Das Fussball-Magazin der Schweiz
CHF 7.50 • Juli/August • Ausgabe 1 • Saison 2013/2014
Josip Drmic im Interview
Nürnberg statt Brasilien? René Weiler
Der Aufstiegstrainer kommt kaum zur Ruhe
Daniel Gygax
Der Star des FC Luzern auf der Luftseilbahn
Alternativfussball
Das «Spiel ohne Regeln» wird immer beliebter
LEBENSLÄNGLICH.
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Editorial YOU TOUCH IT TELLS
Eine gute Nase und ein Quäntchen Glück Ein Magazin zu produzieren ist nicht immer einfach. Die Suche nach den Geschichten, welche die Leser interessieren, ist meistens sehr intensiv und bedingt mehrere Diskussionen innerhalb des EuroSoccer-Teams. Für die Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, jetzt vorliegende Ausgabe war die Aufgabe für einmal noch grösser. Die Raiffeisen Super League beginnt, während es bis zum Start in den grossen Ligen noch mehrere Wochen dauert. Weil das internationale Transferfenster bis zum 31. August offen ist, muss man täglich mit Transfers aus oder in die Schweiz rechnen. Und weil zwischen Druckbeginn von EuroSoccer und der Erscheinung einige Tage liegen, braucht es auch ein Quäntchen Glück, damit man in dieser «toten Zeit» nicht von der Aktualität überholt wird. Bei der Titelgeschichte dieser Aus gabe hatten wir aber den richtigen Riecher. Als wir Josip Drmic für ein Interview anfragten, war ein Transfer weg vom FCZ noch überhaupt kein Thema. Plötzlich kam jedoch der Stein ins Rollen – und der Nationalstürmer trainiert und spielt mittlerweile beim 1. FC Nürnberg. Ab Seite 10 erklärt Drmic, weshalb er diese Herausfor derung annimmt und dass er sich bewusst ist, dass er für seine mittel-
fristige Zukunft auch in Kauf nimmt, an der WM 2014 nicht dabei zu sein. Eine Vergangenheit beim FCZ hat auch Alhassane Keita. Nun ist er zurück in der Schweiz und beim FC St. Gallen gelandet. 30 Jahre ist der Torschützenkönig von 2006 mittlerweile, aber auch nach seinen Stationen im Ausland – zuletzt in Dubai – kein bisschen satt. Er träumt vom Titel mit St. Gallen und einer weiteren Torjägerkrone... Die Suche nach Spielern und Trainern, die in der neuen Saison für Aufsehen sorgen können, hat auch zu der Geschichte mit Daniel Gygax geführt, der für das spezielle Gespräch in luftiger Höhe seine Höhenangst überwand. Zudem wagt Verteidiger Michael Lang, eine der Teamstützen von Cupsieger GC, einen Blick in die Zukunft und spricht René Weiler, der Aufstiegstrainer des FC Aarau, über die Chancen und Gefahren der neuen Saison. Doch nun lassen wir den Ball w ieder rollen und die Trainer und Spieler der Klubs ihr gutes Näschen unter Beweis stellen.
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Ihr IMS-Team Josip Drmic
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«Die Bundesliga ist Fussball pur» 13 Der Überflieger schlechthin. . belohnt Josip Drmic war in Der saison 2012/20 mit einem bunDesliga-Vertrag nun hat ihn Der 1. fc nÜrnberg nationalspieler Über seine KinDheit, brasilien im interView spricht Der zweifache nimmt, Die wm 2014 in rÜcKschläge unD weshalb er in Kauf zu Verpassen.
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Anpfiff Titelstory 1. FC Nürnberg
Josip Drmic hat beim 1. FC Nürnberg einen Vierjahresvertrag unterschrieben. Es ist der nächste Schritt in der Karriere des Nationalspielers, die einst in Freienbach und Rapperswil begann.
Raiffeisen Super League Trainer-Karussell
Nur drei Klubs setzen in der neuen Saison auf der Trainerposition auf neue Kräfte: die Young Boys (Uli Forte), GC (Michael Skibbe) und der FC Sion (Michel Decastel).
FC Aarau
René Weiler hat den FC Aarau zurück in die oberste Spielklasse geführt und gilt spätestens seit diesem Erfolg als Schweizer Trainer der Zukunft.
FC Luzern
Daniel Gygax blickt auf dem Weg aufs Stanserhorn in der Cabrio-Gondelbahn auf seine Karriere zurück und spricht über seine zweite Leidenschaft: die Musik.
Balotelli und Messi: Vertauschte Rollen Grundsätzlich kennen wir Mario Balotelli als Skandalfigur, als Bad Boy und Lionel Messi als Musterprofi und Traum aller Schwiegermütter. Doch in den letzten Wochen haben die Superstars ihre Rollen etwas vertauscht. Gemäss «Tuttosport» spazierte Milan-Stürmer Balotelli an einem Samstagnachmittag durch die Strassen Mailands, als eine ältere Dame ohnmächtig umfiel. Balotelli sei umgehend zu ihr geeilt und habe Hilfe geleistet, wird berichtet. Später stellt sich dann heraus, dass die 87-jährige Frau die Mutter des italienischen Regisseurs Roberto Cenci ist. «Herzlichen Dank! Solche Gesten sind heutzutage sehr selten», zeigte sich Cenci nach dem Zwischenfall dankbar. Negativere Schlagzeilen produzierte dagegen Lionel Messi. Einerseits wurde bekannt, dass die spanische Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren gegen den Weltfussballer eingeleitet hat. Dieser soll zusammen mit seinem Vater mindestens vier Millionen Euro Steuern hinterzogen haben. Dieser
FC Basel
Verteidiger Kay Voser hat verletzungsbedingt harte Zeiten hinter sich. Nun ist er fit – und will beim FCB einen Stammplatz.
FC Lausanne-Sport
Der neue Präsident Alain Joseph will mit Trainer Laurent Roussey und einer Truppe von Desperados den Abstieg verhindern.
Grasshopper-Club Zürich
Verteidiger Michael Lang ist trotz seiner erst 22 Jahre bei seinem Traumklub GC schon eine wertvolle Stütze.
FC St. Gallen
Alhassane Keita verliess 2006 die Schweiz als Meister und Torschützenkönig. Nun ist er zurück – und hat grosse Ziele.
BSC Young Boys
Der Serbe Milan Gajic kämpft nicht nur um einen Platz im Team, sondern auch um die Aufenthaltsberechtigung in der Schweiz.
FC Sion
Präsident Christian Constantin hat im Wallis den grossen Umbruch vollzogen – bringt er den Erfolg zurück?
FC Thun
Torhüter Guillaume Faivre war bis anhin zu wenig konstant, hat aber im Umgang mit Negativerlebnissen Fortschritte gemacht.
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Das Titelbild dieser Ausgabe In der vergangenen Saison – besonders in der Rückrunde – war Stürmer Josip Drmic der über ragende Akteur beim FCZ. Ihm gelangen 13 Tore und damit fast dreimal so viel wie zuvor in einer Saison. Damit schaffte der Mann mit kroatischen Wurzeln auch den Sprung ins Nationalteam. Kein Wunder, wurden auch Mannschaften aus dem Ausland auf ihn aufmerksam. Drmic wechselt nun zum 1. FC Nürnberg und sagt: «Ich hatte schon immer den Wunsch, in der Bundesliga zu spielen.»
Vorwurf bezieht sich auf die Jahre 2007 (1,06 Millionen Euro), 2008 (1,58) und 2009 (1,53), laut Informationen der spanischen Nachrichtenagentur EFE sollen aber auch die Steuererklärungen für die Jahre 2010 bis 2012 untersucht werden. Messi wies alle Vorwürfe zurück und teilte per Facebook mit: «Wir sind immer unseren Steuerverpflichtungen nachgekommen gemäss den Empfehlungen unserer Steuerberater, die auch jetzt für uns diese Angelegenheit klären werden.» Ein paar Tage später berichtete dann die Zeitung «La Vanguardia» dass Messi dem spanischen Finanzamt Steuern in Höhe von zehn Millionen Euro nachgezahlt habe. Der Argentinier liess danach über seine Anwälte mitteilen, dass er bereit sei, eine Geldstrafe des Gerichts zu akzeptieren. «Natürlich glauben wir, dass unser Mandant unschuldig ist», sagte Rechtsbeistand Juarez Veciana. «Er würde jedoch auch die Summe zahlen, die abschliessend vom Gericht festgelegt werden sollte.» Einen weiteren Schmutzfleck erhielt Messis Weste dann, als er 24 Stunden vor Matchbeginn das geplante Benefizspiel «Messi und Freunde gegen den Rest der Welt» absagte und die Fans und die Organisatoren stinksauer machte. «Nachdem wir mehrere Stunden versucht haben, das Management von Lionel Messi davon zu überzeugen, die vertraglichen Zusagen zu erfüllen und nach Los Angeles zu kommen, ist klar, dass sie keinen Respekt vor den amerikanischen Fans und diesem Markt haben», hiess es in einer offiziellen Meldung des Organisators. «Es ist ein offensichtlicher Versuch, die amerikanischen Zuschauer sowie die Sponsoren zu betrügen.» l
Anpfiff
FCB beginnt Schwegler verzichtete auf Geld die Saison mit einem Titel Der Uhrencup ist das älteste Fussballturnier Europas und lockt immer wieder Klasse-Mannschaften für die Vorbereitung der neuen Saison und viele Zuschauer in die fussballerischen «Provinz» nach Grenchen. An der 51. Austragung des Traditions anlasses hiessen diese Mannschaften FC Basel, GC, Roter Stern Belgrad und Fortuna Düsseldorf. Dabei zeigte sich vom 5. bis 9. Juli, dass der FC Basel in seiner Saisonvorbereitung am weitesten ist. Das Team von Murat Yakin besiegte BundesligaAbsteiger Fortuna Düsseldorf mit 3:0 und R oter Stern mit 2:1 und feierte seinen 13. Turniersieg. Wobei es vor allem gegen Belgrad einen E ffort und zwei Tore (Valentin Stocker, Raul Bobadilla) in den letzten zehn Minuten brauchte. Noch nicht voll überzeugen konnten dagegen die neu von Michael Skibbe trainierten Grasshoppers, die gegen Roter Stern 0:1 und gegen Düsseldorf im Penalty schiessen verloren – letzter Platz. Viel Gesprächsstoff lieferten in Grenchen aber vor allem auch die Auftritte von Roter Stern Belgrad auf und neben dem Platz. Vor dem Spiel gegen GC versuchten Fans beim Stadion Brühl das Kassenhäuschen zu stürmen, nach der Partie randalierten einige der heissblütigen Anhänger in einem Verkaufsladen am Südbahnhof in Grenchen. Im Spiel gegen Basel – dem Kampf um den Turniersieg – fielen die Serben dann mit überhartem Spiel auf, so dass FCB-Trainer Murat Yakin danach sagte: «Es war teilweise ein unnötig hartes Einsteigen. Es war an der Grenze!» Und nach dem verlorenen Spiel gingen Funktionäre von Roter Stern auf Schiedsrichter San Fedayi los und versuchten, ihn zu verprügeln. Der Referee konnte sich in letzter Not in die Kabine retten und musste danach durch die Securitas beschützt werden. So ist die Prognose nicht gewagt: Roter Stern Belgrad wird so schnell l nicht wieder an den Uhrencup eingeladen...
Kapitän Pirmin Schwegler hat bei Eintracht Frankfurt eine äusserst starke Saison gespielt und wurde so auch bei anderen Klubs zu einem Thema. Dennoch entschied er sich, in der deutschen Bankenmetropole zu bleiben – und schlug dafür offenbar einige deutlich lukrativere Angebote aus. «Ich habe mich definitiv gegen viel Geld entschieden», sagte der 26-Jährige in einem Interview der «Bild». «Ich spiele bestimmt nicht in erster Linie wegen des Geldes. Geld ist nicht immer alles. Deshalb war die Zusage für Eintracht auch ein Stück Bauchgefühl.» Schwegler hätte die Frankfurter bis zum 30. Juni für eine festgeschriebene Ablösesumme in Höhe von drei Millionen Euro verlassen können. Bei Ligakonkurrent VfL Wolfsburg hätte der Mittelfeldspieler sein Jahresgehalt angeblich auf rund drei Millionen Euro verdoppeln können. l
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Marco Streller
Marco Streller im Duell mit Luzerns Michel Renggli und als E-Junior gemeinsam mit Alex Frei (mit Pokal und Medaille).
Marco Streller hat seine grossartige Karriere einst beim FC Aesch begonnen. Noch heute ist der FCBStürmer dort eine Integrationsfigur und dem Klub eng verbunden. Text: Andy Maschek Fotos: Andreas Meier, FC Aesch Archiv
Max Hunziker war in Aesch in den letzten 35 Jahren Trainer der jüngsten Kicker, die mitterweile Piccolo genannt werden. Einer der ersten bekannten Spieler, die durch seine Schule gingen, war Erminio Piserchia, heute Technischer Leiter beim YB-Nachwuchs. Aber auch Marco Streller und Alex Frei waren seine Schützlinge. Schon damals
verbreitete das während Jahren beste Sturmduo der Schweiz beim Gegner Angst und Schrecken. «Marco und Alex konnte man aber nicht gut miteinander vergleichen», sagt Max Hunziker. «Marco zeichnete sein unbändiger Wille aus, Alex war verspielt und wollte immer jonglieren.» Fünf Meistertitel mit dem FCB, einer mit Stuttgart, drei Cupsiege mit Basel, 37 Länderspiele und zahlreiche Sternstunden auf dem europäischen Parkett: Eine solche Karriere hätte ihm Trainer Hunziker früher nicht zugetraut. «Nein, ich habe nicht gedacht, dass er mal Profi wird. Er hat das Optimum aus seinen Möglichkeiten gemacht», sagt dieser und erinnert sich an ein besonderes Ereignis. Die C-Junioren des FC Aesch waren im Trainingslager in Zuchwil, und da war es Usus, dass ein Fussballstar einen Besuch abstattet. Streller habe seinen Kollegen gesagt: «Nehmt
besser ein Autogramm von mir, das könnt ihr später teuer verkaufen.» Dies sei aber nicht überheblich gewesen, sondern einfach der Schalk, welcher Streller auch heute noch auszeichnet. Auch wenn Marco Streller seit Jahren nicht mehr beim FC Aesch spielt, so macht er auch heute noch viel für den Klub. Seit fünf Jahren ist er Namensgeber des Juniorenturniers «Marco Streller Cup» und unterstützt diesen Anlass auch finanziell. Wenn immer möglich macht er da die Preisverteilung. «An die Jubiläumsausgabe ist er gleich mit acht FCB-Spielern gekommen», sagt Max Hunziker. «Marco hat ein Flair für den Cup und die Kinder. Er ist immer sehr ruhig, nimmt sich Zeit und gibt Autogramme. Er kommt nicht einfach schnell vorbei und verschwindet sofort wieder. Er ist in Aesch wie auch in Basel eine wirkliche Identifikationsfigur!» l
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Weiterer Titel für Ribéry?
Am 6. August gibt die Uefa anlässlich der Gruppenauslosung der Champions League bekannt, welcher Spieler zum «Best Player» der letzten Saison ausgezeichnet wird. Die zehn Nominierten sind: Lionel Messi (FC Barcelona), Cristiano Ronaldo (Real Madrid), Gareth Bale (Tottenham Hotspur), Zlatan Ibrahimovic (Paris Saint-Germain), Robin van Persie (Manchester United), Robert Lewandowski (Borussia Dortmund)sowie das Bayern-Quartett Franck Ribéry, Arjen Robben, Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger. Alles andere als eine Wahl eines Spielers des TripleGewinners aus München würde erstaunen... l
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Brasilien mit gelungener Hauptprobe Nur noch knapp ein Jahr, dann finden vom 12. Juni bis 13. Juli in zwölf Städten Brasiliens die FussballWeltmeisterschaften statt. Und Gastgeber Brasilien hat am Confederations Cup, der eigentlichen Hauptprobe, eindrücklich gezeigt, dass er heiss ist auf den WM-Titel. Schon jetzt kam es zum Traumfinal zwischen der Seleção und Weltmeister Spanien – und die Brasilianer gewannen vor 75000 Zuschauern im ausverkauften Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro dank Toren von Fred (2) und Neymar mit 3:0. Nach dem Spiel wurde Neymar(siehe Seite 76) zudem zum besten Spieler des Turniers erkoren. Er entschied den Kampf um den «Goldenen Ball» gegen Spaniens Andres Iniesta und seinen Teamkollegen Paulinho für sich. Überschattet wurde der Confed-Cup von einigen Ausschreitungen, doch Fifa-Präsident Joseph S. Blatter sieht
nach dem «besten Confed-Cup aller Zeiten» einer erfolgreichen WM 2014 entgegen. «Dieses Turnier war ein grosser Erfolg, trotz der sozialen Unruhen im Umfeld. Es war keine Generalprobe, es war ein Wettbewerb der Champions. Wir werden im nächsten Jahr eine herausragende WM haben, keine Probleme, überhaupt keine Probleme», erklärte der Walliser. Die Proteste hätten allen Beteiligten zu schaffen gemacht, gab Blatter zu. Aber er habe «den Eindruck, dass die sozialen Unruhen jetzt ruhen. Ich weiss nicht, für wie lange, aber sie ruhen». Gleichzeitig sprach er den Sicherheitskräften «ein sehr grosses Kompliment» aus. Diese hätten alle Herausforderungen professionell gemeistert. Und so sah Blatter bei dieser «Mini-WM» mehrere Sieger: «Die Fussballfamilie, die Menschen in Bral silien, den Fussball in Brasilien.»
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Raiffeisen Super League
Nur keinen Mis
Es gehört dazu, dass eine Mannschaft vor einer neuen Saison mit einem Team-Event das Zusammengehörigkeitsgefühl stärkt. Der FCZ machte dies im Berner Oberland, unterhalb des Wiriehorns. Ein Programmpunkt war der Besuch eines Bauernhofs, wo sich die Spieler im Melken der Kühe übten. «Es ist gut, dass die Spieler einmal sehen, woher die Milch kommt», sagte Trainer Urs Meier – und dachte vielleicht im Hinterkopf: Hoffentlich bauen wir in der neuen Saison keinen Mist...
st bauen...
Augenblick
Bundesliga
«Die Bundesl ist Fussball p
Josip Drmic war in der Saison 2012/2013 der Überflieger schlechthin. Nun hat ihn der 1. FC Nürnberg mit einem Bundesliga-Vertrag belohnt. Im Interview spricht der zweifache Nationalspieler über seine Kindheit, Rückschläge und weshalb er in Kauf nimmt, die WM 2014 in Brasilien zu verpassen.
liga purÂť
Josip Drmic
Bundesliga Text: Dominic Ledergerber Fotos: Valeriano Di Domenico/freshfocus
Nationalstürmer Josip Drmic feiert am 8. August seinen 21. Geburtstag. Mit dem 1. FC Nürnberg wird er dann bereits die Vorbereitung für seine erste Saison in der Bundesliga bestreiten. Drmic hat kroatische Wurzeln, ist aber in der Schweiz geboren und aufgewachsen. Die Trainings seiner Jugendklubs Freienbach und Rapperswil besuchte er zu Fuss, mit dem ÖV oder mit dem Trottinette. Heute sagt er: «Rund um den Zürisee kenne ich wohl jeden Bahnhof und jede Bushaltestelle.» Auch mit Vater Milko Drmic, der früher ebenfalls beinahe beim FCZ gelandet wäre, absolvierte er zusätzliche Trainingseinheiten. Im Teenageralter schloss er sich schliesslich dem FC Zürich an, als 17-Jähriger unterschrieb er dort seinen ersten Profivertrag. Gleich in den Anfängen seiner Kar-
riere erlitt er eine Meniskusverletzung, die eine Operation nach sich zog. Diese Zeit sei für ihn sehr lehrreich gewesen, sagt Drmic. In der vergangenen Saison war er besonders in der Rückrunde der überragende Akteur beim FCZ. Ihm gelangen 13 Tore – fast dreimal so viel wie bisher in einer Saison –, ligaweit trafen nur Oscar Scarione und Marco Streller häufiger. Beim 1. FC Nürnberg ist er der sechste Schweizer Akteur nach Alain Sutter, Albert Bunjaku, Daniel Gygax, Timm Klose und Martin Angha. Beim neunfachen Deutschen Meister unterschrieb Drmic einen Vertrag über vier Jahre und bringt dem FC Zürich eine Ablöse von rund 4,5 Mio. Franken ein. Dass er durch den Sprung ins Bundesliga-Becken seine Chancen auf die WM 2014 in Brasilien torpediert, glaubt der zweifache Internationale nicht. Die Zeit für den nächsten Schritt ist reif, sagt Drmic. Josip Drmic, Sie haben in der Saison 2012/2013 den Sprung ins Nationalteam geschafft und 13 Tore erzielt – nun folgt der Wechsel in die Bundesliga. Sind Sie selber überrascht, wie schnell alles gegangen ist? Ich wusste, dass es im Fussball schnell rauf und runter gehen kann. Ich bin sicherlich positiv überrascht über die letzte Saison, aber mein Ziel lag eigentlich bei über 13 Toren. Besonders mit der Vorrunde war ich nicht zufrieden. In der Vorrunde gelangen Ihnen nur drei Tore. Warum lief es unter Urs Meier besser? Es waren kleine Details, die entscheidend waren. Die ganze Mannschaft trat viel positiver auf und wuchs zu einer richtigen Einheit zusammen. Wenn das Team gut ist, läuft meist auch mein Motor auf Hochtouren. Ihre Entwicklung im letzten Jahr war raketenartig. Was veränderte sich in Ihrem Leben abseits des Spielfelds? Die Anzahl Fans hat sicherlich stark zugenommen, viele Leute klopfen dir auf die Schulter. Ich weiss aber noch genau, wie es vor rund drei
Zur Person
FCZ-Drmic ist jetzt ein Nürnberger.
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J ahren war, als ich mich einer Meniskusoperation unterziehen musste – da hatte sich keiner für mich interessiert. Insofern ist die Veränderung auch neben dem Platz frappant, doch für mich war diese Zeit sehr lehrreich. Wie gehen Sie mit dem Rummel um Ihre Person um? Man darf sich darüber nicht den Kopf zerbrechen. So ist eben Fussball, Ups und Downs gehören dazu. Darauf muss man sich einstellen. Sie werden am 8. August 21-jährig, sind ationalspieler und haben einen BundesligaN Vertrag unter Dach und Fach. Wie gross ist die Gefahr, dass man abhebt? Für einen Fussballer ist dies die grösste Gefahr. Mein früherer FCZ-Trainer Urs Fischer hat mir ein geschärft, dass ich darauf achten muss, weil er glaubte, dass ich zu schnell abhebe. Aber ich habe meine Familie um mich herum, die mich immer wieder auf den Boden der Realität zurückholt. Ich bin ohnehin eher ein ruhiger und bescheidener Typ. Ist es nicht gerade für einen ruhigen Charakter schwierig, plötzlich zum Shootingstar aufzusteigen? Gewisse Freunde sagen mir, ich soll mich von meiner Freundin trennen, weil ich jetzt ohnehin jede Frau haben könnte oder dass ich mir ein geiles Auto kaufen soll. Man denkt sich dann schon: Eigentlich könnte ich mir das leisten. Aber man darf nie das Ziel aus den Augen verlieren und muss versuchen, sich stets weiterzuentwickeln. Wer ein glamouröses Leben führt, ist auf dem Platz noch lange kein Star. Woher haben Sie diese Einstellung? Mein Vater ist gleichzeitig auch mein Lehrmeister und Vorbild. Ich weiss, was er durchmachen musste, als er in die Schweiz kam. Meine Eltern kommen aus dem ehemaligen Jugoslawien und haben den Krieg miterlebt. Deshalb hat mich mein Vater immer angehalten, bescheiden zu bleiben und mein Geld zu sparen statt zu verprassen.
Josip Drmic kam am 8. August 1992 in Lachen SZ zur Welt. Der 20-jährige Stürmer ist das Nesthäkchen in einer fünfköpfigen Familie mit Wurzeln in Kroatien. Seine Brüder Ivan (31) und Igor (29) haben selber Fussball gespielt, genauso wie Vater Milko, der es nach seiner Flucht vor dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien aber nicht ganz an die Spitze des Schweizer Klubfussballs schaffte. Milko Drmic war der erste Förderer Josips, der für den FC Zürich mit 17 Jahren sein Debüt in der Super League gab. Für den Limmatklub erzielte Drmic in 62 Spielen 18 Tore – zehn davon in der Rückrunde der Saison 2012/2013. Mit der U21-Nationalmannschaft stand er 2012 im Olympia-Kader von London, kam dort aber nur zu Teileinsätzen. Die Enttäuschung beflügelte: In der vergangenen Saison war Josip Drmic der Überflieger schlechthin und durfte am 11. September 2012 beim 2:0 gegen Albanien erstmals das Trikot des Schweizer Nationalteams überstreifen. Den Entscheid für die Schweiz und gegen sein Heimatland Kroatien hat der Stürmer nie bereut. In seiner Freizeit spielt er gerne Tennis, Billard und Poker oder er grilliert mit seinen Freunden – die Schweiz ist für Josip Drmic mehr als nur ein Zweitland, sie ist sein Zuhause. Mit dem Wechsel zum 1. FC Nürnberg in die Bundesliga geht sein Höhenflug nun weiter.
Josip Drmic Ihr Vater Milko spielte einst für den NLBKlub FC Tuggen... ...er hätte sogar beinahe ein Angebot vom FC Zürich erhalten, wenn er nicht schon ein bisschen zu alt gewesen wäre. Er war ein guter Kicker, aber ein Innenverteidiger. Für Sie als Stürmer war Ihr Vater also ein guter Sparringpartner. Ich habe tatsächlich viel mit ihm trainiert. Das war kein Ballgeschiebe, wir haben zum Beispiel Bergund Waldläufe zusammen unternommen. Er hat mich immer gepusht und unterstützt. Darüber war ich sehr froh. Nun ist er mit meiner Mutter für immer nach Kroatien zurückgekehrt. Wer schaut nun auf Sie? Ich lebe zusammen mit meinem ältesten Bruder Ivan in einer Wohnung am Zürichsee, er hat so zusagen den Part meines Vaters übernommen. Ivan war damals übrigens der einzige, der nach meiner Verletzung im Aufwachraum an meinem Bett sass. Nun verlassen Sie das behütete, familiäre Umfeld und ziehen nach Nürnberg. Für mich war das immer ein Traum. Als ich mit der A-Nationalmannschaft unterwegs war, sah ich, welche Erfahrungen Schweizer Söldner gesammelt haben. Da wuchs in mir der Wunsch, es ebenfalls im Ausland zu versuchen. Ich will diese neue Welt nun kennenlernen. Sie haben nun eine starke Saison in der Super League absolviert. Was sprach dagegen, dieses gute Jahr zu bestätigen? Viele erfahrene Leute haben mir vorgeschlagen, noch ein Jahr zu bleiben. Sie sagten, ich soll nicht dumm sein und die WM 2014 in Brasilien nicht aus den Augen verlieren. Aber man weiss nie, wie es kommt, egal ob ich gehe oder hier bleibe. Das Angebot aus Nürnberg hat mich extrem gereizt und deshalb will ich es unbedingt versuchen. Sie haben die WM angesprochen. Besteht keine Gefahr, dass Sie in Nürnberg hinten anstehen müssen und dabei auch Ihren Platz im Nationalteam verlieren? Das nehme ich in Kauf. In Nürnberg weiss man aber auch, dass man einen A-Nationalspieler verpflichtet hat. Klar ist es wichtig, dass ich spiele. Aber im Endeffekt ist die Leistung entscheidend. Und wenn diese im Ausland stimmt, führt im Nationalteam kein Weg an mir vorbei. Aber wenn es mir in der Super League nicht laufen würde, wäre ich für die WM erst recht kein Thema. Ich denke, dass mich alleine schon die Trainings bei einem Bundesliga-Klub weiterbringen werden. Der nächste Karriereschritt ist für Sie also wichtiger als die WM 2014?
JOSIP DRMIC
Nationalität: Schweiz/Kroatien Position: Mittelstürmer Geburtstag: 08.08.1992 Grösse: 182 cm Ich schaue nicht darauf, was morgen sein wird. Vielmehr blicke ich zurück auf die Zeit, als ich mit 17 Jahren Profi wurde. Seither ist es mein Ziel, so weit wie möglich zu kommen – ob ich in Brasilien dabei bin oder nicht, ist nicht entscheidend. Ich war zum Beispiel an den Olympischen Spielen 2012 und habe kaum gespielt. Deshalb will ich eine WM-Teilnahme auch nicht erzwingen, auch wenn damit ein Bubentraum in Erfüllung gehen würde. Nürnbergs Sportchef Martin Bader sagte vor Ihrem Transfer in einem Interview, man habe eigentlich genügend Angreifer im Kader, aber auch die Mittel, Qualität in längerfristi-
Gewicht: 70 kg Bisherige Vereine: Seit 01.07.2011 im Kader: FC Zürich Beim FCZ seit 2001
ger Hinsicht zu verpflichten. Wie stufen Sie eine solche Aussage ein? Da kann man sich natürlich die Frage stellen, warum man dann einen weiteren Stürmer verpflichtet. Andererseits beobachtete mich Herr Bader seit dem 4. Februar 2012, als ich beim Auswärtsspiel in Luzern (1:1-Endstand, Red.) ein Tor erzielte. Dass der 1. FC Nürnberg zuletzt noch weitere Stürmer verpflichtet hat, stufe ich nicht allzu hoch ein, weil ich weiss, dass sich der Verein schon sehr lange um mich bemüht hat. Überhaupt will ich mich nur auf meine Leistung konzentrieren und nicht zählen, wie zahlreich die Konkurrenz ist.
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Josip Drmic Viele Bundesliga-Stars wie Mario Götze, Marco Reus oder Toni Kroos werden von derselben Beratungsagentur betreut wie Sie. Hatte dies einen Einfluss auf Ihr Transferziel? Ich hatte schon immer den Wunsch, in der Bundesliga zu spielen. Mladen Petric hatte mir die Beratungsagentur «SportsTotal» damals empfohlen und mir versichert, dass sie meine Erwartungen und Wünsche erfüllen wird. Was Spielerberater anbelangt, bin ich von Grund auf eher misstrauisch. Aber diese Agentur hat sehr viel Erfahrung und ich bin bislang wirklich professionell betreut worden.
Er hat viel Positives erzählt, was bei einem Spieler, der den Klub verlässt, nicht selbstverständlich ist. Er hat mir das Bild eines Klubs vermittelt, der etwas Grosses aufbauen will. Wer ist auf der fussballerischen Ebene Ihr Vorbild? Für mich ist das ganz klar Ronaldo, der Dicke (lacht). Er hat einfach Unglaubliches geleistet. Dazu kommen Spieler wie Rivaldo, Ronaldinho oder Neymar – die Liste könnte ich noch lange fortführen... ...es sind aber alles Offensivspieler. Das ist richtig. Und Ronaldo überragt sie alle.
Sie sind von klein auf ein Fan des FC Barcelona. Ist die Bundesliga stärker als die spanische Primera Division? Die Bundesliga finde ich derzeit die stärkste Liga der Welt, das hat die Champions League gezeigt. Auch wie die Liga geführt wird, ist vorbildlich: Das Spiel steht im Vordergrund, es ist Fussball pur.
ationalmannschaft habe ich mich vor allem mit N jungen Spielern wie Ricardo Rodriguez, Granit Xhaka oder Timm Klose unterhalten.
In der Bundesliga stehen neben Ihnen noch viele weitere Schweizer unter Vertrag. Von wem haben Sie Tipps erhalten? Beim FC Zürich hat mir Mario Gavranovic (früher Schalke 04, Red.) gute Ratschläge erteilt. In der
Timm Klose spielte die letzten zwei Jahre selbst beim 1. FC Nürnberg und wechselt auf diese Saison hin für rund 7,5 Mio. Franken nach Wolfsburg. Was hat er Ihnen über Ihren neuen Arbeitgeber verraten?
Davor Šuker war in Ihrer Heimat Kroatien ein Starstürmer, und auch mit Mladen Petric stehen Sie in Kontakt. Haben Sie sich nie überlegt, für die kroatische Nationalmannschaft zu spielen? In den Medien wurde ich oft zu diesem Thema befragt und nicht selten war die Fragestellung dabei auch provokativ. Natürlich macht man sich seine Gedanken, aber für mich war die Schweiz immer die Nummer eins, denn sie hat sich extrem für mich eingesetzt. Insofern ist mir diese Entscheidung immer leicht gefallen. l
Trainieren wie die Profis bei den Axpo Fussballcamps Nach einem grossen Erfolg in Deutschland ist Bernd Voss mit seiner Fussballschule seit 2005 auch in der Schweiz tätig. Seit November 2011 tritt Voss zusammen mit Geschäftsführer Stefan Huber, dem 16-fachen Schweizer Ex-Nationalspieler, mit der Pro Fussballevent GmbH in Wallisellen unter der neuen Bezeichnung Axpo Fussballcamps auf. Die 5-tägigen Fussballcamps, finden in den Frühlings-, Sommer und Herbstferien statt. In diesem Jahr stehen 30 Camps in zehn Deutschschweizer Kantonen sowie das beliebte Camp im Europa-Park Rust auf dem Programm. Insgesamt werden über 3000 Kinder zwischen 5 und 15 Jahren mit dem Fussballfieber infiziert. «Den 3000 Kindern möchten wir einen fairen und respektvollen Umgang vermitteln und fördern die überaus wichtige sportliche Betätigung. Die Axpo Fussballcamps sind nicht nur sinnvolle Ergänzung zum Vereinstraining, sondern bieten allen Kindern Spass, Vergnügen und neue Freundschaften», ergänzt Stefan Huber.
Alle Infos finden Sie unter www.axpofussballcamps.ch
Raiffeisen Super League
Wohin führ «Hire and fire» war in der vergangenen Saison bezüglich Trainer das Motto in der Raiffeisen Super League. Nun stehen bei drei Klubs neue Bosse an der Linie – aber wie lange währt die Ruhe nach dem Sturm? Text: Andy Maschek Fotos: Valeriano Di Domenico, Urs Lindt Christian Pfander / freshfocus
Der Trainerverschleiss war in der Saison 2012/2013 enorm. Nur die Grasshoppers (Uli Forte), St. Gallen (Jeff Saibene) und Lausanne (Laurent Roussey) beendeten die Spielzeit mit demselben Cheftrainer, wie sie sie begonnen hatten. An allen anderen Orten wurde früher oder später die Reissleine gezogen – teilweise mehrmals. Negativer Spitzenreiter war einmal mehr der FC Sion, wo die Übungsleiter so munter gewechselt wurden, dass das Zählen fast unmöglich wurde. Nach der Saison herrschte aber verhältnismässige Ruhe – nur GC, YB und Sion steigen mit einem neuen Cheftrainer in die neue Saison.
Uli Forte: Mr. Right für YB? Während bei Sion die Trainer kommen und gehen und eine spezielle Situation herrscht, greifen bei GC und den Young Boys die Trainerwechsel ineinander. Uli Forte führte die Hoppers in der vergangenen Saison über raschend zum Cupsieg und zum Vizemeister titel – und verliess dann die Zürcher ebenso raschend nach Bern. Von mangelnder über Wertschätzung bei GC war die Rede, ebenso von einem finanziell viel lukrativeren Vertrag in Bern. Fakt ist, dass die Berner seit 1987 (Cupsieg) auf einen Titel warten und sich seit Jahren auf der Suche nach Mr. Right befinden, der diese Misere beendet. Sportchef Fredy Bickel kennt Forte seit Jahren und sieht in ihm den Mann, der den so sehnlichst erwarteten
Nach seiner erfolgreichen Zeit bei GC greift Uli Forte in Bern an und steht gehörig unter Druck.
Erfolg zurück bringen kann. Und Forte erhält beim finanziell potenten YB die Rahmenbedingungen, die er sich gewünscht hat und einen gut dotierten Dreijahresvertrag. «Dies ist ein sensationelles Bekenntnis der Young Boys zu mir. Mir ist klar, dass ich im Herbst nicht mehr YB-Trainer bin, wenn wir bis dahin jeden Match verlieren. Aber dieser Vertrag zeigt, dass der Verein voll auf mich setzt», so Forte. «YB ist ein Traditionsklub, der seine Ziele in den letzten Jahren nicht erreichte. Das wollen und müssen wir ändern. Doch das geht nur Schritt für Schritt.»
Michael Skibbe und GC: Langfristiges Ziel Mit dem Abgang von Forte stand auch GC vor einem Problem – und konnte die Lücke prominent füllen. Michael Skibbe heisst der neue Mann, 47-jährig, in der Vergangenheit Trainer bei Dortmund, Leverkusen, Galatasaray, Frankfurt, Eskisehirspor, Berlin, Karabükspor und Co-Trainer beim deutschen Nationalteam. «Mit dem Cupsieg und Rang 2 ist die Messlatte hoch und die Entwicklung war sehr gut. Dies gilt es nun zu stabilisieren», sagt der Deutsche, der einen leistungsbezogenen Einjahresvertrag mit einer rangabhängigen automatischen Verlängerung um ein weiteres Jahr unterschrieben hat. «Die Ausrichtung, die wir uns vorstellen, ist eine langfristige Zusammenarbeit. Es ist aber durchaus richtig und verständlich, zuerst mal einen Einjahresvertrag auszuhandeln und dann zu schauen. Ich will aber unbedingt längerfristig bei GC sein.» Ähnlich sieht es Präsident André Dosé, der sagt: «Wir glauben, mit den jungen Spielern noch viel erreichen zu können. Nach dem Turnaround ist es das Ziel, auf einer kontinuierlichen Basis Jahr für Jahr unter den ersten drei bis vier Teams spielen zu können. Gelingt einem dies, kann man auch Titel gewinnen. Wir haben noch viel Potenzial, gerade bei den jungen Spielern. Wir wollen zusammen etwas Langfristiges aufbauen.»
Michel Decastel: Altbekannter Sion-Trumpf Beim FC Sion ist es Gewohnheit, dass ein neuer Besen besser kehren soll. Doch dieser neue Trumpf ist ein altbekannter, der auch in der vergangenen
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Trainer-Karussell
rt der Weg?
Michael Skibbe folgt bei GC auf Uli Forte. Saison zwischendurch eingesetzt worden war. Michel Decastel (57) hatte im September 2012 Sébastien Fournier abgelöst, blieb aber nur sechs Spiele im Amt und betreute ab Oktober die U21-Mannschaft. Am 13. Mai beerbte er das Duo Gattuso/Rossini und darf nun bleiben, obwohl Präsident Christian Constantin lange heftig mit Laurent Roussey geflirtet hatte und auch der Name Diego Armando Maradona im immer wieder ein Thema gewesen war. Doch für einmal blieb CC cool und bodenständig, stützte seinen Trainer – und wechselte stattdessen fast die ganze Mannschaft aus. So erklärte Präsident CC kürzlich im BLICK: «Ich wechsle den Trainer die ganze Saison nicht!» Es ist eine Ansage, die mit Vorsicht zu geniessen ist. Schliesslich verschliss er letzte Saison fünf (!) Übungsleiter und besetzte diesen Stuhl in 15 Amtsjahren mit insgesamt 39 Personen, die sich teilweise mehrmals versuchen durften. Doch nun sagt er: «Es war vor jeder Saison mein Wille, die Spielzeit mit demselben Trainer zu beenden, der sie begonnen hat. Auch wenn ich weiss, dass es in diesem Business oft zu Unwägbarkeiten kommt, die man in sein Kalkül mit einbeziehen muss. Wenn es diesmal nicht klappt, gibt es nur einen Schul-
digen: mich!» Doch was passiert, wenn Sion mit Michel Decastel eine Niederlagenserie kassiert? «Am Ende ist es halt doch der Totomat, der entscheidet», sagt der Trainer und braucht die Worte, die sein Präsident bei Trainerdiskussionen jeweils verwendet. Immerhin habe er aber ausgemacht, dass Constantin begriffen habe, dass die Resultate nicht besser würden, wenn man den Coach alle paar Wochen wechsle. Langfristige Pläne und Kontinuität sind bei allen Klubs ein Thema, wenn es um den Trainer geht. Doch gerade die letzte Saison hat gezeigt, wie schnell die sportliche Realität alles ändern kann. In ein paar Monaten wird man wissen, wohin der Weg der neuen Besen führt. l
Michel Decastel versucht sich erneut auf dem Schleudersitz in Sion.
Raiffeisen Super League
René Weiler hat als Trainer den FC Aarau zurück in die Super League geführt und sich selber ins Rampenlicht katapultiert. Dennoch ist er seinem Klub treu geblieben – und erwartet nun eine intensive, strapaziöse Saison.
RenĂŠ Weiler
Die Ruhe vor dem Sturm
Raiffeisen Super League
Text: Andy Maschek Fotos: Andy Müller, Daniela Frutiger / freshfocus
Ein herrlicher Montagnachmittag am Zürichsee. Blauer Himmel, Sonnenschein, angenehme Temperaturen – kurz: einer der bis dahin so raren Sommertage des Jahres. René Weiler schlendert wie so viele andere Leute dem Ufer entlang und lässt kurz seine Seele baumeln. Es scheint, als sei dies die Ruhe vor dem Sturm, dem Start in die neue Fussballsaison. Doch schon wieder klingelt das Handy und stört diese Idylle. «In diesem Business ist es immer unruhig, vor allem die Zeit im Sommer ist hektisch», sagt der Aufstiegstrainer. «Und gerade in Aarau, wo man von A bis Z personell relativ knapp auf gestellt ist, müssen die Angestellten noch mehr machen.» Beklagen wolle er sich aber keinesfalls, denn diese Situation sei ja auch spannend. Er sei sowieso der Typ, der lieber arbeite, als dass er irgendwo eine langweilige Zeit über sich ergehen lassen müsse.
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Bei René Weiler laufen innerhalb des FC Aarau viele Fäden zusammen. Er ist nicht «nur» Chef trainer, sondern auch bei den Transfers gemeinsam mit Sportkoordinator Urs Bachmann die treibende Kraft, was ja auch logisch ist. Schliesslich war Weiler selber als Spieler in der höchsten Schweizer Liga für Aarau, Servette und den FCZ aktiv und kam am 7. Februar in Hongkong gegen Russland (1:2) zu einem Länderspiel, musste seine aktive Karriere aber später wegen einer schweren Fussverletzung und mehreren Operationen beenden. «Ich sondiere den Markt, kenne die Spieler und kontaktiere sie auch. Urs Bachmann und ich ergänzen uns da sehr gut», erklärt der Trainer das Jobsharing in Transferfragen. Und genau diese Wechsel sorgten in den letzten Wochen und auch aktuell noch für viel Arbeit.
Budget als Knacknuss Der Aufsteiger verfügt mit knapp fünf Millionen Franken fürs Fanionteam über das kleinste Budget der Raiffeisen Super League, muss aber dennoch
versuchen, eine konkurrenzfähige Mannschaft zusammen zu stellen. Weil der FCA nicht die finanziellen Mittel wie andere Klubs hat und (noch) nicht über ein salonfähiges Stadion verfügt, müssen andere Wege gegangen werden. «Unsere Zielgruppe sind die jungen, willigen Spieler. Oder solche, die vielleicht gerade einen Karriereknick haben und sich neu beweisen wollen oder auf dem Weg sind, Karriere zu m achen», sagt René Weiler und ergänzt, dass P rofis, die zum Abschluss ihrer Laufbahn halt noch zu Aarau wechseln möchten, kein Thema sind. «Wir suchen hungrige, ehrgeizige, leidenschaftliche Spieler, die etwas beweisen wollen. Aber klar, solche Leute zu finden ist nicht immer einfach.» Jung, ehrgeizig, leidenschaftlich, voller Energie – dies alles trifft auch auf den 39-jährigen Trainer René Weiler zu, der sich in den letzten Monaten zu einem für andere Klubs attraktiven Trainer gearbeitet und entwickelt hat. Erich Vogel, eine Graue Eminenz im Schweizer Fussball, nannte Weiler sogar schon den Trainer der Zukunft. «Das hat er
René Weiler scheidend sei nicht nur das Resultat, sondern auch die Art und Weise, wie man arbeite. «Das Resultat ist wie in anderen Sportarten auch im Fussball von verschiedenen Komponenten abhängig. Mit einem Ackergaul wäre Steve Guerdat nicht Olympiasieger im Springreiten geworden.» Und wenn Michael Schumacher zuerst Titel an Titel reihe, dann aber einen anderen Boliden fahre, gewinne er plötzlich nichts mehr. «Die Trainerarbeit muss man schon differenzierter beurteilen und nicht nur anhand der Resultate. Ich weiss um mein Auge für Details in diesem Geschäft und meinen Einsatz wie auch meine Leidenschaft – aber das allein bringt noch keinen Erfolg.»
Entscheid für Aarau und gegen GC
meines Wissens im Herbst 2012 gesagt und nicht im Frühling nach dem Aufstieg. Dieses Kompliment ist umso grösser wenn man weiss, wie kritisch er ist», so Weiler. Es sei ein schönes Kompliment, das man aber auch nicht überbewerten sollte. Ent-
Persönlich hätte sich das Engagement Weilers in den letzten Wochen beinahe ausbezahlt. Als Uli Forte überraschend bekannt gab, dass er Cupsieger GC verlässt und zu YB wechselt, war René Weiler einer der heissesten Kandidaten. Mehr mals wurde hinter vorgehal tener Hand auch gemunkelt, dass sein Engagement beim Rekordmeister fix sei – doch plötzlich nahm er sich selber aus dem Rennen um den Trainerposten, den später Michael Skibbe bekam. «Darauf möchte ich nicht näher eingehen. Nur so viel: Ja, ich stand in Kontakt mit GC, habe dann aber für mich entschieden, dass der FC Aarau im Moment der richtige Klub für mich ist», sagt Weiler, der sich bei einem Klub wohl fühlen und sehen muss, dass seine Fähigkeiten geschätzt werden und dessen Vertrag im Aargau bis 2016 läuft.
RENÉ WEILER Nationalität: Position: Geburtstag: Grösse: Gewicht:
Schweiz Trainer 13.09.1973 180 cm 78 kg
Bisherige Vereine: Seit 2011: FC Aarau, 2009–2010: FC Schaffhausen, 2008/09: GCZ U16, 2007/2008: FC St. Gallen, 2006–2008: FC St. Gallen U21, 2004/2005: FC St. Gallen, 2003–2005: FC Winterthur U18, 2001–2004:FC Winterthur
Nun lautet die Gegenwart wohl Abstiegskampf mit Aarau statt Grossangriff mit Vizemeister GC. Es ist auch die konstante Weiterführung einer Trainerkarriere, die auf den ersten Blick minutiös geplant scheint. Weiler sammelte seine Erfahrungen als Trainer im Nachwuchsbereich und in der Challenge League, ehe er 2011 zu Aarau wech selte und dort nun den Aufstieg feierte. «Diese Zeit, diese Erfahrungen sind für mich unbezahlbar. Die Arbeit mit den Junioren hat viel Spass gemacht und war sehr wertvoll. Es ist gut, wenn man so die Mechanismen in einem Team feststellt und auch eine gewisse Demut zeigt und versucht, das alles an der Basis zu erarbeiten», so Weiler. «Der Erfahrungsschatz, den ich heute mit knapp
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René Weiler 40 Jahren habe, den nimmt mir niemand mehr. Ich habe doch schon einiges erlebt.»
Vier Super League-Spiele mit St. Gallen Unter «bereits erlebt» verbuchen kann er auch ein knapp dreijähriges Engagement als Sportchef beim FC St. Gallen (Januar 2005 bis Oktober 2007), wo er bei insgesamt vier Spielen in der höchsten Liga auch als interimistischer Cheftrainer einsprang. «Ich kam wie die Jungfrau zum Kind zum Job als Sportchef beim FC St. Gallen. Mir haben damals sehr viele Leute davon abgeraten, doch es ist auch der Stolz, den wir Männer haben. Ich dachte mir: Wenn die auf mich zukommen, dann mache ich das, dann packe ich das. Das war etwas jugendlicher Leichtsinn und auch ein gesundes Selbstver trauen», erinnert sich der 39-Jährige. Er habe sich in diesen drei Jahren beinahe ins Elend «gchrampfed» und dann für den geleisteten Job eine brutale Quittung erhalten. «Aber diese Mechanismen mit den Medien, mit Leuten, die sich profilieren möchten und sich so positionieren, dass es für sie in einer kritischen Phase nicht gefährlich wird, habe ich da kennen gelernt und enorm davon profitiert.» Tempi passati, denn mittlerweile schwingt René Weiler seit über zwei Jahren auf dem Brügglifeld erfolgreich das Szepter. Da verfolgt er das Ziel, das Optimum rauszuholen und ist bereit, an die Grenzen zu gehen, «so dass man am Schluss zumindest sich selber keinen Vorwurf machen lassen muss, dass man nicht alles versucht hat». Es sei bekannt, dass er relativ viel und intensiv trainiere, zudem arbeite er viel im individuellen Bereich mit den Spielern. «Wenn mein Sohn in Mathematik nicht genug gut ist, dann braucht er auch in diesem Fach Nachhilfe», erklärt Weiler und ergänzt: «Man muss in unserem privilegierten Job alles der Arbeit unterstellen. Es braucht totales Engagement und Leidenschaft.» Und diese Leidenschaft lebt er jeweils auch an der Seiten linie aus. Er sehe sich schon eher als Vulkan denn
SAISON 2013/2014 Zuzüge • Alexander González • Bruno Martignoni • Swen König • Otele Mouangue • Linus Hallenius
BSC Young Boys FC Locarno AC Bellinzona FC Luzern FC Genua 1893
Abgänge • Predrag Pribanovic • Silvan Widmer • Roman Buess • Goran Antic
FC Baden Udinese/Grenada FC Basel 1893 unbekannt
René Weiler gemeinsam mit seiner Partnerin Alexandra und Sohn Noah.
als ruhigen Trainer. «Ich bin zwar nicht cholerisch, aber doch emotional – und auch enthusiastisch. Also ein kontrollierter V ulkan», charakterisiert er sich selber. Aber er könne auch sehr sachlich und abgeklärt sein, zumal es zum Fussballgeschäft gehöre, teilweise verschiedene Hüte zu tragen. «Die Spieler kennen mich aber sicher auch als menschlichen Trainer. Authentizität ist mir sehr wichtig. Ich will mich bei der Mannschaft nicht verstellen und möchte, dass auch die Spieler authentisch sind.»
Die Wichtigkeit des Privatlebens Wie stark er von diesem Job beansprucht wird, zeigt sich während des Gesprächs. Immer wieder vibriert das mittlerweile lautlos gestellte Handy. «Nicht irritieren lassen, es ist Transferzeit», sagt Weiler lächelnd. Und doch ist es auch ein Zeichen der hohen Belastung, unter der er beim Aufsteiger steht. Umso wertvoller sind die Momente am See in Zürich, wo er lebt und seine Batterien auflädt. «Ich jogge auch gern, gehe schwimmen und geniesse meine Familie», so Weiler, der jeden dritten oder vierten Tag 10 Kilometer läuft, um fit zu sein. Schliesslich wolle er das, was er von der Mannschaft verlange, auch vorleben. Er sei extrem froh, dass seine Partnerin seine Belastung akzeptiere und ihm den Rücken frei halte. Aber viel Zeit n eben dem Sport habe er nicht. Wichtig sind da auch die Momente mit seinem 14-jährigen Sohn aus seiner ersten Beziehung, der bei der
Mutter lebt, beim FC Winterthur spielt – und wenn möglich auch die Spiele des FC Aarau besucht. «Wenn man privat eine Hypothek, irgendwelche Probleme hat, kann man in unserem Business fast nicht überleben», erklärt René Weiler ein wenig nachdenklich. «Es hört sich zwar krass an – aber da darf die Familie oder eine Partnerin keine grossen Ansprüche stellen. Es kann ja auch sein, dass ich vier oder fünf Tage nicht nach Hause komme.» Und wenn das Abenteuer Raiffeisen Super League für den FC Aarau nun beginnt, steigt auch das Frustpotenzial beim Trainer, der eine harte und strapaziöse Saison erwartet. «Wir werden auf jeden Fall sehr viel Geduld und Nerven brauchen, mit negativen Ergebnissen umzugehen lernen müssen», sagt er. Dass der FCA aus diesem «Städtli» und noch ohne adäquates Stadion in der Super League mitspielen könne, sei allein schon fantastisch. «Jetzt wollen wir den Grossstädten und Grossvereinen ein Bein stellen und schauen, dass wir in der Liga bleiben. Das einzige Ziel, das wir aber verfolgen dürfen, ist der Ligaerhalt. Wenn wir das schaffen, ist das einfach nur toll. Wir starten aus der letzten Startreihe.» Aber die Vergangenheit in der Formel 1 hat ja schon mehrmals gezeigt, dass die Aussenseiter gefährlich werden können, wenn sie ihren Job akribisch genau machen und die Gunst der Stunde und das Schwächeln der vermeintlich übermächtigen Gegner ausnützen... l
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Raiffeisen Super League
Da e
Auf dem Weg in Richtung Stanserhorn blickt Daniel Gygax auf seine lange Karriere zur체ck. Der einstige Nationalspieler wird im August 32-j채hrig, doch ans Ende seiner Aktivzeit denkt er noch lange nicht. Mit Luzern will er in der kommenden Saison die Talstation verlassen.
Daniel Gygax
as Auf und Ab einer Karriere
Raiffeisen Super League
Daniel Gygax auf dem Dach der «Cabrio»-Luftseilbahn aufs Stanserhorn.
Text: Dominic Ledergerber Fotos: Christian Pfander/freshfocus, Toto Marti/RDB, Stanserhorn-Bahn AG
Daniel Gygax ist mulmig zumute. Der 31-jährige Offensivspieler des FC Luzern ist in seiner Karriere weit gereist und hat vieles gesehen. Auf dem Stanserhorn war Gygax aber noch nie – wohl auch deshalb, weil er nicht ganz schwindelfrei ist. Die «Cabrio»-Luftseilbahn, die auf den Stanser Hausberg führt, ist eine weltweite Einzigartigkeit. Der Name lässt es erahnen: Den Weg auf das Stanserhorn auf knapp 1900 Meter über Meer legt man buchstäblich in der Luft schwebend zurück. Das Oberdeck der Bahn ist umgeben von einem rund anderthalb Meter hohen Geländer, an dem sich der
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Fussballer dankbar festhält. Der einstige Nationalspieler erinnert sich zurück an einen ähnlichen Ausflug mit der Mannschaft des 1. FC Nürnberg. «Bevor ich einstieg, sagte man uns, dass diese Gondel einmal abgestürzt war», sagt Gygax und schüttelt den Kopf. «Das war nicht gerade beruhigend.» Fabienne Huber, die Marketingleiterin der Stanserhorn-Bahnen, beschwichtigt: «Unsere Bahnen sind sicher unterwegs und bestens gewartet. Sie können die Fahrt geniessen.» Und genau das tut Daniel Gygax auch. Während der rund siebenminütigen Fahrt kehrt das Blut allmählich ins Gesicht des Fussballers zurück. Als er von der «Cabrio»-Gondel ausschliesslich den Vierwaldstättersee und die swissporarena erblickt, kommt
er zum Schluss: «Das ist schon cool, auch mein Sohn hätte hier ein Riesengaudi gehabt.»
Die glorreichen Momente Sohn Lenny ist knapp 3-jährig und bislang das einzige Kind von Daniel Gygax und Melanie, die seit dem Sommer 2010 verheiratet sind. Er kommt ganz nach seinem berühmten Vater: die Haare blond, Fussball und Musik im Blut. Gygax hat auf seinem Handy Videos gespeichert, die seinen Spross hinter den Turntables zeigen. «Er reagiert sehr stark auf den Bass», sagt der stolze Vater z ufrieden. Familie, Fussball und Musik sind die Leidenschaften des Daniel Gygax. Sollte sein Sohn sich ebenfalls für eine Sportlerkarriere entschliessen, würde ihn sein
Daniel Gygax Vater darin bekräftigen. «Es gab in meinem Leben Momente, die hätte ich nicht erlebt, wäre ich nicht Fussballer geworden», sagt Gygax. Momente wie die 35 Länderspiele, wie die Aufstiege mit Metz 2007 und Nürnberg 2009 oder wie der Cupsieg 2005 mit dem FC Zürich, als sein Stern aufging. Doch Lenny Gygax wird nicht nur die glorreichen Geschichten hören, er wird auch gespannt den Tiefschlägen lauschen, die seinen Vater durch die Aktivzeiten begleitet haben. Denn das Auf und Ab auf der Luftseilbahn ist irgendwie Sinnbild für die Karriere des FCL-Stars. «Manchmal braucht man eines auf den Deckel, dass man weiterkommt», findet Gygax. Für die Aussicht, die er zu Beginn seiner Karriere gehabt habe, sei es doch ganz gut herausgekommen, stellt er fest.
Als der Hunger wuchs... Daniel Gygax hatte seine Karriere beim FC Baden begonnen, als 15-Jähriger bestritt er die Trainings mit dem NLB-Team und die Spiele mit der U19-Auswahl. In dieser Zeit hatte er Kenntnis vom Interesse einzelner Klubs, doch er zweifelte, ob es wirklich bis «nach oben» reichen würde. Sein NLA-Debüt beim FC Zürich gab Gygax schliesslich als 17-Jähriger unter Raimondo Ponte, der ihn bereits vom FC Baden zum FCZ geholt hatte. Gygax erinnert sich: «Das war 1998 in Sion. Es war saukalt und das Spiel endete 0:0.» Sein erstes Tor erzielte er schliesslich mit 19 Jahren und im Dress des FC Aarau – ehe er die Finalrunde unter Georges Bregy wieder beim FCZ bestritt. NLA, Finalrunde, Raimondo Ponte, Georges Bregy – ja, diese Zeiten liegen lange zurück. Und doch hat Gygax die Erinnerungen an seine Anfänge gut konserviert. «Ich musste immer wieder im Letzigrund umherschauen, um mich zu vergewissern, dass ich nicht träume», sagt er. Es hatte tatsächlich bis
«nach oben» gereicht. Und der Hunger nach mehr wuchs fortan mit jedem Spiel. Kurz bevor die Griechen 2004 in Portugal über raschend Europameister wurden, testeten sie auf der südgriechischen Insel Kreta gegen die Schweiz.
«Manchmal braucht man eines auf den Deckel, damit man weiterkommt.» Danel Gygax über die Ups und Downs in seiner K arriere.
Griechenland gewann sowohl das Freundschaftsspiel gegen die Mannschaft von Köbi Kuhn als auch das EM-Endspiel gegen den Gastgeber mit 1:0. Gygax kam gegen die Helenen zu seiner Feuertaufe im Kreise der Nationalmannschaft – und fuhr kurze Zeit später ebenfalls an die EM-Endrunde. Es seien besonders die internationalen Einsätze gewesen, die ihn von einem Auslandsengagement hätten träumen lassen, erzählt der 31-Jährige.
Frankreichs im Cupfinal 2005 hatte bezwingen können: dem FC Luzern. Mit neuem Stadion brachen die Leuchten auf in eine neue Zukunft. Doch genauso wie dem FCL in der vergangenen Saison fehlte auch Daniel Gygax bisher die Konstanz. Im ersten Jahr erzielte er sechs seiner acht Tore in der Vorrunde, in der S aison 2012/2013 war es gerade umgekehrt. Fünf von sieben Treffern gelangen ihm in den letzten acht Spieltagen – alle unter Carlos Bernegger. Auf den argentinisch-schweizerischen Doppelbürger hält Gygax grosse Stücke. Er sei laut und impulsiv während der Spiele oder Trainings, daneben aber ruhig und besonnen, und er verstehe es, mit den Spielern zu parlieren. So ist sich Gygax sicher: «Der Trainerwechsel hat mir gut getan.» In Sachen Konstanz hat Daniel Gygax noch Luft nach oben. Doch das weiss er selber, denn er ist ein Spieler, der mit sich selber sehr hart ins Gericht geht. Diese selbstkritische Ader hat ihm einen Ruf als sensiblen Künstler verschafft. Dabei ist Gygax
Die fehlende Konstanz Den Traum erfüllte sich Gygax zwischen 2005 und 2010, als er für den OSC Lille, den FC Metz und den 1. FC Nürnberg auf Torjagd ging. Der ganz grosse Klub war nicht mit dabei, genauso wenig wie der ganz grosse Durchbruch auf internationalem Parkett. Dafür schloss sich bei seiner Rückkehr in die Schweiz ein Kreis. Er unterschrieb 2010 bei jenem Verein, den er vor seinem Wechsel in den Norden
DANIEL GYGAX
Nationalität: Schweiz Position: Mittelfeld Geburtstag: 28.08.1981 Grösse: 179 cm Gewicht: 75 kg
Bisherige Vereine: Seit 2010: FC Luzern 2008–2010: 1. FC Nürnberg (GER) 2007/2008: FC Metz (FRA) 2006/2007: OSC Lille (FRA) 2006/2007: FC Metz (FRA) 2005/2006: OSC Lille (FRA) 2004/2005: FC Zürich
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Daniel Gygax ein Leader. Auf dem Platz, weil er mit viel Einsatz und gutem Beispiel vorangeht. Und neben dem Platz, weil er seinen Mitspielern als Freund mit Rat und Tat zur Seite steht. Laut wird Daniel Gygax eigentlich nur dann, wenn er Musik macht (siehe Text rechts). So sagt auch Trainer Bernegger über ihn: «Dani verkörpert alles, was einen guten Fussballer ausmacht. Er geht mit grossem Willen, aber auch mit viel Vergnügen und Freude an die Sache heran und ist auch in der Schlussphase seiner Karriere noch immer hungrig und will sich stets verbessern.»
«Ich kann bis 36 auf diesem Level spielen» Die Fahrt des FC Luzern soll wieder nach oben führen. «Wir haben bewiesen, dass wir mit den TopTeams mithalten können und wollen wieder jenen Platz einnehmen, der uns zusteht», sagt Gygax angriffslustig. Ein persönliches Saisonziel setzt er sich nie, auch nicht vor der Saison 2013/2014. Mit seinem Renommee und seiner Erfahrung hat er den Anspruch, nicht wie unter Murat Yakin auf der Ersatzbank zu versauern, sondern als Leistungs träger Schlagzeilen zu machen. Am 28. August wird der Mittelfeldspieler 32-jährig – ans Aufhören denkt er aber noch lange nicht. «Wenn ich zu meinem Körper Sorge trage, kann ich bis 36 auf diesem Level spielen», sagt Gygax. Unter Köbi Kuhn hatte der Badener neben der Europameisterschaft 2004 auch an der WM 2006 in Deutschland und an der Heim-EM 2008 teil genommen. Dass er unter Kuhns Nachfolger Ottmar Hitzfeld kein einziges Mal berücksichtigt w urde, stört Gygax nicht weiter. Er ist ein Vollblutfussballer, der sich auch ein Engagement in der Challenge League durchaus vorstellen könnte. «Dafür wäre ich mir nicht zu schade. Schliesslich ist Fussball mein Leben», sagt er. Auch wenn es mal rauf, mal runter geht – und manchmal ziemlich rumpelt. l
SAISON 2013/2014 Zuzüge • Haxhi Neziraj • Lorenzo Bucchi • Oliver Bozanic • Kevin Holz • Ferid Matri • Yassine Mikari
FC Luzern II FC Fribourg Central Coast Mariners Borussia Dortmund II AJ Auxerre B Sochaux
Abgänge • Luqmon • Dejan Sorgic • Marijan Urtic • Mario Bühler • Nico Siegrist • Stephan Andrist • Otele Mouangue • Pajtim Kasami • Peter Jehle
unbekannt unbekannt unbekannt FC Wohlen FC Biel/Bienne FC Basel 1893 FC Aarau FC Fulham FC Vaduz
Bumm-Bumm als Ausgleich Das Unvermeidbare trifft diesmal nach 26 Minuten ein: Fussballer Daniel Gygax spricht über seine Leidenschaft abseits des Rasens. Kaum ein Schweizer Fussballer ist authen tischer als Daniel Gygax. Seine Interviews sind geprägt von einer grossen Offenheit. Sein Laster, das Gelegenheitsrauchen, kein Geheimnis. Seine Leidenschaft neben dem Platz auch nicht. Wenn der Bass dröhnt, kann Daniel Gygax abschalten. «Underground Techno» heisst die Musikstilrichtung, die geprägt ist von viel Bumm-Bumm und einem Hang zur Monotonie. Zumindest für den Laien. Gygax selbst spricht viel mehr davon, dass man «diese Musik begreifen» müsse, um sie zu geniessen. Genauso wie sich selbst ist der 31-Jährige über die Jahre auch seinem etwas ausgefallenen Musikstil treu geblieben. Vor rund 20 Jahren hatte er sich den ersten Plattenspieler zugelegt, wenig später die ersten Raves in Schlagerhosen besucht. Mittlerweile hat der einstige Nationalspieler auch auf musikalischer Ebene seine Fussabdrücke hinterlassen: Für die renommierte «Street Parade» durfte er eine Underground-CD mixen – aufgrund der in der Schweiz sehr früh beginnenden Meisterschaft blieb ihm ein DJ-Auftritt an der Strassenparty aber bislang verwehrt. Daniel Gygax hat die Rave-Abende immer sehr geschätzt, weil sie «in ihrer reichhaltigen Facette einen Kontrast zur Glamourwelt Fussball» bildeten. Dass er heute nicht mehr so häufig an solchen Raves anzutreffen sei, liege einzig und allein daran, dass sie in der Schweiz kaum noch stattfinden würden. Das Alter sei hingegen kein Faktor. «Für gute Musik ist man nie zu alt», sagt Gygax. DJ Daniel Gygax 2007 am Mischpult.
Der Ausdruck «Hobby-DJ» kann dem Ballvir tuosen kaum gerecht werden. Dafür hat sich der FCL-Star schon zu lange mit den Turntables befasst. Es ist vielmehr eine Leidenschaft, ein ballfreier Ausgleich eben. Beim Interview termin mit EuroSoccer dauert es ganze 26 Minuten, bis Gygax erstmals über seine Liebe zur Musik spricht – es ist im Zusammenhang mit dem Fussballer ein unvermeidbares Thema. «Ich könnte Ihnen jetzt einen zwölfstündigen Vortrag halten über Underground Techno und was er mir bedeutet», sagt Gygax und lacht.
Nur zu oft haben seine Mitspieler den Kopf geschüttelt, haben ihn als «Freak» oder «Psycho» betitelt. Doch Daniel Gygax hatte sich seiner Musik schon vor langer Zeit verschrieben. Er braucht diesen Ausgleich, dieses Abtauchen in eine düstere, basslastige Welt im Untergrund des Technos. Er sei ganz einfach «ein verrückter Kerl, der verrückte Musik» höre. Gygax’ Kampfansage an den Mainstream mag wohl ein bisschen «freaky» erscheinen – doch sie ist zumindest genauso erfrischend. l
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Raiffeisen Super League
Vor einem Jahr hing die Karriere des Kay Voser (26) am seidenen Faden. Für den Fall, dass er es nicht auf den Platz zurückschaffen sollte, befasste er sich mit philosophischer und psychologischer Literatur. Diese Leidenszeit hat der Aargauer nun hinter sich – jetzt will er sich beim FCB für einen Stammplatz aufdrängen.
Kay Voser
Sein oder nicht sein
Raiffeisen Super League
KAY VOSER Nationalität: Schweiz Position: Abwehr Geburtstag: 04.01.1987 Grösse: 174 cm 69 kg Gewicht:
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Bisherige Vereine: Ab Juni 2011: FC Basel 1893 2006–2011: GC 1997–2006: Nachwuchs GC 1993–1997: FC Fislisbach
Kay Voser Text: Dominic Ledergerber Fotos: Andy Müller/freshfocus
Für den FC Basel war der Auftritt an der White Hart Lane gegen Tottenham (2:2) zweifelsfrei eines der ganz grossen High lights der vergangenen Saison. Doch für Kay Voser war dieser Abend noch bedeutungsvoller als für alle anderen. Mit dem Basler Fanionteam hatte der Aargauer ganze 46 Tage keinen Ernstkampf mehr bestritten, gegen Gareth Bale und Co. schenkte ihm Trainer Murat Yakin aber das Vertrauen und liess Voser von Beginn an spielen. «Natürlich machte ich mir Gedanken, weil mir die Spielpraxis fehlte. Aber ich hatte nichts zu verlieren, wollte alle Eindrücke geniessen und mein Bestes geben», blickt Voser auf jenen lauen Aprilabend zurück, an dem seine Leidenszeit ein Ende fand. In der abgelaufenen Saison kam Kay Voser nur in 20 der insgesamt 62 Pflichtspiele des FC Basel zum Einsatz. Das ist wenig, eigentlich. Doch für den Aussen verteidiger aus Baden AG war die Anzahl Spiele nicht entscheidend. «Für mich war es die Saison nach meiner schlimmen Fussverletzung», Voser. «Es hat einiges gebraucht, um auf so den Platz zurückzufinden.» Deshalb orientiert sich der 26-Jährige vielmehr daran, dass er in der Kampagne 2012/2013 erneut zwei Verletzungen – am Knie und an der Schulter – erfolgreich überstand. Und dass er neben dem Tottenham-Spiel auch an der Stamford Bridge gegen Chelsea (1:3) über die volle Distanz auf dem Platz stand.
zog sich der Heilungsverlauf nach diversen Infektionen weiter in die Länge. Bei Kay Voser keimten Zweifel auf, ob er es jemals auf den Platz zurück schaffen würde. Er suchte nach einem Plan B und wurde in der Literatur fündig. «Ich beschäftigte mich mit philosophischen und psychologischen Büchern», sagt der Verteidiger, der sich anstelle einer Fussballerkarriere auch eine akademische Laufbahn hätte vorstellen können. Dass Voser von der Bildfläche verschwand, war Futter für seine Kritiker, die ihn beim Wechsel von den Grasshoppers zum FC Basel belächelt hatten. Denn im bislang schwierigsten Jahr in der Kar-
riere des Aargauers trumpften seine Konkurrenten Markus Steinhöfer und Joo-Ho Park derart gross auf, dass besagte Kritiker Voser den Durchbruch selbst in Bestform nicht zutrauten. Beim Spieler selbst stiessen solche Äusserungen jedoch auf wenig Gehör, heute gibt er sich diplomatisch: «Bei jedem Wechsel gibt es positive und negative Stimmen, doch das ist mir egal, denn Kritik ohne Sachverstand berührt mich nicht. Ich muss niemandem etwas be weisen ausser mir selbst.»
Kleinere Ziele Die Leidenszeit hat Kay Voser hinter sich gelassen, und er ist besonders im mentalen Bereich gestärkt aus ihr hervorgekommen. Eine lange
In der vergangenen Saison kam Kay Voser in 20 der 62 Pflichtspiele des FCB zum Einsatz.
Die Suche nach einem Plan B Die beiden Einsätze auf englischem Boden riefen Voser in die Erinnerungen des durchschnittlichen Fussballgeniessers zurück. Denn davor war der Verteidiger quasi in der Versenkung verschwunden. In der Spielzeit 2011/2012, als Basel das Double holte und in der Champions League Manchester United ausschaltete, schrieben andere die Schlagzeilen. Voser hingegen kam in seinem Debütjahr beim FCB nur auf sieben Einsätze, ehe er sich im September 2011 erneut einer Fussoperation unterziehen musste. Dieses Leiden war ein Relikt aus der guten alten GCZeit, wo er als einer der jungen Wilden hervorstach. Schon ein Jahr zuvor hatte sich Kay Voser unters Messer legen müssen, in Basel schien nun alles noch schlimmer zu werden. Die Bänder und Sehnen des stärkeren rechten Fusses erforderten weitere Eingriffe, zudem
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Kay Voser Verletzung sei vergleichbar mit einer anhaltenden Krankheit in einem normalen Beruf. «Man ist zum Warten verdammt und kann nur hoffen, dass man bald wieder auf dem Platz steht», sagt Voser. Der dreifache U21-Nationalspieler schaut verständlicherweise nicht gerne auf diese schwierige Epoche zurück. Im Vergleich zu früher will er sich kleinere Ziele setzen, jeden Tag das Maximum herausholen und abwarten, wohin ihn sein Weg
«Kritik ohne Sachverstand berührt mich nicht. Ich muss neimandem etwas beweisen ausser mir selbst.» K ay Voser über die Kritiken nach seinem Wechsel zum FCB.
führt. Im Gegensatz dazu habe er sich früher zu Gedanken gemacht und zu verbissen an viele einem Ziel festgehalten. Mit 26 Jahren zählt Voser nicht mehr zu den jungen Wilden wie damals zwischen 2005 und 2011 in Diensten der Grasshoppers. In der Saison 2007/2008 war er unter Hanspeter Latour erstmals Stammspieler – der Assistenztrainer hiess damals Murat Yakin. Vosers heutiger Cheftrainer hatte sich schon unter Latour für den Aargauer ausgesprochen – in Basel bestätigt sich dies, indem er Voser auch in Schlüsselspielen bedenkenlos mit einer wichtigen Rolle bekleidet.
Gesund sein reicht nicht Erstmals seit 2011 und dem Wechsel ans Rheinknie ist es Kay Voser vergönnt, eine vollständige Vorbereitung mit dem Fanionteam des FC Basel zu absolvieren. Er ist mental stärker, spielerisch abgeklärter und menschlich ruhiger geworden. Mit Markus Steinhöfer hat einer seiner Konkurrenten den FCB verlassen. Doch neben Joo-Ho Park, Philipp Degen, Rückkehrer Taulant Xhaka und allfälligen Neuverpflichtungen wird auch
Nach einem langen Leidensweg hat Kay Voser den Weg zurück auf den Platz wieder gefunden.
Voser um einen Platz in der Aussenverteidigung kämpfen müssen. Beim FC Basel haben Sentimentalitäten keinen Platz. Vereinfacht könnte man auch sagen: Gesund sein reicht Voser nicht. Er muss besser sein als die genannten anderen Spieler. Denn die Ziele
SAISON 2013/2014 Zuzüge • Veljko Simic • Mohamed Elneny • Fabian Ritter • Naser Aliji • Behrang Safari • Taulant Xhaka • Genséric Kusunga • Stephan Andrist
Abgänge Roter Stern Arab Contractors FC Basel II FC Basel II RSC Anderlecht GC Servette FC FC Luzern
• Gilles Yapi • Cabral • Markus Steinhöfer • Jacques Zoua • Pascal Schürpf • Kwang-Ryong Pak • Simon Grether • Stjepan Vuleta
unbekannt Sunderland unbekannt Hamburger SV FC Vaduz FC Vaduz FC Winterthur Innsbruck
beim Vierfach-Meister bleiben hoch. «Unser Ziel muss es sein, den Titel in der Meisterschaft zu verteidigen und die silberne Cup-Trophäe zurück nach Basel zu holen», sagte Präsident Bernhard Heusler beim Eröffnungsapéro in die neue Saison unverblümt. Was für Voser spricht: Er sagt, er sei erst in der Schlussphase der Meisterschaft so richtig in Fahrt gekommen. Und in dieser Zeit gab es an ihm kein Vorbeikommen. Yakin nominierte ihn in vier der letzten sechs Meisterschaftsspiele für die Startelf und setzte auch im Cup-Halbfinal in Sion und im Endspiel gegen die Grasshoppers auf den Aargauer. Mit seiner wirbligen und offensiven Spielweise, aber auch mit seiner Erfahrung und dem Vertrauen, aus schwierigen Phasen zurückkehren zu können, muss Kay Voser nun den nächsten Schritt machen. Endlich zurück auf dem Platz wird er sich nur noch einer philosophischen Frage stellen müssen: Stammspieler sein oder l nicht sein.
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Raiffeisen Super League
Joseph und d Der Abstieg von Lausanne wäre nichts als logisch – sagt Präsident Alain Joseph. Den Niedergang verhindern sollen Trainer Laurent Roussey und eine Truppe von Desperados. Text: Nicola Berger Fotos: Jean-Guy Python/freshfocus
Alain Joseph (49) ist ein arbeitsamer, seriöser Mann. Das Rampenlicht ist ihm fremd; er bevorzugt es, im Büro zu werkeln. Und doch ist der Bauunternehmer aus Renens VD seit dem 1. Juni Präsident und Eigentümer von Lausanne-Sport. Ja, Joseph war zuvor sechs Jahre lang Vize-Präsident unter Klub-Boss Jean-François Collet. Aber von einem logischen, geplanten Aufstieg an die Spitze kann keine Rede sein, nicht für Joseph. Er sagt: «Ich habe nie daran gedacht oder davon geträumt, einen Fussballverein zu leiten.» Dass es trotzdem soweit kam, hat viel mit dem 1:0-Auswärtssieg Lausannes beim FC Sion vom 10. März zu tun.
Endstation 1. Liga
«Wir können es uns nicht leisten, Geld zu verlieren», sagt Lausannes neuer Präsident Alain Joseph.
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Aber der Reihe nach. Während Josephs Eltern sich an der Sportwelt gänzlich uninteressiert zeigten, faszinierte der Fussball Alain früh. Mit seinen Teamkollegen schaute er sich Mitte der 70er Jahre die Lausanner Heimspiele an, als Legenden wie Lucien Favre, Christian Gross oder Erich Burgener auf der Pontaise für Spektakel sorgten. Obwohl er seinen Idolen nachzueifern versuchte, bedeutete die 1. Liga (Concordia-Folgore) für ihn selber das höchste der Gefühle. Die Verbundenheit zum Fussball – und zu Lausanne – blieb indes auch nach dem Ende der Aktivkarriere bestehen. «Lausanne war immer mein Verein», sagt Joseph. Er unterstützte den Klub als Gönner, besuchte die Pontaise nach dem Konkurs von 2003 aber nicht mehr so häufig. Das änderte sich 2007 schlagartig, als Collet ihn bat, Vize-Präsident zu werden. Joseph zögerte, beriet sich mit seiner Frau und nahm dann unter der Prämisse an, nicht mehr als zwei Halbtage pro Woche für den Verein zu investieren. Geworden sind es sechs Tage pro Woche; während den Transferperioden beträgt der Zeitaufwand bis zu 14 Stunden täglich.
Alain Joseph
die Desperados Man kann sich fragen: Warum hat Joseph sich mit dem Präsidentenamt noch mehr Verantwortung und Arbeit aufgehalst? Hier kommt der Lausanner Sieg in Sion ins Spiel. Joseph gilt allgemein nicht als Emotionsvulkan, aber den damaligen KlubChef Collet irritierte es schwer, dass Joseph sich über die drei Punkte so gar nicht freute. Er fragte seinen Spezi, was los sei. Josephs Antwort: «Nichts.» Doch Collet gab keine Ruhe, hakte am nächsten Tag telefonisch nach. Da offenbarte ihm der Vize: «Ich denke daran, mein Engagement zu beenden. Ich habe das Gefühl, dass ich in meinem Amt alles Mögliche erreicht habe.» Collet schluckte schwer, legte auf – und rief nach einer unruhigen Nacht morgens mit einer ausgearbeiteten Lösung wieder an: Joseph sollte den Klub übernehmen und Präsident werden. Wieder zögerte Alain Joseph, aber ihm war bewusst, dass die Rochade Sinn ergeben würde. Denn sein Bauunternehmen «Groupe Georges Dentan» ist finanziell deutlich potenter als Collets
SAISON 2013/2014 Zuzüge • Kevin Fickentscher • Adriano De Pierro • Luis Filipe Pimenta • Matar Coly • Ohad Kadusi • Wajdi Bouazzi • Miha Mevlja • Patrick Ekeng • Fabrizio Zambrella
FC Sion BSC Young Boys FC Chiasso BSC Young Boys Hapoel Akko Esperance Tunis ND Gorica Le Mans FC Sion
Abgänge • Junior Sanogo • Mathieu Debonnaire • Anthony Favre • Abraham Guié • Janick Kamber • Nicolas Marazzi • Malaury Martin • Ibrahim Tall • Kevin Tapoko • Mehmed Begzadic • Chris Malonga • Jocelyn Roux
FC Thun FC Sion FC Wil Nizza unbekannt Azzurri LS unbekannt unbekannt unbekannt FC Locarno AS Monaco unbekannt
«Grand Chelem Management» (organisierte unter anderem den Davis-Cup-Event in Lausanne). Josephs Gruppe beschäftigt 300 Angestellte und setzt im Jahr mehr als 50 Millionen Franken um. Und so entschied sich der Unternehmer, das gesamte Aktienpaket Collets zu übernehmen. Für die 95 Prozent der Klubanteile bezahlte Joseph eine «substanzielle Summe», die Rede ist von mehreren hunderttausend Franken. Den Kauf begreift Joseph als Investment. Er sagt: «Wir können es uns nicht leisten, Geld zu verlieren. Das wäre den Mitarbeitern meiner Firma gegenüber unverantwortlich.» Entsprechend operiert Lausanne unter Joseph ähnlich zurückhaltend und sparsam, wie zuvor unter Collet. Das Budget beträgt nun 7,5 Millionen Franken, wobei nur rund die Hälfte für die erste Mannschaft aufgewendet wird. Grosse Sprünge auf dem Transfermarkt sind nicht möglich; das Team besteht aus einem Mix aus lokalen Kräften und anderswo gescheiterten Desperados. Dieser Linie bleibt Lausanne auch in dieser Saison treu – gezwungenermassen. Matar Coly (28) wurde bei YB für unbrauchbar befunden, und Fabrizio Zambrella (27) spielte bei Sion überhaupt keine Rolle. Coups zu landen ist schwierig, aber Lausanne, so sehen es in der Waadt einige Beobachter, macht sich das Leben selber schwer. Denn der Verein verzichtet auf einen Sportchef; die Transferabteilung wird vom Duo Joseph/Collet geleitet. Frage an den Präsidenten: Fehlt Lausanne nicht eine profes sionellere Struktur? Joseph antwortet bestimmt: «Wenn wir vor sechs Jahren einen Sportchef eingestellt hätten, wäre seine Vita beeindruckend: Aufstieg in die Super League, Cupfinal, in der Europa League Lokomotive Moskau eliminiert, zwei Mal Ligaerhalt. Aber wir brauchen keinen Sportchef. Wenn man sich die Deutschschweizer Teams anschaut, gibt es Sportchefs, die mit viel Geld relativ wenig erreichen. Wäre es wünschenswert, hätten wir jemanden, der sich um die Transfers kümmert? Ja. Aber wir brauchen keinen zu 100 Prozent angestellten Manager, der sich die Trainings anschaut und einmischt. Schliesslich beschäftigen wir vier Profi-Trainer.»
eher dagegen. Was ist passiert? Sanogo war einer unserer besten Spieler.» Die präsidiale Schlussfolgerung lautet: Auch Fachleute können sich irren. Fehler dürfen sich Joseph und Co. aber kaum erlauben. Bis 2019 spielt Lausanne auf der maroden Pontaise, und so lange wird der Klub kaum zusätzliche Einnahmen generieren können. Joseph sagt: «Wir werden in den nächsten fünf Jahren stets eines der drei Teams mit dem kleinsten Budget sein.» Und er sagt auch: «Es wäre also nichts als logisch, würden wir in einem von drei Jahren absteigen.» Rein mathematisch müsste es Lausanne in dieser Spielzeit erwischen; die Blauweissen steigen in ihre dritte Super League-Saison seit dem Wiederaufstieg von 2011. Joseph, Roussey und die Lausanner Desperados werden alles unternehmen, dass es nicht so weit kommt. Aber sollte die Relegation doch eintreten, wäre es nicht das Ende der Welt. Joseph sagt: «Es wird keine Panikreaktionen geben. Die finanzielle Gesundheit des Klubs steht über allem anderen.» Aber was ist das für eine Perspektive, jedes Jahr nur gegen den Abstieg zu spielen? Für Fans, Trainer, aber auch den Präsidenten? Joseph sagt: «Es ist eine grosse, spannende Herausforderung.» Das Ziel seiner Präsidentschaft sei, den Klub vor dem Einzug ins neue Stadion an einen vermögenderen Eigentümer weiterzureichen. Und selber aus dem l Rampenlicht zurückzutreten.
Roussey und der Irrtum im Fall Sanogo Dazu kommt, dass Joseph sich eine gute Spürnase attestiert. Er sagt: «Letztes Jahr wollte ich Junior Sanogo holen. Unser Trainer Laurent Roussey war
Bei Junior Sanogo bewies Alain Joseph, dass er über eine gute Spürnase verfügt.
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Raiffeisen Super League
Das Leben eines Traums... In der vergangenen Saison war GC die positive Ăœberraschung der Raiffeisen Super League. Ein Faktor dabei war auch Verteidiger Michael Lang, der konstant gute Leistungen bot und trotz seiner erst 22 Jahre wie ein Routinier aufspielte.
Michael Lang
Raiffeisen Super League
Text: Andy Maschek Fotos: Valeriano Di Domenico, Christian Pfander / freshfocus
Der sensationelle Cupsieg der Grasshoppers ist auf dem GC/Campus in Niederhasli Ende Juni immer noch spür- und auch sehbar. Beim Empfang ist sie ausgestellt, die Sandoz-Trophäe, welche die Zürcher am 20. Mai gegen den alten und neuen Meister FC Basel eroberten. Speziell war dieser Tag vor allem auch für Michael Lang. Nachdem das Spiel nach 120 Minuten 1:1 gestanden hatte, musste das Penaltyschiessen entscheiden. Der Verteidiger der Zürcher stellte sich der Nervenprobe – und schoss den Ball in die Wolken. «Wenn wir nicht gewonnen hätten, hätte ich heute andere Erinnerungen an diesen Final. So ist es nun eher etwas zum Schmunzeln, aber damals wäre ich am liebs-
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ten im Boden versunken», sagt der 22-Jährige, während er die Trophäe in Niederhasli in den Händen hält. Schmunzeln kann er heute über dieses Ereignis, das nur noch eine Episode ist, weil bei den Baslern Fabian Frei und Raul Bobadilla den Ball an die Latte donnerten und die Grasshoppers zum 19. Mal in ihrer Geschichte den Schweizer Cup gewannen. «Ich habe im Training immer geübt und die Penalties sicher und gut verwandelt. Durch die Anspannung wollte ich es dann wohl zu gut machen – was gründlich misslang. Aber wie gesagt, es ist ja alles gut gegangen», erinnert sich Michael Lang an diesen Pfingstmontag in Bern zurück.
Als Bub schon GC-Fan Für Michael Lang war dieser Erfolg besonders speziell. Er ist zwar in der Ostschweiz aufgewach-
sen, spielte von 2000 bis 2011 beim FC St. Gallen und schaffte dort auch den Sprung zu den Profis. Doch der Grasshopper Club Zürich hat schon seit vielen, vielen Jahren einen speziellen Platz in seinem Herzen. Er sei schon als Bub GC-Fan gewesen und jeweils auch mit dem Trikot von Kubi oder Zubi zur Schule gegangen, erklärt er. «Mein Bruder und ich waren schon immer für GC, woran meine Mutter nicht so Freude hatte, weil sie eine vergiftete St. Gallen-Anhängerin ist. Aber GC war für mich immer schon sympathisch, der Klub hat mich gereizt.» Diese Liebesbeziehung erkaltete dann zwar etwas, als Michael Lang 2000 in die Nachwuchsabteilung der St. Galler eintrat und er nicht mehr mit dem GC-Trikot im Training auflaufen konnte und GC ein wenig vergass. «Da war ich St. Galler, und bei diesem Klub habe ich mich auch
Michael Lang allrounder – natürlich – beim Klub seines Herzens defensiven Mittelfeld eingesetzt werden kann. Und zu. «Nach dem Abstieg musste ich mich entschei- wenn Not am Mann ist auch auf der linken Seite. den, ob ich in der Challenge League bleiben soll In der vergangenen Saison hat Michael Lang das oder nicht», erinnert sich Lang zurück. «Das birgt Vertrauen des Trainers auch zurück bezahlt. Er das Risiko in sich, dass brillierte durch konsman lange in der Chaltant starke Leistungen, lenge League bleiben war eine fixe Grösse im ch wusste dass ich die hance muss, weil der Sprung Team und eine defen packen muss ist ein geiler in die Super League sive Stütze. Als Füherein der auf die ungen setzt ja nicht jedem Spieler rungsspieler sehe er vergönnt ist. GC hat sich deswegen aber Michael L ang über die anfrage von GC. mir mit der Anfrage nicht, stellt er klar. Das den Entscheid dann seien in erster Linie leicht gemacht. Ich wusste, dass ich die Chance Veroljub Salatic, Stéphane Grichting und Milan packen muss. GC ist ein geiler V erein, der auf die Vilotic. «Aber es ist mein Ziel, Führungsspieler Jungen setzt und über viel Potenzial verfügt.» zu werden. Und ich denke, dass ich auch auf dem Weg dazu bin.» Während Michael Lang dies Schlechte Saison – richtige Schlüsse sagt, merkt man, dass er trotz seiner erfolgreiDass aber auch in Zürich nicht alles Gold ist, was chen Saison mit beiden Beinen auf dem Boden glänzt, musste er dann jedoch schnell am eigenen ge blieben ist. Klar gebe es Phasen, in denen Leib erfahren. Die Zürcher hatten 2011/2012 eine auch er überborden möchte. Doch grundsätzlich b- sei er schon ein bodenständiger Typ, was seiner äusserst schwierige Saison, in welcher der A stieg nur durch den Konkurs von Xamax und Meinung nach bei den Ostschweizern generell oft den Punktabzug gegen Sion verhindert werden der Fall sei. konnte. Diese Saison sei unter den Erwartungen Mit beiden Füssen auf dem Boden aller gewesen, auch unter seinen. Er habe zwar gewusst, dass GC wohl nicht unter den ersten Bodenständig und realistisch bleibt Michael Lang Drei mitspielen würde, aber dass es gleich so auch, wenn er in die Zukunft blickt. Auf die schlecht läuft – nein, das hätte niemand gedacht. Grasshoppers und den neuen Trainer Michael Und doch sei es eine Chance gewesen, die auch Skibbe wartet nun die harte Saison der Bestätigenützt wurde. «Jeder hat gesehen, was schlecht gung. Die Erwartungen sind nach dem Cupsieg lief – und das haben wir dann sehr gut korrigiert und Rang 2 in der Meisterschaft gross – und in der und auch umgesetzt.» Entscheidend dafür waren vergangenen Saison hat ja der FC Luzern mit auch die Transfers der Innenverteidiger Stéphane seinem 8. Platz gezeigt, dass der Höhenflug nicht Grichting und Milan Vilotic, die unter der neuen automatisch fortgesetzt wird. «Wir dürfen uns Führung von André Dosé getätigt wurden. Diese nicht zu stark unter Druck setzen lassen. Wir beiden Zuzüge waren für Lang, der damals als wissen, dass wir hart arbeiten müssen und dass Innenverteidiger spielte, allerdings zuerst ein wir nochmals eine solche Saison spielen können, Schock. «Als ich davon hörte, dachte ich mir: Da wenn alle fit und gesund sind», so Lang. Wichtig haben sie mich aber schön abgesägt», sagt er und sei ein guter Start, und wenn es gelinge, die ergänzt: «Trainer Uli Forte kam aber sofort auf Euphorie aus der Champions League-Qualifika mich zu und erklärte, dass ich einen festen Platz tion mitzunehmen, dann werde es für GC wieder bei ihm habe – einfach als Aussen- statt als eine geile Saison. «Aber konkrete Erwartungen Innenverteidiger.» Diese Rochade des damaligen möchte ich nicht nennen. Wenn ich nun vom immer wohl gefühlt. Und wenn man aus dieser Trainers unterstreicht auch die Stärken des Ver- Double sprechen würde, ginge der Schuss sicher Region kommt, dann hat man auch ein grün- teidigers. Er ist ein Defensivspieler, der in der nach hinten los. Auch da möchte ich bodenstänweisses Herz. Die Euphorie rund um den Klub ist Mitte, als rechter Aussenverteidiger und auch im dig bleiben.» Ebenso wortkarg bleibt er, wenn es in der Ostschweiz ja riesig.» Doch selbst in jener Zeit waren bei ihm die Hoppers präsent. Besonders 2001, als die Zürcher dank einem 4:0-Sieg im Espenmoos Meister wurden und Lang im Stadion war und er von GC-Trainer Bidu Zaugg ein Autogramm auf die Mütze bekam. Während Zaugg mittlerweile beim Challenge League-Klub Biel gelandet ist, verteidigt Lang seit 2011 für die Grasshoppers. Damals stiegen die Nationalität: Schweiz Bisherige Vereine: Ostschweizer aus der Super League ab, weshalb Position: Verteidiger FC St. Gallen, der eigentlich noch weiter laufende Vertrag Geburtstag: 8. Februar 1991 Grasshopper Club Zürich von Michael Lang ungültig wurde. Als dann die Grösse: 185 cm Grasshoppers auf ihn zu kamen und er von St. Gal81 kg Gewicht: len nichts hörte, sagte der 1,85 m grosse Defensiv-
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MICHAEL LANG
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Michael Lang um den Vergleich des neuen Trainers Michael Skibbe mit Vorgänger Uli Forte geht. Die ersten Eindrücke von Skibbe seien sehr positiv, sagt Lang. «Er war Vizeweltmeister, hat einen grossen Erfahrungsschatz und konnte überragende Spieler trainieren. Er ist eine absolute Respektsperson.» Auch die deutsche Mentalität tue gut, die Sicherheit, die er ausstrahle, wirke sich auf die Mannschaft aus. Und Uli Forte? «Wir haben von seinem Abgang erst am Tag unseres letzten Saisonspiels erfahren. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Man konnte damit rechnen, dass vielleicht ein oder zwei Spieler gehen – doch der Trainer? Aber man muss ihn verstehen und er hat es sich mit seiner Arbeit verdient, für andere Klubs interessant zu sein. Das ist nun aber Vergangenheit.» Vergangenheit ist für den 22-jährigen Michael Lang momentan auch das Thema Nationalmannschaft. Er hat in fast allen Nachwuchs-Nationalteams gespielt, zuletzt in der U20. Da ist es auch selbstverständlich, dass die A-Nati im Hinterkopf ein Thema ist. «Die Nationalmannschaft ist natürlich das Ziel» so Lang. «Sie muss eigentlich für jeden Schweizer Spieler in der Super League automatisch das Ziel sein. Doch auf meinen Positionen gibt es sehr gute Spieler, so dass man nicht einfach ein Aufgebot erwarten kann. Wenn es kommt, freue ich mich – aber bis dahin werde ich dafür arbeiten.» Gleichzeitig hat er auch noch leise Hoffnungen, dass er mit nach Brasilien darf, wenn die Schweiz die WM-Qualifikation schaffen sollte. «Wenn ich mit GC nochmals eine super Saison spiele und international das eine oder andere gute Spiel dazu kommt, dann wäre es natürlich überragend...»
Einen Traum erfüllt
SAISON 2013/2014 Zuzüge
Abgänge
• Michael Skibbe, Trainer vereinslos • Johan Vonlanthen vereinslos • Andreas Hirzel FC Aarau • Steven Lang Servette FC
• Uli Forte, Trainer • Steven Zuber • Gianluca Hossmann • João Paiva • Remo Freuler • Taulant Xhaka • Willian Rocha • Mohamed Coulibaly
BSC Young Boys Bern ZSKA Moskau FC Biel/Bienne FC Wohlen FC Winterthur FC Basel Tombense Futebol Clube Bournemouth
So nimmt Michael Lang sein Lebensmotto, das er auf der GC-Website nennt, momentan auch wirklich wahr. «Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!» heisst es da. Und der GCVerteidiger bekräftigt denn auch, dass er seinen Traum lebe: «Und dies nicht nur momentan, sondern seit ich Profi-Fussballer bin. Es ist doch ein Traum von etwa 80 Prozent der Buben, dereinst mal mit Fussball Geld zu verdienen. Seit ich das kann, lebe ich wirklich meinen Traum. Im Fussball gibt es bessere und schlechtere Phasen und wir hatten ein überragendes Jahr, das macht es natürlich auch noch einfacher. Aber auch wenn es mal nicht so gut läuft, muss man zufrieden sein.» Da ist sie wieder, diese Bodenständigkeit, dieser Realismus. Dass er kein Traumtänzer ist, zeigt sich auch, wenn Michael Lang, dessen Vertrag bei GC bis 2015 läuft und der Real Madrid als Traum verein nennt, über seine Zukunft spricht. «Mittelfristig möchte ich in eine Top-Liga wechseln, die Bundesliga oder die Primera Division wären mir am liebsten. Aber ich sage nicht, dass es auch ein Top-Klub sein muss. Stand heute ist das unrealistisch – und auch in diesem Bereich möchte ich l Schritt für Schritt nehmen.»
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Raiffeisen Super League
Alhassane Keita
«Keita ist immer noch Keita» Der FC St. Gallen hat sich in der Sommerpause prominent verstärkt. Nach sieben Jahren im Ausland kehrt der Guineer Alhassane Keita (30) in die Schweiz zurück. Der quirlige Stürmer verliess die Super League einst als Torschützenkönig und Meister. Doch wie gut hat Keita seine Hochform von damals konserviert?
Raiffeisen Super League Text: Dominic Ledergerber Fotos: Michael Zanghellini, Andy Müller, Daniela Frutiger / freshfocus
Das Transferkarussell stand in diesem Sommer kaum je einen Tag still. Die Gerüchte über schlugen sich, zahlreiche Hochkaräter wie Almen Abdi, Tranquillo Barnetta, Steve von Bergen, Johan Vonlanthen oder Mladen Petric, so hiess es, sollen in die Super League zurück kehren. Den ersten prominenten Neuzugang vermeldete am 24. April aber nicht Basel und auch nicht der BSC Young Boys. Alhassane Keita unterschrieb seinen Zweijahresvertrag beim FC St. Gallen. Und seither wird über den Formstand des mittlerweile 30-jährigen Stür mers aus Guinea gerätselt. Fakt ist: Keita spielte zwischen 2001 und 2006 für den FC Zürich. Er gehörte zu einer hochkarätigen Auswahl mit Spielern wie Blerim Dzemaili, Gökhan Inler, Raffael oder eben Abdi, trainiert von Lucien Favre. Und er verliess den FCZ als Meister und Torschützenkönig (20 Treffer). In insgesamt 126 Spielen gelangen ihm in der Limmatstadt starke 60 Tore.
Fakt ist aber auch: Seinen letzten Ernstkampf bis zum Start in die Saison 2013/2014 bestritt der 1,69 m kleine Wirbelwind am 24. Januar 2013. Im Ausland hat er keine grossen Stricke zerreissen können. Und er verbrachte die letzten zweieinhalb Jahre in Saudi-Arabien und Dubai, wo die professionellen Strukturen bestenfalls Challenge League-Niveau aufweisen.
Wie Keita nach St. Gallen kam Eines ist indes klar: Alhassane Keita will es noch mals wissen. «Ich bin unglaublich heiss auf mein Comeback in der Schweiz. Ich will den Leuten beweisen, dass Keita immer noch Keita ist», sagt er.
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Als einer von vier Söldnern hatte er bei seinem letzten Arbeitgeber, dem Emirates Club, einen schweren Stand. «Die Erwartungshaltung an die Ausländer ist in Dubai riesig. Wir waren schuld, wenn wir verloren, und wir waren Helden, wenn wir gewannen», blickt er zurück. Weil er in den Vereinigten Arabischen Emiraten keine Möglichkeit sah, sich weiterzuentwickeln, löste Keita seinen Vertrag nach dem letzten Ernstkampf Ende Januar auf und wandte sich an Max Urscheler. Der Guineer kennt den Spielerberater noch aus früheren FCZ-Zeiten und er bat «Mischler-Max», ihm für die kommende Saison einen geeigneten Klub zu finden – für eine Rückkehr auf die Rückrunde war es damals bereits zu spät. Der FC St. Gallen pflegt geschäftliche Beziehun gen mit Max Urscheler. Aktuell betreut er Ver teidiger Stéphane Besle, früher gehörte auch Moreno Costanzo zu seinen Kunden. Die Ost schweizer legten Keita einen Vertrag über zwei Jahre vor. «Ich hatte ein Angebot und wollte nicht mehr länger warten, also unterschrieb ich», sagt der Stürmer.
Grosser Optimismus Seit seinem letzten Ernstkampf hat sich Alhassane Keita meist eigenständig fit gehalten. Als prak tizierender Moslem pflegt er einen gesunden Lebensstil, er raucht nicht und trinkt auch keinen Alkohol. Als Fussballer will er noch einmal sechs oder sieben Jahre tätig sein. «Ich will noch viel erreichen und deshalb ordne ich alles im Leben meinem Beruf unter», sagt Keita. Nach der Vertragsunterschrift äusserte sich Sport chef Heinz Peischl erstaunt über den Formstand des Guineers. «Er ist physisch auf einem sehr guten Niveau und wir sind überzeugt, dass er bei uns die Rolle ausfüllen kann, die wir uns von ihm
erhoffen», liess der Österreicher via Presse-Com muniqué verlauten. Auch Assistenztrainer Daniel Tarone, der beim FC Zürich einst Mitspieler Keitas war, ist über zeugt von den Qualitäten des Stürmers. «Wenn er fit ist und das Vertrauen des Trainers spürt, ist er für uns eine riesige Bereicherung», so Tarone. Er habe sich «grausam gefreut», als er von der Unterschrift seines früheren Teamkolle gen erfuhr: «Ich habe ihn stets als fröhlichen, hochanständigen Typen erlebt. Nun ist er zwar etwas älter geworden, dafür bringt er sehr viel Erfahrung mit.» Am meisten Optimismus legt indes der Spieler selbst an den Tag. Er träumt vom Meistertitel mit St. Gallen und von einer weiteren Torjägerkrone. «Ich habe damals 20 Tore erzielt. Weshalb sollen es in dieser Saison nicht 25 sein?», fragt er. «Ich kehre mit ganz viel Erfahrung in die Schweiz zurück und weiss genau, was ich tun muss.»
Weshalb Keita im Ausland scheiterte Als Alhassane Keita die Schweiz verliess, war er gerade mal 23-jährig. An den FCZ waren damals
zwei Klubs herangetreten: Al-Ittihad aus Saudi Arabien und der spanische Vertreter RCD Mallor ca. Die Saudis machten zunächst für rund 3 Mio. Franken das Rennen, zwei Jahre später landete Keita aber doch in Spanien. Auf Mallorca stand er während zwei Saisons insgesamt nur fünf Mal in der Startelf. Keita: «Wenn ich einem besseren Spieler Platz machen muss, kann ich damit leben. Aber wenn einer spielt, obwohl ich besser bin, habe ich ein Problem.» Die Zeit in Spanien hatte am Stürmer genagt. Im ersten Jahr erzielte er trotz wenig Einsatzzeit fünf Tore. Gesetzt war er hingegen in der Copa del Rey, dem spanischen Pokal, wo er Mallorca in den
Alhassane Keita «Ich kehre mit ganz viel Erfahrung in die Schweiz zurück und weiss genau, was ich tun muss.» Alhassane Keita.
Halbfinal führte, den man gegen Lionel Messi und den FC Barcelona aber knapp verlor. Im Folgejahr fiel Keita völlig ausser Rang und Traktanden. Weil sich das auch in der Segunda Division bei Real Valladolid nicht änderte, nahm er Reissaus in Richtung Saudi-Arabien.
Die Zeit ist nicht stillgestanden In der Schweiz möchte er sich nun nur allzu gerne wieder in alter Form präsentieren. Doch Keita weiss, dass die Zeit zwischen 2006 und 2013 nicht einfach stillgestanden ist. Früher bestach der kleine Mann mit einem unglaublichen Antritt und einer selten gesehenen Kaltschnäuzigkeit vor dem gegnerischen Tor. Der FC Zürich, erinnert sich
ALHASSANE KEITA Nationalität: Guinea Position: Stürmer Geburtstag: 26.06.1983 Grösse: 169 cm Gewicht: 68 kg Bisherige Vereine: Seit 01.07.2013 beim FCSG, Emira tes Cultural Sport Club Dubai (Verei
nigte Arabische Emirate), Emirates Club (Vereinigte Arabische Emira te), Al-Shabab Riad (Saudi-Ara bien), RCD Mallorca (Spanien), Real Valladolid (Spanien), Al-Ittihad Dschidda (Saudi-Arabien), FC Zü rich, Olympique Khourigba (Marok ko), Atletico de Conakry (Guinea).
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Alhassane Keita Keita, sei damals «einer von drei grossen Schwei zer Klubs» gewesen. Den Ligaalltag hat der Guineer stets im Auge behalten. Und er weiss: «Heute gibt es keine kleinen Klubs mehr. Es ist extrem schwierig, einen Favoriten für die kom mende Saison zu bestimmen.» Für Keita zählt auch der FC St. Gallen zum erlauchten Kreise der Meisterschaftsanwärter. «Die sind nicht ohne Grund Dritter geworden. Hier wird erfrischender Offensivfussball gespielt und das mag ich sehr», so der 30-Jährige.
Potenzieller Publikumsliebling Ob der FC St. Gallen tatsächlich um die Meister schaft mitspielen wird, darf bei einem Budget von 7 Millionen Franken und nach
dem Abgang von Oscar Scarione eher bezweifelt werden. Doch die Ostschweizer haben ihre Haus aufgaben gemacht: Mit Matias Vitkieviez, Goran Karanovic (beide von Absteiger Servette) und Alhassane Keita wurde besonders die Offensive noch einmal forciert, derweil die Defensive – letz te Saison das Prunkstück des überraschenden Aufsteigers – mehrheitlich zusammengehalten werden konnte. Die Enttäuschungen der letzten Jahre haben Keita hungrig gemacht. Mit dem schnellen Angreifer aus Guinea hat der FCSG nicht nur einen veritab len Goalgetter, sondern auch einen potenziellen Publikumsliebling verpflichtet. In der AFG Arena zeigt Keita ohne zu zögern in Richtung Westtribüne, wo sich an den Heimspielen der St. Gal ler die Fans im «Espenblock» versammeln. Vor der Kamera ist er zu Spässen aufgelegt, streckt spontan seinen Daumen nach oben. Er will damit sagen: Keita ist immer noch Keita. l
SAISON 2013/2014 Zuzüge • Alhassane Keita • Muhamed Demiri • Goran Karanovic • Matias Vitkieviez • Robert Rodriguez • Daniele Russo
Dubai Cultural Sports Club FC Thun Servette FC BSC Young Boys AC Bellinzona FC Lugano
Abgänge • Oscar Scarione • Manuel Sutter • Pa Modou Jagne • Franck Etoundi • Mikael Ishak • Igor Tadic • Marco Hämmerli • Savo Kovacevic
Kasimpasa Istanbul FC Vaduz FC Sion FC Zürich 1. FC Köln Servette FC unbekannt unbekannt
Alhassane Keita mit dem Meisterpokal der Saison 2005/2006.
2006 verliess Alhassane Keita den FCZ als Meister und Torschützenkönig.
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Raiffeisen Super League
Das Ziel heisst Europa
Weil Milan Gajics Heimat Serbien in der Schweiz als «Drittstaatsland» erachtet wird, muss der Mittelfeldspieler seine Aufenthaltsberechtigung Jahr für Jahr überprüfen lassen. In einem vertragslosen Zustand müsste er das Land womöglich verlassen. Dies drohte ihm beim FC Zürich – nun aber soll er bei den Young Boys das Offensivspiel beleben.
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Milan Gajic
Raiffeisen Super League Text: Dominic Ledergerber Fotos: Monika Flückiger, Daniela Frutiger, Sandro Stutz / freshfocus
Für Milan Gajic hat sich das Blatt gewendet. In der Vorrunde der Saison 2012/2013 sass der geniale Spielmacher beim FC Zürich nicht einmal auf der Bank, sondern spielte bis zur Winterpause in der U21-Auswahl. Sein Trainer zu dieser Zeit hiess Rolf Fringer – er war bereits in der Saison 2008/2009 beim FC Luzern Gajics Vorgesetzter. Den Grund für seine Verbannung hat der Serbe nie erfahren. Er beteuert: «Ich war kerngesund und weiss auch nicht, weshalb ich nicht mit der ersten Mannschaft spielen durfte.» Allerdings soll Gajic vor dem Ende der Saison 2011/2012 mit einem Wechsel kokettiert haben. In den Planungen für die neue Saison spielte er beim FCZ deshalb keine Rolle mehr. Weil aber bis zum 31. August 2012 kein Wechsel zustande kam, blieben dem Spieler nur die Trainings und Spiele mit dem Nachwuchs. Zu Fringers traurigem Abschied am 24. November – es war eine 0:2-Heimpleite gegen den späteren Absteiger Servette – durfte Milan Gajic erstmals in der vergangenen Saison für das Fanionteam der Zürcher auflaufen. In der Rückrunde trumpfte er unter Urs Meier gross auf, erzielte vier Tore, eines davon beim 4:2-Auswärtssieg der Zürcher über die Young Boys. Seinen auslaufenden Vertrag mit dem FCZ verlängerte Gajic in der Folge nicht. «Der FC Zürich hat dem Spieler ein Angebot für eine Verlängerung gemacht, der 26-Jährige hat sich jedoch entschieden, das Angebot der Young Boys anzunehmen und ab der neuen Saison für YB aufzulaufen», liess der Limmatklub daraufhin in einer Medienmitteilung verlauten. Das Angebot des FCZ kam zu spät – denn zu diesem Zeitpunkt hatte Fredy Bickel den Mittelfeldakteur bereits in die Hauptstadt gelotst.
in die Hauptstadt nicht ausschlaggebend gewesen sein – auch die Vertragslaufzeit von drei Jahren mag für den Spieler wohl von entscheidender Bedeutung gewesen sein. Gajic kommt aus Serbien, das in der Schweiz als «Drittstaatsland» erachtet wird. Anders als ein EULand profitieren Serben in der Schweiz nicht von der Personenfreizügigkeit und den damit einhergehenden Erleichterungen für Lebens- und Arbeitsbedingungen. Der Profi-Fussballer ist im Besitz eines Ausländerausweises B. «Dies ist im Grunde eine Jahresaufenthaltsbewilligung, die von Jahr zu
Milan Gajic plagten in der Vorbereitungsphase muskuläre Probleme.
Gajic hat den Ausländerausweis B Angesichts der Kräfteverhältnisse zwischen dem FCZ (20 Mio. Budget) und YB (30 Mio. Budget) darf man davon ausgehen, dass Gajics neuer Arbeitgeber ein bisschen tiefer in die Tasche gegriffen hat als sein vorhergehender. Doch dürfte dies alleine für den Wechsel des Mittelfeldspielers
MILAN GAJIC Nationalität: Serbien Position: Mittelfeld Geburtstag: 17.11.1986 Grösse: 182 cm 73 kg Gewicht:
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Bisherige Vereine: Seit 2013: YB Napredak Krusevac, Boavista Porto FC, Luzern, GC, Zürich
Jahr unter gewissen Bedingungen verlängert werden kann», sagt Rechtsanwältin Maritta Schneider-Mako von Peyer Partner Rechtsanwälte. Wäre Serbien in der EU, käme Milan Gajic wohl einfacher zu einem C-Ausweis, gemäss SchneiderMako der «stärkste Aufenthaltstitel» abgesehen vom Schweizer Pass. Wenn ein Ausländer im Besitz dieses C-Ausweises ist, hat er grundsätzlich eine dauerhafte Niederlassungsbe-
Milan Gajic willigung in der Schweiz, die einer Kontrollfrist von fünf Jahren untersteht. Mit Verlaub, der Konjunktiv: Wäre Milan Gajic in der U21-Auswahl des FCZ versauert, hätten die Zürcher ihm wohl keinen neuen Vertrag angeboten, die Young Boys hätten nicht um ihn gebuhlt, der Spieler hätte sich im vertragslosen Zustand befunden und somit unter Umständen um sein Schweizer Aufenthaltsrecht bangen müssen. YBSportchef Fredy Bickel, der Gajic im selben Amt
«Hier habe ich viele Freunde aus meiner Heimat, deshalb ist die Schweiz für mich ein bisschen wie Serbien.» Milan Gajic fühlt sich wohl in der Schweiz.
bereits beim FCZ vorstand, bestätigt: «Für Milan wäre es sehr schwierig geworden. Eine Arbeits bewilligung bedarf gewisser Qualifikationen. Ein Engagement in der U21 hätte für eine solche Bewilligung wohl nicht ausgereicht.»
Nur Spycher ist gesetzt Für die nächsten drei Jahre dürfte sich Milan Gajic dank seines YB-Vertrags also nicht mit dem Migrationsamt rumschlagen müssen – solange er in der Super League spielt, hat er sein Plätzchen in der Schweiz auf sicher. Und wie sieht es mit einem Platz im YB-Mittelfeld aus? Dort ist die Konkurrenz gross, gesetzt ist einzig Christoph Spycher, der vor der Abwehr zum Einsatz kommt und von Uli Forte zum Captain ernannt worden ist. Milan Gajic hatte den Auftakt in die Saisonvorbereitung aufgrund einer Oberschenkelverletzung verpasst. Bei seinem Comeback im Testspiel gegen Dynamo Moskau (4:1) brach die alte Verletzung erneut aus und so fehlte der Serbe erneut. YB-Trainer Forte weiss dennoch, was er an Gajic hat. «Er ist technisch hervorragend, kann ein Spiel in die Hände nehmen und den Rhythmus diktieren. Zudem ist er sehr torgefährlich», schwärmt Forte. Für den 39-Jährigen ist es kein Problem, dass der Serbe auf derselben Position spielt wie Captain Spycher. «Milan kann ich im Mittelfeld überall bringen», ist Forte überzeugt.
«Die Schweiz ist wie Serbien» Milan Gajic. Neben dem Platz liest man kaum von ihm, er ist eher schüchtern, sein Deutsch wirkt manchmal etwas holprig, aber das liegt wohl auch an der Körpersprache. Fredy Bickel: «Milan spricht exzellentes Deutsch, aber er ist der Typ Spieler, der sehr viel Vertrauen spüren muss, damit er aus sich herauskommt.» Bei den Young Boys fühlt sich der 26-Jährige wohl. Mit YB-Verteidiger Dusan Veskovac spielte Gajic bereits in der Jugend des serbischen Vertreters Napredak Krusevac, Elsad Zverotic kennt
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z n a g d n u e t o b e g n A e l l e i z e p s , s t n ! e n v a E e e t l u e h Coo h c o n h c i D e d l e m viel YB b u l c s d i k bscyb.ch/
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Milan Gajic er von gemeinsamen Luzerner Zeiten, von wo ihn Sportchef Fredy Bickel einst bereits zum FCZ gelotst hatte. Überhaupt sagt Milan Gajic die Schweiz zu. «Hier habe ich viele Freunde aus meiner Heimat, deshalb ist die Schweiz für mich ein bisschen wie Serbien», sagt Gajic. Als 20-Jähriger wagte er den Sprung ins Ausland und spielte für ein halbes Jahr bei Boavista Porto. Diese Zeit sei sehr schwierig gewesen, gesteht der zurückhaltende Profi. Seine Freundin Jelena hatte kein Visum gekriegt, Gajics Eltern konnten erst nach rund drei Monaten nachziehen und Freunde hatte der Fussballer in der portugiesischen Hafenstadt ebenfalls kaum. In der Schweiz hat sich Milan Gajic durchgebissen. Freundin Jelena hat er geheiratet, Söhnchen Janko wird bald jährig. In Luzern und beim FC Zürich hat er seine Spielmacher-Qualitäten bewiesen. Nun soll er auch bei den Young Boys das Offensivspiel beleben. Zum Wechsel in die Hauptstadt wäre es aber um ein Haar gar nicht erst gekommen.
Eigentlich ist das Boot voll
Bereits in der letzten EuroSoccer-Ausgabe bestätigte Sportchef Fredy Bickel, dass er das Kader der Young Boys dezimieren wolle. Eigentlich ist das YB-Boot voll – dass der Transfer mit Milan Gajic dennoch zustande kam, hängt mit der schwerwiegenden Verletzung von Pascal Doubai (Kreuzbandriss im rechten Knie) zusammen. «Der Ausfall von Doubai war für mich entscheidend. Auf der Liste der zentralen Mittelfeldspieler mit
SAISON 2013/2014 Zuzüge • Haris Tabakovic • Renato Steffen • Milan Gajic • Yuya Kubo • Steve von Bergen • David von Ballmoos • Michael Silberbauer • Alain Rochat
BSC Young Boys II FC Thun FC Zürich Kyoto Sanga F.C. US Palermo BSC Young Boys II Odense Boldklub D.C. Untited
Abgänge • Iván Benito unbekannt • Alexander Farnerud AC Torino • Matias Vitkieviez FC St. Gallen • Alexandre Pasche Servette FC • Adriano De Pierro FC Lausanne-Sport • Alexander González FC Aarau • Mario Raimondi Karriereende • Josef Martínez FC Thun FC Zürich • Alain Nef • Matar Coly FC Lausanne-Sport • Freddy Mveng FC Sion
Milan Gajic auf der leeren Tribüne des Stade de Suisse – das YB-Kader ist aber nach wie vor zu gross.
ähnlichen Qualitäten und vergleichbarem Preisschild stand Gajic ganz oben», sagt Bickel. Im April dieses Jahres folgte schliesslich der Anruf, dessen Inhalt der YB-Sportchef wie folgt beschreibt: Bickel erkundigte sich bei Gajic, ob dieser beim FCZ bereits verlängert habe. Als dieser verneinte, nahm Gajics Wechsel in die Hauptstadt konkrete Formen an. Es war in jener Zeit, als sich Gajic aufgrund von Herzrhythmusstörungen einem kleineren operativen Eingriff unterziehen musste. Das war im Zürcher Derby, nachdem er bei der 2:4-Nieder lage gegen die Grasshoppers beide FCZ-Tore erzielte. «Mein Herz schlug zu schnell – vielleicht
wurde es mir ein bisschen zu hektisch», sagt Gajic im Scherz. Bei den Young Boys will Milan Gajic wieder richtig durchstarten. Mit Nenad Sakic, dem Assistenztrainer der serbischen Nationalmannschaft, ist er sehr gut befreundet – womöglich wird durch ein gutes Jahr sogar ein Länderspiel-Debüt des 26-Jährigen zum Thema. Doch soweit denkt er noch gar nicht. «Ich will mit YB eine gute Saison spielen. Das Ziel heisst Europa», sagt er. Zu diesem Ziel möchte Milan Gajic auch seinen Anteil beitragen. Denn dann, so viel ist sicher, muss er auch nicht mehr um sein Aufenthaltsrecht bangen. l
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Raiffeisen Super League
Sion und das Christian Constantin hat Sion untrainierbar gemacht, weil er den Spielern zu viel Macht gab und ihnen Alibis verschaffte. Nach dem gewaltigen Umbruch dieses Sommers scheint das Team auf dem richtigen Weg. Aber Trainer Michel Decastel warnt vor allzu hohen Erwartungen.
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Text: Nicola Berger Fotos: Christian Pfander, Urs Lindt / freshfocus
Die französische Trainer-Legende Guy Roux (74, zwischen 1961 und 2005 mit wenigen Unterbrüchen Coach des französischen Vereins AJ Auxerre) hat einmal gesagt: «Wenn ein Spieler glaubt, das Terrain gehöre nur ihm, muss man ihn wegschicken.» Der Fussballehrer war bis zu seinem Karrierenende ein eifriger Verfechter der Theorie, dass weniger Talent und Einzelspieler, als vielmehr ein homogenes Kollektiv den Schlüssel zum Erfolg darstellt.
Nach der völlig missratenen Saison 2012/2013 (Platz 6, fünf Trainerwechsel) scheint das System Roux auch Christian Constantin, dem Mann mit dem ewigen Faible für grosse Namen, einzuleuchten. Westschweizer Medien berichteten zuletzt über Grüppchenbildung (Arrivierte gegen neue Spieler), Disziplinlosigkeiten und fehlenden Teamgeist. Der inzwischen nach Palermo dislozierte Spieler/Trainer Gennaro Gattuso mag mit seiner Aussage «Sion hat keinen Plan» richtig gelegen haben, aber die Probleme lagen tiefer. Sion hatte nicht nur keinen Plan, es hatte, und das ist viel schlimmer, auch keine Identität.
Der grosse Umbruch
Modell Auxerre Auf die neue Spielzeit hin baute Constantin den Kader zum x-ten Mal um, und es scheint, als hätte er sich in seiner umfassenden Säuberungsaktion (15 Abgänge, 15 Zuzüge) auch zahlreicher Akteure entledigt, die dem Teamgeist weniger zugetan waren. Der radikale Schnitt war unaus-
weichlich, weil die Spieler in Sion in den letzten Jahren vom Präsidenten mit einer viel zu grossen Machtfülle ausgestattet worden waren. Stimmten die Resultate nicht, musste stets der Trainer gehen; die hochbezahlten Spieler hatten wenig zu befürchten und stets ein Alibi. Das erklärt auch, dass bis auf Xavier Margairaz (29) in diesem Frühling kaum je ein Akteur öffentlich gegen Constantin aufmuckte. Der Profifussball ist ein Sammel becken von Opportunisten, und da empfiehlt es sich nicht, die Hand zu beissen, die einen füttert. Nun, so ist es aus dem Wallis zu vernehmen, soll sich die Hierarchie geändert haben. Mit dem recycelten Trainer Michel Decastel (57) gibt es einen (noch?) unumstrittenen Chef, seine Autorität im Team scheint trotz der gewohnten Tourbillon- Trilogie von Einstellung-Entlassung-Wiedereinstellung intakt.
Vanczak: «Die Clans existieren nicht mehr» Verteidiger-Urgestein Vilmos Vanczak (30) – er steigt in seine siebte Saison in Sion – sagt: «Die Stimmung im Team ist besser geworden, die Clans existieren nicht mehr. Wenn es jetzt ein Problem gibt, sprechen wir gemeinsam darüber und lösen es.» Und Decastels vielsagender Kommentar lautet: «Die Spieler, die zu lange hier waren, sind weg.» Decastel ist ja vor allem darum Trainer, weil er im Frühjahr erfolgreich die U21-Equipe betreut hatte und Constantin neuerdings ja auf die Jugend setzen will. Decastel lehnte den Trainerjob für die neue Saison ursprünglich gar erst ab, sagt: «Constantin musste mich umstimmen.» In einen Jugendwahn dürfte Decastel trotz seinem guten Ruf als Ausbildner nicht verfallen. Er sagt: «Bei mir spielt, wer am besten ist – Alter hin oder her.» Von den Youngsters besitzen die Offensivspieler Max Veloso (21) und Gaëtan Karlen (20), Vertei diger Benjamin Kololli (21) sowie Mittelfeldstra tege Birama Ndoye (19) die besten Chancen auf Einsatzminuten. Aber klar, mit Talenten und guter Stimmung alleine gewinnt man selten Spiele. Doch Sion verfügt nach wie vor über ein grosses Reservoir an hoch veranlagten Individualisten mit grossem Potenzial – und hat mit Herea, Rüfli, Christofi und dem früheren Servette-Star Ishmael Yartey ja auch in dieser Transferperiode gestandene Fussballer des höheren Preissegments verpflichtet. Gerade der
«Bei mir spielt, wer am besten ist – Alter hin oder her.» Bei Michel Decastel gilt einzig und allein das Leistungsprinzip.
abschlussstarke zypriotische Angreifer Demitris Christofi (24, Omonia Nikosia), Constantins teuerster Transfer dieses Sommers, verspricht eine Attraktion zu werden. Decastel sagt: «Er hat alle Anlagen, um ein grosser Spieler zu werden.» Ja, beim himmelhoch gescheiterten Spielmacher Oussama Darragi (26) klang es vor Jahresfrist ähnlich, aber dem tunesischen Regisseur stand sein eigener Hang zum Phlegmatischen im Weg.
Darragi als Sinnbild Darragi war ja so etwas wie das Sinnbild dafür, was in Sion zuletzt schief lief. Constantin gelang es, ihn für viel Geld von Ésperance Tunis loszueisen und sah in ihm jene Nummer 10, die ihn zu den Honigtöpfen Europas würde führen können. Nach einem Tor aus 25 Partien ist Constantin einige Illusionen ärmer, dafür scheint er etwas gelernt
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Der grosse Umbruch zu haben. Er senkte den Klubetat, will auf lokale Talente setzen und verspricht, zumindest zu versuchen, geduldiger zu sein. Diese Ausrichtung die überfällige Rückkehr zur zuletzt verloren gegangenen Bescheidenheit. Mit dieser ist auch der Realismus ins Stade de Tourbillon zurückgekehrt. Wurde vor der Saison 2012/2013 noch vom Meistertitel und der Champions League-Qualifikation fabuliert, sagt Decastel nun: «Von Europa brauchen wir gar nicht erst zu reden.» Der Coach nimmt damit Druck von der noch immer mit hervorragenden Individualisten besetzten Mannschaft, auch er gibt sich jedoch keinen Illusionen hin: «Junges Team hin oder her, in Sion regiert der Totomat.» Und der könnte erst im Herbst jene Resultate anzeigen, die Constantin genehm sind. Decastel warnt angesichts des gewaltigen Umbruchs nämlich schon jetzt: «Wir werden Zeit brauchen. Ich hoffe, dass wir ab Oktober wirklich bereit sind.»
In-Albon: «Sion braucht keine Champions League» Nun, im Wallis scheint es niemanden zu stören, dass bei den Ambitionen zurückbuchstabiert wird – im Gegenteil. Charly In-Albon (56), früherer Nationalverteidiger und 1998 für kurze Zeit selber Sion-Trainer, sagte im «Nouvelliste»: «Das Wallis braucht keine Champions League. Die Leute sind glücklich, wenn Sion alles zwei bis drei Jahre einen Cup-Final bestreitet.»
Ovidiu Herea
Zuletzt schienen die Anhänger die Begeisterung an ihrem Team verloren zu haben. Fangruppierungen stellten sich offen gegen Constantin und dessen Methoden, die Zuschauerzahlen sanken kontinuierlich. Wie praktisch überall existieren auch im Wallis die Wünsche, man möge doch vermehrt auf lokale Kräfte setzen – schon nur der Identifikation wegen. Aber die guten alten Zeiten, in welchen das Wallis ein halbes Dutzend Nationalspieler stellte, sind nicht mehr. In der grossen «Nouvelliste»-Diskussion mahnte Jean-Marie Fournier, in den Neunziger Jahren ein Vorstandsmitglied Sions, zu Realismus. Er sagte: «Klar identifizieren sich die Fans am liebsten mit einem Team mit vielen Wallisern. Aber wenn Sion nicht gewinnt, ist es mit der Identifikation auch sehr schnell wieder vorbei. Man muss einen Mittelweg finden.» Das ist nun die delikate Aufgabe von Michel Decastel. Wie er das schaffen will, verriet er beim Trainingsauftakt, als er die eingangs erwähnten Worte von Guy Roux zitierte. Und wozu eine funktionierende Mannschaft auch ohne Superstars fähig ist, bewies nicht nur Roux mit der AJ Auxerre, welche er von den Niederungen des burgundischen Regionalfussballs nach oben führte. Sogar bis in die Champions League. Aber in Sion wären sie schon nur damit zufrieden, für einmal eine Saison frei von Chaos und Kapriolen zu durchleben. Ob l Constantin die Wünsche erhört?
Beg Ferati
SAISON 2013/2014 Zuzüge • Dimitris Christofi • Mathieu Débonnaire • Beg Ferati • Ovidiu Herea • Freddy Mveng • Jagne Pa Modou • Vincent Rüfli • Ishmael Yartey
Omonia Nikosia FC Lausanne-Sport SC Freiburg Rapid Bukarest BSC Young Boys FC St. Gallen Servette FC Sochaux
Abgänge • José Adailton • Joaquim Adao • Paulo Lottici • Arnaud Bühler • Didier Crettenand • Michael Dingsdag • Gelson Fernandes • Gennaro Gattuso • Kevin Fickentscher • Kyle Lafferty • Xavier Margairaz • Evan Melo • Anthony Sauthier • Abdoul Karim Yoda • Darragi
FC Chiasso FC Chiasso unbekannt unbekannt Servette FC unbekannt SC Freiburg Rücktritt/Palermo FC Lausanne-Sport Palermo unbekannt unbekannt Servette FC unbekannt unbekannt
Ishmael Yartey
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Raiffeisen Super League
Der nächste ist nicht der le Mit dem FC Thun hat Guillaume Faivre in der vergangenen Saison für Furore gesorgt und einen EuropacupPlatz erreicht. Der 26-jährige Torhüter hielt phasenweise glänzend, trug aber Mitschuld an einigen Niederlagen. Künftig will der Neuenburger, der als Nachbar von Bernard Challandes aufwuchs, konstanter agieren.
den Oberländern die Nummer 1. Unaufgefordert spricht er über die vergangene Rückrunde, in welcher sich das Team Rang 5 und die Teilnahme an der Europa League-Qualifikation sicherte. «Ich werde oft nach unserem Erfolgsrezept gefragt. Es ist simpel: Der FC Thun ist eine grosse Familie, dazu gehören neben den Spielern auch der Physiotherapeut und Masseur sowie die Mitarbeiter der Geschäftsstelle. Jeder zieht am gleichen Strick, das ist nicht bei allen Klubs der Fall.» In Thun gebe es keinen Multimillionär, der aus dem Raster falle. «Viele haben sich mit Kampf und Krampf nach oben gearbeitet.»
Text: Philipp Rindlisbacher Fotos: Christian Pfander/freshfocus, zVg
Ein Krampf – das war aus Faivres Sicht die erste Hälfte der letzten Saison. Er hatte in den beiden ersten Partien zwar keinen Gegentreffer erhalten, war fortan aber nicht immer ein sicherer Rückhalt. Beim 1:3 gegen Basel verschuldete er einen Elfmeter und sah die Rote Karte. Gegen Lausanne (0:3) offerierte er den Waadtländern mit zwei kapitalen «Böcken» zwei Tore, und auch gegen Zürich (1:4) sah er bei zwei Gegentreffern schlecht aus. Es sei schwierig gewesen in dieser Phase, «es tat weh, für Niederlagen verantwortlich zu sein». Nach jedem schlechten Match schlafe er schlecht, sagt Faivre. «Und der Montag danach ist ungemütlich.» Im Umgang mit Negativerlebnissen hat er jedoch Fortschritte gemacht. Mit Goalietrainer
Die Fehler in der Vorrunde
«Manchmal kann es sehr schnell gehen.» Es ist ein Satz, den Guillaume Faivre im Verlauf des Gesprächs mehrmals von sich gibt. Derzeit passen diese Worte. Der 26-Jährige liest eine Nachricht auf dem Handy. «Alles ist gut», sagt er schmunzelnd. Auf den fragenden Blick des Reporters erwidert der Romand: «Ich bin nervös, meine Frau ist schwanger.» Der Geburtstermin ist für den 10. Juli vorgesehen. Faivre sitzt in einem Restaurant im Thuner Einkaufszentrum, vis-à-vis von der Fussballarena. Seit einem Jahr weilt der Torhüter in Thun, ist bei
GUILLAUME FAIVRE Nationalität: Schweiz Position: Torhüter Geburtstag: 20.02.1987 Grösse: 188 cm
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Gewicht: 83 kg Bisherige Vereine: Seit Juli 2012: FC Thun Vorher: FC Wil, Neuchâtel Xamax
Patrick Bettoni arbeitet er im mentalen Bereich. «Ich habe gelernt, dass Fehler dazu gehören. Der nächste wird nicht der letzte sein.» In der Rückrunde steigerte sich Faivre («manchmal kann es eben schnell gehen»), weshalb die Frage aufkam, wie gut der Goalie wirklich
Fehler etzte ist. Er könne noch besser werden, «ich würde mir für die letzte Saison die Note 5 geben». Was fehlt, ist die Konstanz auf hohem Niveau. Die Thuner Verantwortlichen jedenfalls vertrauen ihrem Keeper, der Vertrag wurde bis 2015 verlängert. Faivre habe nach schwieriger Vorrunde eine sehr starke zweite Meisterschaftshälfte
gezeigt, lässt Trainer Urs Fischer verlauten. «Mental ist er gefestigt.»
Nicht mittendrin – aber doch dabei Dank dem Kontrakt hat Faivre, der sich zuletzt mit den Folgen einer Hirnerschütterung herumplagte, Planungssicherheit. Vor dem Wechsel nach Thun
Guillaume Faivre verbrachte er jeweils ein Jahr in Vaduz und Wil; seine Frau, die als Krankenschwester arbeitet, begleitete ihn nicht. Es sei eine für die Partnerschaft unbefriedigende Zeit gewesen, «noch länger hätten wir nicht getrennt sein wollen». Mittlerweile lebt das Paar im freiburgischen Ulmiz. Aufgewachsen ist Faivre indes 1000 Meter über Meer in La Chaux-de-Milieu – 300 Meter entfernt vom Haus Bernard Challandes`, der vergangenen November in Thun freigestellt wurde. Begonnen hat Faivres Karriere bei Xamax. Bereits mit 20 war er Stammgoalie, lief als Captain ein und gehörte zum Kader der U21-Nationalmannschaft. «Es ging sehr schnell aufwärts.» Zu schnell? Nun, Rückschläge liessen nicht auf sich warten. Bei Xamax wurde er bald verdrängt, was schwierig gewesen sei, nachdem ihm zuvor jeder auf die Schulter geklopft habe. Es folgte die Ausleihe nach Vaduz; im Ländle gelangte er gegen Bröndby Kopenhagen zu einem Einsatz im Europacup, konnte sich aber nicht durchsetzen. Erst in Wil gelang Faivre der Durchbruch. Während er in der Ostschweiz Fortschritte machte, ging Xamax – orchestriert vom dubiosen Tschetschenen Bulat Tschagajew – zu Grunde. Wobei: Faivre war zwar nicht mittendrin, aber doch dabei. Er agierte als Leihspieler in Wil; während mehrerer Monate
Guillaume Faivre SAISON 2013/2014 Zuzüge • Luca Zuffi • Lukas Schenkel • Josef Martínez • Fulvio Sulmoni • Junior Sanogo
FC Winterthur AC Bellinzona BSC Young Boys AC Bellinzona FC Lausanne-Sport
Abgänge • Renato Steffen • Remo Burri • Mirson Volina • Saïf Ghezal • Stipe Matic • Muhamed Demiri • Jérémy Manière
BSC Young Boys unbekannt unbekannt unbekannt FC Oberwallis Naters FC St. Gallen FC Biel-Bienne
«Dadurch werden wir unterschätzt.» Faivre ist überzeugt: «Wollen wir Erfolg haben, müssen wir mehr tun als alle anderen. Wir sind der Kleine in dieser Liga.» Allerdings habe der Druck der Fans nach drei 5. Plätzen in Serie zugenommen. «Wir müssen d afür sorgen, dass die Euphorie bestehen
bleibt.» Faivre seinerseits wünscht, dass er künftig «wenige ungemütliche Montage verbringen muss». Er fokussiert sich auf seine Aufgaben im Oberland. In Richtung der Grossklubs wie Basel und YB schielt er vorderhand nicht. Wobei – manchmal kann es ja sehr schnell gehen. l
Guillaume Faivre spielte zuletzt stark und ist mittlerweile auch mental gefestigt.
erhielt er aus Neuenburg keinen Lohn, weshalb Versicherung und Arbeitslosenkasse aushalfen. Noch immer befindet sich Faivre im Rechtsstreit. Tschagajew traf er nie, mit dessen rechter Hand Islam Satujew aber gab es einige Treffen. «Er hatte keine Ahnung vom Fussball, dachte, das Geld falle vom Baum.»
Schüchternes Musiktalent Im Fall Xamax kritisiert Faivre das Vorgehen der Übeltäter scharf. Der Neuenburger ist jedoch ein ruhiges Gemüt, bezeichnet sich als schüchtern und reserviert. Er führe kein ausschweifendes Leben, in die Disco gehe er fast nie. «Das war als Jugend licher nicht anders. Ich bin halt ein Junge aus einem abgelegen Dorf.» Seine Zurückhaltung kann er auf dem Rasen nicht immer ablegen – dies unterscheidet ihn von Vorgänger David Da Costa, der lauthals Präsenz markierte. Lauter geht es zu und her, wenn der Thuner Rückhalt seinem Hobby frönt. Faivre spielt Saxophon, Akkordeon, Gitarre und Bass-Gitarre. Er übt jeden Tag, hat ein Musikzimmer eingerichtet. Er habe ein gutes Rhythmusgefühl, «höre ich etwas, kann ich es meistens umsetzen». Für Auftritte fehle ihm das Selbstvertrauen, sagt Faivre, der demnächst mit Klubpräsident Markus Lüthi musizieren will. «Er spielt in einer Band und hat mich angekickt.» Die Musik ist Guillaume Faivres Passion. Weniger Leidenschaft bringt er auf, wenn es darum geht, Deutsch zu lernen. «Meine Schüchternheit steht mir im Weg.» Mit einem «Uf Wiederluege», verabschiedet er die Kellnerin, welche ihm viel Erfolg wünscht. Dass Experten den FC Thun Jahr für Jahr als Abstiegskandidaten betrachten, stört den Goalie nicht – im Gegenteil.
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Brack.ch Challenge League
Der Kampf ge Die Challenge League, das Unterhaus des Schweizer Fussballs, hat einen neuen Titelsponsor – und mit Servette Genf einen haushohen Aufstiegsfavoriten.
stieg der Klubgeschichte erstaunlich des serbischen Offensivspielers Nenad unbeeindruckt weg. Wie in der Marinkovic (24, letzte Saison 8 Tore letzten EuroSoccer-Ausgabe für Bnei Yehuda/Israel) ein starangekündigt, übernahm Loïc ker Transfer. Akzente erhofft Favre (30) das Amt des sich Servette auch von den in Sportchefs – und sorgte auf Sion nicht mehr erwünschten Anhieb für die (zumindest Didier Crettenand (27) und Anauf dem Papier) gelungenste thony Sauthier (22), den zwei Genfer Transferperiode seit erklärten Wunschspielern von Text: Nicola Berger Jahren. Der Manager spielte Coach Fournier. Der Optimismus Giorgio Contini/FC Vaduz Fotos: Manu Friedrich, Michael Zanghellini, früher selber für Yverdon und ist ist zurück in Genf, doch Präsident Daniela Frutiger, Christian Boss / fresfocus der Sohn von MönchengladbachHugh Quennec (47) richtete auch mahDie Challenge League steigt in diesem Sommer in Coach Lucien Favre (55) und hatte zuletzt nende Worte an die Fans: «In der Challenge ihre elfte Saison. Es gab Zeiten, da balgten sich für die einflussreiche Wasserman Sports Media League ist das Spiel gegen Servette für jeden Lausanne, St. Gallen, Lugano, Thun und Servette Group in den USA gearbeitet. Dabei hatte er Gegner das Spiel des Jahres. Mit dieser Favoritenum den Aufstieg in die Super League. War die als Spielerberater auch Schweizer Fussballer rolle muss man sich erst einmal zurechtfinden.» Liga in besagter Saison, 2008/2009, die betreut: unter anderem Sébastien Die Verfolger beste der Geschichte? Ja. Wüthrich (23) und Marco Mathys Aber gibt es überhaupt ernstzunehmende WiderAber wie sieht es heute, fünf Jahre (26, beide St. Gallen). sacher für den 17-fachen Schweizer Meister? später, aus? Nun, in der ersten Favre gilt als exzellent ver«Ja», sagt Martin Andermatt (51). Der Zuger Saison des neuen Titelsponsors netzt – und hat sich bei der Fussballlehrer coachte zuletzt die AC Bellinzona «brack.ch» muss man von der Rekrutierung auch an Tipps und kennt die Liga aus dem Effeff. Er sagt: «Ich schwächsten Challenge League von seinem Vater bedient: traue Vaduz und Winterthur durchaus eine aller Zeiten sprechen. Absteiger Der agile Innenverteidiger Überraschung zu.» Servette, so sieht es aus, kann Niklas Dams (23) kam auf Gerade der vom langjährigen NLA-Angreifer sich eigentlich nur selber schlaEmpfehlung von «Lulu» nach Sébastien Fournier/Servette Giorgio Contini (39) trainierte FC Vaduz kann auf gen. St. Gallen, Thun und Lausanne Genf ins Probetraining und eine gelungene Transferperiode zurückblicken. haben sich im Oberhaus etabliert, unterschrieb kurz darauf einen Das Team aus dem Fürstentum schnappte sich und Lugano hat sich vom epischen Kollaps Dreijahresvertrag. Indirekt half Favre gleich vier Elemente von der zwangsrelegierten mit dem fahrlässig verspielten Aufstieg in der somit Servette-Coach Sébastien Fournier AC Bellinzona, darunter Vorlagenkönig Markus Rückrunde der Saison 2010/2011 nie mehr erho(42), was eine gewisse Ironie hat. Denn «KönigsNeumayr (27, letzte Saison 15 Assists) und den len können und backt heute kleinere Brötchen. mörder» Fournier gilt als einer der hauptverantwirblige Nordkoreaner Kwang-Ryon Pak (20). AnBellinzona, der zuletzt stärkste Tessiner Verein, wortlichen Spieler dafür, dass Favre 2002 bei dermatt, früher selbst Vaduz-Coach, sagt: «Mit versank in diesem Frühling im finanziellen SchlaServette entlassen worden war. Vaduz muss man rechnen. Durch die Europa massel, erhielt keine Lizenz und wurde in die Zumindest beim Filius ist von den damaligen League-Qualifikationsspiele ist das 1. Liga Promotion zwangsrelegiert. Und eine Ereignissen nichts hängen geblieben. Er Team stets früh im Spielrhythandere potenzielle Grösse, Xamax, befindet sich sagt: «Ich wäre für keinen anderen Vermus. Das kann zum Saison nach dem traumatischen Konkurs vom April 2012 ein in die Schweiz zurück gekehrt. beginn ein Vorteil sein und auf dem beschwerlichen Weg zurück in die ReleServette ist eine Herzensangelewichtige Punkte sichern.» vanz erst in der 1. Liga. genheit für mich.» Favre kann bei Der mit grosser Übersicht den Grenats mit einem Budget Der grosse Favorit und im anspruchsvollen von etwas mehr als vier Millionen Die grosse Frage ist darum: Wer soll Super Ballungsraum Zürich mit Franken operieren. Peanuts im League-Absteiger Servette stoppen? Vielleicht intelligentem Marketing bezahlten Fussball, klar, aber in Winterthur, womöglich Vaduz. Aber es wäre eine geschickt positionierte FC der Challenge League ist Servette faustdicke Überraschung, würde Servette nicht Winterthur verstärkte seinen mit diesen Mittel bereits der Liga- Boro Kuzmanovic/FC Winterthur der direkte Wiederaufstieg gelingen. Denn die schon zuvor mit etlichen früPrimus. Neben dem Zuzug von Dams Genfer steckten den allerersten sportlichen Abheren Super League-Akteuren (Elgelang Favre vorab mit der Verpflichtung
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Alle gegen Servette
egen Servette mer, Pacar, Bengondo) unter anderem mit dem in Basel ausgebildeten ehemaligen Servette-Verteidiger Patrik Baumann (26). Das grösste Plus der Winterthurer dürfte indes die Kontinuität sein: Trainer Boro Kuzmanovic (50) steigt bereits in seine sechste Saison, und dem letztjährigen Tabellendritten gelang es in den letzten Jahren, das Team grösstenteils zusammenzuhalten.
Das Mittelfeld Dahinter dürfte es auch Wil, Lugano und Biel gelingen, die Favoriten hin und wieder zu ärgern. Nach einem ganzen Jahr im St. Galler Exil startet Wil mit drei Auswärtsspielen in die Saison. Die neue Heimstätte, der 60 Millionen Franken teure und 6000 Plätze umfassende «Sportpark Bergholz», wird am 4. August gegen Vaduz eingeweiht. Wil dürfte im Vergleich zu Lugano leicht stärker einzuschätzen sein; der Deutsche Trainer/ Sportchef Axl Thoma (38) leistet seit Jahren hervorragende Arbeit und hat aus dem Klub ein scheinbar unerschöpfliches Reservoir an zukünftigen Super League-Spielern gemacht. Die jüngsten Stars «made in Wil»: Fabian Schär, Anatole Ngamukol, Dzengis Cavusevic, Dario Lezcano oder Adrian Winter. Auch Biel muss seine Heimspiele nach einem unbefriedigenden und finanziell schmerzhaften Jahr auf der Neuenburger Maladière nicht länger in der Fremde austragen. Der Verein hat seine Beziehungen zu YB reaktiviert, was nicht überrascht: Sportchef Stefan Freiburghaus (als Nachwuchschef) und Trainer Hans-Peter Zaugg (60) haben früher beide für die Berner gearbeitet. Freiburghaus und Zaugg wollen beide die Strategie der Vereinsleitung mittragen, wonach Investoren Spieler in Biel platzieren können, die später gewinnbringend verkauft werden. Zauggs Vorgänger, der erfolgreiche Philippe Perret (51), war damit nicht einverstanden gewesen. Und auch im Umfeld sorgten die Pläne für Unruhe.
Die Abstiegskandidaten Wer steigt ab? Aufsteiger Schaffhausen ist gefährdet, verfügt mit seinem gemeinhin unterschätzten Coach Maurizio Jacobacci (50) aber über einen wichtigen Trumpf. Die Voraussetzungen sind auch in Wohlen schwierig, wo der frü-
here Nationalmannschafts-Star David Sesa (39, Ex-Napoli) seine ersten Gehversuche als Trainer unternimmt. Im Hinblick auf diese Saison blieb bei den Aargauern kaum ein Stein auf dem anderen, das Budget wurde gesenkt und mehr als die halbe Mannschaft ausgetauscht. Weniger Mutationen verzeichnen die Tessiner Vertreter Locarno und Chiasso. Gerade im Fall von
Locarno muss das jedoch nicht unbedingt eine gute Nachricht sein. Bereits im Vorjahr hätte es das Liga-Sorgenkind erwischt, satte 13 Punkte betrug der Abstand auf den Vorletzten Vaduz – erst der Lizenzentzug des Nachbarn Bellinzona rettete das Team. Mangels finanzieller Mittel setzen die Locarnesi auf eine sehr junge Truppe – und sind mit dieser erneut Abstiegskandidat Nummer 1. l
Biel:
Zuzüge: Zaugg (Trainer), Manière (Thun), Siegrist (Luzern), Grasseler (Kriens), Nlend (Canon Yaoundé), Osmani (FC Winterthur), Hossmann (GC). Abgänge: Perret (Trainer), Sani (Lazio Rom), Galli (?).
Chiasso:
Zuzüge: Ramella (Trainer), Adailton, Adao (beide Sion). Abgänge: Bordoli (Trainer), Adeshina (?), Pimenta (Lausanne).
Locarno:
Zuzüge: Maggetti (Chiasso), Begzadic (Lausanne). Abgang: Martignoni (Aarau).
Lugano:
Zuzüge: Salvioni (Trainer), Tosetti (Wohlen), Hugo (Palmeiras), Luiz (Regatas), Silva (Coritiba). Abgänge: Ponte (Trainer), Da Silva (Rapperswil), De Pierro (Lausanne), Russo (St. Gallen).
Schaffhausen:
Zuzüge: Thrier (Wohlen), Goncalves (FCZ), Sorgic (Luzern). Abgänge: Baykal (?), Ural (?).
Servette:
Zuzüge: Marinkovic (Bnei Yehuda), Sauthier, Crettenand (beide Sion), Tadic (St. Gallen). Abgänge: Rüfli (Sion), Karanovic, Vitkeviez (beide St. Gallen), Kouassi (?), De Azevedo (Aradippou/ Zypern), Pizzinat (Rücktritt), Lang (GC), Kusunga (Basel).
Vaduz:
Zuzüge: Neumayr, Pak, Schürpf, Pergl (alle Bellinzona), Sutter (St. Gallen), Jehle (Luzern). Abgänge: Barmettler (?), Afonso (?).
Wil:
Zuzüge: Jahovic (FCZ), Favre (Lausanne). Abgänge: Mouange (Aarau), Mustafi (?).
Winterthur:
Zuzüge: Baumann (ex-Servette), Grether (Bellinzona). Abgänge: Ferati (Sion), Osmani (Biel).
Wohlen:
Zuzüge: Paiva (GC), Bühler (Luzern), Rapp (Basel U21). Abgänge: Gaspar, Hodzic (beide Rücktritt), Thrier (Schaffhausen), Rapisarda (?).
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Schweizer Alternativligen
Das «Spiel ohne Regeln» boomt
Schweizer Alternativligen
Das Spiel ohne Regeln
Kein Taktikgeplänkel, keine verbalen Blutgrätschen. In den Schweizer Alternativligen wird Fussball um des Fussballs Willen praktiziert. In Zürich, Bern und Basel hat sich der «Spassfussball» längst etabliert. Erstmals neigt sich auch in St. Gallen eine alternative Meisterschaft dem Ende zu.
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Das «Spiel ohne Regeln» boomt Text: Dominic Ledergerber Karikatur: Michael Posner Fotos: zVg
In den späten 1970er Jahren widmete sich der Staatsschutz einem neuen Phänomen: dem Alter nativfussball. Vorwiegend in der politisch linken Szene fanden sich immer mehr Leute ein, die zu sammen gegen den Ball traten. Die Befürchtung, die Linke halte sich für den nächsten Staatsstreich fit, bestätigte sich nicht. Es wurde schlicht Fuss ball gespielt – und zwar um des Fussballs Willen. Heute, knapp 45 Jahre später, erfährt das Phäno men der Alternativligen landesweit einen enor men Zulauf. Für Mämä Sykora, den Präsidenten der Alternativliga Zürich, ist das wenig über raschend. «Ich hätte vielmehr nicht gedacht, dass es so lange dauert, bis auch in anderen Schweizer Städten Alternativfussball gespielt wird», sagt der 37-Jährige. In Zürich hat sich der Alternativfussball längst institutionalisiert, die Liga in der Limmatstadt besteht seit rund 35 Jahren. Insgesamt gibt es 46 Mannschaften, die in den Kategorien Aktive, Senioren (genannt «Ehrenliga») und Frauen an treten. Wurde diese Art des Spiels früher noch kritisch beäugt, so erhält der «Fortschrittliche Schweizer Fussballverband (FSFV)» in Zürich heute Unterstützung von der Stadtregierung, die den Hobbykickern das Hardhof-Areal zur Verfü gung stellt. An Interessierten mangelt es ebenfalls nicht. «Wir müssen die Anzahl Mannschaften Jahr für Jahr limitieren, weil der Spielplan sonst über füllt wäre», sagt Sykora. Auch einstige National spieler wie Alain Sutter, Thomas Bickel, David Sesa oder jüngst Boris Smiljanic hatten bereits Unterschlupf in Zürichs erlauchten Alternativ kreisen gefunden.
In St. Gallen ist Abseits Ermessenssache Etabliert haben sich Alternativligen auch in Basel («Unseri Liga», seit 2003) und Bern («F.O.U.L.», seit 1997), wo mitunter Sänger Baschi mitspielt.
Neu ist auch die Ostschweiz auf den Geschmack gekommen. Bei der Platzwahl muss man in St. Gallen – anders als in Zürich – aber improvisie ren: Infrage kommen auch Wiesen mit Toren ohne Netz, Schlammpfützen werden grossräumig um spielt – doch das stört hier niemanden. Schliess lich ist die Alternative Fussball-Liga St. Gallen «eine Liga für alle, die Fussball spielen wollen», wie es auf der Homepage treffend heisst. In der ersten Saison duellierten sich in zwei Grup pen je acht Teams mit kreativen und klingenden Namen wie «Kommando Vinnie Jones», «Charlie Sheenbeinschoner» oder «Amt für Bewegung». Im Osten des Landes nimmt man es mit den
«Viele haben es satt, bis zu viermal in der Woche zu trainieren, um gegen Teams zu spielen, die man hasst.» Mämä Sykora über das Erfolgsgeheimnis des Alternativfussballs.
Regeln oder Spielständen nicht so genau, dafür sind die Matchberichte mindestens auf Super League-Niveau – für beide Behauptungen bürgt folgender Auszug: «Der FC Little Mountain Villa ge steckte im Anschluss diesen kleinen Rück schlag jedoch routiniert weg und erhöhte noch vor der Pause auf 4:1, 5:1, oder 4:2!» Die Zürcher Alternativler orientieren sich mehr heitlich am Fifa-Regelwerk, mit der Ausnahme, dass es kein Wechsellimit gibt und mit dem Wunsch, dass die Spiele irgendwann wieder ganz ohne Schiedsrichter funktionieren – aktuell ver zichtet man in der Limmatstadt lediglich am ersten Spieltag auf den Referee, ansonsten werden die Spiele von unlizenzierten Schieds- und Linienrich tern geleitet. Die Städte organisieren sich jedoch eigenständig und so wartet auch der AlternativNeuling St. Gallen mit einem besonderen Regle ment auf. So gibt es hier keine Unparteiischen, ist
Abseits Ermessenssache, Tiki-Taka verpönt, Kick and Rush erwünscht und werden als Sponsoren nur «lokale Brauereien» geduldet – was sich für die Mannschaft mit Namen «Bierfreunde» noch als Wettbewerbsvorteil entpuppen könnte.
Das Erfolgsrezept Der Schweizer Alternativfussball mag in gewisser Hinsicht ein «Spiel ohne Regeln» sein, nach Tro phäen oder Torjägerkronen sucht man vergebens. Doch ist es eben dieses Ungezwungene, was die se Art der sportlichen Ertüchtigung so beliebt macht. «Es gibt schon Spieler im Alternativfuss ball, die früher einmal in der 1. Liga spielten», sagt Zürichs Präsident Sykora. «Aber viele haben es einfach satt, bis zu viermal in der Woche zu trainieren, um dann gegen Mannschaften zu spielen, die man per Definition hasst.» Auch Roman Rutz, der die St. Galler Alternativliga ins Leben gerufen hat, findet Fussballspielen mit Freunden angenehmer als das Partizipieren in einem geregelten Meisterschaftsbetrieb. «Ohne Schiedsrichter gibt es zudem keine Projektions fläche für Emotionen», ist sich Rutz sicher und fügt an: «Mittlerweile hat es sich eingebürgert, dass sich die Gemüter nach dem Spiel bei Bratwurst und Bier abkühlen.» So unterschiedlich die Alternativ ligen in Zürich und St. Gallen auch aufgestellt sein mögen, haben sie doch eines gemeinsam: Sie wachsen auf fruchtbarem Boden. Rund 1000 Spass fussballer sind es in Zürich, und auch in St. Gallen liessen sich begeisterte Alternativler problemlos ohne Werbung und «mehrheitlich in St. Galler Bei zen» rekrutieren, wie Roman Rutz bestätigt. Im September wird in St. Gallen erstmals ein inoffizieller Alternativmeister gekürt. Dann treffen die 16 Teams in einem Turnier mit K.-o.-System aufeinander. Sollte im Finalspiel ein kniffliges Abseits tor über Sieg und Niederlage entscheiden, dürfte es wohl viele Biere und Bratwürste brauchen, um die erhitzten Gemüter wieder abzu l kühlen. Doch wen kümmert das schon.
Fussball um des Fussballs Willen: Sowohl in Zürich (grosses Bild) als auch in St. Gallen erhalten die Alternativligen grossen Zulauf.
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Seine Herkunft
Neymar wird am 5. Feburar 1992 in Mogi das Cruzes geboren – sein vollständiger Name lautet: Neymar da Silva Santos Júnior. Die Familie ist Neymar wichtig und es ist gut möglich, dass sie ihn nach Barcelona begleiten wird. Ein besonderes Verhältnis pflegt Neymar zu seinem Vater (früher ein Zweitliga-Kicker), der heute sein Manager ist. Neymar jr. selber wurde am 24. August 2011 Vater eines S ohnes. Wie stolz er auf den kleinen David Lucca ist, zeigen unzählige Bilder auf Facebook. Zu der Mutter des Kindes führt er keine Beziehung mehr, seit Februar 2013 ist Neymar offiziell mit Bruna Marquezina liiert. Die 17-Jährige ist Schauspielerin, spielt in TV-Serien, hatte Auftritte in Filmen und am Theater, arbeitet als Model und tanzte beim Karneval 2013 in Rio.
Seine Karriere Neymar kam mit 11 Jahren zum brasilianischen Traditionsklub FC Santos, für den auch Pelé gespielt hatte. Neymars Talent wird bei Santos früh erkannt und gefördert. Doch nicht nur bei Santos wird sein überragendes Können erkannt. Nach einem Probetraining will Real Madrid ihn 2006 verpflichten. Santos gelingt es, Neymar zu halten, indem man ihm eine Prämie von knapp 400 000 Euro zahlt. 2009 ist es soweit: Neymar rückt in den Profikader von Santos auf. Die Ausstiegsklausel aus seinem Vertrag betrug 50 Millionen Euro. Im November 2011 verlängerte er seinen Vertrag bei Santos bis Sommer 2014, wechselt auf die kommende Saison hin aber dennoch zum FC Barcelona.
FC Barcelona Chelsea, Real Madrid, auch der FC Bayern – alle wollten Neymar, doch bekommen hat ihn Barcelona. Neymar hat bei Barça einen Fünfjahresvertrag erhalten, das Transferpaket beläuft sich auf über 50 Millionen Euro. Die Ausstiegsklausel liegt bei 190 Mio. Euro, das Jahressalär wird auf 7 Millionen Euro geschätzt. Speziell im Vertrag ist eine Partyklausel: Alle zwei Monate muss Barcelona gemäss «El Mundo» Neymars Kumpel Gil Cebola, Willian, Gustavo und Guilherme einfliegen lassen. Flüge, Kost und Logis sind vom Abflug bis zur Wiederankunft in Brasilien frei, auch die Getränke für die Party-Clique übernimmt der Klub.
Neymar Nationalität: Brasilien Position: Stürmer Geburtstag: 5. Februar 1992 Grösse: 174 cm Gewicht: 64 kg Bisherige Vereine: FC Santos, FC Barcelona
Neymar (FC Barcelona) unter
der Lupe
Seine Dribblings
Neymar gilt als der letzte Ver treter des Jogo bonito , des schönen Spiels, und als Wunderdribbler. Schon wenn der Gegenspieler noc h fünf Meter entfernt ist, kommt der erste Trick, dan n der zweite, dann der dri tte. Manch einen Gegner düpier t er auch mit einem Beinschuss. Kritiker bezeic hnen solche Soloauftritte als Mätzchen und Neymar als «YouTube-Spieler». Also als einen Fussballer, der für spe ktakuläre Einlagen gut ist, aber eine Mannschaft we nig weiterbringt. Besonders har t sind die Worte des eng lischen Skandalkickers Joe y Barton: «Neymar ist der Justin Bieber des Fussballs. Brilliant auf YouTube, in Wa hrheit Katzenpisse! Hört mir bloss auf mit Toren in der brasilianischen Liga. Ich habe 77 Tore in meiner ers ten Saison in der Rainhilland-Byrne-U14-Liga gescho ssen, und das war schwieriger.» Anders sieht es sein zukünf tiger Mitspieler Andres Iniesta : «Neymar ist pures Talent und hat ein e brutale Qualität. Er ist eine grossartige Verpflichtung.»
Seine Vermarktung
Neymar ist ein Exzentriker und sorgt immer wieder als Frisuren-Freak für Aufsehen . Vor allem sein IrokesenSchnitt in diversen Ausführu ngen war ein Hingucker, dann brillierte er auch ma l mit einem blondierten Undercut oder mit Haarband und Gel-Frisur. Neymar ist auch ein begnadeter Tänzer und verhalf Miche l Telós Lied «Ai Se Eu Te Pego!» zur grossen Bekanntheit, als er zu dem Lied in der Ka bine des FC Santos tanzte . Eine solche Figur – Neymar hat über sieben Millionen Twitter-Follower – mit derartigen Fähigkeiten ist natürlich auch für die We rbung interessant. Red Bu ll, Nike, Volkswagen do Bra sil: Neymar ist v iele ror ts involviert und gilt als Fus sballer mit dem weltweit höchsten Werbewert. Sei n Name wurde auch schon als eine Art «Lizenz zum Ge lddrucken» b ezeichnet. Da ist es nicht mehr als sel bst verständlich, dass auc h seine Fan-Ar tikel boomen. Es gibt neben den sonst üblichen Artikeln auch ein en eigenen C omic, Puzzles, Bettwäsche, Kaffeebecher und so weiter. Bei dieser Neymar-Mania erstaunt es kaum jemanden, dass zu seiner Vorstellung bei Ba rcelona knapp 50 000 Fan s ins Camp Nou pilgerten.
Seine Erfolge
2011 führte Neymar den FC Santos zum ersten Gewinn der Copa Libertadores (sü damerikanische Champions League) seit 1963 und wu rde als bester Spieler aus gezeichnet. Dazu komme n die Gewinne der Recop a Sudamericana (2012) sow ie der Staatsmeisterschaf t von São Paulo (2010, 201 1, 2012) und der Copa do Brasil (2010). Mit Brasilien gewann er 2012 Olympiasilber und zuletzt den Confe derations Cup. In seinem persönlichen Palmarès ste hen zahlreiche Auszeichnungen. Neymar wurde in verschiedenen Wettbewerben Torschützenkönig sow ie 2011 und 2012 Südamerikas Fussballer des Jahres . Doch der grösste Triump h ist für 2014 geplant: WM-Tit el daheim mit Brasilien...
Impressum
91. Minute
Das Fussball-Magazin der Schweiz
Steven Zuber folgt dem Lockruf aus Russland
4. Jahrgang, 2013 / 2014 Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 11. Juli 2013 Herausgeber: IMS Sport AG EuroSoccer-Magazin: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, Postfach 683 3098 Köniz Telefon: 031 978 20 20 Telefax: 031 978 20 25 ims@ims-sport.ch Verlagsleitung: Michel Bongard Telefon: 031 978 20 31 michel.bongard@ims-sport.ch Anzeigenleitung: Fabian Furrer Telefon: 031 978 20 35 fabian.furrer@ims-sport.ch Publizistischer Leiter: Andy Maschek Telefon: 031 978 20 55 andy.maschek@ims-sport.ch Redaktionsleiter: Dominic Ledergerber Textmitarbeiter: Nicola Berger, Philipp Rindlisbacher Fotos: freshfocus, zVg
Für Steven Zuber rollt beim russischen Meister ZSKA Moskau nun der Rubel.
Vorstufe: IMS Sport AG Gartenstadtstrasse 17, 3098 Köniz Layout/Litho: Ralf Küffer, Christine Boschung Druck: Stämpfli Publikationen AG Wölflistrasse 1, Postfach 8326 CH-3001 Bern Telefon: 031 300 66 66 © Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise oder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unverlangte Zusendungen wird von der Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt. Auflage: ø 18 000 Exemplare, bei zusätzlichen saisonalen Mehrauflagen 25 000 Exemplare Abonnement: Abonnementspreis Inland Abonnementspreis Ausland Schnupperabo (3 Ausgaben, Inland) 9 Ausgaben pro Kalenderjahr
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Italien? Spanien? Deutschland? Griechenland? Immer wieder tauchte in den letzten Wochen und Monaten bei Transfergerüchten der Name Steven Zuber auf. Doch das Rennen um den Mittelfeldspieler der Grasshoppers machte schlussendlich ZSKA Moskau: Der bald 22-Jährige hat beim russischen Meister und Cupsieger einen Fünfjahresvertrag unterschrieben; GC soll für ihn knapp fünf Millionen Franken Ablöse kassieren. Der U21Internationale ist von seinem Wechsel zu ZSKA Moskau überzeugt. «Auf einen solchen nächsten Karriereschritt hatte ich gehofft», liess Zuber nach dem Transfer verlauten. «Ich hatte einige Offerten, aber ich habe mich für ZSKA entscheiden, weil sie in der Champions League spielen, Meister sind, grosse Spieler in der Mannschaft haben und Moskau eine Weltstadt ist.» Dass er fernab der Schweiz in Vergessenheit geraten könnte, mache ihm keine Sorgen, so Zuber. In der Schweiz werde
man sich spätestens dann wieder an ihn erinnern, wenn er mit den Russen in der Champions League spiele. So verlockend das Angebot für ihn auch gewesen sein mag – ungefährlich ist es nicht. Immerhin hat ZSKA in den letzten drei Saisons für mehr als 50 Millionen Euro Spieler eingekauft und beträgt der Marktwert des aktuellen Kaders (28 Spieler) gemäss transfermarkt.ch 237 Millionen Franken. Da dürfte es für «Schnäppchen» Zuber schwierig sein, einen Stammplatz zu ergattern. Im Mittelfeld kann Coach Leonid Slutski aus dem Vollen schöpfen – ihm stehen 14 Spieler aus 10 Nationen zur Wahl. Und wie hart es ist, sich in Russland durchzusetzen, mussten zuletzt auch zwei Schweizer Nationalspieler erfahren. Reto Ziegler brach seine Zelte bei Spartak Moskau relativ schnell wieder ab und Admir Mehmedi flüchtete von Dynamo Kiew zum SC Freiburg. Aber immerhin rollte der Rubel... l
Soccer-Hotline: abo@eurosoccer.li Tel. 031 740 97 99 • Fax 031 740 97 76
mit power gegen krebS 7. September 2013 michaelSkreuz / lu Jetzt anmelden:
www.cancerrace.ch
Mit Power gegen Krebs In der Schweiz erkranken jährlich 37‘000 Menschen an Krebs, 16‘000 sterben daran. Um ein Zeichen zu setzen und sich solidarisch mit Betroffenen zu zeigen, findet am 7. September 2013 in Root (LU) bereits zum vierten Mal die Benefiz-Velotour «race against cancer» statt. Fast alle werden wir im Laufe unseres Lebens mit Krebs konfrontiert, sei dies direkt als Betroffener oder indirekt als Angehöriger oder Freund eines Krebskranken. Eine Krebsdiagnose ist ein schwerer Schicksalsschlag – nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für ihre Angehörigen und Freunde. Das «race against cancer» setzt ein Zeichen. Zur Unterstützung aller, die gegen Krebs kämpfen und in Erinnerung an diejenigen, die an Krebs gestorben sind. Während zwölf Stunden werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine 15 Kilometer lange Rundstrecke von Root über das Michaelskreuz, 350 Höhenmeter, so oft wie möglich bewältigen und dabei Geld sammeln. Erlaubt sind Velos, Bikes, E-Bikes und Tandems. Das gesammelte Geld kommt vollumfänglich wichtigen Projekten der Krebsliga zugute. Seit 2010 wurden netto über CHF 700‘000.– gesammelt. Die eine Hälfte der Einnahmen floss in den «Hilfsfond für Härtefälle», welcher Betroffene und ihre Familien unterstützt, die durch eine Krebserkrankung in eine finanzielle Notlage geraten. Die andere Hälfte wurde für das Projekt «Erforschung der Langzeitfolgen von Krebserkrankungen im Kindesalter» eingesetzt.
Jede Teilnahme bedeutet Hoffnung Gestartet wird als Einzelfahrer, als Couple oder in einem Team von 3–6 Fahrern. Dabei erbringen die Teilnehmenden nicht nur am Eventtag sportliche Höchstleistungen, sondern zeigen bereits im Vorfeld viel Herzblut und Engagement, indem sie Familie, Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen zu einer Spende für ihr Team motivieren und so möglichst viel Geld sammeln. Beim «race against cancer» gibt es keine Konkurrenten und keine Rangliste, sondern nur Gewinner. So treten Krebskranke, Angehörige und ambitionierte Radfahrer zusammen mit Prominenten in die Pedale. Es zählt allein der Wille, möglichst viele Runden zu fahren, Spenden zu sammeln und niemals aufzugeben – entsprechend dem Motto «never give up!».
Schritt für Schritt etwas bewegen Dieses Jahr haben Nicht-Biker und Begleitpersonen der Fahrerinnen und Fahrer die Möglichkeit, den Spirit des «race against cancer» auch zu Fuss zu erleben. Die rund zweistündige Solidaritätswanderung führt über abwechslungsreiche Wanderwege von Root auf das Michaelskreuz. Teilweise entlang der Radstrecke, sodass die Velofahrer und Biker von ihren Fanclubs angefeuert werden können. Auf dem Michaelskreuz werden die Wanderer mit einer herrlichen Aussicht auf den Zuger See, die Rigi und das Rontal belohnt.
Spender werden jetzt zu Gewinnern Wer spendet hilft und wer spendet gewinnt! Mit der finanziellen Unterstützung seines Fahrers und seiner Fahrerin in beliebiger Höhe tut man Gutes und kann erst noch tolle Preise gewinnen! Unter allen Spendenden werden von Sponsoren des «race against cancer» zur Verfügung gestellte Wettbewerbspreise verlost: • Reisegutscheine von Lidl-Reisen Schweiz, • Velos, • Bikes von BMC, • E-Bikes, etc. Nehmen Sie mit einem Team am «race against cancer» teil und laden Sie ihre Freunde und Bekannten ein, Ihr Team mit einer Spende zu unterstützen. Jeder Spendende nimmt an der Verlosung teil – egal, wie hoch der Spendenbetrag ausfällt.
race against cancer 2013 Datum: Samstag, 7. September 2013 Dauer: 12 Stunden (7–19 Uhr) Strecke: Rundkurs Root (LU) – Michaelskreuz – Udligenswil – Root Distanz pro Runde: 15 km Höhendifferenz pro Runde: 352 m
Spendenziele Privatpersonen: • Einzelfahrer CHF 2000.– • Couple CHF 3000.– • Team CHF 5000.– Spendenziele Firmen: • Einzelfahrer CHF 5000.– • Team CHF 10‘000.–
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