SLAPSHOT Nr. 2 – Oktober/November 2013

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Das Hockey-Magazin der Schweiz

CHF 7.50 • Oktober/November 2013 • Nr. 2 • Saison 2013/2014

Ryan Gardner:

Der stille SCB-Riese Gottéron-Mythos: Die Linie PlüssBykow-Sprunger

Lugano-Urgestein: Zu Gast bei Nati-Star Julien Vauclair

Basel-Star: Der steinige Weg des Michel Riesen


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Byron ritchie und der neue Peugeot 308 Peugeot und der SCB sind seit über 20 Jahren ein Team. Beide verbinden ausgefeilte Technik und pure Leidenschaft – für ein Spiel voller Kraft und Dynamik . Wir wünschen dem Club und all seinen Fans eine erfolgreiche Saison und freuen uns auf spannende Spiele.


Face Off Wie sich die Zeiten ändern

Im Herbst 1997 rückte Michel Riesen in Edmonton ins NHL-Camp ein. Ich war zu dieser Zeit Chefreporter beim «BLICK». Ein Schweizer in einem NHLTrainingscamp! In mehreren Sitzungen entwarfen wir die Strategie für eine angemessene Berichterstattung über dieses sporthistorische Ereignis. Eine grosse Sache! Ich flog mit dem legendären Fotografen Erwin W. Wyrsch nach Edmonton. Wir berichteten tagelang in Wort und Bild. Einen nostalgischen Rückblick auf diese Zeiten finden Sie auf Seite 66. Im Herbst 2013 sind mehr als 15 Schweizer in NHL-Camps eingerückt. Sie sorgen höchstens noch für Kurzmeldungen, die im täglichen Mahlstrohm der News kaum noch beachtet werden. «Tempora mutantur, nos et mutamur in illis». Aber die Zeiten (und wir) haben sich nicht nur sportlich geändert. Wenn ich in den 1980er-

Jahren von einer NHL-Reise zurückkehrte und erzählte, dass es in den NHL-Stadien Logen gebe und dort werde Speis und Trank serviert, so lauschte man meinen Erzählungen wie im Mittelalter den Schilderungen eines alten Seemannes, der von fernen, sagenhaften, goldenen und von Ungeheuern bewohnten Ländern erzählte. Logen in einem Hockeystadion? Einfach unvorstellbar bei uns. Man konnte ja froh sein, wenn man irgendwo eine Wurst bekam. Und für Interviews verzogen wir uns ins rauchige Hinterzimmer einer Beiz in der Nähe des Stadions. Und nun führten wir das Interview mit SCB-Stürmer Ryan Gardner (ab Seite 12) in einer luxuriösen Loge hoch über dem Eisfeld im Berner Hockeytempel. In einer Umgebung akurat wie in einem NHL-Palast. Die Schweizer haben nicht nur die NHL erobert – inzwischen ist die NHL sozusagen zu uns gekommen, und wir haben zumindest in einigen Klubs Strukturen wie in der NHL. Die Zeiten haben sich wahrlich l geändert.

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Klaus Zaugg SLAPSHOT-Autor

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«Tempora mutantur, nos et mutamur in illis» («Die Zeiten ändern sich und wir ändern uns in ihnen»). An diesen lateinischen Spruch musste ich in diesem Herbst gleich mehrmals denken.

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Inhalt Preis: cHF 18.– HC AmbrìPiotta SC Bern EHC Biel HC Davos

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FribourgGottéron HC GenfServette Kloten Flyers Lausanne HC

Das Interview SC Bern: Ryan Gardner – «Der Druck kommt von ganz oben, von Marc Lüthi»

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Zürich im Banne des Lichts

Hockey-Guide 2013/2014

H

SnapShot

HC Lugano

SLAPSHOT Hockey-Guide

Lakers ZSC Lions EV Zug NL B Refs Spiele Nati

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AuslandSchweizer Spengler Cup Statistiken Hockey Awards

Der SLAPSHOT Hockey Guide 2013/2014 im Handel erhältlich. Das 210-Seiten-starke Nachschlagewerk ist für jeden Eishockeyfan ein Muss. Erhältlich ist es für 18 Franken am Kiosk, es kann aber auch per Email an abo@slapshot.ch bestellt werden.

NHL

klaus ZauGG

NL A: Die neuen «Schlüsselspieler» Gottéron: Sprunger, Bykow, Plüss – Ein Stück Gottéron-Kultur 18 HC Davos: Sandro Rizzi – Die finale Herausforderung 26 Servette-Genf: Matt Lombardi – Vom Karussell abgeworfen 30 ZSC Lions: Marc-André Bergeron – Eis und Benzin im Blut 34 EHC Biel: Raphael Herburger – Traumdestination Schweiz 44 Lakers: Harry Rogenmoser – «Es hat an meinem Ego gekratzt» 46 EV Zug: Kyle Wellwood – Wellwood und die speziellen Gene 48 Kloten Flyers: Peter Mueller – Das lächelnde Gesicht von Kloten 52

Persönlich HC Lugano: Julien Vauclair – Zu Gast beim ewigen Luganesen

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NL B EHC Basel: Michel Riesen – Unverstanden auf der Suche nach dem Glück 62

Zwei Klubs – ein Fanshop Der SC Bern und YB – das sind zwei Stadtberner Klubs, deren Heimstätten nur wenige Meter trennen. Trotzdem sind die Berührungspunkte nicht so zahlreich, wie man annehmen könnte. Das hat sich nun geändert: Am 3. Oktober hat die Adcom Motion AG, offizieller Merchandising-Partner beider Klubs, in der Berner Innenstadt, an der Aarbergergasse 63, einen gemeinsamen Fanshop eröffnet. Im Bärn-Fanshop findet der Berner Hockey- und Fussball-Anhänger auf rund 60 Quadratmetern alles, was das FanHerz begehrt. Dem noch nicht genug, soll der Shop auch eine allgemeine Berner Ausrichtung erhalten. Adcom hat ein Bärn-Merchandising-Konzept in Planung, dass die Marke Bern stärken soll. Damit sollen auch Touristen oder Heimweh-Berner angesprochen werden. Von diesem Konzept profitieren könnten auch andere kleine Stadtklubs, die damit ihre Fanartikel verkaufen könnten, ohne ein grosses eigenes l Sortiment kreieren zu müssen.

Reports Einst und jetzt... : Reto von Arx 29 Zauggs Red Line: Ein Olympia-Team ohne Mark Streit? 43 Swiss Ice Hockey Day: Stars von heute und Helden von morgen 60 History: Schweizer NHL-Pioniere – Wie aus Schweden Schweizer wurden 66 Swiss Ice Hockey Awards: Im Zeichen der Nationalmannschaft 68 Der Willi-Fan: Peter «vobi» von Ballmoos – Zugfahren für die Nationalmannschaft 72 Vor der Karriere: Noah Rod – Der Brecher 75 Nach der Karriere: Patrizio Morger – Nur mit dem Titel hat es nicht geklappt 76

Overtime Das Comeback für die zweite Karriere

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Glücklich, wer verlängern kann Die erste Entlassung der Saison trifft nicht einen Trainer, sondern einen Goalie: Der Kanadier Brian Boucher, den der EV Zug übergangsweise geholt hatte (weil Tobias Stephan erst ab 2014/2015 unter Vertag genommen werden kann), wurde bereits nach vier Spielen kaltgestellt und durch den Finnen Eero Kilpeläinen ersetzt. Damit ist eine Ausländerlizenz bereits im Semptember verschleudert worden. Der Fall zeigt auch, wie begrenzt der Markt für gute Schweizer Goalies ist. Glücklich, wer die Schlussmannfrage früh klären kann. Wie etwa FribourgGottéron: Die Saanestädter konnten ihren Vertrag mit Benjamin Conz (22) vorzeitig bis 2018 verlängern. Auch der SCB hat sich abgesichert: Marco Bührer (33) wird nun bis 2016 in Bern bleiben. l

Titelbild Ryan Gardner (35) ist einer der stillen Helden unseres Eishockeys. Der Riese mit seinem ganz eigenen englisch-walliserdeutschen Akzent hat drei Titel mit drei verschiedenen Teams (Lugano, ZSC, SCB), die Champions Hockey League, den Victoria Cup und WM-Silber gewonnen. Er hat dabei offensiv (seit 2007 immer mehr als 40 Punkte pro Saison), wie defensiv geglänzt. Und trotzdem hat man ihn nie als den grossen Star wahrgenommen, der eigentlich wäre. Wieso eigentlich? Die Antwort ist einfach: Gardner ist einer der teamdienlichsten Akteure unserer Liga. Im grossen Interview dieser Ausgabe (ab S. 12) lassen wir den SCB-Center nun angemessen zu Wort kommen. Foto: Pius Koller


SLAPShots Tampa Bay: Vermin statt Suri In der letzten Ausgabe haben wir uns an dieser Stelle über die Vertragsunterschrift von ZSCStürmer Ronalds Kenins (22) bei den Vancouver Canucks gefreut, dieses Mal gratulieren wir dem jungen SCB-Talent Joël Vermin. Der 21-Jährige Flügel hat im Spetmeber bei den Tampa Bay Lightning, die ihn in diesem Sommer in der siebten Runde gedraftet hatten, einen Entry-LevelVertrag (Zweiwegkontrakt) über drei Jahre unterschrieben. Wie Kenins wurde Vermin sofort wieder an seinen aktuellen Klub ausgeliehen, wie Kenins wird Vermin erst in der nächsten Saison zu seiner Franchise stossen. Damit konnte Tampa Bay zumindest einen Schweizer Wunschspieler verpflichten. Das Engagement von EVZ-Stürmer Reto Suri, den man ebenfalls per 2014/2015 verpflichten wollte, scheiterte, weil dieser keine NHL-Ausstiegsklausel im Vertrag hat. Dass Suri nächste Saison trotzdem in Nordamerika spielen wird, gilt indessen als sehr wahrscheinlich. l

Gewinne 4 x 2 Tickets für’s Tessiner Derby! vs. MINI Switzerland, Hauptsponsor und offizieller Fahrzeugpartner des HC AmbrìPiotta, verlost 4 x 2 Sitzplatz-Tickets für das Tessiner Derby am Montag, 18. November 2013. Damit du das original MINI Gokart-Feeling hautnah erleben kannst, stellt dir MINI ein Fahrzeug für die An- und Rückreise nach Ambrì zur Verfügung. Sende bis zum Donnerstag, 31. Oktober 2013 eine E-Mail mit dem Vermerk «Tessiner Derby/MINI» an ims@ims-sport.ch und hinterlass deinen Namen, deine Adresse und dein Geburtsdatum. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Viel Glück! HC Ambrì-Piotta – powered by MINI.

Servette gewinnt Business-Award Nach dem Cup ein Europa-Cup? Einen Pokal hat Chris McSorley mit seinem Team Trainingsbetrieb verwendet werden. Servette hat im auf dem Eis noch nicht gewinnen können. Umso Rennen um diesen Award den Schweizer Apothekenmehr dürfte es ihn gefreut haben, dass seine Organi- verband pharmaSuisse und den Versicherer Swiss Life l saton nun für die Arbeit neben dem Eis ausgezeich- hinter sich lassen können. net wurde. Ausgerechnet im Zürcher Hallenstadion durfte er am 19. September zusammen mit CEO Christoph Stucki für Servette-Genf den Swisscom Business Award in der Kategorie «Effizient zusammenarbeiten» entgegen nehmen. Grund dafür ist der Einsatz modernster Informations- und Kommunikationstechnologie, die gemäss der Jury in der Hockeywelt einmalig ist. Dank dem sog. Managed Collaboration White Board Service können auf einem digitalen Flipchart Spiele analysiert werden. Gespeicherte Sequenzen können so in einer Cloud gespeichert werden und von den Trainern und Spielern etwa Servette-Trainer Chris McSorley (l.) und CEO Christoph Stucki (r.) strahlen via Ipad abgerufen und auch im mit Moderatorin und Ex-Miss-Schweiz Christa Rigozzi um die Wette.

Nicht lange ist es her, als sich die Hockeyfans über die Meldung freuen durften, dass in der kommenden Saison der Schweizer Cup wieder eingeführt wird. Vielleicht könnten sie sich gleich noch in den Genuss eines zweiten neuen Klubwettbewerbs kommen: Unter dem Arbeitstitel European Club Competition (ECC) soll ebenfalls 2014/2015, parallel zu den nationalen Meisterschaften, ein Europacup lanciert werden. Das Fundament der ECC soll eine AG mit einem Kapital von 3,3 Millionen Euro bilden, an der die Gründungsklubs aus sechs verschieden Ländern (SWE, FIN, CZE, DE, AUT, CH) 63, die IIHF 12 und die jeweiligen nationalen Ligen 25% der Aktien halten. Zu Beginn sollen 40 Teams in zehn Gruppen spielen, wobei die 32 Mannschaften der derzeitigen European Trophy gesetzt sind. In der Schweiz handelt es sich hierbei um den SCB, den ZSC, Gottéron und den EVZ. Die Klubs der National League stehen dem Projekt positiv gegenüber, erwarten aber, dass noch ein fünfter Schweizer Vertreter teilnehmen darf. l

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...für Hockeyfans

Die «heissesten» Vorsaison-Themen

Jonas Hiller ging

Zu diskutieren gab es das eine VorsaisonSpiel, den anderen Transfer, Verletzungen, die Wiedereinführung des Schweizer Cups oder die Verabschiedung der Lugano-Legende Petteri Nummelin. Für viel Gesprächsstoff sorgte ein Spieler, der auch auf dem Eis selten unauffällig ist. Der beste Schweizer Stürmer der Gegenwart, Damien Brunner, war vor Saisonbeginn in der NL A und vor dem Start der Trainingslager in der NHL immer noch ohne Arbeitgeber. Der 27-Jährige ist einer der polarisiert. Unschweizerisch forsch, etwas eigensinnig und nicht auf den Mund hockend hat er sich in Zug zum Topscorer der NL A hinaufgearbeitet und dabei vor allem bei Fans anderer Clubs polarisiert. Nach seinem Wechsel nach Nordamerika ging seine Erfolgsgeschichte zunächst ungebremst weiter. Er war zeitweise in der ersten Sturmreihe der Detroit Red Wings, baute danach aber etwas ab. Dass er in Detroit, wo ihm im Vergleich zu manch anderem Schweizer schon fast der rote Teppich ausgelegt wurde, nicht verlängerte, stiess nicht nur in der Autostadt auf Unverständnis. Fünf Millionen Dollar über zwei Jahre sollen ihm die Red Wings geboten haben, wurde in den Medien hier und jenseits des Atlantiks spekuliert. Klar war dagegen, dass kein Deal zustande gekommen ist. Auch Wochen nach der Eröffnung des Spielermarkts blieb Brunner in Nordamerika ein «Free Agent». Eine temporäre Rückkehr in die NL A wurde zum Thema gemacht, zumal Brunner in Zug trainierte. Derweilen machten sich in der Schweizer Hockeyszene Wörter wie Überheblichkeit und Geldgier breit, das Sprichwort «Hochmut kommt vor dem Fall» machte die Runde. Nun hat das Pokerspiel doch noch ein gutes Ende genommen. Ende September unterschrieb er nach einem Professional Tryout einen Zweijahresvertrag über fünf Millionen Dollar bei den New Jersey Devils. Er selber betont, dass es ihm nie ums Geld, sondern einzig um seine persönliche Entwicklung gegangen sei. Wie dem auch sei: Damien Brunner hat mit seiner speziellen, ein wenig unschweizerischen Art und ein wenig Glück gewonnen.

Apropos Zahlen. Solche gab es auch aus der Klotener Finanzabteilung und die versetzten durchaus ins Staunen. Ein Jahr nach der Nahtod-Erfahrung der Flyers und der Rettung durch den milliardenschweren Ex-Verbandspräsident Philippe Gaydoul erwirtschafteten die Flyers ein Defizit von sage und schreibe 5,5 Millionen Franken. Jeder zweite Franken war also nicht durch Einnahmen gedeckt in der Mannschaft mit den meisten Vizeweltmeistern. Auch für die neue Saison soll es nicht besser aussehen. Zum Glück hat man einen Gaydoul. Zum Saisonstart freuten sich die Fans auch über einen Überraschungsgast in der NL B und einen bewegenden Moment. Der seit seinem Unfall in den NL B-Playoffs querschnittsgelähmte Ronny Keller ging im Rollstuhl aufs Eis beim Saisonauftakt zwischen dem HC Thurgau und dem HC La Chaux-de-Fonds. Keller bekam von seinen früheren Teamkollegen ein neues Trikot überreicht und vom Business-Club eine Ehrenmitgliedschaft auf Lebzeiten bevor er zum symbolischen Puckeinwurf zum Anspielkreis ging. Auch ein halbes Jahr nach dem verheerenden Zweikampf mit Stefan Schnyder, der am selben Tag sein Comeback in der NL B gab, hat das Schweizer Eishockey Keller l nicht vergessen.

In dieser Rubrik wird hockeyfans.ch jeweils rückblickend darüber schreiben, was vor der aktuellen SLAPSHOT-Ausgabe bei den Hockeyfans in der Schweiz am meisten zu reden gab.

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Overtime digital beim EHC Biel Das neue Stadion steht zwar noch nicht, doch in Sachen Publishing hat der EHC Biel den ersten Schritt in die Zukunft gemacht: Als erster Sportklub der Schweiz hat er auf diese Saison ein rein digitales Fan-Magazin lanciert. Die «Overtime», die zuvor gedruckt vertrieben wurde, ist im Sommer in ein multimediales eMagazin umgewandelt worden, das auf Tablets (Ipad und AndroidGeräte) konsumiert wird. Mit einem Preis von drei Franken ist die Ausgabe günstiger als die alte Print-Version, gleichzeitig bietet sie ein breiteres Lesevergnügen, da sie neben den herkömmlichen Texten auch Animationen, Audiound Video-Inhalte transportiert. Ausserdem kann das Magazin nun überall auf der Welt bezogen und via Social-Sharing weiterverbreitet l werden.


SLAPShots

g im MINI ans Maximum Jonas Hiller posiert vor einem Auto? Dieses Bild kommt uns doch bekannt vor. Richtig, der 31-jährige Goalie der Anaheim Ducks ist ein bekennender Auto-Fan und nimmt sich im Sommer gerne seiner Sammlung an – sei es mit dem Werkzeug in der Garage oder auf der Strecke hinter dem Steuer. Im Rahmen der MINI Challenge Switzerland nahm er am 31. August auf dem Rundkurs Anneau du Rhin im Elsass als Gastfahrer am Sprint-, als auch am Slalom-Rennen teil. Im MINI Cooper S belegte er zum Schluss im Slalom unter den 20 Teilnehmenden den 16. und im Sprint den 13. Platz. «Im Vergleich zu 2012, als ich nur den Slalom bestreiten durfte, konnte ich nun auch am Sprint teilnehmen, was natürlich noch weit mehr Spass machte. Ich bin gefahren, bis ich ohne Bezin stehen blieb», freut sich der NHL-Keeper. Der Tag im Elsass war allerdings nicht der schönste Tag dieses Sommers. Anfang des Monats hatte er schliesslich seine langjährige Freundin Karolina vor den Altar geführt. l

EA SPORTS – NHL 14-GAMES ZU GEWINNEN Harte Checks, echte Fights und unglaubliche Geschwindigkeit: NHL 14 vereint das Beste des Eishockeysports. Dank der neuen NHL Collision Physics Engine kann der Spieler Checks austeilen wie nie zuvor. Unterstützt von der Enforcer Engine bieten die Fights ein völlig neues «Mittendrin-Gefühl» und dank des überarbeiteten True Performance Skating und neuen Direkt Dekes können Sie jeden Gegner alt aussehen lassen.

Road to Sochi (1/4) – Calgary 88 Der lange Weg ins WM-Finale von 2013 hat am 2. Februar 1988 in Calgary begonnen. Die Schweiz besiegt Finnland, den späteren Gewinner der Silbermedaille, im Startspiel zum Olympiaturnier mit 2:1. Es ist ein Sieg mit historischen Dimensionen. Der erste Sieg gegen einen Grossen seit dem 5:1 gegen die USA am 17. März 1951 bei der WM in Paris. Das 3:2 gegen Finnland bei der WM 1972 zählen wir nicht, die Finnen zählten damals noch nicht zu den Titanen des Welthockeys. In Calgary hinterlassen die Schweizer 1988 erstmals seit 1952 (5. in Oslo) bei olympischen Spielen einen guten Eindruck. 1956, 1964, 1972 und 1976 sind ruhmlose Olympia-Expeditionen. 1960, 1968, 1980 und 1984 sind wir nicht einmal dabei. Die Schweizer verpassen zwar 1988 die Medaillenrunde (8. Schlussrang). Aber die Resultate sind beachtlich. Nach dem 2:1 gegen Finnland folgen ehrenvolle Niederlagen gegen Kanada (2:4) und Schweden (2:4), dann ein 4:1 gegen Polen und ein 9:0 gegen die Franzosen. Schliesslich geht das Spiel um Platz 7 gegen die USA 1:8 verloren. Am Schluss sind die Batterien leer. Die Schweizer wissen zwar 1988 endlich, wie sie einen «Grossen» bodigen können. Aber bis sie auch lernen, ein Turnier auf diesem Niveau durchzustehen, werden weitere 25 Jahre vergehen – bis zur Silber-WM 2013 in Stockholm. Die Olympiahelden von Calgary: Simon Schenk (Nationaltrainer); Richi Bucher, Olivier Anken, Renato Tosio (Goalies); Patrice Brasey, Urs Burkhart, Jakob Kölliker, André Künzi, Fausto Mazzoleni, Andy Ritsch, Bruno Rogger, Andreas Zehnder (Verteidiger); Gaëtan Boucher, Manuele Celio, Pietro Cunti, Jörg Eberle, Felix Hollenstein, Peter Jaks, Marc Leuenberger, Fredy Lüthi, Gil Montandon, Thomas Müller, Philipp Neuenschwander, Peter Schlagenhauf, Thomas Vrabec, Roman Wäger (Stürmer); Peter Bossert (Delegations-General).

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Im Februar 2014 spielt die Hockey-Nati in Sotschi um Olympische Meriten. SLAPSHOT-Autor Klaus Zaugg blickt in einer vierteiligen Serie auf die Schweizer Olympia-Erfahrungen der letzten 25 Jahre zurück.

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Stefan Eichmann – Der Sechste im Bunde Stefan Eichmann ist gelernter Finanzplaner und Steuerberater. Seit dem Start der Saison 2013/14 beherrschen die Schlittschuhe und eine Pfeife seinen Berufsalltag: Er ist der sechste Vertrags-Schiedsrichter in der Swiss National League und sorgt Spieltag für Spieltag für den regelgerechten Verlauf auf dem Eis.

wie Eichmann sagt. Zuhause angekommen schaut er sich dann jeweils die ganze Partie noch einmal an. Dies ist quasi das persönliche Debriefing. Ins Bett kommt er gegen 3 Uhr – wach ist er bereits wieder um 7 Uhr: «Mein jahrelanger Rhythmus lässt mich nicht länger schlafen.»

Situationen beurteilen – Im Sekundentakt Text: SIHF/Janos Kick Foto: freshfocus

Bern, 20. März 2001. 16 771 Fans im ausverkauften Allmendstadion werden Zeuge, wie Jean-Jacques Aeschlimann die Karriere von Renato Tosio im Penaltyschiessen beendet. Auf dem Eis steht, mittendrin, Stefan Eichmann, damals als Linesman: «Die bisher extremste Situation, an die ich mich erinnern kann. Auch eine Viertelstunde nach Spielschluss hatte ich noch das Pfeifen in

den Ohren.» Ansonsten sei man auf dem Eis aber so fokussiert, dass man von den Fans auf den Rängen nicht viel mitkriege. Zudem betont der Berner, dass die Grösse des Stadions oder die Anzahl Fans keinen Einfluss auf den Druck hätten, der auf den Schiedsrichtern laste.

Lange Tage – kurze Nächte Am 13. September 2013 leitete Eichmann in Rapperswil seine erste Partie als neuer sechster Vertragsschiedsrichter der National League. Als Amateur war das Schiedsrichterwesen neben seiner beruflichen Tätigkeit eine Freizeitbeschäftigung – Siebentagewochen waren die Regel. Viel Zeit für die Familie blieb dem zweifachen Familienvater nicht. «Hier hat die Familie natürlich gelitten. Dies wird sich nun aber hoffentlich etwas ändern, da ich nun öfters zu Randzeiten zuhause sein kann.» Mindestens fünf Mal pro Woche ist er im Dienste des Eishockeys unterwegs. Denn neben den zwei bis drei Partien pro Woche kommen unzählige Kurse und Tests. Die Tage sind lang. 90 Minuten vor Anpfiff des Spiels muss der Referee spätestens im Stadion eintreffen – dies besagt die Regel. Man bespricht die anstehende Affiche, spezielle Begebenheiten. Während sich dieser Austausch vor dem Spiel eher im lockeren Rahmen hält, folgt nach dem Spiel ein reger Austausch unter den Refs – auch mit solchen von anderen Spielplätzen. «Meist telefonieren wir auf der Heimreise miteinander und diskutieren das Geschehene. Im Fokus der Gespräche sind jedoch nicht einzelne Spieler sondern Spielsituationen»,

Eine Eishockeypartie bedingt für einen Schiedsrichter 60 Minuten vollste Konzentration. Es geht darum, im Sekundentakt Situationen zu beurteilen. Hier bedeutet das 4-Mann-System aber einen entscheidenden Fortschritt (siehe Box). «Eishockey ist eine extrem schnelle Sportart, was bedeutet, dass wir enorm viele Entscheidungen in sehr kurzer Zeit treffen müssen. Es gibt daher kein Spiel nachdem ich sage, ich sei absolut fehlerfrei. Das wäre unrealistisch», sagt Eichmann. Dies bedeute jedoch nicht, dass ein Schiedsrichter nie mit seiner Leistung zufrieden sei – aber eine kritische Haltung gegenüber den gefällten Entscheiden sei eben gewissermassen «part of the job». Auch dass die Schiedsrichter in den Augen der Fans oftmals die Buhmänner sind, ist für den 40-Jährigen ein Teil des Jobs, den es zu akzeptieren gilt. l

4-Mann-System In der nordamerikanischen Profiliga NHL werden zwecks besserer Spielkontrolle seit 1999 vier Schiedsrichter (2 Hauptschiedsrichter und 2 Linienrichter) eingesetzt. Auch in Europa hat sich das Spiel in den vergangenen Jahren entscheidend verändert: Die Geschwindigkeit hat innerhalb kürzester Zeit enorm zugenommen. Für die optimale Positionierung und Spielbeurteilung sind vier Schiedsrichter mittlerweile unerlässlich. In allen Top-Ligen Europas hat der Prozess mehrere Jahre gedauert, bis alle Spiele so abgedeckt werden konnten. In der Schweiz wurde dieses System schrittweise eingeführt. Seit Anfang der laufenden Saison 2013/14 werden alle Spiele der NL A inklusive der Play-Offs im 4-Mann-System geleitet.


Werde Schiedsrichter: swiss-icehockey.ch/referees


Zürich im Bann

ZSC Lions versus Kloten Flyers – das Derby ist um eine Facette reicher geworden. In diesem Sommer haben beide Klubs kräftig in ihre Pre-Game-Show investiert, die Flyers haben sich vier, die Lions sogar sechs Projektoren angeschafft, um ihr Publikum auf den anstehenden Match einzustimmen. Ganz nach dem Motto «grösser, farbiger, emotionsgeladener» werden die Eisflächen des Hallenstadions und der Kolping-Arena während Minuten zur Leinwand. Wer unterhält besser? Wir überlassen die Antwort den Fans und erfreuen uns ganz einfach am SNAPSHOT, den uns unser Fotograf angeliefert hat.


SnapSHOT

ne des Lichts

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Das Interview

Ryan Gardner ist einer unserer besten und erfolgreichsten Spieler der letzten 25 Jahre. Er spricht im Interview über das erste Lied seines Lebens, das Timing seiner Karriere, seinen Umgang mit Kritik und den ganz besonderen Erfolgsdruck beim SC Bern.

«Der Druck k von ganz obe Marc Lüthi»


Ryan Gardner

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Das Interview ZSC Lions feierten Sie internationale Triumphe und in Bern wieder einen Meistertitel. Sie hatten bei Ihrer Karriereplanung ein gutes Timing. Timing ist wichtig in einer Karriere. Nicht nur beim Spiel auf dem Eis. Aber die wichtigste Voraussetzung für gutes Timing ist harte Arbeit. Natürlich möchte ich in einem Team spielen, das etwas erreichen will. Aber ich muss auch Eigenschaften mitbringen, die einem Team helfen, das gewinnen will. Welche Eigenschaften bringen Sie mit? Nicht nur Talent. Ich denke, ich bin ein guter Mannschaftspieler. Ich übernehme die Aufgaben, die mir der Trainer zuweist. Ich helfe meinen Mitspielern auf dem Eis und mit aufmunternden Worten auf der Bank. Ich bin gut am Bully und vor dem Tor und ich treffe richtige Entscheidungen im Spiel.

«Ich habe das Glück, dass ich in Kanada und in der Schweiz leben darf. Den zwei Ländern mit der wohl höchsten Lebensqualität.» Ryan Gardner über das Privileg seiner Doppelbürgerschaft

Ihr Talent ist einst übersehen worden. Ihre Statistiken im nordamerikanischen Juniorenhockey waren nicht eben vielversprechend. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Einerseits war eines der Juniorenteams, für das ich spielte, nicht besonders stark. Andererseits war ich zu jenem Zeitpunkt auch noch nicht richtig bereit. So entschieden wir uns bereits im Juniorenalter, es noch einmal in Ambrì zu probieren.

Text: Klaus Zaugg Fotos: Pius Koller

leben darf, wohl die zwei Länder mit der höchsten Lebensqualität. Als Eishockeyspieler fühle ich mich als Schweizer.

Stimmt eigentlich die Legende, dass die Skiolympiasiegerin Michela Figini Ihr Kindermädchen war? Ja, das stimmt. An diese Zeit habe ich allerdings nur noch vage Erinnerungen. Mein Vater spielte für Ambrì, ich ging in Ambrì in den Kindergarten, es gab viel Schnee, Roland Gerber war Ambrìs Goalie, ich lernte Italienisch und die erste Melodie, an die ich mich erinnere, ist «La Montanara» (Ambrìs Siegeshymne – die Red.)

Sie haben alles gewonnen, was ein Schweizer gewinnen kann: Mehrere Titel, die Champions Hockey League, den Victorias Cup und nun sind Sie auch noch WM-Silberheld. Aber Ihre Medienpräsenz ist geringer als die vieler anderer Spieler. Eishockey ist ein Mannschaftspiel und der Erfolg des Teams ist für mich immer wichtiger als meine persönliche Statistik.

Sie sind also eher Leventiner als Kanadier. Wenn Sie so wollen, ja, ein wenig. Ich habe das Glück, dass ich in Kanada und in der Schweiz

Nach Ihrer Zeit in Ambrì waren Sie immer zur richtigen Zeit im richtigen Team: Sie stürmten fürs bisher letzte Grande Lugano, bei den

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Dann ist Ihre Schweizer Karriere eher zufällig zu stande gekommen? Ja, durchaus. Mein Vater spielte ja für Ambrì und wir waren zum 60-jährigen Jubliäum des Klubs eingeladen. Wir unterhielten uns da mit Ted Snell und er erzählte uns, dass sein Sohn Wesley dank einer Schweizer Lizenz in der Schweiz spielen kann. Wir erinnerten uns, dass ich als Junior auch eine Schweizer Lizenz hatte. So kam ich nach Ambrì, zuerst zu den Elite-Junioren, und das war für meine Ausbildung ein Glücksfall. Nach einem Jahr kehrte ich heim und das Abenteuer schien beendet. Als ich zu Hause war, kam dann doch eine Offerte aus Ambrì. Ich kehrte in der nächsten Saison zurück und seither spiele ich in der Schweiz. Die Ausbildung war in dieser Zeit in der Schweiz besser als daheim in Kanada? Ja. In Kanada gab es zu dieser Zeit bei den Junioren kein gezieltes individuelles Training. Es


Ryan Gardner hiess einfach: Scheibe reinschiessen, Schüsse blockieren, defensiv arbeiten. Zum Glück hat sich mein Vater immer intensiv um mich gekümmert. Vor allem ihm verdanke ich meine Spielintelligenz. Sie spielten, wie in einem kanadischen Heimatfilm, mit Ihrem Vater auf dem gefrorenen See? Dieses Bild ist richtig. Ich komme aus einer Hockeyfamilie. Mein Grossvater war Stanley-CupSieger mit Toronto und auch mein Vater spielte in der NHL. Als Bub spielte ich in jeder freien Minute mit Kollegen auf dem gefrorenen See und mein Vater war immer dabei, auch als ich später dann in einem Juniorenteam spielte. Was machte die bessere Ausbildung in der Schweiz aus? In Ambrì bekam ich viel Zeit zu trainieren und zu spielen. Für mich gab es anfangs eigentlich nur Training, Essen, Schlafen und Autofahren. Bevor ich in der ersten Mannschaft einen Platz hatte, trainierte ich in Ambrì und fuhr pro Woche manchmal fünfmal mit dem Auto von Ambrì per Bahnverlad durch den Furka nach Leukerbad und spielte dort im Erstligateam. Trainieren mit oder gegen Spieler wie Oleg Petrow und Paul DiPietro brachte mich weiter und immer wieder kümmerten sich hervorragende Trainer um mich wie Larry Huras oder Pierre Pagé, der zu meiner Zeit als Berater in Ambrì arbeitete. Ambrì, dann Lugano und Zürich und jetzt Bern. Wie sehen Sie diese verschiedenen Stationen im Rückblick? Ein Vergleich ist sehr schwierig weil es ja auch verschiedene Epochen sind. Lugano ist vergleichsweise eine kleine Stadt und wir waren durchaus eine verschworene Gemeinschaft. Aber es war auch eine andere Zeit. Die Liga war viel weniger ausgeglichen als heute. Und weil wir ja meistens Erfolg hatten, war es in Lugano und in Zürich eine tolle Zeit. Bern ist allerdings speziell. Der Druck ist hier grösser. Ich stelle an mich selbst hohe Ansprüche. Aber in Bern spürst Du einfach, dass es etwas ganz besonderes ist, für diese Organisation zu spielen. Der Druck kommt bereits von ganz oben, von Marc Lüthi. Er verlangt nicht nur, dass wir erfolgreich sind. Er will auch, dass die Zuschauer spüren, dass wir stolz sind, dieses Dress zu tragen. Und ja, ich bin stolz, dass ich dieses Dress tragen darf.

Alle Resultate des SC BERN auf Seite 241 TELETEXT erhältlich für iApp, Windows Phone App oder als mobile Website (m.txt.ch)

Nein, so ist es bei mir nicht. Anfänglich verstand ich ja die Sprache noch nicht. Kritik aus den Medien berührt mich eigentlich nicht mehr. Für mich zählt, was der Trainer, meine Mitspieler und meine Familie denken. Ist die Kritik ungerecht? Manchmal werde ich das Gefühl nicht ganz los. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass der Schweizer Sport von Einzelsportlern geprägt wird. Von Roger Federer oder von den Skistars. Und deshalb das Verständnis für Mannschaftsport ein wenig fehlt. Von oben sieht alles einfach aus, wie ein Spiel auf einer Play-Station. Wer nie Eishockey gespielt hat, wird die vielen Details nicht verstehen, die den Erfolg ausmachen. Aber manchmal werde ich wohl auch zu Unrecht gelobt. Wenn ich beispielweise einen schlechten Match spiele aber trotzdem zwei Tore schiesse. Alles ist zu sehr auf Tore und Assists fixiert. Kritik ist aber eine wichtige Voraussetzung für eine Weiterentwicklung. Alles in den

Himmel zu heben, bringt den Sport nicht weiter. Da mögen Sie recht haben. Aber wir sitzen alle im gleichen Boot und sollten alles für die Ent-wicklung des Eishockeys tun. So wie das die Medien im Eishockey in Nordamerika tun. Sie werden zwar als Spieler kritisiert. Aber dafür eben auch besser bezahlt als die meisten im Stadion. Ja? Finden Sie? Ja, es gibt höchstens oben in den Logen noch welche, die ebenso viel verdienen wie die Spieler unten auf dem Eis. Nun, Geld ist für mich beim Sport sowieso nicht das Thema. Aber die Löhne sind sicherlich nicht vergleichbar mit dem nordamerikanischen Sport. Sie sind 2009 in die Kritik geraten, weil Sie damals noch bei den ZSC Lions spielten, aber schon im Oktober für die kommende Saison beim SC Bern unterschrieben hatten.

Die Kritik ist ja in Bern auch entsprechend grösser als anderswo, wenn der SCB nicht erfolgreich ist. Lesen Sie, was über Sie geschrieben wird? Nein, eigentlich nicht. Das sagen alle. Und lesen doch alles.

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Ryan Gardner Ja, aber ich habe die Regeln in der Schweiz nicht gemacht, die diese Situation provozierten. Ich wollte eigentlich nicht, dass diese Vertragsunterzeichnung bekannt wird. Aber Bern und Zürich waren der Meinung, dass es besser ist, sie publik zu machen. Für mich spielte es keine Rolle, ich gab trotzdem mein Bestes für den ZSC. Aber es gab Phasen, da war ich durch viele Einsätze einfach todmüde und da hat es mich schon ein wenig getroffen, dass dann gleich bei der Kritik diese Vertragsunterzeichnung hervorgeholt worden ist. Das ist es, was ich mit ungerechter Kritik meine: Wenn einer auf dem Eis einen Fehler macht, sollten nicht gleich andere als sportliche Gründe gesucht werden.

einer schwierigen Situation durchgekämpft haben. Niederlagen sind manchmal hilfreich. Sie führen allen vor Augen, dass es nie selbstverständlich ist, bis ins Finale zu kommen oder Meister zu werden. Dass es sehr, sehr viel Arbeit braucht. Das sage ich immer wieder unseren jungen Spielern, die gleich ein Finale und einen Titel erlebt haben.

Nun ist es ja kein Problem: Sie können beim SC Bern den Ende Saison auslaufenden Vertrag vorzeitig verlängern. Werden Sie in Bern bleiben? Ich bin sehr an einer Fortsetzung meiner Karriere in Bern interessiert.

Sind die Fortschritte und Erfolge unseres Hockeys eigentlich in Kanada registriert worden? Ja. Ich verbringe den Sommer mit meiner Familie in Kanada, meine Frau ist Kanadierin. Wir leben dann in einer Stadt nördlich von Toronto. Anfänglich bin ich jeweils gefragt worden, wie das so sei mit dem Eishockey in Schweden. Das hat sich nun geändert. Durch die TV-Übertragungen des Spengler Cups aber vor allem durch den Erfolg an der letzten WM. Jetzt ist jedem klar was das Schweizer Eishockey ist. Dabei geht es nicht nur um

Sie haben ja nicht nur Triumphe gefeiert. Auch beim SC Bern haben Sie eine bittere Niederlage erlitten und den Titel zwei Sekunden vor Schluss des 7. Finalspiels gegen die ZSC Lions verloren. Was hat dieses Tor ausgelöst? Es ist nicht so, dass wir seither ständig darüber geredet haben. Das ist längst abgehakt. Aber für jeden von uns war es eine Niederlage, die wir nie vergessen… ... und mit dazu geführt hat, dass der SCB ein Jahr später Meister geworden ist? Es hatte einen Einfluss auf die Art und Weise, wie wir uns beispielsweise im Viertelfinal im letzten Frühjahr im sechsten Spiel in Genf in

War dieses 1:2 im 7. Finalspiel gegen die ZSC Lions Ihre bitterste Niederlage? Eine der bittersten. Vergleichbar mit der Niederlage mit Lugano im fünften Spiel 2004 in Lugano, als wir den Titel durch das Tor von «Mägi» Weber in der Verlängerung gegen den SCB verloren.

«Für die NHL bin ich nun wohl definitiv zu alt.» Ryan Gardner überlässt die NHL-Träume der neuen Generation

unseren Erfolg. Auch die Art und Weise wie wir Eishockey spielen hat in Kanada beeindruckt. Unsere Technik, unsere Schnelligkeit, unser Spiel mit vier Linien und unsere Taktik. Haben Sie nach der WM Angebote aus der NHL erhalten? Nein. Für die NHL bin ich nun wohl definitiv zu alt. Haben Sie eigentlich vor, nach Ihrer Spielerkarriere Trainer zu werden? Daran habe ich auch schon gedacht. Wir werden sehen. Einerseits reizt mich der Trainerberuf. Andererseits ist die Jobsicherheit gering und das spielt eine Rolle, wenn die Kinder zur Schule gehen. Wir werden das wohl in der Familie besprechen. l

Ryan Gardner Geboren: 18. April 1978 | Grösse: 198 cm | Gewicht: 103 kg | Zivilstand: Verheiratet, zwei Buben: Eagan (2 Jahre), Beckett (3 Monate) | Besonderes: Spielte zuerst mit Schweizer Lizenz als Kanadier in der Schweiz. Inzwischen eingebürgert. Wohnsitz im Sommer: Akron (Ka). – Grossvater Cal Gardner und Vater Dave Gardner spielten in der NHL. Dave Gardner spielte auch für Ambrì und Visp und löste in Visp die erste Lizenz für Ryan Gardner. Daher die Schweizer Lizenz | Karriere: 1995/96 London Knights (OHL), 1996/97 London Knights, North Bay Centennials (OHL). – 1997/98 North Bay Centennials, Ambrì Elite Junioren, Ambrì (NLA), Lausanne (NLB). – 1998/99 Ambrì, Sierre (NLB), Leukerbad (1. Liga). – 1999 – 2001 Ambrì. – 2001 bis 2007 Lugano. – 2007 bis 2010 ZSC Lions. Seit 2010 beim SC Bern. 54 Länderspiele (20 Tore, 13 Assists). – WM 2009, 2011 und 2013 | Wichtigste Erfolge: Meister 2003, 2006 (Lugano), 2008 (ZSC Lions) und 2013 (SC Bern). – Gewinner Champions Hockey League (2009). – Gewinner Victoria Cup 2009. – Bester Torschütze Champions Hockey League. – Playoff-Torschützenkönig 2008. – WM-Silber 2013.

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Ein St端ck Got 18


Sprunger/Bykow/Plüss

Innerhalb einer Woche haben Benjamin Plüss, Andrej Bykow und Julien Sprunger ihre Verträge mit Fribourg-Gottéron um mehrere Saisons verlängert. Die drei Stürmer bilden seit Jahren eine Sturmlinie – ein Phänomen, das im modernen Hockey kaum mehr vorkommt. SLAPSHOT erklärt, weshalb die drei so gut zueinander passen und weshalb sie als Formation für ihren Klub Identität stiften.

ttéron-Kultur


Julien Sprunger

Geboren: 4. Januar 1986 | Grösse: 194 cm | Gewicht: 90 kg | Position: Rechter Flügel | Vertrag: bis 2017 | NHL-Draft: 2004, Minnesota Wild, 117. Stelle, 4. Runde | Stationen: FribourgGottéron (Junioren, NL A) | Statistik (Stand 25.9.2013): 478 NL A-Spiele (185 Tore, 180 Assists) | International: U18-Div-I-WM 2004 (5 Spiele, 7 Tore, 2 Assists), U20-WM 2005, 2006 (total 12 Spiele, 2 Tore, 3 Assists), A-WM 2007, 2008, 2009, 2011 (total 25 Spiele, 5 Tore, 3 Assists), Olympia 2010 (5 Spiele, 2 Tore).

Text: Klaus Zaugg Fotos: Pius Koller

Die grossen Sturmlinien sind eigentlich ein Relikt aus dem letzten Jahrhundert. Parallel zur Globalisierung der Welt ist es auch auf der kleinen Fläche des Eisrinks zu einer Globalisierung des Spiels gekommen: Der einzelne Feldspieler ist im modernen Hockey ein Allrounder. Verteidiger stürmen und schiessen Tore, Stürmer leisten einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung der Defensive. Und bei den offenen Grenzen und Transferfenstern wechseln Spieler häufiger Klub und Liga als im letzten Jahrhundert. Feste Formationen lösen sich auf. Sturmlinien, die über Jahre hinweg gemeinsam spielen gibt es fast keine mehr. Dass drei Stürmer seit vier Jahren in der gleichen Linie spielen, ist im 21. Jahrhundert ungewöhnlich. So gesehen ist Gottérons erster Sturm mit Benjamin Plüss, Andrej Bykow und Julien Sprunger mehr als einfach eine Angriffsformaton. Wir

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haben es hier mit Eishockey-Kultur im besten Wortsinne zu tun. Benjamin Plüss, Andrej Bykow und Julien Sprunger sind für Gottéron nämlich viel mehr als einfach eine grandiose Sturmlinie. Sie verkörpern als Trio die Kultur dieses grossen Hockeyunternehmens an der Wasserscheide zwischen Deutsch und Welsch. Ja, wenn uns einer fragt, was denn Gottéron eigentlich sei, dann können wir sagen: Fremder, sieh den ersten Sturm, wie er übers Eis fegt und Du verstehst die ganz besondere Kultur Gottérons. Seit dem Aufstieg in die NL A im Frühjahr 1980 prägen drei Kulturen dieses Eishockey-Unternehmen: Deutsch, Welsch und Russisch. Gottéron ist auf eine faszinierende Art und Weise sogar ein Schmelztigel dieser drei Hockeyphilosophien. Und dafür steht diese erste Linie.

Plüss – der Ausputzer Benjamin Plüss ist nicht einfach «nur» ein Deutschschweizer aus dem Züribiet. Er steht auch

für die «Copains» von Gottéron, die diesen Klub gross gemacht haben. Auch wenn er nicht in der Unterstadt aufgewachsen ist. Aber er verkörpert den «Desperado» der anderorts unterschätzt oder gar übergangen worden ist, und der bei Gottéron, beseelt vom «heiligem Zorn» der Hockeywelt, zeigt, was er doch drauf hat. Er wurde als Junior bei Kloten einst höher eingeschätzt als sein Bruder Martin, heute Captain beim SC Bern und WM-Silberheld. Eine Serie von Unglücksfällen (Augenverletzung durch eine Luftgewehrkugel, Beinbruch, schwere Knieverletzung nach Töffunfall) warf ihn zurück. Er musste in der 1. Liga bei Winterthur wieder ganz von vorne anfangen und als er in Langnau in der NLA doch noch Fuss gefasst hatte, wurde er ausgemustert. So landete er 2003 wie ein verlorener Sohn bei Gottéron. Er bringt Kampfkraft, Intelligenz und Kaltblütigkeit


Sprunger/Bykow/Plüss Benjamin Plüss

Geboren: 3. März 1979 | Grösse: 176 cm | Gewicht: 85 kg | Position: Linker Flügel | Vertrag: bis 2016 | Grösse: 176 cm | Gewicht: 85 kg | Stationen: bis 1999 Kloten (Junioren, NLA), 2000–2001 Lausanne (NLB), 2001–2003 Langnau (NLA), seit 2003 Fribourg-Gottéron (NLA) | Statistik (Stand 25.9.2013): 616 NLA-Spiele (175 Tore, 193 Assists), 35 NLB-Spiele (16 Tore, 13 Assists) | International: A-WM 2012 (7 Spiele, 0 Tore, 1 Assist).

Andrej Bykow

Geboren: Geboren: 10. Februar 1988 | Grösse: 173 cm | Gewicht: 70 kg | Position: Center | Vertrag: bis 2017 | Stationen: Fribourg-Gottéron (Junioren, NL A) | Statistik (Stand 25.9.2013): 336 NL A-Spiele (59 Tore, 181 Assists) | International: U18Div-I-WM (5 Spiele, 1 Tor, 4 Assists), U20-WM 2007, 2008 (total 11 Spiele, 2 Tore, 3 Assists).

im Abschluss in die erste Linie und ist im Grunde ein «Ausputzer». Er tut das, was gerade notwendig ist: Defensiv absichern oder skoren. Er ist auf der linken Aussenbahn ein auffällig unauffälliger Flügel ohne Spektakelstärken und, noch wichtiger, ohne Schwächen. Kein Alleinunterhalter. Aber die perfekte offensive und defensive Ergänzung zu Andrej Bykow und Julien Sprunger.

Bykow – der Kopf und Motor Gottéron wäre untergegangen, wenn die Eishockeygötter Anfang der 1990er-Jahre nicht zwei russische Zauberer als Retter geschickt hätten. Slawa Bykow und Andrej Chomutow haben ein wunderbares Kapitel Hockeygeschichte geschrieben und sind ein fester Bestandteil der

Hockeykultur in der Stadt Fribourg geworden. Slawa Bykows Sohn Andrej ist der Center der ersten Linie und verkörpert wie sein Vater das russische Element. Andrej Bykow ist der Kopf und der Motor dieses Trios. Offensiv und Defensiv. Nur weil er so schnell, so beweglich und technisch so brillant ist, wird gerne übersehen, wie schlau er auch das Defensivspiel orchestriert. Er ist einer der schnellsten, leichtfüssigsten und beweglichsten Spieler der Liga, mehr Tänzer als Läufer. Er ist der beste Athlet des Teams, läuft 3000 Meter unter zehn Minuten und hält problemlos 25 Minuten Eiszeit pro Partie durch. Weil er zusammen mit Julien Sprunger auch im Boxplay arbeitet, kommt er meist auf über 20 Minuten Eiszeit pro Match.

Sprunger – der Vollstrecker Julien Sprunger ist die perfekte Ergänzung zum Arbeiter Benny Plüss und zum Künstler Andrej Bykow. Er vertritt das welsche Element in der

Kultur Gottérons. Und zwar eine ganz besondere welsche Mentalität, die es so nur bei Gottéron gibt und die wir auch durch Gil Montandon kennen gelernt haben. Julien Sprunger ist ein

Das Erbe des Vaters Andrej Bykows Vater Slawa führte als Center in der sowjetischen und später in der russischen Nationalmannschaft eine grosse internationale Sturmlinie mit den Flügeln Andrej Chomutow und Waleri Kamenski. Bei Gottéron waren Bykow und Chomutow ein Duo, das die Liga dominierte. Die Position des linken Flügels konnte allerdings nicht über Jahre hinaus mit dem gleichen Stürmer besetzt werden. Die «missing links» auf der linken Aussenbahn waren Mario Brodmann und vor allem Pascal Schaller. (kza) l

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Sprunger/Bykow/Plüss freundlicher Gentleman, der auf den ersten Blick für die welsche Leichtigkeit des Seins steht. Aber er ist kein weinender Knabe, kein «welscher Frosch» (die bösartige Bezeichnung haben die Kanadier für frankophone Spieler erfunden und in den allgemeinen Sprachgebrauch eingeführt, nicht wir Schweizer). Vielmehr ist Julien Sprunger von einer unerhörten Spielleidenschaft und Zähigkeit beseelt, die man seinem sanften Wesen gar nicht zutrauen würde und die eben auch für Gottéron steht. Er hat schon schwere Verletzungen überwunden und er lässt sich weder unterkriegen noch einschüchtern. Auf dem Eis ist er einer der ganz wenigen Schweizer Spieler, der alle Varianten des Toreschiessens beherrscht. Er kann Gegenspieler im Direktduell auf der Fläche eines Badetuches aussteigen lassen und Tore herausspielen. Er trifft aber auch mit Handgelenkschüssen, die präzis sein können wie ein Laserstrahl.

Die perfekte Kombination Der seriöse Deutschschweizer und «Desperado» Plüss, der russische Tänzer und der coole welsche Skorer ergänzen sich also perfekt und bilden die beste und beständigste Sturmlinie auf Schweizer Eis. Julien Sprunger donnert ins Netz, was Andrej Bykow mit seinem Genie aufs Eis geblitzt hat und ist er mal nicht zur Stelle, oder geht etwas in der Hitze des Spiels vergessen, dann braust Benjamin Plüss heran und vollendet das Werk oder bügelt eine Nachlässigkeit aus. l

Die grossen Sturmlinien des Eishockeys Die Geschichte unseres Eishockeys ist auch die Geschichte grosser Sturmlinien. Der Aufstieg der Schweiz zur Hockey-Weltmacht begann in den 1930er-Jahren mit dem «ni-Sturm». Die Bezeichnung leitet sich aus der Schlusssilbe der drei Stürmer ab: Hans und Ferdinand Cattini und Bibi Torriani. Ab 1933 bildete das Trio während 15 Jahren die beste Sturmlinie im Land und zweitweise war es wohl auch die beste Formation ausserhalb der NHL. Die 1950er-Jahre dominierte der Aroser Sturm mit Gebi und Ueli Poltera sowie Hans-Martin Trepp. Die drei führten die Schweiz 1950 zum bisher letzten EM-Titel. Bis zum Ende des letzten Jahrhunderts haben praktisch alle Klubs grosse Sturmreihen während einer längeren Zeitspanne aufs Eis geschickt. Hier eine lose Aufzählung quer durch Zeiten und Mannschaften: Im Welschland etwa Francis Blank, Orville Martini und Gian Bazzi (Young Sprinters). Im Emmental Simon Schenk, Werner Lengweiler und Bruno Wittwer. In Kloten Roman Wäger, Mikael Johansson und Felix Hollenstein. In Davos Jacques Soguel, Lance Nethery und Daniele Paganini. In Biel Urs Lott, Steve Latinovich und Robert Lindberg. Auch das internationale Eishockey wurde bis Ende der 1990er-Jahre von grossen Sturmtrios geprägt. Die drei berühmtesten Formationen: Sergej Makarow, Igor Larionow und Wladimir Krutow, Walery Charlamow, Boris Michailow und Wladimir Petrow aus der ehemaligen Sowjetunion sowie jenes Trio, das 1995 Finnland den ersten WM-Titel bescherte: Ville Peltonen, Saku Koivu und Jere Lehtinen. Diese drei Sturmformationen brachte es geschlossen ins WM-All Star-Team. Auch die NHL hat eine reiche Kulturgeschichte grosser Sturmlinien. Vom «Jüngsten Gericht» («Legion of Dome») mit John LeClair, Eric Lindros und Mikael Renberg (Philadelphia) über den ersten kompletten NHL-Russen-Sturm, der in Detroit den Stanley Cup gewann (Wjatscheslaw Kozlow, Igor Larionow und Sergej Fedorow) über die «Hunde des Krieges» («The Dogs of War Line») mit Wayne Cashman, Phil Esposito und Ken Hodge bei Bostons «Big, Bad Bruins» (1967 bis 1975) bis zum Trio Grande der New York Islanders mit Clark Gillies, Brian Trottier und Mike Bossy. Ja, es gab bei Québec sogar eine NHL-Sturmreihe mit drei Brüdern: Peter, Marian und Anton Stastny. Aber eben: Es ist ein Merkmal des modernen Eishockeys, dass Linien kurzlebiger geworden sind und nicht mehr über Jahre zusammenbleiben und legendär werden wie Gottérons erste Formation. (kza) l

Ein Ritual: Zu Beginn jeder Drittelspause sprechen sich Andrej Bykow (l.) und Julien Sprunger vor dem Gang in die Kabine noch auf der Bank ab.

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Ochsner Hockey lanciert Hockey Academy Es ist soweit! Nach einer dreimonatigen intensiven Planungs- und Vorbereitungsphase lanciert die Ochsner Hockey AG ihr neustes Projekt, die spannende Ochsner Hockey Academy. Mit dem Ziel, allen begeisterten «Hockeyanern» in der Schweiz etwas zurückzugeben, Freude und Spass am Hockey zu vermitteln, und eine tolle Plattform zu bieten, sich als Spieler entscheidend weiterzuentwickeln und zu verbessern. Die Ochsner Hockey Academy ist dabei auf zwei zentralen Säulen aufgebaut: 1. Ochsner Hockey Camps und 2. Ochsner Hockey Events & Services. Text: Ochsner Hockey Academy Fotos: zVg

Ochsner Hockey Camps Ochsner Hockey lässt die erfolgreiche Tradition der überaus beliebten Ochsner Camps aus den 80er und 90er-Jahren wieder aufleben und kombiniert diese mit modernsten Elementen, um jedem Hockeyspieler in der Schweiz eine optimale Zusatzausbildung anzubieten. Mit der Vision, sich per sofort als Nummer 1 Hockey Camp in der Schweiz zu etablieren. Sowohl in der inhaltlichen Qualität der gezielten Spieler- und Charakterausbildung, als auch in der Quantität der angebotenen Camps und der Anzahl teilnehmender Spieler.

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Vom jungen Nachwuchsspieler bis zum Erwachsenen, und vom Superprofi aus der NHL und NLA über den ambitionierten Amateur aus der 1. und 2. Liga bis hin zum reinen Plauschspieler: Ochsner Hockey ist für alle da, vom Breitensport bis in den Spitzensport. Für jede Alters- und Spielklasse ist etwas Spannendes dabei. Zudem werden auch spezifische Camps für Goalies, Damen und InlinehockeySpieler, sowie ein «Going Pro Camp» mit Trainings und Matches für Jungprofis (Elite Junioren) in den USA angeboten. Die Academy ist ein nationales Ausbildungsprogramm. Ochsner Hockey ist im Raum Zürich beheimatet, das Camp Headquarter für sechs Wochen am Stück jeden Sommer ist in Arosa. Es wurden be-

reits Zweigstellen aufgemacht im Tessin (unter der Leitung von Roman Botta und John Gobbi), sowie in der Romandie/Wallis (unter der Leitung von Bob Mongrain). Somit wird 100% Hockey in alle sprachlichen Regionen in der Schweiz gebracht, auch die Website wird in den drei Landessprachen Deutsch, Französisch und Italienisch abrufbar sein. Die Ochsner Hockey Academy ist durch die Swiss Ice Hockey Federation (SIHF) zertifiziert. Sie plant und definiert ihr Ausbildungsangebot gemäss den Leitlinien von SIHF. Das oberste Ziel der Academy ist die Spielerausbildung gemäss den Grundsätzen der modernen Trainingslehre und Ausbildungstrends – in Abstimmung mit den DevelopmentRichtlinien der Swiss Ice Hockey Federation. Somit ist grösstmöglicher Lernerfolg garantiert. Learn from the Best! Das ist das grundlegende Credo der Academy. Die den besten Ansprüchen genügenden Profi-Coaches und Ausbildner werden in den Camps von Schweizer Starspielern aus der NHL & NLA unterstützt. Zwölf amtierende Vizeweltmeister, viele Nationalspieler sowie aktuelle NHL-Spieler, ein «Who is Who» des Eishockeys, werden ihre Erfahrungen in die Camps und ihre technischen und persönlichen Skills direkt weitergeben.


www.ochsneracademy.ch OCHSNER HOCKEY EVENTS & SERVICES Ochsner Hockey ist für alle da! Sowohl für aktive Spieler, als auch für Eishockeybegeisterte ohne grosse Vorerfahrungen als Spieler. Die Academy offeriert zusätzlich zu den Camps ganz neu auch flächendeckende nationale Hockey Events & Services für Firmenkunden, Verbände, Clubs und Teams. Ein Fokus liegt auf den Corporate Hockey Events, dabei sind der Vorstellungskraft keine Grenzen gesetzt. Ochsner plant und organisiert massgeschneiderte Hockeyerlebnisse für Firmen und ihre Mitarbeiter. Pures Adrenalin und ein riesen Spass, denn wer hat sonst schon einmal die Möglichkeit, von einem unserer zahlreichen Superstars auf dem Eis trainiert zu werden und/oder mit ihm bei einem schönen Dinner über Teambuilding zu fachsimpeln? Ochsner Hockey offeriert einen 360-GradRundum Service und erledigt alles, von A–Z! Eiszeiten, komplette Hockeyausrüstungen inklusive personalisierter Trikots, Transport, Unterbringung & Verpflegung, Betreuung vor Ort, inklusive eines professionellen Coaches, der in das ABC des Eishockeys einweiht und mit Kompetenz und Know-how zur Seite steht. Ob ein Eintages-Event oder gar ein Turnier über ein langes Wochenende: Alles ist möglich. Eine neue, einzigartige und spannende Art für Teambuilding, interne Mitarbeitermotivation oder auch als toller Event für Kunden und Geschäftspartner. Welch bessere Plattform für Teambuilding als das Spielen eines Teamsports?

Die Mitglieder des «Academy Players Club»: AMBÜHL Andres, BÄRTSCHI Patrick, BERRA Reto, BIEBER Matthias, BLINDENBACHER Severin, BLUM Eric, BODENMANN Simon, BOTTA Roman, BRUNNER Damien, BÜHLER Cyrill, BYKOV Andrei. CUNTI Luca, DERUNS Thomas, DU BOIS Félicien, FLÜELER Lukas, GEERING Patrick, GOBBI John, HÄCHLER Cedric, HOLLENSTEIN Denis, HUET Cristobal, JEANNIN Sandy, JENNI Marcel, JONES Ryan, LAMMER Dominic, LEMM Romano, LINIGER Michael, MONNET Thibaut, NIEDERREITER Nino, SCHÄPPI Reto, SEGER Mathias, STOFFEL Andri, SPRUNGER Julien, SBISA Luca, VON ARX Jan, VON GUNTEN Patrick und WICK Roman.

Mitglieder des «Academy Coaches Club» BAYER Marco, BOUVARD Gerard, BRÜGGER Jürg, CRAWFORD Marc, DERUNGS Thomi, GOBBI John, HALDI Wolfgang, HOLLENSTEIN Felix, HÜNI Daniel, KOSSMANN Hans, LAUBER Dino, LINIGER Max, MICHELI Claudio, MONGRAIN Bob, Jursinow Wladimir, OLBRECHT Stephan, Paterlini Thierry, PAVONI Reto, POPIESCH Thomas, RAFFAINER Raeto, RAMHOLT Arne, RITSCH Andreas, Siegfried Stephan, STUDER Gabi, STUDER Markus, THEILER Simon und ZIESCHE Steffen. l

Sacha Ochsner, CEO Ochsner Hockey AG «Ochsner Hockey bringt Hockey zu den Spielern und zu unseren Kunden. Mittlerweile haben wir 23 Pro Shops in der ganzen Schweiz und in unserem Headquarter in Embrach den grössten Hockeystore Europas. Die Ochsner Hockey Academy ist unser neustes Projekt, mit hohen Zielen. Nebst der exzellenten Ausbildung, die bereits in den Clubs und bei unserem Partner Swiss Ice Hockey geleistet wird, können die Spieler stark profitieren, wenn sie unsere Camps besuchen. Die Academy ist offiziell zertifiziert von der Swiss Ice Hockey Federation, und wir werden gemeinsam die Campinhalte und das Aktionsprogramm erarbeiten, um unseren Teilnehmern die modernste Trainingslehre und Ausbildungstrends anzubieten. Ochsner Hockey steht für höchste Qualität. Diesen Anspruch verfolgen wir auch mit unseren Camps und Hockey Events & Services. Die Ochsner Hockey Academy wird der «Place to Be» für Hockeyspieler in der Schweiz. Dafür sorgen wir.» Sebastian Schumacher, Head of Ochsner Hockey Academy «Unsere Zielsetzung ist, dass wir uns per sofort als Nummer 1 Hockey Camp in der Schweiz etablieren. Sowohl in der inhaltlichen Qualität der gezielten Spieler- und Charakterausbildung, als auch in der Quantität der angebotenen Camps und der Anzahl teilnehmender Spieler. Wir sind ein nationales Ausbildungsprogramm, mit Camp Headquarter in Arosa und Zweigstellen in der Romandie und im Tessin, um auch dort für Hockeyspieler und Firmenkunden in ihrer Heimatsprache etwas Spannendes anbieten zu können. Ochsner Hockey ist für alle da, vom Breitensport bis in den Spitzensport. Denn wir wissen: ohne Breite keine Spitze! 12 amtierende Vizeweltmeister, weitere Nationalspieler, sowie aktuelle NHL Spieler werden dabei sein, um unsere Proficoaches auf dem Eis zu unterstützen. Das ist einzigartig in Europa! Bob Mongrain, Regional Camp Manager & Headcoach Ochsner Hockey Academy Romandie & Wallis* «Come and learn from the best! Après toutes ces années, comme joueur et entraîneur, le hockey m'a permis de découvrir le monde et de rencontrer des gens merveilleux! J'ai maintenant le plaisir et la chance de partager toute ma passion, mes experiences et mes connaissances à de jeunes hockeyeurs qui pratiquent cette merveilleuse discipline. Vivez votre rêve sportif! Travaillez à atteindre vos objectifs! Enseignement de QUALITÉ par des gens de QUALITÉ dans un environnement de QUALITÉ! Ochsner Hockey Academy offre tout cela et encore plus!» *Früherer NHL S pieler und NLA Playoff Topskorer 1987–88. Mehrfacher Meistertrainer trainer seit 1993 in C anada und der S chweiz. NLB M eister mit Visp 2011.

und mehrfach ausgezeichneter

Profi -

Roman Botta & John Gobbi*, Regional Camp Managers Ochsner Hockey Academy Ticino* «Noi avevamo un sogno, organizzare dei campi d'allenamento estivi di qualità in ticino per poter aiutare e affinare la progressione dei giovani hockeisti. Grazie alla collaborazione con Ochsner Hockey Academy Ticino, il luglio prossimo questo sogno diventerà realtà! Vi aspettiamo in luglio a Bellinzona.» *Roman Botta / EHC Visp: 416 Nationalligaspiele (unter anderem für Lugano und A mbri). John Gobbi / HC L ausanne: 684 NLA S piele (A mbri, Genf, ZSC, L ausanne), 31 L änderspiele, Schweizer Meister 2011–12 (ZSC L ions).

René Fasel, Präsident IIHF International Ice Hockey Federation «Als Eishockeyweltverband mit Hauptsitz in der Schweiz begrüsst die IIHF eine solch proaktive und ambitionierte Kampagne wie die Ochsner Hockey Academy. Eine vorbildliche Initiative zur Entwicklung des Eishockey- und Inlinesports in der Schweiz gesamthaft, sowie zur individuellen Förderung des Einzelspielers. Besonders imponiert mir, dass nebst dem Player Development auch ein spezieller Fokus auf die Persönlichkeitsentwicklung gelegt wird. Die Ochsner Hockey Academy leistet damit einen wichtigen Beitrag zu unserem Sport sowie zu unserer Gesellschaft allgemein, indem sie Eishockeyspieler dazu motiviert und dabei begleitet, als Person zu wachsen, Werte zu achten und ein stabiler Charakter zu sein. Die IIHF beglückwünscht die Ochsner Hockey Academy zu dieser spannenden Unternehmung und ist überzeugt, dass das Projekt ein voller Erfolg werden wird.» Damien Brunner* Die Ochsner Hockey Academy ist eine tolle Initiative zur gezielten Förderung des Eishockeynachwuchs in der Schweiz. Wer intensiv an sich arbeitet, auch in der Sommerpause, der erhöht die Chancen, seine Träume zu verwirklichen. Ich freue mich sehr, die jungen Spieler dabei zu unterstützen und meine Erfahrungen in den High-Quality Ochsner Camps mit ihnen zu teilen.» *NHL Profi / Eishockey Nationalspieler / National League MVP Schweizer NLA Topskorer seit 1982

und

A ll-Star , Topskorer

und

Playoff Topskorer 2011–12 / Erster

Marc Crawford* «I am so excited for the opening of the Ochsner Hockey Academy. The improvement of Swiss Ice Hockey has been remarkable in the last few years and with the opening of the Ochsner Hockey Academy more and more Swiss hockey players and coaches will be exposed to world class coaching and development techniques. I also very much endorse the Academy’s objective to develop both improved hockey players and also to advance the growth of characters and personalities for our sport and for society. I am very excited to be a part of the team and good luck to Sacha, Sebastian and everyone at the Ochsner Hockey family.» *Headcoach ZSC Lions NLA / NHL Headcoach während 17 Saisons / NHL Stanley Cup Champion 1996 (Colorado) / NHL Coach of the Year 1995

Felix «Fige» Hollenstein* «Die Ochsner Hockey Camps standen immer schon für die höchste Qualität von Hockeyausbildung. Nun wird diese Tradition der Exzellenz wieder aufleben und durch moderne Elemente perfektioniert. Ich freue mich sehr, ein Teil des Coaching Teams zu sein und meine Erfahrungen an die Nachwuchsspieler weiterzugeben.» *Headcoach K loten Flyers NLA / 4x Schweizer Meister mit K loten / 650 NLA S piele 131 L änderspiele / Bester Schweizer NLA Playoff Skorer aller Zeiten

für

K loten, 15 Saisons Team C aptain /

Reto Pavoni* «Ich hatte selber als Teilnehmer in den Ochsner Camps schon immer viel Spass und konnte extrem viel lernen. Das war jeweils ein Highlight für mich und ich erinnere mich noch heute immer mit Freude an diese Zeit zurück. Daher freue ich mich sehr, nun als Coach in den Camps mit zu schaffen und den Teilnehmern meine Erfahrungen weiterzugeben. Was Sacha Ochsner und Sebastian Schumacher anpacken, garantiert immer höchste Qualität. Daher bin ich überzeugt, dass die Ochsner Hockey Academy ein grosser Erfolg werden wird.»

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Die finale Herau Sandro Rizzi steigt in seine fünfte Saison als Captain. Der 35-jährige Engadiner ist seit Jahren «Troubleshooter» von HCD-Trainer Arno Del Curto. Dies hat ihn zu einem der am meisten respektierten Spieler in der Davoser Garderobe gemacht. Nun steht Rizzi vor einer vielleicht letzten grossen Herausforderung. Der Mittelstürmer soll seine Karriere als Verteidiger verlängern können.

So wichtig ist Rizzi für den HCD Es gibt Spieler, die bemerkt man vor allem dann, wenn sie fehlen. Zwei Beispiele, die Sandro Rizzis Wert für das Team aufzeigen, die aber nie in einer offiziellen Statistik auftauchten: • Rizzi verpasste 2007/2008 wegen Verletzungen exakt die Hälfte der 50 Qualifikationsspiele. Er sammelte in jener Saison keine zehn Skorerpunkte und war dennoch wichtig: Während MIT Rizzi die Davoser Bilanz 17:8 Siege betrug, lautete sie OHNE den Engadiner 11:14. • Welch Boxplay-Spezialist Rizzi ist, bewies er 2010/2011 am eindrücklichsten. In 48 Saisonspielen stand Rizzi bei nur drei Powerplay-Gegentoren auf dem Eis, in 14 PlayoffSpielen bei keinem einzigen. (kk) l

Sandro Rizzi lässt sich von HCD-Masseur Klaus Schrempf durchkneten: Mit der Umfunktionierung zum Verteidiger könnte sich die Karriere des 35-Jährigen verlängern.

Text: Kristian Kapp Fotos: Pius Koller

«Eigentlich wollte ich zunächst gar nicht Captain sein.» Sandro Rizzi erinnert sich an die OktoberTage von 2009. Mit Marc Gianola musste da eine weitere HCD-Grösse aus dem Engadin und ein guter Freund abrupt die Karriere beenden, während

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für Rizzi selbst ein neuer Abschnitt in seinem Verein begann. «Für Trainer Arno Del Curto kamen drei oder vier Leute als Captain-Nachfolger in Frage – einer oder zwei wollten nicht, und ich eben auch nicht.» Doch dann, als die Mannschaft sich für Rizzi aussprach, nahm er das Amt an. «Das war für mich Bedingung. Captain zu sein macht nur Sinn, wenn mindestens drei Viertel

der Mannschaft diese Entscheidung mittragen», sagt Rizzi. Rizzi war damals zwar erst 30, gehörte dennoch bereits zum «Inventar» des HC Davos. Heute, mit bald 35, ist er erst recht kaum mehr wegzudenken aus dem Klub, zu dem er 1996 aus St. Moritz als 17-jähriger Junior stiess und dem er seither in 18 Saisons die Treue gehalten hat. Rizzi wird in der


Sandro Rizzi

usforderung Öffentlichkeit nicht als Lautsprecher wahrgenommen, ausserhalb von Davos wurde er in all den Jahren wohl nur von Insidern als das anerkannt, was er in Tat und Wahrheit war: einer der wichtigsten Eckpfeiler bei fünf HCD-Titeln. BoxplaySpezialist, Defensiv-Center und – wie es Del Curto einmal sagte – «Troubleshooter», da er immer dort eingesetzt werden konnte, wo Stabilisierung vonnöten war. Es sind nicht die Rollen, die einen Eishockeyspieler ins Rampenlicht führen. In der Davoser Garderobe indes ist Rizzi seit Jahren einer der meistgeschätzten Spieler. Dies zählt für den Engadiner mehr als mediale Lobeshymnen.

Sandro Rizzi

Geboren: 28. Oktober 1978 | Grösse: 183 cm | Gewicht: 86 kg | Position: Center | Stationen: bis 1996 St. Moritz, seit 1996 HC Davos (NLA) | Statistik (Stand 23.9.13): 833 NLASpiele (115 Tore, 131 Assists) | International: A-WM 1999 (6 Spiele, 0 Tore) | Grösste Erfolge:U20-WM-Bronze 1997/1998, Schweizer Meister 2002, 2005, 2007, 2009, 2011.

Einst ein «junger Wilder» Natürlich musste auch Rizzi in seine heutige Rolle wachsen. Er war in jungen Jahren noch kein natürlicher Leader, sondern Teil der «jungen Wilden», wie die Davoser genannt wurden, bevor sie 2002 Titel zu hamstern begannen. Rizzi erinnert sich mit einem Schmunzeln: «Wir waren alle um die 20. Es gab Spieler, und da zähle ich mich selbst dazu, die neben dem Eis nicht einfach zu führen waren – viele Kalbereien, Ausgang, ab und zu ein Gläschen zu viel…» Und da gabs den Beginn der Saison 1999/2000, als fast alles eskalierte. Del Curtos Vater lag während gut zwei Monaten im Sterben, seine Arbeit neben dem Eis litt darunter erheblich. Rizzi: «Es war generell die Zeit, als Arno in der Nacht in die Bars kam und uns nach Hause schickte. Doch plötzlich tauchte er wegen seines Vaters nicht mehr auf, und wir hatten das Gefühl, dass wir noch mehr in den Ausgang könnten.» Die Folge war ein Absturz des HC Davos auf den letzten Tabellenplatz und ein langer Strichkampf. Aus heutiger Sicht fast undenkbar: Um ein Haar wäre Del Curto entlassen und die Geschichte des HC Davos ganz anders geschrieben worden. Rizzi blickt zurück: «Nachdem sein Vater verstorben war, nahm uns Arno in die Pflicht. Er war zu Recht sauer, dass wir die Situation ausgenutzt hatten.» Der HCD schaffte die Playoffs dennoch und Rizzi und die anderen jungen Wilden waren eine wichtige Erfahrung reicher: «Wenn du fast drei Monate lang so lebst, endet das nicht gut .» Nach und nach wurde Rizzi später zu einem Leader in der Davoser Garderobe, die Wahl zum Captain war ein logischer Schritt dieser Entwicklung. «Doch eigentlich veränderte sich für mich nicht viel als Captain – zumindest nicht innerhalb der Mannschaft», sagt Rizzi. «Wir hatten seit Jahren

unsere funktionierende Hierarchie neben dem Eis. Diese wurde durch meine Wahl nicht über den Haufen geworfen. Ich hatte nie das Gefühl, ich müsse jetzt mehr herum befehlen oder den Jungen ‹Shit› geben.»

Im Karrieren-Herbst noch in die Verteidigung Zu seiner Interpretation der Leaderrolle gehört für Rizzi auch, taktische Entscheide des Trainers ohne Murren zu akzeptieren. Nun steht er aber vor einer gänzlich neuen Aufgabe. Del Curto plant, Rizzi längerfristig als Abwehrspieler einzusetzen. Der Hintergrund: Neben Rizzi gibt es mit Reto von Arx, den beiden Neuzuzügen Perttu Lindgren und Samuel Walser sowie dem grossen Talent Enzo Corvi vier weitere Mittelstürmer. Er selbst und Reto von Arx kämen langsam in die Jahre, sagt Rizzi. «Es ist deshalb gut, dass neue, junge Center kommen.» Er könne sich die Rolle in der Abwehr

vorstellen, sagt der Engadiner: «Ich war immer schon offen für solche Sachen.» Rizzis Vertrag in Davos läuft Ende Saison aus. Natürlich tauchen da auch Fragen nach einem möglichen Rücktritt auf, auch bei Rizzi selbst. «Ich mache mir Gedanken, was wäre, wenn ich nicht mehr spielen würde. Ich gerate deswegen aber nicht in Panik.» Del Curtos Experiment mit seinem Captain als Verteidiger könnte durchaus der Grund sein, dass sich dessen Karriere verlängert. «Fix Verteidiger zu spielen, kann eine Option für nächste Saison sein. Zum Beispiel, wenn es mir als Center nicht mehr reicht, oder man mich in dieser Rolle nicht mehr will.» Und wer wäre dann Captain? Rizzi nennt seine zwei potenziellen Nachfolger: «Andres Ambühl. Er ist Davoser und trägt den HCD im Herzen – trotz den Jahren in Zürich. Oder Beat Forster. Auch er ist nun seit mehreren Jahren hier und weiss, wie der ‹Karren› läuft.» l

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Einst und jetzt…

Reto von Arx

Reto von Arx als 8-Jähriger an einem PiccoloTurnier in Münchenbuchsee.

HCD-Leitwolf Reto von Arx ist einer der besten Schweizer Eishockeyspieler aller Zeiten. Seine taktischen, sozialen und führungsspezifischen Talente hatten sich bereits in jüngsten Jahren gezeigt. Fotos: Pius Koller, zVg, SLAPSHOT-Archiv

U16-Nationaltrainer Alfred Bohren geniesst in Ausbildungskreisen einen vorzüglichen Ruf. Der 57-Jährige hatte einst in seiner Heimat Langnau als Nachwuchschef das Ausbildungskonzept

«Hermelin» realisiert, das die Juniorenabteilung der Emmentaler für Jahre an die nationale Spitze hievte. Dabei traf er 1986 als Moskito-Trainer auf einen gewissen Reto von Arx. Heute sagt Bohren: «Einen taktisch so starken Spieler, der seinen Alterskollegen derart weit voraus war, habe ich danach sehr lange nicht mehr gesehen. Es dauerte bis zu Roman Josi, ehe wieder einer kam, der in so jungen Jahren schon ähnlich weit war.» Bohren hatte das Jahrhunderttalent des jungen von Arx schnell erkannt. Die immer was er von wem fordern konnte und war ganze Sache war sehr darauf bedacht, eine kompetitive Harmonie delikat, schliesslich im Team zu schaffen», sagt Bohren. gab es damals Ein weiterer wichtiger Faktor war, dass er durch kaum Erfahrungsseine Eltern, die mit der Situation sehr bewusst umwerte mit der gezielten Förderung solch grosser gingen, gezielt geleitet und nicht etwa durch hohe Talente. Zum ersten Mal wurde bewusst versucht, Erwartungshaltungen erdrückt wurde. Der damalidas Pendel zwischen Taktik und kreativen Freiräuge SCB-Trainer Bill Gilligan biss jemen sauber auszubalancieren. So denfalls im Wohnzimmer der Familiess man den polysportiven Bub – lie ebenso auf Granit, wie sein er spielte anfangs auch Fussball – Gegenspieler John Slettvoll aus Luzuerst bei den Gleichaltrigen lergano. «Man hielt am Weg der kleinen, ein Spiel zu gestalten. Von nen Schritte fest. Das war rückbliArx adaptierte enorm schnell, ckend sehr wichtig», weiss Bohren. übernahm Verantwortung und Wichtig nicht nur für von Arx selbst, führte mit zwölf Jahren den ersten sondern vielleicht auch für unser Block der nächsthöheren Stufe an, Eishockey. Wer weiss, ob ohne den bereits mit 16 debütierte er in der Transfer 1995 zum HCD und Arno NLB. Dabei hat er sich durch einen Del Curto aus diesem Jahrhunderthohen Grad an Eigeninitiative im talent trotzdem einer der besten Training ausgezeichnet, gleichzeiSchweizer Eishockeyspieler aller tig aber auch von Beginn weg «soU16-Trainer Alfred Bohren. Zeiten hervorgegangen wäre. l ziales» Talent gezeigt. «Er wusste

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Vom Karussell abgeworfen

Matt Lombardi

Geboren: 18. März 1982 | Grösse: 180 cm | Gewicht: 88 kg | Zivilstand: Verheiratet mit Joannie, zwei Töchter (Rosalie, Mila) | Position: Center | Vertrag: bis 2014 | NHL-Draft: 2002, Calgary Flames, 90. Stelle, 3. Runde | Stationen: bis 2002 Victoriaville (QMJHL), 2002–2003 Saint John (AHL), 2003–2004 Calgary (NHL), 2004–2005 Lowell (AHL), 2005–2006–2009 Calgary (NHL), 2009–2010 Phoenix (NHL), 2010–2011 Nashville (NHL), 2011–2012 Toronto (NHL), 2012–2013 Phoenix (NHL), Anaheim (NHL), seit 2013 Genf (NL A) | Statistik: 576 NHL-Spiele (104 Tore, 174 Assists), 97 AHLSpiele (29 Tore, 26 Assists) | International: A-WM 2007 (9 Spiele, 6 Tore, 6 Assists), 2009 (9 Spiele, 2 Tore, 2 Assists) | Grösste Erfolge: QMJHL-Meister 2002, WM-Gold 2007, WM-Silber 2009.


Matt Lombardi Verletzungen beendeten seine NHL-Karriere vorzeitig. Jetzt will Servette-Center Matt Lombardi in der Schweiz beweisen, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört. Text: Nicola Berger Fotos: Pius Koller

Im Mai 2009 weilte Matthew Lombardi (31) in Spiez. Dort, genauer im Hotel Eden, befand sich das Hauptquartier der kanadischen Nationalmannschaft während der WM in Bern und Kloten. Lombardis Erinnerungen an den Trip in die Schweiz sind exzellent. Er sagt: «Die Leute waren wahnsinnig gastfreundlich. Man stellte uns Scooter zur Verfügung, und mit diesen sind wir um den Thunersee gekurvt. Es war wunderschön.» Der einzige Makel: Im WM-Final von Bern unterlagen Lombardi und die Kanadier den von Slawa Bykow gecoachten Russen mit 1:2. Dass er nun, viereinhalb Jahre später, schon wieder beruflich in der Schweiz landet, hätte Lombardi sich damals nicht träumen lassen. Und es ist ja auch nicht so, dass die Entwicklung absehbar gewesen wäre. Von den noch aktiven Spielern aus Kanadas WM-Kader von 2009 ist Lombardi einer von bloss vier Akteuren, die heute nicht mehr in der NHL beschäftigt sind. Die anderen drei heissen Colby Armstrong (30, Växjo/Schweden), Fribourg-Verteidiger Joel Kwiatkowski (33) und Ersatzgoalie Chris Mason (37, Ritten/Italien). Aus diesem Quartett ist Lombardi der talentierteste Spieler. Aber es ist keine Frage des Talents, dass er kein NHL-Spieler mehr ist. Der Grund dafür, dass Lombardis Telefon diesen Sommer stumm blieb, ist in seinen Verletzungen zu suchen. Zwei Mal in seiner Karriere setzten ihn schwere Hirnerschütterungen länger ausser Gefecht. Und im Frühjahr, nach dem Saisonende mit Anaheim, musste er sich in Vail an der linken Schulter operieren lassen.

«NHL ist heute eine Liga der jungen männer» Jeder NHL-Spieler hat eine umfassende Krankenakte, aber die NHL hat sich im letzten Jahrzehnt extrem verändert. «Die NHL ist eine Liga der jungen Männer geworden», sagt Lombardi. Und wer – wie er – eine 3 auf dem Buckel trägt, kann vom sich immer rasanter drehenden Karussell ohne Vorwarnung abgeworfen werden. Lombardi mag mit diesem Schicksal nicht hadern. Er sagt: «Als ich vor drei Jahren Free Agent wurde, konnte ich aus diversen Teams auswählen. Und jetzt ist es eben anders. Ich wäre gerne in der NHL geblieben. Aber es ist nicht das Ende der Welt, das ich jetzt in einer anderen Liga spiele.» Aber klar, für einen Jungen aus Québec gibt es nichts Grösseres als die NHL. Lombardi wurde in

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Matt Lombardi Montréal als Sohn einer schottischen Mutter und eines italienischen Vater geboren und wuchs, klar, als glühender Verehrer der Montréal Canadiens auf. Den letzten Titelgewinn von 1993 bezeichnet er als eine der grössten Sternstunden seines Lebens. Weiss er, dass der letzte noch aktive Spieler dieser Meistermannschaft in der Schweiz spielt? Lombardi überlegt kurz, und sagt: «Aber klar! Paul di Pietro! Spielt er echt noch? Ein verrückter Typ!» Seine Hockey-Karriere begann er früh. Er sagt: «Wenn Du in Québec keine Schlittschuhe besitzt und nicht Hockey spielst, wirst Du schräg angeschaut.» 2001, mit 19 Jahren, galt Lombardi in Nordamerika als heisses Talent. Der Center hatte sein Team, die Victoriaville Tigres, bis ins Endspiel des Memorial Cups geführt, des wichtigsten Pokals im nordamerikanischen Juniorenhockey. Einer seiner Teamkollegen damals: der heutige Lugano-Keeper Daniel Manzato (29). Lombardi verbrachte vier Jahre in Victoriaville und ist heute einer der Anteilseigner der QMJHL-Franchise.

Die erhielt er in Genf. Ende Juli telefonierte Lombardi erstmals mit Chris McSorley, wenige Wochen später war der Vertrag im Trockenen, worauf der Servette-Boss sich gleich selber zum Transfer gratu-

«Das ist ein grosser Coup für uns. Ich bin sehr glücklich, dass wir ihn gekriegt haben.» Chris McSorley gratuliert sich selber zum Lombardi-Transfer

lierte: «Das ist ein grosser Coup für uns. Ich bin sehr glücklich, dass wir ihn gekriegt haben.» So oder ähnlich parlierte McSorley schon bei vielen Spielern: Ryan Keller im Vorjahr, Adrian Brunner, Rico Fata; die Liste ist beinahe endlos. Aber bei Lombardi könnte er Recht behalten. Im besten Fall

erhält Servette mit Lombardi den smartesten Zweiwegcenter der Liga. Im schlechtesten Fall verbringt der Kanadier mehr Zeit auf der Krankenstation, als auf dem Eis (wobei Servette eine Versicherung abgeschlossen hat). Beim Interviewtermin an einem herrlich sonnigen Herbsttag sitzt Lombardi relaxt am Genfer Seebecken. Er fachsimpelt leidenschaftlich über Indierock und seine frühere Passion, das Skateboarding. Er wirkt, als sei er mit sich und der Welt durchaus im Reinen, als er sagt: «Ich bin gesund und fühle mich gut. Ich will mich und das Team besser machen.» Und dann fügt er an: «Ich habe schnell realisiert, wie gross der Erfolgshunger bei Chris ist. Das ist bei mir nicht anders.» Zum einen, weil Erfolg die beste Medizin ist für die Wunden der letzten drei Jahre. Und zum anderen, weil Lombardi 2009 in Spiez ohne Titel aus der Schweiz abreisen musste. Er sagt, das solle ihm nicht noch l einmal passieren.

Nashville geriet in Panik Lombardi wurde von den Calgary Flames gedraftet, und in seinem ersten NHL-Jahr war er 2003/2004 gleich einer der Finalisten für die Calder Trophy, die Trophäe für den besten Rookie. Es folgten solide Jahre; die beste und produktivste Saison erlebte Lombardi 2009/2010 in Phoenix neben Shane Doan. In 85 Partien kam er auf 59 Skorerpunkte, worauf er im Sommer 2010 als Free Agent von Nashville mit einem 10,5 Millionen Dollar schweren Dreijahresvertrag belohnt wurde. Die CountryMetropole in Tennessee war so etwas wie der Wendepunkt in der Karriere des zweifachen und schon seit 13 Jahren liierten Familienvaters. Wegen einer Hirnerschütterung verpasste er bis auf zwei Spiele die ganze Saison, worauf das Management der Predators die Panik packte. Es hatte versäumt, Lombardis Vertrag zu versichern und fürchtete nach dem unglücklichen ersten Jahr, noch einmal zwei Jahre lang je 3,5 Millionen für einen Spieler zahlen zu müssen, der gar nicht einsatzfähig ist. Als Konsequenz fädelte Nashville-GM Dave Poile ein Tauschgeschäft mit den finanzstarken Toronto Maple Leafs ein, welche sich finanzielle Risiken besser leisten können: als Dreingabe für den Problemfall Lombardi packte der Manager den spielstarken Verteidiger Cody Franson (26) drauf – und verlangte praktisch null Gegenwert. Lombardi erholte sich zwar von seiner Hirnerschütterung, aber er ist seither nie mehr der Alte geworden. Nicht in Toronto, und auch nicht in Phoenix oder Anaheim, wo er sich zuletzt versucht hatte. Darum traf es ihn auch nicht unvorbereitet, als die Offerten in diesem Sommer ausblieben. Lombardi hätte warten können, darauf spekulieren, dass im Oktober irgendwo ein Job frei wird. Aber darauf hatte er keine Lust. «Ich bin mit meiner Familie in den letzten Jahren oft umgezogen. Wir wollten Gewissheit.»

Matt Lombardi im Souvenirshop: Ein zweites Mal will er nicht ohne Titel aus der Schweiz abreisen.

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Eis und Benz Der neue Lions-Verteidiger Marc-André Bergeron gibt nicht nur auf dem Eis Gas. Der 33-jährige Franko-Kanadier mischt seit 2011 mit seinem eigenen Team die kanadische Tourenwagenmeisterschaft auf. als Fahrer die kanadische Tourenwagenmeisterschaft CTCC bestreitet. «Masif steht für die Vornamen meiner Familie: Marc-André, meine Tochter Sophia, meine Frau Isabelle und mein Sohn Fréderic. Gleichzeitig heisst der Hausberg von Charlevoix, die Heimatregion meiner Frau, Massif. Das ist doch eine ganz coole Konstellation», freut er sich.

Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller, zVg

Marc-André Bergeron hat in seiner langen HockeyKarriere viel erlebt. Trotz seiner relativ kleinen Statur (178cm) hat er für Edmonton, die Islanders, Anaheim, Minnesota, Montréal, Tampa und Carolina neun Saisons in der NHL verteidigt und sich «Faktisch bin ich Amateur» dabei einen Ruf als exzelDer Rennsport, das ist nicht lenter Powerplayspezialist zu überhören, fasziniert ihn erarbeitet. Nun will er bei extrem. Dass die ganze Saden ZSC Lions in die nächsche mehr als nur ein Hobby te Gerade einbiegen, die ist, davon zeugt nur schon NHL sei für ihn Geschichte. die Tatsache, dass seine Se«Wir sind nicht störrisch. rie sich als semi-professioWir wollten etwas Neues nell deklariert. «Faktisch kennenlernen. Ein neues bin ich ein Amateur, das Land, eine neue Stadt, eine Hockey hat logischerweise neue Sprache», erklärt der die höchste Priorität», relazweifache Familienvater, tiviert er. Doch seit er in bevor er schnell auf das zu enn ich für mein ennteam seiner Jugend erstmals mit sprechen kommt, was ihn arbeite vergesse ich die eit dem Kart-Sport in Berühnach seinen Liebsten und rung gekommen war, ist er seinem Beruf am meisten völlig as ist ein gutes eichen interessiert: den fahrbaren Bergeron kann sich eine Zukunft im Rennsport vorstellen mit dem Virus infiziert. Während seiner HockeyUntersatz. «Ich habe hier Karriere liess er sich in der vom Klub einen schönen Subaru-Familienkombi bekommen. Die Marke ist Schule seiner Freunde aus der Heimat, den Gebrüsuper, aber ich muss mal fragen, ob ich vielleicht dern und Profi-Tourenwagenfahrer Louis-Philippe den sportlicheren STI kriegen kann», sagt er und Jean-Philippe Dumoulin, mit denen er bereits lächelnd. «Ich liebe Autos, deshalb ist es mir wich- früher Go-Kart gefahren war, instruieren. Im Getig, worin ich durch die Gegend fahre.» Zuhause genzug sponserte er deren Aktivitäten. in seiner Garage im kanadischen Trois-Rivières «Es war um 2009, als ich mir dachte, ‹hey, versuchs stehen übrigens ein Porsche Cayenne GTS und ein doch mal›. Ich hatte damals bereits meinen eigenen langer Cadillac Escalade ESV. Bis im Sommer Go-Kart, einen Zweitakter, ein ziemlich schnelles besass er auch noch ein BMW M5, den er jedoch Teil, mit dem ich bereits Rennen gefahren war. Ein vor der Abreise in die Schweiz schweren Herzens Freund von mir, ein Mechaniker, sagte mir, dass man verkaufen musste. «Das war mein Baby», meint er den Mazda RX-8 relativ einfach zu einem Rennwagen umfunktionieren kann.» Bereits zuvor hatte leicht melancholisch. Die Liebe zu Autos geht bei Bergeron weit über Bergeron an verschiedenen Türen geklopft und den den eigenen Fuhrpark hinaus: Vor einigen Jahren Puls potentieller Sponsoren gespürt. «Ich hatte hat er sein eigenes Rennteam, den Rennstall «Ma- schnell genug Zusagen zusammen, um mir das sif Performance», gegründet, mit dem er seit 2011 Chassis zuzulegen.» Heute, vier Jahre später hat er

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grosse Sponsoren wie etwa Canadian Tire, Reebok oder Chaussures Pop Shoes, auf den fünf bis sechs jährlichen Rennen wird er von einem Mechaniker, seinem Vater, der als Betreuer und Coach fungiert, seinem General Manager und einem Freund, «quasi das Mädchen für alles», begleitet. Ausserdem bereitet ihm ein befreundeter Koch, streng nach Ernährungsplan das Essen vor, das an der Strecke nur noch aufgewärmt werden muss.


Marc-André Bergeron

zin im Blut

Marc André Bergeron im BMW 330i (47) jagt am diesjährigen Grand Prix von Trois-Rivières den Subaru WRX STI von Roger Ledoux. Bis im Vorjahr war Bergeron in seinem Mazda RX-8 unterwegs (oben).

Das Projekt – das Team hat immerhin ein Budget von rund 120 000 Dollar – war zweifelsohne ein Wagnis, doch nun ist Bergeron enorm glücklich, es auf sich genommen zu haben: «Ich blicke hinter die Kulissen und kann die Sache aus ganz verschiedenen Perspektiven betrachten. Das ist eine enorm spannende und sehr lehrreiche Seite, die man als Spieler im Hockeybusiness sonst eigentlich nicht kennenlernt: Ich kümmere mich

ums Finanzielle, stehe mit den Sponsoren in Kontakt und sehe die gegenseitigen Bedürfnisse.» In Sachen Mechanik will sich Bergeron dagegen so weit als möglich heraushalten, das fresse schlicht zu viel Zeit. Er selber konzentriere sich lieber auf seine Fahrkünste und das Geschäft. Gut könne er sich vorstellen, auch nach seiner Karriere in diesem Metier tätig zu sein. «Wenn ich da an etwas arbeite, vergesse

ich die Zeit völlig. Das ist ja bekanntlich ein gutes Zeichen», findet er.

Von den Formel-1-Teams beeindruckt Richtig zu leuchten beginnen seine Augen, wenn er auf seine Erlebnisse auf der Rennstrecke zu sprechen kommt. Er erzählt vom diesjährigen Formel-1-GP von Montréal, als seine Serie als Rahmenrennen der Grossveranstaltung zu Gast

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Geboren: 13. Oktober 1980 | Grösse: 178 cm | Gewicht: 86 kg | Zivilstand: verheiratet mit Isabelle, zwei Kinder (Sophia 6, Fréderic 4) | Position: Verteidiger | Vertrag: bis 2016 | Stationen: bis 2001 Shawinigan (QMJHL), 2001-2002 Hamilton (AHL), 2002–2003 Hamilton (AHL), Edmonton (NHL), 2003–2004, Edmonton (NHL), Toronto (AHL), 2004–2005 Trois-Rivières (LNAH), Brynäs (Elitserien), 2005–2007 Edmonton (NHL), 2007–2008 Islanders (NHL), 2008 Anaheim (NHL), 2008– 2009 Minnesota (NHL), 2009-2010 Montréal (NHL), Hamilton (AHL), 2010–2011 Tampa Bay (NHL), Norfolk (AHL), 2011–2013 Tampa Bay (NHL), 2013 Carolina (NHL), seit 2013 ZSC Lions (NL A) | Statistik: 547 NHL-Spiele (89 Tore, 161 Assists), 178 AHL-Spiele (17 Tore, 70 Assists) | Grösste Erfolge: CHLDefensemen oft the year 2001, Stanley-CupFinalist 2006 mit den Edmonton Oilers.

Marc-André Bergeron zieht ab. Sein Slapshot gehört zum Besten, was es auf Schweizer Eis zu sehen gibt.

war. «Diese riesigen Formel-1-Teams sind echt beeindruckend. Ich hatte das Gefühl, die haben uns angeschaut und sich an die guten alten Zeiten zurückerinnert», sagt er lachend. Dann nimmt er seinen Laptop hervor, um Videos seiner eigenen Fahrt zu zeigen. Man sieht ihn in sein Auto steigen, einen BMW 330i des Racing Teams 8Legs, den er dieses Jahr statt des Mazdas gefahren ist, weil der japanische Konzern sein Sponsoring ausgesetzt hatte. Was auf diesen Cockpit-Aufnahmen zu sehen ist, ist für uns wohl ähnlich beeindruckend, wie die Formel-1-Teams für Bergeron. Der Motor heult laut, die Autos zischen vorbei und schon nach der ersten Kurve ruckelt das Bild gewaltig. «Das war bei meinem letzten Start an meinem Heim-Grand-Prix in TroisRivières. Da hat mich schon ganz am Anfang einer

erwischt», sagt er lachend. Das Rennen hat er selbstverständlich beendet. «Unfälle kommen oft vor», meint er lapidar, etwas Tragisches ist bislang nicht passiert.

Dem Auto sorge tragen Personenschaden sind auch nicht die Probleme, die ihn plagen, vielmehr sind es die Schäden am Auto, die, je nach Ausmass, das Portemonnaie sehr hart treffen können. «Ich fahre relativ vorsichtig, auch um dem Auto Sorge zu tragen. Das ist wohl der grösste Unterschied zu einem Profi – die Waghalsigkeit.» Und wo liegen seine Stärken? «Die Ausdauer aus dem Sport und die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und fokussieren», antwortet er direkt. Das scheint gut zu funktionieren: Immerhin hat er sich mit diesen

Qualitäten stetig gesteigert und mittlerweile Konkurrenzfähigkeit erlangt. Ganz in Ruhe lassen, wird der Rennsport MarcAndré Bergeron bei den ZSC Lions wohl nicht. Hier wird er zwar in allererster Linie Eishockey spielen, doch es wirkt fast schon ein wenig verdächtig, dass der Verteidiger bereits darüber im Bilde ist, dass Lions-Mäzen Walter Frey, respektive seine Emil Frey AG, ein eigenes Rennteam mit dem Namen «Emil Frey Racing» führt und als Sponsor des Formel-1-Teams Sauber auftritt. Dass dessen Sitz nur 30 Autominuten vom Hallenstadion entfernt ist, weiss er dagegen nicht. «Ein Formel-1-Team gleich hier in der Nähe? Wow, das muss ich definitiv sehen!» Wir zweifeln nicht daran, dass sein nicht minder autobegeisterter Chef ihm das ermöglichen wird. l

Eishockey, Rennsport – und Baseball Marc-André Bergeron ist ein vielbeschäftigter Mann: Profi-Eishockey im Winter und Rennsport im Sommer füllen dem 33-jährigen Familienvater den Terminkalender fast 365 Tage im Jahr aus. Doch das ist noch nicht alles: Seit 2011 ist er, zusammen mit dem langjährigen MLB-Pitcher Eric Gagné, Besitzer eines BaseballTeams, den Trois-Rivières Aigles in der unabhängigen Profi-Liga CanAm. «Es war ein völlig neues Projekt. Sie haben mich angerufen und gefragt, ob ich Interesse hätte. Ich schaute mir die Zahlen an und sagte zu», erklärt Bergeron. «Ich gehe davon aus, dass die Tatsache, dass ich aus Trois-Rivières stamme und als Kind Baseball gespielt habe, wichtig war.» Immer wieder gehe er nun mit dem Sohn an die Spiele, an seine Rolle müsse er sich aber immer noch gewöhnen. «Ich bin aktiver Eishockeyspieler. Da klingt der Titel l ‹Baseball-Teambesitzer› schon komisch», sagt er lachend. (mmu)

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#39 Marco B端hrer



#18 Inti Pestoni


Ein Olympia-Team ohne Mark Streit? Sotschi 2014 mit oder ohne Mark Streit? Sean Simpson steht vor dem heikelsten Selektions-Entscheid, den je ein Schweizer Nationaltrainer zu fällen hatte. Die Frage ist auch ein spektakuläres Zeichen für die Fortschritte unseres Hockeys. Brauchen wir im Olympiateam die NHLStars? Bisher galt: Wenn ein Starspieler aus der NHL zur Verfügung steht, dann gehört er in die Nationalmannschaft. Ohne «Wenn» und «Aber». Das war vor der Silber-WM 2013. Doch nun stellt sich für Sean Simpson die Frage: Soll er Mark Streit, den viele zu Recht als den besten Schweizer Spieler aller Zeiten bezeichnen, für Sotschi 2014 aufbieten? Bei den letzten WM-Turnieren musste er sich mit dieser Frage nicht befassen: Das Geschehen in der NHL nahm ihm die Verantwortung ab. Mark Streit hatte mit den Islanders die Playoffs erreicht und stand für die WM nicht zur Verfügung. Aber für Olympia macht die NHL Pause. Ob Mark Streit für Sotschi aufgeboten werden soll oder nicht, ist eigentlich eine ungeheuerliche Frage. Sean Simpson kann sich einen Verzicht auf Mark Streit ganz einfach nicht leisten. Oder doch? Die Schweizer feierten den grössten Erfolg aller Zeiten bei der WM 2013 in Stockholm ohne Mark Streit. Ein Jahr vorher scheiterten sie mit ihm als Captain bei der WM 2012 in Helsinki kläglich und verpassten die Viertelfinals. Nach zwei Startsiegen (gegen Kasachstan und Weissrussland) gingen die restlichen fünf Partien verloren. Legendär bleibt die Schlagzeile «Captain Minus». Der NHLStar gehört mit einer Minus-Bilanz (-5) zu den Enttäuschungen der WM. Der Verstand sagt, dass Sean Simpson in Sotschi auf die Silberhelden von Stockholm vertrauen und das Team nicht umbauen, sondern höchstens durch NHLSpieler ergänzen und die Hierarchie nicht antasten sollte. Der grandiose Erfolg war ja auch deshalb möglich, weil diese

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Mannschaft auf und neben dem Eis funktionierte. Weil die Chemie stimmte. Immer und immer wieder sagen die Spieler im Rückblick, wie die Stimmung sie von Sieg zu Sieg getragen hat. Diese Mannschaft hatte eigentlich zwei Leitwölfe: Verteidiger Roman Josi (zum wertvollsten Spieler der WM gewählt!) auf dem Eis und Verteidiger Mathias Seger als charismatischen «Chief» neben dem Eis. Hätte die Hierarchie auch mit Mark Streit so funktioniert? Wahrscheinlich nicht. Streit ist ein charismatischer Leitwolf. Die letzten Saisons war er zudem Captain der Islanders. Sein Platz ist in der Hierarchie auf und neben dem Eis ganz oben. Luca Sbisa (auch er war 2012 dabei und 2013 nicht) kann jeden ihm zugewiesenen Platz übernehmen. Aber nicht Mark Streit. «Hier steh ich und kann nicht anders!» gilt für ihn. Ob er will oder nicht: Wenn er ins Team kommt, wird ihm der erste Platz in der Hierarchie überlassen. Etwas anderes ist nicht möglich. Der Verstand sagt : Sean Simpson sollte auf Mark Streit verzichten. Aber das Gefühl sagt etwas anderes: Ein Schweizer Nationaltrainer kann es sich ganz einfach nicht leisten, auf den besten Verteidiger aller Zeiten zu verzichten. Stell Dir vor, Sean Simpson fliegt ohne Mark Streit nach Sotschi und scheitert schon im Viertelfinale. Dieses Risiko kann ein auch politisch denkender Nationaltrainer wie Sean Simpson ganz einfach nicht eingehen. Scheitert er hingegen mit Mark Streit, dann wird sein Aufgebot nicht in die Kritik geraten. Aber ein Blick zurück lehrt uns eben auch, dass eine Mannschaft ohne Stars auskommen kann. Es gibt eine Banalität, die im Eishockey immer wieder bestätigt wird: Namen sind nur auf dem Dress aufgenähte Buchstaben. Das WM-Team 2013 war nominell schwächer als das WM

Team von 2012. Die Differenz machte die bessere Einstellung. Es war diese «Jederfür-Jeden»-Einstellung, die bei der WM 2012 fehlte. Wenn die Stars fehlen, rückt die Mannschaft enger zusammen. Ein Phänomen, das wir im Eishockey schon oft und spektakulär erlebt haben. Am eindrücklichsten wohl in Edmonton: Im Sommer 1988 ging Wayne Gretzky, der beste Spieler aller Zeiten, zu den Los Angeles Kings. Und damit war allen klar: Das ist das Ende der Oilers, die zuvor mit Gretzky in fünf Jahren vier Stanley Cups geholt hatten. Doch 1990 holten sie ohne Gretzky noch einmal den Stanley Cup. Mark Messier, Jari Kurri & Co. rückten noch enger zusammen. Und wie war das im letzten Frühjahr in Zug? Das Team verkraftete selbst den Abgang von Henrik Zetterberg, Damien Brunner und Rafael Diaz. Es gibt für diesen Effekt eine simple Rechnung: Wenn jeder Spieler zehn Prozent mehr leistet, dann macht das plus 210 Prozent aus. Umgekehrt können viele Stars die Chemie im Team verderben: 2000 in St. Petersburg boten die Russen die nominell beste Mannschaft seit den Zeiten der Sowjetunion auf: Pavel Bure, Alex Jaschin, Sergej Gontschar, Walery Kamensky, Dimitri Mironow, Maxim Afinogenow & Co. traten an, um den ersten WM-Titel seit 1993 einzufahren. Sie erlitten die schlimmste Schmach in der ruhmreichen Geschichte des russischen Hockeys und landeten auf dem 11. Schlussrang. Sie verloren auch gegen die Schweiz (2:3).

Der Autor und die Rubrik : Klaus Zaugg (56) war zwölf Jahre lang Chefreporter bei «Blick» und «SonntagsBlick». Er arbeitet heute als freier Publizist für in- und ausländische Medien und gilt in Fachkreisen zu Recht als

der wohl einflussreichste Eishockey­journalist der Schweiz.

Die Schweiz hatte 2013 in Stockholm nicht die Einzelspieler, die auf WM- oder Olympia-Niveau Partien regelmässig «aus dem Feuer reissen» und offensiv entscheiden können. Sean Simpson wird diese Einzelspieler auch 2014 in Sotschi nicht haben. Die Schweiz kann nach wie vor nur als Team Erfolg haben. Wir dürfen uns ernsthaft Gedanken darüber machen, ob wir Mark Streit 2014 in Sotschi brauchen oder nicht. Ein eindrückliches Zeichen für die enormen Fortschritte unseres Eishockeys. l

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Traumdestinat Schweiz Sie sind jung, ambitioniert und träumen vom Ausland: die jungen Österreicher. Der Nationalstürmer Raphael Herburger (24) hat es geschafft. Seit dieser Saison spielt er als Lizenz-Schweizer beim EHC Biel. Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller

In einer Zeit, in der junge Schweizer Talente gleich in Scharen nach Nordamerika ziehen, müssen die folgenden Worte Balsam für die Seele der Schweizer Hockeyklubs sein: «Mein Ziel war es schon immer, eines Tages in der Schweiz zu spielen.» Die Worte stammen nicht von irgendeinem Exoten, sondern vom österreichischen Nationalspieler Raphael Herburger, der zu den grössten Talenten seines Landes zählt. Der 24-Jährige hat für den Wechsel vom amtierenden EBEL-Meister Klagenfurt zum Strichteam Biel von seiner Aulsandsausstiegsklausel in seinem Fünfjahresvertrag Gebrauch gemacht. Und hätte der Stürmer als Junior nicht mit Dornbirn an der Schweizer Meisterschaft teilgenommen und 2004 ein Jahr bei den Novizen Elite der Kloten Flyers gespielt, wäre er heute nicht Lizenzschweizer und dieser Transfer nicht zustande gekommen. Es muss viel zusammenkommen, damit ein Top-Österreicher in der NL A spielen kann. Man kann den Spiess in dieser Geschichte aber auch umdrehen: Seinem neuen Klub, dem EHC Biel, ist womöglich ein Coup gelungen. Als chronisch klammer NL A-Vertreter, der auf Entdeckungen in der NL B und im Nachwuchs angewiesen ist, hat man einen sehr schnellen und technisch starken Stürmer verpflichtet, der gemäss seinem früheren Trainer bei Klagenfurt, Christian Weber, prädestiniert für diese Liga ist


Raphael Herburger

tion und sein Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft hat (siehe Box).

Tolles Comeback in den Playoffs Wie gut Herburger ist, hat er in den letzten Playoffs gezeigt. Nachdem er fast die gesamte Qualifikation wegen einer Schulteroperation verpasst hatte, kehrte er rechtzeitig zurück, um im Kampf um die Meisterschaft seine Klagenfurter offensiv zu beflügeln. Mit vier Toren und sechs Assists hatte er massgeblichen Anteil daran, dass der Klub zum ersten Mal seit 2009 (schon damals war er im Kader gestanden) wieder die EBEL-Krone erobern konnte. «Viele hatten mir davon abgeraten, in den Playoffs zurückzukehren. Es schien zu riskant. Aber ich habe mich dafür entschieden und eine wichtige Rolle gekriegt. Es war schön, so abschliessen zu können», blickt Herburger zurück, zumal es kein gutes Gefühl gewesen sei, den Vertrag in Biel während der Verletzungspause unterschrieben zu haben. Das tolle Comeback sollte ihm auch noch seine zweite WM ermöglichen. Die Österreicher stiegen zwar ab, doch er selber erhielt wenigstens die Chance mit dem nationalen Hockeyidol Thomas Vanek zu spielen, der sich trotz seines Star-Status in der NHL als «unglaublich bodenständiger Typ» herausgestellt habe. Für ihn selber sei Nordamerika nie ein Thema gewesen. «Zu klein, zu leicht», meint der «75kg-auf-178cmMann» ziemlich direkt. Man erhält den Eindruck, dass Herburger auch nie wirklich darauf aus war. Seit jeher hat er sich eher am Schweizer Hockey orientiert. Das begann nur schon damit, dass er als Junior im grenznahen Dornbirn meist in den Schweizer Nachwuchsligen mitgetan hatte. Da die Hockeyberichterstattung im österreichischen TV zudem sehr mager war, habe man sich automatisch eher an der NL A orientiert. «Wir empfingen das Schweizer Fern-

Christian Weber: «Herburger ist für die NL A prädestiniert» Wenn ein Schweizer weiss, wie der österreichische Hockeymarkt funktioniert, dann ist es Christian Weber. Der 49-jährige Thurgau-Trainer hat in den letzten beiden Saisons das EBEL-Team Klagenfurt geführt, zudem war er auch als Headcoach des U20-Nationalteams (2011/2012) und als Assistenztrainer der A-Nationalmannschaft (2011-2013) engagiert. Es ist also nur logisch, dass der EHC Biel sich bei ihm über seinen ehemaligen KAC-Schützling erkundigte. «Ich habe Raphael sofort empfohlen, er ist prädestiniert für die NL A – und sein Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft», lobt Weber. Herburger, der in der Saison 2011/2012 unter ihm als Zweitliniencenter eine wichtige Rolle hatte und auch regelmässig in Über- und Unterzahl eingesetzt wurde, sei enorm schnell und technisch sehr versiert. «Er muss aber noch schwerer werden und lernen, mehr Zug aufs Tor zu entwickeln.» Dass ein Spieler wie Herburger nun in die Schweiz kommt, ist für Weber keine Überraschung. In der EBEL werden von einigen Teams bis zu 15 Ausländer eingesetzt. Das verknappt den Platz für junge Österreicher, weshalb für viele die Devise gilt, sich wenn irgendwie möglich im Ausland zu versuchen. Schon im Juniorenalter verlassen Talente das Land und ziehen nach Nordamerika, Skandinavien oder in die Schweiz. Letztere ist insbesondere für Österreicher aus den grenznahen Gebieten in Vorarlberg attraktiv, da Teams wie etwa Dornbirn oder Lustenau wegen der geringeren Distanzen an den schweizerischen Nachwuchsmeisterschaften teilnehmen oder die Spieler gleich selbst zu Klubs in der Ostschweiz (wie etwa Rheintal, Uzwil oder den PIKES Oberthurgau) wechseln. Jedes Jahr, in dem ein Junior in einer unserer Meisterschaften lizenziert worden ist, wird ihm später angerechnet – seit 2011/2012 verlangt das Reglement fünf Saisons (vorher vier), um auf Profi-Stufe mit einer Schweizer Lizenz aufzulaufen. Diese Regelung kann mitunter zu kuriosen Konstellationen führen, wie der Fall des aktuellen Davos-Junior Johannes Bischofberger (19, ebenfalls aus Dornbirn) zeigt. Der Captain der österreichischen U20-Nationalmannschaft wollte eigentlich zu Christian Webers HC Thurgau wechseln, doch weil er die nötigen Jahre in der Schweiz noch nicht beisammen hat, muss er noch eine Saison bei den Elite-A-Junioren des Partnerteams HC Davos spielen. Erst nächstes Jahr wird er das l Ausländerkontingent nicht mehr belasten. (mmu) sehen, sahen die Zusammenfassung der Runden und um die Jahreswende den Spengler Cup – da ist das ja auch logisch, oder?» Im Novizen-Alter wechselte er schliesslich zu den Kloten Flyers, oder genauer gesagt zu seinen Dornbirner Kumpel, Stefan und Martin Ulmer, die dort gemeinsam mit ihrer Mutter lebten. «Da spielte ich ein Jahr zusammen mit Leuten wie Denis Hollenstein oder Reto Suri. Es ist schon eindrücklich, wie gut die mittlerweile geworden sind», meint er anerkennend. Im Gegensatz zu den Ulmers, die danach noch zu den GCK Lions wechselten, kehrte Herburger in seine Heimat zurück, um den Durchbruch über Dornbirn und Klagenfurt zu schaffen.

Raphael Herburger

Geboren: 2. Januar 1989 in Dornbirn (AUT) | Grösse: 178 cm | Gewicht: 75 kg | Position: Flügel/Center | Vertrag: bis 2015 | Stationen: bis 2008 Dornbirn (Junioren, AUT 2), 2008–2013 Klagenfurt (EBEL) | Statistik: 250 EBELSpiele (33 Tore, 69 Assists) | International: U18-Div-I-WM 2006, 2007 (total 10 Spiele, 1 Tor, 5 Assists), U20-Div-I-WM 2008, 2009 (total 10 Spiele, 4 Tore, 10 Assists), Div-1A-WM 2012 (5 Spiele, 1 Tor, 4 Assists), A-WM 2013 (7 Spiele, 1 Tor).

Heute schliesst sich der Kreis: Stefan Ulmer (22) verteidigt für Lugano, Bruder Martin (25) stürmt Seite an Seite mit Herburger in Biel.

Schon im Sommer nach Biel gekommen Dass in der Schweizer NL A ein anderer Wind weht, hatte Herburger also schon gewusst. Wohl auch deswegen ist er bereits im Sommer hierhergekommen, um sich mit dem Team das Off-IceTraining zu bestreiten und sich zu integrieren. Ein leichtes Unterfangen, wie sich schnell herausstellte: «Ich wurde super aufgenommen, aber ich war ja auch nicht in einer völlig fremden Umgebung. Neben Martin Ulmer waren da ja auch noch Steve Kellenberger oder Jeffrey Füglister, die ich noch aus Klotener Zeiten kannte.» Auf dem Eis brauchte er dagegen seine Zeit, um sich an die neuen Verhältnisse zu gewöhnen. Mittlerweile hat er zwar den Rhythmus gefunden, doch noch immer sieht er Dinge, die er verbessern muss, um hier richtig einzuschlagen. «Mehr Zug aufs Tor, mehr Eislaufen», wie er das auf gut «österreichisch» nennt. Er weiss: «Sei es technisch, läuferisch oder auch bei den Zuschauern – alles ist hier einen Tick besser und grösser als in der EBEL.» l

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«Es hat an mei Ego gekratzt» Als Sportchef und Trainer der Lakers in die letzte Saison gestartet, entschied sich Harry Rogenmoser (45) vor dem Playout-Final 2013 die Notbremse zu ziehen und den Trainerposten seinem, erst kurz zuvor eingesetzten, Co-Trainer Anders Eldebrink zu überlassen. Im Interview mit SLAPSHOT spricht er über seine damalige Gemütslage und über seine neuen Herausforderungen. Text: Foto:

Matthias Müller Pius Koller

Harry Rogenmoser, Sie sind vor dem PlayoutFinal zurückgetreten und haben Ihrem CoTrainer Anders Eldebrink das Feld überlassen. Haben Sie die Entscheidung selbst getroffen? Ja, und sie ist mir sehr schwer gefallen. Aber ich habe gespürt, dass es besser wäre, Eldebrink in dieser heiklen Situation die Verantwortung zu übergeben. Geschäftsführer Roger Sigg sowie der Verwaltungsrat haben mich in dieser Zeit sehr gut unterstützt. Zumindest hat die Mannschaft danach diesen Playout-Final gegen die SCL Tigers gewonnen. Hat das den Schmerz gelindert? Ich habe sehr laut aufgeatmet. Es hat gezeigt, dass der Entscheid im Sinne der Sache der richtige war. Heute sind Sie Sportchef. Haben Sie zwischenzeitlich auch daran gedacht, das Hockey zu verlassen und wieder zurück in die Privatwirtschaft zu gehen? Nein, denn ich hatte noch einen laufenden ZweiJahresvertrag als Trainer und Sportchef, der wurde entsprechend angepasst. Ich habe das Gefühl, dass wir hier bei den Lakers eine gute Grundlage für die Zukunft gelegt haben. Darauf können wir etwas Gutes bauen. Sie sind 2011, als die Lakers in einer tiefen Identitätskrise steckten, als Quereinsteiger

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zum Klub gekommen. Mit Ihrer Bereitschaft, sich den Problemen anzunehmen, sind Sie zu einer Integrationsfigur geworden. War das auch ein Grund, weiterzumachen? Ich spielte lange Zeit für Rapperswil, war lange Zeit Captain und auch schon damals Integrationsfigur. Der Klub war immer in meinem Herzen und ich habe in dieser Trainerzeit gemerkt, wie viel er mir bedeutet. Ich bin überzeugt, dass die Lakers wieder erfolgreich Hockey spielen werden. Der Schritt zurück vom Trainer- auf den Sportchefposten wurde weitgehend als ein Akt der Grösse wahrgenommen... ... und trotzdem, es hat an meinem Ego gekratzt und ich brauchte eine gewisse Zeit um dies zu verarbeiten. Für den Klub ist es aber eine Chance, mit einem Fachmann wie Eldebrink als Trainer in die Zukunft zu gehen. In den Medien wurde in der letzten Saison teilweise scharf auf Sie geschossen. Es war von Systemlosigkeit die Rede – etwas vom Schlimmsten, was man einem Trainer vorwerfen kann. Hat das weh getan? Das ging nicht spurlos an mir vorbei. Ich hatte und habe das Gefühl, dass ich einen guten Job gemacht habe. Ich erlebte sehr gute Zeiten mit dem Team, es war eine spannende Aufgabe und wir waren lange auf dem richtigen Weg. Letztlich ist sehr viel zusammengekommen, was uns in eine Negativspirale geführt hat. Trotz allem trug ich die Verantwortung und habe daraus die Konsequenzen gezogen.

Bereuen Sie Ihre Entscheidung, überhaupt Trainer geworden zu sein? Nein! Es war eine wertvolle Erfahrung, die ich auf keinen Fall missen will. Die Zusammenarbeit mit den Spielern hat mir sehr viel gegeben. Werden wir Sie eines Tages wieder als Trainer sehen oder ist dieses Kapitel für Sie nun abgeschlossen? Ich habe mir diese Frage im Sommer oft gestellt. Beantworten kann und will ich sie jetzt nicht. Als vollamtlicher Sportchef habe ich einen Job, der mich ausfüllt. Ich kann dabei dem Trainer, dem Team und der Organisation helfen. Das ist optimal. Eine Aufgabenteilung zwischen Trainer und Sportchef macht sicherlich Sinn, schliesslich wird dies doch praktisch in allen Klubs der Liga so gehandhabt. Kommen wir zur Gegenwart. Eigentlich hätte man nach der vergangenen Saison erwartet, dass die Verteidigung verstärkt würde... ... das haben wir auch! Wir wollten breiter werden und haben mit Franco Collenberg und Matteo Nodari zwei gestandene Abwehrmänner verpflichtet. Mit dem jungen Valentin Lüthi haben wir ausserdem einen echten Prospect geholt. Wir haben die Verteidigung gestärkt. Es ist aber schon so, dass in den vergangenen Jahren die Verteidigung zugunsten des Sturms vernachlässigt wurde? Es ist bekannt, dass der Markt für gute Schweizer Verteidiger begrenzt ist. Allgemein ist es für uns schwierig – und zwar ganz unabhängig vom Geld – einen solchen nach Rapperswil zu lotsen, da dieser ja auch um den Titel spielen möchte. Gleichzeitig ist mit dem zunehmenden Tempo das Verletzungsrisiko gestiegen. Wir können mit unseren Langzeitverletzten Derrick Walser, Cyrill Geyer und Andreas Camenzind ja bereits jetzt schon


Harry Rogenmoser

inem wieder ein Lied davon singen. Wie gesagt, wir wussten, dass wir uns in der Defensive verstärken und uns breiter aufstellen mussten. Umso mehr freut es mich, dass wir diese Transfers machen konnten. Mit Niklas Persson haben Sie einen Zweiwegcenter verpflichtet, der für sein starkes Defensivspiel bekannt ist. Gehört dieser Transfer auch in die Kategorie Abwehrverstärkung? Wir hatten vor der Saison zwei Optionen: Entweder verpflichten wir einen zweiten Verteidiger oder einen Zweiwegcenter. Wir hatten für diese Position mehrere Spieler geprüft. Als allerdings klar war, dass wir Persson haben können, hat sich die Frage dann erledigt. Ich bin extrem froh, dass wir ihn ins Boot holen konnten. Ein wichtiger Teil der Identitätsbildung sind eigene Junioren. Sie haben mit Lars Frei und Cédric Hüsler heuer zwei ins Kader geholt. Darf man das auch in Zukunft erwarten? Ja. Wir haben in der «Mission Lakers» definiert, dass wir pro Jahr ein bis zwei Spieler in die erste Mannschaft einbauen wollen. Gerne hätten wir mit Timo Meier, der sich ja dazu entschlossen hat, nach Nordamerika zu wechseln, auch noch einem dritten diese Chance gegeben. Der Nachwuchs ist der Stolz einer Organisation, folglich wollen wir hier künftig unsere Mission konsequent verfolgen. Wenn ein 16-Jähriger wie Timo Meier im NL A-Team zum Einsatz gekommen wäre, hätte uns das natürlich sehr stolz gemacht. Es ist ein kleines Dillema: Dass Meier sich nun in Kanada weiterentwickeln will, verstehen wir natürlich, dass die zunehmende Abwanderung solcher Spieler ein Problem für den Klub darstellt, liegt ebenfalls auf der Hand. Ich denke, dass wir mit dem 5-Jahresvertrag, der vorsieht, dass er im Falle einer Rückkehr zu uns zurückkommt, einen guten Deal für beide Seiten abschliessen konnten. l

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Wellwood und die speziellen Gen Weil er Doug Shedden schätzt, hat sich Kyle Wellwood dem EV Zug angeschlossen. Und wandelt damit auf den Spuren eines prominenten Verwandten: Todd Elik! Text: Nicola Berger Fotos: Pius Koller

Ein altes Sprichwort besagt, dass man sich im Leben immer zwei Mal sehe. Das ist natürlich Quatsch, aber manchmal stimmt es eben doch – zumindest wenn man etwas dafür unternimmt. So wie Kyle Wellwood. Der Kanadier spielte die letzten acht Jahre in der NHL, zuletzt für Winnipeg. Bei den Jets hatte Wellwood nach einer starken Saison 2011/2012 (mit 47 Skorerpunkten) in der abgelaufenen Spielzeit 2013 aber nur noch reduziert Eiszeit erhalten. Dass seine NHL-Karriere enden würde, war für Wellwood entsprechend absehbar. Er sagt: «Das ausbleibende Interesse hat mich nicht überrascht.» In der NHL mag Wellwood kein Star mehr sein, aber in Europa verfügt sein Name durchaus über Strahlkraft. Dass Wellwood kurz vor Saisonstart in der Schweiz unterschrieb, überraschte entsprechend nicht – es war bloss seltsam, dass er in Zug ein auf einen Monat befristetes Arbeitspapier annehmen musste. Und das kam so: Am 24. August heiratete Wellwood in Windsor seine Verlobte Bianca, die Mutter seines Sohnes Roman. Der Hochzeitstermin stand seit mehr als einem Jahr fest, weshalb Wellwood nicht früher nach Europa wechseln konnte. Klar, dass es interessierten Teams nicht gefiel, dass der 30-Jährige den

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Grossteil der Vorbereitung nicht würde mitmachen können. Der Umstand war ein Mitgrund dafür, dass sich Engagements bei Servette und Kloten zerschlugen. Zum Glück für den EV Zug, denn Trainer Doug Shedden (52) sagt: «Es hätte mich fertiggemacht, hätte er bei einem anderen Schweizer Klub unterschrieben.» Shedden hatte den Stürmer schon vor einem Jahr verpflichten wollen. Damals erhielt Wellwood in Winnipeg aber einen neuen, 1,6 Millionen Dollar schweren Vertrag. Und auch in diesem Sommer standen die Chancen auf einen Transfer nach Zug

lange nicht gut: bereits im Mai nahm der EVZ den US-Angreifer Rob Schremp (27, Salzburg) unter Vertrag.

Enge Bindung zwischen Spieler und Coach Dass das Engagement doch noch zu Stande kam, hat zweierlei Gründe: erstens die (inzwischen ausgeheilte) Ellbogenverletzung von Josh Holden (35) und zweitens die enge Bande zwischen Shedden und Wellwood, welcher für den Wechsel nach Zug lukrativere Offerten aus der KHL ausschlug. Das Duo kennt und schätzt sich aus gemeinsamen Zeiten bei den St. Johns Maple Leafs, dem inzwi-


Kyle Wellwood

ne

Kyle Wellwood auf dem Zugerberg: Die Verletzung von Josh Holden ermöglichte letztlich den bereits im Vorjahr angedachten Transfer.

schen nach Toronto verlegten AHL-Farmteam der Toronto Maple Leafs. Shedden hatte das Team zwischen 2003 und 2005 geführt und dabei auch Wellwood und Holden gecoacht. «Wir haben sogar in der gleichen Linie gespielt», erinnert sich Wellwood. Nur dass damals Holden als Flügelstürmer und Wellwood als Center eingesetzt wurden – in Zug sind die Rollen exakt umgekehrt verteilt. Aber was ist es, das Wellwood an Shedden so schätzt? Der Angreifer sagt: «Ich halte ihn für einen sehr fähigen Trainer. Wir haben ein ausgezeichnetes Vertrauensverhältnis.» Aber war Shed-

den schon in St. John‘s mitunter aufbrausend? Wellwood bestätigt lachend: «Ja, es flogen schon damals hin und wieder Wasserflaschen durch die Kabine.» Die Härte Sheddens, so macht es den Eindruck, war für Wellwood eine gute Vorbereitung auf den nicht immer einfachen NHL-Alltag. Denn im Zuge seiner Laufbahn war Wellwood wiederholt Widrigkeiten ausgesetzt. Besonders ungemütlich muss die Situation für ihn gewesen sein, als ihn die Vancouver Canucks 2008 im Waiver-Draft von Toronto verpflichteten. Canucks-Coach Alain Vigneault (nun New York Rangers) hatte Well-

wood öffentlich für dessen schlechten Fitnesszustand kritisiert. Darauf veröffentlichten diverse Zeitungen ein, sagen wir, unvorteilhaftes Bild aus dem Sommer, auf welchem Wellwood mit stattlichem Bauchansatz zu sehen ist. Seither sind Wellwood-Witze en vogue, der Spott über seine Körperrundungen verfolgt ihn bis heute. «In Vancouver hielt ein Fan einmal ein Schild mit meinem Namen auf. Das W war wie das ‹M›Logo von McDonalds gestaltet. Ich musste selber darüber schmunzeln», erzählt Wellwood. Er sagt aber auch: «Es war keine angenehme Zeit. Irgendwann nerven die ewigen Sprüche. Ich meine, ich

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Kyle Wellwood habe abgenommen. Ich war teilweise 81 Kilo schwer. In der NHL gibt es nicht viele Spieler, die leichter sind.» Und doch haftet ihm seit dieser Episode der Ruf an, etwas bequem, beziehungsweise eine schlampige Diva zu sein. Doug Shedden müsste das wissen, aber er sagt: «Das ist alles Blödsinn. Kyle ist nicht faul.» Was seine Blutbahnen angeht, ist es freilich nicht verwunderlich, dass er nicht eben als Trainingsweltmeister gilt: Todd Elik (47), eine der faszinierendsten Figuren unserer HockeyGeschichte, ist ein Cousin Wellwoods zweiten Grades. Schillerfalter Elik war von 1997 bis 2011 in Europa aktiv, und spielte zwischen 2000 und 2002 für den EVZ. Als Wellwood nach seiner Ankunft durch die Bossard-Arena schlenderte, entdeckte er per Zufall den Namen seines prominenten Cousins an der Zuger «Wall of Fame». Er sagt: «Ich war ziemlich überrascht. Als Kind hatte ich wenig Kontakt zu ihm. Aber ich habe ihn inzwischen ein paar Mal getroffen. Und seine Tochter und mein Sohn sind in Kalifornien im gleichen Spital zur Welt gekommen.» Im Gegensatz zum wilden Exzentriker Elik sind bei Wellwood aber keine nächtlichen Party-Episoden zu erwarten. Der EVZ-Angreifer gilt als introvertiert und ruhig; sein Hobby sind nicht Trink-, sondern Videospiele.

Fast kam es zum Bruderduell Generell scheint Wellwoods Familie mit SportlerGenen gesegnet zu sein. Sein derzeit verletzter jüngerer Bruder Eric (23, schwere Schnittverletzung von einem Schlittschuh am Bein – wer nicht gerne Blut sieht sollte den Unfall nicht googeln) bestritt bereits 42 Spiele für die Philadelphia Flyers. 2012 wäre es in Winnipeg beinahe zum grossen Bruderduell gekommen – aber dann sass der jüngere Eric als überzähliger Spieler auf der Tribüne. Auch ohne dieses persönliche Highlight bleibt die Zeit in Winnipeg für Wellwood in bester Erinnerung.

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Er war dabei, als die Franchise im Sommer 2011 von Atlanta nach Winnipeg verschoben wurde und erlebte hautnah die Begeisterung einer Stadt, die seit

«Ich hörte in Winnipeg ab und zu: <Was willst du hier? Du bist nicht gut genug!>» Kyle Wellwood über das Abflachen der Anfangseuphorie in Winnipeg

spektakulären und abrupten Wechsel auf der Goalie-Position (weg von Brian Boucher, hin zu Eero Kilpeläinen) noch genug Geld vorhanden ist, um Wellwood bis zum Saisonende zu halten. Ungeachtet davon ist der Kanadier bereits jetzt ein heisser Kandidat dafür, eine der Zuger Söldnerpositionen in der Saison 2014/2015 zu bekleiden. Shedden sagt: «Als er hier ankam, war sein Trainingsrückstand gross. Aber früher oder später wird jeder erkennen, was für ein spezieller Spieler er ist.» Der Coach muss es wissen. Er sieht Wellwood ja zum zweiten Mal. l

der Umsiedlung der ursprünglichen Jets nach Phoenix von 1996 sehnsüchtig auf NHL-Hockey gewartet hatte. «Das war eine unglaubliche Erfahrung. Die Leute waren wahnsinnig positiv und dankbar. Sie unterstützten uns enorm – ungeachtet der Ergebnisse.» Irgendwann war es um die Euphorie jedoch geschehen, und vor der zweiten Saison waren auch in Winnipeg die global präsenten Nörgler zurück. «Die Stimmung war eine andere. Ich hörte ab und zu: ‹Was willst Du hier? Du bist nicht gut genug!›» In Zug wird das nicht geschehen. Der EVZ wäre gut beraten, den begabten und polyvalenten Angreifer zu halten. Die Frage ist bloss, ob in Zug nach dem

Kyle Wellwood

Geboren: 16. Mai 1983 | Grösse: 180 cm | Gewicht: 84 kg | Position: Flügel/Center | NHL-Draft: 2001, Toronto Maple Leafs, 134. Stelle, 5. Runde | Stationen: bis 2002 Belleville (OHL), 2002–2003 Windsor (OHL), 2003– 2005 Toronto (AHL), 2005–2008 Toronto (NHL), 2008–2010 Vancouver (NHL), 20102011 Mytischtschi (KHL), San Jose (NHL), 2011–2013 Winnipeg (NHL), seit 2013 Zug (NL A) | International: U20-WM 2003 (6 Spiele, 1 Tor, 4 Assists) | Grösste Erfolge: OHL-Topskorer 2001, CHL Sportsman of the Year 2003, U20-WM-Silber 2003.

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Das lächelnde Gesicht von Kloten Mit dem US-Amerikaner Peter Mueller (25) konnten die Kloten Flyers einen Top-Shot im besten Hockeyalter verpflichten. Der Stürmer hat in seinem jungen Leben im positiven, wie im negativen Sinne bereits viel erlebt. Und

Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller, zVg

Peter Mueller – es ist gar nicht mal so lange her, da wäre dieser Name höchstens im Zusammenhang mit einem NHL-Lockout in unseren Gerüchteküchen aufgetaucht. Peter Mueller, das war ein ShootingStar, einer der talentiertesten Spieler in der besten Liga der Welt. An achter Stelle von den Phoenix Coyotes im Draft 2006 gezogen, hatte er bereits in seiner ersten NHL-Saison 2007/2008 voll eingeschlagen und 54 Punkte erzielt. In der zweiten, der üblicherweise schwierigeren Sophomore-Kampagne, waren es noch 36, dann folgte eine Spielzeit mit nur 17 Punkten aus 54 Spielen, worauf ihn die Coyotes während der Regular Season zu Colorado transferierten. Noch einmal aktivierte Mueller sein ganzes Können: 15 Spiele, 9 Tore, 11 Assists. In der allerletzten und bedeutungslosen Partie gegen San Jose, am 4. April 2010, hatte er sogar zwei Mal getroffen und eine Vorlage gegeben. Die Kurve zeigte nach oben, die Bedingungen zur Aushandlung des ersten Free-Agent-Vertrags waren ideal – und dann knallte es. Drei Minuten vor Spielende stürzte Mueller nach einem Check von Rob Blake frontal in die Bande. Diagnose: Hirnerschütterung. Und zwar eine der ganz üblen Sorte. «Ich habe wahrscheinlich mein bestes Hockey gespielt. Alles was ich gemacht habe, hat sich richtig angefühlt, bis es über

das ist ihm noch lange nicht genug.

Peter Mueller

Geboren: 14. April 1988 | Grösse: 188 cm | Gewicht: 95 kg | Zivilstand: Verheiratet (ein Sohn) | Position: Flügel | Vertrag: bis 2014 | NHL-Draft: 2006, Phoenix Coyotes, 8. Stelle, 1. Runde | Stationen: bis 2005 US National Team Develpoment Program, 2005– 2007 Everett Silvertips, 2007–2010 Phoenix Coyotes (NHL), 2010–2012 Colorado Avalanche (NHL), 2012–2013 Florida Panthers (NHL), seit 2013 Kloten Flyers (NL A) | Statistik: 297 NHL-Spiele (63 Tore, 97 Assists) | International: U18-WM 2005 (6 Spiele, 4 Tore, 3 Assists), U20-WM 2006 (7 Spiele, 2 Tore, 4 Assists), 2007 (7 Spiele, 3 Tore, 3 Assists), A-WM 2008 (7 Spiele, 0 Tore, 4 Assists) | Grösste Erfolge: U18-WM-Gold 2005, WHL Rookie of the year 2006, U20-WM-Bronze 2007.


Peter Mueller

Peter Mueller – Ein Produkt des National Team Development Program Einst eines der grössten Talente der NHL: Während seinen sechs Jahren in der besten Liga der Welt, trug Peter Mueller das Dress der Phoenix Coyotes, der Colorado Avalanche und der Florida Panthers.

mich hineinbrach. Alles geschieht aus einem Grund. Und hey, daraus lernt man, richtig?» Richtig. «Remember the failure» (erinnere dich ans Scheitern) hat er sich auf seine Brust tätowieren lassen. «For a better life» (für ein besseres Leben) werde noch folgen, versichert er.

Als Leader neben Rookies Zwischen dem fatalen Check von Rob Blake und seinem aktuellen Engagement in Kloten liegen jetzt fast dreieinhalb Jahre. Lehrreiche Jahre. Obwohl er einen anständigen Zweijahresvertrag bei Colorado unterschreiben konnte, musste er für die gesamte Saison 2010/2011 forfait geben. 2011/2012 kämpfte er immer noch mit den Symptomen, mehr als 32 Spiele lagen nicht drin. Im Sommer unterschrieb er für ein Jahr in Florida, wo er in einer Linie mit den Top-Rookies Jonathan Huberdeau und Drew Shore stürmte. Die Anzahl Punkte (17 in 43 Spielen) war zweitrangig, es ging nun um andere Dinge. Wichtig war etwa, dass er endlich beweisen konnte, dass er eine Saison lang durchspielen und einen wichtigen Part übernehmen kann. «Man muss den Jungen zeigen, wie es im NHL-Tagesgeschäft läuft. Es geht um gute Arbeitsethik, Aktionen durchzuziehen, nicht aufzugeben – und natürlich darum, ein Lächeln im Gesicht zu haben. Es ist Hockey, es ist ein Spiel. Manche Leute vergessen das ab und zu», sagt er nachdenklich. Auch er selber hatte zwischenzeitlich den Zweck seines Tuns aus den Augen verloren. «Nach meiner tollen ersten Saison habe ich gedacht, es geht immer so weiter. Plötzlich hörte ich auf, gut zu spielen. Ich nehme die Schuld voll auf mich. Wenn man jung ist, denkt man, dass das Talent einen immer weiter trägt. Ich hätte mehr tun können, das weiss ich jetzt. Aber man darf nie den Spass vergessen. Mein Captain in Phoenix, Shane Doan, hat mir da viel geholfen.» Heute ist Mueller 25 Jahre alt und um sehr viel Erfahrung reicher. Er lächelt jetzt oft und betont das auch immer wieder gerne. Er stürmt für die Kloten Flyers, einen Klub, den er gut eine Woche

vor seinem ersten Spiel noch gar nicht kannte. «Ich wusste, dass wir mit Kloten verhandelten. Dann ging es ganz schnell, innerhalb von 48 Stunden habe ich diesen Vertrag unterschrieben.» Mehr als eine kurze Internet-Recherche sei nicht dringelegen: «Ehe ich mich versah, sass ich im Flugzeug.» Doch so überstürzt die Abreise, so fremd das Land, so glücklich ist Mueller, bei den Flyers gelandet zu sein: «Ich bin fantastisch aufgenommen worden, ich lebe nun in einem tollen Land, in dem es so viel zu entdecken gibt, ich spiele in einer Liga, die unglaublich schnell ist.» Das Einzige, was noch an die schlimme Verletzung erinnern könnte, ist das abgedunkelte Visier, an das er sich mittlerweile so gewöhnt hat, dass er es nicht mehr abnehmen möchte.

Herausforderungen akzeptieren Zu realisieren, dass es mit der NHL nun vorläufig nichts mehr wird sei im ersten Moment hart gewesen. Mit dem Lockout und der Senkung des Salary Caps haben sich die Verhältnisse für viele Spieler geändert, so auch für ihn. «Ich bin glücklich, einer derjenigen zu sein, die jetzt einen Job haben. Ich spiele Hockey auf sehr hohem Niveau, in einem wunderschönen Land. Das kann ja nicht verkehrt sein», findet er. «Das Leben hat immer neue Herausforderungen bereit, man muss sie akzeptieren. Ich habe das mit einem Lächeln getan: Ich bin im Frühling Vater geworden, bin in ein neues Land gekommen. Es passt alles zusammen! Das Jahr 2013 ist einfach toll, ich bin enorm gespannt, was das Leben 2014 für mich bereit hält.» Er wolle nun die Region, die Stadt, einfach alles sehen und kennenlernen. Ein gutes Tattoo-Studio finden – Mueller ist schon zu grossen Teilen mit eigens gezeichneten Sujets tätowiert –, Kunstmuseen besuchen, in guten Restaurants dinnieren, auf dem Bauernmarkt einkaufen: Seine to-do-Liste für diese Saison ist lang, sein Enthusiasmus riesig. Das Einzige, das ihm noch fehlt, ist die Familie. Seine Frau und sein frischgeborener Sohn werden im Verlauf des Oktobers eintreffen. Und er weiss schon jetzt: «Sie werden es hier lieben!» l

Peter Mueller wurde im Draft 2006 von den Phoenix Coyotes an achter Stelle gezogen. Es war das Draftjahr der Amerikaner: Insgesamt zehn Spieler gingen damals in der ersten Runde über den Tisch, deren vier sogar in den Top Ten: Der Nummer 1-Pick von den St. Louis Blues war mit Verteidiger Erik Johnson sogar ein Jugendfreund Muellers, mit dem er gemeinsam in der Kleinstadt Bloomington aufgewachsen ist, die Nummer 5 kein Geringerer als der heutige Toronto-Star Phil Kessel und die Nummer 7 der Islanders-Stürmer Kyle Okposo. Dass die USAmerikaner dermassen dominierten, ist kein Zufall: Seit 1996 betreibt der Verband USA Hockey in Ann Arbour (Michigan) das «National Team Development Program» (NTDP) mit dem Ziel, die hoffnungsvollsten Talente des ganzen Land auszubilden. Dabei trainieren und spielen die besten Spieler zweier Jahrgänge, es gibt ein U17- und ein U-18-Team, das ganze Jahr über gemeinsam, daneben besuchen sie die lokale High-School. Das Programm, das auch als Vorbild für die geplante Hockey-Academy in der Schweiz dient, ist eine Erfolgsgeschichte: Fast jeder aktuelle amerikanische Superstar hat zumindest temporär daran teil genommen, natürlich auch alle vier eingangs genannten Spieler. «Ich selber habe enorm profitieren können», schwärmt Peter Mueller, der die beiden Jahre voll absolviert hat. «Du lebst wie in einem ProfiTeam, obwohl du erst 15 Jahre alt bist. Du kommst früh dazu, zu reisen. Wir flogen damals nach Schweden, Russland, nach Tschechien und konnten so die europäischen Hockeyverhältnisse kennenlernen. Das hilft mir jetzt.» Ausserdem, so Mueller weiter, habe es das US-Hockey wieder an die Spitze des Welteishockeys zurückgeführt: «Olympia-Gold in Sotschi ist absolut möglich, wir haben nun das Talent.» Dass er selber dabei sein wird, ist eher unwahrscheinlich, auch wenn er selber an seine Chance glaubt. Mit einer guten Saison läge aber zumindest eine WM-Teilnahme in Reichweite. «In diesem Frühjahr hatte ich wegen der anstehenden Geburt meines Sohnes abgesagt. Das wollte ich nicht verpassen. Aber ich habe das Halbfinale gegen die Schweiz gesehen. Da waren einige KlotenSpieler dabei. Gratulation! Es war bei meiner Ankunft hier gut zu wissen, was für talentierte Mitspieler ich haben werde.» (mmu) l

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Persönlich

Zu Gast be ewige

Vor 16 Jahren hat sich Julien Vauclair aus seiner jurassischen Heimat Pruntrut verabschiedet, um in Lugano seine Hockeyträume zu verwirklichen. Heute lebt der 34-jährige WM-Silbermedaillengewinner noch immer im Tessin. SLAPSHOT hat ihn und seine Familie in Curregia besucht.


Julien Vauclair

eim en Luganesen

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Persönlich

Julien Vauclair und seine Tochter Elisa (8).

mit Tristan (28, Gottéron) und Geoffrey (36, Ajoie) zwei Brüder, die ebenfalls schon lange in der NL A spielen, respektive gespielt haben. Wieso also wissen wir nicht mehr von Julien Vauclair? Soviel vorneweg, wir werden diese Frage so nicht beantworten können, denn mit einem seiner ersten Sätze schafft der zweifache Familienvater sogleich jegliche Befürchtungen betreffend Introvertiertheit oder Medienscheue aus der Welt: «Es gibt in der Romandie und im Tessin immer wieder mal eine hockeytechnische Story zu mir. Aber dass Sie vom deutschsprachigen SLAPSHOT extra hierhergekommen sind, um so eine private Geschichte zu machen, freut mich ausserordentlich.»

Fische, Hunde, Katze und Meerschweinchen Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller

Es gibt im Schweizer Eishockey nur wenig Leute, die so viel erreicht haben und über die man gleichzeitig so wenig weiss, wie über Julien Vauclair. Der Jurassier spricht zwar fliessend Französisch, Italienisch und Englisch, aber kaum Deutsch. Er ist einer dieser Spieler, die an einer WM oder an einem Meisterschaftsspiel nicht ans Mikrofon geholt werden, wenn sie nicht gleich das entschei-

dende Tor geschossen haben. Aber wieso eigentlich? Der Verteidiger erfüllt doch alle Kriterien eines «Medienlieblings»: Er spielt seine 14. (!) Saison in Lugano und ist Aushängeschild dieses glamourösen Klubs. Er kann seinen Körper einsetzen, er ist schnell und überrascht die Gegner immer wieder mit Rushes, er schiesst gut und punktet für einen Verteidiger viel. Er ist ein Leader in der Gewichtsklasse eines Mathias Seger oder Goran Bezina, zweifacher Meister (1999, 2006) und ein Urgestein der Nationalmannschaft, er hat

Als wir ins moderne Haus in Curregia, gleich oberhalb von Pregassona, eintreten, zieht es unseren Blick zuerst auf das riesige Aquarium im Wohnzimmer. Es ist gut zwei Meter lang und einen Meter tief, geschätzte 30 Fische und zahlreiche Schnecken tummeln sich darin. «Das haben wir erst kürzlich geliefert bekommen. Julien wollte es, er kann es stundenlang anschauen. So läuft das immer – er schafft sich Tiere an, ich passe dann auf sie auf», scherzt Vauclairs Frau Julie, die im Haus bereits auf uns gewartet hat. Julien holt derweilen die beiden Töchterchen Elisa (8) und Emilie (6) aus dem Garten. Elisa begrüsst uns sogleich

Wie Vauclair zum «ewigen Luganesen» wurde 1997 hatte Julien Vauclair zusammen mit seinem zwei Jahre älteren Bruder Geoffrey vom HC Ajoie zu Lugano gewechselt. Der Bruch – die beiden zogen praktisch ans andere Ende der Schweiz – hätte grösser kaum sein können. Er erinnert sich: «Geoffrey galt damals als eines der begehrtesten Talente des Landes. Lugano war aber der einzige Klub, der uns beide unter Vertrag nehmen wollte.» Als Kinder, die in einer Grossfamilie aufgewachsen waren – die Eltern hatten neben ihren drei eigenen Söhnen auch zwei Mädchen adoptiert und immer wieder Waisen- und sozial bedürftige Kinder aufgenommen (Vauclair spricht von zeitweise bis zu elf Geschwistern) –, war die fehlende Nestwärme fernab der Heimat eine Herausforderung. Umso wichtiger war es, dass sich der Club gut um

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die beiden kümmerte. «Dafür bin ich enorm dankbar.» 2001, Julien war 1998 in der dritten Runde von Ottawa gedraftet worden, entschied er sich für den Wechsel nach Nordamerika. In Grand Rapids und Binghamton kam er in drei Saisons aber nicht über einen einzigen NHL-Einsatz hinaus. Bei seiner Rückkehr 2004 sollte die gute Behandlung, die er durch Lugano erfahren hatte, zu einem der wichtigsten Entscheidungsfaktoren werden: «Es war das einzige Mal, dass ich mit mehreren Klubs in Verhandlungen stand. Wenn ich mich richtig erinnerte waren es fünf Interessenten. Lugano war ein Spitzenteam und ich hatte nicht vergessen, wie gut man sich in meinen ersten Jahren hier gekümmert hatte. Deshalb l bin ich zurückgekehrt – und geblieben.» (mmu)


Julien Vauclair mit zwei grossen Meerschweinchen auf dem Arm. «Sie sehen, die Fische sind nicht die einzigen Haustiere», fügt Julie lächelnd an, «wir haben noch mehr». Tatsächlich geht es nicht lange, bis hinter den Möbeln ein schwarzer und ein weisser Pudel hervorschleichen. «Darf ich vorstellen: Tiki und Biscotte. Gleich wird sicher auch noch unser Kater Fergus dazustossen», sagt Julien schmunzelnd. «Schreiben Sie die Namen wie sie wollen, die sind ja sowieso nicht offiziell». Die Familie ist jetzt vollständig versammelt, der Empfang war tierisch herzlich. Nachdem sich alle vorgestellt haben, bittet uns der Gastgeber zum Gespräch an den Küchentisch. Die Stimmung ist locker, immer wieder kommen Frau und Kinder zum Tisch, um zuzuhören oder ab und an mitzureden. Die erste Frage, die wir uns notiert haben, ist uns deshalb fast ein wenig peinlich. Wir stellen sie trotzdem: Herr Vauclair, macht Sie die Tatsache, dass wir so wenig von Ihnen wissen, zu einem lebenden Beweis für den «RöschtiGraben»? Der 34-Jährige reagiert darauf nicht etwa mit einer Antwort, sondern mit einem lauten Lachen. Er versteht die Frage als Scherz: «Hey, ich habe eine Ferienwohnung in Andermatt gekauft! Wenn ich dort einkaufen gehe, mache ich das immer auf Deutsch», erwidert er keck. Sein Lebensmittelpunkt war, ist und dürfte auch künftig nicht in der Romandie, sondern auf der Südseite des Gotthards liegen, sein aktueller Vertrag läuft noch bis 2016. «Vielleicht bin ich dann noch gut genug, um noch einmal einen neuen Kontrakt hier zu bekommen. Ich hoffe es. Mein Ziel ist aber sicherlich meine Karriere hier zu beenden und auch danach hier zu leben.» Konkrete Pläne habe er zwar keine, er könne sich aber gut vorstellen, ins Trainermetier einzusteigen. «Ausserdem koche ich sehr gerne. Ein eigenes Restaurant zu eröffnen, wäre auch eine interessante Option, obwohl ich mir das sehr, sehr hart vorstelle.»

Die Familie Vauclair im Garten ihres Eigenheims: (v.l.n.r.) Julie, Elisa, Emilie und Julien.

Nachbar Aebischer blieb nicht lang Mit solchen Gedanken im Hinterkopf hat er letztlich sein Haus gebaut, das er 2010, nach anderthalbjähriger Verzögerung beziehen konnte. Es ist Teil eines, aus drei Häusern bestehenden, Projekts, an dem auch David Aebischer beteiligt war. Ein Jahr lang lebten die beiden mit ihren Familien Seite an Seite, ehe sich der Goalie entschloss, das Haus zu verkaufen und sich noch einmal in Nordamerika, genauer gesagt in der AHL zu versuchen. «Mit einer Familie ist das sicher schwierig», meint Julie Vauclair mit leicht mitleidigem Unterton. Sie weiss, wovon sie spricht: Zwischen 2001 und 2004 hatte sie Julien drei Saisons lang bei seinem Versuch begleitet, sich für die NHL aufzudrängen. «Die Städte in der Provinz waren nicht schön, aber ich konnte wenigstens immer etwas unternehmen. Mit Kindern wäre es hart geworden», sagt sie und blickt aus dem Fenster. Man merkt, wie glücklich sie ist, hier leben zu können.

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Julien Vauclair Julien Vauclair

Geboren: 2. Oktober 1979 | Grösse: 183 cm | Gewicht: 99 kg | Zivilstand: verheiratet mit Julie, zwei Töchter (Elisa 8, Emilie 5) | Position: Verteidiger | Vertrag: bis 2016 | NHL-Draft: 1998, Ottawa Senators, 74. Stelle, 3. Runde | Stationen: bis 1997 Ajoie, 1997–2001 Lugano (NL A), 2001–2002 Grand Rapids (AHL), 2002– 2004 Binghamton (AHL), 2004 Ottawa (NHL), seit 2004 Lugano (NL A) | Statistik: 49 NLBSpiele (8 Assists), 640 NL A-Spiele (87 Tore, 142 Assists), 236 AHL-Spiele (20 Tore, 62 Assist), 1 NHL-Spiel | International: U20-WM 1998, 1999 (total 13 Spiele, 2 Tore, 3 Assists), A-WM 1999, 2000, 2001, 2002, 2004, 2005, 2006, 2007, 2008, 2010, 2001, 2013 (total 80 Spiele, 4 Tore, 8 Assists), Olympiaturnier 2002, 2006 (total 10 Spiele, 1 Tor) | Grösste Erfolge: 1999, 2006 Schweizer Meister mit Lugano, 2013 WM-Silbermedaille und Wahl ins Allstar-Team. Vauclairs neues Aquarium im Wohnzimmer: «Das kann Julien stundenlang anschauen», sagt seine Frau Julie.

Nach mittlerweile neun Jahren hat sich die Familie komplett assimiliert, die sozialen Kontakte gehen weit über den Hockeykreis hinaus. Und als wollte Julien Vauclair das unterstreichen sagt er: «Ich habe hier Freunde, die noch nie ein Hockeyspiel gesehen haben.» Es kommt deshalb auch nicht von ungefähr, dass in seinem Hause zwei der fünf Schlafzimmer als Gästezimmer eingerichtet sind. Es ist nicht mehr so, dass die Familie den Ort oft verlässt, sondern eher so, dass sie immer wieder Gäste empfängt. Einer, der schon mehrmals in den Genuss dieser Vauclairschen Gastfreundschaft kam, ist übrigens der neue kanadische Ambri-Stürmer Alexandre Giroux. Die beiden hatten sich einst als Zimmer-

kaum für den Kantonsrivalen schlagen – und wenn, würde er es nicht sagen. Zu wichtig ist diese Rivalität für die Region («ich kenne niemanden, der nicht für eines der beiden Teams ist»), zu fest ist er schon Lugano verankert, zu schlecht sind die Saisons seit dem letzten Titel 2006 verlaufen. Vauclair sieht Verbesserungspotenzial und begrüsst den Versuch, mit dem jungen Trainer Patrick Fischer einen Neustart zu wagen. Und plötzlich zeigt uns der l iebenswürdige Privatmensch Vauclair zum ersten und einzigen Mal an diesem Nachmittag auch noch den Sportler: Zwischen Kaffee, Keksen, Kindern und Tieren, sagt er ernst und bestimmt: «Wir sind Lugano! Wir sind nicht mit einem Viertel- oder Halbfinal zufrieden. Wir haben zu oft eine Wende versprochen, die wir auf dem Eis nicht vollzogen. Das muss sich ändern!» l

kollegen in Nordamerika kennengelernt, Vauclair machte ihn zu seinem Trauzeugen und nennt ihn heute «meinen besten Freund». Das Ritual war immer das Gleiche: Im einen Sommer reiste er mit Julie nach Québec, im nächsten kam Giroux mit seiner Freundin nach Lugano. «Es ist schon verrückt: Ich hatte schon all diese Spiele gegen meine Brüder, nun habe ich ausgerechnet im Derby zum ersten Mal gegen ihn gespielt. Das war ein ganz spezieller Moment.»

«Wir sind Lugano» Der Transfer dürfte die Beziehung der beiden intensivieren, das Herz von Vauclair dürfte deswegen aber

Zwölf WM’s, eine Medaille Der Gewinn der WM-Silbermedaille ist für Julien Vauclair die Krönung einer langen Nationalmannschaftskarriere. Sein Debüt hatte der 34-Jährige an der WM 1999 gegeben, im Vorjahr hatte er mit der U20-Nati sensationell die Bronze-Medaille gewonnen. Seither war Vauclair in der Nationalmannschaft ein beständiger Wert: Mit Ausnahme der WM 2003 bestritt er bis und mit der WM 2008 alle wichtigen Turniere des Nationalteams, ehe er vor der Heim-WM 2009 zurücktrat. «Das Feuer war einfach weg, da wollte ich nicht irgendjemandem im Weg stehen», sagt der Lugano-Verteidiger heute. Als Ralph Krueger nach den Olympischen Spielen in Vancouver 2010 zurücktrat, ging er selbst auf Sean Simpson zu. «Ich rief ihn an, und wir diskutierten ein wenig über das Hockey, das er spielen lassen wollte. Ich fand das sehr interessant und erklärte ihm, dass ich einem Aufgebot folgen würde.» Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Vauclair spielte 2010 und 2011 seine Welmeisterschaften Nummer 10 und 11, in diesem Frühjahr gewann er bei seiner zwölften Teilnahme die Silbermedaille und wurde dabei auch noch ins All-Star-Team berufen. «Es ist ein Privileg, dass ich das, auch als einer der Vertreter meiner Generation, noch erleben durfte», zeigt er sich gerührt. Bei der Frage zu den Chancen auf eine Teilnahme an den Olympischen Spielen, lächelt er zuerst nur. Nach einigen Sekunden gibt er leicht l verlegen doch noch eine Antwort: «Natürlich wäre ich gerne nochmals dabei.» (mmu)

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Stars von heute und Helden von morgen Der 2012 erstmals durchgef체hrte Swiss Ice Hockey Day war ein voller Erfolg. Am 3. November 2013 findet daher die zweite Ausgabe statt. Am nationalen Schweizer Eishockeytag wird der Meisterschaftsbetrieb gestoppt und auf 체ber 90 Eisbahnen im ganzen Land treffen die Helden von morgen auf die Stars von heute. 60

Text: SIHF / Janos Kick Fotos: freshfocus

Eishockey boomt und sp채testens seit der WMSilbermedaille der Schweizer Nationalmannschaft ist Eishockey erst recht in aller Munde. Um diese Sportart kennenzulernen, findet am Sonntag, 3.


Swiss Ice Hockey Day 2013 November 2013, der Swiss Ice Hockey Day statt. Er bietet Mädchen und Buben von fünf bis zwölf Jahren die Möglichkeit, erste Erfahrungen mit Stock und Schlittschuhen zu machen. Neben Kindern, denen das Spiel noch nicht vertraut ist, sind aber auch Aktive der Stufen «Bambini» bis «Piccolo» eingeladen, beim Swiss Ice Hockey Day dabei zu sein. Sie erwartet ein spannender Tag mit vielen Aktivitäten auf dem Eis. Neben der Gelegenheit, mit seinen Freunden dem Puck hinterher zu jagen, gibt es prominente Unterstützung. Noch ist kein Meister vom Himmel gefallen – auch die grossen Stars von heute haben klein angefangen. Deshalb werden auf jeder Eisbahn der über 90 Klubs, die beim Swiss Ice Hockey Day mitmachen, ein NL-Star und ein NL-Schiedsrichter vor Ort sein. Sie zeigen den Kindern aus erster Hand, worauf es auf dem Feld zu achten gilt, damit sie sich nicht buchstäblich aufs Glatteis begeben. Der Swiss Ice Hockey Day soll zu einem festen Bestandteil in den Sportagenden und auf nationaler Ebene zu einem unvergesslichen Tag für die Helden von morgen werden. Am Swiss Ice Hockey Day wird der ganze Meisterschaftsbetrieb gestoppt und die Eisbahnen gehören ganz allein dem Nachwuchs.

Lernen von Vorbildern und Idolen Markus Graf, Head of Development bei der Swiss Ice Hockey Federation (SIHF) gehört zu jenen, welche die Idee eines nationalen Eishockeytags konzeptioniert und vorangetrieben haben. «Der Ursprung der Idee lag in der kreativen Suche danach, Eishockey attraktiver und bekannter zu machen und gleichzeitig ein Tool zur besseren Rekrutierung zu schaffen», sagt Graf. Man habe beobachtet, dass verschiedene Klubs bereits auf lokaler Ebene Schnuppertrainings organisierten, jedoch mit wenig medialer Wirkung. «Daher kam die Idee eines nationalen Tages: ein koordinierter Auftritt, bei dem im ganzen Land dem Eishockeysport gefrönt und Eishockey ein Stück weit gelebt wird», führt er aus. Dass die NL-Spieler und NL-Schiedsrichter durch ihre Anwesenheit Wissen und Erfahrung zur Basis bringen – eben auch auf die Eisbahnen der kleineren Klubs –, scheint Graf besonders wichtig. «Die Anwesenheit eines Stars – wenn immer möglich eines Lokalmatadors – weckt Emotionen und motiviert die Kinder. Solche Begegnungen sind für sie ein prägendes Erlebnis. Und genau dadurch kann der Rekrutierungsprozess entscheidend vorangebracht werden.» Der 54-jährige Berner war einst selber Profispieler. Im hockeyverrückten Langnau aufgewachsen, habe er schon sehr bald seine Leidenschaft für den Eishockeysport entdeckt – obwohl er eigentlich aus einer Fussballerfamilie stammt. Langnau, Lugano und Olten waren seine Stationen als Spieler in den 80er-Jahren. Auf die Frage nach seinen Idolen von damals fallen Namen wie Rolf Tschiemer oder Jean Cusson – die damaligen

Stars der SCL Tigers. Ob er sich damals so etwas wie einen Swiss Ice Hockey Day gewünscht hätte? Graf hat eine klare Antwort. «Die Möglichkeit, mit den Stars von jener Zeit einen gemeinsamen Tag auf dem Eis zu verbringen, wäre ein absolutes Highlight gewesen.» Neben der Steigerung des Bekanntheitsgrads von Eishockey und dem Rekrutierungseffekt sei die Vermittlung einer Erlebniswelt das klare Ziel. Daher gehe es auch darum, bereits lizenzierte Spielerinnen und Spieler anzusprechen. «Wenn wir es schaffen, diesen Mädchen und Buben auf der Einsteigerstufe die Liebe für den Sport zu vermitteln, sie Eishockey träumen zu lassen, dann dürfen wir uns grosse Hoffnungen machen, dass die Kinder beim Eishockeysport bleiben. Denn wer ein Ziel oder einen Traum hat, der verfügt über einen inneren Antrieb und ist um ein Vielfaches motivierter», ist Graf überzeugt.

Zweite Ausgabe mit über 90 Teilnahmeorten Die Feedbacks nach der Premiere im vergangenen Jahr seien durchwegs positiv gewesen. Dafür spricht auch die grössere Zahl der Teilnahmeorte. Waren es 2012 schon 77 sind es in diesem Jahr bereits deren 92. Wichtig zu betonen ist Graf auch die eigentliche Autonomie der Klubs, was die Gestaltung des Rahmenprogramms angeht. «Wir bieten den Klubs ein Baukastensystem an Aktivitäten und einen Ideenplan an, welcher die Rahmenbedingungen enthält. Wir helfen in der Kommunikation, bei der Koordination mit den Grossklubs und ihren Stars – fungieren als Sparringpartner. Aber was der jeweilige Klub im Endeffekt aus diesem Tag macht, liegt alleine in seiner Hand und ist der entscheidende Faktor.» Er schätze diese Individualität und zollt den Beteiligten vor Ort gleichzeitig grossen Respekt. Denn

ihre aufopfernde Arbeit für die Sache mache den Swiss Ice Hockey Day zu einem Event und letztlich zu etwas Besonderem.

Neue Projekte im Bereich Nachwuchsförderung In den ganzen Bestrebungen zum Erfolg vom Profi­bereich bis hin zum Funsport, welcher das ­Leben und Überleben des Hockeysports sicherstelle, sei die Rekrutierung der entscheidende Schlüssel. Dies sei ein langfristiger Prozess: «Für die Rekrutierung können wir nie zu viel tun! Aber ich weiss, dass wenn wir in diesem Bereich Defizite aufweisen, wir dies nicht heute und morgenmerken, sondern erst viel später.» Hier seien solche neuen Projekte wie der Swiss Ice Hockey Day unerlässlich. Auch wird laufend an neuen Projekten gefeilt und gearbeitet. Im ausbildungstechnischen Bereich wurde ein ganzes Massnahmenpaket eingeleitet. «Wir und die Klubs müssen gemeinsam bestrebt sein, dass Trainer rekrutiert werden, die den Kindern den Sport mit Leidenschaft beibringen», so Graf. Dies gelte nicht nur für die technische Arbeit auf dem Eis, sondern auch für den Umgang mit den Kindern – die Vermittlung von Freude und Erlebnissen auf dem Eis mit einem breiten Schatz an Bewegungslernen. Hierzu soll in der kommenden Saison mit dem sogenannten Rekrutierungslabel gestartet werden. «Dieses setzt neue Massstäbe und definiert minutiös gute Nachwuchsförderung. Die teilnehmenden Clubs werden dabei von erfahrenen Trainern betreut und unterstützt. Zudem wird ihre intensive Arbeit im Grundlageneishockey auch entsprechend finanziell honoriert.» Weitere Informationen zum Swiss Ice Hockey Day am Sonntag, 3. November 2013, findet man hier: www.swissicehockeyday.ch

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NL B

Unverstanden Suche nach dem


Michel Riesen

n auf der m Glück In Davos gewann er vier Meistertitel, in Rapperswil verlor er den Spass am Eishockey. Jetzt sucht Michel Riesen sein Glück bei den Basel Sharks. Text: Nicola Berger Fotos: Pius Koller, Christoph Perren, zVg

Am 21. Juni 1997 veränderte sich das Leben von Michel Riesen (34) grundlegend. An diesem Tag wählten ihn die Edmonton Oilers im NHL-Entrydraft an 14. Stelle aus. Riesen war der erste Schweizer Erstrundendraft der Geschichte. Eigentlich ein positives, historisches Erlebnis, ja, aber für Riesen war die Selektion auch eine Bürde. Über Nacht rückte der introvertierte Riesen in den Mittelpunkt des Interesses – ein Umstand, mit dem er sich lange schwer tat. Dazu wuchsen die Erwartungen hüben wie drüben in den Himmel. Riesen vermochte sie nie zu erfüllen. Sein Nordamerika-Abenteuer endete 2001 nach 12 NHL-Spielen (1 Assist), drei Jahren beim AHL-Team von Hamilton – und mit vielen bösen Schlagzeilen. Als «Swiss Miss» wurde er in Edmontons Gazetten verhöhnt, weil er den kanadischen Journalisten zu weich erschien. Dabei war Riesen immer ein Mann fürs Filigrane, nicht fürs Grobe. Das hätte in Edmonton eigentlich niemand überraschen sollen. Aber es war ein anderes Zeitalter, in der NHL waren Muskeln und Einschüchterungspotenzial in den Jahren vor der 2005 eingeführten Null-

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Michel Riesen begann seine Karriere bei Biel, erlebte seine Höhen in Davos und seine Tiefen bei den Lakers. Was wohl in der Basler Tasche auf ihn wartet?

Michel Riesen Toleranz gefragt. In sein erstes Trainingscamp reiste Riesen als Nobody und beinahe ehrfürchtig. Wenn seine Vorbilder, Thomas Vrabec zum Beispiel, es nicht in die NHL schafften, warum sollte dann ausgerechnet ihm als erstem Schweizer der Durchbruch gelingen? Der Glaube, die allerletzte Überzeugung fehlte. Das kann man nachvollziehen, wenn Riesen davon erzählt: «Vor meiner Abreise nach Nordamerika hatte ich einige abenteuerliche Räubergeschichten gehört. Manche haben mir gesagt, dass mich die Kanadier verprügeln würden, sollte ich deren Platz in der Mannschaft einnehmen.» Humbug, klar, aber woher hätte Riesen das wissen sollen? Es gab keine Schweizer Spieler oder Agenten, die er hätte fragen können. Und die NHL-Berichterstattung in Europa bestand damals aus dem einstündigen Magazin «Powerweek» auf Eurosport – was Riesen noch mehr verunsicherte. «Da kamen die Highlights einer ganzen Woche. Und ich dachte: ‹Fuck, die sind ja wie von einem anderen Stern›.»

«Manchmal musste ich mich zum Essen zwingen» Die Schlagzeilen machten ihm zu schaffen, auch, weil ihm niemand den Rücken frei hielt. «Es hiess immer, ich müsse schwerer werden», sagt Riesen. Also versuchte er, sich Kilos anzufuttern. «Manchmal musste ich mich zum Essen zwingen», erinnert

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Geboren: 11. April 1979 | Grösse: 186 cm | Gewicht: 88 kg | Zivilstand: verheiratet mit Andrea, zwei Kinder (Kaya, Levin) | Position: Flügel | Vertrag: bis 2015 | NHL-Draft: 1997, Edmonton Oilers, 14. Stelle, 1. Runde | Stationen: bis 1997 Biel (NLB), 1997–1998 Davos (NLA), 1998–2001 Hamilton (AHL), Edmonton (NHL), 2001–2009 Davos (NLA), 2009–2013 Lakers (NL A), seit 2013 Basel (NL B) | Statistik: 609 NLA-Spiele (230 Tore, 184 Assists), 215 AHLSpiele (64 Tore, 81 Assists), 12 NHL-Spiele (1 Assist) | International: U20-WM 1996, 1997, 1998, 1999 (total 25 Spiele, 9 Tore, 6 Assists), A-WM 1998 (2 Spiele, 1 Assist), 2000 (1 Spiel, 1 Tor), 2001 (6 Spiele, 3 Tore, 1 Assist) | Grösste Erfolge: U20-WM-Bronze 1998, Schweizer Meister 2002, 2005, 2007, 2009.

er sich heute. Es nützte nichts, Riesen wurde erst schwerer, als er wieder ganz normal ass. Die Erkenntnis, dass auch in Nordamerika nicht alles Gold ist, was glänzt, kam schnell. «In der NHL tummeln sich einige Spieler, die in der NL A nicht mithalten könnten», sagt Riesen. Er selber scheiterte am Erwartungsdruck, der Einsamkeit in der kanadischen Pampa und auch der fehlenden Unterstützung der lokalen Verantwortlichen. Nach wenigen Tagen im Hotel beschieden sie Riesen, er solle

sich eine Wohnung suchen. Auf die Frage, wie er das am besten anstelle, antwortete das Management: «Setz dich in ein Taxi, fahr rum und schau, wo ein ‹For Rent›-Schild vor der Türe steht.»

Mal zu wenig torgefährlich, mal zu leicht Der Support blieb ihm in seiner Karriere oft versagt – in der Nationalmannschaft zum Beispiel. Wie belastet die Beziehung von Ex-Nationaltrainer Ralph Krueger zum «Davoser Clan» um Arno del Curto, Reto von Arx und eben auch Riesen war, ist breit dokumentiert. Es ist eine brisante Geschichte, sie handelt von verletzter Ehre und gebrochenen Versprechen. Krueger, so erzählt es Riesen heute, hätte ihm mehrmals versichert, ihn als tragende Stütze eingeplant zu haben, ihm Verantwortung übertragen zu wollen. Doch nach der Rückkehr nach Davos wurde der Flügel mit wechselnden und schwer nachvollziehbaren Begründungen nicht mehr zu Olympischen Spielen oder an eine WM aufgeboten. Mal war er zu wenig torgefährlich, mal zu leicht. Und doch bot ihn Krueger immer wieder zu Testspielen auf. Riesen sagt: «Irgendwann habe ich ihm am Telefon gesagt, ich sei immer noch 86 Kilo schwer und würde mich melden, wenn ich 90 sei.» Alle Krisengipfel blieben umsonst; Riesen spielte nach der WM von 2001 in Deutschland kein grosses Turnier mehr. Und mit der internationalen Karriere beerdigte Riesen jede Chance auf ein zwei-


Michel Riesen tes NHL-Gastspiel, obwohl das durchaus hätte zum Thema werden können: die Oilers hatten seine Rechte im Juli 2001 in einem Tauschgeschäft an die St. Louis Blues abgetreten. So blieb er in Davos, wo sich Arno del Curto (57) mit fast schon väterlicher Hingabe um seinen sensiblen Star kümmerte. Dieser zahlte es ihm mit Leistung zurück. Das beste Beispiel: Als er 2006/07 gleich 37 Treffer für den HCD erzielte, war er in den ersten zehn Spielen ohne Tor geblieben. Aber Del Curto hielt an ihm fest, und irgendwann, so war das immer, fanden die Pucks den Weg ins Tor. «Ich bin ein Typ, der sich wohl fühlen muss», sagt Riesen, «sonst habe ich den Kopf nicht frei». Bis heute ist Davos die einzige Umgebung geblieben, in der es damit geklappt hat. Denn als er 2009, nach insgesamt neun HCDJahren (und vier Meistertiteln) ins Unterland zurückkehrte, weil ihm und seiner Frau Andrea das Leben im beschaulichen Kosmos Davos zu repetitiv geworden war, wiederholten sich die Enttäuschungen von Hamilton und Edmonton. Die RapperswilJona Lakers hatten Riesen mit einem Vierjahresvertrag als grossen Heilsbringer verpflichtet. Dieser realisierte schon in der Vorbereitung, dass die Erwartungshaltung im Umfeld ungesund hoch war. Zu Hause sagte er zu seiner Frau: «Selbst wenn ich 30 Tore schiesse, die Leute hier wären nicht zufrieden.» Für eine fruchtbare Zusammenarbeit ist das eine schlechte Basis. In seiner ersten Saison produzierte Riesen in 41 Spielen 29 Punkte – obwohl er mit einem lädierten Ellbogen spielte. Heute sagt er: «Ich konnte mit meiner Leistung zufrieden sein, fühlte mich aber wie der Trottel im Umzug.» Im Umfeld wurde schlecht über ihn gesprochen, er galt

«Ich habe in Rapperswil gute Leute kennen gelernt. Aber es gibt auch Menschen, die ich nicht vermisse.» Michel Riesen zu seiner Zeit bei den L akers

als bequemer Egoist. Dabei ist das Gegenteil richtig. Riesen sagt: «Ein Team kann nur dann Erfolg haben, wenn sich das schwächste Glied wertgeschätzt fühlt. Wenn jeder nur an sich denkt, kann es nicht funktionieren.» Es sind die Überzeugungen eines Del-Curto-Schülers, aber sie galten in Rapperswil, wo sich vorab die Ausländer ziemlich exklusiv über die Punkte definierten, wenig.

Riesen hatte den Spass am Hockey verloren Die Lakers sind und waren eine verblüffend schlecht gemanagte Organisation. In den letzten Jahren verkamen sie auch wegen einer konzeptlosen Hireand-Fire-Politik zur Geldverbrennungsmaschine. Riesen sagt: «Man kann nicht erwarten, dass man mit einem neuen Trainer und drei neuen Spielern sofort die Playoffs erreicht. Es braucht Kontinuität.» Manchmal dachte er darüber nach, das Engagement sofort zu beenden, er hatte den Spass am Sport, den er so mag, verloren. Aber mit jedem neuen Manager, jedem Trainerwechsel glaubte er wieder an die Wende. «Ich war zu naiv», sagt er heute. Er berichtet von Egoismus im Team, sagt: «Ich habe in Rapperswil gute Leute kennen gelernt. Aber es gibt auch Menschen, die ich nicht vermisse.» Riesen wurde am Obersee auch zum Verhängnis, dass er sich nicht gut verkaufen kann. In Interviews wirkt er bisweilen schroff. Aber die raue Fassade ist nichts anderes als Selbstschutz: Riesen hasst das Rampenlicht, und das seit jeher. Er akzeptiert, dass EishockeyProfis oft in der Öffentlichkeit

stehen, aber er braucht keine Anerkennung von aussen und auch keine Statussymbole. «Diese Dinge haben mich nie interessiert», sagt Riesen.

Über das Karrierenende nachgedacht Er sitzt im Stadionrestaurant der St. Jakob-Arena und nippt an einem Eistee. Vermutlich hätte auch er es sich nie träumen lassen, seine Karriere in der Eishockey-Agonie von Basel ausklingen zu lassen. Im Frühling unterschrieb er bei den Basel Sharks einen Zweijahresvertrag. Basel hat ein tolles Stadion, aber weder Fans, noch Tradition – und seit dem Abstieg in die NL B im 2008 auch keinen Erfolg mehr. Riesen, der im Winter auch mit seinem Stammverein Biel verhandelt hatte, sieht dennoch eine Perspektive. «Ich will helfen, hier etwas aufzubauen», sagt er. Dachte er auch über das Karriereende nach? «In meinem Alter überlegt man sich das schon, ja. Aber als ich Ende Juli bei über 30 Grad draussen zum ersten Mal wieder auf dem Eis stand, habe ich gespürt, dass ich am richtigen Ort bin, dass es das ist, was ich machen will.» Baldmöglichst will er seine Familie mit den Kindern Kaya und Levin vom Obersee nach Basel übersiedeln. Es geht ihm auch darum, in der Stadt ein neues privates Umfeld aufzubauen. Er sagt: «Ich hoffe, wir können hier als Familie glücklich werden.» Und wer weiss, vielleicht eignet sich die Fussballstadt Basel für den Hockey-Star Riesen ja tatsächlich als Arbeitsort. In der NL B wird ehrliches Hockey gespielt, das Niveau ist ordentlich, aber im Vergleich zur NL A ist alles eine Schuhnummer kleiner; von Trubel keine Spur. Ganz nach dem Gusto dieses einfachen Jungen aus Lyss, der gar nie vorhatte, den EishockeyGlobus zu erobern. Sondern bloss endlich wieder Spass haben will an jenem Sport, l den er seit seiner Kindheit liebt.

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History

Wie aus Schweden Schweizer wurden Schweizer im Kampf um einen NHL-Platz? Vor 20 Jahren ein mehr als abenteuerlicher Gedanke. Bis Pauli Jaks 1993 als erster Schweizer in ein NHL-Camp einrückte und Michel Riesen vier Jahre später als erster Schweizer in der ersten Runde Gedraftet wurde. Text: Klaus Zaugg Fotos: SLAPSHOT Archiv

Heute sind Schweizer in einem NHL-Trainingscamp so alltäglich wie ausländische Spieler in Nationalligateams. Das war nicht immer so. Im letzten Jahrhundert hielt unsere Hockeywelt den Atem an, wenn ein Eidgenosse in ein NHL-Camp einrückte. Torhüter Pauli Jaks war im Herbst 1993 der erste in der Schweiz ausgebildete Spieler in einem NHL-Trainingscamp. Die Los Angeles Kings waren

damals ein Team mit viel Rock n' Roll und Glamour. Sie hatten mit Wayne Gretzky im Frühjahr 1993 erstmals das Finale um den Stanley Cup erreicht und Besitzer Bruce McNall war noch ein Wirtschafts-Wunderkind und der Darling von Hollywood. Erst ein paar Monate später ereilten ihn Pleite und Knast. Das Trainingscamp wurde in einem Eissportcenter an einem See in den Bergen nahe von Los Angeles durchgeführt. Aus Atlanta reiste Mario Widmer an, ehemaliger «BLICK»-Kultsportchef und damals US-Korrespondent. Der Chro-

nist der angesehenen Agentur Sportinformation blieb nach dem US-Open gleich in Nordamerika und flog nach LA um über Jaks‘ grosses Abenteuer zu rapportieren. Für die Los Angeles Kings war Pauli Jaks allerdings keine grosse Nummer und die einheimischen Medien ignorierten ihn. Als ich Wayne Gretzky fragte, was er von Pauli Jaks halte, schien er irritiert. Der neben ihm stehende Medienchef Rick Minch flüsterte ihm etwas zu, er entspannte sich, lächelte und sagte huldvoll: «Ein sehr guter junger Goalie. Er wird seinen Weg machen.» In den offiziellen Unterlagen der Kings war Pauli Jaks übrigens als Schwede aufgeführt. Pauli Jaks bekam schliesslich als erster in der Schweiz ausgebildeter Hockeyspieler einen NHLVertrag. Er sollte tatsächlich am 29. Januar 1995 zu seinem ersten und einzigen Einsatz in der NHL kommen: Er spielte zwei Drittel gegen die Chicago Blackhawks (4:6-Niederlage) und kassierte drei Gegentreffer. Die übrige Zeit verbrachte er bei den Phoenix Roadrunners, dem Farmteam in der inzwischen nicht mehr existierenden International Hockey League (IHL). Dort war er ein spektakulärer, populärer Torhüter und spielte in zwei Saison (1993/1994, 1994/1995) insgesamt 48 Partien. Als Nummer eins konnte er sich allerdings nie festsetzen. Die Konkurrenz war zu stark. Die Kings setzten damals in Phoenix neben Pauli Jaks auch noch Byron Dafoe, Mike O’Neill, André Racicot, Rick Knickle und Robb Stauber ein und ganz oben in der Hierarchie standen in Los Angeles Kultgoalie Kelly Hrudey, Jamie Storr und Grant Fuhr. Der Schweizer hatte nie eine echte Chance und kehrte schliesslich im Sommer 1995 nach Ambrì zurück.

Oilers-Chefscout hoffte auf den nächsten Kurri

Pauli Jaks (gelb) 1993 im offiziellen Matchprogramm des LA-Kings-Farmteams Phoenix Roadrunners (IHL).

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Zwei Jahre später kam ein Schweizer der NHL einen Schritt näher. Als ich im Januar 1997 in Los Angeles Spiele und Trainings der Mighty Ducks of Anaheim besuchte, frage mich General Manager Jack Ferreira lange über einen jungen Schweizer Spieler aus und sagte mir, dieser Michel Riesen werde ein Erstrunden-Draft. Das war für mich eine Sensation. Denn bis dahin hatten die NHL-Bosse meinen Er-


Schweizer NHL-Pioniere (1 Assist), bewährte sich aber – was heute oft vergessen wird – als erster Schweizer Feldspieler in einem Farmteam und bestritt drei Saisons (1998/1999, 1999/2000, 2000/2001) mit den Hamilton Bulldgos in der AHL mit gutem Erfolg (215 Spiele, 145 Punkte). Michel Riesen wurde nicht nur der erste in der Schweiz ausgebildete Feldspieler, der in ein NHL-Trainingscamp eingeladen wurde. Er war zugleich der erste Schweizer, der in einem NHL-Trainingscamp für Schlagzeilen sorgte und nicht für einen Schweden gehalten wurde.

Glen Sather: «Es ist nur ein Camp» Unvergessen das Wortspiel in der Sonntagsausgabe der Edmonton Sun vom 14. September 1997: «A Riesen to believe» (frei übersetzt: «Ein Grund zur Hoffnung»). Michel Riesen hinterlässt im Camp einen hervorragenden Eindruck und darf im ersten Testspiel gegen Anaheim in Edmonton neben Doug Weight in der ersten Linie stürmen. Dann kehrt er für eine weitere Saison in die Schweiz zurück und stürmt für den HCD. Irgendwie schien damals GM Glen Sather zu ahnen, dass es vielleicht doch nicht die grosse Karriere werden würde. Er zog an seiner Zigarre und dämpfte meine Euphorie über das gute Camp mit der Bemerkung: «Es ist nur ein Trainingscamp.» Viele, viele Jahre später sollte er einem weiteren Schweizer nicht über den Weg trauen und ihn im Farmteam versauern lassen: 2009/2010 gaben die New York Rangers Andres Ambühl nie eine Chance und parkierten ihn während der ganzen Saison in Hartford in der AHL. Glen Sather war ● jetzt General Manager bei den Rangers.

Was wäre gewesen wenn...

Ein Star einer ganzen Generation: Michel Riesen im Jahr 2000 als SLAPSHOT-Posterboy im Oilers-Dress. Die Lokalzeitunge Edmonton-Sun (oben rechts) sah ihn gar als Hoffnungsträger der Franchise.

zählungen über die Fortschritte des Schweizer Eishockeys mehr amüsiert als wirklich interessiert zugehört und meine Behauptung, die Schweizer Eishockeykultur sei so alt wie die kanadische und bringe technisch und läuferisch gleich gute Spieler hervor, hatten sie mehr oder weniger als Spinnerei abgetan. Und umgekehrt löste meine Story im «Blick», die ich aus dem Gespräch mit Jack Ferreira drechselte und Riesen als NHL-Erstrundendraft ankündigte, lediglich Kopfschütteln aus: ein Schweizer in der ersten Runde im NHL-Draft? Wohl eher ein Mexikaner im Schlussgang des Eidgenössischen

Schwingfestes. Doch am 21. Juni 1997 ziehen die Edmonton Oilers beim Draft in Pittsburgh Riesen tatsächlich als Nummer 14 in der ersten Runde. Und zwar aufgrund exzellenter Vorstellungen bei der U18-EM 1997. Michel Riesen war mit 6 Toren in 6 Spielen bester Torschütze des Turniers und wurde als bester Stürmer ausgezeichnet. Er war besser als Henrik und Daniel Sedin oder Maxim Afinogenow. Oilers Chefscout Barry Fraser hoffte, Michel Riesen werde der nächste Jari Kurri (1451 NHL-Spiele, 1631 Punkte, fünf Stanley Cups). Der ehemalige Bieler Junior schaffte schliessich 12 NHL-Partien

… Pauli Jaks und Michel Riesen länger durchgehalten hätten und nach Ablauf des ersten Vertrages nicht in die Schweiz zurückgekehrt wären? Hätten sie den Durchbruch in der NHL schaffen und Dollarmillionäre werden können? Die Antwort ist eindeutig: Nein. In Los Angeles war Pauli Jaks chancenlos und letztlich physisch zu wenig robust für die NHL. Für Feldspieler war die Zeit in der ersten Hälfte der 1990er-Jahren ebenfalls noch nicht reif. Michel Riesen war ein Spieler, der das Talent für die NHL hatte – aber eben nur als Skorer. Er hätte nur eine Chance gehabt, wenn er – ähnlich wie Damien Brunner – vom Cheftrainer konsequent in der ersten Linie eingesetzt worden wäre. Für jede andere Rolle war Riesen zu wenig robust. Letztlich gilt für Pauli Jaks und Michel Riesen das gleiche: Sie schrieben Geschichte. Sie waren Pioniere, aber sie kamen zu früh. (kza) ●

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Swiss Ice Hockey Awards 2013

Die Swiss Ice Hoc im Zeichen der Natio Die diesjährigen Verleihungen der Swiss Ice Hockey Awards fanden im Kursaal Bern statt. Bereits zum 17. Mal wurden die erfolgreichsten und herausragendsten Spieler und Persönlichkeiten des Schweizer Eishockeys geehrt. Vier der fünf Auszeichnungen gehen an Nationalspieler und Silbermedaillen-Gewinner von Stockholm.

Der Kursaal in Bern bot den würdigen Rahmen, um die erfolgreichste Saison des Schweizer Eishockey zu feiern. 68


ckey Awards onalmannschaft MVP der letzten Saison: Martin Pl端ss

MPP of the Year: Mathias Seger Rookie of the Year: Lino Martschini

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Sänger und Gottéron-Fan Gustav (r.) und Bastian Baker musizierten zusammen mit der Schweizer Nationalmannschaft.

Text: Swiss Ice Hockey Federation Fotos: IMS Sport AG Reto Fiechter

Jacques Plante Trophy an Reto Berra Die Trophäe für den ‹Goaltender of the Year› (Jacques Plante Trophy) durfte zum zweiten Mal in Folge Reto Berra (EHC Biel) entgegen nehmen. Er setzte sich gegen Marco Bührer (SC Bern) und Benjamin Conz (HC Fribourg-Gottéron) durch. Berra trug massgeblich zum Erfolg seines Teams in der vergangenen Saison bei. Auch in der Nationalmannschaft beeindruckte er mit starken Leistungen, welche ihm einen Vertrag bei den Calgary Flames in der NHL einbrachten.

Marc Furrer, Präsident Swiss Ice Hockey Federation, mit seiner Gattin Liz.

Am Donnerstag, 19. September 2013, wurden im Kursaal Bern die Swiss Ice Hockey Awards verliehen. Eine Jury, zusammengesetzt aus nationalen und regionalen Medienvertretern sowie einem Ausschuss von Swiss Ice Hockey hat in vier Kategorien zwölf Spieler für einen Award nominiert. In der Kategorie ‹Youngster of the Year› wurde Lino Martschini (EV Zug) als bester Nachwuchsspieler der vergangenen Saison mit einem Award geehrt. Mit dieser Auszeichnung werden die Nachwuchsarbeit und die Förderung der jungen Talente speziell honoriert.

Schwinger Christian Stucki mit seiner Partnerin Cécile Studer.

Florian Kohler, CEO, Swiss Ice Hockey Federation, mit Beatrice Trachsel, CEO, Eventicum AG.

SC Bern-CEO Marc Lüthi mit seiner Gattin Bala Trachsel.

Madeleine Heutschi mit Romualdo Cerioni, beide Tissot SA, Official Sponsor SIHF.

Martin Steinegger, Sportchef, und Daniel Villard, CEO, beide EHC Biel-Bienne.

Ueli Schwarz, Direktor Leistungssport Swiss Ice Hockey Federation, mit seiner Gattin Ursina.

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Martin Plüss als <Most Valuable Player> Zum ‹Most Valuable Player› (MVP) wurde Martin Plüss (SC Bern) gewählt. Die Trophäe überreichte ihm der Verwaltungsratspräsident von Swiss Ice


Swiss Ice Hockey Awards 2013

Erfolgs-Talkrunde: Jann Billeter im Gespräch mit Nati-Trainer Sean Simpson, SCB-Trainer Antti Törmänen und Sacha Weibel, CEO des Lausanne HC.

Hockey, Marc Furrer. Der Stürmer hatte massgeblichen Anteil am Erfolg seines Klubs als auch der Nationalmannschaft: Mit dem SC Bern gewann er in der vergangenen Saison den Schweizermeistertitel und an den Eishockey-Weltmeisterschaften 2013 mit dem Nationalteam die Silbermedaille.

Mathias Seger vom <Hockey Award> zum <MPP> Der beliebteste Spieler der National League A in der vergangenen Saison – der ‹Most Popular Player› (MPP) – ist Mathias Seger (ZSC Lions). Nachdem er 2012 den ‹Hockey Award› entgegen nehmen durfte, kommt ihm dieses Jahr eine erneute Ehre zuteil. Den Gewinner dieses Awards kürte alleine das Publikum. Während zwei Wochen konnten Fans via 20 Minuten für ihren MPP abstimmen. Seger setzte sich gegen Reto Suri (EV Zug) und Martin Plüss (SC Bern) durch.

Sport-Toto-Präsident Peter Schönenberger (2.v.l.) übergibt Swiss Ice Hockey-Vertreter Marc Furrer und Nationalcoach Sean Simpson einen Scheck über beeindruckende 2 242 509.– Franken.

den Cup-Wettbewerb zu sichern. Auch hier gilt der Cup-Gedanke: Die Startplätze werden nicht einfach vergeben oder ausgelost, sondern müssen sich über die Qualifikation erkämpft werden. Zudem erhielt die Swiss Ice Hockey Federation im Rahmen des Gala-Abends von der Sport-Toto-Gesellschaft einen Check über 2 242 509 Franken für die Nachwuchsförderung, damit die ausgezeichnete Leistung an der Weltmeisterschaft in Stockholm bald wiederholt werden kann. l Hansruedi Köng, CEO PostFinance AG, Main Sponsor SIHF, mit seiner Gattin Karin.

<Hockey Award> geht an die Nationalmannschaft Als letzte Auszeichnung wurde die Trophäe für den <Hockey Award> vergeben, mit welcher das Schweizer Eishockey Spieler, Trainer oder Schiedsrichter für ausserordentliche Leistungen, auch auf internationaler Ebene ehrt. In diesem Jahr ging der Titel an die Nationalmannschaft der Herren. Die konstanten Top-Leistungen des Teams von Head Coach Sean Simpson an der IIHF Ice Hockey World Championship in Stockholm resultierten im Gewinn der WM-Silbermedaille – dem grössten Erfolg in der Geschichte des Schweizer Eishockeys. Die Nominierten und Gäste erlebten einen spannenden, emotionalen und exklusiven Abend - ganz im Zeichen des Eishockeysports. Neben den Ehrungen und Saisonrückblicken wurde auch zu bevorstehenden Projekten informiert. Unmittelbar vor den Swiss Ice Hockey Awards fand die Auslosung für alle 1. Liga-Clubs zur ersten Qualifikationsrunde für den Swiss Ice Hockey Cup statt. Das neue Turnierformat bietet den 1. Liga-Clubs die Möglichkeit, sich in zwei Qualifikationsrunden einen Startplatz für den ab September 2014 erstmals stattfinden-

«Teleclub-Team»: Claudia Lässer umrahmt von Reto Isenschmid (l.) und Torben Schmidt.

Peter Zahner, CEO ZSC Lions, mit André Rötheli, Sportchef, und Matthias Berner, CEO, beide Kloten Flyers.

Die beiden Ex-Internationalen Jörg Eberle und Manuele Celio.

Sacha Ochsner mit Marco Plüss, beide Ochsner Hockey, Partner SIHF.

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Der Willi-Fan

Zugfahren für die N Peter «vobi» von Ballmoos gehört im wahrsten Sinne des Wortes zu den treuesten Fans der Schweiz. Seit 27 Jahren gehört seine Liebe nicht mehr einem Klub, sondern der Eishockey-Nationalmannschaft. Dank den von ihm organisierten Fan-Reisen ist sie praktisch nie allein. Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller, zVg

Peter von Ballmoos hat genau gezählt. «9661 Tage nach meinem ersten Nati-Match, genau im 420. Spiel hat die Schweiz die Silbermedaille gewonnen.» Die 419. Partie, den 3:0-Sieg gegen die USA, bezeichnet der 44-Jährige heute, rund vier Monate später als einen der schönsten und emotionalsten Momente seines Lebens – direkt nach der Geburt seiner beiden Kinder. Mehr als sein halbes Leben lang hat er die Teams von Sean Simpson, Ralph Krueger, Simon Schenk, John Slettvoll, Bill Gilligan und wie sie alle heissen live verfolgt, seit 1999 organisiert er auch Gruppen-Fanreisen. Egal wohin es die Nationalmannschaft auch zieht, egal ob Vorbereitung in der Slowakei oder Weltmeisterschaft in Russland – dank Peter von Ballmoos ist sie selten allein. Manchmal sass er bei einem Vorbereitungsspiel sogar alleine, mit seinen Markenzeichen, dem schwarzen Beret, und dem roten U20-Trikot von Marc Reichert, auf der Tribüne. Vielleicht ist er nicht der grösste, aber sicherlich der treueste Fan, den die Nati je hatte. Als wir Peter von Ballmoos, oder «vobi», wie er in Hockeykreisen genannt wird, in Gasel besuchen, staunen wir erst einmal nicht schlecht. Am Telefon hatte er uns gesagt, dass er gleich beim Bahnhof wohne. Tatsächlich liegt seine Wohnung sogar im alten Bahnhofsgebäude selbst, direkt neben den Gleisen. Wie wir später erfahren sollen, ist das Programm – von Ballmoos, der jahrelang bei der

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BLS gearbeitet hat, liebt das Zugfahren ebenso wie die Nationalmannschaft. Ein nächstes Mal wundern wir uns, als wir in seine aufgeräumte Wohnung eintreten. Wir hatten Fahnen, Bilder, Trikots und Stöcke erwartet, doch Hockey ist in und an seinen vier Wänden nur dezent vertreten. Ein Wimpel hier, ein, zwei Pins dort, ein Foto von zwei Kindern, die sich für den Skate-athon-Beitrag bedanken – fertig. «Meine persönlichen Souvenir-Schätze sind im Schrank verstaut», meint er lächelnd, während er uns den Kaffee serviert. Dann zeigt er an die Wand in der Ecke. «Sehen Sie, dort habe ich eine Fahne mit den Unterschriften von Staff und Spielern des Silberteams aufgehängt. Ich habe mir gedacht, das könnte Ihnen doch als Fotosujet dienen.»

Miteinander statt Gegeneinander Angefangen hatte alles 1986. Seit fünf Jahren besuchte der Berner die Spiele des SCB bis er im Frühjahr im Allmend-Stadion zum Länderspiel zwischen der Schweiz und der Sowjetunion ging. «Vobi» war von der friedlichen Stimmung, dem Miteinander statt Gegeneinander, dem Austausch zwischen den Fans verschiedener Klubs angetan. Drei Jahre später konnte er für seine erkrankte Schwester, die eine Reise mit dem Fanklub-Verband an die B-WM in Norwegen gebucht hatte, einspringen. Von da an, war es um ihn geschehen. Er begann Kontakte zu sammeln, stieg in die Szene ein. 1991 organisierte er zum ersten Mal für sich selber eine Reise an die A-WM nach Finnland.

Dessen Land und Leute haben ihn so fasziniert, dass er seinen Kindern, Liisa (19) und Mika (15), später finnische Namen geben sollte. Im Laufe der Jahre bildete er um sich eine inoffizielle Fangruppierung, die sich, in Anlehnung an das von ihm eigens kreierte Willhelm-TellMaskottchen «Willi», Willifans nannte – bis heute ist er quasi der oberste «Willi». 1999 organisierte er zum ersten Mal eine Gruppen-Fanreise an die WM in Norwegen. «Heute kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, wie das war, 30 Leute ohne Handy zu koordinieren», blickt er kopfschüttelnd zurück. Schon zu diesem Zeitpunkt gehörte er zum Kern des Nati-Fan-Milieus, doch die Tatsache, dass er seither auf eigene Faust Gruppen-Reisen für zahlreiche Länderspiele organisiert (die Olympischen Spiele ausgenommen), hat ihn zu einer Art Drehscheibe dieser Szene gemacht. Selbstredend geht das nicht gänzlich ohne offizielle Mandate: So nahm er zu Beginn des neuen Jahrtausends beim Schweizer Eishockey Fanclub Verband (SEHFV) als Verantwortlicher für die Einzelmitglieder im Vorstand Einsitz. Seit diesem Jahr ist er ausserdem offizieller Fandelegierter von Swiss Ice Hockey und damit ein wichtiger Teil dessen Bestrebens, das Fanwesen zu vereinheitlichen.

Match der Anlass, die Reise das Ziel Mittlerweile sind die Nati-Fans zu einem Stück Familie geworden. Die Leute kamen, gingen und kamen wieder – «die typische Baby-Pause», wie von Ballmoos das Phänomen nennt. Es bildete sich ein Kern («mein Freundeskreis») der gemeinsam reist und auf der Tribüne als unverbindliches, aber natürliches Zentrum des bunten Sammelsuriums der heterogenen Anhängerschaft fungiert. Und als ständiger Begleiter ergaben sich selbstverständlich auch viel Freundschaften zu den Fans verschiedenster Länder. «Die beiden Kult-Schwedinnen, Linnea und Karolina, die sich für ihre

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Peter «vobi» von Ballmoos

Nationalmannschaft Die aktuellsten Faninfos in der Fanzone auf www.swiss-icehockey.ch Seit der letzten Saison sind Fanaktionen wie Reisen, Wettbewerbe und/oder vergünstigte Tickets jeweils in der Fanzone auf der Homepage von Swiss Ice Hockey veröffentlicht. Schauen Sie deshalb regelmässig dort vorbei und profitieren Sie von den Aktionen! Für Feedbacks, Anregungen sowie Anmeldungen, steht Ihnen eine neue Kontaktadresse zur Verfügung: fans@swiss-icehockey.ch Die Adresse wird von Peter «vobi» von Ballmoos betreut, er freut sich auf Ihre Mails. All proud to be a Swiss Ice Hockey Fan – Hopp Schwiiz!

Spiele jeweils als Pippi Langstrumpf verkleideten, haben etwa während der WM in Bern bei mir gewohnt. Am WM-Final in Stockholm stand Linnea bei uns im Schweizer Block», erzählt er. Die Anekdote ist für ihn nicht etwa eine kleine Fun-Story, sondern ein Akt des Respekts und der Freundschaft – zwei Dinge, die in seinem Wertesystem wichtiger sind, als der Sieg: «Der Match ist immer der Anlass, das Ziel ist aber die Reise und die Belohnung das Zusammensein mit Freunden.»

Grüssen, Winken – das genügt Zu diesem Statement passt auch, dass von Ballmoos sich nicht ins Zentrum stellen will. Man kennt «vobi» im Nati-Umfeld zwar, «zumindest meinen Spitznamen», trotzdem sucht er die Nähe der Akteure oder des Staffs selten. «Grüssen, Winken – das genügt mir. Ich bin kein guter Small-Talker und möchte auch nicht meine Nähe für unzählige Sonderwünsche ausnutzen. So wie man in den Wald hineinruft, so kommt es ja zurück. Noch nie, und ich betone das, noch nie war irgendjemand respektlos zu mir.» Und so wundert es auch nicht, dass sein aktueller Lieblingsspieler in der Nati nicht ein Schillerfalter à la Damien Brunner oder Luca Cunti, sondern der für seine

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Demut bekannte Thibaut Monnet ist. «Ein sehr höflicher Mensch, sehr zuvorkommend, sehr freundlich. Seine Leistung in Stockholm wird stark unterschätzt. Gerade weil er nicht gespielt hat, war seine Rolle neben dem Eis für das Team unglaublich wichtig», erklärt von Ballmoos während er zu seinem Kleiderständer läuft und ein weisses HockeyTrikot mit der Nummer 7 zwischen den Hemden hervorzieht. «Es ist etwas zu gross und so schön weiss – ich werde wohl in nährerer Zukunft weiterhin mit dem Reichert-Trikot an die Spiele gehen», sagt er. «Und der Reichert, ist ja auch l ein ganz flotter Typ.» Eishockey ist heute gesellschaftsfähig, es spricht ein breites Publikum an, es stiftet Identität. Getragen wird es allerdings noch immer von den wahren Fans. SLAPSHOT stellt in einer kleinen Serie fünf verschiedene Typen von Eishockey-Fans vor, die Ihre Begeisterung für diesen Sport auf fünf völlig verschiedene Art und Weise ausleben.

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1. Fan-Freundschaft: Peter «vobi» von Ballmoos verbrachte den WM-Final 2013 mit der, als PippiLangstrumpf verkleideten, Kult-Schwedin Linnea Lexe mitten in der Schweizer Fankolonie. 2. Familienausflug an die Silber-WM 2013: «vobi» und seine Kinder Liisa und Mika vor der Globenarena in Stockholm.

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3. Das Ticket seines ersten Natispiels hat «vobi» achtsam aufbewahrt. Nun haben sich diejenigen des WM-Halbfinals und des Finals dazugesellt. 4. «vobi» und sein Lieblingsspieler Thibaut Monnet: «Ein sehr höflicher Mensch, sehr zuvorkommend, sehr freundlich.» 5. Wie die Zeit voranschreitet: Peter «vobi» von Ballmoos 1989 an seiner ersten WM. Damals trug er noch das SCB-Dress.

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Das Hockey-Magazin Der scHweiz CHF 7.50 • November/Dezember 2012 • Nr. 3 • Saison 2012/2013

Der Hexer vom See

Der Star kehrt heim Lakers: Top-Transfer Jason Spezza

SCL Tigers: Stadionführung mit Ruedi Zesiger

David Aebischer:

John Tavares: Der SCB-Star über Streit, Josi und Gretzky

HC Ambrì-Piotta: Zu Besuch bei Zdenek Kutlak

Berger und Berger: Die Vereinigung der Brüder beim SCB

ZSC Lions: Dustin Brown und Marc Crawford im Interview

Oliver Kamber: Der Modefreak und seine Shopping-Tricks

NL A-Top Scorer Linus Omark:

Byron Ritchie: Sein Sohn Ryder (6) träumt von der NHL

Kevin Lötscher: Der Stürmer über seine Chance in Biel

Robert Mayer: Ein «Unbekannter» soll Reto Berra ersetzen

CHF 7.50 • September/Oktober 2013 • Nr. 1 • Saison 2013/2014

«Feldschlösschen verbindet Hockey-Fans»

Donnerstag, 12.09.2013 Dienstag, 24.09.2013

Freitag, 04.10.2013

Samstag, 12.10.2013

Schweizer Meister SCB

Zuerst gewankt – dann gefeiert Ronnie Rüeger: Der Kult-Goalie im grossen Interview

Saison 2013/2014

CHF 7.50 • Juni /Juli 2013 • Nr. 8 • Saison 2012/2013

Zu Besuch bei: Fribourg-Verteidiger Lukas Gerber

CHF 7.50 • Mai 2013 • Nr. 7 • Saison 2012/2013

König der Assists

Die Heimat ruft! Lockout-Rückblick: Diese NHL-Stars haben unsere Liga veredelt

«Meine Stärke ist mein Kopf»

CHF 7.50 • März/ April 2013 • Nr. 6 • Saison 2012/2013

Das Hockey-Magazin der Schweiz

Das Hockey-Magazin der Schweiz

Andres Ambühl:

Matt Lashoff: Der ZSC-Back als Gitarrist

Leonardo Genoni:

Lino Martschini: Zu Besuch beim Zuger Shooting-Star

Mathias Seger: Der Nati-Saurier über die Heim-WM 1998

CHF 7.50 • Oktober/November 2013 • Nr. 2 • Saison 2013/2014

www.feldschloesschen.ch

Dienstag, 22.10.2013

Samstag, 02.11.2013

Freitag, 13.09.2013 Donnerstag, 24.10.2013

Freitag, 25.10.2013 Samstag, 05.10.2013 Freitag, 27.09.2013

Dienstag, 15.10.2013 Donnerstag, 21.11.2013

Samstag, 14.09.2013

Dienstag, 12.11.2013

Samstag, 26.10.2013

Freitag, 22.11.2013 Sonntag, 06.10.2013 Donnerstag, 14.11.2013 Samstag, 28.09.2013

Dienstag, 08.10.2013 Freitag, 18.10.2013

Dienstag, 17.09.2013

Freitag, 15.11.2013 Sonntag, 27.10.2013

Sonntag, 29.09.2013

Samstag, 19.10.2013

Samstag, 23.11.2013

Dienstag, 29.10.2013

Rangliste Qualifikation 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Samstag, 16.11.2013

Sonntag, 24.11.2013

Donnerstag, 03.10.2013 Dienstag, 26.11.2013 Freitag, 01.11.2013

Di. 11.03.2014

1.

(Best of seven) : :

Sa. 15.03.2014

2.

Sa. 15.03.2014 Di. 18.03.2014

E Y- C

VOS

Freitag, 10.01.2014

Sonntag, 01.12.2013

Samstag, 11.01.2014 Donnerstag, 12.12.2013

9. 10. 11. 12.

(Best of seven)

Sonntag, 12.01.2014

Final

(Best of seven)

1/2-Final 2

1/4-Final 3

Sa. 12.04.2014

:

Do. 27.03.2014

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Di. 11.03.2014

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Di. 15.04.2014

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Sa. 29.03.2014

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Do. 17.04.2014 Sa. 19.04.2014 Mo. 21.04.2014

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Do. 10.04.2014

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Sa. 15.03.2014

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Di. 11.03.2014

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Do. 13.03.2014 Sa. 15.03.2014

Schweizer Meister 2013/2014

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1/4-Final 4

7.

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(Best of seven)

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(Best of seven) :

Dienstag, 04.03.2014

Freitag, 03.01.2014

Donnerstag, 05.12.2013 Freitag, 13.12.2013

L

Sa. 29.03.2014

Sa. 05.04.2014

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Di. 25.03.2014

Do. 13.03.2014

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Do. 27.03.2014

Do. 03.04.2014

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1/2-Final 1 Di. 01.04.2014

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Di. 18.03.2014 Do. 20.03.2014

1/4-Final 2 Di. 11.03.2014

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Do. 13.03.2014

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Sonntag, 20.10.2013

1/4-Final 1

Dienstag, 03.12.2013

Playout

Freitag, 11.10.2013 Dienstag, 01.10.2013 Samstag, 21.09.2013

U Di. 18.03.2014 Do. 20.03.2014

(Best of seven) :

5.

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Sa. 22.03.2014

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Sa. 22.03.2014

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Di. 25.03.2014

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Di. 25.03.2014

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Das Jahr des Reto Berra Silber-WM 2013: Die logische Folge einer Entwicklung

Marco Bührer: Der SCB-Goalie ist in Bern eine Kultfigur

Josh Holden: Der EVZ-Stürmer knipst auch neben dem Eis

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2013/2014

Preis: cHF

HC AmbrìPiotta SC Bern EHC Biel HC Davos

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FribourgGottéron HC GenfServette Kloten Flyers Lausanne HC HC Lugano Lakers

Patrick Fischer:

Schweizer Trainer braucht das Land National League A: Die aufregendsten Transfers im Fokus

Nolan Schaefer: Der Goalie entwickelt sein eigenes Game

Alexei Kovalev: klaus ZauGG Ein Hockey-Weltstar zaubert in Visp

ZSC Lions EV Zug NL B Refs Spiele Nati AuslandSchweizer Spengler Cup Statistiken Hockey Awards NHL

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Vor der Karriere

Noah Rod

Der Brecher Der 17-jährige Servette-Junior Noah Rod könnte der Vorreiter einer neuen welschen Generation werden. Er verfolgt seinen Weg in Richtung NL A mit grösster Beharrlichkeit.

Text: Foto:

Matthias Müller Pius Koller

Grenat – diese Farbe steht für Chris McSorley und seine Unterhaltungsmaschine, für einen immer noch relativ neuen Hockeymarkt, für spektakuläre Transfers und für ein einfaches, nordamerikanisches Spielsystem. Es steht aber nicht für Nachwuchsarbeit, nicht für Eigengewächse, nicht für eine attraktive Organisation für hoffnungsvolle Talente. Noch nicht, muss man sagen. Denn in der jüngsten Vergangenheit haben McSorley und insbesondere der langjährige Nachwuchsverantwortliche und heutige Assistent Louis Matte grosse Anstrengungen unternommen, die Juniorenabteilung zu stärken und auszubauen. Gleichzeitig hat man sich eine bessere Rekrutierung vor der eigenen Haustür und im nahen Ausland auf die Fahnen geschrieben. Umso mehr dürfte sich McSorley in der letzten Saison gefreut haben, dass seine Novizen Elite mit dem Finaleinzug den grössten sportlichen Erfolg der neueren Geschichte feiern konnten. Und als wollte er das Team dafür belohnen, setzte er in der Vorbereitung den besten Spieler, den 17-jährigen Noah Rod, mehrfach bei den Profis ein. Tatsächlich steht der Flügel in einer Reihe mit Thomas Déruns, Kevin Romy und Paul Savary. Nur hegt man angesichts der geleisteten Arbeit berechtigte Hoffungen, dass Rod im Gegensatz zu den drei heutigen NL A-Stars nicht ein Glückstreffer, sondern stellvertretend für eine neue Generation «Made in Geneva» ist. Mit seiner Entscheidung, Rod bereits mit der NL A-Mannschaft einzusetzen, dürfte McSorley deshalb auch ein Zeichen an seine anderen Junioren und potentielle

Neuzuzüger gesetzt haben. Ganz nach dem Motto: «Sieh her, hier kriegst du deine Chance.»

Ein echtes Energiebündel Schaut man sich den Spieler Noah Rod an, verwundert es allerdings wenig, dass er bereits in so jungen Jahren zum Handkuss kommt. Der frühere Morges- und Lausanne-Junior ist körperlich weit fortgeschritten, bringt auf seine 184cm stattliche 87 kg mit und hat in den letzten zwei Jahren enorme Fortschritte gemacht. Er ist zwar kein Künstler und keiner, der in irgendeinem Bereich speziell herausragend wäre. Doch er ist ein Energiebündel mit ausgeprägten Qualitäten als Brecher und einem äusserst physischem Spiel. Er erinnert dabei an Déruns, mit Abstrichen auch an einen Matthias

Noah Rod Geboren: Grösse: Gewicht: Position: Bisherige Klubs: International:

7. Juni 1996 184 cm 87 kg Center, Flügel Forward Morges, Lausanne, Servette 44 Spiele für die U16-, U17- und U18-Nati (13 Tore, 17 Assists)

Bieber oder einen Nino Niederreiter in seiner WMRolle. Obwohl Rod als Center eingesetzt werden kann, liegt sein Platz eher auf den Aussenbahnen oder direkt vor dem Tor, da diese Stärken hier besser zur Geltung kommen. Er bringt deshalb auch ideale Voraussetzungen mit, um als Junior in einem Erwachsenenteam eine Rolle in den hinteren Linien zu übernehmen. Mittel- bis langfristig hat er das Potential zum NL A-Stamm- und Rollenspieler in der Nationalmannschaft. Seine grösste Qualität wurde aber noch gar nicht genannt: Rod ist enorm ehrgeizig. Das führt dazu, dass er auf Rückschläge mit noch mehr Arbeit und noch mehr Elan reagiert. Er arbeitet sich seinen Weg nach oben regelrecht frei und spielt, wenn es nötig ist, auch mit einer Verletzung. So geschehen etwa am diesjährigen World-Cup in Tschechien. Dieser Ehrgeiz, der ihn eigentlich zu einem «Coaches Darling» macht, ist gleichzeitig auch seine grösste Schwäche. Kombiniert mit seinem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn führt er dazu, dass Rod manchmal zu schnell die Nerven verliert und Strafen nimmt. Er muss lernen, eine gesunde Balance zwischen Aggressivität und Geduld zu finden. Weiter sollte er an der Mobilität, der Antizipation und dem Spielverständnis arbeiten, damit er früher bessere Entscheidungen treffen kann. Neben dem Eis ist Noah Rod ein umgänglicher Typ. So ist er – böse Zungen würden sagen, für einen Welschen atypisch – in den Juniorennationalmannschaften sehr darum bemüht, den Anschluss bei den Deutschschweizern zu finden. Wenn immer möglich will er es vermeiden, die Übersetzungsdienste des Trainerstaffs in Anspruch zu nehmen. Vielleicht ist auch das ein gutes Zeichen für die neue Generation aus dem Südwesten. ●

In dieser Rubrik stellt SLAPSHOT im Laufe dieser Saison in jeder Ausgabe ein hoffnungsvolles Eis­hockeytalent aus den Jahrgängen 95 bis 97 vor. Die Auswahl der Spieler wurde unter verschiedenen ­Gesichtspunkten (Position, Klub, Spielweise) getroffen. Dieser Beitrag entstand unter der Mithilfe von U18-­Nationaltrainer Manuele Celio.

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Nach der Karriere

Nur mit dem Titel ha Wer heute den Buchhalter Patrizio Morger trifft, würde nie darauf kommen, dass es sich beim 45-Jährigen um einen langjährigen Hockeycrack handelt. Dabei war Morger einer der ersten Defensivcenter unseres Eishockeys. In 17 NLA-Saisons in Lugano, Zürich und Rapperswil hat er sich mit seiner teamdienlichen Spielweise in die Herzen der Fans gespielt. Text: Matthias Müller Fotos: Pius Koller

Die Traditionalisten im dritten Rang werden sich noch wehmütig an die frühen 1990er-Jahre erinnern. Es war die Zeit, als der ZSC ein verruchter Underdog war und 5 Kilometer nördlich im Schluef-

weg Meistertitel gefeiert wurden. Die Luft im Hallenstadion voller Rauch, das Eisfeld von der Radrennbahn umgeben, die Stimmung stets zwischen Euphorie und Fatalismus schwankend. Der ZSC war damals eine Adresse für Abenteuerlustige mit dem vielleicht kultigsten Anhang der Liga. «Ein Match in diesem Stadion, vor ausver-

kauften Rängen – es war warm, stickig und ab und zu ist dir auch mal ein Bierbecher an den Kopf geflogen – das war einfach geil», schwärmt Patrizio Morger, der zusammen mit Spielern wie Claudio Micheli, Andreas Zehnder oder Bruno Vollmer den Stadtklub damals verkörperte. Jeder hatte seine Rolle und diejenige Morgers wurde in Zürich speziell geschätzt. Er war der Büezer, der Defensiv-Center, der die Drecksarbeit verrichtete, der hinstand, wenn es grosse Niederlagen zu erklären gab und im Hintergrund blieb, als grosse Siege gefeiert wurden.

Gute Statistik, wenig Punkte Heute ist der 45-Jährige Buchhalter und in dieser Funktion auch Mitglied der Geschäftsleitung des Architekturbüros Arnold-Dieterle AG in Uster. Er

Patrizio Morger: Früher arbeitete er als Defensivcenter auf dem Eis, heute als Buchhalter in einem Architekturbüro.


Patrizio Morger

at es nicht geklappt Patrizio Morger Geboren: 9. April 1968 | Zivilstand: Verheiratet (Tochter Alina, 13) | Beruf: Buchhalter und Geschäftsleitungsmitglied der Architektur & Design Arnold-Dieterle AG, Uster | Position als Spieler: Center | Stationen: bis 1990 Rapperswil (Junioren, NLB), 1990-1992 Lugano (NLA), 1992-1999 ZSC (NLA), 1999-2007 Rapperswil (NLA) | Statistiken: 786 NLA-Spiele, 83 Tore, 98 Assists, 217 Strafminuten | Grösste Erfolge: 1992 Schweizer Vize-Meister (mit dem HC Lugano).

arbeitet seit acht Jahren hier, seit seinem Rücktritt 2007 Vollzeit. Wenn man mit ihm spricht, merkt man sofort, weshalb er in seinen acht Jahren in Zürich, genauso wie in seinen acht Jahren danach in Rapperswil so geschätzt wurde. Man versteht, weshalb er als Stürmer in 786 NLA-Spielen nur 181 Punkte sammelte und weshalb er auf den Statistikblätter in erster Linie mit guten Plus/ Minus-Zahlen glänzte. Morger verkörpert Seriosität. Er ist smart, weiss was er will und tut, was es dazu braucht. Schnellschüsse und unüberlegte Entscheidungen, sind nicht seine Sache. «Ich war nie einer, der wegen einem Problem einfach aufgibt. Bei mir braucht es viel, dass ich davonlaufe», sagt er.

Schlechtes Timing beim Spielertausch Nur ein einziges Mal ist das passiert. Es war 1999 unter Kent Ruhnke bei den ZSC Lions, Morger hatte kaum mehr gespielt. «Ich war sogar froh, wenn es eine Schlägerei gab. Nicht um selber mitzumischen, sondern nur, damit ich wieder einmal aufs Eis durfte, um ein Tor zu verhindern», blickt er zurück. Letztlich ergab sich ein Spielertausch, der erste im modernen Schweizer Eishockey. Mark Ouimet wechselte von den Rapperswil zu den

Lions, Morger ging den entgegengesetzten Weg. «Das Ganze lief ohne Groll ab. Ich hatte, entgegen dem was getuschelt oder geschrieben wurde, kein Problem mit Ruhnke», will er betont haben. Was er damals nicht wusste: Dieser Trade kostete ihm schlussendlich den Titel. Die Lions und Ouimet holten zum ersten Mal seit 39 Jahren den Pokal ins Hallenstadion, während Morger gegen Chur die Ligaqualifikation bestreiten musste. Noch ärgerlicher war, dass er beim Timing bereits zum zweiten Mal Pech hatte: Just als er 1990 zum amtierenden Meister Lugano kam, endete nämlich die Dominanz der Ticinesi. Ich bin ein Jahr zu spät nach Lugano gegangen und ein Jahr zu früh zu den Lakers zurückgekehrt», meint er schmunzelnd. «Natürlich wäre es schon gewesen, einmal einen Titel zu gewinnen. Aber es sollte halt nicht sein, für mich hat es immer gepasst und eigentlich ist ja nur das wichtig.» Gepasst hat es für ihn auch beim Rücktritt. Er konnte die Karriere dort beenden, wo er sie angefangen hatte, er konnte den Übergang vom Hockey- ins Privatleben sauber gestalten. Bereits in seiner zweiten Karrierenhälfte hatte der gelernte Hochbauzeichner sich zum Betriebsökonomen weitergebildet, worauf er zuerst zwei Jahre lang mit einem 40-Prozent-Pensum die Buchaltung des

Circus Salto Natale führte und danach ab 2006 bei der Arnold-Dieterle AG anheuerte. «Mich fasziniert die Zahlen-Welt», erklärt er. Ausserdem finde er die Immobilien- und Bau-Branche – die Mitinhaberin des Architekturbüros unterhält noch eine Immobilienverwaltung, für deren Finanzen Morger ebenfalls zuständig ist – enorm vielfältig und interessant.

Kein Interesse am Sportchef-Posten Sowieso hat er sich sein Leben gut eingerichtet. Mit seiner Frau und seiner 13-jährigen Tochter lebt er seit acht Jahren in Hinwil, nahe an seinem Arbeitsort Uster und nahe an seiner früheren Hockey-Heimat Rapperswil. Obwohl er «selten» an die Spiele geht, verfolgt er das Hockey bis heute. «Ich lese die Match- und Hintergrundberichte in den Zeitungen und Online täglich, ausserdem schaue ich mir die Zusammenfassungen im TV an. Es interessiert mich.» Trotzdem aus der Luft gegriffen, waren die Spekulationen 2010, die ihn zum Kandidaten für den Sportchef-Posten in der DinersClub-Arena machten: «Es ist logisch, dass man angesichts meiner Vergangenheit, meinen Namen ausgegraben hat. Doch in dieser Richtung ist nie etwas passiert. Ich hätte auch kein Interesse gehabt. Richtig ist aber, dass die Lakers mir am Herzen liegen.» Immerhin ist Morger ja immer noch Teil der LakersFamilie – als Spielertrainer führt er die Rapperswiler Veteranen. Und hier trifft er übrigens auch öfters: Seine 18 Tore und 18 Assists in den 13 Spielen der letzten Saison hätte er im Profihockey wohl nie erreicht. l

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Impressum Das Hockey-Magazin der Schweiz 28. Jahrgang, Saison 2013/2014 Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 25. September 2013 Herausgeber: IMS Sport AG SLAPSHOT-Magazin: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, Postfach 603 3098 Köniz Telefon: 031 978 20 20 Telefax: 031 978 20 25 ims@ims-sport.ch Verlags- und Anzeigenleitung: Michel Bongard Telefon: 031 978 20 31 michel.bongard@ims-sport.ch Anzeigenverkauf: Fabian Furrer Telefon: 031 978 20 35 fabian.furrer@ims-sport.ch Publizistischer Leiter: Joël Wüthrich (jow) Telefon: 031 978 20 55 joel.wuethrich@ims-sport.ch Redaktionsleiter: Matthias Müller (mmu) Weitere Autoren: Klaus Zaugg (kza), Kristian Kapp (kk), Nicola Berger (nbe) Fotos: Pius Koller, SLAPSHOT-Archiv Jürg Wymann, freshfocus, zVg Vorstufe: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, 3098 Köniz Layout/Litho: Christine Boschung, Ralf Küffer Druck: Stämpfli Publikationen AG Wölflistrasse 1, Postfach 8326 CH-3001 Bern Telefon: 031 300 66 66 ©W iedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Auflage: ø 18 000 Exemplare, bei zusätzlichen saisonalen Mehrauflagen 27 000 Exemplare Abonnement: Abonnementspreis Inland CHF 75.– Abonnementspreis Ausland CHF 95.– 9 Ausgaben September bis Juni inkl. Hockey Guide (gilt als Ausgabe Nr. 1) Abonnementsbestellungen /  Adressänderungen: SLAPSHOT, Industriestrasse 37, 3178 Bösingen Telefon: 031 740 97 67 Telefax: 031 740 97 76 abo@slapshot.ch Einzelverkauf: SLAPSHOT ist an über 1000 Verkaufsstellen der KIOSK AG für CHF 7.50 auf erhältlich.

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Overtime

Das Comeback für die zweite Karriere Peter Guggisberg erblickte das Licht der grossen Hockeywelt im Alter von 17 Jahren am Samstag, dem 19. Oktober 2002 in der alten Ilfishalle. Die SCL Tigers lagen im Derby gegen den SC Bern nach zwei Dritteln 0:2 zurück. Im letzten Drittel holte Cheftrainer Alfred Bohren den Junior Peter Guggisberg unter der Wolldecke hervor und liess ihn im ersten Sturm neben Todd Elik laufen. Guggisberg sorgte mit einem Tor (zum 2:2 nach 54:28 Minuten) und zwei Assists für den 3:2-Sieg. Das Emmental bebte. Dieses Spiel veränderte das Leben des jungen Stürmers. Einer der grössten Trainer aller Zeiten, Länder und Ligen wurde auf ihn aufmerksam: Arno Del Curto. Im Sommer 2003 brannte Peter Guggisberg trotz laufendem Vertrag durch und stürmt seither für den HC Davos. Die Langnauer strengten damals gegen Davos einen Prozess an, gewannen vor Gericht und bekamen eine schöne sechsstellige Ablösesumme (308 000 Franken). Nun ist der Transfer eines Jahrzehnt-Talentes von einem armen, kleinen (Langnau) zu einem reichen, grossen Klub (Davos) noch kein Grund zur Aufregung. Aber heute wissen wir: Es war mehr als einfach ein Transfer. Loyalität zwischen Trainer und Spieler in Zeiten der Not gibt es ja eigentlich nur auf einer Ponyranch. Aber nicht mehr im «Big Business» des Eishockeys des 21. Jahrhunderts. Und doch: Es gibt es diese Loyalität noch. Peter Guggisberg entschied am 12. April 2011 das letzte Finalspiel in Kloten mit zwei Treffern. Der 3:2-Sieg sicherte Davos den Titel. Seither hatte er keinen Treffer mehr erzielt. Nach sechs (!) Knieoperationen war es nicht einmal mehr sicher, ob er je wieder sein bestes Hockey spielen kann. Ja, die Wahrscheinlichkeit war gross, dass Peter

Guggisbergs Karriere zu Ende ist. Und doch hat ihn Arno Del Curto nicht fallen lassen. Ja, der HCD-Trainer hat durchgesetzt, dass der Vertrag mit Peter Guggisberg in Davos trotz allen Umständen um drei Jahre bis 2016 verlängert wird. Am 24. September 2013 hat Peter Guggisberg endlich sein erstes Tor seit jenem legendären letzten Finalspiel im April 2011 erzielt. Sein erstes Tor seit der Vertragsverlängerung. Beim 5:2 gegen den SCB buchte er das dritte HCD-Tor, den statistischen Siegtreffer. Seine Karriere hat mit einem Tor gegen den SC Bern am 19. Oktober 2002 begonnen. Vielleicht werden wir im Rückblick sagen, am 24. September habe er seine zweite Karriere gestartet. Wieder mit einem Tor gegen den SCB. (kza) l

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