbesitz EUR 7.000–14.000 5. 12., 18 Uhr
217 Erwin Dominik Osen * (Wien 1891–1970 Dortmund) Sitzender Halbakt, 1912 Aquarell, Bleistift auf Papier; 46 × 43,5 cm Signiert und datiert rechts unten: Osen / Erwin 1912 Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 10.000–20.000
Osen mit der Tänzerin Moa bei einer seiner Vorstellungen abgebildet in: Christian M. Nebehay, Egon Schiele, Leben, Briefe, Gedichte, Salzburg 1979, S. 552
Mit seinem Hang zur Exzentrik und der damit einhergehenden Inszenierung der eigenen Person schürte Erwin Dominik Osen selbst schillernde Gerüchte über seine Herkunft. Er wuchs jedoch als Waise auf, wurde von Gustav Mahler früh – im Alter von sechs Jahren – entdeckt und in der Wiener Hofoper zum Balletttänzer ausgebildet. In der Klasse von Christian Griepenkerl an der Wiener Akademie lernte Osen den jungen Egon Schiele kennen. Gemeinsam mit weiteren jungen Künstlern brachen Schiele und Osen wenig später mit den Traditionen der Akademie und gründeten 1909 die „Neukunstgruppe“. Sie wurden zu Wegbereitern eines neuen österreichischen Farbexpressionismus. Eine der vielen Leidenschaften Osens lag in der schillernden Theaterwelt. Als Theatermaler und Mimiker in Varietés finanzierte sich Osen seinen Lebensunterhalt. Wesentlichen Einfluss auf Schiele nahm Osen vor allem mit seinen Mimiken und seiner schillernden extrovertierten Persönlichkeit – weniger als Künstler. Bei der in diesem Aquarell dargestellten Dame handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die exotische Tänzerin Moa. Sie war von 1911–1914 Begleiterin Erwin Osens. Arthur Roessler beschreibt Moa im Jahr 1922 als: „…eine gertenschlanke Tänzerin mit einem zu maskenhafter Ruhe erstarrenden beinweißen Gesicht unter blauschwarzem Scheitel, dem Antlitz einer ägyptischen Prinzessin … Die gleichsam blicklosen, großen, jettblauen, unter braunblau beschatteten, langbewimperten und überschweren Lidern schwermütig mattschimmernden Augen, die guttural gurrende, abgedämpfte Stimme und die wie mechanisch in den zarten Gelenken sich bewegende zierliche Gestalt des Mädchens, mit dem an Tahiti erinnernden Vahine-Namen, bezauberte den Künstler in Schiele völlig…“ (Arthur Roessler, Erinnerungen an Egon Schiele, Wien 1922, S. 42–44, in: Christian M. Nebehay, Egon Schiele, Leben, Briefe, Gedichte, Salzburg 1979, S. 117) (AKE)
5. 12., 18 Uhr
218 Egon Schiele (Tulln 1890–1918 Wien) Porträt des Kunsthändlers Paul Wengraf, 1917 schwarze Kreide auf Papier; 45 × 29,5 cm Signiert und datiert rechts unten: Egon / Schiele / 1917 Sammlungsstempel Viktor Fogarassy rückseitig Provenienz Paul Wengraf (direkt vom Künstler erworben); Arcade Gallery London; Stuttgarter Kunstkabinett, 21. – 22. November 1958, 32. Auktion, Nr. 952; Sammlung Viktor Fogarassy; Galerie Würthle, Wien; Privatsammlung, Italien Ausstellungen 1917 Stockholm, Liljevalche Konsthall, Sept.; 1967 Darmstadt, Mathildenhöhe, 2. Internationale der Zeichnung, 16. Juli – 9. Sept., Nr. 86 (Abb.); 1973 Innsbruck, Galerie im Taxispalais, Gustav Klimt, Egon Schiele: Zeichnungen und Aquarelle, Juli – Aug., Nr. 43 (Abb.); 1980 Wien, Galerie Würthle, 60 Jahre moderne Kunst in Österreich, 6. Mai – 7. Juni, Kat.-Abb. S. 157 Literatur Christian M. Nebehay, Egon Schiele, 1979, S. 575, Abb. 274; Christian M. Nebehay, Egon Schiele. Leben und Werk, Residenz Verlag, 1980, S. 188, Abb. 182; Jane Kallir, Egon Schiele. The complete works, New York 1990, S. 592, WV-Nr. 2093 EUR 100.000–200.000
Sammlungsstempel Viktor Fogarassy rückseitig
Der Kunsthändler Paul Wengraf (1894–1978), der mit seinem Bruder Fritz das Antiquitätengeschäft seiner Mutter in der Singerstraße in Wien im 1. Bezirk übernommen hatte, lernte Egon Schiele 1917 kennen und trat sehr bald in geschäftlichen Kontakt zu ihm. Überliefert wird Wengrafs Begeisterung für Schieles Gouachen von Porträts des Oberleutnant Grünwald, die in der berühmten Buchhandlung von Richard Lányi in der Kärntnerstraße 1917 zu sehen waren. Kurz danach ließ er sich selber porträtieren, insgesamt dreimal in Gouache, Kohle und Kreide (Kallir 1990, Nr. 2091–2093). Diese Blätter wie das Ölgemälde „Vier Bäume“ von Egon Schiele gehörten nachweislich zum Besitz Wengrafs. Das vorliegende und vielleicht letzte Blatt dieser Porträtserie erbat sich Josef Hoffmann im selben Jahr 1917 für die von ihm kuratierte Wanderausstellung österreichischer Kunst nach Holland und Skandinavien. Wengraf lieh ihm die Zeichnung aber nur für Stockholm und schrieb schon im Oktober an Egon Schiele, dass er das Blatt vermisse und ergänzte: „ ... Soweit ich [das Blatt] in Erinnerung habe, ist es die denkbar beste Darstellung meines Inneren und Äußeren; die Hände an die Stirn gelegt, der Beschauer kann mutmaßen, daß ich mir in peinlicher Verlegenheit an den Kopf griff und nicht wußte, wo noch ein noch aus – und aus der Verlegenheit dieses zum Schicksal gewordenen Ungeschickes der Rede nach irgendwohin ausschaute – So werde ich – wenn je – der Nachwelt erhalten bleiben ...“. (Brief Paul Wengraf an Egon Schiele vom 19. Oktober 1917, Egon Schiele-Archiv, Albertina, Nr. 38; zit. in: Nebehay, 1979, S. 430, Nr. 1286) Es handelt sich bei diesem Zitat um die einzig bekannte Äußerung, die ein von Schiele Porträtierter zu seinem Bildnis äußerte. (Nebehay 1979, S. 430) Paul Wengraf nahm das Porträt mit nach London, wohin er 1938 emigrierte und die Arcade Gallery in der Old Bond Street gründete. 1958 verkaufte er das Blatt im Stuttgarter Kunstkabinett, wo es Viktor Fogarassy erwarb und bis Anfang der 1980er Jahre in Besitz hatte. Vergleicht man die drei Porträt-Varianten Schieles von Paul Wengraf, tritt bei diesem vielleicht zuletzt entstandenen Blatt die Unmittelbarkeit in der Wiedergabe deutlich hervor. Schiele schafft hier kein Porträt im Sinne von Repräsentation, sondern schildert eine emotionale Regung, die das überlegene, nachdenkliche Image des Wissenschafters und Händlers negiert. Wie aus einem Guss, ohne Unterbrechung und mit der für Schiele so sicheren Linienführung werden die Umrisse des Mannes fast ohne Körperlichkeit gezeichnet, die ganze Konzentration liegt auf dem Moment des Erschreckens, die Hände schützend an die Schläfen gehalten. Unter Schieles Porträts, die generell immer nur auf den Kopf bzw. Hände fokussieren, nimmt dieses Blatt in der Darstellung einer impulsiven Geste, also einer Aktion, eines Erlebens eine Sonderstellung ein. Es scheint, als hätte hier Schiele eine von Wengraf möglicherweise gar nicht bemerkte Regung intuitiv gespeichert und in schnellem markantem Strich festgehalten. (MHH)
5. 12., 18 Uhr
219 Egon Schiele (Tulln 1890–1918 Wien) Sitzende Frau, um 1914 Bleistift auf Papier; 48,2 × 32 cm Sammlungsstempel Heinrich Böhler Nr. 19 rechts unten sowie von fremder Hand bezeichnet Rückseitig Bleistiftskizze Provenienz Sammlung Heinrich Böhler; österreichischer Privatbesitz Jane Kallir hat das Blatt im Original begutachtet und die Echtheit bestätigt. Sie wird das Werk mit der Nummer D. 1518a in den Nachtrag ihres Werkverzeichnisses aufnehmen. Fotozertifikat von Jane Kallir, 19. Mai 2017, liegt bei. EUR 70.000–140.000
Sammlungsstempel Heinrich Böhler
Im Herbst 1914 bricht der erste Weltkrieg aus, doch hat Schiele das Glück, davon wenig betroffen zu sein. Wegen seiner eher schwachen körperlichen Befindlichkeit wird er zweimal als untauglich befunden und kann sich weiterhin intensiv der Kunst widmen. Seine Ausstellungsbeteiligungen nehmen national und auch international zu. Der weibliche Akt bleibt weiterhin sein Hauptthema, daneben entstehen zahlreiche Selbstportraits sowie Stadt- und Landschaftsbilder. Trotzdem ist Schieles finanzielle Situation keineswegs abgesichert. Dies ändert sich im Herbst 1914, als ihn über Josef Hoffmann der Kunstsammler Heinrich Böhler kontaktiert, dessen Familie die Eisen und Stahl produzierenden Böhler-Werke besitzt. Böhler ist auch selbst künstlerisch tätig und bittet Schiele um Unterricht, er und sein Cousin Hans werden in den folgenden Jahren zu großen Förderern und Sammlern seiner Kunst. Als Schiele zum Militär einrücken muss, unterstützt ihn Heinrich Böhler sogar mit einer monatlichen Rente und einem Auftragsbild. Aus seiner Sammlung stammt auch das vorliegende Blatt „Sitzende Frau“. Bei Schieles Zeichnungen verändert sich um diese Zeit der Stil; die Striche wirken nervöser, kürzel-artig, er verwendet Schraffuren, Kringel und Wellenlinien, die die Haare, Kleidung und Gesichter seiner Modelle nur mehr andeuten. Gleichzeitig verlieren die Frauen ihre Identität, ihre Gesichter wirken schematisiert und teilweise sehr hart, wie geschnitzt. Statt Augen setzt ihnen der Künstler nun oft nur Punkte ins Gesicht, darüber zeichnet er stark geometrisierte Augenbrauen. Manchmal sind die Augen auch geschlossen, was den Modellen etwas Puppen- oder Marionettenhaftes verleiht. Die kritzelige, kantige Strichführung strahlt eine „Art elektrischer Energie“ (Wolfgang Georg Fischer, Egon Schiele, 1890–1918, Pantomimen der Lust. Visionen der Sterblichkeit, Köln 2004) aus, gleichzeitig gewinnen die Figuren an Plastizität. Ist dieser Stil hier auch nicht extrem ausgebildet wie in anderen, etwa gleichzeitig angefertigten Zeichnungen, so ist doch die Schematisierung von Augen, Nase und Mund gut erkennbar, die Frisur und der Kragen sind nur mit wenigen Strichen angedeutet, die Falten und Überlagerungen des Kleides wirken auf den ersten Blick wie chaotisch hingekritzelt. Tatsächlich ist jeder Strich aber wohlüberlegt gesetzt. Der linke Arm der Frau ist nicht ausgeführt, Schiele lässt ihn unterhalb der Schulter in zwei Strichen ins Leere auslaufen, wobei der innere, stark verlängerte, gleichzeitig die Figur begrenzt, im Bild „verankert“ und als Sitzende erkennbar macht. (Ina Waldstein)
Detail Rückseite: Bleistiftskizze
5. 12., 18 Uhr
220 Egon Schiele (Tulln 1890–1918 Wien) Selbstporträt, 1980 Bronze; H. 26,5 cm Prägung: Egon Schiele 23/300 1980 Guss Venturi Arte, Bologna Auflage: 300 Stück Provenienz österreichischer Privatbesitz Literatur Jane Kallir, Egon Schiele, The complete works, New York 1990, Nr. 4f, Abb. S. 651 EUR 2.000–4.000
221 Egon Schiele (Tulln 1890–1918 Wien) Kümmernis (aus: Mappe „Das Graphische Werk von Egon Schiele“), 1914 Kaltnadelradierung auf Papier; 65,3 × 47,9 cm (Blattgröße), 47,4 × 31,4 cm (Darstellungsgröße) Auflage: 80 Drucke für die Mappe „Das Graphische Werk von Egon Schiele“, 1922 Provenienz österreichischer Privatbesitz Literatur Otto Kallir, Egon Schiele. Das druckgraphische Werk, Wels 1970, WV-Nr. 7b, S. 122; Jane Kallir, Egon Schiele. The Complete Works, New York 1990, WV- Nr. G. 7b3, Abb. S. 648 EUR 5.000–10.000 5. 12., 18 Uhr
222 Gustav Klimt (Wien 1862–1918 Wien) Frauenkopf nach rechts geneigt, um 1917 Bleistift auf Papier; 56,3 × 36,5 cm Nachlass-Stempel rechts unten Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; österreichischer Privatbesitz Wir danken Frau Dr. Bisanz-Prakken für die freundliche Unterstützung. Das Blatt wird in den Nachtrag des Werkverzeichnisses aufgenommen. EUR 25.000–50.000
Nachlass-Stempel
5. 12., 18 Uhr
223 Gustav Klimt (Wien 1862–1918 Wien) Studie zu Sonja Knips, 1897/98 schwarze Kreide auf Papier; 45 × 32,5 cm Provenienz österreichischer Privatbesitz Wir danken Frau Dr. Bisanz-Prakken für die freundliche Unterstützung. Das Blatt wird in den Nachtrag des Werkverzeichnisses aufgenommen. EUR 35.000–70.000
Das Bildnis der 23-jährigen Sonja Knips, das im Herbst 1898 im neu eröffneten Secessionsgebäude präsentiert wurde, war Klimts erstes Porträtgemälde in dem für die Wiener Moderne signalhaften Quadratformat. (Alfred Weidinger (Hg.), Gustav Klimt, kommentiertes Gesamtverzeichnis des malerischen Werkes, München 2007, Nr. 126; Tobias G. Natter (Hg.), Gustav Klimt, Sämtliche Gemälde, Köln 2012, Nr. 114) Elemente des Japonismus und des Impressionismus waren hier ebenso wirksam wie Anregungen von Werken der englischen Präraffaeliten, des belgischen Symbolisten Fernand Khnopff oder des Amerikaners James Abbott McNeill Whistler. Nicht weniger revolutionär und folgenreich war die Wende, die Klimt im Rahmen seiner vorbereitenden Studien vollzog. (Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Bd. I, Salzburg 1980, Nr. 409–426) Neuartig war seine serienmäßige Arbeit auf Blättern aus Packpapier, von denen er sich 1904 zugunsten einer japanischen Papiersorte verabschieden sollte. Mit den fließenden Linien seiner schwarzen – manchmal auch blauen – Kreide versucht er im abwechselnd vertikalen und horizontalen Papierformat die Essenz seiner Auftraggeberin zu erfassen, die er in ständig wechselnden Stellungen posieren lässt. Die in sich geschlossenen Blätter markieren einen jeweils neuen Schritt im Arbeitsprozess. So lässt sich die hier gezeigte, bisher unbekannte Studie mit zwei weiteren, gleichfalls hochformatigen Blättern verbinden, in denen sich allerdings der Lehnstuhl abzeichnet, der im Gemälde eine wichtige Rolle spielen sollte. (Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen, Bd. I, Salzburg 1980, Nr. 418, 419) In unserem Fall verzichtet Klimt auf die Wiedergabe des Möbelstücks. Sonja Knips befindet sich frei im Raum und sitzt dem Zeichner in entspannter Stellung frontal gegenüber. Vor dem linken, auf ihrem Schoß ruhenden Arm deutet Klimt mit knappen Linien das kleine Skizzenbuch an, das im Gemälde von ihrer rechten Hand gehalten wird. Als Zeichner sollte Klimt bei allen nachfolgenden Porträtaufträgen der hier erstmals erprobten Methode des unermüdlichen, spontanen Erfassens seiner weiblichen Modelle treu bleiben. (Marian Bisanz-Prakken)
5. 12., 18 Uhr
Oskar Kokoschka, 1909 abgebildet in: Tobias G. Natter und Franz Smola (Hg.), Kokoschka. Das Ich im Brennpunkt, Wien 2013, S. 34
224 Oskar Kokoschka * (Pöchlarn 1886–1980 Montreux) Mädchenakt mit umgehängtem Mantel, 1907 Bleistift, Aquarell auf Papier; 45,4 × 31,6 cm Monogrammiert rechts unten: OK Provenienz Hassfurther Wien, 26. 05. 1979, Nr. 160, Farbtafel XIV; Hassfurther Wien, 31. 03. 1984, Nr. 68, Farbtafel 13; österreichischer Privatbesitz Ausstellungen 1979 Wien, Secession, Österreichische Kunst 1880–1945, 08. 05. – 31. 05., Nr. 160, Farbtafel XIV; 1987 Paris, Centre Georges Pompidou, Kokoschka. Dessins et aquarelles: 1906– 1926, 21. 01. – 22. 03., Nr. 6 (m. Farbabb., aber nicht ausgestellt); 1994 Wien, Albertina, Oskar Kokoschka. Das Frühwerk (1897/98–1917). Zeichnungen und Aquarelle, 02. 03. – 23. 05., Nr. 20 (m. Farbabb.) Literatur Weltkunst, 49. Jg., Nr. 9, München, 01. 05. 1979, S. 1173 (Farbabb.); Werner J. Schweiger, Der junge Kokoschka. Leben und Werk 1904–1914, Wien / München 1983, Farbabb. S. 101; Alice Strobl, Alfred Weidinger, Oskar Kokoschka. Zeichnungen und Aquarelle aus dem Frühwerk (1897/98–1917), in: Ausst.-Kat. Albertina, Wien 1994, S. 15; Alfred Weidinger, Oskar Kokoschka. Träumender Knabe und Enfant Terrible 1897/98 bis 1910, Dissertation, Salzburg 1997, S. 69, Abb. 149; Heinz Spielmann, Oskar Kokoschka. Leben und Werk, Köln 2003, Abb. S. 64; Alfred Weidinger, Alice Strobl, Oskar Kokoschka. Die Zeichnungen und Aquarelle 1897–1916, Salzburg 2008, WV-Nr. 143, sw-Abb. S. 84 EUR 100.000–200.000
5. 12., 18 Uhr
O. Kokoschka, Baumwollpflückerin, Plakat für die Kunstschau Wien, Sommer 1908 abgebildet in: Hans M. Wingler / Friedrich Welz, O. Kokoschka. Das druckgraphische Werk, Salzburg 1975, S. 73
Als Zwanzigjähriger begann Oskar Kokoschka eine Ausbildung an der Wiener Kunstgewerbeschule unter Otto Czeschka. Er konzentrierte sich von Beginn an auf Akt- und Bewegungsstudien und erhielt im folgenden Sommersemester 1907 ein eigenes Atelier. Dort hatte er die Möglichkeit „…Kinder einer Zirkusfamilie, die im Winter vom Modellstehen lebten, in den verschiedenen Drehungen und Regungen des Körpers in der Bewegung, zu zeichnen.“ (Oskar Kokoschka, Mein Leben, München 1971, S 50f) Im selben Jahr fand in der Galerie Miethke eine Paul Gauguin Ausstellung statt. Exotische Gesichtszüge und lose den Körper nur teilweise verdeckende Tücher finden sich auch in Kokoschkas Zeichnungen wieder, wie die vorliegende Darstellung zeigt. Der lässig über die Schulter geworfene Mantel bzw. Umhang weist modische Details im doppelten Kragen und in einer erkennbaren Schnittführung auf. Durch die flächig abstrahierte Darstellung und die einheitliche blaue Farbe erscheint das Gewand wie eine Kollage und hebt sich von der zarten Linie der noch knabenhaften Mädchengestalt ab. Für den Körper verwendet Kokoschka die Farbe ganz sparsam. Das Inkarnat hat an manchen Stellen einen Hauch von Rosa und das Braun der Haare findet sich zur Akzentuierung im Gesicht auf der Brust und auf den Zehen wieder. Dadurch stellt er die Gestalt prägnant in den Bildraum. In dieser aquarellierten Darstellung eines stehenden Mädchens ging Kokoschka mit seiner künstlerischen Ausdrucksweise bereits in eine völlig neue Richtung, die dem politischen und sozialen Zeitgeist entsprach. Keine verbindliche, allgemeingültige Stilisierung im Sinne von geltenden Schönheitsidealen, sondern die individuelle Berufung, die innere Notwendigkeit als Ausdruck einer künstlerischen Eigenständigkeit war sein Anliegen. Dieses Heraustreten aus der damals üblichen starren naturalistischen Wiedergabe des menschlichen Körpers war Kokoschkas erster Schritt zu einer expressionistischen Kunst. In seinen spontanen Bewegungsstudien entwickelte er einen ganz eigenen Zeichenstil. Die vorliegende Arbeit zeigt einen Stilwandel, der für Kokoschkas weiteres Œuvre charakteristisch ist. Erkennbar ist dies durch erste Ansätze zu einer akzentuierten eckigen Körpergestaltung. Die herbe Anmut und kultische Anmutung der Darstellung ist richtungsweisend für die Illustrationen zu seiner ersten Dichtung „Die Träumenden Knaben“ (1908) und zeigt sich auch in seinem Plakat für die Kunstschau 1908 („Die Baumwollpflückerin“), wo Oskar Kokoschka im selben Jahr erstmals öffentlich ausstellte. (Christa Armann)
5. 12., 18 Uhr
Aus dem Nachlass von Marie Widter, der Schwester von Josef Engelhart (Kat.-Nr. 225–228)
225 Josef Engelhart (Wien 1864–1941 Wien) Dame in weißem Kleid Öl auf Leinwand; 60 × 32 cm Provenienz Konrad und Marie Widter, geb. Engelhart, Wien; Wolfgang Widter, Generaldirektor der Bier-Brauerei Schwechat, Wien (1945); durch Erbfolge in Privatsammlung, Wien EUR 5.000–10.000
Der Maler Josef Engelhart war einer der zentralen Figuren in der Wiener Kunst um 1900. Er gehörte zum engen Kreis von Theodor von Hörmann, der gegen die Politik der Genossenschaft der bildenden Künstler in Wien als erster ankämpfte und war Teil der Gruppe um Gustav Klimt, die 1897 geschlossen aus dem Künstlerhaus austrat und die Secession gründete. Engelhart war mit Doris Mautner von Markhof verheiratet, deren Schwester Edith mit Kolo Moser. 1905 aber kam es innerhalb der Secession zum Bruch zwischen den „Naturalisten“ um Josef Engelhart und den „Stilkünstlern“ um Gustav Klimt, Kolo Moser und Carl Moll, die in Folge aus der Secession austraten. Josef Engelhart verfolgte in seiner Malerei konsequent einen Naturalismus, den er in einer vom französischen Impressionismus beeinflussten, reizvollen Lichtmalerei ausführte und mit Elementen des Jugendstil-Symbolismus ergänzte. Sein großes Thema war das moderne Leben mit seinen verschiedenen Typen von Menschen, das er „mit allen Feinheiten der Farbe und Form“ wiederzugeben verstand. Josef Engelharts Schwester Marie heiratete den Bildhauer Konrad Widter. Aus deren Nachlass können wir im Folgenden Bilder von Josef Engelhart wie auch von Carl Moll und Leo Putz anbieten.
5. 12., 18 Uhr
226 Josef Engelhart (Wien 1864–1941 Wien) Der Windhund, 1891 Öl auf Leinwand; 111 × 130 cm Signiert und datiert links oben: Engelhart / 91 Rückseitig betitelt auf dem Sammleretikett von Konrad und Marie Widter: „Der Windhund“; Exlibris und Wachssiegel von Konrad Widter Provenienz Konrad und Marie Widter, geb. Engelhart, Wien; Wolfgang Widter, Generaldirektor der Bier-Brauerei Schwechat, Wien (1945); durch Erbfolge in Privatsammlung, Wien EUR 50.000–100.000
Seine Schnelligkeit und sein erfolgreiches Jagdverhalten machten den Windhund seit der Antike zu einem der begehrtesten und teuersten Hunderassen. Die Eleganz des fast stromlinienförmigen Körpers mit dem schmalen spitzen Gesicht und den treuherzigen Augen prädestinierten den Windhund aber auch zur perfekten Begleitung der mondänen Dame, wie es Darstellungen in der Kunst um 1900 mehrfach belegen. Im Gemälde „Der Windhund“ vollendete Josef Engelhart nicht nur eine der schönsten Darstellungen dieser Rasse, sondern erhöhte deren Reiz noch mit der erotischen Komponente abgelegter Damenkleider am Ufer eines Sees. Dieser Windhund verrät in seiner ganzen angespannten Körperhaltung und dem scharfen, beobachtenden Blick eine erhöhte Wachsamkeit, die allein seiner badenden Herrin gilt. Achtlos und in Vorfreude auf das kühle Wasser hatte sich diese ihrer zarten schwarzen Schuhe, des weißen Unterrocks und des roten Kleides entledigt und den mit fliederfarbenen Blumen geschmückten Strohhut zum dazu passenden Mantel abgelegt. Es bleibt dem Betrachter überlassen, sich die Freude der Badenden vorzustellen und den Reiz ihres nackten Körpers. Der Maler erlaubt uns nur, die schöne Gestalt des Hundes zu betrachten und den Rest des Bildes, der durch die Kleidung angedeutet wird, in unserer Fantasie zu ergänzen. In dieser reinen Andeutung liegt der besondere Reiz des Gemäldes, denn es bezieht den Betrachter in das Geschehen ein, unsere Vorstellung wird zum Teil des Bildes selbst. Das Gemälde entstand 1891, als sich Engelhart für längere Zeit in Paris aufgehalten hatte, um sich, wie er sagte, „in der Farbe zu vervollkommnen.“ Die Erkenntnisse des französischen Impressionismus, nämlich die Auflösung der Farben in eine Vielzahl von Tönen bei gleichzeitiger Anwendung kurzer schneller Pinselstriche, wusste Engelhart daher früh und noch vor der allgemeinen Rezeption dieser französischen Moderne zu übernehmen und in Wien einzuführen. Die Verknappung des Bildausschnittes sowie der Fokus auf ein Motiv sind weitere Merkmale jenes Stils, der sich dem Augenblick verschrieben hatte. „Der Windhund“ ist zweifellos als ein Hauptwerk aus der für Engelhart wichtigsten Periode um 1900 anzusehen. Es ist gleichzeitig eine Neuentdeckung, da das Gemälde als Geschenk an die Schwester und ihren Mann immer in der Sammlung der Familie verblieben war. (MHH)
227 Carl Moll (Wien 1861–1945 Wien) Interieur mit Blumenstrauß, vor 1905 Öl auf Leinwand; 45 × 42 cm Monogrammiert rechts unten: CM Rückseitig Klebeetikett: Carl Moll, * Wien 1861; Wachssiegel und Exlibris Etikett von Wolfgang Widter (um 1920) Provenienz Konrad und Marie Widter, geb. Engelhart, Wien; Wolfgang Widter, Generaldirektor der Bier-Brauerei Schwechat, Wien (1945); durch Erbfolge in Privatsammlung, Wien Das Gemälde wurde von Cornelia Cabuk für das Werkverzeichnis Carl Moll in der Reihe der Belvedere Werkverzeichnisse dokumentiert. EUR 35.000–70.000
Interieurs gehören bis um 1915 zum immer wiederkehrenden Sujet im Werk von Carl Moll. Selten ist eine genaue Lokalisierung möglich, aber die Intimität des vorliegenden Gemäldes lässt zumindest auf einen vertrauten Wohnraum schließen. Es ist der Blick in einen vornehmen Salon, der in Richtung der geöffneten Balkon- bzw. Terrassentüre verläuft. Sonnenlicht fällt durch den dichten, schillernden grünen Vorhang der Bäume im Garten und hinterlässt seine Spuren am Boden des Teppichs. In diesem Gegenlicht erhalten die einzelnen Gegenstände eine eigene schemenhafte Kontur, die der faktischen Realität einen immateriellen Zug verleiht. Zwei Rundtische bestimmen die diagonale Bildrichtung und bieten Platz für einen großen facettierten Glaspokal und Aschenbecher bzw. für eine Blumenvase und Tischfiguren. Die weiße, durchbrochene Spitzendecke des Fenstertisches bietet den Sonnenstrahlen ein reizvolles Wechselspiel von leuchtenden Farbpunkten. Moll malt ein Raum-Stillleben, in dem die Dinge zwar im unmittelbaren Augenblick erfasst sind, gleichzeitig aber eine sehr spezifische Atmosphäre bewahren, die typisch für die Zeit und ihren Geschmack steht. Auffallend ist der kurze, gestrichelte Farbauftrag, wie ihn Carl Moll in pointillistischer Manier im ersten Jahrzehnt nach 1900 bevorzugt anwandte. Das Flüchtige wird betont, des Lichtes und der bewegten Blätter, im Widerschein in den Gläsern und im prachtvollen Korbluster, während die klare, harmonische Architektur dem Stillleben Ruhe und Bestand verleiht.
Bildausschnitt
Das Bild befand sich im Besitz der Familie des Bildhauers Konrad Widter, der mit Josef Engelharts Schwester Marie verheiratet war und 1904 verstarb. Da Josef Engelhart mit Carl Moll gemeinsam die Secession mitbegründete und zunächst befreundet war, 1905 aber im Richtungsstreit um die Secession mit ihm radikal brach, dürfte das Gemälde von Carl Moll vor diesem Jahr in die Familie gekommen sein. Eine Datierung bis 1905 scheint daher naheliegend. (MHH)
5. 12., 18 Uhr
228 Leo Putz (Meran 1869–1940 Meran) Im herbstlichen Garten, um 1908 Öl auf Karton; 38,8 × 44,5cm Rückseitig auf Karton von fremder Hand bezeichnet: Leo Putz / München; Ex libris – Etikett von Wolfgang Widter Provenienz Konrad und Marie Widter, geb. Engelhart, Wien; Wolfgang Widter, Generaldirektor der Bier-Brauerei Schwechat, Wien (1945); durch Erbfolge in Privatsammlung, Wien Literatur Vergleiche. Helmut Putz, Leo Putz (1869–1940). Werkverzeichnis in zwei Bänden, Band II, Gauting 1994, vgl. WVZ Nr. 381 („Im herbstlichen Garten“, Gouache, o. Abb.;) sowie WVZ Nr. 383 („Im herbstlichen Garten“, 1908, Öl, Abb. S. 652) Gutachten von Wolfgang Schüller, 17. 10. 2017, liegt bei. EUR 15.000–30.000
Der Südtiroler Maler Leo Putz zählt heute zu den wichtigsten Vertretern des frühen deutschen Impressionismus, der eine spontane Malweise mit einem eigenen Naturlyrismus zu verbinden verstand. Nach seinen Studien in Paris und München ließ er sich in München nieder und wurde Mitglied der Künstlergemeinschaft „Die Scholle“, die nach Individualismus und Förderung jeder einzelnen Künstlerpersönlichkeit durch eine freie Selbstverwirklichung strebte. Leo Putz war sehr früh erfolgreich, 1909 erhielt er sogar den Königlich Bayerischen Professorentitel verliehen. 1936 musste er wegen Berufsverbot der Nationalsozialisten nach Meran zurückkehren, wo er 1940 verstarb. Leo Putz hat das Motiv einer am Gartentisch sitzenden Frau mit verschränkten Armen um 1908 gleich dreimal gemalt. Neben einer im Werkverzeichnis erwähnten, kleinen Entwurfszeichnung in Gouache ist noch eine großformatige Ausführung in Öl in einer Privatsammlung bekannt (WVZ Putz 383). Als dritte Variante und als vorausgehender Entwurf kann nun erstmals noch dieses Ölgemälde ergänzt werden. Das Bild verbindet zwei Stillleben, das der Dinge und der Natur. Eine elegant gekleidete junge Frau sitzt mit verschränkten Armen reglos auf dem Gartentisch, neben ihr steht ein weiß gedeckter Tisch mit weißem Kaffeegeschirr und einem Arrangement aus herbstlichen Früchten, Trauben und Äpfeln. Die Reglosigkeit der Dinge und der Figur wird durch die bunte, bewegte Fleckendichte des Baumes, dessen grüne und braune Blätter einen malerischen Vorhang bilden, aufgelockert und verlebendigt. Der flächige Aufbau von Figur und Baum wird reizvoll mit der räumlichen Anordnung des Geschirrs und dem Blick in einen Park konterkariert. (MHH) „Das Werk ist aus der Zeit um 1908 und gehört zu den Arbeiten des Künstlers Leo Putz, die während seiner Zeit als Mitglied der Münchener Künstlergemeinschaft Scholle entstanden. Der kräftige, expressiv modellierende Pinselduktus ist für diese Zeit im Werk von Leo Putz typisch. Mit nur wenigen aber bestimmt gesetzten Pinselstrichen schafft er es die Gegenstände souverän in ihrer Form zu modellieren.“ (Auszug aus dem Gutachten von Wolfgang Schüller, 17. 10. 2017)
5. 12., 18 Uhr
229 Edward Cucuel * (San Francisco 1875–1954 Los Angeles) Die Blumenpflückerin Öl auf Leinwand; 80 × 80 cm Signiert links unten: Cucuel Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 30.000–60.000
Detail: Signatur
Edward Cucuel, 1875 als Sohn einer Engländerin und eines Franzosen in San Francisco geboren, arbeitete bereits mit 14 Jahren als Illustrator der Zeitung „The Examiner“. Er studierte an mehreren Kunstakademien in San Francisco und in Paris. Ab 1896 war er als Zeitungs-Illustrator in New York tätig, anschließend reiste er zu Studienzwecken durch zahlreiche Länder Europas und Asiens, darunter Spanien, Algerien, Ceylon, Japan und China. Danach arbeitete er in Berlin als Illustrator und hatte ein Atelier in München, wo er sich der Künstlergruppe „Die Scholle“ anschloss, über die er Leo Putz kennen lernte. Zu der Zeit beteiligte er sich außerdem an Ausstellungen der Sezession, 1912 stellte er auch erfolgreich in Paris aus. Vier Jahre lang malte Cucuel zusammen mit seinem Freund und Vorbild Leo Putz auf Schloss Hartmannsberg am Chiemsee, wo sich die Künstler besonders der Freilichtmalerei widmeten. Während des ersten Weltkrieges ließ er sich am Ammersee nieder und richtete sich Ateliers in München und in Starnberg ein - hier verbrachte er ab 1928 die Sommer, während er sich über die Wintermonate bis 1934 regelmäßig in New York aufhielt. 1939 verließ Cucuel Europa endgültig und kehrte zurück in die USA nach Pasadena, Kalifornien, wo er bis zu seinem Tode 1954 zurückgezogen lebte. Cucuel beschäftigte sich vor allem mit Akten und jungen Frauen als Modellen, die er bei verschiedensten Tätigkeiten im Freien wie Blumen pflücken, picknicken, als Zuschauerinnen einer Regatta oder beim Rudern darstellt. Dabei malte er im Stil der Impressionisten und meist „en plein air“: Licht und Schatten-Spiele, Sonnenreflexionen und Spiegelungen auf dem Wasser, lichtdurchflutete Interieurs und pittoreske bayrische Landschaften sind charakteristisch für seine Werke, wobei er besonders das quadratische Format schätzte. Er arbeitete schnell und sicher direkt auf der Leinwand, sodass auch große Formate zur Gänze im Freien gemalt werden konnten, was man den Bildern in ihrer Leuchtkraft und Leichtigkeit direkt anmerkt. Die bayrische Landschaft mit ihren satten Wiesen und prachtvollen Seen bot dem Künstler eine Fülle an herrlichen Motiven, es entstanden zahlreiche Sommer- und Herbstbilder, durch die seine meist in weiße, luftige Kleider und elegante Schuhe gewandeten Modelle lustwandeln oder an den Ufern der Seen an Stegen und in Wiesen lagern, wie auch „Die Blumenpflückerin“ im hier gezeigten Bild. Cucuels Leinwände „atmen eine leichte, bedingungslose Daseinslust“ (Fritz von Ostini, Der Maler Edward Cucuel, Zürich/Wien/Leipzig 1924, S.27) und vermitteln eine sorgenfreie Leichtigkeit fernab von politischen und wirtschaftlichen Wirren seiner Zeit. (Ina Waldstein)
5. 12., 18 Uhr
230 Edward Cucuel * (San Francisco 1875–1954 Los Angeles) Unter den Herbstbuchen, um 1920 Öl auf Leinwand; 65 × 80 cm Signiert rechts unten: Cucuel Rückseitig am Keilrahmen betitelt: Unter den Herbstbuchen Ausstellungs-Etikett Gerstenberger, Chemnitz, rückseitig Provenienz Ferri & Associés SARL Paris, 18. 03. 2016, Nr. 19; österreichischer Privatbesitz EUR 35.000–70.000
Edward Cucuel wird in San Francisco als Sohn eines Zeitungsverlegers geboren und arbeitet zunächst als Illustrator. Mit 17 Jahren geht er nach Paris an die Académie Julian und die Académie des Beaux-Arts. In der französischen Metropole setzt er sich intensiv mit der impressionistischen Malerei auseinander, die sein Œuvre nachhaltig prägen wird. Während seiner zahlreichen Reisen durch Europa studiert er auch die Alten Meister. Als er 1907 aus Berlin nach München kommt, schließt er sich der Künstlervereinigung „Die Scholle“ an. Besonders inspiriert wird er von der Freilichtmalerei von Leo Putz, mit dem er vier gemeinsame Jahre in Schloss Hartmannsberg am Chiemsee verbringt. In München beteiligt sich Cucuel an Ausstellungen der Secession und 1912 stellt er erfolgreich in Paris aus. 1915 sind seine Werke auf der Weltausstellung in San Francisco zu sehen. Nach 1918 lebt und arbeitet er in München und Starnberg. 1939 verlässt Cucuel Deutschland endgültig und kehrt in die USA zurück. Bis zu seinem Tod im Jahr 1954 lebt er zurückgezogen in Kalifornien. Neben Interieurs mit Akten oder Frauenporträts wählt Cucuel als Sujet mit Vorliebe lichtdurchflutete Landschaften, in denen elegant gekleidete Damen dem Müßiggang im Freien frönen. Sein malerisches Interesse gilt dem Spiel von Licht und Schatten und der Wirkung des Sonnenlichts auf die Farben der Natur, die er in reizvollen plein-air-Darstellungen auf die Leinwand bannt. So legt sich das warme Licht des Herbstes auf unserem Gemälde über die kräftigen Orange- und Gelbtöne der Buchenblätter, wird in den vielen schillernden Weißschattierungen des langen Damenkleides und im Sonnenhut reflektiert und lässt das Inkarnat der auf einer Parkbank sitzenden Frau in mehreren Farbnuancen erstrahlen. (CMG)
5. 12., 18 Uhr
231 Carl Moll (Wien 1861–1945 Wien) Flusslandschaft, um 1900 Öl auf Leinwand; 60 × 60 cm Signiert links unten: CMoll Provenienz Dorotheum Wien, 19. –27. 3. 1985, Nr. 209; österreichischer Privatbesitz Ausstellung 2014/2015 Wien, Belvedere, Im Lichte Monets, 20. 10. 2014 – 8. 2. 2015, Abb. 17, S. 44 Das Gemälde wurde von Cornelia Cabuk für das Werkverzeichnis Carl Moll in der Reihe der Belvedere Werkverzeichnisse dokumentiert. EUR 50.000–100.000
Über die spiegelnde Wasseroberfläche eines Flusses führt Carl Moll den Blick des Betrachters auf das gegenüberliegende Ufer, wo hinter einer Gruppe von Weiden eine weitläufige Industrieanlage liegt. Dem diesseitigen Flussufer im Bildvordergrund in einem offenen, summarischen Duktus schenkt er wenig Aufmerksamkeit und konzentriert sich auf die meisterhafte malerische Interpretation des Gewässers mit kleinen, gekräuselten Wellen an den untiefen Stellen und der sichtbaren Strömung gegen die Flussmitte. Je nach Beschaffenheit des Wasserspiegels schildert Moll den Lichteinfall und Reflexionen auf dem bewegten Element. Die Darstellung von Gewässern war ein Leitthema der Impressionisten und Moll bezog sich bei der Darstellung des Atmosphärischen offensichtlich auf die französische Malerei. Auch die Wahl des Sujets ist inspiriert durch die Impressionisten, welche sich in Anlehnung an Baudelaire dem „modernen Leben“ widmeten, Industrie und Städte im Aufbau thematisierten. Technischer Fortschritt und Industrie hatten einen wichtigen Stellenwert in ihren Gemälden aus der Umgebung von Paris im Zeitalter der Industrialisierung. Es spricht für die moderne Einstellung von Moll, der sich in dieser Werkphase denkbar weit von seinem Lehrer Emil Jakob Schindler entfernte, dass er hier den Einbruch des Neuen für sich adaptierte. Moll war überaus bestrebt, moderne internationale Kunst an die Secession zu bringen und dem Wiener Publikum in bester Qualität vor Augen zu führen. 1903 war er Mitorganisator der großen Impressionismus-Schau in der Secession mit 259 Objekten. Die Ausstellung zeigte einen umfassenden Überblick über die Entwicklung des Impressionismus und wesentliche Protagonisten wie Manet, Monet, Renoir, Degas, Sisley und Pissarro u. a. Als Ausstellungsorganisator reiste Moll viel und kannte die französische Malerei aus eigener Anschauung. Als er im April 1900 zum Präsidenten der Secession gewählt worden war, reiste er im gleichen Jahr als österreichischer Delegierter zur Pariser Weltausstellung, wo er für sein Gemälde „Vor dem Diner“ eine Silbermedaille erhielt. Nicht zuletzt bei dieser Gelegenheit wurde ihm die Faszination der Franzosen durch die moderne Technik bewusst, wobei auch die Donaumonarchie ihre Identität als Industrienation behauptete. Der Darstellung moderner Manufakturen widmete sich Moll in dieser Zeit auch im Gemälde „In der Kaffeemittelfabrik“, in dem er die Betriebshalle mit Arbeiterinnen als impressionistischen Innenraum malte. Die unmittelbare Umsetzung von Licht und Atmosphäre in Farbe erscheint im Gemälde „Flusslandschaft“ besonders geglückt, wobei Moll einen Sinn für feine Nuancen und Kontrastwirkung hatte. Unter dem Eindruck seines Paris Aufenthalts 1900 schrieb Moll in seinen Erinnerungen: „Ich schaue geblendet in das Licht, das die französischen Impressionisten in ihre Bilder gebannt haben.“ (Cornelia Cabuk)
Detail: Signatur
Bildausschnitt
232 Werner Berg * (Elberfeld 1904–1981 Rutarhof) Die Winternacht, 1935 Öl auf Leinwand; 76 × 96 cm Monogrammiert rechts unten: W. B. Rückseitig am Keilrahmen eigenhändig betitelt und datiert: „Winternacht“ 1935 Provenienz 1936 vom Großvater des jetzigen Eigentümers direkt beim Künstler erworben; seither in Familienbesitz, Privatbesitz, Deutschland Literatur Zeitschrift „Die Kunst“, München, 7/1936, ganzseitige farbige Abb.; Wieland Schmid u. a., Werner Berg. Gemälde, mit einem Werkverzeichnis von Harald Scheicher, Klagenfurt 1994, WV-Nr. 144, sw-Abb. S. 249 Wir danken Dr. Harald Scheicher für die freundliche Unterstützung und die wertvollen Hinweise. EUR 80.000–160.000
Der Mond ist aufgegangen, Die goldnen Sternlein prangen Am Himmel hell und klar; Der Wald steht schwarz und schweiget, Und aus den Wiesen steiget Der weiße Nebel wunderbar. Wie ist die Welt so stille, Und in der Dämmrung Hülle So traulich und so hold! Als eine stille Kammer, Wo ihr des Tages Jammer Verschlafen und vergessen sollt (Matthias Claudius)
Das Abendlied von Matthias Claudius, veranlasste den ersten Käufer dieses Bildes zu seiner Entscheidung – es war dessen Lieblingsgedicht, welches ihm durch die in geheimnisvoller Stille ruhende nächtliche Szene unwillkürlich vor Augen gerufen wurde. Auch Werner Berg standen diese Zeilen lebenslang besonders nahe. Viele seiner bedeutendsten Landschaftsdarstellungen haben den aufgehenden Mond zum Motiv: „Die Nacht liegt mir besonders, der Klang der Nacht, das Dunkle.“ Das Bild ist ein Hauptwerk im Œuvre des 1904 in Elberfeld geborenen Malers. 1936 gelangte es auf Vermittlung des Leiters der Kunsthalle Bielefeld, Dr. Heinrich Becker, in eine deutsche Privatsammlung. Becker hatte damals im kleinen privaten Kreis noch eine hervorragende Auswahl von Bergs Bildern vertrauten Sammlerfreunden präsentieren können. Eine geplante Ausstellung in der Kunsthalle war nicht mehr möglich, denn bereits ein Jahr zuvor war eine Ausstellung Werner Bergs im Kölner Kunstverein als „nicht dem gesunden Volksempfinden entsprechend“ auf Anordnung der Reichskunstkammer polizeilich gesperrt worden. Dennoch war das Bild 1936 noch in einem das Schaffen Bergs würdigenden Bericht in der Zeitschrift „Die Kunst“ ganzseitig farbig abgebildet – eine für lange Zeit letzte, so trotzige wie vergebliche Würdigung des jungen Malers. Schon im Jahr darauf wurden Bergs Bilder aus deutschen Museen beschlagnahmt, in der verfemenden Ausstellung „Entartete Kunst“ in Hamburg und Wien gezeigt und anschließend vernichtet. Der Käufer konnte das Bild über diese dunkle Zeit retten. Der weiße Nebel des Abendliedes ist in diesem Werk zur schneebedeckten Winterlandschaft geworden, über der gerade der Mond aufgeht. Hell leuchten einzelne Sterne. Suggestiv verdichtend vereint das Werk alle für Bergs Schaffen charakteristischen Eigenschaften: die Nacht, den Winter, den Mond als zeitgebendes Gestirn, den Hügel, den Baum und ein Gehöft. Wegspuren teilen die verschneite Fläche. Die einfachen Gegebenheiten stehen exemplarisch sowohl für Bergs selbstgewähltes Leben auf seinem entlegenen Hof, wie auch für das menschliche Schicksal. Klarheit, Kälte und Einsamkeit bestimmen die existentielle Situation, in der die Gestirne wie eine ferne Hoffnung leuchten. Wieland Schmied schreibt: „Winter bei Werner Berg! Der Winter ist die Jahreszeit, in der die Dinge zu sich selbst finden und unter der Schneedecke ihre Form wie eine erstarrte Geste darbieten. Alles wird hier exemplarischer. Abgeschiedenheit und Einsamkeit werden größer, Besinnung und Konzentration intensiver. Der Rutarhof ist eingeschneit, schwere Schneelast drückt die Dächer, deckt Brunnen, Bänke und Zäune, biegt Äste und Sträucher. Die Natur schweigt und scheint doch Antwort zu fordern. Alle Wege müssen neu gebahnt werden. Es ist Nacht. Lange stehen wir im Atelier Werner Bergs über seine Holzschnitte gebeugt. Dazwischen stellt er immer wieder eines seiner Ölbilder auf die Staffelei, um zu zeigen, wie anders er dasselbe oder ein ähnliches Thema mit den Mitteln der Malerei gelöst hat. Viele, und viele seiner schönsten Bilder, sind im Winter entstanden und haben den Winter zum Motiv. Bilder, zuerst im Skizzenbuch oder im Gedächtnis festgehalten und dann immer wieder gemalt, bis griffige, gültige Chiffren erreicht sind. Eine Eigenheit seiner Malweise, so scheint mir, kommt seinen Winterbildern besonders zugute: es ist die Kreidegrundierung, die er jeder Leinwand gibt, die die Farben ansaugt und matt leuchten lässt.“ (Wieland Schmied, Winter bei Werner Berg, in: Harald Scheicher (Hg.) Werner Berg, Seine Kunst – sein Leben, Klagenfurt, 1984, S. 105) (Harald Scheicher)
5. 12., 18 Uhr
233 Werner Berg * (Elberfeld 1904–1981 Rutarhof) Gehöft / Sommerabend, 1976 Öl auf Leinwand; 40 × 100 cm Monogrammiert links unten: W. B. Provenienz Hedy Eichhorn, Schweiz, direkt vom Künstler erworben (Aufschrift rückseitig auf Leinwand); österreichischer Privatbesitz Literatur Wieland Schmid u. a., Werner Berg. Gemälde, mit einem Werkverzeichnis von Harald Scheicher, Klagenfurt 1994, WV-Nr. 1075, Abb. S. 320 Wir danken Dr. Harald Scheicher für die freundliche Unterstützung und die wertvollen Hinweise. EUR 50.000–100.000
Werke von Gerhild Diesner aus einer Südtiroler Privatsammlung (Kat.-Nr. 234–239) 234 Gerhild Diesner * (Innsbruck 1915–1995 Innsbruck) Vase mit Mohnblumen und Iris Öl auf Leinwand; 89 × 80 cm Signiert links unten: Diesner Provenienz direkt von der Künstlerin erworben; Privatsammlung Südtirol EUR 25.000–50.000
Eine Sammlung von sechs Bildern der Innsbrucker Malerin Gerhild Diesner, die sich seit Jahrzehnten in privatem Besitz befanden und direkt von der Künstlerin erworben wurden, kann nun erstmals angeboten und publiziert werden. Die Bilder entstanden im Jahrzehnt zwischen 1965 und 1975. Gerhild Diesner, „Grande Dame“ der Tiroler Malerei, hat in ihrem fast sechs Jahrzehnte dauernden Schaffen eine unverwechselbare wie unabhängige Position in der österreichischen Kunst des letzten Jahrhunderts eingenommen. Schon ihr Ausbildungsweg zeigt einen für die damalige Zeit untypischen Verlauf. In Genf, London und Brighton erhielt die 1915 in Innsbruck geborene Malerin ihren ersten künstlerischen Unterricht, dann folgte von 1939–1941 ein Studium an der Angewandten in München in der Abteilung Gebrauchsgraphik, bis sie 1943 für ein Jahr in Paris an der Academie Andre Lhote und an der Ecole de la Grande Chaumière studieren konnte. Nach Kriegsende bezog Diesner gemeinsam mit ihrem späteren Mann und Goldschmied Bodo Kampmann, dem Architekten Jörg Sackenheim und dem Zeichner Paul Flora ein Haus in Innsbruck. Später folgte sie ihrem Mann nach Remscheid, die Scheidung 1953 führte Diesner jedoch wieder nach Innsbruck zurück, wo sie bis zu ihrem Tod 1995 lebte. In Tirol gehörte Gerhild Diesner zu jener neuen Avantgarde, die im Umkreis des engagierten französischen Kulturinstitutes an die internationale, respektive französische Moderne anschloss und eigenständig rezipierte. Aufträge für Kunst am Bau in den Jahren des Wiederaufbaus sowie regelmäßige Ausstellungen gewährten ein solides Einkommen und die notwendige positive Resonanz.
Bildausschnitt
Gerhild Diesners Werk zeichnet sich durch eine für ihre Zeit singuläre farbkräftige Malerei aus, die großen Formlinien folgt. Matisse, Gauguin aber auch van Gogh stehen der Malerin als unleugbare Vorbilder Pate, genauso wie ein zutiefst lyrisches Empfinden maßgebend ist, das den Bildern ihren unverwechselbaren Charme verleiht. Stillleben in allen Varianten ziehen sich als Hauptthema neben Landschaft und Natur durch ihr Werk, in denen mehr die Farbe Räumlichkeit schafft als die Anordnung der Dinge selbst. Während nach dem Krieg eine stärkere Flächigkeit und verhaltene Farben bemerkbar werden, findet Diesner in ihrem Spätwerk wieder zu der für sie so typischen lyrischen Heiterkeit zurück. „Instinktiv scheint die Malerin zu empfinden, dass ein Kreis sich zu schließen beginnt, dass ihr Bestes, die Kraft zu dichterischer Durchdringung der Wirklichkeit, die ihre frühen Bilder mit geheimnisvollem Leben erfüllt, in diesen neuen, bescheidenen Schöpfungen wieder zu fließen beginnt.“ (Wilfried Kirschl, zit. in Boeckl 2007, S. 60)
Gerhild Diesner abgebildet in: Matthias Boeckl, Gerhild Diesner, Innsbruck 2007, S. 10
5. 12., 18 Uhr
235 Gerhild Diesner * (Innsbruck 1915–1995 Innsbruck) Sonnenblume, 1968 Öl auf Leinwand; 42 × 42 cm Signiert und datiert rechts unten: Diesner 68 Provenienz direkt von der Künstlerin erworben; Privatsammlung Südtirol EUR 15.000–30.000
236 Gerhild Diesner * (Innsbruck 1915–1995 Innsbruck) Blaue Vase mit rosa Mohnblumen, 1967 Öl auf Leinwand; 81 × 50,5 cm Signiert und datiert links unten: Diesner 67 Provenienz direkt von der Künstlerin erworben; Privatsammlung Südtirol EUR 18.000–36.000 5. 12., 18 Uhr
237 Gerhild Diesner * (Innsbruck 1915–1995 Innsbruck) Stillleben mit Taube und blauer Perlenkette, 1974 Öl auf Leinwand; 69 × 69 cm Signiert und datiert links unten: Diesner 74 Provenienz direkt von der Künstlerin erworben; Privatsammlung Südtirol EUR 25.000–50.000
Gerhild Diesner gelang es 1943 als einzig bekannte österreichische Künstlerin in dem von deutschen Truppen besetzten Paris für ein Jahr an den wichtigen Akademien, u.a. auch bei dem Kubisten André Lhote zu studieren. „Viele sehr gute Ausstellungen sah ich in Paris: Von Matisse die großen, herrlichen Stillleben, auch von Braque war ich begeistert. [...] Ich nahm diese Bilder mit viel Anregung für mein Malen in mich auf.“ (Diesner zit. in: Boeckl 2007, S. 28) 1979, über 30 Jahre später, malte Gerhild Diesner ein Stillleben mit Taube, in dem diese französischen Impulse deutlich nachleben und in dem ihr ganzes künstlerisches Wollen überzeugend zum Ausdruck kommt. Im Zentrum des in die Fläche gekippten einfachen Holztisches liegt ein Heft, betitelt „Henri Matisse“, eine Hommage an diesen bedeutenden Maler der Moderne. Ähnlich wie dieser hatte Diesner den Mut und die Leidenschaft für Farben von großer Intensität, deren Leuchtkraft durch die Kombination mit Konträrfarben noch erhöht wird; so wie die französischen Expressionisten bzw. Kubisten schöpfte sie aus der Reduktion auf große Formen den Reichtum immer neuer Möglichkeiten der Abwandlung. Einfache Linien verleihen den Dingen auch etwas Absolutes, Allgemeingültiges. Verfeinert wird jedes Bild mit ihrem Gespür für eine leichte, rhythmisch bestimmte Komposition. Hier ist es die blaue Perlenkette, die spielerisch über dem Buch liegt und zu den blauen Schwertlilien inmitten der gelb leuchtenden Mimosen in der Vase sowie zum blauen, gelbgepunkteten Schal über der Stuhllehne überleitet. Die weiße Tontaube, die drei Orangen und das große herzförmige Blatt wirken dazu wie geheimnisvolle Symbole einer persönlichen, nicht entschlüsselten Sprache. (MHH)
5. 12., 18 Uhr
238 Gerhild Diesner * (Innsbruck 1915–1995 Innsbruck) Drei Rosen in einer Glasvase, 1976 Öl auf Leinwand, ungerahmt; 49,5 × 32 cm Signiert und datiert rechts unten: 76 Diesner Provenienz direkt von der Künstlerin erworben; Privatsammlung Südtirol EUR 5.000–10.000
239 Gerhild Diesner * (Innsbruck 1915–1995 Innsbruck) Rose Öl auf Leinwand; 26,5 cm × 23,7 (Passepartout-Ausschnitt) Signiert links unten: Diesner Provenienz direkt von der Künstlerin erworben; Privatsammlung Südtirol EUR 2.500–5.000
5. 12., 18 Uhr
Werke von Paul Flora (1922–2009) aus einer österreichischen Privatsammlung (Kat.-Nr. 240–266) Paul Flora war einer der bedeutendsten österreichischen Zeichner des letzten Jahrhunderts. 1922 in Glurns, im Südtiroler Vinschgau geboren, übersiedelte seine Familie schon 1927 nach Innsbruck. Nach einer kurzen Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste in München von 1942–1944, wurde er einberufen, geriet in amerikanische Gefangenschaft und kehrte 1945 nach Innsbruck zurück, wo er sich auf der Hungerburg, einem Stadtteil oberhalb von Innsbruck, niederließ. Mit Paul Klee war er freundschaftlich verbunden, seine frühe Arbeit aber prägte vor allem der Kontakt zu Alfred Kubin. Floras Karriere verlief sehr bald nach dem Krieg erfolgreich und bis zu seinem Lebensende war er auf zahlreichen Ausstellungen in verschiedenen Museen in der Schweiz, Deutschland und in Österreich präsent, 1952 auch auf der Biennale in Venedig. Anfang der 1950er Jahre begann eine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem Diogenes Verlag in Zürich, der mehr als 40 illustrierte Bücher publizierte. Seine Nähe zur Literatur zeigte sich auch in der Gestaltung von Bühnenbildern für das Deutsche Schauspielhaus Hamburg sowie 1963 für das Akademietheater in Wien. Mit Kurt Moldovan lebte er längere Zeit in Paris und 1967 in New York. Paul Flora war Mitglied des legendären Art Club in Wien, er erhielt das Ehrenzeichen des Landes Tirol, das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland und wurde Ehrenbürger von Innsbruck und Glurns, Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München und Ehrenpräsident des P.E.N.-Clubs Liechtenstein. Eine letzte Retrospektive widmete ihm das Kunsthistorische Museum 2002 im Palais Harrach in Wien. (MHH)
240 Paul Flora * (Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck) Absurde Figuren, 2005 Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 21,6 × 48 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 005 Betitelt links unten: Absurde Figuren Provenienz österreichische Privatsammlung EUR 1.500–3.000
241
242
Paul Flora *
Paul Flora *
(Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck)
(Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck)
Monsieur Corbeau mit drei Katzen, 1999 Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 28,6 × 38,9 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 99 Betitelt links unten: Monsieur Corbeau mit drei Katzen
Der stürmische Tag, 2000 Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 17,3 × 24,9 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 2000 Betitelt links unten: Der stürmische Tag
Provenienz österreichische Privatsammlung
Provenienz österreichische Privatsammlung
EUR 1.500–3.000
EUR 500–1.000
5. 12., 18 Uhr
243
244
Paul Flora *
Paul Flora *
(Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck)
(Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck)
Die Rattenjagd der Pestdoktoren, 2002 Tusche auf grauem Papier; 29,7 × 39,9 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 2002 Betitelt links unten: Die Rattenjagd der Pestdoktoren
Venedig, vernebelt mit drei Raben, 2000 Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 24,4 × 33,4 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 2000 Betitelt links unten: Venedig, vernebelt mit drei Raben
Provenienz österreichische Privatsammlung
Provenienz österreichische Privatsammlung
EUR 1.000–2.000
EUR 1.000–2.000
245
246
Paul Flora *
Paul Flora *
(Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck)
(Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck)
Mysteriöse Figuren, 2000 Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 24,4 × 33,6 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 2000 Betitelt links unten: Mysteriöse Figuren
Pulcinellen mit Bällen, 2000 Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 24,8 × 33,7 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 2000 Betitelt links unten: Pulcinellen mit Bällen
Provenienz österreichische Privatsammlung
Provenienz österreichische Privatsammlung
EUR 1.000–2.000
EUR 1.000–2.000
5. 12., 18 Uhr
247 Paul Flora * (Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck) Marionettenpaar Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 16,3 × 18,2 cm Signiert rechts unten: Flora Betitelt links unten: Marionettentheater Provenienz österreichische Privatsammlung EUR 500–1.000
248 Paul Flora * (Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck) Kasperl und der Teufel Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 11,9 × 16,2 cm Signiert rechts unten: Flora Betitelt links unten: Kasperl und der Teufel Provenienz österreichische Privatsammlung EUR 500–1.000
249 Paul Flora * (Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck) Ein Alptraum Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 10,6 × 16,4 cm Signiert rechts unten: Flora Betitelt links unten: Ein Alptraum Provenienz österreichische Privatsammlung EUR 500–1.000
250
251
Paul Flora *
Paul Flora *
(Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck)
(Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck)
Ad Absurdum, 2005 Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 28,2 × 44 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 2005 Betitelt im Bild: Ad Absurdum
Die große Traube, 1998 Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 24,9 × 33,6 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 98 Betitelt links unten: Die große Traube
Provenienz österreichische Privatsammlung
Provenienz österreichische Privatsammlung
EUR 1.500–3.000
EUR 1.000–2.000
5. 12., 18 Uhr
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Paul Flora *
Paul Flora *
(Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck)
(Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck)
Monsieur Corbeau und zwei Masken, 1999 Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 29 × 38,8 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 99 Betitelt links unten: Monsieur Corbeau und zwei Masken
Insekten, 2000 Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 24,2 × 33,2 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 2000 Betitelt links unten: Insekten
Provenienz österreichische Privatsammlung
Provenienz österreichische Privatsammlung
EUR 1.500–3.000
EUR 1.000–2.000
254
255
Paul Flora *
Paul Flora *
(Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck)
(Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck)
Venezianisch, 2002 Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 24,1 × 33,2 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 2002 Betitelt links unten: Venezianisch
Potpourri II, 2002 Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 25 × 30,2 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 2002 Betitelt links unten: Potpourri II
Provenienz österreichische Privatsammlung
Provenienz österreichische Privatsammlung
EUR 1.000–2.000
EUR 1.000–2.000
5. 12., 18 Uhr
256 Paul Flora * (Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck) Eine Schere, 1999 Tusche auf grauem Papier; 24,6 × 33,3 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 99 Betitelt links unten: Eine Schere Provenienz österreichische Privatsammlung EUR 700–1.400
257 Paul Flora * (Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck) Hinweg! Hinweg!, 2001 Tusche auf grauem Papier; 17,3 × 24,3 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 2001 Betitelt links unten: Hinweg! Hinweg! Provenienz österreichische Privatsammlung EUR 500–1.000
258 Paul Flora * (Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck) Scheuche, winterlich, 1999 Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 17 × 23,3 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 99 Betitelt links unten: Scheuche, winterlich Provenienz österreichische Privatsammlung EUR 500–1.000
259 Paul Flora * (Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck) Geheimagenten, 2000 Tusche auf grauem Papier; 16,2 × 33,9 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 2000 Betitelt links unten: Geheimagenten Provenienz österreichische Privatsammlung EUR 700–1.400
260 Paul Flora * (Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck) Scheuchenpaar, 2002 Tusche, Farbstift auf grauem Papier; 24,5 × 33,1 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 2002 Betitelt links unten: Scheuchenpaar Provenienz österreichische Privatsammlung EUR 1.000–2.000
261 Paul Flora * (Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck) Literarische Landschaft, 2001 Tusche auf grauem Papier; 24,2 × 32,7 cm Signiert und datiert rechts unten: Flora 2001 Betitelt links unten: Literarische Landschaft Provenienz österreichische Privatsammlung EUR 500–1.000
5. 12., 18 Uhr
262 Paul Flora * (Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck) Konvolut: Vier Druckgrafiken handkolorierte Radierungen auf Papier; 39,5 × 45 cm (Blattgröße von zwei Blättern), 29,5 × 39 cm (Blattgröße von zwei Blättern) Auflage: 200 Jedes Blatt links unten nummeriert und rechts unten signiert Provenienz österreichische Privatsammlung EUR 800–1.600
263 Paul Flora * (Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck) Konvolut: Vier Druckgrafiken handkolorierte Radierungen auf Papier; 39 × 44,5 cm (Blattgröße von drei Blättern), 37 × 42,5 cm (Blattgröße von einem Blatt) Auflage: 200 Jedes Blatt links unten nummeriert und rechts unten signiert Ein Blatt rückseitig betitelt: Kasperl und der Teufel Provenienz österreichische Privatsammlung EUR 1.000–2.000
264 Paul Flora * (Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck) Konvolut: Vier Druckgrafiken Radierungen auf Papier; je 39 × 44,5 cm (Blattgröße) Auflage: 200 Jedes Blatt links unten nummeriert und rechts unten signiert Provenienz österreichische Privatsammlung EUR 500–1.000
265 Paul Flora * (Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck) Konvolut: Vier Druckgrafiken drei handkolorierte Radierungen sowie eine Radierung auf Papier; je 39,5 × 44 cm (Blattgröße) Auflage: 200 Jedes Blatt links unten nummeriert und rechts unten signiert Provenienz österreichische Privatsammlung EUR 800–1.600
5. 12., 18 Uhr
266 Paul Flora * (Glurns im Vinschgau/Südtirol 1922–2009 Innsbruck) Konvolut: Drei Druckgrafiken handkolorierte Radierungen auf Papier; 23,5 × 30 cm (Blattgröße von zwei Blättern) bzw. 29 × 39,5 cm (Blattgröße von einem Blatt) Auflage: 200 Jedes Blatt links unten nummeriert und rechts unten signiert Provenienz österreichische Privatsammlung EUR 500–1.000
267 Renato Bertelli * (Florenz 1900–1974 Florenz) Profilo continuo (Kopf von Mussolini), 1933 Terrakotta, schwarz patiniert; H. 29,5 cm Am Fuß signiert und datiert: Bertelli R. A XI Auflage: unbekannt
Bei dieser dynamischen und futuristischen Arbeit Renato Bertellis handelt es sich um ein offizielles Porträt des italienischen Diktators Benito Mussolini. Dieser nutzte sein eigenes Gesicht als Symbol seiner Regierung und seiner Politik. Stilistisch hält sich Bertelli, der das markante Profil des faschistischen Staatsmannes in einer 360°-Ansicht zeigt, an die Grundprinzipien des Futurismus und fokussiert Bewegung und Zeit. Das Porträt wirkt mehr wie eine Maschine als ein menschlicher Kopf und greift mit seiner Allansichtigkeit die Simultanität von Abstraktion und Repräsentation auf. Die Machtergreifung durch den Marsch auf Rom im Jahr 1922 steht für den Beginn der faschistischen Zeitrechnung. Daher datiert Bertelli das 1933 gefertigte Porträt in das Jahr 11 (A. XI). (AKE)
Provenienz aus der Familie des Bildhauers; italienischer Privatbesitz EUR 5.000–10.000
Detail: Signatur und Datierung
5. 12., 18 Uhr
268 Albin Egger-Lienz (Stribach bei Lienz 1868–1926 St. Justina bei Bozen) Bauer mit Hut (der mittlere Bauer aus dem Gemälde „Totentanz“), um 1920 Pastell auf Papier auf Karton; 49,5 × 44,5 cm Signiert rechts unten: Egger-Lienz Provenienz 1977 im Kunstsalon Mag. Peter Kovacek erworben; seither österreichischer Privatbesitz Ausstellung Vergleiche: Wilfried Kirschl, Albin Egger Lienz. Das Gesamtwerk. Band II, Wien 1996, vgl. WV-Nr. Z 299, Abb. S. 595 (Zeichnung zum „Totentanz“, Kopf der mittleren Gestalt, Rötel, Graphische Sammlung Albertina, Wien) sowie WV-Nr. Z 477, Abb. S. 611 (Kopf des zweiten Bauern, Pastell, Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck) Literatur Gutachten von Mag. Peter Kovacek, Juni 1977, liegt bei. EUR 50.000–100.000
A. Egger-Lienz, Totentanz von Anno Neun, erste Fassung, 1906/07 abgebildet in: Wilfried Kirschl, Albin Egger Lienz. Das Gesamtwerk. Band I, Wien 1996, S. 125
1906 bekommt Albin Egger-Lienz den Auftrag, zu Ehren des 60-jährigen Thronjubiläums Kaiser Franz Josephs eine Episode aus den Tiroler Befreiungskriegen für die erst kurz zuvor im Unteren Belvedere in Wien eröffnete Moderne Galerie zu malen. Pünktlich zwei Jahre später präsentiert der Künstler den „Totentanz von Anno Neun“. Mit dem „Totentanz“ liefert Egger-Lienz jedoch ein Werk, das nicht zu Repräsentationszwecken taugt, vielmehr von Beginn an für Zündstoff sorgt. Denn die düstere Stimmung des Gemäldes, das sich zudem mit keinem bestimmten Ereignis des Jahres 1809 in Verbindung bringen lässt, wird im Rahmen der Feierlichkeiten als Provokation empfunden. Zeigt es doch eine Gruppe schicksalsergeben in den Kampf ziehender Männer, wohl wissend, schon bald Beute des Todes zu sein. Der Thronfolger Franz Ferdinand fasst es für sich so zusammen: „Wenn das meine Soldaten sehen, gehen sie nicht mit.“ (Und vereitelt Egger-Lienz in der Folge die mögliche Akademieprofessur in Wien.) So gilt der „Totentanz“, von dem Egger-Lienz sechs große Fassungen ausführt, zurecht als Symbolbild für „Die Schlafwandler – Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog“ (dies der Titel des grundlegenden Buches zum Thema von Christopher Clark). Der Maler hat nach der Erstfassung, mit der er seine mittlere, monumental-dekorative Schaffensperiode einleitet, nicht nur fünf weitere, z. T. sehr unterschiedliche Varianten, sondern auch diverse Detailfassungen gestaltet. Die vorliegende zeigt den mittleren der fünf Bauern, festgehalten in der für den Maler typischen prägnanten, plastisch-linearen Formensprache und von BraunOckertönen bestimmten Farbigkeit: mit dem angedeuteten geschulterten Morgenstern, dem flachen bäuerlichen Hut, der kräftigen Adlernase und dem betont markanten Kinn. Als Einziger der Bauern wendet er sich dem Betrachter zu und seine Augen scheinen anzudeuten: Macht der Weg, den ich beschreite, wirklich Sinn? Eggers eigener Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg dauert nur zwei Wochen, danach ist er als „Kriegsmaler in Zivil“ tätig und schafft (nach propagandistischen Zugeständnissen) eine Reihe von Werken, die als unbarmherzige Zeugnisse für die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ in das kollektive Gedächtnis eingehen. (Carl Kraus)
5. 12., 18 Uhr
269 Gustav Klimt (Wien 1862–1918 Wien) Männerakt in Rückenansicht (Studie für den Kompositionsentwurf des Fakultätsbildes Medizin), 1897/98 schwarze Kreide auf Papier; 45 × 31,3 cm Nachlass-Stempel links unten Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; österreichischer Privatbesitz Literatur Alice Strobl, Gustav Klimt. Die Zeichnungen 1878 – 1903, Bd. I, Verlag Galerie Welz, Salzburg 1980, WV-Nr. 543, Abb. S. 177 EUR 15.000–30.000
270 Alfred Kubin * (Leitmeritz 1877–1959 Zwickledt) Tod und die Kranke, um 1921 Tusche auf Papier; 35,5 × 26,4 cm Signiert rechts unten: A Kubin Bezeichnet links unten: Tod und die Kranke Provenienz Jeschke-Greve & Hauff Berlin, 25. 04. 2003, Nr. 513; österreichischer Privatbesitz EUR 6.000–12.000
271 Alfred Kubin * (Leitmeritz 1877–1959 Zwickledt) Bedrohliches Nordland Tusche auf Papier; 15 × 13,5 cm (Passep.-Ausschnitt) Monogrammiert rechts unten: K Provenienz Wiener Kunstauktionen (im Kinsky), 20. 04. 1994, Nr. 135; österreichischer Privatbesitz EUR 3.500–7.000
5. 12., 18 Uhr
272 Oskar Kokoschka * (Pöchlarn 1886–1980 Montreux) Porträt des Bildhauers Uli Nimptsch, 1939 blauer Farbstift auf Papier; 50 × 42 cm Monogrammiert, datiert und bezeichnet links unten: OK 39 London Provenienz österreichischer Privatbesitz Literatur Rathenau, Oskar Kokoschka, Handzeichnungen, New York 1966, Bd. 6, Nr. 78, Abb. o. S. EUR 10.000–20.000
Detail: Monogramm und Datierung
5. 12., 18 Uhr
273 Serge Poliakoff * (Moskau 1906–1969 Paris) Komposition, um 1961–62 Gouache auf Papier; 62,7 × 47,8 cm Signiert rechts unten: Serge Poliakoff Provenienz in den 1990er Jahren bei Salis & Vertes, Salzburg, erworben; seither österreichischer Privatbesitz EUR 25.000–50.000
Nach dem zweiten Weltkrieg versuchte Paris in der zunehmenden Konkurrenz zu New York wieder seine Vormachtstellung als Kulturhauptstadt aufzubauen. Es entbrannte ein Wettstreit um die Vormachtstellung zwischen den Anhängern der Lyrischen Abstraktion in Frankreich und jenen der Abstrakten Expression in den USA. In der Nouvelle École de Paris fanden sich so unterschiedliche Künstler wie Jean Dubuffet, Pierre Soulages, Hans Hartung, Georges Mathieu und Serge Poliakoff zusammen. Letzterer hatte beeinflusst durch Kandinsky und durch seine Bekanntschaft mit Sonia und Robert Delaunay einen ganz eigenständigen Stil entwickelt, eine neue Art der Farbform-Komposition, die in manchem dem amerikanischen Color Field Painting verwandt ist. Es ist eine Art der Absoluten Malerei, die nicht in einem Abstraktionsvorgang von Gegenständen der Realwelt besteht, sondern die Linie, Fläche und Farbe ohne jegliche Gegenstandsassoziationen einsetzt. 1962 wurde Serge Poliakoff in Frankreich eingebürgert, im selben Jahr zeigte man seine Arbeiten in einem eigenen Saal auf der Biennale di Venezia. Was auf den ersten Blick an den Bildern Serge Poliakoffs auffällt, ist die Ruhe und Harmonie, die sie ausstrahlen. Komplizierte geometrische Formen schieben sich ineinander, perfekt in die Fläche eingepasst, wie komplizierte Intarsien, ein gemaltes Tetris, das keine Zwischenräume, keinen Spielraum übrig lässt. So laut die kräftigen Farben wirken, so leise, so perfekt in einen ewig gültigen Raum gegossen scheinen die Kompositionen. In den späteren Bildern, wie unserer wohl um 1961/1962 entstandenen „Komposition“, beschränkt sich Poliakoff auf wenige Farbtöne in einem Bild, zeigt eine Neigung zu monochromer Gestaltung. Auch wirken die Farbfelder durch einen differenzierteren Pinselstrich bewegter, scheinen zu fluktuieren und weisen an manchen Stellen so starke farbliche Parallelen zum Nachbarfeld auf, dass die gleichwohl vorhandenen Trennungslinien kaum zu erkennen sind. Es ist also eine neue Art der Bewegung und Räumlichkeit hinzugekommen. Die Überlagerungen verschiedener Rottöne innerhalb eines Feldes bewirken ein optisches Nachvorund Zurücktreten, die dunklen Farbtöne scheinen zum Greifen nah, die helleren Stellen in eine unbestimmte Bildtiefe zu entweichen. „Man nehme: von Matisse die Poesie, von Kandinsky den Konstruktivismus, von Rothko die elegant-minimale Chromatik, dann vereine man dieses mit sinnlich-organischen, geometrischen und plastischen Farb-Formstrukturen und rühre solange, bis eine perfekte Symbiose erreicht ist. Das sind Poliakoffs harmonische Bilder – leise und unaggressiv, unverwechselbar und einzigartig.“ (Christa Blenk, http://eborja.unblog.fr/2013/11/30/ poliakoff/, aufgerufen am 26.10.2017) „Stille ist nicht bloß Abwesenheit von Lärm, sondern ein Schweigen, das den Menschen Augen und Ohren öffnet für eine andere Welt,“ schreibt der Künstler. Und genau das ist es, was er mit seinen Arbeiten erreichen will, uns die Augen für eine andere Welt öffnen. (Sophie Cieslar)
5. 12., 18 Uhr
274 Serge Poliakoff * (Moskau 1906–1969 Paris) Composition grise, verte et bleue, 1966 Lithografie in fünf Farben auf BFK Rives-Bütten; 48 × 63 cm (Druckgröße), 63 × 79,5 cm (Blattgröße) Signiert rechts unten: Serge Poliakoff Nummeriert links unten: III/L Edition: 50 Stück Druck: Erker Press St. Gallen (Trockenstempel) Verleger: Kunstverein St. Gallen Wasserzeichen: Rives Provenienz österreichischer Privatbesitz Literatur Alexis Poliakoff, Serge Poliakoff. Werkverzeichnis der Grafik, München 1998, WV-Nr. 54, S.138 EUR 2.500–5.000
275 Sonia Delaunay-Terk * (Gradizk/Ukraine 1885–1979 Paris) Compostion orphique F 1364, 1962 Gouache und Bleistift auf Papier; 30 × 20,5 cm Signiert, bezeichnet und datiert links unten: F 1364 / Sonia Delaunay 62
Detail: Signatur und Datierung
Provenienz Blanchet Joron-Derem Paris, 21. 05. 2001, lot 76; Privatbesitz, Frankreich EUR 4.000–8.000 5. 12., 18 Uhr
276 Ernst Ludwig Kirchner (Aschaffenburg 1880–1938 Frauenkirch bei Davos) Sitzender weiblicher Akt (Erna), um 1912/13 Bleistift auf Papier; 46,7 × 32,2 cm Signiert rechts unten: EL Kirchner Ölkreideskizze verso (Hirt mit Ziegen, 1920) Provenienz Privatsammlung, Deutschland; Ketterer Kunst, München, 05./06. 05. 2003, Nr. 881; Lempertz Köln, 29. 11. 2006, Nr. 197; Kunsthandel Wienerroither & Kohlbacher, Wien; dort 2007 erworben, seither österreichischer Privatbesitz Dieses Werk ist im Ernst Ludwig Kirchner Archiv Wichtrach/Bern dokumentiert. EUR 15.000–30.000
Detail: Signatur
Im Jahr 1911 siedelte Kirchner mit den anderen Mitgliedern der 1905 gegründeten Künstlervereinigung „Brücke“ von Dresden nach Berlin. Dort angekommen, machte Kirchner seine Faszination für das urbane Leben und auf der anderen Seite seine Beklemmungen gegenüber der Großstadt zu seinem bedeutendsten Bildthema. In den Nachtklubs und Varietés zog ihn das Spiel des erotischen Kitzels, der Bewegung und des ausgelassenen Schwunges vollkommen in seinen Bann. Aus diesem Umfeld der Berliner Halbwelt entstammte die Nachtklubtänzerin Erna Schilling, die Kirchner in dieser locker hingeworfenen Bleistiftskizze festhielt. Kirchner skizzierte sie frontal mit abgewendetem Kopf, um ihr gesamtes Profil zu zeigen. Mit der linken Hand verdeckt sie ihre Scham. Die herabgesenkten Augenlider verdeutlichen, dass es sich um einen ruhigen intimen Moment handelt. Als Modell prägte Erna Schilling Kirchners Sicht auf den weiblichen Körper maßgeblich. Über das Kennenlernen mit Erna schrieb Kirchner 1925 in seinem Davoser Tagebuch: „… ich fand eine kleine Tänzerin […]. Heckel erfuhr durch Sidi, dass sie schwer krank gewesen wäre und sich jetzt erholen wollte und gerne mitginge, […] Ich fand das Mädchen nett und bestellte sie zu mir, um zu sehen, ob sie sich eignete resp. ihr Körper. Sie war nett gebaut, nur sehr elend und traurig. Wir hatten Sympathie füreinander, und sie ging mit mir und lebte bis zur Abreise ganz gut mit mir.“ Erna war die erste Freundin Kirchners nach dessen Ankunft in Berlin. Er holte sie aus dem „Milieu“ und machte sie zu seinem Malermodell. Obwohl die beiden nie heirateten, nannte man sie in Davos, wo die beiden ab 1926 leben, Frau Kirchner. Erna blieb bis zum Suizid Kirchners 1938 an der Seite des zerrissenen Genies. Bei den beiden Kokotten in Kirchners Hauptwerk „Potsdamer Platz“ (1914) ist auch Erna Schilling – gemeinsam mit ihrer Schwester Gerda- dargestellt. (AKE)
5. 12., 18 Uhr
277 George Grosz * (Berlin 1893–1959 Berlin) Frau in Abendrobe, 1937 Tusche auf Papier; 57,5 × 42,5 cm (Passep.-Ausschnitt) Rückseitig datiert und bezeichnet: Nr. 401/1937 Nachlass-Stempel rückseitig mit Nummerierung: George Grosz Nachlass 4–25–6 Provenienz Nachlass des Künstlers (1959); Harbor Gallery, Cold Spring Harbor; Privatbesitz, USA; Privatbesitz, New York; österreichischer Privatbesitz Ausstellung 1977 New York, Cold Spring Harbor, Harbor Gallery, George Grosz 1893–1959, a selection of watercolours and drawings, Nr. 49 Literatur Vergleiche: Galleria civica d'Arte Moderne e Contemporanea (Hg), La grafica dell'espressionismo, Ausstellungskatalog, Turin 2005, S. 53ff. Dr. Ralph Jentsch hat die Echtheit des Werkes bestätigt. EUR 10.000–20.000
Nachlass-Stempel mit Nummerierung Rückseite
Im umfassenden Œuvre von George Grosz ist die Zeichnung ein bevorzugtes Medium, um heftige Kritik an der Gesellschaft seiner Zeit zu üben. Mit Vorliebe wählt der Künstler die Tuschfeder und bringt mit präziser Linienführung und psychologischer Eindringlichkeit alltägliche Szenen zu Papier. Voller ironischer Schärfe zeigt er die „Dame in Abendrobe“ im eleganten Mantel, unter dem sie ein langes fließendes Abendkleid trägt. Mit auffallend gekünstelter Gestik zieht sie sich einen Handschuh über, unter dem Mantelärmel kommt ein edles Armband zum Vorschein. Sichtlich um Aufmerksamkeit bemüht, wendet sie ihr stark geschminktes Gesicht mit verführerischem Blick links zur Seite. (CMG)
5. 12., 18 Uhr
278 Emil Nolde * (Nolde 1867–1956 Seebüll) Mohn und Sonnenhut, 1930er Jahre Aquarell auf Japanpapier; 45 × 27 cm Signiert rechts unten: Nolde Provenienz Sammlung Adalbert und Thilda Colsman, Langenberg; Grisebach Berlin, 02. 06. 2016, Nr. 14; Privatbesitz, Deutschland Das Aquarell ist der Nolde Stiftung Seebüll bekannt. EUR 70.000–140.000
Haus Seebüll und Garten abgebildet in: Ingried Brugger und Manfred Reuther (Hg.), Emil Nolde, Wien 1994, S. 328
Das Aquarell war Teil der bedeutenden Sammlung von Adalbert und Thilda Colsman in Langenberg, in der fast alle großen deutschen Expressionisten mit wichtigen Werken vertreten waren. Das Ehepaar Nolde war mit Adalbert und Thilda Colsman, die als Kunstförderer ein Nahverhältnis zum Museum Folkwang in Essen hatten, befreundet. In Emil Noldes künstlerischem Schaffen nimmt die Malerei mit Wasserfarben einen besonderen Stellenwert ein. Er zählt zu den frühesten und bedeutendsten Aquarellisten in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Über Jahrzehnte hindurch beschäftigt sich Nolde intensiv mit diesem Medium und erlangt eine bewundernswerte Virtuosität im Umgang mit der Farbe. Die Eigenart des Nass-in-Nass-Malens kommt seinem Streben nach Spontaneität im Schaffensvorgang entgegen. Ihm geht es um die Unmittelbarkeit des künstlerischen Ausdrucks, die direkte Wiedergabe des Sinnlich-Emotionalen und die weitgehende Ausblendung des Verstandes. Die Farbe ist für ihn zentraler Ausdrucksträger: „Farben, das Material des Malers: Farben in ihrem Eigenleben. Ich mied alles Sinnen vorher, eine vage Vorstellung in Glut und Farbe genügt mir.“ (Emil Nolde, zitiert nach: Ausst.-Kat. Kunstforum Bank Austria, Wien 1994, o. S.). Das Japanpapier, das Nolde schon seit etwa 1910 als ein seiner Aquarellmalerei besonders entgegenkommendes Trägermaterial entdeckt, saugt die Farbe schnell auf, sodass der Maler den Pinsel wieder und wieder in Farbe tränkt und diese mehrmals aufträgt bis sie ihm intensiv genug erscheint. „Sein liebstes Aquarellmaterial ist Japanpapier, auf dem die Farben häufig einen stoffmäßigen seidigen oder samtenen Charakter bekommen, was zum Teil durch die verschieden starke Schichtung der Farbe entsteht. Da manche Farbe fünf-, sechs- und noch mehrmals wiederholt wird, kommen auch ganz merkwürdige Tiefenwirkungen zustande. (...) Da er mit so nassen Farben malt, bewegen sich die Farbgrenzen auf dem löschpapierartigen Japanpapier, bis sie ganz trocken sind. Das kann über eine Stunde fortschreiten. Jeder Strich, jede Fläche ist also ein Risiko.“ (Jolanthe Nolde, „Beim Malen zugeschaut“, zitiert nach: Stephan Koja, in: Emil Nolde. In Glut und Farbe, Ausst.-Kat. Belvedere, Wien 2013, S. 223). Blumen sind in Noldes Œuvre schon früh ein wichtiges Sujet und bleiben es bis in die späten Schaffensjahre. Seine zahlreichen Blumenaquarelle entstehen in einem Zeitraum von mehr als drei Jahrzehnten, beginnend um 1918/20 bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1955. Bevorzugt malt er Blumen, die er in den Gärten von Utenwarf und später vor allem in Seebüll vorfindet, wo er sich 1927 nach eigenen Entwürfen ein Wohn- und Atelierhaus errichten lässt, an das nach Süden hin ein großer Blumengarten anschließt. Dort waren wohl auch die roten Blüten des Mohns und die gelb-orangen des Sonnenhuts zu finden, die sich im vorliegenden Aquarell mit farbsatter Strahlkraft leuchtend vor dem hellen Hintergrund abheben. (CMG)
© Nolde Stiftung Seebüll
5. 12., 18 Uhr
279 Max Weiler * (Absam bei Hall i. Tirol 1910–2001 Wien) Blumenstück mit Kerbel, 1946 Öl auf Leinwand; 54 × 54 cm Signiert und datiert rechts unten: Weiler / 46 Provenienz Maria Hübl, Wien, als Geschenk vom Künstler erhalten; österreichischer Privatbesitz Literatur Almut Krapf, Max Weiler. Werkverzeichnis der Bilder 1932–1974, Salzburg 1975, WV-Nr. 101, S. 185 EUR 25.000–50.000
Nach den „Jahren der Krise“ (G. Böhm) und der Rückkehr vom Kriegseinsatz nach Tirol setzt Max Weiler einen Neuanfang in seinem Schaffen und entwickelt in einem unglaublichen Tempo seine unverwechselbare, impulsive Formensprache, die vom zunächst noch gegenstandsbezogenen Fauvismus in wenigen Jahren in abstrakte „Gleichungen zur Natur“ mündet. Neben der Landschaft ist es vor allem das Blumenbild, das diesen Prozess einleitet. Dem vorliegenden „Blumenstück mit Kerbel“ von 1946 gebührt dabei ein wichtiger Platz, beinhaltet es doch so viel an „WeilerTypischem“ wie wenige andere Werke aus der unmittelbaren Nachkriegszeit. Die einzelnen Blumen sind botanisch wohl identifizierbar, aber alles ist in eine reine, sich vom Mittelpunkt fast explosionsartig ausbreitende Malerei umgesetzt. Mit spontanen Pinselstrichen sind die Farben auf die Leinwand gesetzt, verschiedene Blau- und Grüntöne im wunderbaren Akkord mit Nuancen in Rosa, Ocker und Braun, dazwischen eingefügt kräftige Gelbakzente. Dichte Farbkonzentrationen balancieren dabei mit neutraleren Partien in einem spannungsvollen Gleichgewicht, genauso wie Diagonalen und Gegendiagonalen. Vieles von diesen Form- und Farbfindungen findet sich – noch weiter vom Gegenständlichen befreit – in den informellen Arbeiten ab den 1950er Jahren. Und würde man gewisse Bildstellen herausgreifen, wie etwa die rosa- und braunen Farbflächen an den Ecken oder das mit rostroten Linien eingefasste (fensterartige) Quadrat rechts oben, so könnten diese auch mehrere Jahre später geschaffenen Werken des Malers entstammen. Das „Blumenstück mit Kerbel“ entsteht in der Zeit, in der Max Weiler an den Fresken in der Hungerburg-Kirche oberhalb Innsbrucks arbeitet, die sowohl ikonografisch als auch formal einen Sturm der Entrüstung hervorrufen. In der Summe zeigt das „Naturbild“ in seiner malerisch offenen, expressiven Auffassung jedoch noch mehr in Weilers Zukunft. (Carl Kraus)
Detail: Signatur und Datierung
5. 12., 18 Uhr
280 Artur Nikodem (Trient 1870–1940 Innsbruck) Bauchtanz, 1917 Öl auf Leinwand; 52 × 58 cm Signiert und datiert links unten: A. Nikodem 17 Signiert, datiert und bezeichnet rückseitig: Artur Nikodem / Innsbruck – Tirol / Bauchtanz – Korina 3/7 1917 Provenienz österreichischer Privatbesitz Literatur Günther Dankl und Elio Krivdic (Hg.), Artur Nikodem. Maler und Fotograf der Moderne, Innsbruck 2017, Abb. S. 108 EUR 15.000–30.000
„Farben auseinanderhalten – immer, bis ins Dunkelste – jeder Pinselstrich für sich. Aus musikalischem Empfinden größtmögliche Klarheit der Farbe – das rein Wesentliche der Form (…) – größte Ruhe der Wirkung …“ – mit dieser Tagebuchnotiz artikuliert Nikodem schon 1912 sein künstlerisches Credo, das die Kraft der Farbe in den Mittelpunkt des künstlerischen Interesses stellt. Das Gemälde mit dem Sujet eines orientalischen „Bauchtanzes“ spiegelt die Bedeutung, die der Farbe in der Bildstruktur zukommt, deutlich wider: sie avanciert zum primären Ausdrucksträger der flächenhaft-dekorativen Komposition. „Feurige“ gelbe Farben betonen den erotischen Tanz der nackten, zur Arabeske stilisierten Schönheit. Die sitzenden, orientalisch gekleideten Musiker mit ihren maskenhaften Gesichtern und die nur schemenhaft angedeutete Hintergrundfolie einer orientalischen Stadt sind in dunkle, warme Brauntöne getaucht. Genau im Bildzentrum setzt der Maler mit der Figur des Trommlers einen kräftigen gelb-orangen Farbakzent. Artur Nikodem wird am 6. Februar 1870 in Trient geboren. Seine künstlerische Ausbildung erhält er an der Münchner Akademie, wo er Schüler Franz von Defreggers ist. 1908 lässt er sich in Innsbruck nieder. In den zwanziger Jahren gehört Nikodem zu den erfolgreichsten und renommiertesten Künstlern Tirols. Auch wenn er stark in die lokale Tradition des Landes eingebunden ist, setzt er sich stets mit den Errungenschaften der Moderne auseinander, um sie in einer sehr eigenständigen Weise zu interpretieren. Der Einfluss des secessionstischen Malstils zeigt sich schon früh in seiner ornamental-stilisierten Formensprache und der symbolischen Farbgebung. Beim Nazi-Regime stoßen die Bilder Nikodems, der NSDAP-Mitglied ist, auf Ablehnung. Als ihm 1938 vom Münchner Künstlerbund ein Austritt nahegelegt wird, zieht er sich von der Öffentlichkeit zurück. Er stirbt am 10. Februar 1940 im Alter von 70 Jahren. (CMG)
5. 12., 18 Uhr
281 Ferdinand Andri * (Waidhofen a. d. Ybbs 1871–1956 Wien) Mutter und Kind, 1917 Öl auf Leinwand; 159 × 145 cm Monogrammiert rechts unten: F. A. Rückseitig auf Leinwand bezeichnet und datiert: F. Andri / Wien IV Rennweg / Ankauf 1917 Provenienz Kunsthandel Schrammel, Wien (1995); österreichischer Privatbesitz Ausstellung 1919 Wien, LV. Ausstellung der Wiener Secession, Okt.-Nov., Kat.-Nr. 6 EUR 15.000–30.000
Cover Ausstellungskatalog Secession Wien, 1919
Der gebürtige Niederösterreicher Ferdinand Andri absolviert seine künstlerische Ausbildung an der Akademie der bildenden Künste in Wien und geht im Anschluss zur weiteren Ausbildung 1892 an die Kunstschule in Karlsruhe. Während dieser Zeit unternimmt der Künstler einige Studienreisen nach Italien, Frankreich, England und Nordamerika. Nach seiner Rückkehr nach Wien wird Andri erst Mitglied (1899–1909) der Wiener Secession und anschließend, für den Zeitraum 1905/06, deren Präsident. Er ist sowohl an der Gestaltung der Ausstellungsplakate als auch an der Arbeit an der Zeitschrift „Ver Sacrum“ beteiligt. 1912 tritt Andri dem Deutschen Werkbund bei. Da er zu dieser Zeit schon ein angesehener Porträtist und Genre- und Landschaftsmaler ist, wird er 1914 als Lehrer für die Wiener Akademie vorgeschlagen. Doch Erzherzog Franz Ferdinand kann sich für moderne Kunst nicht begeistern und lehnt ihn ab. Während des Ersten Weltkrieges ist Andri Kriegsmaler und künstlerischer Berichterstatter. Nach Kriegsende zieht er nach St. Pölten und erhält einen Lehrauftrag an der Akademie in Wien, wo er bis 1939 unterrichtet. 1950 übergibt Andri alle in seinem Besitz befindlichen Werke der Stadt St. Pölten, die daraufhin das Ferdinand-Andri-Museum (heute Teil des Stadtmuseums) einrichtet. Das Œuvre des Künstlers ist von traditionellen provinziellen Sujets geprägt, die er mit seinen oft religiösen Motiven dekorativ und farbenfroh gestaltete. Andris Werke sind in der ganzen Welt gefragt und finden sich unter anderem im Leopold Museum, im Niederösterreichischen Landesmuseum, in der Berliner Nationalgalerie und in der National Gallery of Victoria in Melbourne. (AKE)
5. 12., 18 Uhr
282 Ferdinand Andri * (Waidhofen a. d. Ybbs 1871–1956 Wien) Am Attersee, 1930er Jahre Öl auf Leinwand; 70 × 50 cm Signiert rechts unten: F. Andri Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 3.000–6.000
283 Ferdinand Andri * (Waidhofen a. d. Ybbs 1871–1956 Wien) Der Alpinist (Der Maler Gustav Jahn), vor 1919 Öl auf Sperrholz; 96 × 70,5 cm Signiert rechts unten: F. Andri Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 4.000–8.000 5. 12., 18 Uhr
284 Oskar Mulley * (Klagenfurt 1891–1949 Garmisch) Bergbauernhaus, um 1930 Öl auf Leinwand; 80,5 × 135,5 cm Signiert rechts unten: Mulley Rückseitig eigenhändig bezeichnet: „Bergbauernhaus“ / Mulley Oskar Provenienz vom Großvater des jetzigen Eigentümers erworben; seither in Familienbesitz, Privatbesitz USA ▲ EUR 35.000–70.000
Unter Einsatz des Spachtels trägt Mulley die Farbe energisch, in mehreren dicken Schichten auf und macht sie so als Materie erfahrbar. Der kräftige Farbauftrag betont und steigert die Monumentalität des großformatigen, um 1930 entstandenen Gemäldes. Die koloristisch brillante Darstellung eines Bergbauernhauses zeigt das für Mulley charakteristische Kompositionsschema. Auf einer leichten Anhöhe präsentiert Oskar Mulley das Berggehöft in unmittelbarer Nahsicht. Im Hintergrund ragen imposante Gebirgswände empor, oben wird der Blick auf ein sonnenbeschienenes Himmelsstück freigegeben. Zwischen dem Bergbauernhof und den Bergen im Hintergrund ist ein nicht sichtbarer Abgrund zu erahnen. Fein abgestimmt auf das typische Blau des hellen Hintergrunds und die dunkleren braunen und grünen Farbtöne des Vordergrunds mit einzelnen kräftigen Weiß- und Rotakzenten ist das Gemälde von außergewöhnlicher farbiger Strahlkraft. Auf Oskar Mulley, der aus Kärnten stammte und sich 1918 in Kufstein niederließ, übte die Tiroler Landschaft eine besondere Faszination aus. Die Gebirgswelt bildet das zentrale Thema seines Œuvres. Mulley malte seine Skizzen zwar vor Ort, veränderte aber die vorgefundene Topografie in seinen Gemälden, um Natur und Architektur nach kompositorischen Prinzipien zu verbinden. In einem bravourös beherrschten Bildaufbau erscheinen die für die Tiroler Bergwelt typischen Bauernhöfe tektonisch in die alpine Landschaft eingegliedert. Mit seinen Bergansichten fand Mulley weit über die Grenzen Tirols hinaus Anerkennung. (CMG)
Eigenhändige Bezeichnung Rückseite
285 Alfons Walde * (Oberndorf 1891–1958 Kitzbühel) Bauernsonntag, um 1922 Öl und Tempera auf Karton; 32 × 23,5 cm Originales Atelieretikett rückseitig: Alfons / Walde / Kitzbühel / Tirol Provenienz Schwester des Künstlers; 1975 bei Galerie Hassfurther erworben; seither Privatbesitz, Wien Das Bild ist im Werk-Archiv von Alfons Walde mit der Nummer D-Fl–236 registriert. Gutachten von Peter Konzert, Innsbruck, 26. 02. 2009, liegt bei. EUR 35.000–70.000
Originales Atelieretikett rückseitig
Die Figur des Bauern zieht sich leitmotivisch in unterschiedlichen Bildvarianten durch Waldes Œuvre, war doch Kitzbühel nicht zuletzt auch ein bäuerlich geprägter Ort. Nicht die bäuerliche Tätigkeit war Waldes Bildthema, sondern die Sonntags- und Feiertagsstimmung. Nahezu bildfüllend prägen zwei blockhaft gebaute, kräftige Bauern die schneebedeckte Berglandschaft des Themas „Bauernsonntag“. Statisch und ruhig verharren sie in ihrer Position und präsentieren ihr Festtagsgewand. Jede Andeutung des Individuellen, jede nähere Charakterisierung oder Ausformung von physiognomischen Zügen fehlt. Waldes Figuren sind keine Individuen, sie sind Archetypen, Träger einer allgemeingültigen Situation. Die Darstellung kommt mit einer sehr reduzierten Farbskala aus: das Weiß des Schnees, das mit dem bäuerlichen Festtagshemd korrespondiert, das Schwarz der Tracht, das obligate Himmelsblau und das Braun-Ocker im Inkarnat prägen die Komposition. Wenige kräftige Farben, starke Hell-Dunkel-Kontraste und stilisierte Formen bestimmen Waldes unverwechselbaren Farb- und Formenkanon. (CMG)
286 Ernest Neuschul * (Aussig/Elbe 1895–1968 London) Porträt des Chemikers Hermann Heinz, 1930 Öl auf Leinwand; 70 × 100 cm Signiert und datiert rechts unten: Ernest Neuschul 30 Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 5.000–10.000
287 Broncia Koller-Pinell (Sanok 1863–1934 Wien) Die Klavierspielerin Öl auf Leinwand; 67 × 62 cm Rückseitig auf Etikett bezeichnet Originalrahmen Provenienz Privatbesitz, USA; österreichischer Privatbesitz EUR 5.000–10.000
5. 12., 18 Uhr
288 Oswald Grill * (Wien 1878–1964 Wien) Frühlingslandschaft am Attersee, 1943 Öl auf Leinwand; 71,5 × 94 cm Signiert und datiert links unten: O. Grill. 43 Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 2.500–5.000
289 Adolf Helmberger * (St. Gilgen 1885–1967 St. Gilgen) Tennengebirge („Nachmittags“), 1930 Öl auf Leinwand; 76 × 100 cm Signiert und datiert rechts unten: AHelmberger 1930 Etikett Künstlerhaus rückseitig am Keilrahmen: 1930/2989
Vor dem Tennengebirge ist links im Bild die romanische Kirche in Bischofshofen im Pinzgau zu sehen.
Provenienz österreichischer Privatbesitz Wir danken Mag. Paul Rachler, Künstlerhaus Archiv Wien, für die freundliche Bestätigung. EUR 5.000–10.000
5. 12., 18 Uhr
290 Alexander Rothaug (Wien 1870–1946 Wien) Nymphenraub, 1920–30 Öl auf Holz; 49,5 × 89 cm Signiert rechts oben: Alexander Rothaug Rückseitig altes Klebeetikett von Hugo Arnot Galerie, Wien Rückseitig auf altem Klebeetikett bezeichnet Provenienz österreichischer Privatbesitz; Auktionshaus im Kinsky, 23. 06. 2009, Nr. 62; europäischer Privatbesitz EUR 25.000–50.000
Alexander Rothaug wurde in eine Maler- und Bildhauerfamilie geboren und bekam seinen ersten Malunterricht gemeinsam mit seinem Bruder Leopold von seinem Vater. Nach einer Lehre als Bildhauer wechselte er zur Malerei und studierte ab 1885 an der Wiener Akademie, unter anderem bei Leopold Carl Müller. 1892 ging er nach München, wo er als Illustrator arbeitete. Studienreisen führten ihn nach Italien, Spanien und Dalmatien. Ab 1909 war er regelmäßig bei Ausstellungen des Wiener Künstlerhauses vertreten, 1910 wurde er Mitglied der Genossenschaft bildender Künstler Wiens. Als Maler der deutschen Sagenwelt und der antiken Mythologie erntete er schon früh Anerkennung für seine von Pathos und heroischen Gesten geprägten Werke. Bis in seine späten Schaffensjahre blieb er seiner schon früh entwickelten persönlichen Handschrift treu. Das Gemälde „Nymphenraub“ spiegelt Rothaugs Vorliebe für die Darstellung des menschlichen Körpers in seiner dramatischen Bewegtheit wider. Starke Hell-Dunkel-Kontraste und eine maltechnisch versiert vorgetragene Brillanz der Farben kennzeichnen die Komposition. (CMG)
291
292
Victor Tischler *
Karl Truppe *
(Wien 1890–1951 Beaulieu sur Mer)
(Radsberg 1887–1959 Klagenfurt)
Blick auf Hainburg a. d. Donau, ca. 1910–1920 Öl auf Leinwand auf Karton; 41 × 58 cm Signiert links unten: V. Tischler
Äpfel, 1943 Öl auf Karton; 33 × 46 cm Signiert und datiert rechts unten: Truppe 43 Rückseitig Künstler-Stempel
Provenienz Dorotheum Salzburg, 19. 11. 2013, Nr. 316; österreichischer Privatbesitz EUR 2.000–4.000
Bildausschnitt
Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 5.000–10.000
293 Alfred Zoff (Graz 1852–1927 Graz) Wasserfall Öl auf Leinwand; 42 × 51cm Signiert links unten: A. Zoff Provenienz österreichischer Privatbesitz ▲ EUR 3.000–6.000
5. 12., 18 Uhr
294 Max Oppenheimer * (Wien 1885–1954 New York) Das tägliche Leben: Körbchen, 1935 Öl auf Leinwand; 28 × 32 cm Monogrammiert und datiert rechts unten: MOPP 35 Provenienz wohl 1935/36 im Rahmen der Ausstellung in der Wiener Secession erworben (dort als Nr. 20 zum Verkauf angeboten); österreichischer Privatbesitz; vom Vater des jetzigen Eigentümers in den 1960er Jahren erworben; seither Privatbesitz, Europa Ausstellung 1935/36 Wien, Secession, Kollektivausstellung MOPP. CXXXIX. Ausstellung der Vereinigung bildender Künstler, Nr. 20 (o. Abb.) Literatur Marie-Agnes von Puttkamer, Max Oppenheimer – MOPP (1885–1954). Leben und malerisches Werk mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Köln / Weimar 1999, WV-Nr. 245 (o. Abb.) Wir danken Frau Dr. Marie-Agnes von Puttkamer für die freundliche Unterstützung und die wertvollen Hinweise. EUR 12.000–24.000
Detail: Monogramm und Datierung
Im März 1932 war Max Oppenheimer von Berlin nach Wien zurückgekehrt, da die Folgen der Weltwirtschaftskrise und die instabile politische Lage, die 1933 in die Machtergreifung Adolf Hitlers münden sollte, in Deutschland für ihn als Maler ein Einkommen unmöglich machten. Anlässlich seines 50. Geburtstages ehrte ihn die Wiener Secession im Winter 1935/36 mit einer insgesamt 56 Nummern, davon 36 Gemälden, umfassenden Personale. Es sollte seine letzte große Einzelausstellung überhaupt werden, nur noch gefolgt von einer kleineren im amerikanischen Exil in New York und Chicago. Einen Schwerpunkt der Ausstellung bildete eine Werkgruppe aus den Jahren 1934/35, die hier zum ersten Mal gezeigt wurde, mit dem Titel „Das tägliche Leben“, kleinformatige Stillleben mit Themen aus dem häuslichen Milieu. Zu dieser Werkgruppe gehört auch das Gemälde „Körbchen“ von 1935, das unter der Nr. 20 gezeigt wurde und zu den verkäuflichen Werken zählte. Oppenheimer vertiefte hier seine Beschäftigung mit dem Genre Stillleben, das bereits in den zwanziger Jahren eine größere Rolle in seinem Schaffen gespielt hatte. Stilistisch hatte er sich jedoch seit 1929 einer starkfarbigen spätimpressionistischen Malweise zugewandt. (Marie-Agnes von Puttkamer)
5. 12., 18 Uhr
295 Max Oppenheimer * (Wien 1885–1954 New York) Bildnis eines Knaben, 1939 Öl auf Leinwand; 46 × 38 cm Signiert rechts unten: MOPP Provenienz Privatbesitz, USA Wir danken Frau Dr. Marie-Agnes von Puttkamer für die wissenschaftliche Unterstützung und die wertvollen Hinweise. ▲ EUR 15.000–30.000
Detail: Monogramm
5. 12., 18 Uhr
296
297
Karl Stark *
Karl Stark *
(Glojach/Stmk. 1921–2011 Klosterneuburg)
(Glojach/Stmk. 1921–2011 Klosterneuburg)
Entlaubte Bäume, 1953 Öl auf Leinwand; 67 × 73 cm Signiert und datiert rechts unten: K. Stark 53
Blumenstillleben, 1956 Öl auf Leinwand; 73 × 84,5 cm Signiert und datiert links oben: K. Stark 1956
Provenienz österreichischer Privatbesitz
Provenienz österreichischer Privatbesitz
EUR 8.000–16.000
EUR 7.000–14.000
298 Karl Stark * (Glojach/Stmk. 1921–2011 Klosterneuburg) Blumenstillleben mit Äpfeln, 1995 Öl auf Leinwand; 101 × 76 cm Signiert und datiert rechts unten: K. Stark 1995 Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 10.000–20.000 5. 12., 18 Uhr
299 Josef Dobrowsky * (Karlsbad 1889–1964 Tullnerbach) Blumenstrauß in blauem Henkelkrug Öl auf Karton; 60 × 46,5 cm Monogrammiert links unten: JD Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 5.000–10.000
300 Josef Dobrowsky * (Karlsbad 1889–1964 Tullnerbach) Landschaft, 1948 Öl auf Leinwand auf Karton; 48 × 60 cm Signiert und datiert links unten: J. Dobrowsky 48 Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 5.000–10.000
5. 12., 18 Uhr
301 Zoran Music * (Görz 1909–2005 Venedig) Motivo Dalmata, 1966 Öl auf Leinwand; 33,5 × 41 cm Signiert und datiert rechts unten: Music 66 Rückseitig eigenhändig bezeichnet: Music / Motivo Dalmata / 1966 Rückseitig Stempel der Galleria Traghetto, Venedig Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 25.000–50.000
Eigenhändige Bezeichnung Rückseite
5. 12., 18 Uhr
302 Georg Merkel * (Lemberg 1881–1976 Wien) Familienszene in mythologischer Landschaft, um 1938 Öl auf Leinwand; 97 × 130 cm Nachlass-Stempel rückseitig auf Keilrahmen Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; Kunsthandel Giese & Schweiger, Wien; Wiener Privatbesitz EUR 15.000–30.000
Nachlass-Stempel rückseitig
5. 12., 18 Uhr
303 Georg Merkel * (Lemberg 1881–1976 Wien) Im Atelier Öl auf Leinwand; 50 × 61 cm Signiert links unten: Merkel Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 7.000–14.000
304 Georg Jung * (Salzburg 1899–1957 Wien) Das Urteil des Paris, 1949 Öl auf Leinwand; 127 × 132,5 cm Signiert und datiert links unten: G. Jung 49 Provenienz österreichischer Privatbesitz; Auktionshaus im Kinsky Wien, 26. 11. 2013, Nr. 574; österreichischer Privatbesitz EUR 15.000–30.000
5. 12., 18 Uhr
305 Carry Hauser * (Wien 1895–1985 Wien) Unter Wasser, 1980 Öl auf Hartfaserplatte; 29 × 45 cm Monogrammiert (ligiert) und datiert links unten: CH 80 Rückseitig Ölskizze Provenienz österreichischer Privatbesitz Literatur Cornelia Cabuk, Carry Hauser, Monografie und Werkverzeichnis, Belvedere Werkverzeichnisse, Bd. 2, Wien 2012, WV-Nr. 1980 M 3, Abb. S. 506 EUR 3.000–6.000
306 Carry Hauser * (Wien 1895–1985 Wien) Im Busch, 1975 Öl auf Hartfaserplatte; 39,5 × 51 cm Monogrammiert rechts unten: CH Provenienz österreichischer Privatbesitz Literatur Cornelia Cabuk, Carry Hauser, Monografie und Werkverzeichnis, Belvedere Werkverzeichnisse, Bd. 2, Wien 2012, Nr. 1975 M 5 (falsche Maßangabe), Abb. S. 498 EUR 3.500–7.000
5. 12., 18 Uhr
307 Ernst Huber * (Wien 1895–1960 Wien) Jerusalem, 1926 Öl auf Leinwand; 71 × 56 cm Signiert, betitelt und datiert rechts unten: E. Huber / Jerusalem 1926 Rückseitig am Keilrahmen bezeichnet: E. Huber Jerusalem 1926 Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 3.500–7.000
308 Ernst Huber * (Wien 1895–1960 Wien) Arco im Trient, 1924 Öl auf Leinwand; 64,5 × 84,5 cm Signiert, betitelt und datiert links unten: E. Huber, Arco 1924 Provenienz Privatbesitz, Wien EUR 5.000–10.000
5. 12., 18 Uhr
309
310
Ernst Huber *
Ernst Huber *
(Wien 1895–1960 Wien)
(Wien 1895–1960 Wien)
Am Traunsee, 1947 Öl auf Leinwand; 50 × 60 cm Signiert und datiert rechts unten: E. Huber 47 Rückseitig am Keilrahmen bezeichnet: Am Traunsee (Weyer) E. Huber
Kapelle in Drosendorf, 1920 Öl auf Karton; 50,5 × 72,5 cm Signiert und datiert rechts unten: Huber / Ernst / 1920
Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 3.000–6.000
Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 2.000–4.000
311 Ernst Huber * (Wien 1895–1960 Wien) Sommer-Abend, 1960 Öl auf Leinwand; 73,5 × 100 cm Signiert rechts unten: E. Huber Rückseitig am Keilrahmen bezeichnet: E. Huber „Sommer-Abend“ 73,5 x 100 cm 1960 Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 5.000–10.000
5. 12., 18 Uhr
312 Johann Walter-Kurau (Jelgava (Lettland, ehem. Russisches Reich) 1869–1932 Berlin) Einfahrt in den Hafen (Toulon), 1913 Öl auf Leinwand; 63 × 74 cm Signiert und datiert links unten: Walter-Kurau / 13 Provenienz von der Familie des Künstlers erworben; deutscher Privatbesitz Wir danken Frau Dr. Kristiana Abele für die freundliche Bestätigung anhand von Fotos und die Aufnahme des Bildes in ihr Walter-Kurau-Archiv. EUR 10.000–20.000
Das Werk „Hafeneinfahrt in Toulon“ entstand 1913, nachdem Johann Walter-Kurau 1906 Lettland verlassen hatte, um seine Malerkarriere in Dresden fortzuführen. Der Künstler unternahm in den Sommermonaten der kommenden Jahre Reisen nach Mähren, auf die Insel Rügen oder, wie dieses hier angebotene Gemälde zeigt, an die Côte d’Azur. In der Zeit der Dresdener Schaffensperiode (1906–1916) spielen die reizvollen Effekte seines Einfühlungsvermögens und die gelassene Freude an den elementaren Phänomenen Licht, Luft, Bewegung eine besondere Rolle. Die helle lichthaltige Farbpalette verläuft von kräftigen kühlen Blautönen im Vordergrund über changierende Violett-Töne in einen von Gelb- und Ockertönen dominierten Bildhintergrund. Durch diese reichen Lichtwerte schafft es Walter-Kurau die Atmosphäre dieser mediterranen Küstenstadt gekonnt wiederzugeben. Die schimmernde Wasseroberfläche wird durch den tupfenhaften Pinselgestus belebt und der lange Schatten des Mastes des Schiffs im Zentrum lässt auf einen tiefen Stand der Sonne schließen – ein atmosphärischer lauer Sommerabend im Hafen von Toulon. Das Œuvre Walter-Kuraus entwickelt sich ausgehend von einer akademischen Manier über den Impressionismus mit seiner stimmungsvollen Freilichtmalerei hin zu einer spätimpressionistischen Ästhetik und gipfelt im Gebiet der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts. Der Künstler ist dabei stets auf der Suche nach der vollkommenen Freiheit der Farbe und der Gestaltung, dabei bleibt das strenge Naturstudium für ihn immer von großer Bedeutung. Der Umgang mit der Farbe steht für Walter-Kurau in Unabhängigkeit zur Form. (AKE)
Johann Walter-Kurau abgebildet in: Ralf Hartmann, Zwischen Baltikum und Berlin, Halle (Saale) 2009, S. 22
5. 12., 18 Uhr
313 Wilhelm Thöny * (Graz 1888–1949 New York) Im Feld, 1917 Öl auf Leinwand; 62 × 81 cm Signiert, betitelt und datiert links unten: W. Thöny / Im Feld 1917 Provenienz Hochzeitsgeschenk an die Eltern des jetzigen Besitzers (1946); seither in Besitz der Familie, europäischer Privatbesitz Literatur Vergleiche: Christa Steinle / Günther Holler-Schuster (Hg.), Thöny. Im Sog der Moderne, Ausst.-Katalog Neue Galerie Graz, Universalmuseum Joanneum, 24. Mai – 22. September 2013, Tafel 23 („Blick vom Autal bei Graz in Richtung Süden“, 1917) sowie Tafel 25 und Tafel 26 („Angriff des Regiments auf die Levespitze am 20. Mai 1916“, 1917) Wir danken für die freundliche Bestätigung und die wertvollen Hinweise von Anette Rainer, GrazMuseum. EUR 25.000–50.000
Detail: Signatur, Titel und Datierung
Wilhelm Thöny, einer der bedeutendsten österreichischen Maler der Zwischenkriegszeit, wurde 1888 in Graz geboren. Nach dem Studium an der Akademie der Bildenden Künste München etablierte er sich bereits 1912/13 als Porträtist und Illustrator und war an Ausstellungen der Neuen Münchner Sezession beteiligt. Während des Ersten Weltkrieges arbeitete Thöny unter anderem als Regimentsmaler. Nach Ende des Krieges kehrte er in seine Geburtsstadt Graz zurück, wo er 1923 Gründungspräsident der Sezession Graz, der wichtigsten Künstlervereinigung der Moderne in der Steiermark wurde. Er machte die Sezession zu einem Mittelpunkt des kulturellen Lebens und sorgte für internationale Kontakte. Wegen der politischen Radikalisierung ging er mit seiner jüdischen Frau Thea 1931 nach Frankreich, wo viele seiner bekanntesten Werke entstanden. 1937 wurde Thöny auf der Pariser Weltausstellung mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Durch die politischen Verhältnisse genötigt, emigrierte Thöny mit seiner Frau nach Amerika, wo er erfolgreich an vielen Ausstellungen teilnahm. Nach dem Krieg war er Ehrenpräsident der Sezession Graz, kehrte aber nicht mehr zurück. Bei einem Brand in einem Lagerhaus in New York wurden 1948 fast 1000 seiner Werke vernichtet, darunter viele seiner Hauptwerke. Von diesem Verlust schwer getroffen, starb der Künstler 1949 in New York. Von Jänner bis Mai 1917 wurde Thöny an der italienischen Front im Tonale-Abschnitt in der Kampfstellung des Regiments am Monte Zebio als Regimentsmaler des k.k. Schützenregiments Nr. 3 eingesetzt. In dieser Zeit entstanden Landschaftsbilder, Porträts, Szenen aus dem Alltag der Soldaten sowie Schlachtenbilder. Jene, die mit „W. THÖNY“ signiert, mit 1917 datiert und mit der Bezeichnung „im Felde“ oder „im Feld“ versehen wurden, verweisen darauf, dass sie nicht im Atelier, sondern im Hinterland der Front entstanden sind. Diese Bilder waren Auftragswerke, für die Ausschmückung der Offizierskasinos des DreierSchützenregiments sowie für eine Kriegsausstellung in Graz, deren Erlös dem Witwen- und Waisenfond des Regiments zugutekam. Die Bildmotive dienten auch als Vorlagen für Feldpostkarten. Das vorliegende Landschaftsgemälde zeigt Ähnlichkeit mit der Landschaft auf dem großen Schlachtengemälde „Sturm auf die Levespitze“ aus dem Jahr 1917, welches sich heute in der Sammlung des GrazMuseums befindet. Im Gegensatz zum überwältigenden, fast bedrohlich anmutenden Bergmassiv des Schlachtengemäldes inszenierte Thöny das Landschaftsgemälde als winterlich idyllische Bergkulisse. In dieser, aber auch in anderen Darstellungen seiner Zeit als Regimentsmaler rückte Thöny die Landschaft ins Zentrum seiner Werke, was auch als Ausdruck seiner inneren Emigration und Distanzierung vom Krieg gedeutet werden kann. So stellte Thöny den Gedanken einer alles überdauernden Natur dem flüchtigen Moment des Krieges entgegen. (Annette Rainer)
314 Alexander Grigorievich Tyshler * (Melitopol 1898–1980 Moskau) Stadtlandschaft am Abend (Fluss Protwa, Moskau Umkreis), 1949 Öl auf Leinwand auf Karton Signiert (kyrillisch) und datiert rechts unten: A Tyshler 49 Rückseitig in kyrillisch bezeichnet город- верия московская область / река протв (Stadt – „Weria“ Moskauer Oblast / Fluss Protwa) Provenienz von der Familie des Künstlers erworben (laut Auskunft des gegenwärtigen Besitzers); Privatbesitz, Schweiz Literatur Sothebys London, sale „Russian Art“, 26. 11. 2013, Nr. 455, S. 134 ▲ EUR 10.000–20.000
315 Victor Tischler * (Wien 1890–1951 Beaulieu sur Mer) Bildnis einer Dame Öl auf Leinwand; 81 × 65 cm Signiert links unten: Tischler Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 12.000–24.000 5. 12., 18 Uhr
316 Albert Paris Gütersloh * (Wien 1887–1973 Wien) Die Göttin der Früchte, 1972 Gouache auf Papier; 13 × 13 cm (Passep.-Ausschnitt) Signiert und datiert links unten: Gütersloh 72 Betitelt rechts unten: Die Göttin der Früchte Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 500–1.000
317 Albert Paris Gütersloh * (Wien 1887–1973 Wien) Nach der Mahlzeit das Obst, 1972 Gouache auf Papier; 11,5 × 12 cm (Passep.-Ausschnitt) Signiert und datiert links unten: Gütersloh 72 Betitelt rechts unten: Nach der Mahlzeit das Obst Provenienz österreichischer Privatbesitz Literatur Heribert Hutter, A. P. Gütersloh. Beispiele, Wien 1977, WV-Nr. 1972/48, S. 173 EUR 500–1.000
318 Albert Paris Gütersloh * (Wien 1887–1973 Wien) Entsagung, 1947 Gouache auf Papier; ungerahmt; 31,5 × 22 cm Signiert und datiert links unten: Gütersloh 47 Betitelt rechts unten: Entsagung Provenienz österreichischer Privatbesitz Ausstellung 1948 Wien, Art Club, Nr. 69 Literatur Herbert Hutter (Hg.), A. P. Gütersloh. Beispiele, Wien 1977, WV-Nr. 1947/3, o. Abb. EUR 2.500–5.000
319 Albert Paris Gütersloh * (Wien 1887–1973 Wien) Auch ein Ehepaar, 1972 Gouache auf Papier; 11,5 × 12 cm (Passep.-Ausschnitt) Signiert und datiert links unten: Gütersloh 72 Betitelt rechts unten: Auch ein Ehepaar Provenienz österreichischer Privatbesitz Literatur Heribert Hutter, A. P. Gütersloh. Beispiele, Wien 1977, S. 175, WV-Nr. 1972/82 EUR 500–1.000
5. 12., 18 Uhr
320 Pablo Picasso * (Malaga 1881–1973 Mougins) Personnages No. 28, 1963 Keramik, teilweise glasiert; Dm. 25,5 cm Auf der Rückseite bezeichnet: No 28 / Edition / Picasso / 14 / 150 / Madoura Edition: 150 Stück Provenienz österreichischer Privatbesitz Ausstellung Alain Ramié, Picasso catalogue de l'ouevre céramique édité 1947–1971, Madoura 1988, WV-Nr. 463, Abb. S. 243 (andere Version abgebildet) EUR 3.500–7.000
Ende der 1940er Jahre beginnt Picasso mit der Gestaltung von Keramiken. Zu dieser Zeit verbringt er die Ferien an der Côte d'Azur. Die Faszination für Licht und die hellen mediterranen Farben führen ihn an die Riviera und schließlich nach Vallauris, wo er 1947 die jährliche Töpfer-Ausstellung besucht. Stark beeindruckt von der hochwertigen Qualität der Madoura Keramiken lernt er die Besitzer der Töpferei, Suzanne und Georges Ramié kennen. Die beiden zeigen ihm die Werkstatt und laden ihn ein, diese für die Umsetzung seiner Ideen zu nutzen. Im Gegenzug erhält die Familie Ramié die Genehmigung, die Keramiken zu produzieren und zu verkaufen. Diese Zusammenarbeit wird 25 Jahre lang bestehen. Für Picasso stellt die Arbeit mit Ton Entspannung dar. Er verbringt seine Sommerpausen mit dem Töpfern und beginnt mit sehr einfacher Gebrauchskeramik wie Teller und Schüsseln, die er farbenfroh bemalt. Die Motive sind verspielt und ausgefallen. (AKE)
Unterseite
321 Pablo Picasso * (Malaga 1881–1973 Mougins) Vier Gesichter, 1959 Keramik, innen glasiert; H. 25 cm Auf der Unterseite gestempelt und gemarkt: Edition / Picasso, Madoura plein feu und Edition / Picasso / 114/300 / Madoura Edition: 300 Stück Provenienz Galerie der Spiegel, Berlin (1965); österreichische Privatsammlung Literatur Alain Ramié, Picasso catalogue de l'ouevre céramique édité 1947–1971, Madoura 1988, WV-Nr. 437, Abb. S. 229 (andere Version abgebildet) EUR 3.500–7.000
Unterseite
5. 12., 18 Uhr
322 Josef Floch * (Wien 1894–1977 New York) Ruhende, 1931 Bleistift auf Papier; 31,5 × 49 cm Signiert, datiert und gewidmet rechts unten: J. Floch 1931 EUR 1.000–2.000
323 Alfred Kubin * (Leitmeritz 1877–1959 Zwickledt) Der Tod Tusche auf Papier; 24,5 × 19,2 cm (Passep.-Ausschnitt) Signiert rechts unten: A Kubin Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 5.000–10.000
324 nach Pablo Picasso * (Malaga 1881–1973 Mougins) Bacchanale, 1955 Farbaquatintaradierung auf Papier; 56 × 75 cm (Blattgröße), 47,5 × 56,4 cm (Darstellungsgröße) Signiert rechts unten: Picasso Nummeriert links unten: 155/300 Exemplar aus einer Auflage von 300 Herausgegeben von Atelier Crommelynck, Paris (mit dem Trockenstempel) Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 5.000–10.000
5. 12., 18 Uhr
325 Anton Faistauer (St.Martin bei Lofer 1887–1930 Wien) Apfelstillleben mit Krug, 1913 Öl auf Leinwand; 63 × 79 cm Provenienz Privatbesitz, Steiermark; österreichische Privatsammlung Literatur Franz Fuhrmann, Anton Faistauer 1887 – 1930, mit einem Werkverzeichnis der Gemälde, Salzburg 1972, WV-Nr. 64, sw-Abb. (dort mit dem Vermerk, das Bild sei ursprünglich größer und rechts unten mit A. Faistauer 13 bezeichnet gewesen) EUR 25.000–50.000
Das Jahr 1913 war für Anton Faistauer in mehrfacher Hinsicht bedeutsam: Anfang Februar heiratete er seine 1. Frau, Ida Andersen, die ihm bis zu ihrem Tod 1919 rund sechzig Mal Modell saß und ihm eine wichtige Muse war. Im Oktober kam sein Sohn Peter Paul zur Welt. Als Maler war Faistauer sehr produktiv und erfolgreich, sein künstlerisches Schaffen fand einen ersten Höhepunkt. Er hatte sich als Künstler der österreichischen Avantgarde etabliert und sich einen treuen Käuferkreis aus bedeutenden Sammlern gesichert. Die österreichische Galerie kaufte in diesem Jahr erstmals ein Gemälde von ihm an. Die Zeit der künstlerischen Selbstfindung lag hinter ihm. Die Akademie hatte er enttäuscht verlassen und aus Protest gegen den konservativen Kunstbetrieb gemeinsam mit Egon Schiele die „Neukunst-Gruppe“ gegründet. Von der Flächenkunst des Jugendstils hatte er sich abgewandt und sich eine eigene künstlerische Sprache erarbeitet, die ihre Kraft aus der expressiven Farbe bezog. Wesentliche künstlerische Orientierung fand Faistauer in der Malerei Paul Cézannes. Gerade für das Genre des Stilllebens bildete Cézanne für Faistauer die wegweisende Instanz für die Entwicklung seiner persönlichen Handschrift. Das „Apfelstillleben mit Krug“ erinnert an „Cézanneske“ Kompositionsprinzipien: der willkürliche Bildausschnitt mit der wie zufällig vom Bildrand fragmentierten Tischplatte, die streng geordnete, doch labil wirkende Bildanlage, in der die auf dem Tisch liegenden Früchte von der „aufgeklappt“ wirkenden Tischfläche abzurutschen drohen – all das rekurriert auf das große Vorbild. Wiewohl zeigt der unruhige, bewegte Pinselduktus wie eigenständig Faistauer die Anregungen Cézannes für seine Malerei adaptierte. (CMG)
5. 12., 18 Uhr
326 Josef Floch * (Wien 1894–1977 New York) Landschaft („Earth“), 1970 Öl auf Leinwand; 61 × 102 cm Signiert rechts unten: Floch Provenienz Forum Gallery, New York (rückseitig Rest von Etikett); Kunsthandel, Österreich; Privatbesitz, Österreich Ausstellung Karl Pallauf, Joseph Floch – Leben und Werk 1894–1977, Wien 2000, WV-Nr. 955, Abb. S. 477 (Titel dort: „Earth“) EUR 10.000–20.000
327 Josef Floch * (Wien 1894–1977 New York) Mädchen mit blauer Maske, 1957 Öl auf Leinwand; 61 × 46 cm Signiert rechts unten: Floch Provenienz Privatbesitz, USA Das Bild wird von Karl Pallauf mit der Nr. 578 A in den Nachtrag des Werkverzeichnisses aufgenommen. ▲ EUR 12.000–24.000
5. 12., 18 Uhr
328 Jean (Hans) Egger (Hüttenberg 1897–1934 Klagenfurt) Porträt Signe, um 1928 Öl auf Leinwand; 61 × 50 cm Monogrammiert unten mittig: E Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; österreichischer Privatbesitz Literatur Dieter Volkenmarkt, Jean (Hanno) Egger (1897–1934). Ein Kärntner Maler in der Emigration – Bemerkungen zu einem torsohaften Ouevre, in: Die Brücke, Kärntner Kulturzeitschrift, 6. Jg. H 12 Herbst, Klagenfurt 1980, Abb. S. 125; Beglaubigungsnachweis von Dietmar Nadrag, Jean-Egger-Nachlass, Pörtschach am Wörthersee, Dezember 2016, liegt bei. Das Gemälde wurde von Cornelia Cabuk für das Werkverzeichnis Jean Egger in der Reihe der Belvedere Werkverzeichnisse dokumentiert. EUR 50.000–100.000
Jean Eggers malerisches Œuvre kreist um ein Hauptthema: Bildnisse seiner aus Schweden stammenden Lebensgefährtin Signe Wallin. Er hatte sie in Paris kennengelernt, wo sie mit einer Freundin das Hutmachergeschäft „Mia Wallin“ betrieb. Aus Kärnten stammend, lebte er selbst von 1925 bis 1932 in der französischen Kunstmetropole, wo er in der Nähe ihres Schneidersalons wohnte. Eggers anhaltende Faszination durch Signe resultierte in einer in jeglicher Hinsicht beeindruckenden Bildnis-Serie, welche sich ab dem Zeitpunkt ihrer Bekanntschaft über seine gesamte Schaffensperiode hinzog und die in ihrer künstlerischen Intensität und Hingabe einzigartig ist. Der intime Charakter dieser Frauenbildnisse dokumentierte distanzlos emotionale Phasen dieser Lebensgemeinschaft, ohne Details ihres Charakters preiszugeben. Deutlich bemerkbar wird ihre Rolle als Muse und ihre vitale Bedeutung für den Künstler. Das Gesicht der Porträtierten nimmt nahezu die gesamte Bildfläche ein. Wie eine Emanation der in temperamentvollen Pinselzügen kompakt aufgetragenen Farbmaterie kristallisieren sich die einzelnen Merkmale ihres Antlitzes heraus und man erkennt eine junge Frau mit schulterlangem, gelocktem Haar. Ihre Gestalt erscheint leicht rechts von der Bildachse, wodurch der akzessorische Charakter dieser Situation zwischen zwei Menschen betont wird. Als auffälligstes Merkmal fesselt der aus dem Bildraum ins Leere gerichtete Blick den Betrachter. Die aufgewühlte Farbmaterie des abstrakten Bildgrunds in Augenhöhe Signes verweist auf die emotionale Spannung zwischen Maler und Modell. Egger reflektierte im freien Pinselduktus und im abstrahierenden Einsatz der Farbe das innere Zustandsbild der Psyche. In dieser haptisch und farblich divergierenden Gestaltung des Gemäldes in einzelnen Zonen mit Abstraktionstendenz, welche die emotionale Energie des Sujets umsetzen, wies Egger voraus auf die Entwicklung des Informel. Er war ein meisterhafter Kolorist, der das Gegenständliche im opaken Farbraum und im autonomen Charakter der Faktur weitgehend auflöste. Der Akzessorische wie spielerische Umgang mit der Farbe, das Setzen einzelner Akzente, zeigte ein freisinniges Temperament, welches sich im Rahmen der École de Paris allenfalls mit Chaïm Soutine oder Modigliani vergleichen ließ. Egger, der sich in vornehmen Kreisen der Pariser Gesellschaft bewegte, wurde als Künstler dort anerkannt und beteiligte sich regelmäßig an den Ausstellungen des Salon des Tuileries. In seiner malerischen Entwicklung erwies er sich als überaus moderner Künstler, der das österreichische Temperament auf fruchtbare Weise mit der französischen Malkultur verband. (Cornelia Cabuk)
5. 12., 18 Uhr
329 Jean (Hans) Egger (Hüttenberg 1897–1934 Klagenfurt) Madame Agnès, 1927/28 Öl auf Leinwand; 96,5 × 58 cm Signiert und eigenhändig bezeichnet rückseitig auf Leinwand: N:2 /Jean Egger / Salon des / Tuileries / 1928 Signaturreste rechts unten Provenienz Drouot – Richelieu, Paris, 11. Juni 1997; Privatbesitz, Frankreich Ausstellung 1928 Paris, Le Salon des Tuileries, Palais de Bois, Kat.-Nr. 2 Literatur Roger Nalys, Jean Egger, in: L'officiel de la mode, Paris 1928, Nr. 82, Abb. S. 53; Leopoldine Springschitz, Hans Egger, in: Sonderdruck aus Carinthia I, Mitteilungen des Geschichtsvereines für Kärnten, 152. Jg., H 1, Klagenfurt 1962, Abb. S. 198; Ausst.-Kat. Österreichische Galerie Belvedere, 186. Wechselausstellung, Wien 24. 03. – 14. 05. 1995, Abb. S. 47, Kat.-Nr. 8; Matthias Boeckl, Jean Egger 1897–1934, Kunstinitiative Tirol, Innsbruck 2000, Abb. S. 28 Das Gemälde wurde von Cornelia Cabuk für das Werkverzeichnis Jean Egger in der Reihe der Belvedere Werkverzeichnisse dokumentiert. EUR 25.000–50.000
Signatur und eigenhändige Bezeichnung Rückseite
Jean Egger konzipierte das Porträt Mme Agnès als Hochformat, wobei die Proportionen verändert wurden durch eine Beschneidung der Leinwand am linken Rand der Länge nach in späterer Zeit. Die grazile, überlängte, fragil wirkende Gestalt der Modistin wurde dadurch wie in manchen Werken Modiglianis noch stärker betont. Madame Agnès war ungefähr gleich alt wie Jean Egger, dessen Lebensgefährtin Signe Wallin im gleichen Metier arbeitete. Signe betrieb ein Hutmacheratelier „Mia Wallin“ in Paris, während Mme Agnès, die eigentlich Bildhauerin war, als Modedesignerin und ebenfalls als Hutmacherin arbeitete. Sie war aktiv von den späten 1920er-Jahren bis in die 1940er-Jahre und ihr Salon lag in der Rue Saint-Honoré. Als Künstlerin hatte sie Kontakt zu den Surrealisten und brachte einen surrealistischen Touch in die Applikation von Federn auf ihren Hutmodellen. Jean Egger, der sich eben selbst in Paris etablierte, nachdem er 1925 hierher übersiedelt war, porträtierte sie am Beginn ihrer glanzvollen Karriere in der Pariser Modewelt. Damals entstanden von ihr auch Porträtfotografien der österreichischen Mode- und Porträtfotografin Mme d`Ora (Dora Kallmus 1881–1963). Mme Agnès bevorzugte schwarze Kleidung, Satin und Lapislazuli. Es ist für den heutigen Betrachter faszinierend, wie sensibel und treffend Jean Egger malerisch diese Persönlichkeit und ihren exquisiten Geschmack interpretierte. Er reduzierte die Darstellung der Gesichtszüge auf ausdrucksstarke Details wie den Blick, den kleinen Mund und die schwarz glänzende Frisur. Ihr Köper wirkt durch die lineare Kontur als zarte Silhouette vor einem abstrakten Lichtgrund in Gelb, der auf der linken Seite als Vorhang erkennbar wird. Die Figur erscheint also im Gegenlicht, wahrscheinlich vor einem Fenster, wodurch die blasse Leuchtkraft der Farben erklärt wird. Dieses Damenporträt von Egger gewährt Einblick in die spezifische Atmosphäre der Pariser Kunstwelt der späten 1920er-Jahre, einer neuen Generation von Künstlern an der Schnittstelle zwischen Kunst und Mode. Egger zeigte das Bildnis 1928 bei der Ausstellung im Salon des Tuileries, wo es begeisterte Kritiken hervorrief. Roger Naly betonte dabei den Vorzug der Malerei vor der Fotografie. Diese sei ein „spiritueller Akt“, welcher auch eine Emotion vermitteln könne. (Cornelia Cabuk)
Madame d’Ora, Die Modeschöpferin Madame Agnès abgebildet in: Matthias Boeckl, Jean Egger, Innsbruck 2000, S. 28
5. 12., 18 Uhr
330 Herbert Boeckl * (Klagenfurt 1894–1966 Wien) Steinbruch bei Töschling, 1928 Öl auf Leinwand; 84 × 99 cm Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers, Wien, B 86; Maria Boeckl, Wien; Galerie Maier, Innsbruck; österreichischer Privatbesitz Literatur Gerbert Frodl, Herbert Boeckl. Mit einem Werkverzeichnis der Gemälde von Leonore Boeckl, Salzburg 1976, S. 185, Kat.-Nr. 147; Agnes Husslein-Arco (Hg.), Herbert Boeckl. Retrospektive, Katalog mit Werkverzeichnis der Ölbilder, Skulpturen, Fresken und Gobelins, Belvedere Wien, 21. 10. 2009 – 31. 01. 2010, WV-Nr. 148, Abb. S. 354 EUR 100.000–200.000
1927 hat Herbert Boeckl seine erste größere Ausstellung in Wien, als in der Secession 30 Ölgemälde des Künstlers gezeigt werden. Man kann also sagen, dass er sich auch in der öffentlichen Wahrnehmung an einem Höhepunkt in seinem Schaffen befindet. Gleichzeitig kündigt sich in seinem Œuvre ein Umschwung an. Über eine im Impressionismus wurzelnde Stimmungsmalerei und die Linienkunst des Secessionismus findet er schon früh – 1917/1918 – zum Expressionismus, als deren Hauptvertreter er sich neben Oskar Kokoschka und Egon Schiele positioniert. Aber seine Liebe zur Farbe, die immer mehr von einem „Darstellungsmittel zum Gestaltungsmittel“ (Matthias Boeckl in: Agnes Husslein-Arco (Hg.), Herbert Boeckl. Ausstellungskatalog, Belvedere, Wien 2009/2010, S. 38) wird, führt ihn in eine gänzlich eigenständige Richtung. Für seine „zu plastischen Farbkörpern entwickelten Farbflecken“ (Boeckl, S. 38) gibt es kein eigentliches Vorbild. Der „Steinbruch in Töschling“, 1928 entstanden, zeigt alle Merkmale dieser neu eingeleiteten Werkphase. Boeckls Farbstriche legen sich wild und heftig auf die Leinwand, sie überlagern einander, ergänzen und bedingen einander, kontrastieren miteinander und treten in Konkurrenz, wenn es darum geht, Aufmerksamkeit zu erregen. „Die Linie als Bedeutungsträger für Begrenzung und Bestimmtheit wird eliminiert.... das geht so weit, dass Strichkonzentrationen, Flecken und Verwischungen gegen jede optische Erwartung (also gegen die Natur) eingesetzt werden.“ (Herbert Giese, Herbert Boeckl. 1894–1966. Arbeiten auf Papier. Ausstellungskatalog, Wien 2012, o. S.) Die aufgerissene Bergflanke, die der Abbau des Pörtschacher Marmors östlich von Velden, zurückgelassen hat, hat die Farben menschlichen Inkarnats. Sie wirkt wie verletzliche Haut, die nun ungeschützt den Gewalten der Natur ausgeliefert ist. Wie ein unerklärlicher Fremdkörper hebt sie sich in Rosaund Ockertönen, in die Türkis und Blau hineinspielen, von den bewaldeten Stellen und den Feldern der Umgebung ab. Die Farbe ist Bedeutungsträger, sie lässt den Raum entstehen und aus ihr strömt das Licht im Bild. Herbert Boeckel baut im Sinne Paul Cèzannes seine Landschaft aus einem Gewebe von bunten Flecken, Perspektive und Stofflichkeit verschwinden unter der einheitlichen Farbsubstanz. Dennoch bleibt die zentrale Qualität der Natur, ihr tektonischer Aufbau erhalten, allerdings wird die Bildwirklichkeit zu einer „Angelegenheit der Farben untereinander“ (Stefan Lüddemann, Mit Kunst kommunizieren, Wiesbaden 2007, S. 39) und somit zu einer eigenen, neuen Realität, die über das Abbildende weit hinaus geht. (Sophie Cieslar)
331 Anton Mahringer * (Neuhausen 1902–1974 St.Georgen/Gailtal) Ansicht von Feistritz in Kärnten, 1938 Aquarell auf Papier; 51,5 × 33,5 cm (Passep.-Ausschnitt) Signiert und datiert links unten: Anton Mahringer 1938 Provenienz deutscher Privatbesitz EUR 4.000–8.000
332 Anton Mahringer * (Neuhausen 1902–1974 St.Georgen/Gailtal) Oisternig, 1951 Gouache, Pastell auf Papier; 38 × 52,5 cm (Passep.-Ausschnitt) Betitelt, signiert und datiert rechts unten: Oisternig / Anton Mahringer 51 Provenienz österreichischer Privatbesitz Literatur Gerbert Frodl und Elisabeth Brandstötter (Hg.), Anton Mahringer, Salzburg 2004, WV-Nr. WVAM 544, Abb. S. 320 EUR 8.000–16.000
5. 12., 18 Uhr
333 Arnold Clementschitsch * (Villach 1887–1970 Villach) Der rote Reiter, um 1914 Öl auf Leinwand; 90 × 106 cm Signiert links unten: Clementschitsch Künstlerhaus-Etikett 1922 / 4631 sowie Ausst.-Etikett „Große Kärntner Kunstschau Salzburg“ 1941 rückseitig auf Leinwand Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; österreichischer Privatbesitz Ausstellung 1941 Salzburg, Große Kärntner Kunstschau Literatur Christine Wetzlinger-Grundnig / Museum Moderner Kunst Kärnten (Hg.), Arnold Clementschitsch, Klagenfurt 2016, WV-Nr. WVAC 31, ganzseitige Farbabb. S. 271 sowie Abb. S. 22 und S. 314 Wir danken Paul Rachler, Künstlerhaus Archiv Wien, für die freundliche Bestätigung. EUR 150.000–300.000
Detail: Signatur
Arnold Clementschitsch begann seine künstlerische Laufbahn mit 21 Jahren, nachdem er davor 2 Jahre als Bankangestellter gearbeitet hatte. Er besuchte 1908 in Wien die graphische Lehr- und Versuchsanstalt, dann im Jahre 1909 die Akademie am Schillerplatz und schließlich die Wiener Kunstgewerbeschule. Sein Lehrer war Prof. Löffler, der ihm riet, einige Zeit ins Ausland, nach Paris oder Genf, zu gehen. Clementschitsch entschied sich letztendlich für München. Dort kümmerte sich der Maler Josef Willroider um den jungen Künstler und zeigte ihm die Besonderheiten dieser Stadt. Er blieb von 1911 bis zum Krieg, 1915 musste er einrücken. Es entstanden wenige, aber hochqualitative Gemälde in dieser Münchner Zeit. Eine großartige Serie schuf der Künstler nach Szenen aus dem englischen Park, die ihn beeindruckt hatten, wie die „Dame im englischen Park“, „Der Kaffeehausgarten“ und „Der rote Reiter“. Das Pferd sollte für Clementschitsch ein Lieblingsmotiv werden. Als Kind sah er öfters Pferde vor dem Haus seiner Eltern, Husaren ritten hier vorbei und der Knabe träumte davon, auch einer zu sein. In der Münchner Akademie besuchte er die Zeichenklasse von Angelo Jank, einem arrivierten Militär- und Derbymaler. Von diesem wurde der Künstler sehr beeinflusst, von seinem Biennale-prämierten „Poloreiter“ im Jahre 1932, über die Reiter der spanischen Reitschule bis zu den Zirkuspferden in den 1950er–60er Jahren. „Der rote Reiter“ stellt eine Szene im englischen Park dar, ein Mann reitet im Vordergrund auf dem hellbeleuchteten Weg – die Sonne steht im Zenit – bildparallel nach rechts. Hinter dem Weg ist eine Parklandschaft mit Bäumen im Dunkeln zu sehen. Vor dem linken Baum, noch im hellen Bereich, steht en face eine Dame, die der Reiter mit nach hinten gewendetem Kopf anblickt. Hinter dem rechten Baum, ganz im Schatten, ein bedrohlich wirkender Mann. Handelt es sich hier um ein Eifersuchtsdrama im klassischen Sinn? Diese „Dreiecksbeziehungen“ treten später häufig in den Gemälden auf. Hier wird der Weg in einem Roséton gehalten, man kann von einem „Chemin Symbolique“ sprechen, wo sich eine theatralische Handlung mit Symbolcharakter abspielt. Clementschitsch hatte in München die Schriften Freuds kennengelernt. „In München wurde ich damals um dieselbe Zeit mit der „Psychoanalyse“ von Siegmund Freud vertraut und bin dem Leben dafür nicht wenig dankbar, obwohl das Leben viel zurückverlangt.“, schrieb er in seinem Aufsatz „Historia“. Stark beeinflusst wurde der Künstler auch vom Erkenntnistheoretiker Gustaf Britsch, der seine Schüler lehrte, sich „ein inneres Bild“ zu machen, das „Ersehene“ wiederzugeben. Diese Theorie sollte prägend für Clementschitsch werden und er gab sie auch an seine Schüler wie z.B. Hans Staudacher weiter. Auch die Avantgarde-Bewegung „Der blaue Reiter“ und theoretische Werke wie die Schriften von Franz Marc über „geistige Güter“ oder Wassily Kandinskys „Über das Geistige in der Kunst“ waren für Clementschitsch prägend. (Leonore Lukeschitsch)
334 Arnold Clementschitsch * (Villach 1887–1970 Villach) Selbstporträt, 1937 Öl auf Leinwand; 58 × 47 cm Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; österreichischer Privatbesitz Literatur Christine Wetzlinger-Grundnig / Museum Moderner Kunst Kärnten (Hg.), Arnold Clementschitsch, Klagenfurt 2016, WV-Nr. WVAC 459, Abb. S. 70 EUR 5.000–10.000
335 Broncia Koller-Pinell (Sanok 1863–1934 Wien) Sitzender weiblicher Akt Öl auf Leinwand; 73 × 54 cm Provenienz Dorotheum, 13.–20.3.1984, Nr. 158; österreichischer Privatbesitz Literatur Sieglinde Baumgartner, Broncia Koller-Pinell. Eine österreichische Malerin zwischen Dilettantismus und Profession, Monografie und Werkverzeichnis. Bd. II, Salzburg 1989, WV-Nr. Gem. 280 (o. S.) EUR 10.000–20.000 5. 12., 18 Uhr
336 Gerhild Diesner * (Innsbruck 1915–1995 Innsbruck) Stillleben mit zwei Fischen und gelben Tulpen, 1960 Öl auf Leinwand; 90 × 120 cm Signiert rechts unten: Diesner Provenienz aus dem Nachlass der Künstlerin; Privatbesitz, Tirol; Kunsthandel, Wien; Privatbesitz, Wien EUR 20.000–40.000
Gerhild Diesners künstlerisches Schaffen zeichnet sich durch eine eigenwillige Rezeption der französischen Moderne aus. Innerhalb der österreichischen Kunst steht ihr Œuvre als Bindeglied zwischen der expressiven Tradition und der abstrakten Avantgarde. Einprägsam spiegelt das vorliegende „Stillleben mit zwei Fischen und gelben Tulpen“ die Vorliebe der Malerin für leuchtende, oft grelle Farben, raffinierte Komplementärkontraste und Formen, die auf das Wesentliche reduziert sind, wider. Gerhild Diesner wurde am 4. August 1915 in Innsbruck geboren. Sie besuchte zunächst die Fachschule für Damenkleidung und begann ihren künstlerischen Werdegang erst mit zwanzig Jahren. 1935 bis 1937 lebte sie in England, besuchte dort zunächst die Chelsea Art School und dann die School of Art in Brighton. 1937 zog sie nach München, um an der Akademie für angewandte Kunst, in der Abteilung Gebrauchsgraphik zu studieren. In den Münchner Museen fand ihre erste intensive Auseinandersetzung mit der französischen Kunst statt. Trotz der unruhigen Kriegszeiten gelang es ihr 1943, ein Studium in Paris an der Académie André Lhote und an der École de la Grande Chaumière bewilligt zu bekommen. Die französische Moderne wurde für ihre Kunst zur wesentlichen Inspirationsquelle. Auch wenn eine Affinität zum Fauvismus von Henri Matisse und zu anderen großen Vorbildern wie Vincent van Gogh oder Paul Gauguin in ihren Werken deutlich erkennbar bleibt, kristallisierte sich bald ihre eigenständige Handschrift heraus. In den Jahren nach dem Krieg erfuhr Diesners Schaffen ihren künstlerischen Höhepunkt. Sie konnte ihre Position innerhalb des Tiroler Kunstbetriebs festigen und ihre Werke auch auf Ausstellungen in Wien, etwa im „Art Club“, präsentieren. Sensationell war die Beteiligung an der Biennale für Frauen in Bozen, wo ihre Bilder neben jenen von Sonja Delaunay gezeigt wurden. Nach ihrer Scheidung von Bodo Kampmann 1953 zog sie sich gesellschaftlich zurück und ihre Ausstellungsbeteiligungen wurden geringer. Zunehmend konzentrierte sie ihre beruflichen Aktivitäten auf Tirol. Im langen Werkabschnitt bis zu ihrem Lebensende 1995 blieb sie künstlerisch jedoch äußerst produktiv und hinterließ zahlreiche Bilder, die in ihrer lyrischen Suggestivkraft unverwechselbar bleiben. (CMG)
337 Leopold Birstinger * (Wien 1903–1983 Wien) Drei Häuschen am Hügel, Ende 1970er Jahre Öl auf Hartfaserplatte; 59,5 × 30 cm Monogrammiert unten mittig: LB Provenienz österreichischer Privatbesitz; Auktionshaus im Kinsky Wien, 28. 11. 2003, Nr. 506; österreichischer Privatbesitz Bildausschnitt
Literatur Berthold Ecker, Leopold Birstinger 1903–1983, Melancholie und Paradies, Katalog Leopold Museum, Wien 2003, WV-Nr. G429 EUR 7.000–14.000
338 Leopold Birstinger * (Wien 1903–1983 Wien) Blumengarten mit blauem Häuschen, Anfang der 1970er Jahre Öl auf Hartfaserplatte; 64,5 × 84,5 cm Monogrammiert rechts unten: LB Provenienz 1974 direkt beim Künstler erworben; seither österreichischer Privatbesitz Literatur Berthold Ecker, Leopold Birstinger 1903–1983, Melancholie und Paradies, Katalog Leopold Museum, Wien 2003, Taf. 86, S. 158, WV-Nr. G373 EUR 9.000–18.000
5. 12., 18 Uhr
339 Albert Birkle * (Berlin 1900–1986 Salzburg) Selbstbildnis mit Lederjacke, 1932 Öl auf Malkarton; 70 × 52 cm Signiert links unten: A. Birkle Rückseitig eigenhändig bezeichnet: Albert Birkle / „Selbstbildnis“ Künstleretikett mit Werknummer 24 rückseitig An der Unterkante rückseitig eigenhändig beschriftet: „Erste Isolierung 25. IV. 32 sehr stark saugend“ Provenienz Gertrud Fey, Berlin, direkt vom Künstler erworben; Privatbesitz, Wiesbaden Literatur Das innere Reich, Zeitschrift für Dichtung, Kunst und deutsches Leben, 1. Jg., 10. Heft, Januar 1935, Hrsg. Paul Alverdes und Karl Benno von Mechow, München, Abb. S. 1241; Salzburger Illustrierte, I/4, 25. Juli 1936, hrsg. von Bilder-Zeitung GmbH, Wien/Salzburg, S. 11, Abb. 5; Richard Bie, Albert Birkle. Der Künstler und sein Werk, in: Illustrierte Zeitung, Nr. 4799, 4. März 1937, Leipzig, Abb. S. 264; Sylvia Kraker, Albert Birkle 1900–1986 mit einem Werkkatalog, Innsbruck 1992, WV-Nr 550; Wir danken Roswita und Viktor Pontzen, Archiv und Werkbetreuung Albert Birkle, für die freundliche Unterstützung. Das Bild wird mit der vorläufigen Werk-Nr. 215 in das in Vorbereitung befindliche Werkverzeichnis aufgenommen. EUR 10.000–20.000
340 Albert Birkle * (Berlin 1900–1986 Salzburg) Frau des Architekten Hirt, 1931 Öl auf Leinwand; 59 × 65 cm Signiert rechts unten: A. Birkle Rückseitig datiert: VII.31 Rückseitig eigenhändiger Vermerk zur Technik sowie Ausstellungsetikett Provenienz 1977 Neue Münchner Galerie Dr. Hiepe, direkt vom Künstler; seit 1978 Privatsammlung, Deutschland Ausstellung 1931 Berlin, Verein Berliner Künstler, Kat. Nr. 3162 (altes Etikett rückseitig) Literatur Sylvia Kraker, Albert Birkle 1900–1986, Innsbruck 1992, Kat.-Nr. 469 Wir danken Roswita und Viktor Pontzen, Archiv und Werkbetreuung Albert Birkle, für die freundliche Unterstützung. Das Bild wird mit der vorläufigen Werk-Nr. 515 in das in Vorbereitung befindliche erweiterte Werkverzeichnis aufgenommen.
In Albert Birkles Adressbuch findet sich Hanns Hirt, der in den 1920er/30er Jahren Architekt in Berlin war. Das Porträt der Gattin des Berliner Architekten ist wahrscheinlich als Auftragswerk oder als Freundschaftsdienst entstanden.
EUR 25.000–50.000
5. 12., 18 Uhr
341
342
Ludwig Heinrich Jungnickel *
Herbert Boeckl *
(Wunsiedel 1881–1965 Wien)
(Klagenfurt 1894–1966 Wien)
Liegender Frauenakt Kohle auf Papier; 35,5 × 55 cm (Passep.-Ausschnitt) Signiert rechts unten: L.H. Jungnickel Links unten von fremder Hand bezeichnet: Justinus Ambrosi
Stillleben mit Totenschädel schwarze Kreide auf Papier; 41,5 × 62 cm
Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 2.000–4.000
EUR 1.500–3.000
343 Herbert Boeckl * (Klagenfurt 1894–1966 Wien) Stehender weiblicher Akt, 1927 Aquarell, Tusche, Kreide auf Papier; 60 × 44 cm Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; Kunsthandel Giese & Schweiger, Wien; dort 2012 erworben, seither Privatbesitz, Wien Literatur Ausstellungskatalog Giese & Schweiger, Herbert Boeckl, Arbeiten auf Papier, Wien 2012, Kat.-Nr. 27; zum Vergleich: Agnes Husslein-Arco (Hg.), Herbert Boeckl. Retrospektive, Katalog mit Werkverzeichnis der Ölbilder, Skulpturen, Fresken und Gobelins, Belvedere Wien, 21. 10. 2009 – 31. 01. 2010, vgl. WV-Nr. 120 („Stehender Akt“, Öl auf Leinwand) Echtheitsbestätigung von Leonore Boeckl, 26. 06. 2012, liegt bei. EUR 7.000–14.000 5. 12., 18 Uhr
344 Werner Scholz * (Berlin 1898–1982 Alpbach, Tirol) Mondnacht, 1955 Öl auf Karton; 89 × 105 cm Monogrammiert rechts unten: WS Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; österreichischer Privatbesitz Literatur Claudia Grasse (Hg.), Werner Scholz. Werkkatalog zum 100. Geburtstag, Hamburg 1998, S. 162, Abb. S. 127 EUR 12.000–24.000
345 Werner Scholz * (Berlin 1898–1982 Alpbach, Tirol) Engadin, 1973 Öl auf Hartfaserplatte; 51 × 74,5 cm Monogrammiert links unten: WS Rückseitig auf altem Etikett betitelt und datiert: Engadin / 1973 Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; Privatbesitz, Deutschland Literatur Claudia Grasse (Hg.), Werner Scholz. Werkkatalog zum 100. Geburtstag, Hamburg 1998, S. 174, Abb. S. 127, o. Abb. EUR 6.000–12.000
5. 12., 18 Uhr
346 Otto Rudolf Schatz * (Wien 1900–1961 Wien) Das Forum in Pompeij Öl auf Karton; 40 × 45 cm Provenienz Privatbesitz, Österreich Literatur Dietrich Kraft, Matthias Boeckl, Otto Rudolf Schatz 1900 – 1961, mit einem vorläufigen Werkverzeichnis, Weitra 2010, Abb. S. 212 EUR 5.000–10.000
347 Oskar Laske * (Czernowitz 1874–1951 Wien) Prag Aquarell auf Papier; 40,5 × 46 cm Signiert rechts unten: O. Laske Provenienz vom Vater der jetzigen Eigentümerin direkt beim Künstler erworben; seither in Familienbesitz, Privatbesitz Schweiz ▲ EUR 5.000–10.000
5. 12., 18 Uhr
348 Josef Berchtold (Götzis 1871–1917 Königgrätz) Winterlandschaft, 1914 Öl auf Leinwand; 56 × 100 cm Signiert und datiert rechts unten: J. Berchtold 1914 Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 1.500–3.000
349 Felix Heuberger * (Wien 1888–1968 Hall in Tirol) Die Lienzer Dolomiten von Osten, um 1930–35 Öl auf Leinwand; 106,5 × 116,5 cm Signiert rechts unten: Felix Heuberger Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 10.000–20.000
5. 12., 18 Uhr
350 Koloman Moser (Wien 1868–1918 Wien) Blumen vor Gartenzaun, 1909 Öl auf Leinwand; 51 × 50 cm Signiert und datiert links unten: Kolo Moser 1909 Nachlassstempel rückseitig auf Leinwand Nachlass-Nr. 31 rückseitig am Keilrahmen Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; Dr. Erich Pressburger, Wien/San Francisco; Privatbesitz, Wien; Galerie Martin Suppan, Wien; Sotheby's London, 23. 05. 2003, Nr. 215; österreichischer Privatbesitz Auktionshaus im Kinsky Wien, 24. 11. 2015, Nr. 23; österreichischer Privatbesitz Ausstellungen 1920 Wien, Kunstverlag Wolfrum, Nachlass-Ausstellung Kolo Moser, 23. Nov. – 15. Dez., Nr. 31; 1979 Wien, Museum für angewandte Kunst, Koloman Moser, 18. 05. – 15. 07. 1979, Nr. 367; 1984 Mailand, Padiglione d'arte contemporanea, Kolo Moser – grafico e designer, 13. 06 – 15. 07. 1984 Literatur Daniele Baroni/ Antonio D'Auria, Kolo Moser. Grafico e designer, Mailand 1984, Abb. S. 88; Werner Fenz, Koloman Moser. Graphik, Kunstgewerbe, Malerei, Salzburg 1984, S. 260, Tafel 33; Martin Suppan, Österreichische Kunst 19. und 20. Jahrhundert, Wien 1991, Kat.-Nr. 28; Maria Rennhofer, Koloman Moser. Leben und Werk, Wien 2002, Abb. 344, S. 203; Gerd Pichler, Koloman Moser. Die Gemälde. Werkverzeichnis, Wien 2012, WV-Nr. 37, Abb. S. 86 EUR 120.000–240.000
Garten von Koloman Moser kurz nach der Errichtung des Hauses um 1901 © Der Architekt 9: 1903, S. 85, Archiv G. Pichler
Als Koloman Moser sich ab 1907 verstärkt der Malerei zuwandte, zählten Blumenbilder, neben Porträts und Landschaften, zu seinen bevorzugten Motiven. Im Mai 1911 zeigte er dann in der Wiener Galerie Miethke mit 53 Gemälden das bisherige Ergebnis seines malerischen Schaffens. Aus der zeitgenössischen Kritik lässt sich hohe Anerkennung für Mosers Gemälde ablesen. Der Kunstkritiker Karl Kutzmany urteilte: „Es gibt kaum ein Gebiet der angewandten Kunst, auf dem sich Moser nicht betätigt hätte, fruchtbringend und richtunggebend; [...] Nun sehen wir Moser nahe dem Urboden: In dem Studium der Natur, vor der Staffelei, die er immer öfter und lieber ins Freie stellt oder wenigstens nahe zum Fenster. Sonnenklare Farben sind das Leben dieser Porträts, Blumenstücke, Landschaften.“ Eines der bei Miethke gezeigten Blumenbilder könnte auch das vorliegende Gemälde gewesen sein, das in einem Jahr entstand, wo in Mosers Schaffen die künstlerische Auseinandersetzung mit Blumen dominierte. Interessant bei diesem Gartenstück ist der kompositorische Bildaufbau: Moser malt Blumen, die vor den vertikalen Holzlatten eines Gartenzauns wachsen. Die geometrische Ordnung des von Menschenhand geschaffenen Zauns setzt Moser effektvoll dem natürlichen Wuchs der Blumen gegenüber. Dieser reizvolle Kontrast in der Bildkomposition, entspricht übrigens einer Vorliebe Kolo Mosers, der gerne geometrische Hintergründe in seinen Bildern verwendete. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem dargestellten Garten um Kolo Mosers eigenen Garten auf der Hohen Warte in Wien. Dort schuf Josef Hoffmann 1900/01 unter anderem das Doppelhaus für seine Künstlerkollegen Kolo Moser (Steinfeldgasse 6) und Carl Moll (Steinfeldgasse 8/Geweygasse 13) mit rückseitigem Garten, der mit einem Lattenzaun eingefriedet war. Das Foto zeigt den Garten kurz nach der Errichtung des Hauses um 1901, also rund acht Jahre vor der Entstehung des Gemäldes. (Gerd Pichler)
5. 12., 18 Uhr
351 Koloman Moser (Wien 1868–1918 Wien) Mädchen Tusche auf kariertem Papier, ungerahmt; 12,5 × 13,5 cm (Darstellungsgröße), 29 × 23 cm (Blattgröße) Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; deutscher Privatbesitz Eine Bestätigung des Wolfrum Verlages, dass dieses Werk aus dem Nachlass des Künstlers stammt, liegt bei. EUR 1.000–2.000
352 Koloman Moser (Wien 1868–1918 Wien) Elektra Bleistift, Tusche auf Papier, ungerahmt; 26 × 36,6 cm Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; deutscher Privatbesitz Eine Bestätigung des Wolfrum Verlages, dass dieses Werk aus dem Nachlass des Künstlers stammt, liegt bei. EUR 1.000–2.000
353 Koloman Moser (Wien 1868–1918 Wien) Bühnenbildentwurf zu Hermann Bahrs „Das Liebes Protokoll“, um 1912 Buntstift und Bleistift auf Papier, ungerahmt; 26,5 × 41,5 cm Signiert rechts unten: Kolo Moser Bezeichnet links unten: Das LiebesProtokoll Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; deutscher Privatbesitz Literatur Maria Rennhofer, Koloman Moser. Leben und Werk, Wien 2002, Abb. S. 186; Rudolf Leopold (Hg.), Koloman Moser, Ausstellungskatalog Leopold Museum, Wien 2007, Abb. S. 378 Eine Bestätigung des Wolfrum Verlages, dass dieses Werk aus dem Nachlass des Künstlers stammt, liegt bei. EUR 1.000–2.000
354 Alfons Mucha (Eibenschütz 1860–1939 Prag) Plakat: Österreich auf der Weltausstellung Paris 1900, 1899 Lithografie auf Papier; 100 × 68,5 cm Signiert links unten in der Platte: Mucha Provenienz deutscher Privatbesitz EUR 1.000–2.000
5. 12., 18 Uhr
355 Werner Berg * (Elberfeld 1904–1981 Rutarhof) Bei Gewitter unterwegs, 1977 Öl auf Leinwand; 45 × 75 cm Monogrammiert rechts unten: W. B. Provenienz österreichischer Privatbesitz Literatur Wieland Schmid u. a., Werner Berg. Gemälde, mit einem Werkverzeichnis von Harald Scheicher, Klagenfurt 1994, WV-Nr. 1131, Abb. S. 324 Wir danken Dr. Harald Scheicher für die freundliche Unterstützung und die wertvollen Hinweise. EUR 90.000–180.000
Werner Berg gelang oft die einzigartige Verbindung von Figur und Landschaft, die Menschen auf seinen Bildern werden mit der sie umgebenden Natur zur untrennbaren formalen Einheit. Meisterhaft ist hier die Flucht der vom Gewitterregen überraschten kleinen Gruppe auf spiegelnd nasser Straße unter einem dräuenden Wolkenhimmel geschildert. In einem Gespräch 1979 erklärte er dazu: „Beim Malen muss ich die Atmosphäre der Jahreszeit in der Nase haben. Malen kann ich nur, auch wenn es auf einem ganz genau anderen Ende herauskommt, genau nach dem Geruch der Jahreszeit. Das kleine Format eignet sich nun ganz besonders dazu, figürliche Dinge abzuwandeln, wie etwa die Schreitenden, die Menschen auf dem Wege, Themen, die durch die ganze Arbeit hindurchgehen, eben wie die Kinder, wie die Eisschützen, wie die Regenschirme, oder auch in letzter Zeit wie die Wartenden bei der Bahn oder beim Autobus. Auf dem Grund dieser Bilder ist oft die kleine Begebenheit, das, was man nicht ganz richtig Anekdote nennt, die Legende. Aber diese Anekdote wird durch und durch Form, ist zur großen Form verarbeitet, Auf der anderen Seite ist es wieder gar nicht gleichgültig für mich, wie diese Form durchblutet ist, eben von der lebendigen Begebenheit her ihr Leben bekommt. Es gibt in der alten Malerei auch immer wieder die Hinwendung des Malers zum Besonderen, zum Verkleideten, oft zum Grotesken. Und da gibt es bei mir eine ganze Reihe von Bildern, in denen die Regenschirme ihre Rolle spielen, ihre verwandelnde und bildbestimmende.“ (aus: Werner Berg – Seine Kunst, sein Leben, Hrsg. Harald Scheicher, Klagenfurt 1984, S. 171) (Harald Scheicher)
356 Werner Berg * (Elberfeld 1904–1981 Rutarhof) Malven, 1978 Öl auf Leinwand; 120 × 40 cm Monogrammiert rechts unten: W. B. Provenienz Sammlung Leopold Wien; österreichischer Privatbesitz Literatur Wieland Schmid u. a., Werner Berg. Gemälde, mit einem Werkverzeichnis von Harald Scheicher, Klagenfurt 1994, WV-Nr. 1178, Abb. S. 328 Wir danken Dr. Harald Scheicher für die freundliche Unterstützung und die wertvollen Hinweise. EUR 100.000–200.000
Der Naturbewunderer Werner Berg malte seine Blumenbilder unmittelbar vor dem Motiv direkt auf die Leinwand, ohne Skizzen und Vorzeichnungen. Im Garten seines Hauses fand er im Sommer eine Fülle von blühenden Pflanzen vor, die er in farbsatten Blumenstücken malerisch verewigte. Eine außergewöhnlich schöne Blumenkomposition gelingt dem Maler bei vorliegendem Gemälde. In unmittelbarer Nahsicht führt er uns das Besondere von an sich unscheinbaren Blumenstauden vor Augen. Im Unterschied zu anderen Bildern verzichtet Berg auf scharfe Konturen als Begrenzung der einzelnen Farbflächen und trägt die Farbe pastos, teils auch fleckig, auf. Charakteristisch ist die Wahl des ungewöhnlichen Bildausschnitts und unkonventionellen -formats. Das sehr schmale und langgezogene Hochformat betont die spezifische Eigenart der langstieligen, stark in die Höhe wachsenden Malvenform. Dank eines malerisch versierten Einsatzes von Hell und Dunkel mit effektvoll gesetzten Lichtakzenten erstrahlen die frischen Blumen vor dem dunkelblauen Hintergrund in kräftigen bunten Farben. (CMG)
357 Ferdinand Kitt * (Wien 1887–1961 Wien) Stadtplatz im Süden, um 1925–30 Öl auf Leinwand; 54 × 65 cm Signiert links unten: F. Kitt Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 7.000–14.000
358 Ferdinand Kitt * (Wien 1887–1961 Wien) Winterfreuden vor Maria Plain, um 1930 Öl auf Leinwand; 52 × 66 cm Signiert links unten: F. Kitt Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 8.000–16.000
5. 12., 18 Uhr
359 Fritz Wotruba * (Wien 1907–1975 Wien) Karyatide, 1963 Bronze; H. 87 cm, B. 18 cm, T. 23,5 cm Signiert und nummeriert: WOTRUBA (punziert), 2/7 (an der Plinthe, rechts) Auflage: 2/7 Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; Erker-Galerie, St. Gallen; dort im Dezember 1985 erworben, Privatbesitz Schweiz Ausstellung 1964 New York, Marlborough-Gerson Gallery, 10. 03. – 04. 04., Abb. S. 30 Literatur Jürg Janett (Hg.), Otto Breicha: Fritz Wotruba. Werkverzeichnis Skulpturen, Reliefs, Bühnen und Architekturmodelle, Erker-Verlag, St. Gallen 2002, WV-Nr. 257, Abb. S. 234 (Gipsmodell) Echtheitszertifikat der Fritz Wotruba Privatstiftung, 12. Mai 2016, liegt bei. Wir danken Frau Gabriele Stöger-Spevak für die wissenschaftliche Unterstützung. Das Gussbuch der Arbeiten Wotrubas sieht für diese Arbeit eine arabisch nummerierte Auflage von sieben Güssen vor, ein weiterer unnummerierter Bronzeguss ist nachweisbar. Der Guss Nummer 2/7 ist entsprechend den Gussbuch-Angaben ident mit dem 1964 in der Wotruba-Einzelausstellung der Marlborough-Gerson Gallery in New York ausgestellten Exemplar. EUR 50.000–100.000
Fritz Wotruba gilt als einer der bedeutendsten europäischen Bildhauer der klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts. Er entwickelte nach dem Krieg und seinem Exil in der Schweiz ab den späten 1940er Jahren ein persönliches Konzept der Abstraktion der menschlichen Figur mit Würfeln und Quadern, Röhren- und Zylinderformen. Gegen 1960 und in den Folgejahren wandte sich der Bildhauer verstärkt der Aufgabenstellung zu, Figur und Architektur formal zu verbinden und entwickelte eine Reihe von Stelen-, Säulen- und Pfeilerfiguren. Die „Karyatide“ ist ein signifikantes Beispiel dafür. Diese Arbeit verbindet die zylindrischen Bauelemente der Figuren Wotrubas der 1950er Jahre mit der neuen künstlerischen Konzeption des Bildhauers der 1960er Jahre, als er begann er, die Grundelemente der Figuren freier und ungegenständlicher einzusetzen. Die Bezeichnung dieser Stehenden als „Karyatide „ – jener griechischen Bauplastik in Form einer Frauenfigur, die als tragendes Element der Architektur fungiert – geht auf den Bildhauer persönlich zurück. Die Titelvergabe unterstreicht zusätzlich Wotrubas künstlerische Intention, Figur und Architektur einander durchdringen zu lassen. Sie ist ein Beispiel der seltenen individuellen Titelvergaben durch den Künstler und gilt als Ausdruck seiner besonderen persönlichen Wertschätzung für diese Arbeit. (Gabriele Stöger-Spevak)
Detail Signatur und Nummerierung
5. 12., 18 Uhr
360 Hans Josef Weber-Tyrol * (Schwaz 1874–1957 Meran) Tiger, um 1930 Öl auf Leinwand; 87 × 156 cm Signiert links unten: Weber-Tyrol Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; Privatbesitz, Tirol EUR 10.000–20.000
Zu Beginn der 1920er Jahre stellt sich bei Weber-Tyrol neben der Landschaft ein zweites großes Thema ein, zu dem er in seiner sinnlichen Erlebnisfähigkeit und seiner Liebe zur Natur fast zwangsläufig kommen musste: das Tierbild. In besonderem Maße faszinieren ihn exotische Tiere, Tiger, Leoparden, Kamele, Zebras, Papageien, Pfauen, deren Anatomie und Wesen er stets aufs Neue im Zoologischen Garten von München studiert. Die Tigerbilder werden für Weber-Tyrol geradezu zu einem Markenzeichen seiner Kunst. Die elementare Kraft und Eleganz ihres Körperbaues, die Phantastik ihrer Zeichnung, die Geschmeidigkeit ihrer Bewegungen charakterisiert er mit einer Meisterschaft, wie es nur jemand vermag, der sich den Tieren ganz nahe fühlt.
Die vorliegenden Tiger, das formatmäßig größte Bild Webers mit diesem Sujet, sind ein wahres Naturereignis. Die drei Tiere sind trotz ihres Rastens und Schlafes durch die Vitalität und Unmittelbarkeit der Pinselstriche so lebendig erfasst, dass man ihren Atem zu spüren glaubt. Weber-Tyrols künstlerisches Credo wird einmal mehr augenscheinlich: „Unbekümmert‚ wie 'Natur' seine Werke hervorbringen. Sie nimmt immer alle Kräfte zusammen – auf den jeweiligen Zweck hin, fragt nicht nach Lob und Tadel – will nur Lebendiges schaffen“ (aus den Aufzeichnungen des Künstlers). (Carl Kraus)
5. 12., 18 Uhr
361 Herbert Danler * (Fulpmes Tirol 1928–2011 Telfes) Wackernellhof, Pfunds im Oberinntal, 2010 Öl auf Pressspanplatte; 40 × 50 cm Monogrammiert rechts unten: HD Rückseitig bezeichnet und datiert: Wackernellhof / Wand / Pfunds / Oberinntal / Herbert Danler / 2010 EUR 5.000–10.000
362 Alfons Walde * (Oberndorf 1891–1958 Kitzbühel) Tyrol (Dorfstraße im Winter), 1933/1934 Plakat, Offsetdruck auf Papier; 95 × 63 cm W.U.B.-Druck Innsbruck A. Walde Kitzbühel Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 4.000–8.000
363 Hans Josef Weber-Tyrol * (Schwaz 1874–1957 Meran) Blick vom Ritten auf den Rosengarten Öl auf Karton; 34,5 × 39,7 cm Signiert rechts unten: Weber-Tyrol Provenienz Privatbesitz, Tirol EUR 3.500–7.000
364 Franz Lerch * (Wien 1895–1977 New York) Studie für die Ägypterin, 1970 Öl auf Leinwand; 61 × 50 cm Signiert links unten: Lerch Provenienz Galerie Würthle, Wien (Etikett rückseitig); österreichischer Privatbesitz EUR 7.000–14.000 5. 12., 18 Uhr
365 Karl Stark * (Glojach/Stmk. 1921–2011 Klosterneuburg) Herbstlandschaft Öl auf Pressspanplatte; 90 × 70 cm Signiert links unten: K. Stark Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 6.000–12.000
366 Karl Stark * (Glojach/Stmk. 1921–2011 Klosterneuburg) Blumen vor orangefarbenem Hintergrund, 1993 Öl auf Leinwand; 72 × 50 cm Signiert und datiert links unten: K. Stark 1993 Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 5.000–10.000 5. 12., 18 Uhr
367 Willy Eisenschitz * (Wien 1889–1974 Paris) Paysage du Tessin, 1928 Öl auf Leinwand; 50 × 61 cm Signiert rechts unten: Willy Eisenschitz Provenienz österreichischer Privatbesitz Ausstellung 1928 Paris, Salon des Tuileries (Vermerk verso) Literatur Jean Perreau, Willy Eisenschitz. 1889–1974, Edition Schütz. Paris 1999, Abb. S. 242, WV-Nr. H 653 EUR 7.000–14.000
368 August Rieger (Wien 1886–1941 Wien) Kahlenbergerdorf, 1926 Öl auf Karton; 38 × 47,5 cm Signiert und datiert links unten: August / Rieger 1926 EUR 5.000–10.000
5. 12., 18 Uhr
Alfons Walde abgebildet in: Alfons Walde, Ausst.-Kat. Leopold Museum, Wien 2006, S. 1
369 Alfons Walde * (Oberndorf 1891–1958 Kitzbühel) Tiroler Bergdorf (Auracher Kirchl), 1956 Öl auf Karton; 39 × 29 cm Signiert links unten: A. Walde Originaler Atelieraufkleber mit eigenhändiger Bezeichnung rückseitig: „Tiroler Bergdorf“ / A. Walde / 1956 Originalrahmen Provenienz Wiener Kunst Auktionen (im Kinsky), 6. März 2001, Nr. 91; österreichischer Privatbesitz Das Bild ist im Werk-Archiv von Alfons Walde mit der Nummer D-LA–509 registriert. EUR 150.000–300.000
Künstleretikett mit eigenhändiger Bezeichnung rückseitig
Originalrahmen
5. 12., 18 Uhr
Pfarrkirche „zum Hl. Rupert“ in Aurach
Die Kirche von Aurach im Tiroler Unterland hat Alfons Walde mehrfach, in unterschiedlichen Formaten gemalt. Walde wählte für dieses Motiv meist den allgemeinen Titel „Tiroler Bergdorf“. Die Ansicht von oben auf die kleine Dorfkirche mit dem Zwiebeldach und die schneebedeckte Umgebung mit den Frauen beim Kirchgang an einem sonnigen Wintertag wurde zum Inbegriff eines dörflichen Idylls in Tirol. Unvergleichbar verstand es Walde, die alpine Landschaft und den Tiroler Lebensraum als Bildtypus mit einer einfachen, einprägsamen malerischen Sprache zu vermitteln. Bekanntlich hat er einmal gefundene Motive mit geringfügigen Variationen oft wiederholt und im eigenen Verlag Farbpostkarten und Kunstdrucke publiziert. „Das Auracher Kirchl“ war die erste Postkarte, die Walde in hoher Zahl vertrieb. Seine Popularität als Künstler wurde dadurch gesteigert. Zugleich fungierten seine Bilder, die untrennbar mit seiner Heimatregion verbunden waren, als wichtiger Werbeträger für die Tourismusstadt Kitzbühel. In einer Zeit, in der viele Künstler die Tragik des menschlichen Daseins thematisierten, hat Walde in seinen Bildern eine unbeschwerte Gegenwelt mit friedlichen Lebensräumen, stillen Naturschönheiten und der Vorstellung des Einklangs von Mensch und Natur entworfen. Er hat sich damit – wie kaum ein anderer österreichischer Künstler – in die Wahrnehmung einer breiten Öffentlichkeit eingeschrieben. (CMG)
370 Wilhelm Thöny * (Graz 1888–1949 New York) Hafen in Marseille, um 1935 Aquarell, Bleistift auf Papier; 25 × 30 cm (Passep.-Ausschnitt) Signiert und betitelt links oben: W. Thöny / Marseille Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 6.000–12.000
371 Lovis Corinth (Tapiau 1858–1925 Zandvoort) Blaue Vase mit Anemonen, 1920 Aquarell auf Papier; 31 × 29,5 cm Signiert und datiert links unten: Lovis Corinth / 1920 Provenienz Dorotheum Wien, 27. 11. 2007, Nr. 29; österreichischer Privatbesitz Ausstellung Gutachten von Professor Dr. Hans-Jürgen Imiela, 20. Januar 1991, liegt bei. EUR 25.000–50.000
5. 12., 18 Uhr
372 Oskar Laske * (Czernowitz 1874–1951 Wien) Der kranke Bauer, 1948 Öl auf Leinwand; 79 × 88 cm Signiert und datiert rechts unten: O. Laske / 1948 Künstlerhaus-Etikett rückseitig auf Keilrahmen: 1952 / 1358 Provenienz aus dem Nachlass des Künstlers; österreichischer Privatbesitz Literatur Lily Schulz-Laske und Elisabeth Kesselbauer-Laske (Hg.), Oskar Laske, Der künstlerische Nachlass, Wien 1952, S. 10, Op. 234 Wir danken Paul Rachler, Künstlerhaus Archiv Wien, für die freundliche Bestätigung. EUR 5.000–10.000
Detail: Signatur und Datierung
5. 12., 18 Uhr
373 Kurt Moldovan * (Wien 1918–1977 Wien) Toboggan im Prater, 1975 Aquarell auf Papier; 31 × 46,5 cm (Passep.-Ausschnitt) Signiert und datiert links unten: Moldovan / 75 Provenienz Galerie Würthle, Wien (Etikett rückseitig); österreichischer Privatbesitz EUR 2.000–4.000
374 Oskar Laske * (Czernowitz 1874–1951 Wien) Konstantinopel Gouache auf Papier; 45 × 41,5 cm Betitelt und signiert unten mittig: Konstantinopel / O. Laske Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 3.500–7.000
5. 12., 18 Uhr
375 Franz von Zülow * (Wien 1883–1963 Wien) Dorf im Weinviertel, 1930 Öl auf Leinwand; 111 × 110,5 cm Signiert und datiert links unten: Fv Zülow / 30 Ausstellungsetikett Galerie Remmler, Leipzig, rückseitig am Keilrahmen Originalrahmen Provenienz Phillips London, 23. 06. 1997, Nr. 5; österreichischer Privatbesitz Wir danken Frau Waltraud Zülow für die freundliche Unterstützung und die wertvollen Hinweise. EUR 35.000–70.000
Franz von Zülows künstlerische Entwicklung fällt in eine der spannendsten Epochen der österreichischen Kunstgeschichtsschreibung. Mit der Wiener Secession war Wien knapp nach 1900 in den Mittelpunkt des internationalen Kunstgeschehens gerückt. Die Aufbruchsstimmung und Experimentierfreudigkeit im Wien nach der Jahrhundertwende kam dem vielseitig interessierten jungen Künstler sehr entgegen. Als Absolvent der Kunstgewerbeschule hatte er Kontakt zu den führenden Künstlern der Wiener Avantgarde. In den Zwischenkriegsjahren knüpfte er an jenen Expressionismus an, der von Richard Gerstl, Egon Schiele und Oskar Kokoschka geprägt, eine komplett eigenständige Richtung genommen hatte. In den Zwischenkriegsjahren war Zülow Teil der Zinkenbacher Malerkolonie. In dieser losen Gruppierung um Ferdinand Kitt trafen sich ab 1927 Künstler wie Josef Dobrowsky, Ernst Huber, Georg Merkel, Sergius Pauser und andere in Zinkenbach (heute Abersee) am Wolfgangsee, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam zu malen. Das Entstehungsjahr unseres Bildes markiert einen Höhepunkt in der künstlerischen Laufbahn Franz von Zülows. In jenen Jahren war der äußerst gefragte Künstler – auch Malerkollegen sammelten seine Werke – national und international auf zahlreichen Ausstellungen vertreten. Seine Bilder waren in Deutschland, auf der Biennale in Venedig, in London, Paris und den USA zu sehen. 1928 hatte er das erste von insgesamt sechs Mal den Österreichischen Staatspreis erhalten. In jenen Jahren kommt auch der Ölmalerei eine verstärkte Bedeutung zu. Beliebtes Motiv war zunächst das niederösterreichische Haugsdorf mit seinen Weinkellern und Weinstraßen und etwas später das oberösterreichische Mühlviertel, wo der Künstler in Hirschbach ein Sommerhaus besaß. Das „Dorf im Weinviertel“ ist ein schönes Beispiel für jene hervorragenden Ölmalereien, die durch ihren frischen Farbauftrag und ihre ausgewogene Komposition bestechen. „Die Wirklichkeit, mit der uns Franz von Zülow konfrontiert, ist mit einer kindlichen, aufrichtigen Phantasie im Bunde, die sie oft märchenhaft überhöht, ins Reich der Fabel überleitet und mit den wenigen Requisiten auskommt, die einen kleinen dörflichen Platz oder eine schräg verlaufende Kellergasse charakterisieren.“ (Peter Baum, Franz von Zülow. 1883–1963, Wien-München-Zürich 1980, S. 68) Wie bunte Spielzeugklötze türmt der Künstler die Häuser übereinander, am höchsten Punkt thront die Kirche des kleinen Ortes. Umrahmt ist die Architektur von saftigem Grün, das Blattwerk und die Baumkronen mit zügigen Pinselstrichen gemalt. Hier blitzt ein Gelb, da leuchtet ein Türkis aus den Kronen hervor. Die extreme Untersicht verstärkt den Höhenzug im Bild noch, der von der blauen Bergflanke links in der Darstellung noch über den Bildrand hinaus fortgeführt wird. Franz von Zülows außerordentliche technische Vielseitigkeit beweist sich einmal mehr in den wunderbaren, liebevollen Schilderungen ländlicher Architektur, in der Betonung der Schönheit seiner Heimat. (Sophie Cieslar)
376 Gustav Hessing * (Czernowitz 1909–1981 Wien) Damenporträt Öl auf Leinwand; 85 × 70 cm Provenienz österreichischer Privatbesitz EUR 5.000–10.000
Bildausschnitt
377 Franz Kaindl * (Stollberg 1932 geb.) Am Morgen I, 1999 Öl auf Leinwand; 110 × 95 cm Signiert und datiert rechts unten: F. Kaindl 99 Rückseitig bezeichnet: Kaindl, „Am Morgen I“, 1999, Öl/L., 110 x 95 cm, WVZ 429 Provenienz österreichischer Privatbesitz Literatur Karl Pallauf, Oliver Jungnickel, Franz Kaindl. Werkverzeichnis der Ölgemälde, Wien 2015, WV-Nr. 429, Abb. S. 382 EUR 7.000–14.000
378 Helmut Arnez * (Hartberg 1929–2004 Graz) Rannalhi III (Malediven), 1985 Öl auf Leinwand; 90 × 120 cm Signiert und datiert rechts unten: Arnez 85 Provenienz direkt vom Künstler erworben; seither Privatbesitz, Steiermark Literatur Karl Pallauf, Oliver Jungnickel, Helmut Arnez. 1929–2004. Leben und Werk, Wien 2011, WV-Nr. 457, Abb. S. 381 EUR 4.000–8.000
379 Helmut Arnez * (Hartberg 1929–2004 Graz) Modellpause, 1964 Öl auf Leinwand; 90 × 151,5 cm Eigenhändig bezeichnet rückseitig am Keilrahmen: „Modellpause“ Helmut Arnez Pischelsdorf 189 Provenienz direkt vom Künstler erworben; seither Privatbesitz, Steiermark Literatur Karl Pallauf, Oliver Jungnickel, Helmut Arnez. 1929–2004. Leben und Werk, Wien 2011, WV-Nr. 115, Abb. S. 269 EUR 7.000–14.000
5. 12., 18 Uhr
380 Norbertine Bresslern-Roth * (Graz 1891–1978 Graz) Fröhliche Ponys, 1964 Öl auf Jute; 100 × 100 cm Signiert rechts unten: B· Roth Rückseitig auf Etikett auf Keilrahmen eigenhändig bezeichnet: „Fröhliche Ponys“ Öl / N v. Bresslern-Roth, Graz Provenienz Privatbesitz, Steiermark Literatur Helene Martischnig, Norbertine Bresslern-Roth (1891–1978). Das malerische Werk, Dipl.-Arb., Graz 1994, Abb. 283; Heinz Düllberg, Die Tiermalerin Prof. N. von Bresslern-Roth aus Graz in Österreich, in: Sankt Georg. Zeitschrift für Pferdesport und Pferdezucht 68, 16, Düsseldorf, 15. 8. 1967, S. 15 Christa Steinle (Hg.), Norbertine Bresslern-Roth. Tiermalerin, Ausstellungskatalog Neue Galerie Graz Universalmuseum Joanneum, 26. 10. 2016 – 17. 04. 2017, WV-Nr. 355, Tafel S. 302 EUR 70.000–140.000
Norbertine Bresslern-Roth ist ein unverkennbarer Malstil eigen, den sie in den 1920er-Jahren entwickelte und bis zuletzt beibehielt. Indem sie ausschließlich grobe, vorgrundierte Jute verwendete und die Farben durch Tupfen aufbrachte, kennzeichnen sich ihre Bilder durch einen freskalen Effekt. Die so erzeugte Unschärfe findet ihren Höhepunkt in den wallenden Mähnen der Ponys und lässt diese besonders weich wirken. Sie ordnete die zwei Tiere in einem für ihre Spätphase typischen Kreismotiv an, wobei Stroh und Mähnen wesentlich zu dieser Komposition beitragen und die Dynamik des Werkes unterstreichen. Der Hintergrund besteht lediglich aus grauer Masse aufgewirbelten Staubes. Himmel und Grund sind kaum voneinander zu trennen, nur die spärlichen Büschel Stroh weisen auf einen Boden hin. Die Ponys wurden im wilden Spiel gegengleich zueinander dargestellt. Während sich das eine Tier genüsslich auf dem Rücken liegend am Boden wälzt, springt ein zweites Pony elegant über ersteres hinweg. Trotz der gemeinsamen Darstellung wird ein Zusammenspiel nicht suggeriert. Vielmehr macht es den Anschein, als wollte die Künstlerin zwei möglichst dynamische Posen in fast verschränkter Weise auf die Leinwand bringen und stellte nicht einmal Blickkontakt zwischen den Tieren her. Alfred Schrötter von Kristelli, der die Künstlerin von 1901 bis 1910 zuerst privat und dann in der Landeskunstschule in Graz kostenlos unterrichtete, malte neben Landschaften und Genreszenen mit Vorliebe auch Pferdedarstellungen. Die Leidenschaft für dieses Motiv übernahm Bresslern-Roth, deren Interesse am Tier allgemein und am Pferd im Besonderen bereits während ihrer Kindheit von familiärer Seite gefördert wurde. In einem Interview erzählte die Künstlerin, dass ihr Großvater Reitschulbesitzer in Wien und später in Graz war. Auch hatten Mutter und Tante das Reiten gelernt und erzählten ihr gerne Geschichten darüber. Waren die Pferde, die um 1920 in der Tradition Schrötters entstanden noch relativ steif und regungslos, so änderte sich dies in späteren Gemälden vehement. Zahlreiche Tierstudien, die Bresslern-Roth in Dachau, im Tierpark Schönbrunn oder auf ihren Reisen anfertigte, vermittelten der Künstlerin immer mehr Gefühl für die natürliche Bewegung der Tiere. Zeitschriften für Jagd- und Reitsport honorierten diese Beobachtungsgabe und druckten immer wieder Gemälde und Illustrationen der Tiermalerin in ihren Ausgaben. (Petra Maier)
Eigenhändige Bezeichnung rückseitig
5. 12., 18 Uhr
Index Künstler / Hersteller ® Katalognummer Andri, Ferdinand ® 281–283 Arnez, Helmut ® 378, 379 Berchtold, Josef ® 348 Berg, Werner ® 232, 233, 355, 356 Bertelli, Renato ® 267 Birkle, Albert ® 339, 340 Birstinger, Leopold ® 337, 338 Blau, Tina ® 201 Boeckl, Herbert ® 330, 342, 343 Bresslern-Roth, Norbertine ® 380 Clementschitsch, Arnold ® 333, 334 Corinth, Lovis ® 371 Cucuel, Edward ® 229, 230 Danler, Herbert ® 361 Delaunay-Terk, Sonia ® 275 Diesner, Gerhild ® 234–239, 336 Dobrowsky, Josef ® 299, 300 Egger, Jean (Hans) ® 328, 329 Egger-Lienz, Albin ® 268 Egner, Marie ® 202, 204, 207 Eisenschitz, Willy ® 367 Engelhart, Josef ® 225, 226 Faistauer, Anton ® 325 Feininger, Lyonel ® 213 Floch, Josef ® 322, 326, 327 Flora, Paul ® 240–266 Grill, Oswald ® 288 Grosz, George ® 277 Gütersloh, Albert Paris ® 316–319 Hauser, Carry ® 305, 306 Helmberger, Adolf ® 289 Hessing, Gustav ® 376 Heuberger, Felix ® 349 Huber, Ernst ® 307–311 Jung, Georg ® 304 Jungnickel, Ludwig Heinrich ® 341 Kaindl, Franz ® 377 Kirchner, Ernst Ludwig ® 276 Kitt, Ferdinand ® 216, 357, 358 Klimt, Gustav ® 209, 210, 222, 223, 269 Kokoschka, Oskar ® 224, 272 Koller-Pinell, Broncia ® 287, 335 König, Friedrich ® 205 Kubin, Alfred ® 211, 270, 271, 323 Laske, Oskar ® 347, 372, 374 Lerch, Franz ® 364 Mahringer, Anton ® 331, 332 Merkel, Georg ® 302, 303 Moldovan, Kurt ® 373 Moll, Carl ® 203, 227, 231 Moser, Koloman ® 214, 350–353 Mucha, Alfons ® 212, 354 Mulley, Oskar ® 284 Music, Zoran ® 301 Neuschul, Ernest ® 286 Nikodem, Artur ® 280 Nolde, Emil ® 278 Oppenheimer, Max ® 294, 295 Orlik, Emil ® 215 Osen, Erwin Dominik ® 217 Picasso, Pablo ® 320, 321, 324 Poliakoff, Serge ® 273, 274 Putz, Leo ® 228 Rheinfelder-Anspach, Friedrich ® 206 Rieger, August ® 368 Rothaug, Alexander ® 290 Schatz, Otto Rudolf ® 346 Schiele, Egon ® 208, 218–221 Scholz, Werner ® 344, 345 Stark, Karl ® 296–298, 365, 366 Thöny, Wilhelm ® 313, 370 Tischler, Victor ® 291, 315
Truppe, Karl ® 292 Tyshler, Alexander Grigorievich ® 314 Walde, Alfons ® 285, 362, 369 Walter-Kurau, Johann ® 312 Weber-Tyrol, Hans Josef ® 360, 363 Weiler, Max ® 279 Wotruba, Fritz ® 359 Zoff, Alfred ® 293 Zülow, Franz von ® 375
Auktionsbedingungen Auszug aus der Geschäftsordnung Den Wortlaut der gesamten Geschäftsordnung können Sie unserer Webseite www.imkinsky.com entnehmen. Auf Wunsch senden wir Ihnen die Geschäftsordnung auch zu. • Geschäftsordnung: Die Auktion wird nach den Bestimmungen der Geschäftsordnung der Auktionshaus im Kinsky GmbH durchgeführt. Die Geschäftsordnung liegt im Auktionshaus zur Einsicht auf, kann von jedermann per Post oder e-mail (office@imkinsky.com) angefordert werden und ist im Internet unter www.imkinsky.com abrufbar. • Schätzpreise: In den Katalogen sind untere und obere Schätzwerte angegeben. Sie stellen die Meist boterwartungen der zuständigen Experten dar. • Mindestverkaufspreise (Limits): Oft beauftragen Verkäufer das Auktionshaus, die ihnen gehörenden Kunstwerke nicht unter bestimmten (Mindest-)Verkaufspreisen zuzuschlagen. Diese Preise (= „Limits“) entsprechen meist den in den Katalogen angegebenen unteren Schätzwerten, sie können aber fallweise auch darüber liegen. • Echtheitsgarantie: Die Schätzung, fachliche Bestimmung und Beschreibung der Kunst objekte erfolgt durch Experten des Auktions hauses. Das Auktionshaus steht auf die Dauer von drei Jahren gegenüber dem Käufer für die Echtheit, und somit auch dafür ein, dass ein Kunstobjekt tatsächlich von dem im Katalog genannten Künstler stammt. • Katalogangaben: Angaben über Technik, Signatur, Material, Zustand, Provenienz, Epoche der Entstehung usw. beruhen auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen, welche die Experten ausgeforscht haben. Das Auktionshaus leistet jedoch für die Richtigkeit dieser Angaben keine Gewähr.
• Versicherung: Die Kunstobjekte sind versichert. Versicherungswert ist das Mittel aus unterem und oberem Schätzwert. Die Haftung des Auktionshauses besteht bis zu dem auf die Auktion folgenden 8. Tag. Danach ist ein Kunst objekt nur versichert, wenn der Käufer mit der Zahlung und Abholung nicht im Verzug ist. • Ausrufpreis und Zuschlag: Der Ausrufpreis wird vom Auktionator festgesetzt. Gesteigert wird um ca. 10 % des Ausrufpreises bzw. des letzten Gebotes. Den Zuschlag erhält der Meistbietende, sofern der Mindestverkaufspreis erreicht ist. Der Käufer hat den Kaufpreis binnen 8 Tagen nach dem Zuschlag zu bezahlen. • Kaufpreis: Bei Kunstobjekten, die der Differenzbesteuerung unterliegen, besteht der Kaufpreis aus dem Meistbot zuzüglich der Käuferprovision von 26 %. Bei Kunstobjekten, die der Normalbesteuerung (mit ▲ gekennzeichnet) unterliegen, besteht der Kaufpreis aus dem Meistbot zuzüglich der Käuferprovision von 22 % und zuzüglich der Umsatzsteuer (13 % bei Bildern, 20 % bei Antiquitäten). Bei 300.000 übersteigenden Meistboten beträgt die Provision für den übersteigenden Betrag 17 % (Differenzbesteuerung) bzw. 14 % (Normalbesteuerung). • Folgerecht: Bei Kunstobjekten, die im Katalog mit einem * gekennzeichnet sind, wird zusätzlich zum Kaufpreis die Folgerechtsabgabe verrechnet. Sie beträgt 4 % von den ersten 50.000 des Meistbotes, 3 % von den weiteren 150.000, 1 % von den weiteren 150.000 und 0,25 % von
allen weiteren, also 500.000 übersteigenden Meistboten, jedoch insgesamt nicht mehr als 12,500. Bei Meistboten von weniger als 2.500 entfällt die Folgerechtsabgabe. • Kaufaufträge: Interessenten können auch schriftliche Kaufaufträge abgeben oder telefonisch mitbieten oder den Sensal mit dem Mitbieten beauftragen. Dafür muss dem Auktionshaus zeitgerecht das unterfertigte, dem Katalog beiliegende Kaufauftragsformular übersandt worden sein. • Telefonische Gebote: Das Auktionshaus wird unter der ihm bekanntgegebenen Nummer eine Verbindung herzustellen trachten. Für das Zustandekommen einer Verbindung übernimmt das Auktionshaus keine Haftung. • Online Bidding: Interessenten können an Auktionen auch über das Internet teilnehmen. Die Bestimmungen über die unmittelbare Teilnahme an Auktionsveranstaltungen gelten hierfür sinngemäß. Für das Zustandekommen einer Internetverbindung übernimmt das Auktionshaus keine Haftung. • Erfüllungsort für den zwischen dem Auktions haus und dem Käufer zustande gekommenen Vertrag ist der Sitz des Auktionshauses. • Gerichtsstand, Rechtswahl: Die zwischen allen an der Auktion Beteiligten bestehenden Rechtsbeziehungen unterliegen österreichischem materiellem Recht. Als Gerichtsstand wird das für den 1. Wiener Gemeindebezirk örtlich zuständige Gericht vereinbart.
Conditions of Sale Extract from the rules of procedure The wording of the complete rules of procedure can be viewed on our website www.imkinsky.com. By request we will also send the rules of procedure to you. • Rules of Business. Auctions are conducted according to our conditions of sale. The rules of business are available at the Auction House, and can be requested by post or email (office@ imkinsky.com), they can also be called up on the internet under www.imkinsky.com. • Estimates: In the catalogues the lower and upper estimated values are indicated and represent the approximate bid expectations of the responsible experts. • Reserves (Limits): Sellers quite often appoint the auction house, not to sell their objects beneath certain price. These prices (= reserve/limit) usually match the lower estimate, but in special situations can also surpass them. • Guarantee of Authenticity: The valuation, as well as technical classification and description of the art objects is carried out by the specialists of Auktionshaus im Kinsky. Auktionshaus im Kinsky guarantees the purchaser the authenticity for three years – i.e. that the authorship of the art object is as set out in the catalogue. • Catalogue Descriptions: Catalogue information concerning techniques, signatures, materials, condition, provenance, period of origin or manufacture etc. are based on the current knowledge determined by the experts. Auktionshaus im Kinsky does not warrant for the correctness of these descriptions.
• Insurance: All art objects are insured. The insurance value is the arithmetic average of the two estimates. The responsibility of the Auction House lasts until the eighth day after the auction. After that, each art object is only insured if the purchaser is not in delay. • Starting price & Hammer price: The starting price is determined by the auctioneer. The bidding rises in approximate increments of 10% from the last bid. The highest bidder acknowledged by the auctioneer will be the purchaser as long as it has reached the minimum price (reserve). • Buyer’s Premium: For art objects which require ‘difference’ taxation the purchase price consist of the hammer price plus the sales commission of 26%. For art objects which require ‘normal’ taxation (marked with ▲), the price consists of the hammer price plus commission of 22%, plus VAT (13% for paintings, 20% for antiques). For hammer price in excess of 300,000 we will charge a commission of 17% (margin taxation) or 14% (normal taxation) for the exceeding amount. • Droit de suite: Objects marked with an asterisk * in the catalogue are subject to droit de suite in addition to the purchase price. Droit de suite is calculated as a percentage of the highest bid as follows: 4% of the first 50,000, 3% of the next 150,000, 1% of the next 150,000, and
0.25% of the remaining amount (i.e. over 500,000), but not exceeding a total sum of 12,500. Droit de suite does not apply to highest bids below 2,500. • Absentee bids: Clients can also submit written absentee bids or bid themselves over the phone, or give an order to the broker. To do so Auktionshaus im Kinsky must have received signed order forms (available in the catalogues), in due time. • Telephone bids: We will do our best to establish a telephone link, but we cannot warrant for such a telephone connection. • Online Bidding: Interested parties can participate in the auction also via the Internet. Bidders are subject to the terms and conditions of sale for bidding in person. Auktionshaus im Kinsky assumes no liability for any breakdown or loss of the Internet connection. • Governing Law and jurisdiction: The site for the dealings between Auktionshaus im Kinsky and the purchaser is the address of Auktionshaus im Kinsky. All legal dealings or conflicts between persons involved in the auctions are governed by Austrian Law, place of jurisdiction shall be the Courts for the First District of Vienna.
Geschäftsführung
Sensal
Service
Michael Kovacek Geschäftsführung
Monika Uzman T +43 1 532 42 00-22 Außerhalb der Öffnungszeiten: M +43 664 421 34 59 monika.uzman@gmail.com Sensalin
Mag. Claudia Schneidhofer T +43 1 532 42 00-31 schneidhofer@imkinsky.com Assistenz der Geschäftsführung Rechnungswesen
Dr. Ernst Ploil Geschäftsführung
Barbara Passauer T +43 1 532 42 00-16 passauer@imkinsky.com Buchhaltung
ExpertInnen Michael Kovacek Gerichtssachverständiger für Möbel, Glas und Volkskunst, Silber 16.–19. Jh., Gemälde, Aquarelle, Zeichnungen 19. und 20. Jh. T +43 1 532 42 00 Antiquitäten, Alte Meister, Gemälde 19./20. Jh.
Mag. Claudia Mörth-Gasser T +43 1 532 42 00-14 moerth-gasser@imkinsky.com Klassische Moderne (CMG) Mag. Astrid Pfeiffer T +43 1 532 42 00-13 pfeiffer@imkinsky.com Zeitgenössische Kunst (AP)
Prof. Peter Baum M +43 676 351 66 59 Kunst 20. Jh.
Dr. Ernst Ploil Gerichtssachverständiger für Möbel, Kunsthandwerk und sonstige Erzeugnisse des Jugendstils T +43 1 532 42 00 Jugendstil, Design
Mag. Kareen M. Schmid T +43 1 532 42 00-20 schmid@imkinsky.com Alte Meister (KS)
Dr. Hansjörg Krug T +43 1 512 18 01 Alte Grafik, Zeichnungen und Bücher
Mag. Monika Schweighofer T +43 1 532 42 00-10 schweighofer@imkinsky.com Gemälde 19./20. Jh. (MS)
Mag. Roswitha Holly T +43 1 532 42 00-19 holly@imkinsky.com Antiquitäten, Jugendstil, Design (RH)
Expertenassistenz Eva Gruber-Letz, BA MA T +43 1 532 42 00-15 gruber-letz@imkinsky.com Antiquitäten, Jugendstil, Design (EGL) Anja Wolf T +43 1 532 42 00-66 wolf@imkinsky.com Antiquitäten, Jugendstil, Design (AW) Timea Pinter, MA T +43 1 532 42 00-41 pinter@imkinsky.com Zeitgenössische Kunst (TP) Barbara Berger, BA T +43 1 532 42 00-28 berger@imkinsky.com Alte Meister, Gemälde 19./20. Jh. (BB) Anna K. Erdkamp T +43 1 532 42 00-43 erdkamp@imkinsky.com Klassische Moderne (AKE)
Logistik
Julia Obruca T +43 1 532 42 00 obruca@imkinsky.com Marketing
Barbara Haas T +43 1 532 42 00-21 haas@imkinsky.com Veranstaltungen & Website
Heidi Hofmann T +43 1 532 42 00 hofmann@imkinsky.com Kundenbetreuung
Robert Mayr T +43 1 532 42 00-18 r.mayr@imkinsky.com Logistik
Thomas Cerny T +43 1 532 42 00-36 cerny@imkinsky.com Logistik
Repräsentanz – Expertinnen Steiermark & Kärnten
Westösterreich & Südtirol
Mag. Elisabeth Skofitsch-Haas M +43 676 450 67 50 skofitsch@imkinsky.com im Kinsky Graz A-8010 Graz, Kaiser Josef Platz 5/ Eingang Ecke Mandellstrasse Alle Sparten (ESH)
Dr. Marianne Hussl-Hörmann T +43 1 532 42 00-27 M +43 699 172 92 313 hussl-hoermann@imkinsky.com Alle Sparten (Schwerpunkte 19. Jh., Klassische Moderne), Presse, im Kinsky editionen (MHH)
„Auktionshaus im Kinsky ist Partner von Art Loss Register. Sämtliche Gegenstände in diesem Katalog, sofern sie eindeutig identifizierbar sind und einen Schätzwert von mind. EUR 5.000 haben, wurden vor der Versteigerung mit dem Datenbankbestand des Registers individuell abgeglichen.“ “Auktionshaus im Kinsky is a member of the Art Loss Register. All works in this catalogue, as far as they are uniquely identifiable and have an estimate of at least EUR 5,000 have been checked against the database of the Register prior to the auction.”
Marianne Hussl-Hörmann, mit Beiträgen von Herbert Giese, Sabine Grabner, Johann Kräftner Wien 2011, 200 Seiten, € 59,—
Gabriele Spindler, Andreas Strohhammer Wien 2012, 256 Seiten, € 69,—
Marianne Hussl-Hörmann, mit Beiträgen von Manfried und Marianne Rauchensteiner, Matthias Boeckl Wien 2013, 356 S., € 69,—
Wir suchen Werke und bitten um Hinweise für unsere nächsten Buchprojekte: Rudolf von Alt – Die AQUARELLE und Friedrich Gauermann – ÖLBILDER
Bestellung: office@imkinsky.com, T +43 1 532 42 00, www.imkinsky.com
Ernst Ploil Wien 2014, 195 S., € 69,—
Michael Krapf Wien 2014, 326 S., € 39,90,—
Andrea Winklbauer, unter Mitarbeit von Marianne Hussl-Hörmann Wien 2016, 304 S., € 69,—
Bitte kontaktieren Sie: Dr. Marianne Hussl-Hörmann, hussl-hoermann@imkinsky.com T +43 1 532 42 00-27, M +43 699 172 92 313
Gebühren für Käufer Käuferprovision bei Differenzbesteuerung
bis 300.000,– 26 % vom Meistbot, für den 300.000,– übersteigenden Betrag 17 % vom Meistbot. Im Aufgeld ist eine 20 %ige Umsatzsteuer enthalten.
bei Normalbesteuerung (mit ▲ gekennzeichnet)
bis 300.000,– 22 % vom Meistbot, für den 300.000,– überschreitenden Betrag 14 % vom Meistbot. zuzüglich 13 % USt bei Gemälden bzw. 20 % USt bei Antiquitäten
Käuferprovision nach der Auktion Bei Verkäufen unter dem Mindestverkaufspreis beträgt die Käuferprovision 30 % des Meistbotes. Lagerkosten für gekaufte aber nicht abgeholte Kunstwerke Diese werden vier Wochen nach der Auktion bei Speditionen eingelagert. Die dafür anfallenden Kosten trägt der Käufer.
Verzugszinsen 12 % p.A. des Meistbotes* (ab dem 8. Tag nach der Auktion)
Versicherung Keine Kosten bis 8 Tage (für aus ländische Käufer bis 30 Tage) nach der Auktion. Danach pro Monat 1 % des Kaufpreises*.
Folgerecht Im Kinsky hebt das Folgerecht für Künstler und ihre Erben ab einem Meistbot von 2.500,– ein. Höhe: bis 50.000,– Meistbot: 4 %, von weiteren 150.000,– Meistbot: 3 %, von weiteren 150.000,–: 1 %, von weiteren 150.000,–: 0,5 %, darüber 0,25 %, insgesamt maximal 12.500,–. * Verrechnung ab dem 8. Tag nach der Auktion für Inländer, ab dem 31. Tag für Ausländer. Die Verpackung, Versendung und Versicherung ersteigerter Objekte erfolgt nur auf Anweisung des Käufers und auf seine Kosten und Gefahr.
Gebühren für Verkäufer Verkäuferprovision bei einem Mindestverkaufspreis bis 4.900,– 25 % ab 5.000,– 15 % (inkl. USt) bei teureren Kunstobjekten jeweils nach Vereinbarung
Versicherung Keine Kosten ab der Übernahme bis fünf Wochen nach der Auktion. Unverkaufte Objekte versichern wir nur auf Anweisung; pro Monat vom Mindestverkaufspreis 1 % (zuzüglich 20 % Ust.) des Limits
Katalogkostenbeiträge für Abbildungen Mindestpreis 100,– für halbe Seite 200,– für ganzseitige Abbildung 300,– für doppelseitige Abbildung 600,– für Klappe 900,–
Lagerkosten für unverkaufte Kunstwerke In der Auktion unverkaufte Objekte bleiben vier Wochen im Nachverkauf. Zwei Wochen danach werden diese an Speditionen ausgelagert. Die dafür anfallenden Kosten trägt der Verkäufer.
Schätzungskosten
Katalogabonnement Sensalgebühr
1 % vom Schätzpreis, zuzüglich 20 % USt mindestens 250,–
Jahres-Gesamt-Abonnement (inkl. Versandkosten): Österreich 115,– Europa 130,– Übersee 200,–
The full English text can be found on our website www.imkinsky.com
Transportkosten, -versicherung Nach dem tatsächlichem Aufwand. Eine Transportversicherung erfolgt nur auf ausdrückliche Anweisung! Vorschusszinsen 12 % p.A.
1,2 % vom Meistbot
Auktionsablauf 120. Kunstauktion Dienstag, 5. & Mittwoch, 6. Dezember 2017 Dienstag, 5. Dezember 2017 16 Uhr: Jugendstil & Design 18 Uhr: Klassische Moderne Mittwoch, 6. Dezember 2017 16 Uhr: Zeitgenössische Kunst Teil 1 18 Uhr: Zeitgenössische Kunst Teil 2
Auktionsvorschau 121. Kunstauktion Antiquitäten, Alte Meister, Gemälde des 19. & 20. Jahrhunderts, Klassische Moderne, Zeitgenössische Kunst, Jugendstil & Design 20. & 21. Februar 2018 Annahmeschluss für die Auktion ist der 15. 1. 2018
Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Auktionshaus im Kinsky GmbH, Palais Kinsky, 1010 Wien, Freyung 4 Firmenbuch FN 34302 w Handelsgericht Wien, UID Nr. ATU 37293905 Für den Inhalt verantwortlich: Michael Kovacek und Dr. Ernst Ploil, 1010 Wien, Freyung 4 T +43 1 532 42 00, F +43 1 532 42 00-9, office@imkinsky.com Digitalfotografie, Satz, Druck, Bindung: Grasl FairPrint A-2540 Bad Vöslau, Druckhausstraße 1, Tel. +43/2252/402-0, print@grasl.eu www.grasl.eu Foto Experten, Service: Teresa Zötl, Detailsinn Fotowerkstatt, Wien Grafik Design: Alexander Rendi, Wien, Mitarbeit Eugen Lejeune, Wien
Private Sale
Wir übernehmen hochwertige Kunstwerke aller Sparten: Alte Meister, Bilder des 19. Jh., Klassische Moderne, Zeitgenössische Kunst, Antiquitäten und Jugendstil zur privaten Vermittlung oder für unsere Auktionen Wenden Sie sich bitte direkt an die Geschäftsführer Michael Kovacek (miko@imkinsky.com, T +43 1 532 42 00, M +43 664 240 48 26) und Ernst Ploil (office@pkpart.at, T +43 1 532 42 00).
Diskret Kunst kaufen & verkaufen im Kinsky.
Wir bieten Ihnen profunde Beratung professionelle Schätzung absolute Diskretion Besichtigen Sie unseren Private Sale gegen Voranmeldung oder vereinbaren Sie einen Termin zur Einbringung. Kontakt: privatesale@imkinsky.com, T +43 1 532 42 00. Sie kÜnnen sich auch gerne an die jeweilige Sparten-Expertin wenden.
Online Bidding im Kinsky Sie können auch online bei unserer Auktion mitbieten. Bitte beachten Sie: Wenn zwei gleich hohe Gebote vorliegen, hat das Online-Gebot Vorrang. Liegen mehrere Gebote in gleicher Höhe vor, so erhalten die Gebote in nachstehender Reihenfolge Vorrang: 1. Online-Gebote 2. Gebote der Sensalin 3. Schriftliche Gebote 4. Gebote im Saal / telefonische Gebote
Vor der Auktion, damit Sie online mitbieten können: 1. Registrieren Sie sich unter dem Link https://online.imkinsky.com und klicken Sie auf Ich möchte LIVE mitbieten. 2. Nach erfolgreicher Registrierung erhalten Sie eine generierte Bestätigungsmail. 3. Nach Überprüfung Ihrer Daten nehmen wir Kontakt mit Ihnen auf. Das Einloggen ist erst nach Bearbeitung des Auktionshauses möglich! Wenn Sie ein Neukunde bei uns sind, schicken Sie uns bitte eine Kopie Ihres Lichtbildausweises an office@imkinsky.com oder faxen diese an F +43 1 532 42 00-9. Sie können die Auktion auch mitverfolgen, ohne mitzubieten. Setzen Sie dafür kein Häkchen bei Ich möchte LIVE mitbieten.
Während der Auktion mitbieten: 1. Loggen Sie sich mit Ihrem Benutzernamen und Passwort auf https://online.imkinsky.com ein.
Um bei der Auktion mitbieten zu dürfen, müssen Sie als Bieter vom Auktionshaus im Kinsky akzeptiert worden sein.
Haben Sie bei der Registrierung die Checkbox Ich möchte LIVE mitbieten nicht angeklickt, können Sie das bis 12 Uhr am Tag der Auktion nachholen: Klicken Sie dazu auf dem Willkommensbildschirm nach dem Login auf den Link Um während der Auktion online mitzubieten, klicken Sie bitte HIER.
2. Um die Auktion live mitzuverfolgen, (egal, ob Sie mitbieten oder nur zusehen möchten) klicken Sie einfach auf den Link » HIER GEHT’S ZUR AUKTION auf dem Willkommensbildschirm nach dem Login oder auf den Menüpunkt Auktion / ONLINE AUKTION. 3. In dieser Ansicht wird das erste Los ca. 30 Minuten vor Auktionsstart sichtbar sein. Der Videostream aus dem Auktionssaal wird ca. 15 Minuten vor Auktionsstart sichtbar sein. 4. Sobald ein schwarzer Button in der Mitte des Bildschirms angezeigt wird, können Sie mitbieten. Bitte beachten Sie: Klicken Sie darauf, geben Sie automatisch ein verbindliches Angebot für das Objekt ab.
Viel Erfolg!
The full English text can be found on our website www.imkinsky.com
Klassische Moderne Für unsere Frühjahrs-Auktionen suchen wir hochwertige Kunstwerke. Wir freuen uns auf Ihre Einlieferung! Senden Sie uns bitte vorab ein Foto und vereinbaren Sie einen Termin! Beratung kostenfrei & unverbindlich: Mag. Claudia Mörth-Gasser T +43 1 532 42 00-14 moerth-gasser@imkinsky.com
Egon Schiele Häuser in Krumau (Detail), 1917
verkauft um € 340.200
Franz Hofstötter, Große Vase, Joh. Lötz Witwe, Klostermühle, 1900, H. 34,8 cm, Kat. Nr. 20, € 25.000–50.000
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Jugendstil & Design der 120. Auktion Dienstag, 5. 12. 2017, 16 Uhr
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Baltasar Lobo *, Jeune fille assise, mains croisées, 1976, Weißer Marmor aus Mijas, Spanien; Unikat, 62 x 35 x 28 cm, Kat. Nr. 649, € 50.000–100.000
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Zeitgenössische Kunst Teil 1 + 2 der 120. Auktion Mittwoch, 6. 12. 2017, 16 Uhr + 18 Uhr
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Herbert Boeckl * Steinbruch bei Tรถschling (Detail), 1928 Kat. Nr. 330
Werner Berg * Die Winternacht (Detail), 1935 Kat. Nr. 232
Auktionshaus im Kinsky GmbH Palais Kinsky, Freyung 4, A-1010 Wien, T +43 1 532 42 00 office@imkinsky.com, www.imkinsky.com
120. Kunstauktion Klassische Moderne Dienstag, 5. 12. 2017, 18 Uhr 120. Kunstauktion Klassische Moderne Dienstag, 5. 12. 2017, 18 Uhr
Oskar Kokoschka*, Mädchenakt mit umgehängtem Mantel (Detail), 1907, Bleistift, Aquarell auf Papier, 45,4 x 31,6 cm, Kat. Nr. 224, € 100.000–200.000
120. Kunstauktion, 5. Dezember 2017 Klassische Moderne
Werner Berg*, Bei Gewitter unterwegs (Detail), 1977, Öl auf Leinwand, 45 x 75 cm, Kat. Nr. 355 € 90.000–180.000